Skalierung durch künstliche Intelligenz?


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Wie KI das Wachstum junger Start-ups nachhaltig unterstützt.

In der heutigen Ära der Digitalisierung und technologischen Fortschritte spielt künstliche Intelligenz (KI) eine immer größere Rolle im Alltag vieler Menschen, aber vor allem auch im Geschäftsumfeld. Gerade junge Start-ups stehen oft vor großen Herausforderungen: begrenzte Ressourcen, hoher Wettbewerbsdruck und die Notwendigkeit, schnell zu wachsen.

Hier tritt KI auf den Plan und bietet eine Fülle von Möglichkeiten, um diese Hürden zu überwinden und das Wachstum von Start-ups auf innovative Weise zu fördern. Natürlich sind Start-ups auch in den aufstrebenden Bereichen der Kryptowährungen und Online Spielotheken aktiv. Die sogenannten Crypto Casinos, die auch im Crypto Casino Test zu finden sind, sind das Ergebnis.

Auch bei Vergleichsportalen kann künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. Durch eine Analyse von Nutzerverhalten und das Bereitstellen personalisierter Empfehlungen werden Anbieter oder Produkte vorselektiert. Doch Start-ups profitieren noch auf ganz andere Weise von der neuen Technologie.

Start-ups und moderne Technologie

Gerade in technikorientierten Branchen können Start-ups durch die Integration von künstlicher Intelligenz nicht nur Innovationsziele erreichen, sondern auch die Art und Weise, wie Technologie genutzt und Geschäfte getätigt werden, nachhaltig verändern. Start-ups bevorzugen oft technikaffine Branchen, wie die Technologie- und Softwareentwicklung.

In diesen Bereichen bietet die schnelle Evolution von Technologien ständig neue Möglichkeiten. Künstliche Intelligenz wird hier häufig eingesetzt – von KI-gesteuerten Chatbots für den Kundenservice bis hin zu datenbasierten Entscheidungsunterstützungssystemen. So werden ihre Anwendungen leistungsstärker und intelligenter, was die Wettbewerbsfähigkeit der Start-ups steigert.

Auch die Finanz- und Fintech-Branche sowie das moderne Gesundheitswesen gelten als attraktives Terrain für Start-ups. Hier versuchen Unternehmer, traditionelle Dienstleistungen zu modernisieren. Oft geht die Technikaffinität dieser Branchen Hand in Hand mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz.

Es geht dabei unter anderem um Risikobewertung, Automatisierung und Diagnostik. Ferner kann KI die Forschung beschleunigen, indem große Datensätze analysiert werden können, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Anwendungsbereiche von KI für das Wachstum von jungen Start-ups

Einer der offensichtlichsten Vorteile von KI ist die Automatisierung von wiederholenden und zeitaufwendigen Aufgaben. In einem jungen Start-up, das möglicherweise begrenzte Personalressourcen hat, kann KI eingesetzt werden, um administrative Aufgaben wie Datenverarbeitung, E-Mail-Kommunikation, Terminplanung und Kundensupport zu automatisieren. Dies ermöglicht den Mitarbeitenden, sich auf strategische und kreative Aufgaben zu konzentrieren, die das Wachstum des Unternehmens vorantreiben.

Start-ups sammeln zudem oft große Mengen an Daten – sei es von Kundeninteraktionen, Verkaufstransaktionen oder Marketingkampagnen. KI-gestützte Analysen können helfen, wertvolle Einblicke aus diesen Daten zu gewinnen. Mithilfe von maschinellem Lernen können Muster und Trends erkannt werden, die bei der Optimierung von Geschäftsstrategien und der Anpassung an Kundenbedürfnisse hilfreich sind. Dies wiederum trägt dazu bei, fundierte Entscheidungen zu treffen, die das eigene Wachstum unterstützen.

KI ermöglicht es Start-ups so, personalisierte Kundenerlebnisse anzubieten. Die durch KI erhaltenen Erkenntnisse können für gezieltes Marketing, Produktempfehlungen und sogar für die Entwicklung maßgeschneiderter Produkte oder Dienstleistungen genutzt werden. Durch die Analyse von Kundenfeedback, Markttrends und Wettbewerberdaten können junge Start-ups schneller auf sich ändernde Anforderungen reagieren und innovative Produkte entwickeln, die auf dem Markt erfolgreich sind.

Die Fähigkeit, Kunden gezielt anzusprechen, erhöht die Chancen auf Kundenbindung, was letztlich zur Umsatzsteigerung und zu Wachstum führt. Nicht zuletzt kann KI auch dabei helfen, Ressourcen effizienter zu nutzen. Zum Beispiel können durch KI erstellte Prognosen von Nachfrage und Angebot bezüglich einer optimierten Lagerverwaltung helfen. Dies minimiert Überbestände und Engpässe, was für junge Start-ups von großer Bedeutung ist, um ihre finanziellen Mittel optimal einzusetzen.

Herausforderungen bei der Nutzung von KI in Start-ups

Die Integration von künstlicher Intelligenz in jungen Start-ups bietet also zweifellos vielfältige Möglichkeiten, das Wachstum zu beschleunigen und Innovationen voranzutreiben. Doch dieser Weg ist nicht ohne Hürden. Gerade junge Start-ups stehen diesbezüglich auch vor Herausforderungen, die von der Datenbeschaffung und -qualität bis zur technischen Komplexität der Implementierung reichen.

Diese Aspekte sind essenziell, um die Wirksamkeit von KI-Anwendungen sicherzustellen und den langfristigen Erfolg dieser Technologien in den Unternehmen zu gewährleisten. So stellt die Arbeit mit künstlicher Intelligenz junge Start-ups unter anderem vor die Herausforderung, qualitativ hochwertige und ausreichende Daten zu sammeln. KI-Modelle benötigen große Mengen an Daten, um effektiv funktionieren und Muster erkennen zu können.

Gerade junge Start-ups können jedoch Schwierigkeiten haben, Zugang zu ausreichend diversifizierten und relevanten Daten zu erhalten – insbesondere, wenn in Nischenmärkten operiert wird. Zudem müssen die Daten sauber, aktuell und frei von Vorurteilen sein, um verlässliche Ergebnisse zu erzielen. Das Sammeln, Verwalten und Aufrechterhalten solcher Datenquellen erfordert erhebliche Ressourcen und Fachwissen, was für junge Start-ups mit begrenzten Mitteln eine echte Hürde darstellen kann.

Darüber hinaus kann die Implementierung von künstlicher Intelligenz für junge Start-ups technisch extrem anspruchsvoll sein. Die Auswahl und Anpassung der richtigen Algorithmen, die Trainingsphase der Modelle, die Feinabstimmung der Hyperparameter und die Integration in bestehende Systeme erfordern oft spezialisierte Fachkenntnisse. Die Komplexität des Prozesses kann zu Verzögerungen führen – insbesondere, wenn das Team nicht über die erforderliche Erfahrung verfügt.

Nicht zuletzt besteht die Gefahr, dass fehlerhafte KI-Modelle ungenaue oder sogar schädliche Ergebnisse liefern, was sich negativ auf das Geschäft auswirken kann. Es ist daher unerlässlich, talentierte KI-Experten zu finden und in Schulungen zu investieren, um diese Herausforderungen erfolgreich anzugehen und das volle Potenzial der künstlichen Intelligenz optimal zu nutzen.

Fazit: Mit Hürden auf dem Weg in eine KI-gestützte Zukunft der Start-ups

Die Anwendung von künstlicher Intelligenz in verschiedenen Aspekten eines Start-ups bietet erhebliche Vorteile, die direkt zum Wachstum und Erfolg des jungen Unternehmens beitragen können.

Die Automatisierung von Aufgaben, die Analyse von Daten, personalisierte Kundenansprache, effizientes Ressourcenmanagement und die Unterstützung der Produktentwicklung sind nur einige Bereiche, in denen KI jungen Start-ups hilft, ihre Potenziale voll auszuschöpfen und in einem wettbewerbsintensiven Umfeld zu florieren.

KI bietet also auf jeden Fall die Chance, das Wachstum von jungen Start-ups zu beschleunigen. Allerdings dürfen die Herausforderungen nicht unterschätzt werden – sei es die Beschaffung qualitativ hochwertiger Daten, die technische Komplexität der Implementierung oder den Mangel an Fachkräften im IT-Bereich.

Trotzdem überwiegen die Chancen, die mit der richtigen Nutzung von KI einhergehen. Durch sorgfältige Planung und gezielte Investitionen können auch junge Start-ups das volle Potenzial von künstlicher Intelligenz entfalten und ihr Wachstum maßgeblich stärken.

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Expandieren bzw. Skalieren via Franchise

Für wen lohnt sich der Aufbau eines Franchise­systems und wie lassen sich geeignete Franchisenehmer finden?

Wenn ein Unternehmen schwarze Zahlen schreibt und sich als feste Größe am Markt etabliert hat, ziehen Geschäftsführer häufig eine Expansion in Betracht. Dabei stehen ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Sie können beispielsweise Kooperationen mit anderen Unternehmen oder Lizenznehmern eingehen, die den Vertrieb des eigenen Produktes übernehmen. Auch eine Suche nach Investoren, die die Expansion finanzieren, kommt oftmals infrage.

Eine kostengünstige und effiziente Art der Unternehmenserweiterung stellt außerdem der Aufbau eines Franchisings dar − allein in Deutschland gibt es bis zu 1000 verschiedene Franchisesysteme. Hierbei gewähren Gründer ihren Partnern mit der Zahlung einer Lizenzgebühr das Recht zur Ausübung einer Geschäftstätigkeit auf Basis des eigenen Franchisekonzeptes. Doch für wen lohnt sich eine Franchisegründung, was sind die Vor- und Nachteile und wie lassen sich geeignete Franchisenehmer finden?

Auf einen Blick: Was ist Franchise?

  • Franchise ist ein Expansionsmodell für Unternehmen (Franchisegeber), die mit lokalen, selbständigen Unternehmen (den Franchisenehmern) einen oder mehrere nationale Märkte erschließen wollen.
  • Dazu übergibt der Franchisegeber dem Franchisenehmer für einen bestimmten Standort ein erprobtes und vielfach erfolgreiches Unternehmenskonzept.
  • Der Franchisenehmer übernimmt dieses Unternehmenskonzept und verpflichtet sich, dieses mit seiner Kapital- und Arbeitskraft sowie auf eigenes Risiko in dem ihm überlassenen Markt durch Expansion zur vereinbarten Marktposition zu entwickeln.
  • Der Franchisegeber verzichtet bei vertragsgerechtem Verlauf an diesem Standort in der Regel auf eine eigene Marktbearbeitung.
  • Im Gegenzug verzichtet der Franchisenehmer auf die aktive Marktbearbeitung außerhalb des ihm überlassenen Marktausschnitts.
  • Die Fülle der damit für den Franchisenehmer und -geber verbundenen Rechte und Pflichten wird
  • in einem Franchisevertrag und einem Handbuch dargestellt sowie für alle Parteien einheitlich und verbindlich geregelt.

Andere (digitale) Märkte, andere Sitten

Internationalisierung: Warum in der digitalen Welt globaler Erfolg nur durch regionale Anpassung gelingt.

Jedes Unternehmen, egal ob etablierter Mittelstand oder junges Start-up, möchte seinen Kundenstamm langfristig erweitern und seine Wettbewerbsfähigkeit sowie seinen Unternehmenserfolg sichern. „Internationalisierung“ heißt es dann in vielen Fällen. Doch bei diesem Prozess ist gute Planung gefragt.

Denn eine Website, ein Online-Shop oder eine App einfach eins zu eins in eine andere Sprache zu übersetzen, ist oftmals nicht sinnvoll oder gar möglich. Warum der internationale Erfolg eines Unternehmens nur durch regionale Anpassung der digitalen Produkte gelingen kann, erfährtst du in diesem Beitrag.
 
Andere Länder, andere Sitten

Dieses Sprichwort gilt nicht nur für die analoge, sondern auch für die digitale Welt. Wer in einem neuen Markt mit Website, Online-Shop oder App erfolgreich sein will, muss die User dort optimal ansprechen. Dazu ist es zwingend erforderlich, sich mit den kulturellen Besonderheiten und der Erwartungshaltung der potenziellen Kunden auseinanderzusetzen. Kaum ein digitales Produkt lässt sich 1:1 für einen anderen Markt nutzen. Eine Lokalisierung ist unerlässlich, um das Vertrauen von Kunden zu gewinnen und sie in ihrer Muttersprache „abzuholen“.

Ansonsten ist die Gefahr groß, dass Kunden nicht im Shop verweilen und sich umschauen, sondern gleich wieder wegklicken. Die Übersetzung ist damit der erste richtige Schritt, um ein digitales Produkt in einem neuen Land einzuführen. Damit die Übersetzer einen guten Job machen können, ist es wichtig, ihnen bei Bedarf Experten an die Seite zu stellen, die den dortigen Markt und vor allem die Nutzungsgewohnheiten der potenziellen Kunden genau kennen.
 
Die Sprache der Kunden sprechen

Gemäß der Studie von Common Sense Advisory ist es für 56 Prozent der Verbraucher wichtiger, Informationen über Produkte in der eigenen Sprache zu finden, als der Produktpreis. Dementsprechend sollte auf eine hohe sprachliche Qualität der Übersetzung geachtet werden. Diese ist nur möglich, wenn der Übersetzer mit den landesspezifischen Besonderheiten vertraut ist.

Wie wichtig in diesem kontext die Sprach-Technologie-Branche ist, zeigt die Größe des Marktes mit geschätzten 29 Mrd. Euro (Quelle: Globalization & Localization Association). Idealerweise wird schon zu Beginn der Entwicklung einer Website oder einer App das Thema Vielsprachigkeit für eine mögliche zukünftige Expansion in andere Märkte berücksichtigt. Starre Platzvorgaben sind bei der Internationalisierung einer Website oft schwierig – die Länge von übersetzten Inhalten kann z.B. von Sprache zu Sprache deutlich variieren. Legen Entwickler und Webdesigner eine Website oder App gleich mit dem Gedanken an Internationalisierung an, sparen sie sich unnötige Programmierarbeiten.
 
Überzeugen mit dem ersten Klick

Gleich beim ersten Besuch von Website, Shop oder App gilt es, den Kunden zu überzeugen. Es gibt keine zweite Chance. Design und Produktpräsentation müssen den Kunden ansprechen und zu seinen Sehgewohnheiten passen. Diese können sich von Markt zu Markt deutlich unterschieden – bei einem amerikanischen Nutzer können diese ganz anders sein als bei einem asiatischen. Wie es in der analogen Welt eine Spannbreite bei der Art des Einkaufens vom Tante-Emma-Laden über das cleane Einkaufszentrum bis zum trubeligen Basar oder der XXL-Shopping-Mall gibt, sind die Erwartungshaltungen der Kunden auch in der digitalen Welt sehr unterschiedlich.

Während ein asiatischer Online-Shop hierzulande als überfrachtet und kitschig angesehen werden könnte, würde ein deutscher Online-Shop in China möglicherweise überhaupt keine Zustimmung der dortigen Kunden finden. Es gilt, Produkte entsprechend der Erwartungshaltung der Kunden zu präsentieren und Bild- und Bewegtbildmaterial gemäß dieser Sehgewohnheiten zu erstellen und auszutauschen. Möglicherweise haben auch einige Textinhalte keine Relevanz in anderen Märkten, so dass diese ebenfalls geändert werden sollten. Eine Seite fällt unter Umständen ganz weg, eine andere müsste dafür aber vielleicht unbedingt dazu genommen werden.
 
„Gewohnheitstier Kunde“: Der Service muss stimmen

Auch hinsichtlich der Services bei Kauf-, Bestell- und Bezahlabwicklungen müssen Anpassungen bei digitalen Produkten vorgenommen werden. Zum Beispiel: Welche Bezahlmethoden sind im neuen Markt gängig und werden daher von den potenziellen Kunden erwartet? Welche rechtlichen Besonderheiten der jeweiligen Länder sind zu berücksichtigen, um hier in keinen juristischen Fettnapf zu treten. Und wie sieht es mit den technischen Anforderungen aus? Wie muss die Website oder der Shop optimiert werden, damit sie von den Suchmaschinen, die im neuen Mark am häufigsten verwendet werden, gefunden und hoch gerankt wird? Schließlich bringt auch das perfekt angepasste Produkt nichts, wenn es nicht aufgefunden wird.

Der Autor Wolfram Grätz ist Mitgründer und CEO der Translation Management Plattform Phrase, die für schnelle und überschaubare Arbeitsprozesse bei Übersetzungsprojekten sorgt.


Innovationen als Motor der Wirtschaft

Innovationen als Motor der Wirtschaft - ein Blick in die Zukunft.

Trotz anhaltender Personalengpässe, Verzögerungen beim Breitbandausbau und Reformstau gilt Deutschland als einer der innovativsten Volkswirtschaften der Welt und wächst weiter. Die letzte große Innovationsflut haben mittelständische Unternehmen hierzulande beim Ausbau der Solar- und Windenergie ausgelöst. Weil die Kosten letztlich die Endverbraucher belasteten, wurde das Förderprogramm der rot-grünen Regierung wieder eingestampft. Von Innovationen wie der MP3-Technologie haben andere Volkswirtschaften profitiert. Warum sind wir Deutschen nicht in der Lage, aus großartigen Erfindungen einzigartige Produkte und große Unternehmen entstehen zu lassen?



Welche Bedeutung haben Innovationen für die deutsche Wirtschaft?



Mit Innovation wird die Einführung von Neuem verbunden – eine Veränderung. Viele Menschen haben Angst vor Veränderungen. Die Furcht, Vertrautes zu verlieren, ist größer als die Freude auf den Gewinn des Unbekannten. Technische Erneuerungen haben in der Geschichte große Ängste ausgelöst, wie zum Beispiel die Erfindung des Automobils und der Eisenbahn. Andererseits wurden durch Innovationen viele Arbeitsplätze geschaffen und durch geschicktes Marketing entspringt aus Ängsten nicht selten Vorfreude – denken wir an die Einführung der neuesten Generation von Mobiltelefonen. Jetzt stehen viele Branchen erneut vor dramatischen Umbrüchen – die digitale Revolution, die Einführung der Elektro-Mobilität. Sorgen diese Innovationen für einen neuen Beschäftigungsboom?



Wie innovativ ist Deutschland im Vergleich

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Patente sind eine wichtige Messgröße für die Innovationskraft eines Landes. Deutschland zählt zu den TOP 10 bei der Anzahl der Patentanmeldungen. Von 2008 bis 2018 ist die Zahl der Patentanmeldung um 8,9% angestiegen. Über 67.700 Patente wurden 2017 beim Deutschen Patentamt angemeldet. Die meisten Patente wurden in den Bereichen Mechanische Elemente, Werkzeugmaschinen und im Bauingenieurwesen von Unternehmen wie Bosch, Schaeffler, Ford, der Aerzener Maschinenfabrik GmbH und anderen angemeldet.

In einem aktuellen Ranking von Bloomberg landet Deutschland knapp hinter Südkorea auf Platz 2 der innovativsten Volkwirtschaften der Welt – gemessen an der Höhe der Forschungs- und Entwicklungsausgaben, der Anzahl der Patente sowie der Anzahl der High-Tech-Unternehmen mit Sitz in Deutschland.

 Trotz aller Euphorie sollte bei der Betrachtung der Zahlen nicht vergessen werden, dass die Zahlen zur Jahrtausendwende besser waren.

Hinzu kommt, dass vom Deutschen Patentamt die Patentierenden mit Sitz im Ausland mitgezählt werden, die sich die Rechte in Deutschland sichern. Das verzerrt das Bild, weil sich deren Zahl pro Jahr um 8.000 Patentanmeldungen seit dem Jahr 2000 erhöht hat. Damit wird deutlich, dass es in Deutschland zwar immer noch eine große Zahl cleverer Erfinder gibt. Die Zahlen des Patentamtes spiegeln jedoch eher wieder, dass Deutschland ein attraktiver Absatzmarkt ist.



Wie kann der Wachstumsturbo in Fahrt kommen

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Neben den oben genannten Faktoren fehlt es in Deutschland am Risikokapital, damit aus Innovationen Produkte entwickelt und daraus erfolgreiche Unternehmen entstehen können. Es wird sich zeigen, ob der Wettbewerbsdruck in der deutschen Bankenlandschaft und aufkommende alternative Finanzierungsmodelle ausreichen, damit neue Produkte eine Zukunftschance haben. 

Für Unternehmen sind Innovationen einer der wichtigsten Wachstumsfaktoren und der Schlüssel zum Erfolg. Eine Unternehmenskultur, die Kreativität der Mitarbeiter fördert, damit innovative Ideen entstehen können, ist unverzichtbar. Dennoch passt nicht jede scheinbar gute Idee zur Vision, Mission und zur Strategie des Unternehmens und bedarf der sorgfältigen Prüfung.

Start-Up-Flair als Wachstumsmotor für Unternehmen

Corporate Incubation ist das Trendwort in der Unternehmerwelt. Inkubatoren sind in diesem Zusammenhang Einrichtungen, die Unternehmen auf dem Weg in die Existenzgründung unterstützen. Namhafte Konzerne investieren Millionen, um eigene Bereiche für Innovationen zu schaffen.

Egal ob Microsoft, Axel Springer oder die Deutsche Telekom: Es gibt kaum einen Großkonzern, der keinen eigenen Inkubator einführt. Hochqualifiziertes Know-How, Top-Berater und millionenschwere Etats werden eingesetzt, Infrastrukturen werden geschaffen sowie umfangreiche Projekte auf den Weg gebracht. Die kostspieligen und in alle Richtungen gestreuten Aktivitäten demonstrieren, dass es sich hier um mehr als eine neuartige Erscheinung handelt, sondern langfristige, strategische Taktik im Vordergrund der Anstrengungen steht. Die Frage ist jedoch, inwieweit sich dieses kostspielige Engagement lohnt, und welche Auswirkungen diese Tatkraft überhaupt auf ökonomische Expansionen hat. 

Welche Effekte besitzt Corporate Incubation auf Employer Branding sowie auf Corporate Culture?

Eines steht fest: Durch die Digitalisierung aller Märkte (egal, ob Telekommunikation, IT, Medien, oder so genannte “klassische Geschäfte”, wie Transport und Logistik) bewegen sich alle Marktteilnehmer in einem immensen Verdrängungswettbewerb. Bestehende Märkte werden mit Hilfe digitaler Techniken neu definiert. Dieses disruptive Umfeld zwingt vor allem etablierte Unternehmen, sich so schnell wie nie zuvor den neuen Gegebenheiten zu stellen, um weiter expandieren und die eigene Innovationskraft vorantreiben zu können. Denn nicht der Ausharrende, sondern der Schnelle und Flexible wird der Sieger in diesem Wettstreit sein. Dies ist die absolute Voraussetzung zum Erhalt und zum Ausbau der Position am Markt. Denn viele Newcomer in den digitalen Märkten locken kapitalstarke Geldgeber an, mit dem Ergebnis, dass das Umfeld des Wettbewerbs nicht nur immer schneller, sondern häufig auch aggressiver wird.

Für die Nutzung der Entwicklungsmöglichkeiten, die durch den Verdrängungswettbewerb entstehen, hat sich Corporate Incubation besonders bewährt. Es nutzt das kreative Momentum von Gründungen, das durch das Einbringen fokussierter Investments, innovativer Ideen, Technologien und Geschäftsideen entsteht. Diese Umstände machen es den etablierten Unternehmen leichter, sich in der Gründungsphase eines aussichtsreichen Start-Ups als geeigneter Partner zu präsentieren. Denn besonders in dieser Anfangsphase können neue Wachstumsfelder ausfindig gemacht werden, in denen bisher wenig oder gar keine Interaktionen vorhanden waren. Optimalerweise gelingt dann ebenso die Integration der Geschwindigkeit und der Flexibilität von Unternehmensgründungen in die eigenen internen und externen Innovationen.

Alle Aktivitäten im Zusammenhang mit Corporate Incubation zielen auf die Generierung von nachhaltigem Wachstum ab. Corporate Incubation hilft mit der nötigen Geschwindigkeit und Kreativität, ein neues Business zu erschließen und aufzubauen. Damit dies gelingt, muss die Interaktion des Großkonzerns mit dem neuen Partner hinsichtlich kultureller Aspekte sowie in Bezug auf gegebene Prozesse gelingen. Das bedarf wiederum der Schaffung flacher Hierarchien mit dem Ziel, flexible Organisationseinheiten zu bilden, um die Potentiale der jungen kreativen Unternehmer auch dementsprechend nutzen zu können. 

Bootstrapping und Finanzplanung

Wie Sie mit geringen finanziellen Mitteln und somit ohne großes Risiko ein Unternehmen aufbauen, erklären wir in diesem Beitrag.


Bootstrapping leitet sich vom englischen Begriff „bootstrap“ ab und bedeutet so viel wie Stiefelriemen. Damit soll sich der berühmte Baron Münchhausen selbst aus dem Sumpf gezogen haben. Auf die moderne Gründungs- und Unternehmenskultur übertragen, bedeutet es, mit möglichst geringen Mitteln ein Unternehmen zu gründen und ein ausgeprägtes Kostenbewusstsein zu etablieren.
 

Wie funktioniert Bootstrapping?

Wer bootstrappt hat von allem wenig: Kapital, Ressourcen und Zeit. Es wird gänzlich oder überwiegend auf Fremdmittel wie Bankkredite oder Investorenkapital verzichtet. Aus diesem Grund ist das oberste Ziel, so schnell wie möglich in das operative Geschäft einzusteigen. Damit soll schnell ein Gewinn erzielt werden, um freie finanzielle Mittel zu erwirtschaften. Diese werden umgehend reinvestiert, um Produkte zu verbessern oder neue zu entwickeln. Indem die Kosten auch im weiteren Geschäftsverlauf niedrig gehalten werden, wird die Eigenfinanzierung aus erwirtschafteten Gewinnen jederzeit gewährleistet.

Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Die Gründer lernen von vornherein, sparsam und effektiv zu wirtschaften. Aufgrund des geringen oder nicht vorhandenen Fremdkapitals ist das Risiko sehr begrenzt. Weiterhin können solche Unternehmen meist schnell auf sich ändernde Bedingungen im Markt und Kundenwünsche reagieren.

Letztlich ist das Bootstrapping eng mit dem Lean-Startup-Prinzip verbunden. Allerdings erfordert dieses Vorgehen die Bereitschaft, andere Wege zu gehen. Um Ihnen ein paar Anregungen für diese Wege zu geben, haben wir einige Finanztipps zusammengetragen, die Ihnen helfen sollen, Ihre Idee erfolgreich umzusetzen.
 

Das Startkapital

Ganz ohne Kapital geht es auch beim Bootstrapping nicht. Doch statt großer Kredite oder endlos langer Finanzierungsrunden starten Sie mit Ihrem eigenen Geld. Das kann das mühsam Ersparte sein oder die kleine Finanzspritze von Oma. Tragen Sie alles zusammen, was vorhanden ist und überlegen Sie, wie viel Sie fürs Unternehmen und wie viel Sie für ihren eigenen Lebensunterhalt benötigen. Planen Sie auch immer eine eigene kleine finanzielle Reserve für schlechte Zeiten oder ungeplante Ausgaben ein. Das kann z.B. der kaputte Kühlschrank sein. Also nicht alles ins Unternehmen stecken!
 

Planen Sie Ihr Gehalt von Anfang an ein

Von irgendetwas müssen Sie auch leben. Als Student reichten 800 Euro, mehr brauchen Sie folglich zu Beginn Ihrer Selbständigkeit nicht. Aber Achtung, Sie brauchen zumindest eine eigene Krankenversicherung. Je nachdem wie und wo Sie sich versichern, sollten Sie mit insgesamt ca. 1200 Euro rechnen. Sie benötigen fürs erste Jahr demnach knappe 15.000 Euro, um Ihre privaten Ausgaben zu decken. Entweder Sie nutzen dafür privaten Rücklagen, Unterstützung der Familie, Förderung vom Arbeitsamt, oder Ihr Unternehmen wirft ausreichend Gewinn ab. Damit sollten Sie aus unserer Sicht jedoch zu Beginn nicht rechnen.
 

Versicherung: So viel wie nötig, so wenig wie nötig

Fixkosten sollten Sie meiden wie der Teufel das Weihwasser. Versicherungen sind Fixkosten und deswegen besonders auf den Prüfstand zu stellen. Das Gute ist: Sie brauchen anfangs nicht viele.
 

Krankenversicherung

Sie benötigen eine Krankenversicherung. Die gesetzliche Krankenversicherung ist für die meisten langfristig die bessere Wahl. Dort haben Sie einige Möglichkeiten, den Beitrag zu Beginn niedrig zu halten. Achten Sie aber auf den Krankengeldanspruch, dieser ist nicht automatisch gegeben. Damit bekommen Sie im Krankheitsfall ab der 7. Woche ein Krankengeld ausgezahlt.
Unser Tipp: Setzen Sie Ihren Einnahmen bzw. Ihren Gewinn die ersten Jahre möglichst niedrig an, danach richtet sich Ihr Krankenkassenbeitrag. Zu viel gezahlte Beiträge werden rückwirkend nämlich nicht erstattet! Falls Sie wider Erwarten sehr viel Gewinn erwirtschaften, bauen Sie eine Rücklage auf. Dann können sie eine mögliche Nachzahlung schultern.
 

Haftpflichtversicherung

Die zweite wichtige private Versicherung ist die Haftpflicht. Die kostet 60 Euro im Jahr, deckt aber unkalkulierbare Ansprüche aus Schäden, die Sie im Privatbereich verursachen. Wenn Sie Geschäftsräume anmieten, achten Sie auf den Einschluss von beruflichen Schlüsseln und Codekarten. Wenn die nämlich mal verloren gehen, kann es richtig teuer werden.
 

Arbeitskraftabsicherung

Die dritte und letzte Versicherung ist die Arbeitskraftabsicherung. Entweder eine Berufsunfähigkeits- oder für Selbständige vielfach die bessere Wahl eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Für ca. 40 Euro im Monat sind Sie meistens dabei.
 

Betriebliche Versicherungen

Bei den betrieblichen Versicherungen wird es schon komplexer. Wichtig ist in den meisten Fällen eine Betriebshaftpflicht. Wenn Ihnen mal ein Missgeschick passiert oder Sie jemand während der Arbeit verletzen, springt sie ein. Sind Sie in einem beratenden Beruf tätig, ist eine Vermögensschadenhaftpflicht wichtig. Produzieren Sie etwas, sollten Sie eine Produkthaftpflicht prüfen. Sinnvoll finden wir die Investition in eine neutrale Beratung. Denn viele Risiken kann man auch mit einfachen Mitteln reduzieren, als immer alles gleich zu versichern. Dadurch sparen Sie sicham Ende die Beiträge für unnötige Versicherungen.
 

Die goldene Investitionsregel

Sie können komplexe Investitionsplanungen aufstellen oder Sie folgen einfach einer simplen Faustregel: Erwirtschaften Sie eine Rücklage von drei bis sechs Monatsausgaben (inkl. Ihrem Unternehmergehalt) und investieren alles, was darüber liegt. Prüfen Sie die Höhe der Rücklage zweimal im Jahr und passen Sie sie gegebenenfalls an. Mit der Rücklage sind Sie immer liquide und flexibel. Das verschafft Sicherheit und Entspannung. So sind Sie beispielsweise auch in der Lage, mit Vorkasse zu bezahlen und Ihre Rechnung fristgerecht zu begleichen. Überlegen Sie sich regelmäßig, in welche Sachen Sie investieren möchten und überschlagen Sie grob den Betrag, den Sie dafür benötigen.
Beispiel: Ihre Firma hat fixe und variable Kosten von monatlich 800 Euro, Ihr eigenes Gehalt liegt bei 1200 Euro. Sie sollten also eine Rücklage von mindestens 6000 Euro aufbauen, ehe Sie größere Investitionen tätigen.
 

Ihr größter Feind: Fixkosten

Fixkosten, also dauerhafte Zahlungsverpflichtungen, sollten Sie soweit wie möglich vermeiden. Denn wenn es mit den Umsätzen mal hapert, geraten Sie ziemlich schnell in finanzielle Probleme. Ihre Liquidität muss aber zu jedem Zeitpunkt sichergestellt sein. Vielfach bekommt man „Vorteile“ in Form von Rabatten, wenn man länger laufende Verträge abschließt. Verzichten Sie besser darauf und wahren so Ihre Flexibilität. Deine Kosten sollten Sie regelmäßig, am besten mithilfe fachkundiger Berater, auf den Prüfstand stellen.
 

Günstige Räume

Co-Working, eigenes Büro oder doch Home Office? Die Auswahl ist in den meisten Städten sehr groß. Welche Variante am besten zu Ihnen passt, können nur Sie selbst herausfinden. Alle haben Vor- und Nachteile, die Sie sich bewusst machen sollten. Home Office ist günstig, aber die Ablenkung im Zweifel groß. Co-Working kann inspirierend sein. Wenn Sie aber viel Kundenkontakt haben, ist das oftmals nicht so toll. Ein eigenes Büro macht viel her und Sie können sich einrichten, wie Sie mögen, allerdings ist es meistens die teuerste Variante.

Beim Bootstrapping geht’s um niedrige (Fix-)Kosten, also sollte dieser Punkt die größte Gewichtung in Ihren Überlegungen haben. Berücksichtigen Sie ebenfalls auf die zahlreichen Nebenkosten. Wir selbst haben alle drei Varianten probiert und haben uns letztlich fürs eigene Büro entschieden.
 

Steuer zahlen als freudige Pflicht

Alle schimpfen auf Steuern und versuchen sie, soweit möglich, zu reduzieren. Dabei sollten Sie sich bewusst sein, dass nur wer Geld verdient, Steuern zahlt. Wer keine Steuern entrichtet, hat folglich kein Umsatz und Gewinn gemacht. Die Steuergesetzgebung ist für Normalsterbliche nicht zu durchschauen. Deshalb unser dringender Rat an alle Gründer: Sucht euch einen vernünftigen Steuerberater. Da die Gewinne in den ersten Jahren nicht gerade sprudeln werden, ist auch die Steuerbelastung gering. Dennoch sollten Sie, in Abstimmung mit dem Berater, von Anfang an eine Rücklage dafür aufbauen, denn Steuerschulden gehören zu der eher unangenehmen Sorte. Außerdem werden Sie nach einiger Zeit Vorauszahlungen leisten müssen. Viele Selbständige, die ihre Steuerzahlung nicht planen, haben ein großes Problem. Sie schieben ihre ersten Steuerzahlungen ein oder zwei Jahre. Dann will das Finanzamt aber nicht nur den Steuerbetrag der vergangenen Jahre, sondern auch noch die Vorauszahlungen. Dann kann es unter Umständen eng werden.

Weiterhin sind Umsatzsteuerzahlungen zu berücksichtigen, die Ihre Liquidität beeinflussen. Wenn Sie Steuern bewusst einplanen, können sie Sie nicht mehr unangenehm überraschen. Haben Sie dann die erste richtige Einkommensteuer bezahlt, dürfen Sie sich auf die Schulter klopfen und sagen: Ich hab’s geschafft!
 

Fazit

Mit Bootstrapping können sie ohne großes Risiko und finanziellen Einsatz Ihre Ideen unter realen Bedingungen testen. Damit lernen Sie aus den zahlreichen kleinen Fehlern, die Sie machen werden, und stehen nicht unter dem sonst üblichen Druck, Gläubiger und Investoren bedienen zu müssen. Sie bleiben Herr Ihrer Unternehmung. Mit der richtigen Strategie und den oben genannten Tipps wird Ihnen das einfacher gelingen.

Die Autoren Stephan Busch und Tom Wonneberger sind Gründer des Unternehmens PROGRESS.MADE.IN.DRESDEN. Sie beraten junge Leute und Start-ups im Umgang mit Geld.

3, 2, 1 – Go to Market!

Eine gut durchdachte Go-to-Market-Strategie (GTM) ist der Schlüssel zum Erfolg bei der Einführung eines neuen Produkts oder einer Dienstleistung. So geht‘s.

Kund*innen haben heutzutage die Qual der Wahl; sie werden on- und offline täglich mit einer Vielzahl von Angeboten überschwemmt. Eine effektive GTM-Strategie kann, insbesondere für junge Unternehmen, den entscheidenden Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen, wenn sie ein neues Produkt erfolgreich am Markt platzieren wollen. Dieser Beitrag beleuchtet die drei Eckpfeiler einer erfolgreichen GTM-Strategie in der digitalen Zeit: Marktanalyse, Vertriebsstrategie und Implementierungsplan.

So gelingt die digitale Marktanalyse

Eine gründliche Marktanalyse ist Voraussetzung jeder erfolgreichen GTM-Strategie. Sie liefert wertvolle Einblicke in die Zielgruppe, die Wettbewerbslandschaft und die Markttrends, die für die Entwicklung einer effektiven Strategie unerlässlich sind.

Die Digitalisierung hat zu einem Quantensprung an Möglichkeiten der Marktanalyse geführt – von der präzisen Zielgruppensegmentierung über Echtzeitwettbewerbsbeobachtung bis hin zur Vorhersage von Trends. Datengetriebene Zielgruppenanalysen unter Zuhilfenahme von Big Data und künstlicher Intelligenz (KI) ermöglichen etwa eine präzise Identifikation und Segmentierung der Kundschaft. So lassen sich Bedürfnisse und Präferenzen exakt erfassen und personalisierte Angebote entwickeln. Die Wettbewerbsanalyse profitiert ebenfalls von digitalen Tools, die eine Echtzeit-Bewertung der Konkurrenz erlauben.

Stärken und Schwächen des eigenen Produkts lassen sich auf Knopfdruck ermitteln und die eigene Strategie gezielt anpassen. Doch die Marktanalyse geht noch weiter: Durch Social Listening und Online-Umfragen können aktuelle Trends und Marktbedingungen erfasst werden. Unternehmen bleiben so am Puls der Zeit und können frühzeitig auf Veränderungen reagieren. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im perfekten Product-Market-Fit, der dafür sorgt, dass das Produkt genau den Anforderungen und Wünschen der Zielgruppe entspricht. Dieser Fit wird durch kontinuierliche Marktanalysen optimiert. Nur wer den Wettbewerb, die Zielgruppe und Trends gründlich analysiert, kann eine schlagkräftige GTM-Strategie entwickeln.

Moderne Vertriebsstrategien im Omni-Channel

Die Vertriebsstrategie ist ein weiteres zentrales Element der GTM-Strategie und definiert, wie ein Produkt oder eine Dienstleistung auf dem Markt positioniert und vertrieben wird. Eine effektive Vertriebsstrategie stellt sicher, dass das Angebot die richtige Zielgruppe erreicht und die Verkaufsziele erreicht werden. Eine erfolgreiche digitale Vertriebsstrategie umfasst mehrere Schlüsselelemente.

  • Erstens ist eine digitale Positionierung für eine Vielzahl von Produkten entscheidend, bei der Plattformen und Social Media genutzt werden, um das Produkt oder die Dienstleistung effektiv zu positionieren und die Zielgruppe zu erreichen.
  • Zweitens ist ein Omni-Channel-Vertrieb erforderlich, der eine nahtlose Integration von physischen und digitalen Vertriebskanälen ermöglicht. Auf diese Weise können Unternehmen ihre Kund*innen überall dort erreichen, wo sie sich aufhalten, sei es online oder offline.
  • Drittens spielen dynamische Preisstrategien eine wichtige Rolle. Durch den Einsatz von Algorithmen und KI können mittlerweile Preisstrategien in Echtzeit an Marktbedingungen und die Nachfrage der Kund*innen anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Letztlich müssen Unternehmen ihre Vertriebsstrategie an die veränderten Präferenzen der Käufer*innen in der digitalen Welt angepasst werden. Dies be­inhaltet, neben nahtlosen Omni-Channel-Erlebnissen, vor allem personalisierte Angebote und schnelle Lieferung, um den neuen, digital geprägten Bedürfnissen und Erwartungen gerecht zu werden.

Wie Implementierungspläne agil und flexibel bleiben

Ein solider Implementierungsplan ist der Fahrplan für die erfolgreiche Einführung eines Produkts oder einer Dienstleistung auf dem Markt. Er stellt sicher, dass die GTM-Strategie reibungslos und effizient umgesetzt wird, indem klare Schritte, Verantwortlichkeiten und Meilensteine definiert werden.

Heutzutage müssen Implementierungspläne jedoch vor allem flexibel und anpassungsfähig sein, um mit der rasanten Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten. Agiles Projektmanagement und eine sorgfältige Ressourcenplanung sind unerlässlich, um schnell auf Veränderungen reagieren und Ressourcen optimal einsetzen zu können. Methoden wie Scrum und Kanban sowie digitale Tools ermöglichen es, Projekte effizient zu steuern und bei Bedarf anzupassen.

Darüber hinaus müssen digitale Zeitleisten und Meilensteine erstellt werden, die mithilfe von Projektmanagement-Tools verfolgt und bei Bedarf angepasst werden können. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Risikomanagement. Unternehmen müssen potenzielle (digitale) Risiken wie Cybersecurity-Bedrohungen und Datenschutzprobleme frühzeitig identifizieren und Maßnahmen zu deren Minderung ergreifen. Eine sorgfältige Risikoanalyse und -bewertung sind unerlässlich, um die Implementierung reibungslos und sicher zu gestalten.

Beispiele für revolutionäre GTM-Strategien

Viele Branchen haben in den letzten 30 Jahren disruptive Veränderungen erlebt, was auch neue Geschäftsmodelle hervorgebracht hat. Einige der mittlerweile größten und bekanntesten Unternehmen haben mit innovativen digitalen GTM-Strategien neue Märkte erschlossen und sich als Vorreiter in ihren Branchen etabliert.

So hat Amazon, 1995 an den Markt gegangen, den Einzelhandel revolutioniert und ist inzwischen der weltweit größte Online-Einzelhändler mit einem globalen Marktanteil von rund 14 Prozent im E-Commerce-Markt. Mit einer daten­gesteuerten Marktanalyse identifizierte das Unternehmen die Bedürfnisse der Kund*innen nach Komfort und Auswahl. Daraufhin entwickelte es eine Omni-Channel-Vertriebsstrategie, die den nahtlosen Übergang zwischen Online- und Offline-Kanälen ermöglicht. Durch den Einsatz von Algorithmen und KI konnte Amazon dynamische Preisstrategien implementieren und seine Angebote in Echtzeit an die Kund*innennachfrage anpassen.

Ein weiteres Beispiel für eine innovative digitale GTM-Strategie, die neue Maßstäbe gesetzt hat, ist Netflix. Das Unternehmen hat die Unterhaltungsindustrie durch sein Streaming-Modell revolutioniert und ist heute in über 190 Ländern verfügbar. Mit über 231 Millionen zahlenden Abonnent*innen weltweit ist Netflix zu einem Schwergewicht in der Branche geworden. Die Popularität von Netflix zeigt sich nicht nur an den beeindruckenden Abonnent*innenzahlen, sondern auch an der kulturellen Reichweite. Begriffe wie „Netflix und Chill“ oder das „Bingen“ von Serien sind in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Produktionen wie Squid Game, Stranger Things oder Bridgerton sind zu globalen Phänomenen geworden und haben Diskussionen in den sozialen Medien sowie im Kolleg*innen- und Freund*innenkreis angeheizt. Mit dieser enormen Präsenz hat Netflix gezeigt, wie eine datengestützte Marktanalyse, eine innovative Vertriebsstrategie über digitale Kanäle und eine agile Implementierung zum Erfolg führen können. Das Unternehmen hat die Bedürfnisse der Verbraucher*innen nach bequemem Zugriff auf Unterhaltung erkannt und ein überzeugendes Produkt- und Markenerlebnis geschaffen.

Gut geplant ist halb gewonnen

Eine gut durchdachte GTM-Strategie ist nach wie vor der Schlüssel zum Erfolg, auch wenn sich die Strategie selbst geändert hat. Die drei Eckpfeiler – Marktanalyse, Vertriebsstrategie und Implementierungsplan – müssen nahtlos ineinandergreifen und gleichzeitig die Möglichkeiten der Digitalisierung voll ausschöpfen.

Der Autor Achim Kirchgässner ist Leiter der Digitalen Transformation bei Exxeta und verfügt über umfassende Erfahrung in der Anwendung von Technologien zur Optimierung von Geschäftsprozessen und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit

Start-up-Bremse Bürokratie überwinden, jetzt!

Wie weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung Gründer*innen echten Schub geben können.

Ein Unternehmen in Deutschland zu gründen, dauert wesentlich länger als anderswo in Europa. Das ist Fakt – den Rekord stellte Digital-Musterschüler Estland bereits 2019 mit nur 18 Minuten auf, während sich Gründer*innen in der Bundesrepublik weiter teils wochenlang zwischen Notarterminen, Gewerbeanmeldung, Steuernummernbeantragung und Kapitaleinzahlung gedulden müssen und reichlich Papier von A nach B tragen – und gestempelt, kopiert und beglaubigt weiter zu C.

Auch wenn in Estland fundamental andere Verhältnisse herrschen, eins ist klar: Die Bürokratie ist eine Bremse für den Startup-Standort Deutschland. Das sehen auch die Gründer*innen selbst so. In einer aktuellen Studie des Digitalverbands Bitkom nannten 70 Prozent der befragten Start-ups den Abbau von Bürokratie als dringende Voraussetzung für die Stärkung des Startup-Standorts Deutschland. Besonders in der Zeit kurz nach der Gründung wünschen sich 55 Prozent der Start-ups weniger Regulierung und Komplexität.

Doch Kritik allein hilft nicht – in diesem Artikel möchte ich aufzeigen, wie weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung Gründer*innen echten Schub geben können. Ein Thema, das mir am Herzen liegt, denn ich bin als Ambasssador des Förderprogramm Scale-up.NRW im Austausch mit zahlreichen Gründer*innen, habe selbst ein mittelständisches IT-Unternehmen mit aufgebaut und arbeite mit meinem Team jeden Tag daran, die Verwaltung in Deutschland digitaler zu machen.

Wo der Schuh drückt – die Pain Points von Gründer*innen im Kontakt mit der Verwaltung

Fragt man Gründer*innen wie ihre Erfahrungen mit der Verwaltung sind, kommt leider meist Kritik zurück. Es fängt bei der bereits erwähnten teils langwierigen Gründung an – und die Erfahrungen wiederholen sich mit jeder Kapitalerhöhung, Änderung des Geschäftssitzes oder der Satzung. Jedes Mal geht’s mindestens zu Notar und Amtsgericht.

Ein anderer wichtiger Punkt sind internationale Talente: Trotz Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist es oft langwierig und kompliziert Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen für Nicht-EU-Bürger*innen zu erhalten.

Und je nach Geschäftsfeld wird’s im Operativen erst richtig kompliziert: Umweltrechtliche Genehmigungen, Unbedenklichkeitsbescheinigungen, Erlaubnisse für regulierte Tätigkeiten – in Deutschland gibt es eine hohe Regelungsdichte und mit Kommunen, Ländern, Bund und EU teils verwirrende Zuständigkeiten.

Was Start-ups brauchen – mehr Digitalisierung, weniger Bürokratie

Die Pain Points sind vielfältig – und in Politik und Verwaltung nicht unbekannt. Was braucht es also damit etwas passiert auf dem Weg zu einem Start-up-freundlicheren Deutschland? Mehr Digitalisierung und weniger Bürokratie. Das geht oftmals Hand in Hand: Wenn Prozesse in der Verwaltung digitalisiert werden, ist das die beste Gelegenheit, diese auch zu verschlanken, unnötige Schleifen zu hinterfragen und effizienter zu gestalten. Das hilft nicht nur Gründer*innen, sondern in Zeiten, in denen der Fachkräftemangel sich auch in der Verwaltung stark bemerkbar macht, den Angestellten im öffentlichen Dienst.

Ganz konkret gibt es wichtige Projekte und Stellschrauben, die in absehbarer eine Entlastung für Start-ups bedeuten können:

  • Eine konsequente Digitalisierung von Verwaltungsleistungen für Unternehmen mit Fokus auf die Nutzer*innen. In NRW wurde es vorgemacht: Mit dem Wirtschafts-Service-Portal.NRW sind über 400 Leistungen für Unternehmen online verfügbar. Über ein zentrales Portal, an das sich zuständige Behörden anschließen, statt zersplittert über hunderte Kommunen und Kammern.
  • Gute Lösungen müssen bundesweit zum Einsatz kommen. In der Verwaltungsdigitalisierung gibt es heute bereits das „Einer für alle“-Prinzip, nach dem funktionierende Lösungen von anderen Behörden mitgenutzt werden können. Hier braucht es ein konsequentes Commitment zu Kooperation statt Aufbau von Speziallösungen.
  • Und insgesamt: Mehr Pragmatismus! Hier kann der Staat von Start-ups lernen – machen, was heute funktioniert und inkrementell verbessern, statt bis übermorgen an der perfekten Lösung zu schrauben.

Wie es besser geht – Wege in eine digitale Zukunft

Alles ganz einfach also? Dann wäre es ja längst passiert. Es gibt (gute) Gründe, warum einige Veränderungen länger dauern. Die deutsche Verwaltung ist komplex. Neue Lösungen müssen Entlastung schaffen, statt zusätzliche Arbeit für alle Seiten. Aber ich kann auch Mut machen: In meiner täglichen Arbeit mit und für die Verwaltung sehe ich, wir bewegen uns in die richtige Richtung und es gibt in der Verwaltung viele motivierte Menschen, die Probleme lösen und Hürden abbauen wollen.

Auch in konkreten Vorhaben und Gesetzen stehen wichtige Entwicklungen an: Das neu in Kraft getretene Onlinezugangsgesetz (OZG) 2.0 sieht „digital-only“ für alle Bundesleistungen im Wirtschaftskontext binnen fünf Jahren vor. Hoffentlich mit Abstrahleffekten auf die anderen Ebenen. Und hinter dem sperrigen Schlagwort Registermodernisierung verbirgt sich ein zentrales Vorhaben: Hunderte von Registern in Deutschland wie Handelsregister, Melderegister, etc. sollen digital auf Vordermann gebracht und vor allem vernetzt werden. Das Ziel: „once-only“. Für Anträge sollen in Zukunft automatisch in Registern vorhandene Daten abgerufen und eingesetzt werden – doppeltes Ausfüllen wird Geschichte.

Wir alle können dazu beitragen, dass solche konkreten Vorhaben, aber auch neue Ideen für mehr digitale Verwaltung und weniger Bürokratie Wirklichkeit werden:

  • Unternehmen und Unternehmer*innen müssen weiter klar machen, dass großer Bedarf besteht. Über Netzwerke und Verbände, aber auch im persönlichen Kontakt mit politischen Entscheidungsträger*innen müssen wir über bürokratische Hürden und den Bedarf für mehr Digitalisierung sprechen.
  • Da wo es sie gibt, müssen wir digitale Angebote nutzen. Stetig gehen neue Verwaltungsdienste ans Netz. Wir müssen auf dem Laufenden bleiben und mit unserer aktiven Nutzung zeigen, dass sich der Aufwand lohnt und wir mehr davon sehen wollen.
  • Feedback zu digitalen Angeboten teilen: nutzendenzentriert zu denken fällt in der komplexen Verwaltung nicht immer leicht – aber sich im Stillen über komplizierte Prozesse ärgern hilft nicht. Wenn wir als Unternehmen Feedback haben, sollten wir es mit den Behörden und Ämtern teilen. Nur so können digitale Dienste besser und bedarfsgerechter werden.

Fazit: Viel Potenzial und viel zu tun

Es gibt noch viel zu verbessern auf dem Weg zu einer öffentlichen Verwaltung, die Gründer*innen unterstützt, statt als bürokratischer Bremsklotz wahrgenommen zu werden. Aber: Vieles ist bereits in Arbeit. Wichtig ist, dass Gründer*innen weiter ihre Sicht und ihre Pain Points teilen und gleichzeitig vorhandene und neue digitale Angebote nutzen. Politik und Behörden haben viel auf der Todo-Liste, lasst uns als Unternehmer*nnen konstruktiv dran bleiben, damit wir weiter – und vor allem schneller – in Richtung eines digitalen, gründungsfreundlichen Deutschlands kommen!

Die Autorin Lara Knebel ist Mitglied der Geschäftsleitung bei publicplan. Hier arbeiten rund 350 Expert*innen in Düsseldorf, Berlin und Málaga an IT-Lösungen auf Open Source Basis für die öffentliche Verwaltung. Außerdem engagiert sie sich ehrenamtlich beim Programm Scale-up.NRW, das Start-ups zwischen Rhein und Ruhr beim Wachsen hilft.

Learnings aus der Formel 1

Wie Start-ups ihre Leistung mit Boxenstopp-Prinzipien steigern können.

Wenn sich Formel-1-Stars wie Max Verstappen, Charles Leclerc und Lando Norris auf der Rennstrecke messen, ist ein wesentlicher Teil ihres Erfolges auf ihre Boxenstopp-Teams zurückzuführen. Letztendlich kann ein gut eingespieltes Boxenstopp-Team sogar den Ausschlag für den Rennsieg geben.

Ein Boxenstopp ist eine hochgradig koordinierte Aktivität, die von nahtloser Teamarbeit, absolutem Vertrauen und kontinuierlicher Verbesserung abhängt, ähnlich wie die tägliche Arbeit in einem Start-up. Da die Herausforderungen gleichermaßen hoch sind, können Unternehmer*innen von Boxenstopp-Teams lernen, wie man eine sorgfältige Strategieplanung, Teamoptimierung und solide Zusammenarbeit erreicht. Denn durch die Umsetzung der Pitstop-Mentalität in ihrer gesamten Organisation, können Führungskräfte ihr Unternehmen vorantreiben und sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.

Strategische Planung aufladen

Ein erfolgreicher Boxenstopp in der Formel 1 setzt voraus, dass jedes Teammitglied seine Rolle kennt und die Aufgaben gleichzeitig ausführt, was nur mit einer klaren, von allen Teammitgliedern geteilten Vision möglich ist. Ziel der Boxenstopp-Crew ist es, den Fahrer in der schnellstmöglichen Zeit über die Ziellinie zu bringen.

Auch wenn die Vision des Unternehmens für eine(n) Manager*in klar ist, ist es wichtig, dass das gesamte Team diese Vision versteht. Die direkte Verknüpfung der Ziele und OKRs der einzelnen Mitarbeitenden mit den Unternehmenszielen ist der Schlüssel, um das Engagement aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass jeder im Unternehmen mit der Gesamtausrichtung des Unternehmens übereinstimmt.

Um in einem Umfeld mit hohem Druck erfolgreich zu sein, ist zudem eine sorgfältige Szenarienplanung für alle möglichen Ergebnisse erforderlich. Inmitten der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit müssen Führungskräfte verschiedene mögliche Geschäftsentwicklungen durchspielen. Rollenspiele, Krisenmanagementübungen und strategische Planungssitzungen sind unerlässlich, damit Teams auch in neuen Szenarien zusammenarbeiten können. Durch die Planung und Vorbereitung auf mehrere Szenarien können sich die Teams mit Zuversicht an sich ändernde Marktbedingungen anpassen.

Förderung der Teamleistung

Boxenstopps, die früher mehr als 30 Sekunden dauerten, werden heute in weniger als zwei Sekunden abgewickelt, was das ständige Streben der Teams nach Leistungsoptimierung widerspiegelt. In ähnlicher Weise können Investitionen in Teamtraining und die Nutzung des technologischen Fortschritts zu erheblichen Effizienzsteigerungen für Start-ups führen.

Investitionen in die Weiterbildung von Teams sind daher von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. Es muss nicht nur sichergestellt werden, dass die einzelnen Mitarbeitenden gut für ihre aktuellen Aufgaben gerüstet sind, sondern auch, dass sie durch Schulungen, die ihre breiteren Fähigkeiten fördern, gut für neue Herausforderungen gerüstet sind. Weiterbildung sollte ein integraler Bestandteil der Unternehmensentwicklung sein.

Regelmäßige Auswertungen sind auch der Schlüssel zu langfristigen, schrittweisen Veränderungen. Nach jedem Rennen führen die Boxencrews eine Nachbesprechung durch, um festzustellen, was gut gelaufen ist und was verbessert werden muss. Startups sollten das Gleiche tun, wenn sie ein Meilensteinprojekt abgeschlossen haben, um die wichtigsten Lehren daraus zu ziehen. Es ist wichtig, eine Kultur des offenen Feedbacks zu schaffen, in der sich Teammitglieder auf allen Ebenen sicher fühlen, ihre Erfahrungen zu teilen.

Ein einfacher Zugang zu den Teamdaten über ein intelligentes System ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung, um Effizienzgewinne zu erzielen und gleichzeitig Zeit von lästigen Verwaltungsaufgaben zu befreien. Ein robustes technisches Toolkit sollte intuitive, interoperable Anwendungen enthalten, die es den Teams ermöglichen, dynamisch von einer zentralen Informationsquelle aus zu arbeiten. Auf diese Weise können die Teams mehr strategische Anpassungen vornehmen.

Das Steuer übernehmen

Ein Boxenstopp wird immer von einer Person geleitet, die dafür sorgt, dass das Team auf allen Zylindern läuft und in Krisenzeiten das Ruder übernimmt. Führungskräfte müssen das richtige Maß an Unterstützung bieten, um ihre Teams auf den Erfolg vorzubereiten, und in den richtigen Momenten eingreifen.

Indem sie auf das Feedback ihrer Teams hören und Echtzeitdaten nutzen, können Führungskräfte in Start-ups einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der in Zeiten der Unsicherheit Klarheit schafft. In Situationen mit hohem Druck ist eine ruhige und präzise Führung der Schlüssel zum Gesamterfolg des Teams.

Wie bei einem Boxenstopp unter hohem Druck müssen Führungskräfte ein Umfeld der Zusammenarbeit und des Vertrauens schaffen. Durch die Schaffung einer Kultur, in der jedes Teammitglied ehrliches Feedback geben kann, das durch Dateneinblicke untermauert wird, können Führungskräfte von Start-ups ihr Team in die Pole-Position bringen.

Der Autor Pierre Berlin ist General Manager EMEA bei monday.com, einer zentralen Projektmanagement- und Kollaborationplattform zur Planung, Nachverfolgung und Zusammenarbeit im Unternehmen.

Der digitale Produktpass: fünf Erfolgsfaktoren für Unternehmen

Die verpflichtende Vorgabe für digitale Produktpässe (DPPs) lässt nicht mehr lange auf sich warten. Jetzt gilt es, proaktiv eine Datenstrategie zu entwerfen, um die die nahtlose Erfassung, Verwaltung und gemeinsame Nutzung von Daten zu erleichtern.

Erste Marken machen es vor: Ein Jeanshersteller wirbt mit dem Versprechen einer lebenslangen, kostenlosen Reparatur für jede verkaufte Jeans. Hierfür macht das Unternehmen den gesamten Herstellungs-, Transport- und Lagerprozess transparent: Woher stammt der Rohstoff, wer spinnt, webt und färbt den Stoff, woher kommen die Knöpfe und Nieten, wo wird gefertigt und verpackt, und wer liefert und lagert die fertigen Produkte. Ziel ist es, immer die passenden Teile für eine Reparatur zu haben und den Produktionsprozess nach ökologischen und sozialen Gesichtspunkten offen zu legen.

Ein anderer Anbieter experimentiert mit einer kreislauffähigen Modekollektion und hat den digitalen Produktpass in Form eines NFC-Tags in jedes Kleidungsstück eingenäht. Dieser Speicherchip soll alle wichtigen Informationen über Material, Produktion und den richtigen Rückgabekanal enthalten, so dass seine Bestandteile später genau identifiziert werden können.

Ob Lieferkette oder Produkthaftung: Es ist zeitlich absehbar, dass für Hersteller immer mehr Vorschriften über erweiterte Informationspflichten, längere Haftungszeiten und die Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit von Produkten entstehen.

Die Voraussetzung für die Nachverfolgbarkeit all dieser Daten ist ein zentrales Datenmanagementsystem. Dies aufzubauen, kostet Zeit. Firmen sollten jetzt damit anfangen.

Hintergrundinformationen zum DPP

Der digitale Produktpass (DPP) ist eine dieser Gesetzesinitiativen. Er wurde mit der neuen EU-Verordnung über Ökodesign für nachhaltige Produkte (ESPR)  eingeführt und dient als Instrument zur Verbesserung der Transparenz und Förderung der Kreislaufwirtschaft. Ihr Ziel besteht darin, Abfälle zu minimieren und die Ressourcen durch Förderung von Nachhaltigkeit und Wiederverwendung optimal zu nutzen. Diese Vorteile entstehen durch den Austausch umfassender Produktinformationen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Der DPP fördert die Reparatur und das Recycling von Produkten und zeigt die Umweltauswirkungen während des Lebenszyklus. Ein weiteres Ziel besteht darin, nachhaltige und wiederverwendbare Produkte als Standard auf dem EU-Markt zu etablieren.

Diese neue Methode der digitalen Aufzeichnung und des Austauschs von Produktinformationen in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeitsfaktoren erfordert ein Umdenken von international agierenden Unternehmen, die Produkte in der EU verkaufen. Künftig müssen sie digitale Produktpässe in ihren übergreifenden Rahmen für Umwelt, Soziales und Governance (ESG) integrieren.

Dabei sollten sie die folgenden fünf wichtigen Erkenntnisse für einen effektiven Umgang mit den Produktpässen berücksichtigen.

1. Um was es sich beim DPP handelt

Der digitale Produktpass dient als dynamisches digitales Dossier, das den gesamten Lebenszyklus eines Produkts – einschließlich Konzeption, Design, Herstellung und Vertrieb – erfasst und in Form eines „digitalen Zwillings“ zugänglich macht. Er fungiert als digitale Methode zur Aufzeichnung und Weitergabe umfassender Informationen über ein Produkt und seine Bestandteile. Das fördert die Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette.

Als Beitrag zur Kreislaufwirtschaft liefern DPPs entscheidende Details über die ökologische Nachhaltigkeit von Produkten. Sie versorgen Interessengruppen wie Regulierungsbehörden und Verbraucher mit Informationen über Reparatur, Recycling, Berichterstattung, Produktnutzung und -auswirkungen. Der digitale Produktpass erfordert eine eindeutige Produktkennung, Firmen können jedoch auch bestehende Technologien wie Barcodes, QR-Codes, RFID-Tags oder etwas Ähnliches verwenden.

Scannt ein Verbraucher beispielsweise einen QR-Code auf dem Etikett eines Smartphones, wird er sofort weitergeleitet und mit dem entsprechenden DPP verbunden. Dieser Pass enthält umfassende Informationen zu den Nachhaltigkeitsmerkmalen des Produkts (Beschaffung, Materialzusammensetzung, Herstellungsverfahren, Reparatur- und Demontagemöglichkeiten sowie Recycling-Richtlinien).

2. Worauf der DPP abzielt

Das DPP soll sowohl Verbrauchern als auch Unternehmen dabei helfen, beim Kauf von Produkten gut informierte Entscheidungen zu treffen. Außerdem soll er die Prozesse im Zusammenhang mit Reparaturen und Recycling rationalisieren und tiefere Einblicke in die Umweltauswirkungen während des gesamten Lebenszyklus eines Produkts ermöglichen.

Darüber hinaus soll der Produktpass die Behörden bei der Durchführung wirksamerer Prüfungen und Kontrollen unterstützen, indem er zuverlässige Informationen in Echtzeit liefert.

3. Wer sich für den DPP interessieren sollte

Für Unternehmen, die beispielsweise Textilien, Elektronik, Bauprodukte oder Batterien herstellen und diese in der EU verkaufen, spielt der DPP eine wichtige Rolle. Die für die ESPR vorgeschlagenen Regeln gelten für alle Produkte in der EU – unabhängig davon, wo sie hergestellt werden. Lediglich für einige wenige Branchen (etwa Lebensmittel, Futtermittel oder medizinische Produkte) gelten andere Vorschriften.

Der DPP soll für etwa 30 Kategorien gelten und voraussichtlich ab 2026 eingeführt werden, der Starttermin hängt von der endgültigen Genehmigung ab. Als erste betroffene Produktkategorie kommen dann Batterien an die Reihe, kurz danach werden auch Bekleidung und Unterhaltungselektronik den Vorschriften entsprechen müssen.

4. Was der DPP für Unternehmen bedeutet

Die Umsetzung des Produktpasses erfordert die Erfassung, Verwaltung und Weitergabe relevanter Informationen wie Produktdaten und Lieferkettendetails. Im Rahmen des DPP wurden verschiedene Anforderungen festgelegt, darunter Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit, Aufrüstbarkeit und Reparierbarkeit. Auch Stoffe, die sich auf die Kreislaufwirtschaft auswirken, spielen eine Rolle, ebenso wie Energie- und Ressourceneffizienz, Recycling und der Umweltfußabdruck. Die Art der erfassten Informationen hängt vom Produkt ab. So enthält der DPP für Unterhaltungselektronik ausführliche Informationen über Materialien, Reparaturen und Recyclingdaten, während der DPP für Verpackungen den Prozentsatz an recyceltem Material hervorhebt, aber keine Reparaturinformationen beinhaltet.

Zu den Hauptbestandteilen eines DPP zählt die Produktidentität und -historie: Eindeutige Identifikatoren ermöglichen es den Beteiligten, das Produkt bis zu seinem Ursprung zurückzuverfolgen. Diese Funktion hilft bei der Bekämpfung von Produktfälschungen. Auch die Transparenz der Lieferkette gilt als wichtiger Baustein: Die Echtzeitverfolgung dokumentiert die Reise durch die gesamte Lieferkette.

Diese Transparenz ermöglicht es, Ineffizienzen zu erkennen, Risiken zu verringern und die Einhaltung ethischer und ökologischer Standards zu gewährleisten. Last, but not least erfasst ein DPP auch noch den gesamten Lebenszyklus eines Produkts. Diese Fülle an Informationen ermöglicht es den Verantwortlichen, fundierte Entscheidungen zu treffen, Prozesse zu optimieren und die Produktqualität insgesamt zu verbessern.

5. Die Rolle von Stammdaten im DPP-Ökosystem

Hersteller und Zulieferer geben Produktdaten auf unterschiedliche Weise für DPPs frei. Viele Unternehmen, die digitale Produktpässe einführen wollen, stehen jedoch vor der Herausforderung, dass sie keinen Einblick in ihre Lieferketten haben. Für bessere Einblicke und mehr Rentabilität ist es für alle Organisationen in der Lieferkette unerlässlich, zusammenzuarbeiten und die erforderlichen Informationen effizient auszutauschen.

Hierbei kommt der Verwaltung von Stammdaten eine Schlüsselrolle zu, da die für die Nachhaltigkeit eines Produkts relevanten Informationen oft über verschiedene Geschäftssysteme verstreut sind. Um einen verlässlichen DPP-Rahmen zu schaffen, müssen der Chief Data Officer (CDO) und der Chief Sustainability Officer (CSO) in einem Unternehmen diese Daten an einem zentralen Speicherort sammeln und die Governance durch Deduplizierung, Datenqualitätskontrolle und Workflow-Automatisierung sicherstellen.

Um einen effektiven DPP zu erstellen, ist es wichtig, den Lebenszyklus eines Produkts vollständig zu verstehen. Firmen müssen dazu in der Lage sein, Informationen über die gesamte Lieferkette hinweg problemlos zu verfolgen. Dazu benötigen sie Systeme, die verschiedene Arten von Daten erfassen und organisieren können, etwa Nachhaltigkeitsdetails, Firmenstandort und Materialzusammensetzung.

Diese Systeme müssen auch mit den Änderungen der DPP-Standards Schritt halten. Um die Vorschriften einzuhalten, müssen Betriebe wichtige Daten sammeln und sie sicher an die richtigen Personen in der Lieferkette weitergeben. Der Schwerpunkt sollte dabei auf Initiativen zur Produktverbesserung und zur Minimierung der Umweltauswirkungen liegen.

Ein Produkt-Informationsmanagement-System (PIM) mit eingebetteter Datenverwaltung kann als Eckpfeiler im DPP-Ökosystem dienen. Es gewährleistet die Zuverlässigkeit standardisierter Informationen, denn nur diese ermöglichen es Unternehmen, ihren Kunden und Geschäftspartnern Details und tiefgehende Einblicke in Produktmaterialien zu vermitteln.

PIM-Systeme spielen auch eine entscheidende Rolle bei der nahtlosen Integration von DPPs in verschiedene Systeme innerhalb einer Lieferkette, indem sie die Interoperabilität mit den Enterprise Resource Planning, Product Lifecycle Management, Master Data Management (MDM) und anderen Plattformen verbessern. Dank dieser Flexibilität gelingt es Firmen, sich an veränderte Eigenschaften, Vorschriften und Marktanforderungen anzupassen und so Skalierbarkeit und Agilität zu gewährleisten.

Trotz der Fähigkeiten eines PIM-Systems unterstreichen die zahlreichen Datendomänen die Notwendigkeit einer Plattform, die Beziehungen und komplizierte Hierarchien verwalten kann. Eine Standard-PIM-Lösung deckt möglicherweise nicht alle DPP-Anforderungen ab, wenn es beispielsweise um die Speicherung von Lieferanteninformationen neben Produktdaten, Standorten und Materialinformationen geht. Es empfiehlt sich, den Ansatz mit einer Multidomain-MDM-Lösung zu kombinieren, die präzise Daten über alle Bereiche hinweg bereitstellt. Dies versetzt CDOs und CSOs in die Lage, alle Datenbeziehungen und komplexen Hierarchien zu verwalten, die für DPPs unerlässlich sind.

Was kommt als Nächstes?

Die Einbindung von DPPs in den primären ESG-Rahmen eines Unternehmens zählt mittlerweile zum Pflichtprogramm, da die verpflichtende Vorgabe für DPPs nicht mehr lange auf sich warten lässt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für Unternehmen, um proaktiv eine umfassende Datenstrategie zu entwerfen und Lösungen zu finden, die die nahtlose Erfassung, Verwaltung und gemeinsame Nutzung von Daten erleichtern. Dieser proaktive Ansatz ermöglicht es Firmen, den Entwicklungen der Vorschriften einen Schritt voraus sein.

Der Autor Levent Ergin ist Global Chief ESG Sustainability Strategist beim Datenmanagement-Spezialisten Informatica und arbeitet mit führenden Organisationen zusammen, ihre ESG-Berichterstattung zu beschleunigen und Nachhaltigkeitsentscheidungen zu unterstützen.

Neuanfang statt Stillstand: Die Kunst des Pivots in der Start-up-Welt

Ein Pivot kann dabei helfen, ein scheiterndes Start-up zum Erfolg zu führen. Zu wissen, wann der Richtungswechsel notwendig ist und ihn erfolgreich umzusetzen, ist eine wichtige Kompetenz von Gründer*innen.

Ein Start-up aufzubauen, ist ein spannendes, aber auch riskantes Unterfangen. Nach der zündenden Idee investieren Gründer*innen unzählige Stunden in das Produkt, die Unternehmensstrategie und den Aufbau eines Sales-Funnels. Doch egal, wie viel Herzblut in das Projekt geflossen ist, nicht jedes Start-up kann erfolgreich sein. Was bleibt Gründer*innen also übrig, wenn die Entwicklung des Start-ups ins Stocken gerät?

An diesem Punkt trennt sich die Spreu vom Weizen: Während manche Gründer*innen aufgeben, sehen andere eine Chance darin, die verschiedenen Bereiche des Start-ups neu auszurichten und das Unternehmen zurück auf die Erfolgsspur zu lenken.

In der Start-up-Welt spricht man in so einer Situation von einem Pivot. Doch was genau versteckt sich hinter dem Begriff, wann und warum sollten Start-ups einen Pivot durchführen und wie verläuft ein solcher Prozess erfolgreich?

Daten und Feedback statt Annahmen und Vermutungen

Der Begriff “Pivot” stammt ursprünglich aus dem Buch “The Lean Startup” von Eric Ries. Das Konzept zielt darauf ab, Gründer*innen zu ermutigen, ihre Geschäftsstrategie zu ändern, wenn sie auf unvorhergesehene Veränderungen stoßen. Diese Richtungsänderung kann bedeuten, das Produkt zu ändern, neue Zielgruppen zu erschließen oder im radikalsten Fall sogar das komplette Geschäftsmodell zu überarbeiten.

Bevor Gründer*innen jedoch diesen Schritt wagen, sollten sie sicherstellen, dass ihre Entscheidung auf einem festen Fundament fußt. Nicht Annahmen und Vermutungen, sondern Daten und Feedback sollten die Maxime sein, die das Handeln bestimmen. Dabei sollte so wenig wie möglich dem Zufall überlassen werden, schließlich kann ein Pivot schnell den Unterschied zwischen Untergang und Überleben des Start-ups ausmachen.

Dafür braucht es fundierte Methoden statt gefühlter Wahrheiten: Der sogenannte Mom-Test geht beispielsweise davon aus, dass Menschen, wie die eigene Mutter, nicht immer die Wahrheit sagen würden, wenn sie nach einer Meinung zu einem Produkt oder Geschäftsmodell gebeten werden, ob aus Höflichkeit, sozialer Erwünschtheit oder aufgrund von anderen Emotionen, die einer rationalen Entscheidung entgegenstehen. Der Mom-Test enthält daher Methoden, um Interviews mit potenziellen Kunden objektiver und rationaler zu gestalten. Der Mom-Test kann so eine Hilfe für Gründer*innen darstellen, um einen besseren Product-Market-Fit zu erzielen. Die weniger wissenschaftliche Methode der Selbstreflektion wird Gründer*innen demgegenüber vermutlich weniger helfen, um ein objektives Bild vom Status quo zu erhalten.

Welche Gründe sprechen für einen Pivot?

Die Verkäufe stagnieren, Investitionen bleiben aus und es geht einfach nicht voran mit Geschäft? In solchen Fällen macht sich oft das Gefühl bei den Gründer*innen breit, dass sich etwas ändern muss. So kann beispielsweise eine Diskrepanz zwischen dem, was am Markt gut ankommt, und dem Produkt dazu führen, dass Start-ups einen Richtungswechsel vornehmen müssen.

Im Zentrum steht zumeist ein Mangel an (Umsatz-)Wachstum. Wenn trotz aller Bemühungen die Wachstumsziele nicht erreicht werden, kann es notwendig sein, etwas zu ändern. Möglicherweise ist es aber auch die Konkurrenz, die dem eigenen Start-up den Rang abgelaufen hat. In diesem Fall kann ein Pivot sinnvoll sein, um die eigene Marktposition zurückzugewinnen oder sich zu differenzieren. Auch interne Belange können der Grund für einen Pivot sein, wie etwa das Verschieben von Ressourcen oder eine Änderung innerhalb des Teams.

Erfolgreiche Pivots: Von Netflix bis Slack

Ein Pivot kann viele Gesichter haben. Es kann eine Veränderung des Produkts bedeuten, die Anpassung der Zielgruppe, einen Image-Wechsel der Marke oder der Fokus auf eine andere Branche. Eine Reihe der heute weltweit erfolgreichsten Unternehmen hatte einmal ein teils gänzlich anderes Produkt oder eine andere Unternehmensstrategie.

Eines der berühmtesten Beispiele, wie ein erfolgreicher Pivot aussehen kann, ist Netflix. Der Streaming-Gigant startete 1997 als Online-Videoverleih – im Laufe der Jahre sah die Geschäftsführung u.a. durch die fortschreitende Nutzung des Internets ein disruptives Potenzial für die Art, wie Filme und Serien konsumiert werden. Zehn Jahre nach der Gründung war es dann soweit und Netflix startete sein Streaming-Angebot.

Ein anderes Beispiel ist Slack: Der Instant-Messaging-Dienst hat seine Ursprünge in der Videospielindustrie. Bevor Slack Technologies zu dem Unternehmen wurde, das wir kennen, war es als Tiny Speck bekannt und entwickelte das Videospiel Glitch – bis Gründer Stewart Butterfield sich entschloss, einen neuen Weg einzuschlagen und voll auf das Thema Messaging zu setzen.

Von Metriken und Marktreaktionen

Um einen neuen Weg einschlagen zu können, ist es wichtig, als ersten Schritt die eigenen Metriken zu überprüfen: Wie steht es etwa um die Kosten bei der Kund*innenakquise? Wie sieht es aus mit dem Customer Lifetime Value und wie hoch ist die Konversionsrate? All diese Metriken abzuklopfen, hilft dabei, zu entscheiden, ob ein Pivot notwendig ist.

Eine entscheidende Kennzahl gerade in der Phase rund um eine Series A ist das Wachstum, es muss also ein Bedarf bei (potenziellen) Kund*innen spürbar sein, das angebotene das Produkt oder den Service nutzen zu wollen. Ist das nicht der Fall, ist das ein wichtiger Punkt, um über einen Pivot nachzudenken. Gleiches gilt für die Kostenstruktur: Sind die Grenzkosten, also die pro verkauftem Produkt oder Service auftretenden Kosten, zu hoch oder wachsen sogar mit steigender Stückzahl, ist das ein Zeichen für ein nicht skalierbares Produkt und ein Pivot eine Möglichkeit, um auf ein lohnenderes Geschäftsmodell umzusteigen.

Um sicher zu sein, dass es sich nicht nur um eine zwischenzeitliche Durststrecke handelt, sollten möglichst viele dieser relevanten Faktoren berücksichtigt werden. Eine der wichtigsten Variablen ist die Reaktion des Marktes. Besteht ein Bedarf bei den Zielgruppen? Sind die Kund*innen zufrieden mit dem Produkt? Verfügen die angestrebten Zielgruppen über die nötige Kaufkraft oder können weitere Zielgruppen erschlossen werden? Eingehende Kundenbefragungen, Tests zur Benutzererfahrung und Marktumfragen helfen, diese Informationen zu sammeln.

Der individuelle Weg zum Erfolg

Wie der Pivot am Ende aussieht, muss jedes Start-up für sich selbst entscheiden. Sei es nur die Änderung eines Produkts oder direkt die komplette Neuerfindung des Unternehmens. Wichtig ist am Ende, dass alle Faktoren berücksichtigt wurden und auch das Team geschlossen hinter der Entscheidung steht. Denn nur gemeinsam lassen sich neue Höhen erreichen.

Der Autor Florian Bogenschütz ist Managing Director von Wayra Deutschland, der Innovations- und Investmenteinheit der Telefónica. Wayra ist der größte konzerneigene Open Innovation Hub der Welt und deckt gemeinsam mit der Telefónica Seed- bis Growth-Investments in einem Umfang von bis zu 25 Mio. Euro pro Start-up ab.

Change: diese Phasen bestimmen den Wandel

Change: seit einigen Jahren ein Buzzword unter Unternehmensstrateg*innen. Der Begriff klingt so einfach, schließlich gehört Wandel zum Leben dazu, auch in Unternehmen. Gleichzeitig bedeutet ein gewollter Wandel ein konkretes Ziel für die Reise zu haben – einschließlich eines Plans, wie dieser Umbruch gelingen soll. Welche Schritte Wechselwillige in die Zukunft führen, liest du hier.

Unternehmen jeder Größe und Branche stehen vor multiplen Herausforderungen. Tempo, Flexibilität und Agilität entscheiden über Erfolg und Misserfolg. Um im internationalen Wettbewerb wieder vorne anzuknüpfen, setzen findige Leader auf Agilität, fernab von Command-and-Control-Prinzipien und festgefahrenen Strukturen. Einfach ohne Anleitung alle internen Gerüste aufzulösen und absolut frei zu agieren, führt jedoch kein Unternehmen ans Ziel. Natürlich passt ein starres Korsett nicht auf alle Unternehmen; One-size-fits-all ist genau das Gegenteil von Agilität. Bestimmte Schritte allerdings zählen für den Change in jeder Firma. Sie bieten eine gute Orientierung.

Die Phasen des Change

Veränderungsprojekte gleichen einer Matrix. Sie bestehen aus aufeinanderfolgenden Projektphasen wie Analyse, Konzept und Einführung. In diese Projektphasen schieben sich die einzelnen Veränderungsphasen. Das muss jedoch nicht immer gut ausgehen. Ein typischer Verlauf für einen gefährlichen Wandel:

  • Im ersten Teil erntet das Projekt viel Zuspruch und macht in den ersten sechs Monaten bis zur Konzeptfertigstellung große Fortschritte.
  • Darauf folgen im zweiten Part häufig längere Wartezeiten und Schleifen im Freigabeprozess, ausgelöst durch das aufkommende Bewusstsein des Managements für mögliche Konsequenzen und Fallstricke.
  • Im dritten Teil verleiht die erste Implementierung dem Projekt neuen Schwung, bis
  • im vierten Abschnitt nach etwa 14 bis 18 Monaten die Aufmerksamkeit schwindet. Das geschieht, wenn das Projekt die Interessensspanne des Managements überschreitet und dieses sich neuen Themen zuwendet. Nicht gelöste organisationale Hindernisse und damit ein Ausbleiben eines kompletten Erlebens der vollen Potenziale verstärken den Effekt. Mögliche Konsequenz: das Infragestellen des gesamten Change. Dies ist der wirklich kritische Punkt, den es zu überwinden gilt, um die Veränderung nachhaltig zu implementieren.

Damit Change nachhaltig in Firmen wachsen kann, achten Verantwortliche auf diese fünf Zustände:

Bewusstsein schaffen

Menschen verlassen ihre Komfortzone äußerst ungern. Veränderungen nehmen sie erst dann an, wenn keine Möglichkeit mehr für Gewohntes besteht. Diverse (Groß-)Unternehmen scheiterten an einem Wechselkurs aufgrund zu geringen Erkenntnisdrucks. Die Suche nach überzeugenden Gründen für einen Change steht deshalb vorne an: Warum muss eine Veränderung eintreten? Ist der Handlungsdruck groß genug? Transparenz und klare Kommunikation der Beweggründe gelten als wichtigste Voraussetzungen, um Awareness in der Organisation zu schaffen.

Motivation herausarbeiten

Change ist nicht nur aufwändig. Mit ihm sind Konsequenzen hinsichtlich Organisations- und Zusammenarbeitsstrukturen oder Verantwortlichkeiten verbunden. Diese Phase baut stark auf die Führungskräfte, Sponsoren und Stakeholder des Veränderungsprojekts. Haltungen à la „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ drohen jeden Veränderungswillen im Keim zu ersticken. Ist die Organisation, allen voran die Führungsebenen, bereit dazu? Maßnahmen wie Abstimmungen und Workshops sollen Ängste und Erwartungshaltungen klären, ein gemeinsames Ziel definieren und das Vorgehen festlegen. Die grundlegende Frage lautet: Welche Motivation heizt den Change an? Hier beginnt der Übergang zwischen dem Formulieren der Vision und dem Start des Agile Transition Teams.

Wissen ermitteln

Methodische Kompetenz benötigt ein Wandel genauso wie die Fähigkeit, das Zielbild zu entwerfen und bis ins Detail zu strukturieren. Fähigkeit zur strategischen Planung sowie die Befähigung zur operativen Umsetzung sind unabdingbar. Welcher Wissensaufbau muss in den Teams oder der Organisation erfolgen, um in den neuen Strukturen mit der neuen Arbeitsweise zu funktionieren? Welches Know-how braucht die Transformation? Wen brauchen wir an Board? Die Auserwählten gehören dann zum Transition Team: Idealerweise cross-funktional besetzt, treiben Mitarbeiter aus den zu transformierenden Abteilungen sowie den Schnittstellenabteilungen aus verschiedenen Hierarchiestufen als agiles Scrum Team die Veränderung von innen voran. Unterstützung erhalten sie durch mindestens zwei externe Berater und in der Regel einen Scrum Master.

Veränderungsmöglichkeiten ausloten

In dieser Phase stehen Überarbeitungen der Zusammenarbeits- und Kommunikationsstrukturen, aber auch der Führungsrolle beispielsweise durch anderes Planungsvorgehen und gewandeltes Reporting an. Welche Rahmenbedingungen gilt es zu beachten, die nicht verändert werden können? Welche Prozesse oder Strukturen müssen für einen nachhaltigen Wandel angepasst werden? Der Aufbau von Kompetenzen und neuen Rollen bestimmt diese Phase.

Vom Konzept über das Ausprobieren bis zur Gewohnheit

Zähne zusammenbeißen und durchziehen – Change ist ein nie vollends abgeschlossener Prozess. Selbst nach Projektabschluss der externen Unterstützer läuft der Wandel intern weiter. Denn neue Ausbaustufen und Themen, die zuvor nicht auf der priorisierten Agenda standen, drängen mit der Zeit in den Fokus. Die immer wieder zu stellende Frage lautet: Wie kommen die ersten Gehversuche im neuen Setup an? Wie lautet das Feedback? Um die vollzogenen Transformationen allen bewusst zu machen, lohnt das Messen der Erfolge, beispielsweise durch KPIs. Auch kleine Fortschritte und Teilerfolge sollten gefeiert werden und regelmäßigen Proof of Concept bieten.

Wichtig: Change gelingt durch eine beidseitige Umsetzung – top-down und bottom-up. Ohne Unterstützung und aktive Beteiligung der Führungsebenen stößt jede Veränderung an eine gläserne Decke. Potenziale werden nicht völlig gehoben und Teams frustriert, wenn sie nicht weiterkommen. Ohne Einbindung der Chefetagen wird die Veränderung nicht akzeptiert und mitgetragen. Widerstand und kritisches Feedback verstehen führende Personen als Gradmesser für den Nachbesserungsbedarf. Sachliche Gründe sollten Zuständige isolieren und diese klären. Dann beeinflussen hinter dem Widerstand liegende Ängste nicht den Wandel, der das Unternehmen zukunftssicher macht.

Die Autorin Dagmar Hebenstreit ist Co-Gründerin der Boutique-Beratung AGILEUS Consulting.

Vorsicht, Wachstum!

Wenn das Wachstum deutlich schneller bzw. früher einsetzt als geplant und du ad hoc expandieren musst, ohne darauf vorbereitet zu sein, ist guter Rat teuer. Diese To-do‘s helfen dir, unerwartete Wachstumsschübe besser zu antizipieren und Schieflagen zu vermeiden.

Start-ups sind bei Entstehung zunächst sehr auf ihr Produkt und ihre Angebots­palette fokussiert, insbesondere auf ihre Finanzierung. Kaum jemand legt zu diesem Zeitpunkt bereits ein Augenmerk auf ein mögliches, zügiges Wachstum. Der Businessplan ist in der Regel zwar auf mehrere Jahre und damit auch auf Wachstum ausgelegt, doch ist man in Hinblick auf Zukunftspläne, Visionen und mögliche Aussichten in der Regel eher vorsichtig und verhalten.

Was aber, wenn das Wachstum schneller einsetzt als geplant? Was ist in dieser Situation zu beachten? Was kann ggf. schon vorbereitet und eingeleitet werden, auch zu einer Zeit, in der noch Unsicherheit über dieses Szenario herrscht? Hier die Antworten:

Gegenwart statt Zukunftsmusik

Zu Beginn legen zahlreiche Start-ups weniger Wert auf eine bilderbuchmäßige Organisationsstruktur. Auch ist (Team-)Führung weniger von Relevanz, da die Anfangseuphorie und die Dynamik überwiegen. Diese Faktoren sind jedoch im weiteren Verlauf des Unternehmensauf- und -ausbaus maßgeblich und ausschlaggebend für langfristigen Erfolg.

Eine weitere wesentliche Komponente für Start-up-Erfolg in der Anfangsphase sind die Kapitalgeber*innen und deren Zufriedenheit mit der Gesamtentwicklung des Unternehmens und damit einhergehend ihrer Investitionen.

Weniger bedeutsam hingegen scheint es, ein zukunftsorientiertes, organisch-gesundes Wachstum im Blick zu behalten, dieses entsprechend vorzubereiten und umzusetzen. Die anfänglich vorhandenen Ressourcen werden in der Regel gezielt für die ersten realen Schritte des Unternehmens eingesetzt; die Gegenwart ist primär im Fokus, Zukunftsmusik steht zumeist hintan.

Nun kann es durchaus geschehen, dass das Wachstum schneller eintritt als auf dem Papier geplant wurde. Dann besteht die Gefahr, sich plötzlich an einem Punkt in der Unternehmensentwicklung zu verzetteln, an dem ein klarer Kopf und Plan hilfreich bzw. vonnöten wäre. Denn jetzt fehlt es an verfügbaren Ressourcen, die für die Expansion notwendig, aber nicht immer direkt verfügbar sind.

Je nach Technologie oder Branche sind in diesem Moment beispielsweise besondere Fachkompetenzen dringend gefordert. Produktions-, Büro- und Lagerflächen können zu einem limitierenden Faktor werden, sodass zügig neue Standorte zu erschließen und Kooperationspartner*innen hinzuzunehmen sind, die zusätzliches Material und Rohstoffe liefern können. Zudem muss der Vertrieb erweitert, verändert und auf neue Anforderungen angepasst werden. Und dies alles ist nur ein kleiner Auszug aus möglichen Engpässen oder neuen Herausforderungen, mit denen man als kleines, junges Unternehmen nicht direkt, das heißt ohne Unterstützung einfach so umgehen kann. Manchmal fehlt auch schlichtweg die Erfahrung, wie man ein Unternehmen in einer Wachstumsphase mit wichtigen Entwicklungen und Erweiterungen in die Zukunft führt.

Dieses Stadium ist besonders kritisch und deshalb für das Unternehmen so wichtig, da bei einer Verzögerung oder gar Verhinderung einer anstehenden Expansion erhebliche Ressourcen verschwendet werden und im schlimmsten Fall den Verlust des hart erarbeiteten Images kosten kann. Sollten die notwendigen Kompetenzen für den nächsten Entwicklungsschritt fehlen, kann dies sogar das kurz- bis mittelfristige Aus für die gesamte Unternehmung bedeuten.

Praxiserprobte To-do’s in der Anfangsphase

Was bedeutet das jetzt für dein Start-up in der Anfangsphase? Natürlich können keine wertvollen Ressourcen für Themen entbehrt werden, die zu weit in der Zukunft liegen. Dennoch solltest du an die Idee, den Markt und den steigenden Umsatz glauben; haben doch auch die Kapitalgeber*innen deine Vision geteilt und dir dafür ihr Geld zur Verfügung gestellt. Es gilt gerade an diesem Punkt, die goldene Mitte zu finden, um allen Eventualitäten gerecht zu werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich frühzeitig mit dem Thema Expan­sion auseinanderzusetzen, ohne wichtige Ressourcen zu vereinnahmen und den Unternehmensalltag unnötig zu belasten.

Start-ups haben hierbei den Vorteil, dass sie ohnehin Flexibilität und Anpassungsfähigkeit leben, dadurch oft agiler als Bestandsunternehmen sind und Marktbeobachtungen aufgrund der frühen Marktphase das A und O der Unternehmensentwicklung sind. Damit ist bereits ein gutes Umfeld für die Implementierung weiterer Instrumente zur kurzfristigen und zukünftigen Expansion gegeben.

Folgende sieben praxiserprobte Instrumente und Methoden helfen dir, deine Expansion bestmöglich vorzubereiten:

1. Implementierung einer Sonderfunktion

Sinnvoll ist es, für diesen Bereich der Vorbereitung auf zukünftiges Wachstum entweder eine eigene Position einzurichten oder – sofern hierfür kein Budget vorhanden ist oder der Arbeitsumfang keiner vollen Stelle bedarf – eine(n) Berater*in oder eine(n) deinem Start-up-nahestehende(n) Spezialist*in temporär hinzuzuziehen. Wichtig ist, dass diese Tätigkeiten keinem deiner Mitarbeitenden als Zusatzaufgaben zum normalen Arbeitsbereich aufgebürdet werden. Die Relevanz dieser Recherchen, der Weitblick für Trends und Entwicklungen sowie die daraus abzuleitenden Analysen sind nicht zu unterschätzen und bedürfen absoluter Fokussierung und Konzentration. Diese To-do’s nebenbei abzuarbeiten, wird den Herausforderung nicht gerecht und stellt insbesondere die Ergebnisse, Ableitungen und Aussagen infrage.

2. Detailpläne inklusive Szenarioanalysen und Screening

Die Früherkennung ist für eine unerwartete, kurzfristige Expansion von enormer Bedeutung. Sie bezieht sich auf die Fähigkeit deines Unternehmens, potenzielle Chancen und Risiken frühzeitig festzustellen, um strategische Entscheidungen zu treffen und nachhaltiges Wachstum zu fördern. Hierbei sind alle wesentlichen Bereiche in die Betrachtung mit einzubeziehen und entsprechend zu planen. Wesentliche Instrumente sind unter anderen die kontinuierliche Analyse von Markttrends, um nicht nur frühzeitig Chancen, sondern auch Trends und deren Umkehr zu identifizieren. Als Basis für aussagekräftige Analysen sind Daten aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen, um Muster und Zusammenhänge für zukünftige Chancen oder Risiken zu erkennen und Handlungsalternativen abzuleiten. Eine wunderbare Quelle für die Ableitung zukünftiger Entwicklungen ist zudem das Feedback und Verhalten deiner Kund*innen.

Ein wichtiger Aspekt für Unternehmenswachstum ist natürlich die Liquidität. So sind für relevante, technologische Entwicklungen immer genügend finanzielle Ressourcen vorzuhalten, um die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere in der Anfangsphase zu erhalten und zu steigern.

Auf dem Weg zur Expansion sind strategische Partnerschaften und Kooperationen parallel aufzubauen und ggf. Allianzen zu schließen, um kurzfristigen Zugang zu notwendigen Ressourcen, Märkten und Know-how zu erleichtern.

Die Entwicklung deiner Mitarbeitenden und die Identifizierung ihrer Talente fördern und etablieren eine stabile Mitarbeitendenbindung. Insbesondere in der Anfangs- und Wachstumsphase ist es maßgeblich, eine überschaubare Fluktuation aufzuweisen. So ist eine wohlwollende, angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die eine agile Unternehmenskultur unterstützt. Eine gute Möglichkeit, im Bilde zu bleiben und Früherkennung zu fördern, sind regelmäßige Screenings der jeweiligen, für dein Start-up bedeutsamen Parameter und Bereiche.

3. Einführung eines Frühwarnsystems

Die aus der Früherkennung gewonnenen Daten und Trends sind die Grundlage für das nachgelagerte Frühwarnsystem. Denn nur über eine Auswertung der Erkenntnisse und deren Einordnung kannst du Maßnahmen zielgerichtet ableiten. So ist die Identifizierung und Festlegung von quantifizier- und messbaren Frühindikatoren, wie beispielsweise branchenspezifische KPIs, maßgeblich. Für die Entwicklung eines möglichen Action Plans gilt es, Leitplanken für diese Indikatoren zu definieren. Welche Wertvorgaben bestimmter Parameter sind unter- oder überschritten? Wer ist in welchem Fall für was verantwortlich und zuständig? Welche Maßnahmen sind anzuwenden?

Die automatisierte Überwachung und Analyse der Frühindikatoren ist wesentlich für Wachstum, um frühzeitig finanzielle, markt- und unternehmensbezogene Herausforderungen zu erkennen und eine schnelle Reaktionsgeschwindigkeit zu gewährleisten. Eine klare Methodik zur Bewertung von Risiken und Chancen sichert dir eine konsistente Entscheidungsgrundlage. Die Anwendung von Szenarioanalysen gewährleistet dir die ganzheitliche Einschätzung der Ergebnisse und Ableitung proaktiver Verhaltensoptionen.

Um kurzfristig Entscheidungen einzuleiten und wertvolle Zeit zu gewinnen, ist eine klare Definition der internen Kommunikations- und Meldewege notwendig. So sind relevante Entscheidungsträger*innen regelmäßig über die Auswertungen zu informieren.

Es gilt gleichfalls zu gewährleisten, dass dein Frühwarnsystem mit genügend Flexibilität ausgestattet ist. Sich ändernde Geschäftsbedingungen, neue Entwicklungen und Risikoprofile bedürfen einer unkomplizierten Systemanpassung.

Sind diese Parameter weitgehend berücksichtigt und in deinem Unternehmen implementiert, steigt die Sicherheit, über ein gutes Screening jener Faktoren, die rechtzeitig Entwicklungen ankündigen, die notwendigen Entscheidungen herbeizuführen.

4. Vorlage für eine effiziente Organisationsstruktur

Wie bereits erwähnt, verfügen Start-ups zu Beginn zumeist über wenig Strukturen und Hierarchien. In weiser Voraussicht ist in Abstimmung mit möglichen Berater*innen, internen Kompetenzträger*innen und ggf. auch den Investor*innen eine Organisationsstruktur aufzustellen, die bei Erreichen einer bestimmten Größe eine Anpassung der Organisation ermöglicht. Das Recruiting sollte in diesen frühen Entwicklungsphasen permanent nach geeigneten Talenten und Fachkräften Ausschau halten.

5. Sicherung der Flexibilität

Die Unternehmensführung und -entwicklung sollte jederzeit befähigt sein, flexibel und agil auf Veränderungen zu reagieren. Zu schnell ist man auf festgefahrenen Wegen, und über den normalen Alltagswahnsinn und Ad-hoc-Herausforderungen gerät die eigene Anpassungsfähigkeit gern in den Hintergrund. Deshalb ist sie als fester Bestandteil in deine Unternehmensphilosophie und -politik zu implementieren.

6. Regelmäßige Strategie-Reviews und erforderliche Anpassungen

Hierbei können insbesondere feste Strategiemeetings, Off-Campus-Workshops oder auch regelmäßige Perspektivenwechsel durch gemeinsames Brainstorming und Kreieren von Zukunftsvisionen spielerisch etabliert werden, um die Strategie zu überprüfen, mögliche Anpassungen zu diskutieren und generell „state-of-the-art“ zu bleiben.

7. Sensibilisierung der Mitarbeitenden

Ein wichtiger Baustein für den Erhalt der Flexibilität und die Umsetzung zukünftiger Expansion sind deine Führungskräfte sowie alle Mitarbeitenden. Diese sollten den Sinn und die Idee hinter Veränderungen und Neuerungen verstehen, diese mitgestalten und sich diesen verpflichten. Eine transparente, wertschätzende und frühzeitige Kommunikation ist von Beginn an wichtig. Eine starke Bindung zum Unternehmen und zu dessen Spirit garantiert die Stabilität für den nachhaltigen Aufbau eines langlebigen, gesunden Unternehmens.

Fazit und Ausblick

Die effektive Kombination der angesprochenen Ansätze und Instrumente kann dich bzw. dein Unternehmen dabei unterstützen, Chancen und Risiken frühzeitig zu erkennen sowie die Strategie entsprechend anzupassen, um kurzfristiges, aber auch nachhaltiges Wachstum unkompliziert zu ermöglichen. Wichtig: Das Thema ist mit diesem Beitrag natürlich nicht abschließend behandelt, und die vorgestellten Maßnahmen sind auf die jeweilige Branche, Entwicklungsphase und Größe des Start-ups auszurichten und anzupassen. Eine Grundvoraussetzung für die Expansion, unabhängig vom Zeitpunkt des Wachstums, sind die Agilität deines Unternehmens, die Motivation deiner Mitarbeitenden und der Zugang zu notwendigen Ressourcen. So kann eine stabile Unternehmensentwicklung auf einer gesunden Basis gewährleistet und gesichert werden.

Die Autorin Nicole Dildei ist Unternehmensberaterin, Interimsmanagerin und Coach mit Fokus auf Organisationsentwicklung und Strategieberatung, Integrations- und Interimsmanagement sowie Coach•sulting.

Effizienz statt teure Tools

Effizienz ist unter Unternehmer*innen vermutlich das Wort des Jahres. Angesichts der Finanzierungslage und des allgemeinen Kostendrucks ist es gerade für Start-ups extrem wichtig, möglichst effizient, zielorientiert und ergebnis­getrieben zu arbeiten. Praxistipps und To-do’s.

Vielen Start-ups in Deutschland geht das Geld aus. Die Kosten steigen mit anhaltender Inflation, hohen Energiekosten und dem Wettbewerb um Fachkräfte. Gleichzeitig bleiben neue Finanzierungen aus: Laut einer EY-Studie ist das Investmentvolumen im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 49 Prozent zusammengeschrumpft. Profitabilität ist jetzt das große Ziel und damit einhergehend vor allem Effizienz.

Viele Unternehmen machen dabei allerdings einen großen Fehler: Der erste Impuls ist es, nach Dingen zu suchen, die sich einsparen lassen, oder aber Tools zu finden, die möglichst sofort die Leistung der Mitarbeitenden potenzieren. Dabei vergessen sie, zunächst einmal ihre grundlegenden Abläufe im Unternehmen zu überprüfen. Sind meine Mitarbeitenden motiviert? Haben sie alles, was sie brauchen, um effizient zu arbeiten?

Viel zu oft werden diese Themen vernachlässigt, weil sie vermeintlich auf der Hand liegen. Es sind aber gerade diese grundlegenden Ansatzpunkte, die ein Unternehmen auch dann Effizienz kosten werden, wenn eine neue KI-Anwendung eingeführt wird oder die Benefits gekürzt werden.

Folgende fünf wesentliche Schritte sollten Entscheider*innen in Unternehmen immer durchlaufen, um Projekte in ihren Unternehmen effizient(er) zu gestalten.

Schritt 1: Ziele definieren, ausformulieren und verschriftlichen

Nichts ist so wichtig wie Klarheit darüber, worauf überhaupt hingearbeitet wird. Einerseits kann so vermieden werden, dass Ressourcen falsch eingesetzt werden, andererseits ist es aber auch für die Motivation der Mitarbeitenden entscheidend. Dass die Zielsetzungen unklar sind, äußert sich selten darin, dass das jemand zur Sprache bringt. Viel eher sorgt es dafür, dass im Team Konflikte entstehen, weil einzelne Teammitglieder trotz vollen Einsatzes nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen. Das sorgt schnell für Unzufriedenheit bei allen Beteiligten.

Ziele zu formulieren, die einem Projekt wirkungsvoll Orientierung geben können, ist nicht leicht. Verschiedene Methoden helfen Entscheider*innen dabei: sei es, mithilfe der SMART-Methode darauf zu achten, dass Ziele spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden sind, mithilfe von Objectives Key Results (OKR) übergeordnete Ziele und Zwischenziele zu definieren oder sich nach dem Golden Circle nach der Vision der Firma zu richten. Vor allem sollten gute Ziele genau das wiedergeben, was wirklich gewünscht ist.

Dabei ist es entscheidend, Ziele nicht nur festzulegen, sondern auch verständlich formuliert schriftlich festzuhalten. Idealerweise werden diese Ziele gemeinsam mit allen am Projekt Beteiligten aufgesetzt – so verringert sich das Risiko von Missverständnissen erheblich. Gute Ziele sind nicht nur gründlich durchdacht, sondern holen auch alle Mitarbeitenden ab.

Schritt 2: Aufgaben definieren und zuordnen

Stehen die Ziele fest, ist zu klären, welche Aufgaben erfüllt werden müssen, um sie zu erreichen. Es ist unerlässlich, nicht nur die anstehenden Aufgaben klar zu definieren, sondern auch sicherzustellen, dass sie den richtigen Personen zugewiesen werden. Doppelte Arbeit ist für effiziente Projekte genauso schädlich wie Aufgaben, die niemand erledigt.

Dazu gehört auch, den Aufgaben Prioritäten zuzuweisen. Projekte in Unternehmen sind immer Teamarbeit. Wenn nun die Aufgaben nicht in der richtigen Reihenfolge oder mit unterschiedlich verstandenen Prioritäten abgehandelt werden, kommt es zu Verzögerungen und Wartezeiten. Die sind zwar in vielen Unternehmen ganz normal, für ein effizientes Projekt stellen sie aber auch eine große Schwäche dar. Tools wie die Eisenhower-Methode können helfen, die Aufgaben in „wichtig“ und „dringlich“ zu kategorisieren und entsprechend zu handeln.

Auch dieser Schritt wirkt nur, wenn er gründlich dokumentiert wird. Die Mitarbeitenden müssen zu jeder Zeit nachlesen können, wer für welche Aufgabe zuständig ist und wer gegebenenfalls darauf angewiesen ist, dass ihre Aufgaben erledigt werden.

Schritt 3: Kompetenzen und Ressourcen identifizieren und sicherstellen

Sind die Aufgaben definiert und den Verantwortlichen zugeordnet, die auf den ersten Blick und gemäß Positionsbeschreibung am besten geeignet sind, gilt es sicherzustellen, dass sich diese Personen auch in der Lage fühlen, die Aufgaben zu erledigen. Dazu sind zwei Dimensionen zu beachten und die damit verbundenen Fragen zu stellen: Haben die Personen die Kenntnisse, die sie brauchen, um die Aufgaben zu erledigen? Und: Haben die Personen die Ressourcen – also Zeit, Geld, Informationen und Tools –, um die Aufgabe zu erfüllen?

Kann eine der Fragen nicht mit Ja beantwortet werden, muss umgehend dafür gesorgt werden, Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Jede Investition, die an dieser Stelle getätigt wird, spart Mehrkosten, die sonst im Laufe des Projekts sichtbar geworden wären.

Schritt 4: Kommunikation und Transparenz gewährleisten

Um die jeweils erforderlichen Informationen aller Schritte so schnell und einfach wie möglich zugänglich zu machen, lohnt es sich, einen „Ort der Wahrheit“ im Unternehmen einzuführen. Eine digitale Ablage oder eine Software also, über die auf einen Blick die Ziele, Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Ressourcen zu überblicken und ihr aktueller Stand zu erfassen ist. So gehen keine Informationen verloren, alle arbeiten mit den richtigen Daten und es geht keine Zeit für Suchen in Ordnerstrukturen verloren.

Neben regelmäßigen Team-Meetings und Check-ins ist es für die Weitergabe von Informationen außerdem unerlässlich, auch die 1:1-Kommunikation der Mitarbeitenden untereinander zu prüfen. Wissen alle Mitarbeitende, wie sie bestimmte Teammitglieder am besten erreichen können? Wer telefoniert am liebsten, wer antwortet am schnellsten per E-Mail? Sind die Mitarbeitenden darin geschult, Konflikte zu lösen oder Feedback konstruktiv zu geben?

Schritt 5: Erfolgsmessung und Wissenstransfer

Der fünfte und letzte unbedingt erforderliche Schritt für effiziente Prozesse sind die Erfolgsmessung und das daraus resultierende Lernen. Auch dieser Schritt wird oft vernachlässigt, Ziele werden grob in „erreicht“ oder „nicht erreicht“ eingeteilt und sich dann neuen Projekten gewidmet. Vor allem in Bezug auf zukünftige Projekte schadet das der Effizienz.

Falls die Ziele nicht erreicht wurden, sollte zumindest festgehalten werden, welche Aufgaben erfüllt wurden und welche Ergebnisse das Projekt gebracht hat. Vielleicht lässt sich auf ihnen ein neues Projekt aufbauen, das erfolgreicher ist. Genauso sollte betrachtet werden, was nicht funktioniert hat – konstruktiv, ohne Schuldzuweisungen. Fehler müssen schriftlich festgehalten und mit dem ganzen Team geteilt werden, um sie um jeden Preis in zukünftigen Projekten zu vermeiden.

Auch wenn die Ziele erreicht wurden, muss diese Analyse stattfinden. Was hat trotz des erreichten Ziels nicht funktioniert? An welchen Stellen musste unplanmäßig investiert werden, wo gab es Schwierigkeiten? Aber auch: Was hat besser geklappt als erwartet? All diese Überlegungen führen zu Erkenntnissen, die zukünftige Projekte verbessern – wenn sie mit dem gesamten Team geteilt und nachhaltig festgehalten werden.

Eine Checkliste, die nicht fehlen darf

Für manche mögen diese Schritte selbstverständlich wirken – sie sind es aber ganz und gar nicht. Dabei sollte diese Checkliste für alle Teams die Grundlage ihres Handelns sein. Wer diese Schritte überspringt oder nur halbgar durchläuft, muss damit rechnen, dass das Potenzial des Teams nicht ausgeschöpft wird. Alle Sparmaßnahmen oder zusätzliche Effizienztools wirken dann nur vorläufig und werden langfristig immer wieder zu Problemen führen. Sind die hier geschilderten Grundlagen aber sichergestellt, darf davon ausgegangen werden, dass alle Maßnahmen, die im Unternehmen getroffen werden, beste Chancen haben, ihr gewünschtes Ziel zu erreichen.

Der Autor Sebastian Paasch ist Gründer und CEO von AMX, einer Beratung für (agile) Zusammenarbeit, Informationsorganisation und Decision Making.

Einfacher, schneller und billiger: Warum Deutsche angesichts der schwerfälligen Bürokratie ihre Start-ups in Estland gründen

Warum immer mehr Deutsche ihre Start-ups in Estland gründen. Ein Gastbeitrag von Katrin Vaga, Head of PR von e-Residency of Estonia.

Während Deutschland versucht, seine Start-up-Strategie umzusetzen, blicken viele deutsche Gründer bereits über die Landesgrenzen hinaus. Ein Land, das in Sachen Digitalisierung und Unternehmertum besonders auffällt, ist Estland mit seinem zu 100 Prozent digitalen Programm e-Residency. Unternehmer auf der ganzen Welt profitieren hierbei von den Maßnahmen einer Regierung, die Anreize für Wachstum und Innovation schafft und einen Pool von Investoren und Partnern erreicht, die ihnen bei der Skalierung helfen. Daher entscheiden sich immer mehr Deutsche dafür, eine e-Residency in Estland zu beantragen. Warum? Und was können wir daraus lernen?

Die aktuelle Situation für Existenzgründer in Deutschland

In Deutschland ist die Gründung eines Start-ups oft ein bürokratischer Marathon. Die Digitalisierung der Verwaltung hinkt hinterher, Gründer müssen sich durch einen wahren Dschungel von Formularen und Vorschriften kämpfen. Das führt oft zu Verzögerungen und erhöht die Hürden beim Zugang zu Risikokapital.

Die Situation hat sich im Zuge der Pandemie noch verschärft, da es auch die Politik angehenden Unternehmern nicht leicht macht, wenn es um die Gründung eines Unternehmens geht. Zudem sind viele Besuche bei Behörden nötig, was zeitaufwendig und teuer ist. Die Bearbeitung von Anträgen dauert oft Monate, während denen Jungunternehmer immer wieder aufgefordert werden, noch mehr Nachweise und Belege einzureichen. Geld verdienen sie in dieser Zeit mit ihrer Geschäftsidee nicht.

Vor einem Jahr hat die Bundesregierung eine neue Start-up-Strategie angekündigt. Doch hat sich dadurch die Situation bei den digitalen Dienstleistungen verbessert?

Die deutsche Start-up-Strategie im Überblick

Im September 2023 wurden die Fortschritte der Start-up-Strategie im Deutschen Bundestag vorgestellt. Offensichtlich ist: Es gibt noch viel zu tun, es geht nur langsam voran. So ist die Zahl der Gründungen deutscher Start-ups das dritte Halbjahr in Folge zurückgegangen.

Während Deutschland sich abmüht, ist das Geschäftsumfeld in Estland schon seit 20 Jahren voll digital.

So macht es Estland: e-Residency

Estland hat die Digitalisierung seiner Verwaltung schon vor Jahren abgeschlossen. Als erste Maßnahme führte das Land eine digitale ID-Karte ein - für seine eigenen Bürger. Mit diesem Ausweis können Esten ihre Steuern und alle anderen behördlichen Angelegenheiten digital erledigen, ohne Anträge ausfüllen oder ein Amt aufsuchen zu müssen. Das Gleiche gilt für alle staatlichen Dienstleistungen, die in Estland angeboten werden.

Im Dezember 2014 wurde dieses Konzept auch auf Nicht-Bürger Estlands übertragen. Jetzt bietet das Land mit seinem e-Residency-Programm eine digitale Identität für Unternehmer weltweit an. Jeder angehende Unternehmer kann damit also ein Unternehmen in der EU gründen - und zwar vollständig online und zu jeder Tageszeit. Die Vorteile liegen auf der Hand: Schnelligkeit, Effizienz und ein direkter Zugang zum EU-Markt.

Auch Unternehmer, die in EU-Ländern leben, profitieren von der e-Residency und den Vorteilen, die sie ihnen bietet. Derzeit gibt es über 108.000 sogenannte e-Residents. Mehr als 7000 von ihnen leben in Deutschland. Damit ist Deutschland das Land mit den meisten E-Residents der Welt.

Stimmen deutscher E-Residenten in Estland

Viele deutsche Gründer, die den Schritt nach Estland gewagt haben, berichten von erheblichen Zeit- und Kosteneinsparungen. "Die Einfachheit des estnischen Systems war für mich ein echter Gamechanger", sagt Sabrina Renz, die eine Beratungsfirma im Bereich Human Resources besitzt. "Als ich in Deutschland ein Unternehmen gründete, musste ich vier Monate lang warten, bis es offiziell registriert war und ich meine Dienstleistungen anbieten konnte. Mit e-Residency of Estonia war meine Firma innerhalb von zwei Wochen startklar."

Luke Seelenbinder, Inhaber eines IT-Beratungsunternehmens, das er als e-Resident in Estland gegründet hat, sagt, ihm gefalle vor allem der innovative Geist, den die estnische Regierung zeige, indem sie die Programme für Unternehmer aus aller Welt anbiete. Er ergänzt: "Es verschafft mir berufliche Freiheit, denn ich kann mein Unternehmen von jedem Ort der Welt aus leiten und vergrößern."

Eine Blaupause für Deutschland

Die estnische e-Residency bietet ein digitales Modell, von dem Deutschland einiges lernen kann, insbesondere wenn es darum geht, Dienstleistungen für Gründer effizient, kostengünstig und benutzerfreundlich anzubieten. Natürlich spielte die Größe Estlands eine wichtige Rolle, als das Land die ID-Card für alle Bürger einführte - Estland hat gerade mal rund 1,3 Millionen Einwohner. Aber jedes Konzept lässt sich skalieren. Die Frage ist also nicht, ob deutsche Gründer von der heimischen Bürokratie frustriert sind, sondern vielmehr, wie schnell Deutschland aufholen kann, um nicht den Anschluss zu verlieren und die eigene Start-up-Community weiter wachsen zu lassen.

Deutschland hat viel Potenzial

Die deutsche Start-up-Landschaft hat zwar viel Potenzial, aber bürokratische Hürden und der Mangel an digitalen Dienstleistungen bremsen ihre Entwicklung. Estlands Programm zeigt, wie es besser und effizienter für alle Beteiligten geht. Deutschland muss aus diesen Erfahrungen lernen und handeln, bevor noch mehr talentierte Gründer in andere Länder abwandern.

Die Zeit für Veränderungen ist jetzt. Estland hat bereits eine Blaupause dafür geschaffen. Es liegt an Deutschland, ob es diesem Beispiel folgen oder weiterhin im digitalen Schatten stehen will.

Die Autorin Katrin Vaga ist Head of PR von e-Residency of Estonia.