Otto... find ich gut

Gründerstory des Otto-Versandhandels

Autor: Sabine Hölper
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Vor 58 Jahren startete ein mutiger Mann ein Versandhandelsunternehmen. Damals war nicht absehbar, dass Werner Otto eine Erfolgsgeschichte schreiben würde, die in Deutschland ihresgleichen sucht. Heute ist die Hamburger Otto Group in 19 Ländern vertreten und macht jährlich 15 Milliarden Euro Umsatz.

Um auf den Grund der Erfolgsgeschichte vorzustoßen, muss man weit zurückgehen – in das Jahr, in dem die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde, das Grundgesetz verkündet wurde und die ersten Wahlen stattfanden.

In diesem Jahr 1949, am 17. August, kratzte Werner Otto seine letzten 6000 Mark zusammen und gründete im Hamburger Stadtteil Schnelsen die Firma „Werner Otto Versandhandel“. Gemeinsam mit drei Mitarbeitern stellte der damals 40-Jährige die ersten 300 „Kataloge“ her. Auf 14 Seiten klebten sie Fotos von 28 Paar Schuhen ein, banden die Heftchen mit einer Kordel zusammen und verteilten sie im Umkreis. Otto gestattete seinen Kunden, anders als zu dieser Zeit üblich und somit als erster Versandhändler, den „Kauf auf Rechnung“. „Vertrauen gegen Vertrauen“ nannte Otto das Prinzip – und wurde für diese für Unternehmer eher ungewöhnliche Haltung belohnt. Neben der Fokussierung auf gute Qualität gilt der Rechnungskauf als Hauptgrund für Ottos erste Erfolge.

Wer hätte das ein, zwei Jahre früher für möglich gehalten? Schließlich war Otto gerade erst mit seinem vorherigen Unternehmen, einer Schuhfabrikation, gescheitert. Aber eigentlich wollte Otto, 1909 im brandenburgischen Seelow als Sohn einer Kaufmannsfamilie zur Welt gekommen, sowieso nicht in die Fußstapfen seiner Eltern treten. Schriftsteller wollte er werden, bereits als Gymnasiast schrieb Otto Romane. Doch dann kam alles anders. Die Pleite des elterlichen Betriebes zwang Otto, die Schule zu verlassen. Er ging zunächst nach Stettin, später dann nach Berlin und versuchte sich als Zigarrenhöker. Nach dem Krieg siedelte Otto mit seiner Familie nach Hamburg über, wo er seine Chance als ernsthafter Unternehmer witterte und eine Schuhfabrikation startete. Da der Neuling in der Branche jedoch gegen die großen Konkurrenten nicht bestehen konnte, musste er sein Unternehmen 1948 bereits wieder schließen – er hatte es in den Konkurs getrieben. Was nun folgte, war aber keineswegs Resignation, sondern die wahrscheinlich beste Idee seines Leben: Otto setzte sich in den Kopf, einfach mit den Schuhen der ehemaligen Konkurrenten zu handeln.

Vom Produzenten zum Händler

Das Konzept ging auf, Otto hatte von Anfang an Erfolg. Und er steigerte ihn von Jahr zu Jahr. Nach dem ersten handgebundenen Katalog erschien im Jahr darauf bereits der erste gedruckte Katalog, doppelt so dick, in einer fünfmal höheren Auflage und mit einem erweiterten Sortiment. Neben Schuhen offerierte der Händler nun auch Aktentaschen, Regenmäntel und Hosen. Damit setzte Otto, nur zwei Jahre nach der Firmengründung, bereits eine Million Mark um. Weitere zwei Jahre später stieg der Umsatz auf fünf Millionen DM, 1958 auf 100 Millionen DM – womit der Otto Versand zu den Großunternehmen in Deutschland gehörte. Otto war begeistert. Nicht nur der Erfolg berauschte ihn. Vor allem hatte er eine Tätigkeit gefunden, die zu ihm passte. „Mir waren das Wachstum und die ständig neuen Probleme, vor die ich gestellt wurde, gleichsam auf den Leib geschrieben“, hat Otto später einmal erzählt.

Der bundesweite start2grow Gründungswettbewerb geht in eine neue Runde

Bei start2grow profitieren alle Teilnehmer*innen von kostenlosen Coachings, Workshops sowie Netzwerk-Events. Am Ende gibt es Preisgelder im Gesamtwert von 94.000€ zu gewinnen.

DU. DEINE IDEE. DEIN BUSINESS. ist das Motto von Deutschlands traditionsreichstem Businessplan-Wettbewerb, den die Wirtschaftsförderung Dortmund seit über 20 Jahren organisiert. Als fester Bestandteil der bundesweiten Gründungsförderung dreht sich bei start2grow alles um Gründer*innen und Start-ups mit technologischen oder digitalen Geschäftsmodellen. Los geht’s mit einer öffentlichen Auftaktveranstaltung am 24. September 2024. Die Anmeldung zur neuen Wettbewerbsrunde erfolgt kostenlos auf www.start2grow.de.

start2grow bietet attraktive Preisgelder

Bei start2grow werden Businesspläne für innovative und technologische Geschäftsmodelle prämiert, die beispielsweise den Prozess der Digitalisierung oder Dekarbonisierung vorantreiben. Nachdem alle eingereichten Businesspläne begutachtet wurden, erhält jedes Gründungsteam ein individuelles Feedback in Form eines schriftlichen Gutachtens. Die besten zwanzig Teams werden dann zum großen Finale nach Dortmund eingeladen, um vor Vertreter*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kapital zu pitchen. Der TOP 10 winken Preise im Gesamtwert von 94.000€:

1. Preis: 40.000€

2. Preis: 20.000€

3. Preis: 10.000€

Die Plätze 4 bis 10 erhalten einen Sachpreis im Wert von je 2.000€. Darüber hinaus vergibt der start2grow-Partner TechnologieZentrumDortmund einen Sonderpreis in Höhe von 10.000€, der zur Finanzierung von Mieten und Dienstleistungen am Standort Dortmund eingelöst werden kann. Weitere Infos zu den Preisgeldern und Teilnahmebedingungen finden Gründungsinteressierte, Gründer*innen und Start-ups auf www.start2grow.de.

Digital Travel Market 2024

Mehr als 300 Start-ups bieten in der DACH-Region innovative Lösungen für die Reisebranche an. Wir zeigen, welche Trends sie bedienen, welche Herausforderungen sie meistern und stellen erfolgreiche Travel-Start-ups vor.

Die digitalen Kanäle verzeichnen in der deutschen Tourismusbranche weiterhin einen starken Aufwärtstrend: Laut der Reiseanalyse 2024 von FUR wurden im Vorjahr bei Reisen mit mindestens einer Übernachtung 63 Prozent ausschließlich digital gebucht. Weitere acht Prozent nutzten sowohl analoge als auch digitale Kanäle für ihre Urlaubsreservierung.

Gerade jüngere Reisende bevorzugen FUR zufolge im Vergleich zu älteren vermehrt digitale Buchungen. Aber auch bei den 50- bis 69-Jährigen überwiegt die Anzahl der digitalen Buchungen verglichen mit analogen Kanälen. Dies unterstreicht den stetig wachsenden Stellenwert der digitalen Kanäle auch bei älteren Reisenden.

Dabei ist der Nachholbedarf in Bezug auf touristische Leistungen nach der Corona-Pandemie groß. Aktuelle Studien und Umfragen zeigen, dass die Menschen wieder reisen wollen und sich die Nachfrage im Tourismus langfristig als vielversprechend in puncto Stabilität gestaltet. Eine Perspektive, die jungen Gründer*innen sehr zugutekommt.

Start-ups sind ein wichtiger Treiber für die Tourismusbranche in der DACH-Region. Der Markt wächst jährlich um 3,5 Prozent und erreicht laut Statista bis 2025 ein Volumen von 470 Mrd. Euro. In der Branche gibt es bereits über 300 Start-ups, die innovative Lösungen für die Reisebranche bieten. Die meisten jungen Unternehmen beschäftigen sich dabei mit der Digitalisierung von Buchungsprozessen, dem Angebot personalisierter Reiseerlebnisse und der Vereinfachung von Zahlungen.

In der Branche gilt: Internet goes Innovation

Ein wichtiges Forum für junge Gründer*innen stellt der Verband Internet Reisevertrieb e.V. (VIR) dar, der Interessenverband der digitalen Touristik. Der Verband steht für das Thema Digital und Technologie, für Internet goes Innovation. Ein Key-Segment im VIR bildet das zukunftsorientierte Arbeiten mit Start-ups, um weitere Innovationen auf den Markt zu bringen. In einem eigenen Cluster fördert der VIR den Austausch von jungen Digitalunternehmer*innen. Ob mit regelmäßigen Start-up Nights, einer jährlichen Start-up Week und vor allem besonderen Konditionen für Start-ups unterstützt der VIR gezielt innovative Ideen für die Tourismusbranche und bietet hierfür mit renommierten Networking-Events eine wertvolle Plattform für interessierte Gründer*innen.

„Start-ups spielen im touristischen Ökosystem eine enorm wichtige und nicht zu vernachlässigende Rolle, da sie den Innovationspool der Branche darstellen und diesen auf eine agile, zukunftsorientierte Art und Weise voranbringen“, untermauert VIR-Vorstand Michael Buller das starke Engagement des Verbands speziell für Start-ups. „Wir unterstützen sie gezielt im Prozess ihrer Gründung bis hin zur Etablierung am Markt und sind stolz darauf, mit unseren Initiativen bereits eine Vielzahl von Erfolgsstorys mitgeschrieben zu haben.

Juvigo

Hierzu zählt der Feriencamp-Spezialist Juvigo, der 2017 als Sieger aus dem Nachwuchswettbewerb Sprungbrett des VIR hervorging und mittlerweile Deutschlands größte Auswahl für betreute Feriencamps im In- und Ausland bereithält. „Wir haben nach unserem Sieg ein großes Preispaket mit verschiedenen Sachwerten und Leistungen erhalten, was uns unmittelbar nach der Gründung einen immensen Push beschieden hat“, erinnert sich Juvigo-Chef Björn Viergutz. Noch dazu profitierte Juvigo von der Fülle an Kontakten, Tipps und Hinweisen aus dem VIR-Umfeld. „Das war wertvoller als jede Unternehmensberatung“, bekräftigt er.

Mittlerweile ist der Spezialist für Feriencamps, Jugend- und Sprachreisen europaweit aktiv und generierte 2023 einen Reiseumsatz von insgesamt 11,5 Mio. Euro, eine Steigerung von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wesentliche Treiber dieses Wachstums waren die Internationalisierung und der neu etablierte Geschäftsbereich der eigenveranstalteten Sprachreisen. Das Juvigo-Team selbst steuert alle internationalen Plattformen zentral aus dem Berliner Büro und zählt knapp 50 Personen aus zehn Nationen.

„Die Corona-Krise hat die Reisebranche tiefgreifend verändert und sowohl herausfordernde Prüfungen als auch bedeutende Chancen mit sich gebracht“, bilanziert Björn Viergutz die vergangenen Jahre. „Innovative und disruptive Geschäftsmodelle, die von einer neuen Gründergeneration vorangetrieben werden, haben nun vermehrt die Möglichkeit, sich zu bewähren. Diese jungen Unternehmerinnen und Unternehmer sind bereit, mit frischen Ideen und Technologien die Branche neu zu gestalten und auf die aktuellen sowie zukünftigen Bedürfnisse der Reisenden einzugehen. Von verstärkter Digitalisierung über nachhaltige Reisekonzepte bis hin zu personalisierten Erlebnissen – die Möglichkeiten sind endlos und zeigen, dass selbst in schwierigen Zeiten ein beachtliches Wachstum möglich ist, wenn man mit dem richtigen Ansatz und einer klaren Vision agiert.“

Wavelab: Ein Gründungszentrum schlägt Wellen

Das 2020 gegründete Wavelab hat seinen Fokus auf Cultural Entrepreneurship gesetzt und ist seitdem aus der Start-up-Landschaft nicht mehr wegzudenken. Wie das Münchner Lab Gründer*innen aus den Bereichen Music, Arts & Media mit Ressourcen, Rat und Tat zur Seite steht.

Dass die Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft stetig wächst, ist längst kein Geheimnis mehr. Mit einer jährlichen Bruttowertschöpfung von 103,7 Milliarden Euro gehört sie laut Monitoring­bericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2022 zu den umsatzstärksten Wirtschaftszweigen in Deutschland. Auch in puncto Gründungen ist sie nicht zu vernachlässigen: 2021 wurden laut Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes rund 8900 Unternehmen in diesem Sektor bundesweit gegründet, das sind 5,1 Prozent aller deutschen Gründungen.

Dennoch fehlt es bislang weitgehend an Gründungszentren, die sich auf dieses Gebiet spezialisiert haben. Das Wavelab in München hat sich zum Ziel gesetzt, genau diese Lücke zu schließen. Als Innovationslabor und Gründungszentrum der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) ist das Wavelab direkt an der Schnittstelle neuer Technologien mit Music, Arts & Media – also allem, was mit Musik, Kunst, Film und darstellenden Künsten zu tun hat – angesiedelt. Mit seinem vielfältigen Angebot fördert es das kreative und unternehmerische Potenzial der dazugehörigen Akteur*innen.

Das Cultural Entrepreneurship Lab

Seinen Ursprung hat das Wavelab im Masterstudiengang „Kultur- und Musikmanagement“, den es seit 2010 an der HMTM gibt. Dort arbeiten Studierende im Modul „Cultural Entrepreneurship Lab“ ein Jahr lang an ihrem eigenen kulturellen Geschäftsmodell. Mehrere dieser Ideen haben zu Gründungen wie etwa der TimeRide GmbH geführt, die mit ihren virtuellen Zeitreisen zu den Marktführer*innen im Bereich des digitalen Edutainments zählt. Diese Ausgründungen zeigten schnell, dass es bisher an speziellen Programmen oder Inkubatoren für Cultural Entrepreneurship mangelte. So kam Institutsleiter Prof. Maurice Lausberg die Idee zum Wavelab: eine Institution, die Start-ups aus der Kultur- und Kreativwirtschaft mit Ressourcen und Unterstützung zur Seite stehen soll, damit diese ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Gemeinsam mit Prof. Dr. Frizz Lauterbach, Jule Schröder und Antonia Wach stellte er 2020 das Wavelab auf die Beine, welches sich seitdem zu einem wichtigen Bestandteil der Münchner Gründungs- und Start-up-Welt entwickelt hat.

Branchen-Fokus als Schlüssel zum Erfolg

Mit seiner Fokussierung hebt sich das Wavelab von Angeboten anderer deutscher Hochschulen ab und konnte sich so in einer bisher unerschlossenen Nische etablieren. Antonia Wach, Verantwortliche für Incubator und Netzwerk des Wavelabs, betont: „In der Gründungsszene sind Start-ups aus der Kultur- und Kreativwirtschaft noch kein bekanntes Vertical, weshalb es ein zugeschnittenes Angebot braucht, um Awareness für diesen speziellen Markt zu schaffen und seine Attraktivität für Investor*innen und strategische Partner*innen aus dem Corporate-Bereich zu steigern.“ Seine Spezialisierung ermöglicht es dem Wavelab, Start-ups aus Music, Arts & Media mit passenden Vorbildern und auf sie zugeschnittener Gründungsberatung zu unterstützen. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die Anbindung an eine Kunsthochschule, das Münchner Kunstareal sowie an die sehr lebhafte Kultur- und Kunstszene der Stadt. Für die Start-ups ist dies ein optimales Testsetting. Gleichzeitig eröffnet das Wavelab den Angehörigen der Hochschule einen Zugang zu Entrepreneurship und innovativen Geschäftsmodellen in der Kultur- und Start-up-Welt.

Empowerment für Kultur-Start-ups

Was genau können Gründer*innen aus den Bereichen Music, Arts & Media, die auf der Suche nach Unterstützung und einem Netzwerk sind, vom Wavelab erwarten? Neben dem Idea Check, bei dem sie Feedback zu ihren Ideen erhalten, ist das Incubator-Programm das Herzstück des Labs. In einem sechsmonatigen Empowerment-Programm bekommen angehende Start-ups mit einer konkreten Geschäftsidee, einem Proto­typen und dem aktuellen Ziel „Markteintritt“ umfassende Unterstützung. Dazu gehören unter anderem drei intensive Präsenzwochen in München mit Teamcoaching, Pitchtraining und Networking. In den Remote-Phasen finden Einzel-Sparring-Sessions mit Expert*innen und regelmäßige digitale Workshops mit individuell zusammengestellten Fokusthemen statt. Der USP des Incubators liegt vor allem im Zugang zu einem großen Netzwerk aus Professor*innen und Mitarbeiter*innen der Hochschule und des Wavelabs, die eine besondere Expertise in der Kulturbranche mitbringen. Den Schwerpunkt legt der Incubator daher auf die Vernetzung der Gründer*innen, um so Zugang zu Branchenexpert*innen, potenziellen Investor*innen und Kund*innen zu ermöglichen. Bisher hat der Incubator viermal stattgefunden. Die nächste Runde beginnt im Herbst. Mehr Infos dazu am Ende des Beitrags.

Inspirieren, begeistern, Impact schaffen

Das Angebot richtet sich jedoch nicht nur an Start-ups, sondern an alle, die sich für innovative Ideen und Geschäftsmodelle in Music, Arts & Media interessieren, wie z.B. Studierende, Kultur- und Kreativschaffende, Unternehmer*innen oder Tech-Affine. Verschiedenen Vortragsreihen sowie Workshop- und Netzwerktage sollen sie inspirieren und für Cultural Entrepreneurship begeistern. So wird ein positiver Einfluss auf die Kultur- und Kreativwirtschaft geschaffen, um sie mit neuen Innovationen zukunftsfähiger zu machen. Doch welche Ideen, Innovationen und Unternehmen sind bisher überhaupt aus dem Wavelab-Incubator hervorgegangen?

aptone (Cyanite)

Das Start-up aptone aus dem zweiten Incubator-Batch zeigt, dass Gründer*innen nach ihrer Zeit beim Wavelab die verschiedensten Wege einschlagen können. Mithilfe von KI-Technologie werden bei aptone Samples automatisch kategorisiert und verschlagwortet, was den kreativen Workflow erheblich vereinfacht sowie die Verwaltung und Durchsuchung von Sound-Sammlungen für Musikschaffende revolutioniert. Trotz der innovativen Positionierung blieb der Markt für aptone zunächst überschaubar. Mithilfe des Wavelabs konnten die Gründer ersten Kontakt zu Markus Schwarzer, dem CEO von Cyanite, einem der weltweit führenden KI-Unternehmen zur Analyse und Empfehlung von Musik, herstellen. Da die aptone-Technologie ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten eröffnet, vertieften die beiden Unternehmen ihren Austausch und beschlossen schließlich, ihre Kompetenzen zu vereinen. Im Mai 2023 wurde aptone von Cyanite übernommen. Zwei der Gründer sind seitdem Teil des neuen Teams: Johannes Giani als Director of Information Technology und Bastian Werner als Senior Softwareentwickler.

LaundryHero: Wäsche-Start-up von 19-Jährigem erzielt Millionenbewertung

Mit 19 Jahren hat der Münchner Schüler Yannis Hofmann seinen Online-Wäsche-Service LaundryHero aufgebaut, der nun eine Millionenbewertung erreichte.

Er programmierte mit zwölf, erstellte Websites mit 14 und gründete mit 19 Jahren ein Unternehmen. Die Rede ist vom Münchner Schüler Yannis Hofmann. Mit seinem Online-Wasch-Service LaundryHero hat er ein “Uber für Wäsche”-Modell aufgebaut. Und erzielte damit bereits eine Millionenbewertung.

Gegründet wurde das Jungunternehmen im Januar dieses Jahres. LaundryHero will Menschen im stressigen Alltag die doch recht zeitintensive Tätigkeit des Wäschewaschens ersparen. Das Konzept basiert auf dem klassischen Click&Order-Prinzip: Kund*innen bestellen online – oder bald per App – den LaundryHero-Wäschedienst, der ihre Schmutzwäsche abholt, wäscht und wieder sauber und trocken zurückbringt.

Programmierer mit zwölf, Start-up-Gründer mit 19

Yannis geht in seiner Heimatstadt München zur Schule. Auf der Schulbank startete er auch mit der Gründung seines Start-ups. Die Idee dazu kam Yannis im Familienurlaub, als er für das Wäschewaschen eingeteilt wurde und sich nach einem mobilen Service dafür sehnte. Die Mittel zur Gründung von LaundryHero stemmte er mit Eigenmitteln. Im Alter von zwölf Jahren hatte er sich das Programmieren selbst beigebracht, erste Aufträge zur Website-Gestaltung bekam er im Alter von 14, damals für ein Entgelt von bis zu zehntausend Euro.

Als erster Investor kam vor Kurzem der international tätige Serial Entrepreneur, AI- und Blockchain-Experte Christopher Obereder an Bord. Obereder sei auf den Schüler zugekommen und habe ihm eine strategische Zusammenarbeit inklusive Kapitalanteil angeboten, heißt es. Die Höhe des Investments unterliegt einem Non-Disclosure-Agreement. Genaue Angaben der frischen Beteiligung gibt es somit keine. Yannis verrät allerdings, dass sich die Bewertung des Start-ups nach dem Investment auf eine Millionenhöhe erhöht haben soll.

E-Mail-Korrespondenz auf der Schulbank

Yannis selbst scheint im Geschäftsalltag ein Allrounder zu sein: CEO- und CTO-Tätigkeit vereint der 19-Jährige, währenddessen er sich auf das bevorstehende Abitur vorbereitet. Den Schulabschluss peilt er jedenfalls an – auch, wenn die Schulbank manchmal eher für Business-Emails als für Schulaufgaben herhalten muss.

Im Strategie-Team befindet sich neben Gründer nun auch Investor Obereder, der primär in puncto Marketing Inputs liefert. Außerdem sind um die 20 Boten beschäftigt, die zur Auslieferung und Abholung der Wäsche im Einsatz sind. Der Großteil sei auf Werkstudenten-Basis angestellt. Den Lieferanten bliebe eine Provision in Höhe von 75 Prozent von dem, was sie ausliefern, erklärt Yannis im Interview. Aktuell befände sich eine Social-Media-Marketer Stelle im Anflug.

Zwei Euro pro Kilo Wäsche

Stellt sich die Frage: Wie monetarisiert LaundryHero? Schließlich erfolgen die Abholung und Lieferung innerhalb von 24 Stunden kostenlos, wie die Website des Start-ups preisgibt. Erste Versuche tätigte man in der Finanzierung durch Monats- bzw. Jahresabos. Nach kurzer Testphase stieg man allerdings auf Bedarfsbestellungen um. Yannis zufolge würden Kund*innen nur zwei Euro pro Kilogramm Wäsche bezahlen.

Flyer selbst ausgeteilt

Bevor Obereder als Marketingstratege an Bord kam, übte Yannis auch CMO-Tätigkeiten aus, sprich: Er bastelte seine Flyer selbst und verteilte diese in der Münchner Innenstadt. Damit bekam der Founder anscheinend genügend Aufmerksamkeit. Das Modell wurde angenommen, der Wäsche-Service wurde gebucht. In Deutschland sei der Service bereits in vierzehn Städten verfügbar.

Start-up-Business vor guten Noten

“Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass meine Noten gut sind. Aber sie sind auch nicht ganz schlecht.” Abschließen will Yannis seine Schulzeit aber auf jeden Fall. Dann will sich der Münchner komplett auf sein Business konzentrieren. Das dafür notwendige Wirtschaftswissen bekommt er schon in seiner aktuellen Ausbildungsstätte vermittelt. Yannis besucht nämlich eine Fachoberschule mit Wirtschaftsfokus.

“Yannis Hofmann ist ein außergewöhnliches Talent. Seine Vision und sein Engagement sind beeindruckend, und ich bin überzeugt, dass LaundryHero die Art und Weise, wie wir unsere Wäsche erledigen, grundlegend verändern wird”, sagt Obereder zu seinem jüngsten Portfoliozuwachs.

LaundryHero achtet bei seinem Wäsche-Service dezidiert auf Qualität und Hygiene: So wird jede Bestellung getrennt voneinander gewaschen und nicht mit anderen Wäschen vermischt. In der Regel wird bei kalter Temperatur gesäubert und bei normaler Hitze getrocknet. Damit will man Schäden an Kleidungsstücken vermeiden und schonende Reinigung garantieren. Sonderwünsche, spezielle Wasch-, Temperatur- oder Trockenangaben können Kund*innen bei der Bestellung angeben.

Kooperiert wird mit “Wäschereiprofis”, wie das Start-up auf seiner Website preisgibt. Diese seien “darauf trainiert, hohe Reinigungsstandards einzuhalten”. Darüber hinaus nutzt LaundryHero ein Large Language Modell von OpenAI zur Prozessoptimierung – in erster Linie, um zur Wäsche-Abholung und -Lieferung den kürzesten Weg zu finden.

Zeit für Party bleibt

Obwohl der junge Founder die Schulbank drückt und sich in Abi-Vorbereitungen befindet, sieht es so aus, als würde ihm der Business- und Schulalltag genügend Zeit zum Feiern überlassen. Sowohl Lehrer*innen als auch Freunde sprechen dem jungen Gründer Mut zu: “Meine Freunde feiern das, was ich mache. Meine Lehrer nervt es zwar manchmal, dass ich E-Mails in der Schule schreibe, aber sie können es verstehen. Es ist ja schließlich meine Leidenschaft.”

Soweit investiert Yannis Hofmann “jede freie Minute, die ich noch Zeit habe, in LaundryHero.” Vorerst wolle man weiter in den B2C-Markt vordringen – und folglich über Ländergrenzen hinweg expandieren.

Gründer*in der Woche: 3EA - die Drone-as-a-Service-Pioniere

Benjamin Wiens und Marius Schröder, die Gründer der Third Element Aviation (3EA), bieten als erstes deutsches Unternehmen kommerzielle Drohnen-Logistikflüge an und setzen damit auch in der EU Maßstäbe.

Im Herzen Nordrhein-Westfalens, in Bielefeld, ist ein Start-up beheimatet, das sich anschickt, die Grenzen dessen, was in der europäischen Drohnen-Luftfahrtlogistik möglich ist, zu definieren. Third Element Aviation (3EA) hat es sich zur Aufgabe gemacht, mittels hochentwickelter Drohnentechnologie logistische Prozesse fliegen zu lassen, und hat dies vor wenigen Monaten mit dem ersten kommerziellen Logistik-Drohnenflug in Deutschland eindrucksvoll gezeigt. Der Weg dorthin war alles andere als einfach. Die Europäische Union, die für ihre strenge Regulierung bekannt ist, stellt Start-ups wie 3EA vor beträchtliche Herausforderungen.

Vision trifft auf bürokratische Hürden

Als der Drohnenhersteller, bei dem Benjamin Wiens und Marius Schröder, die Gründer von 3EA, beschäftigt waren, 2016 seine Pforten schloss, entschieden sie sich gegen den sicheren Hafen einer neuen Anstellung und für das ungewisse Meer der Selbständigkeit. Mit einem dänischen Partner und einigen früheren Kollegen gründeten sie ihr eigenes Start-up. Ihre Vision: eine Drohnen-Airline, die Materialien schneller, effizienter und umweltfreundlicher transportieren kann als jeder LkW.

Doch die Vision stieß schnell auf die Realitäten des europäischen Rechtssystems. Die Unionsgesetzgebung zu Drohnen ist ein Labyrinth aus nationalen und supranationalen Vorschriften, das ständig in Bewegung ist. Die Sicherheitsanforderungen sind hoch und die bürokratischen Wege lang. Aber es ist ein ganz klares Entgegenkommen zwischen Politik und Wirtschaft erkennbar, das Potenzial für Drohnen in Europa weiter zu heben und nicht mit Gesetzen zu verbauen. Das unterstreicht auch Marius Schröder: „Wir sehen deutlich mehr Rechtssicherheit und Klarheit. Und wir sehen – was noch viel wichtiger ist – einen Weg hin zum sicheren Betrieb von Drohnen, auch wenn keine Piloten direkt danebenstehen. Unsere Kunden nehmen diese Veränderung wahr, und es werden wieder viel mehr Projekte angefragt.“ 3EA kennt das Spielfeld der Drohnen-Verordnungen genau, man konzentriert sich aber auf den eigenen technologischen Fortschritt auf dem sich immer weiter regulierten Markt.

Regulierungsschlacht mit Perspektiven

Drohnen operieren in einer rechtlichen Unsicherheit zwischen unbemannter Luftfahrt und ziviler Nutzung. Die Gesetzgebung muss sowohl die Sicherheit der Bevölkerung garantieren als auch einen fairen Wettbewerb ermöglichen. „Jedes Land in der EU hat seine eigenen Regeln, was eine EU-weite Expansion zu einem bürokratischen Albtraum macht“, sagt Benjamin Wiens. 3EA musste nicht nur mit den deutschen Behörden verhandeln, sondern auch die unterschiedlichen Anforderungen anderer EU-Staaten berücksichtigen. „Wir stehen ganz am Anfang einer Erschließung eines gesamten Sektors, da ist es doch ganz normal, dass Spielraum vorhanden ist. Das macht es auch so spannend und bietet eher Chancen“, sagt Benjamin Wiens.

Die logistische Revolution

Derweil schreibt 3EA Geschichte mit dem ersten kommerziellen Drohnenflug über dem Industriegebiet von Lüdenscheid. Hochtechnologische Drohnen transportieren Werkzeuge und andere Güter über eine der verkehrsreichsten Regionen Deutschlands, ohne in Staus zu geraten. Seit dem 21. Februar dieses Jahres gibt es einen dauerhaften Linienflug von ferngesteuerten Drohnen aus einer Art Kommunikationszentrale heraus, in der Drohnenpilot*innen mehrere Drohnen gleichzeitig überwachen – alles in Zusammenarbeit mit der Koerschulte Group. Damit sind sie das erste deutsche Unternehmen, das kommerzielle Logistikflüge, kurz – Drone-as-a-Service – anbietet. Das Potenzial ist riesig, denn in der Luft wird nicht nur Zeit gespart, sondern auch die Umwelt­belastung des städtischen Verkehrs erheblich reduziert.

„Wir haben lange an der Zuverlässigkeit unserer Fluggeräte gearbeitet und können jetzt eine sichere Überquerung urbaner Gebiete garantieren“, erklärt Benjamin Wiens. Die Drohnen von 3EA sind mit modernsten Navigations- und Sicherheitssystemen ausgestattet, die es ihnen erlauben, selbständig Hindernissen auszuweichen und bei technischen Problemen sicher zu landen.

Potenzial und Risiken

Analyst*innen prognostizieren ein starkes Wachstum des EU-Markts für Drohnenlogistik, besonders angesichts der zunehmenden Urbanisierung und der Suche nach nachhaltigen Transportlösungen. Wenn alle an einem Strang ziehen – dazu gehören Politik, Wirtschaft und Gesellschaft –, kann in der Luft wirklich ein Schloss entstehen; die Weichen sind gestellt. „Jedes neue Gesetz, jede Änderung in der EU-Drohnenpolitik kann uns natürlich ein Stück zurückwerfen. Aber die Vergangenheit und die Entwicklung der Gesetzgebung haben gezeigt, dass alle Seiten den Luftraum als logistische Zukunft sehen“, sagt Benjamin Wiens.

Das Vertrauen in die Flugsicherheit von Drohnen ist da. Dass es auch so bleibt, dafür sind alle Beteiligten mitverantwortlich. Drohnen sind komplexe Systeme, deren Betrieb von präziser Softwaresteuerung und fehlerfreien mechanischen Komponenten abhängt. „Sicherheit steht für uns immer an erster Stelle. Gesetzgebungen und starke Regulierungen sind enorm wichtig, weil wir als gesamte Branche das Vertrauen in eine neue Logistik aus der Luft gewinnen und vor allem langfristig halten müssen, um nachhaltig Erfolg zu haben“, sagt Benjamin Wiens.

Die Zukunft ist in der Luft zu Hause

Während klassische Use Cases im B2B-Bereich wie Dach­in­spektionen oder Filmaufnahmen bereits gut funktionieren, schaffen neue Technologien und neue regulatorische Möglichkeiten die künftige Basis für weitere Geschäftsfelder. Bereits 2025 soll jede dritte Drohne im B2B-Bereich eingesetzt werden. Vor allem der Logistikmarkt wächst. Allied Market Research geht von einem jährlichen Wachstum von über 20 Prozent bis 2030 aus. „Wir stehen erst am Anfang dessen, was mit Drohnen möglich ist“, sagt Benjamin Wiens. Die nächste Stufe könnte die Integration von KI-Systemen sein, die nicht nur die Naviga­tion, sondern auch die logistischen Entscheidungen autonom treffen können. Dadurch könnte die Effizienz weiter gesteigert und die menschliche Fehlerquote minimiert werden.

3EA steht an der Spitze einer technologischen Revolution, welche die Art und Weise, wie wir über Transport und Logistik denken, verändern könnte. Die Kombination aus innova­tiver Technologie und einer proaktiven Herangehensweise an die europäische Regulierungslandschaft macht das Unternehmen zu einem spannenden, wenn auch unsicheren Spieler auf dem Feld der modernen Luftfahrtlogistik.

Der Erfolg oder das Scheitern von 3EA wird nicht nur die eigene Zukunft bestimmen, sondern auch die Richtung, in die sich die Drohnenlogistik in Europa und darüber hinaus entwickeln wird. Benjamin Wiens und Marius Schröder sind als erste mit Drohnen kommerziell in der Luft und zeigen eindrucksvoll, dass sie alles andere als eine Luftnummer bieten. Aber ist das Pilotprojekt aus Lüdenscheid in ganz Deutschland oder sogar im gesamten europäischen Luftraum kopierbar? Ja, es ist möglich, denn die Industrie schaut für zukünftige Logistik­lösungen nach vorne und vor allem nach oben.

Der digitale Produktpass: fünf Erfolgsfaktoren für Unternehmen

Die verpflichtende Vorgabe für digitale Produktpässe (DPPs) lässt nicht mehr lange auf sich warten. Jetzt gilt es, proaktiv eine Datenstrategie zu entwerfen, um die die nahtlose Erfassung, Verwaltung und gemeinsame Nutzung von Daten zu erleichtern.

Erste Marken machen es vor: Ein Jeanshersteller wirbt mit dem Versprechen einer lebenslangen, kostenlosen Reparatur für jede verkaufte Jeans. Hierfür macht das Unternehmen den gesamten Herstellungs-, Transport- und Lagerprozess transparent: Woher stammt der Rohstoff, wer spinnt, webt und färbt den Stoff, woher kommen die Knöpfe und Nieten, wo wird gefertigt und verpackt, und wer liefert und lagert die fertigen Produkte. Ziel ist es, immer die passenden Teile für eine Reparatur zu haben und den Produktionsprozess nach ökologischen und sozialen Gesichtspunkten offen zu legen.

Ein anderer Anbieter experimentiert mit einer kreislauffähigen Modekollektion und hat den digitalen Produktpass in Form eines NFC-Tags in jedes Kleidungsstück eingenäht. Dieser Speicherchip soll alle wichtigen Informationen über Material, Produktion und den richtigen Rückgabekanal enthalten, so dass seine Bestandteile später genau identifiziert werden können.

Ob Lieferkette oder Produkthaftung: Es ist zeitlich absehbar, dass für Hersteller immer mehr Vorschriften über erweiterte Informationspflichten, längere Haftungszeiten und die Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit von Produkten entstehen.

Die Voraussetzung für die Nachverfolgbarkeit all dieser Daten ist ein zentrales Datenmanagementsystem. Dies aufzubauen, kostet Zeit. Firmen sollten jetzt damit anfangen.

Hintergrundinformationen zum DPP

Der digitale Produktpass (DPP) ist eine dieser Gesetzesinitiativen. Er wurde mit der neuen EU-Verordnung über Ökodesign für nachhaltige Produkte (ESPR)  eingeführt und dient als Instrument zur Verbesserung der Transparenz und Förderung der Kreislaufwirtschaft. Ihr Ziel besteht darin, Abfälle zu minimieren und die Ressourcen durch Förderung von Nachhaltigkeit und Wiederverwendung optimal zu nutzen. Diese Vorteile entstehen durch den Austausch umfassender Produktinformationen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Der DPP fördert die Reparatur und das Recycling von Produkten und zeigt die Umweltauswirkungen während des Lebenszyklus. Ein weiteres Ziel besteht darin, nachhaltige und wiederverwendbare Produkte als Standard auf dem EU-Markt zu etablieren.

Diese neue Methode der digitalen Aufzeichnung und des Austauschs von Produktinformationen in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeitsfaktoren erfordert ein Umdenken von international agierenden Unternehmen, die Produkte in der EU verkaufen. Künftig müssen sie digitale Produktpässe in ihren übergreifenden Rahmen für Umwelt, Soziales und Governance (ESG) integrieren.

Dabei sollten sie die folgenden fünf wichtigen Erkenntnisse für einen effektiven Umgang mit den Produktpässen berücksichtigen.

1. Um was es sich beim DPP handelt

Der digitale Produktpass dient als dynamisches digitales Dossier, das den gesamten Lebenszyklus eines Produkts – einschließlich Konzeption, Design, Herstellung und Vertrieb – erfasst und in Form eines „digitalen Zwillings“ zugänglich macht. Er fungiert als digitale Methode zur Aufzeichnung und Weitergabe umfassender Informationen über ein Produkt und seine Bestandteile. Das fördert die Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette.

Als Beitrag zur Kreislaufwirtschaft liefern DPPs entscheidende Details über die ökologische Nachhaltigkeit von Produkten. Sie versorgen Interessengruppen wie Regulierungsbehörden und Verbraucher mit Informationen über Reparatur, Recycling, Berichterstattung, Produktnutzung und -auswirkungen. Der digitale Produktpass erfordert eine eindeutige Produktkennung, Firmen können jedoch auch bestehende Technologien wie Barcodes, QR-Codes, RFID-Tags oder etwas Ähnliches verwenden.

Scannt ein Verbraucher beispielsweise einen QR-Code auf dem Etikett eines Smartphones, wird er sofort weitergeleitet und mit dem entsprechenden DPP verbunden. Dieser Pass enthält umfassende Informationen zu den Nachhaltigkeitsmerkmalen des Produkts (Beschaffung, Materialzusammensetzung, Herstellungsverfahren, Reparatur- und Demontagemöglichkeiten sowie Recycling-Richtlinien).

2. Worauf der DPP abzielt

Das DPP soll sowohl Verbrauchern als auch Unternehmen dabei helfen, beim Kauf von Produkten gut informierte Entscheidungen zu treffen. Außerdem soll er die Prozesse im Zusammenhang mit Reparaturen und Recycling rationalisieren und tiefere Einblicke in die Umweltauswirkungen während des gesamten Lebenszyklus eines Produkts ermöglichen.

Darüber hinaus soll der Produktpass die Behörden bei der Durchführung wirksamerer Prüfungen und Kontrollen unterstützen, indem er zuverlässige Informationen in Echtzeit liefert.

3. Wer sich für den DPP interessieren sollte

Für Unternehmen, die beispielsweise Textilien, Elektronik, Bauprodukte oder Batterien herstellen und diese in der EU verkaufen, spielt der DPP eine wichtige Rolle. Die für die ESPR vorgeschlagenen Regeln gelten für alle Produkte in der EU – unabhängig davon, wo sie hergestellt werden. Lediglich für einige wenige Branchen (etwa Lebensmittel, Futtermittel oder medizinische Produkte) gelten andere Vorschriften.

Der DPP soll für etwa 30 Kategorien gelten und voraussichtlich ab 2026 eingeführt werden, der Starttermin hängt von der endgültigen Genehmigung ab. Als erste betroffene Produktkategorie kommen dann Batterien an die Reihe, kurz danach werden auch Bekleidung und Unterhaltungselektronik den Vorschriften entsprechen müssen.

4. Was der DPP für Unternehmen bedeutet

Die Umsetzung des Produktpasses erfordert die Erfassung, Verwaltung und Weitergabe relevanter Informationen wie Produktdaten und Lieferkettendetails. Im Rahmen des DPP wurden verschiedene Anforderungen festgelegt, darunter Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Aufrüstbarkeit und Reparierbarkeit. Auch Stoffe, die sich auf die Kreislaufwirtschaft auswirken, spielen eine Rolle, ebenso wie Energie- und Ressourceneffizienz, Recycling und der Umweltfußabdruck. Die Art der erfassten Informationen hängt vom Produkt ab. So enthält der DPP für Unterhaltungselektronik ausführliche Informationen über Materialien, Reparaturen und Recyclingdaten, während der DPP für Verpackungen den Prozentsatz an recyceltem Material hervorhebt, aber keine Reparaturinformationen beinhaltet.

Zu den Hauptbestandteilen eines DPP zählt die Produktidentität und -historie: Eindeutige Identifikatoren ermöglichen es den Beteiligten, das Produkt bis zu seinem Ursprung zurückzuverfolgen. Diese Funktion hilft bei der Bekämpfung von Produktfälschungen. Auch die Transparenz der Lieferkette gilt als wichtiger Baustein: Die Echtzeitverfolgung dokumentiert die Reise durch die gesamte Lieferkette.

Diese Transparenz ermöglicht es, Ineffizienzen zu erkennen, Risiken zu verringern und die Einhaltung ethischer und ökologischer Standards zu gewährleisten. Last, but not least erfasst ein DPP auch noch den gesamten Lebenszyklus eines Produkts. Diese Fülle an Informationen ermöglicht es den Verantwortlichen, fundierte Entscheidungen zu treffen, Prozesse zu optimieren und die Produktqualität insgesamt zu verbessern.

5. Die Rolle von Stammdaten im DPP-Ökosystem

Hersteller und Zulieferer geben Produktdaten auf unterschiedliche Weise für DPPs frei. Viele Unternehmen, die digitale Produktpässe einführen wollen, stehen jedoch vor der Herausforderung, dass sie keinen Einblick in ihre Lieferketten haben. Für bessere Einblicke und mehr Rentabilität ist es für alle Organisationen in der Lieferkette unerlässlich, zusammenzuarbeiten und die erforderlichen Informationen effizient auszutauschen.

Hierbei kommt der Verwaltung von Stammdaten eine Schlüsselrolle zu, da die für die Nachhaltigkeit eines Produkts relevanten Informationen oft über verschiedene Geschäftssysteme verstreut sind. Um einen verlässlichen DPP-Rahmen zu schaffen, müssen der Chief Data Officer (CDO) und der Chief Sustainability Officer (CSO) in einem Unternehmen diese Daten an einem zentralen Speicherort sammeln und die Governance durch Deduplizierung, Datenqualitätskontrolle und Workflow-Automatisierung sicherstellen.

Um einen effektiven DPP zu erstellen, ist es wichtig, den Lebenszyklus eines Produkts vollständig zu verstehen. Firmen müssen dazu in der Lage sein, Informationen über die gesamte Lieferkette hinweg problemlos zu verfolgen. Dazu benötigen sie Systeme, die verschiedene Arten von Daten erfassen und organisieren können, etwa Nachhaltigkeitsdetails, Firmenstandort und Materialzusammensetzung.

Diese Systeme müssen auch mit den Änderungen der DPP-Standards Schritt halten. Um die Vorschriften einzuhalten, müssen Betriebe wichtige Daten sammeln und sie sicher an die richtigen Personen in der Lieferkette weitergeben. Der Schwerpunkt sollte dabei auf Initiativen zur Produktverbesserung und zur Minimierung der Umweltauswirkungen liegen.

Ein Produkt-Informationsmanagement-System (PIM) mit eingebetteter Datenverwaltung kann als Eckpfeiler im DPP-Ökosystem dienen. Es gewährleistet die Zuverlässigkeit standardisierter Informationen, denn nur diese ermöglichen es Unternehmen, ihren Kunden und Geschäftspartnern Details und tiefgehende Einblicke in Produktmaterialien zu vermitteln.

PIM-Systeme spielen auch eine entscheidende Rolle bei der nahtlosen Integration von DPPs in verschiedene Systeme innerhalb einer Lieferkette, indem sie die Interoperabilität mit den Enterprise Resource Planning, Product Lifecycle Management, Master Data Management (MDM) und anderen Plattformen verbessern. Dank dieser Flexibilität gelingt es Firmen, sich an veränderte Eigenschaften, Vorschriften und Marktanforderungen anzupassen und so Skalierbarkeit und Agilität zu gewährleisten.

Trotz der Fähigkeiten eines PIM-Systems unterstreichen die zahlreichen Datendomänen die Notwendigkeit einer Plattform, die Beziehungen und komplizierte Hierarchien verwalten kann. Eine Standard-PIM-Lösung deckt möglicherweise nicht alle DPP-Anforderungen ab, wenn es beispielsweise um die Speicherung von Lieferanteninformationen neben Produktdaten, Standorten und Materialinformationen geht. Es empfiehlt sich, den Ansatz mit einer Multidomain-MDM-Lösung zu kombinieren, die präzise Daten über alle Bereiche hinweg bereitstellt. Dies versetzt CDOs und CSOs in die Lage, alle Datenbeziehungen und komplexen Hierarchien zu verwalten, die für DPPs unerlässlich sind.

Was kommt als Nächstes?

Die Einbindung von DPPs in den primären ESG-Rahmen eines Unternehmens zählt mittlerweile zum Pflichtprogramm, da die verpflichtende Vorgabe für DPPs nicht mehr lange auf sich warten lässt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für Unternehmen, um proaktiv eine umfassende Datenstrategie zu entwerfen und Lösungen zu finden, die die nahtlose Erfassung, Verwaltung und gemeinsame Nutzung von Daten erleichtern. Dieser proaktive Ansatz ermöglicht es Firmen, den Entwicklungen der Vorschriften einen Schritt voraus sein.

Der Autor Levent Ergin ist Global Chief ESG Sustainability Strategist beim Datenmanagement-Spezialisten Informatica und arbeitet mit führenden Organisationen zusammen, ihre ESG-Berichterstattung zu beschleunigen und Nachhaltigkeitsentscheidungen zu unterstützen.

Gründer*in der Woche: bobbie - Social Media als Start-up-Retter

Wie das Aachener Start-up bobbie der Gründer Alex Gran und Tim Kuhlmann mit einem LinkedIn-Post die Insolvenz in letzter Minute abgewendet hat.

Dass es um den Risikokapitalmarkt aktuell nicht rosig bestellt ist und Start-ups, die auf Seed- oder Wachstumskapital angewiesen sind, vor großen, teils existenzbedrohenden Herausforderungen stehen, ist nicht neu. Doch auch gestandene und erfolgreiche Start-ups mit sehr guter Auftragslage und großem Kund*innenstamm können oft schneller unter die Räder des zurückhaltenden Finanzmarkts kommen als gedacht. Das zeigt das Beispiel von bobbie, das seine Insolvenz in diesem Frühjahr in letzter Minute abwenden konnte.

Um die Achterbahnfahrt des Aachener Scale-ups Revue passieren zu lassen und daraus zu lernen, sprachen wir mit boobie-Mitgründer Alexander Gran und Dr. Christian Klusmann, Head of Startup Coaching und Consulting im digitalHUB Aachen.

Vom Baustoffhandel-Disruptor …

Seit seiner Gründung im Jahr 2017 verfolgt bobbie die Vision, den Baustoffhandel zu digitalisieren. Durch eine Kombination aus Plattform- und SaaS-Geschäftsmodell verfolgt das Unternehmen einen disruptiven Ansatz und vereint die klassischen Baustoffhandelsleistungen mit allen Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet. Dazu hat bobbie eine Baustoff-Datenbank mit allen relevanten Informationen an den Start gebracht, um Baustoffe schnell auffindbar, vergleichbar und digital verkäuflich zu machen. Das System automatisiert Schritt für Schritt die Transaktionsschritte von der Kund*innenanfrage bis zur Lieferung an die Baustelle. Mittlerweile ist bobbie einer der führenden digitalen Baustoffhändler in Deutschland und beschäftigt über 40 Mitarbeitende remote und an den Standorten in Aachen und München. Soweit die Erfolgsstory von bobbie, das zugleich eine der Vorzeigegründungen aus dem Aachener Start-up-Ökosystem ist.

… an den Abgrund der Insolvenz

Was dann geschah, mutet wie ein hochemotionaler Krimi an. Trotz aller positiven Entwicklungen und Prognosen drohte plötzlich die Insolvenz und damit das Aus für die Gründer Alex­ander Gran, Tim Kuhlmann und ihr bobbie-Team. Was war geschehen? Seit Mitte 2023 sei klar gewesen, dass Ende Februar 2024 das Geld ausgehen würde, berichtet Alexander Gran. „Bis zum Break Even fehlte uns eine Million, und wir wollten drei Millionen einsammeln, um weiter zu expandieren. Unsere Bestandsinvestoren konnten oder wollten kein Geld nachschieben, viele Strategen aus der Branche hatten selbst ein Cashflow-Problem und andere großen Brancheninvestoren kamen von vornherein nicht in Frage, weil unser Geschäftsmodell davon lebt, dass wir ein neutraler Spieler sind“, erklärt er. Bis zum letzten Moment hatten die Gründer einen vielversprechenden Investorenkontakt. Doch der Investor sagte kurzfristig ab – alle Hoffnung und Zuversicht zerplatzen.

So gingen die Gründer am Freitag, dem 1. März 2024, zum Aachener und Münchener Landgericht, um den Insolvenzantrag einzureichen. „Hätten wir 2019 Insolvenz anmelden müssen, weil wir gegen den Handel nicht angekommen wären, wäre das zwar sehr ärgerlich, aber okay gewesen. Doch 2024 waren die größten Risiken längst beseitigt und die wichtigsten Herausforderungen gemeistert. Das hat es umso schwerer gemacht“, sagt Alexander Gran, und ergänzt: „Der Weg zum Landgericht zum Insolvenzanmelden ist wohl der schwerste Schritt, den ein Gründer gehen kann, es war ein harter und tränenreicher Schlag für uns alle. Aber wenn man sowieso vor dem Aus steht, kann man auch gleich ganz die Hosen runterlassen“, findet er.

Ein LinkedIn-Post sorgt für den Wendepunkt

Also machte er kurzerhand ein Selfie mit dem Insolvenzantrag in der Hand und postete es mit einem aufgewühlten, erklärenden Text auf LinkedIn, verbunden mit dem Aufruf: „Falls jemand jemanden kennt, der die Euros investieren will, wäre jetzt ein verdammt guter Zeitpunkt.“ Was dann folgte, hatte er so niemals angenommen. Der Post ging viral. Über eine Millionen Aufrufe, 500 Kommentare, mehr als 200 Mal wurde der Beitrag geteilt, gleichzeitig meldeten sich zirka 400 Personen über LinkedIn, E-Mail, Telefon und WhatsApp.

Bis tief in die Nacht nahmen die Geschäftsführer Anrufe und Kontaktaufnahmen entgegen und pitchten in folgenden zwei Wochen öfter als in den letzten sechs Monaten zuvor. „Ihr habt meine kühnsten Erwartungen übertroffen. In einem Moment völliger Verzweiflung gab es nicht nur Unmengen an warmen Worten, sondern auch etliche sehr konkrete Hilfsangebote“, schrieb Alexander Gran auf LinkedIn.

Zahlreiche Angebote trafen ein, bereits zwei Tage nach dem Post war das erste konkrete Millionenangebot da. Gran und Kuhlmann konnten letztlich aus zwei Handvoll Angeboten auswählen. Man habe sich dann, wie Gran es formuliert, für einen sehr solventen, agilen Investor entschieden, der kommerziell und menschlich das beste Angebot machte, als Marktbegleiter aber anonym bleiben wolle. „Dennoch können wir allen Geschäftspartner*innen persönlich versprechen, dass unsere Neutralität absolut gewährleistet bleibt – Interessenkonflikte sind ausgeschlossen“, versichert er. Das Geld floss schnell, und so konnten die Gründer bereits am 12. März – also keine zwei Wochen nach dem Gang zu den Landgerichten – die Insolvenzanträge zurückziehen.

Und was blieb übrig? Happy End oder doch ein riesiger Scherbenhaufen? „Zum Glück kein riesiger Scherbenhaufen. Es war wunderbar zu sehen, dass es weit weniger schlimm war als befürchtet. Wir haben tatsächlich keines unserer Projekte verloren. Offensichtlich haben wir so viel Vertrauen aufgebaut, dass wir mit ganz vielen Kunden und Lieferanten ‚einfach weitermachen‘ konnten, fast so, als ob nichts passiert wäre. Am Ende ist B2B halt doch ein People Business. Wir sind unfassbar dankbar für das Vertrauen und die Treue unserer Kunden und Partner“, fasst es Gran zusammen.

Virales Wunder oder die Power des Aachener Start-up-Ökosystems

Wie lässt sich nun erklären, dass die Gründer monatelang keinen Investor finden konnten und erst Insolvenz anmelden mussten, bevor ein Social-Media-Post eine solche Wirkmacht entfaltete? „Ich denke, da spielen mehrere Faktoren eine Rolle“, sagt Dr. Christian Klusmann, der seitens des Startup- und Digitalisierungszentrums digitalHUB Aachen die Rettungs­aktion engmaschig begleitet und unterstützt hat. „Zunächst kämpfen die meisten Gründerinnen und Gründer bis zuletzt und vermeiden es – verständlicherweise – frühzeitig das Wort Insolvenz explizit in den Mund zu nehmen, obwohl Begriffe wie ‚Runway‘ nichts anderes aussagen. Grundsätzlich ist auch immer abzuwägen, wen man wie früh über Liquiditätseng­pässe oder das drohende Aus informiert und aus dem Netzwerk involviert. Hätten einige Personen im Netzwerk früher Bescheid gewusst, hätten sich vielleicht auch noch andere Lösungen ergeben, ohne dass der LinkedIn-Post überhaupt notwendig geworden wäre.“

Weiter führt er aus: „Umgekehrt war das Timing für den Post selbst in dieser Form genau richtig. Ich bezweifle, dass die Wirkung genauso stark gewesen wäre und die Lösung in dieser Geschwindigkeit und Qualität gefunden worden wäre, wenn bobbie die drohende Insolvenz früher öffentlich gemacht hätte. Durch den LinkedIn-Post wurde einfach das ganze Start-up-Ökosystem, das in Aachen unter anderem durch den digitalHUB Aachen, die Gründungszentren der RWTH und FH Aachen sowie das Aachener Business-Angel-Netzwerk ziemlich stark aufgestellt und sehr gut vernetzt ist, gleichzeitig aktiviert. Entsprechend schnell zog die Nachricht immer größere Kreise. Dar­auf folgten knapp drei intensive Arbeits­wochen für uns alle, an deren Ende ein hervorragender Investor mit an Bord geholt und so die Insolvenz zurückgenommen werden konnte. Im Ergebnis ist bobbie nun meiner Ansicht nach sogar bedeutend besser aufgestellt als zuvor. Technologisch war bobbie schon immer dem Markt voraus. Jetzt ist auch die Finanzierung nachhaltig gesichert, sodass sich der Wettbewerb, der bobbie nachweislich auf alle erdenkliche Weise aus dem Markt drängen wollte, endgültig warm anziehen muss.“

Bobbie-CEO Alexander Grans abschließender Tipp: „Es lohnt sich immer – auch wenn du denkst, dass es deinem Start-up gut geht –, sich mit dem Thema Insolvenz und allem, was juristisch dazugehört, zu beschäftigen. Das hätte uns einiges an Zeit und vor allem Nerven erspart.“

Liquidität sichern in herausfordernden Zeiten

„Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist angespannt, und dies spiegelt sich auch im Inkassobereich wider“, sagt Karin Löbl, Geschäftsführerin der Culpa Inkasso GmbH. Im Interview spricht sie über die wachsenden Herausforderungen für Unternehmen, insbesondere für Start-ups, und gibt wertvolle Tipps, wie Unternehmer ihre Liquidität sichern können. Außerdem teilt sie ihre Einschätzung zur Zukunft der Branche und den Einfluss moderner Zahlungstrends auf das Inkasso-Geschäft.

Frau Löbl, wie beurteilen Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland?

Da es politisch und wirtschaftlich in Deutschland gerade nicht so einfach ist, sind auch die wirtschaftlichen Zukunftsaussichten ungewiss. Im Inkasso erleben wir als direkte Folge dessen eine tagtägliche Zunahme des Nichtbezahlens von Rechnungen. Gerade auch Unternehmen im Mittelstand geraten nach unserer Beobachtung immer mehr in Schwierigkeiten.

Wie können Unternehmer damit am besten umgehen?

Das Wichtigste in einer solchen Situation ist es, die eigene Liquidität im Blick zu behalten. Am besten ansetzen kann man dabei meistens im Forderungsmanagement. Wer proaktiv mit Außenständen umgeht und konsequent mahnt, gewinnt. Bleibt die Zahlung dennoch aus, ist der effizienteste Weg zur Forderung in der Regel das Inkasso, das sich um alle notwendigen rechtlichen Schritte kümmert. Damit lässt sich häufig eine gerichtliche Auseinandersetzung vermeiden, weil die Schuldner sensibel auf Inkassoschreiben reagieren und dann zahlen.

Gibt es spezielle Tipps für Start-ups in dieser Situation?

Wer noch nicht so lange dabei ist, hat in der Regel auch viel weniger Kapital. Deshalb kann gerade in den Anfängen eines Unternehmens der Forderungsausfall besonders gefährlich sein. Schließlich hat ein kleines Unternehmen kaum Rücklagen und der Großteil des Kapitals steckt oft in Investitionen. So sind die Margen geringer und eine nicht bezahlte Rechnung wirkt sich deutlicher auf die Liquidität des Unternehmens aus. Deshalb sollten besonders neu gegründete Unternehmen und Startups das Forderungsmanagement proaktiv einrichten, sodass sie konsequent vorgehen können, ohne das Ganze zu ignorieren, bis sie in Schwierigkeiten geraten.

Sie werben als Inkassounternehmen auch mit einem präventiven Forderungsmanagement, das ein Inkassoverfahren vermeiden soll. Greifen Sie Ihr eigenes Geschäftsmodell an?

Das Ziel des Forderungsmanagement sollte es immer sein, das Inkasso gar nicht zu brauchen. Wer vorher schon effektiv und konsequent mahnt, muss nur die Härtefälle an das Inkasso übergeben. Dabei unterstützen wir unsere Kunden mit kaufmännischen Mahnservices bei denen wir die Mahnungen automatisch und White-Label im Namen des Kunden versenden. Mit Bonitätsauskünften bei Vertragsschluss setzen wir sogar noch früher an und versuchen den Abschluss mit nicht zahlungsfähigen Kunden zu verhindern. Unser eigenes Geschäftsmodell greifen wir damit aber nicht direkt an. Inkasso ist für den Härtefall da, den es immer geben wird. Im Interesse unserer Kunden ist darüber hinaus aber eine effektive Gesamtlösung für das Forderungsmanagement. Die bieten wir damit an.

Nun hat die Inkasso-Branche bei vielen Menschen einen schlechten Ruf. Was sagen Sie dazu?

Inkassounternehmen sind in der Bevölkerung oft als Geldeintreiber bekannt und deshalb liegt die Kritik in der Natur der Sache. Besonders Privatkunden fühlen sich beim Erhalt eines Inkasso-Schreibens schnell angegriffen und reagieren dementsprechend emotional. Hat ein Ehemann beispielsweise etwas auf einem Datingportal gebucht, die Rechnung allerdings nicht bezahlt, taucht plötzlich zuhause eine Zahlungsaufforderung vom Inkassounternehmen auf und die Ehefrau bekommt es mit. Derartige Situationen hinterlassen einen bitteren Geschmack.

Wie sehen Sie die Zukunft der Branche? Welche Entwicklungen können wir erwarten?

Die jüngeren Generationen sind den Schulden gegenüber viel offener, als Menschen es noch vor zwanzig Jahren waren. Trends wie „Buy Now, Pay Later“ und die entsprechende Entwicklung der Zahlungsmethoden sorgen dafür, dass schnell Geld ausgegeben wird, das man vielleicht noch gar nicht hat. Solche Fälle landen schnell beim Inkasso, sodass die Nachfrage in unserer Branche zunehmend steigt. Auch zwischen Geschäftskunden hat sich die Zahlungsmoral in den letzten Jahrzehnten teilweise durchaus verschlechtert. Es gibt leider auch immer wieder Geschäftskunden, die Rechnungen prinzipiell nicht oder viel zu spät zahlen. Da wünscht man sich auch einen Einstellungswandel, der sich an der Grundidee des ehrbaren Kaufmanns orientiert.

Vielen Dank für das Interview, Frau Löbl.

50 Mio. Euro für Quantencomputer-Start-up planqc

Das 2022 in Garching bei München gegründete Start-up planqc ist dabei, einen hochmodernen Quantencomputer „Made in Germany" zu entwickeln, der auf jahrzehntelanger Pionierforschung des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik aufbaut.

Planqc wurde im April 2022 von Alexander Glätzle, Sebastian Blatt, Johannes Zeiher, Lukas Reichsöllner zusammen mit Ann-Kristin Achleitner und Markus Wagner und den wissenschaftlichen Beratern Immanuel Bloch und Ignacio Cirac gegründet und hat seinen Sitz in Garching bei München. Das Start-up ist europäischer Marktführer im Bereich des digitalen Quantencomputing mit neutralen Atomen. Die Investition wird von dem europäischen Family Office CATRON Holding und dem DeepTech & Climate Fonds (DTCF) angeführt. Zusätzliche finanzielle Unterstützung kommt von Bayern Kapital, der Max-Planck-Stiftung, weiteren privaten Investoren, den Bestandsinvestoren UVC Partners, Speedinvest sowie von einem Zuschuss des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

Alexander Glätzle, CEO und Mitgründer von planqc, kommentiert: „Diese jüngste Investitionsrunde ist eine wichtige Bestätigung unserer Technologie als führende Plattform für Quantenanwendungen. Die umfangreiche Unterstützung ermöglicht es uns, unsere Quantencomputer 'Made in Germany' erfolgreich im Wettbewerb zu positionieren und einen aufstrebenden Markt mit einem Volumen von mehreren Milliarden Euro zu erschließen.“

Die Technologie von planqc, die auf der Forschung des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik (MPQ) basiert, zielt auf schnelle Fortschritte in der Entwicklung industrienaher Quantencomputer ab. Die neuen Finanzierungsmittel werden genutzt, um einen Quantencomputing-Cloud-Service aufzubauen und Quantensoftware für Anwendungen in Branchen wie Chemie, Pharma, Klima-Technologie, Automotive und Finance zu entwickeln. Bereits heute nutzt planqc Quanten-Maschinelles-Lernen, um an Klimasimulationen und effizienteren Batterien für Elektrofahrzeuge zu arbeiten.

Dr. Sebastian Blatt, CTO von planqc, zur Technologie des Quantencomputers: „Im Gegensatz zu den meisten anderen Unternehmen, einschließlich Big Tech, verwenden wir einzelne Atome – gefangen in Kristallen aus Licht – als Qubits. Dieser Ansatz ermöglicht eine schnelle Skalierung der Qubit-Anzahl und die Verbesserung ihrer Qualität, was Voraussetzung dafür ist, als erstes Unternehmen fehlerresistente Quantencomputer liefern zu können.“

Gegründet im Jahr 2022 von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik (MPQ) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), befindet sich planqc im Herzen des Münchner Quantum Valley (MQV). Kürzlich wurde das Unternehmen von der deutschen Bundesregierung beauftragt, einen Quantencomputer mit 1.000 Qubits am Leibniz-Rechenzentrum zu installieren. Darüber hinaus hat planqc eine europäische Ausschreibung zur Entwicklung eines Quantencomputers für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gewonnen.

Das MPQ hat in Zusammenarbeit mit planqc bereits die Skalierung der Anzahl der als Qubits genutzten neutralen Atome auf 1.200 demonstriert. Das Erreichen dieses branchenrelevanten Meilensteins in der Qubit-Anzahl ebnet den Weg für fehlertolerante – und somit praktisch nutzbare – Quantencomputer. In den nächsten Jahren wird eine weitere Skalierung auf 10.000 oder sogar 100.000 Qubits erwartet. Diese Systeme werden dann in der Lage sein, bisher unlösbare Probleme anzugehen.

Die Rechenleistung von Quantencomputern wird die Entdeckung neuer Materialien und Arzneimittel ermöglichen, Optimierungsprobleme in Bereichen wie der Klimaforschung, der Industrie und der Verkehrsplanung lösen und eine neue Ära der Kryptografie einläuten. Quanten-Maschinelles Lernen wird neue Anwendungen für Künstliche Intelligenz ermöglichen und der wissenschaftlichen Gemeinschaft ein völlig neues Verständnis der Welt bieten.

Benjamin Erhart, General Partner bei UVC Partners, schlussfolgert: „Der schnelle Fortschritt von planqc seit unserer ersten Investition beruht sowohl auf wissenschaftlicher Exzellenz als auch auf der Fähigkeit, erstklassige Talente anzuziehen. Im Einklang mit unserer Strategie, nachhaltige Marktführer aufzubauen, war es eine klare Entscheidung, unser Engagement bei planqc deutlich zu verstärken.“

Die E-Rechnung kommt - worauf Unternehmen jetzt schon achten sollten

Was bislang eine freiwillige Lösung war, um betriebliche Abläufe effizienter zu gestalten und Kosten zu senken, wird künftig für einige Unternehmen Pflicht: Die elektronische Rechnung wird für den B2B-Sektor 2025 flächendeckend eingeführt und zieht einige Änderungen nach sich. Dieser Artikel zeigt, welche Vorarbeiten für die Umstellung schon heute umgesetzt werden können, um den Übergang im kommenden Jahr stressfrei zu meistern.

Elektronische Rechnung als Grundlage für „Zusammenfassende Meldung“

Beim Schaffen von ERP-Lösungen, wie sie beispielsweise von Dontenwill geboten werden, stehen vor allem die Best Practices für Effizienz, Compliance, Qualitätssicherung und Dokumentenmanagement auf der Agenda. Letzteres hat insbesondere steuerliche Relevanz. So mussten bisher mit der sogenannten Zusammenfassenden Meldung alle Umsätze von Unternehmen, die Dreiecksgeschäfte und innergemeinschaftliche Lieferungen durchführen, an das Bundeszentralamt für Steuern übermittelt werden. Dies soll in Zukunft auf digitalem Wege erfolgen, wie es die von der EU-Kommission ins Leben gerufene ViDA-Initiative vorsieht. Um mit den Syntaxen der EU zu korrespondieren, soll dafür auf ein elektronisches Rechnungsformat zurückgegriffen werden. Während die E-Rechnung für Unternehmen des B2C-Bereichs ein freiwilliges Instrument bleibt, das zur Imagepflege gegenüber dem Kunden genutzt werden kann, müssen sich B2B-Unternehmen, bei denen Leistungsempfänger und Unternehmer im Inland ansässig sind, früher oder später mit Details der E-Rechnung wie den möglichen Ausnahmen befassen.

Erfüllung spezifischer Formatanforderungen

Um die verpflichtende E-Rechnung spätestens 2025 in die Praxis umsetzen zu können, müssen die digitalen Rechnungen für die technische Integration ein spezifisches Format aufweisen.

Folgende Formate sind schon heute nutzbar und eignen sich für die in Aussicht gestellte Umstellung:

  • XRechnung (genutzt bei öffentlichen Auftraggebern)
  • ZUGFeRD (Hybrid-Format aus PDF- und XML-Datei)
  • Factur-X (französisches Rechnungsformat)
  • FatturaPA (italienisches Rechnungsformat)

Für Unternehmen, die unter die künftige Regelung fallen, ist es deshalb schon jetzt sinnvoll, Rechnungen elektronisch zu erstellen und sich dabei mit den genannten Formatvarianten auseinanderzusetzen.

Vorsicht bei hybriden Rechnungsformaten

Rechnungen, die sich einer hybriden Formatgrundlage bedienen, können zum Teil von Maschinen und zum Teil von Menschen gelesen werden. Stimmen beide Rechnungsangaben nicht miteinander überein, kann sich ein fehlerhafter Ausweis der Umsatzsteuer ergeben. Deshalb sind Unternehmen gut beraten, im Falle von Hybridlösungen vor 2025 auf ein anderes, integrierbares Format umzustellen.

Schaffen einer Zustellmöglichkeit für E-Rechnungen

Zwar regelt das Gesetz, wer zur Ausstellung einer elektronischen Rechnung verpflichtet ist, nicht aber den Weg der digitalen Übermittlung. Unternehmen, die bislang ausschließlich auf die analoge Faktura setzten, benötigen deshalb einen E-Mail-Account. Während ein solcher in größeren Unternehmen längst existiert, kann es sein, dass sich Vermieter, die per Option nach § 9 UStG an Unternehmer Objekte vermieten, zunächst einen E-Mail-Zugang einrichten müssen. Auch dies kann zwischenzeitlich umgesetzt werden.

Zweifelsfreie Identität des Absenders - Sicherheit für den Rechnungsempfänger

Die Person, die zum Empfang der E-Rechnung berechtigt ist, muss den Rechnungsaussteller einhundertprozentig identifizieren können. Um digitale Rechnungen vor Manipulation zu bewahren, ist es hilfreich, die Integrität des E-Billings mithilfe von Signatur-Tools zu sichern.

Fazit

Ein erster Schritt der vorbereitenden Maßnahmen ist es, zu überprüfen, inwiefern das eigene Unternehmen von der gesetzlichen Regelung betroffen ist. Die Wahl eines passenden Rechnungsformats und die Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen wie E-Signaturen kosten Zeit und können in der Übergangsphase bis 2025 umgesetzt werden.

Female Leadership: Ein Modell von gestern?

Braucht Führung ein Geschlecht? Hanna Pradler sagt Nein. Als Chief Product Officer (CPO) beim TechStart-up kollex gehört sie einer neuen Generation von Frauen in Führungspositionen an, die sich immer weniger als Female Leaders identifizieren. Ihre Karriere in der Digitalwirtschaft zeigt, wie die gebürtige Thüringerin ihren eigenen Führungsstil gefunden hat, der heute vieles ist – aber ganz sicher weder typisch weiblich noch typisch männlich.

Einblick schafft Expertise

Ihre Haltung zum Female Leadership hat sich im Laufe ihrer beruflichen Karriere gewandelt. Vor ihrer Zeit bei kollex arbeitet Pradler in unterschiedlichen Firmen sowohl im E-Commerce als auch an Innovationen im klassischen Maschinenbau und im Bereich IoT an digitalen Produkt-Launches. “Damals hat das Banner Female Leadership überhaupt erst sichtbar gemacht, dass es genug gut geeignete Frauen für Führungspositionen gibt”, erinnert sie sich. Die klassische Mentorfigur hatte die Digitalstrategin nicht an ihrer Seite.

„Es war mir nicht genug, das Bild des klassischen männlichen Managers nachzuzeichnen und ihm das Bild einer weiblichen Führungskraft entgegenzusetzen. Ich beschloss herauszufinden, welche Qualitäten für mich eine gute Führung auszeichnen und diese zu entwickeln." Hanna Pradler

Vom Berliner Start-up über Telefónica bis hin zum Style Creator Program von Zalando durchläuft Pradler zahlreiche Produktmanagement-Tätigkeiten, Organisationsformen und -stadien. Sie erhält Einblicke in Teamstrukturen und digitale Produkte und bekommt ein Gespür für die Entwicklung von Anwendungen, sowohl im Front- als auch im Backend. Daraus wächst ein tiefgreifendes Verständnis dafür, wie produkteigene Prozesse zusammenspielen und wie verschiedene Charaktere und Expertise innerhalb eines Teams die Entwicklung vorantreiben. Nach zahlreichen Projekten in Eigenregie führt sie ihr Weg 2020 zu kollex. Das Berliner Tech-Start-up hat sich zum Ziel gesetzt, Gastronom*innen und Lieferanten auf digitalem Weg miteinander zu vernetzen, um Bestellungen einfacher und effizienter abwickeln zu können. Seit dem Launch im Sommer 2019 hat das Start-up nach eigenen Angaben bereits über 230 Getränkefachgroßhändler anbinden und mehr als 20.000 Nutzer*innen für die Bestellung via mobile App oder Webshop gewinnen können

Dem Wunsch zu führen folgen

Pradler sehnt sich nach mehr Verantwortung. Der Wunsch nach einem festen Team sowie einer leitenden Funktion, um ihre Expertise in die Tat umzusetzen und Mitarbeitende zu entwickeln, wird größer und ruft nach einer Neuorientierung.

„Meine angeblich weiblichen Führungsqualitäten wollte ich nicht in den Vordergrund rücken. Das zu tun, hätte bedeutet, geschlechtsspezifische Unterschiede zu überhöhen und zu verallgemeinern - und das in der Führungsetage.“ Hanna Pradler

Für kollex zählt die Frage, wie das TechStart-up Bestellvorgänge für Gastronom*innen weiter vereinfachen und die Nutzererfahrung verbessern kann. Pradler kennt den Weg zum gesteckten Ziel und schätzt, in kollex einen Arbeitgeber gefunden zu haben, der ihr noch während ihrer Schwangerschaft die Beförderung anbietet.

Komplexität meistern: Neue Herausforderungen als CPO

Der neue Jobtitel als CPO ist eine aufregende Herausforderung. Pradler leitet das gesamte Produktmanagement – von Organisationsprozessen bis hin zur Produktentwicklung. Diese ganzheitlichen Probleme erfordern ein hohes Maß an strategischem Denken und eine Fähigkeit, komplexe Prozesse zu optimieren. Zum anderen steht sie vor der Aufgabe, die Anwendung selbst so umzugestalten, dass sie sowohl Gastronom*innen und Lieferant*innen gleichermaßen anspricht.

 „Spannungen müssen aufgearbeitet werden, um voranzukommen. Im Team laufen die Ansätze der Problemlösung nicht immer in die gleiche Richtung. Um dann zu einem Ergebnis zu kommen, mit dem alle zufrieden sind, muss man sich den Konflikten stellen.“ Hanna Pradler

Digitalisierung ist für Pradler “immer ein praktischer Helfer und niemals gleichzusetzen mit Rationalisierung: Unsere Mission, Bestellvorgänge durch Digitalisierung zu vereinfachen, stärkt insbesondere kleine und mittelgroße Unternehmen.“ Ihr Engagement für innovative Ideen und Nachhaltigkeit macht sie zu einer treibenden Kraft hinter dem Produkt und zeigt, dass eine gute Führung nicht entlang von Geschlechterstereotypen verläuft.

Abschied von der Idee eines weiblichen Führungsstils

Mit wissenschaftlichen Daten sind Unterschiede zwischen Männern, die führen, und Frauen, die führen, ohnehin nicht belegt. In ihrer Rolle als CPO glaubt Pradler fest daran, dass der Erfolg nicht durch Meinungen oder subjektive Geschmäcker, sondern durch Wissen und Daten vorangetrieben wird. Diese Überzeugung spiegelt sich in ihrem Führungsstil wider.

„Von der Idee des Female Leaderships verabschiede ich mich. Mich erfüllt heute, wie wir in unserem Produkt- Team eine Arbeitsatmosphäre schaffen, in der sich alle Menschen respektiert und wohl fühlen und in der alle Verantwortung übernehmen, um eigenständig Ziele zu erreichen.” Hanna Pradler

Fazit: Individuelle Stärken im Blick

Ihr Hands-on-Ansatz ermöglicht Pradler, Hindernisse zu überwinden und kontinuierlich zu wachsen. Auf Stereotype verlässt sich die Digitalstrategin nicht. Ihre Qualitäten als Führungskraft hat sie mit kritischem Blick auf das Female-Leadership-Konzept entwickelt. Heute stützt Pradler ihre Führung auf Daten und die kollaborative Kultur in ihrem Team, die alle an einem Strang ziehen lässt und die Stärken jedes Einzelnen hervorhebt.

Krisen als Katalysator

Wie Start-ups in turbulenten Zeiten florieren können. Insights und Key-Takeaways von NAVAN-CEO Michael Riegel.

Im vergangenen Jahr gingen in Deutschland so viele Start-ups pleite wie nie zuvor. Fast 300 junge Unternehmen meldeten Insolvenz an – 65 Prozent mehr als 2022. Die Finanzierungslage hat sich noch nicht erholt und es scheint, als würden wirtschaftliche Turbulenzen immer häufiger und intensiver werden. Doch jede Krise bietet auch die Möglichkeit, sein Unternehmen neu auszurichten. Oder sogar gestärkt daraus hervorzugehen. So bekommen Gründer*innen auch in der Krise die Kurve:

Agilität und Fokus: Den Kernwert neu entdecken

Stell dir vor, du hast ein Business-Travel-Start-up gegründet und plötzlich kommt der weltweite Reiseverkehr zum Erliegen. In der Corona-Pandemie ging es uns bei Navan so und vielen anderen Start-ups auch. Abwarten, bis die Krise vorbei ist? Besser nicht. Analysiere dein Geschäftsmodell und schau dir ganz genau an, welche Teile trotzdem noch gebraucht werden. Finde also heraus, was in deinem Geschäftsmodell auch in Krisenzeiten gut funktioniert und baue darauf auf.

Beispiel: Wenn niemand reist, gibt es keinen Bedarf an Reisebuchungen – und das aktuelle Geschäftsmodell eines Travel-Start-ups bringt keinen Umsatz. Aber die Verwaltung von geschäftlichen Ausgaben bleibt weiterhin relevant. Daher haben wir das Geschäftsmodell angepasst und den Bereich Spesenmanagement ausgebaut. Das Resultat? Navan hat sich durch die Kombination von Reise- und Spesenmanagement einen Unique-Selling-Point geschaffen, der auch heute noch das Kund*innenwachstum stark ankurbelt.

Key-Takeaway: Analysiere dein Geschäftsmodell und identifiziere Kernbereiche, die auch in Krisenzeiten relevant sind. Baue diese Bereiche aus und passe dein Angebot entsprechend an.

Zielgruppe erweitern und neue Märkte erschließen

Nicht jede Krise ist so offensiv wie die Pandemie. Denken wir nur an die aktuelle Zinswende – sie hat die Start-up-Welt zwar heftig erschüttert, aber sie führt nicht dazu, dass die Wirtschaft abrupt ins Stocken gerät und Menschen kaum noch konsumieren. Viele Investor*innen halten ihr Geld zurück und Start-ups müssen jetzt zeigen, dass sie profitabel sind. Hier kommt der Total Addressable Market (TAM) ins Spiel. Statt sich nur darauf zu konzentrieren, wer die Leistungen von einem realistischerweise kauft, müssen Gründer*innen in Krisenzeiten (vielleicht auch grundsätzlich) mutiger werden und noch stärker fragen: Wer könnte (rein theoretisch) das Produkt kaufen?

Beispiel: Ein E-Commerce-Start-up für Luxusgüter erweitert sein Sortiment um erschwingliche Produkte, um eine breitere Kundschaft anzusprechen. Ein Start-up, das Coworking-Spaces anbietet, könnte seine Infrastruktur nutzen, um Home-Office-Lösungen zu entwickeln und anzubieten. So hat WeWork beispielsweise neue Zielgruppen angesprochen und seine Marktchancen erhöht.

Key-Takeaway: Erweitere deinen Markt, indem du innovative Lösungen findest, die auf den bestehenden Stärken deines Unternehmens aufbauen. So kannst du neue Zielgruppen ansprechen und das Geschäftsmodell krisenfest machen.

Community stärken

In Krisenzeiten wird ganz gern als Erstes das Marketing Budget gekürzt. Aber keine Panik – das heißt nicht, dass du die Markenbekanntheit und deinen Umsatz nicht weiter ausbauen kannst. Die zufriedenen Bestandskund*innen sind jetzt Gold wert. Nutze die Macht der Community und mache sie zu deinen Markenbotschafter*innen. Sie können dir helfen, indem sie positive Bewertungen hinterlassen, in sozialen Medien das Start-up erwähnen oder bei Events darüber sprechen. Ein gutes Partnermanagement kann diese Unterstützung aktivieren und dafür sorgen, dass dein Start-up im Gespräch bleibt, auch wenn das Marketingbudget knapp ist.

Beispiel: Ein SaaS-Start-up könnte seine Community durch regelmäßige Webinare und Online-Workshops stärken, um den Kund*innen mehr Wert zu bieten und die Bindung zu erhöhen. Zufriedene Kund*innen teilen ihre positiven Erfahrungen gern und können so neue Kundschaft für einen gewinnen.

Key-Takeaway: Nutze die Macht der Community und lass zufriedene Kund*innen zu deinen Markenbotschafter*innen werden. Engagiere sie aktiv, um deine Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit zu erhöhen.

Fazit

Krisenzeiten müssen nicht das Ende deines Start-ups bedeuten. Mit der richtigen Strategie kannst du sogar gestärkt daraus hervorgehen. Fokussiere dich auf das, was funktioniert, entdecke neue Zielgruppen, stärke deine Community und bleibe vor allem flexibel. So bleibst du auch in turbulenten Zeiten auf Erfolgskurs.

Der Autor Michael Riegel ist CEO EMEA bei Navan, einer All-in-One-Lösung für Reise- und Spesenmanagement. In der Corona-Krise schaffte es Navan von 0 Dollar Umsatz zu einer Bewertung von 9,2 Milliarden US-Dollar.

House of Logistics and Mobility (HOLM)

Seit 2017 unterstützt das House of Logistics and Mobility (HOLM) Start-ups aus der Logistik- und Mobilitätsbranche. Wir stellen das Frankfurter Start-up-Lab und fünf Gründer*innen-Teams, die darin durchgestartet sind, näher vor.

Start-ups leisten einen überaus wichtigen Beitrag zur Entwicklung und Einführung innovativer und nachhaltiger Lösungen für die Logistik- und Mobilitätsbranche. Davon ist das Team der HOLM GmbH in Frankfurt am Main überzeugt und unterstützt junge Unternehmen mit einem zweijährigen Förderprogramm. Die Start-up-Förderung besteht aus zwei Komponenten. Zum einen aus der Infrastruktur-Förderung, wobei den Start-ups Büro­flächen und der Zugang zu Vernetzungs- und Veranstaltungsflächen zur Verfügung stehen. Im Start-up-Lab haben sie ihre Arbeitsbereiche mit Konferenz- und Besprechungsräumen.

Zum anderen besteht die Förderung darin, dass die Start-ups von HOLM und ihren Partner*innen auf ihrem Weg inhaltlich begleitet werden. „Wir unterstützen die Start-ups mit Coachingprogrammen, vor allem aber mit Vernetzungsveranstaltungen. Im Fokus steht immer der Vernetzungsgedanke“, betont Sascha Barthel, Abteilungsleiter Innovations- und Netzwerkmanagement bei der HOLM GmbH. „Sehr beliebt bei den Start-ups ist das Gründerfrühstück, das mehrmals im Jahr stattfindet“, ergänzt Tom Bergmann, Projektmanager der Start-up-Förderung.

Vom Netzwerk profitieren

Ein Netzwerk lebt durch und für seine Partner*innen. Das Konzept ist deshalb bewusst als offenes Netzwerk angelegt, um die unterschiedlichen Akteur*innen aus den Bereichen Logistik und Mobilität zusammenzubringen. Zum HOLM-Netzwerk zählen neben Start-ups etablierte Unternehmen aller Größen, Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen und Verbände. „Der Austausch untereinander ist für Start-ups unheimlich wichtig. Aber das allein reicht nicht. Der kurze Weg, der schnelle und einfache Kontakt zu anderen Unternehmen, zur Wissenschaft und zu politischen Entscheidungsträgern – davon profitieren Gründerinnen und Gründer ungemein“, betont HOLM-Geschäftsführer Michael Kadow.

Der Bewerbungsprozess für die Start-up-Förderung

Bewerben kann sich jedes Start-up, das nicht älter als fünf Jahre ist und einen Bezug zur Logistik- und Mobilitätsbranche hat. Dabei ist es unerheblich, ob es schon eine Unternehmensgründung gab oder nicht. Die Start-ups, durchlaufen ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren, an dessen Ende finale Pitchs vor einer Fachjury die Entscheidung bringen, welche Newcomer*innen im Folgejahr in das House of Logistics and Mobility einziehen werden. Bewerbungen für den Förderzeitraum 2025/26 sind ab dem 3. Juni 2024 möglich und sollten bis spätestens 11. September 2024 im HOLM vorliegen.

Die Newbies 2024 im Überblick

Bei den Pitchs im vergangenen Jahr konnten sich die Jungunternehmen Croowy GmbH, FiniBee, Go Kidogo GmbH, PIKAPAK und urbany motors UG durchsetzen. Seit vergangenem Januar werden sie vom HOLM gefördert und haben dort ihren Platz im Start-up-Lab. Mit welchen Ideen sie die Fachjury überzeugen konnten, zeigen die folgenden Unternehmensporträts.

Croowy

Die Croowy GmbH digitalisiert und automatisiert Verhandlungsprozesse zwischen Airlines und Hotels. Den Schwerpunkt bilden dabei Verträge für Crew-Übernachtungen. Dazu gibt es ein Modul zur Unterbringung gestrandeter Passagier*innen in Notsituationen. Das junge Unternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main bietet Fluggesellschaften Markttransparenz und Zugang zu einer Vielzahl von Hotels, die optimal auf die Bedürfnisse der Airline-Crews und der gestrandeten Passagier*innen abgestimmt sind. Gegründet wurde das Start-up von Leonie Godard, Svenja Büsching, Ullrich Kastner und Hermann Wagner.

Die Idee dazu entsprang dem aufwendigen Abstimmungsprozedere zwischen Airlines und Hotels, der bis zu neun Monate in Anspruch nehmen kann. „Das heißt konkret: viele E-Mails, Excel-Sheets und Telefonate“, erklärt Leonie Godard. „Dabei sind auch schon Informationen verloren gegangen“, ergänzt Svenja Büsching. Mit der Croowy-Plattform ist daher eine Historie digital hinterlegt und Informationen bleiben im System.

„Aktuell arbeiten sieben Programmierer an der Plattform. Es sind bereits 1,2 Millionen Hotels hinterlegt, deren Profile nun ,Airline-relevant‘ angereichert werden“, erklärt Svenja Büsching. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist Nachhaltigkeit. „Die Frage, welchen CO2-Fußabdruck Hotels hinterlassen, kann ein ausschlaggebendes Argument sein, ob sie gebucht werden oder nicht“, betont Leonie Godard.

Vor zwei Jahren wurde Croowy gegründet. Nun ist das junge Unternehmen Teil der Start-up-Förderung im HOLM. „Wir profitieren vor allem von der Nähe zu Universitäten und anderen Unternehmen. Seit September 2023 haben wir einen Werksstudenten eingestellt“, erzählt Leonie Godard. Er gibt Webschulungen und beantwortet Fragen zur Plattform. „In Zukunft spielt für uns der Einsatz von künstlicher Intelligenz eine wichtige Rolle“, betont Svenja Büsching. Auch hier profitiert Croowy vom Hochschul- und Unternehmensnetzwerk.

Gründer*in der Woche: certflow - Kampf dem Zertifizierungsstau in der Solarbranche

Der Zertifizierungsstau kostet die Solarbranche jährlich 100 Mio. Euro und bremst die Energiewende aus – das 2022 von Jelena Mrvelj und Gratian Permien gegründete Start-up certflow (ehemals nue) will dies ändern.

„Allein im Jahr 2022 konnten 1000 fertig geplante Anlagen nicht ans Netz gehen, weil ihnen die Zertifizierung fehlte. Und 2023 waren viele Zertifizierungsstellen bereits im August überlastet, so dass keine weiteren Anträge mehr bewilligt werden konnten“, sagt Mitgründerin Jelena Mrvelj, die mit ihrem Berliner Start-up certflow genau hier ansetzt und nun den Turbo zündet: Über die von ihr und ihrem Team entwickelte Plattform kann die Zertifizierung von so genannten Typ-B-Anlagen mit einer Anschlussleistung ab 135 kW in gerade mal vier Wochen erfolgen. Bislang dauert der Prozess durchschnittlich acht Monate.

„Wir reden also über eine Zeitersparnis von 85 Prozent und einer immensen Kosteneinsparung. Denn jeder vergeudete Monat kostet pro Anlage im Schnitt 1500 Euro. Auf die 1000 Anlagen pro Jahr hochgerechnet, ergibt sich für die Anlagenbetreiber allein durch diese Beschleunigung ein Einsparpotenzial von fast 100 Millionen Euro“, so Mrvelj, die für ihre Rechnung mit offiziellen Zahlen des Bundesverbands Solarwirtschaft von 2022 kalkuliert hat. In den sieben Monaten, in denen Anlagen durch das beschleunigte Zertifizierungsverfahren früher ans Netz können, ließen sich pro Anlage demnach fast 240.000 kWh Strom regenerativ nutzen, was einer CO2-Einsparung von über 125.000 Tonnen entspricht.

Der aktuelle Zertifizierungsstau der Solarbranche ist laut Mrvelj nur die Spitze des Eisbergs. „Wenn die Zulassungsstellen schon jetzt, bei einem Bedarf von jährlich ca. 3500 Anträgen, überfordert sind, dann fahren wir die Energiewende voll an die Wand. Denn bis 2027 rechnen die Bundesregierung und die Vertreter der Solarbranche ja mit einer Steigerung auf bis zu 15.000 neuen Anlagen pro Jahr in diesem Leistungssegment. Da kann der Zertifizierungsprozess auf herkömmlichen Weg nicht mehr funktionieren“, sagt Mrvelj und sieht genau hier das Potenzial für certflow.

Weniger Bürokratie, weniger Papierkram, weniger Kosten

Denn das Start-up will genau das bieten: weniger Bürokratie, weniger Papierkram, dafür ein intuitiver flotter Prozess, Zertifizierungen in Rekordzeit und unterm Strich einfach viel mehr Energiewende. Möglich macht das die gleichnamige digitale Plattform. Sie bringt Fachbetriebe, Netz- und Anlagenbetreiber sowie Zertifizierungsstellen zusammen und vereinfacht den Zertifizierungsprozess nach VDE 4110 für PV-Anlagen in der Leistungsklasse ab 135 kW. Damit das wie am Schnürchen klappt, stellt certflow Daten sowie individuell geforderte Unterlagen vollautomatisiert bereit, bietet einheitliche Strukturen sowie persönliche Hilfestellung und macht Plausibilitätschecks auf Basis von künstlicher Intelligenz. So ergibt sich die eingangs erwähnte Zeitersparnis bei der Anlagenzertifizierung von 85 Prozent.

certflow: Zertifizierungs-, Informations- und Wissensplattform

Schritt für Schritt können Fachbetriebe ihre Zertifizierungsanträge vorbereiten, dokumentieren und einreichen. Zertifizierungsstellen können die Anträge sofort prüfen, dokumentieren und freigeben. Netzbetreibern ist es möglich, ihre Netzanschlussbegehren produktiv und effizient abzuarbeiten. Auch die Anlagenbetreiber profitieren vom einfachen Workflow, sie können über die Plattform ihr gesamtes Portfolio einfach und schnell managen. Die Website ist dabei viel mehr als eine Zertifizierungs-, sondern vielmehr auch eine Informations- und Wissensplattform. Im umfangreichen Wissensblog klärt das Start-up nicht nur über neue Verordnungen und Zertifizierungsvorgaben auf, sondern beispielsweise auch darüber, in welchen Bundesländern eine Solarpflicht gilt.

In erster Linie hilft der rasche Workflow allerdings Geld sparen: Geht man von einer durchschnittlichen Anlage von 410 Kilowatt aus und rechnet mit einer durchschnittlichen Zeitersparnis von sieben Monaten im Vergleich zum herkömmlichen, manuellen Zertifizierungsprozess, sind das pro Anlage 239.167 kWh an regenerativem Stromgewinn. Bei einem Preis von 40 Cent pro kWh macht das über 95.000 Euro Ersparnis pro Anlage aus.

Breit aufgestellt für die Zukunft

Mit ihrem Start-up hat Jelena Mrvelj nicht nur Solaranlagen ab 135 kW im Visier, sondern auch Windanlagen. „Auch hier rechnen wir mit einem deutlichen Anstieg der Zertifizierungsanfragen in den kommenden Jahren“, erklärt die Gründerin. Das Konzept von certflow geht auf: 2024 will das junge Unternehmen die Eine-Million-Marke im Umsatz knacken.