Die Suche nach dem Kick


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Mit ausgefallenen Geschäftsideen und Innovationen zum ultimativen Kunden-Must-have.

In der Zeit des Überflusses und der Langeweile haben vor allem ausgefallene Geschäftsideen enormen Erfolg. Schließlich besitzen viele Menschen bereits fast alles, was sie sich kaufen könnten und sind deshalb stets auf der Suche nach etwas ganz Besonderem. Das trifft nicht nur auf materielle Dinge zu, zum Beispiel auf extravagante Kleidung, sondern auch auf Erlebnisse. Findige Geschäftsleute sind deshalb immer auf der Suche nach dem ultimativen Kick. Die Leute scheinen süchtig zu sein nach Trends und sehnen sich nach Abwechslung vom tristen Alltag.

Wer eine zündende Idee hat, kann mit seiner Innovation Millionen erwirtschaften. Das ist keine Erscheinung der Neuzeit, denn immer wieder kommen neue Trends auf den Markt, die viele Menschen mitreißen. In den 70er Jahren waren das die Jo-Jos, später folgten die Zauberwürfel und Flummis und 2011 eroberten die Mini Looms den internationalen Markt. Der Fidget Spinner, ein kleiner Handkreisel, kam 2016 ganz groß heraus und machte seine Hersteller um viele Millionen reicher. Das Forbes-Magazin bezeichnete das nette Spielzeug als „Must-Have Office Toy For 2017“. Wer ein solches Must-have erfolgreich auf den Markt bringt, hat zumeist ausgedient.

Innovationen erobern jede Branche



Die Neuheiten beschränken sich nicht nur auf die Herstellung von Spielzeug und Accessoires, sondern sie sind ein branchenübergreifendes Phänomen. Wer einen Blick in die Speisekarte der großen Fastfood-Ketten wirft, stellt schnell eine rasche Sortimentserweiterung fest. Neben den klassischen Ham- und Cheeseburgern kommen immer mehr fantasievolle Kreationen dazu. Und das Konzept scheint aufzugehen, denn die Anbieter erfreuen sich eines regen Zulaufs. Insbesondere auf dem Gebiet der Erlebnisgastronomie tut sich was. Man isst nicht des Essens willen, sondern man bucht ein ganz besonderes Abenteuer, und genau das gefällt den Leuten. Ob es sich dabei um ein sorgfältig zusammengestelltes Rahmenprogramm mit Tanz, Musik und komödiantischen Einlagen handelt oder um ein bestimmtes Speisenthema ist völlig egal, wichtig ist, dass es sich um etwas nicht Alltägliches handelt. Für den Unternehmer bedeutet das jedoch die gleiche Basisarbeit wie in einem herkömmlichen Restaurant.

Ganz egal, wie originell eine Geschäftsidee ist, wer ein Gewerbe in der Gastronomiebranche eröffnet, benötigt das hierfür erforderliche Equipment. Dazu gehören zum Beispiel die Anschaffung einer hochwertigen Kücheneinrichtung ebenso wie die Personalplanung. Der Betrieb ist kein Selbstläufer, nur weil dem Gast etwas Extravagantes geboten wird, sondern auch hier läuft das Geschäft nur, wenn die Qualität stimmt. Vor der Neugründung ist ein gutes Konzept unverzichtbar. So muss auf jeden Fall die Finanzierung stimmen, denn ein solcher Neustart, aber auch ein Umbau bereits vorhandener Strukturen, verschlingt zumeist einen schönen Batzen Geld. Diese finanziellen Mittel müssen irgendwann wieder hereingeholt werden.

Deshalb gilt es im Vorfeld zu prüfen, ob das Vorhaben überhaupt tragfähig ist. Denn nicht nur die Idee an sich ist für den Erfolg ausschlaggebend, sondern es spielen viele weitere Faktoren eine Rolle, zum Beispiel der Standort und die Erreichbarkeit der Zielgruppe. Im Vorfeld ist ein detailliertes Profil zu erstellen. Man sollte sich fragen, ob es genügend Nachfrage gibt. In einer Region mit einer überwiegend älteren Bevölkerung macht es wenig Sinn, sich vornehmlich an ein junges, dynamisches und abenteuerlustiges Publikum zu richten. Auch die Konkurrenz ist zu beachten. Vielleicht gibt es ein ähnliches Angebot bereits in der Nähe oder die geplante Einrichtung liegt allgemein an einem wenig frequentierten und daher ungünstigen Ort. Nur nach einer eingehenden Planungsphase und nur mit einem wirklich gut durchdachten Konzept kann ein Projekt erfolgreich starten.

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From free to fee

Die Monetarisierung einer Internet-Plattform ist eine der schwierigsten und zugleich faszinierendsten Aufgaben für Gründer.

Der einem Plattformunternehmen zugrunde liegende Wert besteht zunächst aus den Netzwerkeffekten, die es erzeugt. Die daraus resultierende Notwendigkeit, Netzwerkeffekte zu erzeugen und zu fördern, veranlasst die Plattformbetreiber, ihre Dienste zunächst einmal kostenlos anzubieten.

Den Usern einen Mehrwert bereitzustellen, ohne eine Gegenleistung dafür zu fordern, ist oft eine gute Methode, um Mitglieder anzuziehen und zur Teilnahme zu bewegen. Das Motto lautet: Erst die User, dann die Monetarisierung. Oder wie es der Plattformstratege des chinesischen Fertigungsunternehmens Haier Group ausgedrückt hat: „Man verlangt niemals zuallerst Geld.“

Soll heißen: Erst nachdem Werteinheiten erzeugt und ausgetauscht worden sind und das Ergebnis sowohl den Anbieter als auch den Kunden zufriedenstellt, sollte das Plattformunternehmen versuchen, einen Teile dieses Wertes einzubehalten. Es sind schon einige äußerst vielversprechende Plattformen erfolglos geblieben, weil sie diese Regel missachtet und stattdessen versucht haben, ihr Angebot verfrüht zu monetarsisieren.

Kosten sind Killerfaktoren

Die Monetarisierung stellt allerdings eine besondere Herausforderung für sich dar. Netzwerkeffekte beschreiben die Attraktivität einer Plattform, indem sie selbstverstärkende sog. Feedbackschleifen erzeugen, die die Userbasis vergrößern, häufig sogar ohne nennenswerten Aufwand auf Seiten des Betreibers. Eine umfassendere Wertschöpfung durch die Anbieter auf einer Plattform zieht weitere Kunden an, die ihrerseits neue Anbieter anlocken und so wiederum für zusätzliche Wertschöpfung sorgen. Dennoch gestaltet diese außerordentlich positive Wachstumsdynamik die Monetarisierung paradoxerweise sehr knifflig.

Jede Form von Kosten, die den Usern auferlegt werden, trägt dazu bei, dass diese möglicherweise ganz von einer Teilnahme an der Plattform absehen: Eine Gebühr für den Zugang zu einer Plattform zu erheben, könnte dazu führen, dass die User sie ganz meiden, während eine Nutzungsgebühr eine häufigere Teilnahme verhindern könnte. Gebührenzahlungen von Anbietern zu fordern, reduziert die Wertschöpfung und macht die Plattform für Kunden weniger attraktiv – und die Berechnung von Nutzungsgebühren wirkt sich nachteilig auf den Konsum aus und macht die Plattform folglich auch für Anbieter weniger attraktiv. Hierbei handelt es sich um genau das Dilemma, mit dem viele E-Commerce-Gründer heftig zu kämpfen haben.

From free to fee

Wie also monetarisiert man eine Plattform, ohne die Netzwerkeffekte, deren Aufbau so mühsam war, zu beeinträchtigen oder sogar zunichte zu machen? Manche Beobachter des Plattform-Business kommen zu dem Schluss, dass online vertriebene Waren und Dienstleistungen aufgrund der von Zusammenarbeit geprägten Art der Wertschöpfung im Internet naturgemäß kostenlos zu haben sein sollten. Allerdings wird ein Unternehmen, das für die Vorteile, die es bietet, kein Geld verlangt, natürlich kaum sehr lange überleben, da es keine für die Aufrechterhaltung oder Verbesserung der Geschäftstätigkeit erforderlichen Ressourcen generiert. Und für Investoren besteht kein Anreiz, das für ein Wachstum der Plattform benötigte Kapital bereitzustellen.

Razor-and-Blade

Manche Elemente einer solchen Gratiskultur können beim Aufbau von Netzwerkeffekten für ein Plattformunternehmen durchaus nützlich sein. Man sollte jedoch die verschiedenen Modelle kennen, in deren Kontext eine teilweise kostenlose Bereitstellung von Waren und Dienstleistungen das Wachstum vorantreiben kann. Jeder Student der Betriebswirtschaft kennt das Verkaufsmodell für Rasierapparate, das 1901 von dem Unternehmer King Gillette begründet wurde: Die Rasierapparate selbst werden verschenkt – oder zu einem sehr geringen, subventionierten Preis abgegeben –, die Rasierklingen kosten hingegen Geld.

Eine Untersuchung von Randal C. Picker, Rechtsprofessor an der University of Chicago Law School, stellt die wohlbekannte Geschichte von Gillettes Preisgestaltung für Rasierapparate und -klingen übrigens infrage: Picker konstatierte, dass weder die Zeitpunkte der Preisänderungen für Gillette-Rasierapparate und -Rasierklingen, noch das Ablaufdatum des Patents für Gillettes Sicherheitsrasierer die These belegen, dass sein Unternehmen das sog. Köder-und-Haken-Geschäftsmodell (auch Razor-and-Blade genannt) tatsächlich in der Form angewandt hat, wie man bislang annahm. Dessen ungeachtet symbolisiert die vertraute Geschichte jedoch in anschaulicher Weise eine Strategie, die in einer Reihe von Märkten verfolgt wird, beispielsweise auch im Druckersegment: Die Verkäufe der kostspieligen Tonerkartuschen erzielen höhere Gewinne als die im Verhältnis dazu preiswerten Drucker.

Freemium-Varianten

Eine andere Variante dieser Strategie ist das Freemium-Modell, bei dem die Grundausführung eines Dienstes bzw. Produkts zunächst einmal kostenlos zur Verfügung gestellt wird, um User anzulocken, während die vollumfängliche Nutzung sowie Erweiterungen kostenpflichtig sind. Viele Plattformen für Online-Dienste gehen auf diese Weise vor, z.B. Dropbox und MailChimp. Sowohl das Razor-and-Blade-Modell als auch das Freemium-Modell monetarisieren dieselbe Userbasis (oder Teile davon). Mitunter verhält es sich auch so, dass Plattformen einer bestimmten Usergruppe kostenlose oder subventionierte Dienste und Produkte anbieten, für die sie einem völlig anders zusammengesetzten Userkreis den vollen Preis berechnen. Durch diese Verfahrensweise wird die Gestaltung von Monetarisierungsmodellen allerdings verkompliziert, denn hierbei muss die Plattform gewährleisten, dass die auf der einen Seite verschenkten Werte auf der anderen Seite gewinnbringend einsetzbar sind.

Auf diesem Gebiet wurde bis heute beträchtliche wissenschaftliche Arbeit geleistet. Geoff Parker und Marshall Van Alstyne gehörten zu den Ersten, die eine Theorie der Preisgestaltung in zweiseitigen Märkten entwickelten. Diese Theorie führte unter anderem auch zu der Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises 2014 an Jean Tirole, einen weiteren Wegbereiter auf dem Gebiet der Ökonomie zweiseitiger Märkte. Ein ausgewogenes Verhältnis für all die komplizierten Faktoren zu finden, die bei der Preisgestaltung in zweiseitigen Märkten eine Rolle spielen, ist nicht ganz einfach. Netscape, einer der Pioniere des Internetzeitalters, „verschenkte“ seine Browser in der Hoffnung, dadurch die hauseigenen Webserver zu verkaufen. Leider gab es jedoch keine proprietäre Verknüpfung zwischen Browsern und Servern, die das Unternehmen verlässlich hätte steuern können.

Stattdessen konnten die User genauso gut den Webserver von Microsoft oder den kostenlosen Apache-Webserver einsetzen – und deshalb ist es Netscape auch nie gelungen, die andere Seite des Browsergeschäfts zu monetarisieren. Wie dieses Beispiel zeigt, müssen Plattformunternehmen, deren Strategie eine teilweise kostenlose Bereitstellung ihrer Waren und Dienstleistungen vorsieht, gewährleisten können, dass die geschaffenen Werte, die sie zu monetarisieren hoffen, auch tatsächlich vollständig unter der Kontrolle der Plattform stehen.

Welche Werte bietest du?

Um die Herausforderung, welche die Monetarisierung einer Plattform darstellt, annehmen zu können, muss zuallererst eine Analyse der von der Plattform erzeugten Werte erstellt werden. Traditionelle Geschäftsmodelle ohne Plattformkonzept – sprich sog. Pipelines – liefern den Kunden Werte in Form von Produkten oder Dienstleistungen, das heißt, sie verlangen zum Beispiel für die Ware selbst Geld, wie es etwa die Firma Whirlpool tut, wenn sie einen Geschirrspüler verkauft, oder aber für den Gebrauch des Produkts, wie beispielsweise GE Aviations, die sich die Montage und regelmäßige Wartung ihrer Flugzeugtriebwerke bezahlen lässt. Ebenso wie Whirlpool und GE sind auch Plattformunternehmen mit der Gestaltung und Entwicklung von Technologie befasst. Doch statt die Technologie kostenpflichtig anzubieten, fordern sie die User auf, der Plattform beizutreten – und versuchen dann, Letztere zu monetarisieren, indem sie für die Werte, die die Plattformtechnologie den Usern bietet, eine Bezahlung verlangen. 

(Mehr-)Wert-Quellen

Diese Werte lassen sich in vier umfassende Kategorien unterteilen:

Für User: Zugang zu den auf der Plattform erzeugten Werten. Für die Zuschauer sind die Videos auf YouTube von Wert. Android-User finden Gefallen an den verschiedenen Aktivitäten, die Apps ihnen ermöglichen. Und für Schüler stellen die bei Skillshare angebotenen Kurse einen Wert dar.

Für Anbieter oder Drittanbieter: Zugang zu einer Community oder einem Markt. Airbnb ist für Gastgeber von Wert, weil es den Zugang zu einem globalen Markt von Reisenden bereitstellt. LinkedIn ist für Personalvermittler wertvoll, weil es ihnen ermöglicht, mit potenziellen Arbeitskräften in Kontakt zu treten. Und Alibaba bringt Händlern einen Mehrwert, weil sie ihre Waren mithilfe dieser Plattform an Kunden in der ganzen Welt verkaufen können. 


Sowohl für User als auch für Anbieter: Zugang zu Tools und Dienstleistungen, die Interaktionen ermöglichen. Plattformen erzeugen Werte, indem sie Reibungspunkte und Hürden abbauen, die Anbieter und User an der wechselseitigen Interaktion hindern. Kickstarter hilft kreativen Firmengründern dabei, Kapital für neue Projekte zu sammeln. eBay ermöglicht in Kombination mit PayPal jedem Interessierten, einen Online-Shop zu eröffnen, auf den User weltweit zugreifen können. YouTube gestattet es Musikern, ihre Fans mit Videos von ihren Auftritten zu versorgen, ohne physische Produkte (CDs oder DVDs) produzieren und über Zwischenhändler verkaufen zu müssen.

Sowohl für User als auch für Anbieter: Zugang zu Kuratierungsverfahren zur Qualitätsverbesserung von Interaktionen. Die User wissen den Zugang zu hochwertigen Waren und Dienstleistungen zu schätzen, die ihre persönlichen Bedürfnisse und Interessen bedienen. Für Anbieter ist wiederum der Zugang zu Usern von Wert, die auf ihre Angebote zugreifen möchten und bereit sind, dafür faire Preise zu bezahlen. Intelligent betriebene Plattformen entwickeln und pflegen sog. Kuratierungssysteme, die User schnell und einfach mit geeigneten Anbietern zusammenbringen.

Diese vier Wertarten könnten auch als die Quellen des außerordentlichen Mehrwerts beschrieben werden, den die Plattform generiert. Die meisten vernünftig gestalteten Plattformen erzeugen viel mehr Werte, als sie unmittelbar erfassen – und ziehen so eine große Zahl von Usern an, die sich darüber freuen, die Vorteile dieser „kostenlos“ dargebotenen Werte nutzen zu können. Eine clevere Strategie zur Monetarisierung berücksichtigt zunächst alle Wertarten und ermittelt dann, welche Quellen des außerordentlichen Mehrwerts von der Plattform genutzt werden können, ohne dass das kontinuierliche Wachstum der Netzwerkeffekte behindert wird. 

Die Autoren dieses Beitrags – Geoffrey G. Parker, Marshall W. Van Alstyne und Sangeet P. Choudary – haben das Buch verfasst: Die Plattform Revolution – Methoden und Strategien für Start-ups und Unternehmen, ISBN: 978-3-958455-19-1, mitp 2017, 28 EUR

Skalieren im eCommerce

Jeder, der im Bereich eCommerce mit seinem Unternehmen dauerhaften Erfolg haben möchte, muss sich früher oder später die Frage stellen, wie das Ganze am besten skaliert werden soll. Hierfür bietet sich eine Vorgehensweise an, die planvoll und in mehreren Schritten geschieht. Wie das funktioniert.

Selbständige Abwicklung beenden und bestehende Kunden nutzen

Ein eCommerce-Unternehmen hochzuskalieren und dieses auch international nach vorne zu bringen, ist kein leichtes Unterfangen. Glücklich schätzen können sich da diejenigen Personen, die einen genauen Plan vor Augen haben. Andere Länder bedeuten nämlich nicht nur andere Vertriebswege, sondern auch anders gelagerte Bedürfnisse der Kunden.

Will man so richtig durchstarten, sollten die beiden folgenden Adaptierungen zuallererst angestrebt werden:

  • Das selbständige Abwickeln der Bestellungen muss so weit wie möglich aufgegeben werden.
  • Das Verhältnis zu bestehenden Kunden muss bestmöglich genutzt werden.

Wer also selbst zur Post fährt und sich um Verpackung und Versand als Geschäftsführer kümmert, der stößt zwangsläufig schnell an seine Grenzen. Besser ist es daher an dieser Stelle, zum Beispiel Dropshipping zu nutzen. Dabei arbeitet der Unternehmer eng mit einem Lieferunternehmen zusammen, welches sich darum kümmert, dass die Produkte so schnell wie möglich zum Kunden gelangen. Punkt zwei zielt hingegen auf geschicktes Marketing ab. Bestehende Kunden können für effektive Marketingketten benutzt werden. Das gilt vor allem dann, wenn sich unter Ihnen gegebenenfalls bekannte Social Media-Influencer befinden.

Prozesse automatisieren und Vorteile des Outsourcings verwenden

Im nächsten Schritt geht es darum, das eigene Business so weit wie möglich zu automatisieren. Dies kennt im Prinzip auch jeder von seinen eigenen Online-Bestellungen bei großen Versandhäusern. Hier läuft alles automatisiert ab, denn das spart wertvolle Zeit. Beispiele dafür, was man im Einzelnen automatisieren kann:

  1. Chat-Funktionen auf der eigenen Webseite
  2. Bestandteile des E-Mail-Marketings
  3. Die Bestellbestätigung
  4. Die Versandbestätigung

Noch einen Schritt weiter geht die automatisierte Anpassung der Preise. Das bietet sich vor allem dann an, wenn etwa während der Black Week entsprechende Aktionen geplant sind oder zum Jahresende hin noch ein wenig Platz in den eigenen Lagern geschaffen werden soll. Zusammen mit dem Outsourcing, das an kompetente Partner stattfinden sollte, ergibt sich eine massive Zeitersparnis ohne allzu viele Zusatzkosten.

Beispiel: expondo expandiert nach Polen

Wie man erfolgreich expandiert und das eigene Geschäft passend skaliert, wird mit Blick auf das Unternehmen expondo deutlich. Expondo, Anbieter von professionellem Equipment für Gasztronomie und Industrie, wurde von Piotr Stach und Waldemar Moss gegründet, welche sich vor allem mit der Bewältigung der Schwierigkeiten bei der Internationalisierung eingehend beschäftigt haben. Sie sind der Meinung, dass es massive Unterschiede bei den Käuferstrukturen in unterschiedlichen Ländern gibt. Vergliche man beispielsweise deutsche und polnische Kunden, so ergäben sich mitunter die folgenden Unterschiede: Zum einen seien polnische Käufer im Gastronomie-Bereich sehr preisempfindlich, und zum anderen änderten sie bei günstigeren Preisen schnell den Ort des Kaufs.

Dazu Piotr Stach: „Wir haben in Deutschland angefangen, einem Markt, der in der EU zusammen mit Großbritannien führend im Bereich eCommerce ist. Was wir dort gelernt haben, haben wir in Polen angewendet.“ Eine wichtige Sache in Polen sei zum Beispiel die Lieferung per Nachnahme. Außerdem benötigten polnische Kunden mehr Hilfe am Telefon und lägen viel Wert auf die Vertrauensbildung in einem Shop vor Ort. In Polen werde darüber hinaus seltener von Mitbewerbern abgemahnt, als das in Deutschland der Fall sei. Steuerprüfungen fänden in Deutschland ebenfalls häufiger statt. Jacek Powalka, der Head of Marketing bei expondo, führte zu dem Thema noch aus: „Die Ausbildungskosten und Löhne sind in Polen niedriger. Es gibt bei den Käufern in Polen und Deutschland auch kulturelle Unterschiede. Darüber hinaus finden wir in Polen leichter Spezialisten, die für uns arbeiten wollen."

Strategien gegen den Wachstumsschmerz

Eine lückenhafte operative Strategie bringt Start-ups auf Schleuderkurs, bevor sie richtig skalieren können. Wie du die gröbsten Fehler vermeidest.

Es ist eine der weniger bekannten Tatsachen über das Wachstum junger Unternehmen: Schon bei einer Größe von etwa 40 bis 50 Mitarbeitern geraten sie häufig ins Straucheln. Dennoch ist gerade die Strategie für eine erfolgreiche und nachhaltige Personalentwicklung oft einer der Bestandteile der Fünfjahrespläne engagierter CEOs, der bei der Präsentation am wenigsten Beachtung findet. Werden die Herausforderungen der operativen Strategie ignoriert, wendet sich das Blatt für Jungunternehmen auf Wachstumskurs schnell zum Schlechteren.

Wer sich als Gründer oder CEO reinhängt, hält den Umständen mitunter länger stand als der Durchschnitt – letztlich müssen sich aber alle Start-ups früher oder später mit der Heraus-forderung auseinandersetzen, eine geeignete Wachstumsstrategie zu entwickeln und auch zu implementieren. Ist der Geschäftsführer unerfahren, können operative Hindernisse direkt von Anfang an zur Überforderung führen.

Operative Schwächen kosten ein Viertel der Start-ups das Überleben

Das Scheitern von Start-ups kann selten an einer einzigen Fehlentscheidung festgemacht werden. Die größten KO-Kriterien sind eine schlechte Marktanpassung sowie mangelnde Finanzmittel – sie bringen mehr als die Hälfte der Startups zu Fall. Bei einem weiteren Viertel ist das Scheitern Studien zufolge jedoch darauf zurückzuführen, dass schlichtweg die falschen Mitarbeiter zum falschen Zeitpunkt an Bord waren.

Die meisten Gründer konzentrieren sich im Anfangsstadium fast ausschließlich auf Kapital, das Produkt und die Kundenzufriedenheit – operativen Notwendigkeiten wie der Personalrekrutierung, organisatorischen Verantwortlichkeiten oder der internen und externen Kommunikation messen sie weitaus weniger Bedeutung zu. Diese Prioritätensetzung ist es jedoch ausschlaggebend dafür, dass viele Unternehmen mit tollen Ideen ins Schleudern geraten, noch bevor sie überhaupt richtig Fahrt aufnehmen können.

Der Schritt von einer Gründermentalität, bzw. einem Unternehmen mit ca. zehn Mitarbeitern, hin zu einer Firma mit 50 bis 500 Mitarbeitern ist schwierig zu vollziehen und bedarf einer Menge Voraussicht und gezielter Maßnahmen, die häufig in Geschäftsplänen nicht zu finden sind. Der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg liegt aber mitunter darin, ob und wie dieses strategisch-organisatorische Element dort berücksichtigt ist.

Das Anwerben und der Umgang mit Talenten bieten einige Stolpersteine für schnell wachsende Start-ups. Je schneller das Unternehmen wächst, desto stärker verändert sich die Teamdynamik. Zwangsläufig verlagern sich die Schwerpunkte innerhalb der Teams. Stellt sich der Erfolg frühzeitig ein, wird der Entscheidungsdruck enorm groß, neben der Produktentwicklung gleichzeitig das Team zu verstärken, um mit dem Wachstum Schritt halten zu können. Besonders schnelle Expansion, Teamdynamiken und Veränderungen in der Belegschaft verursachen unter Umständen Beurteilungs- und Managementfehler, die immense Kosten nach sich ziehen.

Schlechte Entscheidungen lassen das wertvolle Startkapital dahinschmelzen – schlimmer noch: Diese Kosten werden von den meisten Gründern in der Planung nicht berücksichtigt. Die Personalentscheidungen des CEOs haben direkte Auswirkungen auf Absatz, Produktivität und Wachstum. Konsequent durchdachte Personalpläne für Schlüsselfunktionen und eine solide Strategie, um die besten Fachkräfte zu finden, sind deshalb von Beginn an unersetzlich.

Digitale HR-Tools helfen, die Transformation zu meistern

Selbst in großen Betrieben kann es für eine Führungskraft überfordernd sein, Dutzende Mit-arbeiter anzuleiten. Kommen dann noch die vielfältigen Zuständigkeiten eines Gründers hinzu, wird die Situation unhaltbar. Dieses Problem manifestiert sich meist, wenn Startups mehr als 15 Personen beschäftigen.

Bis zu diesem Punkt herrscht unter Angestellten und Führungskräften meist eine „Machermentalität“ – oft ein Markenzeichen der Organisationsstrategie von Start-ups. Für den An-fang reicht das aus, aber diese Einstellung hat eine Halbwertszeit und kann ab einer bestimmten Unternehmensgröße zu lähmender Ineffizienz führen. Flache Strukturen finden ein Ende, sobald die Wachstumsphase eintritt. Wer dann keinen guten Plan hat, um damit umzugehen, gerät in Schwierigkeiten.

Eine Personalabteilung, die bei der Bewältigung der diversen Herausforderungen unterstüt-zen kann, ist natürlich ideal. Den meisten Start-ups, die versuchen, im umkämpften Markt Fuß zu fassen und mit knappen Ressourcen auskommen müssen, steht diese Option allerdings nicht zur Verfügung. In diesen Fällen sollten es Führungskräfte in Betracht ziehen, eine kosteneffiziente Dienstleistung oder Plattform zur Rate zu ziehen, die dabei hilft, das Wachstum zu bewältigen. KI-Plattformen können beispielsweise die Kosten herkömmlicher Personalrekrutierung erheblich reduzieren, zugleich lösen sie äußert effektiv die Herausforderung, herausragende Mitarbeiter anzuwerben. Der Unternehmensbereich Human Resources durchläuft seine eigene digitale Transformation, und die Zahl Cloud-basierter Plattformen, die Start-ups bei typischen Schwachstellen in Personalthemen helfen, z.B. bei der internen Kommunikation und im Mitarbeitermanagement, war noch nie größer.

Ein Produkt, das zum Markt passt, ist ohne Frage von zentraler Bedeutung für das Wachstum eines jungen Unternehmens. Allerdings ist eine wohlüberlegte operative Strategie von Anfang an genauso wichtig, damit ein Start-up langfristig floriert. Selbst, wenn der Gewinn in die Höhe steigt, der Marktanteil wächst und sich die Thesen zur Branchenentwicklung als korrekt erweisen, bleiben Personalprobleme die größte Problematik, der sich CEOs alltäglich stellen müssen. Umsichtige Geschäftsführer müssen deshalb immer beides im Blick haben.

Das ist auch einer der Gründe, warum es oftmals eher die Wiederholungstäter unter den Gründern sind, die unterstützende Finanzmittel erhalten. Sie können aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz schöpfen und wissen aus dem Bauch heraus, wie sie die richtige operative Strategie und ein vielversprechendes Produkt vereinen. Es ist diese duale Kompetenz, die den den Weg zum Unternehmenswachstum und damit zum Erfolg ebnet.

Der Autor Thomas Falk gründete 1998 mit Falk eSolutions eines der ersten Internetunternehmen Deutschlands. Acht Jahre später erfolgte die Fusion mit DoubleClick und schließlich 2007 die Übernahme durch Google. Falk widmete sich im Anschluss einer Reihe erfolgreicher Gründungen, darunter die United MailSolutions AG. Heute investiert er als General Partner beim US-amerikanischen Venture Capital-Fonds Revel Partners vorwiegend in europäische und amerikanische Unternehmen in der Wachstumsphase.

5 Tipps, wie Nachhaltigkeit im E-Commerce gelingt

So baust du dir mit ressourcenschonenden und sozial verantwortungsbewussten Alternativen ein wirklich nachhaltiges E-Commerce-Business auf.

Schaut man auf die marktbeherrschenden E-Commerce-Unternehmen, scheint eine Verbindung von wirtschaftlich tragfähigem Online-Shopping und ernstgemeinter Nachhaltigkeit kaum möglich. Mit der Regenbogenkreis GmbH und unserem sorgfältig zusammengestellten Produktsortiment beweisen wir tagtäglich das Gegenteil. Fünf Aspekte solltest du unserer Erfahrung nach genau im Blick behalten, um ebenfalls ein wirklich nachhaltiges E-Commerce-Business betreiben zu können.

Erfolgreiches E-Commerce wird nicht selten mit rein gewinnorientiertem, ökologisch ignorantem und sozial unverträglichem Anbieten und Versenden von kurzlebigen, möglichst billigen Artikeln verbunden. Diese werden dann oft unter unerträglichen Bedingungen produziert und mit umweltschädlichen Containerriesen um die halbe Welt geschifft, um dann bereits innerhalb kürzester Zeit wieder in den Mülleimer zu wandern. Nichtsdestotrotz lässt sich eine nachhaltige Lebens- und Geschäftsphilosophie auch in der Online-Shopping-Branche verwirklichen. Mittlerweile findet man in den allermeisten Fällen nachhaltige, ressourcenschonende und sozial verantwortungsbewusste Alternativen zu den branchenüblichen Standards. Worauf sollten Sie also achten, wenn Sie ein nachhaltiges und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähiges E-Commerce-Unternehmen gründen und betreiben wollen?
 
1. Ökostrom – Server und Rechner für Firma, Shop und Büros mit Ökostrom versorgen

Wer einen Web-Shop, einen Unternehmensstandort mit Büro-, Lager- und Versandräumen unterhält, verbraucht natürlich auch elektrische Energie. Diese sollte daher komplett von Ökostrom-Anbietern, wie Greenpeace Energy oder Lichtblick stammen, die ihre Kontingente nachweislich aus regenerativen Quellen beziehen – und eben nicht nur über eine grüne Fassade verfügen und sich gleichzeitig an  Atom- und Kohlestrom-Pools bedienen. Der Regenbogenkreis legt hier sehr strenge Kriterien an, kann dann aber auch sicherstellen, dass "Green-Washer" bei der Energieversorgung des Unternehmens außen vor bleiben.
 
2. Geschäftskonto bei einer Ökobank

Typischerweise läuft der gesamte Zahlungsverkehr eines E-Commerce-Unternehmens vollständig digital ab, entsprechend eng und vertrauensvoll arbeitet man als Betreiber eines Online-Shops mit seiner Hausbank zusammen. Verfolgt man eine klar nachhaltig orientierte und sozial verantwortungsbewusste Lebens- und Firmenphilosophie, verbietet sich die Kooperation mit einem Institut, das direkt oder indirekt über Partner bzw. Beteiligungen Chemie- oder Rüstungsunternehmen finanziert. Weiterhin gelten auch Spekulationsgeschäfte als klares KO-Kriterium. Arbeitet man mit entsprechend aufgestellten Öko- oder Gemeinwohl-Banken, wie der GLS Gemeinschaftsbank oder der Ethikbank, zusammen, entstehen Synergieeffekte die man sich zu nutze machen kann. E-Commerce-Unternehmen die es mit der Nachhaltigkeit ernst meinen, können die Kooperation als weiteres Siegel ihrer Arbeit und Mission nutzen.
 
3. Ausschließliche Verwendung von Recyclingpapier

Leider ist es auch in einem modernen und technisch gut aufgestellten E-Commerce-Unternehmen noch immer nicht möglich, komplett auf Papier zu verzichten. Das fängt bei Lieferscheinen, Adressaufklebern und in analoger Form vorzuhaltenden Formularen und Dokumenten an und hört bei Toilettenpapier noch lange nicht auf. Wir bemühen uns zwar nach Kräften, kaum noch Papier zu verwenden, achten dann aber auch darauf, dass es sich ausschließlich um hundertprozentige Recyclingqualität handelt. Es werden leider immer noch viel zu viele Wälder für die Papierproduktion abgeholzt – diesem Raubbau an der grünen Lunge unseres Planeten muss dringend Einhalt geboten werden. Regenbogenkreis wurde übrigens ursprünglich gegründet, um mit dem Verkauf von Regenwaldprodukten aus Wildsammlung zum Schutz dieser so wichtigen Waldflächen beizutragen – im Laufe der Zeit haben wir dann unser Sortiment Schritt für Schritt erweitert, aber den Fokus nicht aus den Augen verloren.
 
4. Verwendung nachhaltiger Verpackungslösungen

Damit unsere Kunden unsere hochwertigen Produkte auch im einwandfreien Zustand erhalten können, müssen diese natürlich sicher und umfassend geschützt verpackt werden. Wer sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, dann aber rohölbasierte Plastikbehältnisse verwendet und die Leerräume der Kartonagen mit Styroporflocken flutet, verspielt komplett seine Glaubwürdigkeit. Wir setzen bei der Regenbogenkreis GmbH daher auf Recyclingkartons und polstern die Leerräume mit biologisch abbaubaren Verpackungs-Chips aus. Auf diese Weise sorgen wir nicht nur für eine widerstandsfähige und sichere Verpackung, die auch eine ruppigere Behandlung überlebt, sondern schonen gleichzeitig auch die begrenzten Ressourcen unseres Planeten. Die Produkte selbst befinden sich in wiederverwendbaren Violettgläsern (die wir übrigens auch unbestückt und "pur" anbieten) oder in Dosen aus Green PE, das aus Zuckerrohr gewonnen wurde.
 
5. Umsatzanteil als Spende der Erde zurückgeben

Seien wir ehrlich – selbst das ressourcenschonendste Unternehmen muss Umsatz erzielen, um Mitarbeiter entlohnen, Miete zahlen und Rücklagen bilden zu können. Ansonsten tendiert der Grad der Nachhaltigkeit gegen null, da eben keine ökologisch relevante Wirkung erzielt werden kann. Nichtsdestotrotz sollte aber auch ein gewisser Anteil des erzielten Umsatzes wieder direkt zurückfließen, um der Erde und der Natur unmittelbar zugute zu kommen. Die Auswahl passender und wirklich sinnvoller Projekte und Initiativen mag einen auf den ersten Blick erschlagen, dementsprechend sollte man sich von Beginn an bei der Recherche auf Aspekte konzentrieren, die einem besonders wichtig sind. Wir engagieren uns zum Beispiel bei der Tropenwaldstiftung Oroverde und kaufen kontinuierlich Regenwald auf, der dann nicht mehr rein gewinnorientierten Interessen zum Opfer fällt. Auf diese Weise konnten wir bereits mehr als 94 Millionen Quadratmeter Regenwald nachhaltig schützen.

Bei aller Fokussierung auf einem möglichst hohen Grad an Nachhaltigkeit sollte man aber auch keinen perfektionistischen Tunnelblick entwickeln. Oftmals bedarf es etlicher Schritte, die gewünschte Nachhaltigkeit zu erreichen – was aber nicht davon abhalten sollte, überhaupt den ersten Schritt zu gehen.

Der Autor Matthias Langwasser ist Gründer und Geschäftsführer des ganzheitlichen Unternehmens Regenbogenkreis, dessen Kerngeschäft ein veganer Online-Shop ist. Regenbogenkreis wurde 2011 gegründet.

Arbeitnehmer im Ausland einstellen

Remote Hiring: Freelancer, Firmengründung oder Employer of Record?

Fachkräftemangel, Expansion in neue Märkte, Flexibilitäts-Ansprüche junger Arbeitnehmer – es gibt viele Gründe, warum Unternehmen immer häufiger Remote Teams einsetzen. Ein weiterer ist im Jahr 2020 hinzugekommen: Das Corona-Virus schränkt die Flexibilität und Reisefreiheit neuer Arbeitskräfte ein, weshalb die Anstellung von Mitarbeitern im Ausland in vielen Fällen zur einfacheren Option geworden ist.

Anstatt Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben und diese nach Deutschland zu bringen, können ebendiese Mitarbeiter im jeweiligen Heimatland von zu Hause aus arbeiten. Welche Optionen deutschen Arbeitgebern Rund um die Thematik Remote Hiring zur Verfügung stehen, vergleichen wir im folgenden Gastbeitrag.

Beschäftigung der Mitarbeiter als Freelancer

Besonders bei projektbezogenen Anstellungen von Mitarbeitern im Ausland greifen Unternehmen gerne auf die Freelancer-Variante zurück. Vor Projektstart werden in einem flexiblen Service-Vertrag grundsätzlich sämtliche Konditionen festgelegt sowie Vergütung, Leistungen und Zeitplanung geregelt.

Schwierigkeiten, welche bei der langfristigen Anstellung von Freelancer jedoch vermehrt auftreten, sind unter anderem:

  • Kein Arbeitsvertrag vorhanden, da lediglich ein Servicevertrag unterzeichnet wird
  • Schwierigkeit der Personalsuche, vor allem nach hoch-qualifizierten Mitarbeitern
  • Fehlende Sicherheit der Mitarbeiter, da kein arbeitsrechtlicher Schutz vor Kündigungen besteht
  • Verpflichtung der Mitarbeiter, sich selbstständig um Sozialversicherungsabgaben und Einkommenssteuer zu kümmern

Die hohe Flexibilität, auch auf Seite der Unternehmen, kann jedoch trotzdem für diese Form des Remote Hirings sprechen. Fachkräfte werden je nach Bedarf hinzugezogen und punktgenau eingesetzt. Zudem kann der Verwaltungsaufwand verhältnismäßig gering ausfallen. Allerdings können sich auch rechtliche Schwierigkeiten auftun. In manchen Ländern ist die langfristige Anstellung von Freelancern illegal (z.B. in Indien und China), da faktisch eine Betriebsstätte errichtet wird, welche den lokalen Steuerbehörden zu melden ist.

Für längere Anstellungsverhältnisse gibt es demnach bessere Möglichkeiten, als Mitarbeiter durch einen Freelancer-Vertrag zu beschäftigen.

Firmengründung im Ausland

Tritt ein Unternehmen in einen neuen Markt ein, kann die Gründung einer Tochterfirma sinnvoll sein. Sollen jedoch nur eine Handvoll Mitarbeiter im Ausland angestellt werden, sind Aufwand und Kosten für die Gründung womöglich zu hoch und können auch bereits für mittelgroße Unternehmen ein enormer Aufwand darstellen. Denn der Prozess erfordert viel Planung und neben administrativem Aufwand muss sich das Unternehmen mit den kulturellen, rechtlichen und technischen Gegebenheiten im Zielland auseinandersetzen. Zudem besteht immer ein gewisses unternehmerisches Risiko, falls die Tochtergesellschaft wieder schließen muss.

Ist der Prozess jedoch einmal abgeschlossen und wenn ein größerer Markteintritt die Gründung rechtfertigt, kann die interne Personalverwaltung der Arbeitnehmer im Ausland im Vergleich recht kostengünstig ausfallen.

Anstellung der Mitarbeiter durch Employer of Record

Eine Möglichkeit, nicht nur die Verwaltung, sondern auch das gesamte Anstellungsverhältnis auszulagern, ist ein sogenannter Employer of Record (EoR), oft auch Professional Employer Organization (PEO)  genannt. Dabei handelt es sich um eine Agentur, die den Arbeitnehmer im Auftrag eines Unternehmens im jeweiligen Land anstellt. Werden zum Beispiel Fachkräfte aus unterschiedlichen Ländern benötigt, kümmert sich der Employer of Record um alle rechtlichen und formellen Belange in jedem dieser drei Länder:

Wesentliche Vorteile der Zusammenarbeit mit einem Employer of Record sind:

  • Unterzeichnung eines vollwertigen Arbeitsvertrags
  • Garantierter Schutz des Arbeitnehmers dank Kündigungsfrist im Einklang mit lokalem Arbeitsrecht
  • Hohe Mitarbeiterbindung ans Unternehmen, da direkt angestellt
  • Sozialversicherungsabgaben und Einkommenssteuerzahlungen werden vom Employer of Record als Arbeitgeber angeführt
  • Vollständiger Schutz des geistigen Eigentums der deutschen Firmen
  • Mitarbeiter hat lokalen Kontaktpunkt in seinem Land zu sämtlichen administrativen Fragen
  • Transparente Einsicht aller tatsächlich stattfindenden Zahlungen an örtliche Behörden

Diese Konstellation ermöglich Unternehmen vollkommene Rechtssicherheit, da der Employer of Record als lokaler Arbeitgeber für ein konformes Arbeitsverhältnis sorgt. Wichtig zu verstehen ist jedoch, dass weiterhin alle wichtigen Entscheidungen beim deutschen Arbeitgeber liegen, also dem Unternehmen, mit dem das Arbeitsverhältnis in der Praxis besteht. So hat dieser weiterhin die volle Kontrolle über Lohnverhandlungen, zu erbringende Leistungen und über das Management des gesamten Teams. Das ermöglicht folgendermaßen, dass sich sowohl das Team in Deutschland als auch das Remote Team voll auf das operativen Geschäft oder auch auf die Markterschließung im Ausland konzentrieren können.

Nicht zu verwechseln ist ein Employer of Record mit einem reinen Payroll-Anbieter oder einer Recruitment-Agentur, da sich ein EOR lediglich um das Anstellungsverhältnis und die damit zusammenhängenden Aufgaben und Pflichten beschäftigt. Die Suche nach Arbeitnehmern bleibt meist dem Unternehmen selbst überlassen.

Auch die deutsche Außenhandelskammer, kurz AHK, bietet mit Ihrem Office-in-Office Konzept in Ländern wie China, Vietnam, Iran und Brasilien eine fast identische Lösung zum Employer of Record, schreckt jedoch mit den vergleichsweise hohen Kosten vor allem mittelständische Unternehmen und Startups ab.

Fazit

Fachkräfte aus dem Ausland anzustellen ist in verschiedenen Formen schon heute weit verbreitet und Remote Hiring wird in Zukunft sicher nur an Bedeutung gewinnen. Welche Form der Beschäftigung die geeignetste ist, muss selbstverständlich jedes Unternehmen individuell entscheiden. Allgemein zeigt sich aber, dass die Beschäftigung von Freelancern niedrigschwellig und unkompliziert sein kann, manchmal aber zu Rechtsunsicherheiten führt und die Qualität der Arbeit bei längeren Projekten unter der mangelnden Bindung an das Unternehmen leiden kann.

Die Gründung einer Tochtergesellschaft ist gewissermaßen das andere Extrem: Volle Kontrolle über jegliche Prozesse, aber auch volle Verantwortung und eine Menge Aufwand. Ein geeigneter und bequemer Mittelweg bei der Internationalisierung kann ein Employer of Record sein. Diese Variante ermöglicht die rechtskonforme Einstellung von potentiellen Mitarbeitern im jeweiligen Land ohne Vorlaufzeiten oder Kosten zur Gründung einer eigenen Repräsentanz einschließlich aller Vorteile einer Festanstellung an den Auftraggeber weiter.

Der Autor Tom Kussmann ist Co-Founder und COO des Employer of Record Anbieters Horizons. Das Unternehmen unterstützt beim HR-Management und ermöglicht die schnelle und rechtskonforme Einstellung von Mitarbeitern im Ausland – ganz ohne aufwändige und teure Firmengründung.

Digitale Lösungen - So können Start-ups überzeugen

Besonders im Bereich der digitalen Unterstützung können Start-ups in diesen Tagen überzeugen. Immer wieder kommen Gründer*innen auf praktische Ideen, die zur Grundlage für einen soliden Businessplan werden. Doch welche Faktoren sind wirklich wichtig, damit der unternehmerische Erfolg nur noch eine Frage der Zeit ist? Die wichtigsten Aspekte für die Beantwortung dieser Frage wollen wir uns hier in diesem Artikel etwas genauer ansehen.

Einfache Integration in den Alltag

Wenn wir uns mit Ideen auf dem Gebiet der Digitalisierung befassen, haben wir in der Regel komplexe Software vor Augen, die großen Firmen zur Verfügung gestellt wird. Doch die weit größere Zielgruppe mit einem hohen finanziellen Potenzial sind private Nutzer. Wer dazu in der Lage ist, über die Veröffentlichung einer einfachen App für einen Mehrwert zu sorgen, sichert sich auf diese Weise ein großes Publikum.

Eine entscheidende Rolle spielt die Hemmschwelle, die wir beim Zugriff auf die neue Technik verspüren. Je leichter es uns fällt, diesen Schritt in Richtung der digitalen Zukunft zu gehen, desto schneller werden wir das Produkt eines bestimmten Unternehmens in Anspruch nehmen. Je eher es einer Firma gelingt, diesen Anspruch zu erfüllen, desto größer ist die Chance auf weitere wirtschaftliche Erfolge.

Mehrwert für den Endnutzer

Dass auch einfache Ideen dazu in der Lage sind, einen hohen Mehrwert zu liefern, zeigte zuletzt der E-Presseausweis. Die typische Akkreditierung spielt für Journalisten nach vor eine wichtige Rolle. Inzwischen sind digitale Angebote dazu in der Lage, den klassischen Ausweis umfänglich zu ersetzen. Auf diese Weise kann der Alltag in der Branche deutlich einfacher gestaltet werden. Weitere Infos zum digitalen Presseausweis sind hier auf dieser Seite zu finden.

Nach einem ähnlichen Prinzip haben in diesen Tagen auch Privatpersonen die Möglichkeit, ihr Portemonnaie etwas simpler zu gestalten. Start-ups haben in den letzten Jahren Möglichkeiten geschaffen, um zum Beispiel Bonuskarten im digitalen Format auf dem Smartphone mit sich zu führen. Damit sind die Zeiten vorbei, in denen das Volumen des Geldbeutels aufgrund dieser vielen Karten schier endlos zuzunehmen schein. Passende Apps sind gratis in den Stores zu finden.

Die Konkurrenz übertreffen

Gerade diese Beispiele stellen eindrücklich unter Beweis, dass es nicht immer die komplexen Entwicklungen sind, welche die Digitalisierung wieder einen Schritt nach vorn bringen und zur Grundlage für ein Start-up werden. Dies bedeutet auch, dass mit einiger Wahrscheinlichkeit bereits Konkurrenz auf der Strecke herrscht. Die Frage ist nun, welcher der unterschiedlichen Anbieter sich auf lange Sicht durchsetzen wird.

Per se haben Gründer zwei Möglichkeiten, um auf die Vorteile ihres eigenen Projekts aufmerksam zu machen. Zum einen sind dies finanzielle Aspekte, die den Endnutzer überzeugen. Je günstiger eine bestimmte Leistung an den Start gebracht werden kann, desto eher erreicht sie ihre Zielgruppe. Wer dazu bereit ist, das Ziel der Profitabilität erst einmal wieder in den Hintergrund zu rücken, kann auf diese Weise den eigenen Marktanteil beträchtlich vergrößern.

Eine zweite Möglichkeit, die für das Erreichen des Zieles in Betracht gezogen werden kann, betrifft die Qualität der Arbeit. Wer durch den enormen Mehrwert des eigenen Produkts dazu in der Lage ist, die Konkurrenz ein deutliches Stück hinter sich zu lassen, verfügt über ein wesentliches Argument. Ohne an der Preisschraube drehen zu müssen ist es in diesem Fall möglich, einen ganzen Markt für sich zu erobern und womöglich zu dem Anbieter zu werden, der in einigen Jahren dieses Feld für sich besetzt hält.

Start-up-Hype: Die Zeit der Einhörner ist vorbei

Lange galt das Fabelwesen mit Superkräften und ikonischem Horn als Lieblingsmetapher für erfolgreiche Start-ups. Dabei gibt es gute Gründe, warum Einhörner lieber in ihrer Fantasiewelt bleiben sollten und wir für unsere Gründerkultur neue Vorbilder brauchen. Wir wäre es zum Beispiel mit Zebras?

Die Gründer von Duschbrocken, Johannes Lutz und Christoph Lung, sind mit ihrem Produkt – einer festen 2-in-1-Dusch für Haut und Haar – in einem echten Trend-Markt unterwegs. Egal ob kleine Start-ups oder große Konzerne, alle wollen sich mit ihrer Marke im Bereich feste Pflegeprodukte positionieren. Revierkämpfe sind da vorprogrammiert und so manches Start-up mit Unicorn-Ambitionen würde üblicherweise sein Horn ausfahren und zum Angriff übergehen.

„Das ist doch Quatsch“, sagt Johannes Lutz. „Warum sollten wir Unternehmer*innen ausstechen wollen, die am Ende doch das gleiche Ziel haben wie wir: Weniger Plastik im Badezimmer! Wir sehen andere feste Pflegeprodukte nicht als Konkurrenz, sondern als Mitstreiter.“ Und damit wird bereits das Hauptmerkmal dieser neuen Gründer-Generation deutlich, die als Zebra-Bewegung betitelt wird: Im Fokus steht ein ökologisch oder gesellschaftlich bedeutsames Ziel – und nicht nur das eigene Wachstum.

Zebras reparieren, was Einhörner kaputtmachen

Geprägt wurde der Begriff in den USA, wo sich 2017 zunächst eine Hand voll Gründer zusammentat und in einem Text mit dem Titel „Zebras reparieren, was Einhörner kaputtmachen“ mit der bis dato weit vorherrschenden Gründerphilosophie des „Next Unicorn“ abrechneten. Demnach sei es lange Ziel gewesen, möglichst schnell zu wachsen, Konkurrenten auszustechen und dann den großen Exit mit viel Gewinn zu schaffen. Die Frage war lange: Wer hat das größte Horn? Übergeordnete Ziel wie ökologischer und moralischer Nutzen waren meist zweitrangig – wenn nicht gar nur schmückendes Beiwerk zu Marketing-Zwecken. Durch diese amoralischen Wachstumsstrategie seien der Theorie nach viele kleinere Unternehmen auf der Strecke geblieben – was am Ende der jungen Gründer-Szene aber auch den eigentlich bedeutsamen Meta-Zielen geschadet hat.

Auch hierzulande gibt es mit Start-ups wie Bracenet, Sause oder WingGuard zahlreiche Unternehmen, die einen echten Impact – sei es nun mit der Bekämpfung von Geisternetzen im Meer, Plastikflaschen am Waschbecken oder Umweltverschmutzung durch Masken-Müll – leisten wollen und dafür auch schnelle Gewinne an zweite Stelle setzen und Konkurrenten lieber unterstützen statt bekämpfen. Da bedeutet aber nicht, das Zahlen und Erfolg egal sind, denn was wäre schon sehr idealistisch. Vielmehr geht es darum, mehrere Ziele ausgewogen zu halten. „Und“ statt „Oder“.

Sprachrohr der Zebra-Bewegung

Aber warum braucht es dafür nun wieder einen neuen hippen Begriff aus den USA? „Klar gab es auch vorher in Deutschland schon Start-ups, die nicht nur das nächste große Ding werden wollten“, so Duschbrocken-Gründer Johannes Lutz. „Aber leider bekamen die auch oft weniger Aufmerksamkeit – sei es innerhalb der Szene, in den Medien oder schlussendlich damit auch beim Endverbraucher. Aber mit der Zebra-Bewegung gibt es nun auch in Deutschland ein großes Sammelbecken für uns, in dem wir uns zusammentun können, um mehr Gehör für die Sache zu bekommen. Denn: Zebras sind Herdentier; und gemeinsam sind die Überlebenschancen höher.“ Lutz selbst will deshalb ein wenig zum Sprachrohr dieser Bewegung in Deutschland werden und möglichst viele Gleichgesinnte zusammenbringen.

Und das gilt auch im Unternehmensalltag: „Wenn ich von anderen Start-ups höre, die zum Beispiel feste Handseife, Naturkosmetik oder auch ganz direkt festes Duschgel etablieren wollen, dann ist mein erster Impuls ‚Hey spannend, lass uns austauschen! Was können wir von euch lernen, was ihr von uns? Und wie können wir uns ergänzen?‘. Denn mal ehrlich: Durch Duschbrocken konnten bisher 1,5 Millionen Plastikflaschen im Bad eingespart werden. Das ist für uns persönlich ein super tolles Ergebnis – aber in diesem Land leben 80 Millionen Menschen, da ist alles noch viel möglich. Und das schaffen wir nicht allein.“

Internationalisierung: Welcome to Real-Life!

Die Vorteile eines parallelen Produkt-Launchs in mehreren Märkten.

Start-ups verfügen in ihrer Anfangszeit über sehr limitierte Ressourcen. Dennoch lautet eine Strategie, so früh wie möglich nicht nur in einem Markt, sondern parallel in mindestens zweien an den Start zu gehen. Das mag sich zunächst absurd anhören, aber das echte Leben testet Hypothesen besser als jede Gleichung theoretischer Natur im Businessplan.

Innovative Produkte sind das eine, der Fokus auf den richtigen Markt das andere. Wo ist der Wettbewerb gering, die Nachfrage groß? Wie hoch ist das potenzielle Marktvolumen? Wie die regulatorischen Rahmenbedingungen? Leider gar nicht so einfach, herauszufinden, wo man am besten startet. Aussagekräftige Marktanalysen sind allerdings teuer und aufwendig. Zögert ein Startup wiederum die Entscheidungen zu lange heraus, hat das junge Unternehmen sich bietende Opportunitäten womöglich bereits verpasst. Sinnvoll kann es sein, sich nicht zu sehr auf einen Markt einzuschießen, sondern gleich zwei oder mehr ins Auge zu fassen.

Gründe, die dafür sprechen:

  • Das echte Leben ist chaotisch, Marktforschungen können aber nur eine begrenzte Anzahl an Variablen berücksichtigen.
  • Egal wie intensiv Bedarf, Wettbewerb und Regulatorisches vorab analysiert werden: Das Leben und die Wirtschaft erzählen ihre ganz eigenen Geschichten. Valide Prognosen über den Absatz gänzlich neuer, innovativer Produkte und Dienstleistungen basierend auf Marktforschung allein stehen häufig auf wackeligen Füßen. Die schönste Berechnung entpuppt sich im Worst-Case als Traumtänzerei.
  • Learnings aus dem einen Markt können im Bereich der Ursachenforschung auch im anderen weiterhelfen. Gelingen in dem einen Markt Durchbrüche, während der andere hinterherhinkt, lassen sich Erkenntnisse adaptieren. Ist beispielsweise ein Dienstleister deutlich erfolgreicher als im anderen Markt? Hat man Zugang zu Netzwerken gefunden, die auch anderswo in ähnlicher Form interessant wären? Oder ist schlichtweg der Wettbewerb zu groß und die Margen sind zu gering?
  • Wichtige Erkenntnisse für die Expansion beruhend auf “echten” Erfahrungen. Bereitet man sich nach der Markteinführung auf die Expansionsphase vor, sind Erfahrungen ausgehend von zwei Märkten umso wertvoller: Ein Vergleich der Performance unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen lässt wertvolle Rückschlüsse zu, welche Parameter für die Auswahl eines neuen Zielmarkts entscheidend sind – oder auch, welche Faktoren die Expansion ungemein erschweren würden – also von welchen Ländern man sich besser fernhalten sollte. Auch hier gilt: Diese Daten, basierend auf “echten Verkäufen” in regulierten Märkten, sind aussagekräftiger als Annahmen hypothetischer Natur. Das Unternehmen weiß in der schwierigen “Scale Up”-Phase, welche Faktoren den Knock-Out bedeuten – und welche den Durchbruch begünstigen.
  • Erweiterung des Netzwerks potenzieller Investoren und Partner. Gleich in zwei Märkten zu starten, erfordert mehr Kapital, mehr Ressourcen und man eröffnet mehrere  Baustellen zur selben Zeit in einer ohnehin häufig hektischen Anfangsphase. Aber: Auch der Zugang zu potenziellen Kapitalgebern und möglichen neuen Partnern erweitert sich. Mit einem Mal interessieren sich Investoren aus Ländern für das eigene Unternehmen, die man vorher gar nicht auf dem Schirm hatte.
  • Das Unternehmen agiert nicht langsamer, sondern schneller. Startet das Unternehmen nur in einem Markt, setzt es alles auf eine Karte. Der erste Schuss muss ein Volltreffer sein. Entsprechend aufwendig werden Hypothesen im Vorfeld getestet. Wer hingegen bewusst auf mindestens zwei unterschiedliche Märkte setzt, kann deutlich pragmatischer evaluieren und mehr nach dem Trial-and-Iterate-Prinzip vorgehen.

Damit steht und fällt der duale oder multiple Produkt-Launch:

  • Wie ressourcenaufwendig ist die Herstellung des Produkts, wie viel Aufwand erfordert die Lokalisierung?
    Der Vorteil skalierbarer Software-Plattformen im Vergleich zu Hardware-Produkten: Sie müssen nirgendwo hingeschickt werden. Im Gegenteil: Häufig rechtfertigt erst die Internationalisierung und das Erschließen diverser Märkte die zumindest im Bereich Machine-Learning oder Künstliche Intelligenz anfänglich hohen Entwicklungskosten. Dann steht und fällt der zusätzliche Aufwand mit der sprachlichen Lokalisierung und der Komplexität regulatorischer Rahmenbedingungen. Weitere wichtige Fragen: Wie teuer sind die Kosten vor Ort? Faktoren wie Büromiete und Lohnkosten sollten nicht unterschätzt werden.
  • Habe ich Netzwerkpartner vor Ort?
    Ein Service, der grundsätzlich und in Theorie in einem Land verfügbar ist, wird noch lange nicht auch genutzt. Kaum ein Kunde kommt durch Zufall. Bei der Auswahl eines geeigneten zweiten Markts spielt der Zugang zu Netzwerken und Partnern vor Ort daher eine tragende Rolle. Teilweise ergeben sich auch dort ganz pragmatische Lösungen – etwa: Ist ein Muttersprachler im Gründer- oder Management-Team? Bringt sie oder er bereits gute Kontakte mit?
  • Distanz und Logistik
    Bleibt noch das Thema der An- und Abreise. Auch die nutzerfreundlichsten Video-Tools haben noch kein Face-To-Face Zusammenkommen kompensieren können. Lassen wir die aktuelle Corona-Zeit außen vor, bleiben persönliche Treffen daher unabdingbar. Auch hier gut überlegen: Wie gut ist ein zweiter Standort angebunden? Logistische Fallstricke lauern überall.
  • Marktgröße und Wettbewerb
    Startet man zum einen im deutschen Heimatmarkt, bietet sich als interessante Alternative vielleicht ein “Near-Prime”-Markt als Counterpart an. Mit einem immer noch signifikantem Marktvolumen, aber dafür deutlich weniger Wettbewerb, höheren Margen und angenehmeren regulatorischen Rahmenbedingungen. Wenig sinnvoll sind sehr kleine Märkte mit bereits aktiven Wettbewerbern und hohen Markteintrittsbarrieren, zum Beispiel komplizierte Regulatorik.

Die wichtigsten zu berücksichtigenden Punkte variieren von Fall zu Fall, diese Darstellung ist keinesfalls allumfassend. Aber die Botschaft ist für alle jungen Unternehmen die gleiche: Lohnt sich von Anfang an ein paralleler Roll Out? Und wie viel Ressourcen stecke ich als Gründer in vorherige Analysen? Wo liegen Erkenntnis und Aufwand in einem gesunden Verhältnis? Das Sprichwort “Probieren geht über Studieren” trifft es in diesem Fall zwar nicht ganz, aber nur zu studieren, bringt das Unternehmen auch nicht vorwärts.

Der Autor
Jan Enno Einfeld ist Geschäftsführer von Finiata, einem FinTech-Start-up mit Fokus auf kurzfristiges Liquiditätsmanagement für Kleinunternehmen, Selbstständige und Freiberufler. Finiata startete parallel in Deutschland und Polen und nimmt ausgehend von den bisherigen Erfahrungen nun Märkte wie Italien, Spanien oder die Türkei für die kommenden Jahre ins Visier.

Andere (digitale) Märkte, andere Sitten

Internationalisierung: Warum in der digitalen Welt globaler Erfolg nur durch regionale Anpassung gelingt.

Jedes Unternehmen, egal ob etablierter Mittelstand oder junges Start-up, möchte seinen Kundenstamm langfristig erweitern und seine Wettbewerbsfähigkeit sowie seinen Unternehmenserfolg sichern. „Internationalisierung“ heißt es dann in vielen Fällen. Doch bei diesem Prozess ist gute Planung gefragt.

Denn eine Website, ein Online-Shop oder eine App einfach eins zu eins in eine andere Sprache zu übersetzen, ist oftmals nicht sinnvoll oder gar möglich. Warum der internationale Erfolg eines Unternehmens nur durch regionale Anpassung der digitalen Produkte gelingen kann, erfährtst du in diesem Beitrag.
 
Andere Länder, andere Sitten

Dieses Sprichwort gilt nicht nur für die analoge, sondern auch für die digitale Welt. Wer in einem neuen Markt mit Website, Online-Shop oder App erfolgreich sein will, muss die User dort optimal ansprechen. Dazu ist es zwingend erforderlich, sich mit den kulturellen Besonderheiten und der Erwartungshaltung der potenziellen Kunden auseinanderzusetzen. Kaum ein digitales Produkt lässt sich 1:1 für einen anderen Markt nutzen. Eine Lokalisierung ist unerlässlich, um das Vertrauen von Kunden zu gewinnen und sie in ihrer Muttersprache „abzuholen“.

Ansonsten ist die Gefahr groß, dass Kunden nicht im Shop verweilen und sich umschauen, sondern gleich wieder wegklicken. Die Übersetzung ist damit der erste richtige Schritt, um ein digitales Produkt in einem neuen Land einzuführen. Damit die Übersetzer einen guten Job machen können, ist es wichtig, ihnen bei Bedarf Experten an die Seite zu stellen, die den dortigen Markt und vor allem die Nutzungsgewohnheiten der potenziellen Kunden genau kennen.
 
Die Sprache der Kunden sprechen

Gemäß der Studie von Common Sense Advisory ist es für 56 Prozent der Verbraucher wichtiger, Informationen über Produkte in der eigenen Sprache zu finden, als der Produktpreis. Dementsprechend sollte auf eine hohe sprachliche Qualität der Übersetzung geachtet werden. Diese ist nur möglich, wenn der Übersetzer mit den landesspezifischen Besonderheiten vertraut ist.

Wie wichtig in diesem kontext die Sprach-Technologie-Branche ist, zeigt die Größe des Marktes mit geschätzten 29 Mrd. Euro (Quelle: Globalization & Localization Association). Idealerweise wird schon zu Beginn der Entwicklung einer Website oder einer App das Thema Vielsprachigkeit für eine mögliche zukünftige Expansion in andere Märkte berücksichtigt. Starre Platzvorgaben sind bei der Internationalisierung einer Website oft schwierig – die Länge von übersetzten Inhalten kann z.B. von Sprache zu Sprache deutlich variieren. Legen Entwickler und Webdesigner eine Website oder App gleich mit dem Gedanken an Internationalisierung an, sparen sie sich unnötige Programmierarbeiten.
 
Überzeugen mit dem ersten Klick

Gleich beim ersten Besuch von Website, Shop oder App gilt es, den Kunden zu überzeugen. Es gibt keine zweite Chance. Design und Produktpräsentation müssen den Kunden ansprechen und zu seinen Sehgewohnheiten passen. Diese können sich von Markt zu Markt deutlich unterschieden – bei einem amerikanischen Nutzer können diese ganz anders sein als bei einem asiatischen. Wie es in der analogen Welt eine Spannbreite bei der Art des Einkaufens vom Tante-Emma-Laden über das cleane Einkaufszentrum bis zum trubeligen Basar oder der XXL-Shopping-Mall gibt, sind die Erwartungshaltungen der Kunden auch in der digitalen Welt sehr unterschiedlich.

Während ein asiatischer Online-Shop hierzulande als überfrachtet und kitschig angesehen werden könnte, würde ein deutscher Online-Shop in China möglicherweise überhaupt keine Zustimmung der dortigen Kunden finden. Es gilt, Produkte entsprechend der Erwartungshaltung der Kunden zu präsentieren und Bild- und Bewegtbildmaterial gemäß dieser Sehgewohnheiten zu erstellen und auszutauschen. Möglicherweise haben auch einige Textinhalte keine Relevanz in anderen Märkten, so dass diese ebenfalls geändert werden sollten. Eine Seite fällt unter Umständen ganz weg, eine andere müsste dafür aber vielleicht unbedingt dazu genommen werden.
 
„Gewohnheitstier Kunde“: Der Service muss stimmen

Auch hinsichtlich der Services bei Kauf-, Bestell- und Bezahlabwicklungen müssen Anpassungen bei digitalen Produkten vorgenommen werden. Zum Beispiel: Welche Bezahlmethoden sind im neuen Markt gängig und werden daher von den potenziellen Kunden erwartet? Welche rechtlichen Besonderheiten der jeweiligen Länder sind zu berücksichtigen, um hier in keinen juristischen Fettnapf zu treten. Und wie sieht es mit den technischen Anforderungen aus? Wie muss die Website oder der Shop optimiert werden, damit sie von den Suchmaschinen, die im neuen Mark am häufigsten verwendet werden, gefunden und hoch gerankt wird? Schließlich bringt auch das perfekt angepasste Produkt nichts, wenn es nicht aufgefunden wird.

Der Autor Wolfram Grätz ist Mitgründer und CEO der Translation Management Plattform Phrase, die für schnelle und überschaubare Arbeitsprozesse bei Übersetzungsprojekten sorgt.


Auslandsmärkte erobern

Es hat nur selten etwas mit Abenteuerlust zu tun, wenn deutsche Unternehmen bereits kurz nach der Gründung den Schritt ins Ausland wagen. Es gilt vielmehr: Wenn die Strategie stimmt, tun sich dort wertvolle Absatzmärkte auf.

Vom ersten Tag an war Cosnova-Gründerin Christina Oster-Daum Deutschland zu eng, die Internationalisierung beschlossene Sache. Es gab einfach keinen vernünftigen Grund, die Lippenstifte, Lidschatten und Nagellacke nur in der Heimat zu verkaufen, wo es doch auch in anderen Ländern an Kosmetika im Einstiegspreissegment – und damit wie gemacht für Teenager – fehlte. Nur ein Jahr nach Einführung der Marke Essence in Deutschland wagte Oster-Daum deshalb den Schritt nach Österreich. 2010, acht Jahre später, liefert das hessische Unternehmen zwei Kosmetiklinien in 30 Länder. Ein Drittel des Gesamtumsatzes entfällt aufs Auslandsgeschäft.

Krisen allein sind kein Hinderungsgrund

Immer mehr Unternehmer steigen wie Oster-Daum und Javier González, der seit 2003 als zweiter Geschäftsführer bei Cosnova fungiert, bereits kurz nach der Firmengründung in Auslandsmärkte ein. Laut Dr. Manfred Gößl, Leiter der Außenwirtschaftsabteilung der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, ist das eine gute Strategie, der Experte rät vor allem Unternehmen, die eine Nische besetzen, zur frühen Expansion ins Ausland. „Über den Daumen kann man sagen: Je kleiner die Nische, desto wichtiger ist es, beizeiten internationale Märkte anzusteuern“, sagt Gößl. Für Anbieter von Hightech-Produkten könne es gar sinnvoll sein, „sofort“ zu internationalisieren.

Auf keinen Fall, so Gößl weiter, sollte man angesichts der Wirtschaftskrise und des dramatischen Exporteinbruchs im Frühjahr 2009 – mit minus 30 Prozent so stark wie nie zuvor seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs – geplante Internationalisierungsvorhaben auf Eis legen. Denn erstens sei im April 2009 der Tiefpunkt erreicht worden, seither ziehe die Nachfrage nach Produkten aus Deutschland wieder an. Zweitens sollte sich ein Gründer grundsätzlich nicht „von Monatszahlen verunsichern“ lassen. „Wenn die Entscheidung, ins Ausland zu gehen, grundsätzlich richtig ist, dann ist sie das auch jetzt“, so Gößl. Und sie ist richtig. Schließlich ist der deutsche Markt schnell gesättigt, Wachstum ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch außerhalb der Grenzen möglich. Mehr noch: Firmen, die es versäumen, sich international aufzustellen, werden auf Dauer möglicherweise sogar im Heimatland Probleme bekommen, wettbewerbsfähig zu bleiben.

Zur Checkliste Auslandsgeschäfte

In 7 Schritten zum Business Hero

Als Unternehmer von antiken Helden lernen: Entdecken Sie den Business Hero in sich und kommen Sie mit auf unsere Heldenreise, um neue Potenziale und verborgene Ressourcen aufzuspüren.

 

Wer sich auf das Wagnis einer Firmengründung einlässt, muss ein Held sein: mutig aber nicht tollkühn, voller Selbstvertrauen aber ohne Überheblichkeit und ausgestattet mit einem sensiblen Gespür für den Markt. Ein heißes Herz, ein gesundes Bauchgefühl und ein kühler Kopf – aus diesen Bausteinen ist der Business Hero von heute gemacht.

Er ist kein unbesiegbarer Heldengott. Er trägt kein Laserschwert, hat keinen Hitzeblick und statt eines Batmobils muss in aller Regel auch ein handelsüblicher Pkw reichen. Die antiken Helden und die Comic-Heros sind uns an Kraft und körperlicher Ge­schicklichkeit voraus. Ihre Kämpfe gewinnen können sie aber nur mit Eigenschaften, über die auch wir Menschen verfügen: Mut, Entschlossenheit und Grips.

Mythos Heldenreise

Als potenzieller Gründer stehen Sie vor der Frage: Wie kann ich mich aus der Abhängigkeit eines oft bequemen, aber nicht immer angstfreien An­gestelltenverhältnisses lösen? Das meint nicht die reine chronologische Abfolge der Schritte, die ein Gründungsberater empfiehlt, sondern die große Richtschnur, an der Sie sich im Wandel orientieren können. Überraschenderweise findet sich die Antwort schon in den Sagen der Antike und wird fortgesetzt in den modernen Heldenmythen der Gegenwart. Wenn man sich einmal vergegenwärtigt, was Odysseus und Herkules gemeinsam haben mit Gulliver, Harry Potter und Luke Skywalker, wird es klar: Es ist das Motiv der Reise, das all unsere Helden verbindet. Und ihre Reisen sind immer ähnlich. Die Heldenreise ist ein immer wiederkehrendes Motiv in den Mythen und Abenteuererzählungen der Menschheit.

Wissenschaftlich analysiert wurde die Heldenreise von Joseph Campbell in seinem 1949 erschienenen Buch „Der Heros in seinen 1000 Gestalten“. Campbell war aufgefallen, dass die Heldenreisen des Altertums alle der gleichen Dramaturgie folgten. Die Helden der Antike durchliefen die gleichen sieben Stadien auf dem Weg vom Althergebrachten zu ihren neuen Ufern: Der Held hört den Ruf, bricht auf, wird geprüft, erhält Hilfe, übersteht Abenteuer, gewinnt den Schatz, kehrt zurück und schenkt der Welt seinen Gewinn.

Wachsen aus dem Cashflow

Der Webseiten-Baukasten Jimdo ist mit weltweit über 15 Millionen Webseiten und mehr als 200 Mitarbeitern eine herausragende Erfolgsstory. Erreicht wurde das weitgehend ohne Fremdkapital.

Das Wachstum gelang fast ausschließlich aus dem Cashflow - also per Bootstrapping. Wie war das möglich?

Dazu muss ich in unsere Firmenhistorie einsteigen: Angefangen haben meine späteren Co-Gründer Chris- tian Springub und Fridtjof Detzner Anfang 2000 im Alter von 16 auf einem Bauernhof in der Nähe von Cuxhaven. Dort haben die beiden Computer zusammengeschraubt und fingen an Webseiten zu bauen. Erst für Freunde und Familie, dann für Einzelhändler und die Stadt Cuxhaven. Alles funktionierte aus dem Cashflow: Vom verdienten Geld konnten die beiden ihre ersten Computer kaufen.


Webdesign haben aber viele gemacht, was war hier anders?

Durch Zufall haben die beiden gemerkt, dass man Inhalte im Browser nach dem WYSIWYG-Prinzip ändern, speichern und live schalten kann, ohne Software-Download. Das gab es damals noch nicht, und ist bis heute die Grundidee von Jimdo. Die beiden haben erkannt: „Boah, da könnte man wahrscheinlich ein Produkt draus bauen“.  


Wann und wie sind Sie selbst eingestiegen?

Ende 2003 – ich war gerade mit dem Studium in Kiel fertig – fragten mich Christian und Fridtjof, ob ich dazukommen wolle. Die beiden hatten das Produkt entwickelt. Nun brauchten Sie einen BWLer, der für den Verkauf sorgte. Sie hatten die Illusion, dass ich Marketing kann. Zu Dritt haben wir dann NorthClick gegründet. Das Produkt konnte man auf Mietbasis nutzen. Wir haben aber auch eine Einrichtungsgebühr verlangt. Unsere Kunden, hauptsächlich kleine und mittelständische Unternehmen, haben den Baukasten geliebt, weil sie jetzt ihre Webseite selbst aktualisieren konnten.


Und auch das ging ohne Fremdkapital?

Ja, wir konnten von den Einrichtungsgebühren leben und mit den Mietgebühren einen Sockel aufbauen. So konnten wir die ersten Mitarbeiter einstellen. Wenn man per Bootstrapping startet, braucht man ein Produkt, dessen Mehrwert dem Kunden sofort klar wird und für das der Markt sofort bereit ist, Geld auszugeben. Außerdem muss man in der Situation erst den Cash verdienen, bevor man den nächsten logischen Schritt macht. So machen wir das noch immer.


Was sind die Nachteile dieser Methode?

Die Limitierung ist natürlich, dass man im Gegensatz zu VC-finanzierten Unternehmen den nächsten Wachstumsschritt erst später vollziehen kann. Aber: Es ist ein sehr unternehmerischer Ansatz. Man gibt nur Geld aus, das man schon verdient hat.


Wie kam es dann zu Jimdo?

Als wir erkannten, dass der Bedarf an einem Webseiten-Baukasten – also einem Content Management System – ständig zunahm, haben wir Anfang 2007 Jimdo aus NorthClick ausgegründet. Das Ziel war, alle Prozesse zu automatisieren und das Produkt als Webseiten-Baukasten zu vertreiben. Das war die Anfangszeit des Web 2.0. Alle wollten im Internet publizieren. Wir stellten fest, dass es international keine vergleichbare Software auf dem Markt gab. Jetzt haben wir erstmals auch externe Investoren ins Boot geholt. Zunächst vier Business Angels, dann, eineinhalb Jahre nach der Gründung, stieg United Internet mit 30 Prozent ein, aus der eine Kooperation mit 1&1 hervorging.


Wie lief das?

Bald merkten wir, dass 1&1 als Unternehmen ganz anders tickte als wir. Deshalb kauften wir die Anteile wieder zurück. Uns war klar, dass wir für diesen Deal einen positiven Cashflow brauchten. Es war schwierig, aber wir haben es gepackt.


Und dann nie wieder fremdes Geld angefasst?

2011 haben wir sogar eine Finanzierungsrunde abgelehnt, weil wir uns nicht auf einen Exit festlegen wollten. Jetzt, im Juni 2015, haben wir allerdings den US-Venture-Capitalist Spectrum Equity mit 25 Millionen Euro an Bord genommen. Wir wollen jetzt noch einmal richtig Gas geben und in das Produkt sowie dessen Vermarktung investieren. Es gibt noch unzählige Ideen, wie wir das Bauen von Webseiten noch einfacher machen können. Ein bisschen fühlt es sich an wie am Anfang.

Eigenes Konzept oder bewährtes Modell?

Diese Gestaltungsstrategien gilt es, beim Aufbau eines Unternehmens sorgfältig abzuwägen.

Beim Aufbau eines neuen Unternehmens steht jede(r) Gründer*in vor einer zentralen Frage: Soll ich die Gestaltung meines Unternehmens weitestgehend selbst in die Hand nehmen oder Aufgaben und Verantwortlichkeiten auslagern? Soll ich meinen eigenen Weg finden oder eine Blaupause der verwandten Branchen verwenden?

Diese Entscheidungen sind nicht nur eine Frage der Kontrolle und des Vertrauens, der Kompetenz und Erfahrung, sondern auch der Effizienz und langfristigen Strategie. Im Folgenden werden mögliche Ausgangssituationen skizziert und konkrete Handlungsempfehlungen vorgestellt.

Die Herausforderungen

Die Gründungsphase eines Unternehmens ist geprägt von Unsicherheiten und begrenzten Ressourcen. Viele Gründer*innen beginnen mit einer starken Vision, müssen jedoch ihre Fähigkeiten und Kapazitäten realistisch einschätzen lernen und Erfahrungen sammeln. Die Herausforderung besteht da­rin, das Unternehmen effizient zu gestalten, ohne die Kontrolle über die Kernaspekte der Geschäftstätigkeit zu verlieren und die Flexibilität außer Acht zu lassen. Gerade zu Beginn ist es wichtig, Prozesse, Strukturen etc. im möglichen Rahmen auszuprobieren und dann Modifikationen, Veränderungen und Innovationen zuzulassen.

I. Selbstgestaltung – eigenes Unternehmensmodell entwickeln

Innovationskraft „unleashed“

Diese Gestaltungsform gibt Gründer*innen die volle Kontrolle über alle Entscheidungen und hat zahlreiche Vorteile zu bieten. Eine maßgeschneiderte Struktur ermöglicht es, innovative Ansätze zu verfolgen, die genau auf die spezifischen Bedürfnisse des Markts und der Zielgruppe zugeschnitten sind. Dies kann zu einem deutlichen Wettbewerbsvorteil führen. Eigene Strukturen sind oft flexibler und können bei Bedarf leichter an veränderte Umstände oder neue Erkenntnisse angepasst werden. Die Entwicklung einer eigenen Organisationsstruktur ermöglicht es, eine Unternehmenskultur von Grund auf zu etablieren, die die Werte und Visionen des/der Gründer*in widerspiegelt.

Komplexität als Kreativitätskiller

Die Selbstgestaltung birgt jedoch auch Nachteile. Der Aufbau einer eigenen Struktur erfordert einen erheblichen Zeit- und Ressourceneinsatz, was in manchen Phasen eine enorme Belastung darstellt. Ohne erprobte Modelle erhöht sich das Risiko von Fehlentscheidungen. Die Folgen von Strukturproblemen können schwerwiegend sein, von ineffizienten Prozessen bis hin zu Konflikten innerhalb des Teams. Die Entwicklung einer eigenen Unternehmensstruktur kann zu einer höheren Komplexität in der Organisationsgestaltung führen, was wiederum die Geschwindigkeit und Skalierung des Unternehmens erschwert.

Neuland ohne Kompass

Die Selbstgestaltung der Unternehmensorganisation führt durch fehlende Erfahrungswerte mit einer neuen Struktur unter Umständen zu ineffizienten Abläufen und strategischen Fehltritten. Eine völlig neue Struktur könnte von Marktakteur*innen, einschließlich Investor*innen und Kund*innen, als zu experimentell oder unerprobt angesehen werden, was die Akzeptanz erschweren könnte. Innovative Strukturen können bei Mitarbeitenden bestimmter Persönlichkeitsstrukturen auf Widerstand stoßen, besonders wenn sie von tradi­tionellen Arbeitsweisen abweichen. Dies kann die Implementierung erschweren und zu einer niedrigeren Mitarbeitendenbindung führen.

II. Fremdgestaltung – bewährte Strukturen übernehmen

Stabilität trifft Innovation

Mit der Fremdgestaltung der Unternehmensorganisation erhalten Start-ups von Anfang an eine strukturierte Basis, die oft auf Effizienz getrimmt und bereits am Markt getestet ist, was die Unsicherheiten bei der Implementierung minimiert und den Markteintritt beschleunigt. Auch wenn die Grundstruktur übernommen wird, lässt sich die Unternehmenskultur individuell gestalten, um den eigenen Werten und Visionen Ausdruck zu verleihen. Die Verwendung erprobter Strukturen bietet eine sichere Basis für alle geschäftlichen Entscheidungen und fördert ein tiefes Verständnis für bewährte Geschäftsprozesse. Die Lernkurve muss nicht selbst durchschritten werden.

Kreativität im Korsett

Überlassen Start-ups die Gestaltung ihrer Organisation externen Kräften, riskieren sie, dass ihre einzigartige Vision und Kreativität in starre, vorgefertigte Strukturen gepresst wird, die wenig Spielraum für individuelle Anpassungen und experimentelle Ansätze bieten. Der Einsatz bewährter Strukturen kann zwar Ressourcen schonen, birgt jedoch die Gefahr, dass spezialisierte Anforderungen nicht optimal abgedeckt werden, da sie in der Vorlage nicht vorgesehen waren. Bewährte Modelle bergen das Risiko, dass das Unternehmen in seiner Entwicklung stagniert und nicht schnell genug auf Marktveränderungen reagieren kann. Auch bewährte Strukturen müssen kontinuierlich angepasst und optimiert werden, um nicht an Dynamik zu verlieren.

Vorsicht vor der Schablone

Die Übernahme bestehender Strukturen aus der Branche birgt das Risiko, dass Start-ups in eine uniforme Schablone gedrängt werden, die innovatives Denken einschränkt und die Entwicklung maßgeschneiderter, disruptiver Ansätze behindert. Fertige Strukturen können die Reaktionsfähigkeit auf Marktänderungen einschränken, da sie oft weniger anpassungsfähig sind. Eine übernommene Struktur kann mit der gewünschten Unternehmenskultur kollidieren, was Mitarbeitendenbindung und -zufriedenheit beeinträchtigen kann. Vorgefertigte Lösungen können zu Überkomplexität führen, die mehr Ressourcen verbraucht, als sie einspart.

Und nun: Selbst gestalten oder Bewährtes übernehmen?

Bei der Entscheidung zwischen Selbstgestaltung und der Übernahme vorhandener Strukturmodelle steht also viel auf dem Spiel. Es empfiehlt sich, eine gründliche Marktanalyse durchzuführen, um die Dynamiken und Anforderungen der Branche zu verstehen. Eingehende Studien über erfolgreiche, aber auch gescheiterte Geschäftsmodelle können zu wertvollen Lehren für das eigene Vorhaben führen. Workshops und Brainstorming-Sessions mit dem Gründungsteam generieren ebenfalls tiefgreifende Einsichten und kreative Ideen. Die Kernkompetenzen des Teams zu berücksichtigen und zu nutzen, sind wertvolle Ressourcen für die Entscheidungsfindung. Eine Kosten-Nutzen-Analyse kann außerdem helfen, die ­finanziellen Implikationen beider Optionen abzuwägen.

Schließlich ist es ratsam, Expert*innenrat einzuholen, sei es durch Branchenkenner*innen oder durch erfahrene Berater*innen in Unternehmensaufbau und -strukturierung. Diese Maßnahmen bieten eine solide Basis für eine fundierte Entscheidung, die das Unternehmen nach vorne bringt und auf langfristigen Erfolg ausrichtet. Die Vision sollte leiten, aber gleichzeitig Flexibilität und Raum für Anpassungen vorhalten. Der wahre Schlüssel zum Erfolg liegt oft im Gleichgewicht zwischen bewährten Methoden und innovativen Ansätzen.

Die Wahl zwischen Selbstgestaltung und Übernahme bewährter Strukturmodelle ist mitentscheidend für den Erfolg eines jeden Unternehmens. Diese Entscheidung sollte nicht leichtfertig getroffen werden, sondern mit Offenheit, strategischem Verstand und dem Willen zur Anpassung. Die Zukunft gehört den Mutigen, die bereit sind, mit Bedacht und Begeisterung ihren eigenen Weg zu gehen oder bewährte Pfade neu zu interpretieren.

Die Autorin Nicole Dildei ist Beraterin, Interimsmanagerin und Coach mit Fokus auf Organisationsentwicklung und Strategieberatung, Integrations- und Interimsmanagement sowie Coach•sulting.