Working Capital Management

Autor: Stefan Kempf
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Wie Unternehmen die Balance zwischen Umlaufvermögen und kurzfristigem Kapital halten können.

Hoher Margendruck, fehlende Kapitalgebende, steigender Finanzierungsbedarf – Es gibt viele Gründe, weshalb Unternehmer*innen in jüngster Zeit vermehrt auf eine Optimierung des Working Capitals setzen. Beim sogenannten Working Capital Management geht es darum, die Liquidität des Unternehmens zu verbessern und den eigenen Kapitalbedarf zu verringern. Wir zeigen, wie diese Art des Umlaufvermögens optimiert und als „Bonitätshebel“ genutzt werden kann.

Working Capital – Was ist das überhaupt?

Der Begriff "Working Capital" wird oft mit Betriebskapital oder Umlaufvermögen übersetzt. Es handelt sich dabei um die Differenz aus Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten des Unternehmens, auch als Netto-Umlaufvermögen bezeichnet. Es setzt sich zusammen aus liquiden Mitteln, Forderungen, Vorräten, geleisteten Anzahlungen abzüglich (kurzfristiger) Verbindlichkeiten und erhaltener Anzahlungen.

Welche Bedeutung hat ein positives oder negatives Working Capital?

Das Umlaufvermögen kann im Gegensatz zu anderen Vermögensgegenständen eines Unternehmens schnell in liquide Mittel umgewandelt werden. Ist das Umlaufvermögen höher als die kurzfristigen Verbindlichkeiten, ergibt sich daraus ein positives Nettoumlaufvermögen (Net Working Capital). Das bedeutet, das Nettoumlaufvermögen des Unternehmens reicht aus, um die kurzfristigen Verbindlichkeiten zu bedienen, sodass Lieferantenrechnungen sowie Löhne und Gehälter bezahlt werden können.

Damit ist das Working Capital ein direktes Maß für die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens. Ein negatives Ergebnis der Berechnung wiederum bedeutet, dass die kurzfristigen Verbindlichkeiten den Wert des Umlaufvermögens übersteigen. Das Unternehmen gerät dann im schlimmsten Fall in Zahlungsschwierigkeiten.

„Totes" Betriebskapital zum Leben erwecken:

Beim Working Capital Management wird das im Umlaufvermögen gebundene Kapital genauer unter die Lupe genommen, um es effektiv freizusetzen. Dieses sogenannte tote Betriebskapital wird zum Leben erweckt, indem der Fokus auf drei Schlüsselaspekte gelegt wird:

  1. Lagerbestände: Ein hoher Lagerbestand und die damit verbundene Lagerfläche binden Kapital, das anderweitig für Investitionen und Einkäufe genutzt werden könnte.
  2. Forderungen: Offene Posten, die zum Working Capital gehören, binden Kapital und generieren keine zusätzlichen Erträge.
  3. Verbindlichkeiten: Durch Minimierung von Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten kann das Working Capital effizient optimiert werden.

Unabhängig von der Wirtschaftslage stellt eine aktive Working Capital Optimierung einen essenziellen Baustein für effizientes Controlling dar. Die Vorteile reichen von der Freisetzung gebundenen Kapitals über verbesserte Liquidität bis hin zu positiven Auswirkungen auf Bilanzrelationen und Bonitätsbewertungen.

Wie lässt sich das Working Capital optimieren?

Working Capital erwirtschaftet keine Erträge und verursacht Kosten. Daher ist eine Begrenzung dieses "toten" Kapitals entscheidend. Beim Working Capital Management gibt es drei relevante Prozesse, die optimiert werden können:

  1. Order-to-Cash: Der Order-to-Cash-Prozess umfasst alle Schritte, von der Kundenbestellung bis zum Zahlungseingang. Darunter fallen Preisbildung, Zahlungsbedingungen, Risikomanagement, Vertragsverwaltung sowie Fakturierung und Reklamation. Ziel aller Optimierungen ist es hier, gebundenes Kapital freizusetzen. Beispielsweise können offene Posten durch konsequentes Inkasso eingefordert werden. Auch der Einsatz von Factoring (Rechnungsvorfinanzierung) sorgt dafür, dass lange Zahlungsziele nicht mehr in gebundenem Kapital resultieren.
  2. Purchase-to-Pay: Dieser Prozess umfasst alle Schritte von der Bestellung bis hin zur Bezahlung der Ware beim Lieferanten. Dazu zählen der Moment der Bestellung, die Wareneingangskontrolle, das Kreditorenmanagement, die Rechnungsprüfung sowie der finale Zahlungslauf. Auch hier lässt sich durch eine Einkaufsfinanzierung das Umlaufvermögen optimieren. Denn zum einen kann die für den Wareneinkauf benötigte Summe in Raten zurückgeführt werden, sodass immer nur ein Bruchteil des Einkaufspreises fällig wird und auf die Liquidität drückt. Zum anderen kann die Ausnutzung von Skonto-Optionen zu einer deutlichen Kosteneinsparung führen.
  3. Total-Supply-Chain: Die Total-Supply-Chain umfasst alle Prozesse von der Entwicklung bis zum Versand der Ware. Hierbei stellt die Bilanzposition „Vorräte“ die entscheidende Kennzahl bei der Optimierung des Working Capitals dar. Alle Verbesserungen in diesem Bereich zielen darauf ab, die technischen, logistischen und organisatorischen Abläufe im Unternehmen so zu organisieren, dass möglichst wenig Lagerung von Material, Zwischenerzeugnissen und Endprodukten nötig ist. Durchlaufzeiten im Produktionsprozess sollen minimiert werden.

Unternehmen können durch verschiedene Maßnahmen das Betriebskapital erhöhen, um so die Liquidität sicherzustellen. Eine aktive und strategische Herangehensweise an das Working Capital Management ermöglicht es dann, die eigene Liquidität zu stärken, Kosten zu reduzieren und langfristig erfolgreich zu agieren.

Der Autor Stefan Kempf ist Gründer der aifinyo AG und strategischer Kopf des Berliner FinTechs. Zuvor stellte der ambitionierte Unternehmer seine knapp zehnjährige Investmentbanking-Expertise in leitenden Positionen bei verschiedenen Leasing- und Factoring-Spezialisten unter Beweis.

Der Allianz Unternehmensschutz erweitert sein Angebot

Schadensersatz, Einbruch oder Brand – Unternehmen sichern vieles gegen existentielle Risiken ab. Aber was ist, wenn man sich mit Lieferanten oder Kunden mal nicht einig ist? Der Unternehmensschutz bietet auch Absicherung bei Rechtsstreitigkeiten.

Mit dem Unternehmensschutz der Allianz schützen sich kleine und mittlere Betriebe bis 5 Millionen Euro Umsatz bzw. bis zu 10 Millionen Euro Versicherungssumme gegen zahlreiche typische Geschäftsrisiken ab. Vier Produktlinien bieten dabei für jeden die passende Absicherung mit unterschiedlichen Leistungs- und Preisniveaus – von der Basis-Deckung bis hin zum Premium-Produkt.

Haus und Hof mit Hab und Gut richtig absichern

Nach der Neueinführung der Betriebs- und Berufshaftpflicht- im Jahr 2022 sowie der Inhaltsversicherung folgte 2023 die Firmen Immobilienversicherung, welche sich durch zahlreiche neue Einschlüsse und Deckungserweiterungen sowie reduzierte Selbstbehalte auszeichnet. Wie bei der Haftpflicht- und Inhaltsversicherung ist bei ihr auch grobe Fahrlässigkeit mit abgesichert. Weiterhin setzt die Firmen Immobilienversicherung mit einem neuen Umwelt- und Nachhaltigkeitsbaustein echte Maßstäbe. So gibt es zum Beispiel eine echte Allgefahrendeckung für Anlagen zur nachhaltigen Energiegewinnung und -versorgung. Darunter fallen Klein-Windkraftanlagen, Ladestationen für Elektrofahrzeuge oder Vorrichtungen zur Regenwassernutzung, die im Versicherungsumfang automatisch bis 25.000 EUR enthalten sind. Zusätzlich können Photovoltaikanlagen entsprechend Ihrer Leistung mitversichert werden. Darüber hinaus erhalten Unternehmen im Schadenfall zusätzlich zur vertraglich vereinbarten Schadenzahlung bis zu 25.000 Euro an Mehrleistungen, wenn zum Beispiel bei einem Heizungstausch eine herkömmliche Ölheizung gegen eine Wärmepumpe ersetzt wird oder bei einer Reparatur die Außendämmung erneuert wird. Ebenso können behinderten- und altersgerechte Umbauten im Gebäude oder in den einzelnen Wohneinheiten durch die Zusatzleistungen des Umwelt- und Nachhaltigkeitsbausteins vorgenommen werden.

Recht haben ist nicht Recht bekommen

Auch wenn man selbst eigentlich kein „Streithansel“ ist: Sind Kund:innen unzufrieden oder fühlen sich Mitarbeiter:innen ungerecht behandelt, hat man schnell eine Klage am Hals. Oder man selbst ist mit den Leistungen eines Lieferanten unzufrieden und möchte sich dagegen wehren und sein Recht durchsetzen. Egal worum es geht – immer sind Rechtsstreitigkeiten vor allem mit Unsicherheiten über ihren Ausgang verbunden – und guter Rat ist sowieso teuer.

Mit der jetzt neu aufgelegten Allianz Firmen-Rechtsschutzversicherung schützen sich Unternehmen vor hohen Kosten bei Rechtsstreitigkeiten und erhalten in ihren Angelegenheiten fundierte juristische Beratung. Denn wie die übrigen Unternehmensschutzprodukte steht die Allianz Firmen-Rechtsschutzversicherung für umfangreiche Leistungen und Services. Zum Beispiel werden im Falle von fünf Jahren Schadenfreiheit in den Produktlinien Komfort und Premium auch bei nicht versicherten oder nicht versicherbaren Fällen einmalig bis zu 1000 Euro übernommen. Oder die Unternehmen können sich im Rahmen einer telefonischen Erstberatung immer über ihre Chancen und Rechte ausführlich informieren – auch bei nicht versicherten Angelegenheiten. In einem versicherten Fall können die Parteien jederzeit zur Schlichtung eine Mediation in Anspruch nehmen und versuchen, ihren Streit außergerichtlich zu lösen. Die Allianz deckt Arbeits-, Vertrags- und Sachenrecht sowie Wohnungs- und Grundstücksrecht und damit wichtige Rechtsgebiete im Tagesgeschäft ab. In der Produktlinie Premium ist ab sofort sogar die Abwehr von Schadenersatzansprüchen um Wettbewerbs- und Markenrechte sowie (gerichtliche) Auseinandersetzungen um Urheberrechte bis 10.000 EUR abgesichert.

Die neue Rechtsschutzversicherung für Firmen komplettiert den Allianz Unternehmensschutz und fügt sich dabei nahtlos in das bewährte Konzept ein. Das einfache Vier-Linienkonzept mit passenden Bausteinen bietet Absicherung nach Maß, die Produkte sind einfach, wettbewerbsfähig und rasch abschließbar. Und kleine und mittlere Firmen können sich sicher und rundum geschützt fühlen – jetzt erst recht! Starker Schutz für starke Unternehmen.

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Start-ups in der Krise – was nun?

Die Start-up-Szene sieht sich mit einer neuen Realität konfrontiert. Die 2023 signifikant gestiegene Zahl insolventer Start-ups ist Ausdruck eines zunehmend raueren wirtschaftlichen Umfelds, in dem sich junge, innovative Unternehmen behaupten müssen. Gründerinnen, Gründer und die Geschäftsleitung müssen sich vermehrt mit Restrukturierungsthemen und ihren rechtlichen Pflichten in der Krise auseinandersetzen. Je früher sie aktiv werden, desto größer sind die Chancen, dass sie eine sich anbahnende Krise erfolgreich bewältigen.

Eine rechtzeitige Beschäftigung mit den Themen operative Unternehmensrestrukturierung und Geschäftsführerpflichten in der Krise ist wichtig. Denn erstens steigert ein möglichst frühzeitiges Gegensteuern beim Auftreten von Krisenanzeichen die Erfolgsaussichten der Sanierung erheblich. Zweitens geht eine Unternehmenskrise immer auch mit Haftungsrisiken der handelnden Personen einher. Geschäftsleiter müssen ihre Pflichten also kennen und sich entsprechend verhalten, um persönliche Haftungsrisiken zu vermeiden.

Welche Sanierungsmaßnahmen bei ersten Anzeichen einer Krise ergriffen werden sollten, muss im Einzelfall bewertet werden. Die Intensität der Maßnahmen richtet sich dabei entscheidend nach den Ursachen und dem Stadium der Krise. Ist die Liquiditätslage bereits angespannt, sind in der Regel Kapitalmaßnahmen erforderlich. Rechtzeitig und strukturiert in Verhandlungen mit Investoren und Banken einzutreten, ist dann besonders wichtig. Kapitalgeber werden nur dann bereit sein, an einer Sanierung mitzuwirken, wenn das Unternehmen ein belastbares Konzept vorlegt. Eine außergerichtliche Sanierung kann nur gelingen, wenn insbesondere die Investoren, sonstigen Geldgeber und Gläubiger, mitwirken und es für die entsprechenden Sanierungsmaßnahmen nicht bereits zu spät ist.

Ist die Krise zu weit fortgeschritten oder kommt keine Einigung zustande, bietet das Insolvenzverfahren ebenfalls Chancen auf eine Sanierung. Die Insolvenz muss also keinesfalls das Ende des Geschäftsbetriebs bedeuten. Auch hier gilt, dass rechtzeitiges Handeln die Sanierungschancen steigert.

Persönliche Pflichten im Blick behalten

In der Unternehmenskrise müssen Geschäftsleiter auch ihre persönlichen Pflichten im Blick behalten. Beachten sie diese nicht, kann dies schnell zur persönlichen Haftung führen. Die Geschäftsleiter von haftungsbeschränkten Gesellschaften wie GmbH, UG oder AG sind verpflichtet, die wirtschaftliche Situation der Gesellschaft kontinuierlich zu beobachten und beim Auftreten von Krisenanzeichen entsprechende Maßnahmen zu treffen. Das bedeutet auch, stets auf die Liquidität zu achten, um die finanzielle Lage beurteilen zu können. Um künftige Entwicklungen absehen und wenn nötig reagieren zu können, sollte auf Basis des Business Plans eine Liquiditätsplanung (z.B. eine rollierende 13-Wochen-Planung) aufgestellt und kontinuierlich fortgeschrieben werden. Nur so wird es gelingen, Liquiditätsengpässe rechtzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.

Insolvenzgründe prüfen

Gerade bei einer (absehbar) angespannten Liquiditätslage ist es erforderlich, das Bestehen von Insolvenzgründen zu prüfen, sprich, ob Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung vorliegt. Zahlungsunfähigkeit ist dann gegeben, wenn die Gesellschaft nicht in der Lage ist, mehr als 90 Prozent ihrer fälligen und innerhalb der nächsten drei Wochen fällig werdenden Verbindlichkeiten zum jeweiligen Fälligkeitszeitpunkt zu erfüllen. Überschuldung liegt vor, wenn neben dem Vorliegen der bilanziellen Überschuldung nicht mit überwiegender Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, dass die in den nächsten zwölf Monaten voraussichtlich fällig werdenden Verbindlichkeiten mit überwiegender Wahrscheinlichkeit erfüllt werden können (Fortbestehensprognose). Insbesondere der Tatbestand der Überschuldung ist für Start-ups sehr schwer zu bewerten. Eine bilanzielle Überschuldung liegt häufig vor und eine zwölfmonatige Liquiditätsplanung aufzustellen, fällt gerade in der Anfangsphase des Unternehmens extrem schwer. Vorschläge zur Erleichterung der gesetzlichen Anforderungen für Start-ups sind (bisher) nicht umgesetzt worden. Die Geschäftsleitung muss also versuchen, eine entsprechende Einschätzung zur Lage zu erlangen.

Liegt ein Insolvenzgrund vor, muss die Geschäftsleitung unverzüglich Insolvenzantrag stellen. Nach dem Gesetz hat sie dafür maximal drei Wochen Zeit bei Zahlungsunfähigkeit sowie sechs Wochen bei Überschuldung. Diese Höchstfristen dürfen allerdings nur ausgenutzt werden, wenn eine berechtigte Aussicht besteht, den Insolvenzgrund wieder beseitigen zu können. Zugleich sind nach Eintritt eines Insolvenzgrunds nur noch solche Zahlungen erlaubt, die im ordnungsgemäßen Geschäftsgang erfolgen, also vor allem zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs erforderlich sind. Es dürfen keine sonstigen Ausgaben mehr getätigt werden. Für unzulässige Zahlungen haftet die Geschäftsleitung.

Fazit

Angesichts des derzeit schwierigen Marktumfelds sollten Gründer und Geschäftsleiter die wirtschaftliche Lage des Unternehmens engmaschig und kontinuierlich kontrollieren. Durch eine regelmäßige detaillierte Überprüfung der Liquidität sowie der finanziellen Stabilität des Unternehmens können Fehlentwicklungen frühzeitig erkannt und Maßnahmen zur Abwendung der Krise ergriffen werden. Ein proaktives Krisenmanagement steigert die Chancen auf eine erfolgreiche Sanierung und vermeidet persönliche Haftungsrisiken.

Der Autor Dr. Benedikt Schulz ist Partner bei der Kanzlei McDermott Will & Emery in Düsseldorf. Als Anwalt berät er bei Sanierungen und Insolvenzen, aber auch bei ersten Krisenanzeichen, bevor es richtig ernst wird.

Co-Autor Sascha Braun ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei McDermott Will & Emery.

 

Warum es sich lohnt, Schuldner*innen zu verstehen

Im Umgang mit Schuldner*innen ist Fingerspitzengefühl von Vorteil, um offene Posten erfolgreich einzutreiben, ohne die Kundschaft zu verlieren. Dazu Tipps und To-Do’s.

Trotz mehrfacher Mahnungen sind viele Zahlungen von Kund*innen überfällig? Das kann die finanzielle Stabilität von Unternehmen zunehmend belasten. Jede(r) Unternehmer*in steht vor der Herausforderung, solche offenen Forderungen einzutreiben, ohne jedoch die Geschäftsbeziehungen zu gefährden.

Im Umgang mit Schuldner*innen ist Fingerspitzengefühl gefragt, um offene Posten erfolgreich einzutreiben, ohne Kundschaft zu verlieren. Eine klare und emphatische Kommunikation kann Missverständnisse vermeiden und die Kooperation der Schuldner*innen fördern. Ein effektives Forderungsmanagement und folgerichtig auch Inkasso, ist entscheidend für jeden Betrieb. Es sichert die Liquidität und stärkt das finanzielle Fundament des Unternehmens. Wir zeigen, was Unternehmen hier beachten müssen.

Verständnis verbessert die Kommunikation

Wenn Unternehmen die Gründe und Emotionen hinter dem Zahlungsverzug eines/einer Kund*in nachvollziehen können, wird es einfacher, effektive Lösungen zu finden und ausstehende Zahlungen zu erhalten. Ein tieferes Verständnis der Schuldner*innen verbessert die Kommunikation und erhöht die Chancen, dass diese bereit sind, ihre Schulden zu begleichen. Ganz klar: Es lohnt sich für Unternehmer*innen, ihre Schuldner*innen besser zu verstehen.

Psychologische Aspekte des Schuldnerverhaltens

Um erfolgreich mit Schuldner*innen zu kommunizieren, ist es wichtig, die psychologischen Aspekte ihres Verhaltens zu verstehen. Menschen geraten aus verschiedenen Gründen in Zahlungsverzug: finanzielle Engpässe, unvorhergesehene Ausgaben, organisatorische Probleme oder Missverständnisse. Jede(r) Schuldner*in hat seine/ihre eigene Geschichte und spezifischen Umstände, die zu den Zahlungsproblemen geführt haben. Schuldner*innen befinden sich oft in emotional und psychologisch belastenden Situationen. Gefühle von Scham, Angst oder Frustration können ihr Verhalten beeinflussen. Diese emotionalen Zustände führen dazu, dass sie Anrufe ignorieren, sich vor Kommunikation drücken oder defensiv reagieren. Wenn Unternehmen diese Dynamiken verstehen, können sie schlussendlich besser auf die Bedürfnisse und Reaktionen der Schuldner*innen eingehen.

Empathie und Verständnis

Dabei spielt Empathie eine zentrale Rolle im Inkassoprozess. Sie hilft dabei, eine menschliche Verbindung herzustellen und die Kooperationsbereitschaft der Schuldner*innen zu fördern. Wenn diese das Gefühl haben, verstanden zu werden, sind sie eher bereit, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Um sich in die Lage des Gegenübers zu versetzen, ist es hilfreich, aktiv zuzuhören und echtes Interesse an ihren Anliegen zu zeigen. Es gilt offene Fragen und Verständnis für die Situation zu zeigen. Eine empathische Herangehensweise kann dann dazu beitragen, Spannungen abzubauen und eine konstruktive Atmosphäre zu schaffen, in der Lösungen gefunden werden können.

Effektive Kommunikationsstrategien im Inkassoprozess

Im Forderungsmanagement ist eine klare und präzise Kommunikation unerlässlich. Durch die Verwendung einfacher, verständlicher Sprache ohne Fachjargon und die präzise Vermittlung von Informationen, wie klare Anweisungen und Fristen, werden Missverständnisse vermieden und die Erwartungen deutlich gemacht. Formulierungen wie „Bitte begleichen Sie die ausstehende Rechnung bis zum 15. Juni 2024“ oder „Ihre Zahlung ist seit 30 Tagen überfällig. Wir bitten um umgehende Überweisung des Betrags“ sind unmissverständlich und direkt. Das aktive Zuhören ermöglicht dann wiederum eine tiefere Verständigung mit Schuldnern. Es beinhaltet aufmerksames Hinhören und das Zeigen von Verständnis durch nonverbale Zeichen und verbale Bestätigungen wie „Ich verstehe“ oder „Das klingt schwierig“. Diese Technik stärkt das Vertrauen und kann die Kooperationsbereitschaft erhöhen.

Wichtig jedoch: Empathisch, aber dennoch professionell bleiben. Denn die richtige Professionalität sorgt dafür, dass der Prozess effizient und zielgerichtet bleibt. Zudem ist die Nutzung positiver Sprache eine effektive Kommunikationsstrategie. Positive Formulierungen fördern die Zusammenarbeit und vermeiden negative Konnotationen. Beispielsweise ist es konstruktiver zu sagen: „Bitte begleichen Sie die Rechnung bis zum 15. Juni 2024, um zusätzliche Kosten zu vermeiden“ anstatt Drohungen oder Vorwürfe zu äußern. Durch solch lösungsorientierte Kommunikation fühlen sich Schuldner*innen weniger angegriffen und sind eher bereit, kooperativ zu handeln.

Fazit: Deeskalation im Inkassoprozess: Wege zu gemeinsamen Lösungen

Konflikte lassen sich im Inkassoprozess nicht immer vermeiden, aber mit den richtigen Techniken können Unternehmen diese entschärfen und gemeinsam mit den Schuldnern Lösungen finden. Es gilt ruhig und respektvoll zu bleiben, auch wenn der Schuldner*innen aufgebracht ist. Zudem sollte aggressive oder konfrontative Sprache vermieden werden. Denn eine für beide Seiten akzeptable Lösung lässt sich nur gemeinsam finden. Das aktive Fragen nach Vorschlägen zeigt dann die Bereitschaft zur Kompromissfindung. Eine ruhige, respektvolle Ansprache sowie eine klare und präzise Kommunikation zur Vermeidung von Missverständnissen sind hierbei das A & O. Final sollten dann weniger erfolgreiche Fälle aufgearbeitet werden, um schlussendlich wertvolle Lektionen daraus ziehen zu können.

Der Autor Stefan Kempf ist Gründer der aifinyo AG und strategischer Kopf des FinTechs.

Wie Gründerinnen Founding-Hürden besser nehmen

Tipps von Oxolo-Gründerin Elisabeth L’Orange für alle Gründerinnen, die in der von Männern dominierten Venture-Capital-Welt erfolgreich Kapital einsammeln wollen.

Für Start-up-Gründerinnen bleibt der Weg zur Finanzierung steinig, trotz allmählicher Fortschritte in den letzten Jahren. Das aktuelle EY Start-up Barometer legt offen, dass männliche Founderteams weiterhin den Löwenanteil der Investitionen – satte 87 Prozent – für sich beanspruchen. Im krassen Gegensatz dazu stehen weiblich geführte Start-ups, die lediglich zwei Prozent des Kapitals erhalten. Teams mit gemischter Führung erzielen mit elf Prozent etwas bessere Ergebnisse, dennoch ist die Kluft beträchtlich. Diese statistische Realität zwingt Gründerinnen, sich noch intensiver zu engagieren als ihre männlichen Counterparts.

Fokussierung auf Qualitätskontakte

Ungeachtet dessen, wie überzeugt eine Gründerin von ihrer Vision oder ihrem Produkt ist, sollte sie auf der Suche nach Investor*innen Kaltakquise vermeiden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Geldgeber*innen die Zeit nehmen, Cold Calls oder E-Mails durchzusehen, ist sehr gering. Stattdessen ist es effektiver, in bestehende Beziehungen zu investieren und durch persönliche Empfehlungen voranzukommen. Hier gilt: je wärmer der Kontakt, desto größer die Chance.

Effizientes Management von Kontakten zu Investor*innen

Die Suche nach den richtigen Investor*innen kann schnell zu einer unübersichtlichen Herausforderung werden. Oft müssen Gründerinnen zahlreiche, mitunter schier zahllose Gespräche mit potenziellen Geldgeber*innen führen, bevor sie den/die ideale(n) Partner*in finden. Hierbei ist ein strukturiertes Vorgehen unerlässlich.

Die Nutzung eines Customer-Relationship-Management-Systems (CRM) kann dabei helfen, den Überblick zu bewahren und die Effizienz zu steigern. Durch das Dokumentieren von Zielsetzungen, wichtigen Notizen und den Fortschritten jeder Interaktion in einem CRM bleibt der Kapitalbeschaffungsprozess organisiert. Dieses Werkzeug ermöglicht es, auf einen Blick zu erkennen, welche Schritte als Nächstes anstehen, und stellt sicher, dass keine wertvollen Kontakte oder Folgeaktionen übersehen werden. Es geht darum, den Prozess so zu gestalten, dass jeder Kontakt zählt und zur richtigen Zeit die richtigen Maßnahmen ergriffen werden.

Die Kunst des Gebens im Netzwerkaufbau

Erfolgreiches Netzwerken beruht auf der aktiven Pflege von Beziehungen und gegenseitiger Unterstützung und bedeutet mehr als nur Kontakte zu sammeln: Es geht darum, einander zu inspirieren und zu fördern durch Empfehlungen, Unterstützung und Engagement. Indem man selbst großzügig Unterstützung bietet, etwa durch das Vorstellen von Kontakten oder das Teilen von Fachwissen, kann man eine solide Basis für reziproke Hilfeleistungen schaffen. Solch ein proaktiver Ansatz baut nicht nur die eigene Reputation auf, sondern fördert auch eine Kultur der Zusammenarbeit, die für alle Beteiligten vorteilhaft ist.

Substanzielle Arbeit statt Selfies auf LinkedIn

Der Aufbau von Vertrauen ist grundlegend für eine erfolgreiche Beziehung zu Investor*innen. Es ist das Kapital, in das Gründerinnen am weisesten investieren sollten. Ein stabiles Vertrauensverhältnis ermöglicht nicht nur ein blühendes Geschäft, sondern optimiert auch die Ergebnisse der Zusammenarbeit. Um dieses essenzielle Vertrauen zu etablieren, ist es entscheidend, als zuverlässige, vernünftige, ehrliche Partnerin zu handeln und stets mehr zu liefern, als man verspricht – gemäß dem Prinzip des „under-promise and over-deliver“. Während oberflächliche Selbstdarstellungen wie Selfies auf LinkedIn kaum Einfluss haben, ist inhaltliche Arbeit von unschätzbarem Wert. Diese sollte durch fundierte Fachkenntnisse in einem relevanten Bereich ergänzt werden, um so einen Sogeffekt zu erzeugen. Denn am besten ist es, wenn Investor*innen von selbst auf ein Start-up und deren Gründerin aufmerksam werden.

Schnell und gründlich vorbereitet sein

In der Start-up-Welt zählt jede Sekunde. Gründerinnen sollten besser keine Zeit verstreichen lassen, sobald ein(e) Investor*in Interesse hat. Das bedeutet, dass alle notwendigen Dokumente wie das Pitch Deck und die Finanzmodelle ständig aktuell und leicht zugänglich in einem virtuellen Datenraum vorliegen sollten. Nicht nur, um die Ernsthaftigkeit und das professionelle Auftreten zu unterstreichen, sondern auch, um die Chancen zu maximieren, dass Investor*innen bereit sind zu investieren. Diese Vorbereitung zeigt, dass das Start-up jederzeit so weit ist, seine Vision und seinen Wert auf effektive Weise zu kommunizieren.

Den idealen Mitstreiter finden

Die Arbeit in einem Team, das eine Vielfalt an Perspektiven bietet, ist für Start-ups von unschätzbarem Wert. Teams, die Diversität in Geschlecht, Fachwissen und Erfahrung vereinen, erreichen oft herausragendere Ergebnisse. Daher ist es für Gründerinnen ratsam, bewusst auch männliche Kollegen in das Team zu integrieren. Der Grund liegt nicht nur in der unterschiedlichen Herangehensweise an Probleme, sondern auch in der derzeitigen Realität der Venture-Capital-Branche: Investor*innen, die nun mal überwiegend männlich sind, neigen dazu, bevorzugt in männliche Gründer zu investieren. Eine gemischte Teamkonstellation kann also strategisch nicht nur die Innovationskraft stärken, sondern auch die Chancen auf Finanzierung erhöhen.

Selbstreflexion als Grundstein für Fortschritt

Selbstreflexion ist für Start-up-Gründerinnen sehr sinnvoll, insbesondere im Hinblick auf die Anziehungskraft ihres Unternehmens auf potenzielle Investor*innen. Eine ehrliche Bestandsaufnahme der eigenen Situation kann aufdecken, ob das Unternehmen wirklich bereit für die Finanzierungsrunde ist. Die Analyse sollte sich dabei auf drei zentrale Bereiche konzentrieren, oft als die T-Fragen bezeichnet: Team, Technologie und Traktion.

Ein kompetentes und engagiertes Team ist essenziell, denn es repräsentiert das Rückgrat des Start-ups. Ebenso entscheidend sind die Relevanz und Qualität der angebotenen Technologie. Diese muss nicht nur marktgerecht, sondern auch innovativ und überzeugend sein. Schließlich ist die Traktion, die das Unternehmen bisher generieren konnte, ein klares Indiz dafür, ob es bereit ist, weiterzuwachsen und Investor*innen anzuziehen. Sind diese Grundpfeiler nicht stark genug, ist es ratsam, zuerst interne Verbesserungen vorzunehmen, bevor weitere Anstrengungen in Richtung Kapitalbeschaffung unternommen werden.

Beharrlichkeit zahlt sich aus

Das Ringen um Investor*innen ist ein Marathon, kein Sprint. Es kann vorkommen, dass Gründerinnen Hunderte von Gesprächen führen müssen, bevor sie auf den richtigen Investor bzw. die passende Investorin stoßen. Das erfordert Geduld, Ausdauer und ein dickes Fell. Entmutigung ist ein natürlicher Teil dieses Prozesses, doch der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, sich nicht davon überwältigen zu lassen. Es ist essenziell, engagiert und proaktiv zu bleiben, jeden Tag als neue Chance zu sehen und aus jedem Nein eine Lektion zu ziehen, die dich deinem Ziel näherbringt. Durchhalten ist das Gebot der Stunde, denn Beharrlichkeit führt letztendlich zum Erfolg.

Der lange Marsch zur Finanzierung

Für Start-ups gestaltet sich der Weg bis zur ersten bedeutenden Finanzierungsrunde oft als herausfordernde Reise. Um diese erfolgreich zu meistern, sind Resilienz, ein robustes Netzwerk und anhaltende Beharrlichkeit unerlässlich. Diese Eigenschaften bilden das Fundament für Gründerinnen, um in der kompetitiven Welt der Investor*innensuche bestehen zu können. Durch stetige Zielstrebigkeit und das Knüpfen starker Verbindungen können sie die notwendige Unterstützung und die finanziellen Mittel sichern, die für das Wachstum und die Skalierung ihres Unternehmens entscheidend sind.

Die Autorin Elisabeth L’Orange gründete 2020 zusammen mit Heiko Hubertz das Start-up Oxolo, lange bevor der KI-Hype die Welt erreichte. Elisabeth ist für alle non-tech Bereiche verantwortlich, insbesondere für die Kommerzialisierung des Produkts.

Tipps zur erfolgreichen Baufinanzierung für Gründer

Die Baufinanzierung spielt eine zentrale Rolle für junge Gründer, die den Traum vom eigenen Heim oder einer gewerblichen Immobilie verwirklichen möchten. Doch gerade am Anfang können viele Fragen und Unsicherheiten auftauchen: Welche Finanzierungsformen gibt es? Was bedeuten Begriffe wie Eigenkapital, Tilgung und Zinsbindung?

In diesem Artikel geben wir dir einen Überblick über die Grundlagen der Baufinanzierung und zeigen dir, wie du einen Rechner für Baufinanzierungen optimal nutzt. Außerdem erhältst du wertvolle Tipps für die Verhandlung mit der Bank und erfährst, worauf du bei den Vertragsbedingungen achten solltest. Lass uns gemeinsam den Weg zur erfolgreichen Baufinanzierung meistern.

Grundlagen der Baufinanzierung

Eine Baufinanzierung hilft dir dabei, den Kauf oder Bau einer Immobilie zu finanzieren. Im Wesentlichen handelt es sich um einen Kredit, den du über eine lange Laufzeit zurückzahlst. Dabei fallen Zinsen an, die du regelmäßig, meist monatlich, zahlst.

Es gibt verschiedene Finanzierungsformen, die dir dabei helfen können. Das Annuitätendarlehen ist die gängigste Variante: Du zahlst hier gleichbleibende Raten, die sich aus Zins- und Tilgungsanteil zusammensetzen. Ein weiteres Beispiel ist das KfW-Darlehen, das durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau gefördert wird und oft besonders günstige Konditionen bietet.

Einige Begriffe sind in der Welt der Baufinanzierung besonders wichtig. Eigenkapital bezeichnet das Geld, das du selbst in die Finanzierung einbringst. Es mindert die Kreditsumme und kann bessere Konditionen ermöglichen. Die Tilgung ist der Teil der Rate, der zur Rückzahlung des Darlehens genutzt wird. Je höher die Tilgung, desto schneller bist du schuldenfrei.

Die Zinsbindung gibt an, für wie lange der Zinssatz deines Kredits festgeschrieben ist. Eine längere Zinsbindung bietet Planungssicherheit, da sich deine monatliche Belastung nicht verändert. Es lohnt sich, diese Begriffe gut zu verstehen, um die beste Finanzierung für dein Bauvorhaben zu finden.

Nutzung von Rechnern für Baufinanzierungen

Ein Baufinanzierungsrechner ist ein hilfreiches Werkzeug, das dir dabei hilft, die Kosten und Konditionen einer Baufinanzierung besser zu verstehen und zu vergleichen. Diese Rechner sind online frei verfügbar und erlauben es dir, verschiedene Szenarien durchzuspielen.

Du kannst unterschiedliche Zinssätze, Laufzeiten und Tilgungsraten eingeben, um zu sehen, wie sich diese Faktoren auf deine monatliche Rate und die Gesamtkosten deines Darlehens auswirken. Für junge Gründer sind diese Rechner besonders nützlich, da sie eine erste Orientierung bieten und komplexe Berechnungen einfach und schnell durchführen.

Die Funktionsweise eines Baufinanzierungsrechners ist einfach: Du gibst den gewünschten Kreditbetrag, den Zinssatz, die Laufzeit und die anfängliche Tilgung ein. Der Rechner zeigt dir dann, wie hoch deine monatliche Rate ausfällt und wie sich diese Rate über die Laufzeit zusammensetzt. Außerdem erhältst du Informationen darüber, wie viel Zinsen du insgesamt zahlst und wie lange es dauert, bis du schuldenfrei bist.

Tipps für die Verhandlung und den Vertragsabschluss

Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zu erfolgreichen Verhandlungen mit der Bank. Informiere dich vorab gründlich über die aktuellen Zinssätze und Konditionen verschiedener Anbieter. Sammle alle notwendigen Unterlagen, wie Einkommensnachweise, Kontoauszüge und Informationen über deine finanziellen Verhältnisse.

Je besser du vorbereitet bist, desto überzeugender kannst du auftreten. Überlege dir auch vorab, welche Fragen und Punkte dir besonders wichtig sind, damit du diese gezielt ansprechen kannst.

Wichtige Fragen und Aspekte bei Verhandlungen

Während der Verhandlungen solltest du sicherstellen, dass alle wichtigen Aspekte besprochen werden. Frage nach den genauen Zinssätzen und wie lange diese festgeschrieben sind.

Kläre, welche Gebühren eventuell anfallen und ob Sondertilgungen möglich sind. Erkundige dich auch, welche Sicherheiten die Bank von dir erwartet und ob es Möglichkeiten gibt, diese zu reduzieren. Es ist wichtig, alle Details genau zu verstehen und keine Unsicherheiten zu haben.

Vertragsbedingungen und das Kleingedruckte

Bevor du einen Vertrag unterschreibst, nimm dir die Zeit, die Bedingungen sorgfältig zu prüfen. Lies das Kleingedruckte und achte auf versteckte Kosten oder Bedingungen, die später zu Problemen führen könnten.

Verstehe, was passiert, wenn du Zahlungen nicht leisten kannst oder wenn sich deine finanzielle Situation ändert. Ein gut durchdachter Vertrag schützt dich vor unvorhergesehenen Risiken und gibt dir Sicherheit.

Ausblick

Der Weg zur erfolgreichen Baufinanzierung mag anfangs kompliziert erscheinen, doch mit den richtigen Informationen und einer guten Vorbereitung kannst du diese Herausforderung auch als junger Gründer meistern. Lass dich nicht von den vielen Details und Optionen abschrecken. Sieh die Baufinanzierung als einen wichtigen Schritt bei der Gestaltung der Zukunft deines Unternehmens oder deines privaten Lebens.

So bleiben Start-ups liquide

Diese drei Kardinal-Fehler solltest du als Gründer*in tunlichst vermeiden, um die langfristige Stabilität deines jungen Unternehmens nicht zu gefährden.

Finanzen spielen eine entscheidende Rolle für den Erfolg von Unternehmen. Das ist klar. Dennoch fehlt es vielen Unternehmer*innen an grundlegendem Finanzwissen, da sie in der Regel keine Ausbildung oder Berufserfahrung in diesem Bereich haben. Sie konzentrieren sich stark auf die Produktentwicklung und vernachlässigen dabei den wichtigen Aspekt der Finanzen. Das ist insbesondere kurz nach der Gründung, wenn Zeit und Ressourcen begrenzt sind, der Fall. So kommt es schnell zu finanziellen Fehlentscheidungen, die die langfristige Stabilität des Unternehmens gefährden und im schlimmsten Fall zur Insolvenz führen. Welche drei gängigen Fehlentscheidungen Gründer*innen regelmäßig treffen und wie du sie vermeiden kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

Übermäßiges Wachstum ohne Rentabilität

Übermäßiges Wachstum ohne Rentabilität kann zu finanziellen Problemen führen. Viele Gründer*innen unterschätzen wie viel Geld ihr Unternehmen pro Monat braucht und somit, wie lange ihre Geldreserve reichen wird. Zudem ist vielen nicht klar, wie groß die Margen ihrer einzelnen Produkte oder Dienstleistungen sind. Diese Kennzahlen sind jedoch entscheidend: Nur wenn Gründer*innen genau wissen, wie viel Geld sie pro Monat ausgeben, können sie berechnen, wie viel Umsatz erwirtschaftet werden muss, um Profit zu erwirtschaften. Der erste Schritt ist es daher, sich als Gründer*in detailliert den eigenen Dienstleistungen oder Produkten auseinanderzusetzen und auszurechnen, wie die Kosten des Angebots sich zusammensetzen. Daraus ergibt sich die Marge, die zeigt, ob das Angebot einen positiven Beitrag zur langfristigen Entwicklung der Firma leistet oder nicht. Merke: Als Gründer*in musst du sowohl deine finanzielle Reichweite als auch die Profitabilität deiner Produkte bzw. Dienstleistungen kennen, um bei Bedarf rechtzeitig handeln zu können.

Fehlende regelmäßige Risikobewertung

Risiken zu vernachlässigen, sei es im Markt, bei der Technologie, in der Finanzierung oder in der eigenen Firma, kann zu unvorhergesehenen Problemen führen. Anfälliger für finanzielle Risiken sind beispielsweise Unternehmen, die sich nur auf eine einzige Einnahmequelle verlassen – bezogen auf Produkt Dienstleistung, Mitarbeiter*in oder Kund*in. Lässt die Nachfrage nach, verändern sich die Marktbedingungen oder verlierst du eine(n) Kund*in oder Mitarbeiter*in, kann dies schnell zu Umsatzeinbußen führen und die Zukunft deines Unternehmens gefährden.

Auch Investitionen in unrentable Projekte oder Investitionen, die keinen Beitrag zur Entwicklung der Firma leisten führen schnell zu finanziellen Schwierigkeiten und beeinträchtigen die Rentabilität des Unternehmens. Als Gründer*in ist es daher wichtig, regelmäßig den Return on Investment, kurz ROI, von Projekten zu kontrollieren. Dieser zeigt, ob eine Investition rentabel ist und einen positiven Beitrag zum Unternehmen leistet.

Beispielsweise bot ein Unternehmer, mit dem wir zusammenarbeiteten, eine einzigartige Dienstleistung, die sich entsprechend gut verkaufte. Die Umsetzung erforderte jedoch einen erheblichen Zeitaufwand, insbesondere für den Inhaber selbst. Wir analysierten seine Arbeitsstunden und stellten fest, dass der Inhaber praktisch ohne Gehalt arbeitete. Trotz des erfolgreichen Absatzes der Dienstleistung blieb sie durch den hohen Zeitaufwand unrentabel. Um einen positiven ROI zu erzielen, musste er die Struktur seiner Dienstleistung verbessern und den Preis anheben.

Mangelnde Kontrolle über die Ausgaben

Ungeplante Ausgaben sowie ineffiziente Kostenstrukturen beeinträchtigen die Rentabilität von Unternehmen und führen zu finanziellen Problemen. Um diese Ausgaben zu vermeiden, sollten Gründer*innen ein klares Budget für ihre Unternehmen erstellen und jeden Monat den SOLL- und IST-Wert der Budgetierung abgleichen. So hast du deine Unternehmensergebnisse immer unter Kontrolle und kannst die finanzielle Gesundheit deines Unternehmens gewährleisten. Kommt es zu Abweichungen zwischen dem SOLL- und IST-Wert im Budget, kannst du reagieren und sowohl deine Kosten als auch den Umsatz für die kommenden Monate im Budget anpassen. So erkennst du potenzielle finanzielle Engpässe frühzeitig und kannst deine finanziellen Ziele anpassen.

Eine Kundin hatte beispielsweise die Angewohnheit, jeden eingehenden Geldbetrag sofort auszugeben: Sie kaufte sich Weiterbildungen, neues Equipment oder reiste zu Networking-Veranstaltungen. Waren Rechnungen fällig, fehlte stets das nötige Geld. Gemeinsam erarbeiteten wir ein Budget für sie: Nun erfasst sie jede Sonderausgabe in ihrem Budget und überprüft, ob sie wirklich den Unternehmenszielen entspricht und zum Umsatzwachstum beiträgt.

Haben Unternehmer*innen keine Kontrolle über ihre Ausgaben, können sie schnell in die Zahlungsunfähigkeit geraten. Wird dazu ein Kredit abgeschlossen, kann das wiederum zu Problemen bei der Rückzahlung führen. Ein gutes Beispiel hierfür ist ein Unternehmer, der einen geförderten Kredit aufnahm, um seine laufenden Betriebsausgaben zu bewältigen. Bei genauerer Betrachtung seiner Einnahmen und Ausgaben war jedoch klar, dass er diesen Kredit unter den bestehenden Umständen niemals zurückzahlen könnte. Daraufhin nahmen wir grundlegende Veränderungen an den Prozessen vor und vereinfachten die Strukturen, um die Kosten zu reduzieren. Zudem beschränkten wir die Verwendung des Kredits strikt auf seinen eigentlichen Zweck: Forschung und Entwicklung. Nach und nach zahlte er den Kredit ab, während er gleichzeitig von der Finanzspritze profitierte. Eine klare Verschuldungsstrategie und ein festgelegter Zeitplan für die gesamte Kreditlaufzeit sind entscheidend, wenn du Kapital aufnehmen musst.

Die Autorin Rebecca Troch ist Finanzexpertin und Virtual CFO. 2018 gründete sie Counting the Apples Consulting und hilft Unternehmer*innen und Gründer*innen, ihre Zahlen endlich zu verstehen und faktenbasierte Entscheidungen zu treffen.

Risikokapital 2024: So investieren VCs in Start-ups

Diese externen Faktoren und Entscheidungsprozesse spielen 2024 aus Sicht des VC-Gebers eine große Rolle – gut zu wissen für Start-ups auf der Suche nach Venture Capital.

Lenins Worte: "Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert, und es gibt Wochen, in denen Jahrzehnte passieren", lassen sich gut auf das heutige Investitionsklima übertragen.

Dennoch geben VCs wie jedes Jahr ihre Vorhersagen unabhängig davon ab, was in der Welt außerhalb der Technologieblase passiert. Für VCs sind die traditionellen Standards: Team, Technologie, Traktion und TAM (Total Adressable Market) und Marktwachstum, die einzigen Kriterien, die zählen, richtig? Die Geschwindigkeit, mit der sich der Markt verändert, spricht jedoch dagegen. Deshalb empfiehlt sich die sorgfältigeren Bewertung anderer Faktoren, die dabei helfen können, zusammen mit den Unternehmern die nächste große Welle zu erwischen.

Wie viel Gewicht sollten wir externen Faktoren bei der Entscheidungsfindung eines VCs geben?

Während technologische Neuerungen wie Risc-V und LLM sowie Investmentteams im Mittelpunkt jeder neuen Investition stehen, müssen wir neuen Marktbedingungen mehr Aufmerksamkeit schenken. Diese Faktoren reichen von sich entwickelnden regulatorischen Landschaften bis hin zu makroökonomischen Veränderungen, die alle ihr Gewicht in der komplexen Balance der Investitionsstrategie haben.

Investieren im Jahr 2024 - drei wichtige Einflussfaktoren:

Faktor 1: Vorschriften

Hier haben wir es mit einem zweischneidigen Schwert zu tun. Auf der einen Seite bedeutet die Regulierung ein Nullrisiko für den Markt und eine hohe Zahlungsbereitschaft für die Einhaltung der Vorschriften, was ein sicheres Investitionsumfeld bietet. Dies hat jedoch den Nachteil eines potenziell engen Wertangebots, das sich auf die Einhaltung von Vorschriften beschränkt und damit die Chancen verringert, ein innovatives Unternehmen zu werden, das eine neue Kategorie definiert.

Faktor 2: Politischer Fokus - Verteidigung

Dass die Verteidigungsindustrie den KI-Hype ersetzen wird, mag eine steile These sein. Tatsache ist jedoch, dass Verteidigungstechnologien derzeit gefragt sind und es wahrscheinlich auch in Zukunft sein werden. Das Thema ist ebenso wichtig, wie umstritten. Sogenannte Dual-Use-Technologien sind daher besonders gefragt. Dabei handelt es sich um Produkte, die auf vielfältige Weise genutzt werden können, wobei die Verteidigung nur eine davon ist.

Die Vorteile liegen auf der Hand: In der Rüstungsindustrie gibt es Budgets, die ein großes Umsatzpotenzial garantieren. Vor allem, wenn man bedenkt, dass zum einen eine Krise auf die andere folgt und zum anderen der aktuelle Bestand der europäischen Länder einer Aktualisierung bedarf. Im Jahr 2023 verfügte Deutschland über 50 Milliarden Euro im Verteidigungshaushalt. Dieser wird dieses Jahr um 1,7 Milliarden Euro aufgestockt. Im aktuellen Finanzrahmen der EU sind 14,9 Milliarden Euro für Sicherheit und Verteidigung vorgesehen.

Andererseits sind die Ausstiegsmöglichkeiten für Unternehmen der Verteidigungsindustrie stark eingeschränkt, da sie oft nur einen einzigen Käufer haben und kaum über die Grenzen ihrer nationalen oder regionalen geopolitischen Interessen hinaus verkauft werden können. Der European Chips Act ist beispielsweise ein Beleg für diese Exit-Doktrin.

Faktor 3: Makroökonomische Faktoren

Das große Interesse an Verteidigungstechnologien ist das Ergebnis von weltbewegenden Ereignissen. Diese sind kaum vorhersehbar oder veränderbar und wirken sich oft auf fast jede Branche aus. Die Pandemie 2020 und der Krieg in der Ukraine sind mit einer höheren Inflation verbunden. Um diesen Anstieg zu bewältigen und das Ende des billigen Geldes einzuläuten, wurden mehrere Zinserhöhungen inszeniert.

Durch die jüngsten Zinsschwankungen werden die Karten für viele VC-finanzierte Unternehmen neu gemischt. Das könnte VCs sogar dazu veranlassen, nach azyklischen Investitionsmöglichkeiten Ausschau zu halten oder zumindest nach solchen, die potenziell von den neuen Marktbedingungen profitieren könnten, zum Beispiel im Immobilienbereich. (Siehe Ventech 2024s' First Investment: einwert - Real Estate Valuations).

Auch wenn unterschiedliche Finanzierungsumgebungen unterschiedliche Equity Stories und Finanzierungstaktiken erfordern, sollten sich sowohl Investoren als auch Unternehmer der Paradigmenwechsel auf den Finanzmärkten bewusst sein.

To-do’s für Gründer inmitten der sich verändernder Marktbedingungen

Wie können Gründer also die optimale Unternehmensstrategie finden, um sich an künftige Veränderungen anzupassen? Es ist verlockend, zurückzublicken und zu versuchen, aus den Erfahrungen zu lernen. Einerseits ist es natürlich wichtig, zurückzublicken und aus den Erfahrungen zu lernen. Andererseits müssen externe Faktoren jetzt erkannt, abgewogen und optimal bewertet werden.

1. Mach dir ein Bild davon, ob bestimmte Veränderungen vorübergehend oder dauerhaft sind und wie sie sich auf deine Equity Story auswirken

Ein Beispiel hierfür ist die Politik der Telearbeit nach Covid. In den USA ist ein großer Trend zu beobachten, dass Technologieunternehmen ihre Mitarbeiter*innen für die gesamte Arbeitswoche ins Büro zurückrufen. Dies mag für einige Mitarbeitende, die sich ans Home-Office gewöhnt haben, hart erscheinen. Für Start-ups ist es jedoch unerlässlich, Teammitglieder wirklich einzubinden, schnelle Entscheidungen zu treffen und einen reibungslosen Austausch zu gewährleisten. Nun, die Entscheidung liegt bei dir.

2. Führe dein eigenes Risikomanagement durch

Investoren analysieren die Risiken von Unternehmen, in die sie investieren wollen, aber das sollten auch Unternehmer tun! Da die Qualität der Einnahmen heute Wachstum um jeden Preis übertrumpft, ist das Verständnis der Gegenparteirisiken in der Anfangsphase eines Start-ups für seine Kunden, Banken, Vertriebspartner und natürlich die Investoren von entscheidender Bedeutung.

3. Das Beste aus den staatlichen Vorschriften machen und den rechtlichen Rahmen verstehen

Was sich wie ein restriktives Korsett anhört, muss nicht zwangsläufig einengend sein. Neue Geschäftsmöglichkeiten können auch aus Vorschriften erwachsen und den Weg für neue Marktkategorien ebnen.

Nehmen wir das Beispiel von Prewave, das vollständige Transparenz in der Lieferkette bietet und damit die Verpflichtungen aus dem Supply Chain Act Germany und der CS3D auf EU-Ebene erfüllt. Mit anderen Worten, sie nehmen ihren Kunden eine enorme Last von den Schultern: Hast du schon einmal versucht, die Arbeitsschutzstandards von Tausenden von Lieferanten gleichzeitig zu überprüfen?

Vorschriften können vielleicht sogar eine inspirierende Wirkung haben, da sie einen Nährboden für Innovationen bieten. Auch das neu verabschiedete europäische Gesetz - DMA (Digital Marketing Acts) - kann ein Chancenmotor für Start-ups und KMU sein.

Neben den Regelungen, die bereits in Kraft sind und Auswirkungen auf das eigene Unternehmen haben, sollten Unternehmer auch einen Blick in die Zukunft werfen. Welche Machtwechsel und Wahlen stehen an? Welches Land hat derzeit die Präsidentschaft auf europäischer Ebene inne?

4. Pflege Beziehungen zum öffentlichen Sektor

Nicht jedes junge Unternehmen kann es sich leisten, Lobbyarbeit zu betreiben. Abgesehen von den Arbeitszeiten ist Lobbying kein Sprint, sondern ein Marathon. Der Aufbau von Beziehungen zu öffentlichen Entscheidungsträgern ist immer wichtig, um nah an den aktuellen Diskursen zu sein.

5. Frühzeitiger Aufbau von Beziehungen zu Investoren - noch vor der Finanzierungsrunde!

Unternehmer sollten ihre Investoren gut kennenlernen wollen. Das Ziel sollte immer sein, einen langfristigen Partner für das eigene Unternehmen zu finden und nicht nur einen kurzfristigen Lückenfüller.

Kristallkugel vs. Vertrauensvorschuss

Es ist verständlich, dass sich Gründer nur auf das konzentrieren wollen, was sie kontrollieren können. Doch gut erforschte Vermutungen von Gründern über "neue" Dimensionen wie Geopolitik, Vorschriften oder makroökonomische Ereignisse werden von Investoren mehr als begrüßt. Oft ist es die einzigartige Interpretation eines Unternehmers über Marktveränderungen und die Art und Weise, wie man davon profitieren kann, die uns letztendlich davon überzeugt, zu investieren (und die Grundlage für öffentlich geteilte Vorhersagen bildet ...).

Der Autor Nicholas Barthalon ist seit 2016 bei Ventech und arbeitet als Principal im Münchner Büro. Bevor er in die VC-Branche einstieg, arbeitete Nicolas u.a. zwei Jahre lang im Investmentbanking bei Bryan, Garnier & Co. und führte Fundraising- und M&A-Mandate für Start-ups aus verschiedenen Branchen aus. Bei Ventech konzentriert sich Nicolas auf Investitionen in B2B SaaS, produktorientiertes Wachstum, Robotik und Industrie 4.0.

Forderungsmanagement: Schneller zum Geld

Eine ausgestellte Rechnung bedeutet noch lange kein Geld. Daher: Tipps und To-do’s für ein effektives Forderungsmanagement – von Anfang an.

Zwei Hürden, die viele im Geschäftsbereich kennen: Man hat hart gearbeitet, ein Produkt oder eine Dienstleistung auf den Markt gebracht und Kund*innen gewonnen. Doch dann zeigt sich ein Problem: mangelnde Zahlungsbereitschaft. Dies kann besonders in den Anfangstagen, aber auch bei einer Expansion zu existenzbedrohenden Schwierigkeiten führen. Gerade wenn man mit begrenztem Anfangskapital arbeitet, im digitalen Raum Dienstleistungen anbietet oder in neue Märkte expandiert, kann eine ausbleibende Zahlung den gesamten Geschäftsverlauf beeinträchtigen.

Daher gilt: Je früher man sich mit dem Thema mangelnde Zahlungsbereitschaft auseinandersetzt, desto einfacher wird es, ein effektives Forderungsmanagement zu etablieren.

Die Zahlungsmoral sinkt 

Um das Ganze in einen konkreteren Kontext zu setzen, hilft ein Blick auf die Zahlen: In der ersten Hälfte des Jahres 2023 ist das Zahlungsverhalten deutscher Unternehmen auf ein neues Tief gesunken, wie die aktuellsten Daten von der Wirtschaftsauskunftei CRIF Deutschland zeigen. Der durchschnittliche Verzug bei Zahlungen beträgt 19,2 Tage, und es gibt einen erhöhten Anteil von Unternehmen, die ihre Rechnungen zu spät oder überhaupt nicht begleichen. Mit einer Prognose von 17.000 Firmeninsolvenzen im Jahr 2023 zeichnet sich eine düstere Perspektive ab.

Zudem ergab die Studie „Europäische Zahlungsgewohnheiten“ von EOS, einem Unternehmen, das weltweit Forderungsmanagement-Services anbietet, vom Frühjahr 2020, dass 42 Prozent dieser Unternehmen Liquiditätsprobleme haben und 51 Prozent Verluste beim Gewinn verzeichnen.

Angesichts dieser Trends ist es für Unternehmen jeder Größe essenziell, sich mit dem Thema Forderungsmanagement auseinanderzusetzen. Eine ausgestellte Rechnung bedeutet noch lange kein Geld. Es sollte jeder Schritt überdacht werden, um die eigene Liquidität zu sichern. Trotzdem lässt allein schon das Wort Forderungsmanagement viele zurückschrecken, klingt es doch nach Problemen mit Kund*innen oder ausbleibenden Zahlungen. Umso wichtiger ist eine frühzeitige Beschäftigung mit dem Aufbau eines eigenen Forderungsmanagements.

Die Vorteile eines Mahnsystems

Ein effizientes Forderungsmanagement kann erhebliche Vorteile bieten: Unternehmer*innen profitieren in erster Linie von einer Verbesserung des Cashflows, indem Rechnungen unverzüglich beglichen werden, was die Liquidität sicherstellt, und es ermöglicht, finanzielle Verpflichtungen zu erfüllen. Dies führt wiederum zu einem weiteren bedeutenden Pluspunkt – der Steigerung der Profitabilität: Mit zügigem Geldzufluss kannst du strategischer agieren, in Wachstums­initiativen investieren, deine Lieferketten verfeinern und somit deine Ertragskraft erhöhen.

Darüber hinaus kann, wenn das Forderungsmanagement nicht nur auf Mahnverfahren, sondern auch auf Freundlichkeit und Verständnis ausgerichtet ist, die Kund*innenloyalität gefördert werden. Ein kund*innenorientiertes Mahnsystem signalisiert, dass du als das Unternehmer*in oder Gründer*in Wert sowohl auf deine finanzielle Stabilität als auch auf deine Kund*innenbeziehungen legst. Zuletzt kannst du durch gut organisierte Prozesse im Forderungsmanagement Verwaltungsaufgaben reduzieren und somit Kosten sparen. Schließlich willst du kaum mehr als nötig dafür ausgeben wollen, offenen Rechnungen hinterher zu sein, mal ganz abgesehen vom hohen zeitlichen Aufwand, der sich ergibt.

Die oben genannten Vorzüge betonen die Relevanz eines wirkungsvollen Forderungsmanagements vor allem in der aktuellen, wirtschaftlich anspruchsvollen Lage. Obwohl das Bewusstsein für seine Notwendigkeit vorhanden ist, fragen sich viele Unternehmen, wie dies konkret realisiert werden kann.

In der Tat: Der Aufbau und die Pflege eines effektiven Forderungsmanagements bedürfen spezifischer Schritte. Es ist jedoch an der Zeit, Forderungsmanagement als strategisches Anliegen zu sehen, statt nur als notwendige Last.

Im Folgenden sind alle wichtigen Schritte zur systematischen Verbesserung des Forderungsmanagements aufgeführt, um so die finanzielle Stabilität des Unternehmens zu gewährleisten.

1. Überprüfung des gegenwärtigen Zustands

Starte zunächst mit einer Analyse des gegenwärtigen Zustands. Erfasse dabei den aktuellen Umfang deiner Außenstände. Nutze dafür eine Liste aller unbezahlten Rechnungen und sortiere diese nach dem Fälligkeitsdatum. Möglicherweise stellst du bereits Muster fest oder identifizierst spezifische Kund*innen, die regelmäßig ihre Zahlungen nach Ablauf der auf den Rechnungen angegebenen Fristen verzögern.

2. Formulierung eindeutiger Zahlungsbedingungen

Es ist essenziell, dass deine Zahlungsbedingungen eindeutig formuliert sind. Sorge dafür, dass diese Bedingungen verständlich und für jeden deiner Kund*innen klar sind. Diese sollten auf jeder Rechnung und in jedem Vertrag aufgeführt sein. Frage am besten bereits zu Beginn einer Geschäftsbeziehung mit neuen Kund*innen, ob sie bestimmte Rechnungsmodalitäten bevorzugen, wie etwa eine quartalsweise Abrechnung deiner Leistungen.

3. Überwachung der Rechnungsausstellung

Achte darauf, dass deine Rechnungen rechtzeitig verschickt werden. 

4. Überprüfung der Kreditwürdigkeit

Um Zahlungsverzögerungen zu vermeiden, könnte es ratsam sein, die Kreditwürdigkeit von neuen Kund*innen im Voraus zu überprüfen. Dies solltest du vor allem bei umfangreicheren Projekten tun, die dir zwar viel Umsatz einbringen können, aber auch sehr zeitintensiv sind. Sollte es hier zu einem Zahlungsverzug kommt, bleiben dir wenig Alternativen zur Liquiditätssicherung.

5. Ausarbeitung eines strukturierten Mahnwesens

Bestimme die grundlegenden Bedingungen deines Mahnwesens. Zu welchem Zeitpunkt sollen Mahnungen versendet werden? Soll die erste Mahnung bereits nach zehn Tagen erfolgen oder erst später? Wann sollte die zweite Mahnung, wann die dritte folgen? Es ist wichtig, abhängig von der Eskalationsstufe, die passenden Kommunikationsmittel zu wählen. Wenn du dich für schriftliche Mitteilungen per E-Mail oder Brief entscheidest, achte besonders auf die Wortwahl.

Die Formulierung in der Mahnung kann oft entscheidend sein. Zum Beispiel wird „Sie haben noch nicht bezahlt, bitte begleichen Sie den Betrag bis zum Tag xy“ anders aufgenommen als: „Wir alle wissen, dass Rechnungen im täglichen Stress untergehen können. Uns ist aufgefallen, dass die Rechnung xy noch aussteht. Wir möchten Sie daher freundlich ­darum bitten, den ausstehenden Betrag bis zum Tag xy zu überweisen.“ In herausfordernden Zeiten könnte es zudem sinnvoll sein, Zahlungspläne oder Frühzahlungsrabatte anzubieten.

6. Prozessautomatisierung

Setze auf eine Automatisierung deiner Forderungsprozesse durch die Einführung von Softwarelösungen, die den gesamten Prozess von der Rechnungserstellung bis hin zur Mahnung abdecken. Diese können dazu beitragen, Forderungen kontinuierlich zu überwachen und Mahnungen zu festgelegten Zeiten zu verschicken. Viele Softwarelösungen bieten zudem die Option, Dashboards oder Reporting-Tools zu nutzen, damit du immer den Überblick über deine Forderungen behältst und Entwicklungen frühzeitig wahrnehmen kannst.

7. Keine Pflicht zur Mahnung

Übrigens. Es besteht keine Pflicht, eine Mahnung zu erstellen. Dennoch solltest du bei ausbleibender Zahlung deine Kund*innen daran erinnern. Dadurch bleibt dir zumindest die Möglichkeit, dein Geld zu erhalten und du hast einen Nachweis über den korrekten Ablauf deiner Rechnungslegung.

Der Autor Stefan Lais ist seit fast 30 Jahren im Vertrieb tätig. Nach Stationen bei verschiedenen Softwareherstellern ist er bei der CSS AG Experte und Produktberater für eGECKO Rechnungswesen.

Die Tricks der Investor*innen und wie du nicht darauf reinfällst

Thomas Masek, Gründer und Co-CEO des auf Media-Lösungen spezialisierten Unternehmens crossvertise, teilt seine persönlichen Erfahrungen, die er während seiner Gründungshistorie im Zusammenspiel mit Investor*innen gesammelt hat, zeigt die größten Fallstricke und erklärt, wie du dich nicht über den Tisch ziehen lässt.

Investor*innen sind begehrter denn je – rund 79 Prozent der deutschen Start-ups sind laut einer Umfrage durch Bitkom Research aktuell auf der Suche nach einer Starthilfe. Kommt endlich der heiß ersehnte Deal zustande, wiegen sich Gründer*innen erst einmal in unternehmerischer Sicherheit. Doch die Beziehung zu den Geldgeber*innen verläuft leider nicht immer harmonisch und auf Augenhöhe.

Letztendlich muss man sich klarmachen: Alle Investor*innen haben die gleiche Agenda. Sie wollen mit ihrem Invest Geld verdienen. In einigen Fällen greifen sie hierfür in die Trick­kiste, um ihren ROI zu erhöhen. Doch wer aufpasst, erkennt die Alarmzeichen und verhindert, ausgespielt zu werden.

Thomas Masek, Gründer und Co-CEO des auf Media-Lösungen spezialisierten Unternehmens crossvertise, teilt seine persönlichen Erfahrungen und die Fallstricke, die ihm während seiner Gründungshistorie begegnet sind – und er erklärt, wie du dich nicht über den Tisch ziehen lässt.

Trick: Leere Versprechen für eine gute Bewertung

Die erste große Hürde ist genommen, ein(e) Investor*in so gut wie gewonnen – doch die potenziellen Geldgeber*innen möchten ihr Finanzinvest durch Sacheinlagen oder operative Unterstützung kompensieren. Jetzt ist Vorsicht geboten! Denn was erst einmal nach einem fairen Ausgleich klingen mag, entpuppt sich oft als leeres Versprechen oder gar dreiste Abzocke.

Das wildeste Angebot, das uns gemacht wurde: Investor*innen wollten vollständig auf Geldeinlagen verzichten und boten stattdessen wenige Domains für Unternehmensanteile. Ein paar Netzadressen für eine substanzielle Beteiligung? Kein guter Deal.

Mein Rat: Lass die Finger davon! Ich kenne keine Beispiele, die den Abschlag in der Bewertung wert waren – ganz im Gegenteil.

Trick: Kurzfristige Anpassung der Konditionen

Beide Seiten haben ihre wichtigsten Konditionen skizziert, die Absichtserklärung steht. Doch auch wenn das schriftliche Dokument verbindlich scheint und deinem Start-up eine gewisse Sicherheit schenkt – in Stein gemeißelt ist hier noch nichts. Die Inhalte können weiterhin angepasst werden. Und das passiert öfter, als man erwarten würde.

Gern wird dann geschickt ein Zeitpunkt knapp vor dem Notartermin gewählt: Du als Gründer*in wiegst dich in Sicherheit, hast andere Optionen entweder abgesagt oder bist diesen gar nicht erst nachgegangen und stehst nun unter Druck. Für Investor*innen die perfekte Ausgangslage, um Konditionen nochmal zu verändern oder Klauseln einzufügen, die nun plötzlich zur Bedingung für die vereinbarte Partnerschaft werden.

Bei einer unserer Finanzierungsrunden wurde kurz vor knapp eine zusätzliche Klausel ins Dokument eingefügt – ein „überproportionaler Verwässerungsschutz“ –, diese ungewöhnliche Klausel hätte dem Investor in bestimmten Szenarien mehr Firmenanteile zu einem deutlich niedrigeren Preis sichern können und zu Interessenkonflikten bei zukünftigen Bewertungen geführt.

Mein Rat: Lass dich hier auf keinen Fall unter Druck setzen! Am besten behältst du dir schon im Vorfeld einen Puffer zu deinem tatsächlichen Liquiditätsende. So kannst du Termine verschieben oder den Deal ganz ausschlagen. Von diesem „Joker“ solltest du aber nur im absoluten Notfall Gebrauch machen. Zwar wollen die Geldgeber*innen durchaus investieren, andernfalls verlieren sie ihren finanziellen und zeitlichen Einsatz – sollte es aber zum Äußersten kommen, droht dir die Insolvenz.

Bleib daher von Anfang an wachsam und verfolge auch Alternativen bis zuletzt. Oft lohnt es sich, mehrere Parteien für eine Finanzierungsrunde zusammenzubringen, um die Abhängigkeit von Investor*innen zu verringern.

Trick: Persönliche Haftung einfordern

Commitment zieht. Und das besonders bei Investor*innen. Um sicherzugehen, dass Milestones erfüllt werden, greifen diese in manchen Fällen zu drastischen Mitteln wie beispielsweise zur Forderung der persönlichen Haftung, die über die üblichen Garantien hinausgeht. Stimmst du als Gründer*in diesem Postulat zu, begibst du dich automatisch in eine ausweglose Lage, sollten die vereinbarten Ziele nicht in vollem Umfang oder rechtzeitig erreicht werden.

Und: Die Persönliche Haftung wird dich auch für kommende Verhandlungen mit deinen Investor*innen immer in eine Ecke drängen. Denn die Folgen bei einer Verletzung der zuvor getätigten Vereinbarungen – dabei spielt es keine Rolle, ob selbstverschuldet oder nicht – können weitreichend sein. So kenne ich Gründer*innen, die durch den hohen Druck, den Geldgeber*innen zustimmen zu müssen, ihre gesamten Anteile verloren haben.

Also, lieber keinen Deal als einen mit persönlicher Haftung? Ja, doch Commitment und Garantien sind sowohl aufseiten der Geldgeber*innen als auch der Gründer*innen wichtig.

Mein Rat: Wenn es um das Thema persönliche Haftung geht, ist es in jedem Fall ratsam, einen Rechtsanwalt zu Rate zu ziehen. Solltest du aus guten Gründen nicht bereit sein, „all in“ zu gehen, kann das bei Investor*innen zur Annahme führen, dass eine gewisse Unsicherheit aufseiten des Start-ups vorhanden ist. Hier können Gründer*innen ihr Engagement jedoch auch anders beweisen – und zwar, indem sie selbst nochmal in das Unternehmen investieren.

Trick: Liquidität klein halten und bei Engpass günstig Anteile abgreifen

Liquidität – das liegt beiden Parteien am Herzen. Denn ein Unternehmen, welches die eigenen Rechnungen nicht bezahlen kann, kann auch die Forderungen von Gläubiger*innen und Geldgeber*innen nicht einhalten. Doch, dass Investor*innen alles tun, um die Liquidität groß zu halten, ist meist eine Illusion. Bei Engpässen stehen Gründer*innen im Handlungszwang, und ehe man sich versieht, fordern diese Anteile zu niedrigen Bewertungen ein.

Mein Rat: Debattieren Investor*innen schon im Vorfeld über mehrere Meilenstein-Auszahlungen, sollten deine Alarmglocken läuten! Mehr als zwei sollten es in keinem Fall sein. Überprüfe lieber regelmäßig deine Liquidität, plane vorausschauend und suche parallel das Gespräch mit anderen, potenziellen Förder*innen.

Trick: Neue Geschäftsführung – ohne die Gründer*in

Als Gründer*in und alleinige(r) Geschäftsführer*in deines Start-ups vertrittst du natürlich auch deine Interessen. Das kann einigen Investor*innen ein Dorn im Auge sein, da für sie die Gefahr besteht, dass du als letztes Mittel bei zu großen Diskrepanzen aus der Zusammenarbeit aussteigst. Deshalb versuchen einige Geldgeber*innen, frühzeitig eine von ihnen ausgewählte Geschäftsführung mit ins Unternehmen zu holen oder sogar dich als Geschäftsführer*in ganz zu ersetzen, um sich abzusichern.

Ein Extrembeispiel: Investor*innen haben bei einem mir bekannten Gründer eine neue Geschäftsführung eingesetzt – nicht nur mit einem deutlich höheren Gehalt, sondern auch mit weniger Wissen und geringerer Leistungsbereitschaft. So musste das Start-up nicht nur das exorbitante zusätzliche Gehalt stemmen, sondern auch den geringen Einsatz der neuen Führung verkraften – letztlich haben die Geldgeber*innen versucht, den Gründer vollständig abzusägen.

Natürlich kann eine Ergänzung der Führungsebene unter Umständen auch eine große Chance sein. Nämlich dann, wenn sich die Fähigkeiten gut komplementieren und eine enge Zusammenarbeit möglich ist.

Mein Rat: Du musst hier unbedingt am Auswahlprozess beteiligt sein! Personen, die den Investor*innen nahestehen, beispielsweise auch ehemalige Investmentmanager, sind aus meiner Sicht ein absolutes No-Go.

Nicht zurückschrecken

Auch wenn sich Gründer*innen dieser Risiken bewusst sein sollten, braucht man auf keinen Fall vor Beziehungen mit Geldgeber*innen zurückzuschrecken. Denn neben den vielen schwierigen Situationen in der Vergangenheit, sammle ich mittlerweile durchweg positive Erfahrungen und schätze die Zusammenarbeit sehr. Ist das Vertrauen erstmal vorhanden, können Investor*innen auf mehreren Ebenen gewinnbringend sein.

Ohne Moos nix los!

Erprobte Praxistipps, die dir dabei helfen, Liquiditätsengpässe kurz- und langfristig bestmöglich zu vermeiden.

Es wird so leicht dahingesagt: Willst du deine unternehmerischen Visionen verwirklichen, gründest du dein eigenes Start-up. Dabei spielt viel mehr als die reine Idee eine wichtige Rolle auf dem Weg zum tatsächlichen Erfolg, weshalb viele Neugründer*innen auch ein Risiko mit dem Schritt ins Unternehmertum eingehen. Vor allem muss nämlich Geld vorhanden sein, und davon – in der Regel – nicht wenig.

Das Finanzmanagement ist die Achillesferse eines Betriebs, insbesondere in der Anfangsphase. Gibt es Probleme mit der Liquidität, kann jedes noch so vielversprechende Geschäft ausgebremst oder sogar zum Scheitern verurteilt werden. Umso wichtiger ist es, die drei häufigsten (Anfänger*innen-)Fehler im Cashflow-Management zu kennen und zu wissen, wie man Liquiditätsengpässen sofort, aber auch langfristig zuvorkommen kann.

Konkrete Finanzplanung und Kostenkontrolle sind das A und O

Häufig wird die Relevanz einer konstanten und exakten Finanzplanung unterschätzt. Darauf sollte dein Fokus nicht nur vor der Gründung liegen, sondern auch, während dein Unternehmen Fahrt aufnimmt. Denn mit wachsender Kundschaft und einem größeren Auftragspensum verändern sich auch die Anforderungen an deine finanziellen Ressourcen. Ein klarer Überblick über Cashflow, Zahlungen und Einnahmen ist daher zu jedem Zeitpunkt unerlässlich, andernfalls könnte es passieren, dass deine Reserven für unvorhersehbare Ausgaben zu früh zur Neige gehen. Dein Credo sollte außerdem Step by Step heißen. Schau zu, dass du regelmäßig einen Blick auf deine Kosten wirfst: Wie hoch sind die Beträge für Reisen, Technologien, Partnerunternehmen oder Softwares?

Sofortige Maßnahme: Überprüfe deine Kostenstruktur und suche nach Einsparungsmöglichkeiten, ohne die Qualität oder Produktivität zu beeinträchtigen. Priorisiere deine Ausgaben entsprechend. Langfristige Maßnahme: Investiere Zeit und Ressourcen in die Finanzplanung, indem du eine detaillierte Budgetierung und Cashflow-Prognosen erstellst. Das bedeutet auch, unerwartete Ausgaben einzuberechnen und finanzielle Puffer zu schaffen. Digitale Tools können eine hilfreiche Stütze sein, wenn es darum geht, wirklich konkrete Aussagen und realistische Prognosen zu treffen.

Kapitalbeschaffung: Wie viel Geld braucht (d)ein Start-up?

Neugründer*innen tendieren erfahrungsgemäß dazu, den Kapitalbedarf zu unterschätzen, den ein Unternehmen zu Beginn und im weiteren Geschäftsverlauf benötigt. Zwar sinkt das Risiko, wenn ein maßgeschneiderter Finanzplan aufgestellt wurde, dennoch können die tatsächlichen Betriebs- und Entwicklungskosten von den vorhergesagten Zahlen abweichen. Genauso kann es vorkommen, dass Deadlines für das Beantragen notwendiger Mittel verpasst werden. Wer zu spät mit der Suche nach zusätzlichem Kapital beginnt oder potenzielle Finanzierungsquellen außer Acht lässt, gerät in die Bredouille. Oder hast du letztere Option gar nicht erst in Betracht gezogen?

Sofortige Maßnahme: Wirf nochmal einen Blick auf deine Kostenstruktur und überlege, wo Betriebskosten eingespart und Ressourcen geschont werden können. Du kannst auch schauen, ob Leasing eine Option für dich wäre: Statt große Anschaffungen sofort zu kaufen, können sie zuerst geliehen und die Rechnung über einen längeren Zeitraum hinweg in Raten beglichen werden.

Langfristige Maßnahme: Führe eine realistische Kapitalbedarfsanalyse durch. Beginne frühzeitig mit der Suche nach zusätzlichem Kapital und erkunde verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten abseits klassischer Banken, um deine Liquidität zu sichern. (Mehr dazu online auf www.starting-up.de/­geld/finanzplanung.html) Trage Fristen direkt in deinen Kalender ein.

Forderungsmanagement auslagern und Rechnungen dokumentieren

Unzureichendes Kreditmanagement kann zu verspäteten Zahlungen, unbezahlten Rechnungen und letzten Endes zu ernsthaften Cashflow-Problemen führen. Daher ist es unerlässlich, dass du auch für das Forderungsmanagement strukturierte Prozesse etablierst. Dazu gehören unter anderem die rechtzeitige Rechnungsstellung, angemessene Zahlungsbedingungen für die Kundschaft sowie die Überwachung unbeglichener Beträge. Es ist absolut verständlich, wenn es dir zu Beginn der Gründung unangenehm ist, deine Business-Partner*innen auf ausstehende Geldbeträge aufmerksam zu machen, doch genau solche Zahlungsverzüge schmälern die Liquidität deines Unternehmens.

Sofortige Maßnahme: Die Rechnungsfinanzierung, das sogenannte Factoring, verhindert, dass deine Finanzen in Schieflage geraten. Bei diesem Prozess reichst du deine gestellten Rechnungen bei einer dritten Partei ein, welche dir die Zahlungssumme umgehend begleicht und zusätzlichen Ausfallschutz bietet. Das geldgebende Unternehmen setzt sich daraufhin für die Abwicklung der Rechnung mit den Schuldner*innen in Verbindung – sie übernehmen also das sogenannte Forderungsmanagement.

Langfristige Maßnahme: Mit wachsender Größe deines Unternehmens steigt womöglich auch die Anzahl der Rechnungen und damit auch das Risiko von Zahlungsausfällen. Um auf dem aktuellen Stand zu bleiben, kannst du dir beispielsweise eine Buchhaltungssoftware zulegen. Diese kennt sich mit allen wichtigen Regularien aus und die Dokumenta­tion deiner Geldflüsse bleibt tagesaktuell. Je mehr du an repe­titiven Prozessen auslagerst, desto stärker kann sich dein ­Finanzteam auf die Evaluierung und langfristige Organisation dieser konzentrieren.

Planung, Planung, Planung

Egal, ob es um allgemeine Finanzen, das Kapital oder die Kosten geht, du solltest immer darauf achten, dass du klare Strukturen etablierst. Auf dieser Basis lassen sich Liquiditätsengpässe gewöhnlich vorhersehen und eher vermeiden. Hinterfrage außerdem kritisch, ob die großen und kleinen Investi­tionen tatsächlich notwendig sind. Kommst du zu dem Entschluss, überlege, ob dein Eigenkapital dafür herhalten soll und auch kann oder ob es alternative Finanzierungsmöglichkeiten gibt. Leasing- oder auch Factoring-Unternehmen bieten beispielsweise kosteneffiziente Optionen, um deine eigenen Ressourcen nachhaltig zu schonen. Denke daran, dass finanzielle Transparenz und Vorsicht der Schlüssel zur Sicherung der monetären Gesundheit deines Unternehmens sind. Insbesondere erstgenannte Transparenz kannst du mit den oben genannten Maßnahmen besser garantieren und damit auch zusätzliches Vertrauen bei potenziellen Geldgeber*innen schaffen.

Der Autor Stefan Kempf ist Co-Gründer der aifinyo AG, die als Smart-Billment-Partnerin Tools für Payment, Billing- und Finanzierungs-Angelegenheiten aller Art anbietet.

Mehr Sichtbarkeit, höhere Chancen: So klappt’s mit Investor Relations

Start-ups, die auf Kapitalsuche sind, fokussieren sich meistens auf ein Thema: Investor*innen finden. Doch stell dir vor, es wäre umgekehrt und Investor*innen würden sich bei dir melden, um zu investieren. Unvorstellbar? Mit der richtigen Strategie klappt es.

Investor*innen möchten sich sicher sein, mit ihrem Investment auf das richtige Unternehmen zu setzen. Dazu gehören auf der einen Seite das Gründerteam und auf der anderen Seite der nötige Bedarf am Markt. Je bekannter dein Start-up ist und je mehr Belege zu finden sind, dass du bereits Kund*innen von deinem Produkt überzeugen konntest, desto höher sind deine Chancen, ein Investment zu sichern. Erfolgreiche Start-ups haben den Dreh raus und setzen insbesondere bei höheren Finanzierungsrunden auf eine ausgeklügelte Kommunikationsstrategie. Das Ziel: Durch hohe Sichtbarkeit Investor*innen auf sich aufmerksam zu machen.

Sichtbar in der Presse, sichtbar auf LinkedIn

Nur weil ein(e) Investor*in einen Artikel über dein Start-up liest, wird er oder sie nicht direkt Kontakt zu dir aufnehmen. Doch er oder sie wird das tun, was wir alle tun, um an Informationen zu kommen: googeln. Eine halbfertige Webseite, wenig Suchergebnisse und kein aussagekräftiges Profil der Gründer*innen vermitteln einen unprofessionellen und auch unerfahrenen Eindruck. Finden Investor*innen aktuelle aussagekräftige Artikel in Wirtschafts- und Start-up-Medien, sieht das Gründerteam auf der Bühne und in Podcasts, gibt das schon vorab einen guten Überblick über das Geschäftsmodell, das Team und die Vision. Das Start-up ist also sehr aktiv und kann sich verkaufen. Um letzteres geht’s schließlich auch beim Investment: Geldgeber*innen werden ausschließlich in Start-ups investieren, bei denen sie den Eindruck haben, dass sie verkaufen können.

Sichtbarkeit ist wichtig. Soweit so gut. Jetzt geht es darum, die richtige Strategie für sich zu finden. Zum einen muss klar sein, was kommuniziert werden darf und was nicht. Je transparenter ein Start-up ist und je klarer Zahlen, Pläne und Co. veröffentlicht werden, desto vertrauenswürdiger erscheint es. Zum anderen sollte definiert werden, wer das Gesicht des Start-ups nach außen ist. Idealerweise repräsentiert eine einzelne Person die Marke. Diese sollte sich damit wohlfühlen und auf jeden Fall Teil des Gründerteams sein. In den meisten Fällen entscheiden sich die Start-ups hier für die oder den CEO.

Kante zeigen: In Interviews und auch auf LinkedIn

Wer in die Presse möchte, muss auch auf LinkedIn präsent sein. Je höher die geplante Finanzierung, desto wichtiger ist das LinkedIn-Profil. Hier geht es insbesondere auch um die persönlichen Kanäle der Gründer*innen. Mindestens die oder der CEO sollten aktiv ihr Netzwerk ausbauen: Kontakte zu relevanten Investor*innen knüpfen, sich in Diskussionen zu ihren Themen involvieren und Kante zeigen. Mittlerweile zählt nicht nur das Wissen über das eigene Produkt. Leader müssen in der Lage sein, Entscheidungen zu reflektieren, eine politische Meinung zu haben und sich zu trauen, diese zu äußern. Journalist*innen sind sehr aktiv auf LinkedIn und recherchieren darüber ihre Gesprächspartner*innen. Und sind wir mal ehrlich: Jede(r) spricht lieber mit einer Person, die eine starke Meinung vertritt als mit jemandem, die oder der nur glatt gebügelte Antworten gibt oder im Worst Case gar keine Meinung hat.

Sobald Artikel, Interviews oder Podcasts erscheinen, kannst du die Wirkung über LinkedIn nochmal verstärken und weitere Insights zum Artikel teilen. Auch für Investor*innen, die dein Profil besuchen – und das werden sie auf jeden Fall – ist es spannend zu sehen, in welchen Medien du zuletzt vertreten warst, in welche Diskussionen du dich involvierst und welche Meinung du vertrittst.

Checkliste Investor Relations

  • Zielgruppe: Überlege dir genau, wen du als Investor*in möchtest. Für klassische VCs sind Wirtschafts- und Start-up-Medien interessant, für Business Angels und Investoren aus der Branche können Fachmedien relevanter sein.
  • Talking Head: Definiere, wer das Start-up nach außen präsentieren soll. Die oder derjenige ist für Interviews, Podcasts und Zitate verantwortlich.
  • Themen: Definiere die wichtigsten Punkte, über die du in der Presse und auf LinkedIn sprechen möchtest. Denke auch an dein persönliches Profil!
  • Themen-Monitoring: Sieh dir an, über welche Themen die Presse schreibt und welche Diskussionen auf LinkedIn stattfinden. Passe deine Kommunikation daran an und involviere dich in aktuelle Themen.
  • Hohe Transparenz: Offene Kommunikation, auch über Fehler, macht dich authentisch und steigert das Vertrauen. Sollte mal etwas schieflaufen, solltest du proaktiv kommunizieren und zeigen, dass du in der Lage bist, mit schwierigen Situationen souverän umzugehen.
  • Zahlen: Wenn es um Investor Relations geht, solltest du auch Zahlen kommunizieren – über deine aktuelle Geschäftsentwicklung, geplante Meilensteine und potenzielle Marktgröße.
  • Zeige Persönlichkeit: Es geht nicht nur um die Business-Seite, sondern auch darum, was dich als Person ausmacht. Wofür stehst du? Was bewegt dich? Warum möchtest du die Welt zu einem besseren Ort machen?

Die Autorin Carina Goldschmid ist Geschäftsführerin von Startup Communication, einer Kommunikationsagentur für Start-ups und Scale-ups. Zu den Kernkompetenzen gehören Awareness-Kampagnen, CEO Positionierung und Investor Relations. Zu den Kunden zählen Unternehmen aus den Bereichen DeepTech, KI, SaaS und Energy/New Mobility.

Rudy: erster dt. Crypto-Robo-Advisor will Kryptomarkt revolutionieren

Der Kryptomarkt stellt viele Privatanleger*innen aufgrund seiner Volatilität, Intransparenz und Komplexität vor große Herausforderungen. Das wollen Philipp Schulden und Thomas Faber mit Rudy ändern.

Um den Krypromarkt für Jedermann zugänglich zu machen, haben Philipp Schulden und Thomas Faber, zwei ehemalige Studenten von Prof. Philipp Sandner (Gründer des Frankfurt School Blockchain Center FSBC), den ersten deutschen Crypto-Robo-Advisor Rudy entwickelt. Um die Investments ihrer Nutzer*innen abzusichern, verfügt Rudy über zwei vollautomatische Anlagestrategien: die „Growth-Strategien“ und die „Steady-Strategien“: Die „Growth-Strategien“ setzen wie bei herkömmlichen Krypto-Börsen auf Preissteigerungen von Krypto-Werten wie beispielsweise Bitcoin und Ethereum. Die „Steady-Strategien“ hingegen konzentrieren sich darauf, kontinuierliches Einkommen zu erzielen, unabhängig von den Schwankungen der Kryptowährungskurse. Dies geschieht, indem die Nutzer dem Kryptowährungsmarkt Liquidität bereitstellen. Zum Beispiel können sie Zinsen verdienen, indem sie Kryptowährungen verleihen, oder sie können Gebühren verdienen, indem sie Kryptowährungen für den Handel zur Verfügung stellen.

Rudys „Steady-Strategien“ bieten gegenüber den „Growth-Strategien“ eine höhere Sicherheit, da sie nicht allein auf Kurssteigerungen setzen. Philipp Schulden, Co-Founder von Rudy, sagt: „Statt nur auf steigende Kurse zu hoffen, können die Nutzer von Rudy zudem Geld verdienen, indem sie den Krypto-Märkten risiko-optimiert Liquidität bereitstellen. Die Risiken der Anleger werden dank der Doppelstrategie besser verteilt.“

Den Risiken proaktiv begegnen

Um ein erhöhtes Maß an Sicherheit zu gewährleisten, sind die „Steady-Strategien“ nicht nur gegen die Unwägbarkeiten volatiler Märkte, sondern auch gegen systemische Risiken wie bspw. Hackerangriffe auf Smart Contracts abgesichert. Smart Contracts sind automatisierte Vertragsprotokolle auf der Blockchain, die definierte Aktionen ausführen, sobald vorher festgelegte Bedingungen erfüllt sind. Rudys Sicherheitssysteme sind nach eigenen Angaben so konzipiert, dass sie proaktiv auf Anomalien (z.B. Hackerangriffe) reagieren und die Anlagen der Kund*innen umgehend sichern.

Individuelle Risikoprofile der Nutzer*innen

Die Nutzer*innen können entscheiden, wie sicher oder risikofreudig sie ihr Geld auf Rudy investieren möchten, indem sie ihr Risikoprofil innerhalb weniger Minuten mittels eines Fragebogens konfigurieren. Je nach Risikopräferenz stellt Rudy dann ein personalisiertes, risikooptimiertes Portfolio aus den sicheren „Steady-Strategien“ und den risikoreichern „Growth-Strategien“ zusammen. Die „Steady-Strategien“ und den risikoreichern „Growth-Strategien“ werden dann laufend und voll-automatisiert optimiert und den Marktentwicklungen angepasst.

Hochliquide Investitionen

Die Anleger*innen können ihre Investitionen jederzeit wieder in Euro umwandeln. Sie verfügen stets über das Eigentum an den Vermögenswerten, welche von einem BaFin-regulierten Drittverwahrungsstelle verwaltet werden. So müssen sie sich nicht sorgen, beispielsweise ihren Wallet-Schlüssel zu verlieren. Investor*innen behalten die volle Kontrolle über ihre Investments, während Rudy automatisch und kontinuierlich das Portfolio im Einklang mit der vom Kunden bzw. der Kundin gewählten Investment-Strategie anpasst, ohne dass der Kunde bzw. die Kundin selbst aktiv werden muss.

Warteliste für den Start 2024 veröffentlicht

Interessent*innen können sich jab sofort für Rudy anmelden, um den Start Anfang 2024 nicht zu verpassen. Meldet man sich auf der Warteliste an, wird man mit drei Monaten gebührenfreiem Investieren belohnt. Sollten noch zwei weitere Kund*innen geworben werden, kann man sogar ein ganzes Jahr lang kostenfrei investieren. Zusätzlich steht Lehrmaterial gratis zur Verfügung.

Kredite für Selbständige: Das sollte beachtet werden

Selbständige stehen oft vor einer besonderen Herausforderung, wenn es darum geht, einen Kredit aufzunehmen. Der Grund? Banken und Kreditinstitute sehen die finanzielle Situation von Selbständigen häufig als volatil oder unvorhersehbar an. Dieses oft zutreffende Bild von unregelmäßigen Einnahmen, fehlenden Arbeitsverträgen oder gar der Abhängigkeit von wenigen Großkunden kann die Kreditvergabe erschweren. Sie als Unternehmer oder Freiberufler müssen deshalb Ihre Kreditwürdigkeit besonders unterstreichen und das Vertrauen der Bank gewinnen. Im folgenden Artikel erfahren Sie, worauf Sie dabei achten sollten und wie Sie Ihre Chancen auf einen Kredit für Selbständige erhöhen können.

Die Eigenheiten von Selbständigen

Selbständige und Freiberufler schätzen ihre berufliche Autonomie. Diese Unabhängigkeit ermöglicht ihnen eine flexible Arbeitsgestaltung und die Wahl ihrer Geschäftspartner. Doch genau diese Ungebundenheit kann bei der Beantragung eines Kredits zu Hürden führen. Laut der Finanzexperten von Finanzradar sind das die wesentlichen Ursachen:

1. Schwankendes Einkommen: Wer eigenverantwortlich arbeitet, erlebt oft monatliche Einkommensunterschiede. Dieses variable Einkommen ist Banken wohlbekannt, und aus ihrer Sicht kann es die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen oder -verzögerungen erhöhen.

2. Mangelnde Einkommensgarantie: Im Gegensatz zu festangestellten Arbeitnehmern betrachten Kreditinstitute das Einkommen von Selbstständigen und Freiberuflern weniger als feste Sicherheit. Daher müssen diese oft zusätzliche Garantien oder Sicherheiten bieten.

3. Branchenabhängige Bedenken: Die Branche, in der Sie tätig sind, kann Ihre Kreditaussichten beeinflussen. So könnten beispielsweise Baugewerbetreibende aufgrund branchenspezifischer Risiken auf größere Hürden stoßen als freiberufliche Softwareentwickler.

4. Geschäftserfahrung zählt: Insbesondere für diejenigen, die erst kürzlich den Sprung in die Selbständigkeit gewagt haben, kann es herausfordernd sein, Kreditgeber zu überzeugen. Ohne umfangreiche Geschäftsdokumentation fällt es Finanzinstituten schwer, den langfristigen Erfolg und die finanzielle Stabilität einzuschätzen.

Trotz dieser spezifischen Hindernisse sollten Sie sich nicht entmutigen lassen. Mit strategischer Vorbereitung und der richtigen Herangehensweise können Sie Ihre finanziellen Ambitionen als Selbstständiger oder Freiberufler verwirklichen.

Diese Faktoren gilt es bei der Kreditsuche für Selbständige zu berücksichtigen

Wenn Sie als Selbständiger auf der Suche nach einem Kredit sind, gibt es einige Aspekte, die Sie berücksichtigen sollten:

  • Bonitätsprüfung
  • Zinsen und Gebühren
  • Laufzeit und Flexibilität
  • Vollständigkeit und Aktualität der Unterlagen
  • Sicherheiten bereitstellen

Banken und Kreditinstitute bewerten Ihre Bonität, um das Risiko eines Kreditausfalls zu beurteilen. Daher sollten Sie sich mit den Kriterien vertraut machen, nach denen diese Bewertung erfolgt. Eine positive Bonität erhöht Ihre Chancen auf einen Kredit zu günstigen Konditionen. Falls Ihre Bonität nicht optimal ist, können Sie Maßnahmen ergreifen, um diese zu verbessern. Dies kann beispielsweise durch die Vorlage aktueller Geschäftszahlen oder positiver Kundenbewertungen geschehen.

Bei der Suche nach einem Kredit für Selbständige werden Sie auf unterschiedliche Zinssätze und Gebührenmodelle stoßen. Nehmen Sie sich die Zeit, diese genau zu vergleichen. Ein vermeintlich günstiger Kredit kann durch hohe Bearbeitungsgebühren oder versteckte Kosten schnell teurer werden als erwartet. Überlegen Sie außerdem, wie lange Sie den Kredit benötigen und wie flexibel Sie bei der Rückzahlung sein möchten. Einige Kredite bieten die Möglichkeit für vorzeitige Rückzahlungen ohne zusätzliche Kosten oder flexible Zahlungspausen im Falle von Liquiditätsengpässen.

Für eine transparente Darstellung Ihrer wirtschaftlichen Lage gegenüber der Bank sollten Sie umfassende und aktuelle Geschäftsunterlagen bereithalten. Zum Gespräch in der Bankfiliale empfiehlt es sich, die Einkommenssteuerbescheide der letzten drei Jahre, eine ausführliche Gewinn- und Verlustrechnung, einen Überblick über Ihre aktuellen Schulden sowie die jüngste betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) mitzubringen.

Da bei einem Kredit für Selbstständige Ihr Einkommen nicht als Garantie dient, wäre es ratsam, der Bank alternative Sicherheiten zu präsentieren. Hierzu könnten Immobilien oder eine Risikolebensversicherung gehören. Mit diesen zusätzlichen Absicherungen sind Banken in der Regel eher geneigt, Ihren Wünschen entgegenzukommen und günstigere Zinssätze zu bieten. Sie sorgen dafür, dass die Bank bei unvorhergesehenen Zahlungsschwierigkeiten, sei es durch Krankheit, Tod oder Geschäftsaufgabe, ihre Forderungen dennoch beglichen bekommt.

Welche Kreditarten stehen Selbständigen zur Verfügung?

Selbständige und Freiberufler können sowohl Kredite für private Anliegen als auch für geschäftliche Belange in Anspruch nehmen. Der Hauptunterschied zwischen diesen Kreditarten liegt in ihrem Verwendungszweck.

Darlehen für persönliche Anliegen

Selbständige und Freiberufler sind mehr als nur ihre berufliche Tätigkeit. Wie jeder Mensch verfolgen sie individuelle Träume und Ambitionen, ob es nun das moderne Auto, eine topaktuelle Musikanlage oder stilsichere Einrichtung für das Eigenheim ist. Für solche Vorhaben kann ein privater Ratenkredit die ideale Lösung sein.

Wenn Sie als Selbständiger oder Freiberufler über einen privaten Kredit nachdenken, stehen Ihnen grundsätzlich zwei Optionen zur Verfügung. Sie können entweder einen flexiblen Kredit wählen, der Ihnen volle Verfügungsfreiheit bietet, oder sich für einen zweckgebundenen Kredit entscheiden, beispielsweise für den Autokauf. Zweckgebundene Kredite bieten häufig vorteilhaftere Zinsen, da sie durch den Wert des erworbenen Gegenstands - in diesem Beispiel das Auto - gesichert sind. Bei Zahlungsschwierigkeiten könnte die Bank den finanzierten Artikel veräußern, um den Kredit zu kompensieren.

Auf der anderen Seite sind Kredite zur freien Verwendung in der Regel zinstechnisch etwas kostspieliger, da sie nicht durch einen konkreten Wert gesichert sind. Es ist zu beachten, dass die Zinsen für Selbständige und Freiberufler tendenziell etwas höher ausfallen können, unabhängig von der Kreditart. Falls der Erwerb eines Eigenheims auf Ihrer Wunschliste steht: Selbständige haben durchaus die Option einer Baufinanzierung. Aufgrund des unregelmäßigen Einkommens kann dies jedoch komplexer sein als für regulär Angestellte, wobei spezielle Kriterien erfüllt werden müssen.

Darlehen für geschäftliche Anliegen

Im Geschäftskreditbereich gibt es zwei dominante Typen:

  • den Betriebsmittelkredit
  • den Investitionskredit

Der Betriebsmittelkredit dient hauptsächlich zur Finanzierung von alltäglichen Geschäftsausgaben wie dem Kauf von Waren oder der Überbrückung finanzieller Kurzzeitschwankungen. Er bietet Freiberuflern und Selbständigen auch die Flexibilität, ihren Kunden Zahlungsaufschübe zu gewähren. Mit dem von der Bank bereitgestellten Geld können Sie so Ihre laufenden Kosten decken, auch wenn Ihre Kunden noch nicht gezahlt haben. Ein möglicher Nachteil dieses Kredits sind jedoch die Zinssätze, die bei größeren Summen mitunter recht hoch sein können, da keine konkrete Sachwertabsicherung hinterlegt ist.

Der Investitionskredit hingegen wird genutzt, um längerfristige Anschaffungen wie Maschinen, Firmenfahrzeuge oder Produktionsanlagen zu finanzieren. Er unterstützt Unternehmen dabei, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Da solche Kredite in der Regel durch den materiellen Wert der erworbenen Güter abgesichert sind, sind die Zinssätze in der Regel günstiger als bei Betriebsmittelkrediten.

Alternativen zu traditionellen Bankkrediten für Selbständige

In der heutigen Zeit haben Selbständige eine Vielzahl von Finanzierungsoptionen zur Verfügung, die über die klassischen Bankkredite hinausgehen. Diese Alternativen bieten oft mehr Flexibilität und können besser auf die spezifischen Bedürfnisse von Selbständigen zugeschnitten sein.

1. Peer-to-Peer-Kredite (P2P-Kredite): Online-Plattformen verbinden Kreditnehmer direkt mit privaten Investoren. Als Selbständiger legen Sie Ihren Kreditbedarf und den Verwendungszweck dar. Interessierte Investoren bieten dann Geld zu festgelegten Konditionen an. Dabei profitieren Sie von oft günstigeren Zinsen und schnelleren Entscheidungsprozessen.

2. Crowdinvesting: Hier investiert eine Menge von Menschen kleine Beträge in Ihr Geschäft im Austausch für eine Beteiligung oder einen festen Zinssatz. Dies eignet sich besonders für innovative Geschäftsideen oder Projekte, die auf eine breite Unterstützung aus der Community abzielen.

3. Mikrokredite: Diese kleineren Kredite werden oft von spezialisierten Instituten oder gemeinnützigen Organisationen vergeben. Sie richten sich speziell an Gründer und Selbständige, die Schwierigkeiten haben, einen traditionellen Bankkredit zu erhalten.

4. Kredit von Online-Direktbanken: Einige Direktbanken bieten spezielle Kredite für Selbständige an. Ohne Filialnetz können diese Banken oft bessere Konditionen bieten und den Prozess dank Digitalisierung beschleunigen.

Fazit

Die Entscheidung, als Selbständiger einen Kredit aufzunehmen, bringt viele Überlegungen und Herausforderungen mit sich. Dabei steht im Vordergrund, wie Banken Ihre Bonität bewerten und welche Kreditform am besten zu Ihren individuellen Bedürfnissen passt. Eine gut durchdachte Finanzierungsentscheidung unterstützt Sie effektiv in Ihrer Selbständigkeit und ermöglicht es Ihnen, Ihre unternehmerischen Ziele zu erreichen.

Corporate Venture Capital (CVC): Ein strategischer Hebel für eine sichere Zukunft

Corporate Venture Capital ist eine Finanzierungsform, die Unternehmen nicht nur als Investition, sondern vor allem als strategisches Instrument nutzen. Doch CVC ist nicht gleich CVC: Welche Unterschiede lassen sich erkennen und gibt es einen Schlüssel zum Erfolg?

Die Digitalisierung und der technologische Wandel schreitet im Eiltempo voran und stellt Unternehmen vor immer größere Herausforderungen. Etablierte Geschäftsmodelle werden durch technologische Innovationen obsolet und neue Konkurrenten treten auf den Plan. Für die Schaffung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile müssen Unternehmen ständig neue Lösungen und Wege finden. Genau in diesem Kontext wird Corporate Venture Capital (CVC) zunehmend wichtiger für Unternehmen. Es handelt sich dabei um eine Finanzierungsform, die Unternehmen nicht nur als Investition, sondern vor allem als strategisches Instrument, etwa für Innovationsstrategien, nutzen. Doch CVC ist nicht gleich CVC: Welche Unterschiede lassen sich erkennen und gibt es einen Schlüssel zum Erfolg?

Die Rolle von CVCs: Vom Randphänomen zum Kaleidoskop an Möglichkeiten

Einst als nebensächliches Segment des Venture Capital-Marktes betrachtet, hat CVC sich zu einem unverzichtbaren Akteur in der globalen Investmentlandschaft entwickelt. Weltweit und insbesondere in Deutschland, haben CVC-Investitionen in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Eine Studie von Global Corporate Venturing hat beispielsweise ergeben, dass sich CVCs im Jahr 2022 an fast einem Fünftel Prozent der weltweiten Start-up-Finanzierungsrunden beteiligten. Vor einem Jahrzehnt waren es lediglich elf Prozent. Dafür sind besser ausgestattete CVC-Einheiten, aber auch die kontinuierliche Professionalisierung der Corporate Venture Capital-Branche verantwortlich.

Es ist entscheidend zu betonen, dass nicht alle CVCs gleich sind. Unterschiede in der Struktur, den Zielen und der Betriebsweise führen zu einer breiten Palette von CVC-Modellen. Einige CVCs sind strategisch ausgerichtet und investieren in Start-ups, die Synergien mit dem Kerngeschäft des Mutterunternehmens bieten. Andere agieren mit einer stärkeren finanziellen Perspektive und konzentrieren sich auf die Maximierung der Rendite. Und wieder andere navigieren irgendwo in der Mitte.

Diese Vielfalt an CVC-Modellen ist eine große Stärke. Es ermöglicht Start-ups, einen Ansatz zu wählen, der am besten zur Unternehmensstrategie und -kultur passt. Andererseits erhalten etablierte Unternehmen durch einen CVC-Arm Einblicke in zukunftsträchtige technologische Entwicklungen der Branche, die es ihnen ermöglichen, auch weiterhin ein relevanter Akteur am Markt zu sein – mit disruptiven Innovationen, die am Puls der Zeit liegen.

Kontrolliert investieren: Mit Struktur und Unabhängigkeit zum Erfolg

Um CVC-Investitionen effizient einzusetzen, ist die richtige Struktur sowie ein gewisses Maß an Unabhängigkeit vom Mutterunternehmen aus Sicht von BMW i Ventures entscheidend für eine agile CVC-Einheit. Durch die Einführung einer unabhängigen Fondsstruktur, die den traditionellen Risikokapitalgebern ähnelt, werden Entscheidungsfindung und Risikomanagement optimiert. Diese Unabhängigkeit ermöglicht eine schnellere und risikofreudigere Herangehensweise, was die Agilität des Fonds sicherstellt. Das ist entscheidend, um im VC-Bereich wettbewerbsfähig zu bleiben.

Expertise und Professionalisierung von CVCs

CVCs sind nicht nur finanzielle Instrumente, sondern auch Zentren der Expertise. Mit der gezielten Anwerbung von Fachleuten, die ein starkes Branchenwissen und Erfahrung mitbringen, kann die Qualität der Investitionen verbessert werden.

Zahlreiche Kapitalgeber wie Porsche Ventures, Intel Capital, Salesforce Ventures oder eben auch BMW i Ventures zeugen von der Reife und Professionalität der CVCs und ihrer Fähigkeit, attraktive finanzielle Renditen für ihre Mutterunternehmen zu erzielen.

Krisenfest: Strategischer Partner auf ganzer Linie

CVCs bieten auch erhebliche Vorteile für Start-ups. Neben der Kapitalzufuhr bieten CVCs strategische und wirtschaftlich entscheidenden immateriellen Mehrwert. CVCs können beispielsweise Türen zu notwendigen Ressourcen, Netzwerken, Vetriebskanälen, Expert*innenwissen sowie potenziellen Kund*innen öffnen. Diese sind insbesondere für junge Unternehmer*innen, die am Anfang stehen, oft schwer zugänglich. Zudem haben CVCs im Gegensatz zu traditionellen Risikokapitalgesellschaften oft einen längeren Anlagehorizont, was zu einer stärkeren Stabilität und weniger Druck auf die kurzfristige Rendite führen kann.

Besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit hat sich das CVC-Modell als äußerst widerstandsfähig erwiesen und seine Bedeutung für das gesamte Start-up-Ökosystem unterstrichen. So zeigt ein Bericht von Pitchbook, dass die Zahl der Investitionen von herkömmlichen Risikokapitalgebern im Jahr 2022 um 25 Prozent zurückging, CVCs verzeichneten im Vergleich lediglich einen Rückgang von zwei Prozent. Dieser Indikator verdeutlicht ihre Stabilität und Effektivität in wirtschaftlichen Turbulenzen. Diese Widerstandsfähigkeit unterstreicht die Rolle von CVCs als starke Verbündete für Start-ups sowie etablierte Unternehmen. Für Start-ups bieten CVCs damit eine besonders attraktive Finanzierungsoption dar.

Auf der Suche nach Innovationen sind CVCs auch eine vielversprechende Möglichkeit für Unternehmen. Die Beziehungen zu den Portfolio-Firmen sind als langfristige Partnerschaft angelegt. Diese Nähe fördert damit nicht nur Wachstum, sondern gemeinsames strategisches Denken sowie das partnerschaftliche Entwickeln einer Vision. Diese Art der Zusammenarbeit gewährleistet die Chance auf ein nachhaltiges Wachstum.

Eine Win-Win-Situation für Unternehmen und Start-ups

Lange Rede, kurzer Sinn: CVCs sind mehr als nur eine alternative Finanzierungsform. Für Start-ups sind sie ein strategischer Partner, der nicht nur Kapital zur Verfügung stellt, sondern auch eine gemeinsame Vision, Fachkenntnisse und ein Netzwerk einbringt. Durch Einheiten wie BMW i Ventures, die spezialisierte Teams und Ressourcen bereitstellen, werden Start-ups gestärkt und gefördert und auch in Krisenzeiten eng begleitet. Für Corporates sind CVCs ein effektiver Hebel, um ihre Zukunftsfähigkeit durch den Zugang zu neuen Technologien, Geschäftsmodellen und Talenten zu sichern. CVCs sind somit eine erfolgsversprechende Alternative für Start-ups und Unternehmen, die über den Tellerrand hinausdenken und auf eine langfristige, erfolgreiche Zusammenarbeit setzen.

Die Autorin Sohaila Ouffata ist Director of Platform für die Portfoliounternehmen von BMW i Ventures. In dieser Rolle konzentriert sie sich auf die Entwicklung und Umsetzung strategischer Wachstumsinitiativen der Start-ups, mit denen BMW i Ventures zusammenarbeitet.