Investoren-Pitch: Tipps und To-do’s

Autor: Matthias Friese
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Diese fünf Tipps solltest du beherzigen, bevor du in den Pitch mit Investor*innen gehst.

Für Start-ups ist es entscheidend wie nie zuvor, mit einer guten Story aufzutreten. Die Investitions­bereitschaft der letzten Jahre ist einer Flaute gewichen, und Wagniskapitalgeber*innen werfen einen kritischen Blick auf die Geschäftsmodelle, die um ihr Kapital buhlen. Um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, versuchen Gründer*innen häufig, in kurzer Zeit möglichst viele Informationen zu vermitteln. Nicht immer mit Erfolg.

1. Die richtige Finanzierungsform
Auf den ersten Blick mag es sich dabei nicht um eine schwierige Frage handeln. Allerdings eignet sich Risikokapital nicht für jedes Gründungsteam und über diesen Fakt sollten sich junge Unternehmer*innen bewusst sein. Eine Alternative ist etwa das Bootstrapping, bei dem auf jegliches externes Kapital verzichtet wird und Gründer*innen ihr Start-up mithilfe von Eigenkapital, Geld von family and friends, öffentlichen Fördermitteln und kleinen Bankenkrediten aufbauen. Der Vorteil: Das Gründungsteam behält die volle Kontrolle über das eigene Unternehmen und lernt effizientes Wirtschaften mit dem eigenen Geld. Weitere Alternativen können etwa Stipendien oder Business Angels sein. Business Angels bieten den Vorteil, dass sie häufig kleinere Beträge mit niedriger Renditeerwartung investieren und dementsprechend weniger Leistungsdruck auf den Gründer*innen liegt. Auch Venture Debt, also beispielsweise die Finanzierung durch Kredite basierend auf künftigen Umsatzerwartungen, kann im aktuellen Umfeld eine gute Option sein, wenn man Sorge um die eigene Bewertung hat.

2. Der/die passende Investor*in

Hier steckt der Teufel im Detail und Gründer*innen sollten ihre Hausaufgaben gemacht haben. Denn nicht jede(r) Investor*in ist natürlich an jedem Produkt interessiert oder kann die notwendige Unterstützung liefern. Es geht häufig nicht nur um Geld, sondern auch um die Unternehmensstrategie – vom Hiring bis hin zum Fundraising. Company Builder etwa bieten den Gründer*innen neben finanzieller Unterstützung auch Zugang zu ihrem Ökosystem, relevanten Branchenkontakten und Unterstützung bei der Pressearbeit.

3. Die Zusammenstellung des Teams
Natürlich ist bei der Auswahl eines Gründungsteams Sympathie ein entscheidender Faktor. So wichtig Sympathien auch sind, so zählen sie nicht alleine. Die Faustregel lautet: Gründungsteams mit einer Person, die in der Vergangenheit bereits ein Unternehmen gegründet hat, erhalten einfacher Geld. Das sollte niemanden überraschen, schließlich sehen potenzielle Investor*innen hier das nötige Hintergrundwissen und die wirtschaftlichen Skills als bereits gegeben. Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein weiteres Mal funktioniert, ist dementsprechend größer und die Investition eher von Erfolg gekrönt.

4. Gute Vorbereitung als A und O
Ein gut vorbereitetes Geschäftsmodell und die jeweiligen Skalierungsmöglichkeiten, im besten Falle sogar schon ein PoC (Proof of Concept) oder ein funktionierendes MVP (Minimum Viable Product), sollten möglichst gründlich und übersichtlich aufbereitet werden. Natürlich gehört zu dieser gründlichen Vorbereitung auch jeglicher unliebsamer Papierkram. Was vorab lästig erscheinen mag, zeigt potenziellen Geldgeber*innen, dass man die Sache ernst nimmt und sich darüber im Klaren ist, welche Informationen Relevanz haben und welche nicht.

5. Geheimtipp: Leidenschaft
Last but not least: Leidenschaft. Das beweist nicht zuletzt eine Studie der Universität von Wisconsin-Madison. Die Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung dynamischer visueller Eindrücke – einschließlich Gestik, Mimik und Körpersprache – und zeigen, dass sichtbare Leidenschaft bei unternehmerischen Pitch-Wettbewerben durchaus Einfluss auf die Qualität von Angeboten haben kann. Wer also von sich selbst weiß, dass Präsentieren nicht seine/ihre größte Stärke ist, sollte sich vor einem Pitch über Präsentation-Trainings informieren, sich erfolgreiche Pitch-Präsentationen im Internet ansehen oder von zahlreichen hilfreichen YouTube-Videos Gebrauch machen.

Fazit
Die aktuelle Situation und die vermeintliche Skepsis von Geldgeber*innen verlangt jungen Gründer*innen einiges ab. Gute Hintergrundrecherche, Vorbereitung und solide Skills in Sachen Präsentation können hier über ein Investment oder eine Absage entscheiden. Denn es zählt nicht nur, ob die eigene Idee auf dem Papier gut klingt und potenziell auch skalierbar ist. In erster Linie kommt es auf die Gründer*innen und Teams an, schließlich investieren Geldgeber*innen vor allem in die Menschen und nicht (nur) in das Produkt.

Der Autor Matthias Friese ist Managing Partner des in Berlin ansässigen Company Builders XPRESS Ventures, der auf den Aufbau innovativer und disruptiver Start-ups – insbesondere in der Logistik – spezialisiert ist.

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Neolending für E-Commerce-Start-ups

Du planst den nächsten großen Sprung für dein E-Commerce-Business, aber die Finanzierung wird knapp? Die Bank versteht dein Geschäftsmodell nicht und die VCs halten ihr Geld zusammen? Dann findest du hier alternative Finanzierungsmöglichkeiten für dein Unternehmen.

Aktuell hangelt sich das Marktumfeld von Start-ups von Krise zu Krise. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine änderte sich auch das gesamte europäische Ökosystem. Wo es eben noch Billigzinsen und enorme Finanzierungsrunden gab, halten Venture-Capital-Gesellschaften plötzlich ihr Geld zusammen, während Banken die Zinsen erhöhen. Das jüngste Bankenbeben rund um die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse hat das Vertrauen in Finanzinstitute zusätzlich erschüttert. Kein schönes Umfeld, vor allem, wenn du mit deinem Business gerade den nächsten Schritt gehen wolltest.

Besonders hart trifft das veränderte Finanzierungsumfeld E-Commerce- und SaaS-Unternehmen. Solche Digitalunternehmen haben in der Regel keinen materiellen Gegenwert, den sie den Banken als Sicherheit für einen Kredit anbieten können. Im Maschinenbau haben es Unternehmer*innen leichter, da sie ihre Geräte oder auch Immobilien angeben können, um einen Kredit zu erhalten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bedürfnisse der Banken und Digitalökonomie nicht unbedingt zusammenpassen: Nicht jedes alteingesessene Finanzinstitut von nebenan hat Verständnis dafür, dass du einen Kredit für eine Social-Media-Kampagne aufnehmen möchtest – auch wenn du noch so oft beteuerst, dass diese doppelt so viel Gewinn in deine Kasse spült.

Nicht zu jedem Unternehmen passt ein VC-Funding

Alternativ könntest du natürlich auch zu Investor*innen gehen und ihnen deine Geschäftsidee pitchen. Aber nicht jedes Geschäftsmodell ist für VCs geeignet: Sie erwarten in der Regel eine deutliche Vervielfachung des Unternehmenswertes – das berühmte 10X. Schließlich verlangen sie ja auch Anteile an deiner Firma für die Finanzspritze, die sich auch irgendwann für sie wieder auszahlen sollen.

Es gibt jedoch Alternativen zum Bankkredit und VC-Funding. In den letzten Jahren haben sich spezielle digitale Kreditvermittler, sogenannte Neolender, etabliert, die diese Lücke füllen. Das Prinzip ist anhand eines E-Commerce-Shops einfach erklärt: Der Neolender verbindet sich mit möglichst vielen Quellen für Umsatzdaten des Shops. Das kann eine Verbindung zu den Bankkonten über Open Banking sein, eine Verknüpfung mit Zahlungsdienstleistern wie Stripe. Aber auch ganz andere Quellen wie Google Analytics und Social Media Konten sind nützlich, um Traffic und Conversions zu berechnen. Auf dieser Grundlage schätzen Neolender das Ausfallrisiko eines Kredits ein. Sieht der E-Commerce-Shop gesund aus, ist im Laufe der letzten sechs Monate gewachsen und verspricht auch in Zukunft weiteres Wachstum, vermittelt der Neolender einen Kredit.

Neolending vs. Bankkredit

Dabei gehört es zum Geschäftsmodell der Neolender, dass sich der Kredit in einigen Aspekten vom klassischen Bankkredit unterscheidet:

  • Transparenz der Tilgung: Während eine Bank einen Kredit plus Zinsen zurückfordert, setzen manche Neolender auf einen Fixbetrag als Kommission. Das bedeutet, wenn jemand einen Kredit von 100.000 Euro aufnimmt, muss er beispielsweise 5 Prozent Kommission bezahlen – also 5.000 Euro. Dieser Betrag ändert sich nicht, auch wenn die Rückzahlung auf ein Jahr ausgedehnt wird oder am Anfang weniger zurückgezahlt wird als später. Die zu tilgende Summe beträgt immer 105.000 Euro.
  • Flexible Kreditbedingungen: Während bei Banken oft eine fixe monatliche Rate festgelegt wird, sind Neolender flexibler. So ist es möglich, die Rückzahlung an den Umsatz zu koppeln (Revenue-Based-Finance, RBF). Ein E-Commerce-Shop, der zu Weihnachten viel Umsatz macht, kann in diesen Monaten mehr von seinem Kredit zurückzahlen als in den umsatzschwächeren Folgemonaten. 
  • Diversifizierung der Finanzierungsquellen: Die Pleite der SVB hat gezeigt, dass Diversifizierung immer sinnvoll ist. Im Falle von Neolendern bedeutet dies, dass sie Kredite verschiedener Anbieter vermitteln können. Das erhöht die Chancen, das gewünschte Kapital zu erhalten. Gleichzeitig wird die Abhängigkeit von einem Finanzinstitut verringert.

Neolender schließen die Finanzierungslücke von Banken und VCs

Zusammengefasst machen es Neolender Unternehmen mit digitalen Geschäftsmodellen möglich, kurzfristig und je nach Bedarf an kleine bis größere Mengen Kapital zu kommen. Zwar ist es nötig, seine Daten dem Neolender zur Verfügung zu stellen, um das Wachstum des Unternehmens einschätzen zu können. Dafür weißt du als Unternehmer*in bei der Kostenstruktur genau, woran du bist und bleibst bei der Rückzahlung flexibel.

Der klassische Weg – KfW-Finanzierung

Wer lieber den klassischen Weg zu zusätzlichem Kapital gehen möchte, für den kommt auch ein KfW-Kredit in Frage. Dieser ist auf junge Unternehmen zugeschnitten und hat eine Laufzeit von bis zu fünf Jahren. Diese Art von Förderkredit wird jedoch nicht direkt bei der KfW beantragt, sondern du musst im Gespräch mit deiner Hausbank über die passende Finanzierung sprechen.

Der passende Weg zum Kapital

Alles in allem ist es eine Frage der Abwägung, wie du mit deinem Wachstumsunternehmen in Zeiten wie diesen an Kapital kommst. Bei Banken hast du es wegen fehlender Sicherheiten schwer. Aber auch nicht jedes Unternehmen entspricht den Anforderungen von VCs. Neolender bieten dir ein flexibles Modell, wenn du die passenden Daten liefern kannst. Dafür bleiben sie bei der Rückzahlung transparent und passen sich mit Revenue-Based-Finance an die unternehmerischen Realitäten deines digitalen Geschäftsmodells an. Wenn du es eher auf dem klassischen Weg versuchen willst, ist ein KfW-Kredit eine Alternative. Wie auch immer die Entscheidung für dich ausfällt, es gibt eine gute Nachricht: Auch in schwierigen Zeiten gibt es für dich passende Wege zum Wachstumskapital.

Der Autor Nima Karimi ist Co-Founder und CEO von Silvr, Europas erstem Neolender und Marktführer für datenbasierte Finanzierungen. Als Seriengründer weiß er aus erster Hand, wie schwierig es sein kann, schnelle Finanzierungszusagen von traditionellen Geldgeber*innen wie Banken zu erhalten.

Wie Verjährung von Forderungen verhindert werden kann

Damit du als Jungunternehmer*in künftig nicht auf deinen Außenständen sitzen bleibst, klären wir auf, welche Regelungen es hier zu beachten gilt.

Bei all der vielen Arbeit kann es leider passieren, dass einiges liegen blieben. So zum Beispiel nicht gezahlte Kundenrechnungen. Besonders für Unternehmer*innen gleicht dies einem Horrorszenario, da die Verjährungsfrist für einige offenen Forderungen bereits abgelaufen sein könnte. Damit du künftig nicht auf deinen Außenständen sitzen bleibst, klären wir auf, welche Regelungen es hier zu beachten gilt.

Aller guten Dingen sind drei? Nach wie vielen Jahren Forderungen frühestens verfallen

Der Albtraum eines jeden Unternehmens: Der zufällige Blick auf eine immer noch nicht beglichene Rechnung liegt bereits Jahre zurück. Wenn die Schweißperlen laufen, heißt es jedoch zunächst tief durchatmen und genau prüfen. Denn nicht jede Forderung verfällt nach der gleichen Zeit. Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt nach § 195 BGB drei Jahre. Je nach Sachlage bestehen jedoch noch weitere Sonderregelungen. Diese können mit 5, 10 oder 30 Jahren stark variieren. Um den Überblick zu bewahren, sollten betroffene Firmen eine rechtliche Konsultation durch einen Anwalt einholen. Unternehmer*innen mit offenen Zahlungsansprüche aus dem Jahr 2019 hätten jedoch bereits handeln müssen, denn nach der regelmäßigen Verjährungsfrist konnten die nur noch bis zum 31. Dezember 2022 geltend gemacht werden.

Was tun, wenn die Uhr tickt?

So kann die Verjährung von Forderungen gehemmt werden: In manchen Situationen ist der Countdown bereits fast abgelaufen. Dann könnte es mit etwas Glück jedoch unter Umständen noch die Möglichkeit geben, die Verjährung zu hemmen. Dafür kommen grundsätzlich die §§ 203-208 BGB in Betracht. Aus dem Katalog des § 204 BGB ergeben sich beispielsweise verschiedene Möglichkeiten, die Verjährung von Forderungen durch Rechtsverfolgung zu hemmen, z.B. wenn der Gläubiger:

  • Klage auf Leistung auf Bestätigung des Anspruchs oder auf Erlass des Vollstreckungsurteils erhebt (§ 204 Abs. 1 Satz 1 BGB),
  • ein gerichtliches Mahnverfahren einleitet, sodass jede weitere Kommunikation zwischen Gläubiger und Schuldner über das Gericht geschieht. Das Gericht versendet in diesem Zuge einen Mahnbescheid an den Schuldner (wobei die Verjährung mit Zustellung des Mahnbescheids gehemmt wird) (§ 204 Abs. 1 Satz 3 BGB),
  • einen Antrag für ein selbstständiges Beweisverfahren beantragt (§ 204 Abs. 1 Satz 7 BGB),
  • ein schiedsrichterliches oder vereinbartes Begutachtungsverfahren beginnt (§ 204 Abs. 1 Satz 8, 11 BGB) oder
  • die Forderung im Insolvenzverfahren angemeldet hat (§ 204 Abs. 1 Satz 10 BGB).

Tritt eines dieser Ereignisse ein, wird der Lauf der Verjährungsfrist von Forderungen bis zum Ende des Ereignisses gehemmt.

Zurück auf Anfang: Wie kann ich den Neubeginn der Verjährung auslösen?

In einigen Fällen können Gläubiger die Verjährungsfrist von § 195 BGB erneut auslösen. Dies ist der Fall, wenn die Voraussetzungen des § 212 BGB erfüllt werden. Nach § 212 Abs. 1 Satz 1 BGB beginnt die Verjährung erneut, wenn der Schuldner den Anspruch gegenüber dem Gläubiger z. B. durch eine Sicherheitsleistung, Zins- oder Abschlagzahlung bzw. „in anderer Weise“ anerkennt. Des Weiteren wird die Verjährungsfrist nach § 212 Abs. 1 Satz 2 erneuert, sofern der Gläubiger eine "gerichtliche oder behördliche Vollstreckungsmaßnahme“ vornimmt oder beantragt (bspw. mit einem gerichtlichen Mahnverfahren oder einer behördlichen Vollstreckungsmaßnahme). In jedem Fall ist eine Beratung durch einen Rechtsanwalt ratsam.

Vorsicht ist besser als Nachsicht: Zahlungsausfälle von vornherein vermeiden

Es gibt einige Maßnahmen, die dabei helfen können, die Verjährung von Forderungen bereits im Vorfeld zu verhindern. Eine wichtige Präventivmaßnahme ist die Prüfung der Geschäftspartner*innen bereits vor der Zusammenarbeit. So können Kredit- und Bonitätsinformationen Aufschluss darüber geben, ob die eigene Kundschaft in der Lage ist, Ihre Leistungen zu bezahlen. Darüber hinaus können die Auskünfte auch Zahlungserfahrungen liefern, die wiederum den tatsächlichen Zahlungswillen aufdecken. Hier können Bewertungen von anderen Gläubigern und Partnern eingesehen werden, die bestätigen, wie pünktlich ein Unternehmen seine offenen Forderungen in der Regel begleicht. Dementsprechend können Zahlungsmodalitäten individuell an Geschäftspartner angeglichen werden, durch zum Beispiel das Verlangen von Vorschusszahlungen bei Kaufverträgen, das Anbieten von Lastschrifteinzugsermächtigungen oder das Vermeiden von Rechnungskäufen. Wichtig ist in jedem Fall die Rechnungsstellung formal und inhaltlich korrekt durchzuführen und mit Kunden fachgerecht die Zahlungsfristen zu kommunizieren.

Der Autor Jens Junak ist Country Manager von Creditsafe Deutschland. Creditsafe ist eine global agierende Auskunftei und bietet digitale Lösungen wie Bonitätsauskünfte, B2B- Marketingadressen oder Compliance Checks.

Kryptowährung einfach erklärt

Gut zu wissen: Was sind Kryptowährungen und wie wird ihr Wert generiert?

Kryptowährungen sind virtuelle Vermögenswerte, die von einem Netzwerk dezentraler Computerknoten betrieben werden. Die meisten basieren auf einer Blockchain, d.h. auf einer Datenbank mit Transaktionen in einer Kette von miteinander verbundenen Blöcken.

Je nach Funktion und Anwendung werden verschiedene Arten von Kryptowährungen unterschieden, darunter Stabelcoins, NFTs, Management-Tokens und Wrapped Assets.

Funktionsweise von Kryptowährungen: ihre Hauptmerkmale

Blockchain

Die meisten Kryptowährungen verwenden eine Technologie namens Blockchain. Dabei geht es um eine Folge von hierarchisch verbundenen Blöcken. Diese Technologie hat eine Datenbank mit allen getätigten Transaktionen. Neue Transaktionen werden in Blöcke geschrieben, die von Knotenbetreibern erstellt werden. Jeder der Computerknoten behält seine eigene Kopie der Blockchain und bestätigt im Zuge der Konsensfindung die neuen Blöcke, indem er das Ergebnis an die anderen Knoten weitergibt. Auf der Grundlage dieser Informationen werden die Benutzersalden geändert.

Hashing

Hashing ist bei Kryptowährungen weit verbreitet. Diese Funktion ermöglicht es, eine beliebige Reihe von Daten in eine einzige Zeichenkette - einen Hash - "zusammenzufassen". Die Blockchain ist ein einziges Ganzes, da jeder aufeinanderfolgende Block den Hash des vorhergehenden Blocks enthält. Die Verwendung anderer Daten führt zu einer erheblichen Änderung dieser Zeichenfolge. Der Algorithmus schließt die Möglichkeit aus, eine Transaktion rückgängig zu machen, ohne alle nachfolgenden Blöcke zu verändern.

Konsens-Algorithmus

Ein Konsensalgorithmus, an dem die Mitglieder des Netzwerks - die Knoten - beteiligt sind, ist für die Validierung von Transaktionen und die Überprüfung aller Blockchain-Daten verantwortlich. Die populärsten Konsensalgorithmen sind der bereits erwähnte Proof-of-Work (in Bitcoin verwendet) und Proof-of-Stake.

Um Transaktionen zu validieren, wenden die Knoten Rechenleistung auf oder blockieren ihr eigenes Kapital, das als Garantie für die Gültigkeit der Daten dient. Sobald ein neuer Block hinzugefügt wird, ist es nicht mehr möglich, die in der aktuellen Phase ausgegebenen Mittel erneut auszugeben. Beim Erreichen des Algorithmus erhalten die Teilnehmer neue Kryptowährungen (sowohl in PoW als auch in PoS). Diese Mechanismen dienen also als Mittel zur Ausgabe neuer Kryptowährungen.

Unveränderlichkeit der Daten

Sobald ein Block der Kette hinzugefügt wird, gelten alle seine Transaktionen als verifiziert und unumkehrbar. Die Überprüfung aller Transaktionen, einschließlich früherer Transaktionen, erfolgt in jedem Konsenszyklus des Netzes. Ungültige Daten können nur dann in die Blockchain gelangen, wenn ein Angreifer in der Lage ist, den Hash der Blöcke zu entschlüsseln oder einen erheblichen Teil aller Knoten im Netzwerk kontrolliert. Im Falle von Bitcoin liegt diese Schwelle beispielsweise bei 51 %. Mit Stand vom 13. Oktober 2022 sind weltweit mehr als 15.000 Nodes in Betrieb, was einen Angriff auf Bitcoin praktisch unmöglich macht.

Wie der Wert von Kryptowährungen generiert wird

Wenn eine Blockchain erstellt wird, entscheiden die Entwickler, wie die Tokenomics des Projekts aussehen sollen. Außerdem bestimmt er den Algorithmus für die Ausgabe und Verteilung der Münzen an die Nutzer. Die Ausgabe ist die Anzahl der im Umlauf befindlichen Münzen. Bei einigen Projekten ist die Erstausgabe gleich Null, wie z. B. bei Bitcoin. In solchen Fällen kann die Kryptowährung kontinuierlich oder periodisch ausgegeben werden. Bei einer Reihe von Projekten gibt es ein Dauerproblem.

Die Verteilung der Erstausgabe von Münzen auf die Nutzer wird von den Entwicklern festgelegt. In der Regel verbleibt ein Teil des Vermögens bei dem Projektteam. Es werden Mittel für die Werbung und die Entwicklung des Projekts bereitgestellt. Einige der Münzen werden verwendet, um Investitionen anzuziehen. Sie können von Großinvestoren in einer oder mehreren Runden gekauft werden. Viele Projekte nutzen einen öffentlichen Token-Verkauf, um virtuelle Vermögenswerte an jeden zu verkaufen, der sie haben möchte. Andernfalls verteilen sie die Münzen an aktive Nutzer - Airdrop.

Bei Kryptowährungsalgorithmen kann es erforderlich sein, einige Münzen zu blockieren (z. B. durch Stapeln). Da einige Vermögenswerte in intelligenten Verträgen hinterlegt sind, steht ein bestimmter Betrag nicht zur Verfügung. Im Allgemeinen ist die Ausgabe von Kryptowährungen auf eine Maximalausgabe beschränkt. Bei Projekten, die kontinuierlich Münzen erzeugen, wird der Gesamtbetrag diesen Wert nie überschreiten. Das maximale Angebot an BTC beträgt zum Beispiel 21 Millionen.

Der Wert der Kryptowährung ist von der Halbierung betroffen. Dieser Mechanismus wird bei Kryptowährungen verwendet, die eine feste Gebühr pro Block zahlen. Die Halbierung erfolgt in regelmäßigen Abständen und führt zu einer Verringerung dieses Betrags. Das Ereignis verringert die Inflation und führt bei entsprechender Nachfrage nach dem Vermögenswert zu einem Anstieg seines Wertes.

Der Preis einer Kryptowährung wird durch das Aufflackern von Münzen beeinflusst. Das bedeutet, dass eine bestimmte Menge an Vermögenswerten aus dem Verkehr gezogen wird. Um Münzen zu vernichten, senden die Besitzer sie an spezielle Adressen oder intelligente Verträge. Auf diese Weise kann der Wert der Kryptowährung in die Höhe schnellen, und regelmäßige Verbrennungen erhöhen ihre Knappheit. Wenn Sie den Moment, an dem man die Kryptowährung am besten verkaufen sollte, nicht verpassen wollen, ist es ratsam, ein Tool zur Marktanalyse wie zum Beispiel Bitcoin Code herunterzuladen.  

Kryptowährungen werden im Gegensatz zu Fiat-Geld nicht von einer bestimmten Organisation oder einem Staat kontrolliert. Infolgedessen sind virtuelle Vermögenswerte durch eine hohe Volatilität gekennzeichnet. Ihr Wert wird in erster Linie durch Marktmechanismen bestimmt. Der Wert einer Kryptowährung hängt von dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ab. Wenn eine große Menge an Münzen auf dem Markt verkauft wird und nicht genug Leute bereit sind zu kaufen, fällt der Wert. Wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt, steigt der Preis. Der wichtigste Indikator für die Nachfrage nach einem virtuellen Vermögenswert ist die Marktkapitalisierung.

Den richtigen FinTech-Partner für ein Start-up finden

Was es aus Unternehmenssicht bei der Auswahl des richtigen Anbieters von Finanzdienstleistungstechnologien zu berücksichtigen ist.

Der steigende Trend zu Start-ups im Bereich der Finanzdienstleistungstechnologie hat einen starken Einfluss auf das Verhalten neuer Start-ups in anderen Sektoren. Viele Neugründungen neigen dazu, dem Einsatz von Technologie in der Arbeitsweise ihrer Unternehmen Priorität einzuräumen. Das bedeutet, dass sich viele Start-ups für den Verkauf von Produkten und das Anbieten von Dienstleistungen auf Internetdienste verlassen.

Diese Abhängigkeit vom Internet ist am stärksten ausgeprägt, wenn es um Zahlungsmittel und allgemeine Finanztransaktionen aus der Ferne geht. Damit sind FinTech-Unternehmen in einer guten Position, um moderne Unternehmen mit neuen und nahtlosen Methoden auszustatten, die den Geldfluss mit so wenig Aufwand wie möglich aufrechterhalten.

Für den neuen Unternehmer kann es jedoch zu einer entmutigenden Aufgabe werden, sich in der Welt der FinTechs zurechtzufinden, um den richtigen und geeigneten FinTech-Anbieter für sein Unternehmen zu finden. Der Artikel befasst sich mit einigen Dingen, die bei der Auswahl des richtigen Anbieters von Finanzdienstleistungstechnologien von Seiten des neuen Unternehmens berücksichtigt werden müssen.

Kapazität und Partner

Wenn es um Finanzdienstleistungen im modernen Raum geht, wird deutlich, dass die traditionellen Methoden eher schwerfällig sind und kaum mit den Trends Schritt halten können. Die Verbraucher auf der ganzen Welt haben sich an die Verwendung von Apps gewöhnt, mit denen sie alles bezahlen können, von Lebensmitteln bis hin zu teuren Wertgegenständen und Dienstleistungen.

Es ist daher wichtig, sich über die Reichweite und die Zugänglichkeit des Fintech-Anbieters im Klaren zu sein. Das Unternehmen Ripple beispielsweise bietet Transaktionsdienste an, die von Menschen aus vielen Ländern genutzt werden können. Wenn ein Unternehmen an mehreren Standorten tätig sein will, muss es die Anzahl der Partner wie Banken berücksichtigen, die das FinTech-Unternehmen hat.

Sicherheit

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Auswahl eines geeigneten Dienstleistungsanbieters ist dessen Schwerpunkt auf Sicherheitsfragen im Zusammenhang mit Betrug und Geldwäsche. Viele Anbieter in der FinTech-Gemeinschaft verwenden Blockchains, um Transaktionen aufzuzeichnen und zu validieren. Das ist großartig für die Anonymität, aber wenn ein Unternehmen finanziell mit Kunden interagiert, müssen bestimmte Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.

Zuverlässige Methoden, die eine geeignete Technologie für die moderne Authentifizierung der Identität bieten, sind als KYC bekannt. KYC, was für Know Your Customer (Kenne deinen Kunden) steht, ist eine wichtige Praxis für Finanzdienstleister. KYC verlangt von den Finanzinstituten, die Identität ihrer Kunden zu überprüfen und das potenzielle Risiko zu erkennen, dass ein Kunde in Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung verwickelt ist.

Die Bedeutung von KYC für Finanzdienstleister kann wie folgt beschrieben werden:

Mit Hilfe von KYC-Praktiken kann ein Finanzinstitut verdächtige Aktivitäten besser erkennen, überwachen und melden. KYC trägt auch dazu bei, das Vertrauen der Kunden zu stärken und Betrug vorzubeugen, da die Kunden bestimmte Dokumente vorlegen müssen, die ihre Identität und ihren Risikostatus belegen, bevor sie Konten eröffnen oder Transaktionen mit dem Institut abwickeln können. KYC ist wichtig für Finanzdienstleister, die sicherstellen wollen, dass sie die Bedürfnisse ihrer Kunden erfüllen und gleichzeitig die regulatorischen Standards einhalten.

Liquidität

Jeder Finanzdienstleister muss über eine Art von Geld oder Währung verfügen, die die Liquidität aufrechterhält, um Transaktionen auf seiner Plattform zu ermöglichen. Wiederum am Beispiel von Ripple: Das Unternehmen schafft seine Liquidität durch seine digitale Münze, die als XRP bekannt ist. Ripple hält kein Geld in seinen Kassen, sondern verwendet XRP als Tauschmittel zwischen Institutionen und verschiedenen Währungen.

Buchhaltungsdienstleistungen

Jedes Unternehmen, das an Finanztransaktionen beteiligt ist, benötigt ein gutes Aufzeichnungs- und Berichtssystem. Es ist unerlässlich, dass ein FinTech-Unternehmen mindestens diese Dienste anbietet, die es einem Start-up ermöglichen, alle im Netzwerk getätigten Transaktionen zu verfolgen, so dass dieses Hauptbuch für den Abgleich und andere Buchhaltungszwecke verwendet werden kann.

Zusammenfassung

Start-ups brauchen in der Regel einen guten Finanzdienstleistungspartner, der zuverlässig und flüssig ist. Unternehmen müssen sich bei der Durchführung von Transaktionen nicht mehr auf traditionelle Institutionen verlassen, da dieser Bereich von FinTech-Unternehmen verbessert werden kann. Geringere Servicekosten sowie die einfache und schnelle Abwicklung von Überweisungen machen sie zu einer idealen Option für neue Unternehmen.

Es gibt noch weitere Dinge, die Sie bei der Wahl eines Finanzdienstleisters berücksichtigen sollten, wie z.B. Zusatzleistungen wie automatische Währungsumrechnungen in Echtzeit und zusätzliche Konten. Die oben beschriebenen Überlegungen bieten eine allgemeine Zusammenfassung der relevanten Punkte, die in Betracht gezogen werden sollten. Es ist jedoch entscheidend, dass der Unternehmer die notwendigen Nachforschungen anstellt, um den idealen Partner zu finden.

Buchhaltung raubt Zeit und Energie?

Mit diesen 5 Tipps habt ihr das Thema Buchhaltung schneller im Griff und damit letztlich mehr Zeit fürs eigentliche Business.

Buchhaltung – kein Thema, für das sich viele begeistern. Statt Zeit mit Verwaltungsaufgaben zu verbringen, möchten die meisten Gründer*innen lieber an ihrer Geschäftsidee arbeiten, die Produktentwicklung vorantreiben oder neue Investor*innen für sich gewinnen. Verständlich – allerdings kommt ihr als Unternehmer*innen aufgrund geltender Pflichten und Fristen nicht gänzlich am Thema Buchhaltung vorbei. Die gute Nachricht: Es gibt Lösungen, mit denen ihr eure Buchhaltung einfach und schnell in den Griff bekommt.

Tipp 1: Arbeitet die relevanten Dokumente laufend ab

Es ist Monatsende und der Stapel an Rechnungen reicht (gefühlt) bis zum Mond? Damit muss Schluss sein. Statt zu warten, bis sich die Belege stapeln, solltet ihr die relevanten Dokumente laufend abarbeiten. Ein Tipp: Haltet euch ein tägliches oder wöchentliches Zeitfenster frei, in dem ihr euch nur um die Buchhaltung kümmert. Zu Beginn wird diese Methode, Dokumente zu verwalten, wahrscheinlich ein wenig Überwindung kosten. Auf lange Sicht spart ihr damit aber viel Zeit – und behaltet laufend den Überblick.

Tipp 2: Entscheidet euch für papierlose Buchhaltungsunterlagen

Dank Rechnungen, Geschäfts- und Inventarbuch sowie Spesenabrechnungen und Bestellscheinen kommt jede Menge Papier zusammen. Und diese Zettelwirtschaft muss gut aufgehoben werden, denn laut Gesetz gibt es eine Aufbewahrungspflicht von zehn Jahren.

Die Konsequenz: Kiloweise Ordner, die ihren Platz im Büro fordern und mit den Monaten und Jahren immer mehr Regale füllen. Abgesehen davon, ist diese Art von Papierkrieg auch eine Umweltbelastung – und heutzutage einfach unnötig. Das Zauberwort: Digitalisierung. Auch in Sachen Buchhaltung gibt es mittlerweile richtig gute Lösungen. Mehr noch: Papierlose Büros liegen voll im Trend. Eine Studie von Bitkom ergab sogar, dass inzwischen jedes dritte Unternehmen in Deutschland weitgehend papierlos arbeitet. Übrigens: Bedenken, dass digitalisierte Dokumente nicht denselben juristischen Wert wie Papierdokumente hätten, sind unbegründet. Eine unterstützende Software für die Buchhaltung gewährleistet die Unverfälschtheit der Unterlagen. Die Finanzlösung von Qonto zum Beispiel kann papierlose Belege beglaubigen.

Tipp 3: Geht proaktiv gegen unbezahlte Rechnungen vor

Kein Unternehmen freut sich darüber, wenn von ihnen gestellte Rechnungen nicht (zeitnah) beglichen werden. Doch für Start-ups können ausstehende Zahlungen schnell zu einem echten Problem werden; sie wirken sich erheblich auf den Cashflow aus und können im schlimmsten Fall dazu führen, dass die eigenen Rechnungen nicht mehr beglichen werden können. Dazu kommt, dass sie viel Zeit bei der Buchhaltung kosten. Wird eine unbezahlte Rechnung deutlich verspätet beglichen, gilt sie als sogenannte zweifelhafte Forderung”. Ist eine Forderung endgültig verloren, spricht man von einer „uneinbringlichen Forderung”. Beide Fälle verursachen bei der Buchhaltung erheblichen Mehraufwand.

Damit unbezahlte Rechnungen gar nicht erst auftreten, solltet ihr proaktiv vorgehen. Eine Möglichkeit ist, die Kreditwürdigkeit neuer Kund*innen zu überprüfen, bevor ihr überhaupt einen Vertrag abschließt. Das geht zum Beispiel, indem ihr euch wichtige Zahlen wie Umsatz und Gewinn im Handelsregister anschaut. Oder ihr fordert einen Nachweis der Schuldenfreiheit und des Einhaltens von Zahlungsfristen ein.

Wenn es allerdings schon zu spät ist und ihr einen Zahlungsausfall befürchtet, könnt ihr auf rechtliche Schritte zurückgreifen. Zunächst gibt es die Möglichkeit einer formlosen Erinnerung. Ändert dies nichts, könnt ihr versuchen, die Situation mithilfe eines Mahnschreibens in den Griff zu bekommen. Hilft auch das nicht, bleibt im letzten Schritt nur das Mahnverfahren – aber auch das lässt sich meist einfach, schnell und kostengünstig durchführen.

Tipp 4: Erstellt ein Ordnungssystem für eure Ausgaben

Damit die Buchhaltung schnell und einfach gelingt, solltet ihr ein Ordnungssystem schaffen. Ob Ordnungsfreak oder Expert*in für organisiertes Chaos – mit einer Gruppierung nach Kategorien lassen sich Ausgaben mühelos sortieren. Das ideale Tool dafür sind benutzerdefinierte Tags, die ihr nutzen könnt, wenn ihr eure Buchhaltung bereits digitalisiert habt. Die Tags lassen sich so automatisieren, dass zum Beispiel alle Transaktionen an ein und denselben Zahlungsempfänger schnell kategorisiert sind. Ein Zeitgewinn, denn so werden eure Kategorien selbsterklärend – und benötigen keine weiteren Nachforschungen.

Tipp 5: Immer noch alles zu viel? Dann gebt die Buchhaltung ab

Aktiva und Passiva, Soll und Haben – wie war das nochmal? In der Buchhaltung werden Gründer*innen mit vielen Fachbegriffen, Zahlen und Formeln konfrontiert. Dafür braucht es eine gewisse Einarbeitungszeit – und ständig gibt es regulatorische Änderungen. Auf dem neuesten Stand der gesetzlichen Vorgaben zu bleiben, ist dabei ein Muss. Wenn also nicht nur die Zeit knapp ist, sondern euch auch die Lust auf die thematische Auseinandersetzung fehlt, dann sollte ihr die Buchhaltung doch besser an Expert*innen auslagern – an externe Buchhalter*innen oder Steuerberater*innen. Eine gute digitale Lösung verbindet eure Finanzen und Buchhaltung nahtlos und ermöglicht es zum Beispiel Steuerberater*innen, eure relevanten Daten unabhängig und in Echtzeit abzurufen. Beauftragt ihr einen externen Dienstleister für die Buchhaltung, stellt ihr außerdem sicher, dass ihr keine lästigen Fehler macht – und spart so zusätzlich Energie.

Der Autor Torben Rabe leitet das Deutschlandgeschäft bei Qonto. Das Unternehmen ist europäischer Marktführer im Finanzmanagement für Gründer*innen, Selbstständige und KMU.

VC in Sicht?

Recht für Gründer*innen: Wir zeigen die wesentlichen Schritte und Themen im Rahmen einer Finanzierung mit sog. Wagniskapital (Venture Capital).

Laut statistischen Veröffentlichungen hat sich der Gesamtbetrag der Wagniskapitalinvestitionen in deutsche Start-ups im vergangenen Jahr auf über 15 Milliarden Euro mehr als verdreifacht. Risiken sind zwar angesichts der welt- bzw. finanzpolitischen Lage unzweifelhaft im Markt vorhanden und einige Marktteilnehmer*innen äußern, dass Investor*innen insbesondere bei großvolumigen Finanzierungsrunden bereits zurückhaltender agieren. Gleichwohl sind deutsche Start-ups und der Standort Deutschland im Allgemeinen weiterhin überaus attraktiv für nationale wie internationale Investor*innen aus dem Bereich Venture Capital. Das Kapital wird dabei im Rahmen von Finanzierungsrunden zur Verfügung gestellt.

Gestaltungsformen

In der klassischen Struktur einer Finanzierungsrunde werden im Rahmen einer Kapitalerhöhung neue Geschäftsanteile an einem Start-up an die Investor*innen ausgegeben, die sich im Gegenzug zu einer Einzahlung eines Cash-Betrages (auf das Stammkapital der ausgegebenen Anteile und) in die Kapitalrücklage der Gesellschaft verpflichten.

Daneben sind in der Praxis insbesondere in der Frühphase eines Start-ups oder bei einer Übergangsfinanzierung bis zu einer ggf. dann größeren Finanzierungsrunde sog. Wandel­darlehen gebräuchlich. Hier werden Anteile an der Gesellschaft noch nicht ausgegeben, jedoch aufbauend auf einen Darlehensvertrag jene Konditionen bereits festgelegt, durch die die Darlehenssumme später in Anteile gewandelt wird. Der/die Investierende bleibt damit im Gegensatz zur vorgenannten klassischen Struktur zunächst Darlehensgeber*in und wird erst bei Eintritt und Umsetzung der Wandlung Gesellschafter*in. Mit der Wandlung und Ausgabe der Anteile an den/die Investor*in ist dann vorgesehen, dass das Darlehen erlischt.

Wesentlicher Ablauf

Die Investor*innen werden die Risiken ihres geplanten Investments zunächst evaluieren. Während Business Angels hier häufig eher zurückhaltend sind, werden sich größere Investor*innen und insbesondere strategische Investor*innen die Finanzen und die rechtlichen Themen des Start-ups ansehen. Regelmäßig entscheidend ist hier der Nachweis des Bestandes der vorhandenen (vollständigen) IP-Rechte durch die Gesellschaft. In der Praxis treten Probleme etwa durch das Ausscheiden früherer Mitgründer*innen auf, soweit der Ausstieg vertraglich nicht ordentlich geregelt wurde. Ebenfalls besonders relevant sind eingeräumte Rechte Dritter sowohl im Rahmen von Optionsrechten über Anteile als auch virtuelle Anteile (einschließlich im Rahmen von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen) und sämtliche gerichtliche und außergerichtliche Verfahren. Der Umfang wird seitens des/der betreffenden Investor*in regelmäßig durch eine Anforderungsliste (sog. Request List) festgelegt.

Wichtig ist, dass vor all diesen Offenlegungen entsprechende Vertraulichkeitsvereinbarungen mit den Investor*innen bestehen. Soweit die strategischen Investor*innen zudem Wettbewerber*innen des Start-ups sind, ist zudem auf kartellrechtliche Besonderheiten im Ablauf der Offenlegung zu achten. Deckt die Due Dilligence (erhebliche) rechtliche Risiken auf, kommt es möglicherweise zum Abbruch der Verhandlungen oder es werden sog. Post Closing Conditions vereinbart, die dem Start-up bzw. den Gründer*innen aufgeben, nach Durchführung der Finanzierungsrunde bestimmte Sachverhalt rechtlich nachzubessern (etwa den Datenschutz auf das Niveau eines Marktstandards zu bringen).

Das Timing dieser sog. Due-Diligence-Prüfung seitens des/der Investor*in und die geplanten wesentlichen Eckpunkte der Finanzierung, einschließlich insbesondere der Struktur und Höhe des Investments, der Bewertung des Start-ups, aber auch der wesentlichen gegenseitigen Rechte und Pflichten, werden dabei häufig in einem sog. Term Sheet festgelegt. Hierbei handelt es sich um eine Vereinbarung auf wenigen Seiten, die per se im Kern zwar rechtlich nicht bindend ausgestaltet ist, jedoch als Dokumentation des gegenseitigen Verständnisses der geplanten Transaktion sinnvoll ist (unter Ausnahme ggfs. von sehr überschaubaren Investments, die zur Vermeidung des Aufwands direkt und ohne Term Sheet umgesetzt werden).

Die konkrete Umsetzung der Finanzierungsrunde

Die konkrete Umsetzung der Finanzierungsrunde erfolgt dann je nach Struktur entweder durch Unterzeichnung des Wandeldarlehensvertrages oder einer Beteiligungs- und Gesellschaftervereinbarung. Die Beteiligungs- und Gesellschaftervereinbarung (sog. Investment and Shareholders Agreement) kann in zwei separate Dokumente oder aber innerhalb derselben Urkunde in zwei Teile unterteilt werden. In jedem Fall beinhaltet die Beteiligungsvereinbarung die Struktur und Konditionen des Investments (Regelungskomplexe betreffen etwa die Kapitalerhöhung und Leistungen des/der Investor*in, ggf. Milestones, Verwässerungsschutz, Garantieregelungen seitens der Gesellschaft bzw. der Gründer*innen), wohingegen die Gesellschaftervereinbarung die Struktur der künftigen gemeinsamen Beteiligung als Gesellschafter*in regelt (etwa Veto- bzw. Zustimmungsvorbehalte des/der Investor*in, Vorerwerbsrecht, Mitverkaufsrecht und/oder -pflicht, besondere Optionsregelungen, Vesting-Regelung zulasten der Gründer*innen, Liquidationspräferenz, Wettbewerbsverbot).

In aller Regel wird dabei die Beteiligungs- und Gesellschaftervereinbarung aufgrund der enthaltenen Regelungen durch eine(n) Notar*in zu beurkunden sein. Dasselbe gilt für einen Wandeldarlehensvertrag, zumindest soweit dieser wie regelmäßig die Pflicht des Wandeldarlehensgebenden vorsieht, mit der Wandlung einer Gesellschaftervereinbarung beizutreten bzw. im Einzelfall soweit eine Pflicht des Wandeldarlehensgebenden zur Wandlung besteht.

In der Praxis werden bei kleineren Investments teilweise Versuche unternommen, die Notarkosten durch besondere Gestaltungen einzusparen. Hier kursieren insbesondere aus Business-Angel- bzw. Gründer*innen-Netzwerken Vorlagen, die beurkundungspflichtige Regelungen von der Beteiligungs- und Gesellschaftervereinbarung in die ohnehin zu beurkundende Satzung verschieben und die von einer weiteren Beurkundung dann absehen. Insbesondere aus Sicht des/der Gründer*in sollte bei der Verwendung von diesbezüglichen Musterverträgen unbedingt anwaltlicher Rat eingeholt werden. Aus unserer Erfahrung kommt es aus den Verhandlungen regelmäßig zu erheblichen Anpassungen dieser Vertragsmuster und stellt sich die durchaus komplexe rechtliche Frage, ob die betreffenden Änderungen nicht wiederum eine Beurkundungspflicht auslösen. In der Notarpraxis ist darüber hinaus umstritten, ob die verwendeten Muster die Beurkundungspflicht überhaupt entfallen lassen. Soweit eine bestehende Beurkundungspflicht nicht eingehalten würde, führt dies regelmäßig zur Unwirksamkeit der gesamten Vereinbarung.

Fazit

Die Finanzierungsrunde hat naturgemäß für Gründer*innen eine erhebliche Bedeutung. Es wird dort im Lebenszyklus des Unternehmens der Grundstein für eine erfolgreiche Wertentwicklung gelegt. Die Abläufe und Themen einer Finanzierungsrunde sind hierbei überwiegend Standard und können gut antizipiert werden. Die Gründer*innen sollten dabei die einzelnen Schritte (insbesondere die ggf. geplante Due Diligence durch den/die Investor*in) sorgfältig vorbereiten. Rechtliche Probleme, die sonst im Laufe der Finanzierungsrunde aufkommen, können so proaktiv vermieden werden.

Der Autor Alexander Weber, LL.M., ist Rechtsanwalt und Partner bei Heuking Kühn Lüer Wojtek in München im Bereich Venture Capital/Gesellschaftsrecht, www.heuking.de

Vormerken: In der kommenden Ausgabe von StartingUp – Heft 04/22 –  liest du in unserer Serie „Recht für Gründer*innen“: Der Beteiligungsvertrag – wesentliche Themen und Standards.

Berufsunfähigkeitsversicherung für Selbstständige

Warum eine BU-Versicherung für Selbstständige zum Pflichtprogramm gehört.

„Arbeitnehmer haben einen Arbeitsplatz, Selbstständigen gehört ihr Arbeitsplatz“ – dieser Ausspruch zeigt, dass Selbstständige oft mehr Freiheiten haben. Doch diese Freiheit bedeutet durchaus auch mehr Eigenverantwortung. So müssen sich Selbstständige in vielen Fällen selbst um ihre Altersvorsorge kümmern. Dies wirkt sich in Bezug auf die Berufsunfähigkeit noch einmal schwerwiegender aus: Die gesetzlichen Leistungen der Erwerbsminderungsrente gilt oft für Selbstständige nicht. Aus diesem Grund ist eine BU-Versicherung für die meisten Selbstständigen einer der wichtigsten Absicherungen überhaupt. Doch was bietet diese und was sollten Interessenten beim Versicherungsabschluss beachten?

Was bietet eine BU-Versicherung?

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung bietet als wichtigste Leistung die Auszahlung einer Rente, wenn der Versicherte berufsunfähig ist. Auf diesem Weg lässt sich also verhindern, nach einem Unfall oder einer Berufsunfähigkeit infolge einer Krankheit am Ende mittellos zu werden.  Die Höhe der Rente lässt sich beim Abschluss der Versicherung vereinbaren. Hierbei gilt: Je höher die abgesicherte Rente, desto höher der regelmäßige Beitrag. Aus diesem Grund gilt folgende Faustformel:

Ca. 70 bis 80 Prozent des aktuellen Nettohaushaltseinkommens

Auf diese Weise lässt sich der aktuelle Lebensstandard halten, ohne dass die Kosten für die Versicherung allzu stark ausfallen.

Welche zusätzlichen Aspekte sind beim Versicherungsabschluss wichtig?

Neben der Höhe der BU-Rente spielen noch weitere Faktoren beim Abschluss einer BU-Versicherung eine wichtige Rolle. Dazu gehören:

  1. Verzicht auf abstrakte Verweisung

Eine abstrakte Verweisung sorgt dafür, dass der Versicherer die Zahlung der BU-Rente verweigert, wenn Versicherte statt ihres bisherigen Jobs noch eine andere, gleichwertige Tätigkeit ausüben könnten. Moderne Tarife verzichten jedoch zum größten Teil auf eine abstrakte Verweisung.

  1. Wartezeiten

Wartezeiten bedeuten bei der BU-Versicherung etwas Anderes als bei vielen anderen Versicherungen. Hier geht es darum, ab wann der Versicherer nach der Feststellung der Berufsunfähigkeit mit der Auszahlung der BU-Rente beginnt. Hier sind theoretisch Karenzzeiten bis zu 24 Monaten möglich. Hierbei gilt: Je länger die Karenzzeit, desto niedriger der Versicherungsbeitrag.

Doch Achtung: Selbstständige sollten hier oft nicht zu lange Fristen wählen, da sie die Zeit ohne Einkommen nicht so gut überbrücken können wie Angestellte. Diese erhalten nämlich Lohnfortzahlung und Krankengeld. Wer eine Krankenversicherung mit Krankengeld gewählt hat, kann jedoch ebenfalls eine Karenzzeit vereinbaren.

  1. Rückwirkende Leistungen

Bei einer verzögerten Feststellung der Berufsunfähigkeit zahlen einige Anbieter rückwirkend bis zu 3 Jahre. Hierbei kommt es jedoch sehr auf den gewählten Tarif an. Aus diesem Grund sollten Interessenten vorher die einzelnen Anbieter genau miteinander vergleichen.

  1. Nachversicherungsgarantie

Auch eine Nachversicherungsgarantie kann einen sinnvollen Leistungsbaustein darstellen. Hierbei wird die Rentenhöhe bei bestimmten Anlässen (z.B. Hochzeit) nach oben hin automatisch angepasst, ohne dass dabei erneut eine Risikoprüfung erfolgt.

  1. Prognosezeitraum

Der Prognosezeitraum umfasst die Zeit, innerhalb der eine Berufsunfähigkeit bestehen muss, bis sie von der Versicherung endgültig anerkannt wird. Die meisten Versicherer setzen hier 6 Monate an. Sollte ein Anbieter höher liegen, heißt es: genauer hinschauen. Ist der Tarif eventuell besonders günstig oder bietet er andere besondere Zusatzleistungen? Wenn nicht, gibt es im Normalfall bessere Alternativen.

Wer diese Aspekte bei der BU-Versicherung berücksichtigt, kann die Police auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden.

Mit welchen Kosten ist bei einer BU-Versicherung zu rechnen?

Die Kosten einer BU-Versicherung bemessen sich wie bei sehr vielen Versicherungen nach dem Risiko und der Leistung, die im Versicherungsfall fällig wird. Aus diesem Grund lassen sich vor allem die Kostenfaktoren benennen:

  • Das eigene Alter beim Versicherungsabschluss
  • Der Gesundheitszustand
  • Der Beruf und der Grad der Bürotätigkeit
  • Die Laufzeit (bis zu welchem Alter)
  • Etwaige Vorerkrankungen
  • Gefährliche Hobbys

Je nachdem, wie diese Faktoren ausfallen, können die Kosten für eine BU-Versicherung von 40 Euro pro Monat bis zu 250 Euro pro Monat betragen.

Hinweis: Wer aufgrund von Vorerkrankungen keine BU-Versicherung erhält, sollte die Möglichkeit einer anderen Absicherung checken. Eine private Unfallversicherung deckt nur Unfälle ab und eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlt nur, wenn Versicherte so gut wie keiner Arbeit mehr nachgehen können. Dafür sind die Zugangshürden geringer und die Beiträge fallen niedriger aus.

Mit einer BU-Versicherung gut abgesichert

Unter dem Strich bietet eine BU-Versicherung eine sehr wichtige Absicherung für Selbstständige. Diese werden über staatliche Institutionen nicht abgesichert und wären bei einer Berufsunfähigkeit in vielen Fällen auf Sozialhilfe angewiesen. Eine BU-Versicherung kann bei einer Berufsunfähigkeit jedoch dafür sorgen, dass der eigene Lebensstandard sich halten lässt. Wer bei der Anbieterwahl einige wichtige Aspekte mit einkalkuliert, findet am Ende eine passgenaue BU-Police.

Der Fiskus richtet sein Augenmerk auf die Krypto-Welt

In unserem Interview gehen die Steuerexperten von EY, Petar Groseta (Partner) und Ivana Jovanic (Senior Consultant), auf die Fragen der Besteuerung von Kryptowährungen aus der Perspektive von Krypto-Investoren und anderen Marktteilnehmern im Krypto-Ökosystem ein.

Warum ist es jetzt wichtig, über das Thema Besteuerung von Kryptowährungen zu sprechen?

Petar Groseta: Der Kryptowährungsmarkt hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Die Erwartung ist generell, dass die Bedeutung dieser Anlageklasse in Zukunft nur noch zunehmen wird.

Dabei gibt es viele verschiedene Marktteilnehmer mit ihren spezifischen Rollen. Die Grenzen zwischen dem Markt der "nativen Kryptowährung" und den "traditionellen Finanzsystemen" verschwimmen zunehmend, sowohl in Bezug auf bestehende Anlageinstrumente als auch in Bezug auf die Infrastruktur des gesamten Krypto-Ökosystems. Dies erhöht natürlich auch den Druck auf den Gesetzgeber und die Finanzverwaltung, die bestehenden steuerrechtlichen Rahmenbedingungen sowohl hinsichtlich der Besteuerung auf Anlegerebene als auch in Bezug auf eine vollständige Erfassung und Überprüfung der steuerpflichtigen Einkünfte weiterzuentwickeln.

Ivana Jovanic: Im Grunde geht es dabei um folgende zwei Fragen:

  1. Wie werden Einkünfte und Gewinne aus Kryptowährungen auf Ebene einzelner Anleger besteuert?
  2. Wie sollte ein effektives Meldesystem, d.h. „Steuerreporting“ ausgestaltet werden, um eine mögliche Steuerhinterziehung zu verhindern?

Können Sie kurz die diesbezüglichen Antworten des Gesetzgebers und der Finanzverwaltung darstellen?

Petar Groseta: Bezüglich der Besteuerungsfragen hat das Bundesfinanzministerium (BMF) am 10. Mai 2022 sein lang erwartetes Schreiben zu den Einzelfragen der ertragsteuerrechtlichen Behandlung von virtuellen Währungen und sonstigen Token veröffentlicht. Mit dem Schreiben äußert sich das BMF zum ersten Mal umfassend zu den verschiedenen Krypto-Sachverhalten, die zunächst technisch erläutert und danach aus der Finanzverwaltungssicht ertragsteuerrechtlich eingeordnet werden.

Sehr erfreulich dabei ist, dass nunmehr auch nach der Auffassung der Finanzverwaltung die Veräußerungen von Kryptowährungen im Rahmen privater Vermögensverwaltung nur dann steuerpflichtig sind, wenn die Veräußerung innerhalb der Ein-Jahresfrist nach der Anschaffung stattfindet. Damit geht auch das BMF davon aus, dass sich die für die Steuerpflicht relevante Einjahresfrist nicht verlängert, wenn die Kryptowährungen zur Einkünfteerzielung, z.B. durch Lending oder Staking eingesetzt werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Abgrenzung zwischen Gewerblichkeit und privater Vermögensverwaltung. Auch dazu nimmt das BMF ausführlich Stellung. Dabei geht das BMF insbesondere in den Fällen von „passivem“ Staking - etwa im Rahmen der Beteiligung an einem Staking-Pool - grundsätzlich von der privaten Vermögensverwaltung aus.

Ivana Jovanic: Auch wenn es sehr zu begrüßen ist, dass sich die Finanzverwaltung mit dem BMF-Schreiben ausführlich zu der Besteuerung von Kryptowährungen geäußert hat, betreffen die Aussagen des BMF nur die steuerlichen Folgen von direkten Investments in Kryptowährungen. Allerdings können die Investments nicht nur direkt, sondern auch indirekt über verschiedene Formen der „traditionellen“ Finanzinstrumente wie Tracking-Notes, Knock-Out Zertifikate oder ETFs erfolgen. Da die Steuerfolge, je nach Investmentform, sehr unterschiedlich sein kann, sollte diese aufgrund ihres erheblichen Einflusses auf die Netto-Rendite in die Investitionsentscheidung unbedingt immer miteinbezogen werden.

Und wie sieht es mit dem steuerlichen Reporting aus?

Ivana Jovanic: Hier hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am 22. März 2022 ein öffentliches Konsultationsdokument mit den Vorschlägen zur Einführung eines Rahmens für die Meldung von Krypto-Vermögenswerten, sog. Crypto-Asset Reporting Framework (CARF), veröffentlicht. Die öffentliche Konsultation lief bis 29. April 2022. Die OECD plant, im Oktober 2022 endgültige Vorschläge für die neuen Regeln zu veröffentlichen.

Das von der OECD vorgeschlagene Regelwerk basiert im Wesentlichen auf dem Modell des Meldestandards für grenzüberschreitende Meldungen von „traditionellen“ Konten- und Depotwerten durch Finanzinstitute, dem Common Reporting Standard (CRS). Anstatt jedoch die Meldung von gehaltenen Vermögenswerten zu verlangen, schreibt CARF die Meldung von Krypto-Transaktionen vor. Es ist durchaus vorstellbar, dass einige „Early-Adopters“-Länder die Vorschriften bereits ab dem 1. Januar 2024 umsetzen.

Petar Groseta: Neben den oben beschriebenen Bemühungen auf der OECD-Ebene arbeitet auch die EU-Kommission derzeit an einem unionseigenen Meldesystem für Krypto-Vermögenswerte im Rahmen der 8. Änderung der EU-Amtshilferichtline (DAC 8), die ebenfalls demnächst vorgestellt werden soll. Es ist davon auszugehen, dass die OECD Vorschläge zu CARF mit den Reporting-Pflichten nach DAC 8 abgestimmt sein werden.

Auf der nationalen Ebene hat zudem das BMF ein separates Schreiben hinsichtlich der Mitwirkungs- und Aufzeichnungspflichten der deutschen Krypto-Investoren angekündigt.

Welche Implikationen werden diese haben und was ist für unser Audience – Investoren und Start-ups – wichtig zu wissen?

Ivana Jovanic: Die Investoren werden die Veröffentlichung des BMF-Schreibens sicherlich sehr begrüßen, da damit zahlreiche Zweifelsfragen aus der Sicht der Finanzverwaltung beantwortet werden.

Petar Groseta: Die Implikationen für die Start-ups bzw. die Finanzindustrie im Allgemeinen werden nicht zuletzt davon abhängen, welche Rolle sie im „Krypto-Ökosystem“ einnehmen. Es sollte bedacht werden, dass eine effektive Nutzung der Kryptowährung sehr stark von der Existenz der Infrastruktur abhängt, die die Speicherung, Übertragung, das Ausleihen/Verleihen und den Handel unterstützt, genau wie es beim traditionellen Finanzsystem mit seinen Börsen, Brokern, Händlern, Marktmachern, Verwahrern, Kreditgebern und Zahlungssystemen der Fall ist. Hier könnten insbesondere die zu erwarteten Steuerreportingpflichten zum Teil beachtliche Auswirkungen auf die Geschäftsstrukturierung und Kosten der Compliance haben. Man kann jedenfalls sagen, dass die steuerlichen Auswirkungen in alle geschäftspolitischen Überlegungen miteinbezogen werden sollten.

Welche weitere Entwicklung erwarten Sie bzw. welchen Ausblick können Sie geben?

Petar Groseta: Es ist klar erkennbar, dass die Fragen der Besteuerung und der steuerlichen Transparenz mit großer Geschwindigkeit Eingang in die Krypto-Welt finden, sodass seitens der deutschen Finanzverwaltung, bzw. auf globaler Ebene mit weiteren Maßnahmen gerechnet werden kann. Dies hat auch die parlamentarische Staatssekretärin Katja Hessel sehr prägnant auf den Punkt gebracht, als sie meinte, dass die Veröffentlichung des BMF-Schreibens selbstverständlich nicht der Schlusspunkt der Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern ein Zwischenergebnis sei, und dass die rasche Entwicklung der "Kryptowelt" dafür sorgen wird, dass uns die Themen nicht ausgehen.

Ivana Jovanic: In der Tat sollten sich die davon betroffenen Marktteilnehmer und Investoren intensiv mit dieser Materie auseinandersetzen, deren rechtlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf ihre Investmententscheidungen bzw. Geschäftsmodelle analysieren und ggf. die für sie relevanten Punkte rechtzeitig in die Diskussion einbringen.

Das Ökosystem um Digital Assets

Wer sind die Teilnehmer am Digital Asset Ökosystem und welche Rolle haben sie am Markt inne?

Die Evolution der Blockchain-Technologie der letzten Jahre spiegelt sich nicht nur in der rasanten Entwicklung der zugehörigen Digital Assets wider, sondern auch in dem weiteren Wachstum neuer Teilnehmer und deren Rollen am Markt. Insbesondere die Komplexität der Technologie und der Asset Klassen, die sich über die Zeit herauskristallisiert haben, haben den Bedarf nach gezielten Lösungen, die häufig die Interaktion unterschiedlicher Parteien fördern, aufgezeigt. Wer aber sind die Teilnehmer am Digital Asset Ökosystem und welche Rolle haben sie wirklich inne?

Das Digital Asset Ökosystem

Das Digital Asset Ökosystem kann als ein vielschichtiges System betrachtet werden, in welchem die einzelnen Technologien, Services und Applikationen aufeinander aufbauen und miteinander interagieren. Teilnehmer des Ökosystems können hierbei mit allen Ebenen direkt oder indirekt interagieren und sind aufgrund der dezentralen Natur des Ökosystems nicht zwingend auf eine zentral koordinierende Partei angewiesen. Die folgende Grafik zeigt die schematische Abbildung der einzelnen Ökosystemschichten sowie dessen Interakteure.

Der Kern des Ökosystem bildet die zugrundeliegenden Blockchain Technologien und Protokolle, welche die Grundlage für die weiteren Ebenen bildet. Diese Technologien und Protokolle definieren die einzelnen Parameter der jeweiligen Blockchain, wie beispielsweise die Blockgröße, das Konsensmodell, die Netzwerkstruktur sowie die Art der Verschlüsselung. Die Protokolle und zugrunde liegenden Technologien bilden hierbei die Grundlage für die Ausgestaltung der Digital Assets und deren Umgebung wie beispielsweise digitale Welten im Metaverse oder die Emmisonsrate von dezentral emittiertem Token. Engverbunden mit den einzelnen Technologien sind die sogenannten Miner und Validator, welche die einzelnen Blöcke und die beinhalteten Transaktionen innerhalb der Netzwerke im Zuge der verteilten und dezentralen Konsensfindung verifizieren.

Digital Assets umfassen alle Arten von elektronisch gespeicherten Daten und Werten, die sowohl eindeutig identifizierbar sind als auch zur Wertschöpfung genutzt und im Zuge dessen gehandelt werden können. Digitale Assets, die mittel der Blockchain-Technologie erstellt und emittiert werden können, lassen sich in die fünf Subkategorien unterteilen: Institutional Money, Private Money, Fungible / Non Fungible Token und Utility Token. Eine genaue Beschreibung der Eigenschaften der einzelnen Subkategorien von Digital Assets findet sich hier.

Die Ebene der Marktinfrastruktur setz sich zusammen aus den folgenden drei Klassen: Börsen und Marktplätze, Verwahrung & Speicherung sowie Markt Support.

Währungsbörsen und Marktplätze

Währungsbörsen und Marktplätze für digitale Assets spielen eine zentrale Rolle innerhalb des Ökosystems, da sie Liquidität bereitstellen und marktgetriebene Preisfindung ermöglichen. Der Handel mit digitalen Assets hat im Zuge der fortschreitenden Akzeptanz in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen. Dies spiegelt sich vorrangig in der Marktkapitalisierung der einzelnen Kryptowerte und der Menge an verschiedenen Handelsplattformen wider. Die Marktproxy-Plattform CoinMarketCap indexiert Ende März 2022 18.215 verschiedene Kryptowerte mit einer Marktkapitalisierung von über 1.7 Trillion Dollar. Weiterhin werden 2101 NFT Kollektionen mit einer Marktkapitalisierung von 10 Milliarden Dollar indexiert, sowie 463 verschiedene Handelsplattformen gelistet.

Verwahrung & Speicherung

Der Begriff Custody (Verwahrung) ist ein Begriff aus dem Bereich der Finanzdienstleistungen und bezieht sich auf die Fähigkeit Vermögenswerte zu halten, zu bewegen und zu schützen. Die Verwahrung kann in Bereich vom Digital Assets sowohl durch die eigene Person oder durch eine externe Partei erfolgen. Die Ansätze zur Speicherung und Verwahrung reichen von der Verwendung von Software und Hardware-Wallets bis hin zur Erstellung komplexer Setups für die Vervielfältigung, Speicherung und Sicherung von ausgedruckten privaten Schlüsseln.

Börsen und Marktplätze für Digitale Assets können sowohl zentralisiert oder auch dezentralisiert betrieben und ausgestaltet werden. Zentralisierte Börsen und Marktplätze verwahren das Vermögen beziehungsweise die privaten Keys eines Benutzers in einer kollektiven oder auch segregierten Wallet der Börse. Der Handelt erfolgt dabei meist Off-Chain. Dezentrale Börsen und Marktplätze hingegen verwendet Smart Contracts oder andere Formen von Peer-to-Peer-Protokollen um ein dezentrales Handeln von digitalen Assets ohne Verwahrung durch eine zentrale Partei zu ermöglichen. Folglich erfolgt der Handelt in einem dezentralen Setup On-Chain, wobei die Marktteilnehmer selbst ihre private Keys und digitalen Assets verwahren.

Markt Supprt

Die Klasse Market Support hingegen umfasst jegliche Art von Unterstützungsleistung, die benötigt wird für die Ausgestaltung eines effizienten Markes. Hierzu zählen unteranderem Placement Provider, Market Maker oder Liquidity Pools.

Services und Applikationen können auf verschiedenen Eben des digital Asset Ökosystems angeboten und ausgestaltet werden. Primär kann unterschieden werden zwischen dezentralen Services & Applikation auf Basis von Smart Contracts und Dienstleistungen angeboten durch zentralen Dienstleister. Diese können sowohl direkt mit der Blockchain, dem digitalen Asset oder dem Markt interagieren oder losgelöst von diesen gestaltet werden. Der Farbverlauf innerhalb der oben abgebildeten Grafik spiegelt den Zentralisierungsgrad der einzelnen Services und Applikationen wider (Orange: zentral und dezentrale angebotene Services; Braun: Services primär angeboten durch zentralisierte Anbieter).

Weiterhin kann innerhalb dieser Klassifizierung zwischen Services und Applikationen differenziert werden, die direkt mit der Blockchain-Technologie interagieren (wie beispielsweise AML Services) und Services und Applikationen, die nicht direkt mit der Technologie interagieren, sondern zusätzliche Leistungen anbieten. Hierzu zählen unter anderem Consulting, Media oder Research Services.

Digital Asset Markt: Teilnehmer und Regulation

Das Ökosystem der digitalen Assets ist im direkten Vergleich zum traditionellen Finanzmarkt in weiten Teilen sowohl von intentionellen Teilnehmern wie beispielsweise Banken oder Hedge Funds, als auch von Retail Investoren und Anlegern frequentiert. Dies lässt sich vorrangig auf die niedrigen Markteintrittsbarrieren zurückführen. Die Anmeldung bei einem Marktplatz oder einer Börse und der anschließende Handel bedarf keines vorherigen Erwerbs einer Lizenz.

Weiterhin ist ein vermehrtes Aufkommen von sogenannten Decentralized Autonomous Organization (DAO) zu beobachten. DAOs lassen sich beschreiben als dezentrale mitgliedergeführte Organisationen, die vollständig oder in Teilen dezentral und transparent durch Smart Contracts gesteuert werden, wie beispielsweise MakerDAO.

Durch die fortschreitende Adaption und durch das stetige Wachstum des Marktes rum um digitale Assets, gewinnt das Thema einer einheitlichen Regulation des Marktes immer weiter an Bedeutung. Bedingt durch die dezentrale Natur, ist der Markt rum um digital Assets weitestgehend geprägt durch einen fehlenden Ansatz einer konsistenten übergreifenden Marktregulation. Dies spiegelt sich unter anderem in einem vermehrten Auftreten verschiedener Methoden der Marktmanipulation und einer reduzierten Effizienz des Markts wider. Zukünftige Regulationsansätze wie die Markets in Crypto Assets (MICA) Verordnung der Europäischen Kommission zielen darauf ab, die Märkte um digitale Assets einheitlich zu strukturieren und so die Effizienz des Market zu gewährleisten.

Weiterhin können zum aktuellen Zeitpunkt Digital Assets, hierbei vorrangig Kryptowährungen, theoretisch von jeder Partei innerhalb des Ökosystems dezentral emittiert werden. Die MICA Regulation verfolgt weiterhin unter anderem das Ziel, die Emittierung von Digital Assets zum Schutz des Verbrauches stärker zu regulieren. Beispielsweise soll die Ausgabe von sogenannten Stablecoins nur noch unter strengen Auflagen durch geprüfte Finanzdienstleister und Institute erfolgen.

Zwar stellt Regulation von Märkten eine adäquate Möglichkeit zur Wiederherstellung des Marktgleichgewichtes und der Effizienz da (siehe Dodd Frank Akt als Reaktion auf die 2007 Finanzkrise), jedoch bedeutet Regulation im Zuge dessen auch eine stärkere Zentralisierung und somit eine Einschränkung des Grundgedankens.

Schlusswort

Mit der weiteren Entwicklung der Blockchain-Technologie und der damit verbundenen Digital Assets ist es auch zu erwarten, dass auch das Ökosystem von Dynamismus geprägt wird und über die Jahre sich verändern wird. Während nach dieser ersten Expansionsphase eine gewisse Konsolidierung am Markt möglich wird, werden wir noch in der kurzfristigen Zukunft den Eintritt von neuem Teilnehmer merken können, solange das gesamte Potenzial hinter Digital Assets nicht greifbar ist. Insbesondere durch die vielfältige Nutzung von Klassen wie Fungible und Non Fungible Token, genauso wie der stärkeren Digitalisierung von Infrastrukturen und das parallele Entstehen von Metaversen, scheint die Expansionsphase für Digital Assets gerade am Anfang zu sein.

Die Autoren

Felix Eigelshoven ist Senior Consultant im Bereich Financial Services Technology-Consulting und seit 2022 für EY tätig. Er berät Kunden aktiv zur Entwicklung von Blockchain-basierten Geschäftsmodellen, sowie deren technischer Umsetzung. Neben seiner Tätigkeit als Berater forscht er aktiv an zum Thema Krypto-Marktmanipulation und Markteffizienz.

Dr. Francesco Pisani ist seit 2015 für EY tätig. Er ist EY EMEIA Deputy Startup Leader, Co-Initiator der EY Start-up Academy und Gastdozent an verschiedenen Hochschulen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Geschäftsmodelle und Innovationen sowie Preisstrategien und Partnerschaften.

Benjamin Bercz ist Senior Manager im EMEIA FSO und im Bereich Digital & Emerging Technology bei EY tätig. Er verfügt über mehr als 10 Jahre Beratungserfahrung in der Strategie, MVP Entwicklung und Umsetzung von digitalen Transformationen mit dem Fokus auf Financial Services und DLT-Lösungen

Christopher Schmitz ist Partner in EMEIA FSO und seit 2011 bei EY tätig. Er verfügt über mehr als 25 Jahren Erfahrung in der Strategie- und Transaktionsberatung für Unternehmen in Financial Services. Christopher ist auch EMEIA FinTech Leader und Innovation Leader für FSO Deutschland.

PKV vs. GKV – was ist für Selbstständige die bessere Wahl?

Gesetzlich oder privat krankenversichern? Diese Frage treibt Selbstständige häufig um. PKV und GSK - beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Wir geben Entscheidungshilfen.

Drei Personengruppen dürfen hierzulande unabhängig vom Einkommen frei entscheiden, ob sie sich lieber gesetzlich oder privat krankenversichern: Beamte, Studenten und Selbstständige. Gerade Letztere – ob Unternehmer oder Freiberufler – haben den wirtschaftlichen Hintergrund, um Kosten und Nutzen von GKV und PKV kühl abzuwägen. Doch was ist die beste Wahl, wenn man alle Faktoren berücksichtigt?

Die PKV: Auf den ersten Blick alles super

Gerade junge Gründer, deren Gewinn sich schnell steigert, ärgern sich oft über die hohen Beiträge der gesetzlichen Krankenversicherung. Noch unangenehmer wird es, wenn die GKV aufgrund verbesserter Einkommensverhältnisse Nachzahlungen fordert. Da wirken die Konditionen der privaten Krankenversicherung auf den ersten Blick wie der bessere Deal: Hier können sich junge und gesunde Selbstständige günstiger versichern und erhalten Zugang zu besseren Leistungen, wie z.B. Einbettzimmer im Krankenhaus oder eine schnellere Terminvergabe.

Pluspunkt: Beitragsberechnung mit Gestaltungsmöglichkeiten

Anders als die GKV ermittelt die PKV die Versichertenbeiträge nicht nach dem Einkommen, sondern in Bezug auf das Alter und das persönliche Gesundheitsrisiko. Aus diesem Grund kann sich ein 35-Jähriger ohne Vorerkrankungen privat für 325 bis 425 Euro im Monat bei den privaten Anbietern versichern, während der Spitzensatz für Gutverdiener in der GKV aktuell 769,16 Euro beträgt. Zudem gibt es in der PKV die Möglichkeit, durch eine höhere Selbstbeteiligung den Beitrag zu senken, bzw. Erstattungen zu bekommen, wenn eine gewisse Zeit lang keine Leistung in Anspruch genommen wurde.

Minuspunkt: Höhere Beiträge bei steigendem Alter und Anbieterwechsel

Private Versicherungen bilden für ihre Mitglieder in jungen Jahren Altersrückstellungen, die eine kostenintensivere Behandlung im Alter abfedern sollen. Der Nachteil: Wird die Versicherung gewechselt, lassen sich die Altersrückstellungen nur bedingt mitnehmen. Offiziell erhöht die PKV ihre Beiträge nicht aufgrund des steigenden Lebensalters eines Versicherten, doch sie nimmt eine jährliche Beitragsanpassung vor. Für 2022 beträgt die Anpassung im Durchschnitt 4,1 Prozent – sie schwankt je nach Anbieter zwischen 3,5 und 11 Prozent. Wechselt man im Verlauf eines Lebens zu einem günstigeren privaten Versicherer, nimmt dieser eine erneute Risikobewertung vor. Zu diesem Zeitpunkt können bestehende Grunderkrankungen und das höhere Alter die Beiträge empfindlich erhöhen.

Die GKV: teurer, aber kalkulierbarer

Wer gut verdient, ärgert sich zuweilen über den hohen Beitrag für die gesetzliche Krankenversicherung – immerhin sind dafür aktuell 14,6 Prozent des Einkommens angesetzt. Inklusive des nach Anbieter divergierenden Zusatzbeitrages kann sich der Krankenkassenbeitrag auf 17 Prozent des Gehalts erhöhen. Auch bei Selbstständigen ist der monatliche Gewinn ausschlaggebend für die Beitragshöhe. Sie zahlen jedoch ab einem Einkommen über 4837,50 pro Monat unveränderlich den Höchstsatz von rund 770 Euro.

Vor- und Nachteile der GKV für Selbstständige

Auf den ersten Blick erscheint die gesetzliche Krankenversicherung jungen Gutverdienern teuer, wenn man sie mit den Beiträgen der PKV vergleicht. Der Vorteil: Die Beiträge steigen mit den Jahren längst nicht so stark an und sind gut kalkulierbar. Außerdem bringt der Wechsel zwischen den gesetzlichen Anbietern keine Beitragsanpassungen mit sich – im Gegenteil: Wer in eine Kasse mit niedrigerem Zusatzbeitrag wechseln will, kann das mit einer Kündigungsfrist von zwei Monaten tun, ohne Nachteile zu erwarten.

Es hängt auch von der eigenen Persönlichkeit ab

Die Wahl der Krankenversicherung hängt stark von der persönlichen Risiko-Affinität ab. Wer überzeugt davon ist, lange gesund zu bleiben und gleichzeitig privat hohe Beträge für die Altersvorsorge und gesundheitliche Absicherung zurücklegt, der spart in jungen Jahren viel, wenn er sich privat versichert. Die gesetzlichen Krankenkassen bieten sicherheitsbewussten Menschen eine finanzielle Planbarkeit, die erst einmal mehr kostet. Gleichzeitig kann die GKV hohe Volatilität im Einkommen eines Selbstständigen besser abfedern; schließlich lassen sich die Beiträge bei Gewinneinbrüchen durch Vorlage des Einkommenssteuervorauszahlungsbescheids kurzfristig nach unten anpassen.

Fazit: Viele Selbstständige wählen die PKV

Wer die (Versicherungs-)Wahl hat, hat die Qual – doch das kluge Abwägen kann sich im individuellen Fall auszahlen. Entweder in Form gesparter Kosten durch die PKV-Beiträge im Vermeiden finanzieller Risiken durch die GKV-Mitgliedschaft. Welche der beiden Versicherungsarten am Ende besser geeignet ist, hängt stark von der eigenen Persönlichkeit sowie den individuellen Umständen ab. Wer alle Aspekte einkalkuliert, findet am Ende genau die Krankenversicherung, die voll und ganz auf die eigenen Bedürfnisse passt.

Hauptsache, du bist gesund

Die betriebliche Krankenversicherung als bester Wettbewerbsvorteil für Arbeitgebende – Tipps und To Do‘s von Versicherungsprofi Marius Michael.

Eine Firma ist nichts ohne ihre Mitarbeitenden. Das wissen die meisten Unternehmer*innen, aber zeigen sie dementsprechend auch genügend Wertschätzung? Gute Arbeitgebende kümmern sich heutzutage umfangreich um ihre Angestellten, denn diese kümmern sich wiederrum um die Kundschaft. In der betrieblichen Kausalkette stehen die Mitarbeitenden an vorderer Position, weshalb ihnen vorrangige Aufmerksamkeit zukommen muss.

Das gilt beim externen sowie internen Personalmarketing. Besonders Unternehmen in Ballungsgebieten mit viel Konkurrenz oder in strukturschwachen Umgebungen haben Probleme, qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Um herauszustechen, braucht es ein unschlagbares, standortunabhängiges Einstellungsargument. Schon auf der Suche nach Bewerbenden sollten KMUs signalisieren, wie sie sich für das Wohl ihrer Angestellten einsetzen, denn so können sie die benötigten Fachkräfte gewinnen. Sind die richtigen Personen gefunden, gilt es diese zu halten. Mit Alleinstellungsmerkmalen und entscheidenden Wettbewerbsvorteilen als Arbeitgebende lässt sich das Personalmarketing meistern.

Hierbei kommen u.a. Personalzusatzleistungen ins Spiel. Welche davon Arbeitnehmenden am wichtigsten sind, weiß Marius Michael von der Allianz Hauptvertretung in Frankfurt am Main: „Zu den beliebtesten Zusatzleistungen gehören heutzutage Gesundheitsservices und Altersvorsorge, weit vor Dienstwagen und Gutscheinen.“

Private Krankenzusatzversicherungen haben entscheidende Vorteile für Mitarbeitende und Vorgesetzte – und sie zeugen von Empathie und sozialer Verantwortung der Geschäftsführenden. „Vor allem die betriebliche Krankenversicherung steigert die empfundene Wertschätzung unmittelbar, da die Vorteile sofort erlebbar sind. Dadurch erhöht sich die Motivation und Zufriedenheit der Belegschaft“, weiß Marius Michael.

Nicht nur das, auch die Weiterempfehlungsbereitschaft für den Arbeitgeber steigt, wie Marius Michael erklärt. Das begünstigt Recruiting-Prozesse. Wenn sich Mitarbeitende wertgeschätzt fühlen, wird die emotionale Bindung zur Firma stärker. Die Fluktuationsquote ist mit einer betrieblichen Krankenversicherung (bKV) nur halb so hoch wie im Gesamtdurchschnitt aller befragten Unternehmen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Der beste Wettbewerbsvorteil für Arbeitgebende

In seiner Agentur entwickelt Marius Michael mit Gewerbekund*innen aus dem Mittelstand passende Versicherungskonzepte für deren Belegschaft. Er tritt dabei in knapp hundertjährige Fußstapfen der Vorgänger-Agentur und kombiniert deren renommierten Werte mit weltweiter, digitaler Beratung auf diversen Kommunikationswegen. Sein spezialisiertes Expertenteam nimmt dafür regelmäßig an Weiterbildungen und Schulungen teil.

Wenn Arbeitgebende bei Vorstellungsgesprächen Aufbau und Leistungen ihrer bKV schildern und erklären, dass die vollständige Kostenübernahme vom Arbeitgebenden erfolgt, sind die meisten Bewerber*innen positiv überrascht und schnell überzeugt. Diese Art der Zusatzleistung ist noch nicht verbreitet. Dabei ist die Organisation unkompliziert, kostengünstig und effizient. „Arbeitgebende können beispielsweise Angestellten ein jährliches Gesundheitsbudget zur Verfügung stellen, welches für verschiedene – mitunter von der Krankenkasse nicht bezahlte – Behandlungen genutzt werden kann. Beliebt sind Leistungen für Zähne, Brille, Heilpraktiker*innen oder Vorsorgeuntersuchungen“, sagt der Versicherungsprofi aus Frankfurt. Die Aufnahmeregelung ist dabei besonders einfach, denn sogar laufende und angeratene Behandlungen werden übernommen. „Der Gesundheitszustand der Mitarbeitenden spielt bei der Aufnahmeregelung keine Rolle. Für Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen ist es die einzige Möglichkeit einer zusätzlichen Vorsorge“, erklärt Marius Michael. Seine Produktkonzepte können bei Firmen ab zehn Mitarbeitenden installiert werden. Die Aufwände als Betriebsausgaben sind steuerlich absetzbar.

Es wird auch Rücksicht genommen auf den Wunsch einer einfachen und digitalen Verwaltung für die Arbeitgebenden. Pro Monat muss sich nur wenige Minuten mit dem Versicherungskonzept auseinandergesetzt werden. Wird eine Leistung in Anspruch genommen, können die Beschäftigten den Ablauf mit einer App regeln oder die Mitarbeiter*in-Hotline nutzen. Darüber hinaus greift eine Sonderregelung für Angestellte in Elternzeit oder in anderen entgeltfreien Phasen: Dann müssen keine Beiträge gezahlt werden, von den Leistungen kann aber dennoch profitiert werden.

Die Gesundheit ist unser wichtigstes Gut. Einen Großteil unseres Lebens verbringen wir in Arbeitsverhältnissen. Rückenschmerzen, Stress und wenig Bewegung zeichnen den Alltag. Arbeitgebende zu haben, die sich um das gesundheitliche individuelle Wohlergehen kümmern, prägen nicht nur ein positives Mindset, sondern sorgen dafür, dass wir auch unsere arbeitsfreien Lebensmomente voll ausschöpfen können. Das sind keine Softskills, das ist ein Anrecht.

Bitpanda: Mit Kryptowährung zum Start-up-Unicorn

Das Wiener Start-up wurde zum ersten Start-up-Unicorn Österreichs. Im Fokus des Unternehmens steht die Kryptowährung Bitcoin.

In der Start-up-Szene ist der Begriff „Unicorn“ eingeführt worden, um Unternehmen zu beschreiben, deren Bewertung auf über eine Milliarde US-Dollar eingestuft wurde. Das ist besonders für Start-ups, die oftmals im Kleinen und ohne große finanzielle Mittel starten, ziemlich schwer, weshalb die wenigen, die es schaffen, so selten sind wie Einhörner – so die Herleitung hinter dem Begriff. Ein österreichisches Unternehmen hat dies jedoch im letzten Jahr geschafft und wurde damit zum ersten Start-up-Unicorn des Landes. Im Fokus des Unternehmens steht die Kryptowährung Bitcoin.

Bitpanda ist erstes Unicorn in Österreich

In der deutschen Start-up-Welt kann bereits das eine oder andere Unicorn entdeckt werden. Dazu werden immer wieder Unternehmen gegründet, die großes Potenzial besitzen, sollten sie an die Börse gehen. In Österreich ist die Start-up-Landschaft noch deutlich kleiner. Trotzdem hat es ein Wiener Unternehmen zum „Unicorn“-Status gebracht. Die Rede ist von Bitpanda, einer Krypto-Plattform, die von den Jungunternehmern Paul Klanschek, Eric Demuth und Christian Trummer gegründet wurde. Insgesamt 170 Millionen US-Dollar konnte das Start-up von Investoren sammeln, an der Börse wurde das Unternehmen anschließend für 1,2 Milliarden US-Dollar eingestuft. Der Handel mit Kryptowährungen ist seit einigen Jahren zu einem wichtigen Wirtschaftssektor geworden. Gehandelt werden Bitcoin und Co. allerdings nicht an den Aktienbörsen, stattdessen warten eigene Marktplätze auf Investoren. Der Kauf kann einfach online abgeschlossen werden und ist damit bequemer denn je geworden. Mittlerweile gibt es so viele unterschiedliche Börsen, dass es für Käufer häufig nicht einfach ist, die passende zu finden. Hilfreich ist daher ein Krypto Börsen Vergleich, bei dem die unterschiedlichen Marktplätze auf ihre Vor- und Nachteile geprüft werden. Viele Anbieter verfügen zum Beispiel über ein Einzahlungsminimum und verrechnen unterschiedliche hohe Gebühren für Transaktionen.

Aller Anfang ist schwer

Mit einem Start-up durchzustarten, ist keine leichte Angelegenheit. Neben einer guten Idee braucht es nämlich auch die nötige Finanzierung und eine große Portion Glück. Das richtige Timing spielt dabei ebenfalls eine Rolle. Nur wer den Markt zum perfekten Zeitpunkt mit etwas versorgt, das gerade gebraucht wird, kann die ersten, harten Jahre meistern. Der Börsengang ist für die meisten Start-ups zu Beginn noch in weiter Ferne. Wer es jedoch an diesen Punkt geschafft hat, darf aufatmen. Vor dem IPO (Initial Public Offering) muss ein Unternehmen bewertet werden. Diese Bewertung entspricht jedoch nicht dem Kapital, über das ein Start-up bereits verfügt, sondern steht stattdessen für den Nutzen, den Kapitalgeber aus der Firma ziehen können. Es handelt sich dabei also viel mehr um eine Einschätzung als um eine Kalkulation des Preises eines Unternehmens. Dass bei einer solchen Bewertung ein Betrag von mehr als einer Milliarde US-Dollar herauskommt, ist bei jungen Start-ups eine echte Seltenheit.

Bitpanda hat als erstes Wiener Start-up den Status „Unicorn“ erlangt und wurde bei seinem Börsengang auf über eine Milliarde US-Dollar geschätzt. Das Unternehmen widmet sich aktuell dem Thema Kryptowährungen, möchte in Zukunft jedoch auch in den Rohstoffhandel expandieren. Gleichzeitig wächst die Start-up-Welt in Österreich, ist jedoch noch lange nicht zu vergleichen mit der deutschen Szene. Im deutschen Raum sind bereits einige Start-ups aufgeblüht und zu Einhörnern ernannt worden.

Mehr Tech: Fintechs bleiben Lieblinge der Investoren

Das sind die Trends und Herausforderungen für Fintech-Start-ups, um 2022 auch weiterhin im Fokus der Investoren zu bleiben.

2021 - Der Fintech-Markt boomt. Allein in Deutschland gibt es über 1000 Finanz-Start-ups – Rekordwert über all die Jahre. 3,2 Milliarden Euro steckten Investoren von Anfang des 2021 bis Ende September in Fintechs, so die Ergebnisse einer Comdirect-Studie. Und auch die neue Version von Atomicos State of European Tech zeigt: Alle Jahre wieder ist Fintech bei Risikokapitalgebern besonders beliebt – gerade auch bei neuen Fonds, laut diesjährigen Report.

Also alles beim Alten? Keineswegs. Fintech ist nicht gleich Fintech. Der Investmentfokus hat sich geändert. Im neuen Jahr besonders spannend sein dürften Technologie basierte B2B-Lösungen. Schließlich hat sich im mobile Banking für Privatkunden und auch im Trading schon viel getan – dort ist der Zug für das nächste große Ding weitgehend abgefahren. Gründer*innen werden sich stärker auf ihre spezielle Nische fokussieren und dort durch Technologie sehr gezielt Probleme lösen. Eine Übersicht über die anstehenden Herausforderungen.

B2B im Fokus

Mit der nächsten mobile-Banking-App reißen Gründer*innen niemanden mehr vom Hocker. Etwas rückständiger sind viele Prozesse im Geschäftskunden-Bereich – und das obwohl doch eigentlich gerade in der Business-Welt gilt: Zeit ist Geld. Doch weit gefehlt. Noch immer arbeiten Mittelständler gern mit ihrem Sachbearbeiter zusammen; Anträge postalisch hin und her zu senden ist nicht unüblich. Vom Kreditantrag bis zur Auszahlung verstreichen auf diesem analogen Weg durchaus ein paar Wochen. Das Verbesserungspotenzial ist immens.

Ein weiterer Vorteil für Gründer*innen – und damit auch für Risikokapitalgeber: Im B2B geht es für gewöhnlich um deutlich höhere Summen und größere Umsätze. Entsprechend können auch neue Digitalunternehmen bereits zu einer frühen Phase auf höhere Erlöse hoffen.

Bessere Usability und Customer Experience im B2B

Einige Trends, die wir im B2C bereits erlebt haben, sehen wir zunehmend auch im B2B. Pay-Per-Click ebenso wie einfach zu bedienende Mobile Banking-Lösungen halten Einzug in die Geschäftswelt. Per App scannen beispielsweise Mitarbeitende unmittelbar nach dem Kauf ihre Belege und übermitteln alle erforderlichen Angaben mit einem Klick an die Buchhaltung. Solche Lösungen sind bereits im Einsatz, die Anbieter werden weiter hohe Later-Stage-Runden abschließen.

Machine Learning und Künstliche Intelligenz

KI-Lösungen und Machine Learning sind dem menschlichen Sachbearbeiter gleich in mehrfacher Hinsicht überlegen: Sie werten immense Datenmengen in wenigen Sekunden aus; arbeiten komplett objektiv immer nach dem gleichen Schema; und sie entpuppen sich zunehmend als ein valides und zuverlässiges Tool für Risikoanalysen. Außerdem lassen sich die Algorithmen bequem per Schnittstelle, kurz API, an Unternehmenskonten andocken. Statt ellenlange Anträge auszufüllen, können Unternehmer:innen so per Klick alle für ihren Kreditantrag erforderliche Daten übermitteln.

API-basierte Plattform-Ökosysteme

Stichwort API. Die Zeit der Alleingänge ist vorbei. Die Finanzwelt von morgen ist ein Ökosystem, in dem spezialisierte Technologie-Anbieter ebenso wie Kreditgeber und Kreditnehmer, selbst Marktplatz-Betreiber, sich per Schnittstellen miteinander vernetzen. Fintechs, die spezifische, vor allem Mehrwert-bietende Lösungen für solche Ökosysteme entwickeln, werden auch 2022 zunehmendes Interesse von VCs auf sich ziehen. Die Zeiten, in denen Mitarbeitende kleine Beträge manuell per Zettelwirtschaft abrechneten sind vorbei. Auch hat kein Käufer Lust, für einen Kreditantrag einen neuen Anbieter zu kontaktieren – viel bequemer ist, wenn alles direkt in den Kaufprozess integriert ist und Prozesse im Hintergrund laufen.

Automatisierung

Überhaupt – manuelle Abrechnungen werden die Ausnahme. Egal ob Kreditantrag oder Buchhaltung. Finanzdaten werden von Anfang bis zum Ende über die Schnittstellen an die erforderlichen Systeme übermittelt. Copy und Paste via Excel gehört der Vergangenheit an. Auch bei allen anderen Prozessen gilt: Je mehr automatisiert ist, desto besser. Fintechs helfen dabei.

"Fintech" ist überall – Aufweichen der Vertical-Grenzen

In dieses neue Finanzökosystem eingebunden werden auch Akteure, die sich von Haus aus gar nicht als “Fintech” verstehen. Shop-Betreiber integrieren beispielsweise Buy-Now-Pay-Later Lösungen in ihre Kaufabwicklungen und werden so Anlaufstelle für Kreditnehmer. Über die Datenströme und technologischen Prozesse anderer Anbieter kriegen diese wiederum nur am Rande etwas mit. Das meiste läuft wie von alleine. Vom Antrag bis in die Buchhaltung des Unternehmens. Alle Zahlen sind wie von magischer Hand korrekt am richtigen Platz.

Der Autor Jan Enno Einfeld zählt zu den Deutschlands federführenden Experten für Banking, Digitalisierung und Innovation in der Finanzindustrie. Sein besonderes Augenmerk liegt auf intelligenten Liquiditäts- und Kreditmanagement-Lösungen für kleine Unternehmen und Selbständige. Er bekleidete sowohl im Corporate als auch im Startup-Umfeld hochrangige Management- sowie C-Level-Positionen. Sein Ziel: Das Überkommen verkrusteter analoger Prozesse bei der Kreditvergabe, durch Machine Learning, intelligente Bonitätsprüfungen und den Aufbau eines vielschichtigen Kreditökosystems, in dem Banken, Shops und Technologie-Anbieter ein Maximum an Sicherheit mit einem Minimum an Aufwand für alle Beteiligten bereitstellen.