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Unternehmen statt detailliert planen
Um das zuvor bemühte Bild noch einmal aufzugreifen: So mancher Gründer scheitert trotz präzisester Zahlen und professionellem Plan am falschen „Business-Besteck“ – die Folge: Operation gelungen, Patient tot! In der Zukunftsforschung kommen Gründer und Unternehmer daher als Betriebswirte gar nicht vor. Schon eher als Künstler, die Neues „aus dem Nichts“ erschaffen. Mit den Künstlern teilen sie nicht nur die Kreativität, sondern auch die Besessenheit. Das Unternehmen (und sich selbst) zu entwickeln und den eigenen Markt aufzurollen, das ist der Stoff, aus dem unternehmerischer Erfolg gemacht ist. Im krassen Gegensatz dazu gründen Unternehmer heute im Zeitgeist der Daueroptimierung. Bloß: Von was? Was soll eigentlich optimiert werden? Gründer gründen für was? Nämlich für die Zukunft – ihre eigene und die ihrer Kunden.
Neue Wettbewerbsräume schaffen
Gründer sollten sich keine grauen Haare wachsen lassen über ihre „Positionierung“ und ihren Platz in „der aktuellen Wettbewerbssituation“. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, neue Wettbewerbsräume zu entdecken. Diese Aufgabe den Fragen der Machbarkeit zu unterwerfen – nichts anderes macht ein Businessplan – bedeutet im Grunde, Ziele abzulehnen, wenn die Mittel zur Erreichung dieser Ziele nicht zur Hand sind. Dass ein Unternehmen alle für die Kommerzialisierung einer Innovation benötigten Ressourcen hat, ist aber selbst bei gestandenen Unternehmen eine äußerst fragwürdige Annahme. Bei Gründern ist sie absurd.
Ein Gegenvorschlag zur „Positionierung“ lautet demnach: Wettbewerbsräume schaffen. Dazu gehört:
- In konzeptionelle Führung investieren: Der Wettbewerb um unternehmerische Führung findet außerhalb des Marktes statt. Die Aufmerksamkeit der meisten Manager in langlebigen Unternehmen gilt aber eher dem marktorientierten Wettbewerb. Darin liegt auch die Chance von Gründern.
- Perspektive umdrehen: Statt via ausgedachter Kennzahlen die Gegenwart schrittweise in die Zukunft hochzurechnen lieber die Zukunft schrittweise in die Gegenwart herüberholen, d.h.: Die Umstände und Maßnahmen identifizieren, die es zur Realisierung Ihres Ziels in der Zukunft bedarf. Zukunftsforscher nennen das „Backcasting“.
- Imageneering statt Visioning! Statt Visionen zu entwickeln und sich im Wolkenkuckucksheim zu verlieren lieber die eigene Vorstellungskraft konkret trainieren. Gründer brauchen eine Kombination aus Erkenntnissen und Alternativen: Einsichten in die Entwicklungstrends und Mechanismen ihres (Nischen-)Marktes und Wahlmöglichkeiten, wenn der Gang der Dinge anders läuft als erwartet, also eine Vorstellung davon, was für einen selbst unter den verschiedenen, variablen Marktbedingungen jeweils herauszuholen ist.
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Gründer sollten sich vor der irreführenden Frage hüten, was denn mit ihnen als Markt-Einsteiger oder als Markt-Erweiterer geschehen wird. Wer dergleichen wissen will, sollte tatsächlich lieber auf seinen Haus-Astrologen setzen: Das weiß (außer Glaskugelbesitzern) nämlich niemand.
Weiterführender ist die Frage nach zukünftigen konkreten Handlungsoptionen: Was werde ich tun, wenn mein Konzept blitzschnell kopiert wird, wenn meine Umsatz-Kalkulation sich nach X Wochen nicht bestätigt, wenn meine potenziellen Kunden nicht wie erwartet reagieren, wenn Breitseiten von den etablierten Wettbewerbern kommen? Tja – was? Vorbereiten, durchspielen, aufschreiben, präsent machen! Gründer können sich in einem sicher sein: Irgendein Störfall ereignet sich garantiert. Gedankliche Vorbereitung auf Ereignisse dieser Art ist also beileibe keine graue Theorie, sondern einschlägiger Wettbewerbsvorteil.
Gründer brauchen, wenn sie am Markt bestehen wollen,
einen speziellen Werkzeugkasten für ihre Eingriffe,
eine Art chirurgisches Business-Besteck
Marktbeobachtung statt Trend-Watching
Marktbeobachtung? Ja! Klassisches Monitoring? Nein! Trends für Gründer stehen nicht „einfach so“ in der Zeitung. Und auf den kostenpflichtigen Gründer-Messen er-fährt man einiges über die neueste Buchhaltungssoftware aus der Cloud, IHK-Termine und News zu den Kürzungen der staatlichen Gründerhilfen – aber wirklich weiterhelfende Trends? Gründer können sich stattdessen folgende Fragen stellen (siehe die nebenstehenden „Fragen zum Markt“).
Es ist ratsam, sich zu ausführlichen Antworten auf jede einzelne Frage zu zwingen. Und Vorsicht vor scheinbar unfehlbaren Allerweltstipps! Es ist schon mancher Gründer mit seinem Pflegedienst verunglückt, weil er das Gerede vom bevorstehenden „demographischen Wandel“ konkret auf sich und seine Umgebung bezogen hat. Derlei – Globalisierung, Frauenförderung usw. – sind für Gründer keine Trends, sondern Infotainments: interessant, aber unspezifisch. Der Trick für Gründer und Kleinst-Unternehmer besteht darin, die eigenen Trends und Treiber zu identifizieren. Das geht! Allerdings nur durch präzises Beobachten der eigenen Umfelder. Und Selberdenken: Denn der Wandel von Umfeldern wird nur dadurch zu einzelnen Trends, dass man ihn konsequent durch die Brille des eigenen Unternehmens betrachtet. Keine Entwicklung ist „von sich aus“ ein Trend!

