Gründen in den USA

Autor: Carl-Christian Thier
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Unternehmensgründung in den USA - das sollten Sie wissen, damit die Unternehmung nicht bereits an der Einreise scheitert.

Am Anfang steht die Idee. Besonders vielversprechende münden häufig im Vorhaben, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Laut Deutschem Startup Monitor geschah dies 2016 in Deutschland insgesamt 1.224 Mal. Doch viele Gründer möchten ihre Firma nicht in ihrem Heimatland ansiedeln, es zieht sie über den Großen Teich. Denn den USA eilt ihr Ruf voraus, dass sie es Jungunternehmern besonders leicht machen. So bieten viele Bundesstaaten beispielsweise eine Online-Gründung an und auch eine notarielle Beglaubigung beim eigentlichen Akt ist nicht notwendig. Insgesamt fallen die Kosten deutlich geringer als in Deutschland aus. Doch auch im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" gilt es einiges zu beachten, damit die Unternehmung nicht bereits an der Einreise scheitert.

Formsache

Neben einer erfolgsversprechenden Geschäftsidee und einem ausgefeilten Businessplan sollten sich Gründer in den USA frühzeitig über die unterschiedlichen Unternehmensformen informieren und sich mit einem fachkundigen Experten kurzschließen. Denn während sich einige Gesellschaftsformen speziell für Start-ups eignen, kommen andere nicht infrage. Bestimmte Faktoren, etwa die Höhe des einzusetzenden Kapitals, die Haftungspflicht, potenzielle Mitgesellschafter und die aus der Unternehmensform resultierende Steuerbelastung, gilt es bei der Wahl zu berücksichtigen. Wichtig ist, dass jeder Bundesstaat in den USA die Möglichkeit hat, Gesellschaftsformen innerhalb eines gewissen Rahmens selbst zu gestalten. Sie variieren daher nicht unerheblich in den Details.

Limited Liability Company (LLC.)

Gründer sollten sich deswegen zunächst auf einen Ort und erst im Anschluss auf die Unternehmensform festlegen. In diesem Zusammenhang ist häufig die Rede von der sog. Limited Liability Company, kurz LLC. Sie bietet eine Einschränkung der persönlichen Haftung und ist in einigen Bundesstaaten auch für Einzelpersonen möglich. Zudem gibt es bei der Gründung verhältnismäßig geringe formelle Voraussetzungen. Dem steht jedoch ein höherer Aufwand bei der Strukturierung der Gesellschaft gegenüber. Bei der LLC besteht zudem für Deutsche die Gefahr, doppelt besteuert zu werden – in den USA und in Deutschland.

Dies ist dadurch bedingt, dass es sich bei der LLC um eine so in Deutschland unbekannte Mischform aus Kapital- und Personengesellschaft handelt, weshalb es in der Praxis immer wieder zu Problemen bei der Einordnung durch die deutschen Finanzbehörden kommt. In den USA kann die Besteuerung von Gewinnen der LLC wie bei deutschen Personengesellschaften erfolgen und sich somit auf die Ebene der Gesellschafter begrenzen, wenn die Gesellschaft dies beschließt und entsprechend festhält.

Jedoch wird in Deutschland bei Ausschüttungen an in Deutschland steuerpflichtige Gesellschafter die Art der Besteuerung durch eine Einzelfallprüfung des Finanzamts bestimmt. Kommt dieses zu dem Schluss, dass die Anzeichen für das Vorliegen einer Kapitalgesellschaft überwiegen, wird es in den USA unter Umständen bereits besteuerte Gewinne in Deutschland erneut besteuern. In diesen Fällen hilft leider auch das Doppelbesteuerungsabkommen nicht. Schon bei der Gründung sollte eine LLC daher auf die Vorgaben der deutschen Steuerbehörden ausgerichtet sein. Andere Gesellschaftsformen wie die Corporation – in etwa vergleichbar mit der deutschen GmbH – oder die Limited Partnership, die der deutschen KG ähnelt, kommen bei der Gründung ebenfalls infrage und sind oft weniger problematisch.

Einreisebestimmungen: Visa notwendig?

Ist die Entscheidung für eine Rechtsform gefallen, gilt es die Frage zu beantworten, ob ein Visum erforderlich ist. Nicht jede Geschäftstätigkeit in den USA setzt ein Visum voraus. Da sich ein Visum nach dem persönlichen Aufenthaltsort der jeweiligen Person richtet, kann ein Deutscher grundsätzlich eine Gesellschaft in den USA gründen und dort Arbeitsplätze schaffen, ohne je einzureisen. Plant er jedoch, in den USA zu arbeiten und beispielsweise als Manager der US-Gesellschaft tätig zu sein, erfordert dies ein Visum. Die ersten Schritte zur Gründung können jedoch bereits von Deutschland aus über eine Kanzlei in den USA unternommen werden. Vor der tatsächlichen Aufnahme einer Tätigkeit in den USA ermöglicht dann das ESTA-Verfahren eine unkomplizierte Einreise.

Für Firmengründer sowie besonders qualifizierte Angestellte und Mitarbeiter in leitender Position, die in den USA tätig werden, bietet sich das E-Visum für Investoren an. Jedoch geht die Erteilung dieses Visums mit bestimmten Bedingungen einher: So müssen durch die Unternehmung unter anderem Arbeitsplätze in den USA geschaffen werden. Außerdem bedarf es der Einbringung einer erheblichen Summe an Kapital in die neue Firma und bereits aus dem Businessplan sollte eine erhebliche Gewinnprognose der Gesellschaft ersichtlich sein. Darüber hinaus erweist es sich meist als hilfreich, wenn der Anleger in der Branche, in der er nun eine Investition anstrebt, bereits Erfahrung gesammelt hat. Dies hat einen positiven Einfluss auf den Prüfer, der über den Antrag nach eigenem Ermessen entscheidet.

Es gilt als äußerst empfehlenswert, den Visumsantrag mit anwaltlicher Hilfe erstellen zu lassen, da nach einer Ablehnung, beispielsweise beim ESTA-Verfahren, eine Revision nur schwerlich erwirkt werden kann. Zwischen Antragstellung und Bescheid vergehen normalerweise vier bis sechs Wochen. Bei einem positiven Erstbescheid folgt noch ein persönliches Interview im US-Konsulat in Frankfurt. Erhält der Antragsteller daraufhin ein Visum, darf sowohl er selbst als auch sein Ehepartner und unverheiratete eigene Kinder unter 21 Jahren in die USA einreisen.

Zusammenfassend lässt sich somit festhalten, dass die Gründung eines Start-ups in den USA vielversprechend sein kann und es durchaus Vorteile gibt. Um die Unternehmung jedoch nicht bereits im Vorfeld auszubremsen, sollte in jedem Fall ein fachkundiger Experte hinzugezogen werden, der alle bürokratischen Fallstricke bei der passenden Rechtsform oder in Bezug auf die Besteuerung von vorneherein umgeht.

Der Autor Carl-Christian Thier ist seit 2006 für die deutsche Kanzlei Urban Thier & Federer Rechtsanwälte tätig. Seine Schwerpunkte liegen auf dem Gebiet des Internationalen Rechts, hier insbesondere des deutsch-amerikanischen Gesellschafts-, Vertrags- sowie des Steuerrechts. Foto: Carl-Christian Thier


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Die richtige Planung der ersten Schritte

Erneut wollen wir der Frage nachgehen, warum nicht Glück, sondern die richtige Strategie der Weg zum zügigen Erfolg ist. Gibt es nur ein Weltunternehmen – Microsoft, Nike, Amazon, Google etc. – das durch Glück groß geworden ist? Hinter all diesen Unternehmen stecken kühl kalkulierende Geschäftsmänner, die es neben ihrer persönlichen Vision verstehen, eine auf Fakten basierende Marketingstrategie anzuwenden. Es gilt erprobte Methoden einzusetzen, um Kunden und Mitarbeiter zu gewinnen. Denn wenn das eigene Unternehmen wächst, wird auch die Suche nach qualifizierten Fachkräften zur Basis für gesundes Wachstum.

Dieser Punkt wird übrigens von vielen Start-ups unterschätzt. Bei der Begeisterung über die ersten Erfolge bei Kundenakquise und Verkäufen vergessen Gründer oft, dass die Suche nach geeigneten Mitarbeitern langwierig sein kann. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es notwendig, ähnliche Marketing-Methoden wie bei der Kundensuche einzusetzen. Das sogenannte Employer Branding ist zum vielzitierten Schlagwort in der heutigen Unternehmenskultur geworden. Nicht nur gegenüber dem Kunden, sondern auch gegenüber dem Arbeitsmarkt muss sich ein zukunftsorientiertes Unternehmen profilieren und als Arbeitgebermarke positiv präsentieren.

Dem Fachkräftemangel erfolgreich begegnen

In der Tat ist der Fachkräftemangel zu einem gravierenden Problem in der Wirtschaft geworden. Während große Unternehmen Millionenbeträge für ein effektives Branding investieren, können kleinere Firmen mit schmalem Budget bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitern schnell auf der Strecke bleiben. Diese dt. Branchen sind besonders betroffen beim Fachkräftemangel. Nach einer aktuellen Indexstudie von Pens sind das Ingenieurwesen, der Einzelhandel und der Kundenservice die drei am meisten betroffenen Branchen. Davon abgesehen wird nahezu jedes Start-up, das qualitativ hochwertige Produkte oder Dienstleistungen anbietet, über kurz oder lang von diesem Phänomen betroffen sein.

Die gute Nachricht: Mit innovativen, erprobten Marketingmethoden schaffen es Firmen, sich gegenüber ihrer Mitbewerber nicht nur bei den Kunden, sondern auch bei den Jobsuchenden zu platzieren. Dazu sollten Gründer sich frühzeitig an Fachleute wenden, die professionelles Marketing beherrschen. Die anfängliche Investition rentiert sich schnell und vermeidet die typischen Startschwierigkeiten, mit denen Start-ups oft in den ersten Monaten zu kämpfen zu haben.

Vorsicht, Wachstum!

Wenn das Wachstum deutlich schneller bzw. früher einsetzt als geplant und du ad hoc expandieren musst, ohne darauf vorbereitet zu sein, ist guter Rat teuer. Diese To-do‘s helfen dir, unerwartete Wachstumsschübe besser zu antizipieren und Schieflagen zu vermeiden.

Start-ups sind bei Entstehung zunächst sehr auf ihr Produkt und ihre Angebots­palette fokussiert, insbesondere auf ihre Finanzierung. Kaum jemand legt zu diesem Zeitpunkt bereits ein Augenmerk auf ein mögliches, zügiges Wachstum. Der Businessplan ist in der Regel zwar auf mehrere Jahre und damit auch auf Wachstum ausgelegt, doch ist man in Hinblick auf Zukunftspläne, Visionen und mögliche Aussichten in der Regel eher vorsichtig und verhalten.

Was aber, wenn das Wachstum schneller einsetzt als geplant? Was ist in dieser Situation zu beachten? Was kann ggf. schon vorbereitet und eingeleitet werden, auch zu einer Zeit, in der noch Unsicherheit über dieses Szenario herrscht? Hier die Antworten:

Gegenwart statt Zukunftsmusik

Zu Beginn legen zahlreiche Start-ups weniger Wert auf eine bilderbuchmäßige Organisationsstruktur. Auch ist (Team-)Führung weniger von Relevanz, da die Anfangseuphorie und die Dynamik überwiegen. Diese Faktoren sind jedoch im weiteren Verlauf des Unternehmensauf- und -ausbaus maßgeblich und ausschlaggebend für langfristigen Erfolg.

Eine weitere wesentliche Komponente für Start-up-Erfolg in der Anfangsphase sind die Kapitalgeber*innen und deren Zufriedenheit mit der Gesamtentwicklung des Unternehmens und damit einhergehend ihrer Investitionen.

Weniger bedeutsam hingegen scheint es, ein zukunftsorientiertes, organisch-gesundes Wachstum im Blick zu behalten, dieses entsprechend vorzubereiten und umzusetzen. Die anfänglich vorhandenen Ressourcen werden in der Regel gezielt für die ersten realen Schritte des Unternehmens eingesetzt; die Gegenwart ist primär im Fokus, Zukunftsmusik steht zumeist hintan.

Nun kann es durchaus geschehen, dass das Wachstum schneller eintritt als auf dem Papier geplant wurde. Dann besteht die Gefahr, sich plötzlich an einem Punkt in der Unternehmensentwicklung zu verzetteln, an dem ein klarer Kopf und Plan hilfreich bzw. vonnöten wäre. Denn jetzt fehlt es an verfügbaren Ressourcen, die für die Expansion notwendig, aber nicht immer direkt verfügbar sind.

Je nach Technologie oder Branche sind in diesem Moment beispielsweise besondere Fachkompetenzen dringend gefordert. Produktions-, Büro- und Lagerflächen können zu einem limitierenden Faktor werden, sodass zügig neue Standorte zu erschließen und Kooperationspartner*innen hinzuzunehmen sind, die zusätzliches Material und Rohstoffe liefern können. Zudem muss der Vertrieb erweitert, verändert und auf neue Anforderungen angepasst werden. Und dies alles ist nur ein kleiner Auszug aus möglichen Engpässen oder neuen Herausforderungen, mit denen man als kleines, junges Unternehmen nicht direkt, das heißt ohne Unterstützung einfach so umgehen kann. Manchmal fehlt auch schlichtweg die Erfahrung, wie man ein Unternehmen in einer Wachstumsphase mit wichtigen Entwicklungen und Erweiterungen in die Zukunft führt.

Dieses Stadium ist besonders kritisch und deshalb für das Unternehmen so wichtig, da bei einer Verzögerung oder gar Verhinderung einer anstehenden Expansion erhebliche Ressourcen verschwendet werden und im schlimmsten Fall den Verlust des hart erarbeiteten Images kosten kann. Sollten die notwendigen Kompetenzen für den nächsten Entwicklungsschritt fehlen, kann dies sogar das kurz- bis mittelfristige Aus für die gesamte Unternehmung bedeuten.

Praxiserprobte To-do’s in der Anfangsphase

Was bedeutet das jetzt für dein Start-up in der Anfangsphase? Natürlich können keine wertvollen Ressourcen für Themen entbehrt werden, die zu weit in der Zukunft liegen. Dennoch solltest du an die Idee, den Markt und den steigenden Umsatz glauben; haben doch auch die Kapitalgeber*innen deine Vision geteilt und dir dafür ihr Geld zur Verfügung gestellt. Es gilt gerade an diesem Punkt, die goldene Mitte zu finden, um allen Eventualitäten gerecht zu werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich frühzeitig mit dem Thema Expan­sion auseinanderzusetzen, ohne wichtige Ressourcen zu vereinnahmen und den Unternehmensalltag unnötig zu belasten.

Start-ups haben hierbei den Vorteil, dass sie ohnehin Flexibilität und Anpassungsfähigkeit leben, dadurch oft agiler als Bestandsunternehmen sind und Marktbeobachtungen aufgrund der frühen Marktphase das A und O der Unternehmensentwicklung sind. Damit ist bereits ein gutes Umfeld für die Implementierung weiterer Instrumente zur kurzfristigen und zukünftigen Expansion gegeben.

Folgende sieben praxiserprobte Instrumente und Methoden helfen dir, deine Expansion bestmöglich vorzubereiten:

1. Implementierung einer Sonderfunktion

Sinnvoll ist es, für diesen Bereich der Vorbereitung auf zukünftiges Wachstum entweder eine eigene Position einzurichten oder – sofern hierfür kein Budget vorhanden ist oder der Arbeitsumfang keiner vollen Stelle bedarf – eine(n) Berater*in oder eine(n) deinem Start-up-nahestehende(n) Spezialist*in temporär hinzuzuziehen. Wichtig ist, dass diese Tätigkeiten keinem deiner Mitarbeitenden als Zusatzaufgaben zum normalen Arbeitsbereich aufgebürdet werden. Die Relevanz dieser Recherchen, der Weitblick für Trends und Entwicklungen sowie die daraus abzuleitenden Analysen sind nicht zu unterschätzen und bedürfen absoluter Fokussierung und Konzentration. Diese To-do’s nebenbei abzuarbeiten, wird den Herausforderung nicht gerecht und stellt insbesondere die Ergebnisse, Ableitungen und Aussagen infrage.

2. Detailpläne inklusive Szenarioanalysen und Screening

Die Früherkennung ist für eine unerwartete, kurzfristige Expansion von enormer Bedeutung. Sie bezieht sich auf die Fähigkeit deines Unternehmens, potenzielle Chancen und Risiken frühzeitig festzustellen, um strategische Entscheidungen zu treffen und nachhaltiges Wachstum zu fördern. Hierbei sind alle wesentlichen Bereiche in die Betrachtung mit einzubeziehen und entsprechend zu planen. Wesentliche Instrumente sind unter anderen die kontinuierliche Analyse von Markttrends, um nicht nur frühzeitig Chancen, sondern auch Trends und deren Umkehr zu identifizieren. Als Basis für aussagekräftige Analysen sind Daten aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen, um Muster und Zusammenhänge für zukünftige Chancen oder Risiken zu erkennen und Handlungsalternativen abzuleiten. Eine wunderbare Quelle für die Ableitung zukünftiger Entwicklungen ist zudem das Feedback und Verhalten deiner Kund*innen.

Ein wichtiger Aspekt für Unternehmenswachstum ist natürlich die Liquidität. So sind für relevante, technologische Entwicklungen immer genügend finanzielle Ressourcen vorzuhalten, um die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere in der Anfangsphase zu erhalten und zu steigern.

Auf dem Weg zur Expansion sind strategische Partnerschaften und Kooperationen parallel aufzubauen und ggf. Allianzen zu schließen, um kurzfristigen Zugang zu notwendigen Ressourcen, Märkten und Know-how zu erleichtern.

Die Entwicklung deiner Mitarbeitenden und die Identifizierung ihrer Talente fördern und etablieren eine stabile Mitarbeitendenbindung. Insbesondere in der Anfangs- und Wachstumsphase ist es maßgeblich, eine überschaubare Fluktuation aufzuweisen. So ist eine wohlwollende, angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die eine agile Unternehmenskultur unterstützt. Eine gute Möglichkeit, im Bilde zu bleiben und Früherkennung zu fördern, sind regelmäßige Screenings der jeweiligen, für dein Start-up bedeutsamen Parameter und Bereiche.

3. Einführung eines Frühwarnsystems

Die aus der Früherkennung gewonnenen Daten und Trends sind die Grundlage für das nachgelagerte Frühwarnsystem. Denn nur über eine Auswertung der Erkenntnisse und deren Einordnung kannst du Maßnahmen zielgerichtet ableiten. So ist die Identifizierung und Festlegung von quantifizier- und messbaren Frühindikatoren, wie beispielsweise branchenspezifische KPIs, maßgeblich. Für die Entwicklung eines möglichen Action Plans gilt es, Leitplanken für diese Indikatoren zu definieren. Welche Wertvorgaben bestimmter Parameter sind unter- oder überschritten? Wer ist in welchem Fall für was verantwortlich und zuständig? Welche Maßnahmen sind anzuwenden?

Die automatisierte Überwachung und Analyse der Frühindikatoren ist wesentlich für Wachstum, um frühzeitig finanzielle, markt- und unternehmensbezogene Herausforderungen zu erkennen und eine schnelle Reaktionsgeschwindigkeit zu gewährleisten. Eine klare Methodik zur Bewertung von Risiken und Chancen sichert dir eine konsistente Entscheidungsgrundlage. Die Anwendung von Szenarioanalysen gewährleistet dir die ganzheitliche Einschätzung der Ergebnisse und Ableitung proaktiver Verhaltensoptionen.

Um kurzfristig Entscheidungen einzuleiten und wertvolle Zeit zu gewinnen, ist eine klare Definition der internen Kommunikations- und Meldewege notwendig. So sind relevante Entscheidungsträger*innen regelmäßig über die Auswertungen zu informieren.

Es gilt gleichfalls zu gewährleisten, dass dein Frühwarnsystem mit genügend Flexibilität ausgestattet ist. Sich ändernde Geschäftsbedingungen, neue Entwicklungen und Risikoprofile bedürfen einer unkomplizierten Systemanpassung.

Sind diese Parameter weitgehend berücksichtigt und in deinem Unternehmen implementiert, steigt die Sicherheit, über ein gutes Screening jener Faktoren, die rechtzeitig Entwicklungen ankündigen, die notwendigen Entscheidungen herbeizuführen.

4. Vorlage für eine effiziente Organisationsstruktur

Wie bereits erwähnt, verfügen Start-ups zu Beginn zumeist über wenig Strukturen und Hierarchien. In weiser Voraussicht ist in Abstimmung mit möglichen Berater*innen, internen Kompetenzträger*innen und ggf. auch den Investor*innen eine Organisationsstruktur aufzustellen, die bei Erreichen einer bestimmten Größe eine Anpassung der Organisation ermöglicht. Das Recruiting sollte in diesen frühen Entwicklungsphasen permanent nach geeigneten Talenten und Fachkräften Ausschau halten.

5. Sicherung der Flexibilität

Die Unternehmensführung und -entwicklung sollte jederzeit befähigt sein, flexibel und agil auf Veränderungen zu reagieren. Zu schnell ist man auf festgefahrenen Wegen, und über den normalen Alltagswahnsinn und Ad-hoc-Herausforderungen gerät die eigene Anpassungsfähigkeit gern in den Hintergrund. Deshalb ist sie als fester Bestandteil in deine Unternehmensphilosophie und -politik zu implementieren.

6. Regelmäßige Strategie-Reviews und erforderliche Anpassungen

Hierbei können insbesondere feste Strategiemeetings, Off-Campus-Workshops oder auch regelmäßige Perspektivenwechsel durch gemeinsames Brainstorming und Kreieren von Zukunftsvisionen spielerisch etabliert werden, um die Strategie zu überprüfen, mögliche Anpassungen zu diskutieren und generell „state-of-the-art“ zu bleiben.

7. Sensibilisierung der Mitarbeitenden

Ein wichtiger Baustein für den Erhalt der Flexibilität und die Umsetzung zukünftiger Expansion sind deine Führungskräfte sowie alle Mitarbeitenden. Diese sollten den Sinn und die Idee hinter Veränderungen und Neuerungen verstehen, diese mitgestalten und sich diesen verpflichten. Eine transparente, wertschätzende und frühzeitige Kommunikation ist von Beginn an wichtig. Eine starke Bindung zum Unternehmen und zu dessen Spirit garantiert die Stabilität für den nachhaltigen Aufbau eines langlebigen, gesunden Unternehmens.

Fazit und Ausblick

Die effektive Kombination der angesprochenen Ansätze und Instrumente kann dich bzw. dein Unternehmen dabei unterstützen, Chancen und Risiken frühzeitig zu erkennen sowie die Strategie entsprechend anzupassen, um kurzfristiges, aber auch nachhaltiges Wachstum unkompliziert zu ermöglichen. Wichtig: Das Thema ist mit diesem Beitrag natürlich nicht abschließend behandelt, und die vorgestellten Maßnahmen sind auf die jeweilige Branche, Entwicklungsphase und Größe des Start-ups auszurichten und anzupassen. Eine Grundvoraussetzung für die Expansion, unabhängig vom Zeitpunkt des Wachstums, sind die Agilität deines Unternehmens, die Motivation deiner Mitarbeitenden und der Zugang zu notwendigen Ressourcen. So kann eine stabile Unternehmensentwicklung auf einer gesunden Basis gewährleistet und gesichert werden.

Die Autorin Nicole Dildei ist Unternehmensberaterin, Interimsmanagerin und Coach mit Fokus auf Organisationsentwicklung und Strategieberatung, Integrations- und Interimsmanagement sowie Coach•sulting.

Start-ups und Patente: Was du wissen solltest

Welche Maßnahmen Start-ups im Rahmen einer Schutzrechtsstrategie ergreifen sollten, erläutert Patentanwalt und Start-up-Kenner Florian Meyer.

Die Geschäftsidee ist innovativ, die Technologie einzigartig. Optimismus und Risikobereitschaft sind ungebrochen. Doch auch an den Schutz des geistigen Eigentums gedacht? Start-ups tun gut daran, ihre eigenen Ideen vor Plagiaten zu schützen – und gleichzeitig die Rechte anderer Unternehmen zu beachten. Denn Fehler können später richtig teuer werden. Patentanwält*innen helfen Gründer*innen dabei, sich im komplexen IP-Recht zurechtzufinden und eine eigene Patentschutzstrategie zu entwickeln.

In einer Studie aus dem Oktober 2023 haben das Europäische Patentamt (EPA) und das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) herausgefunden: Patent- und Markenrechte sind mitentscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg von Start-ups. So ist es für Start-ups, die in der Gründungs- und frühen Wachstumsphase über diese Rechte verfügen, durchschnittlich über zehn Mal wahrscheinlicher, sich eine Finanzierung zu sichern – vor allem in Hightech-Branchen mit hohem Kapitalbedarf. Investor*innen benötigen eine möglichst große Sicherheit, dass ihre Investitionen abgesichert sind. Außerdem steigern erworbene Schutzrechte die Bewertung des Unternehmens. Der Rat: Die frühzeitige Entwicklung einer Schutzrechtsstrategie sollte ein wichtiger Teil der unternehmerischen Planung sein. Das verhindert nicht nur, dass die eigenen Ideen kopiert werden, sondern stärkt auch die Position von Start-up-Gründer*innen in Verhandlungen mit Geldgeber*innen oder bei der Entwicklungsarbeit mit Industriepartner*innen.

Professionelle Begleitung durch die komplexe IP-Welt

Dabei ist Schutzrecht nicht gleich Schutzrecht. Mit Patenten oder Gebrauchsmustern können technische Innovationen geschützt werden, mit Designs die gestalterischen Aspekte. Durch Markenschutz können Start-ups ihre Marke langfristig am Markt absichern. Daneben gibt es weitere Spezialrechte, wie den Halbleiter- oder Sortenschutz. Start-ups stehen vor der Herausforderung, sich in der komplexen Welt des geistigen Eigentums zurechtzufinden. Umso wichtiger ist eine kompetente Beratung durch erfahrene Patentanwält*innen. Sie unterstützen das Start-up dabei, seine Innovationskraft optimal zu nutzen und zu schützen.

Eine Herausforderung für Start-ups ist, dass sie meist wenig Ressourcen haben. Viele von ihnen können sich daher einen weltweiten Schutz nicht leisten. Die gute Nachricht: Sie brauchen ihn oft auch gar nicht, zumindest nicht sofort. Zum Glück gibt es den sogenannten Patentzusammenarbeitsvertrag („Patent Cooperation Treaty”, PCT). Hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich eine Option auf eine Patentanmeldung in rund 150 Ländern. Die Kosten können Start-ups zeitlich nach hinten verlagern. Wenn die Innovation später ihre Erwartungen nicht erfüllt oder wenn sie nur in bestimmten Ländern vertrieben werden soll, können sie den Patentierungsprozess abbrechen oder anpassen, bevor die Kosten steigen.

Gewerblichen Rechtsschutz von Anfang an mitdenken und Innovationen schützen

Wann sollten sich Gründer*innen mit dem gewerblichen Rechtsschutz befassen? Klar ist: Spätestens, sobald Wissen das eigene Haus verlassen soll, etwa bei der Suche nach Geldgebern oder bei Kooperationen mit Partnern, müssen die Start-ups sicherstellen, dass die eigenen Ideen geschützt sind. Dazu ist nicht immer direkt eine Patentanmeldung erforderlich, womöglich genügt anfangs auch ein Geheimhaltungsvertrag. Gleichzeitig sollten die Gründer*innen die Schutz- und Nutzungsrechte, die ursprünglich bei Mitarbeitenden oder externen Entwickler*innen liegen, auf ihre Firma übertragen. Hierfür müssen sie rechtlich eindeutige Schutzrechtsübertragungsvereinbarungen abschließen.

Schutzrechte der Konkurrenz berücksichtigen

Neben dem Erwerb von Schutzrechten müssen Start-ups auch die Rechte anderer Marktteilnehmer*innen beachten. Sonst läuft das Start-up schlimmstenfalls Gefahr, vor Gericht zu landen. Einen ersten Anhaltspunkt bieten hier Patentrecherchen der Patentämter. Wer schließlich seine eigenen Innovationen anmeldet, verhindert, dass Konkurrent*innen Schutzrechte für dieselbe Innovationen erhalten. Gleichzeitig reduziert sich der Aufwand für die Überwachung des Marktes. Klar ist aber auch: Eigene Schutzrechtanmeldungen ersetzen keineswegs die Analyse der bestehende Fremdschutzrechte. Gründer*innen sollten eine umfassende und systematische Prüfung immer dann vornehmen, wenn sie ein neues Produkt im Markt anbieten wollen.

In der Anfangseuphorie klingt der Schutz des geistigen Eigentums eher wie ein Stimmungskiller. Doch das Thema des gewerblichen Rechtsschutzes sollten Gründer*innen nicht auf die lange Bank schieben, damit ihr Unternehmen erfolgreich durchstarten kann.

Der Autor Florian Meyer kennt die Herausforderungen für Start-ups im Detail – aus dem Blickwinkel des Patentanwalts und als Entwickler in einem Robotik-Start-up. Bei der IP-Kanzlei Meissner Bolte begleitet er Start-ups aus unterschiedlichen Branchen und verschiedenen EU- Staaten.

Einfacher, schneller und billiger: Warum Deutsche angesichts der schwerfälligen Bürokratie ihre Start-ups in Estland gründen

Warum immer mehr Deutsche ihre Start-ups in Estland gründen. Ein Gastbeitrag von Katrin Vaga, Head of PR von e-Residency of Estonia.

Während Deutschland versucht, seine Start-up-Strategie umzusetzen, blicken viele deutsche Gründer bereits über die Landesgrenzen hinaus. Ein Land, das in Sachen Digitalisierung und Unternehmertum besonders auffällt, ist Estland mit seinem zu 100 Prozent digitalen Programm e-Residency. Unternehmer auf der ganzen Welt profitieren hierbei von den Maßnahmen einer Regierung, die Anreize für Wachstum und Innovation schafft und einen Pool von Investoren und Partnern erreicht, die ihnen bei der Skalierung helfen. Daher entscheiden sich immer mehr Deutsche dafür, eine e-Residency in Estland zu beantragen. Warum? Und was können wir daraus lernen?

Die aktuelle Situation für Existenzgründer in Deutschland

In Deutschland ist die Gründung eines Start-ups oft ein bürokratischer Marathon. Die Digitalisierung der Verwaltung hinkt hinterher, Gründer müssen sich durch einen wahren Dschungel von Formularen und Vorschriften kämpfen. Das führt oft zu Verzögerungen und erhöht die Hürden beim Zugang zu Risikokapital.

Die Situation hat sich im Zuge der Pandemie noch verschärft, da es auch die Politik angehenden Unternehmern nicht leicht macht, wenn es um die Gründung eines Unternehmens geht. Zudem sind viele Besuche bei Behörden nötig, was zeitaufwendig und teuer ist. Die Bearbeitung von Anträgen dauert oft Monate, während denen Jungunternehmer immer wieder aufgefordert werden, noch mehr Nachweise und Belege einzureichen. Geld verdienen sie in dieser Zeit mit ihrer Geschäftsidee nicht.

Vor einem Jahr hat die Bundesregierung eine neue Start-up-Strategie angekündigt. Doch hat sich dadurch die Situation bei den digitalen Dienstleistungen verbessert?

Die deutsche Start-up-Strategie im Überblick

Im September 2023 wurden die Fortschritte der Start-up-Strategie im Deutschen Bundestag vorgestellt. Offensichtlich ist: Es gibt noch viel zu tun, es geht nur langsam voran. So ist die Zahl der Gründungen deutscher Start-ups das dritte Halbjahr in Folge zurückgegangen.

Während Deutschland sich abmüht, ist das Geschäftsumfeld in Estland schon seit 20 Jahren voll digital.

So macht es Estland: e-Residency

Estland hat die Digitalisierung seiner Verwaltung schon vor Jahren abgeschlossen. Als erste Maßnahme führte das Land eine digitale ID-Karte ein - für seine eigenen Bürger. Mit diesem Ausweis können Esten ihre Steuern und alle anderen behördlichen Angelegenheiten digital erledigen, ohne Anträge ausfüllen oder ein Amt aufsuchen zu müssen. Das Gleiche gilt für alle staatlichen Dienstleistungen, die in Estland angeboten werden.

Im Dezember 2014 wurde dieses Konzept auch auf Nicht-Bürger Estlands übertragen. Jetzt bietet das Land mit seinem e-Residency-Programm eine digitale Identität für Unternehmer weltweit an. Jeder angehende Unternehmer kann damit also ein Unternehmen in der EU gründen - und zwar vollständig online und zu jeder Tageszeit. Die Vorteile liegen auf der Hand: Schnelligkeit, Effizienz und ein direkter Zugang zum EU-Markt.

Auch Unternehmer, die in EU-Ländern leben, profitieren von der e-Residency und den Vorteilen, die sie ihnen bietet. Derzeit gibt es über 108.000 sogenannte e-Residents. Mehr als 7000 von ihnen leben in Deutschland. Damit ist Deutschland das Land mit den meisten E-Residents der Welt.

Stimmen deutscher E-Residenten in Estland

Viele deutsche Gründer, die den Schritt nach Estland gewagt haben, berichten von erheblichen Zeit- und Kosteneinsparungen. "Die Einfachheit des estnischen Systems war für mich ein echter Gamechanger", sagt Sabrina Renz, die eine Beratungsfirma im Bereich Human Resources besitzt. "Als ich in Deutschland ein Unternehmen gründete, musste ich vier Monate lang warten, bis es offiziell registriert war und ich meine Dienstleistungen anbieten konnte. Mit e-Residency of Estonia war meine Firma innerhalb von zwei Wochen startklar."

Luke Seelenbinder, Inhaber eines IT-Beratungsunternehmens, das er als e-Resident in Estland gegründet hat, sagt, ihm gefalle vor allem der innovative Geist, den die estnische Regierung zeige, indem sie die Programme für Unternehmer aus aller Welt anbiete. Er ergänzt: "Es verschafft mir berufliche Freiheit, denn ich kann mein Unternehmen von jedem Ort der Welt aus leiten und vergrößern."

Eine Blaupause für Deutschland

Die estnische e-Residency bietet ein digitales Modell, von dem Deutschland einiges lernen kann, insbesondere wenn es darum geht, Dienstleistungen für Gründer effizient, kostengünstig und benutzerfreundlich anzubieten. Natürlich spielte die Größe Estlands eine wichtige Rolle, als das Land die ID-Card für alle Bürger einführte - Estland hat gerade mal rund 1,3 Millionen Einwohner. Aber jedes Konzept lässt sich skalieren. Die Frage ist also nicht, ob deutsche Gründer von der heimischen Bürokratie frustriert sind, sondern vielmehr, wie schnell Deutschland aufholen kann, um nicht den Anschluss zu verlieren und die eigene Start-up-Community weiter wachsen zu lassen.

Deutschland hat viel Potenzial

Die deutsche Start-up-Landschaft hat zwar viel Potenzial, aber bürokratische Hürden und der Mangel an digitalen Dienstleistungen bremsen ihre Entwicklung. Estlands Programm zeigt, wie es besser und effizienter für alle Beteiligten geht. Deutschland muss aus diesen Erfahrungen lernen und handeln, bevor noch mehr talentierte Gründer in andere Länder abwandern.

Die Zeit für Veränderungen ist jetzt. Estland hat bereits eine Blaupause dafür geschaffen. Es liegt an Deutschland, ob es diesem Beispiel folgen oder weiterhin im digitalen Schatten stehen will.

Die Autorin Katrin Vaga ist Head of PR von e-Residency of Estonia.

Wie Start-ups von Business Ökosystemen profitieren

Von der ersten Idee über die Entwicklung bis zur Skalierung: Start-ups stehen auf dieser Reise vor vielen Herausforderungen. Da hilft es, sich an eine(n) erfahrene(n) Partner*in anzudocken und Teil eines weit verzweigten Ökosystems zu werden, um Lösungen zügig in die Anwendung zu bringen. Welche Möglichkeiten es dazu gibt und was Jungunternehmer*innen erwartet, zeigt das Beispiel des weltweiten Systemintegrators VINCI Energies.

Viele Gründer*innen leben den Geist der Innovation – geprägt von neuen Ideen und unbeschrittenen Pfaden. Das zeichnet sie aus. Sobald sie die ersten Hürden der Unternehmensgründung genommen haben und ihre Produkte und Services ausgereift sind, kommt es darauf an, sich am Markt zu etablieren. Für den mittel- und langfristigen Erfolg müssen Umsätze erzielt werden, die es dem Start-up ermöglichen, weiter zu wachsen. Doch stellt gerade für Tech-Start-ups der Zugang zu zahlenden Kund*innen eine Herausforderung dar.

Insbesondere digitale Technologien leiten in immer kurzfristigeren Intervallen einen Wandel ein. Daher müssen vor allem auch etablierte Unternehmen offen sein für aufstrebende neue Technologien und eine agile Geschäftsentwicklung. Unerlässlich dafür sind vertiefte Kooperationen mit Start-ups, bei denen sich die beteiligten Partner*innen gegenseitig ergänzen und so voneinander profitieren.

Eine fruchtbare Umgebung dafür stellen auf die gemeinsame Umsetzung fokussierte Business Ökosysteme dar. Sie entstehen durch Zusammenarbeit und den Willen aller Beteiligten, die passenden Partner*innen und Lösungen miteinander zu verbinden, um so gemeinsam Mehrwerte für Kund*innen zu stiften. Dazu braucht es Konnektoren wie „Startup Connect“ von VINCI Energies. Es nimmt die Aufgabe wahr, aktiv als Andockstation für Start-ups am Konzern, dessen verschiedener Marken und Business Units sowie schließlich deren Kund*innen und Partner*innen zu fungieren. Dabei werden junge innovative Unternehmen mittels verschiedener Maßnahmen Teil des wachsenden Ökosystems, das selbst als ergänzendes Kompetenznetzwerk agiert.

Der multi-technische Systemintegrator VINCI Energies unterstützt Kund*innen im Umfeld der Energiewende und Digitalisierung mit technischen Infrastrukturdienstleistungen. Unter seinem Dach vereint er die vier Marken Actemium, Axians, Building Solutions und Omexom. In der DACH-Region teilen sie sich in über 400 regionale Business Units auf und bilden so bereits ein internes Kompetenznetzwerk. Neben Energie-, IT- und Elektro- gehört auch die Automatisierungstechnik zum Dienstleistungsportfolio. Die Digitalschmiede, das konzerneigene Digital Lab, hauseigene Programme innerhalb der VINCI Energies Academy sowie die Anbindung an konzernweite Förderprogramme wie VINCI Leonard helfen, innovative Ansätze zu skalieren. Zudem bestehen Kooperationen mit externen Partner*innen wie dem Startup Accelerator SpinLab oder Forschungs- und Lehreinrichtungen wie dem Schwarzwald Campus.

Blick auf die aktuelle Situation

Laut Bundesverband Deutscher Startups e.V. gab es rund 1.300 Neugründungen im ersten Halbjahr 2023 – 16 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2022. Mittelfristig entstehen daraus wieder Startups auf dem Sprung in die Growth-Phase – spannende Kandidat*innen für eine Zusammenarbeit in Projekten. Besonders interessant: der Bereich Digitalisierung und hier vor allem Green Start-ups mit Lösungen zur Energiewende. Gerade bei Letztgenannten wächst das Interesse von Investoren. Laut der Unternehmensberatung Oliver Wyman steckten diese 2022 weltweit über 12,3 Milliarden US-Dollar in Greentech-Lösungen – 2015 waren es dagegen nur 0,7 Milliarden.

Der Onboarding Prozess

Auch VINCI Energies möchte den Einsatz neuer Technologien in der Praxis beschleunigen. So werden bei Startup Connect nach dem Venture-Clienting-Ansatz Pull- und Push-Faktoren genutzt: Während die Business Units von VINCI Energies neue Technologien und Lösungen nachfragen (Pull), sind Start-ups auf der Suche nach Zugang zu Kund*innen (Push). Das Programm bringt beide Seiten punktgenau zusammen. So scannt es die Start-up-Landschaft aktiv nach interessanten Kandidat*innen für Kooperationen und ist damit erster Ansprechpartner für sie. Diese verfügen beispielsweise über einen ersten Prototypen oder können bereits erste Referenzkund*innen mit obendrein skalierbaren Lösungen vorweisen. Um noch schneller die Aufmerksamkeit von VINCI Energies zu wecken, haben Start-ups zwei Möglichkeiten:

1. Das „VINCI Energies Startup Speed Dating“

Gemeinsam mit den Business Units verfolgt Startup Connect einen Portfolioansatz. Auf dieser Basis entstehen Challenges, auf die sich Start-ups mit Interesse an der Zusammenabeit in diesem Themenfeld aktiv anmelden können. Sie treten so auf dem jährlich stattfindenden Start-up Speed Dating direkt in Kontakt mit Entscheider*innen der Marken.

2. Aktiv bei Startup Connet melden

Junge Unternehmen können selbst direkt auf das Programm zukommen, wenn sie an einer konkreten Zusammenarbeit interessiert sind. Sie haben so die Chance, ihre Lösung vorzustellen und im Startup-Pool aufgenommen zu werden. Das Team von Startup Connect prüft die Passgenauigkeit und stellt bei Eignung den direkten Kontakt zu einer Business Unit her.

Gemeinsam Wert stiften

Kerngedanke einer Ökosystem-orientierten Organisation ist das Verständnis, in einer immer komplexeren Welt nicht alle Expertisen selbst vorhalten zu können. Daher werden seitens VINCI Energies drei Formen der Venture-Client-Kooperation angeboten.

  • Ein Start-up wird unmittelbar Partner eines laufenden oder geplanten Kund*innenprojekts: Indem dessen Lösung direkt genutzt wird, erfolgt die Anwendung auf eine reale Anforderung, was zu Umsätzen und neuen Impulsen für die weitere Entwicklung führt.
  • VINCI Energies integriert die Lösung eines Start-ups bei sich und den Marken: Neben den so erzielten Umsätzen kann sie zudem innerhalb des Netzwerks skaliert werden.
  • Eine Lösung stellt eine kluge Ergänzung des Porfolios von VINCI Energies oder einer ihrer Marken dar: Know-how und Ressourcen werden in einer Go-To-Market-Partnerschaft gebündelt, über die Kund*innen eine gemeinsame Lösung angeboten wird.

Auch stehen die VINCI Energies Experten*innen mit ihrem Infrastruktur-Know-how als Sparringspartner und Venture Supplier, also Dienstleistungspartner*innen zur Verfügung, wenn Start-ups konkrete Anforderungen bzw. Anfragen auf dem Tisch haben.

Im Verlauf der vergangenen drei Jahre sind bereits mehr als 50 Onboarding-Prozesse mit Start-ups erfolgt, aus denen eine Zusammenarbeit in zahlreichen und jeweils ganz unterschiedlichen Konstellationen entstanden ist. Um die eigenen Chancen zu erhöhen, sollten sich Start-ups zunächst einen genauen Überblick über die Aktivitäten eines möglichen Partners verschaffen. Anhand konkreter Projekte können sie dann selbst Anknüpfungspunkte deutlich machen, was auch den Entscheidungsprozess im Netzwerk des Systemintegrators erleichtert.

Im Ökosystem weiterwachsen

Zu den fruchtbaren Partnerschaften gehören unter anderem die zwei folgenden Unternehmen: Enapter stellt hocheffiziente Elektrolyseure zur nachhaltigen Erzeugung von grünem Wasserstoff etwa zur Nutzung als Energiespeicher oder Treibstoff her. Neben einem gemeinsamen Marktangang unterstützten Actemium und Omexom das Start-up im Bereich Engineering und Inbetriebnahme der Enapter-eigenen Produktionsstätte in Saerbeck bei Münster. Das Start-up Instagrid entwickelt tragbare Akkusysteme für die Stromversorgung etwa von Elektrogeräten – von Sägen bis hin zu Schweißgeräten. Business Units und Marken aus dem VINCI Energies-Netzwerk setzen die Lösung selbst ein, um die Arbeit auf Baustellen effizienter, umweltschonender und nachhaltiger durchzuführen.

Neben Lösungen für die Energiewende bietet auch die Digitalisierung ein weiteres spannendes Feld für die Zusammenarbeit mit Start-ups. So hilft Narrowin, ein Schweizer Cybersecurity-Start-up, Unternehmen, Transparenz in ihre IT- und OT-Netzwerke zu bringen. Ihr Produkt „lightweight Network Explorer“ erstellt automatisiert einen Digital Twin des Netzwerks und verschafft Unternehmen so eine schnelle und genaue Übersicht über die Netzwerktopologie und die Geräte im Netzwerk. Der innovative Ansatz erleichtert die Umsetzung von regulatorischen Sicherheitsstandards und die Identifizierung von Sicherheitslücken und potenziellen Bedrohungen. Der Managed-Services-Anbieter Axians wiederum erweitert durch die Partnerschaft seine Dienstleistungen rund um das Cyber Security Operations Center (SOC).

Ökosysteme als Beschleuniger der Transformation

Alle Organisationen werden ihre internen wie externen Strukturen nach dem Ökosystem-Prinzip umgestalten müssen, wollen sie auch in Zukunft erfolgreich sein. Die zunehmende Komplexität der Herausforderungen – ob Energiewende oder Digitalisierung – bedingt umfangreiche und engmaschige Netzwerke mit Partner*innen auf Augenhöhe: Nur aus Ökosystem-basierten Business-Infrastrukturen heraus, in denen sich Synergien multiplizieren, lassen sich Ideen für die Infrastrukturen der Zukunft entwickeln und praktisch umsetzen – von der Energie bis zur Mobilität. Start-ups, etablierte Unternehmen und große Konzerne sind darin Impulsgebende und Resonanzkörper gleichermaßen.

Für Start-ups ergeben sich daraus große Chancen – genauso wie für etablierte Unternehmen. Gehen sie beide aktiv aufeinander zu, beteiligen sich an Ökosystemen oder bauen eigene auf, können große Potenziale erschlossen werden. Nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche, um die Transformation zu einer sektorübergreifenden nachhaltigen Infrastruktur zu forcieren.

Die Autorin Katharina Hickel ist Head of Digital Ecosystem bei VINCI Energies

Risikomanagement für Lager und Logistik: Effizienz trifft auf Sicherheit

Solange du nicht gerade just in Time agierst, wird es je nach Art deiner Firma automatisch irgendwann nötig werden, ein Lager aufzubauen. Effizienz wird dabei natürlich dein wichtigster Fokus sein. Dennoch solltest du unbedingt ebenso das Thema Sicherheit auf verschiedenen Ebenen ansprechen – nicht nur, weil Gesetze und ähnlich Vorgaben es fordern.

Hast du schon einmal einen dieser Überwachungskamera-Clips im Netz gesehen? Sie zeigen Staplerfahrer*innen, die in einem Regallager gegen eine der Stützen stoßen – woraufhin das gesamte Lager in einem katastrophalen Domino-Effekt zusammenbricht. Solche Videos sollten dich als Unternehmer*in definitiv zum Nachdenken anregen. Denn ein Lager ist für deine Firma mitunter extrem wichtig. Gleichsam ist es jedoch in Sachen Sicherheit eine ziemliche Herausforderung. Das gilt insbesondere, weil „Sicherheit“ sich auf mehrere Dinge bezieht.

Auf den folgenden Zeilen haben wir dir alle diesbezüglich relevanten Punkte aufgezeigt. Beginnen wir mit den vorgeschriebenen Dingen.

1. Brandschutz

In deinem Lager müssen sich keine tausenden Liter Benzin befinden, damit dort eine feurige Katastrophe ausbrechen kann. Dazu genügen schon unzählige Waren in Kartons auf Holzpaletten. Kommt dann noch eine typisch-dichte Lagerung in Regalen hinzu, genügt bereits ein Schaden in der Elektrik und die Feuerwehr kann höchstens noch versuchen, angrenzende Gebäudeteile zu retten.

Brandschutz ist demnach bereits aus wirtschaftlichen Gründen einer der wichtigsten Sicherheitsaspekte überhaupt. Er teilt sich in zweierlei Arten auf, vorbeugend und abwehrend.

  • Vorbeugender Brandschutz soll das Ausbrechen von Feuern generell verhindern.
  • Abwehrender Brandschutz soll ausgebrochenes Feuer und seine Schäden möglichst schnell und umfassend eindämmen.

Innerhalb dieser Obergruppen finden sich weitere Unterteilungen. Der für dich wichtigste Kern: Brandschutz im Lager ist sehr umfassend gesetzlich und berufsgenossenschaftlich geregelt.

Errichtest du ein neues Lager, bist du deshalb unter anderem verpflichtet, dafür eine Gefährdungsbeurteilung erstellen zu lassen. Sie enthält „auch“ Brand- und Explosivgefahren, erfasst aber ebenso weitere Aspekte – ähnlich, wie es die Beurteilung für deine anderen Geschäftsräume macht.

2. Beschäftigtenschutz

Diese Regel dürftest du zumindest dann zur Genüge kennen, wenn du nicht nur Gründer*in, sondern ebenso Arbeitgeber*in bist: Keiner*m Angestellten darf durch die Arbeit unbotmäßige Gefahr für körperliche und geistige Gesundheit drohen. Daher ist der*die Arbeitgeber*in verpflichtet, sämtliche Risiken zu minimieren und die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten – die Quintessenz von allem, was sich unter dem Dachbegriff Arbeits- und Gesundheitsschutz zusammenfassen lässt.

Selbst, wenn wir uns nur auf das Lager fokussieren, handelt es sich dabei um ein sehr umfangreiches Thema nur für sich. Es komplett auszurollen, würde den Rahmen dieses Textes komplett sprengen. Daher verweisen wir dich an dieser Stelle an die Berufsgenossenschaften. Sie haben sehr umfassende Informationen und Tipps zusammengetragen, um diesen speziellen Sicherheitsaspekt korrekt anzusprechen.

3. Interner Diebstahlschutz

Je nachdem, womit du dein Geld verdienst, befinden sich im Lager mitunter sehr „verlockende“ Waren bzw. Gegenstände. Darunter vielleicht solche, die sich sowohl unkompliziert einstecken als auch aus dem Gebäude transportieren lassen.

Angesichts dessen solltest du eines bedenken: Die absolute Majorität deiner Angestellten wird selbst bei solchen Produkten niemals zugreifen. Dennoch, das zeigen die Statistiken, greift schätzungsweise jede*r vierte Mitarbeiter*in am Arbeitsplatz zu. Alljährlich laufen deshalb allein etwa 150.000 angezeigte Fälle zusammen.

Zwar darfst du als Arbeitgeber*in vieles nur eingeschränkt. Unter bestimmten Voraussetzungen wäre es jedoch beispielsweise möglich, das Lager mit Kameras dauerhaft zu überwachen. Heimlich darfst du das in der Regel nicht, aber es geht ja gerade um den abschreckenden Effekt, nicht ungesehen etwas einstecken zu können.

Gang rein und los: Growth Hacks für Start-ups

Wie junge, wachstumsorientierte Start-ups in rezessiven Zeiten leichter vom Leerlauf wieder in den ersten Gang schalten können.

Start-ups sind ein wichtiger Teil der Unternehmenslandschaft in Deutschland: Laut der Unternehmensberatung Roland Berger arbeiten 415.000 Menschen in den Jungunternehmen Deutschlands. Bis 2030 könnte die Branche hierzulande fast vier Millionen Jobs schaffen.

Allerdings haben die wirtschaftlichen Umstände der vergangenen Monate den Gründer*innen einen Dämpfer verpasst: Das Start-up-Investitionsvolumen sank laut EY Startup-Barometer in der ersten Jahreshälfte 2023 um 49 Prozent, jede fünfte Finanzierungsrunde war eine „down round“. Und das derzeitige Konsumklima lässt sowohl Privatkonsument*innen als auch Unternehmen weniger spendierfreudig sein.

Dennoch sind deutsche Unternehmer*innen optimistisch. Denn die Zahl der Gründungen nahm in Deutschland laut Bundesverband Deutsche Startups wieder zu. Die große Ambition der Start-ups lautet auch weiterhin: Wachstum. Doch wie schalten hiesige Jungunternehmen vom Leerlauf wieder in den ersten Gang?

Folgende Growth Hacks eignen sich als Starthilfe:

Growth Hack 1: KI integrieren

Laut einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte gaben bereits vergangenes Jahr 94 Prozent der global Befragten an, dass künstliche Intelligenz (KI) wichtig für die Zukunft ihrer Unternehmen ist. Über kurz oder lang führt an der Technologie kein Weg vorbei. Viele Gründer*innen fragen sich daher: Wie lässt sich die Technologie erfolgreich in das Geschäftsmodell integrieren? Und noch viel wichtiger: Wo ist der ROI mit dem derzeitigen Stand der Technik am höchsten? Antworten können sein:

  • Automatisierung von Routineaufgaben: Dank KI können repetitive und zeitaufwändige Aufgaben mühelos automatisiert werden. Das spart wertvolle Zeit und Ressourcen und ermöglicht den Mitarbeitenden, ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf strategische und wertschöpfende Aktivitäten zu lenken.
  • Kund*innenanalyse und personalisierte Empfehlungen: Durch den Einsatz von KI können Unternehmen Kund*innendaten haarscharf analysieren. Mit diesem detailgenauen Verständnis der Bedürfnisse ihrer Kund*innen, können die Mitarbeitenden dann individuelle Empfehlungen und maßgeschneiderte Angebote entwickeln und die Kund*innenzufriedenheit und -bindung gezielt erhöhen. Gerade in den aktuell wirtschaftlich schwierigen Zeiten, ein wichtiges Mittel, um Leads trotz der eng geschnallten Budget-Gürtel zu überzeugen.
  • Vertrieb: Integrierte Vertriebsassistenten in CRM-Tools nutzen KI, um die Gewinnwahrscheinlichkeiten von Deals vorherzusagen. Gleichzeitig bieten sie Beratung zu potenziellen Aktivitäten, um die Chancen auf erfolgreiche Abschlüsse zu steigern und somit die Umsätze der Unternehmen zu maximieren.
  • Marketing: KI-unterstützte Tools ermöglichen tiefere Einblicke in die Bedürfnisse und Vorlieben der Zielgruppe(n). Durch automatisiertes Scannen von Social-Media-Kanälen können präzise Schlussfolgerungen über Interessen und Kaufbereitschaft zu bestimmten Produkten und Dienstleistungen gezogen werden. So kann das Marketing noch persönlicher und gezielter gestaltet werden.

Eine sorgfältige Evaluierung der spezifischen Anforderungen und die Zusammenarbeit mit Expert*innen können Start-ups dabei unterstützen, die richtige KI-Lösung zu finden und erfolgreich einzusetzen.

Growth Hack 2: Finanzierungsoptionen prüfen

Die Beschaffung von Kapital ist oft eine grundlegende Voraussetzung für das Wachstum von kleinen und mittleren Unternehmen. Doch mittlerweile weiß jede(r) Gründer*in: Das Wagniskapital sitzt bei Investor*innen nicht mehr so locker wie etwa noch 2021. Und dennoch sind neue Finanzierungsgelder manchmal unerlässlich, beispielsweise, um den Runway zu verlängern oder notwendige Investitionsmaßnahmen zu realisieren. Daher gilt es, folgende Finanzierungsoptionen zu prüfen:

  • Revenue Based Financing: Investor*innen erhalten hier im Austausch für ihr Kapital eine Umsatzbeteiligung, bis eine vorher abgestimmte Summe „abbezahlt“ worden ist. Dadurch müssen Start-ups keine festen Rückzahlungsbeträge leisten, sondern der Kapitalrückfluss hängt direkt von ihren Einnahmen ab, was während wirtschaftlicher Schwankungen vorteilhaft sein kann.
  • Venture Debt: Start-ups nehmen Kredite auf, die durch zukünftige Finanzierungsrunden oder Vermögenswerte abgesichert werden. Dies ermöglicht es den Unternehmen, ihre Liquidität zu erhöhen und ihr Wachstum voranzutreiben, ohne dabei weitere Eigenanteile an Investor*innen abzugeben. Venture Debt kann als Ergänzung zu anderen Finanzierungsmethoden dienen und das Gesamtrisiko für Gründer*innen reduzieren.

Des Weiteren gibt es auch Ansätze wie Crowdfunding, strategische Partnerschaften, staatliche Förderprogramme oder alternative Kreditplattformen, die Start-ups während einer Rezession unterstützen können.

Um für das individuelle Wachstum des Unternehmens geeignetes Kapital zu beschaffen, sollten Unternehmen die verschiedenen Finanzierungsoptionen und deren Vor- und Nachteile in Bezug auf Zinssätze, Rückzahlungsbedingungen und Flexibilität, sorgfältig abwägen. Darüber sollten Unternehmer*innen professionelle Beratung von Finanzexpert*innen in Anspruch nehmen, um die besten Entscheidungen zu treffen und mögliche Risiken zu minimieren.

Growth Hack 3: Die Belegschaft in den Mittelpunkt stellen

Die Kompetenz und die Motivation der Mitarbeitenden sind von entscheidender Bedeutung für das Wachstum von Start-ups. Um gute Mitarbeiter*innen langfristig zu halten, qualifizierte Talente anzuziehen und ihr Leistungspotenzial zu verwirklichen, ist es wichtig, attraktive Anreize zu bieten. Diese können beispielsweise sein:

  • Flexible und hybride Arbeitsgestaltung: Laut einer Zoom-Studie zählen für 84 Prozent der deutschen Arbeitnehmer*innen flexible Arbeitszeiten zu den wichtigsten Benefits des Arbeitgebenden.
  • Karrieremöglichkeiten und Entwicklung: Unternehmen dürfen ihre Mitarbeitenden nicht als gegeben hinnehmen. Vielmehr müssen sie klare Perspektiven für die berufliche Weiterentwicklung aufzeigen und Mitarbeitende aktiv bei der Weiterbildung unterstützen.
  • Anerkennung und Wertschätzung: Eine Unternehmenskultur, die Anerkennung und Lob für Leistungen fördert, kann die Motivation und Bindung der Mitarbeitenden erheblich steigern. Möglichkeiten sind: Belohnungen, Prämien oder regelmäßiges Feedback.

Growth Hack 4: Antizyklisches Marketing

Antizyklisches Marketing bezeichnet das bewusste Handeln entgegen den aktuellen Markttrend, um langfristige Wettbewerbsvorteile zu erzielen und die Sichtbarkeit eines Unternehmens in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu erhalten. Während viele Unternehmen in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit ihre Marketingausgaben kürzen, können Start-ups durch antizyklisches Marketing bewusst gegen den Strom schwimmen und ihre Marketingstrategien erfolgreich neu ausrichten.

Ein wichtiger Aspekt des antizyklischen Marketings ist eine starke Präsenz auf Social Media. Die Schaffung und Pflege einer eigenen Social-Media-Plattform ermöglicht es dem Start-up, eine direkte Verbindung zu seinen Kund*innen aufzubauen und eine loyale Community zu schaffen. Hier können Inhalte wie „Blicke hinter die Kulissen des Unternehmens“, „Tipps und Tricks zum Umgang mit den Produkten“ oder „Storys von zufriedenen Kund*innen“ geteilt werden, ohne dass riesige Werbebudgets erforderlich sind. Solche authentischen und ansprechenden Inhalte steigern das Engagement der Zielgruppe und fördern die Markenloyalität.

Der Autor Peter Harris ist Chief Operating Officer (COO) bei Pipedrive, einer auf die Unterstützung im Salesprozess ausgelegten CRM-Plattform.

Ressourcenplanung für Start-ups: Die wichtigsten Tipps für Gründer*innen

In jedem Unternehmen sind die Ressourcen zwischen Geld und Personal limitiert – in den allermeisten Start-ups aus naheliegenden Gründen noch deutlich stärker als in anderen Betrieben. Daher ist es nötig, das Wenige, das vorhanden ist oder beschafft werden kann, maximal effizient einzusetzen. Doch wie?

Jeder Tag hat nur 24 Stunden. Und selbst, wenn fast jeder Mensch zu einem gewissen Grad multitaskingfähig ist, so kommt doch irgendwann der Punkt, an dem einfach nicht mehr im gleichen Zeitraum erledigt werden kann. Ebenso kannst du jeden Euro nur einmal ausgeben.

Das alles sind Beispiele für limitierte Ressourcen, die in jedem Start-up ungeachtet seiner Ausrichtung vorhanden sind. Und weil es sich eben um ein frisch gegründetes Unternehmen handelt, sind die allermeisten Ressourcen deutlich limitiert – selbst, wenn sie kostenlos sind, wie etwa die Zeit. Eine Ressourcenplanung hilft dir dabei, ein Maximum aus dem Vorhandenen herauszuholen. Wir zeigen dir nicht nur, warum das so wichtig ist, sondern ebenso, wie du es angehen kannst.

Was Ressourcenplanung ist und warum sie so wichtig für dich ist

Stell dir vor, du möchtest gerade in eine Videokonferenz mit potenziellen Geldgeber*innen einsteigen. Gleichzeitig möchte dein*e einzige*r Mitarbeiter*in jedoch ein sehr großes Datenpaket zum Hoster eurer Website hochladen, weil die darin steckenden Bilder schnellstmöglich in die Site integriert werden müssen.

In diesem Fall hättest du es mit gleich zwei limitierten Ressourcen zu tun: Internet-Bandbreite und Zeit. Solche Kollisionen sind immer zumindest ärgerlich. In einigen Fällen, so in diesem Beispiel, können sie jedoch sogar wirtschaftliche Probleme verursachen. Stell dir vor, wie es bei diesen potenziellen Investor*innen wirkt, wenn dein Konferenz-Bild samt Ton dauernd ruckelt und vielleicht sogar abbricht.

Ressourcenplanung ist hiergegen dein wirksamstes Mittel. Stets analysierst du zunächst,

  1. was du für eine Aufgabe realistisch benötigst,
  2. vergleichst es dann damit, was du hast bzw. aufwenden kannst und
  3. versuchst dann, beides miteinander in Einklang zu bringen.

Ressourcenplanung hat also zwei „Wichtigkeits-Ebenen“:

  • Ebene 1: Du weißt stets, was du für ein Projekt oder eine Aufgabe realistisch zur Verfügung hast.
  • Ebene 2: Du vermeidest sämtliche Formen von Mehrfachbelegung oder Überstrapazierung und alle damit vorhandenen Risiken.

Zusammen ergibt das eine stark reduzierte Wahrscheinlichkeit von Störungen und somit ein insgesamt einfacheres Operieren – was wiederum deine wirtschaftlichen Erfolgschancen deutlich verbessert.

Zeit für den Abschied?

Gut zu wissen: Das sind die wichtigsten Exit-Optionen für Start-ups.

Es gibt viele Motivationen für Unternehmer*innen, sich teilweise oder auch ganz aus ihrem Start-up zurückzuziehen. Während sich einige den Management­herausforderungen späterer Unternehmensphasen nicht gewachsen sehen, möchten andere den zeitlichen und finanziellen Druck hinter sich lassen. Daneben gibt es noch Serial Entrepreneurs, die regelmäßig neue Geschäftsideen entwickeln, diese verfolgen möchten und hierfür die mit dem aktuellen Start-up verbundenen Verpflichtungen abgeben müssen. Die Motivation hat dabei einen wesentlichen Einfluss auf die konkrete Ausgestaltung der Nachfolge. Steht ein Rückzug aus dem Unternehmen an, gilt es für Gründer*innen, die Zukunftsfähigkeit ihres Start-ups zu sichern – ein Prozess, der einer gründlichen Vorbereitung bedarf.

Welche Nachfolgevariante eignet sich für wen?

Grundsätzlich stehen hier mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Dabei hat jede Exit-Variante einen unmittelbaren Einfluss auf die künftige Rolle des/der Verkaufenden im Unternehmen und bringt zudem spezifische Anforderungen mit sich. Deshalb ist eine frühzeitige Beschäftigung mit den verschiedenen Optionen und deren Eignung für das Erreichen der eigenen Ziele unerlässlich.

Bevor auf die einzelnen Exit-Optionen eingegangen wird, muss zunächst eine variantenübergreifende und unerlässliche Voraussetzung geklärt werden: die Ersetzbarkeit des/der Gründer*in beziehungsweise des Gründungsteams. Sind nämlich Produkt oder Geschäftsbeziehungen, sei es zu Kund*innen oder Investor*innen, zu stark mit der Person des/der Verkaufenden verbunden, so kann der Exit den Kaufpreis des Start-ups signifikant beeinträchtigen oder gar das Ende für das etablierte Geschäftsmodell bedeuten. Start-ups sollten daher von Beginn an als eigenständige, von Personen möglichst unabhängige Institution aufgebaut werden. So kann beispielsweise die rechtzeitige Einbindung der Mitarbeitenden in die wichtigsten Geschäftsbeziehungen dabei helfen, eine reibungslose Übergabe in einem Exit-Szenario sicherzustellen.

Abgabe der operativen Tätigkeiten

Ist dieses Kriterium gegeben, können Unternehmer*innen eine für ihre Ziele geeignete Exit-Variante auswählen. Hierbei liegt die erste Entscheidung zwischen einem vollständigen und einem teilweisen Exit. Der Teil-Exit bietet sich für alle an, die sich entweder schrittweise aus ihrem Start-up zurückziehen oder die Geschicke des Unternehmens mithilfe des Mitspracherechts noch ein wenig mitgestalten möchten.

Hier führen zwei Wege zum Ziel: Der erste ist der Rückzug aus dem operativen Geschäft, bei dem die jeweiligen Unternehmensanteile im Besitz des/der Gründer*in bleiben. Als Nachfolgende kommen sowohl Mitarbeitende als auch externe Geschäftsführer*innen infrage. Eine unternehmensinterne Übergabe fällt Gründer*innen aufgrund der meist vorhandenen Vertrauensbasis infolge jahrelanger Zusammenarbeit oftmals leichter, erfordert jedoch eine geeignete zweite Ebene im Unternehmen. Auch hier zahlt sich frühzeitiges Handeln aus – beispielweise die Ausbildung eines/einer potenziellen Nachfolgenden durch Einbindung in das Management. Besonders effektiv lässt sich dies gestalten, wenn die Mitarbeitendenbindung zuvor im Rahmen eines ESOP (Employee Stock Option Plan) oder VSOP (Virtual [Employee] Stock Option Plan) noch weiter intensiviert wurde.

Die Nachfolge durch eine(n) externe(n) Geschäftsführer*in bietet dem/der Gründer*in hingegen den Vorteil, trotz externer Geschäftsführung personell und wirtschaftlich für sein/ihr Start-up verantwortlich zu bleiben und somit weniger Kontrolle abgeben zu müssen. Allerdings bedeutet dies auch eine entsprechend geringere zeitliche und finanzielle Entlastung.

Veräußerung der Unternehmensanteile

Der zweite und meistgewählte Weg in den Teil-Exit stellt der Verkauf von Unternehmensanteilen dar. Während manche Unternehmer*innen damit lediglich einen Teil ihres Vermögens in risikoärmere Anlageformen transferieren möchten, kombinieren andere den Verkauf mit dem Rückzug aus dem operativen Geschäft: Je nach Menge der verkauften Anteile geht der Teil-Exit damit fließend in einen vollständigen über. Im Gegensatz zum isolierten Rückzug aus dem operativen Geschäft führt der Anteilsverkauf in der Regel dazu, dass die Vorstellungen des/der Gründer*in nicht mehr maßgebend für die Geschäftsführung sind. Die Balance zwischen Ausstieg und Einflusserhalt kann hierbei jedoch mit der Menge der verkauften Anteile relativ präzise gesteuert werden – selbstverständlich unter der Einschränkung der ebenfalls zu berücksichtigenden Käufer*inpräferenzen, welche maßgeblich vom Investor*innen-Typ abhängig sind. Beispielsweise bevorzugen Corporate-­Venture-Capital-Einheiten meist vollständige Übernahmen, wohingegen VC-Investor*innen in der Regel nur Teilübernahmen durchführen.

Bei der Wahl des/der Käufer*in kann zwischen zwei Gruppen unterschieden werden: unternehmensinterne und -externe Investor*innen. Erstere sind zumeist Mitarbeitende, die im Rahmen eines Management-Buy-Outs (MBO) die Gesellschafterrolle des/der Unternehmer*in übernehmen. Dabei kommen für Letztere dieselben Vorteile wie bei der internen Übergabe des operativen Geschäfts zum Tragen. Fällt die Entscheidung hingegen auf eine(n) externe(n) Käufer*in, so stehen die Optionen Trade Sale und Börsengang (IPO) zur Verfügung. Bei einem Trade Sale stellt der/die Käufer*in meist ein anderes, größeres Unternehmen dar, das mit der Übernahme beispielsweise die Erschließung neuer Märkte oder auch den Zukauf von Know-how, beispielsweise neuer Technologien, zur Stärkung der eigenen Wettbewerbsposition anstrebt. IPOs sind hierzulande als Exit-Form eher seltener zu beobachten. Grund dafür sind die hohen Anforderungen, die Börsengänge an Start-ups stellen. So müssen unter anderem Emissionskosten von bis zu zehn Prozent des Emissionsvolumens gestemmt, ein aufwendiges Börsenprospekt erstellt sowie ein professionelles Controlling, Risikomanagement und Investor-Relations-­Team aufgebaut werden – für viele Start-ups eine zu hohe Belastung.

Was gilt es, bei der Finanzierung zu beachten?

Ist die Entscheidung bezüglich der Nachfolgevariante gefallen, kommt der Punkt der Finanzierung ins Spiel. Diesbezüg­liche Gedanken können Verkaufende grundsätzlich dem Käufer überlassen. Bei MBOs stellt Fremdkapital – meist ein Bankkredit – die wichtigste Finanzierungsform dar. Voraussetzung dafür ist, dass das zu verkaufende Start-up bereits Gewinn erwirtschaftet, mit dem die Kapitaldienstfähigkeit gewährleistet wird. Da Banken in der Regel eine gewisse Eigenkapitalbeteiligung fordern, sind die meist kapitalschwächeren Käufer*innen bei einem MBO oftmals auf das Eigenkapital von Beteiligungsgesellschaften angewiesen. Dieses wird häufig in Form von Mezzanine-Kapital bereitgestellt. Dazu gründet der/die Käufer*in eine Erwerbsgesellschaft, die mit dem für den Kauf benötigten Kapital ausgestattet wird. Durch die Zusammenarbeit mit einer Beteiligungsgesellschaft profitieren Käufer*innen nicht nur von der ermöglichten Fremdkapitalfinanzierung und dem zusätzlichen Mezzanine-Kapital, sondern auch von deren Know-how und Netzwerk. So können unter anderem die klassischen Anfängerfehler bei Nachfolgen vermieden werden – beispielsweise bei der Finanzierungsstruktur.

Fazit

Nachfolgen bestimmen über die Unternehmenszukunft – bei Mittelstand und Start-ups gleichermaßen. Um die eigene Nachfolge möglichst wunschgerecht realisieren zu können, sollten sich Gründer*innen frühzeitig mit der Thematik auseinandersetzen – erstens, um sich über die eigenen Präferenzen klar zu werden, und zweitens, um das eigene Unternehmen auf die präferierte Exit-Variante vorzubereiten. „Nachfolge-Anfänger*innen“ empfiehlt sich zudem die Zusammenarbeit mit erfahrenen Expert*innen wie Beteiligungsgesellschaften zur Vorbeugung vermeidbarer Fehler. Und ein letzter Appell an alle, die sich momentan noch gar keine Nachfolge vorstellen können: Das Leben hält oftmals die ein oder andere Überraschung bereit, und der Aufwand, sich die Nachfolgeoption offen zu halten, ist die Entscheidungsfreiheit in späteren Jahren wert.

Der Autor Dr. Steffen Huth ist seit 2021 Geschäftsführer der BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH. Die BMH bündelt die öffentlichen Beteiligungsinteressen und Finanzierungsinstrumente für Frühphasen-, Wachstums- und Mittelstandsunternehmen in Hessen.

Von der Idee zur Innovation

Wie du deine Geschäftsidee verwirklichst und andere dafür begeisterst.

Für den Anfang braucht jedes Start-up vor allem eines: eine gute Idee. Egal in welcher Branche du unterwegs bist und wie gern du Unternehmer*in sein möchtest, ohne die zündende Idee fehlt die Basis. Das ist aber leichter gesagt als getan. Schließlich fallen gute Ideen nicht vom Himmel. Selbst Gründer*innen, die bereits einen ersten Geistesblitz haben, stehen noch ganz am Anfang. Denn nicht jede Idee hat tatsächlich das Zeug dazu, potenzielle Kund*innen zu begeistern. Konzerne setzen daher auf professionelles Innovationsmanagement, um neue Ideen ins Boot zu holen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch auch Gründer*innen können Schritt für Schritt lernen, Ideen zu erkennen, zu hinterfragen und in ein Produkt zu verwandeln.

Diese Tipps können dir dabei helfen, deine Idee zu realisieren:

1. Die richtigen Fragen stellen

Ein kleines Experiment: Du wirst gefragt, wie viele Ideen du in deinem Leben schon hattest. Wie lautet deine Antwort darauf? Anders gefragt: Wie oft denkst du dir „Jemand müsste mal etwas erfinden oder verbessern“? Vermutlich fallen dir dazu sofort mehrere Situationen ein.

Innovation beginnt damit, die richtigen Fragen zu stellen. Vor allem an sich selbst. Statt zwanghaft darauf zu warten, dass dir ein erster Geistesblitz unter der Dusche kommt, stelle dir lieber die Frage: Welches Problem hat mich zuletzt so richtig geärgert? Welche Funktion, welches Hilfsmittel habe ich mir zuletzt gewünscht, um etwas besser oder einfacher erledigen zu können? Mit diesen Alltagshürden bist du meist nicht allein. Kein Mensch ist der erste oder einzige mit einem bestimmten Problem. Aber nicht jede(r) erkennt, welches Innovationspotenzial in solchen Problemen steckt, und noch weniger Menschen lösen es tatsächlich.

Du hast bereits einen Einfall? Stelle dir erneut ein paar Fragen: Gibt es bereits eine Lösung für dieses Problem? Wenn ja, bin ich mit dieser Lösung zufrieden oder kann ich es besser? Womöglich ist jetzt bereits die Idee für ein zukünftiges Produkt geboren.

2. Den „Ohrwurm“ unter deinen Ideen erkennen

Du hast bereits eine Idee im Kopf: Doch wie kannst du wissen, ob sie spannend genug ist, um daraus ein Produkt oder ein Unternehmen umzusetzen?

Folgender Vergleich zur Musik kann dir helfen: Ein bestimmtes Lied schwirrt dir schon seit Tagen im Kopf herum und lässt dich einfach nicht mehr los. Ein echter Ohrwurm eben. Doch nicht jedes Lied, das jemals komponiert wurde, hat das Zeug zu solch einem Hit. Genauso ist es mit guten Ideen. Versuche den Ohrwurm unter den Ideen zu finden.

Eine Idee zu haben, ist genial, doch wie lange beschäftigt sie dich wirklich? Geht sie dir auch ein paar Tage später nicht mehr aus dem Kopf? Und möchtest du sofort mit der Umsetzung loslegen? Ein Einfall, der dir so intensiv im Gedächtnis bleibt, hat höchstwahrscheinlich auch das Potenzial, auch für andere ein Ohrwurm zu werden. Denn eines ist klar: Aus einer Idee kann nur ein Erfolg werden, wenn sie wirklich Nutzen stiftet.

Dass du für deine Idee brennst, hat noch einen weiteren Vorteil: Du bleibst motiviert, auch tatsächlich daran zu arbeiten. Und das macht in dieser frühen Phase den Unterschied. Also leg los und reite die Welle, solange du euphorisch bist. Wenn du selbst begeistert bist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, auch andere Menschen zu finden, die du mit deiner Idee ansteckst.

3. Rausgehen und Feedback einholen

Damit du eine Idee vermarkten und daraus ein Start-up aufbauen kannst, muss es Menschen geben, die dein Produkt tatsächlich haben möchten. Bevor du also viele Stunden und eine große Summe in die Umsetzung investierst, musst du deine Idee validieren. Geh raus, sprich mit Menschen und finde heraus, ob das Problem, das du lösen willst, auch wirklich als solches wahrgenommen wird. Gegebenenfalls musst du deine Idee noch etwas verfeinern, damit sie ankommt. Erst wenn du deine Vision oder das Leistungsversprechen auch an andere transportieren kannst, gibt es tatsächlich Innovationspotenzial. Nutze dafür dein Netzwerk: Suche Menschen, die dir helfen, das Problem und die Lösung zu beleuchten, die andere Blickwinkel aufmachen können und im besten Fall vielleicht sogar bei der Umsetzung behilflich sein möchten.

4. Ideen ausbauen

Sobald du Feedback erhalten hast, kannst du deine Idee weiter ausarbeiten. In diesem Schritt geht es darum, den Wert deiner Produkt- oder Projekt­ideen zu steigern. Dafür solltest du sie greifbarer machen und ein Stück weit Realität werden lassen. Gründer*innen, die beispielsweise eine Software-Plattform planen, sollten eine Demo- oder Beta-Version entwickeln. Steht ein physisches Produkt auf dem Plan, können Gründer*innen ein erstes MVP oder Musterexemplar anfertigen.

Wichtig dabei: Du musst nicht jeden Schritt allein meistern. Partner*innen können dabei helfen, die Idee zu verwirklichen. Das spart Zeit und du kannst dich auf deine Stärken fokussieren. In strategischen Partnerschaften lässt sich meist viel mehr Potenzial auf die Straße bringen als allein. An dieser Stelle kommt wiederum das eigene Netzwerk ins Spiel: Hier findest du Mitstreiter*innen, die dich unterstützen können. Überlege dir dazu vorab, was du von deinem Netzwerk brauchst. Suchst du Grafiker*innen oder Programmierer*innen, die deinem Produkt das passende Look & Feel verpassen? Willst du dich mit Menschen vernetzen, die über Kontakte und Know-how in einer bestimmten Branche verfügen? Oder suchst du Sales-Partner*innen, die dein Produkt vertreiben können? Vielleicht haben deine Netzwerkkontakte auch selbst gute Ideen, die sich mit deinen eigenen zusammenführen lassen. Wichtig ist: Nur wenn du deinem Netzwerk konkret sagst, was du brauchst, kann es dir auch behilflich sein.

5. Vom Funken zum Feuerwerk

Auch wenn Gründer*innen viel Zeit in die Umsetzung ihrer Idee stecken, ist das noch längst keine Garantie für ein erfolgreiches Geschäftsmodell. Denn eine Idee reicht nicht aus, wenn es niemanden gibt, der das Endprodukt tatsächlich haben will. Um genügend Menschen zu begeistern, muss der Funke überspringen. Du musst Emotionen auslösen. Das gelingt am besten mithilfe von Storytelling.

Fokussiere dich dabei vor allem auf die Geschichte hinter deiner Idee und verzichte auf zu viele technische Details (soweit möglich). Denn gute Geschichten begeistern, fesseln und wecken Emotionen. Denke dafür lösungs-, statt produktorientiert und suche das „Warum?“, das deine Idee antreibt. Heißt konkret: Welchen Mehrwert bietet dein Produkt für deine Zielgruppe? Stelle dir dafür folgende Fragen:  Was hat dich selbst motiviert, deine Idee umzusetzen? Welches Problem kann dein Produkt lösen? Und wie kannst du diese Informationen in einer Geschichte transportieren?

Das Ziel: Andere müssen deine Idee verstehen, ihren Mehrwert erkennen und neugierig werden. Kund*innen interessiert es zum Beispiel nicht, wie neuartige Putzmitteltabletten chemisch zusammengesetzt sind. Ihnen ist aber wichtig, welchen Benefit so ein Putzmittel für die Umwelt hat, wie viel CO2 es beim Transport einspart oder dass sie selbst keine schweren Kanister mehr tragen müssen. Nutze sämtliche Kanäle, um deine Geschichte zu erzählen – ob im persönlichen Gespräch oder über die sozialen Medien. Im besten Fall gelingt es dir, den eigenen Ohrwurm weiterzugeben, sodass deine Follower*innen deine Message verbreiten.

Ein weiterer Tipp dabei: Wenn Gründer*innen ihre Zielgruppe definieren, sollten sie unbedingt einen Blick über ihre eigene Branche hinauswerfen. Überlege früh, in welchen Bereichen deine Idee noch anwendbar ist und zeige den Mehrwert auf.

Der Autor Christian Preis ist Innovationsmanager, Dozent für digitale Geschäftsmodelle und mehrfacher Gründer. Mit seiner Innovationsplattform „Jemand-müsste-mal“ bringt er Ideen und Unternehmen zusammen.

Mitgründer werden – wie finde ich ein passendes Start-up?

Auch Personen ohne geniale Ideen können einen wertvollen Beitrag für junge Unternehmen leisten und bspw. als Mitgründer oder Mitgründerin in ein Start-up einsteigen.

Ein Unternehmen von Grund auf zu gestalten, kann eine spannende und auch lohnende Angelegenheit sein, wenn das Unternehmen später erfolgreich ist. Aber nicht jeder ist mit Ideen ausgestattet, die gleich ein ganzes Unternehmen begründen können oder hat die Zeit dazu, sich eingehend mit einer eigenen Idee zu beschäftigen. Dafür gibt es eine Lösung: Auf zahlreichen Plattformen gibt es Gründer von Start-ups, die „Mitgründer“ suchen. Ein Mitgründer ist nicht einfach nur Teil des Unternehmens, wie etwa ein Angestellter. Stattdessen ist ein Mitgründer ein Geschäftspartner, der in alle wichtigen Entscheidungen einbezogen wird.

Warum ist ein Mitgründer für viele Unternehmen wichtig?

Die Idee allein reicht für die Gründung eines Unternehmens nicht aus. Egal, wie erfolgsversprechend diese Idee ist oder scheinen mag: Die Umsetzung ist letztlich entscheidend. Ein Unternehmen muss bei der Umsetzung so viel beachten, dass eine Person damit meist überfordert ist. Von Buchhaltung über Entwicklung des eigentlichen Produktes oder der Dienstleistung bis zum Marketing sind die Aufgaben vielfältig. Da niemand ein Fachmann für alles ist, brauchen die meisten Gründer Unterstützung.

Bewerbung als Mitgründer

Wer sich für das Modell Start-up interessiert, aber nicht selbst gründen möchte oder kann, sollte sich deshalb überlegen ein Mitgründer zu werden. Dabei sollte der Bewerbung als Mitgründer viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Eine solche Bewerbung kann nicht wie die eines Nebenjobs einfach kurz gemacht und abgeschickt werden. Schließlich geht es hier nicht einfach darum, einen Mitarbeiter zu finden, der im Zweifel auch wieder gekündigt werden kann.

Vielmehr geht es darum, einen Partner zu finden. Daher sollte aus der Bewerbung klar hervorgehen, mit welcher Persönlichkeit der Gründer rechnen kann und welche Stärken oder Schwächen der neue Geschäftspartner mitbringt. Die Bewerbung sollte auch ansprechend gestaltet sein. So können Vorlagen für einen ansprechenden Lebenslauf verwendet werden. Die einzelnen Dokumente wie Anschreiben und eine Vorstellung der eigenen Person sollten dabei stilistisch ineinandergreifen.

Welche Gründungsphase eignet sich am besten für den Einstieg?

Ein Einstieg in ein Start-up macht nicht zu jedem Zeitpunkt der Gründungsphase Sinn. Der geeignete Zeitpunkt hängt aber auch von den eigenen Fähigkeiten ab und wann diese zum frühesten Zeitpunkt gebraucht werden. Generell gilt: Je früher in das Unternehmen eingestiegen wird, desto leichter wird die „Verpartnerung“ der Geschäftspartner. Wird erst sehr spät eingestiegen, kann es passieren, dass immer ein leichtes Ungleichgewicht zwischen dem „eigentlichen“ Gründer und dem „später dazu gekommenen“ Gründer bleibt.

Viele Gründer suchen daher bereits in der Pre-Seed Phase nach einem Mitgründer. Pre-Seed Phase beschreibt die Phase vor der eigentlichen Gründung. In dieser Phase wird das Unternehmen noch entwickelt, die Ideen werden angepasst und der Businessplan geschrieben. Gegründet wird das Unternehmen egal in welcher Rechtsform dann offiziell zu zweit und das ist auch gut und richtig so, damit es später nicht zu Differenzen kommt.

Start-ups finden, die einen Mitgründer suchen

Für die Suche nach einem Start-Up in der Gründungsphase, bei dem ein Mitgründer gesucht wird, eignet sich unter anderem die Internetsuche. Es gibt zahlreiche Plattformen, auf denen Gründer nach Mitgründern suchen und ihre Ideen vorstellen. Mit dazu gehören:

  • Founderio
    Die Plattform founderio dürfte in Deutschland die bekannteste Plattform sein, auf der sich Interessierte nach Start-Ups umschauen können. Auf founderio werden nicht nur Mitgründer gesucht, daher sollte die Ausschreibung genau angeschaut werden. Manchmal suchen Unternehmen hier auch Mitarbeiter oder Mentoren, die das Projekt von Anfang an begleiten.
  • Startup sucht
    Startup sucht ist eine weitere Plattform, auf der hauptsächlich deutsche Gründer und Gründerinnen nach Mitgründern suchen. Auch hier werden nicht immer nur Mitgründer gesucht. Auch Freelancer, Angestellte oder Büroflächen werden hier gesucht.
  • Founders Nation
    Für alle, die im internationalen Raum nach einem Start-up suchen wollen, kann Founders Nation die richtige Plattform sein. Founders Nation ist neben einer Suchseite für Mitgründer auch eine Seite, die dabei hilft, Ideen für ein Start-up zu finden.
  • Letslunch
    Letslunch ist eine Suchplattform für Gründer und Mitgründer, die mit einem ganz eigenen Konzept daherkommt. Hier kommen die Mitglieder zu einem „Lunch“ zusammen, entweder persönlich vor Ort oder im virtuellen Raum. Das Treffen dauert zwischen 45 und 90 Minuten und soll dazu dienen, den möglichen Geschäftspartner gleich persönlich kennenzulernen.
  • XING und Co.
    Auch auf bekannten Plattformen wie Xing können Start-ups gefunden werden, die sich in der Gründungsphase befinden und Mitgründer suchen. Wer sich über Xing bei einem Start-up bewerben will, sollte darauf achten, dass das eigene Profil auf dem neuesten Stand ist.
  • Facebook
    Es gibt mittlerweile für beinahe alles eine Facebook-Gruppe, so auch für die Suche nach einem Unternehmen in der Gründungsphase, das Mitgründer sucht. Allerdings gibt es hier, um die Sache gleich kompliziert zu machen, nicht nur eine, sondern zahlreiche Gruppen, die mehr oder weniger gut funktionieren. Wer diese Option wählt, sollte ein wenig Zeit mitbringen, um die Gruppen erst einmal zu sichten.

Gründer treffen – Offline-Suche nach geeigneten Start-ups

Natürlich ist es auch möglich, offline nach geeigneten Start-ups zu suchen. Hierfür eignen sich zum Beispiel Gründertreffen, welche von speziellen Netzwerken organisiert werden. Beispielsweise organisiert das Netzwerk BNI regelmäßig entsprechende Events, bei denen Gründer, Mentoren und potenzielle Mitgründer aufeinandertreffen und sich austauschen können. Aber auch andere Organisatoren bieten ähnliches an. Beim FAZ-Institut gibt es zum Beispiel eine Art Speed-Dating.

Das passende Projekt finden

Das Wichtigste bei der Suche nach einem passenden Start-up ist es letztlich, das richtige Unternehmen und – nicht zu vergessen – den richtigen Gründer als potenziellen Geschäftspartner zu finden. Das richtige Unternehmen sollte mit der Idee überzeugen. Kommt bei der Idee keine innere Begeisterung auf, sollte lieber weitergesucht werden. Eine Mitgründung funktioniert nur dann, wenn die Idee an sich schon eine Saite zum Schwingen bringt.

Mindestens genauso wichtig ist es aber, den richtigen Geschäftspartner zu finden. Stimmt hier die Chemie nicht, ist das Projekt meist zum Scheitern verurteilt. Der passende Geschäftspartner sollte in ähnlicher Weise denken und das Ziel sollte beiden schnell gemeinsam klar werden. Auch sollten Stärken und Schwächen sich am besten jeweils ergänzen. Es bringt nichts, wenn sich mit jemandem blendend verstanden wird – aber beide Personen keine Ahnung von Marketing haben. Daher sollte schon bei der Suche die Unternehmensvorstellung genau gelesen werden. Meistens stellen die Gründer hier schon vor, was sie suchen und wo sie noch Bedarf haben. Passt dies zu den eigenen Stärken, ergibt eine Bewerbung Sinn.

Gründen als Crowd-Company

Was unterscheidet das Gründen im Web3 von einer klassischen Gründung und welche Vor- und Nachteile bietet eine Crowd-Company?

Klassischerweise funktioniert eine Gründung wie folgt: Zunächst benötigst du eine Idee und (zumeist) ein Team, welches bereit ist, diese Idee umzusetzen. Wichtig ist es zudem, die rechtlichen Rahmenbedingungen einzuhalten. Dann kann dein Team anfangen, die Idee umzusetzen und das Unternehmen zu skalieren. Hierzu werden besondere Ressourcen benötigt, die du selten aus eigener Kasse bewältigen kannst. Entsprechend ist eine Finanzierung durch Beteiligungen gefragt, um die Skalierung schneller auszuführen. Genau an diesem Punkt lassen sich Strukturen und Technologien aus dem Web3 einsetzen.

Gründen im Web3

Die Gründung im Web3 verläuft ähnlich wie die zuvor geschilderte klassische Gründung. Allerdings wird deine Idee in einem Whitepaper festgehalten. Der Plan, wie die Idee erreicht werden soll, wird zudem in Form von einzelnen Schritten in einer Roadmap aufgeschrieben. Natürlich kannst du einen Businessplan oder technische Berichte hinzufügen, um das Vertrauen deiner Investor*innen zu stärken. Ist das erledigt, ist dein Unternehmen bereit, eine Crowd-Company zu werden.

Auf der Suche nach Investor*innen für deine Crowd-Company können dir Venture-Capital-Unternehmen wie beispielsweise CryptoSpaceFleet helfen. Diese sind in der Regel selbst Crowd-Companys, die sich aktiv für eine dezentrale Zukunft einsetzen und jungen Unternehmen mit Marketing, Finanzierungen und Expertise zur Seite stehen. Zudem besteht die Möglichkeit, dezentrale Plattformen, die so ähnlich wie Kickstarter funktionieren, in Anspruch zu nehmen. Eine solche ist DAO-Maker. Sie ist selbst eine Crowd-Company und bietet einen eigenen Token an, dessen Besitzer*innen mit abstimmen können, welche Crowd-Companys sich bei DAO-Maker präsentieren dürfen.

Crowd-Company und Anteilseigner*innen

Was geschieht nach dem Kauf eines Anteils an deiner Crowd-Company, sei es nun in Form von NFTs, also Non Fungible Token, oder Token? Die Käufer*innen werden Mitglieder eines DAOs. Noch ein neuer Begriff: DAO steht für dezentrale autonome Organisation. Diese Organisation funktioniert ähnlich wie eine Aktiengesellschaft, mit dem entscheidenden Vorteil der Dezentralität. Die Investitionen der Anteilseigner*innen werden in einem gemeinschaftlichen Wallet, einem Konto für Kryptowährungen, gesammelt. Entscheidungen für die Zukunft des Unternehmens werden durch eine dezentrale Wahl bestimmt. Es gilt: Je mehr Token oder NFTs Investor*innen halten, desto höher ist ihr Stimmrecht.

Jede(r) Anteilseigner*in kann Ideen und Vorschläge zur Abstimmung einreichen. Im Gegensatz zu Aktienunternehmen lassen sich diese Abstimmungen auch kurzfristig und häufiger als einmal im Jahr durchführen. Jede(r) Investor*in kann zugleich Teil deines Teams werden und so deinem Unternehmen nicht nur mit Geld, sondern auch mit Wissen, Netzwerk und Fähigkeiten zur Seite stehen. Dadurch entsteht ein adhokratisches Unternehmen. Die Adhokratie wird als das Gegenteil der Bürokratie betrachtet. Sie hat eine organische Struktur, ist dezentralisiert und bietet flexiblere und schnellere Reaktionsabläufe.

Dank der Durchsichtigkeit der Blockchain kann jederzeit von jedem/jeder eingesehen werden, wer wie viele Anteile an deinem Unternehmen hält. Außerdem lassen sich mithilfe der Blockchain Dividenden zahlen, die nachvollziehbar bei jedem/jeder einzelnen Investor*in ankommen. Sollte ein(e) Investor*in Anteile veräußern, werden die Dividenden automatisch an den oder die neue Besitzer*in der Anteile ausgeschüttet. Ohne bürokratischen Aufwand und ohne Mittelsleute. Dank der Blockchain sind auch alle Daten fixiert und es können keine neuen Anteile inflationär auf den Markt gebracht werden.

Ein Positivbeispiel aus der deutschen Blockchain-Community für eine erfolgreiche Crowd-Company ist INUKO. Das Start-up wurde durch ein Kernteam aufgebaut, welches sich Vertrauen durch die eingehaltene Roadmap erarbeitete. Das Produkt der Crowd-Company ist ein Zahlungssystem, welches es Onlineshops ermöglichen soll, Kryptowährungen zu akzeptieren. Der INUKO Token wurde durch einen sogenannten stillen Launch veröffentlicht. Wer Interesse an dem Projekt hatte und dem Team vertraute, konnte sich sehr günstig einkaufen.

In einer demokratischen Abstimmung wurde ein Vertreter für die deutsche Gruppe gewählt und gemeinsam ein Administratorenteam aufgebaut, das die deutsche Community von aktuell über 1300 Mitgliedern verwaltet und Marketingaktionen plant. Die Mitglieder sind ein Teil der Investor*innen, die zu einem großen Team zusammengewachsen sind. So entstanden allein aus der Community heraus Produkte wie beispielsweise vergoldete Münzen, Energy Drinks oder Feuerzeuge mit dem INUKO-Logo.

Zwischenzeitlich betrug der Market Cap von INUKO knapp sieben Millionen Euro. Einige Investor*innen haben ihre Gewinne realisiert, aktuell zählt INUKO über 2500 Investor*innen, die mithilfe von Gewinnspielen, sogenannten Memes, und Social-Media-Aktionen gemeinsam internationale Marketingstrategien fahren.

Eine Crowd-Company hat aber auch Nachteile. Aktuell ist das Web3 nahezu ungeregelt. Das bedeutet, alles steht und fällt mit dem Team. Wenn dieses nicht vertrauenswürdig ist, kann es sich mit dem Geld aus dem Staub machen und die Investor*innen prellen. Für dich als Gründer*in ist es nur schwer nachvollziehbar, wer deine Investor*innen überhaupt sind.

Lohnt das Gründen im Web3 als Crowd-Company?

Das Gründen als Crowd-Company bietet dir als Start-up-Gründer*in viele Chancen, das eigene Unternehmen rasch zu skalieren. Du profitierst von neuen Learnings, einem riesigen Netzwerk, einer schnellen Finanzierung und einem durchsichtigen Gesamtkonstrukt – das Ganze abseits von Crowdfunding-Plattformen, die deinen Umsatz schmälern.

Außerdem ist eine Crowd-Company für Investor*innen jeder Größenordnung zugänglich. Diese haben allerdings im Web3 verstärkt die Aufgabe, das Team hinter dem Produkt zu analysieren. Denn mit dem Team steht und fällt die Crowd-­Company. Und nicht zu vergessen: Durch die fehlende Reglementierung ist es möglich, einen Totalverlust mit einer Investition zu erleiden, wenn die Recherche nicht ausreichend ausgefallen ist.

Die Autoren
Roman Engel ist Gründer von Daubit, einem App-Entwicklungsunternehmen, das App-Lieferant für viele DAX-notierte Unternehmen ist. 2021 gründete er zudem den Venture Capital Club CryptoSpaceFleet. Dieser zählt über 500 aktive Investor*innen, die gemeinsam auf der Suche nach frischen Ideen im Blockchain-Bereich sind.

Philemon Duhm arbeitet gemeinsam mit Roman Engel an der CryptoSpaceFleet und vertritt die Interessen des Venture Capital Clubs international.

Fünf reizvolle Länder für Unternehmertum

Wir stellen fünf Länder vor, die für Unternehmer*innen besonders interessant sind.

Immer mehr Unternehmer liebäugeln mit der Idee, eine Firma im Ausland zu gründen. Gute Gründe dafür gibt es einige, zum Beispiel steuerliche Vergünstigungen oder weniger Bürokratie als hierzulande. Dazu kommt, dass man in vielen Ländern nicht einmal wohnen muss, um dort ein Unternehmen zu gründen. Oft spielen auch private Überlegungen eine Rolle, weil ein Land besonders attraktiv erscheint. Wir stellen 5 Länder vor, die für Unternehmer*innen besonders interessant sind.

Vorteile einer Unternehmensgründung im Ausland

In Deutschland haben es Unternehmer wahrlich nicht so schlecht. Bei einem Ranking aus dem Jahr 2022, das von der amerikanischen Medienfirma U.S. News & World Report veröffentlicht wurde, rangiert Deutschland bei den zehn besten Ländern der Welt hinter der Schweiz auf Platz 2. In der Rubrik „Unternehmertum“ gab es alle 100 Punkte für unser Land. Dennoch spielen viele Unternehmer*innen mit der Idee, eine Firma im Ausland zu gründen. Steuerersparnisse und weniger bürokratische Hürden sind zwei Gründe dafür. Zudem wollen manche Unternehmer*innen auch einfach ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und neue Märkte erschließen. Nicht selten spielt auch eine private Vorliebe für das jeweilige Land eine Rolle. Besonders reizvoll erscheint die Idee, eine Firma im Ausland zu gründen, weil man dafür prinzipiell nicht unbedingt dort wohnen muss. Doch Vorsicht: Das Business muss schon von dem jeweiligen Land aus geführt werden, sonst begeht man Steuerhinterziehung. Also muss zumindest ein Geschäftsführer eingesetzt werden, wenn man das Unternehmen nicht selbst vor Ort leiten möchte.

Diese 5 Länder sind für Unternehmer besonders reizvoll


Estland

Estland gehört zur EU, wodurch es für deutsche Unternehmer*innen keinerlei große Schwierigkeiten gibt, hier ein Unternehmen zu gründen. Innovative Start-ups schießen in Estland wie die Pilze aus dem Boden, was auch an dem geringen Bürokratieaufwand und der fortgeschrittenen Digitalisierung in dem baltischen Land liegt. In Estland wird nämlich so ziemlich alles mittlerweile digital gemacht – auch eine Firmengründung. In wenigen Stunden lassen sich sämtliche Formalitäten erledigen und an Gebühren werden dafür gerade einmal rund 200 Euro fällig. Das Mindeststammkapital muss zwar 2500 Euro betragen, diese Summe ist aber nicht sofort fällig. Sogenannte Serviceprovider stehen Gründer*innen in Estland zu günstigen Konditionen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Auch landschaftlich und kulturell hat das osteuropäische Land, in dem man gut mit der englischen Sprache zurechtkommt, viel zu bieten. Zum Kennenlernen der estländischen Lebensart empfiehlt sich ein Trip in die Hauptstadt Tallin, die sehr gut die Mischung aus Tradition und Moderne widerspiegelt, die das ganze Land auszeichnet.

Vereinigte Arabische Emirate

Das pulsierende Herzstück der Vereinigten Arabischen Emirate Dubai zieht nicht nur Touristen, sondern auch Unternehmensgründer*innen magisch an. Ein eigenes Unternehmen inmitten der gewaltigen Wolkenkratzer, in denen zu jeder Tageszeit emsige Geschäftigkeit herrscht, verspricht beste Erfolgsaussichten. Steuerliche Vergünstigungen, zahlreiche Förderungen und kostengünstige Freizonen sind schlagkräftige Argumente für eine Firmengründung in Dubai. Da Dubai zu einem Nicht-EU-Land gehört, ist diese allerdings mit etwas mehr bürokratischem Aufwand verbunden. Wer diesen nicht scheut und bereit ist, sich in der faszinierenden Metropole dauerhaft niederzulassen, kann hier richtig durchstarten. Langweilig wird es auf keinen Fall, denn zwischendurch kann man am Strand Sonne tanken, im Unterwasser-Restaurant speisen oder das bunte Treiben in den Souks genießen.

Bulgarien

Das südosteuropäische Land Bulgarien bringt alles mit, was Unternehmer*innen sich nur wünschen können. Wenig Formalitäten, die EU-Zugehörigkeit und geringe Gründungskosten sprechen dafür, seine Geschäftstätigkeiten nach Bulgarien zu verlagern. Für die Firmengründung muss man hier nicht mal etwas bezahlen und lediglich ein paar Formulare ausfüllen. Aufgrund der niedrigen Lohnkosten ist Bulgarien vor allem für produzierende Unternehmen eine echte Überlegung wert. Schöne Landschaften, die Strände am Schwarzen Meer und eine interessante Kultur machen das Land auch sonst sehr reizvoll.

Litauen

Aufgrund der sehr lukrativen Steuervergünstigungen ist Litauen vor allem für kleine Unternehmen äußerst interessant. Firmen mit weniger als zehn Angestellten zahlen hier nur 5 Prozent Körperschaftssteuer und im ersten Jahr nach der Unternehmensgründung werden überhaupt keine Steuern fällig. Wenig Bürokratieaufwand, ein modernes Bankensystem und eine gute Infrastruktur sprechen ebenfalls für eine Firmengründung in Litauen, das seit 2004 zur EU gehört.

Schweiz

Wirtschaftliche Stabilität, niedrige Steuern und unternehmensfreundliche Gesetze machen die Schweiz zu einem attraktiven Standort für Unternehmer*innen. Zwar sind die Lebenshaltungskosten und Löhne in der Schweiz sehr hoch, dafür genießt das Land als Unternehmensstandort einen ausgezeichneten Ruf. Die Schweiz ist nicht Mitglied der EU, bietet aber eine sehr gute Anbindung an den europäischen Markt. Auch landschaftlich und kulturell hat das Nachbarland eine Menge zu bieten, sodass eine berufliche Zukunft in der Schweiz sicher nicht die schlechteste Idee ist.