Die Kunst des Überzeugens

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Autor: Rolf Leicher
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Für jedes Geschäftsgespräch gilt: Wer überzeugen will, muss wissen, wann welches Argument die optimale Wirkung und das gewünschte Resultat erzielt. Wie Sie das meistern.

Bevor Sie Kunden- oder Mitarbeitergespräche führen, Präsentationen halten oder Preisabsprachen treffen, müssen Sie Ihre Argumente strategisch vorbereiten und gewichten, damit das Resultat stimmt. Die Frage ist nur, sind es die richtigen Argumente? Sind die Argumente wirklich auf die individuelle Situation des Gegenübers bezogen?

Argumente vorzubringen, ohne die sehr individuellen Erwartungen des Anderen zu kennen, ist ein klares K.o.-Kriterium. Jedes Argument, jeder von Ihnen zu kommunizierende Vorteil muss sich auf ein bestimmtes Problem beziehen, muss also ein echter „Problemlöser“ sein. Eine gute Argumentation beginnt damit, dass ein Problem beim Namen genannt beziehungsweise bewusst gemacht wird. Dazu haben Sie die Erwartungen des Gegenübers sehr genau zu kennen. Denn nur dann gilt: Habe ich gute Argumente, hat mein Gegenüber weniger Einwände.

Problem- und zielorientiert

Was für den einen Gesprächspartner ein wichtiges Argument ist, bedeutet dem anderen gar nichts oder wenig. Das bedeutet: Es ist nutzlos, den Anderen mit Argumenten zu bombardieren, solange Sie seinen Bedürfnissen, Wünschen, Vorstellungen nicht entsprechen. Bevor Sie argumentieren, müssen Sie die individuelle Bedarfssituation durch konkretes Fragen erfahren. So ist es etwa nur dann sinnvoll, einen Kunden oder Interessenten mit technischen Werten vollzustopfen, wenn es die individuelle Situation erfordert. Nicht alle Ihre Argumente sind aus der Sicht des möglichen Käufers Nutzen-Argumente. Im Gegenteil! Das ungezielte Herunterspulen aller Produkt-Argumente, die aus Ihrer Sicht Nutzen bringen sollen, bringt manchmal nur Einwände wie „Brauch’ ich nicht! Bringt mir nichts! Will ich nicht!“

Vor jeder Argumentation steht also das Erforschen der (Kunden-)Wünsche, Erwartungen oder der Probleme, die Ihr Gegenüber hat. Ein solches Problem ist etwa bei der Kaufentscheidung eines Kunden nicht selten ein aus dessen Sicht hoher Preis. Wenn das hochpreisige Produkt dann aber die Kundenerwartungen voll erfüllt, steht der Preis nicht mehr ganz im Mittelpunkt. Hier gilt: Je teurer ein Produkt ist, umso wichtiger ist eine ausführliche Argumentation.

Kleinigkeiten entscheiden

Beim Argumentieren sollten Sie stets bedenken, dass eine kleine Änderung in einem Satz über den Verlauf oder gar Ausgang des Gesprächs  entscheiden kann. Beispiel: „Jetzt können Sie sich davon überzeugen …“ ist besser als „Jetzt werde ich Ihnen einmal beweisen ...“. Zu viele Worte und Argumente können auch überfordern. Wer lässt sich schon gern zutexten? Argumente sollen nicht alle in einem Satz zusammengefasst werden. Jedes Argument rechtfertigt einen separat vorgebrachten Satz. Denken Sie stets daran, dass die Aufnahmefähigkeit und -be­reitschaft des Gegenübers wie bei je­dem von uns be­grenzt ist.

Es gilt also möglichst zügig, genau und wirksam die besten Argumente anzubringen. Untersuchungen belegen, dass vermeintliche Kleinigkeiten wie Pausen, Betonung und das Redetempo wichtig für eine gute Argumentation sind. So bedeuten Pausen entweder eine kräftige Betonung des vorher Gesagten oder des folgenden Satzes. Man wendet sie an, um Aufmerksamkeit zu wecken. Mit Stimme und Tonfall werden Sie zumeist eher über­zeugen als mit abgedroschenen Superlativen wie „erstklassig, einmalig, Spitzenqualität“ etc.

Selbsttest: Wie überzeugend bin ich?

Beantworten Sie folgende Fragen selbstkritisch entweder mit "Ja", "teils zutreffend" oder mit "Nein". Je öfter Sie mit "Ja" antworten können, desto besser

  • Spreche ich über das wichtigste Argument länger als über die anderen Argumente? Gewichte ich Argumente in "stark" und "weniger stark"?
  • Künde ich ein Argument an? Beispiel: "Jetzt kommt ein wichtiger Aspekt."
  • Spreche ich bei der Argumentation in der "Sie-Form" (z.B.: Für Sie heißt das ... )?
  • Mache ich nach einem Argument eine kurze Redepause (ca. vier Sekunden, um das Gesagte wirken zu lassen) oder stelle ich nach einem sehr wichtigen Argument eine Kontrollfrage?
  • Setze ich meine Argumente in Form von Vorteilen meines Gegenübers um (Sie gewinnen, sparen, erleichtern, reduzieren, erhöhen damit ...)?
  • Vergleiche ich bei der Argumentation (Produkt-) Vorteile miteinander?
  • Nenne ich den (Kunden-) Nutzen in Zahlen (Prozent, EUR)?
  • Benutze ich für jedes Argument im Gespräch einen eigenen Satz?
  • Wiederhole ich wichtige Argumente bzw. fasse ich sie am Ende des Gesprächs zusammen?
  • Verwende ich vor allem die Argumente, die im Vergleich zum Wettbewerb oder zu anderen Strategien einmalig sind?
  • Spreche ich begeistert, das heißt, mit lebendiger, überzeugender Stimme?

Senior Hires: Das stille Desaster der Skalierung

40 bis 60 Prozent der sogenannten Senior Hires in Start-ups scheitern vorzeitig. Daher gut zu wissen: Das sind die wichtigsten Eigenschaften von echten Top-Leuten für dein Start-up.

Die Series A ist durch, das erste große Kapital auf dem Konto – endlich kann das Start-up den erfahrenen Manager bzw. die erfahrene Managerin aus dem Konzern (Senior Hires) holen. Doch was als Quantensprung geplant war, endet nicht selten im Desaster. Nach sechs Monaten ist der/die Neue weg, hat aber bereits wichtige Mitarbeitende vergrault und die Kultur des jungen Unternehmens nachhaltig beschädigt. Ein Szenario, das sich erschreckend oft wiederholt.

Die eingangs erwähnte Wahrheit lautet: 40 bis 60 Prozent der Senior Hires in Start-ups scheitern vorzeitig. Ein Tabuthema in der Szene, weil es nicht nur finanziell teuer ist, sondern das Unternehmenswachstum um Jahre zurückwerfen kann.

Die Wurzel des Problems

Die Praxis zeigt: Das Scheitern liegt selten an mangelnder fachlicher Kompetenz. Die wahren Gründe sind subtiler. Konzernmanager*innen bringen oft eine Arbeitsweise mit, die in etablierten Strukturen funktioniert, aber ein Start-up lähmt. Sie unterschätzen die besondere Dynamik der Wachstumsphase und die Notwendigkeit, gleichzeitig strategisch zu denken und operativ aktiv mit anzupacken.

External Senior Hire: 12 entscheidende Talente – und Red Flags

Die erfolgreiche Integration eines Senior Hires ist wie ein Puzzle: Viele Teile müssen perfekt zusammenpassen. Im Folgenden lernst du die zwölf entscheidenden Fähigkeiten kennen, die über Erfolg oder Scheitern bestimmen. Ebenso wichtig sind die Stolperfallen (Red Flags), bei denen du hellhörig werden solltest.

1. Start-up-Erfahrung & Unternehmergeist

Vielversprechende Kandidat*innen kennen die Aufbauphase und haben sie mindestens einmal erfolgreich durchlaufen. Sie lieben es, Ordnung ins Chaos zu bringen und können gut damit leben, dass noch lange nicht alles perfekt ist. Schnelles Tempo und knappe Ressourcen nehmen sie als positive Herausforderung an, weil sie das Unternehmer-Gen mitbringen.

Red Flag: Senior Hires, die zu lange in etablierten Umfeldern gearbeitet haben und funktionierende Prozesse gewohnt sind.

2. Team Empowerment

Die neue Führungskraft begeistert ihr Team und hilft ihm über den Frust hinweg, nicht mehr direkt an die Gründer*innen zu berichten. Sie ist nah dran, baut nicht sofort neue Hierarchieebenen auf und entwickelt High Potentials, die zur Kultur passen.

Red Flag: Senior Hires, die nur führen wollen und direkt planen, ein zweites Level einzuziehen.

3. Entscheidungskompetenz

Start-ups leben von schnellen Entscheidungen. Ein erfolgreicher Senior Hire schafft einen klaren Entscheidungsrahmen für sein Team und konzentriert sich selbst auf die wirklich wichtigen Grundsatzentscheidungen.

Red Flag: Der/die Kandidat*in redet nur über Alltagsentscheidungen. Das weist auf Mikromanagement hin. Oder er/sie beschreibt nur sehr generische Entscheidungen.

4. Transparente Kommunikation

Als neue Zwischenebene kommunizieren External Hires offen in alle Richtungen, fördern Skip-Level-Meetings und sprechen auch kritische Themen mutig an. Sie schaffen Vertrauen statt Abschottung.

Red Flag: Senior Hires schotten das Team von den Gründenden ab. Frei nach dem Motto: Das musst du jetzt ja nicht mehr wissen, dafür bin ich da.

5. Kreative Lösungsfindung

Gute Manager*innen entwickeln individuelle Lösungen, statt Konzeptblaupausen zu kopieren. Dafür stellen sie zunächst viele Fragen und entwickeln ein tiefes Verständnis für das Geschäftsmodell.

Red Flag: Euer Kandidat, eure Kandidatin bietet euch ohne tieferes Verständnis eurer Herausforderung die „perfekte Lösung“ an und zieht das Team nach, ohne zu verstehen, wie ihr tickt.

6. Strategisch & Hands-on

Ideale Kandidat*innen denken strategisch, scheuen sich aber nicht, bei Bedarf selbst anzupacken. Sie interessieren sich für die Gesamtstrategie und die Komplexitäten anderer Bereiche.

Red Flag: Senior Hires lehnen es ab, operativ tätig zu werden und interessieren sich nicht für die Probleme der anderen Bereiche.

7. Netzwerk & Branchenkenntnis

Sie bringen wertvolle Kontakte mit und nutzen ihre Branchenerfahrung gezielt zur Weiterentwicklung des Teams und des Unternehmens.

Red Flag: Wildes Namedropping – die Quantität der Beziehungen ist wichtiger als die Qualität.

8. Leadership-Team-Fit

Senior Hires, die menschlich ins Führungsteam passen, ein sehr ähnliches Wertesystem teilen und gleichzeitig neue Perspektiven einbringen. Das Engagement im Leadership-Team sehen sie als wichtigen Teil ihrer Rolle.

Red Flag: Senior Hires, die nur auf ihren Job fokussiert sind. Kritisches Feedback aus dem Leadership-Team ist die Folge.

9. Resilienz

Start-up-Alltag bedeutet ständige Veränderung und häufige Rückschläge. Top-Besetzungen haben selbst Scheitern erlebt und konstruktive Wege gefunden, damit umzugehen.

Red Flag: Menschen, die sich als Hero und Winner-Typ verkaufen – ohne persönliches Scheitern, ohne Selbstreflexion.

10. Langfristiges Commitment

Externe, die bereit sind, den gesamten Weg vom Start-up zum Scale-up mitzugehen – typischerweise zwei bis drei Jahre oder länger. Diese anstrengende Phase sehen sie als positive Herausforderung.

Red Flag: Der CV kann Aufschluss über die Arbeitsmoral geben. Vor allem bei unerklärten Lücken und einigen kurzen Stationen sollte man hellhörig werden.


11. Demütige Ambition

Große Titel und überzogene Gehaltsforderungen sind weniger wichtig als die Aufgabe selbst. Man hat Großes mit dem Start-up vor, steht aber gleichzeitig fest auf dem Boden (der Tatsachen).

Red Flag: Vorsicht bei Senior Hires, die nur auf den C-Titel schielen und absurde Gehaltsvorstellungen haben.

12. Partner*in auf Augenhöhe

Dein Traum ist ein(e) echte Sparringspartner*in, der/die dir dabei hilft, den Weg vom Gründer bzw. von der Gründerin zum/zur CEO zu gehen. Er/Sie weiß, wie schwierig es ist, loszulassen und unterstützt dich dabei mit seinen/ihren Erfahrungen und lässt dir Raum – wohl wissend, dass die besondere Energie eines Gründenden durch nichts zu kompensieren ist.

Red Flag: Jemand, der euch das Gefühl gibt, nicht genug zu können oder euch schlichtweg als Karrierebooster nutzen will.

Der Weg zum erfolgreichen Senior Hire

Die gute Nachricht: Diese Talente lassen sich im Recruiting-Prozess erkennen. Wichtig ist, sich Zeit zu nehmen. Idealerweise verbringt man einen ganzen Tag mit der Person, lässt sie mit verschiedenen Stakeholdern sprechen und testet die Zusammenarbeit in einem kleinen Projekt.

Unverzichtbar sind ausführliche Referenzgespräche. Mindestens fünf bis sechs frühere Wegbegleiter*innen sollten befragt werden – von ehemaligen Chefs bis hin zu Teammit­gliedern. Auch die Unternehmenskultur früherer Arbeit­gebenden gibt wichtige Hinweise.

Als ehemalige C-Level-Managerin, die selbst als External Hire gescheitert ist, kenne ich beide Seiten der Medaille. Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie schwierig der Kulturwandel vom Konzern zum Start-up sein kann. Mein Learning: Der Erfolg eines Senior Hires ist keine Frage des Zufalls, sondern das Ergebnis sorgfältiger Vorbereitung auf beiden Seiten.

Tipps für Start-ups

Nehmt euch die Zeit, die richtigen Menschen zu finden. Schaut über den Lebenslauf hinaus und achtet besonders auf die kulturelle Passung. Entwickelt einen strukturierten Onboarding-Prozess. Und vor allem: Seid ehrlich zu euch selbst, ob ihr wirklich bereit seid, Verantwortung abzugeben und eine(n) erfahrene(n) Manger*in als Partner*in auf Augenhöhe zu akzeptieren.

Tipps für potenzielle Senior Hires

Unterschätzt nicht die Unterschiede zwischen Konzern und Start-up. Seid bereit, etablierte Denkmuster infrage zu stellen. Zeigt Demut, dass ihr von der Start-up-Kultur lernen wollt, während ihr eure Erfahrung einbringt. Und reflektiert ehrlich, ob ihr die Energie und Flexibilität für diese herausfordernde Transformation habt.

Die Auswahl und Integration des/der ersten erfahrenen Manager*in ist ein entscheidender Moment in der Entwicklung eines Start-ups. Wenn sie gelingt, kann dies das Unternehmen auf ein völlig neues Level heben. Es ist eine Inves­tition, die sich mehrfach auszahlt – sofern man sie richtig angeht.

Die Autorin Dorothea von Wichert-Nick begleitet mit ihrer Beratung volate Gründer*innen auf ihrem Weg zum/zur CEO und begleitet Start-ups in ihrer kritischen Wachstumsphase.

Schwebedialog statt Bubble-Denken

Wir leben in einer Welt voller abgeschotteter Blasen – seien sie politischer, ideologischer, kultureller oder technologischer Natur. Die Folge: Wir werten Andersdenkende ab und scheuen den Kontakt. Das Kommunikationsformat Schwebedialog bietet gezielt Auswege.

In einer Welt, in der die unterschiedlichen Wirklichkeiten immer weiter auseinanderdriften, bleibt vor allem eines auf der Strecke: Vertrauen und das Gefühl der Verbundenheit. Wenn alle Bemühungen, uns zu einigen, gescheitert sind, wir vor einer unüberwindbaren Mauer der Entfremdung stehen, tun wir in der Regel das, was uns zur Erhaltung unseres Wohlbefindens am naheliegendsten erscheint: Wir werten Andersdenkende ab und gehen aus dem Kontakt. Bei dem Kommunikationsformat Schwebedialog tun wir weder das eine noch das andere.

Beginnen wir gleich direkt mit ganz konkreten Beispielen: Was ist deine Haltung zur Abtreibung? Bist du für "My body, my choice" oder "Pro-Life"? Ist es wichtiger, dass jede Frau über ihren Körper selbst bestimmen kann oder sollte das Recht auf Leben - als Fundament aller Menschenrechte - absolut geschützt werden? Wer hat Recht?

Wenn du die Gesetze zu diesem Thema gestalten könntest, wie würden sie aussehen? Und wie positionierst du dich bei anderen Themen wie Sterbehilfe, LGBTQIA+, Gendern, Energiepolitik, künstliche Intelligenz, Religionsfreiheit oder Meinungsfreiheit in sozialen Netzwerken wie Telegram, X, Truth Social oder BlueSky? Woher stammen deine Informationen und welche Quellen erachtest du als verlässlich?

Unsere Bubbles, der Verlust an Vielfalt

Deine Perspektiven auf die Welt sind untrennbar mit dem verknüpft, was du täglich konsumierst – sei es durch Gespräche, Medien, soziale Netzwerke, Podcasts, Literatur oder Kunst. Viele von uns kehren dabei immer wieder zu denselben Quellen zurück, die unsere Sichtweisen stärken. Eine Frage: Wie oft suchst du gezielt nach Informationen, die deinem Weltbild widersprechen? Deine Bubble, dein geschützter Raum von Gleichgesinnten, beeinflusst dein Denken enorm.

Doch seit der Einführung des Internets haben räumliche Distanzen an Einfluss verloren und damit auch ein natürliches Regulativ. Du kannst dich nun ungebremst jederzeit und überall mit Millionen von Gleichgesinnten auf der ganzen Welt vernetzen. Dabei ist es unvermeidbar, dass sich deine Positionen und Wertehaltungen dort wie in einer Echokammer gegenseitig verstärken.

Die Folge: Betrachtet man das Phänomen aus der Vogelperspektive, wird deutlich, dass wir in einer Welt voller abgeschotteter Blasen leben – seien sie politischer, ideologischer, kultureller oder technologischer Natur.

Die Welt außerhalb der eigenen Blase

Was nur schwer zu ertragen ist: Die Welt außerhalb deiner Bubble ist aktiv und lebendig - schlimmer noch, fremde Bubbles sind genauso dynamisch und vernetzt wie deine eigenen! Nachrichten aus diesen fernen Gedankenwelten können dich fassungslos oder wütend machen. Solche Emotionen verbreiten sich schnell per Social Media und heizen die Polarisierung an. Wie reagierst du auf Meldungen, die aus deiner Sicht unfassbar sind?

Wenn wir nicht nachvollziehen können, wie andere so anders denken können, unterstellen wir gerne Manipulierbarkeit oder Dummheit. Und so wirft jede Seite der anderen vor, sich von Fake News manipulieren zu lassen, und keiner hört dem anderen zu. Wenn beide Seiten dasselbe über die jeweils andere denken, wer hat dann recht? Ein unlösbares Dilemma.

Isolation und ihre Folgen

Ohne den Kontakt zu Menschen mit anderen Ansichten zu pflegen, verlieren wir die Fähigkeit, Empathie zu entwickeln und unterschiedliche Perspektiven zu verstehen. Isolation in einer Bubble kann uns gegenüber den »anderen« gleichgültig oder sogar feindselig machen. Die Bereitschaft zu verbaler oder physischer Gewalt steigt auf allen Seiten.

Im Extremfall kann das Verharren in verschlossenen Gemeinschaften oder Echokammern zu Radikalisierung führen. Algorithmen helfen dabei, Menschen in ihrer Bubble zu halten, emotional aufgeladene Informationen weiter zu verbreiten und Hass zu schüren. Diese Dynamik fördert eine "Wir-gegen-die"-Mentalität und senkt die Toleranz für Gewalt als Mittel.

Kontakt wiederherstellen

In dieser verfahrenen Situation könnte ehrlicher Kontakt eine Möglichkeit sein, wieder Brücken zu bauen. Ohne der Absicht, die anderen zu bekehren, den vermeintlich »fehlgeleiteten« Menschen die eigenen Ansichten aufzuzwingen, sondern um uns ganz bewusst auf Menschen einzulassen, die anders denken, leben, handeln und fühlen als wir. Der Schlüssel wäre ein offener Austausch, bei dem wir uns gegenseitig wirklich zuhören, ohne zu bewerten, zu belehren oder zu moralisieren. Doch wie kann ein solcher Kontakt hergestellt werden?

Schwebedialoge: Ein Format für echten Kontakt

Ein vielversprechender Ansatz ist das Format des Schwebedialogs. Hier stehen nicht Lösungssuche, Überzeugung oder Einigung im Vordergrund, sondern das offene Aussprechen der eigenen Sicht auf die Dinge, während die anderen kommentarlos zuhören.

#1 Gedanken und Bedürfnisse ausdrücken: Im Schwebedialog wird ein Raum geschaffen, in dem alle Gedanken und Gefühle ihren Platz haben. Das gibt dir die Freiheit, deine Perspektiven und Bedürfnisse offen und ohne Druck zu äußern, während dir aufmerksam zugehört wird. Umgekehrt siehst und hörst du auch die Lebensrealitäten aller anderen.

#2 Nicht sofort reagieren: In einem Schwebedialog geht es weder um konkrete Lösungen noch um Einigung. Hier darf alles genau so sein, wie es ist. Lass die Worte des Gegenübers einfach auf dich wirken, ohne sie zu bewerten oder zu kommentieren.

#3 Plötzlich ist Kontakt da! Durch die offene und respektvolle Kommunikation im Schwebedialog entsteht wie von selbst eine tiefere Verbindung. Ohne den Zwang, Probleme zu lösen oder widersprüchliche Bedürfnisse unter einen Hut bringen zu müssen, begegnen sich die Menschen auf einer authentischen Ebene und bauen so Vertrauen zueinander auf. Das schafft echten Kontakt und hilft, Stereotype zu überwinden und Gewaltbereitschaft zu reduzieren.

Offenheit als Notwendigkeit

Es ist wichtig zu verstehen, dass jede Bubble dem Zweck dient, die Welt im Sinne unserer Bedürfnisse zu beeinflussen. Sie sorgt für Orientierung, Halt und eine verlässliche Bestätigung unserer Identität. Beim Verteidigen von dem, was wir als wichtig erachten, geht es nicht einfach nur um Meinungen, sondern um unser geistiges und physisches Überleben.

Es wird unumgänglich sein, dass wir beginnen, Andersdenkenden wirklich zuzuhören - ohne sie abzuwerten, ohne zu interpretieren und ohne sofort auf Abwehr zu schalten. Jeder Lösungsansatz wird scheitern, wenn dieser erste Schritt fehlt.

Kontakt allein mag zwar nicht alle gesellschaftlichen Herausforderungen wie Polarisierung oder Extremismus lösen, aber er ist eine elementare Komponente. Ohne den ehrlichen Versuch, einander zuzuhören, bleiben alle Lösungen oberflächlich und unvollständig. Zuhören ohne sofort zu urteilen ermöglicht echte Begegnungen und kann die Eskalation von Spannungen verhindern.

Lasst uns mutig sein, einander zuzuhören – befreit von dem inneren Druck, immer eine Antwort oder eine Lösung bieten zu müssen.

Nur mit dieser Offenheit kann echte Verständigung wachsen, und nur so können langfristige Verbindungen zwischen unseren unterschiedlichen Bubbles zustande kommen.

Zu Beginn haben wir einige Fragen in den Raum gestellt, die Gesellschaften spalten können:

  • Wo erlebst du persönlich im Moment die tiefsten Gräben zwischen dir und anderen Menschen?
  • Was beunruhigt dich am meisten?
  • Wovor hast du die größte Angst?
  • Und was macht dich einfach nur ratlos oder wütend?

Was auch immer es konkret ist, eines ist sicher: Es gibt keine allgemeingültigen Lösungen für solche Probleme. Tritt für deine Meinungen ein, egal welche sie sind, mit voller Leidenschaft und Hingabe! Und vielleicht, wenn du deine eigene Haltung auch ein wenig in der Schwebe lässt, wirst du – unabhängig von deinen Überzeugungen – auch die Bedürfnisse derer verstehen können, die ganz anders denken, leben und fühlen als du. Das Ergebnis? Ein tieferes Verständnis dafür, was andere Menschen wirklich bewegt und damit die Chance, kleine, aber feine Brücken zu bauen in einer vielfach getrennten Welt.

Tipp zum Weiterlesen: Britta Albegger und Geza Horvat, Schwebedialoge, Kommunizieren jenseits von Konsens und Lösung, 1. Auflage BusinessVillage 2024 ISBN: 978-3-86980-759-1, 26,95 Euro; ISBN-EPUB: 9783-8-6980-761-4, 25,95 Euro

10 Strategien für moderne Mitarbeitendenführung

Wie du die Erkenntnisse des modernen Neuroleaderships bei der Führung deiner Mitarbeitenden praktisch umsetzen kannst.

Ohne Emotionsmanagement wird es dir nicht gelingen, deine Mitarbeitenden zu motivieren und dazu zu bewegen, deine Unternehmensziele zu den eigenen zu machen. Denn „jede Entscheidung braucht einen emotionalen Anstoß. Aus purem Verstand heraus kann der Mensch nicht handeln“, bringt es der Neurologe Antonio Damasio auf den Punkt. Fakt ist: Entscheidungen werden so gut wie immer emotional getroffen. Dies betrifft um die 80 Prozent unserer Entscheidungen. Und zwar geschieht dies im limbischen System, dort ist das Emotionssystem beheimatet, das eine Person unbewusst bevorzugt. Dieses Emotionssystem beeinflusst weithin die Wahrnehmungen und die Motivstruktur eines Menschen. Wie bei jedem Modell gilt allerdings: Die limbischen Instruktionen bilden nicht die Landschaft „Mensch“ selbst ab, sondern stellen ein abstrahierendes Bild der Wirklichkeit dar.

Für die Führungspraxis eines Unternehmens heißt das: Indem du das Emotionssystem deiner Mitarbeitenden einschätzt und analysierst, ist es möglich, bei der Mitarbeitendenführung und der -motivation individuell auf deren Persönlichkeitsprofile einzugehen. Wichtig ist, dass du dabei Fehler vermeidest, die dazu führen, dass du mit deinem emotionalen Führungsmanagement das Gegenteil dessen erreichen, was du beabsichtigst. Welche Emotionssysteme es gibt, erfährst du in dem Infokasten „Die wichtigsten Mitarbeitendentypen“. Bitte lies dir diese Infos in Ruhe durch, bevor du dich mit den folgenden Strategien beschäftigst. Die zehn Strategien helfen dir, Fehlerquellen auszutrocknen und deine Mitarbeitenden zu motivieren, dich bestmöglich zu unterstützen.

Strategie 1: Führe mitarbeiter*inindividuell

Warum scheitert Führung so häufig? Warum laufen Motivationsaktivitäten so oft ins Leere? Ein Grund: Die meisten Unternehmer führen und motivieren ihre Mitarbeitenden über einen Kamm. Sie wenden ihre Führungstechniken bei allen Mitarbeitenden gleichermaßen an und berücksichtigen zu wenig, dass jede(r) ein einzigartiges Individuum ist. Konkretes Beispiel: Du willst deine Mitarbeitende motivieren, sich in die für die Startphase so wichtigen Akquisition der ersten Kunden mit Herzblut einzubringen. Du nimmst dir vor, sie mithilfe einer (ent)flammenden Motivationsrede bei der emotionalen Ehre zu packen. In enthusiastischen Worten beschwörst du den Teamgeist. Das ist ein Fehler, denn es gibt Mitarbeitende, die dadurch eher abgeschreckt werden: „Ich möchte gar nicht mein Bestes abliefern, sondern zuverlässige Arbeit.“ „Solch hochtrabende Worte machen mir Angst.“ Entscheidend ist, dass jede(r) Mitarbeitende unbewusst ein anderes Emotionssystem bevorzugt und von einem anderen Werte- und Motivsystem geleitet wird. Deine Aufgabe ist es, das jeweils bestimmende Emotionssystem herauszufinden und darauf basierend die Führung zu individualisieren.

Strategie 2: Führe mit Herz und Verstand

Gehörst du zu den Unternehmern, die sich noch dem Rationalitäts-Führungs-Mythos verpflichtet fühlen? Dann solltest du überlegen, ob du neben der Ratio nicht auch die Emotio einbeziehen und mit Herz und Verstand, mit Vernunft und Intuition führen solltest. Dazu ein Vorschlag: Zunächst spielt die Analyse die erste Geige – erarbeite dir eine Zahlen-Daten-Fakten-Grundlage. Bei der Entscheidung selbst aber darf und soll dann das Bauchgefühl ein intuitives Wörtchen mitreden. Und umgekehrt: Eine aus dem Bauch heraus gefällte Entscheidung wird danach unter die Lupe der rationalen Analyse gelegt und unter vernunftgemäßen Aspekten durchleuchtet.

Die wichtigsten Mitarbeiter*innentypen

  • Innovator*in: Diesem Typ geht es um Freude, Spaß, Abwechslung und Abgrenzung. Er liebt das Neue, Unbekannte, Innovative, er will anders sein als die anderen, sich vom Durchschnitt abheben: „Sei anders und brich aus dem Gewohnten aus“, so das Motto der Innovator*innen.
  • Performer*in: Ihm/ihr sind Ergebnisse und Macht wichtig, will als aktiver und handlungsfähiger Menschen anerkannt werden und besser sein als andere, einen Wettbewerbsvorsprung erringen, an der Spitze stehen, andere hinter sich lassen. Das Credo: „Sei besser als die anderen“ und „setze dich durch und vergrößere deine Macht“.
  • Unterstützer*in: Ihm/ihr geht es um Beziehungen, Geborgenheit und menschliche Wärme. Er/sie will als vertrauensvoll und wertvoll angesehen werden und freut sich, wenn er/sie anderen Menschen helfen kann. Das Leitmotiv: „Strebe nach Sicherheit und Stabilität.“
  • Bewahrer*in: Wichtig sind dieser Person Daten und belegbare Fakten. Sie will als vernünftig und objektiv urteilender Mensch angesehen werden und scheut Veränderungen. Sie ist bestrebt, den Status quo zu erhalten und agiert sicherheitsorientiert – das Leitmotiv lautet hier: „Veränderungen sollten besser vermieden werden.“

Das „Back to Office“-Verhängnis

Ist Homeoffice ein vorübergehender Luxus, der verschwindet, sobald sich die Machtverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt verschieben? Ein Kommentar von Anna Maria Losos, Head of Coworking Business beehive GmbH.

Fast jede(r) vierte Deutsche arbeitet zumindest teilweise im Homeoffice. Trotzdem holen zahlreiche Arbeitgebende ihre Mitarbeitenden vermehrt zurück ins Büro und setzen nun wieder auf Präsenzpflicht. Die Gründe dafür sind vielfältig: leerstehende Büroflächen, Bedenken über die Produktivität oder die Sorge um den Teamgeist.

Studien zeigen ein anderes Bild: Im Homeoffice wird durchschnittlich eine Stunde mehr gearbeitet. Zudem schätzen viele Mitarbeitende die Eigenverantwortung und Selbstbestimmung, die das Arbeiten von zu Hause ermöglicht. Neben Büro und Homeoffice hat sich Coworking als dritte Option etabliert. Flexible Arbeitsräume sind besonders für jene Unternehmen attraktiv, die hybride Modelle fördern und ihren Teams mehr Freiheit bieten möchten.

Der aktuelle Trend zur Rückkehr ins Büro sorgt in vielen Unternehmen für hitzige Debatten. Was bedeutet das für die Arbeitswelt in Deutschland? Ist Homeoffice ein dauerhaftes Modell oder nur ein vorübergehender Luxus, der verschwindet, sobald sich die Machtverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt verschieben?

Starke Wirtschaft, starke Flexibilität – Schwäche bringt Rückschritte

Die Zukunft von Homeoffice und alternativen Arbeitsorten hängt stark von der Wirtschaftslage ab. In Zeiten des Wachstums und der Innovation setzen Unternehmen auf flexible Modelle, um Talente zu gewinnen und zu halten. Doch in Krisenzeiten, wenn Einsparungen dominieren, könnten diese Modelle schnell an Bedeutung verlieren.

Die zentrale Frage lautet: Werden Unternehmen auch in schwierigen Zeiten an modernen Arbeitsmodellen festhalten, um ihre Attraktivität langfristig zu sichern? Oder markiert die Rückkehr ins Büro einen Rückschritt in alte Muster?

Homeoffice: Standard oder Privileg?

Für viele Mitarbeitende steht Homeoffice für mehr als Flexibilität – es ist ein Symbol für Vertrauen und moderne Unternehmenskultur. Gerade in einem Arbeitnehmermarkt, in dem Fachkräfte rar sind, bleibt es ein zentraler Wettbewerbsvorteil.

Doch wie stabil ist diese Entwicklung? Wenn sich der Arbeitsmarkt entspannt und die Nachfrage nach Fachkräften sinkt, könnten Arbeitgeber ihre Position verändern. Homeoffice könnte dann von einem Standard zu einem verhandelbaren Privileg werden.

Coworking: Das dritte Modell in der Analyse

Coworking Spaces haben sich als dritte Option neben Büro und Homeoffice etabliert und bieten eine attraktive Lösung für hybrides Arbeiten. Sie ermöglichen produktives Arbeiten in professioneller Umgebung, ohne lange Pendelzeiten. Unternehmen, die Flexibilität fördern, profitieren von motivierten Mitarbeitenden.

Doch mit der aktuellen „Back to Office“-Entwicklung stellt sich die Frage: Bleibt Coworking ein fester Bestandteil hybrider Arbeitsmodelle oder wird es wieder primär von Freelancer*innen und Selbstständigen genutzt? Die Entscheidung, in flexible Arbeitsorte zu investieren, könnte langfristig über Zufriedenheit, Effizienz und Innovation mitentscheiden.

Was bedeutet das für die Unternehmenskultur?

Befürworter*innen der Präsenzarbeit betonen die Vorteile von persönlichem Austausch und spontanen Gesprächen. Doch die letzten Jahre haben bewiesen, dass dezentrale Modelle bei guter Organisation ebenfalls erfolgreich sein können.

Ein Rückschritt zu starren Strukturen birgt Risiken: Mitarbeitende, die sich an Flexibilität gewöhnt haben, könnten an Motivation und Bindung verlieren. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen Unternehmensinteressen und Bedürfnissen der Mitarbeitenden zu finden.

Fazit: Flexibilität bleibt ein Balanceakt

Homeoffice und hybride Arbeitsmodelle werden bleiben, solange Fachkräfte gefragt sind. Doch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten könnten diese Modelle zur Ausnahme werden. Unternehmen sollten ihre Arbeitsmodelle zukunftssicher gestalten, denn Flexibilität ist mehr als ein Trend – sie ist ein Schlüsselfaktor für Motivation, Bindung und Wettbewerbsfähigkeit.

Wie viel Spielraum Unternehmen in schwierigen Zeiten lassen und wie stark Mitarbeitende für ihre Freiheiten kämpfen, wird die Arbeitswelt der Zukunft entscheidend prägen.

Ein eigener Fuhrpark für Start-ups

Jedes gewerblich genutzte Fahrzeug bringt einen enormen Aufwand mit sich: Anschaffung, Versicherung, Wartung und Pflege verschlingen viel Zeit und Geld. Darüber hinaus sind zentrale Parkmöglichkeiten knapp und die Mieten für eigene Stellplätze entsprechend hoch. Für Gründer*innen und Selbständige kann CarSharing hier eine ideale Lösung sein.

Was ist CarSharing?

CarSharing ist die geteilte Nutzung von Autos. Halter der Fahrzeuge ist ein CarSharing-Anbieter. Unternehmen können ihre Mitarbeitenden registrieren, die dann selbstständig und rund um die Uhr die Autos des Anbieters – in der Regel per App – buchen können. Jede Fahrt wird in der Rechnung detailliert aufgeschlüsselt und Kosten fallen nur bei tatsächlicher Nutzung an.

Was ist der Unterschied zu Dienstfahrzeugen oder Leasing?

Durch das Pay-Per-Use-Modell wird beim CarSharing im Gegensatz zu klassischen Dienstwägen oder Leasingfahrzeugen kein Kapital gebunden. Sprit und Versicherung sind immer im Preis inklusive und der Anbieter übernimmt Wartung und Reinigung der Fahrzeuge.

Die wichtigsten Vorteile von CarSharing auf einen Blick:

Kosten nur bei tatsächlicher Nutzung

Für Gründer*innen ist CarSharing in sehr vielen Fällen günstiger als ein eigenes Firmenfahrzeug. Kosten entstehen nur dann, wenn tatsächlich gefahren wird. So entfallen hohe Anschaffungskosten oder Leasingraten und das Startkapital kann statt in einen Firmenwagen in das Kerngeschäft investiert werden. Betriebswirtschaftlich sorgt CarSharing in jedem Fall für eine Entlastung: sämtliche Verwaltungsaufgaben werden komplett ausgelagert und sind im Preis inbegriffen. Dasselbe gilt für Versicherung, Benzin oder Strom, Reinigung und Wartung.


Zugriff auf eine ganze Fahrzeugflotte

Einer der größten Vorteile von CarSharing liegt in der Flexibilität: Mit CarSharing haben Startups Zugang zu einer großen Fahrzeugflotte. In den allermeisten Fällen besteht diese auch aus vielen verschiedenen Modellen unterschiedlicher Größe. Für Termine bei Kund*innen reicht ein Kleinwagen, für Veranstaltungen ist vielleicht ein größeres Modell besser geeignet.

Nachhaltige Mobilität

Neben organisatorischen Vorteilen und Kosteneinsparungen lohnt sich CarSharing auch aus ökologischer Perspektive. Durch die geteilte Nutzung werden insgesamt weniger Autos benötigt und viele CarSharing-Anbieter setzen auf spritsparende sowie elektrische Modelle. Das gilt besonders für Anbieter, die mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichnet sind. So können Start-ups von Beginn an ihren ökologischen Fußabdruck kleinhalten.

Vier Punkte zur Auswahl des richtigen CarSharing-Anbieters

1. Der Standortfaktor

Der Standort der CarSharing-Fahrzeuge ist ein maßgeblicher Faktor. Steht das Auto zu weit weg, lohnen sich vor allem kurze Nutzungen zeitlich nicht. Im Idealfall sollte sich mindestens eine CarSharing-Station mit reservierten Stellplätzen in fußläufiger Entfernung befinden. In Großstädten gibt es häufig „Free Floating“-Angebote, wobei die Fahrzeuge in einem definierten Geschäftsgebiet nach Bedarf am Straßenrand abgestellt werden. Diese Fahrzeuge eignen sich eher für kurze One-Way-Fahrten innerhalb der Stadt. Längere Dienstfahrten gehen bei dieser Variante sehr schnell ins Geld. Stationsbasiertes CarSharing bietet zusätzlich den Vorteil, dass jedes Auto einen reservierten Stellplatz hat. Dadurch entfällt die Suche nach einem freien Parkplatz.

2. Die Fahrzeuge müssen zum eigenen Bedarf passen

Müssen häufig große Gegenstände oder viel Gepäck transportiert werden, kommt nur ein CarSharing-Unternehmen in Frage, das auch größere Fahrzeugmodelle zur Verfügung stellen kann. Manche Anbieter bieten außerdem an, das Fahrzeug temporär mit dem eigenen Firmenlogo auf einer Magnetfolie auszustatten.

3. Der Service zählt

Ein guter CarSharing-Service ist rund um die Uhr erreichbar und bietet ein einfaches Handling. Einige CarSharing-Unternehmen bieten für Geschäftskunden auch exklusiv reservierte Zeitfenster für bestimmte Fahrzeuge an oder bei entsprechender Auslastung eine eigens eingerichtete CarSharing-Station auf dem Firmengelände. Die Verbreitung des Angebots kann besonders für Unternehmen mit überregionalem Fokus wichtig sein. Der Anbieter cambio ist beispielsweise in vielen Städten – vor allem in Norddeutschland und NRW – mit einer eigenen Flotte aktiv und ermöglicht darüber hinaus durch Partnerschaften die Nutzung in hunderten deutschen und belgischen Städten.

4. Kosten und Leistungen vergleichen

Logischerweise ist ein Preisvergleich zwischen der Nutzung von CarSharing und dem Kauf oder Leasing eines eigenen Firmenwagens sinnvoll. Dasselbe gilt auch für verschiedene CarSharing-Anbieter, wenn die Voraussetzungen ansonsten gleich gut ausfallen. Viele Anbieter haben maßgeschneiderte Tarife für Unternehmen im Angebot. Zählt man sämtliche Kosten für ein eigenes Fahrzeug zusammen, ist CarSharing in vielen Fällen die günstigere Alternative. In jedem Fall gewinnen junge Unternehmen und Startups beim CarSharing eine hohe Flexibilität und durch die Auslagerung von Pflege, Wartung und Verwaltung der Fahrzeuge deutlich mehr personelle Kapazitäten für andere Aufgaben.

Der Autor Norbert Jagemann ist seit 2022 Geschäftsführer der Holdinggesellschaft cambio Mobilitätsservice GmbH & Co. KG. cambio unterhält in zahlreichen deutschen und belgischen Städten mehr als 5.500 Fahrzeuge für über 200.000 Kund*innen.

Raus aus der Funding-Stressfalle!

Diese zehn Tipps helfen dir, souverän und mit mehr Gelassenheit in die nächste Funding-Runde zu gehen.

Schlaflose Nächte, die Angst, zu scheitern, vollgepackte Arbeitstage. Schon in „normalen“ Zeiten ist es herausfordernd genug, ein Start-up aufzubauen. Steht dann auch noch die nächste Funding-Runde an, bricht für viele die Hölle los. Denn der Druck, Investor*innen zu finden und den Traum am Leben zu halten, ist gigantisch. Funding-Stress in Reinform: Doch es gibt Wege raus aus der Stressfalle.

2489 Start-ups wurden laut Bundesverband Deutsche Start­ups im Jahr 2023 in Deutschland gegründet. Sie alle suchen nach Investor*innen, denn „ohne Moos nix los“, wie der Volksmund sagt. Die Konkurrenz ist groß. Gleichzeitig scheinen die Geldgebenden deutlich vorsichtiger zu sein und länger zu prüfen, bevor sie investieren. Aktuell befürchtet so auch etwa jedes neunte Start-up (elf Prozent) in den kommenden zwölf Monaten eine Insolvenz, wie eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 172 Tech-Start-ups zeigt. Die Konjunkturflaute trifft auch die jungen Unternehmen; Besserung ist nach Einschätzung des Startup-Verbands erst mal nicht in Sicht.

Funding: Fulltime-Job neben dem Fulltime-Job

Na, genug Druck aufgebaut? Dabei habe ich den zeitlichen Stessfaktor noch gar nicht genannt. Gerade in der Seed-Phase und der Series A ist das Funding ein Fulltime-Job neben deinem Fulltime-Job. Anstrengend genug. Gleichzeitig musst du in dieser Phase mit einer Vielzahl widersprüchlicher Gefühle und Gedanken klarkommen. Du musst beispielsweise gegenüber Investor*innen brillieren, egal wie es in dir aussieht. Du willst dem Team Sicherheit vermitteln, obwohl dich die Angst umtreibt zu scheitern. Die Verantwortung für das Team und die Zukunft deines Unternehmens liegen schwer auf deinen Schultern. Genauso wie die Un­sicherheit, was welche(r) Investor*in wann macht. Doch das liegt außerhalb deiner Kontrolle, egal wie gut du dich vorbereitest. Dabei ist die Angst vor Kontrollverlust mehr als unangenehm.

Das alles zeigt eindringlich, wie herausfordernd der Weg für Gründer*innen ist. Und wie wichtig es ist, sich frühzeitig gegen Funding-Stress zu wappnen. Denn um dem Druck zu begegnen, brauchst du emotionale Widerstandsfähigkeit: Resilienz. Sie hilft dir dabei, Ablehnung, Rückschläge und Unsicherheit zu bewältigen und deiner Vision treu zu bleiben.

Sie hilft dir dabei, kritisches Hinterfragen seitens der Investor*innen, als das zu nehmen, was es ist: Sie machen nur ihren Job. Und sie hilft dir dabei, in Alles-oder-Nichts-Momenten bei den Gesprächen souverän und gelassen zu bleiben.

Dein Zehn-Punkte-Programm gegen den Funding-Stress

1. Nimm an, was ist ...

… oder wie die Kölner sagen würden: „Et es wie et es!“ Funding-Stress ist normal – bestraf dich nicht dafür. Denn Gefühle und Erfahrungen, die wir akzeptieren, empfinden wir als weniger schlimm. „Normalisierung“ heißt das in der Psychologie. Was du annimmst, wird kleiner und weniger bedrohlich. Auch wenn du in einer Stressphase schlechter schläfst und sich das Gedankenkarussell mal in Bewegung setzt, nimm es an, statt dir vorzuwerfen, dass du die Kontrolle verloren hast.

2. Lass es dir gut gehen

Funding ist ein Marathon, kein Sprint. Drei bis fünf Monate lang wirst du immer wieder extreme Zeiten erleben. Priorisiere in dieser Zeit deine Selbstfürsorge: viel Sport, ausgewogene Ernährung, wenig Alkohol. Dieser Ausgleich ist in stressigen Phasen besonders wichtig. Tu, was dir gut tut – und nimm dir dafür doppelt so viel Zeit wie sonst. Am besten etablierst du deine Entspannungsroutinen übrigens lange vor dem Funding. Denn unter Stress fallen wir auf unsere Gewohnheiten zurück – aber nur, wenn wir welche haben.

3. Bleib in deinem Kontrollbereich

Arbeite dich nicht an Dingen ab, die außerhalb deiner Kontrolle liegen. Konzentriere dich stattdessen auf das, was du kontrollieren und gestalten kannst. Ein gute Unternehmenskultur, passende KPIs, ein starkes Pitchdeck, ein breites Netzwerk an wertvollen VC-Kontakten: All diese Grundlagen des Fundings liegen in deiner Hand. Auf sie solltest du dich konzentrieren – und nicht auf das, was die Investor*innen damit machen. Denn das liegt außerhalb deiner Kontrolle.

4. Setze deinen Fokus aufs Funding

Arbeite in der heißen Phase außer am Funding an nichts anderem Wesentlichen. Dafür hast du deine Co-Founder*innen und dein Team! Schone deine Ressourcen. Das heißt auch, dass du die Pausen bewusst zur Regeneration nutzt und nicht, um schnell noch ein paar Vertriebstermine einzuschieben, dass du nachts nicht noch den operativen Kram abarbeitest, sondern dich erholst und früh ins Bett gehst. Für dich ist jetzt nur das Funding dran. Und Erholung. Sonst nichts.

5. Such dir eine(n) erfahrene(n) Begleiter*in

Den Weg, den du jetzt gehst, haben andere schon vor dir genommen. Nutze diese Erfahrungen. Mit erfahrenen Begleiter*innen an deiner Seite ist der Weg leichter. Suche dir einen Coach oder eine Mentorin, der/die die Prozesse kennt und dir sagen kann, was normal oder abwegig ist und verlässlich an deiner Seite steht. Das gibt dir Sicherheit.

6. Arbeite im Team

Teile deine Last mit deinen Co-Founder*innen und dem Team. Kommuniziere offen, wo ihr steht und was das Team jetzt tun kann, um dich bestmöglich zu unterstützen. Du musst nicht alles alleine schaffen (auch wenn dir deine „schwarzen Gedanken“ genau das vielleicht suggerieren wollen). Vertrau auf dein Team und gib Aufgaben bewusst ab. Gemeinsam seid ihr stärker.

7. Schaff einen War-Room

Gib dem Funding ein klares Zuhause. Schafft, wenn möglich, einen War-Room, in dem alles passiert, was mit dem Prozess zu tun hat. Damit stellst du sicher, dass das Funding nicht dein ganzes Leben übernimmt.

8. Sprich über das Worst-Case-Szenario

Zum War-Room gehört auch das Worst-Case-Szenario. Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Geh diese Frage ernsthaft durch. Denn oft ist die maximale Fallhöhe weniger existenziell als vermutet. Und kombiniere diese Überlegungen mit einem „Pre-Mortem“: Angenommen das Funding ist total schiefgegangen: Was ist passiert? Wovor solltest du am meisten Angst haben? Was ist am wahrscheinlichsten? Wogegen kannst du was machen? Was hat die größten negativen Auswirkungen? Finde dann Lösungsansätze für all die Themen, die in deiner Hand liegen.

9. Starte früh und bleib flexibel

Funding-Runden lassen sich nur schwer planen. Je größer dein Spielraum, desto gelassener bleibst du. Mach dir klar, was dein eigentliches Ziel ist. Was für ein Unternehmen willst du schaffen? Was willst du wirklich erreichen? Und überlege dir dann, was valide Alternativen zur Funding-Runde sind. Denn: Viele Wege führen nach Rom.

10. Feiere Erfolge, auch die kleinen

Konzentriere dich nicht nur auf den großen Abschluss. Feiere jeden noch so kleinen Meilenstein, am besten im Team. Die ersten Pitchdecks sind raus, die ersten Termsheets, die Due Diligence startet …, all das sind Gründe zum Feiern.

Die Autorin Dorothea von Wichert-Nick unterstützt Start-ups und Gründer*innen mit ihrem Unternehmen volate dabei, neue Perspektiven zu entwickeln und ihre Führungsfähigkeiten an die sich ständig wandelnden Anforderungen anzupassen.

Zulieferer und Partner finden: 4 wichtige Fragen

Als Gründer zuverlässige und sinnvolle Partner zu finden, kann eine echte Herausforderung sein. Da ist diese tolle Idee, die man so direkt wie möglich umsetzen möchte – doch man hat nicht jeden Arbeitsschritt selbst in der Hand. Stattdessen muss man mit anderen Unternehmen und somit mit Zulieferern zusammenarbeiten.

Da ist natürlich eine gute Sache, das fördert die Wirtschaft und man kann Arbeitsschritte auslagern, die sonst viel Zeit und Aufwand verlangen würden. Allerdings ist es auch alles andere als einfach, Unternehmen zu finden, mit denen man wirklich zusammenarbeiten möchte und die sich als zuverlässiger Partner erweisen. Die folgenden vier Fragen sollte man sich auf jeden Fall stellen, bevor man eine Entscheidung trifft.

Lieber kurzfristig oder langfristig planen?

Bei der Wahl eines Geschäftspartners – eines Dienstleisters oder aber eines Zulieferers – muss realistisch eingeschätzt werden, wie lange die Zusammenarbeit angelegt ist. Denn es gibt für Gründer Situationen, in denen sie nur einmalig oder kurzfristig mit jemandem zusammenarbeiten. Es gibt aber auch die Möglichkeit, von Anfang an langfristig zu planen.

In der Entwicklungsphase eines Produktes kann es beispielsweise so sein, dass man einmalig Einzelteile, Zutaten oder auch fertige Produkte braucht, um zu testen. Dann darf ruhig auf den günstigsten Einzelpreis geschaut werden. Wer allerdings nicht nur einmalig bestellt, sondern eine längere Zusammenarbeit plant, der sollte nicht ausschließlich auf den Preis gucken. Auch Mengenrabatte, Zukunftsorientierung oder Vertrauen sind dann Faktoren. Erfahrung in Krisensituationen oder ein Reparaturservice – wie der Spindelservice von pdsspindeln – dürfen ebenfalls in die Partnerwahl einfließen.

Risiko eingehen oder auf Nummer sicher gehen?

Die Bestellmenge ist bei der nächsten Frage entscheidend: Geht man ein Risiko ein oder plant man lieber sicherer? Diese Frage stellt sich für Gründer vor allem, wenn sie planen, wie viel eines Produktes sie verkaufen werden. Ist der Launch erfolgreich, dann bedeuten zu wenig bestellte Produkte Lieferengpässe, die den Hype bremsen. Läuft es hingegen schleppender an, entstehen Lagerkosten, die die Gewinne drücken.

Das muss bei der Wahl eines Zulieferers bedacht werden. Denn muss eine bestimmte Menge an Produkten abgenommen werden, ist das ein Risiko. Gibt es wiederum begrenzte Produktionskapazitäten, sind fehlende Vorbestellungen ebenfalls problematisch. Planung und offene Kommunikation mit einem Zulieferer sind hierbei besonders wichtig.

Erfahrung nutzen oder Gründer fördern?

Bei der Wahl eines Zulieferers oder Dienstleisters spielt auch eine Rolle, welche Philosophie man verfolgt. Die Zusammenarbeit mit einem traditionellen Familienunternehmen hat den Vorteil, dass man einen zuverlässigen und erfahrenen Partner hat. Dafür greift man aber meist auch tiefer in die Tasche.

Mit anderen Startups, jungen Unternehmen oder Selbstständigen zusammenzuarbeiten, ist etwas weniger zuverlässig, da sich diese meist noch nicht in Krisensituationen bewiesen haben. Dafür können meist bessere Konditionen herausgehandelt werden und man unterstützt sich gegenseitig und knüpft wertvolle Kontakte.

Aus der Region oder international liefern lassen?

Eine große Streitfrage ist und bleibt die nach der Regionalität. Es gibt für beide Seiten der Diskussion gute Pro- und Kontra-Argumente. Regionale Zulieferer haben meist geringe Lieferkosten. Auch die Kommunikationswege sind kürzer – der Besuch der Produktionsstätte oder ein persönliches Gespräch sind viel einfacher zu realisieren. Letztlich spielt auch der Umweltfaktor eine Rolle, denn lange Lieferketten belasten die Umwelt und somit den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens. Regionale Zulieferer bieten allerdings meist weniger gute Konditionen.

Wer national oder international auf Zulieferersuche geht, der kann meist Geld sparen. Denn so lassen sich Preise von Dutzenden Unternehmen vergleichen. Mengenrabatte sind oft Teil des Deals. Ist das Startup auf internationale Märkte fokussiert (oder soll dies mittel- bis langfristig sein) kann das Arbeiten über Grenzen hinweg auch Kredibilität geben. Allerdings ist der ökologische Faktor zu bedenken und man muss damit rechnen, dass Änderungen oder Probleme nicht schnell gelöst werden können.

Fehlermanagementkultur statt Fehlerkultur

Statt eine Fehlerkultur zu leben, gilt es im Start-up eine Fehlermanagementkultur mit Fokus auf Management zu etablieren. So geht’s.

Dass Fehler zum (Arbeits-)Leben dazugehören, ist mittlerweile fast überall common sense – glücklicherweise. Wo aber in vielen Unternehmen, auch in Start-ups, noch jede Menge Potenzial geborgen werden kann, ist im Umgang mit Fehlern. Denn jeder Fehler enthält wertvolle Informationen und das Potenzial für Innovationen, die ein erfolgreiches von einem sehr erfolgreichen Start-up unterscheiden.

Doch statt eine Kultur der Fehler, also eine „Fehlerkultur“ zu etablieren, muss der Umgang mit Fehlern viel mehr in den Vordergrund gerückt werden; es braucht eine „Fehlermanagementkultur“, mit einem deutlichen Fingerzeig auf das Wort Management.

Diese zu etablieren, muss ein wichtiges Ziel für ein Start-up sein, das langfristig offen und innovativ sein möchte. Denn über Fehler zu sprechen, aus ihnen zu lernen und sie nicht nur verhindern zu wollen, ist der Kern einer guten Fehlermanagementkultur.

Diese zu etablieren ist grundsätzlich Aufgabe des gesamten Teams. Aber, wie bei allen zentralen Entscheidungen im Unternehmen, kommt es letztlich auf die Gründer*innen und die Führungskräfte an. Sie sind verantwortlich für die Unternehmenskultur, zu der eine gute Fehlermangementkultur gehört.

Die gute Nachricht ist: Es lassen sich drei wissenschaftlich fundierte Strategien identifizieren, wie eine Fehlermanagementkultur etabliert werden kann.

Gründer*innen sind Vorbilder, auch beim Managen von Fehlern

Fehler zu machen und darüber zu reden, klingt wie eine Binse. Aber die wichtigen Fehler, über die schweigen wir dann doch gern: Wenn wir das Potenzial eines Projekts einfach falsch eingeschätzt haben. Oder die Marketing-Kampagne doch nicht abgehoben ist wie gehofft. Finden wir dann Ausreden – die Kampagne oder das Projekt hat einfach nicht die richtige Zielgruppe erreicht und war in einem schwierigen Umfeld? Oder sagen wir: Ja, das war ein Fehler, wir haben etwas falsch gemacht – aber daraus ziehen wir diese oder jene Schlussfolgerung?

Das ist ein zentraler Unterschied in der Haltung und im Umgang mit Fehlern. Und den schauen sich gerade juniorige Kolle*innen sehr genau an, weil sie ihr eigenes Verhalten nach dem ihrer Vorgesetzten und Vorbilder ausrichten. Oft adaptieren wir, was wir sehen und es wird zur Norm. Das gilt nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch im Berufsleben. Deswegen sollten Gründer*innen mit gutem Beispiel vorangehen, auch beim Fehlerumgang.

Gründer*innen geben den Rahmen fürs Fehlermachen vor

Mit dem Komplexitätsgrad der Aufgabe steigt oder sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, Fehler zu machen. Wer also in seinem Team Kolleg*innen auch mit themenfremden Herausforderungen betraut, fördert sie, auch indem er sie eigene Fehler machen lässt. Der berühmte Sprung ins kalte Wasser, aber in einem Rahmen, in dem man sich weiterentwickeln kann. Dies entspricht dem sogenannten Aktionslernen, also dem „Learning by Doing“. Eigenverantwortung ist hier das Zauberwort, denn die Entscheidungen werden im gesteckten Rahmen den Kolleg*innen übergeben, der oder die Gründer*in unterstützt nur, steht aber mit ausgestreckter Hand zur Seite. Eigene Erfahrungen sollen also im Team gesammelt werden, ohne dass die Gefahr besteht, das Projekt gegen die Wand zu fahren.

Bereits dieses Loslassen und Aufgaben übergeben mag manche(n) Gründer(in), die bzw. der sehr an einzelnen Projekten hängt, vor Schwierigkeiten stellen; denn loslassen ist immer schwer. Aber: Damit wird wiederum ein normalisierender Umgang mit Fehlern etabliert und gleichzeitig werden die Mitarbeiter*innen in ihrer Entwicklung gefördert. Also ein Win-win für Unternehmen und Mitarbeiter*innen.

Gründer*innen müssen beim Umgang mit Fehlern coachen

Gründer*innen sind Getriebene. Das ist nachvollziehbar in ihrer Mission, die Welt zu erobern. In diesem ständigen Drang kann aber auch das Innehalten und Reflektieren vergessen werden – dabei ist das entscheidend. Denn egal ob ein Projekt, eine Finanzierungsrunde oder ein Launch „gut“ oder „schlecht“ geklappt hat: Das Team sollte sich danach die Zeit zum Einordnen nehmen. Was haben wir mitgenommen, was können wir nächstes Mal besser machen? Die Erkenntnisse zu verschriftlichen – auf einem Whiteboard, auf Post-its, auf dem eigenen LinkedIn-Profil, wo auch immer –, hilft für die Zukunft. Hier sollten Gründer*innen zu Coaches werden, die zum (kritischen) Reflektieren animieren – und somit langfristig für Lernen, Innovationen und Resilienz sorgen.

Fehlermanagementkultur bedeutet: Fehler machen und sie aktiv managen ist besser als Fehler immer nur verhindern zu wollen

Alle drei genannten Prinzipien sorgen dafür, dass Fehler nicht verdammt und verhindert werden. Sie sorgen dafür, dass über Fehler gesprochen wird und wir daraus lernen, ihnen positive Aspekte abzugewinnen. Für Gründer*innen und Führungskräfte in Start-ups ist es daher wichtig, diese drei Strategien anzunehmen und so oft wie möglich im Joballtag zu leben. Wann immer möglich offensiv mit Fehlern umzugehen, sie einordnen und erklären, damit andere davon lernen können – das unterscheidet langfristig erfolgreiche Start-ups von sehr erfolgreichen Start-ups. 

Der Autor Christoph Seckler leitet seit 2019 den Lehrstuhl für Entrepreneurial Strategy an der ESCP Business School in Berlin. Er forscht zu Entrepreneurship und speziell zum Lernen aus Fehlern und zu Fehlermanagementkultur.

Vier wichtige Schritte auf dem Weg zur Gründung

Wir zeigen, welche Steps zum erfolgreichen Durchstarten auf jeden Fall dazugehören.

Eine gute Idee ist nur dann etwas wert, wenn sie auch in die Tat umgesetzt wird. Wer also eine clevere Geschäftsidee hat, sollte sie nicht für sich behalten, sondern verwirklichen. Am besten gelingt dies durch die Gründung eines eigenen Unternehmens beziehungsweise Start-ups. Welche Schritte hierbei zu gehen sind, hängt von vielen Faktoren wie der Zielgruppe, dem Produkt, dem Personalbedarf und anderen Dingen ab. Die folgenden vier Schritte sind hingegen bei jeder Gründung von großer Wichtigkeit.

Die Finanzierung des Unternehmens

Grundvoraussetzung für den Erfolg eines Unternehmens ist eine solide Finanzierung. Gerade bei einer Gründung fallen schnell zahlreiche Kosten an. So müssen Geschäftsräume angemietet, Maschinen gekauft sowie Mitarbeiter eingestellt werden. All dies lässt sich selten ausschließlich aus Eigenkapital finanzieren. Deswegen ist es wichtig, sich möglichst frühzeitig mit der Finanzierung der eigenen Geschäftsidee zu befassen.

Aktuell sind klassische Kredite bei Gründern stark nachgefragt. Das liegt daran, dass sie aufgrund der Niedrigzinspolitik der EZB ausgesprochen günstig zu haben sind. Andere entscheiden sich für ein Crowdfunding, um benötigte Mittel zu generieren. Hierbei kommt es speziell darauf an, die eigene Geschäftsidee ansprechend zu präsentieren und mögliche Investoren zu begeistern. Wenn ein Unternehmen bereits am Markt etabliert ist, kann es zudem Anteile verkaufen, um so frisches Geld in die Kassen zu bekommen.

Für die richtige Ausstattung sorgen

Für Unternehmen ist es wichtig, dass sie technisch bestmöglich ausgestattet sind. Für klassische Bürobetriebe ist es zum Beispiel wichtig, auf moderne Computer, Tablets und Smartphones zu setzen, um die Kommunikation und Datennutzung im Unternehmen zu optimieren. Industriebetriebe brauchen hingegen Produktionsmaschinen, die in der Anschaffung zunächst einmal viel Geld kosten. Nicht zuletzt muss die Arbeitsumgebung so eingerichtet sein, dass sie ein kreatives und effizientes Arbeiten ermöglicht.

Spätestens bei der Betriebsausstattung zeigen sich enorme Unterschiede in Abhängigkeit  von Geschäftsmodell und Positionierung im Markt. Als Dienstleister braucht ein Hochzeitsplaner beispielsweise nur wenig Ausstattung für den Start. Oft lässt sich das eigene Geschäftsmodell relativ risikolos und ohne Investitionen weiterentwickeln. Wenn betreute Hochzeitspaare regelmäßig nach Fotoboxen für ihre Hochzeit fragen, muss nicht direkt eine eigene Fotobox angeschafft werden. Die Alternative, eine Fotobox mieten zu können, bietet die Chance, Erfahrungen zu sammeln und sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. So können ein Alleinstellungsmerkmal und eine Erweiterung des Angebotes geschaffen werden, mit dem sich ein Start-up vom Wettbewerb abheben kann.

Der Fokus bei Entscheidungen rund um die Ausstattung, sollte deshalb am Anfang immer mit der Frage verbunden sein, welcher Wert dadurch für den Kunden geschaffen wird und ob das Angebot damit deutlich verbessert werden kann. Auf diese Weise können Investitionsentscheidungen schnell und unkompliziert getroffen werden.

Kunden finden und begeistern

Sobald der Businessplan steht, die Finanzierung gesichert ist und das neu gegründete Unternehmen mit dem benötigten Equipment ausgestattet wurde, geht es darum, potenzielle Kunden anzusprechen und für die eigene Geschäftsidee zu begeistern. Das ist heutzutage auf vielfältige Weise möglich. Wer die finanziellen Mittel zur Verfügung hat, kann große Werbekampagnen starten. Gerade für junge Start-ups ist es jedoch sinnvoller, zunächst sparsam zu agieren und kleinere Marketingstrategien zu nutzen. In diesem Fall ist eine eigene Webseite mit attraktivem Content, die für verschiedene Endgeräte optimiert wurde, das Mittel der Wahl.

Ebenso wichtig ist es, auf Messen und Events der eigenen Branche aktiv zu sein. Hier ist es möglich, aus der Masse herauszustechen und mit potentiellen Kunden persönlich ins Gespräch zu kommen. Denn Interessierte, die sich auf solchen Veranstaltungen von einem Unternehmen angesprochen fühlen, nutzen dessen Produkte und Dienstleistungen besonders gern. Zudem werden solche Kunden schnell zu Multiplikatoren, weil sie ihren Freunden und Verwandten von den positiven Erfahrungen mit dem jeweiligen Unternehmen berichten.

Kontinuierlich wachsen

Einige Betriebe tendieren dazu, möglichst schnell wachsen zu wollen. Dieses Vorgehen bringt zahlreiche Chancen mit sich, birgt aber auch einige Risiken. Es ist daher sinnvoll, zunächst einen Laden zum Laufen zu bringen oder den eigenen Onlineshop zu optimieren. Wenn die Kunden zufrieden sind und kontinuierliche Einnahmen generiert werden, kann über eine Expansion nachgedacht werden. Wer zu schnell zu groß wird, läuft Gefahr, in einer Flut von Aufgaben zu versinken. Alles muss gleichzeitig erledigt werden und zahlreiche Kosten fallen an. Kontinuierliches, schrittweises Wachstum führt daher meist zu nachhaltigeren Erfolgen, als die Strohfeuer eines schnellen Wachstums direkt nach Unternehmensgründung.

Projektmanagement: klassisch, agil oder hybrid?

Klassisches oder agiles Projektmanagement? Diese Frage hat sich in vielen Unternehmen zur Glaubensfrage entwickelt. Dabei haben beide Ansätze Stärken und Schwächen. Deshalb ist es in der Praxis oft sinnvoll, das Beste bzw. Zielführendste aus den beiden Projektmanagement-Welten zu vereinen.

Ziel eines professionellen Projektmanagements ist es, Projekte so zu planen und zu steuern, dass

  • deren Risiken begrenzt,
  • die Chancen genutzt und
  • die Projektziele in der angestrebten Qualität erreicht werden – und zwar termingerecht und im definierten Kostenrahmen.

Vor dieser Herausforderung standen Unternehmen schon immer bei ihrem Bestreben, Change-Projekte und -Vorhaben so zu gestalten, dass sie ihre Ziele zu erreichen und der Erfolg auch langfristig gesichert ist.

Dabei gilt es jedoch zu beachten: Projekte finden stets in einem Umfeld statt. Deshalb werden zum Teil auch bewährte (Projektmanagement-)Verfahren und -Methoden obsolet, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Dies geschieht seit einigen Jahren verstärkt in der von rascher Veränderung und sinkender Planbarkeit geprägten VUKA-Welt – auch aufgrund der digitalen Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft. In ihr werden die (Change-)Projekte nicht nur zahlreicher, sondern auch komplexer. Deshalb stellen immer mehr Unternehmen ihr klassisches Projektmanagement in Frage und suchen nach neuen, meist agileren Formen des Projektmanagements.

Das agile Projektmanagement: eine Reaktion auf die gestiegene Komplexität

Dem klassischen Projektmanagement-Modell (auch Wasserfall-Modell genannt) zufolge, besteht ein Projekt aus genau definierten, aufeinander folgenden Phasen. In der Regel werden die vier Phasen Startphase, Planungsphase, Ausführungsphase(n) und Abschlussphase unterschieden. Und bei Softwareprojekten oft die Phasen Analyse, Design, Implementierung, Test und Betrieb.

Nachhaltigkeit in Unternehmen - Vorteile im Überblick

Unternehmensgründer haben zu Beginn ihrer Tätigkeit oft ganz andere Probleme, als sich mit der Nachhaltigkeit in ihrem eigenen Unternehmen zu beschäftigen. Dabei kann der frühe nachhaltige Kurs ein Erfolgsgarant für das Unternehmen sein, denn er schafft ein völlig anderes Image und bietet dem Unternehmer etliche Vorteile. Nur, was bedeutet die Nachhaltigkeit überhaupt und was kann ein Gründer tun, um sie umzusetzen? Dieser Artikel beschäftigt sich mit den Fragen.

Ein Vorteil: gutes Image

Von Anfang an müssen sich Unternehmer mit vielen Menschen beschäftigen. Auf der einen Seite stehen die Kunden, auf der anderen ihre eigenen Verkäufer, dann gibt es Investoren und Mitarbeiter. Und vielen von ihnen ist es wichtig, dass ein Unternehmen auf nachhaltiger Basis arbeitet. Jetzt muss natürlich erst verstanden werden, was damit überhaupt gemeint ist. Generell ist damit ein ressourcenschonendes Verhalten gemeint, welches weder Mensch noch Natur ausbeutet. Aus unternehmerischer Sicht dient das Verhalten durchaus einem guten Image: 

  • Kunden - viel häufiger achten Kunden heute genau darauf, wer hinter einem Produkt oder einer Dienstleistung steckt. Wird gemutmaßt, dass ein Unternehmer seine Mitarbeiter ausbeutet oder auch Produkte zu Billigpreisen oder gar in Kinderarbeit im Ausland fertigt, wird das Unternehmen oft von Kunden gemieden. Wer hingegen die Produktionsprozesse sehr offen beschreibt und dabei beweist, dass nachhaltig gearbeitet werden kann, gewinnt bei Kunden Vertrauen. 
  • Verkäufer - die meisten Unternehmen müssen selbst bei anderen Betrieben einkaufen - seien es Maschinen, seien es Teile. Ein Betrieb mit schlechtem Ruf wird teils von Verkäufern gemieden, da es zu einem Imageschaden kommen könnte. 
  • Investoren - private oder auch geschäftliche Investoren und Geldgeber achten auf das Image des Unternehmens. Ein nachhaltiges Arbeiten kann hier laut deutsche-bank.de zu einem Vorteil verhelfen, der bessere Vertragsabschlüsse ermöglicht.

Corporate Coworking: Arbeiten auf Augenhöhe

Corporate Coworking ist die moderne Form der Kooperation zwischen Großunternehmen und Start-ups. Ein Plädoyer für noch mehr Synergie-Effekte.

Mit Corpoworking entsteht eine neue Form der Kooperation: weg von der losen Zusammenarbeit in Hubs hin zur strukturellen Verankerung in Großunternehmen. Das bietet Start-ups neue Möglichkeiten, denn es gilt: Innovationen finden nicht mehr hinter verschlossenen Labortüren großer Unternehmen statt. Start-ups haben große Chancen, sich als Treiber für Digitalisierung gegenüber Großunternehmen fest zu etablieren. Die eher klassische „Forschung & Entwicklung“ sicherte den Unternehmen mittels Patenten eine exklusive Marktstellung. Die Zeiten, in denen Ingenieure, Chemiker oder andere Wissenschaftler exklusiv für einen Großkonzern Innovationen hervorgebracht haben, sind vorbei. Durch die weltweit gewachsene Zahl forschender Unternehmen hat das Risiko zugenommen, dass konkurrierende Unternehmen auf demselben Gebiet an ähnlichen Innovationen arbeiten. Damit wurde die Gefahr zu groß, neue Entwicklungen zu verpassen. Das Zeitalter von Open Innovation hatte begonnen.

6 Gründe, warum Start-ups auf nachhaltige IT setzen sollten

Insbesondere junge Unternehmen, die noch nicht am Markt etabliert sind, müssen sich durch Innovationen und Anpassungsfähigkeit behaupten. Neben dem Einsatz moderner Technologie wird zunehmend mehr auch eine nachhaltige Unternehmensstrategie und verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln von der Öffentlichkeit erwartet.

Um sich dem Vergleich mit etablierten Unternehmen zu stellen und um wettbewerbsfähig bleiben zu können, sollten gerade auch junge Unternehmen auf Nachhaltigkeit setzen. Doch was steckt hinter dem Begriff Nachhaltigkeit? Was wird unter Green IT verstanden? Wie passt Nachhaltigkeit mit IT zusammen? Und kann es sich ein junges Unternehmen wirtschaftlich überhaupt leisten nachhaltig zu agieren?

Projektmanagement effizient und profitabel aufbauen

Egal, in welcher Gründungsphase Sie gerade stecken – das Zauberwort für effizientes Arbeiten heißt: Projektmanagement. Wir zeigen in 10 Schritten, worauf es ankommt.

Wozu eine teure Software, wenn ein Excel-Sheet ohne zeitraubende Schulungen das Gleiche leistet? Projekte einfach machen bedeutet: Sie arbeiten nur mit effektiv zielführenden Instrumenten und Methoden. In jedem Fall mit klarer Struktur. Verbindliche Absprachen, regelmäßige Meetings, intuitive Vorlagen: So werden Ihre Projekte unkompliziert und profitabel – und auch unerfahrenere Mitarbeiter haben die Chance, hier gute Ergebnisse zu erzielen. Diese 10 Schritte helfen Ihnen dabei, Projektmanagement von Anfang an effektiv zu gestalten.

Schritt 1: Legen Sie die Ziele und Leitlinien für Ihr Projektmanagement fest.

Einfaches Projektmanagement leistet so viel wie das jeweilige Unternehmen benötigt. Nicht mehr und nicht weniger. Die Orientierung an einem Projektmanagement-Standard ist dabei sicher sinnvoll. Aber eben nur die Orientierung. Die Musik spielt in der Passgenauigkeit der Projektstruktur zu Ihrem Unternehmen. Klären Sie vorab einige wichtige Fragen, wie etwa: Was sind die Ziele für unser Projektmanagement? Wo stehen wir jetzt? Was erwarten wir – was unsere Kunden? Auf Basis dieser Antworten helfen Leitlinien, das richtige Maß an Projektmanagement zu definieren.

Schritt 2: Definieren Sie, was Sie in Ihrem Unternehmen als Projekt bezeichnen.

Legen Sie präzise fest, was in Ihrem Unternehmen ein Projekt ist und was nicht. Außergewöhnliche, komplexe Vorhaben von strategischer und/oder wirtschaftlicher Bedeutung sollten als Projekt geführt werden. Definieren Sie dabei eine Mindestgröße in Hinblick auf Budget und Ressourcen: Kleinere Unternehmen gehen von fünf Personentagen oder 5000 Euro aus, Konzerne nicht selten vom Zwanzigfachen dieses Werts. Entscheidend ist: Was passt zu Ihrem Unternehmen?
Hierzu einige Projektmanagement-Tipps:

  • Nutzen Sie nur die „best-ofs“ etablierter Methoden – Ihre Ziele immer im Blick. So halten Sie Termine und Budgets ein und machen Projekte bzw. Projektmanagement erfolgreich.
  • Setzen Sie auch bei projektähnlichen Aufgaben eine abgespeckte Version des Werkzeugkoffers ein, die weniger Know-how erfordert und den Bearbeitungsaufwand weiter reduziert. Struktur, Professionalität und ein bisschen Projekt-Know-how schaden nie.

Schritt 3: Schaffen Sie klare Verantwortlichkeiten.

Schnelle Entscheidungen sind im Projektgeschäft (übrigens nicht nur dort) entscheidend. Schaffen Sie eine Blaupause für eine einfache Projektorganisation. Erfolgsrelevant ist, dass jede Projektrolle nur mit einer Person besetzt wird. Vereinbaren Sie klare Verantwortlichkeiten, Aufgaben, Kompetenzen und Schnittstellen verbindlich mit den handelnden Personen – und nehmen Sie diese in die Pflicht. Denn letztendlich entscheidet die aktive Umsetzung dieser Prinzipien über den Erfolg des Projektmanagements.
Es gilt: „Kompass statt Leitplanken“, d.h.: Schreiben Sie kein dickes Rollenhandbuch, das jede Aufgabe im Team haarklein vorschreibt. Formulieren Sie praktische Leitlinien und Werte für jeden im Projektteam: sei es Auftraggeber, Projektleiter oder Projektmitarbeiter. Und bieten Sie so Orientierung für die Zusammenarbeit z.B. in Hinblick auf Entscheidungen, Eskalationen oder Information. Übersehen Sie nicht, auch die Kontaktpunkte  zum Tagesgeschäft zu definieren.

Schritt 4: Wählen Sie den Projektleiter sorgsam aus.

Lassen Sie sich einen guten Projektleiter für Ihr Projektmanagement etwas kosten. Mit ihm, als zentraler Figur im Projekt, steht und fällt alles. Die Anforderungen an ihn als „Führungskraft auf Zeit“ reichen weit über reine Fachkenntnis hinaus. Er muss das Projekt fachlich leiten, das Team führen, die Beteiligten (Stakeholder) aktiv einbinden und mit den Schnittstellen zum Tagesgeschäft oder auch den Kunden kommunizieren. Kurzum, er muss ein guter Manager sein. Deshalb ist er sorgsam auszuwählen und auszubilden. Achten Sie auf sein ausgeprägtes Selbstverständnis sowie einen gestandenen, authentischen und offenen Charakter von hoher sozialer Kompetenz.

So positionieren Sie Ihren Projektleiter richtig:

  • Wenn Sie neu einstellen, bedenken Sie: Zeugnisse und Zertifikate sind nicht allein entscheidend. Auch die Persönlichkeit ist ein großer Erfolgsfaktor im Projektmanagement.
  • Räumen Sie Ihrem Projektleiter genug Zeit und Kompetenzen für seine Aufgaben ein.
  • Ein guter Projektleiter klärt aktiv einfache, individuelle Spielregeln zur Zusammenarbeit aller Personen und Entscheider – auch mit Ihnen. „Was erwartet er? Was erwarten Sie?“ Schlüssige Antworten darauf reduzieren Konflikte und lassen Sie mit einer Stimme sprechen.
  • Beachten Sie: Die Positionierung des Projektleiters ist eine echte Frage der Unternehmenskultur.

Schritt 5: Erstellen Sie einen Leitfaden für jede Projekt-Phase.

Was muss ich wann mit wem tun? Standardfragen für Projektleiter, die vor allem dann knifflig werden, wenn Projektleitung nicht alltäglich ist. Projektprozesse basieren im Projektmanagement sinnvoll auf den besten Elementen etablierter Standards. Eine pragmatische Checkliste visualisiert als verbindlicher Leitfaden in jeder Phase, wer was wann zu tun hat – vom Antrag über die Entscheidung, Durchführung, Steuerung bis zur Live-Schaltung und dem Nutzeninkasso am Ende. Binden Sie aktiv alle Schlüsselpersonen in die Entwicklung dieser Checkliste ein. So wird an alles gedacht, und Ihr Projektleiter gewinnt die nötige Sicherheit, um jedes Vorhaben professionell realisieren zu können.

Schritt 6: Klären Sie: Wie soll der Zielzustand aussehen?

Oft scheitern Projekte an unklaren Zielen oder einem unterschiedlichen Verständnis des Vorhabens zwischen Auftraggeber und Projektleiter. Deshalb erarbeiten beide den Zielzustand und die Rahmenbedingungen des Vorhabens – und schreiben gemeinsam eine praxisorientierte User Story: Wie soll der Zielzustand nach Abschluss aussehen? Was ist dazu nötig, was wichtig? Und was kann ausgegrenzt werden? Beide nehmen Risiken vorweg, identifizieren die Beteiligten (Stakeholder) und legen den Nutzen fest. Der Projektleiter fasst alle Vereinbarungen in verständlichen, nachvollziehbaren Zielformulierungen zusammen. So klärt er das gemeinsame Verständnis und sichert die spätere, zweifelsfreie Beurteilung der Zielerreichung im Rahmen des Projektmanagements.
Das Prinzip dahinter lautet „Clever und smart“:

  • Nutzen Sie bei der Zielformulierung das sogenannte SMART-Prinzip: Spezifisch: Die Ziele sind präzise formuliert. Messbar: Quantifizierte Erfolgskriterien machen Ziele messbar. Und die gibt es nahezu immer. Akzeptiert: Die Ziele werden von jedem ausdrücklich angenommen. Realistisch: Die formulierten Ziele sind erreichbar. Terminiert: Für das Ziel existiert eine klare Terminvorgabe.
  • Holen Sie wichtige Schlüsselpersonen frühzeitig mit an den Tisch, um teure und zeitraubende Fehlplanungen zu vermeiden.
  • Greifen Sie auf intuitive Arbeitstechniken zurück, wie etwa Mind-Maps, um komplexe Zusammenhänge transparent zu machen. So sorgen Sie für Klarheit im Projektmanagement.


Schritt 7: Verstehen Sie Planung als laufenden Prozess.

Weil sich Projekte meist auf komplexen, innovativen Feldern abspielen, kostet die Startplanung beim Projektmanagement Zeit und ist oft nur begrenzt belastbar. Eine Grobplanung, die nach und nach verfeinert wird, ist einfacher. Ziele und zu erreichende Ergebnisse bilden dabei natürlich immer die Messlatte. Der Detailgrad der Planung hängt im Projektmanagement von den Unternehmensvorgaben und -notwendigkeiten, aber auch vom Projekt selbst ab. So fließen Geld und Ressourcen nicht in detailverliebte Pläne, die manchmal schon beim Projektstart Makulatur sind.


Schritt 8: Sorgen Sie für Aktualität mit Hilfe von Zwischenberichten.

Aussagekräftige Zwischenberichte sind im Projektmanagement ein Muss. Sie zeigen Professionalität und ermöglichen, wenn nötig, eine Entscheidung zum Projekt. Oft tun sich Projektleiter schwer, komplexe Projektsituationen realistisch einzuschätzen und einfache Empfehlungen zu entwickeln. Alles im Plan? Lage kritisch? Wir müssen unbedingt eingreifen? Hier spielen auch subjektive Kriterien, wie die persönliche Risikobereitschaft des Projektmanagers eine Rolle. Was für den einen ein Kinderspiel scheint, jagt einem anderen den Schweiß auf die Stirn.
Praxis-Tipp für Ihr Projektmanagement: Das „Ampelmännchen“ sorgt für Objektivität: Unterstützen Sie die Einschätzung mit Hilfe eines einfachen Excel-Modells. Dies errechnet nach Beantwortung einiger einfacher Fragen formelbasiert den Projektstatus in den Ampel-Farben Rot, Gelb und Grün. So entlasten Sie die Projektleiter vom Risiko subjektiver Einschätzungen und informieren alle Empfänger objektiv und transparent. Das macht alle Projektentscheider handlungsfähiger.


Schritt 9: Nutzen Sie Meetings und Jour fixes effektiv.

Brauchen Sie diese Meetings wirklich? Unbedingt, aber einfach, aussagekräftig, kurz und knackig. Ein gutes Meeting dauert nicht länger als eine Stunde und verzichtet auf unnötige Diskussionen. Ergebnisorientierung statt Kaffeekränzchen. Präsentation und Sprache orientieren sich zwingend an der Zielgruppe des Meetings – getreu dem Motto „Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“. Eine rechtzeitig versandte Agenda verpflichtet die Teilnehmer zur Vorbereitung, ein Protokoll sichert Verbindlichkeit und Nachvollziehbarkeit im Rahmen des Projektmanagements.
Wichtige Meeting-Maximen sind:

  • Der Teilnehmerkreis ist immer klein, überschaubar und damit arbeitsfähig. Wer bei den konkreten Themen nicht dabei sein muss, erhält das Protokoll.  
  • Fördern Sie das Bewusstsein, dass Entscheidungen auch aktiv eingefordert werden müssen. Ein Chart mit der vorbereiteten Entscheidungsfrage und dem Ankreuzfeld für ein „Ja, akzeptiert“ wirkt Wunder.
  • Zum Standard gehört unbedingt ein Protokoll zur Kommunikation der Ergebnisse. In Jour Fixes hat sich ein visualisierter Fortschrittsbericht bewährt.


Schritt 10: Beherzigen Sie: Erfolgreiches Projektmanagement ist stets auch eine Frage der Unternehmenskultur.

„Alle für einen, einer für alle“ auf der Grundlage unternehmensweit gültiger Werte und Ziele – diese Kultur macht Projekterfolg. Projekte und Tagesgeschäft funktionieren konkurrenzfrei gemeinsam für Erfolg und Weiterentwicklung. Dieses Bewusstsein müssen alle Menschen im Unternehmen aktiv in ihrem Tun, in ihren Werten und Entscheidungen leben. Beim Projektmanagement gilt: Mitmachen und Vormachen: Leben Sie in der Geschäftsführung die Werte und Ziele für Projektarbeit vor. Setzen Sie diese konsequent um, und fordern sie aktiv ein, was Sie auf den Weg gebracht haben. Berücksichtigen Sie auch bei der Personalauswahl, welcher Bewerber dazu passt. So profitiert Ihr Unternehmen vom neuen Geist eines „einfachen“, aber genau deshalb erfolgreichen Projektmanagements.

Die Autorin Sabine Dietrich ist Management-Beraterin, Trainerin und Coach sowie die Inhaberin von mpmEXPERTS