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Der Lakritz-Katzen-Papa
Der Süßwarengigant Katjes
Autor: Sabine HölperVor 60 Jahren experimentierte Klaus Fassin mit einem Rezept seines Vaters, bis seine „Katjes-Kinder“ geboren waren. Diese Lakritz-Katzen sind heute Kult, und aus dem Drei-Mann-Betrieb von einst ist Deutschlands drittgrößter Zuckerwarenhersteller entstanden. Die Erfolgsstory des Familienunternehmens Katjes.
Wer Klaus Fassin bei schönem Wetter besucht, der trifft ihn mit großer Wahrscheinlichkeit in seinem Garten an. Hier zupft der alte Herr, stilecht in grüner Latzhose und mit Strohhut auf dem Kopf, verwelkte Blüten von den Stängeln, stutzt Hecken oder mäht Gras. Fassin wirkt inmitten seiner parkähnlichen Gartenlandschaft, ausgestattet mit Harke und Schubkarre, sehr zufrieden; man merkt, dass er gern mit seinen Händen arbeitet.
Das ist heute so, das war aber auch schon der Fall, als der Gründer der Katjes Fassin GmbH + Co. KG noch die Geschäfte des Unternehmens führte. Da rührte Fassin mit Hingabe in den riesigen Trögen, in denen die schwarze, klebrige Masse träge rotierte. Da experimentierte er so lange mit Apfelkraut und anderen Zutaten, bis er überzeugt war, den richtigen Lakritz-Geschmack gefunden zu haben. Mit der Betriebswirtschaft hatte der Erfinder der sogenannten Katjes-Kinder, jener kleinen, schwarzen, festen Lakritz-Katzen, weniger am Hut. „Ich stand lieber am Topf, als mich ums Marketing zu kümmern“, sagt Fassin. Aber wer braucht auch schon Marketing, wenn die Kunden am Werktor Schlange stehen, um dem Unternehmer die Lakritz-Katzen aus den Händen zu reißen?
Mottenkugeln und Fliegenfänger
Vor 60 Jahren hat Klaus Fassin sein Unternehmen gegründet.Doch genau genommen steht die Wiege der Katjes-Kinder im holländischen’s-Heerenberg. In dem kleinen Städtchen, nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, gründete Josef Langenberg, ein Halbbruder von Fassins Vater Xaver, im Jahr 1910 eine chemischpharmazeutische Fabrik zur Produktion von Ostereierfarben, Mottenkugeln und Fliegenfängern. Da sich letztere allerdings nur im Sommer verkaufen ließen, stellte Xaver Fassin, der 1920 ins Unternehmen eintrat, aus dem vorhandenen Zuckersirup Hustenbonbons und Pfefferminze her. Die ersten Naschereien verließen das Werk.
Lakritz-Revolution aus der „Waschküche“
Bis zur Geburtsstunde der Katjes-Kinder sollte es aber noch dauern – bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Nun waren Xaver Fassins Kinder alt genug, um selbst das Unternehmertum zu probieren. Helmut, der ältere der beiden Söhne, übernahm die vom Krieg zerstörte Fabrik des Vaters jenseits der Grenze; Klaus, der gerade das Abitur gemacht hatte, erhielt einen kleinen Betrieb diesseits der Grenze, in Emmerich. Der Betrieb war nicht gerade ein Schmuckstück, vielmehr „eine kleine Waschküche“, sagt Fassin, „mit den alten Maschinen aus Holland, die mir mietweise überlassen wurden“.
Wertvoller als das Gebäude war die Dreingabe des Vaters: Ein Lakritzrezept, das er 1910 von einer Reise nach Sizilien mitgebracht hatte. Mit wenigen weiteren Zutaten und dem Gespür dafür, wie Lakritz schmecken sollte – „Wir hatten ja als Kinder auch Lakritz gegessen“ –, stellte Fassin Lakritz-Katzen her. Und weil kleine Katzen auf niederländisch Katjes heißt, nannte er sein erstes Produkt kurzerhand Katjes. Die Firma erhielt den Namen im Übrigen erst einige Jahre später – nachdem die Handelsvertreter häufig mit „Ach, da kommen die Katjes-Leute“ empfangen wurden. In den Anfängen hieß das Unternehmen noch Langenbergs.
Kundenmund tut Wahrheit kund
Diese Anfänge waren bescheiden. „Ich glaube, ich hatte zu Beginn nicht einmal ein Gehalt“, sagt Fassin. Doch es dauerte nicht lange, und die drei Mitarbeiter produzierten rund um die Uhr. „Die Katze war ein solcher Renner“, sagt Fassin. „Die Menschen wollten sich nach Kriegsende endlich wieder etwas gönnen.“ Für die ganz großen Mengen reichte das Geld freilich noch nicht. In einem Tante-Emma-Laden um die Ecke gingen die Lakritz-Kätzchen sogar stückweise über die Ladentheke.
„Nach der Rosenkranz-Andacht kamen immer einige Frauen und kauften Katjes“, erinnert sich Fassin. Also ist er nach der Andacht ebenfalls zu dem Laden gegangen. „Ich hörte mir an, was die Käuferinnen lobten und kritisierten, und dann wusste ich, was ich noch verbessern konnte.“ Eine dieser Verbesserungen war, dass sich die Zunge nach dem Genuss von Lakritz nicht mehr schwarz verfärbte.
Qualitätssicherung vor bloßem Gewinnstreben
„Ich habe nie auf den Gewinn geschaut“, sagt Fassin heute. Aber nach Verbesserungen habe er immer gesucht. Sich abheben von den anderen, besser sein als die Konkurrenz und niemals etwas nachahmen – das war für Fassin während seiner fast 50-jährigen Unternehmertätigkeit immer das Leitmotto. Deshalb hat er die Kätzchen schon 1960, als die Konkurrenz Lakritz noch lose verkaufte, im roten Beutel angeboten. Und deshalb hat Katjes im Laufe der Jahre zwar Fruchtgummis, niemals aber Gummibärchen hergestellt. Das überlässt man getrost dem zehn Mal größeren Konkurrenten Haribo. Dass sich die Firmen trotzdem mehrmals im Jahr vor Gericht treffen, um Markenrechts- und andere Streitigkeiten auszutragen, liegt wohl an der Sturköpfigkeit beider Eigentümerfamilien.
Ein verbissener Unternehmer war Fassin trotzdem nie. Die Familie war ihm immer genau so wichtig wie die Firma, außerdem ging er gern zum Segeln und zum Skifahren. Und im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Hans Riegel, dem Haribo-Chef, der mit 87 Jahren noch immer die Geschäfte leitet, setzte sich Fassin im Alter von 65 Jahren zur Ruhe. Selbst die Tatsache, dass sein einziger leiblicher Sohn, Bastian Fassin, damals erst Anfang zwanzig und somit zu jung war, um den Senior abzulösen, hielt Fassin nicht von seinem Vorhaben ab. Er holte eben einen fremden Manager ins Haus. Heute teilen sich Tobias Bachmüller, der zuvor beim Nahrungsmittelkonzern Kraft Jacobs Suchard das deutsche Milka-Geschäft verantwortete, und Bastian Fassin die Geschäftsleitung. Fassin senior kommt nur noch ein-, zweimal pro Woche in die Firma und schaut die Post durch. „Ich habe aber den Verdacht, dass ich nur die guten Nachrichten auf meinen Tisch bekomme“, sagt er.
Europaweite Expansion rund ums Naschwerk
Der Schnitt hat der Firma nicht geschadet. Unter der Leitung von Bachmüller und Fassin junior ist das Unternehmen stetig gewachsen. 2010 beschäftigte Katjes 500 Mitarbeiter und produziert jährlich mehr als 300 Millionen Beutel Naschzeug. Umsatzzahlen nennt das Unternehmen zwar nicht, in Branchenkreisen geht man aber von etwa 200 Millionen Euro Jahresumsatz aus. Ein Grund für das Wachstum sind die Zukäufe von kleineren Unternehmen.
So übernahm Katjes 1997 „Dr. Hillers Pfefferminz“, drei Jahre später Villosa. Seit 2002 produziert Katjes außerdem Ahoi-Brause, ein Jahr später übernahm man „Gletscher Eis“ Erfrischungsbonbons und wieder zwei Jahre später erhielt Katjes die Lizenz zur Herstellung von Granini-Fruchtbonbons. Aber auch die Katjes-Markenfamilie ist im Laufe der Zeit erheblich gewachsen. Rund 50 Produkte – von Sauren Heringen über Pinke Pilze bis hin zu Tropenlakritz – sind mittlerweile im Angebot, ständig kommen neue hinzu.
Das erfolgreichste Produkt ist rund 40 Jahre alt und geht somit auf Klaus Fassin zurück. Der Senior-Chef hatte damals die aufkommende Fitness-Welle und den Wunsch der Kundinnen nach kalorienreduzierten Leckereien erkannt – und ein auf Joghurt basierendes Fruchtgummi entwickelt. Dass die Yoghurt-Gums zum neuen Renner im Hause Katjes wurden, ist allerdings auch Heidi Klum zu verdanken. Als das Model aus Bergisch-Gladbach im Jahr 2002 erstmals mit Yoghurt-Gums zwischen den Zehen auf dem Fernsehschirm zu sehen war, ging die Nachfrage nach den bunten, weichen Früchtchen steil nach oben, der Umsatz in Europa soll sich seither mehr als verdoppelt haben.
Modern und familiär
Kein Wunder, dass im Hause Fassin seither viel Wert auf Marketing gelegt wird. Nicht mehr nur Heidi Klum vernascht öffentlichkeitswirksam Lakritz und Fruchtgummis, auch andere Prominente wie das Model Eva Padberg oder der Komiker Hape Kerkeling waren im Einsatz. Seit kurzem wirbt der ehemalige Fußballmanager Reiner Calmund für Yoghurt-Gums. Dank der Werbeprominenz, aber auch aufgrund der hohen Innovationsdichte und dem klaren Bekenntnis, nur natürliche Zutaten zu verwenden und auf künstliche Farbstoffe zu verzichten, hat sich Katjes vom Drei-Mann-Betrieb zum drittgrößten Hersteller im deutschen Zuckerwarenmarkt hinter Haribo und Storck gemausert.
Trotzdem ist das Unternehmen in Emmerich noch immer ein Familienbetrieb. Und das heißt bei Katjes vor allem: ein familienfreundlicher Betrieb. Mitarbeiter, die eine Familie gründen, erhalten 1500 Euro für jedes Neugeborene. Aber zu einer Familie zählen für die Fassins alle Generationen, weshalb sie auch für ältere Menschen einiges übrig haben. Im Stammwerk in Emmerich ist jeder dritte Mitarbeiter älter als 50, in der 2006 eröffneten gläsernen Bonbon-Fabrik in Potsdam-Babelsberg, in der unter den Augen von Besuchern heute auch das Naschwerk produziert wird, das einst in Italien und Finnland hergestellt wurde, sind zwei Drittel der Mitarbeiter 50 oder älter.
Klaus Fassin hat diese Entscheidungen nicht mehr mit getroffen, für ihn ist die eigene Familie jetzt wichtiger als die Firma, er ist zufrieden, wenn alle zusammenhalten. „Die Familie ist besonders wichtig in den Momenten der Nackenschläge“, erklärt Fassin. Aber auch in guten Zeiten freut sich der alte Herr, dass sein Sohn und die vier Enkel im Nachbarhaus wohnen. Denn ein großer Garten, in dem viele Kinder toben, ist noch viel schöner als einer, in dem die Blumen nur für den Gärtner blühen.
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Ausgabe 02/2010
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Sproutling: Matratzen gegen Erstickungsgefahr für Babys
Wenn sich Babys beim Schlafen auf den Bauch drehen, kann das im schlimmsten Fall zu Sauerstoffmangel und Erstickung führen. Sproutling möchte hier mit seiner Matratze für mehr Sicherheit sorgen.

Meltem Aktürk möchte mit Sproutling "die Sicherheit beim Babyschlaf revolutionieren". Die Idee zu der Kindermatratzenmarke entstand der ehemaligen Investmentbankerin einst im Gespräch mit ihrer Freundin.
Sproutling als Alternative zur normalen Matratzen
Die frischgebackene Mama machte sich darüber Sorgen, dass ihr Baby sich nachts auf den Bauch dreht und dabei mit Mund und Nase auf der Matratze liegt. Aus Angst vor dieser für Kleinkinder gefährlichen Schlafposition konnte sie nachts nicht schlafen. "Tatsächlich sterben erschreckenderweise immer wieder Babys im Schlaf", wusste Aktürk und fing an zu recherchieren. "Herkömmliche Matratzen bestehen oft aus einem Kern aus Schaumstoff, eingehüllt in einen dicken Textilbezug und manchmal noch mit einem Nässeschutz aus Plastik bezogen – alles andere als luftdurchlässig."
Mithilfe von Hebammen hat die Gründerin folglich ein Jahr lang geforscht und entwickelt. Das Ergebnis: Sproutling – eine atmungsaktive Babymatratze.

Sie ist, der Gründerin nach, vollständig luftdurchlässig und gibt dem Baby dadurch mehr Sicherheit im Schlaf. Der Kern besteht aus einer Vielzahl an Polymer-Fäden. Zusammengepresst würden deswegen viele Hohlräume entstehen, sodass Luft frei durch die gesamte Matratze strömen könne. Trotzdem sei sie fest genug, um ein Einsinken des Kindes zu verhindern.
Der vollständig abnehmbare sproutling-Bezug besteht an der Oberfläche aus Lyocell, einer industriell hergestellten Faser aus dem Holz der Eukalyptuspflanze: "In ihm eingearbeitet ist ein Abstandsgewirke, sodass im Bezug selbst eine Luftschicht entsteht. Und nur in dieser Kombination von Kern und Bezug erreichen wir maximalen Komfort bei maximaler Luftdurchlässigkeit", erklärt Aktürk.
Die Matratzen gibt es in zwei Größen, Kern und Bezug sind waschbar und ergänzend dazu werden atmungsaktive Spannbettlaken aus Musselin angeboten.
Mehr dazu am Montag, 20.05.23, in der Höhle der Löwen. Zudem dabei: Zebra Ice, kruut, hiddencontact und Bildungsurlauber.de
Vole Light: fränkisches Start-up bietet versenkbare Gartenleuchten
Mit ihrer Innovation möchten Niko, Max und Joachim Wendel das Problem von “im Wege stehenden” Lichtquellen lösen und eine längere Nutzung ermöglichen.

Niko, Max und Joachim Wendel haben mit Vole Light eine innovative, versenkbare Rasenleuchte entwickelt. "In Deutschland gibt es rund 16 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser und wahrscheinlich noch mehr Gartenleuchten. Diese stehen oftmals im Weg, stören beim Spielen im Garten oder auch beim Rasenmähen", weiß das familiäre Gründer-Trio zu berichten. Oft werden diese dann beschädigt oder müssen ausgewechselt werden.
Vole Light: Ein- und ausfahrbar per App-Steuerung
Deshalb haben sie mit ihrem Familien-Start-up die "Rise & Shine Rasenleuchten" als Lösung erfunden: "Sie sind vollständig im Boden versenkbar und lassen sich nach Bedarf einfach ein- und ausfahren", erklärt Max Wendel.
Vole Light besteht aus einer Bodenhülse und der Lampe, die 27 Zentimeter aus dem Boden fährt. Die Leuchte habe, den Foundern nach, eine maximale Energieeffizienz durch Verwendung leistungsfähiger LED und Elektronik. "Unsere Lampen sind langlebig und stabil. Sie gibt es in zwei Ausführungen: 360 Grad zur Flächenbeleuchtung und den Spot zur Objektbeleuchtung. Alle Gehäuseteile sind aus recyclebaren Kunststoffen, die Metallteile bestehen aus Edelstahl und der Lampenkopf aus Aluminium", erklärt Joachim Wendel.
Zudem können bis zu zehn Lampen per Kabel verbunden und durch eine App individuell gesteuert, einzelne Lampen, als Gruppe, gedimmt oder auf einen bestimmten Zeitpunkt programmiert werden.
Mehr zu Vole Light gibt’s heute Abend (15.05.) in der VOX-Sendung Die Höhle der Löwen. Außerdem mit dabei: MyGutachter, veprosa, SauberGarten und O-Spring.
veprosa: FoodTech-Start-up entwickelt Proteinsaucen in Pulverform
Die veganen Proteinshakes in Saucenform des FoodTechs veprosa sollen Nudeln, Curries und Salate zur Proteinquelle machen und Sportler*innen als gesunde Saucenalternative dienen.

Proteinreich und vegan - zwei der einflussreichsten Ernährungstrends der letzten Jahre. Das Start-up veprosa vereint vegane und proteinreiche Ernährung in Pulverform: Mit über 30 Prozent Pflanzenprotein sei das Saucenpulver zum Selbstanrühren vor allem für Sportler*innen geeignet, so die Gründer Dominik und Alissa Kübler aus Rheinfelden in Baden-Württemberg.
Vor allem Sportler*innen benötigen ausreichend Protein: So liegt der Proteinbedarf von Hobby-Kraftsportler*innen bei rund 1,5 bis 1,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht. Optimalerweise sollte die Proteinzufuhr dabei auf mehrere Portionen zu je 25 bis 40 Gramm verteilt sein. Proteinshakes seien dabei vor allem für Menschen mit hohem Proteinbedarf geeignet - und jene, die es gerne süß mögen. Denn die eiweißreichen Sportgetränke gibt es vorwiegend in süßen Geschmacksrichtungen, so das Gründerteam von veprosa.
Proteinshakes in Saucenform
Co-Founderin Alissa Kübler ist Ernährungsberaterin und weiß, “dass Soßen meistens auch der ungesündeste Teil einer Mahlzeit”, also vergleichsweise fett- und kalorienreich, sind. Das Gründerteam hat mit veprosa eine proteinreiche Saucenalternative zum Selbstanrühren geschaffen.
Bei veprosa handelt es sich um vegane Proteinsaucen in Bioqualität als herzhafte Alternative zu Proteinshakes. Dem Gründerteam zufolge enthält das Saucenpulver sowohl Reis- als auch Süßlupinprotein, was essenzielle Aminosäuren auf rein pflanzlicher Basis liefern soll. Veprosa soll darüber hinaus ohne Süßstoffe und Geschmacksverstärker hergestellt werden. Das vegane Saucenpulver sei darüber hinaus frei von Soja, Gluten und Zucker.
Das Sortiment des FoodTech-Start-ups umfasst bislang vier Geschmacksrichtungen, darunter Tomate, helle Sauce, grünes Pesto und gelbes Curry. Pro Portion sollen Anwender*innen 25 Gramm des Pulvers mit 160 Milliliter Wasser einrühren und kurz aufkochen. Die Curry-Variante eignet sich außerdem zur Verfeinerung mit Kokosmilch, so das Gründerteam. Die Saucenzubereitung sei damit in wenigen Minuten erledigt. Das veprosa-Saucenpulver eigne sich für Pasta-, Reis-, Pfannen- und Curry-Gerichte. Auch Snacks, Bowls und Salate können mit veprosa verfeinert werden.
Die veprosa Produkte sind bereits im Handel sowie über den Webshop des Unternehmens erhältlich. Am Expansionsplan steht die Umsatzsteigerung im deutschsprachigen Lebensmitteleinzelhandel.
Mehr zu veprosa gibt es kommenden Montag, den 15.05., in der Höhle der Löwen um 20:15 Uhr auf VOX. Außerdem dabei sind SauberGarten, MyGutachter, Vole Light und O-Spring.
Manuel Tolle: Gründen out-of-the-box
Der 34-jährige Selfmade-Serial-Entrepreneur Manuel Tolle ist sich sicher: „Niemand braucht eine Ausbildung zum Gründen.“

Der Hamburger Manuel Tolle ist gerade mal 17 Jahre alt, als er im Jahr 2005 für seine Abschlussprüfungen lernt und plötzlich einen starken Druck auf der Brust spürt. Er hat einen Herzinfarkt und bekommt drei Bypässe. Und nun?
Manuel, von diesem gesundheitlichen Tiefschlag schwer mitgenommen, kommt aus einem Hartz-4-Elternhaus, das ihn nicht mitfinanzieren kann. Er ist frustriert, weiß nicht wohin mit sich. Als das Gefühl der Ohnmacht auf dem Höhepunkt ist, beginnt er auf einmal Mut aus seiner Situation zu schöpfen. Er hat erfahren, wie es ist, kurz vor dem Abgrund zu stehen, und ist deshalb bereit, alles auf eine Karte zu setzen.
Der 17-Jährige beschließt, sich neben der Schule mit seiner Leidenschaft für Kinofilme selbständig zu machen. Er startet mit einem Homepage-Baukasten-System einen Blog mit Filmtrailern – die Zugriffszahlen steigen schnell. Google meldet sich bei ihm und wird sein erster Werbepartner. Kurze Zeit später ist auch Maxdome interessiert.
Ausbildungen sind völlig überbewertet
Heute ist Manuel sich sicher, dass ihm sein Weg viele Vorteile gebracht hat: „Ich denke, dass mir das Fehlen einer Ausbildung oder eines Studiums als Gründer enorm geholfen hat. Ich konnte viel schneller starten und Fehler machen. Ich hatte noch nichts zu verlieren und war sehr risikofreudig. Ich hatte keine Angst davor, zu versagen.“ Das Internet war damals schon groß, Business im Internet zu machen allerdings noch nicht weit verbreitet. Viele haben sich nicht getraut oder nicht daran geglaubt, dass man mit Geschäftsideen rund ums Internet wirklich Geld verdienen kann. Mit solchen Gedanken hat sich Manuel nicht aufgehalten, er legte einfach los.
Der Serial-Entrepreneur ist der Meinung, eine Ausbildung oder ein Studium hätten ihn damals nur unnötig Zeit gekostet und dabei wenig Mehrwert geliefert. „Im Studium oder während einer Ausbildung wird man zum Arbeitnehmer erzogen.“ Das beginnt seiner Meinung nach schon in der Schule und findet seine Perfektion dann an der Uni oder in Betrieben. Nach einem Studium suchen viele Sicherheit und sind weniger bereit, einen eigenen Weg zu gehen. „Man wird dazu erzogen, in Mustern zu denken. Beim Gründen ist aber genau das nicht gefragt. Denn echte Innovationen können nur entstehen, wenn man out-of-the-box denkt.“ Er ist überzeugt davon, dass die Muster, die in unserem Bildungssystem vermittelt werden, nicht zum Erfolg führen können. Sonst wären diejenigen, die uns Wissen vermitteln, doch viel erfolgreicher und würden vermehrt durch erfolgreiche Unternehmungen auffallen.
Viele haben mich nicht ernst genommen
Mit 17 Jahren zu gründen, hat in Manuels Augen viele Vorteile. Man lernt schnell, geht Risiken ein, macht die ersten Fehler, lernt daraus und wächst. Auch Rückschläge hat er immer gut weggesteckt und einfach weitergemacht. Zum Beispiel, als sein gelaunchtes Social-Media-Magazin für Influencer floppte. Der einzige Nachteil, dem er begegnet ist: Viele unterschätzen einen in diesem Alter. „In vielen Geschäftstreffen wurde ich ganz genau unter die Lupe genommen. Ich war damals sehr jung und habe viel Geld verdient. Ich sah aber nicht so aus. Ich habe in einer Ein-Zimmer-Wohnung nahe der Uni gewohnt, bin einen alten BMW gefahren, und habe eine Uhr getragen, die ich gefunden hatte.“
Während Meetings ist ihm aufgefallen, dass immer wieder auf seine Uhr gestarrt wurde, die wahrscheinlich keine 100 Euro wert war. Einmal hatte Manuel einen Termin mit einem möglichen Partner, der ihn fragte, ob er denn im Büro wohne oder sich schon eine eigene Wohnung leisten könne. Zu diesem Zeitpunkt verdiente er bereits sechsstellig im Monat. Bei einem anderen Meeting sagte jemand, der sich gerade einen Audi TT gekauft hatte, zu Manuel: „Wenn du nur hart genug arbeitest, kannst du dir eines Tages auch mal so ein schickes Auto leisten.“ Manuel hätte sich damals schon vier davon kaufen können. Luxus gönnte er sich allerdings erst viel später. Das verdiente Geld investierte Manuel lieber direkt in weitere Geschäftsideen.
Mit 34 in Rente – niemals
An seiner Einstellung zum Thema Geld und Arbeit hat sich bis heute nichts geändert – auch nach über zehn gegründeten Unternehmen und zwei verkauften Start-ups. Eines davon, sein 2017 gegründetes Start-up empfohlen.de, verkaufte er 2022 zusammen mit seinen Partnern von exmox für fast 100 Millionen Euro.
Doch ans Aufhören denkt der Mittdreißger noch lange nicht. Denn er liebt, was er tut. Das Wichtigste für ihn: Seine Zeit damit zu verbringen, wofür er brennt. Er weiß, wie begrenzt diese Zeit sein kann. Seine nächsten Pläne: Bei exmox weiterarbeiten und privat investieren – in Aktien und Start-ups. Jeden Tag beschäftigt er sich mehrere Stunden mit den Entwicklungen an der Börse und plant im nächsten Jahr große Investments.
Mach dich niemals abhängig von anderen
Allen, die gründen wollen, rät Manuel, genau wie er auf Ausbildung oder Studium zu verzichten und so früh wie nur möglich zu starten und dabei Fehler nur einmal zu machen. Außerdem ist es seiner Meinung nach wichtig, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und sich nicht von anderen verunsichern zu lassen oder abhängig zu machen.
Dazu rät er konkret: „Mach zu Beginn so viel es geht selbst. Wenn du Leute dazu holst, achte darauf, dass du keine Abhängigkeit entwickelst, jeder muss ersetzbar sein. Verschaffe dir immer einen Überblick. Keine Kredite von Banken. Investoren nur dann, wenn du sie wirklich brauchst. Bau alles, soweit es geht, selbst auf. So vermeidest du es, zu stark von außen beeinflusst zu werden und Entscheidungen dann nicht mehr zu hundert Prozent zur eigenen Zufriedenheit treffen zu können.“
Dazu zählt auch das Thema Beratung. Manuels Meinung nach ist es wichtig, verschiedene Perspektiven anzuhören, aber am Ende selbst zu entscheiden, was das Beste für das eigene Business ist. Gesundheit ist ein weiterer Aspekt. „Mach Sport, ernähre dich gesund, nur so kann man wirklich Leistung bringen“, so Manuel Tolle. Jeden Tag etwas Neues zu Lernen und inspiriert zu bleiben, findet der Hamburger ebenfalls wichtig.
Die Rache des Werner Hansch
Die 84-jährige Fußballkommentator-Legende gründet das Start-up Zockerhelden zur Rückholung von Glücksspielverlusten.

Nach dem Abschiedsspiel ist vor der Start-up Gründung. Erst im Sommer 2022 hat die Fußballreporter-Legende Werner Hansch seinen offiziellen Abschied als Fußballkommentator gefeiert. Und mit ihm viele bekannte Persönlichkeiten aus dem Fußball sowie der Medien- und Entertainmentbranche, Sport 1 übertrug sein Abschiedsspiel live.
Zweieinhalb Jahre nach seinem emotionalen Outing in der SAT.1 Realityshow „Promi Big Brother“, in der er sein dunkles Geheimnis, welches er ein Jahrzehnt mit sich herumtrug, offenbarte, gründet der 84-jährige Fußballkommentator nun ein Start-up – Zockerhelden – zur Rückholung von Glücksspielverlusten von illegalen Online-Casino, Online-Sportwetten- und Online-Pokeranbietern.
Gründen aufgrund eigener leidvoller Erfahrungen
Werner Hansch, der selbst viele Jahre glücksspielsüchtig war, verspielte sein gesamtes Vermögen mit Pferdewetten. Er selbst schätzt seine Verluste auf 500.000 bis 600. 000 Euro. Er musste sein Haus verkaufen und seine Lebensgefährtin verließ ihn. Hansch war Gefangener seiner Sucht und, wie er heute weiß, nicht mehr Herr seiner Sinne. Umso geringer sein eigener Kontostand wurde, umso größer wurde der Zwang, sich irgendwie Geld zur Befriedigung seiner Sucht zu besorgen, ähnlich wie es Drogenabhängige tun. Und so lieh sich die „Stimme des Ruhrgebiets“ unter fadenscheinigen Ausreden immer öfter Geld in seinem durchaus großen Bekanntenkreis. Dabei reichten die Beträge, welche er sich lieh, von 300 Euro bis 20.000 Euro. „Die Sucht war so groß, dass ich mir regelmäßig „Märchen“ ausdenken musste, welche ich den Menschen, die mir vertraut haben und mir wohlgesonnen waren, erzählt habe, um an Geld für meine Spielsucht zu kommen. Ich hätte selbst den Papst angepumpt, wenn ich ihn getroffen hätte.“, so Hansch.
Einer, der ihm neben vielen anderen Geld lieh, war CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, dem Hansch heute äußerst dankbar für seine Strafanzeige ist und mit dem er sich wieder versöhnt hat. „Dies war der Moment, in dem es in meinem Kopf klick gemacht hat. Ich realisierte, dass ich glücksspielsüchtig war und es so nicht weitergehen konnte. Daher muss ich Wolfgang Bosbach dankbar sein, denn ohne seine Anzeige, hätte ich wahrscheinlich meine eigene tragische Situation nie realisiert“, so Hansch heute. Auf Anraten seines Anwalts sowie seines Agenten begann er eine Therapie gegen Glücksspielsucht und schloss sich parallel einer Selbsthilfegruppe anonymer Glücksspielsüchtiger an. „Ein Wettbüro habe ich seit inzwischen mehr als drei Jahren nicht mehr betreten und verspüre Gott sei Dank auch null Verlangen“, sagt der 84-Jährige heute.
Doch der Sportreporter aus dem Pott wäre nicht Werner Hansch, wenn er sich nicht auch seinen Gläubigern gestellt hätte. Der Ratschlag, Privatinsolvenz anzumelden, kam für den Sportjournalisten nicht infrage. Hansch wollte den angerichteten Schaden trotz seines hohen Alters persönlich wiedergutmachen. Da kam das Angebot, bei Promi Big Brother 2020 auf SAT.1 mitzumachen, wie gerufen. Hansch sagte trotz einiger Bedenken seines Umfeldes sofort zu. „Ich habe es als meine Lebensendaufgabe angesehen, den Menschen, welche mir jahrelang ihr Vertrauen geschenkt haben und die ich belogen habe, Ihr Geld zurückzuzahlen. Ich war absolut in der Bringschuld und dies war eine einmalige Chance.“ Hansch berührte mit seinem Geständnis und seiner Ehrlichkeit bei Promi Big Brother Millionen von Menschen, die für ihn anriefen und ihm so den Gewinn von 100.000 Euro sicherten.
„Der Gewinn von 100.000 Euro bei Promi Big Brother hat mir natürlich perfekt in die Karten gespielt. Dies war meine ganz persönliche „zweite Chance“ im Leben, für die ich den unzähligen Anrufern, die für mich gevotet haben, unendlich dankbar bin. Alle Einnahmen wurden zu 100 Prozent zur Schuldentilgung eingesetzt, so dass 95% aller privaten Schulden heute getilgt sind“, so Hansch. Neben seiner Therapie und der Rückzahlung seiner Schulden lag Werner Hansch jedoch eines besonders am Herzen: ein Engagement im Bereich der Spielsuchtprävention. Auch dieser Ankündigung ließ Hansch Taten folgen und ist seit September 2020 als ehrenamtlicher Botschafter des bundesweiten Fachverbandes Glücksspielsucht e.V. tätig.
Glücksspielsüchtigen helfen, Prävention leisten
Glücksspielsüchtige und ihre Familien bekommen in der Regel wenig Aufmerksamkeit: weder von der Politik noch von der Öffentlichkeit. Man spricht nicht darüber, wenn die Kontrolle über das Glücksspielen verloren geht, verheimlicht es selbst vor der Familie und dem engsten Freundeskreis. Der Glücksspielsüchtige rutscht so immer tiefer in die Abwärtsspirale. Die Scham ist meistens stärker als die Vernunft. Davon kann auch Werner Hansch ein Lied singen.
Nun geht er neben seiner Präventionsarbeit jedoch noch einen entscheidenden Schritt weiter. Er gründet ein Start-up und sagt den Glücksspielanbietern den Kampf an. Damit ist Werner Hansch der vielleicht älteste Start-up-Gründer Deutschlands. „Zockerhelden“ lautet der Name seines neuen Unternehmens, das auch das gleichnamige Internetportal (www.zockerhelden.de) betreibt und Betroffene dabei unterstützt, Glücksspielverluste von illegalen Online-Casinos, Online-Sportwetten- und Online-Pokeranbietern zu fairen Konditionen zurückzuholen. Ohne finanzielles Risiko, da erfolgsbasiert, 10 Jahre rückwirkend und 100% diskret.
Bis zum 01.07.2021 waren fast alle Online-Casinos, -Sportwetten- und -Pokeranbieter in Deutschland illegal und nach § 4 Abs. 4 im damaligen Glücksspielstaatsvertrag auch gesetzlich verboten. Seit dem 01.07.2021 wurden die Regeln zwar mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag gelockert, jedoch verstoßen noch immer ein Großteil der Glücksspielanbieter gegen deutsches Gesetz, da sie über keine gültige Lizenz für Deutschland verfügen. Somit können auch nach dem 01.07.2021 von diesen Anbietern Glücksspielverluste zurückgefordert werden, da die betreffenden Online-Casinos, -Sportwetten- und -Pokeranbieter keinen Rechtsanspruch auf die Einzahlungen der Spieler*innen haben. Erlittene Verluste können daher bis zu 10 Jahre rückwirkend zurückgefordert werden.
Das Ziel: der beste Anbieter auf dem Markt für die Rückholung von Glücksspielverlusten sein
„Wir haben den Anspruch, gemeinsam mit unserem Expertennetzwerk der beste Anbieter auf dem Markt für die Rückholung von Glücksspielverlusten zu sein. Mein Zockerhelden-Partner und Rechtsanwalt ist seit Jahren auf die Rückholung von Glücksspielverlusten spezialisiert und kann auf eine beeindruckende Erfolgsquote verweisen. Er kann für sich in Anspruch nehmen, noch kein Verfahren gegen Betreiber von Online-Casinos oder Online-Sportwetten verloren zu haben“, so der 84-Jährige.
Neben dem finanziellen Aspekt bietet Hansch auf dem Portal www.zockerhelden.de jedoch auch jede Menge Service rund um das Thema Glücksspielsucht an, wie z.B. Präventionsveranstaltungen für Schulen, Universitäten, Sportvereine, Institutionen und Unternehmen, bei denen er am Beispiel seiner eigenen Glücksspielsucht über die Gefahren des Glücksspiels aufklärt. Darüber hinaus informiert das Portal über Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Fachkliniken in der Nähe und behandelt im gleichnamigen monatlichen Podcast „Zockerhelden“ mit Werner Hansch aktuelle Themen und Fragen rund um die Glücksspielsucht. Zudem haben Mandanten neben dem Podcast auch einmal im Monat die Möglichkeit, sich in einer Video-Live-Session mit Werner Hansch per Teams Call auszutauschen. In diesem Video-Call berichtet Werner Hansch über seine eigene Sucht, zeigt Wege aus der Glücksspielsucht auf und geht auf Fragen der Mandanten ein. Des Weiteren haben Mandanten Zugriff auf eine Auswahl von exklusiven Impuls-Videos.
Werner Hansch ist begeistert von seiner neuen Aufgabe als Start-up Gründer: „Hundertausende von Betroffenen haben bis dato keine zweite Chance wie ich erhalten. Sie haben ihr ganzes Hab und Gut verspielt. Wenn ich mit meiner Bekanntheit und unserem Unternehmen „Zockerhelden“ nun dazu beitragen kann, Menschen in der Not zu helfen und ihr Geld auf Basis der deutschen Gesetze ohne Kostenrisiko und zu fairen Konditionen zurückzuholen, dann ist das schon eine tolle Sache. Es ist nie zu spät mit dem Spielen aufzuhören und erlittene Verluste zurückzuholen, zumal dies 10 Jahre rückwirkend funktioniert. Das ist unsere Botschaft! Zockerhelden steht an Eurer Seite“, so Hansch.
Tucan.ai mischt deutschen Markt für KI-Spracherkennung auf
Das 2020 von Lukas Rintelen, Florian Polak und Michael Schramm gegründete Start-up Tucan.ai entwickelt hochpräzise KI-Algorithmen für Transkription und Gesprächszusammenfassungen mit Fokus auf Erkennung von organisationsspezifischen Fachausdrücken, Dialekten und individuellen Spracheigenheiten.

Das Unternehmen mit Sitz in Berlin wurde 2020 von Lukas Rintelen, Florian Polak und Michael Schramm gegründet. Tucan.ai entwickelte seither eine KI-Software, die verbale Kommunikation transkribiert und zusammenfasst. Darauf basierend soll langfristig eine KI für die Erstellung und das Management von organisationsweiten “Gesprächsdatenbanken” gebaut werden. Einige namhafte Unternehmen, wie etwa Axel Springer und Porsche (APX), Telefónica Deutschland (Wayra), IBB Berlin (IBB Ventures) und Faraday Venture Partners haben bereits in das junge Start-up investiert.
Die KI-basierte Software identifiziert die unterschiedlichen Sprecher*innen in einer Konversation, transkribiert und fasst das Gespräch zusammen. Aktuell kann dafür der Tucan.ai-Bot direkt einem (Online-)Meeting auf Zoom, Teams oder Google Meet hinzugefügt oder eine Aufzeichnung hochgeladen werden.
Seit vergangener Woche fasst das Programm Gespräche nicht nur als Fließtext zusammen, sondern gliedert die wichtigsten Inhalte zusätzlich in Bullet Points. Dabei erkennt die Lösung von Tucan.ai mittels KI-gestützter Sprachtechnologie organisationsspezifische Fachausdrücke, Dialekte und individuelle Spracheigenschaften präzise – alles zu 100 Prozent datenschutzkonform. Die langfristige Vision: Die gesamte organisationsinterne verbale Kommunikation soll in Wissensdatenbanken verfügbar gemacht werden.
Mit „Zufallsprodukt“ einen Nerv getroffen
„Mit unserer Lösung haben wir einen Nerv getroffen”, sagt Lukas Rintelen und ergänzt „Der Kostenfaktor Meeting ist immens. So eine Besprechung, an der Führungskräfte teilnehmen, kann schnell über 1.000 Euro pro Stunde kosten. Die Kosten für die Vorbereitung, zum Beispiel die Suche nach Informationen oder die Erstellung des Protokolls, kommen hier noch on top. Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland verbringen circa vier Prozent ihrer Arbeitszeit mit diesen administrativen Aufgaben, was einem Produktivitätsverlust von etwa 28 Milliarden Euro pro Jahr entspricht.”
Die Idee für Tucan.ai entstand mehr oder weniger zufällig. Lukas Rintelen und Florian Polak entwickelten 2018 eine Software, die Podcasts thematisch durchsuchbar macht. Als die Gründer plötzlich selbst bis zu 18 Stunden pro Woche in Meetings verbrachten, entstand die Idee für Tucan.ai. Basierend auf ihrem Know-how entwickelten sie mit CTO Michael Schramm an Board eine Anwendung, die administrativen Aufwand in Organisationen minimiert und Mitarbeiter*innen so die Möglichkeit gibt, sich auf die wichtigen Aufgaben und Inhalte zu konzentrieren.
Heute zählt das Start-up bereits mehrere deutschsprachige Behörden, Marktforschungsinstitute und Medienunternehmen zu seinen Kund*innen.
SongPush launcht Musik-Marktplatz mit prominenter Unterstützung
SongPush, ein Berliner Tech-Start-up, bietet für Creator*innen und Musikschaffende eine neuartige Lösung zur Monetarisierung ihrer Kreativität.

Konkret bietet das 2021 von Stefan Kling und Markus Cremer gegründete SongPush einen Musik-Marktplatz, der eine automatisierte Schnittstelle zwischen Musik und Social Media bietet.
Win-win-Situation für Creator*innen und Musikschaffende
Creator*innen jeglicher Größe können sich innerhalb von zwei Minuten bei SongPush anmelden. Im Anschluss können sie auf der Plattform neue Songs entdecken und diese in ihre TikToks einbinden. Sobald ein Video hochgeladen und im SongPush Account eingereicht wurde, beginnen sie mit den Videos Geld zu verdienen – schnell, bequem und selbst mit kleinen Reichweiten.
Gleichzeitig entdecken sie neue Songs oder unterstützen ihre Lieblingskünstler*innen dabei, deren Musik zu verbreiten. Für ein Video können die Creator*innen dabei schnell auch mit wenig Follower*innen zwischen einem und mehr als 100 Euro erhalten.
Auf der anderen Seite stellen Musikschaffende und Labels ihre Songs über SongPush bereit und zahlen für deren Einbindung in tausende TikTok-Videos. Ein Aufwand, der für sie manuell über Direktabsprachen mit Creator*innen kaum zu realisieren ist.
SongPush bietet ihnen einen effizienten und ressourcenschonenden neuen Weg, um ihre Songs über TikTok – die aktuell viralste Social-Media-Plattform – bekannt zu machen. Dadurch gewinnen sie neue Fans, steigern ihre eigene Reichweite sowie die Abrufe ihrer Musik über Streaming-Plattformen häufig sogar exponentiell – und kurbeln damit ihre eigenen Einnahmen an.
Gängige Praxis des Musik-Marketings wird automatisierbar und skalierbar
Die Verbindung aus Musik und Social Media ist nicht neu. Es gehört heute bereits zu den gängigsten Praktiken des Musik-Marketings, neue Songs und Artists auf TikTok zu vermarkten. Bisher waren die Prozesse dahinter für Labels, Musiker*innen und Creator*innen jedoch in der Regel manuelle Prozesse, die viel Zeit, Budget und häufig auch Nerven kosten.
Die Skalierbarkeit der Lösung, sowie ihre ausgeprägten Analyse-Funktionen, die wertvolle Daten für das Marketing von Musikschaffenden und Songs bereitstellen, macht SongPush auch für große Labels interessant. Zeitnah sollen zudem weitere wertvolle Forecasting-Tools live geschaltet werden.
SongPush: Junge Gründer aus der Musikindustrie mit prominenter Unterstützung
Das Start-up wurde 2021 von Stefan Kling (28), selbst seit vielen Jahren Musiker, Musikproduzent und erfolgreicher Songwriter, und Markus Cremer (28), studierter Wirtschaftsingenieur und Musik-Marketer mit eigener Agentur, gegründet. Ihre Vision für SongPush entsprang dabei dem geteilten Wunsch, endlich eine effektive und skalierbare Lösung für moderne Musikvermarktung zu erschaffen.
Dafür haben sie sich prominente Unterstützung an Bord geholt: Zu den Investor*innen und Partner*innen gehören unter anderem der Sänger Nico Santos, die Creator Rezo, Rewinside und Amar, der bekannte Medienanwalt Christian Solmecke, Musikverleger Benjamin Budde, sowie Stefan Zilch, Head of TuneIn Germany, der schon Spotify als General Manager beim Start in Deutschland zum Erfolg geführt hat.
Mit diesem Team konnte SongPush bereits in der Betaphase erfolgreiche Kampagnen für zahlreiche Top-Artists umsetzen und die erste Ausgabe der eigenen Live-Musikshow HeatCheck mit Live-Gästen wie Xatar, SSIO und Kelvyn Colt livestreamen.
Die SongPush-Plattform ist ab sofort online über die Website zugänglich und steht auch als App für iOS und Android zum Download zur Verfügung – in Deutschland, der EU und zeitnah auch weltweit. Die Erweiterung der Plattform auf Instagram Reels und YouTube Shorts sowie die Platzierung von Songs in Livestreams auf Twitch und YouTube ist bereits in Planung.
„Musik ist magisch und wird immer ein Medium sein, das die Menschen wie kaum etwas anderes in unserer schnelllebigen Zeit verbindet“, sagt SongPush-Mitgründer Stefan Kling. „SongPush ist für uns ein Herzensprojekt, bei dem wir uns verwirklichen, ein echtes Problem der modernen Musikindustrie lösen und gleichzeitig einen Mehrwert für zwei riesige Nutzergruppen schaffen.“
Markus Cremer, die zweite Hälfte des SongPush Gründer-Duos, ergänzt: „Mit SongPush möchten wir allen eine zusätzliche Möglichkeit geben, um mit der eigenen Kreativität Geld zu verdienen – ganz egal, wie groß die eigene Social Media Reichweite bisher sein mag und wie viele Follower man hat.“
Nico Santos, erfolgreicher deutscher Sänger & Songwriter und Partner von SongPush, sagt: „SongPush ist ein unglaublich gutes Tool für alle MusikerInnen, CreatorInnen und Musikfans. Social Media und Musik gehören einfach zusammen und SongPush bildet genau da eine Schnittstelle, die einfach Sinn ergibt!“
Bayerisches Start-up bietet Tinyhouses aus dem 3D-Drucker
Die drei Gründer der Rupp Gebäudedruck GmbH bieten nach dem ersten 3D-gedruckten Mehrfamilienhaus Europas nun auch gedruckte Tinyhouses an.

Tinyhouses bieten viel Komfort und maximalen Platz auf wenig Fläche, hochwertigen Wohnraum und nahezu grenzenlose Gestaltungsfreiheit. Auf diesen Trend setzen auch die Brüder Fabian und Sebastian Rupp, die zusammen mit Yannick Maciejewski die Rupp Gebäudedruck GmbH gegründet haben.
Hier könnt ihr unsere Rupp-Gebäudedruck-Gründerstory nachlesen
Nach dem Bau des ersten und größten 3D-gedruckten Mehrfamilienhauses Europas und dem weltweit ersten Katalog für 3D-gedruckte Häuser untermauern die Gründer jetzt ihren Führungsanspruch in der Technologie des Gebäudedrucks durch ihre Modulhäuser Ready4Space: Die Tinyhouses kommen ebenfalls aus dem Beton-3D-Drucker. Zur neuen Architekturserie gehören bisher vier Modelle, die schlüsselfertig oder als Ausbauvarianten bestellt werden können.


Die Modulhäuser gibt es bereits ab einer Größe von 23 Quadratmetern: „Unser kleinstes Modell ‚Pluto‘ wird vor allem angefragt, wenn Eigentümer ihren bestehenden Wohnraum vergrößern möchten“, erzählt Co-Founder Yannick Maciejewski. „Viele wünschen sich ein zusätzliches Arbeits- oder Gästezimmer. Gute 20 Quadratmeter sind dafür eine angenehme Größe. Dabei können unsere Kleinsthäuser entweder freistehend auf einem Grundstück errichtet oder als Anbau in ein bestehendes Gebäude integriert werden.“
Pluto“ ist, ebenso wie seine größeren Geschwister „Puck“, „Cupid“ und „Kallisto“, standardmäßig mit einem kleinen Bad und einer elektrischen Deckenheizung ausgestattet. „Natürlich ist das Bad kein Muss“, sagt Maciejewski. „Wer ein reines Arbeitszimmer als Anbau braucht, kann das Bad auch weglassen – da gehen wir sehr individuell auf die Wünsche und Anforderungen unserer Kunden ein.“ Zudem kommen alle Minihäuser mit einem Wärmedämmverbundsystem. „Das sorgt für einen top Wärmedämmwert und einen niedrigen Energieverbrauch der Häuser – was in Zeiten ambitionierter Klimaziele und hoher Energiekosten einen erheblichen Mehrwert darstellt“, so Maciejewski.
Neben den unterschiedlichen Größen und Ausgestaltungen, beispielsweise bei der Länge der einzelnen Außenwände oder der individuellen Farbgestaltung, haben Auftraggeber*innen zudem die Wahl zwischen mehreren Ausstattungsvarianten. So können für alle Modulhäuser eine Photovoltaik-Anlage mit oder ohne Solarspeicher, eine Auswahl alternativer Heizsysteme und gedruckte Innen- und Außenausstattung wie Waschbecken oder Gartenmöbel hinzubestellt werden. „Außerdem können sich unsere Kunden entscheiden, ob sie ein schlüsselfertiges Haus bestellen oder lieber eine Ausbauvariante. Letzteres ist natürlich etwas günstiger, dafür müssen Bauherren ihre Eigenleistung oder die Kosten für den Ausbau durch andere Gewerke einplanen“, erklärt Maciejewski.
Gut zu wissen: Die Modulhäuser sind schlüsselfertig bereits ab 78.000 Euro bestellbar; die Ausbauvarianten beginnen bei 54.000 Euro.
Wildplastic baut weltweit erste Lieferkette für wildes Plastik
Seit der Gründung 2019 holt die Hamburger Wildplastic GmbH kontinuierlich sogenanntes wildes Plastik aus der Umwelt zurück in den Recyclingkreislauf.

Nur neun Prozent des weltweiten Plastikmülls werden recycelt, 12 Prozent werden verbrannt und 79 Prozent liegen in der Umwelt. Das sind 6,3 Milliarden Tonnen und die Zahl wächst stetig. Wildes Plastik sind jene Kunststoffprodukte, die nach der Benutzung nicht in einem Recyclingkreislauf landen, sondern in der Umwelt entsorgt werden. Hierunter fallen sowohl illegale Mülldeponien als auch das Stadtbild und die Natur. In der Regel landet das wilde Plastik zuerst auf dem Festland und gelangt von dort aus in Gewässer.
Die erste Lieferkette für wildes Plastik
Seit der Gründung 2019 hat die Hamburger Wildplastic GmbH die weltweit einzige Lieferkette für wildes Plastik aufgebaut und holt kontinuierlich wildes Plastik aus der Umwelt zurück in den Recyclingkreislauf. Hierbei arbeitet das 17-köpfige internationale Team eng mit lokalen Organisationen in Partnerländern wie Indien, Ghana, Nigeria, Indonesien oder Thailand zusammen. In der Zusammenarbeit wird darauf geachtet, dass Sammler*innen fair bezahlt und Arbeitsbedingungen verbessert werden. Weiterverarbeitet wird das wilde Plastik anschließend in Europa. Alleine im vergangenen Jahr hat Wildplastic naxch eigenen Angaben 170 Tonnen wildes Plastik zurück in den Kreislauf geholt, 321 Tonnen CO₂ eingespart und Müllsammler*innen 3.708 Tage mit besseren Arbeitsbedingungen ermöglicht.
Wildbags: recyclebare Müllbeutel aus wildem Plastik
Jetzt launcht Wildplastic die 120 Liter Wildbags – große und stabile Müllbeutel, die 100 Prozent aus wildem Plastik hergestellt sind. Das verwendete wilde Plastik wurde aus der Umwelt gerettet und recycelt. Die neuen Wildbags sind ideal für Privathaushalte für sehr große Mülleimer, den nächsten Umzug oder die Einlagerung von zum Beispiel Kleidung. Mit den 120 Liter Wildbags können aber auch Unternehmen – insbesondere der Gastronomie, Hotellerie und Eventbranche – einen Beitrag zu einer saubereren Umwelt und besseren Arbeitsbedingungen für Müllsammler*innen leisten. Ein auffallendes und wiedererkennbares Design hebt die Wildbags von herkömmlichen Müllbeuteln ab. „Mit unserem neuesten Produkt können wir nun allen gängigen Mülleimergrößen ein optisches und nachhaltiges Upgrade verpassen“, sagt Christian Sigmund, Mitgründer und CEO von Wildplastic.
Design als Statement
Wie alle Wildbags sind auch die neuen 120 Liter Müllbeutel designt, um recycelt zu werden. Sie verzichten auf Tragegriffe, um Schnittverluste zu minimieren oder auf Zugbänder, da diese aus einem anderen Kunststoff wie PP oder HDPE bestehen und somit die Recyclingqualität der Wildbags beeinflussen würden. Darüber hinaus werden Zugbänder aus Neuplastik hergestellt, dessen Nutzung Wildplastic in den eigenen Produkten vermeidet. Das auffällige Design der Wildbags soll auf die Müllproblematik und dessen Folgen für die Natur aufmerksam machen. Die Wildbags sind in Deutschland über den Online-Shop des Start-ups erhältlich.
cityscaper: AI-Start-up visualisiert Stadtplanung per 3D-Skizzen
Das Aachener AR-Start-up cityscaper erstellt 3D-Skizzen von Bauvorhaben mithilfe einer AR-App und will so die Zusammenarbeit von Stadtplanung und Öffentlichkeit forcieren.

Die beiden Gründer Sebastian Witt und Robin Römer aus Aachen haben mit cityscaper eine Augmented-Reality-App entwickelt, die den interaktiven Meinungsaustausch zwischen Stadtplanung und der Öffentlichkeit stärken soll: cityscaper soll es Stadtplaner*innen und Bauingenieur*innen ermöglichen, Gebäude, Flächen und Straßen dreidimensional genau dort zu skizzieren, wo das Bauwerk errichtet werden soll - und Bewohner*innen können sich die Pläne vorab ansehen.
Die App stellt virtuelle Projektentwürfe dreidimensional dar und fügt sie real in die Szenerie vor Ort ein, in der sie geplant ist. Komplexe Bauvorhaben sollen so transparent und verständlich dargestellt und der Öffentlichkeit näher gebracht werden, sagen die beiden Gründer. Die Idee zum Startup entstand bei einem Hackathon im Rahmen eines Gründerwettbewerbs.
Coole Stadtplanung per Augmented-Reality-App
Die Augmented-Reality-App eignet sich für Bauvorhaben in der Gebäude-, Stadt- sowie in der Infrastrukturplanung und der Immobilienentwicklung. Das Aachener Startup fokussiert sich dabei unter anderem auf die Bereiche Quartiersentwicklung, Mobilität und Revitalisierung. Die AR-Skizze wird in der cityscaper-App kreiert, die auf dem Smartphone oder Tablet installiert werden kann.
Co-Founder Sebastian Witt: “cityscaper macht Stadtentwicklung für Bürgerinnen und Bürger sexy. Die App dient nicht nur als Infoquelle, hier findet auch Austausch statt.” Über das Menü können Anwohner*innen Vorschläge unterschiedlicher Bauvorhaben abrufen, wie Radwege und Baumpflanzungen. Die App biete ihnen darüber hinaus die Möglichkeit, direktes Feedback an die Kommune und die zuständige Baufirma zu geben.
Städte und Bürger sollen besser kooperieren
Cityscaper will die Zusammenarbeit zwischen Bürger*innen und Städten ausbauen. Gerade bei komplexen Bauvorhaben sei es überaus wichtig, Anrainer*innen möglichst früh abzuholen und über das Projekt aufzuklären. So könne nachhaltig Verständnis für das Vorhaben geschaffen und Widerstand minimiert werden, sagt Robin Römer. “Mit cityscaper hat man ein Sprachrohr, mit dem Widerstände früh erkannt werden oder erst gar nicht auftreten”, so der Mitgründer.
Mehr zu cityscaper gibt es kommenden Montag, den 03.04., in der Höhle der Löwen um 20.15 Uhr auf VOX. Mit von der Partie sind dann auch Lockcard, Mary Kwong, Aquakallax und PlugVan.
PlugVan: Berliner Start-up verwandelt Kastenwagen in Camper
Das Berliner Start-up PlugVan zeigt, wie sich ein Van mithilfe einer Box in wenigen Minuten in einen Camper verwandeln lässt.

Was vor Corona noch ein Nischenfaible war, entpuppt sich heute als Touri-Favorit: Im Jahr 2022 verzeichnete die Campingbranche europaweit Übernachtungsrekorde. Im Europavergleich zählt Frankreich im Jahr 2021 mit knapp 90,9 Millionen die meisten Übernachtungen auf Campingplätzen, gefolgt von Großbritannien und Deutschland.
Dass es sich dabei um viel mehr als einen temporären Hype handelt, hat das Berliner Start-up PlugVan schon 2019 erkannt. Das Team rund um die drei Gründer Jörg Kortmann, Florian Frey und Max Müller hat ein Baukastensystem für Camping Vans namens PlugVan entwickelt.
In wenigen Minuten vom Kastenwagen zum Camper
Bei PlugVan handelt es sich um eine Camping-Box, die jeden Transporter in einen Camping Van umwandeln kann. Laut dem Gründerteam kann die mobile Camper-Inneneinrichtung in jeden gängigen Kastenwagen von nur einer Person in fünf Minuten eingebaut werden. Die Camping-Box verfügt über eine Liegefläche, Sitzgelegenheiten, Stauraum und eine höhenverstellbare Tischplatte sowie Küchenelemente mit integrierten Wasserleitungen.
Mit seinem Baukasten-System will das PlugVan-Team unter anderem die Nachhaltigkeit in der Campingbranche erhöhen: Den Gründern zufolge gibt es in Deutschland nämlich rund drei Millionen Transporter, die als fahrende Werkstatt, in der Logistik oder als Lieferwagen eingesetzt und somit über das ganze Jahr gebraucht werden. Die Nutzung eigens angefertigter Campingmobile hingegen beschränkt sich im Durchschnitt auf wenige Wochen im Jahr. Man kann die PlugVan Boxen sowohl mieten als auch kaufen.
Auf Investor*innen-Suche in der Höhle der Löwen
Darüber hinaus umfasst die Produktpalette nicht nur Campingboxen, sondern auch branchenspezifische Innenausstattung für mobile Werkstätten und Logistikunternehmen. Interessierte können sich ihre PlugVan-Box auch selbst zusammenstellen und Wohn- sowie Bad-Module nach eigenem Belieben anpassen.
Mehr zu PlugVan gibt es kommenden Montag, den 03.04., in der Höhle der Löwen um 20.15 Uhr auf VOX. mit von der Partie sind dann auch Lockcard, Mary Kwong, cityscaper und Aquakallax.
STUR Cookware: Alles aus einem Guss
Bei den STUR-Gründern Filip Mierzwa und Simon Köstler dreht sich seit vier Jahren alles um die perfekte Pfanne. Damit erfährt zugleich ein etwas in Vergessenheit geratenes Material eine Renaissance: das Gusseisen.

Zu jeder Küche gehört mindestens eine Bratpfanne. Für unzählige Gerichte wie Spiegelei, Bratkartoffeln oder Pfannkuchen ist sie unersetzbar. Die meisten Haushalte verfügen gleich über mehrere Varianten – groß und klein, (un-)beschichtet, aus unterschiedlichen Materialien. Die Einsatzbereiche und die Produktvielfalt sind groß, und das richtige Modell zu finden, kann durchaus eine Herausforderung sein. Wärmeleitfähigkeit, Kratzfestigkeit, Formbeständigkeit und Design sind nur einige Kriterien, die bei der Wahl der richtigen Pfanne eine Rolle spielen können. Mitunter geht es auch nicht nur um harte Fakten, sondern um Glaubensfragen. Doch fast jede(r) Hobbykoch bzw. -köchin hat schon die Erfahrung gemacht, dass insbesondere beschichtete Pfannen nur eine begrenzte Lebensdauer, mitunter gar den Status von Wegwerfprodukten haben. Eine eher ursprüngliche Pfannenvariante, die aktuell im Zuge des Trends zur Nachhaltigkeit und zu langlebigen Produkten eine Renaissance erlebt, ist jene aus Gusseisen. Ein Start-up, dass diese Entwicklung seit vier Jahren maßgeblich mitgestaltet, ist STUR Cookware aus Berlin.
Renaissance eines Materials
„Durch seine sehr guten Antihaft-Eigenschaften, exzellente Bratergebnisse und die typischen Röstaromen ist Gusseisen eine echte Alternative zu beschichteten Pfannen“, so Co-Founder Filip Mierzwa, „und auch bei täglichem Gebrauch können diese Pfannen jahrzehntelang halten.“ Für Hobbyköch*innen, die umsteigen wollen, bietet Gusseisen allerdings kleine Hürden. Anders als bei Teflon-Pfannen entsteht die Antihaft-Wirkung durch eine Patina, die durch das sogenannte Einbrennen einmalig hergestellt werden muss. „Vor diesem eigentlich simplen Verfahren haben manche noch zu großen Respekt“, so Filip. Der zweite Punkt ist das Gewicht. Im Vergleich zur Alu-Pfanne aus dem Discounter kann ein gusseisernes Modell mehrere Kilo wiegen.
Inspiration in der WG
Die Begeisterung für Pfannen entdeckten Filip und sein Mitgründer Simon Köstler im Jahr 2012 beim Studium des E-Commerce in Würzburg. In der gemeinsamen WG wurde gemeinsam gekocht, und so entstand die Wertschätzung für hochwertiges Kochgeschirr. „Die ersten Pfannen in der WG und die Kochergebnisse waren schrecklich“, erinnert sich Filip. Sie begannen zu recherchieren, womit die Profis arbeiteten, und landeten immer wieder bei den gusseisernen Pfannen, die bei den Alltags- und Hobbyköch*innen weitgehend in Vergessenheit geraten waren. Filip und Simon begannen, Produkte zu testen und zu vergleichen, und sie entwickelten im Laufe der Zeit nicht nur ihre Kochkünste weiter, sondern auch ihre Expertise bei Küchenprodukten.
Start als Pfannenhelden
Neben der Uni arbeiteten sie als Online-Marketer und optimierten Webshops. Im Jahr 2016 verbanden sie ihr Hobby und ihr Online-Know-how und starteten Pfannenhelden, einen Blog, der auf unterhaltsame Art Wissen über Pfannen, Testberichte und Tipps vereint. So entwickelte sich langsam eine Community, die Besucher*innenzahlen wuchsen, es folgten Fernsehberichte, unter anderem auf WDR und Pro7. „Im Laufe der Zeit stellten wir immer wieder fest, dass es die aus unserer Sicht perfekte Pfanne noch nicht gab“, so Filip. So reifte die Idee, eine eigene Pfanne herzustellen – langlebig, einfach in der Handhabung und im zeitgemäßen Design. Über Pfannenhelden führten Filip und Simon im Jahr 2018 eine Umfrage durch, ob die Nutzer*innen Interesse an eine einsteigerfreundlichen Gusseisenpfanne hätten – und erhielten starken Zuspruch aus der Community. Während Filip das Projekt weiter vorantrieb, folge Simon zunächst seiner Leidenschaft fürs Kochen und ging nach Paris, um dort als Koch zu arbeiten.
100 Prozent Made in Germany
Produziert werden sollte die Pfanne in Deutschland. „Zunächst wollten wir sie rein handwerklich herstellen lassen, von einem echten Schmied“, so Filip. Doch schnell stellten die beiden fest, dass es deutschlandweit nur noch eine Handvoll von Schmieden gibt, typischerweise traditionsbewusste Ein-Mann-Unternehmen, die Innovationen gegenüber wenig aufgeschlossen sind. Darum zogen sie den Kreis möglicher Partner*innen weiter. „Wir haben zig Hersteller abgeklappert, und sind schließlich bei einem mittelständischen Unternehmen fündig geworden.“ Der Lieferant für die Automobilindustrie hat jahrzehntelange Erfahrung in der Fertigung von Gussteilen und war begeistert von der Idee, erstmals Produkte für das Consumer-Segment herzustellen.
Umzug in die Kitchentown
Nun ging es darum, die Pfanne zu entwickeln und in die Serienfertigung zu bringen. Bestärkt durch Beispiele aus den USA, wo leichte Gusseisenpfannen über den Onlinehandel erfolgreich in den Markt gebracht wurden, und mit der Unterstützung seiner Freundin zog Filip nach Berlin, um das Unternehmen zu gründen. „Während des Studiums hatte ich ein halbes Jahr in Berlin gearbeitet, und das dortige Umfeld für Start-ups schätzen gelernt“, so Filip. Anfang 2019 gründete er das Unternehmen im Umfeld von Kitchentown. Der Berliner Coworking Space bietet Food Start-ups optimale Rahmenbedingungen. „Neben all den Gründer*innenteams, die sich gegenseitig motivieren, haben wir hier darüber hinaus ein super Netzwerk, z.B. wenn es um rechtliche Fragen oder Support bei der Produktentwicklung geht“, so Filip. Etwa zur gleichen Zeit kehrte Simon als ausgebildeter Koch aus Paris zurück und stieg wieder voll mit ein.

Planung und Berechnung zahlen sich aus
Zunächst firmierte das neue Unternehmen noch unter dem Namen Pfannenhelden, doch bald zeigte sich, dass ein neuer Name sinnvoll wäre. Dass es STUR wurde, hat mehrere Gründe: „Einerseits spiegelt der Name eine gewisse Kompromisslosigkeit wider, wenn es um die Qualität und die Umsetzung unserer Pläne geht, andererseits trifft er auch den Charakter der Pfanne, nämlich robust und langlebig“, so Filip. Und auch im Englischen weckt der Name durch die Nähe zum Wort „stir“ (umrühren) passende Assoziationen. Bis dahin war das komplette Projekt eigenfinanziert – zunächst aus dem Ersparten der Gründer, später durch Umsätze aus Pfannenhelden. Mit der Gründung konnte STUR den Design Transfer Bonus der Stadt Berlin erhalten. Mit dieser Förderung kann das Land Berlin Leistungen in den Bereichen Design und Produktentwicklung zu bis zu 70 Prozent übernehmen. „Die Vorbereitungen für den Förderantrag, so z.B. die Planungen, die Berechnungen von Marktgrößen, die Aufstellung möglicher Hürden und die erwarteten Margen, waren zwar anstrengend, doch sie haben uns wirklich weitergebracht und waren im Rückblick genauso wertvoll wie die Förderung selbst“, so Filip.
Fabiola Munguia: Ethical Hacking
Über 100.000 Cyberkriminalitätsdelikte wurden 2020 allein in Deutschland registriert – Tendenz steigend. Fabiola Munguia und Grigory Emelianov wollen mit Secfix den All-in-One-Shop für Cybersecurity bauen und damit Unternehmen bestmöglich IT-sicher machen.

Betreff: „Glückwunsch! Sie haben eine Million Euro in unserer Lottoziehung gewonnen! Jetzt Link klicken und Gewinn erhalten.“ Die Freude über den vermeintlichen Lottogewinn währt meist nur kurz: Denn diese und ähnliche Fake-Nachrichten („Link klicken und Paketsendung verfolgen“), per E-Mail oder SMS verschickt, gehören inzwischen zum Alltag der Cyberpirat*innen und deren Kreativität kennt kaum Grenzen.
Häufig genügt dann schon der Klick auf einen in der Nachricht integrierten Link, mit dem der Download eines Schadprogramms (Maleware) oder Virus beginnt, das sich – ebenfalls oft unbemerkt – zum Daten-Blutsauger entwickeln kann. Passwörter, Social-Media-Profile, E-Mail-Accounts und Bankzugangsdaten sind dann plötzlich weg oder nicht mehr erreichbar. Sofern man seine Dateien, Fotos und Videos in einer ungenügend geschützten Cloud gespeichert hat, könnten auch diese fortan unerreichbar bleiben, der Computer an sich nicht mehr reagieren und Freund*innen bzw. Arbeitskolleg*innen seltsame Links vom eigenen Messenger-Konto geschickt bekommen, die man selbst gar nicht versendet hat.
Bei solchen Cyberattacken ist jedoch nicht nur das eigene private Netzwerk in akuter Gefahr, sondern auch Firmenwebsites oder sensible Daten von Kund*innen, sofern die attackierte Person entsprechende Zugänge hat. Meist geschieht diese Art von Piraterie im Verborgenen und ermöglicht es den Betrüger*innen, sich monatelang Zugang und Zugriff zu verschaffen, quasi als U-Boot im eigenen digitalen Leben oder digitale(r) Spion*in im Unternehmen.
Das kriminelle Ziel: Daten, Daten, Daten
„Mitarbeiter*innen können große Schwachstellen im Unternehmen sein“, weiß auch Fabiola Munguia, die das Cybersecurity-Unternehmen Secfix im April 2021 gegründet hat. Dabei benötigt es in diesem Fall nur das richtige Onboarding, damit der Mitarbeitende von Anfang an lernt, wie wichtig es ist, ein sicheres Passwort zu wählen oder das neueste Update zu installieren. Grundsätzlich sind Sicherheitslücken leicht vermeidbar, sofern man denn weiß, wo sie zu finden sind.
Allerdings ist auch klar: Mit der zunehmenden Digitalisierung haben sich auch die Kriminellen weiterentwickelt; Unternehmen werden immer öfter Zielscheibe von Cyberangriffen. Eine aktuelle Studie des Bundeskriminalamts verzeichnet einen markanten Anstieg der Cyberkriminalität: 2020 wurden allein in Deutschland über 100.000 solcher Delikte registriert. Gründe sind die bereits erwähnte fortschreitende Digitalisierung aller Lebensbereiche, die durch die Corona-Pandemie zusätzlich vorangetrieben wurde, die zunehmende Professionalisierung der Cyberkriminellen und sog. Cybercrime-asa-Services, die als kriminelle Offerten schon bei 1000 US-Dollar im Darknet starten. Das vorrangige Ziel aller Aktivitäten: Daten, Daten, Daten.
Das Mindset in die Wiege gelegt
Fabiola ist für ihr Wirtschaftsstudium nach Deutschland, genauer gesagt nach Hannover gekommen. Ihre Familie ist in El Salvador zu Hause, das Gründer*innen-Mindset bekam sie dort früh vorgelebt: „Ich komme aus einer Familie von Gründern“, erzählt die junge Unternehmerin, deren Mutter Restaurants in ganz Lateinamerika betreibt und deren Vater im internationalen Warenhandel tätig ist. „Zunächst wollte ich aber in die Corporate-Welt, um herauszufinden, wie die Prozesse in großen Konzernen funktionieren, welche Probleme es im Konzern gibt und welche Lösungen. Aber ich wollte auf jeden Fall mein eigenes Ding probieren“, so Fabiola, die, wie ihr Mitgründer Grigory Emelianov, zunächst in der Automobilindustrie gearbeitet hat. Grigory und Fabiola lernten sich im Studium kennen. Beiden war klar: Sie wollen zusammen ein Unternehmen gründen. Erste Ideen entwickelten die beiden vor rund zwei Jahren im Rahmen eines Workshops während einer Start-up-Messe. Konkret wurde es im März 2020 während eines Acceleratorprogramms. Ihnen wurde bewusst, dass sie eine Lösung im Cyberbereich entwickeln wollten und begannen, mit ersten Pilotkund*innen zu reden. Zunächst unter dem Namen requestee gestartet, später umbenannt in Secfix, wurde zur weiteren Entwicklung auch eine sechsstellige Summe von Business Angels eingesammelt.
Die Investor*innen – Seriengründer*innen und erfahrene Unternehmer*innen – unterstützen das Secfix-Team seitdem mit Kapital und profundem Know-how. Seit diesem Sommer zählt das Start-up insgesamt elf Mitarbeitende, sieben davon kamen erst kürzlich hinzu – durchaus eine Herausforderung für ein noch sehr junges Unternehmen. In nur neun Monaten wurde die Cybersecurity-Plattform entwickelt – schnell war klar, dass Grigory und Fabiola mit ihrer Idee aufs richtige Pferd gesetzt haben: Die Nachfrage ist groß.

Wenig Plan rund ums Thema IT-Security
Für jemanden, der von IT wenig Ahnung hat, mag es schwer sein, das eigene Unternehmen IT-sicher zu gestalten, geschweige denn, einen Ethical Hacker zu engagieren, der vertrauenswürdig ist. So nennt man Programmierer, die ihre Fähigkeiten nutzen, um IT-Sicherheitslücken aufzudecken; das Gegenstück zum Hacker, der jemanden oder etwas Schaden zufügen möchte. Fabiola selbst ist keine Hackerin. „Da gibt es andere, die besser sind. Aber ich habe auch schon einige Schwachstellen selbst aufgedeckt. Oft braucht man gar kein fundiertes Coding-Wissen, um diese schnell zu erkennen.“
Bei ersten Interviews mit potenziellen Kund*innen fanden Fabiola und Grigory heraus, dass die Vorstellung, von einem Cyberangriff heimgesucht zu werden, bei den meisten kleinen und mittelgroßen Unternehmen lediglich zu einem Stirnrunzeln führt und IT-Sicherheitsstrategien oft gar nicht vorhanden sind. So verwundert es auch nicht, dass IT-Sicherheit häufig schon an sehr einfachen Sicherheitsvorkehrungen, wie etwa einer fehlenden Zwei-Faktor-Authentifizierung, scheitert. Letztere besteht aus dem Passwort und einem weiteren Sicherheitsschritt, wie bspw. der Bestätigung der Identität via Smartphone: einfach, aber sicher.
Zertifizierung als Gütesiegel
Secfix will Unternehmen ISO/IEC 27001 zertifizieren – und zwar innerhalb weniger Wochen statt der heute meist noch üblichen vielen Monate. Die internationale Norm ist eine Art internationaler Standard für Unternehmen, die sicherheitsrelevante Prozesse definiert haben. „Es ist ein Siegel, das man bekommt, um zu zeigen, dass man alle IT-Prozesse und die gesamte Organisation dokumentiert hat und alle Richtlinien befolgt“, erläutert Fabiola. Die Einführung des Informationssicherheitsmanagementsystems gemäß der Norm liegt in der Verantwortung der Geschäftsleitung von Unternehmen. „Der Geschäftsführer haftet persönlich, wenn etwas schiefgeht und er sich nicht gekümmert hat“, stellt Fabiola klar. Aber auch jene Unternehmen, die keine Zertifizierung brauchen, wie E-Commerce-Shops, sollten vorausschauend denken und Sicherheitsstandards einführen.
Die ISO-Zertifizierung dauert im Durchschnitt ein Jahr und verursacht Kosten im sechs- oder siebenstelligen Bereich, so die Gründerin. Bei Secfix soll der Prozess automatisiert und dadurch auch verkürzt werden. „Wir wollen der All-in-One-Shop für Cybersecurity sein“, so Fabiolas und Grigorys erklärtes Ziel. Dafür entwickeln sie eine Software, die demnächst gelauncht werden soll: Ein Kundenmonitoring-Programm, das es Unternehmen ermöglicht, sicherheitsrelevante Aspekte live per Computer zu überwachen und vor Sicherheitslücken rechtzeitig warnen soll. Auch eine Art von Agent, der beim Onboarding hilft und Mitarbeitende auf den neuesten Sicherheitsstand bringen soll, ist in Planung.
Wenn man erst mal gehackt wurde, ist es zu spät
Fabiola und Grigory hatten im passenden Moment den richtigen Riecher. Denn die Corona-Pandemie hat zu ganz neuen IT-Schwachstellen in Firmen geführt und damit zu einem wachsenden Bewusstsein für Sicherheitsaspekte. „Plötzlich war alles Remote, Prozesse mussten schnellstmöglich digitalisiert werden – und zeitgleich kam es zu immer mehr Hackerattacken“, so Fabiola. „Es ist so, dass zwar viele eine App bauen wollen, aber für die Sicherheit kein Budget bereitstellen möchten, weil sie eben noch nie gehackt wurden.“ Ein Trugschluss: Technologien entwickeln sich rasant weiter, selbst für Profis ist es herausfordernd, immer den neuesten Entwicklungen im Cybersecurity-Bereich zu folgen.
„Gerade wenn man ein Online-Business hat, sollte man hier nicht einsparen“, so Fabiola. Denn ein Cyberangriff kann beispielsweise einen mittelgroßen E-Commerce-Shop mehrere hunderttausend Euro kosten, abgesehen davon, dass das Vertrauen der Kund*innen danach neu aufgebaut werden muss. Im Cybersecurity-Bereich ginge es eben darum, mit kleinen Schritten konstant auf dem aktuellen Stand zu sein, und „das funktioniert auch ohne ein ,fancy Service‘“, so Fabiola.
Pentester und Ethical Hackers gesucht
Aber wie findet man Schwachstellen im Unternehmen? Zum Beispiel, indem man eine(n) Hacker*in bezahlt, das eigene Unternehmen, die Website oder die App zu hacken – einen sogenannten Pentester, den man ebenfalls über Secfix buchen kann und der zugleich auch ein Teil der ISO-Zertifizierung ist. „Neben dem eigentlichen Hacken geht es vor allem darum, dem Unternehmen zu zeigen, wo es Schwachstellen gibt und wie man diese beheben kann. Dies kann durchaus auch aus einer bestimmten Userrolle heraus passieren, dann etwa, wenn die gelaunchte App auf Sicherheitsmängel überprüft werden soll“, erläutert Fabiola.
Im Partner*innennetzwerk von Secfix sind Ethical Hackers gelistet, die bei Unternehmen wie Google, Mozilla oder Apple gearbeitet haben. Sie durchlaufen einen Zertifizierungsprozess, der neben Empfehlungen durch das Netzwerk auch Arbeitsproben beinhaltet. „Außerdem müssen sie uns Kundenbewertungen von Bestandskunden zeigen, die wir dann verifizieren“, so Fabiola. In den USA gibt es rund 7000 solcher Pentester, in Deutschland einige wenige. Der Markt wächst. „Die Nachfrage ist riesig, aber es gibt nicht genug Angebot“, weiß Fabiola.
Der typische Ethical Hacker hat tatsächlich einen Lebensweg wie aus einem Hollywoodfilm, wenngleich weniger glamourös. „Das können beispielsweise Teenager sein, die große Unternehmen hacken und dann sagen: ,Hey, ich habe euch gehackt!‘ Und Unternehmen wie Google oder Apple sind dann nicht wirklich unglücklich, so jemanden an Bord zu holen. Es ist eine Industrie, in der man sich durchaus seinen Arbeitgeber selbst suchen muss“, so Fabiola.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz werden bereits acht Milliarden Euro jährlich in Cybersecurity investiert, 56 Milliarden Euro in ganz Europa. „Das ist ein riesiger Markt, der noch einmal wachsen wird“, ist Fabiola überzeugt. Kund*innen von Secfix sind vor allem Start-ups und KMUs. „Hier fehlt es meist an Netzwerk und Ressourcen – es scheitert an den Kosten. Wir versuchen, diese Lücke über Automatisierung zu schließen. Es gibt noch keine vergleichbare Monitoring-Lösung zu unserer, die den Prozess bis zu 90 Prozent automatisiert“, erläutert Fabiola. Daher wolle man sich auch nicht ausschließlich auf Deutschland konzentrieren. Neben der DACH-Region sei der Sprung nach Europa und in die USA mehr als naheliegend. Denn Cyberpirat*innen gibt es schließlich überall.