Home-Office im Start-up: Ein Erfahrungsbericht


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Das Arbeiten im Home-Office war nie ein großes Thema bei der Bruno Interior GmbH. Das hat sich mit der Corona-Krise naturgemäß schlagartig geändert. Welche Erfahrungen die Mitarbeiter des Schlafmöbel-Start-ups mit dem Zwangs-Home-Office gemacht haben und welche Learnings sie daraus gezogen haben.

Bei dem Schlafmöbel-Start-up Bruno aus Berlin arbeiteten bislang alle 12 Mitarbeiter fast ausschließlich im Büro. Die Präsenzkultur stand bislang nie ernsthaft zur Disposition, da sie immer gut funktionierte: Die Abstimmung mit dem Team im Büro war reibungslos und das Teamgefühl wurde durch die enge Zusammenarbeit gestärkt.

Jeden Montag um 9 Uhr morgens versammelten sich alle Teammitglieder von Bruno im Meeting-Raum, um gemeinsam die anstehenden Wochenziele zu besprechen.

Seit dem 23. März 2020 hat sich das geändert - die Bundesregierung hatte die Kontaktsperre angeordnet. Anstatt am Anfang der Woche in vertraute Gesichter zu sehen, müssen sich die Mitarbeiter des Start-ups seither mit den Stimmen der Kollegen in der Telefonkonferenz zufriedengeben  

Home-Office von jetzt auf gleich

Gearbeitet wurde ab jetzt von zu Hause aus. Also Home-Office ohne große Vorbereitung von 0 auf 100 Prozent. Erschwerend kam hinzu, dass der Lebenspartner, WG-Mitbewohner oder sogar die Kinder gleichzeitig zu Hause waren. Die Corona-Krise hat das Unternehmen zu einem Experiment gezwungen, das auf der anderen Seite auch neue Perspektiven geschaffen hat.

Über das erste Wochenende nach Inkrafttreten der neuen Regelung  wurden ein Kommunikationskonzept und die entsprechende Infrastruktur aufgesetzt. Dinge, die es vorher so nicht gab:

  • Mehrere Telco-Meetingräume zur Telefon- und Videochatabstimmung wurden angemietet
  • Ein fester Meetingkalender mit 2 kurzen Team-Abstimmungen pro Tag wurden aufgesetzt
  • Das „Weekly Meeting“ zur Information aller Kollegen wurde auf eine telefonische Abstimmung verlegt
  • Das Motto „Lieber zu viel als zu wenig“ kommunizieren wurde ausgegeben

In den folgenden vier Wochen wurden kleinere Adjustierungen in jedem Team gemacht, das Konzept aber größtenteils so durchgezogen. Um besser zu verstehen, wie die Corona-Anpassungen funktionieren, wurden alle Mitarbeiter befragt wie sie die Home-Office Zeit empfunden haben.

Auffällig war, dass die Ergebnisse insgesamt erstaunlich positiv ausfielen. Folgende Dinge wurden positiv bewertet:

  • Höhere Konzentration: Weniger Ablenkungen als im Büro durch den Wegfall von Zwischenfragen, Telefongespräche der Kollegen oder Small Talk
  • Mehr Autonomie: Durch eine freiere Zeiteinteilung und flexiblere Arbeitszeiten konnte jeder Mitarbeiter, der nicht an feste Zeiten gebunden ist (wie der Kundendienst) seinen eigenen Tagesrhythmus finden
  • Effizientere Nutzung des Tags durch den Wegfall des Arbeitswegs, der im Durchschnitt mit 1 Stunde zu Buche schlägt

Andere Dinge wurden hingegen negativ bewertet:

  • Schwierigere Kommunikation: Absprachen dauern meist länger und Missverständnisse lösen sich nicht so schnell auf, wie bei der gemeinsamen Arbeit im Büro
  • Persönliche Kontakte fehlen: Der Small-Talk in der Küche, der gemeinsame Kaffee oder einfach das Miteinander mit Kollegen hat allen gefehlt.

Insgesamt hat die Home-Office Zeit die Erwartungen des Teams aber deutlich übertroffen. Auch die Gründer von Bruno, Felix Baer und Andreas Bauer, zeigen sich zufrieden. „Ich bin wirklich beeindruckt, was jeder einzelne in dieser Zeit geleistet hat. Da gehört viel Motivation und Selbstverantwortung dazu“, so Felix Baer.

Das Konzept ging für Bruno insgesamt gut auf, allerdings sollen auch Learnings aus diesem Zwangs-Projekt gezogen werden:

  • Bruno öffnet sich für das Arbeiten im Home-Office. Eine flexible Lösung mit 1 bis 2 Home-Office-Tagen pro Woche wird ab Mai ausprobiert
  • Auch im physischen Büro kann das gemeinsame Arbeiten so angepasst werden, dass neben der guten Kommunikation auch ein konzentriertes Arbeiten möglich ist. Hierfür soll mehr Freiraum für eigenständiges Arbeiten ohne Ad-hoc Anfragen oder Unterbrechungen sorgen. Die einzelnen Teams erarbeiten Vorschläge, die sie dann direkt in die Praxis umsetzen können
  • Die IT-Ausstattung mit Co-Working-Software wird verbessert. In den nächsten Wochen wird evaluiert, ob die Arbeit mit Slack und Microsoft Teams die Arbeit im Büro und Home-Office erleichtert.

Auch wenn das Home-Office-Projekt neue Inspiration zur Zusammenarbeit brachte, freuen sich alle bei Bruno auf die Zeit, wenn die Corona-Einschränkungen nicht mehr notwendig sind.

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