Das erste Investor*innengeld - was nun?

Autor: Lin Liu
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Wie du als Jungunternehmer*in mit dem ersten Geldsegen möglichst sinnvoll umgehst.

Gleich vorweg: Um ein erfolgreiches Start-up zu gründen, muss man nicht zwangsläufig fremdes Geld auftreiben. Viele Gründer*innen haben es ohne Hilfe und Kapital von Investor*innen geschafft, ihre Geschäftsidee zu verwirklichen. Dabei setzen die Unternehmer*innen auf Bootstrapping: Beim Bootstrapping finanziert sich das Start-up aus Eigenmitteln des Gründungsteams und aus den Erträgen des operativen Geschäfts.

Die wichtigste Frage zuerst: Soll ich Geld von Investor*innen aufnehmen?

Eine Start-up-Gründung ist keine Einbahnstraße. Viele Wege führen ans Ziel. Die Entscheidung zwischen Bootstrapping oder Fremdkapital hängt stark von der Geschäftsidee ab.

Wenn sich die Idee mit geringeren finanziellen Kosten umsetzen lässt, sich diese also im fünfstelligen Bereich befinden, ist die Finanzierung aus Ersparnissen oder mithilfe von Family & Friends oft die sinnvollere Alternative. Denn alle Anteile am Unternehmen bleiben bei dem/der Gründer*in. Damit behält man als Gründer*in die gesamte Kontrolle und keiner kann einem etwas aufzwingen. Außerdem ist man dadurch angehalten, sehr sorgsam mit den finanziellen Mitteln zu haushalten und effizient zu wirtschaften. Dadurch kann das unnötige Verschwenden von Ressourcen vermieden werden.

Sobald deutlich mehr Kapital benötigt oder ein sehr riskantes Geschäftsmodell verfolgt wird, führt oft kein Weg an externen Geldgeber*innen vorbei. Die Wahl der passenden Geldgeber*innen ist dabei ungemein wichtig: Ähnlich wie bei der Partner*innenwahl sollte man besser keine voreiligen Entscheidungen treffen. Ein Investment ist schließlich fast wie eine Ehe – man entscheidet sich dafür, die Höhen und Tiefen des Unternehmertums gemeinsam zu meistern. Es ist daher sinnvoll, Investor*innen zu finden, die zu den Gründenden und zur Geschäftsidee gleichermaßen passen.

Investor*innen können schlussendlich eine große Chance für jedes Start-up sein: Sie sind nicht nur dazu bereit, das Risiko einzugehen und ihr Geld zu investieren, sondern sie bringen auch viel Erfahrung und Kontakte mit, und sind damit potenzielle Multiplikator*innen sowie Türöffner*innen. Im Gegenzug für das Investment muss man als Gründer*in eben bereit sein, Unternehmensanteile und daher Kontrolle abzugeben.

Wie sehen die Finanzierungsphasen eines Start-ups aus?

Welche Art von Investor*in für ein Start-up geeignet ist, ist vor allem auch von der Unternehmensphase abhängig. Daher sollte sich jede(r) Unternehmer*in mit den typischen Phasen eines Start-ups auseinandersetzen.

  • In der Pre-Seed-Phase existiert meist nur die Geschäftsidee. Hier stehen vor allem die Planung der Unternehmensgründung und eine Überprüfung der Umsetzbarkeit im Vordergrund. Es werden die ersten Samen für das Start-up gesät. Anfangs wird noch wenig Kapital benötigt. Daher wird diese Phase meist vom Gründungsteam selbst finanziert, aus den eigenen Ersparnissen oder durch Kredite von Family & Friends.
  • Nach der Pre-Seed-Phase beginnt die Seed-Phase. Die ersten Kund*innen werden akquiriert und Umsätze erzielt. Die ersten Mitarbeitenden werden eingestellt und das Unternehmen muss umorganisiert werden. Nun ist es essenziell, die Kundschaft zufriedenzustellen. Dafür ist der ständige Austausch mit Kund*innen entscheidend, um das Produkt mithilfe des Feedbacks kontinuierlich zu verbessern und weiterzuentwickeln. Diese Phase erfordert meist zusätzliches Kapital im sechsstelligen oder sogar siebenstelligen Bereich. Nun sind vor allem Business Angels interessant, aber auch einige Risikokapitalfonds sind bereit, in früh­phasige Unternehmen zu investieren.
  • Sobald sich das Start-up mit seinem Produkt und Geschäftsmodell am Markt etabliert hat, startet die Wachstumsphase. Das Ziel ist es, so schnell wie möglich zu wachsen, neue Märkte zu erschließen und das Produkt stetig weiterzuentwickeln.

Investor*innen sind deutlich offener gegenüber Investments in schnellwachsende Start-ups. Der Grund dafür ist, dass die Erfolgsaussichten besser absehbar sind als in der Gründungsphase, da bereits ein Kund*innenstamm und vor allem relevante Finanzkennzahlen vorgewiesen werden können.

Wie finde ich die richtigen Investor*innen?

Investor*innen können die Entwicklung eines Start-ups signifikant beeinflussen. Die Unternehmensphase ist nur ein Kriterium bei der Wahl der Investor*innen. Folgende Punkte sollten nicht vernachlässigt werden:

  • Gute Vorbereitung ist die halbe Miete: Beginnen sollte man erst, wenn die Ziele geklärt sind. Bereits im Vorfeld sollte klar sein, wo das Start-up in fünf Jahren stehen soll, wie viel Kontrolle man bereit ist abzugeben und vor allem, wie viel Geld benötigt wird, um seine Ziele zu erreichen. Ein klarer Finanzplan ist daher essenziell.
  • Gründliche Recherche ist das A und O: In welche Unternehmen hat der/die Investor*in bereits investiert? Wer hilft tatsächlich mit Kontakten und Intros zu potenziellen Partner*innen? Wer ist komplett passiv? Wer mischt sich pausenlos ein? Für diese Recherche sollte man sich wirklich Zeit nehmen. Zudem sollte man auch die Gründer*innen, die bereits mit dem/der Investor*in zusammengearbeitet haben, kontaktieren und nach ihren Erfahrungen fragen.
  • Genug Zeit einplanen: Die Investor*innensuche ist ein lang­wieriger und nervenaufreibender Prozess. Meistens dauert diese länger als geplant. Selbst wenn potenzielle Geldgeber*innen ausfindig gemacht wurden, folgen noch Präsentationen, Meetings, Due-Diligence-Prüfungen und Vertragsverhandlungen. Im Schnitt sollten sechs bis 12 Monate eingeplant werden.
  • Stimmt die Chemie? Man sollte sich nicht unbedingt für den/die Investor*in mit dem größten Portemonnaie entscheiden. Nicht zu unterschätzen ist, wie wichtig es ist, dass es auch menschlich funktioniert. Wenn man der Meinung ist, dass die Zusammenarbeit problematisch werden könnte, sollte man sich anderweitig umsehen.

Eine Frage des Budgets: Wie sieht ein guter Finanzplan aus?

Ein gut durchdachter Finanzplan ist eines der wichtigsten Unterlagen für Gründer*innen, um die Geschäftsentwicklung zu planen und Investor*innen an Bord zu holen. Dieser zeigt in klaren Zahlen, welche Kosten anfallen und welche Umsatzziele erreicht wurden bzw. geplant sind. Diese Annahmen zu den Umsätzen und Kosten benötigt man einerseits für die Rentabilitätsrechnung und andererseits für die Liquiditätsplanung.

Die Rentabilitätsrechnung ist essenziell, um zu erkennen, wie ertragreich die Geschäftsidee tatsächlich ist und ob sie auch konkurrenzfähig ist. Denn sie gibt an, wie hoch die Gewinnspannen der geplanten Umsätze sind.

Die Liquiditätsplanung ist eine Übersicht deines Cashflows. Oft werden Rechnungen erst zu einem späteren Zeitpunkt beglichen, obwohl das Produkt oder der Service bereits verkauft wurde. Daher müssen zu jedem Zeitpunkt genügend liquide Mittel für das operative Geschäft vorhanden sein.

Mithilfe des Finanzplans evaluieren potenzielle Kapitalgeber*innen, ob sich ein Investment auszahlt. Aber auch den Gründer*innen selbst helfen die Zahlen, die Entwicklung des Unternehmens im Blick zu behalten und so eventuellen Risiken frühzeitig vorzubeugen. Natürlich ist ein Finanzplan nicht in Stein gemeißelt und nur eine Prognose. Trotzdem gibt dieser Prozess Aufschluss darüber, ob vernünftige Annahmen getroffen und ordentlich recherchiert wurde.

Geld für nichts: Diese Fehler solltest du tunlichst vermeiden

  • Zu schnell zu viele Leute einstellen: Viele Unternehmer*innen glauben, der Schlüssel zum Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens ist es, schnell eine Menge Leute einzustellen. Personalwachstum ist gut, aber Wachstum muss nachhaltig sein. Es ist besser, mehr Zeit damit zu verbringen, die richtigen Leute zu finden, als dutzende neue Leute auf einmal einzustellen. „Hire slowly, fire fast“ lautet die Devise.
  • Zu hohe Ausgaben für PR und Marketing, anstatt in das Produkt zu investieren: Häufig wird viel Geld für Marketingkampagnen und PR ausgegeben, auch wenn das Produkt noch nicht genug ausgereift ist. Diese Aufmerksamkeit zieht automatisch mehr Kund*innen an, aber wenn das Produkt noch fehlerhaft oder noch nicht bereit ist für die wachsende Anzahl an Nutzer*innen, kann das auch einmal nach hinten losgehen.
  • Zu hohe und unnötige Konsumausgaben für z.B. schicke Büroausstattung: Oft wird viel Geld für Equipment oder coole Büros in guter Lage ausgegeben. All dies ist zwar schön und gut, aber Gründer*innen sollten sich nicht vorrangig darauf konzentrieren, besonders nicht in der Anfangsphase. Ein besserer Rat ist es, stattdessen ins Produkt und den Customer Support zu investieren, um die vorhandenen Kund*innen bestmöglich zufriedenzustellen.

Der Autor Lin Liu ist Investment Manager mit Fokus auf Mergers & Acquisitions (M&A), Software as a Service (SaaS), Financial and Business Analysis bei Gateway Ventures und zertifizierter Financial Advisor.

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Electrifying Ideas Award – jetzt bewerben!

Der ZVEI prämiert Ideen für mehr Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Klimaschutz. Verliehen wird der Electrifying Ideas Award im Mai von Bundeswirtschaftsminister Habeck. Jetzt mitmachen und Idee einreichen bis 31.03. unter www.zvei.org/award.

Der ZVEI (Verband der Elektro- und Digitalindustrie) prämiert in diesem Jahr erstmalig Ideen und Konzepte für mehr Nachhaltigkeit, mehr Energieeffizienz und mehr Klimaschutz – kurzum: für eine gute Zukunft. Denn wir sind überzeigt, die großen Herausforderungen unserer Zeit werden wir nur mit den richtigen Ideen lösen. Mit Innovationen, die die Chancen von Digitalisierung und Vernetzung nutzen, können wir neue Wege eröffnen – für eine wirklich nachhaltige Gesellschaft und gegen den Klimawandel. Mit dem Electrifying Ideas Award möchte der ZVEI kluge Köpfe und Konzepte in diesem Umfeld fördern. Neben etablierten Unternehmen richtet er sich deshalb explizit in einer eigenen Kategorie an Start-ups.

Die eingereichten Ideen, Innovationen und Konzepte sollten einen klaren Fokus auf Energie- und Ressourceneffizienz haben und der Gesellschaft einen Nutzen bieten, denn Technik ist aus unserer Sicht kein Selbstzweck. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis 31. März 2023. Wir suchen Ideen, die überzeugen und begeistern. Für die Einreichung geht es nicht um lange Business-Pläne, umfangreiche Präsentationen oder vorzeigbare Prototypen. Im Vordergrund steht die Idee. Sie, ihr Mehrwert und das, was sie an Chancen bringt, sollen kurz umrissen werden – auf maximal einer DIN-A4 Seite. Alle Infos zur Bewerbung gibt es online unter www.zvei.org/award.

Ende April gibt die Jury die Shortlist bekannt. Die Nominierten werden eingeladen, sich und ihre Electrifying Idea vor Fachpublikum, Führungskräften der Elektro- und Digitalindustrie sowie Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft im Rahmen der ZVEI-Jahreskongresses in Berlin zu präsentieren. Hier werden dann auch die Gewinner-Ideen gekürt: Am 23. Mai übergibt Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, den ersten Electrifying Ideas Award.

Warum der ZVEI einen Award für Electrifying Ideas ins Leben ruft

Die Elektro- und Digitalindustrie ist einer der innovativsten Wirtschaftszweige in Deutschland: Knapp ein Viertel des Branchenumsatzes entfällt auf Produktneuheiten. Jede dritte Neuerung im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt erfährt hier ihren Anstoß. Fast ein Viertel aller F+E-Aufwendungen des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland kommt von der Elektro- und Digitalindustrie. Jährlich bringt die Branche rund 20 Milliarden Euro für F+E auf und mehr als sieben Milliarden Euro für Investitionen.

Eine große Rolle für Innovationsprojekte spielen #electrifyingideas. Ideen, die Fortschritt bringen. Wir wollen solchen Ideen mehr Sichtbarkeit geben und helfen, ihre Verwirklichung zu beschleunigen. Diesem Ziel dient auch der Electrifying Ideas Award. Denn zu oft herrscht das falsche Bild, dass in Deutschland zu wenige Ideen entstünden, wir zu wenig kreative Köpfe hätten. Das Problem sind nicht die fehlenden Köpfe – sie erhalten nur zu wenig Aufmerksamkeit. Das wollen wir ändern. Gemeinsam mit euch!

Kontakt

Ingrid Pilgram • Senior Manager PR & Communication • Bereich Kommunikation •
Tel.: +4969 6302 259 • Mobil: +49 151 2644 1135 • E-Mail: [email protected]

ZVEI e. V. • Verband der Elektro- und Digitalindustrie • Lyoner Straße 9 • 60528 Frankfurt am Main

Lobbyregisternr.: R002101 • EU Transparenzregister ID: 94770746469-09 • www.zvei.org

Start-ups und Corporates: die Kluft überwinden

Illai Gescheit – Partner bei Siemens Energy Ventures, Risikokapitalgeber, Unternehmer, Mentor und Autor – über die Herausforderungen und die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Start-ups und Corporates, um gemeinsam die Dekarbonisierungsziele erreichen zu können.

Start-ups und Konzerne stellen völlig unterschiedliche Welten dar, und die Beziehung zwischen ihnen ist kompliziert. Große Unternehmen verfügen über zahlreiche Strategien und Verfahren, um Risiken zu minimieren, und Entscheidungen und Maßnahmen können Zeit in Anspruch nehmen. Auf der anderen Seite müssen Start-ups agil sein und schnell Änderungen vornehmen.

Um die Herausforderungen der Dekarbonisierung zu meistern, sind jedoch weder Corporates noch Start-ups exklusiv in der Lage, Antworten zu liefern. Wenn wir die ökologischen Herausforderungen, vor denen wir stehen, erfolgreich bewältigen wollen, müssen die Denkweisen dieser beiden Unternehmenswelten weiterentwickelt werden, damit sie schneller und effizienter zusammenarbeiten können. Nur so werden wir die Dekarbonisierungsziele rechtzeitig erreichen.

Corporates, die mit Start-ups zusammenarbeiten wollen, müssen sich auf Start-ups konzentrieren und sich die Zeit nehmen, eine Beziehung aufzubauen und zu verstehen, was Start-ups brauchen: sei es Kapital, Mentoring oder Zugang zu Kund*innen. Ohne dieses Verständnis ist es schwierig, innerhalb des Corporates den richtigen Partner für eine konkrete Partnerschaft zu finden, was im Worst Case zum Fehlstart oder zumindest zu Verwirrung führt und gleich zu Beginn der Beziehung mangelndes Vertrauen und die Verschwendung von Energie und Ressourcen zur Folge hat.

Corporates sind darauf ausgelegt, auf Nummer sicher zu gehen, und ihre Prozesse sind so gestaltet, dass hohe Risiken vermieden werden. Neugründungen hingegen bewegen sich von Natur aus in einem risikoreichen Umfeld, müssen schnell Fehler machen und aus ihnen lernen, wenn sie erfolgreich sein wollen. Diese unterschiedliche Mentalität hat zur Folge, dass mit Misserfolgen ganz anders umgegangen wird. Damit Start-ups und Corporates erfolgreich zusammenarbeiten können, muss diese Kluft verstanden und überbrückt werden.

Auch denken Corporates zu Beginn eines Projekts oft in großen Dimensionen, während Start-ups erst einmal in kleinen Dimensionen agieren und ihre Marktanpassung finden müssen, da sie sonst Gefahr laufen, viel Geld zu verbrennen, wenn sie sich schnell in die falsche Richtung bewegen, oder zu langsam, um die richtige Lösung zu finden.

Wie kann vor diesem Hinterrtrund die Beziehung zwischen Corporates und Start-ups gelingen?

1. Die richtige Mentalität entwickeln

Corporates müssen sich von einer „Start-up-taker“-Organisation zu einer „Start-up-giver“-Organisation wandeln. Auch wenn der Schwerpunkt des Corporates auf der Frage liegt, welches Potenzial ein Start-up mitbringt, muss das Corporate zunächst einen Mehrwert für die Beziehung schaffen, wenn eine solide, auf Vertrauen basierende Beziehung entstehen soll. Es gilt zu fragen, wie das Corporate helfen kann, die Bedürfnisse des Start-ups zu verstehen, und sich einen Ruf als guter Partner für Start-ups aufzubauen. Es gibt einige gute Beispiele von Corporates, die sich das „Start-up-Geber“-Denken zu eigen gemacht haben: Google for Startups, Nvidia VC Alliance, Intel Ignite und natürlich Siemens Energy Ventures.
Eine der offensichtlichen Gelegenheiten zum "Geben" ist, wie bereits erwähnt, das Mentoring. Es bietet eine Quelle von Wissen und Unterstützung, die Gründer*innen hilft, ihre ersten Schritte selbstbewusster zu unternehmen und ihre Positionierung zu verbessern. Die Erfahrung, die ein Mentor aus der Welt der Corporates mitbringt, und die Zeit, die er mit dem Start-up verbringt, tragen dazu bei, eine Brücke zwischen den beiden Welten zu schlagen und sicherzustellen, dass die Beziehung wachsen kann.

Die Zusammenarbeit mit Start-ups erfordert Geduld und Verständnis. Corporates müssen hierbei einen anderen Ansatz wählen als im normalen Tagesgeschäft. Wenn sie ein erfolgreicher Partner sein wollen, müssen sie langfristig denken und bereit sein, kurzfristige Misserfolge in Kauf zu nehmen, während beide Parteien wachsen und lernen.

2. Aufbau von Mechanismen

Mechanismen sind sich wiederholende Prozesse, die skaliert werden können. Mentoring und Schulungen sind Mechanismen, die dem Start-up mit nur begrenztem Aufwand und Unternehmensressourcen einen großen Mehrwert bringen. Sie sind eine Möglichkeit für das Corporate, zu Beginn einer Beziehung einen Mehrwert zu schaffen, und bieten einen Weg, die Bedürfnisse des Start-ups zu verstehen und Vertrauen aufzubauen. Abgesehen von den Mechanismen, um ein erstes Verständnis für die Bedürfnisse und die Eignung eines Start-ups zu erlangen, muss das Betriebsmodell des Corporates in der Lage sein, diese Anforderungen zu erfüllen. Nicht alle Start-ups wollen Kapital und nicht alle brauchen Unterstützung für Pilotprojekte.

Bei Siemens Energy Ventures haben wir drei Abteilungen mit spezifischen Mechanismen geschaffen, um den unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Start-ups gerecht zu werden: Venture Building, Venture Clienting und Venture Capital.

Venture Building hilft internal entrepreneurs beim Aufbau neuer, wachstumsstarker Unternehmen, die entweder in das Unternehmensportfolio aufgenommen oder in eigene kommerzielle Unternehmen ausgegliedert und sich als eigenständige Unternehmen entwickeln können. Venture Clienting untersucht die Lücken im Portfolio, um betriebliche Probleme zu identifizieren und Start-ups zu finden, die zur Lösung des Problems beitragen können. Neue Lösungen werden erprobt und können bei Erfolg in das Portfolio aufgenommen werden. Venture Capital basiert auf langfristigen strategischen Investitionen und einer engen Zusammenarbeit zur Erforschung neuer Technologien und neuer Märkte.

War der Ansatz von Siemens Energy Ventures erfolgreich?

Wir wissen noch nicht, ob die Investitionen rentabel sein werden, aber es weist in diese Richtung. Wir sehen, dass sich die Visionen der Companies, mit denen wir zusammenarbeiten, geändert haben, und entwickeln neue Strategien zur Dekarbonisierung und zur Erzielung einer echten Wirkung. Derzeit haben wir vier Investitionen (mit dem Ziel, in fünf weitere pro Jahr zu investieren), zehn laufende Pilotprojekte und acht aktive interne Unternehmen in unserem Start-up-Portfolio.

Wir haben festgestellt, dass die Mechanismen zur Unterstützung von Start-ups einen Mehrwert schaffen. Wir haben ein aktuelles Beispiel für ein Start-up-Unternehmen, mit dem wir eine Partnerschaft anstreben. Es wurde von einem Mitarbeiter von Siemens Energy gescoutet und als Mentor betreut. Wir haben zudem ein Beispiel für ein internes Projekt im Bereich Blockchain und Clean Energy Certification system, das wir unterstützt haben, um diesen Ansatz auf den eines externen Start-ups zu transformieren. Dies trug dazu bei, die Agilität und Innovation zu fördern, und das Team spricht nun mit Kund*innen, baut eine Demo auf und erzielt eine starke kommerzielle Wirkung.

Das Clean Energy Certification system ermöglicht den Vergleich und die Überprüfung von Quellen "grüner" Energie und bietet die Rückverfolgbarkeit, welche die Hersteller*innen benötigen, um ihren CO2-Fußabdruck zu ermitteln. Ein offenes und rückverfolgbares Zertifizierungssystem bedeutet, dass künftige Energieanwendungen und -produkte mit einem Zertifikat versehen werden können, welches die Energieherkunft des Produkts entlang der gesamten Wertschöpfungskette identifiziert. Das offene System, das sektor- und grenzübergreifend eingesetzt werden kann, nutzt die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und verbindet physische Vermögenswerte mit dem Blockchain-Netzwerk, um die Ausstellung von Zertifikaten auf staatlich genehmigte Weise zu ermöglichen.

Monika Sturm, Head of Incubation and Strategy bei Digital Solutions Siemens Energy, sagt: „Die Bereitstellung von Energie und ihre Verwendung in der Produktion von Produkten sind für uns normalerweise unsichtbar. Deshalb wollen wir sie mit einem Label versehen, das auf ihre Nachhaltigkeit hinweist.“

Eine Straße in beide Richtungen

Als Gründer habe ich immer gedacht, dass Corporates Start-ups nicht verstehen. Als ich anfing, Corporate-Venturing-Einheiten und -Teams aufzubauen, wurde mir klar, dass es sich um ein doppeltes Problem handelt und dass auch Start-ups die Corporates nicht verstehen bzw. nicht wissen, wie sie mit ihnen zusammenarbeiten sollen.

Jede Beziehung erfordert Einfühlungsvermögen und Verständnis für die andere Partei, und sowohl Start-ups als auch Corporates sollten sich gegenseitig zuhören und verstehen, wie der andere arbeitet, um einen Mittelweg zu finden, bei dem sie zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen können.

Das Potenzial für die Zusammenarbeit zwischen Corporates und Start-ups ist riesig, nicht nur im Energiesektor, sondern auch in anderen Bereichen wie dem Bildungs- und Gesundheitswesen. Der Erfolg erfordert jedoch Durchhaltevermögen, Fleiß und Geduld bei Investitionen und Ressourcen. Es ist zu einfach, ein Corporates als zu langsam oder ein Start-up als zu schnell und zu riskant zu bezeichnen. Beide sollten davon überzeugt sein, dass die Zusammenarbeit mit dem jeweils anderen zu positiven Auswirkungen führen wird.

Ein gegenseitiges Verständnis und eine Kommunikation in beide Richtungen bringen auch einen weiteren potenziellen Vorteil mit sich: den Talentfluss. Wenn Corporates und Start-ups enger zusammenarbeiten, führt dies auch zu einem größeren Personalfluss, da Gründer*innen in Corporates wechseln und Mitarbeitende von Corporates in Start-ups. Dies kann nur dazu beitragen, den Wissensaustausch zu verbessern, das Verständnis zu fördern und unsere Erfolgschancen zu erhöhen.

Die Notwendigkeit zu scheitern, wenn wir gewinnen wollen ...

Wenn wir mit unserer Mission, Netto-Null zu erreichen, Erfolg haben wollen, müssen wir Risiken eingehen und bereit sein, Klima- und Energieunternehmen aufzubauen, die scheitern werden. Bei der Gründung von Start-ups besteht eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass sie scheitern. Aber ohne die damit einhergehenden Misserfolge können wir nicht lernen, was wir aufbauen müssen, um bei unserer allgemeinen Netto-Null-Mission erfolgreich zu sein.

Letztendlich müssen mehr Corporates und Start-ups versuchen, zusammenzuarbeiten, wenn wir die heutigen Umweltprobleme lösen wollen. Selbst wenn ein Vorhaben scheitert, werden beide Parteien daraus lernen und langfristig profitieren. Wir können die Entwicklung dadurch beschleunigen, wie wir auf Misserfolge reagieren und wie schnell wir aufstehen und weitermachen, um zu lernen, Fortschritte zu machen und schneller voranzukommen. Wir brauchen das Scheitern – aber wir müssen schnell scheitern, damit wir lernen und zum nächsten Schritt übergehen können. Wenn wir versuchen, Misserfolge gänzlich zu vermeiden, werden wir unser Ziel, Netto-Null zu erreichen, nicht erreichen.

Es ist wichtig, die Notwendigkeit, in einer Beziehung Risiken einzugehen, voranzutreiben, aber dies muss mit der richtigen Einstellung einhergehen, um Misserfolge zu akzeptieren. Wenn wir Angst vor dem Scheitern haben, werden wir die vor uns liegenden Herausforderungen nicht meistern. Ein Start-up, das gescheitert ist, hat auch gelernt und hat mit Unterstützung des Corporates eine viel bessere Chance, beim nächsten Mal erfolgreich zu sein. Das Scheitern mit dem gesamten Ökosystem zu teilen, wird auch anderen helfen, die gleichen Fallstricke zu vermeiden, und wird uns letztendlich helfen, die Dekarbonisierungsziele zu erreichen.

Wir stehen bei den Herausforderungen, die die globale Erwärmung mit sich bringt, nicht alleine da, sondern wir sitzen alle im selben Boot! Ich habe beide Welten erlebt, als Gründer und Investor in Start-ups und heute als Partner in einem Corporate Venture Capital. Eine der spannendsten und herausforderndsten Aufgaben bei meiner Arbeit ist es, diese beiden Welten zu verbinden und ihnen zu helfen, schneller und besser zusammenzuarbeiten.

Lokal handeln, bundesweit online verkaufen

Lokal handeln – so die Initiative von DHL und HDE, die Starthilfe für den stationären Handel in den Online-Handel bietet. Jetzt mit attraktiven Rabatten der Technologiepartner.

Seit 2020/21 finden Interessierte aus dem Einzelhandel Informationen und Kontakte zu den passenden Technologie- und Beratungspartnern auf der Seite der Gemeinschaftsinitiative „Lokal handeln“ von Handel und Versand. Zu den Partnern gehören die bekannten Namen von Shop-, Multichannel- und Warenwirtschaftssystemen, wie JTL-Software, plentymarkets, Billbee, DreamRobot, VARIO-Software und viele andere. Exklusiv über die Initiative „Lokal handeln“ bieten die teilnehmenden Partner aktuell besondere Rabatte für Neukund:innen an.

Wer seine Waren und Dienstleistungen bundesweit verkaufen will, hat jetzt die Chance, mit diesen Rabatten besonders günstig in den Online-Markt einzusteigen. Zu den Angeboten gehören Erlass der Grundgebühren, kostenfreie begleitende Beratung oder Rabatte auf die Software-Miete, teilweise das ganze erste Jahr. Den exklusiven Rabatt erhalten Interessierte über das Kontaktformular HIER. Einfach Name und E-Mail eingeben und auf den Button „Rabattcode senden“ klicken, dann wird der exklusive Rabatt zugeschickt, der beim Wunschpartner eingelöst werden kann.

Mit der Gemeinschaftsinitiative „Lokal handeln“ haben inzwischen rund 1.150 Einzelhändler:innen, die über 2.600 stationäre Geschäfte repräsentieren, den Sprung in den Online-Handel geschafft. Und stetig kommen neue dazu. Wie unterschiedlich die Motivation und die Wege in den Online-Handel aussehen können, berichten Unternehmer:innen aus ganz unterschiedlichen Branchen, wie Online-Apotheken, Tiernahrung, ökologische Mode, Fahrradhandel oder Kaffeerösterei, um nur einige Beispiele zu nennen. Jede:r Einzelhändler:in hat eigene Ziele und braucht dazu passende Technologie- und Beratungspartner. „Die Möglichkeiten, Menschen im Einzelhandel zu erreichen, sind endlich. Gerade in der heutigen Zeit ist die digitale Welt super wichtig. Mit einem Onlineshop ist es für Unternehmer deutlich attraktiver, weil man seine Umsätze vergrößern kann“, verdeutlicht Kira vom Eco-Mode-Label soki. Für sie war bei der Gründung wichtig, dass der Concept Store in Kassel trotz Einstieg in den Online-Handel Priorität hat. Für Uwe Prommer von Cofi Loco war – wie für viele andere auch – die Corona-Pandemie Anlass für den Einstieg in den Online-Handel. Heute sind Prommers Kaffeespezialitäten deutschlandweit gefragt. Und auch wenn sich Online- und Einzelhandel inzwischen gut ergänzen, gilt für den Geschäftsführer mittlerweile: online first!

Andere Unternehmer sind schon lange im Online-Handel etabliert und nutzen die Angebote der Initiative, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Wie beispielsweise für den Apotheker Ingo Blümlein. Für ihn spielen nicht nur günstige Preise für frei verkäufliche Arzneimittel eine Rolle, sondern auch die Schnelligkeit und Zuverlässigkeit bei der Lieferung zum Kunden nach Hause. Denn vielfach werden die bestellten Arzneimittel und Medizinprodukte dringend benötigt.

Wer über den Einstieg in den Online-Handel nachdenkt, sollte sich die zeitlich begrenzte Rabattaktion der Gemeinschaftsinitiative nicht entgehen lassen. Die Rabatte sind exklusiv für Unternehmer:innen über die Gemeinschaftsinitiative „Lokal handeln“ von DHL und HDE erhältlich. Wer sich jetzt für den Sprung in den Online-Handel entscheidet, erhält beispielsweise bei Gambio 25% Rabatt auf das gesamte erste Vertragsjahr. plentymarkets schnürt ein Rabattpaket mit Erlass der Grundgebühr für plentymarkts Edition CLASSIC für drei Monate und einem 50%-Rabatt auf den Einstiegssupport. Und Tricoma erlässt allen Neueinsteiger:innen die Kosten für 3 Monate Grundgebühr für die Software, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Auf der Seite von „Lokal handeln“ erhalten Sie Infos zu allen Technologie- und Beratungspartnern und ihren exklusiven Angeboten. Jetzt den lukrativen Sprung vom lokalen zum deutschlandweiten Handel mit attraktiven Sparpaketen wagen!

 

Business Recap

RaPiD Productivity: Review, Plan, Do - so bringst du deine KPIs wieder auf Spur.

Wie konnte das passieren? Schon wieder ist Herbst und es fühlt sich an, als hätten wir erst gestern den Winter hinter uns gelassen, Jahrespläne erstellt, mit der Definition von Key Performance Indicators (KPIs) begonnen und Meilensteine festgelegt. Heute schauen viele ambitionierte Player auf den Kalender und geraten ins Staunen: Mehr als die Hälfte des Jahres ist vorbei, passiert ist augenscheinlich nicht viel. Zeit, das Team zusammenzutrommeln und mit einer ehrlichen Rekapitulation zu starten.

Gefragt sind an dieser Stelle Tools, die es ermöglichen, Ziele zu rekapitulieren, um zu kontrollieren, wo man mit ihnen steht. Die Fragen sind: Wo wollten wir hin? Wo stehen wir jetzt und welche Methoden können wir anwenden, um Zeit effek­tiver zu nutzen und unsere Ziele doch noch zu erreichen? Ein solches Tool, mit dem ihr eure Jahrespläne wieder auf Spur und neuen Schwung in eure Teams bringen könnt, ist RaPiD Productivity (Review, Plan, Do), eine dreistufige Vorgehensweise, die sich besonders für solche Recaps eignet.

Stufe 1: Review

Nicht selten kommt es vor, dass sich gerade Start-ups zu Beginn des Jahres sehr ambitionierte Ziele stecken. Das spornt an, erfordert Kreativität und je größer der Erfolg ist, desto mehr kann gefeiert werden. Ziele sollten aber auch einen Fahrplan abbilden, der allen Mitarbeitenden als Orientierung dient und sie dazu befähigt, kleinteilige KPIs in ihren Teams umzusetzen. Sind Ziele zu groß gedacht, kann durch ihre Verfehlung schnell Frust aufkommen, der die Motivation aller Beteiligten senkt.

Zeit, sich einmal auf die eigene Schulter zu klopfen: Um die Ziele gemeinsam wieder auf Spur zu bringen, startet man mit einem Review-Meeting. Was haben wir bereits geschafft? Welche Meilensteine haben wir mit welchem Aufwand erreicht? Und was blockiert uns beim weiteren Hinarbeiten auf unser Jahresziel? Hierzu empfiehlt sich beispielsweise die sogenannte Brain-Dump-Methode. Also einmal alles, was bisher passiert ist, zu Papier zu bringen oder digital zu visualisieren – mit einer Notiz-App ist das problemlos möglich. Dies hilft allen Teammitgliedern dabei, sich vor Augen zu führen, was der individuelle Beitrag zum großen Ganzen ist oder war. Hat jede(r) einmal alles aufgeschrieben, wird schnell klar: Es wurde schon viel mehr erreicht, als anfangs gedacht. Den Status quo zu rekapitulieren trägt meist mehr zur produktiven Umsetzung bei, als man vorher vermuten mag.

Tipp

Bevor Ziele neu definiert werden, sollte jedes Team festlegen, was es bedeutet, produktiv zu arbeiten. Denn Produktivität kann abhängig von individuellen Zielen unterschiedlich definiert werden – um Erfolge gemeinsam zu feiern, ist es wichtig, individuelle Arbeitsweisen anzuerkennen. Die einen arbeiten produktiv, indem sie Aufgaben priorisieren, die anderen planen gern weit im Voraus und arbeiten chronologisch ihre To-do’s ab. Wieder andere brauchen Zeitdruck, um in die Gänge zu kommen. RaPiD kann dabei helfen, miteinander in den Austausch zu kommen, die verschiedenen Produkti­vitätstypen innerhalb eurer Teams kennenzulernen und die Zusammenarbeit so zu verbessern.

Stufe 2: Plan

Ein gutes Team läuft nicht blind drauf los. Es ist wichtig, einmal alle Ziele erneut zu Papier zu bringen, KPIs anzupassen oder ganz neu zu definieren. Am besten funktioniert das, wenn große Meilensteine in kleinere, machbare Teilschritte heruntergebrochen werden. Das trägt dazu bei, Fortschritte sichtbar zu machen und befähigt Teams dazu, prozentual abzuschätzen, wie gut sie mit einem Projekt vorankommen. Essenzielle Fragen bei der Planung sollten sein: Was bedeutet Erfolg für uns? Wie sehen unsere nächsten Schritte aus? Welche Methoden kommen zum Einsatz? Dabei ist von besonderer Bedeutung, Pain Points zu identifizieren, die Teams von einer guten Zusammenarbeit abhalten. Zusätzlich sollte da­rauf geachtet werden, dass es nicht nur Vorgaben „von oben“ hagelt – auch wenn KPIs oft unternehmensweit vorgegeben sind, sollten Teams diese individuell formulieren und eigene Meilensteine für eine gute Zusammenarbeit festlegen. Dies trägt dazu bei, dass Ziele nicht als aufgedrückt empfunden werden und Mitarbeitende auf dem Weg zu deren Erreichung Einfluss nehmen können. Teamwork bedeutet, Verantwortung zu teilen.

Tipp

Unabhängig von Unternehmensgröße und Branche bedeutet produktiv zu sein nicht nur, Ziele schnell zu erreichen, sondern auf dem Weg dorthin dauerhaft motiviert zu bleiben. Letztlich ist das Hinarbeiten auf ein Vorhaben mit Durchhalten, aber noch viel mehr mit der Lust, Dinge in die Tat umzusetzen, verbunden. Methoden wie SMART oder CLEAR eignen sich, um zu überprüfen, ob Ziele realistisch und umsetzbar sind. Ein weiterer Fallstrick in der Zusammenarbeit ist eine uneinheitliche Dokumentation der To-do’s: Hier helfen digitale Tools, die Informationen an einem Ort bündeln und die Zusammenarbeit so deutlich produktiver gestalten.

Stufe 3: (Re)do

Im letzten Schritt wird die Strategie an die aktualisierten Ziele angepasst. Alle zuvor identifizierten Schwierigkeiten beim Hinarbeiten auf ein Ziel sollten dabei in die Planung mitein­bezogen werden. Für die Erfolgsmessung der festgelegten KPIs helfen Aufgabenmanagement-Tools mit Projektaufgaben­listen und der Möglichkeit, Deadlines und Erinnerungen einzustellen. Dies erleichtert die effiziente Zusammenarbeit und vermeidet gleichzeitig die permanente Kontrolle durch Vorgesetzte oder Kolleg*innen. Auch Updates und Reportings in Papierform oder gar Exceltabellen, die niemand versteht, werden so umgangen.

Tipp

Sogenannte KPI-Dashboards eignen sich, um Prozesse und Meilensteine anschaulich zu visualisieren. Mit ihnen können sich Teams ganz einfach synchronisieren und ihre Arbeit transparent machen. Sobald die frische Strategie steht, sollten Fortschritte und Blockaden einmal wöchentlich kontrolliert werden. Jeder Mensch ist anders und hat seine eigenen Routinen, daher kann alternativ auch eine zweiwöchentliche oder sogar eine tägliche Kontrolle Sinn ergeben – die Regelmäßigkeit ist hier der entscheidende Punkt. Ein weiterer Vorteil eines Dashboards ist die Veranschaulichung der erreichten Ziele, denn am Ende sind Erfolge das, was ein Team zusammenschweißt.

Zeit ist wertvoll, und nutzt man sie sinnvoll, profitieren nicht nur die Unternehmen, sondern vor allem ihre Mitarbeitenden davon. Mit RaPiD befreit man sich aus der Falle der „Geschäftigkeit“ und bringt die ambitionierten Neujahrspläne wieder auf Spur. So können wir produktiver werden und uns auf die Ziele konzentrieren, die wirklich wichtig sind und deren Erreichung wir gern feiern möchten.

Die Autorin Deb Lee arbeitet als Digital Productivity Coach und zertifizierte Professional Organizer® mit Kleinunternehmen, um ihnen dabei zu helfen, ihre Arbeitsabläufe zu verbessern, sich zu fokussieren und effizienter zu werden.

Erfolgreich skalieren: Vom Start-up zum Big Player

Fünf Dinge, die du wissen solltest, um dein Start-up erfolgreich zu skalieren. Interview mit Philipp Weiser, CEO und Gründer von AnyDesk.

Philipp Weiser ist Mitgründer und CEO von AnyDesk, einem der weltweit führenden Anbieter von Remote-Desktop-Lösungen. Mit seiner Software schuf das 2014 gegründete Unternehmen Grundlagen für remote Teamarbeit in der modernen Arbeitswelt. Mit seiner großen Leidenschaft für Innovationen und neue Technologien ist Philipp die treibende Kraft der AnyDesk-Vision und hat aus einem kleinen Start-up ein weltbekanntes Unternehmen gemacht.

Unsere Leser*innen würden dich gern etwas besser kennen lernen. Willst du uns zuerst etwas über deinen Hintergrund erzählen?

Meine Geschichte beginnt an der Universität, wo ich als Student Open-Source-Systeme für die audiovisuelle Übertragung über das Internet implementierte. Das weckte mein Interesse an visueller Übertragung und Remote-Desktop-Lösungen und ich stieg in die Softwarebranche ein. Unternehmensstrategien haben mich schon immer interessiert und als ich in meinem vorherigen Unternehmen sah, dass die Strategie zur Lösung von Problemen darin bestand, Funktionen in die Plattform, die selbst nicht optimal aufgebaut oder skalierbar war, einzubauen, beschloss ich, es anders zu machen. Meine beiden Mitgründer von AnyDesk und ich arbeiteten alle in der gleichen Firma und wir wollten viele Ideen für eine bessere Remote-Desktop-Software umsetzen. Da dies jedoch bei unserem Arbeitgeber nicht möglich war, haben wir das einzig Logische getan und unser eigenes Unternehmen gegründet.

Nach zwei Jahren Entwicklungszeit haben wir unsere erste Version von AnyDesk veröffentlicht. Dank des anfänglichen Erfolgs konnten wir unser Produkt weiterentwickeln und innerhalb weniger Monate und Jahre ein besseres Produkt anbieten. Unsere ursprüngliche Vision für AnyDesk war es, eine superleichte Remote-Desktop-Plattform mit extrem niedriger Latenz zu entwickeln. Erst danach wollten wir den Ausbau des Unternehmens in Angriff nehmen und es als Plattform nutzen, um weiter zu wachsen und zusätzliche Funktionen anzubieten.

Dein beruflicher Werdegang ist sehr beeindruckend. Gibt es eine wichtige Entscheidung in deiner Karriere, die dir geholfen hat, dort hinzukommen, wo du heute stehst?

Ganz klar war dies der Schritt, die Universität zu verlassen und einen Vollzeitjob anzunehmen – die wichtigste Entscheidung, die mich direkt dorthin geführt hat, wo ich heute bei AnyDesk bin. In Deutschland ist dies etwas sehr Ungewöhnliches, aber ich hatte klare Ziele und bin das Risiko eingegangen, weil ich überzeugt war, dass es funktionieren kann. Dieses Rebellische ist mir auch sonst im Leben wichtig. Es hat mir später den Mut gegeben, aus der Sicherheit einer Festanstellung auszubrechen und mit meinen Partnern mein eigenes Unternehmen zu gründen. Die Gründung von AnyDesk gab uns Spielraum und wir konnten ein innovatives Produkt kreieren, das den Kunden oder die Kundin in den Mittelpunkt unseres Handelns stellt. Auch konnten wir bei AnyDesk eine Arbeitskultur einführen, die zu kreativer Teamarbeit einlädt und es unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglicht, wiederum ihre Lösungsansätze und Ideen umzusetzen.

Welche ist die nachhaltigste Initiative, die du geleitet hast und auf die du besonders stolz bist?

Sicherlich der Kern des Ganzen: die Implementierung der ersten AnyDesk-Version. Es hat mehr als zwei Jahre gedauert, bis wir die zugrundeliegende IT-Infrastruktur entwickelt und unsere ersten Kund*innen gewonnen haben. Wir haben ohne Kund*innen angefangen und unseren Traum von Grund auf aufgebaut. Heute zählen wir über 500 Millionen Downloads und über 100.000 Kund*innen. Unser Ziel war eine Plattform, die nicht von Drittsystemen abhängig ist – der alles entscheidende Aspekt, als wir unser Unternehmen innerhalb von nur drei Tagen infolge des COVID-19-Lockdowns um das Zehnfache skalieren mussten. Wie man sich vorstellen kann, war dies nicht so einfach. Trotzdem konnten wir unser Ziel ohne größere Ausfallzeiten oder Unterbrechungen unserer Services erreichen. Besonders stolz bin ich auf die Tatsache, dass wir eine Lösung anbieten konnten, die den Unternehmen geholfen hat, die Herausforderungen der letzten zwei Jahre zu bewältigen. Ich freue mich auf eine Fortsetzung dieses innovativen Hochs und darauf, Remote-Desktop-Lösungen auf eine ganz neue Ebene zu bringen.

Manchmal ziehen wir die besten Lehren aus unseren Fehlern. Würdest du uns einen Fehler schildern, den du gemacht hast, und die Lektion, die du daraus gelernt hast?

Die größten Fehler, die wir alle machen – sowohl in der Wirtschaft als auch im Leben im Allgemeinen – betreffen andere Menschen. Das Personalmanagement ist der vielleicht schwierigste Aspekt, und Fehler in diesem Bereich können nie ganz ausgeschlossen werden. Um richtig zu handeln, muss man aus seinen Fehlern lernen. Die wichtigste Lektion, die ich gelernt habe, ist, dass es äußerst wichtig ist, die Karriereziele eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin mit den Unternehmenszielen in Einklang zu bringen. Ein Unternehmen besteht aus vielen verschiedenen Menschen sowie deren persönlichen Wünschen und Zielen. Erfolg ist wahrscheinlicher, wenn diese mit den Zielen des Unternehmens übereinstimmen.

Inwiefern hat Mentoring in deiner Karriere eine Rolle gespielt? Sei es, dass dir geholfen wurde oder dass du eine Person als Mentor begleitet hast.

Einer meiner Physiklehrer hat mein Leben sehr entscheidend geprägt. Er lehrte mich, kritisch zu denken, wie man mit anderen umgeht und dass gute Umgangsformen wichtig sind. Die gleiche Art von Mentoring gebe ich an die Menschen weiter, mit denen ich zusammenarbeite, indem ich mit ihnen Geschichten und Erfahrungen teile, die ich auf meinem persönlichen Weg gelernt habe. Durch selbstkritisches Denken kann das Arbeitsergebnis verbessert und die Leistungsfähigkeit gesteigert werden. Diesen Aspekt möchte ich selbst umsetzen und Personen in meinem Umfeld dazu inspirieren.

Es braucht Zeit und Übung, seinen eigenen Führungsstil zu entwickeln. Hast du ein Vorbild hinsichtlich deines Führungsstils? Was sind die für dich entscheidenden Charaktereigenschaften?

Ich habe kein Vorbild im eigentlichen Sinn. Meiner Meinung nach ist es wichtig, mehrere Mentor*innen zu haben und seinen Führungsstil entsprechend anzupassen. Ich versuche, meinen eigenen Weg zu finden, indem ich aus meinen eigenen Erfahrungen Lösungen entwickle, hart arbeite und mich auf das gemeinsame Wissen und die Erfahrung meiner Teams stütze. Ich bilde Teams mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und Hintergründen, was oft dazu führt, dass in der Gruppe originelle Ideen und innovative Lösungen entstehen. Ich stimme mit Elon Musk überein, wenn er sagt: „Ein Unternehmen ist eine Gruppe, die organisiert ist, um ein Produkt herzustellen oder eine Dienstleistung anzubieten. Diese Leistung ist nur so gut wie die Mitarbeitenden und nur so gut, wie begeistert diese sind, es zu erschaffen.“

Sprechen wir nun über die Skalierung eines kleinen Start-ups zu einem mittelgroßen bzw. großen Unternehmen. Kannst du aufgrund deiner Erfahrung die fünf wesentlichen Punkte nennen, die man wissen muss, um sein Unternehmen erfolgreich zu skalieren?

AUF DIE ANFORDERUNGEN DER KUNDSCHAFT UND DER BRANCHE HÖREN

Unsere Kund*innen und Nutzer*innen sagen uns, was sie wollen und brauchen. Diese Informationen können Sie in vielfältiger Form erreichen: als Bewertungen, Branchenveränderungen, sich ändernde Umsatzvolumen oder Änderungen beim Verkaufsverhalten. Indem du diese aufmerksam beobachtest und entsprechend darauf reagierst, gewährleistest du, dass dein Unternehmen auch in Zukunft für Kund*innen notwendig ist und gebraucht wird. In den letzten zwei Jahren hat AnyDesk Hunderte Millionen Downloads verzeichnet und das rasante Wachstum hält weiterhin an. Wir stellen fest, dass Remote- und Hybridangebote, die Zeit und Geld einsparen, die Beschäftigten gleichzeitig auch zufriedener machen.

FLEXIBIL BLEIBEN

Hör dir weiterhin neue Ideen an und setze die besten davon um. Halte nicht an Altbewährtem fest und gehe nicht starr in eine Richtung. Dies kann gravierende Folgen haben: dass man zum Beispiel geschätzte Mitarbeiter*innen verliert oder irrelevant für die Kund*innen wird. Innerhalb weniger Tage ist AnyDesk enorm gewachsen. Wir mussten unser Unternehmen um das Zehnfache vergrößern. Dies bedeutete Koordination und mehr Flexibilität zwischen den Teams, in einer bisher unbekannten Weise.

SICH KLARE ZIELE SETZEN

Antizipiere die Bedürfnisse deines wachsenden Unternehmens und ermittle, welche Bereiche du zuerst ausbauen willst. Überstürze nichts, aber verschwende auch keine Zeit. Handel sofort, wenn dies notwendig ist. Bleib ehrgeizig und verfolge einen praxisbezogenen Ansatz. Der Bedarf nach Remote- und Hybridarbeit bedeutet, dass Unternehmen mit solchen Arbeitsmodellen gewährleisten müssen, dass sie die örtlichen Datenschutzbestimmungen einhalten und sichere Verbindungen zu arbeitsbezogenen Informationen bereitstellen, auch wenn die Mitarbeitenden gar nicht im Büro sind. Das Ziel von AnyDesk ist es, höchstmögliche Sicherheit und Compliance zu garantieren.

DEIN UNTERNEHMEN KLUG VERMARKTEN

Investiere in gutes Marketing und gute PR. Zu Beginn des Wachstums willst du die Leute für dein Unternehmen begeistern und dafür sorgen, dass sie sich dafür interessieren. Effiziente Marketing- und PR-Strategien sind zeitaufwändig und mühsam. Je früher du dich der Branche zeigst, desto besser werden deine späteren Ergebnisse sein.

KUND*INNENDIENST UND SERVICE IM MITTELPUNKT DES LEISTUNGSSPEKTRUMS

Fördere nicht nur das Wachstum deines Unternehmens. Konzentriere dich auch auf deine Kund*innen und stelle sie in den Mittelpunkt all deiner unternehmerischen Entscheidungen. Wenn deine Kund*innen deine unternehmerischen Entscheidungen bestimmen, solltest du dafür sorgen, dass dein Unternehmen für sie relevant bleibt, immer auf dem neuesten Stand ist und einen erstklassigen Kund*innenservice bietet. Indem wir unserer Kundschaft zuhören und ihre Arbeit verstehen, können wir Funktionen hinzufügen und unsere Plattform aktualisieren zwecks einer optimalen kund*innenspezifischen Nutzung. Unter diesem Gesichtspunkt beispielsweise können unsere Nutzer*innen speicherintensive Aufgaben wie Videobearbeitung leichter von zu Hause aus erledigen – und mit der gleichen Rechenleistung wie im Büro. Durch das Hinzufügen solcher Funktionen gewährleisten wir, dass die bisherige Dynamik auch weiterhin anhält.

Kannst du uns Fehler nennen, die Unternehmen bei der Skalierung ihres Geschäftsbereichs machen? Wie lassen sich solche Fehler beheben oder besser noch vermieden?

Bei einer Skalierung vergessen viele Unternehmen, wertvollen Mitarbeiter*innen Vertrauen zu schenken, was eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiches Wachstum und die Aufrechterhaltung der Unternehmenskultur ist. Wenn du deinen Angestellten mehr Vertrauen entgegenbringen, ihnen mehr Verantwortung übertragen und sie stärker am Wachstum deines Unternehmens teilhaben lässt, werden sie zufriedener sein und sich als geschätzter Teil deines Teams fühlen.

Skalierung bedeutet auch personelle Vergrößerung. Wie kann ein Unternehmen seine Unternehmenskultur und sein Ethos nach der Einstellung von neuem Personal bewahren?

Skalierung bringt naturgemäß Veränderungen mit sich. Kultur und Ethos bleiben erhalten, wenn die Werte des Unternehmens auch weiterhin wertgeschätzt werden und dafür gesorgt wird, diese mit zunehmendem Wachstum in alle Abteilungen und auf allen Ebenen des Unternehmens durchsickern zu lassen. Wer Mitarbeiter*innen hat, die an die gleichen Dinge glauben, die die Firma unterstützen und gemeinsam mit ihr wachsen wollen, kann sichergehen, dass das Unternehmen seine Arbeitswerte beibehält. Wir ermutigen unsere Teammitglieder stets, Fragen zu stellen und möglichst unvoreingenommen zu sein, um die für uns seit der Gründung des Unternehmens so wichtige innovative Kultur aufrechterhalten.

Welche Tools oder Techniken haben deinen Teams bei der internen Skalierung geholfen?

Zugegebenermaßen wird der Moment kommen, wenn die Prozesse und Verfahren eines Unternehmens an Bedeutung gewinnen. In einem sich vergrößernden Unternehmen passiert dies jedoch in anderer Form. So sind komplexe Verfahren für ein wachsendes und sich ständig veränderndes Unternehmen kontraproduktiv, unerlässlich sind flexible und veränderbare Arbeitsweisen.

Außerdem ist der organische Wissenstransfer eine wichtige Wachstumstechnik. Es braucht Teams mit Personen, die über unterschiedliche Erfahrungen sowie praktische Kenntnisse und Erfahrungen in diesem Bereich verfügen und wissen, wie man Teams führt. Sie müssen Lösungen für Probleme, die bei der Expansion eines Unternehmens auftreten können, umsetzen. Weil das Lernen durch Erfolgsbeispiele etwas so Selbstverständliches ist, vergessen wir oft dessen Nützlichkeit und Bedeutung. Aus diesem Grund versuchen wir immer, bunte gemischte Teams zusammenzustellen, um unterschiedliches Wissen und Erfahrungen im Team zu kombinieren. Diese Art des Wissenstransfers ist von entscheidender Bedeutung, ebenso wie die gründliche Einarbeitung neuer Mitarbeiter*innen, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Aufgrund deiner Rolle genießt du großen Einfluss. Wenn du eine Sache nennen solltest, die dich inspiriert und die du gern weitergeben würdest, was wäre das?

Lesen. Es ist unglaublich wichtig, viele unterschiedliche Bücher zu lesen. Und wenn ich eine Bewegung auslösen könnte, die Menschen dazu inspiriert, so viele verschiedene Bücher wie möglich zu lesen, dann wäre das großartig. Denn ich bin der Meinung, dass das Lesen aller Art von Büchern – nicht nur berufsbezogene, sondern auch Romane und Geschichtsbücher – zu kritischem Denken anregt und tatsächlich sehr motivierend sein kann. Lesen kann uns viel über zwischenmenschliche Beziehungen oder das Einschätzen von Problemen und Lösungen lehren.

Wie können unsere Leser*innen deine Arbeit online weiter verfolgen?

Du kannst unsere Arbeit online in unserem Blog verfolgen: etwa auf dem AnyDesk Blog. Oder du liest unsere Nachrichten im AnyDesk Pressecenter. Oder folge uns in den sozialen Medien: auf LinkedIn oder Twitter.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen und dein Wissen mit uns geteilt hast.

Infos und Tipps zum Verkauf von Gewerbeimmobilien

Was erfolgreiche Start-ups in der Expansionsphase beim Verkauf ihrer (zu klein gewordenen) Gewerbeimmobilie beachten sollten.

In erfolgreichen Start-ups ist es keine Seltenheit, dass schon wenige Jahre nach der Gründung der Umzug in ein größeres Büro ansteht. Neben den eigentlichen Umzugsarbeiten muss dabei auch der Verkauf der zu klein gewordenen Gewerbeimmobilie organisiert werden, wenn diese sich im Eigentum des Unternehmens befindet.

Verkauf von Gewerbeimmobilien im Überblick

  • Ein Objekt gilt laut Steuerrecht als Gewerbeimmobilie, wenn es mindestens zu 80 Prozent gewerblich genutzt wird.
  • Die Wertermittlung bei einem Gewerbeobjekt erfolgt anhand des Ertragswertverfahrens, das auf dem Bodenwert und dem Gebäudeertragswert basiert.
  • Um kostspielige Fehler zu vermeiden und schnell einen passenden Käufer zu finden, ist es empfehlenswert, einen Gewerbemakler zu beauftragen.

Ist das Objekt eine gewerbliche Immobilie?

Das Steuerrecht (§ 181 Abs. 6 BewG) definiert Gewerbeimmobilien als Immobilien, deren Verhältnis aus Nutz- und Gewerbefläche eine überwiegend gewerbliche Nutzung (mindestens 80 %) vorsieht und die kein Teileigentum sind. Die Unterscheidung zwischen Gewerbe- und selbstgenutzten Wohnimmobilien ist besonders aus Gründen der Bewertung und der Besteuerung wichtig.

Typen von Gewerbeimmobilien

In Deutschland unterscheidet man zwischen folgenden Typen von Gewerbeimmobilien:

  • Büroimmobilien – Büroräume, die die Verwaltung eines Unternehmens (z.B. Buchhaltung, Personalabteilung …) nutzt.
  • Produktionsimmobilien – Gebäude, die der Produktion von Waren dienen. Meist handelt es sich dabei um Hallen mit einem Stockwerk.
  • Freizeitimmobilien – Gebäude für Freizeitaktivitäten wie Golfanlagen, Bootshäuser usw.
  • Handelsimmobilien – Einkaufszentren, Ladengeschäfte, Supermärkte und andere Objekte, in denen gehandelt wird.
  • Logistikimmobilien – Objekte, in denen Waren (Endprodukte und Zwischenprodukte) gelagert und verteilt werden.
  • Spezialgewerbeimmobilien – Spezielle Objekte wie Kraftwerke und Flughäfen, die nicht in die übrigen Kategorien passen.

Gewerbeimmobilien richtig verkaufen

In der Regel werden Gewerbeimmobilien in Zusammenarbeit mit einem Gewerbemakler verkauft. Dieser hilft dem Eigentümer mit seinem Fachwissen bei den folgenden Teilschritten.

Die Marktanalyse

Die Marktanalyse ist essenziell für den Verkauf einer Gewerbeimmobilie. Dabei haben folgende Fragen eine grundlegende Bedeutung:

  • Welche Käufer könnte das Objekt interessieren?
  • Welche Arten von Gewerbe passen zur Immobilie?
  • Welcher Teilmarkt sollte speziell angesprochen werden?
  • Unterliegt der Teilmarkt saisonalen oder konjunkturellen Schwankungen?
  • Spricht die vorhandene Ausstattung des Objekts spezielle Gewerbe an?
  • Existieren Probleme, die potenzielle Käufer oder Investoren abschrecken könnten?

Die Wertermittlung

Die Wertermittlung sollte stets mithilfe eines professionellen Wertgutachtens erfolgen. Der Verkäufer erhält dadurch alle nötigen Informationen, um einen angemessenen Preis für seine Gewerbeimmobilie festzulegen. Besonders bei teureren Objekten sind verfügen auch die Käufer über Informationen zur aktuellen Marktlage und zum Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Um gut in die Verhandlungen zu starten, ist es aus Käufersicht deshalb essenziell, den realistischen Verkaufspreis zu kennen. Weil Gewerbeobjekte oft als Kapitalanlage dienen, mit der eine gute Rendite erwirtschaftet werden soll, erfolgt die Wertermittlung meist mit dem Ertragswertverfahren.

Unterlagen für den Verkauf

Zudem sollte der Verkäufer neben dem Wertgutachten Interessenten möglichst umfassende Informationen zur Verfügung stellen. Bei Gewerbeobjekten sind die folgenden Dokumente wichtig:

  • Lageplan und Flurkartenauszug
  • Grundbuchauszug, der alle Belastungen und Rechte Dritter am Objekt zeigt
  • Kubaturberechnung
  • Nutzflächenberechnung
  • Bebauungsplan
  • Baupläne (Maßstab 1:100) und Werkpläne (Maßstab 1:50)
  • Auszug aus dem Baulastenverzeichnis
  • Belege zu Instandhaltungs- und Sanierungsarbeiten der letzten Jahre
  • Baubeschreibungen (besonders zu Umbauten)
  • Betriebskostenaufstellung und Nebenkostenabrechnungen der letzten Jahre
  • Mietverträge der letzten Jahre
  • Energieausweis des Gebäudes

Ein Großteil der Dokumente kann beim Bauordnungsamt bezogen werden. Gewerbemakler helfen gern bei der Beschaffung und der Zusammenstellung der Unterlagen.

Preisbildungsfaktoren bei einer Gewerbeimmobilie

Der Wert einer Gewerbeimmobilie hängt von unterschiedlichen Preisbildungsfaktoren ab. Diese unterscheiden sich in Abhängigkeit vom Gewerbeteilmarkt teilweise stark voneinander. Es ist deshalb empfehlenswert, die Wertermittlung durch einen Immobilienexperten durchführen zu lassen.

In der Regel kommt bei Gewerbeimmobilien das sogenannte Ertragswertverfahren zum Einsatz. Die Preisbestimmung erfolgt bei diesem Verfahren anhand des Bodenwertes und des Gebäudeertragswerts, der sich primär aus den Mieteinnahmen und den Bewirtschaftungskosten zusammensetzt. Außerdem spielen folgende Kaufpreisfaktoren eine entscheidende Rolle:

  • Zustand – Ein guter Zustand, bei dem in den kommenden Jahren eher geringe Instandhaltungs- und Renovierungskosten anstehen, kann den Wert einer Gewerbeimmobilie deutlich erhöhen.
  • Lage – Die Lage und die Infrastruktur einer Gewerbeimmobilie beeinflussen deren Wert stark. Besonders Objekte in Großstädten oder deren unmittelbarer Nähe mit einer guten Verkehrsanbindung finden oft schnell einen zahlungskräftigen Käufer.
  • Vermietet oder unvermietet – Bei Gewerbeimmobilien erzielen vermietete Objekte meist einen höheren Wert, weil der Käufer dadurch eine finanzielle Sicherheit hat. Bei einem Leerstand stellt sich daher die Frage, warum und wie lange dieser bereits besteht und wie gut das Objekt, nachdem Kauf vermietet werden kann.
  • Mieteinnahmen – Bei vermieteten Gewerbeimmobilien ist neben der Höhe der Mieteinnahmen auch deren Ausfallsicherheit essenziell. Objekte, mit solventen Mietern, marktüblichen Miete und noch lange laufenden Mietverträgen erzielen die höchsten Preise.

Fazit zum Verkauf einer Gewerbeimmobilie

Der Verkauf einer Gewerbeimmobilie ist deutlich aufwendiger als bei einer Privatimmobilie. Der gesamte Prozess sollte deshalb durch einen spezialisierten Gewerbemakler betreut werden. Start-ups und andere unerfahrene Verkäufer können dadurch kostspielige Fehler vermeiden und einen marktüblichen Preis erzielen. Zudem können Immobilienmakler durch ihr großes Netzwerk aus Unternehmen und Investoren meist schnell einen passenden Käufer für die Gewerbeimmobilie finden.

Das Unternehmen erweitern – alles Wissenswerte zum Bauvertrag

Worauf zu achten ist, wenn ein wachstumsstarkes Unternehmen mittels eigener Bauvorhaben expandieren bzw. seine Kapazitäten erweitern will.

Die turbulente Startphase nach der Gründung ist erfolgreich gemeistert und das junge Unternehmen auf Wachstumskurs. Im Zuge der Erweiterung stellt der bzw. die Unternehmer*in nun fest, dass die eigens für die Betriebsaufnahme gebaute Immobilie zu klein geworden ist. Was tun? Nun, man könnte weiteres Land kaufen und expandieren.

Was genau ist ein Bauvertrag?

Gesagt, getan. Oder besser: Angedacht, denn so einfach ist es dann doch nicht. Man kann ja nicht einfach die Ländereien um das Grundstück herum kaufen, da weitere Lagerhallen hinsetzen und dann geht’s weiter mit der Produktion. Natürlich sollte man seinen Bauvertrag online prüfen lassen, aber bevor es daran geht, so etwas aufzusetzen, muss erstmal die Frage erörtert werden, was genau dies ist.

Theoretisch gefragt, würde jeder, der kein Experte ist, erst fragen, ob man nicht einen „Bausparvertrag“ meint und dann ins Blaue formulieren, dass es sich dabei ja wohl um den Vertrag handeln würde, den man schließt, wenn man baut. Sprich: Man will bauen und unterschreibt, dass man bauen darf. Oder so.

Nun, in diesem „oder so“ liegt der Hase im Pfeffer. In einem solchen Vertrag werden all jene Dinge geregelt, die mit dem Bauvorhaben zu tun haben. Dies beinhaltet Leistungen, Fristen des Vorhabens, Zuständigkeiten. Was dies exakt heißt? Das erfahren wir im nächsten Absatz.

Die Inhalte eines Bauvertrags

Der Bauvertrag ist ein wichtiges Papier. Hier finden sich neben den Bauabläufen auch andere Aspekte. Das geht bei der einfachen Frage los, wer die Vertragspartner sind, wie sie heißen und wie sie laut ladungsfähiger Adresse kontaktiert werden können. Dann muss die Frage beantwortet werden, was hier eigentlich gebaut wird und welche Leistungen im Rahmen dieses Baus erbracht werden müssen.

Außerdem kann man nicht einfach jeden Bauarbeiter fragen, wie weit der Baufortschritt gelungen ist. Diese arbeiten gerade höllisch konzentriert. Also wird ein Bauleiter benötigt, oder eine andere Person, die auf dem Bau den Hut – oder besser: den Bauhelm – auf hat, d.h. als Ansprechpartner für die Auftraggeber fungiert. Auch andere Fragen müssen geklärt werden. Etwa die Folgenden:

  • Wie lange dauert es, bis ein Teilbereich des Gebäudes finalisiert werden kann?
  • Welche Materialien werden verwendet?
  • Wie müssen Baumängel behoben werden?
  • Gibt es einen diesbezüglichen Zeitrahmen?
  • Wie ist es um die Gewährleistung bestellt?
  • Wann wird welches Teilstück wie finanziert?
  • Existieren Bedingungen, nach denen der Auftraggeber den Bau nicht abnehmen muss?

Entsprechend wichtig sind die Leistungs- und Baubeschreibungen, ebenso wie die Baupläne. Wird der Vertrag entsprechend genau und ausführlich formuliert, gibt es auch weniger Rückfragen, wenn man sich in der Bauphase befindet.

Und dann gibt es noch eine Frage, die beantwortet werden muss, nämlich „Welcher Art ist der Vertrag?“

Hier unterscheidet man zwischen BGB und VOB. Was dies bedeutet, erfahren wir im nächsten Absatz.

Unterschiede zwischen BGB-Vertrag und VOB-Vertrag

Hierbei handelt es sich um zwei unterschiedliche Regelwerke gesetzlicher Natur. Der BGB-Vertrag fußt auf den Regelungen des BGB, also des Bürgerlichen Gesetzbuches, die für einen Werkvertrag gelten.

Hier sind konkrete Fristen vorgesehen, ebenso eine automatische Zahlung, die bei Abnahme erfolgt und keiner Rechnung bedarf. Dieser Werkvertrag richtet sich in der Regel an Privatkäufer.

Der VOB-Bauvertrag fußt auf den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, genauer gesagt den sogenannten „Vorschriften der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistung“, richtet sich einerseits an Privatkäufer, die in der Lage sind, ihre Gewerke in Eigenregie zu koordinieren und an öffentliche Auftraggeber. Die Zwischenfristen sind ungenau, wenn man von dem Datum des Baubeginns und dem der Fertigstellung des Gebäudes absieht. Die Schlusszahlung erfolgt mit einer schriftlichen Rechnung. In dieser sind die Leistungsnachweise nachvollziehbar aufgeführt.

Beim BGB-Werkvertrag beträgt die Gewährleistungsdauer fünf, beim VOB-Bauvertrag vier Jahre.

Was ist beim Abschluss eines Bauvertrags zu beachten?

Es ist obligatorisch, die notwendigen Inhalte des Bauvertrages schriftlich zu fixieren. Des Weiteren kann es auch nicht verkehrt sein, wenn man sich der Hilfe eines Rechtsanwaltes zwecks Gegenlesens versichert.

Kann man einen Bauvertrag kündigen?

Ja. Aber hierzu braucht es einen triftigen Grund. Diese können etwa Unstimmigkeiten sein.

Fazit

Eine betriebliche Expansion, die damit einhergeht, dass neues Bauland gekauft und neue Gebäudeteile errichtet werden, kann nicht einfach so beschlossen werden. Es bedarf vertraglicher Fixierung.

Drum prüfe, wer sich (ewig) bindet!

Warum der Cultural Fit beim Exit oder Merger so wichtig ist.

Ein Exit, also der Verkauf des eigenen Unternehmens, ist für viele Start-up-Gründer*innen der Nordstern, dem sie jahrelang hinterherjagen. Klar, denn M&As, also Mergers and Acquisitions, sind alltäglicher Bestandteil unserer Industrie. Unternehmen werden aufgekauft, in Teilen oder komplett, sie werden in neue Kleider gesteckt oder in größere Strukturen integriert.

Und da fangen die Herausforderungen an: Immer dann, wenn zwei Teile, die noch nicht zusammengehören, miteinander verbunden werden, entsteht Reibung. Selbst wenn die beiden Unternehmen wirtschaftlich und hinsichtlich ihrer Geschäftsmodelle zusammenpassen, treffen doch zwei Welten aufeinander, die meist sehr unterschiedlich sind: jung vs. etabliert, agil vs. wasserfallartig, Slack vs. E-Mail, Remote Work vs. Einzelbüro etc. Damit sich diese scheinbar kleinen Details nicht zu unüberbrückbaren Differenzen auswachsen, an denen das Projekt scheitern kann, ist ein Faktor entscheidend: Der Cultural Fit. Es gilt: Neben den Bilanzen und Büchern muss auch die Unternehmenskultur Teil einer gründlichen Due Diligence sein. Davon profitieren beide Seiten.

Über Zahlen lässt sich streiten, über die Kultur nicht

Der Cultural Fit meint, dass zwei Unternehmen grundsätzlich dieselben Werte und dasselbe Leitbild teilen. Ziele können sich über die Zeit verändern, insbesondere, weil man bei Zukäufen nur einen limitiert tiefen Einblick erhält und somit sein Gegenüber auch nur bedingt kennen und verstehen lernt. Wenn man sich aber im Vorfeld auf ein Leitbild und dieselben Werte verständigt hat, ist das Anpassen von Zielen und das Reagieren auf neue Erkenntnisse eine reine Formsache. Geteilte Werte und ein gemeinsames Leitbild geben Mitarbeitenden im Unternehmen in einer solchen Stresssituation, die M&As zweifelsohne darstellen, Sicherheit und Vertrauen. Leitbilder und Werte bilden dann den Kompass, an dem sich Mitarbeitende orientieren können, wenn es mal schwierig wird. Sie erhöhen außerdem die Motivation der Mitarbeitenden, sich auf die anstehende Veränderung einzulassen, weil sie so besser verstehen, warum sich etwas ändert, zugleich aber wissen, was sich bestenfalls eben nicht ändert – die Werte und Leitbilder.

Bei den hier angesprochenen Werten handelt es sich im Wesentlichen um das Menschen- sowie das Führungsleitbild, umfasst aber letztlich auch all das, was die handelnden Personen antreibt, motiviert und ihre persönlichen Hintergründe und Motive sind. Erst mit diesem tiefen Verständnis ist großer Erfolg ohne starke Reibungsverluste möglich. Wenn sich bspw. Zahlen nicht wie im angedachten Investmentcase realisieren lassen, kann man auf unterschiedliche Arten reagieren. Kosten runter (gemeint ist: Leute raus) oder Produkt stärken (Leute rein), oder bspw. Kontrolle verstärken und Vertrauen nehmen vs. Kontrolle verringern und Vertrauen geben. Fundamental unterschiedliche Herangehensweisen an ein und dasselbe Problem führen mitunter zu ganz unterschiedlichen Reaktionen bei den Mitarbeitenden. Werte und Leitbilder helfen in dieser Situation, die passende Herangehensweise zu finden, die das ganze Unternehmen mitträgt.

Meinungsdifferenzen als Dealbreaker?

Zunächst einmal: Rein inhaltlich können Meinungen immer auseinandergehen. Es ist sogar hilfreich und verbessert Entscheidungen, wenn Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen auf dasselbe Problem schauen. Genau dazu dient Sparring. Was nicht jedoch auseinandergehen darf, ist das Wertesystem. Für mich ist deshalb klar, dass ein M&A-Case nur dann erfolgreich sein kann, wenn alle harten Faktoren passen und darüber hinaus die Unternehmenskulturen miteinander kompatibel sind. Bei den weichen Faktoren ist durchaus Raum für Unterschiede gegeben – gerade die Auseinandersetzung bietet Potenziale zur Verbesserung.

Was soll’s – nach mir die Sintflut?

Weder aus Sicht des Kaufenden noch des Verkaufenden wäre es klug, die Unternehmenskultur außer Acht zu lassen. Ein CEO, der ein Unternehmen akquiriert, kauft womöglich die sprichwörtliche Katze im Sack und muss sich nach Abschluss des Deals damit beschäftigen, die beiden Unternehmen zu einem Ganzen zu formen. Im Zuge einer Integration sollte man deshalb von Anfang an integrativ und flexibel sein, die persönlichen Perspektiven aller Beteiligten achten und einbeziehen sowie versuchen, inhaltlich mit guten Argumenten zu überzeugen. Sind die gemeinsamen Werte gegeben, wird dies in der Regel gelingen.

Auch aus Sicht des verkaufenden Start-ups ist es sinnvoll, nicht einfach „nur“ eine(n) Käufer*in zu finden und nicht zu hinterfragen, ob neben dem wirtschaftlichen auch der kulturelle Part übereinstimmt. Am ehesten leuchtet das noch ein, wenn man als Gründer*in Bestandteil des neuen Unternehmens ist. Schon aus egoistischem Interesse haeraus sollte klar sein, dass der Cultural Fit wichtig ist, um im neuen Setting in der neuen Rolle glücklich zu werden. Zwar ist das eigene Konto nach dem Exit gut gefüllt, eine passende Arbeits- und Unternehmenskultur ist trotzdem wichtig, um weiterhin Erfüllung bei der Arbeit zu finden, gerade, wenn man das Unternehmen über Jahre mühsam aufgebaut hat. Selbiges gilt natürlich auch für die Mitarbeitenden, für die man auch Verantwortung trägt.

„Nach mir die Sintflut“ ist selbst dann ein schlechtes Motto, wenn man einen klassischen Exit hinlegt und das Unternehmen nach dem Verkauf verlässt. Die Mitarbeitenden, die gemeinsam mit einem das Unternehmen aufgebaut haben und die für die Erfolgsgeschichte bis hin zum Exit mitentscheidend waren, entlässt man in eine ungewisse Zukunft. Aufrichtig und dankbar ist das nicht. Gerade, weil die Start-up-Welt klein ist und man sich bekanntlich immer mehrfach im Leben trifft, bleibt hier eine gewisse Verantwortung – auch über den Zeitpunkt eines Verkaufs hinaus.

Der Autor Patrick Leibold verantwortet als Co-CEO zusammen mit Steffen Behn die Geschäfte der celebrate company. Der Operations und Finance Experte blickt auf über 12 Jahre Erfahrung in der Druck- und Medienbranche sowie im E-Commerce zurück.

Das Metaversum – ein Buch mit sieben digitalen Siegeln?

David Touve, leitender Direktor des Batten-Instituts der Darden School of Business, University of Virginia, und Experte für neue Technologien und digitale Erfahrungen, beantwortet Fragen zum aufkommenden Metaversum.

Als das früher als Facebook bekannte Unternehmen im Oktober Pläne ankündigte, seinen Namen in Meta zu ändern, erklärte es, dass dieser Schritt seine Absicht besser widerspiegeln würde, "das Metaversum zum Leben zu erwecken und Menschen dabei zu helfen, sich zu vernetzen, Gemeinschaften zu finden und Unternehmen aufzubauen". Diese drastische Umstellung eines der wertvollsten Unternehmen der Welt löste alle möglichen Kommentare und Spekulationen aus und warf ebenso viele Fragen wie Antworten auf. Zu den wichtigsten Fragen gehören: Was genau ist das Metaversum und warum hat Facebook seine Zukunft jetzt auf diesen Bereich ausgerichtet?

WAS IST DAS METAVERSUM, SO WIE SIE DAS AKTUELLE PROJEKT VON FACEBOOK VERSTEHEN?

Um das Konzept eines "Metaversums" zu verstehen, kann es hilfreich sein, zunächst an einen gemeinsam genutzten virtuellen Raum zu denken: von einem Chatroom bis hin zu Spielen wie Minecraft und Fortnite. Diese Räume unterscheiden sich zwar in Bezug auf den Reichtum der virtuellen Erfahrung - Text, Audio, Video, visuelle Details, Raumgefühl, Aktionen, die man durchführen kann, usw., bieten aber alle die Möglichkeit für mehrere, wenn nicht sogar Millionen von Menschen gleichzeitig in einer Online-Umgebung in Verbindung zu treten.

Wenn Facebook, heute Meta, sich auf das Metaversum bezieht, geht es einfach ein paar Schritte weiter. Metas Vorstellung von diesem Metaversum scheint von der immersiven Erfahrung inspiriert zu sein, die man sich vorstellte, als das Wort vor fast 30 Jahren in dem Buch Snow Crash von Neal Stephenson geprägt wurde. Die Struktur der Plattform - und vor allem, von wem sie betrieben wird - ist jedoch unterschiedlich.

Die Erfahrung des Metaversums soll sehr immersiv sein und durch die Verschmelzung von erweiterter und virtueller Realität das Gefühl vermitteln, an einem anderen Ort zu sein. Im Gegensatz zu virtuellen Welten wie Minecraft und Fortnite sowie dem Metaverse in Snow Crash, die sich im Besitz eines einzigen Unternehmens befinden, beschreiben Zuckerberg und andere Tech-Führungskräfte eine Plattform, die mit dem Internet vergleichbar ist - eine zugrunde liegende und ermöglichende Infrastruktur, die sich nicht im Besitz eines einzelnen Unternehmens befindet und von diesem betrieben wird.

Stattdessen würde das Metaversum durch eine Reihe von zugrundeliegenden Regeln und eine breite Palette von Technologien ermöglicht, die es einer Vielzahl von Geräten und Software erlauben, sich zu verbinden und diese gemeinsamen Erfahrungen zu schaffen, genau wie eine Reihe von für den Benutzer meist unsichtbaren Protokollen das Internet ermöglichen, über das wir heute eine Reihe von Diensten in Anspruch nehmen.

Mit anderen Worten: Diese Plattform wäre nicht das Metaverse von Meta. Stattdessen würden Unternehmen wie Meta gemeinsame Erlebnisse auf einem Planeten unter Tausenden, wenn nicht Millionen anderer virtueller Reiseziele im größeren Metaverse betreiben.

DIE VIRTUELLE REALITÄT WIRD SEIT JAHRZEHNTEN IMMER WIEDER ALS „THE NEXT BIG THING“ GEPRIESEN. GIBT ES IRGENDEINEN GRUND ZU DER ANNAHME, DASS WIR UNS AUF EINE GRÖSSERE AKZEPTANZ ZUBEWEGEN KÖNNTEN?

Ähnlich wie die künstliche Intelligenz, die sich langsam entwickelt, ist auch die virtuelle Realität als reale Erfahrung schon sehr lange auf dem Vormarsch. Stereoskope führten Mitte des 18. Jahrhunderts 3D-Erlebnisse ein, zunächst mit Zeichnungen und später mit Fotografien. Hollywood experimentierte in den 1960er Jahren mit immersiven Filmerlebnissen, wie dem Sensorama. Die Air Force finanzierte in den 1970er Jahren die Entwicklung von 3D-Flugsimulatoren. Ironischerweise wurde eine der ersten VR-Brillen, die in den späten 1980er Jahren entwickelt und verkauft wurden, als "EyePhone" bezeichnet.

In jüngster Zeit gibt es meiner Meinung nach Anzeichen dafür, dass wir uns seit dem Jahr 2000 auf ein größeres Interesse an diesen immersiven Erlebnissen und die technischen Möglichkeiten dafür zubewegen. Allein Fortnite verzeichnete im Zeitraum von einem Jahr zwischen Frühjahr 2019 und Frühjahr 2020 100 Millionen neue Nutzer, womit sich die Gesamtzahl der registrierten Nutzer auf 350 Millionen erhöhte. Zum Vergleich: Second Life, eine virtuelle Welt, die 2002 ins Leben gerufen wurde, brauchte vier Jahre, um auf nur eine Million registrierte Nutzer zu kommen. Die Nutzerbasis von Second Life betrug 2006 etwa 0,08 Prozent der gesamten Internetbevölkerung, während die Nutzerbasis von Fortnite im Jahr 2020 bei über 8 Prozent der vernetzten Welt lag.

Wäre Fortnite ein Reiseziel, wäre es eines der beliebtesten Ziele auf dem Planeten. Zum Vergleich: In China wurden 2019 145 Millionen Besucher gezählt, in den USA fast 80 Millionen. Allerdings müssen Fortnite-Nutzer ihr Zuhause nicht verlassen, um zu reisen.

WELCHE HINDERNISSE GIBT ES FÜR DIE EINFÜHRUNG DES METAVERSUMS? BRAUCHEN WIR NICHT ALLE MINDESTENS NEUE HARDWARE?

Die Technologie ist vielleicht nicht mehr das größte Hindernis für Erlebnisse in immersiven, virtuellen Umgebungen. Diese ersten Erfahrungen werden bereits durch ein Gerät ermöglicht, das die meisten von uns bereits besitzen: ein Smartphone. Die Telefonhersteller bauen bereits Augmented-Reality-Funktionen in neue Geräte ein. Außerdem kann man die meisten in den letzten Jahren auf den Markt gebrachten Smartphones in ein Headset stecken - das 50 Dollar oder weniger kostet - und ein ziemlich anständiges VR-Erlebnis genießen.

Meiner Meinung nach sind die größten Hindernisse für ein Metaversum in der von Unternehmen wie Meta beschriebenen Größenordnung eher sozialer, wenn nicht gar gesellschaftspolitischer Natur als technischer Natur. Technische Hürden können im Laufe der Zeit wahrscheinlich überwunden werden, während sich soziale Fragen im Laufe der Zeit immer mehr verschärfen. Diese soziale Hürde – eine Gemeinschaft von Interessengruppen, die sich über die Funktionsweise der Dinge einigen konnten – war die gleiche Herausforderung, mit der das frühe Internet konfrontiert war.

So gab es beispielsweise in den 1980er Jahren mehrere Informationsnetze - ARPANET, CSNET, BITNET und dann NSFNET -, die zusammen einen Vorläufer des modernen Internets bildeten und Teil davon wurden. Diese Netze bestanden nicht nur aus verschiedenen zugrunde liegenden Architekturen und Standards, sondern auch aus verschiedenen Gemeinschaften von Menschen. Hätten diese Gemeinschaften keinen Weg gefunden, miteinander zu kommunizieren - sowohl technisch als auch persönlich - hätten wir vielleicht nicht das Internet, das wir heute haben.

Fast 40 Jahre später ist die Gemeinschaft der Interessengruppen, die von einem möglichen Metaversum betroffen sind, nicht nur eine viel größere Bevölkerungszahl und vom ersten Tag an globaler, sondern umfasst auch ein nicht triviales Flickwerk von Nationalstaaten und massiven Privatunternehmen.

So hat die südkoreanische Regierung im Mai dieses Jahres eine eigene "Metaverse Alliance" gegründet, die mittlerweile über 200 Institutionen im Land umfasst. Im August startete Nvidia seine "Omniverse" Initiative, mit der der Grafikprozessor- und System-on-a-Chip-Hersteller seine eigenen Vorstellungen von den Technologien verbindet, die für eine offene und erweiterbare VR-Plattform erforderlich sind.

GLAUBEN SIE, DASS EINE KRITISCHE MASSE VON MENSCHEN MEHR ZEIT MIT TECHNOLOGIE IM ARBEITSUMFELD VERBRINGEN MÖCHTE?

Ich will nicht wie ein Futurist klingen, aber ich glaube, dass die Pandemie einfach einen Wandel in unserer organisatorischen Realität beschleunigt hat, der vielleicht schon im Gange war - eine Verlagerung von Unternehmensstandorten mit nur einem Standort zu geografisch verteilten Teams und Organisationen.

Zwar wird nicht jeder fern arbeiten, aber da die Technologie immer mehr verteilte Arbeits- und Sozialerfahrungen ermöglicht, wird eine kritische Masse von Menschen wahrscheinlich von dort aus arbeiten, wo sie es am besten tun. Dieser Teil der Erwerbsbevölkerung wird sich dafür entscheiden, mehr Zeit mit jeder Technologie zu verbringen, die ihnen die bevorzugte Arbeitserfahrung ermöglicht. Und wenn diese kritische Masse über die Fähigkeiten und das Wissen verfügt, die die Welt braucht, werden sich auch die Menschen, die noch im Büro arbeiten, anpassen müssen.

WIE STEHT ES MIT DEN WEITHIN DOKUMENTIERTEN PHÄNOMENEN DER ZOOM-MÜDIGKEIT UND ANDEREN EINSCHRÄNKUNGEN DER TECHNOLOGIE, DIE DIE INTERAKTION „WENIGER REAL" ERSCHEINEN LASSEN?

Wie in anderen Arbeitsumgebungen auch, werden einige virtuelle Umgebungen besser gestaltet - und daher besser erlebt - als andere. Auf einer Plattform wie Zoom macht man die unangenehme Erfahrung, dass man alle gleichzeitig anstarrt und dass alle einen anstarren. Diese Wand aus Augäpfeln erinnert eher an eine Bühne - was den meisten Menschen nicht gefällt - als an eine Gruppensitzung.

Wenn diese virtuellen Umgebungen immersiver werden, kann es durchaus sein, dass wir uns wohler fühlen und unsere Arbeit auf andere Weise erledigen oder sogar verschiedene Arten von Arbeit verrichten können. Wichtig ist, dass die wahrscheinlich effektivste virtuelle Umgebung keine Eins-zu-eins-Kopie unseres üblichen Arbeitsplatzes sein wird. Vielmehr werden diese Online-Umgebungen eine neue Art von Arbeitsraum mit eigenen Erfahrungen darstellen.

WARUM WIRD DAS METAVERSE ALS DIE ZUKUNFT EINES UNTERNEHMENS BETRACHTET, DAS WIR ALLE FRÜHER ALS FACEBOOK KANNTEN?

Viele sehen in der Umbenennung in Meta zumindest teilweise eine Möglichkeit, die Aufmerksamkeit von einer Reihe von Problemen abzulenken, mit denen Facebook konfrontiert ist - sei es im Zusammenhang mit den jüngsten Enthüllungen über Whistleblower oder den noch immer schwelenden Bedenken im Zusammenhang mit dem 6. Januar und den Wahlen 2020. Während diese Ablenkung eine kurzfristige Motivation sein könnte, kann sie das langfristige Interesse an den Auswirkungen und Möglichkeiten eines Metaversums nicht vollständig erklären.

Die Aussicht auf ein Metaversum dürfte Meta längerfristig aus einer Reihe von Gründen motivieren, die mit den Einnahmequellen und der Plattformstrategie zusammenhängen. Erstens wird jedes Ziel im Metaverse ein soziales Ziel sein. Soziale Ziele haben inhärente Netzwerkeffekte, denn je mehr Ihrer Verbindungen sich auf der Plattform befinden, desto wertvoller ist die Plattform für Sie. Eine frühzeitige Förderung der Nutzerakzeptanz kann daher später zu einer größeren Dynamik führen. Und Meta hat 3 Milliarden Nutzer auf der Einladungsliste für jedes neue Produkt.

Zweitens bietet das Metaversum Facebook, das fast alle seine Einnahmen aus der Werbung bezieht, die Möglichkeit, nicht nur neue Kategorien von Werbeeinheiten zu schaffen, sondern auch Möglichkeiten für den Handel einzuführen, um die Einnahmequellen des Unternehmens zu diversifizieren. Und mit Handel meinen wir in diesem Fall nicht nur den traditionellen Online-Handel, sondern auch den Markt für virtuelle Güter innerhalb des Metaverse und Upgrades dazu.

Drittens sind virtuelle Güter lukrativ. Die Erstellung von Kopien virtueller Güter ist im Wesentlichen kostenlos, so dass die Gewinnspannen außergewöhnlich hoch sind. Und je mehr Zeit und Geld ein Nutzer in virtuelle Umgebungen innerhalb einer Plattform investiert, desto mehr werden diese Investitionen zu versunkenen Kosten, die dazu führen, dass der Nutzer weitaus weniger geneigt ist, die Plattform zu wechseln. Genauso wie ein Apple-iOS-Nutzer, der ein breites Portfolio an Apps für sein iPhone erworben hat, mit geringerer Wahrscheinlichkeit auf Android umsteigt und seine frühere Investition verliert.

Ganz zu schweigen davon, dass die Nutzer ihre Waren auch an andere Nutzer verkaufen können, wenn sie die Plattform wechseln wollen, und dass dieser Peer-to-Peer-Handel ebenfalls zu Einnahmen führen kann. Der derzeitige Hype um NFTs (Non-Fungible Tokens) mag übertrieben sein, aber selbst wenn man den Hype etwas dämpft, ist klar, dass wir Menschen bereit sind, digitale Güter sowohl mit echtem als auch mit digitalem Geld zu kaufen.

Schließlich wissen wir, dass Meta eine Art Kryptowährung anstrebt, unabhängig davon, ob diese endgültige Währung Diem heißt oder nicht. Und eine digitale Wirtschaft innerhalb einer virtuellen Plattform bietet die Möglichkeit, eine solche Währung in Umlauf zu bringen - zunächst für virtuelle Güter und dann vielleicht für Transaktionen in dem, was alte Hasen als "metaspace" im Gegensatz zum Cyberspace bezeichnen.

Strategische Partnerschaften für Start-ups

Warum es sich als Start-up lohnt, in den Aufbau strategischer Partnerschaften zu investieren, und wie du die passenden Partner findest.

Für ein erfolgreiches Wachstum braucht ein Start-up nicht nur Kapital, sondern auch starke strategische Partnerschaften. Die besten Unternehmer wissen, wie zentral wichtig persönliche und geschäftliche Beziehungen sind. Kaum ein Start-up geht seinen Weg ganz alleine: Kooperationen mit anderen Personen und Organisationen sind oft der Schlüssel zum Erfolg.

Für Start-ups, die sich weiterentwickeln und ihr Geschäft ausweiten wollen, ist die Finanzierung natürlich ein entscheidender Faktor. Der Zugang zu Finanzmitteln ermöglicht zum Beispiel Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E), eine Expansion ins Ausland oder die Rekrutierung von talentierten Mitarbeiter*innen – und ebnet damit den Weg für das weitere Wachstum.

Aber Geld allein macht nicht glücklich, und das gilt auch für Start-ups. Kapital sollte nicht als Allheilmittel betrachtet werden. Um ihr Unternehmenswachstum voranzutreiben, sollten Gründer*innen ihr Augenmerk stattdessen auch auf den Aufbau starker strategischer Partnerschaften richten. Die Zusammenarbeit mit anderen, bereits etablierten Organisationen steigert die eigene Glaubwürdigkeit und ermöglicht es Entrepreneur*innen, zusätzliche Kontakte zu knüpfen und ihre Aktivitäten auszuweiten.

Solche Partnerschaften müssen dabei für beide Seiten gewinnbringend sein und gemeinsame Ziele haben, damit beide Parteien davon profitieren. Gründer*innen müssen lernen, wie sich vorteilhafte Beziehungen aufbauen lassen, die zum langfristigen Erfolg führen.

Warum Beziehungen wichtig sind

Im besten Fall können strategische Partnerschaften das Unternehmenswachstum fördern und zum entscheidenden Bestandteil des Geschäftserfolgs werden – und das gilt für Start-ups und ihre Partnerunternehmen gleichermaßen. In Großunternehmen kann die Kooperation mit Start-ups und Scale-ups die Innovation vorantreiben. Umgekehrt kann die Assoziation mit einem etablierten Unternehmen für Start-ups gerade in der Anfangsphase neue Einnahmen, bessere Skalierungsmöglichkeiten und gesteigerte Glaubwürdigkeit bedeuten.

Denn mit einem etablierten Partner an der Seite haben Start-ups auch Zugang zu etablierten Netzwerken. Der Zugriff auf bestehendes Know-how, bestehende Lieferant*innen und Kund*innen kann den Vertrieb von Produkten in größerem Maßstab wesentlich erleichtern. Dadurch kann das Start-up schneller skalieren – und seine Einnahmen wiederum in operative Prozesse und Innovationen investieren, um sein weiteres Wachstum zu beschleunigen und den Aufbau neuer Geschäftsbeziehungen mit einem noch größeren Kreis von Unternehmen zu fördern.

Ein weiterer wichtiger Grund, Partnerschaften zu pflegen, insbesondere in stark besetzten Märkten wie zum Beispiel dem Gesundheitswesen: das Potenzial, mehr Sichtbarkeit und größeren Einfluss zu erzielen. Lösungen für das Gesundheitswesen etwa werden oft auch nach der Anzahl der Patienten beurteilt, die sie nutzen. Der Aufbau strategischer Partnerschaften – etwa mit Microsoft, der Allianz und dem portugiesischen Gesundheitsdienstleister Médis – hat es beispielsweise uns, dem Health-IT-Start-up Infermedica, erlaubt, Millionen von Patienten zu erreichen. Weil wir über unser Partnernetzwerk mehr Patienten ansprechen konnten, entschieden wir uns bewusst für eine B2B-Strategie anstelle einer B2C-Strategie mit dem Ziel, die Gesundheitsversorgung für alle zugänglicher zu machen.

Und auch Investorenpartnerschaften können eine wichtige Rolle spielen. Investor*innen können wichtige Einblicke, Kontakte und Ratschläge beisteuern. Sie können Start-ups dabei helfen, Chancen zu ergreifen, die ihnen sonst vielleicht vorenthalten wären, bis sie bestimmte Meilensteine in Bezug auf Größe, Umsatz und ihren Kundenstamm erreicht haben. Entscheidend ist, dass sich beide Seiten dafür einsetzen, gemeinsam voranzukommen.

Den richtigen Partner finden

Aber wie baut man als Start-up diese vorteilhaften Geschäftsbeziehungen am besten auf? Zunächst einmal gilt es zu verstehen, dass Partnerschaften zwar auf dem Papier zwischen Unternehmen vereinbart werden, aber letztendlich von Menschen geschlossen werden. Das Zwischenmenschliche muss zuerst stimmen. Sprich mit potenziellen Partner*innen, um ihre wirklichen Ziele zu verstehen, und kläre, wie eine Partnerschaft ihnen bei der Erreichung dieser Ziele helfen könnte. Umgekehrt sollten Gründer*innen ihre eigenen Ziele im Auge behalten und sich darüber im Klaren sein, was sie von einer Partnerschaft erwarten. Wenn solche Gespräche offen geführt werden und dabei der Mensch im Mittelpunkt steht, dann können daraus einzigartige Beziehungen entstehen.

Erwäge die Entwicklung eines Partnerprogramms schon in einem frühen Stadium. Der Aufbau eines Netzwerks vertrauenswürdiger Vertriebs- und Innovationspartner ermöglicht es jungen Unternehmen, Geschäftsmöglichkeiten nicht nur in ihrem unmittelbaren Umfeld, sondern auch darüber hinaus zu erkunden. Europäische Gründer*innen sollten nicht nur innerhalb ihrer Landesgrenzen oder innerhalb von Europa nach Partnerschaften Ausschau halten, sondern auch offen für den Blick auf andere Kontinente sein, um neue Denkweisen zu entdecken und neue Impulse zu bekommen.

Partnerprogramme und Ökosysteme sind nützlich, weil jede(r) Teilnehmer*in vom Feedback der anderen Teilnehmer*innen profitiert. Dies schafft zusätzliche Glaubwürdigkeit und hilft Start-ups zu evaluieren, wie kompatibel ihr Angebot mit anderen Angeboten auf dem Markt ist. So können sie sicherstellen, dass ihr Produkt oder ihre Dienstleistung in einer realen Umgebung wirklich einen Mehrwert bietet, und Verbesserungs- und Innovationspotenziale identifizieren.

Das Partnerprogramm von Infermedica beispielsweise erlaubt es Organisationen aus allen Bereichen des Gesundheitswesens, auf unsere Vordiagnoseplattform auf Basis künstlicher Intelligenz zuzugreifen. Durch Einbindung unserer Technologie können unsere Partner*innen die von ihnen angebotenen Dienstleistungen verbessern, diversifizieren und so bessere Ergebnisse für Patient*innen und Endnutzer*innen erzielen. Umgekehrt hilft uns das Feedback aus diesen Anwendungen, unsere Plattform ständig weiterzuentwickeln.

Führende SaaS-Unternehmen wie Shopify, Salesforce und Slack haben im Durchschnitt etwa 350 Integrationen: diese umfassenden Ökosysteme spiegeln alle potenziellen Anknüpfungspunkte ihrer Lösung wider. Ein Start-up, das ein Partner-Ökosystemen schafft, sollte dabei immer im Hinterkopf behalten, wie die Endnutzer*innen mit seinem Angebot interagieren könnten.

Gut Ding will Weile haben

Wie auch im privaten Bereich kostet der Aufbau einer dauerhaften und belastbaren Beziehung viel Zeit und Mühe. Auch wenn es verlockend sein kann, sich Hals über Kopf in eine spannende Partnerschaft zu stürzen: nimm dir die Zeit, echtes Vertrauen aufzubauen und klare Grenzen zu ziehen. Aus eigener Erfahrung hat es mehr als ein Jahr gedauert, unsere Partnerschaften zu etablieren. Gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und neue Wege der Zusammenarbeit zu finden ist ein kontinuierlicher Prozess. Dabei sollte die Partnerschaft immer auf Augenhöhe stattfinden. Jede Partei bringt ihre eigenen Stärken mit ein. Nur indem beide Partner*innen ihr Wissen und ihre Ressourcen kombinieren, erreichen sie wirkliche Gewinne und bieten Mehrwehrt für ihre Kund*innen und den Markt.

Zu guter Letzt: Achte darauf, durchweg spezifische Ziele zu verfolgen. Vergewissere dich, dass sich die Partnerschaft wirklich in deine Gesamtstrategie einfügt und dass du alle notwendigen Ressourcen hast, um dein Unternehmen weiter voranzubringen. Plane gut und nimm dir Zeit. Geschäftsbeziehungen aufzubauen ist eine langfristige Strategie, die Geduld, Engagement und Beharrlichkeit erfordert. Gehe mit offenen Augen in jedes Gespräch. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, aber den Grundstein für eine dauerhafte Beziehung kannst du schon morgen legen.

Der Autor Tomasz Domino ist COO des Health-IT-Start-ups Infermedica

Profitabel und wachstumsstark – so geht’s

Orderbird-Gründer Jakob Schreyer berichtet, wie er sein Start-up auf gesunden Wachstumskurs gebracht und seit 2020 profitabel gemacht hat.

Schnelles Wachstum und hohe Profitabilität – das wünschen sich alle Gründer*innen für ihr Start-up. Beides geht nur selten Hand in Hand und viele schaffen nie den Abflug in die Gewinnzone. Wie also wird man profitabel und bleibt gleichzeitig wachstumsstark?

Zunächst einmal ist fehlende Profitabilität nicht per se ein Zeichen für schlechte Leistung. Tatsächlich sind einige der berühmtesten Start-ups der Welt (noch) nicht profitabel. Denn sie investieren strategisch in ihr Wachstum und nehmen dafür finanziell verlustreiche Monate und Jahre in Kauf, um am Ende auf der Gewinnerseite zu stehen. Es gibt viele Geschäftsmodelle, bei denen es im ersten Schritt darum geht Marktanteile zu besetzen und bewusst nicht auf Profitabilität zu gehen.

Wie schnell sich Wachstum auch finanziell für ein Unternehmen auszahlt, kann sehr stark variieren und hängt von ganz unterschiedlichen Faktoren ab. Hierzu zählen beispielsweise Startkapital und Investitionen am Anfang, aber auch die Größe des Unternehmens, die Branche sowie die vertriebenen Produkte. Unser Unternehmen orderbird hat es nach zehn Jahren Wachstum nun geschafft und ist seit 2020 profitabel. Mit der Gründung von orderbird im Jahr 2011 als Deutschlands erstes iPad-basiertes POS im Gastgewerbe war der Weg zur Profitabilität jedoch nicht immer einfach.

Aller Anfang ...

Die Idee zu orderbird kam tatsächlich von meinem Schulfreund Bastian Schmidtke. Sein Beruf im Außendienst für Kassensysteme und die Vorliebe für Apple-Produkte waren einfach die perfekte Mischung. Für die meisten Gastronom*innen war die zu dieser Zeit erhältliche Hardware für das Funktionieren einfach zu teuer. Ihm war es ein Anliegen eine günstigere und intuitive Lösung für den Massenmarkt zu entwickeln. Als er in der Presse dann noch gelesen hat, dass das US-Militär für sensible Aufgaben mit dem iPod touch arbeitet, dachte er sich: „Wenn selbst die US-Army Apple-Technologie nutzt, dann kann das auch das Restaurant um die Ecke!“ So ist die Grundidee zu orderbird entstanden und gemeinsam mit Patrick Brienen und Artur Hasselbach haben wir orderbird vor zehn Jahren gegründet.

Gerade Pionierunternehmen sehen sich täglich mit neuen Problemen konfrontiert. Für sie gibt es keine Blaupause, der man folgen kann, zum Beispiel für das richtige Preismodell oder Verkaufskonzept. Das galt auch für uns. Wir mussten unsere Kund*innen von einer brandneuen Technologie überzeugen.

Wie die meisten anderen Start-ups haben wir dafür sehr typische Entwicklungsstufen durchlaufen. Bei uns waren es drei Phasen: Da wir im Jahr 2011 in Deutschland oder sogar in Europa die Ersten waren, die ein iPad Kassensystem auf den Markt bringen wollten, mussten wir etwas komplett Neues bauen. Heutzutage hat jede*r von uns schon mal eine iPad-Kasse gesehen oder davon gehört. Damals war das unvorstellbar und es kamen Sätze von Menschen um uns herum, wie “Ein iPad hat doch mein Kind Zuhause, wie soll das, als Kasse funktionieren?” Der*die Erste zu sein ist manchmal gut, um eine Marke aufzubauen, aber es ist natürlich auch eine gewisse Herausforderung. Leichter ist es auf jeden Fall ein Produkt auf dem Markt herauszubringen, in dem bestimmte Vorbilder schon entwickelt wurden. Das bedeutete für uns ganz viel Aufklärungsarbeit und hat die erste Phase, eine sehr innovationsreiche Zeit mit einem Fokus auf Forschung und Entwicklung, geprägt. Zum damaligen Zeitpunkt wurde auch unsererseits erst einmal viel Geld investiert und das Thema Profitabilität wurde weiter hinten angestellt.

Darauf folgte eine Zeit, in der wir uns auf das Wachstum unseres Unternehmens konzentriert haben, die typische Scale-Up Phase. Wir haben viel vorfinanziert, viele Kund*innen gewonnen, die natürlich mittel- oder langfristig zu mehr Umsätzen führen. Wir haben aber auch schnell gemerkt, dass wir nicht nur auf gesunde Kund*innen gesetzt haben. Dies führte dazu, dass wir unsere Ziele neu definieren und genauer abstimmen mussten. In der Fachsprache nennt man das auch Unit Economics.

… führt über erfolgreiche Zwischenschritt zur Profitabilität

Auf Entwicklung und Forschung sowie Wachstum folgte dann schließlich die dritte Phase. In dieser wollten wir zeigen, dass wir als Managementteam mit nachhaltigen und profitablen Geschäftszahlen wirtschaften können. Das war wichtig für uns selbst und auch für unsere Investor*innen, Mitarbeiter*innen und Konkurrenz. Als erwachsenes Unternehmen möchte man nicht nur von fremdem Geld leben, sondern auf eigenen Beinen stehen und gesunde und nachhaltige „Unit Economics“ und Kennzahlen aufzeigen. In den letzten Jahren war für orderbird die Zeit gekommen genau das anzugehen. Das Resultat ist: Momentan ist jeder Monat besser als der davor. Wir dachten der Mai war mit Abstand der beste Monat seit der orderbird Gründung, doch der Juni war jetzt noch erfolgreicher mit über 600 Neukunden und das macht uns sehr glücklich.

Der Erfolg zeigt aber auch wie ungeheuer wichtig die ersten Entwicklungsphasen für uns waren, haben sie doch das Fundament gelegt, auf dem wir orderbird nun weiter auf- und ausbauen können. So investieren wir noch immer viel in den Aufbau und Erhalt des Vertrauens in unsere Produkte und unsere Marke. Und da unser Geschäftsmodell sehr erfolgreich war und ist, sind nach uns viele andere in den digitalen POS-Markt eingestiegen. Das wird uns immer auf Trab halten, denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Das bedeutet auch, dass wir uns jetzt nicht entspannt zurücklehnen können. Wenn ein Unternehmen profitabel ist, aber nicht mehr wächst, dann sind wir nicht mehr spannend für potenzielle Mitarbeiter*innen, Partner*innen oder Investor*innen. Für ein Technologieunternehmen, wie unseres ist Wachstum schon das Wichtigste, weil es langfristig den Wert steigert. Allerdings gilt ab einem gewissen Alter Wachstum mit gesunder Wirtschaftlichkeit zu paaren. Bei orderbird legen wir zukünftig vor allem ein Augenmerk auf “High Growth” und Innovation, aber immer im Hinblick auf nachhaltiger Profitabilität. Ein großes Ziel, das wir uns vorgenommen haben, ist es ein Payment Facilitator zu werden - in naher Zukunft soll orderbird zu einem Fintech Unternehmen heranwachsen.

Aus Krisen lernen und daran wachsen

Die orderbird Erfolgskurve ging nicht immer steil nach oben. Es gab viele Herausforderungen und Situationen, die uns lange beschäftigt, zurückgeworfen und uns teilweise auch persönlich sehr mitgenommen haben. Wenn wir eines daraus lernen konnten, dann dass Probleme nicht einfach verschwinden, wenn man sie ignoriert. Es ist wichtig sich diesen zu stellen und an neue Situationen anzupassen ... Das lässt sich am besten am aktuellen Beispiel der Corona-Krise aufzeigen. Neben dem Umzug des gesamten Teams ins Home Office kam vor allem beim Anblick auf die Auswirkungen, die die Pandemie auf unsere Kund*innen hatte, eine emotionale Verunsicherung im Team auf. Denn die meisten unserer Produkte sind für das Gastgewerbe bestimmt, einen der am stärksten von der Corona-Krise betroffenen Sektoren. Glücklicherweise hat sich schnell gezeigt, dass wir in diesem neuen Arbeitsmodell als Unternehmen gut funktionieren. So konnten wir unsere Produktivität unter remote Bedingungen sogar noch steigern, während wir gleichzeitig immer die Situation unserer Kund*innen vor Augen hatten. Das gesamte Team war top motiviert und hat uns dabei geholfen, diese sehr lange Krise am Ende als Chance zu nutzen und mit neuen Versionen und Produkten ins Jahr 2021 zu starten.

Wir haben auf die schwierigen Bedingungen des Lockdowns reagiert und unterstützen mit neuen Gästemanagement-Tools Gastronom*innen während der Pandemie. Diese Tools helfen den Gastronom*innen dabei, sich für den erhöhten Organisationsaufwand zu rüsten und vereinfachen zusätzlich die Digitalisierung. In Zusammenarbeit mit YND und Mastercard haben wir außerdem unser MINI by orderbird, ein intuitives und mobiles Kassensystem im Taschenformat, auf den Markt gebracht. Gerade in der aktuellen Situation hilft es, Geschäftsmodelle im Einzelhandel oder in der Gastronomie mobiler zu machen und flexibel zu planen.

Abgesehen von der Pandemie gab es natürlich auch andere, frühere Herausforderungen. Eine Erfahrung, die ich gemacht habe ist, dass man nicht allzu lange alles allein machen sollte, sondern auch andere Menschen an Bord holen kann, die vielleicht sogar mehr Struktur ins Unternehmen bringen können. Rückblickend hätten wir bei orderbird unser senioriges Managementteam früher einstellen können. Als wir 2012 und 2014 mit unseren ersten Finanzierungsrunden mehr als 10 Millionen Euro und 2016 knapp 17 Millionen Euro eingesammelt hatten, waren wir in einem noch sehr jungen, naiven Gründer-Modus und hatten zu viele komplexe Themen auf dem Tisch, die wir alle auf einmal anschieben wollten: Neue Produkte, neue Märkte und neue Vertriebswege. Hätten wir schon damals ein erfahrenes Team gehabt, dann hätten wir wohl mit unseren Ressourcen in der Mittelphase besser gehaushaltet und weniger Budget gebraucht. Das ist allerdings auch ein sehr typisches Verhalten von Start-ups: Wenn in dein Unternehmen kürzlich investiert wurde, möchtest du als Gründer*in gut sein, nimmst dir zu viel vor und willst unbedingt deine Versprechungen einhalten. Doch besitzt man auch das Managementteam, um diese Komplexität zu händeln? Wenn man die entsprechenden Mitarbeitenden hat, dann können diese das abfangen. Wenn man allerdings noch in der Anfangsphase steckt, ist es ratsamer etwas vorsichtiger zu handeln.

6 Tipps für einen gesunden Weg zu profitablem Wachstum

Entscheidungen treffen insbesondere zu Beginn

Wahrscheinlich ist das der wichtigste Punkt: Als Gründer*in musst du Entscheidungen treffen. Das können kurze, mittelfristige oder wohlüberlegte langfristige Maßnahmen sein. Wer ist die Zielgruppe? Wen möchte man mit seinem oder ihrem Geschäftsmodell ansprechen? Und was ist der Zielmarkt? Um ein Beispiel zu nennen: Mit unserem komplett neuen Produkt haben wir uns zu Beginn dazu entschieden den “Innovator” anzusprechen. Der Massenmarkt hätte damals nicht gepasst. Als Start-up ist es oft ratsamer die coole, hippe Kreuzbergerin abzuholen, die das Neuste vom Neusten will, das auch noch gar nicht perfekt sein muss, aber die die Erste sein möchte. Der Restaurantbesitzer in Herzberg, der zwei Kinder hat, für seine Familie bei Media Markt einkaufen geht und ein Audi Combi fährt, kam für uns als primäre Zielgruppe nicht in Frage. Denn bei ihm muss das Produkt zu hundert Prozent stimmen, reibungslos funktionieren und sicher sein. Er möchte lieber etwas, das bereits etabliert ist und schon von mehreren Kund*innen getestet und genutzt worden ist. Das bedeutete für uns, wir gehen im ersten Schritt auf die “Innovators” zu, mit denen einige Themen und Prozesse noch weiter optimiert werden konnten. Anfangs musste beispielsweise die Kasse über iTunes eingerichtet werden und damit die Speisekarte so gesagt hinten aus dem Ordner “rausgezogen” und wieder “reingeschoben” werden - dazu musste die*der Gastronom*in also ein halber “Techy” gewesen sein. Das hätte in diesem Stadium natürlich überhaupt nicht für den Massenmarkt funktioniert.

Eine weitere Entscheidung, die wir treffen mussten, war der Zielmarkt für unser Produkt. Wir haben uns damals dazu entschieden, unser Geld im ersten Schritt besser in dem Heimatmarkt zu investieren als in neue Länder, in denen wir quasi vorfinanzieren hätten müssen. Wir wussten auch, dass wir in Deutschland noch genug Wachstumspotenzial haben werden. Zudem ist ein*e neue*r Kund*in zu akquirieren “günstiger” als in einem neuen Markt einzutreten, wie zum Beispiel Italien oder Spanien. Ein weiterer Grund für diese Entscheidung war, dass wir das Thema “Profitabilität in Zukunft” schon sehr früh auf die Agenda gesetzt hatten. Deshalb haben wir zunächst lieber effizient in einem Markt Geld investiert als direkt in neue Märkte.

Gerade zu Beginn definiert man als Gründer*in die Reise seines Unternehmens und insbesondere das Festlegen der Zielgruppe als auch des -marktes. Beides sind zwei essentielle Bausteine im Gründungsprozess.

Mit Zweifeln und Ängsten auseinandersetzen und aus dem Weg räumen

Jede*r von uns hat Phasen, in denen man Angst vor der Zukunft hat. Allerdings bin ich der Meinung, dass man als Unternehmer*in per se risikobereiter ist und weniger Angst hat. Bei uns hat natürlich auch unser Alter eine große Rolle gespielt. Mit Mitte 20 trägt man weniger Verantwortung, hat keine Familie, keine Kinder und ist auch noch ein wenig naiver. Aber natürlich hatten wir auch Zweifel an unserem Konzept, insbesondere in der ersten Zeit.

Wenn man als Gründer*in keine Vorbilder hat, die ähnliche Produkte anbieten und an denen man sich orientieren kann, fühlt man sich am Anfang manchmal alleine. Desto mehr Wettbewerb herrscht, umso eher hat man die Gewissheit, dass es funktionieren wird. Desto mehr du alleine auf dem Markt bist, umso mehr Zweifel kommen an der Gründungsidee auf. “Habe ich etwas gesehen, was es gar nicht gibt oder wo andere Probleme sehen, die so groß sind, dass es nicht funktionieren wird?” ist eine der Fragen, die einem viel im Kopf herumspukt. Das bedeutet: Wettbewerb ist wichtig und gut für dein Unternehmen. Wir haben aber trotzdem an unsere Idee geglaubt und das hat sich, wie man sieht auch bewährt.

Unser Glück war auch, dass wir diese Zweifel nur in den ersten acht bis zwölf Monaten hatten. Dann wurde das Thema auch in Amerika größer und ist schnell gewachsen - das gibt einem ein gutes und sicheres Gefühl.

Kontrolle ist gut, Delegieren ist besser

Eine der schwierigsten Aufgaben von Gründer*innen ist es, Verantwortlichkeiten abzugeben. Man will alles selbst machen und über jede Entscheidung genauestens Bescheid wissen. Das schädigt auf Dauer nicht nur das Vertrauensverhältnis zwischen Angestellten und Führungskräften, es frisst auch noch enorm viel Zeit – Zeit, die man viel besser in strategische Entscheidungen stecken kann. Daher, auch wenn es anfangs sicher schwerfällt: Gebt die Kontrolle für bestimmte Aufgabenbereiche an eure Mitarbeiter*innen ab! Sie sind meist besser qualifiziert als man selbst.

Wenn gute Leute eingestellt werden, ist es zudem auch kontraproduktiv sie zu “micromanagen”. Sie brauchen natürlich eine Anleitung und Struktur, aber als Unternehmer*in sollte man auch lernen loszulassen, abzugeben und sich von ihnen führen zu lassen, denn sie sind die Expert*innen auf ihrem Fachgebiet. Das ist, meiner Meinung nach, eine wichtige Einstellung eines*r guten Manager*in und Führungskraft. Gerade auch die junge Generation möchte mitbestimmen und Themen mit vorantreiben - mit dieser Selbstbestimmungskultur muss man mitwachsen.

Zusätzlich kann auch das Auslagern bestimmter Aufgaben, wie beispielsweise Buchhaltung und Abrechnung hierbei eine Menge Geld und Nerven sparen.

Ohne das richtige Team geht’s nicht!

Die falschen Mitarbeitenden einzustellen kostet einem Unternehmen viel Zeit und Geld. Daher solltet ihr bei der Auswahl und Zusammenstellung eures Teams, auf gar keinen Fall knausern und nur die Besten einstellen. Denn nur so könnt ihr gewährleisten, dass das Team alles gibt und die erforderlichen Arbeitsprozesse effizient gestaltet und ausführt. Mit einem guten Team können neue Probleme, die es vorher so nicht gab, angegangen und gelöst werden. Dafür wird ein gut eingespieltes und vertrauensvolles Team gebraucht. Nur so ist es möglich Strategien umzusetzen, Märkte anzuführen und bestimmte Bereiche umzusetzen.

Zu Beginn waren wir sechs Leute bei orderbird, vier Gründer und zwei Personen, die mitgewirkt haben - das beschreibt unser Anfangs-Setup ziemlich gut. Mittlerweile sind wir 110 Mitarbeiter*innen an den Standorten Berlin und Wien und legen immer noch Wert auf ein soziales Umfeld. Wir genießen sowohl die Teamarbeit als auch die soziale Community der Firma. Das hat bei uns einen hohen Stellenwert, was vielleicht auch auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass wir im Hospitality-Bereich tätig sind. Unser Team besteht aus vielen Personen, die ursprünglich Barkeeper*innen oder Restaurantbesitzer*innen waren. Am Ende des Tages können wir auf unser fantastisches orderbird Team zählen, das von Anfang an für die Mission „Wir machen unabhängige Gastronom*innen erfolgreicher!” und die Firma gelebt hat und uns geholfen hat alle kleinen wie auch großen Hürden zu überwinden.

Naivität für das Gründen – Expertise für Wachstum und Profitabilität

Jede Entwicklungsstufe erfordert unterschiedliche „Skills“ und Charaktere. Daher ist es eher selten, dass das Anfangsteam durch alle Unternehmensphasen bestehen bleibt. Das war auch bei uns nicht anders. Gerade beim Thema Profitabilität ist es zum Beispiel unabdingbar ein senioriges Management Team aufzustellen. Der erfahrene CEO Mark Schoen hat zum Beispiel meine Nachfolge angetreten, was für uns in dieser Phase eine goldrichtige Entscheidung war. Interessanterweise hätte Mark selbst, der zu dieser Zeit Managing Director von orderman war, orderbird nie gegründet und uns in der Anfangszeit sogar eher davon abgeraten. Denn zu Beginn muss man als Gründer*in eine gewisse Naivität mitbringen, um jung, mutig und vielleicht auch wild die Gründungsidee voranzubringen. Mark kommt aus der Sales-Industrie und hat eine große Firma mit aufgebaut. Er brachte eine große Portion Erfahrung mit, für uns neue Herangehensweisen und wir haben plötzlich alles anders gemacht. Als er damals das erstmal von unserer Idee gehört hatte, hat sein gesunder Menschenverstand einfach gesagt, dass wir ganz schön riskant sind. Es war gut, dass wir als Erstgründer auf eine gewisse Art und Weise naiv waren. Danach braucht es dann Management-Skills, um Unternehmen größer werden zu lassen. Schon bald nach der Gründung hatte orderbird einen “proof of concept” und konnte damit auch Mark als Angel-Investor gewinnen. Nach der Start- und Wachstumsphase bereitete Mark als CEO schließlich den Weg zur Profitabilität. Das zeigt noch einmal mehr, wie wichtig es ist, in der richtigen Phase der Geschäftsentwicklung die richtigen Leute zur richtigen Zeit zu haben, um erfolgreich den nächsten Schritt zu wagen.

Vom Mut loszulassen und auf Veränderungen einzulassen

Veränderungen sind wichtig. Die Welt um uns herum verändert sich schnell und wenn wir uns quasi nicht mitverändern, dann heißt es, es geht automatisch Bergab. Keine Veränderungen bedeutet Stillstand. Und Stillstand bedeutet Talfahrt. Vor allem in Phasen, in denen es gut läuft, muss man sich als Unternehmen kontinuierlich verändern. Veränderung ist dann gut, wenn diese richtig gemanagt wird. Mit der richtigen Geschwindigkeit geht es dann immer nach vorne.

Ich persönlich mag Veränderungen und deswegen war auch die Neubesetzung im Management für mich nie ein großes Thema. Ich habe dazu auch kein wahnsinniges großes Ego. Deswegen kam bei mir nie das Gefühl auf: “Oh Gott, ich bin jetzt kein Chef mehr in meinem eigenen Laden”. Ich habe Mark selber eingestellt und bin weiterhin mit Geschäftsführer. Reflektierend und selbstkritisch gesehen, hätte ich diesen Prozess ein bis zwei Jahre früher anregen sollen. Für mich war das ein riesen Glück eine neue Rolle in meiner eigenen Firma einzunehmen, denn es hat dazu geführt wieder großen Spaß an meiner Arbeit zu haben. 

Ein abschließender Tipp von mir: Setzt euch nicht nur mit eurem Unternehmen auseinander, sondern auch mit euch selbst und eurer Rolle, die ihr verkörpert. Auch als Gründer*in muss man sich weiterentwickeln, sonst steht man vor der Entscheidung: erfinde ich mich neu oder gehe ich? Ich habe zu dem Zeitpunkt das Neuerfinden gewählt und bin damit sehr zufrieden. Wenn man so will, war es die beste Entscheidung, die ich getroffen habe - auch für mich selber. Wenn ich das so nicht gemacht hätte, wäre ich glaube ich aktuell nicht mehr bei orderbird. Generell ist es für mich als Gründer natürlich toll zu sehen, wie orderbird sich in den letzten Jahren zu dem entwickelt hat, was es heute ist – ein eigenständiges und unabhängiges Unternehmen, das seinen großen Flug in ungeahnte Höhen gerade erst begonnen hat.

Minimum Viable Product (MVP)

Wenn ein neues digitales Produkt gelauncht wird, gibt es in der Regel zwei Szenarien: Entweder schlägt es in der Zielgruppe ein und wird zum Liebling der Nutzer. Oder aber die vermeintlich bahnbrechende Innovationen fristet ein Schattendasein und verschwindet bald ganz von der Bildfläche. Um das zu vermeiden, versuchen Start-ups und Innovation Units häufig, sich dem Product-Market-Fit für ein neues Produkt mit den kleinstmöglichen Schritten, auf Basis eines Minimum Viable Product (MVP) zu nähern. Welche Grundregeln bei der Umsetzung eines digitalen MVP zu beachten sind.

1. Lieber schnell als komplett richtig!

Regel Nummer eins fußt auf der Annahme, dass ein Plan in Wahrheit nur so gut ist, wie seine Umsetzung. Für digitale Produktinnovationen bedeutet das: Die Umsetzung fängt mit dem Nutzer an – und eben nicht im Meeting-Raum. Nicht selten sind auf dem Papier schon Multi-Millionen Euro Businesses entstanden, ohne dass eine einzige Annahme bezüglich des Geschäftsmodells verifiziert oder falsifiziert worden ist.

Der echt Markt straft die (nicht selten kühnen) Annahmen zumeist Lügen, hilft gleichzeitig aber, den richtigen Weg zum erfolgreichen Produkt zu ebnen. Nehmen wir zum Beispiel die Customer Acquisition Cost (CAC), also jenen Betrag, den ein Startup pro Neukunde investieren muss. Dieser Wert kann weder mit einem Pre- noch Prototypen, sondern nur mit einem MVP erhoben werden kann, da die letztendliche Registrierung oder der Kauf immer nur auf einem realen Produkt stattfinden kann

Ein Plan ist eine wichtige Voraussetzung, um die wichtigsten Annahmen und Abhängigkeiten zu neuen Produkten und Dienstleistungen früh zu identifizieren. Wer den schnellen Weg in die iterative Umsetzung eines MVP für die fortlaufende Generierung von Learnings jedoch nicht schafft, läuft Gefahr, Cost of Failure und Sunk Cost in gefährliche Höhen zu treiben. Es ist nachweislich wertvoller, schnell zu sein statt Perfektion anzustreben.

mymoria startet Franchise für Bestattungsboutiquen

Das 2015 in Berlin gegründete Start-up mymoria hat das Thema Bestattungshaus neu gedacht und startet jetzt ein Franchising für Bestattungsboutiquen in ganz Deutschland.

Mit Räumen in 1A-Lagen mit starker Passantenfrequenz holt das Berliner Unternehmen den Bestatter zurück in die Innenstädte und damit zugleich mitten in die Gesellschaft. Franchisepartner können die Marke mymoria zur Existenzgründung oder zur Erweiterung eines eigenen Bestattungsbetriebes nutzen. Der Pionier der digitalen Bestattungsplanung möchte in den nächsten Monaten und Jahren stark in der Fläche wachsen und weitere neue Bestattungsboutiquen eröffnen.

Pionierarbeit: Bestattungshaus neu gedacht

Bodentiefe Schaufenster, transparenter Einblick in helle Verkaufs- und Beratungsflächen mit Duftkerzen, Kinderbüchern und Vorsorge-iPads statt Sargausstellung und Urnenwand. Mit dem Filialkonzept überträgt mymoria die moderne Art der Bestattungsplanung auf mymoria.de konsequent in die deutschen Fußgängerzonen. Nichts erinnert in den Bestattungsboutiquen an ein klassisches Bestattungshaus.

Björn Wolff, Gründer und Geschäftsführer von mymoria, sagt: „Franchisepartner sind zentraler Bestandteil unserer Vision vom modernen Bestattungshaus des 21. Jahrhunderts. Ob unsere Partner erfahrene Branchenkolleg*innen sind oder Existenzgründer*innen und Quereinsteiger*innen, die Hauptsache ist, sie bringen Unternehmergeist mit und ein gesundes Maß an Pragmatismus.“

Um seinen Kunden einheitlich hohe Qualitäts- und Servicestandards zu bieten, stellt das Unternehmen den Franchisepartnern neben der Marke und dem mymoria “Look & Feel” auch das gesammelte Know-how, die Lizenzierung der Prozesse und Software-Tools zur Kundenberatung sowie Zugriff auf die Rahmenverträge der der mymoria Gruppe zur Verfügung.

Erste Filialen in Köln und München – weitere Standorte sind geplant

Die erste eigene Bestattungsboutique hatte mymoria im vergangenen Jahr in der Herzogstraße in Köln eröffnet. Die erste Franchise-Filiale betreibt mymoria in der Münchner Damenstiftstraße. Björn Wolff: „Für unsere ganzheitliche Idee eines modernen Bestattungshauses, welches digitale und analoge Konzepte vereint, sprechen wir deutschlandweit mit potenziellen Franchisepartnern. Wir werden in den kommenden drei Jahren in allen größeren und manch kleiner Stadt in Deutschland vertreten sein.“

Company Building statt Inkubatoren

Warum der Mittelstand echtes Company Building und keine Inkubatoren braucht.

Innovation ist gefragt wie selten zuvor, um mittelständische Unternehmen über die Krise hinaus am Markt zu halten. Und dennoch werden Inkubatoren, die zu diesem Zwecke ins Leben gerufen wurden, aktuell wieder zurückgefahren oder verkauft, wie die OGDS der OTTO Group oder Daimlers Lab1886. Während ihre Innovationskraft gerade jetzt dringend gebraucht wird, geraten Inkubatoren durch die aktuelle Situation noch stärker unter Druck. Die Brutstätten für Start-ups stehen schon länger im Ruf zu teuer zu sein und zu wenig konkrete Business Cases hervorzubringen. Es gilt Lösungsansätze zu finden, die einerseits den Bedarf nach Neuerungen decken und gleichzeitig wirtschaftlich rentabel sind. Aber wie?

Company Building statt klassischem Inkubator

Mittelständische Unternehmen, die unabhängig vom Bestandsgeschäft neue Geschäftsmodelle durch Ausgründungen entwickeln wollen, sollten zunächst einmal nicht auf klassische Inkubatoren setzen. Letztere sind zumeist in die Kernorganisation integriert und an deren gewachsene Prozesse gebunden. Klassische Unternehmensstrukturen machen die Kernorganisation eher wie einen Tanker, der ruhig und mit konstantem Tempo in eine Richtung fährt, wohingegen Start-ups, eher wie unabhängige Schnellboote agieren, die kurzfristig und agil neue Richtungen einschlagen können. Investitionsprozesse in Corporates gestalten sich wesentlich langwieriger, wodurch Start-ups das Zeitfenster für Innovationen und damit die “First Mover Advantage” verpassen würden. Außerdem hätten die jungen Unternehmen durch eine zu enge Bindung an die Kernorganisation vermutlich nicht die notwendige Freiheit um gerade zu Beginn mit Geschäftsmodellen zu experimentieren.

Aus diesen Gründen sollte eine eindeutige Trennung der Einheiten durch “Chinese Walls” angestrebt werden. Company Builder erfüllen diese Anforderung, in dem sie das Bindeglied zwischen der Kernorganisation und den Start-ups darstellen. So schaffen Company Builder einen hohen Grad an Freiraum und Unabhängigkeit, den Start-ups in dieser frühen Phase brauchen. Zudem vermittelt das Company Builder Team zwischen Start-up und Unternehmen, da es beide Welten verstehen und bewerten kann, welche infrastrukturelle Unterstützung und Kompetenzen des Mutterunternehmens bei der Entwicklung des Start-ups hilfreich sind.

Lernen aus den Fehlern von anderen

Ein häufiger Kardinalfehler bei Ausgründungen sind zu starre Eigentumsstrukturen. Hält das Mutterunternehmen 100 Prozent der Anteile an einem Unternehmen und sind die Gründer*innen lediglich über Gehaltsstrukturen und nicht über Shares incentiviert, fehlt ein wichtiger Anreiz, um sich langfristig für den messbaren Erfolg des Start-ups zu engagieren. Gleichzeitig werden so externe Finanzinvestor*innen von vornherein ausgeschlossen. Doch die Öffnung für externes Kapital schafft ganz neue Wachstumschancen. Die wenigsten Unternehmen können all ihre Start-ups finanziell ausstatten, dass sie ihr volles Skalierungspotenzial erreichen. Es gilt das einfache Motto "Lieber einen kleinen Anteil an einem großen Kuchen, als einen großen Anteil an einem sehr kleinen Kuchen". Gleichzeitig muss immer die Option im Raum stehen, ein Start-up aufzulösen, wenn sich abzeichnet, dass ein Geschäftsmodell keinen Erfolg verspricht. Nie sollte man in eine “sunk cost fallacy” verfallen und weiter an einem Start-up festhalten, nur weil man bereits Summe X investiert hat.

Allzu häufig scheitern die Experimente mit Ausgründungen nicht zuletzt aufgrund fehlender Toleranz zwischen Mutterschiff und Start-ups. Wichtig sind vor allem ein offenes Mindset und die Förderung gegenseitigen Verständnisses. Wer glaubt, ein junges Unternehmen wie eine mittelständische Firma führen zu können, der verurteilt sich selbst zum Scheitern. Allerdings ist der beidseitige Austausch von Wissen und Assets auch das, was das Company-Building-Modell so erfolgreich macht.

Wie der Mittelstand mit Company Building erfolgreich sein kann

Die notwendige Umgebung für den Erfolg der Start-ups schaffen Company Builder, indem sie ein erfahrenes und gut vernetztes Management-Team aufbauen und eine klare Trennung zwischen Start-ups und Kernorganisation schaffen. Einem Corporate Manager die Hauptverantwortung zu übertragen, der durch seine mangelnde Erfahrung mit Start-ups wenig Glaubwürdigkeit gegenüber Gründer*innen oder der VC-Szene hat, ergibt wenig Sinn und lädt zu Fragen über die Ernsthaftigkeit des Vorhabens ein. Für die Auswahl des Führungspersonals des Company Builders kommen vor allem Personen infrage, die sich einerseits mit der Corporate als auch der Start-up-Seite auskennen und zwischen den beiden moderieren können. Um diese Brücke zu schlagen, gibt es viele Wege, wie z.B. komplementäre Teams, die zusammenkommen, um sich gegenseitig weiterzubilden.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die klare Trennung der Start-ups von konkreten Business Units des Mutterunternehmens und den Zielvorgaben von dessen Geschäftsführung. Verständlicherweise ist das Ziel der Geschäftsführung stets ein positiver Jahresumsatz. Wer sich allerdings auf das Experiment mit Ausgründungen einlässt, muss in Kauf nehmen, dass der Aufbau neuer Geschäftsmodelle und der Sprung in die Profitabilität mehrere Jahre in Anspruch nehmen und Investments relativ lang gebunden sind.

Fazit: Company Builder können Unternehmen “Disruption-proof” machen

Fest steht, dass sich kein Unternehmen Stagnation leisten kann. Gewachsene Unternehmensstrukturen sind dahingehend optimiert, das Bestandsgeschäft voranzutreiben. Für Innovationen im Bestand sind sie häufig zu starr und zu langsam. Deshalb sind gut geführte Company Builder eine wichtige Möglichkeit sich langfristig zukunftsfähig aufzustellen und die Zukunft der eigenen Branche zu gestalten, bevor es andere tun.

Der Autor Matthias Friese ist Managing Partner bei XPRESS Ventures sowie Head of Company Building bei FIEGE