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Mit personalisierten Produkten starten – welches Shop-System ist dafür geeignet?
Derzeit befinden wir uns in einer Zeit, in welcher der Onlinehandel mehr floriert denn je. Wer bisher ausschließlich auf den Einzelhandel gesetzt hat, der hat es derzeit aufgrund des Lockdowns schwer. Sicherlich entsteht dadurch auch Tatendrang, denn gerade personalisierte Produkte können jetzt vielleicht einfacher verkauft werden. Doch alles startet zuerst einmal mit dem richtigen Shop-System.

Nicht jedes Shop-System ist für jedes Anliegen geeignet, insbesondere bei personalisierten Produkten stoßen verschiedene Systeme schnell an ihre Grenzen. Daher ist es wichtig, dass man sich einen Überblick verschafft. Wie sieht es mit den eigenen Anforderungen aus und wie mit der möglichen Usability. Die Usability ist essenziell, denn Kunden strafen komplizierte Systeme schnell ab.
Welche Shop-Systeme gibt es zur Auswahl?
Heutzutage gibt es eine große Auswahl an Shop-Systemen, welche nach den persönlichen Anforderungen betrachtet werden sollten. Hierzu zählen zum Beispiel diese Anbieter oder Softwaresysteme:
- WooCommerce
- Shopware
- Shopify
- Plentymarkets
- Jimdo Onlineshop
- JTL Shop
- CosmoShop
Jedes dieser Systeme hat zum Teil auch einen großen Bestand an bereits vorgefertigten Designs und Erweiterungen. Dadurch können Automatismen unkompliziert angelegt werden, andererseits können aber auch Marketing-Tools verwendet werden. Der Bau einer Landingpage ist zum Beispiel wichtig, damit Werbeanzeigen effektiver geschaltet werden können, genauso aber auch, um besser in den organischen Suchergebnissen gefunden zu werden.
Für personalisierte Produkte müsste entsprechend recherchiert werden. Für WooCommerce gibt es zum Beispiel das Plugin „Product Option Manager“ oder für Shopify die App „Inkybay Produkt-Customizer“. Bei Shopware kann auf den „Produktdesigner“ zurückgegriffen werden und bei JTL können Variationen hinzugefügt werden, wodurch ein Freitext ergänzt werden kann.
Verkauf auf weitere Plattformen
Produkte, wie z.B. personalisierte Baby Artikel werden immer beliebter und danach suchen Nutzer auch auf anderen Plattformen. Es ist daher wichtig, dass es eine Anbindung gibt zwischen dem eigenen Shop und den Marktplätzen wie eBay, Amazon oder auch Google Shopping.
Bei Shopify ist das bereits integriert und muss lediglich verknüpft werden, aber bei anderen Systemen wie WooCommerce wird dafür zuerst ein Plugin installiert. Je nach Umfang kann die Anbindung aber auch etwas kosten. Wenn das Plugin funktioniert und es dadurch zu mehr Umsatz kommt, kann dieser Betrag aber i. d. Regel aber gut verkraftet werden.
Der Vorteil dabei ist, dass der Nutzer auf einer gewohnten Umgebung (wie Amazon) einkauft. Im Paket kann eine Werbung hinzugelegt werden, sodass der Kunde beim nächsten Mal vielleicht nicht über den Marktplatz kauft, sondern direkt im eigenen Shop. Damit werden künftige Gebühren gespart und der Kunde so schnell zum Stammkunden.
Was kostet ein eigener Onlineshop?
Die Kosten für einen Onlineshop spielen insbesondere am Anfang eine essenzielle Rolle, denn die Finanzierung muss immerhin gewährleistet sein. Es kommt darauf an, welche Funktionen bereitstehen müssen und wie der Ablauf im Hintergrund organisiert wird. So besteht auch die Möglichkeit eines Dropshipping-Shops, wodurch kein eigener Warenbestand vorliegt.
Ein System wie WooCommerce kann für wenige Euro im Jahr (zuzüglich der Kosten für das Plugin zur Produktindividualisierung) betrieben werden, aber dafür muss auch viel selbst eingerichtet werden. Bei dieser Software gibt es aber auch sehr gute Möglichkeiten zur Individualisierung bezüglich des Webdesigns – daraus kann recht einfach eine Marke kreiert werden.
Bei fertigen Systemen für „mittelgroße Händler“ gibt es auch Systeme wie Jimdo, dessen Einrichtung sehr schnell geschieht – hier beginnen die Preise ab 228 Euro. Wenn bereits technische Kenntnisse vorliegen, kann sich definitiv auch an WooCommerce gewagt werden.
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Electrifying Ideas Award 2024 – jetzt bewerben!
Der ZVEI prämiert Ideen für mehr Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Klimaschutz. Geben Sie der Vision einer All Electric Society eine Stimme! Jetzt mitmachen und bis 29.02.2024 eine Electrifying Idea einreichen. Details unter www.zvei.org/award.
Zum zweiten Mal prämiert der ZVEI e. V. (Verband der Elektro- und Digitalindustrie) Ideen und Konzepte für mehr Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Klimaschutz. Denn wir sind überzeugt: Die großen Herausforderungen unserer Zeit werden wir nur mit den richtigen Ideen lösen. Mit Innovationen, die die Chancen von Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung nutzen, können wir neue Wege eröffnen – für eine wirklich nachhaltige Gesellschaft und gegen den Klimawandel. Mit dem Electrifying Ideas Award möchte der ZVEI kluge Köpfe und Konzepte in diesem Umfeld fördern. Neben etablierten Unternehmen richtet er sich deshalb explizit in einer eigenen Kategorie an Start-ups und Forschungsprojekte.
Die eingereichten Ideen, Innovationen und Konzepte sollten einen klaren Fokus auf Energie- und Ressourceneffizienz haben und der Gesellschaft einen Nutzen bieten, denn Technik ist aus unserer Sicht kein Selbstzweck. Wir suchen Ideen, die überzeugen und begeistern.
Die Anforderungen an die Bewerbungen sind nicht allzu hoch: Es geht in erster Linie darum, eine kluge und überzeugende Idee zu präsentieren. Es ist weder ein umfangreicher Business-Plan noch ein vorzeigbarer Prototyp notwendig. Im Vordergrund steht die Idee. Sie, ihr Mehrwert und das, was sie an Chancen bringt, sollen kurz umrissen werden – auf maximal einer DIN-A4 Seite. Alle Infos zur Bewerbung gibt es online unter www.zvei.org/award.
Die Bewerbungsfrist läuft noch bis 29. Februar 2024.
Der Electrifying Ideas Award prämiert Ideen in zwei Kategorien: eine für etablierte Unternehmen und eine für „Newcomer“, sprich Start-ups und Forschungsprojekte. Die im Jahr 2023 eingereichten Ideen waren äußerst vielfältig und reichten von smarten Stromnetzen und Batteriespeichersystemen über umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen bis hin zu Lösungen in der Gebäudetechnik und in der Datenerfassung. Alle Einreichungen hatten eines gemeinsam: Sie wollen dazu beitragen, Energie, Ressourcen und das Klima zu schonen.
Die Einreichungen zum Electrifying Ideas Award werden von einer Expertenjury bewertet, welche eine Shortlist erstellt und daraus in jeder Kategorie eine Gewinner-Idee auswählt. 2023 wurde der Award durch Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck in Berlin verliehen – wir arbeiten mit Hochdruck daran, ihn auch am 16. Mai 2024 wieder bei der Verleihung im Rahmen des ZVEI-Jahreskongresses an Bord zu haben.
Der Electrifying Ideas Award ist eine hervorragende Gelegenheit, um Ihre Innovation einem breiten Fachpublikum vorzustellen und Ihr Netzwerk zu erweitern. Machen Sie mit und reichen Sie Ihre Idee bis zum 29. Februar 2024 ein!
Kontakt
Ingrid Pilgram • Senior Manager PR & Communication • Bereich Kommunikation • Tel.: +4969 6302 259 • Mobil: +49 151 2644 1135 • E-Mail: [email protected]
ZVEI e. V. • Verband der Elektro- und Digitalindustrie • Lyoner Straße 9 • 60528 Frankfurt am Main
Lobbyregisternr.: R002101 • EU Transparenzregister ID: 94770746469-09 • www.zvei.org
Gründer*in der Woche: Electric Runner - Elektroauto as a Service
Blickt man auf die aktuellen Lieferzeiten bei Elektroautos, offenbart sich eine breite Spanne: Einige Fahrzeuge sind innerhalb weniger Wochen zu haben, andere Modelle lassen bis zu 18 Monate auf sich warten. So manch einem/einer vergeht da die Lust auf das E-Auto, speziell, wenn man noch keine Erfahrung mit der Alltagstauglichkeit hat. Fabian Heuken, Matthias Heuken und Philipp Kinnemann – das Team hinter Electric Runner – möchte das ändern. Mehr dazu im Interview mit CFO Matthias Heuken.

Wann und wie seid ihr auf die Idee zu Electric Runner gekommen?
Seit mehreren Jahren betreiben wir erfolgreich mit „Heuken Automobile“ den Handel mit neuwertigen Sportwagen. Wir merkten 2019, wie die Begeisterung im Markt für Elektromobilität aufkam und speziell für Tesla und die damit verbundene Software. Jedoch hatten wir alle das gleiche Anfangs-Problem. Ein Fahrzeug mit Benzin-Motor fahre ich an eine mir bekannte Tankstelle und bringe es in eine mir bekannte Werkstatt. Die Vorgänge kennt man und weiß die Abläufe. Man kennt seine Möglichkeiten. Bei Elektromobilität sind viele Dinge neu und mit einer kurzen Probefahrt nicht geklärt. Und so erging es auch uns privat bei einer Kaufentscheidung. 30 Minuten Probefahrt – sensationelles Fahrerlebnis – aber Ladedauer, Infrastruktur und Verbrauch zum individuellen Fahrverhalten waren damit nicht geklärt. Und so kam es, dass wir genau diese Lücke für Privat- und Gewerbekunden mit Electric Runner schließen wollten. Anfang 2021 haben wir mit 2 bis 4 Teslas angefangen und konnten im gleichen Jahr unseren Fuhrpark auf 80 Fahrzeuge erweitern.
Was waren dann die wichtigsten Schritte von der Gründung bis zum Go Live eurer Plattform?
Aufgrund unserer Erfahrung mit Heuken Automobile konnten wir bereits eine Vielzahl an Hürden bei der Gründung sehr einfach meistern. Eine große Hürde hatten wir: Auch für uns war Elektromobilität neu und wir wollten keine Erfahrungslücke vorweisen. Also haben wir Tag und Nacht, im Schnee und bei Minusgraden, alle möglichen Tests gemacht, alle möglichen Ladesäulen getestet und binnen weniger Tage und Wochen extrem viel Erfahrung gesammelt. Dabei haben wir auch Akkus wirklich leer gefahren. Mit 0% sind wir an Ladesäulen gerollt und haben alle Extremtests gemacht, in die ein unerfahrener Kunde immer noch rutschen kann. Wir konnten somit ab dem ersten Tag unseren Kunden serviceorientiert alle Fragen beantworten. Das war uns ein wichtiges Anliegen.
Wie habt ihr diese Startphase finanziell gestemmt?
Die ersten Fahrzeuge haben wir Anfang 2021 aus eigenen Mitteln finanziert. Durch unsere jahrelangen Erfahrungen hatten wir eine gute Beziehung zu unseren finanzierenden Banken erarbeitet und konnten so im gleichen Jahr unsere Banken überzeugen, das Vorhaben auszuweiten. Bis heute sind wir ausschließlich über Banken finanziert, 100% der Anteile gehören den Gründern, was eher eine große Ausnahme bei dem schnellen Wachstum ist. Aktuell steht eine neue Finanzierungsrunde an, in welcher wir uns auch für Investoren öffnen.
Nun zu Electric Runner: Was genau bietet ihr und wer ist eure Zielgruppe?
Mit unserem flexiblen „Tesla-Only“ Abo sprechen wir sowohl Gewerbekunden als auch Privatkunden an. Unsere Laufzeiten sind 6 bis 36 Monate zu gleichbleibenden monatlichen Raten und damit vorrausschauend kalkulierbaren Kosten. Wir liefern bis vor die Haustür, bieten 24/7 Support und verfolgen seit Beginn an unser Versprechen „Alles inklusive außer Strom“.
Aktuell starten wir mit unseren „Refurbished“ Teslas eine Möglichkeit für unsere Kunden, einen jungen Tesla mit wenig gefahrenen Kilometern zu günstigen Konditionen zu fahren. Damit leistet Electric Runner einen großen Beitrag zur Nachhaltigkeit im Bereich Auto-Abo / Autovermietung und unterscheidet sich deutlich von der Konkurrenz.
Der Anteil an Gewerbekunden überwiegt deutlich. Unser Abo spricht auch kleine Flotten bis hin zu großen Flotten an. Fuhrparkleiter sind begeistert von unserem Abo, bei dem der Dienstwagenfahrer eine Full-Service-Lösung und bei Rückfragen immer zeitnahen Support erhält.
Auf den Punkt gebracht: Was unterscheidet euch von anderen Anbietern in eurem Segment?
Unsere „Tesla-Only“ Flotte erlaubt es uns, einen einzigartigen Service zu bieten, da alle unsere Mitarbeiter sich mit unserem Produkt sehr gut auskennen und sich damit identifizieren. Das merkt der Kunde. Damit ist ein überragender Service garantiert. Die durch Tesla ermöglichten digitalen Prozesse sind auch für uns als Abo-Anbieter ein großer Nutzen. Wir können bspw. im Falle eines Kartenverlusts (Schlüssel) über die Tesla App schnell helfen.
Durch unsere Service-Partner Euromaster und A.T.U. bieten wir deutschlandweit ein flächendeckendes Netzwerk für Reifen- und Servicethemen.
Unsere aktuelle anonymisierte Kunden-Umfrage zeigt eine hohe Kundenzufriedenheit, was uns weiter bestärkt diesem Weg zu folgen.
Wie macht ihr auf Electric Runner aufmerksam? Welche Kanäle nutzt ihr dazu?
Unser Bekanntheitsgrad hat insbesondere in den letzten 12 Monaten sehr zugenommen, was wir unseren treuen und zufriedenen Kunden zu verdanken haben. Alleinig dadurch haben wir eine hohe Neukundengewinnung durch Weiterempfehlung.
Digital setzen wir auf unsere Webseite sowie Werbeanzeigen in Suchmaschinen. Dazu nutzen wir Social-Media-Werbeanzeigen und entwickeln Content für die verschiedenen Social-Media-Kanäle.
Was sind eure weiteren unternehmerischen Vorhaben und To-do's rund um Electric Runner?
Aktuell steht die Erweiterung unseres Fuhrparks an. Wir wollen bis Ende 2024 1.000 weitere Teslas im Electric-Runner Abo auf die Straße bringen und 1.000 weitere zufriedene Kunden gewinnen. Dies in Deutschland und Österreich. Weitere europäische Länder sind in der Planung. Unser Ziel ist es, auch bei rasantem Wachstum keine Lücken im Service zu haben und allen Kunden eine persönliche Ansprache zu bieten. Wir haben gelernt, dass dies manchmal mehr Wert ist als ein ausschließlich günstiger monatlicher Abo-Preis.
Und last but not least: Welche Tipps willst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?
Triff Entscheidungen und hadere nicht. Wenn etwas schief geht und man hinfällt, steht man wieder auf und geht weiter. Nur Erfahrungen bringen einen weiter und geben einen Lernprozess mit sich und seinem Team. Auch in erfolgreichen Storys stecken immer wieder Auf und Ab´s.
Reagiere zügig auf Marktveränderungen und triff Entscheidungen gemeinsam mit deinem Team. Binde dein Team in Entscheidungen ein und führe dein Unternehmen auf Augenhöhe und nicht von oben herab. Insbesondere in einem jungen, dynamischen Unternehmen hat patriarchische Unternehmensführung nichts mehr zu suchen.
Hier geht's zu Electric Runner
Das Interview führte Hans Luthardt
Global Entrepreneurship Monitor zeigt die Gründungsaktivitäten in Deutschland
Laut aktuellem Global Entrepreneurship Monitor (GEM) liegt die Gründungsquote in Deutschland erstmals über 9 Prozent. Schaut man aber auf die doch deutlichen Unterschiede in der Gründungsquote zwischen Männern und Frauen, zeigt sich ein anderes Bild … mehr dazu und den weiteren Erkenntnissen des GEM liest du hier.

Aktuelle Fakten und Zahlen zu den Gründungsaktivitäten in Deutschland liefert der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) Länderbericht Deutschland 2022/23, der durch das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover erstellt wurde. Die Ergebnisse basieren auf Befragungen von weltweit über 164.000 Bürger*innen (davon 4.110 in Deutschland) in 49 Ländern sowie von 2.147 Gründungsexpert*innen in 51 Ländern (davon 70 in Deutschland) im Jahr 2022. Hier die wichtigsten Ergebnisse im Überblick.
Insgesamt hat die GEM-Gründungsquote (Anteil derjenigen 18- bis 64-Jährigen, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen) mit 9,1 Prozent im Jahr 2022 in Deutschland einen neuen Höchstwert erreicht. Sowohl Frauen (7,1 Prozent) als auch Männer (11,0 Prozent) haben in 2022 wieder häufiger als im Vorjahr erste Schritte in Richtung Selbständigkeit unternommen oder ein Unternehmen gegründet. In 2021 betrug die GEM-Gründungsquote der Männer 8,4 Prozent (2020: 5,1 Prozent, 2019: 9,5 Prozent) und die der Frauen 5,3 Prozent (2020: 4,4 Prozent, 2019: 5,7 Prozent).
Der Gendergap bei den Gründungsaktivitäten besteht weiter
Das insgesamt hohe Niveau an Gründungsaktivitäten in 2022 hat nicht zu einer Verringerung des Gendergaps geführt. Höheren GEM-Gründungsquoten von Frauen stehen überproportionale Anstiege der Gründungsaktivitäten durch Männer gegenüber. Dadurch hat der Gendergap sogar den Höchststand seit Beginn der GEM-Studien in Deutschland erreicht. Zu Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 hatte sich der Gendergap vorübergehend verringert, wächst aber seit 2021 wieder an und ist aktuell wieder auf dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019.
Deutschlands Gründungsquote liegt im internationalen Vergleich im Mittelfeld
Im internationalen Vergleich ausgewählter GEM-Länder mit hohem Einkommen belegt Deutschland bezüglich der GEM-Gründungsquote sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern einen Platz im Mittelfeld. Die GEM-Gründungsquote der Frauen liegt hierzulande mit 7,1 Prozent auf einem ähnlichen Niveau wie in Frankreich (7,2 Prozent) und Schweden (7,1 Prozent). Bezüglich des Gendergaps (Differenz zwischen der männlichen Gründungsquote und der weiblichen Gründungsquote) befindet sich Deutschland mit 3,9 Prozentpunkten Unterschied ebenfalls im Mittelfeld in dieser Ländergruppe. Zu den Ländern mit dem geringsten Gendergap zählen Spanien (0,1 Prozentpunkte) und Österreich (1,3 Prozentpunkte), sowie mit etwas Abstand die USA (2,2 Prozentpunkte) und Kanada (3,6 Prozentpunkte).
Kaum Unterschiede bei den Gründungsmotiven, Frauen gründen jedoch oft im Nebenerwerb
Gründerinnen haben sich 2022 von Gründern kaum durch ihre Gründungsmotive unterschieden: Sowohl bei Männern als auch bei Frauen spielten in 2022 bei der Gründungsaktivität ökonomische Motive sowie der Wunsch, die Welt zu verändern, eine große Rolle. Die Weiterführung eines in der Familie bestehenden Unternehmertums ist dagegen bei beiden Geschlechtern von einer vergleichsweise geringen Relevanz.
Im Jahr 2022 war der Anteil der Gründungsaktivitäten im Vollerwerb bei Männern mit 64,7 Prozent deutlich höher als bei Frauen mit nur 39,7 Prozent. Umgekehrt gab 2022 die Mehrzahl der Gründerinnen (60,3 Prozent) an, im Nebenerwerb zu gründen. Bei den Männern waren dies nur 35,3 Prozent.
Kaum Unterschiede bei den Gründungsfähigkeiten, dafür aber bei den digitalen Kompetenzen
Auch bezüglich der Selbsteinschätzung der Gründungsfähigkeiten bestanden in Deutschland in 2022 relativ geringe Unterschiede zwischen den Geschlechtern: 60,9 Prozent der Gründerinnen und 64,9 Prozent der Gründer waren der Meinung, dass sie das Wissen, die Fähigkeit und die Erfahrung haben, die notwendig sind, um ein Unternehmen zu gründen. Dagegen waren die Unterschiede bezüglich der Einschätzung digitaler Kompetenzen, wie beispielsweise Grundfertigkeiten im Programmieren, zwischen den Gründerinnen und Gründer deutlich. Der Anteil der männlichen Gründenden, die sich für digital kompetent hält, ist mit 45,2 Prozent deutlich höher als der der Frauen: Lediglich 25,7 Prozent der Gründerinnen stimmen der Aussage zu, dass sie über digitale Kompetenzen verfügen.
Trotz der Unterschiede bei der Einschätzung digitaler Kompetenzen geben genauso viele Gründerinnen und Gründer (22 Prozent) an, dass sie als Reaktion auf die Corona-Pandemie digitale Technologien genutzt haben, um ihre Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen. Allerdings wurden bei 37,3 Prozent der Gründer und lediglich bei 25,8 Prozent der Gründerinnen Pläne, digitale Technologien vermehrt einzusetzen, unabhängig von und bereits vor der Pandemie erweitert. Die Bedeutung von digitalen Technologien – hier bezogen auf den künftigen Verkauf von Produkten und Dienstleistungen – bleibt auch für die Zukunft betrachtet hoch. Dies bejahen 44,3 Prozent der Gründerinnen und 47,1 Prozent der Gründer – sie erwarten, dass ihr Unternehmen in den nächsten sechs Monaten mehr digitale Technologien nutzen wird, um Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen.
Der GEM-Länderbericht Deutschland steht hier kostenfrei zur Verfügung
Vertriebserfolg 2024: 5 Hacks für lukrative Aufträge
Wie du (auch) im neuen Jahr lukrative Aufträge schreibst.

Der Jahreswechsel steht vor der Tür. So manche gehen mit viel Zuversicht ins neue Jahr, andere hingegen eher mit Sorge. „Werde ich auch im nächsten Jahr genügend Aufträge bekommen?“, „Kann ich meine kalkulierten Preise durchsetzen?“ oder „Was mache ich bloß, wenn mein bester Kunde abspringt?“ sind Fragen, die viele unruhig werden lassen. Andere hoffen einfach, dass es schon gut wird.
Hoffnung schadet ja nie! Sich alleine darauf zu verlassen, wäre allerdings ein schlechter Rat. Du sollest lieber aktiv werden und selbst etwas zum Gelingen 2024 beitragen. Geh die nachfolgende fünf Fragen durch, um schon jetzt die Weichen für ein gutes neues (Vertriebs-)Jahr zu stellen.
Wie bekomme ich mehr qualifizierte Anfragen?
Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Interessanterweise beschäftigen sich Vertriebsmitarbeiter oft ausschließlich mit den eingehenden Anfragen ihrer Stammkund*innen. Gut, hin und wieder meldet sich (hoffentlich) auch mal ein(e) potenzielle(r) Interessent*in von sich aus. Aber tendenziell sind viele Verkäufer*innen eher passiv – und arbeiten eingehende Anfragen einfach ab. Das Risiko ist groß, dass man in dieser passiven Rolle eher selten Kontakte zu Unternehmen bekommt, die vielleicht optimaler zu einem passen, höhere Mengen benötigen oder insgesamt weniger preissensibel sind.
Starte am besten unterschiedliche Wege zur Anfragen-Generierung gleichzeitig: Rufe aktive potenzielle Kund*innen an, schalte Anzeigen und probiere weitere Möglichkeiten aus, um mehr Anfragen zu erzielen. Nach ca. sechs Monaten ziehst du ein erstes Fazit: Welche Wege der Akquise waren lukrativ? Welche weniger? So kannst du dann den Fokus auf das lenken, was für dich am besten funktioniert – und endlich in Kontakt mit den Neukund*innen kommen, von denen du sonst niemals Anfragen erhalten würdest.
Wie baue ich Handlungsdruck auf?
Die Aufgabe von Verkäufer*innen ist nicht, vorrangig Angebote zu erstellen. Angebote sind nichts anderes als eine „Krücke“ zum Auftrag. Die Aufgabe von Verkäufer*innen ist es, Aufträge zu schreiben. Dennoch gibt es so manche Geschäftspartner*innen, die gern Vertriebsmitarbeitende unentgeltlich Arbeit „aufdrücken“ und um Angebotsabgabe bitten – aber niemals kaufen. Dies sorgt bei Verkäufer*innen oft für Frust. Interessanterweise gibt es sogar Verkäufer*innen, die sich viel Zeit für das Anfertigen eines detaillierten Angebots nehmen – wohlwissend, niemals einen Auftrag zu bekommen. Doch kann das richtig sein? Wer Angebote schreibt, ohne zu verkaufen, hat vergeblich gearbeitet.
Darum sollten sich Verkäufer*innen viel mehr Zeit für die Bedarfsermittlung nehmen – um ggf. auch entscheiden zu können, überhaupt kein Angebot zu erstellen. Antworten auf Fragen wie „Was ist der Grund, dass Sie jetzt Interesse haben?“ oder „Was ist, wenn Sie keine Lösung finden?“ sind gute Indikatoren, um die Kaufwahrscheinlichkeit in Erfahrung zu bringen. Wer Angebote schreibt, und selbst nicht daran glaubt, daraus einen Auftrag generieren zu können, der macht im Vertrieb etwas grundlegend falsch!
Wie mache ich mich für den Markt interessanter?
Deine besten Kund*innen sind die Zielkund*innen deiner Mitbewerber*innen. Oder anders gesagt: Es gibt keine sicheren Kund*innen. Das einzig sichere sind der Tod und die Steuer. Klingt hart, ist aber so. Leider gewöhnt man sich schnell an seine guten Kund*innen: Der Auftrag kommt rein, wird abgearbeitet, die Rechnung erstellt – und der/die Kund*in zahlt. Doch das Risiko ist groß, dass sich irgendwann dein(e) Kund*in bei dir nicht mehr gut aufgehoben fühlt. Dass er/sie vielleicht sogar denkt „Irgendwie ist mein Lieferant langweilig geworden, die bemühen sich gar nicht mehr so um mich. Vielleicht sollte ich mich mal bei anderen Anbietern umschauen, möglicherweise können die mir ja interessantere Angebote und Impulse liefern.“ Ist es erst einmal so weit, dass Kund*innen mit Abwanderung drohen, fallen vielen Unternehmen und Verkäufer*innen aus der Not heraus nur noch Rabatte ein, mit denen sie ihre Kund*innen an sich binden wollen. Doch Lieferanten, die das tun, sagen mit diesem Verhalten eigentlich nur eines: „Wir haben dir in der Vergangenheit zu hohe Preise berechnet.“
Überprüfe doch mal deinen Auftritt: Wie attraktiv ist deine Website? Wie sehr bist du als Anbieter*in für (potenzielle) Kund*innen ein Must have? Sind deine Verkäufer*innen in der Lage, diese Mehrwerte klar zu kommunizieren? Oder mal ganz hart gefragt: Was würde dem Markt fehlen, wenn du mit deinem Unternehmen nicht mehr tätig wärst? Falls du nun kleinlaut sagst: „Eigentlich nichts“, dann denke daran: Irgendetwas musst du richtig machen, sonst hättest du gar keine Kund*innen. Fange aber spätestens jetzt unbedingt damit an, dich noch klarer im Markt zu positionieren, um interessant und damit relevant für Kund*innen zu sein.
Wie setze ich margenstarke Preise durch?
Einkäufer*innen haben die Aufgabe, die geforderte bzw. gewünschte Qualität zu besten Konditionen zu erwerben. Der Preis ist ein entscheidender Faktor, neben vielen anderen. Aussagen des Einkaufs wie „Ihr Mitbewerber ist aber günstiger!“ oder Forderungen wie „Nein, wenn Sie mir nicht 10 Prozent Rabatt geben, dann kommen wir nicht ins Geschäft“ sind an der Tagesordnung. Dennoch gibt es viel zu viele Verkäufer*innen, die solche Spiele nahezu treudoof mit sich machen lassen – und wichtige Marge verschenken, um endlich den heißersehnten Auftrag zu tätigen.
Ein(e) Einkäufer*in darf niemals merken, dass der/die Anbieter*in auf den Auftrag angewiesen ist. Ansonsten ist diese(r) schnell von dem/der Einkäufer*in erpressbar. Wer also regelmäßig neue Kund*innen gewinnt, wird zu höheren Preisen verkaufen. Aus einem guten Grund: Der/die Verkäufer*in kann mit einer gesunden(!) Gleichgültigkeit in Preisverhandlungen gehen und ist so in der Lage, dem/der Einkäufer*in zu signalisieren, dass er/sie gern zusammenarbeiten möchte – aber nicht zu schlechten Preisen.
Es ist davon auszugehen, dass Kund*innen über den Einkauf immer mehr Druck auf ihre Lieferant*innen aufbauen. Wer hier nichts entgegensetzen kann, wird schlimmstenfalls verkaufen – aber nichts verdienen.
Wie bringen wir unseren Vertrieb zum Tun?
Verkäufer*innen beeinflussen mit ihrem Verhalten massiv die unternehmerischen Bilanzen. Trotzdem geben sich viele Führungskräfte, ob Unternehmer*innen oder Vertriebsleiter*innen, mit einer großen Leistungsschwere zwischen den einzelnen Mitarbeitenden zufrieden – und das über Jahre hinweg. Doch kann das richtig sein? Jede(r) im Vertrieb sollte wissen, was von ihm/ihr erwartet wird. Darüber hinaus auch regelmäßig ganz konkrete Ideen und Handlungsanweisungen erhalten, wie beispielsweise mit einer telefonischen Anfrage eines/einer potenziellen Kund*in umgegangen wird oder der Preis im Idealfall gegenüber eines/einer Profi-Einkäufer*in wertschätzend aber klar in der Sache durchzusetzen ist. Mach doch einfach mal den Test und stellen deinem Vertriebsteam folgende Fragen:
- Mit welchen Argumenten grenzen wir uns von unseren Mitbewerber*innen ab?
- Wie qualifizieren bzw. disqualifizieren wir wertschätzend Kund*innenanfragen?
- Mit welchen Aussagen und Verhaltensweisen setzen wir unsere Preise durch?
- Mit welcher Formulierung wecken wir bei der telefonischen Kund*innenakquise Aufmerksamkeit, sodass unser Gegenüber gern mit uns spricht?
- Wie viel Umsatz ist noch in diesem Monat zu erzielen?
Leider fallen die Antworten darauf oft sehr unbefriedigend aus. Doch wenn es auf elementare Fragen keine fundierten Antworten gibt, zeigt dies klar: Da ist noch deutlich Luft nach oben. Was dabei sehr beruhigend ist: Wenn du Potenziale bei dir im Unternehmen entdeckst, dann kannst du diese nutzen. Und es ist nun mal leichter, sich und sein Unternehmen zu ändern als Kund*innen und Märkte.
Du hast nun fünf starke Hebel der Kund*innenbindung und -gewinnung sowie Umsatzsteigerung vorgestellt bekommen. Am besten suchst du dir davon ein bis zwei aus, die du alsbald angehst, damit auch 2024 ein gutes Vertriebsjahr für dich wird.
Der Autor Oliver Schumacher ist Sprechwissenschaftler (M.A.), Buchautor und Verkaufstrainer. Unter dem Motto „Ehrlichkeit verkauft“ zeigt er Verkäufer*innen, wie sie souverän neue Kund*innen gewinnen, Kaltakquise erfolgreich meistern und sich – selbst bei schwierigen Preisverhandlungen – fair behaupten können.
Mushlabs: Myzel für alle(s)
Die Gründer*innen des Hamburger BioTech-Start-ups Mushlabs – Mazen Rizk, Cathy Preißer und Thibault Godard – haben eine bahnbrechende Technologie entwickelt, die als Alternative für tierische Proteine dienen und ein nachhaltiges sowie faires Lebensmittelsystem ermöglichen soll.

Die Erzeugung von Lebensmitteln nach konventionellen Methoden stößt zunehmend an ihre Grenzen. Das Klima befindet sich im Wandel, extreme Wetterlagen nehmen zu. Dürren, Überflutungen und Wirbelstürme gefährden Ackerbau und Ernten. Durch langjährige Überbewirtschaftung und den massiven Einsatz von Düngemitteln sind viele Böden geschädigt. Gleichzeitig brauchen Nutzpflanzen und die industrielle Tierhaltung große Mengen Trinkwasser, das weltweit zunehmend knapp wird. Die Landwirtschaft in ihrer aktuellen Form lässt sich nicht immer weiter auf Effizienz trimmen. Immer größere Monokulturen und Pestizideinsatz führen vielerorts zu einem Rückgang der natürlichen Artenvielfalt. Das wiederum schwächt das gesamte Ökosystem und verringert die Möglichkeiten zur Nahrungsmittelproduktion. Long story short: Die Menschheit benötigt dringend Alternativen.
Nährstoffreich, geschmackvoll, umweltschonend
Einen besonders spannenden Ansatz entwickelte das Team des Hamburger Start-ups Mushlabs. „Wir züchten Pilze, um besonders nährstoffreiche und gut schmeckende Lebensmittel zu produzieren“, sagt Cathy Preißer, Co-Founderin und Leiterin der Produktentwicklung. Als Rohstoff für nachhaltige Lebensmittel nutzt Mushlabs nicht die allseits bekannten, typischen Fruchtkörper des Pilzes, sondern das Myzel, das fadenartige, weitläufige Wurzelwerk. Daraus können Cathy und ihr Team nachhaltige Lebensmittel herstellen, die Fleischesser*innen und Vegetarier*innen gleichermaßen ansprechen. „Wir glauben an ein Lebensmittelsystem, das alle Menschen ernähren kann und gleichzeitig unseren Planeten bewahrt“, so Cathy. Um diese Vision zu realisieren, will Mushlabs das bislang ungenutzte Potenzial von Pilzen ausschöpfen. „Pilze sind ein ganz eigenständiges Königreich, welches die Reiche der Tiere und der Pflanzen in der Natur schon immer miteinander verbindet“, so Cathy, „und mit ihrem Einsatz wollen wir auch in der Nahrungsmittelproduktion den natürlichen Kreislauf wiederherstellen“.
Neue Wege in der Produktion
Bei der Produktion betritt Mushlabs komplettes Neuland. „Das Myzel züchten wir in Fermentationstanks“, sagt Cathy, „als Nährmittel verwenden wir mit Nährstoffen angereichertes Wasser und Nebenströme aus der Lebensmittelwirtschaft“. Bereits im Anbau sorgt Mushlabs dafür, dass wertvolle Ressourcen bestmöglich genutzt werden. Die Pilze wachsen schnell, je nach Art wird das Wurzelwerk nach einigen Tagen geerntet. Je nach gewünschtem Endprodukt wird das Myzel unterschiedlich fermentiert, sodass bereits das Rohmaterial die jeweils optimalen Eigenschaften mitbringt. Dadurch lassen sich die Rezepturen der Endprodukte schlank halten und auf das Nötigste reduzieren. „Aktuell konzentrieren wir uns hauptsächlich auf Fleischalternativen“, so Cathy, „doch grundsätzlich sind auch andere und eigenständige, ganz neue Produkte möglich“.
Anders als der Name nahelegen könnte, entwickelt Mushlabs keine neuen Pilzarten, sondern nutzt die tausenden essbaren Pilzsorten, die es in der Natur bereits gibt. „Die Unterschiede hinsichtlich Textur, Aromaprofil, Substanz und Geschmack sind enorm“, sagt Cathy, „und diese Eigenschaften nutzen wir, um die bestmöglichen Produkte herzustellen“. Die ökologische Bilanz des Herstellungsprozesses kann sich sehen lassen. „Da wir vertikal in Tanks produzieren, brauchen wir sehr wenig Fläche, und im Vergleich mit Produkten wie Soja, der auf Feldern angebaut wird, wächst unser Myzel viel schneller und verbraucht auch viel weniger Wasser“, so Cathy. Abgesehen davon kann Mushlabs das ganze Jahr über konstant produzieren, unabhängig vom Klima und von Wetterverhältnissen.

Erste Schritte im Labor
Die Idee, Myzel zur Lebensmittelproduktion zu nutzen, hatte der Gründer und heutige CEO von Mushlabs, Mazen Rizk, vor etwa fünf Jahren. Im Rahmen seiner Promotion hatte Mazen die Zusammenhänge von Gesundheit und Darmbakterien in der Viehzucht erforscht. Er hatte sich intensiv mit Pilzen und deren Nährstoffproduktion beschäftigt und erkannte das Potenzial für die Herstellung nachhaltiger Nahrungsmittel. Als angehender BioTech-Gründer hatte er Glück, dass er in Hamburg schnell mit der Entwicklung beginnen konnte. „Laborflächen zu finden, ist ein typischer Engpass für BioTech-Start-ups“, so Cathy. Doch der Promotionsvater von Mazen, ein Professor der TUHH, war von der Gründungsidee begeistert und gab Mazen Zugang zum Labor.
Ein Jahr nach der Gründung holte Mazen den Forscher und Prozessspezialisten Thibault Godard hinzu, der den Fermentations- und Produktionsprozess aufsetzte. Ein weiteres Jahr später war Mushlabs auf acht Mitarbeitende gewachsen. Zu diesem Zeitpunkt stieß Cathy zum Kernteam und nahm die Produktentwicklung in die Hand. Die ersten Investoren, der auf Food Start-ups spezialisierte Berliner VC-Fonds Atlantic Food Labs sowie Redalpine, ein Frühphaseninvestor aus Zürich, sind bis heute an Bord. In der Series A im Jahr 2020 stießen unter anderem VisVires New Protein aus Singapur und Happiness Capital aus Hong Kong dazu. Im Juni 2022 investierte auch der EIC, das Accelerator-Programm der Europäischen Union, das speziell Tech-Start-ups fördert, die gesellschaftliche Herausforderungen adressieren.
Vom Rohstoff bis zum Endprodukt
Mushlabs entwickelt nicht nur den eigenen Rohstoff, sondern stellt auch die kompletten Endprodukte her. Cathy und ihr Team gestalten Marken und Warenpräsentation und sorgen für die Vermarktung im Handel. „Wir arbeiten an der Schnittstelle zwischen Zutat und finalem Produkt“, so Cathy, die bei der Produktentwicklung stets den Endverbrauchenden im Blick hat. Myzel ist ein sehr gesundes Lebensmittel mit ausgeglichenem Protein- und Ballaststoffgehalt sowie vielen Mineralien und Vitaminen. Darum bestehen die Produkte von Mushlabs hauptsächlich aus den Pilzwurzeln; je nach gewünschtem Endergebnis wird lediglich eine Handvoll weiterer natürlicher Produkte wie etwa Würzkomponenten hinzugefügt. Die Produkte testet das Team selbst, unterstützt durch sensorisch besonders geschulte Personen und Rückmeldungen von Endkund*innen und Menschen aus der Community. Diese werden z.B. zu Veranstaltungen eingeladen, auf denen sie Produkte verkosten und bewerten können. Die Produkte möchte Cathy im Einzelnen noch nicht nennen, denn aktuell wartet Mushlabs noch auf die EU-Zulassung als Lebensmittelhersteller. „So viel können wir aber verraten: Unsere ersten Produkte sind zwar fleischähnlich, aromatisch aber komplett eigenständig“, so Cathy. „Das Myzel hat ein sehr angenehmes Aroma, und dieses steht bei unseren Produkten auch im Vordergrund.“ So habe Mushlabs bereits Menschen, die normalerweise gar keine Pilze mögen, überzeugen können. „Und auch preislich sind wir absolut konkurrenzfähig und können leicht mit den bisherigen Fleischalternativen auf dem Markt mithalten“, sagt Cathy.
HORNBACH Baumarkt AG übernimmt Berliner Start-up Seniovo
Die HORNBACH Baumarkt AG übernimmt das auf barrierefreie Badumbauten spezialisierte Berliner Start-up Seniovo. Zu den vertraglichen Details der Übernahme wurden keine Angaben gemacht.

Seniovo hat nach eigenen Angaben seit der Gründung 2017 mehr als 3.000 Bäder barrierefrei oder barrierearm umgebaut. „Als Plattform für barrierefreies und altersgerechtes Umbauen digitalisieren wir die komplette Wertschöpfungskette, um den Kundinnen und Kunden eine Full-Service-Leistung zu bieten: von der Angebots-Erstellung über die Beantragung von Fördermitteln und Vermieter-Zustimmungen bis zur professionellen Umsetzung“, so Jonathan Kohl, Gründer und Geschäftsführer von Seniovo.
Zu dem Investorenkonsortium, das das Berliner Start-up auf seinem Weg finanziert hat, gehören der Berliner Venture-Capital Investor IBB Ventures und PT1 – PropTech1 Ventures, der europäische VC-Investor für transformative Immobilientechnologien.
Seniovo und HORNBACH haben sich verständigt, zu den vertraglichen Details der Übernahme keine Angaben zu machen. Kundinnen und Kunden von HORNBACH haben nun die Möglichkeit, den HORNBACH Handwerker-Service für ihre Projekte, wie Badsanierung, Küchenmontage, Malerarbeiter, Bodenverlegung usw. zu nutzen. Die Vorteile: ein Vertragspartner, faire Preisermittlungen im Vorfeld, zuverlässige Timings und eine große Auswahl durch ein umfangreiches Sortiment.
„Ich freue mich sehr, dass wir die Seniovo Geschäftsführer Jonathan Kohl, Florian Stiebler und Robert Schneider sowie das ganze Start-up-Team für uns gewinnen konnten. Seniovo bringt zahlreiche neue Perspektiven und Know-how im Bereich der seriellen, standardisierten Badsanierung ein und unterstreicht damit weiter die Kompetenz von HORNBACH rund um dieses Thema“, so Christa Theurer, Vorständin der HORNBACH Baumarkt AG. Das Start-up ist konsequent kundenorientiert, indem es alle Beteiligten zusammenbringt und den gesamten Projektablauf koordiniert.
„Die Themen barrierefreie Umbauten und altersgerechtes Wohnen bieten angesichts des demografischen Wandels viele Chancen für die weitere positive wirtschaftliche Entwicklung von HORNBACH. Die Übernahme von Seniovo ist ein weiterer Schritt, der auf unsere Strategie einzahlt“, so Christa Theurer.
„Der Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden stand bei der Entscheidung zur Übernahme an erster Stelle“, ergänzt Karin Dohm, CFO der HORNBACH Gruppe. „Wir analysieren über unsere Trendforschung, was die Menschen bewegt und entwickeln daraufhin gezielt unsere Strategien weiter: durch Eigenentwicklung neuer Serviceangebote, durch strategische Partnerschaften oder durch Übernahmen“, so Karin Dohm. An der grundsätzlichen Ausrichtung als Unternehmensgruppe organisch zu wachsen, wird HORNBACH weiterhin festhalten.
„Besonders im Bereich digitaler Prozesse, der von Seniovo eigens entwickelten Software und in Bezug auf das Partnernetzwerk werden wir von Seniovo profitieren“, erklärt Christa Theurer. Für die ersten 100 gemeinsamen Tage hat HORNBACH ein Programm erarbeitet, um die Teams aktiv in die Prozesse einzubeziehen und den Wissensaustausch zu gewährleisten. „Auch für die Profi-Kundenbetreuer in unseren Märkten ergeben sich neue Möglichkeiten. Die Leistungen von Seniovo können zum Beispiel gezielt Wohnungsbaugesellschaften angeboten werden. Ich bin schon sehr neugierig, was sich noch alles daraus ergeben wird“, so Christa Theurer weiter.
Aachener MedTech-Start-up HBOX Therapies erhält 2,5 Mio. EU-Förderung
Das 2021 von Dr. Peter Schlanstein, Niklas Steuer und Dr. Matthias Menne gegründete Start-up HBOX Therapies wurde als eines von fünf deutschen und 47 europäischen Unternehmen für die EIC-Accelerator-Förderung ausgewählt.

Der EIC Accelerator ist der Eckpfeiler des Förderprogramms Horizon Europe (2021-2027) der Europäischen Kommission und des Europäischen Innovationsrats (EIC). Es richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen, mittelständische Unternehmen und Einzelpersonen, die finanzielle Unterstützung benötigen, um ihre neuartigen Ideen, Technologien und Produkte auf den Markt zu bringen.
Die mit EIC-Accelerator-Förderung verbundene Summe von 2,5 Millionen Euro und das potenzielle zusätzliche Investment der European Investment Bank (EIB) sollen HBOX Therapies der Weiterentwicklung, der klinischen Validierung und der Kommerzialisierung ihres innovativen Medizinprodukts MiRA für Patient*innen mit akutem Lungenversagen dienen.
MiRA (Miniaturized Respiratory Assist), zielt darauf ab, die erste Alternative zur invasiven Beatmung für Patient*innen mit akutem Lungenversagen (z.B. aufgrund von Pneumonie, COVID‑19, COPD etc.) zu werden. MiRA soll geringere Komplikationsraten und bessere Therapieergebnisse ermöglichen, indem es eine neue Behandlungsoption für Millionen von Patient*innen pro Jahr bietet.

„Diese Förderung ermöglicht uns, die nächsten Schritte zu gehen, um unsere Vision eines neuartigen Therapieverfahrens für Patient*innen mit akutem Lungenversagen zu realisieren“, erklärt Niklas Steuer, Co-Founder und Managing Director bei HBOX Therapies. „Wir haben in ersten Tests vielversprechende Ergebnisse erzielt. Nun bereiten wir die Fertigstellung des Medizinprodukts, die anschließende regulatorische Testung bis zur klinischen Prüfung und die Markteinführung, geplant in 2028, vor.“
Die HBOX Therapies GmbH ist ein 2021 gegründetes Spin-off der RWTH Aachen University und der Uniklinik RWTH Aachen, Institut für Angewandte Medizintechnik, Lehr- und Forschungsgebiet Kardiovaskuläre Technik (CVE). Das Gründungsteam besteht aus Dr. Peter Schlanstein, Niklas Steuer und Dr. Matthias Menne. Die Gründer vereinen mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Forschung und Entwicklung von medizinischen Geräten, insbesondere Technologien zur Lungenunterstützung. Außerdem weisen sie Kompetenzen in Organisationsentwicklung, Führung und Wirtschaftswissenschaften auf. Mittlerweile ist das Team auf acht Mitarbeitende gewachsen, die sich auch durch langjährige Industrieerfahrung in Regulatory, Preclinical und Clinical Affairs, sowie Qualitätsmanagement auszeichnen.
Die Bedeutung von Content Creation für deinen digitalen Marketingerfolg
Das Marketing und damit die Content Erstellung befinden sich im stetigen Wandel. Es gilt: Wer online erfolgreich sein will, muss sich auf dem neusten Stand der Dinge halten.

Seit das Internet die Welt des Handels revolutioniert hat, ist auch eine neue Form des Werbens aufgekommen. Das sogenannte Digital-Marketing ist um Größenordnungen umfangreicher als die Werbung in Print-Medien und über die alten Massenmedien. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Marketing und die Content Erstellung in diesem Zusammenhang immens gewandelt. Um auf dem neusten Stand der Dinge zu bleiben sind regelmäßige Fortbildungen unerlässlich. Für Marketingspezialisten und Content Creator kann deshalb eine Digital Content Creator Weiterbildung förderlich sein. Im Rahmen dieses Artikels wollen wir anhand einiger konkreter Beispiele auf den Wandel in Bereich Content Marketing eingehen.
Werbung in Analog
Content Creation und Blogartikel scheinen für viele ein Produkt des Internetzeitalters zu sein. Dabei ist die Idee Produkte durch informative und unterhaltsame Texte anzupreisen nichts neues. So wurden früher schon Kataloge und Magazine verlegt und gedruckt, die neben den reinen Produkten, teils umfangreiche informative Inhalte boten. Als Beispiel können Ratgeber zur Wohnungseinrichtung genannt werden. Die Grenzen zwischen einem Hochglanzmagazin, das als Abo verkauft wird, und der kostenlosen Werbebroschüre sind fließend. Klar ist aber natürlich auch, dass Print-Ausgaben in diesem Bereich ihre Limitierungen haben. Zum einen können nicht unendlich dicke Wälzer gedruckt werden und zu anderen haben potenzielle Käufer auch unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen. Das Internetzeitalter hat die Print-Branche deshalb für immer revolutioniert.
Die „Influencer“ von Gestern
Gerade Filmfans werden sich sicher bewusst sein, wie sehr manche Berühmtheiten und Filmfiguren mit bestimmten Produkten verbunden waren. Ein gutes Beispiel hierfür ist James Bond, der den Großteil seiner Karriere im Aston Martin fuhr. Zwischenzeitlich war er aber auch im BMW unterwegs. Die Fahrten im BMW waren das Ergebnis von langjährigen Bemühungen der Bayerischen Autobauer ihre Marke mit dem luxuriösen Draufgänger-Image des Geheimagenten in Verbindung zu bringen. Ein Image, das vielen BMW-Fahrern sicher gefällt und das Branding stark geprägt hat.
Die Flut an Information
Durch den Zugriff auf das World Wide Web, das weltumspannenden Informationsnetz, ist die verfügbare Informationsmenge deutlich gestiegen. Das führte zu Beginn zu einer Revolution in der Informationsverteilung, denn plötzlich hatten einfache Bürger einen Zugriff auf viele neue Sachverhalte. Das Meinungsbild wurde nicht länger durch die Massenmedien und öffentlichen Kanäle bestimmt. Schnell verschwand die wertvolle Information aber in der Flut an digitaler Information, deren informativer Wert im Durchschnitt geringer wurde. Damit man aus der Masse dieser Informationsquellen herausragt, ist es notwendig etwas mehr zu bieten als nur Werbung. Es muss informativer oder unterhaltsamer „Content“ erstellt werden.
Wie kann man im Internet sichtbar werden?
Ein Großteil der Kontaktaufnahmen im Internet geschieht heute im Rahmen der Nutzung von Suchmaschinen. Damit ein potenzieller Kunde auf die Webseite eines Unternehmens aufmerksam wird, sollte diese in der Liste der Suchergebnisse möglichst weit vorne erscheinen. Die Optimierung der Websites, um möglichst hohe Rankings und damit organischen Traffic zu bekommen, bezeichnet man SEO, kurz für “Search Engine Optimisation” zum deutsch Suchmaschinenoptimierung. Über die Jahre haben sich die Algorithmen der Suchmaschinen immer weiter verfeinert, mit dem Ziel, Nutzern die besten Ergebnisse zu liefern. Entsprechend habe sich natürlich auch die Website Betreiber darauf eingeschossen, möglichst weit vorne in den Suchergebnissen erscheinen wollen.
Content ist nach wie vor King
Ein Aspekt, der über die Jahre in diesem Wettstreit immer wichtiger geworden ist, sind Artikel, die wertvolle Informationen zum gesuchten Thema anbieten. Wer einen Bildschirm kaufen will, der ist laut der Logik der Suchmaschine sicher auch an Testberichten zu Bildschirmen interessiert. Wer sich andererseits nur generell für die Funktionsweise von modernen Bildschirmen interessiert, den kann man mit einem informativen Ratgeber Artikel zum Thema vielleicht zu einem Einkauf an gleicher Stelle bewegen. Ein gut geschriebener, informativer Artikel vermittelt, dass man hier bei einem Experten in diesem Fachgebiet gelandet ist.
Dieser Weg der Kundengewinnung über Content Marketing ist aber nicht alles. Es lohnt sich auch etwas subtiler Werbung zu machen. Hier muss man sich nur wieder das Beispiel der Produktplatzierung von BMW in James-Bond-Filmen vor Augen führen. Diese Filme sind nicht gerade Dokumentationen über Autos. Ähnlich kann man die Kundenzahl erhöhen, wenn man ein Produkt im Zusammenhang mit anderen Themen erwähnt und dann zur eigenen Seite verlinkt. Hier sind die Techniken sehr vielfältig und können von Artikeln über Videos bis hin zu Gewinnspielen und scheinbar zufällig berühmt werdenden Videos, dem “viralen Marketing” reichen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass kein Internethändler heute mehr ohne inhaltlich fundiertes Marketing auskommt. Das gilt selbst für die Niedrigpreishändler. Wenn auch ein Kunde vielleicht in diesem Fall nur auf den Preis schaut, wird er einen Anbieter ohne gute SEO der Webseite nicht finden. Für Anbieter qualitativ hochwertiger Ware ist die Werbung mit interessanten Artikeln und Aktionen nahezu unverzichtbar, wenn man sich nicht nur auf Mundpropaganda verlassen will.
OWL Startup Monitor: 94 % würden wieder gründen, bevorzugt in der Heimatregion
Heute ist der 3. Startup Monitor Ostwestfalen-Lippe (OWL) erschienen. Hier die wichtigsten Ergebnisse der Erhebung im Überblick.

Trotz bundesweiter Wirtschaftsflaute und zurückhaltenderen Investments etabliert sich in Nordrhein-Westfalen in der Region Ostwestfalen-Lippe ein Startup-Ökosystem, das durch eine zunehmende Verzahnung von etablierten Unternehmen, (Fach-)Hochschulen und Förderinitiativen zum Gründungsmotor avanciert. Das zeigen die Ergebnisse des 3. OWL Startup Monitors. Zwischen 2019 und Mitte 2023 sind in der Region knapp 200 neue Start-ups entstanden. Das noch vergleichsweise junge Ökosystem wird damit zunehmend Blaupause für Flächenregionen in Sachen Neugründungen. Diese Entwicklung zeigt der 3. OWL Startup Monitor, der gemeinsam vom Startup-Verband und der Founders Foundation erstellt wurde.
Dominik Gross, Mitgründer und Geschäftsführer der Founders Foundation: „Der Monitor verdeutlicht: Die Kooperation zwischen Start-ups und etablierter Wirtschaft zeigt erste Erfolge im Gründungsgeschehen. Dennoch offenbart er ungenutztes Potenzial, vor allem im Wissenstransfer von Forschung in die Praxis sowie in der Anziehung von Talenten und Wagniskapital. OWL ist auf dem Sprung – jetzt braucht es den Blick der Wirtschaft auf unser Innovationspotenzial.”
Christian Miele, Vorstandsvorsitzender des Startup-Verbandes, sagt: „Start-ups sind zentraler Baustein für eine zukunftsfähige Volkswirtschaft. Mit Berlin und München haben wir zwei Hotspots mit internationaler Strahlkraft. Jetzt ist es wichtig, unsere Stärken in der Fläche zu nutzen und auch jenseits der Metropolen erfolgreiche Start-up-Ökosysteme zu entwickeln. Wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen, müssen wir gerade in unseren mittelständisch geprägten Wirtschaftsregionen neue Impulse setzen – OWL hat sich hier erfolgreich auf den Weg gemacht.“
Rekordjahr für Gründungen in OWL
Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage, die durch eine schwache Konjunktur, langsames Wachstum und zurückhaltende Investor*innen gekennzeichnet ist, stellen sich die Start-ups in der Region weitgehend auf das geänderte Umfeld ein. Die zunehmende Zurückhaltung bei Kunden sorgt für einen verstärkten Fokus auf Produktentwicklung statt Personalbeschaffung, um konkurrenzfähig zu bleiben. Wie in ganz Deutschland verschieben sich Finanzierungsrunden und Wachstumsimpulse, aber trotz der Krise haben 69% der OWL-Gründungen neue Arbeitsplätze geschaffen. Nur 6% mussten im letzten Jahr Stellen abbauen.
Im Gegensatz zum bundesweiten Rückgang der Gründungen im Jahr 2022 verzeichnete die Region OWL im selben Jahr sogar ein Rekordhoch. Zwar ist die Zahl im ersten Halbjahr 2023 wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückgegangen, doch ist es noch zu früh, von einem Bruch des allgemeinen Aufwärtstrends zu sprechen, denn die Stimmung vor Ort ist weiterhin optimistisch: 96% planen Neueinstellungen (Bundeswert: 91%) und 78% blicken positiv auf die zukünftige Geschäftsentwicklung (Bund: 57%). Für die Flächenregionen insgesamt gibt es ebenfalls gute Nachrichten; aktuell holen sie im bundesweiten Vergleich auf. Zwei Drittel (67%) aller 2022 gegründeten Start-ups stammen aus Standorten außerhalb der drei größten Städte München, Berlin und Hamburg (2019: 59 %).
Standortnachteile bei Zugang zu Kapital und Talenten
Als größte Herausforderungen sehen die Gründer*innen in der Region nach wie vor den Zugang zu Kapital und die Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter*innen. Ähnlich wie im deutschlandweiten Vergleich spiegelt sich hier die geringe Attraktivität der Region für Investor*innen wider: Nur etwa jeder Dritte hält Deutschland (33%) oder speziell OWL (34%) für einen attraktiven Standort, um Wagniskapital anzuziehen. Die Attraktivität der Region für Talente von außerhalb wird von den befragten Start-ups noch geringer eingeschätzt – nur 28 Prozent im Vergleich zu knapp der Hälfte bundesweit. Besorgniserregend ist, dass nur eine von zehn Gründer*innen weiblich ist, was deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 21% liegt.
Hohe Zufriedenheit mit den Anbindungen an lokale Hochschulen und Netzwerke
Bemerkenswert ist, dass die Start-ups mit dem Ökosystem vor Ort sehr zufrieden sind: Jeweils 95% der befragten Start-ups schätzen die Nähe zu den Hochschulen sowie zu den lokalen Gründer*innen-Netzwerken – deutlich mehr als im bundesweiten Durchschnitt (je 76 und 70%).
Außerdem werden die regionalen Infrastrukturen als positiv empfunden: Die Verfügbarkeit von Büroflächen, die wirtschaftspolitischen Initiativen (jeweils 83%) und Weiterbildungsangebote für Gründer*innen (79%) werden überdurchschnittlich besser bewertet als im bundesweiten Vergleich (hier liegen die Zahlen zwischen 42 bis 58%).
Innovationstreiber B2B-Bereich
Das B2B-Geschäft ist bundesweit die wichtigste Umsatzquelle für Start-ups. In der Wirtschaftsregion OWL mit rund 150.000 etablierten Unternehmen – darunter zahlreiche Weltmarktführer und bekannte Markennamen – profitieren Start-ups besonders von ihrer Nähe zum Endkunden. Knapp drei Viertel der Start-ups geben an, mit den Kooperationsmöglichkeiten mit dem Mittelstand zufrieden zu sein. Für 82 Prozent ist der B2B-Bereich der größte Umsatztreiber (bundesweit: 70%). Sechs von zehn OWL-Start-ups erwirtschaften sogar 90% ihres Umsatzes im B2B-Bereich. Vor allem der industrielle Sektor birgt großes Potenzial für weitere Kooperationen mit dem Mittelstand: So setzt mehr als jedes dritte Start-up in seinem Geschäftsmodell aktuell auf Industrie 4.0-Lösungen. Mehr als die Hälfte (58%) entwickeln Software-Lösungen für diverse Branchen. Es gilt, die Stärken der Region weiter zu fördern, um Innovationen sowohl bei den kleinen und mittleren Unternehmen als auch bei den Global Players voranzutreiben.
Chancen für die Region
Um das Potenzial des Ökosystems voll ausschöpfen zu können, fordern viele der befragten Unternehmen bessere Rahmenbedingungen, um sowohl die Vielfalt zu erhöhen als auch die Region als attraktiven Standort für Gründungen und Kapitalzuflüsse weiter zu etablieren. Wie in ganz Deutschland wünschen sich auch in OWL fast alle Start-ups (95 Prozent) eine Vereinfachung und Beschleunigung von Verwaltungsprozessen und die Öffnung von Vergabeverfahren für Start-ups (81 Prozent). Auch eine Anpassung der Regelungen für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme sieht die Mehrheit der OWL-Gründer*innen als zielführenden politischen Hebel, um das Gründungsgeschehen nachhaltig zu steigern. Als große Chance bleibt die Tatsache, dass mehr als neun von zehn der erfolgreichen Gründer*innen vor Ort wieder gründen würden – und das bevorzugt in ihrer Heimatregion.
Den 3. Startup Monitor Ostwestfalen-Lippe findest du als Download hier
Gründer*in der Woche: Purmuesli – gesund und lecker in den Tag starten
Annina Sternberg und Michael Kaune sind die Köpfe hinter Purmuesli, einem Müsli-Onlineshop, den sie 2022 übernommen und konsequent in Richtung gesunde Ernährung auf- und ausgebaut haben. Mehr dazu im Interview mit den beiden.

Wann und wie seid ihr zu Purmuesli gekommen?
Michael: Wir sind beide ursprünglich in der Beratungsbranche tätig. Ich bin Coach, Berater und Trainer, und Annina unterstützt als Wirtschaftsberaterin Unternehmen von der Existenz bis zum Verkauf. Mich hat schon immer die Herstellung eines konkreten Produktes interessiert, etwas, das man anfassen und in den Händen halten kann. Auf einer Nachfolgebörse habe ich dann recherchiert und Annina einige Unternehmenskäufe vorgeschlagen. Und bei der Idee mit dem Bio-Müsli ohne Zucker, da hat Annina sofort gesagt: „Das ist es! Damit kann ich mich identifizieren. Das ist ein tolles Konzept.“
Das Unternehmen sollte verkauft werden, weil der bisherige Inhaber es aus persönlichen Gründen nicht fortführen konnte. Wir waren der Meinung, dass dieses gesunde Bio-Müsli am Markt bleiben muss.
Was ist euer Background bzw. eure Expertise in Sachen gesunde Ernährung?
Annina: Als Mutter zweier Kinder ist das Thema „Zucker“ bereits seit vielen Jahren ein wichtiges Thema für mich. Seit der Gründung einer Kita vor 14 Jahren ist gesunde Ernährung dann noch präsenter in meinem Alltag. Und durch meine Autoimmunerkrankung und eine Nahrungsmittelunverträglichkeit habe ich mich in den letzten Jahren noch intensiver mit gesunder Ernährung beschäftigt.
Michael ist durch seine Tätigkeit als Coach und Berater viel unterwegs und hat früher oft „nebenbei schnell irgendetwas“ gegessen. Dass sich dadurch ein massiver Nährstoffmangel entwickeln kann, wurde uns später im Laufe unserer bis heute dauernden „Erfahrungsreise“ zu diesem Thema klar. Wir achten nun auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung und versuchen, den Zuckerkonsum deutlich zu reduzieren.
Welchen Stellenwert hat hierbei ein gesundes Müsli und was macht ein Müsli zu einem wertvollen Nahrungsmittel?
Annina: Viele von uns sind den ganzen Tag unterwegs und da ist es schwer, sich gesund zu ernähren. Deswegen ist es sehr wichtig, dass wir gesund in den Tag starten, dass wir überhaupt frühstücken und damit eine gute Grundlage schaffen, damit wir auch leistungsfähig und konzentriert in der Schule und im Job sein können.
Michael: Ein gesundes Müsli (mit Milch oder Joghurt) ist dafür die perfekte Mahlzeit. Ein Müsli besteht nach unserer Vorstellung aus gesunden Zutaten wie Haferflocken, Dinkel, Sonnenblumenkerne und Amaranth. So erhalten wir die lebensnotwendigen Proteine, Vitamine, hochwertige Fette, und leicht verwertbare Nähr- und Mineralstoffe. Dabei sollte konsequent auf Zucker, Zuckerzusätze und andere Zusatzstoffe verzichtet werden, da der Körper diese nicht braucht. Verfeinert mit Früchten, Mandeln und Datteln sind Müsli eine gesunde, leckere und sättigende Mahlzeit.
Was waren dann die wichtigsten Schritte von der Übernahme 2022 bis zu dem Punkt, an dem ihr sagen konntet: Das ist unser ureigenes Purmuesli-Konzept?
Annina: Zuerst haben wir überlegt, ob unser Herz für dieses Produkt schlägt. Wir haben uns damit beschäftigt, ob wir uns damit identifizieren können. Und als wir uns sicher waren, haben wir das gemacht, womit wir sonst unsere Mandanten beraten: Wir haben eine Marktanalyse, eine Konkurrenzanalyse, eine Finanzplanung und einen Gründungsplan erstellt. Das Ergebnis unser vielen Gedanken und Analysen war, dass es dieses Müsli weitergeben muss und wir ins Abenteuer „Purmuesli“ starten.
Wie habt ihr diese Startphase finanziell gestemmt?
Michael: Wir haben die Startphase aus Eigenmitteln bezahlt. Wir haben uns dafür entschieden, dass wir ein kleines unabhängiges Unternehmen sein möchten, welches sukzessive wachsen soll.
Nun zu Purmuesli: Was genau bietet ihr rund um das Thema Müsli? Und wer ist eure Zielgruppe?
Annina: Wir bieten derzeit sechs Müsli-Sorten an, die alle aus gesunden Bio-Rohstoffen sind. Wir haben vier verschiedene Früchtemüslis im Sortiment, ein Hafer-Crunchy-Müsli und ein sehr leckeres Kakao Müsli ohne Reue. Dieses Müsli schmeckt zwar sehr intensiv nach Schokolade, da wir aber reinen Kakao nehmen, enthält das Müsli keinen zusätzlichen Zucker. Wir verzichten konsequent auf Zucker, Zuckerzusatz- oder -ersatzstoffe und andere Zusatzstoffe. Unser Müsli ist damit sehr gesund und nur durch den Fruchtzucker der Früchte gesüßt. Wir verwenden zuckerarme Früchte und verzichten konsequent auf Rosinen.
Michael: Wir bieten für ernährungsbewusste Konsumenten gesundheitsfördernde Produkte, die sind, was sie sind und beinhalten, was draufsteht. Wir glauben, dass Purmuesli das ehrlichste Müsli am Markt ist. Wir möchten Menschen mit unserem Müsli unterstützen, die sich mit kleinen Schritten mit einer Veränderung in der Ernährung beschäftigen wollen. Und unsere Zielgruppe sind auch Menschen, die sich am liebsten ihr Müsli selbst aus nur gesunden Zutaten zusammenstellen wollen und konsequent auf Zucker- und Zusatzstoffe verzichten wollen, denen die Zeit dazu aber fehlt. Unsere weiteren Zielgruppen sind Kinder und Sportler. Und unseres Müslis werden auch gern von Diabetikern gekauft, da diese aufgrund des fehlenden Zuckers auch für Diabetiker sehr gut geeignet sind.
Gibt es absolute Verkaufsschlager unter euren Produkten?
Annina: Also das Kakao Müsli ohne Reue, das ist schon ein Highlight, da es nur 0,8g Zucker/100g hat, aber unheimlich lecker ist und schokoladig schmeckt. Aber grundsätzlich werden alle sechs Sorten fast gleichermaßen von unseren Konsumenten gemocht. Da ist für jeden etwas dabei: entweder das klassische Garten-Früchte Müsli oder das exotische Sauerkirsch-Mango Müsli und das Blaubeer-Knusper Müsli. Und auch das Mandel-Dattel-Müsli und das Hafer-Chrunchy-Müsli haben ihre Fans.
Das Thema Müsli ist ja seit längerem ein „Trend“-Thema – spätestens seit der Gründung bzw. Erfolgsstory von MyMuesli. Wie unterscheidet ihr euch vom Wettbewerb und wie macht ihr auf Purmuesli aufmerksam?
Michael: Wir sind ein kleines Unternehmen, das sich tatsächlich dahingehend vom Wettbewerb unterscheidet, dass wir wirklich kompromisslos auf Zucker und andere ungesunde Zutaten verzichten. Unser Müsli ist ohne Schnickschnack, aber voller gesunder Zutaten. Wir stehen mit voller Überzeugung hinter unserem Produkt. Wir sind keine Prediger und keine Revolutionäre, wir möchten unseren Kunden ein ehrlicher und verantwortungsbewusster Partner sein.
Und last but not least: Welche Tipps wollt ihr anderen Gründer*innen mit auf den unternehmerischen Weg geben?
Annina: Wenn ihr von einer Idee/einem Produkt überzeugt seid und Herz und Bauch sagen: Ja, das ist es - dann macht es! Ihr braucht dann aber auf jeden Fall noch einen guten Business- und Gründungsplan und vor allem Durchhaltevermögen. Und einen Partner an der Seite, mit dem ihr zusammen den unternehmerischen Weg geht, das ist einfach leichter und macht mehr Spaß!
Das Interview führte Hans Luthardt
Die Chancen des Zukunftsfinanzierungsgesetzes
Wenn Deutschland wieder ein Gründer*innenland werden soll, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Das hat der Gesetzgeber erkannt und zuletzt mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz einen bunten Strauß von Vorschlägen geflochten. Für Gründer*innen bieten sich so neue Chancen.

Unter steuerlichen Gesichtspunkten erwies sich bislang eine Holdingstruktur als vorteilhaft, wobei die operative Gesellschaft (GmbH) von einer ebenfalls als GmbH gestalteten Gesellschaft gehalten wurde, welche ihrerseits von dem / der Gründenden gehalten wurde. Vielfach wurde zwischen den beiden Gesellschaften noch eine Organschaft geschlossen, der ein Ergebnisabführungsvertrag zugrunde lag. Diese Struktur ermöglichte es einerseits, etwaige Gewinne lediglich mit einem kombinierten Steuersatz aus Gewerbe- und Körperschaftsteuer von circa 30% vorzubelasten, die dann als Ausschüttung von der natürlichen Person mit dem Abgeltungsteuersatz von 25% bezogen werden konnte. Andererseits war eine nahezu steuerfreie Veräußerung der operativen Gesellschaft möglich. Dieser Veräußerungserlös konnte dann wieder investiert werden und löste erst im Rahmen einer späteren Ausschüttung an den Gründer eine weitergehende Besteuerung in Höhe des Abgeltungsteuersatzes von 25% aus.
2021: Rechtsformneutralität bringt gleiche steuerliche Ergebnisse
Mit der Option zur Körperschaftsteuer können Gründende einer Personengesellschaft nunmehr das gleiche steuerliche Ergebnis erzielen, denn 2021 schuf der Gesetzgeber mit dem Körperschaftmodernisierungsgesetz eine Rechtsformneutralität bezüglich der Besteuerung von Unternehmen zwischen Personen- und Kapitalgesellschaften, indem er der Personengesellschaft ein Wahlrecht zur Körperschaftsteuer eingeräumt hat. Das aus gesellschaftsrechtlicher Perspektive oft vorteilhaftere Personengesellschaftsrecht kann also gewählt werden, ohne dadurch steuerliche Nachteile gegenüber einer Kapitalgesellschaft zu erleiden.
Steuerliche Rahmenbedingungen für Mitarbeitervergütungen
Genauso wichtig sind die steuerlichen Rahmenbedingungen für Mitarbeitervergütungen. In den letzten Jahren wurden hier zwar gesetzliche Änderungen vorgenommen, diese konnten aber nur unzureichend die Realität und Bedürfnisse der Start-ups abdecken. Im Kern geht die Besteuerung davon aus, dass Arbeit jeweils gleich besteuert und nicht einer unternehmerischen Beteiligung gleichgestellt werden soll: Die Besteuerung für den/die Gründenden selbst mit seiner/ihrer Gesellschaft gilt eben nicht für die Mitarbeitenden, obwohl sie, wie der/die Gründer*innen auch, ebenfalls ihre Arbeits- und Innovationskraft einbringen.
Echte Beteiligung als Instrument immer noch realitätsfern?
Vor diesem Hintergrund scheint der einfachste Weg eine echte Beteiligung der Mitarbeitenden am Unternehmen. So erhalten sie Gewinnausschüttungen und sind an Exit-Erlösen beteiligt. Sie erlangen im Gegenzug aber auch alle mit einer gesellschaftsrechtlichen Beteiligung verbundenen Rechte (etwa Teilnahme- und Stimmrechte) und Pflichten (beispielsweise Treuepflichten). Ein solcher gesellschaftsrechtlicher Einfluss ist aus Sicht des Gründenden nicht immer wünschenswert, da er seine gestalterische Freiheit einschränken kann. Steuerlich stellt sich bei echten Beteiligungen das Problem, wenn die jeweilige Beteiligung unter dem Verkehrswert des Unternehmens gewährt wird. Dann liegt ein geldwerter Vorteil in Höhe der Differenz vor, der mit Zufluss einer Besteuerung wie Lohn unterliegt, obwohl keine Liquidität erlangt wird (Dry Income).
Lösung der Dry Income-Problematik
Dieses Problem hat der Gesetzgeber im Juli 2021 mit § 19a EStG abzumildern versucht, indem die Besteuerung aufgeschoben wurde. Die Einzelheiten und Anforderungen an einen solchen Steueraufschub wurden aber als realitätsfern und unzureichend angesehen. Ungewöhnlich zügig reagiert der Gesetzgeber nun mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz hierauf:
- Die Besteuerung des geldwerten Vorteils aus der Beteiligung soll mit Veräußerung oder Beendigung des Arbeitsverhältnisses erfolgen; ab 2024 spätestens 20 statt bisher zwölf Jahre nach deren Übertragung.
- Im Falle des Rückerwerbs der Anteile bei Verlassen des Unternehmens soll nur die tatsächlich an den/die Mitarbeitenden gezahlte Vergütung maßgeblich sein, wodurch insbesondere in Leaver-Fällen, in denen der Kaufpreis in der Regel unterhalb des Verkehrswerts der Beteiligung liegt, das Risiko einer Besteuerung von nicht realisierten Werten entschärft wird.
- Eine Besteuerung wird weitergehend bis zum Zeitpunkt des tatsächlichen Verkaufs hinausgeschoben, wenn der/die Arbeitgebende auf freiwilliger Basis unwiderruflich erklärt, dass er/sie die Haftung für die einzubehaltende und abzuführende Lohnsteuer übernimmt.
Hierzu müssen die Beteiligungen
- nicht vom Arbeitgebenden selbst, sondern können auch durch (Gründungs-)Gesellschafter*innen gewährt werden;
- nicht solche des Unternehmens des Arbeitgebenden, sondern können auch konzernangehörige Beteiligungen sein.
Des Weiteren wird der Anwendungsbereich dergestalt ausgeweitet, dass
- begünstigte Unternehmen solche mit bis zu 1.000 Mitarbeitenden sind, die einen Jahresumsatz von höchstens 100 Mio. EUR oder eine Jahresbilanzsumme von höchstens 86 Mio. EUR aufweisen, wobei diese Schwellenwerte im Zeitpunkt der Übertragung der Beteiligung oder in einem der sechs vorangegangenen Kalenderjahre nicht überschritten sein dürfen, und
- der maßgebliche Gründungszeitraum des Unternehmens maximal 20 Jahre vor dem Beteiligungszeitpunkt liegen darf.
Steuerliche Stärkung unter anderem durch Pauschalbesteuerung
Weitergehend kann der durch die Anteilsübertragung gewährte geldwerte Vorteil bei dem Mitarbeiter pauschal mit einem Steuersatz in Höhe von 25% besteuert werden und unterliegt nicht mehr dem persönlichen Einkommensteuersatz. Auch wird der Freibetrag für die verbilligte oder unentgeltliche Überlassung von Mitarbeiterkapitalbeteiligungen vom Arbeitgeber ab 2024 von derzeit 1.440 auf 5.000 EUR jährlich erhöht, was auch zu einer Sozialversicherungsfreiheit in gleicher Höhe führt. Dies erfordert aber, dass es sich um eine freiwillige Leistung des Arbeitgebenden handelt, die grundsätzlich allen Mitarbeitenden des Unternehmens offensteht, die ein Jahr oder länger ununterbrochen in einem gegenwärtigen Dienstverhältnis zu diesem stehen. Daher ist dieses Tool für eine reine Managementbeteiligung nicht geeignet.
Was das Zukunftsfinanzierungsgesetz vermissen lässt
Bedauerlicherweise hat der Gesetzgeber keine Anpassung im Vermögensbildungsgesetz vorgenommen, auf welchem die Begünstigungen für die Mitarbeiterbeteiligungen aufbauen. Diese Regelungen kommen nicht zur Anwendung, wenn es sich beim Start-up um eine Personengesellschaft handelt, die sich für die Körperschaftsteuer entscheidet – und deshalb steuerlich wie eine Körperschaft behandelt wird.
Alternative Beteiligungsmodelle noch notwendig?
Dem Problem des Dry Income begegnete die Gestaltungspraxis bislang durch Hurdle- oder Growth Shares. Bei Hurdle Shares erfolgt lediglich eine Beteiligung an den zukünftigen Wertsteigerungen, weshalb diese im Zeitpunkt der Gewährung grundsätzlich nicht zu einem sofortigen steuerlich relevanten Lohnzufluss führen. Weiterhin haben sich Virtual Shares oder Virtual Options als Instrument der Incentivierung von Mitarbeitenden erwiesen. Mit solchen Ansprüchen vermeidet man wegen ihrer rein schuldrechtlichen Ausgestaltung eine gegebenenfalls nicht gewünschte Teilhabe an Zukunftsfragen des Unternehmens. Steuerlich betrachtet stellt lediglich die jeweilige (indirekte) Partizipation an den Gewinnen und/oder dem Exit-Erlös zu besteuernden Lohn dar. Dieser wird nach dem individuellen Steuersatz besteuert, sodass die steuerlichen Regelungen für Einkünfte aus Kapitalvermögen nicht angewendet werden. Dem/der Mitarbeitenden fließt hier nicht bereits mit Einräumung dieser Ansprüche etwas zu, sodass sich das Dry Income-Problem nicht stellt.
Fazit
Die Regierung ist das Thema verbesserter steuerlicher Rahmenbedingungen angegangen. Man ist dabei zwar noch lange nicht bei den Vergünstigungen, die andere Standorte insoweit genießen – aber es ist ein wesentlicher Schritt. Nun müssen die Gründenden die jeweiligen Weichen selbst stellen.
Zu den Autoren:
Dr. Matthias Geurts ist Partner bei der Kanzlei Schalast und berät Venture Capital-/Private Equity-Investoren in aufsichtsrechtlichen Strukturierungsfragen und Start-ups sowie Gründer bei der Optimierung ihrer Unternehmensgestaltung, deren Finanzierung und Mitarbeiter-beteiligungsmodellen.
Dr. Marc-Andre Rousseau ist Partner bei der Kanzlei Schalast für den Bereich Venture Capital/Start-ups. Er berät Venture Capital-Investoren, Family Offices und Angel-Investoren sowie Startups in allen rechtlichen Finanzierungsfragen sowie Start-ups bei Exit- und Gewinnbeteiligungsmodellen.
Retorio: Münchner KI-Start-up sichert sich 9 Mio. Euro
Das KI-Start-up Retorio hat weitere Investoren von sich und seiner personalisierten KI-Coaching-Plattform überzeugt. Damit stehen dem Spin-off der TU München neun Millionen Euro für seine globale Expansion und die Weiterentwicklung der KI zur Verfügung.

2018 als KI-Recruiting-Plattform gegründet, stellt Retorio – ein Spin-off der TU München – Unternehmen eine videobasierte KI-Coaching-Plattform zur Verfügung. Diese verbindet künstliche Intelligenz mit Erkenntnissen aus der modernen Verhaltensforschung. Die Technologie erkennt Erfolgsmuster und hilft Unternehmen dabei, die Leistung ihrer Mitarbeitenden skalierbar und kosteneffizient zu steigern. Kernelement ist der „KI Coach“, mit dem Angestellte herausfordernde, realitätsnahe Gesprächssituationen in einem virtuellen Raum nachhaltig trainieren können. Retorio hilft Unternehmen so dabei, Transformationsprozesse voranzutreiben und möglichst vielen Menschen Zugang zu individualisierter Weiterbildung zu ermöglichen.
Leistungssteigerung durch persönliche Weiterentwicklung
Dr. Patrick Oehler, Gründer und Co-CEO von Retorio, erklärt: „Uns geht es um KI, die uns menschlicher macht, zum Beispiel indem sie uns dabei hilft, unser Verhalten in wichtigen Gesprächen zu verbessern. Der Mitarbeitende steht dabei stets im Fokus. Mit unserer Technologie bieten wir eine Lernumgebung, die zur Selbstreflektion anregt: Wie wirke ich auf meine Kunden und Kollegen und wie kann ich mein Verhalten optimieren? Nicht nur für den Unternehmenserfolg, sondern auch um mich persönlich als Mensch weiterzuentwickeln. Unser digitaler Coach, der die Erfolgsmuster von tausenden von Kollegen im Unternehmen und darüber hinaus kennt, steht jedem Mitarbeitenden rund um die Uhr zur Seite und gibt ehrliches und anonymes Feedback.“
Vorbereitungen zum Eintritt in den US-Markt
Leadinvestor der neuen Series-A-Finanzierungsrunde ist der auf B2B-Tech ausgerichtete Berliner Kapitalgeber SquareOne. Daneben zählen Porsche Ventures, die Venture Capital Einheit der Porsche AG und Storm Ventures aus dem Silicon Valley zur neuen Investorengruppe. Auch Bestandsinvestoren legen nach, darunter Basinghall Partners (London/Luxemburg), Passion Capital (London) und Sofia Angels Ventures (Sofia) sowie die Family-Offices mehrerer DAX-Vorstände und Unternehmer*innen.
„Mit verhaltensbasiertem KI-Coaching bieten wir globalen Unternehmen einen effektiven und skalierbaren Weg, Erfolgsmuster im Vertrieb oder Service firmenweit zu erkennen und zu etablieren", erklärt Dr. Christoph Hohenberger, Co-CEO von Retorio. „Auf diese Weise können sich Unternehmen deutlich schneller auf neue Marktgegebenheiten einstellen und im immer härteren globalen Wettbewerb behaupten. Dass das der richtige Ansatz ist, zeigt uns die enorme Nachfrage nach unserer Lösung sowie der positive Einfluss auf dessen Geschäftsentwicklung. Unsere Umsätze wachsen im dreistelligen Prozentbereich, wir haben neue Investoren gewonnen und bereiten uns gerade auf den Eintritt in den US-Markt vor.“
Charlotte Baumhauer, Investment Manager bei SquareOne, erklärt: “Die KI-Technologie von Retorio eröffnet Unternehmen Wachstumspotenzial, das heute kaum genutzt wird. Durch den smarten Einsatz von Verhaltensdaten ist Retorio in der Lage, die Vertriebsleistung eines Unternehmens um ein Vielfaches zu erhöhen.“
Skalierbares KI-Coaching für Vertriebs- und Führungsteams
Neben deutschen Großkonzernen zählen auch amerikanische, britische und asiatische Unternehmen zu den Kunden der Münchner KI-Schmiede, darunter führende Automobil-, Versicherungs-, Telekommunikations- und Logistikkonzerne. Retorios Kund*innen haben erkannt, dass ihr Geschäftserfolg maßgeblich vom Auftreten ihrer Mitarbeitenden gegenüber Kunden, aber auch gegenüber Kollegen abhängt. Mit praxisnahem KI-Coaching schließen diese Unternehmen Kompetenz- und Motivationslücken ihrer Mitarbeitenden, erhalten Daten zu gewünschtem und gelebtem Verhalten und können somit den Fortschritt ihrer Unternehmenstransformation belegen.
FRAMEN: Das eigene Business Model „re-FRAMEN“
Wie aus einem digitalen Familienbilderrahmen eine der führenden Content-Streaming-Plattformen für Digital-Out-of-Home-Werbung wurde.

Ursprünglich als B2C-Produkt konzipiert, hat FRAMEN seine Anfänge in der Vision, smarte Bilderrahmen in Haushalten zu etablieren. Diese sollten über ein Cloud-Streaming-System miteinander kommunizieren können, um es Familien zu ermöglichen, schnell und einfach die neuesten Bilder auf ihre jeweiligen Bilderrahmen zu übertragen und tausende Erinnerungen in Echtzeit in den eigenen vier Wänden zu teilen. „Wir wollten Familien und sich nahestehende Menschen auf der ganzen Welt miteinander verbinden und Inhalte direkt in die Wohnzimmer von Freundinnen und Freunden streamen“, erinnert sich Dimitri Gärtner, CEO und Co-Founder von FRAMEN. „Wir haben bis heute Prototypen dieses Bilderrahmens in unserem Büro, um uns an unsere Anfänge zurückzuerinnern. Die holen wir auch immer gern raus, wenn wir neuen Partner*innen und Kund*innen von unserem Werdegang erzählen.“
Doch wie so häufig ändern sich Anfangsideen und Pläne schnell, so auch bei FRAMEN. Denn die Idee des 2018 in Berlin gegründeten Tech-Start-ups, neue digitale Bilderrahmen an Endkonsument*innen zu verkaufen, sollte bald überholt werden. Der Grund: Es waren weniger die Verbraucher*innen, die Interesse an FRAMEN bekundeten, als solche Zielgruppen, die bereits zahlreiche Bildschirme besaßen: die Hotellerie, Fitnessstudios und Arztpraxen. Über den daraufhin vollzogenen Wandel vom B2C- zum B2B-Produkt sagt Dimitri heute: „Das Interesse der Hotellerie, der Fitnessstudios und mehr war wegweisend für die zukünftige Entwicklung von FRAMEN. Gerade der Ausbruch der COVID-19-Pandemie war ein Katalysator, unser bestehendes Geschäftsmodell zu überdenken und zu adaptieren. Wir hatten ein Produkt bzw. eine Dienstleistung, die plötzlich auf einen zuvor unentdeckten Need traf.“
Content-Streaming in kommerziell genutzten Bereichen
Location-Betreiber*innen nutzten FRAMEN in den Pandemie-bedingten Lockdowns und Schließungen, um über die Ausspielung von Werbung auf bestehenden Screens passives Einkommen zu generieren. Und diese Strategie ging auf: Die Betreiber*innen erhielten zusätzliches Einkommen, Brands konnten ihre Werbebotschaften auf weiteren Screens platzieren und FRAMEN fand die für das Unternehmen entscheidende Marktlücke: Content-Streaming in kommerziell genutzten Bereichen. Das Unternehmen bot seine App nun kostenlos an und ermöglichte Werbekund*innen, ihre Inhalte auf besagten öffentlichen Bildschirmen zu platzieren. Die Hotels und andere Geschäfte, die diese Bildschirme bereitstellten, erhielten einen Anteil an den Werbeeinnahmen. So entstand ein neues Ökosystem und ein schier unendlich wachsendes Netzwerk an potenziellen Locations, denn schätzungsweise gibt es über eine Milliarde Bildschirme, die weder Zuhause sind noch als Smartphones eingestuft werden.
Heute gehört FRAMEN zu den führenden Content-Streaming-Plattformen für Digital-Out-of-Home-Werbung und erschließt weitere Branchen und Märkte. „Das Potenzial öffentlicher Screens ist immens“, sagt Dimitri. „Es gibt in Deutschland Millionen von bereits bestehenden Screens, die theoretisch wie praktisch problemlos an unsere Plattform angeschlossen werden können. Das Medium ,öffentlicher TV‘ ist noch lange nicht am Limit, dafür aber umso mehr unterschätzt. Wir können mit FRAMEN täglich mehr Menschen erreichen als jeder lineare Fernsehsender.“
Change lässt sich nur gemeinsam gestalten
Gründer*innen und Unternehmer*innen wissen: Veränderungsprozesse gehören zum Lebenszyklus von Unternehmen dazu – und sind doch immer auch anstrengend und gespickt mit Hürden und Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Auch im Fall von FRAMEN gab es diese: „Uns war bewusst, dass ein so drastischer Wechsel vom B2C-Produkt zur B2B-Plattform Herausforderungen und Risiken für das ganze Team bedeuten würde. Umso wichtiger war es, einen klaren Kompass zu behalten und einen Gemeinschaftssinn zu entwickeln, wohin die Reise hingehen soll. Change lässt sich nur gemeinsam gestalten, die Vision ist dabei dem Einzelnen übergeordnet“, reflektiert Dimitri heute diese Phase der Unternehmensentwicklung. „Deshalb war es wichtig, sich auf die neue Mission gemeinsam einzuschwören und das richtige Mindset für Wachstum zu kreieren. Heute können wir mit Freude sagen: Es hat sich ausgezahlt!“
Am Puls der Zeit bleiben und vorausdenken
Die Erfolgsstory von FRAMEN zeigt, wie sich junge Tech-Start-ups aufstellen sollten, um langfristig bestehen zu können: Vor allem ein agiles Unternehmens-Mindset ist hier entscheidend. „Während Corona gab es Zeiten, in denen sich täglich, manchmal stündlich die Prioritäten oder Entscheidungen geändert haben. Wer hier nicht agil und maximal flexibel reagierte, beispielsweise durch die Erschließung neuer Locations wie Tankstellen, konnte nur verlieren“, sagt Dimitri. Geht es nach ihm, brauchen insbesondere Marketing-Tech-Start-ups einerseits einen gewissen Weitblick, Potenziale und Trends frühzeitig zu erkennen, denn wenn der richtige Moment kommt, muss schnell agiert werden, um die sich bietende Chancen auch zu nutzen. Neben diesem Weitblick ist es laut Dimitri, der bereits seit Jahrzehnten im Marketingbereich tätig ist, aber genauso wichtig, immer am Puls der Zeit zu bleiben: „Man kann noch so weitsichtig sein und alle möglichen Trends prognostizieren, am Ende kommt es doch meist anders als man denkt. Man muss auch nicht jedem neuen Trend hinterherlaufen, sondern mit klarem Fokus die eigene Vision vorantreiben und dabei stets nah beim (potenziellen) Kunden bzw. bei der Kundin sein.“
Chancen ergreifen und den eigenen Markenkern beibehalten
Die Wandlungsgeschichte von FRAMEN zeigt: Wer im richtigen Moment das Window of Opportunity nutzt und nah bei der Zielgruppe ist, kann erfolgreich sein. Doch gleichsam ist es für Start- wie auch Scale-ups entscheidend, den inneren Markenkern stets beizubehalten und sich von intrinsischen Werten leiten zu lassen. „FRAMEN gibt es bereits seit fünf Jahren, und seit etwa zwei Jahren in der Form, wie wir heute als Unternehmen auftreten. Wir arbeiten inzwischen mit vielen großen Brands und Publisher*innen zusammen, behalten uns unsere direkte, smarte und manchmal etwas freche Art, Dinge zu betrachten und mit Stakeholdern zusammenzuarbeiten, aber weiter bei“, erzählt Dimitri, und macht anderen Gründer*innen Mut, seinem Weg zu folgen: „Ein Unternehmen, das sich in seinen eigenen Prinzipien verrät und die eigene Attitude verliert, kann nichts gewinnen. Entscheidend für eine gesunde Company Culture sind vor allem die richtigen Leute – mit ihnen steht und fällt alles. Wir achten vor allem auf Potenziale, Verantwortungsbewusstsein, Balance zwischen Arbeit und persönlichen Interessen und einen respektvollen Umgang mit flachen Hierarchien.“
Vision 2030: Connect and create Communities
Entsprechend dem eigenen Anspruch, immer wandlungsfähig zu sein und den nächsten Schritt zu gehen, hat FRAMEN kürzlich eine „Vision 2030“ ausgerufen. Genaue Informationen sind zwar noch unter Verschluss, Dimitri verrät allerdings, wohin die Reise gehen soll: „In den vergangenen fünf Jahren haben wir FRAMEN vor allem als Content-Streaming-Plattform aufgebaut, durch die online Communities erschlossen werden können. Nun wollen wir sie nicht nur connecten, sondern einen Schritt weitergehen. Unsere Mission lautet deshalb: Connect and create Communities. Wir werden eine Plattform bauen, auf der sich Menschen vernetzen und austauschen können, die sich jeden Tag im Fahrstuhl, bei der Arbeit oder im Fitnessstudio treffen und die gleichen Interessen oder Ziele haben, aber noch nicht ins Gespräch gekommen sind. Denn nur so machen wir aus anonymen Menschengruppen echte Communities, die Mehrwerte stiften.“
Ob FRAMEN diese Vision bis zum Jahr 2030 tatsächlich erreicht, steht in den Sternen und kann bei einer so bewegten Reise, wie sie das Tech-Start-up hinter sich hat, heute nicht beantwortet werden. Dazu Dimitris abschließender Tipp: „Zelebriert kleine wie große Erfolge. Glaubt an das Unmögliche und probiert Neues aus. Und: Habt Spaß!“
Die gröbsten Verhandlungsfehler und besten Auswege
Die meisten Verhandlungsfehler entstehen durch Stress und schlechte Vorbereitung – beides lässt sich vermeiden. Wir zeigen, wie du mit dem richtigen Verhandlungsgeschick trumpfst.

Verhandlungen sind Teil des Geschäftsalltags. Doch etliche Verhandlungen scheitern oder hinterlassen ein schlechtes Gefühl. Irrtümer und Verhandlungsfehler durch eine nachlässige interne Kommunikation im eigenen Verhandlungsteam kosten am Ende mehr Geld als notwendig gewesen wäre. Wir zeigen die typischen Irrtümer und Verhandlungsfehler auf und geben Praxis-Tipps für Entscheider*innen, Verhandlungsführer*innen und Verhandlungsteams.
Verhandlungsfehler 1: Zu viel Transparenz im Unternehmen
Zu viel Transparenz im eigenen Unternehmen und im eigenen Team schadet. Es gibt immer Kolleg*innen, die den Mund nicht halten können (oder wollen) und von der anderen Seite als Informationsquelle genutzt werden. Meist geschieht dies nicht aus Kalkül, sondern aus Vertrauensseligkeit oder Ungeschicklichkeit der Betroffenen. Schließlich wird ja an jeder Ecke professionelles Networking und offene Kommunikation gepredigt. Nichts gegen gute Kontakte und enge Beziehungen. Aber es gibt nun mal Informationen, die nur einem kleinen Kreis vorbehalten sein müssen, gerade im Vorfeld von Verhandlungen.
Der Umgang mit solchen „V-Leuten“ – auf der eigenen wie der anderen Seite – ist einer der Schwerpunkte in Verhandlungstrainings. Denn Informationen und deren Beschaffung sind ein wichtiger Faktor für den späteren Verhandlungserfolg. Daher gilt: Insbesondere die internen Minimalziele und die eigene Verhandlungstaktik dürften niemals nach außen dringen, wohl aber die Standpunkte und Maximalziele.
Verhandlungsfehler 2: Verhandlungsteam als Fehlerquelle
Der zweite Knackpunkt ist die Zusammensetzung des Verhandlungsteams. Vorab zu klären ist, wer Verhandlungsführer*in sein soll, wie viele Mitglieder dem Team angehören werden und welche Eigenschaften sowie fachlichen und persönlichen Skills vonnöten sind. Nicht immer müssen Verhandlungsführer*innen auch über das Top-Fachwissen verfügen. Es müssen Personen sein, die stressresistent sind und auch während der Verhandlungspausen, des gemeinsamen Essens sowie in Arbeitsgruppen diszipliniert sind. Wichtig ist auch, dass der/die letztendliche Entscheider*in nicht selbst am Verhandlungstisch sitzt oder der/die „Rädelsführer*in“ ist.
Mit dem richtigen Team und dem perfekten Briefing im Vorfeld gewinnt man Zeit sowie Entscheidungsspielräume und kann damit zugleich auch Verhandlungsfehler vermeiden. Die festgelegte Verhandlungstaktik muss von allen Beteiligten eins zu eins umgesetzt werden. Dazu ist es unerlässlich, die einzelnen Rollen klar zu definieren und optimal zu besetzen. Denn nicht jede(r) kann jeden Part spielen. Fachliche Kompetenz, Kommunikationsgeschick, Hartnäckigkeit und Durchsetzungsstärke, Toleranz und Verständnis sowie bestimmte Argumente gehören in die Hände bestimmter, vorher ausgewählter Persönlichkeiten. Ein Verhandlungsteam benötigt in Summe viele Talente und sollte deshalb nicht nur aus Fachleuten bestehen.
Trügerisch ist die Annahme, ein großes Verhandlungsteam würde hier mehr bringen. Denn je mehr Leute am Tisch sitzen, umso komplexer werden die Verhandlung und der Umgang mit den kurzfristigen Eigeninteressen. Der wichtigste Punkt, ist, dass alle Beteiligten ihre Emotionen im Griff haben. Die größten Fehler entstehen durch Fehlsteuerung der Emotionen – gerade dann, wenn Verhandlungen eskalierten und der Ton mal rauer wird.
Verhandlungsfehler 3: Win-win nach Harvard
Das Ziel der Harvard-Verhandlungsmethode ist eine beidseitig einvernehmliche und konstruktive Einigung und somit eine Win-win-Situation. Das Motto: Eine(r) gibt doch immer ein kleines bisschen mehr nach als der/die andere. Von diesem Gedanken des Ausgleichs sollten sich Verhandlungsprofis verabschieden. Im Gegenteil: In erster Linie geht es darum, das eigene Wohl und die eigenen Interessen im Blick zu behalten, ohne allerdings Fairness und Wertschätzung auch für die andere Seite außer Acht zu lassen.
Dafür benötigt man neben dem richtigen Team auch alle relevanten Informationen über die Gegenseite. Auch hier kommt es auf die Vorbereitung an. Dazu gehört, die Medien des/der Verhandlungspartner*in und dessen/deren Verlautbarungen genauestens zu studieren und selbst entsprechende öffentliche Informationen zu streuen.
Tipp 1: Das Spiel über die Bande
Wissen ist nun mal Macht – Macht im positiven Sinne. Man muss dabei auch die Machtverhältnisse der Gegenseite richtig einschätzen. Wer über die richtigen Informationen verfügt, gewinnt. Wer an die falschen glaubt, verliert und macht fast zwangsläufig fatale Verhandlungsfehler. An dieser Stelle kommen wieder die bereits erwähnten V-Leute ins Spiel. Es gilt: Informationspolitik und Informationssteuerung sind nun mal keine Einbahnstraße.
Tipp 2: Nach der Verhandlung ist vor der Verhandlung
Bei aller Verhandlungskunst geht es dennoch darum, die Beziehungsebene zu pflegen und respektvoll mit allen umzugehen. Denn nach der Verhandlung ist meist vor der Verhandlung. Zudem ist Integrität sehr wichtig. Der kurzfristige Erfolg ist zumeist nicht das beste Ergebnis. Es lohnt sich häufig, in eine langfristige Beziehung zu investieren. Verhandlungen können hierfür den Grundstein legen.
In Verhandlungen brauchst du eine vertrauensvolle Beziehung, um zu deinem Gegenüber durchzudringen, d.h. Einsichten in dessen Argumente, Beweggründe und Motive zu bekommen, dessen Schmerzgrenze in der Verhandlung zu erkennen und letztlich in der Verhandlung Erfolg zu haben. Damit ist Empathie als erfolgskritischer Faktor entscheidend für deinen Verhandlungserfolg – richtig dosiert, vermeidest du so teure Verhandlungsfehler. Willst du eine Verhandlung auf Augenhöhe, geht es auch darum, Informationen in Verhandlungen gern weiterzugeben – sofern dies dein(e) Verhandlungspartner*in auch macht.
Tipp 3: Gemeine Verhandlungstricks erkennen und ansprechen
Nun kommt der Umgang mit miesen Verhandlungstricks ins Spiel, zudem die Frage, welcher Verhandlungsirrtum hierbei häufig passiert. Wenn du die Tricks deiner Verhandlungspartner*innen nicht kennst, wirst du unter Stress mehr Zugeständnisse machen als du ursprünglich geplant hattest. Daher gilt es, diese Tricks zu identifizieren und sich der eigenen Verletzbarkeit bewusst zu sein. Stell dir während der Verhandlung die Frage: Wurde soeben ein Wert von mir verletzt? Wenn ja, läufst du Gefahr, sehr emotional zu reagieren. Es ist zu empfehlen, sich in einem solchen Moment zurückzunehmen, ggf. eine Pause zu machen, um dann wieder ruhig und reflektiert in die Verhandlung zurückzukehren.
Die Kunst, auf miese Verhandlungstricks zu reagieren, besteht darin, den/die Verhandlungspartner*in unter Druck zu setzen, gleichzeitig aber fair zu bleiben. Übe daher den Umgang mit solchen Tricks, um nicht auf sie reinzufallen.
Die hier vorgestellten Mechanismen und Maßnahmen verbinden sich schließlich zu einem ganzheitlichen Verhandlungsprozess, der auf die eigenen Ziele und Strategien abgestimmt sein muss. Menschen, Prozesse, Informationspolitik und Machtverhältnisse müssen im Rahmen der Planung und der Verhandlung selbst jederzeit glaubwürdig und kongruent sein. Es gilt: Verhandlungsgeschick und -erfolge kann man lernen, sie sind planbar und Verhandlungsfehler somit bestmöglich vermeidbar.
Die Autorin Ulrike Knauer ist seit 2008 als selbständige Unternehmerin in den Bereichen Vertrieb, Verhandlungspsychologie und Social Selling mit Online-Sale im B2B-Bereich aktiv.