Studie: Persönlichkeit trumpft bei Kapitalgebern


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Die Zusammenhänge von Gründerpersönlichkeit und Gründungserfolg sind messbar. Zu diesem Ergebnis kommt die BSP Business School Berlin in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Die Persönlichkeit der Gründerin oder des Gründers wird von Kapitalgebern zu Recht als eines der wichtigsten Kriterien für die Investitionsentscheidung erachtet. Die bisher größte deutschsprachige Studienreihe zum Thema "Persönlichkeit von Gründern" kommt zu der Erkenntnis, dass konkret in Euro messbare Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und Gründungserfolg bestehen. Die Macher der Studie leiten daraus die Notwendigkeit einer „Personality Due Diligence“ ab, die dazu beitragen kann, den Auswahlprozess von Investoren jenseits des subjektiven Bauchgefühls zu verbessern.

Personality Due Diligence

Gründerinnen und Gründer sind als Innovationstreiber von enormer Bedeutung. Rund 6,2 Milliarden Euro wurden im letzten Jahr von Investoren in deutsche Start-ups investiert. Trotz intensiver, datengestützter Analysen aller betriebswirtschaftlichen Faktoren („Due Diligence“), enden 5 von 6 Investitionen in einem (Total-)Verlust.

Bei genauerer Betrachtung des Due Diligence Prozesses fällt auf, dass die Persönlichkeit – im Gegensatz zu allen anderen (datengestützten) Entscheidungskriterien – von den Investoren fast immer ausschließlich auf Basis ihres höchst subjektiven Bauchgefühls im Pitch beurteilt wird. Die Diskrepanz zwischen der (bereits erkannten) Bedeutung von Persönlichkeit als Erfolgsfaktor und der Aufmerksamkeit, die ihr zugestanden wird, ist also eklatant.

Um zu einem Umdenken und zu einer systematischen „Personality Due Diligence“ beizutragen, hat die BSP Business School Berlin in Zusammenarbeit mit der Goethe Universität Frankfurt am Main 585 Gründer/innen aus der DACH-Region zu Unternehmensdaten und Erfolgskriterien befragt und zugleich ihre Persönlichkeitsmerkmale erhoben.

Die Ergebnisse zeigen, dass Zusammenhänge zwischen der Persönlichkeit und dem Erfolg der Gründer/innen bestehen, deren Relevanz direkt in Euro messbar ist. Unter anderem:

  • Gründer/innen mit einer hoch ausgeprägten Belastbarkeit erfüllen ihre Ziele 15 Prozent besser als nicht belastbare Gründer/innen. Umgerechnet auf ein individuell oder investorenseitig gesetztes Umsatzziel von z.B. 2 Millionen Euro entspräche diese Persönlichkeitsausprägung somit einem unmittelbaren Impact von 300.000 Euro.
  • Hoch extravertierte Gründer/innen übertreffen die Umsatzzielerreichung introvertierter Gründer/innen um 16 Prozent – 320.000 Euro im oben genannten Beispiel.

Das Ziel des Forschungsprojekts: fundierte Analyse der Gründerpersönlichkeit

Auf Basis dieser Ergebnisse können die Wissenschaftler konkrete Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Qualität von Auswahlentscheidungen und zur Erhöhung der Erfolgsquote von Investments ableiten.

So sollte eine fundierte Analyse der Gründerpersönlichkeit nicht (nur) auf dem Bauchgefühl von Investoren/innen beruhen, sondern zunächst einmal auf validen, geprüften Kompetenzen. Welche konkrete Anforderung, d.h. welche Ausprägung eines Merkmals (gering, mittel, hoch?) bei Gründerinnen und Gründern erforderlich ist, damit diese möglichst erfolgreich agieren, ist ebenfalls keine Frage von Intuition, sondern von systematischen – und äußerst einfachen – Berechnungen.

Wie diese Untersuchung der "richtigen" Ausprägung vollzogen wird, sollte dann keine Frage des Bauchgefühls sein als vielmehr des geeigneten Instruments. So können Investitionsentscheidungen nachvollziehbar an eindeutigen Wertbereichen der Gründerpersönlichkeit festgemacht und Erfolgsquoten differenzierter berechnet werden.

Hier geht's zum Forschungsprojekt APPLIED

Die Autoren/Ansprechpartner der Studie

Lucas Fichter
, M.Sc., ist Wirtschaftspsychologe und Doktorand für psychologische Diagnostik. Er forscht und lehrt zu Persönlichkeitsmerkmalen von Gründerinnen und Gründern und deren Zusammenhängen mit Erfolgs- und Leistungskriterien.

Prof. Dr. Charlotte von Bernstorff ist Professorin für Personalpsychologie an der BSP Business School Berlin. Sie forscht, lehrt und berät zur Anwendung von Datenanalysen im Personalbereich.

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Gründer*in der Woche: 3EA - die Drone-as-a-Service-Pioniere

Benjamin Wiens und Marius Schröder, die Gründer der Third Element Aviation (3EA), bieten als erstes deutsches Unternehmen kommerzielle Drohnen-Logistikflüge an und setzen damit auch in der EU Maßstäbe.

Im Herzen Nordrhein-Westfalens, in Bielefeld, ist ein Start-up beheimatet, das sich anschickt, die Grenzen dessen, was in der europäischen Drohnen-Luftfahrtlogistik möglich ist, zu definieren. Third Element Aviation (3EA) hat es sich zur Aufgabe gemacht, mittels hochentwickelter Drohnentechnologie logistische Prozesse fliegen zu lassen, und hat dies vor wenigen Monaten mit dem ersten kommerziellen Logistik-Drohnenflug in Deutschland eindrucksvoll gezeigt. Der Weg dorthin war alles andere als einfach. Die Europäische Union, die für ihre strenge Regulierung bekannt ist, stellt Start-ups wie 3EA vor beträchtliche Herausforderungen.

Vision trifft auf bürokratische Hürden

Als der Drohnenhersteller, bei dem Benjamin Wiens und Marius Schröder, die Gründer von 3EA, beschäftigt waren, 2016 seine Pforten schloss, entschieden sie sich gegen den sicheren Hafen einer neuen Anstellung und für das ungewisse Meer der Selbständigkeit. Mit einem dänischen Partner und einigen früheren Kollegen gründeten sie ihr eigenes Start-up. Ihre Vision: eine Drohnen-Airline, die Materialien schneller, effizienter und umweltfreundlicher transportieren kann als jeder LkW.

Doch die Vision stieß schnell auf die Realitäten des europäischen Rechtssystems. Die Unionsgesetzgebung zu Drohnen ist ein Labyrinth aus nationalen und supranationalen Vorschriften, das ständig in Bewegung ist. Die Sicherheitsanforderungen sind hoch und die bürokratischen Wege lang. Aber es ist ein ganz klares Entgegenkommen zwischen Politik und Wirtschaft erkennbar, das Potenzial für Drohnen in Europa weiter zu heben und nicht mit Gesetzen zu verbauen. Das unterstreicht auch Marius Schröder: „Wir sehen deutlich mehr Rechtssicherheit und Klarheit. Und wir sehen – was noch viel wichtiger ist – einen Weg hin zum sicheren Betrieb von Drohnen, auch wenn keine Piloten direkt danebenstehen. Unsere Kunden nehmen diese Veränderung wahr, und es werden wieder viel mehr Projekte angefragt.“ 3EA kennt das Spielfeld der Drohnen-Verordnungen genau, man konzentriert sich aber auf den eigenen technologischen Fortschritt auf dem sich immer weiter regulierten Markt.

Regulierungsschlacht mit Perspektiven

Drohnen operieren in einer rechtlichen Unsicherheit zwischen unbemannter Luftfahrt und ziviler Nutzung. Die Gesetzgebung muss sowohl die Sicherheit der Bevölkerung garantieren als auch einen fairen Wettbewerb ermöglichen. „Jedes Land in der EU hat seine eigenen Regeln, was eine EU-weite Expansion zu einem bürokratischen Albtraum macht“, sagt Benjamin Wiens. 3EA musste nicht nur mit den deutschen Behörden verhandeln, sondern auch die unterschiedlichen Anforderungen anderer EU-Staaten berücksichtigen. „Wir stehen ganz am Anfang einer Erschließung eines gesamten Sektors, da ist es doch ganz normal, dass Spielraum vorhanden ist. Das macht es auch so spannend und bietet eher Chancen“, sagt Benjamin Wiens.

Die logistische Revolution

Derweil schreibt 3EA Geschichte mit dem ersten kommerziellen Drohnenflug über dem Industriegebiet von Lüdenscheid. Hochtechnologische Drohnen transportieren Werkzeuge und andere Güter über eine der verkehrsreichsten Regionen Deutschlands, ohne in Staus zu geraten. Seit dem 21. Februar dieses Jahres gibt es einen dauerhaften Linienflug von ferngesteuerten Drohnen aus einer Art Kommunikationszentrale heraus, in der Drohnenpilot*innen mehrere Drohnen gleichzeitig überwachen – alles in Zusammenarbeit mit der Koerschulte Group. Damit sind sie das erste deutsche Unternehmen, das kommerzielle Logistikflüge, kurz – Drone-as-a-Service – anbietet. Das Potenzial ist riesig, denn in der Luft wird nicht nur Zeit gespart, sondern auch die Umwelt­belastung des städtischen Verkehrs erheblich reduziert.

„Wir haben lange an der Zuverlässigkeit unserer Fluggeräte gearbeitet und können jetzt eine sichere Überquerung urbaner Gebiete garantieren“, erklärt Benjamin Wiens. Die Drohnen von 3EA sind mit modernsten Navigations- und Sicherheitssystemen ausgestattet, die es ihnen erlauben, selbständig Hindernissen auszuweichen und bei technischen Problemen sicher zu landen.

Potenzial und Risiken

Analyst*innen prognostizieren ein starkes Wachstum des EU-Markts für Drohnenlogistik, besonders angesichts der zunehmenden Urbanisierung und der Suche nach nachhaltigen Transportlösungen. Wenn alle an einem Strang ziehen – dazu gehören Politik, Wirtschaft und Gesellschaft –, kann in der Luft wirklich ein Schloss entstehen; die Weichen sind gestellt. „Jedes neue Gesetz, jede Änderung in der EU-Drohnenpolitik kann uns natürlich ein Stück zurückwerfen. Aber die Vergangenheit und die Entwicklung der Gesetzgebung haben gezeigt, dass alle Seiten den Luftraum als logistische Zukunft sehen“, sagt Benjamin Wiens.

Das Vertrauen in die Flugsicherheit von Drohnen ist da. Dass es auch so bleibt, dafür sind alle Beteiligten mitverantwortlich. Drohnen sind komplexe Systeme, deren Betrieb von präziser Softwaresteuerung und fehlerfreien mechanischen Komponenten abhängt. „Sicherheit steht für uns immer an erster Stelle. Gesetzgebungen und starke Regulierungen sind enorm wichtig, weil wir als gesamte Branche das Vertrauen in eine neue Logistik aus der Luft gewinnen und vor allem langfristig halten müssen, um nachhaltig Erfolg zu haben“, sagt Benjamin Wiens.

Die Zukunft ist in der Luft zu Hause

Während klassische Use Cases im B2B-Bereich wie Dach­in­spektionen oder Filmaufnahmen bereits gut funktionieren, schaffen neue Technologien und neue regulatorische Möglichkeiten die künftige Basis für weitere Geschäftsfelder. Bereits 2025 soll jede dritte Drohne im B2B-Bereich eingesetzt werden. Vor allem der Logistikmarkt wächst. Allied Market Research geht von einem jährlichen Wachstum von über 20 Prozent bis 2030 aus. „Wir stehen erst am Anfang dessen, was mit Drohnen möglich ist“, sagt Benjamin Wiens. Die nächste Stufe könnte die Integration von KI-Systemen sein, die nicht nur die Naviga­tion, sondern auch die logistischen Entscheidungen autonom treffen können. Dadurch könnte die Effizienz weiter gesteigert und die menschliche Fehlerquote minimiert werden.

3EA steht an der Spitze einer technologischen Revolution, welche die Art und Weise, wie wir über Transport und Logistik denken, verändern könnte. Die Kombination aus innova­tiver Technologie und einer proaktiven Herangehensweise an die europäische Regulierungslandschaft macht das Unternehmen zu einem spannenden, wenn auch unsicheren Spieler auf dem Feld der modernen Luftfahrtlogistik.

Der Erfolg oder das Scheitern von 3EA wird nicht nur die eigene Zukunft bestimmen, sondern auch die Richtung, in die sich die Drohnenlogistik in Europa und darüber hinaus entwickeln wird. Benjamin Wiens und Marius Schröder sind als erste mit Drohnen kommerziell in der Luft und zeigen eindrucksvoll, dass sie alles andere als eine Luftnummer bieten. Aber ist das Pilotprojekt aus Lüdenscheid in ganz Deutschland oder sogar im gesamten europäischen Luftraum kopierbar? Ja, es ist möglich, denn die Industrie schaut für zukünftige Logistik­lösungen nach vorne und vor allem nach oben.

Gründer*in der Woche: bobbie - Social Media als Start-up-Retter

Wie das Aachener Start-up bobbie der Gründer Alex Gran und Tim Kuhlmann mit einem LinkedIn-Post die Insolvenz in letzter Minute abgewendet hat.

Dass es um den Risikokapitalmarkt aktuell nicht rosig bestellt ist und Start-ups, die auf Seed- oder Wachstumskapital angewiesen sind, vor großen, teils existenzbedrohenden Herausforderungen stehen, ist nicht neu. Doch auch gestandene und erfolgreiche Start-ups mit sehr guter Auftragslage und großem Kund*innenstamm können oft schneller unter die Räder des zurückhaltenden Finanzmarkts kommen als gedacht. Das zeigt das Beispiel von bobbie, das seine Insolvenz in diesem Frühjahr in letzter Minute abwenden konnte.

Um die Achterbahnfahrt des Aachener Scale-ups Revue passieren zu lassen und daraus zu lernen, sprachen wir mit boobie-Mitgründer Alexander Gran und Dr. Christian Klusmann, Head of Startup Coaching und Consulting im digitalHUB Aachen.

Vom Baustoffhandel-Disruptor …

Seit seiner Gründung im Jahr 2017 verfolgt bobbie die Vision, den Baustoffhandel zu digitalisieren. Durch eine Kombination aus Plattform- und SaaS-Geschäftsmodell verfolgt das Unternehmen einen disruptiven Ansatz und vereint die klassischen Baustoffhandelsleistungen mit allen Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet. Dazu hat bobbie eine Baustoff-Datenbank mit allen relevanten Informationen an den Start gebracht, um Baustoffe schnell auffindbar, vergleichbar und digital verkäuflich zu machen. Das System automatisiert Schritt für Schritt die Transaktionsschritte von der Kund*innenanfrage bis zur Lieferung an die Baustelle. Mittlerweile ist bobbie einer der führenden digitalen Baustoffhändler in Deutschland und beschäftigt über 40 Mitarbeitende remote und an den Standorten in Aachen und München. Soweit die Erfolgsstory von bobbie, das zugleich eine der Vorzeigegründungen aus dem Aachener Start-up-Ökosystem ist.

… an den Abgrund der Insolvenz

Was dann geschah, mutet wie ein hochemotionaler Krimi an. Trotz aller positiven Entwicklungen und Prognosen drohte plötzlich die Insolvenz und damit das Aus für die Gründer Alex­ander Gran, Tim Kuhlmann und ihr bobbie-Team. Was war geschehen? Seit Mitte 2023 sei klar gewesen, dass Ende Februar 2024 das Geld ausgehen würde, berichtet Alexander Gran. „Bis zum Break Even fehlte uns eine Million, und wir wollten drei Millionen einsammeln, um weiter zu expandieren. Unsere Bestandsinvestoren konnten oder wollten kein Geld nachschieben, viele Strategen aus der Branche hatten selbst ein Cashflow-Problem und andere großen Brancheninvestoren kamen von vornherein nicht in Frage, weil unser Geschäftsmodell davon lebt, dass wir ein neutraler Spieler sind“, erklärt er. Bis zum letzten Moment hatten die Gründer einen vielversprechenden Investorenkontakt. Doch der Investor sagte kurzfristig ab – alle Hoffnung und Zuversicht zerplatzen.

So gingen die Gründer am Freitag, dem 1. März 2024, zum Aachener und Münchener Landgericht, um den Insolvenzantrag einzureichen. „Hätten wir 2019 Insolvenz anmelden müssen, weil wir gegen den Handel nicht angekommen wären, wäre das zwar sehr ärgerlich, aber okay gewesen. Doch 2024 waren die größten Risiken längst beseitigt und die wichtigsten Herausforderungen gemeistert. Das hat es umso schwerer gemacht“, sagt Alexander Gran, und ergänzt: „Der Weg zum Landgericht zum Insolvenzanmelden ist wohl der schwerste Schritt, den ein Gründer gehen kann, es war ein harter und tränenreicher Schlag für uns alle. Aber wenn man sowieso vor dem Aus steht, kann man auch gleich ganz die Hosen runterlassen“, findet er.

Ein LinkedIn-Post sorgt für den Wendepunkt

Also machte er kurzerhand ein Selfie mit dem Insolvenzantrag in der Hand und postete es mit einem aufgewühlten, erklärenden Text auf LinkedIn, verbunden mit dem Aufruf: „Falls jemand jemanden kennt, der die Euros investieren will, wäre jetzt ein verdammt guter Zeitpunkt.“ Was dann folgte, hatte er so niemals angenommen. Der Post ging viral. Über eine Millionen Aufrufe, 500 Kommentare, mehr als 200 Mal wurde der Beitrag geteilt, gleichzeitig meldeten sich zirka 400 Personen über LinkedIn, E-Mail, Telefon und WhatsApp.

Bis tief in die Nacht nahmen die Geschäftsführer Anrufe und Kontaktaufnahmen entgegen und pitchten in folgenden zwei Wochen öfter als in den letzten sechs Monaten zuvor. „Ihr habt meine kühnsten Erwartungen übertroffen. In einem Moment völliger Verzweiflung gab es nicht nur Unmengen an warmen Worten, sondern auch etliche sehr konkrete Hilfsangebote“, schrieb Alexander Gran auf LinkedIn.

Zahlreiche Angebote trafen ein, bereits zwei Tage nach dem Post war das erste konkrete Millionenangebot da. Gran und Kuhlmann konnten letztlich aus zwei Handvoll Angeboten auswählen. Man habe sich dann, wie Gran es formuliert, für einen sehr solventen, agilen Investor entschieden, der kommerziell und menschlich das beste Angebot machte, als Marktbegleiter aber anonym bleiben wolle. „Dennoch können wir allen Geschäftspartner*innen persönlich versprechen, dass unsere Neutralität absolut gewährleistet bleibt – Interessenkonflikte sind ausgeschlossen“, versichert er. Das Geld floss schnell, und so konnten die Gründer bereits am 12. März – also keine zwei Wochen nach dem Gang zu den Landgerichten – die Insolvenzanträge zurückziehen.

Und was blieb übrig? Happy End oder doch ein riesiger Scherbenhaufen? „Zum Glück kein riesiger Scherbenhaufen. Es war wunderbar zu sehen, dass es weit weniger schlimm war als befürchtet. Wir haben tatsächlich keines unserer Projekte verloren. Offensichtlich haben wir so viel Vertrauen aufgebaut, dass wir mit ganz vielen Kunden und Lieferanten ‚einfach weitermachen‘ konnten, fast so, als ob nichts passiert wäre. Am Ende ist B2B halt doch ein People Business. Wir sind unfassbar dankbar für das Vertrauen und die Treue unserer Kunden und Partner“, fasst es Gran zusammen.

Virales Wunder oder die Power des Aachener Start-up-Ökosystems

Wie lässt sich nun erklären, dass die Gründer monatelang keinen Investor finden konnten und erst Insolvenz anmelden mussten, bevor ein Social-Media-Post eine solche Wirkmacht entfaltete? „Ich denke, da spielen mehrere Faktoren eine Rolle“, sagt Dr. Christian Klusmann, der seitens des Startup- und Digitalisierungszentrums digitalHUB Aachen die Rettungs­aktion engmaschig begleitet und unterstützt hat. „Zunächst kämpfen die meisten Gründerinnen und Gründer bis zuletzt und vermeiden es – verständlicherweise – frühzeitig das Wort Insolvenz explizit in den Mund zu nehmen, obwohl Begriffe wie ‚Runway‘ nichts anderes aussagen. Grundsätzlich ist auch immer abzuwägen, wen man wie früh über Liquiditätseng­pässe oder das drohende Aus informiert und aus dem Netzwerk involviert. Hätten einige Personen im Netzwerk früher Bescheid gewusst, hätten sich vielleicht auch noch andere Lösungen ergeben, ohne dass der LinkedIn-Post überhaupt notwendig geworden wäre.“

Weiter führt er aus: „Umgekehrt war das Timing für den Post selbst in dieser Form genau richtig. Ich bezweifle, dass die Wirkung genauso stark gewesen wäre und die Lösung in dieser Geschwindigkeit und Qualität gefunden worden wäre, wenn bobbie die drohende Insolvenz früher öffentlich gemacht hätte. Durch den LinkedIn-Post wurde einfach das ganze Start-up-Ökosystem, das in Aachen unter anderem durch den digitalHUB Aachen, die Gründungszentren der RWTH und FH Aachen sowie das Aachener Business-Angel-Netzwerk ziemlich stark aufgestellt und sehr gut vernetzt ist, gleichzeitig aktiviert. Entsprechend schnell zog die Nachricht immer größere Kreise. Dar­auf folgten knapp drei intensive Arbeits­wochen für uns alle, an deren Ende ein hervorragender Investor mit an Bord geholt und so die Insolvenz zurückgenommen werden konnte. Im Ergebnis ist bobbie nun meiner Ansicht nach sogar bedeutend besser aufgestellt als zuvor. Technologisch war bobbie schon immer dem Markt voraus. Jetzt ist auch die Finanzierung nachhaltig gesichert, sodass sich der Wettbewerb, der bobbie nachweislich auf alle erdenkliche Weise aus dem Markt drängen wollte, endgültig warm anziehen muss.“

Bobbie-CEO Alexander Grans abschließender Tipp: „Es lohnt sich immer – auch wenn du denkst, dass es deinem Start-up gut geht –, sich mit dem Thema Insolvenz und allem, was juristisch dazugehört, zu beschäftigen. Das hätte uns einiges an Zeit und vor allem Nerven erspart.“

Smartphone-Hersteller Murena sammelt über 780.000 Euro von der Crowd

Murena, Hersteller nachhaltiger, ethischer und datenschutzfreundlicher Smartphones und Betriebssysteme, hat im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne auf Crowdcube 786.397,60 EUR mobilisieren können. Insgesamt wurden 545 private Investor*innen für das Projekt gewonnen.

Murena wurde mit dem Ziel gegründet, Technologien zu entwickeln, die die Privatsphäre der Nutzer*innen und die Umwelt respektieren. Das Unternehmen vertreibt datenschutzfreundliche Android-Smartphones mit vorinstalliertem “entgoogleten” Betriebssystem /e/OS, darunter neue nachhaltige Fairphone-Geräte und generalüberholte Android-Modelle, die eine längere Lebensdauer und Nutzung älterer Telefone ermöglichen.

“Dank unserer starken Community konnte unsere Kampagne das ausgegebene Ziel von 400.000 Euro deutlich übertreffen”, kommentiert CEO und Gründer Gaël Duval die Kampagne. Diese bemerkenswerte Unterstützung unterstreicht den starken Glauben an die Mission von Murena und die Zukunft des Datenschutzes auf dem Smartphone. Insbesondere die Art der Finanzierung ist von großer Bedeutung für uns: Durch die Unterstützung aus der Community machen wir uns nicht von Einzelinvestoren oder Risikokapitalgebern abhängig, sondern können unsere User am Unternehmenserfolg partizipieren lassen.”

Das frische Kapital wird verwendet, um das Wachstum von Murena zu beschleunigen, die Forschung und Entwicklung zu verbessern und das Produktangebot des Unternehmens zu erweitern, einschließlich der Entwicklung von B2B-Produkten.

“Entgooglete” Smartphones

Durch den Vertrieb von Smartphones mit dem Open-Source-Betriebssystem /e/OS bietet Murena eine sichere Alternative zu Googles Android mit verbesserten Datenschutzfunktionen und ohne die ständige Überwachung und Datenerfassung durch Google.

Besonders hervorzuheben ist die enge Partnerschaft zwischen Murena und dem ethischen Smartphone-Hersteller Fairphone - die Geräte Murena Fairphone 4 und 5, auf denen /e/OS anstelle von Google OS vorinstalliert ist und die über nachhaltige, reparierbare Hardware und eine transparente Lieferkette von Fairphone verfügen, bieten den Kunden eine einzigartige, ethische Alternative auf dem Smartphone-Markt.

Das Betriebssystem /e/OS hat derzeit laut Angaben von Murena 45.000 aktive Nutzer*innen, während Murena Workspace 100.000 aktive Konten hat. Der jährliche Zuwachs an aktiven Nutzer*innen bis 2024 beträgt 109 % (etwa eine Verdoppelung pro Jahr).

Gründer*in der Woche: WALLROUND – energetische Sanierung-as-a-Service

Tatiana Wotzasek, Lukas Steinhilber und Henning von Oesen, die Gründer*innen des Berliner ClimateTech-Start-ups WALLROUND, haben die Formel für eine schnelle und transparente energetische Sanierung bei Bestandsimmobilien entwickelt und vor Kurzem gelauncht.

Allein durch die energetische Sanierung der Gebäudeteile Fassade, Dach, Fenster und Heizung können zwei Drittel des CO2-Einsparpotenzials im Gebäudesektor erschlossen werden, wie auch wieder eine aktuelle Studie von S&B Strategy belegt.

Doch die Herausforderungen im Gebäudesektor sind vielfältig. Eine zu geringe Sanierungsquote, akuter Mangel an Handwerker*innen und undurchsichtige staatliche Förderungen. Das Hauptproblem steckt aber woanders: Die Produktivität im Bauwesen ist zu gering und die Digitalisierung steckt noch in den Kinderschuhen – laut McKinsey sind nur die Fischerei und Jagd als Branche weniger digitalisiert. Hier setzt das WALLROUND-Gründungstrio Tatiana Wotzasek, Lukas Steinhilber und Henning von Oesen mit seiner jüngst gelaunchten Lösung an.

Ganzheitliche und integrierte Prozesse als Schlüssel

„Um das Problem zu lösen, braucht es ganzheitliche und vollständig integrierte Lösungen, nur dann können wir schneller werden“, sagt Lukas. WALLROUND hat eine KI-gestützte Technologie entwickelt, der mit wenigen Mausklicks eine genaue Kostenprognose und Wirtschaftlichkeitsberechnung für die geplante Sanierung ermöglicht. „Allein die Entwicklung unseres ersten Produktes spart unseren Kunden Wochen an Zeit und Nerven – und wir fangen gerade erst an“, sagt Mitgründerin Tatiana. In Kombination mit dem Zugriff auf einen großen Handwerker*innenpool und integrierter Projektsteuerung garantiert WALLROUND den Kund*innen dann aber vor allem auch die optimale Durchführung der Arbeiten aus einer Hand, inkl. Termin- und Preisversprechen.

Lukas ergänzt: „Wir bieten ,Sanierung-as-a-Service‘ an, das bedeutet, dass wir den gesamten Sanierungsprozess von der Planung bis zur Umsetzung anbieten. Unser ganzheitliches Angebot verbindet modernste Technologie mit praktischer Umsetzung durch ein Netzwerk qualifizierter Handwerker. Diese Kombination ermöglicht eine effiziente, risikoarme und kostengünstige energetische Sanierung, die sowohl die Umwelt schont als auch den Wert der Immobilie steigert.“

Zielgruppe: Immobilienbesitzer*innen

Ein zentraler Aspekt des WALLROUND-Ansatzes ist die Integration relevanter Themen wie vorgelagerte Energieberatung, Finanzierung und Förderungen im Sanierungsprozess. Diese ganzheitliche Herangehensweise erleichtert es Immobilienbesitzer*innen erheblich, energetische Sanierungen durchzuführen, da das Stakeholder-Management und die Koordination verschiedener Firmen stark vereinfacht werden. Das Angebot ist besonders auf die Zielgruppe der Immobilienbesitzer zugeschnitten. Diese semi-professionellen Eigentümer*innen, die für rund 30 bis 40 Prozent des Berliner Immobilienbestands stehen, haben keine starke Lobby und müssen zugleich zahlreiche Herausforderungen bei der energetischen Sanierung meistern.

Eigenes Know-how gepaart mit Investor*innen-Power

Das erfahrene Trio kann auf tiefgreifendendes Fachwissen zurückgreifen: Tatiana bringt 15 Jahre Tech- und Produkterfahrung mit, unter anderem aus ihrer Zeit bei Rocket Internet, wo sie am Launch von über einem Dutzend global agierender Tech-Unternehmen aus Südamerika und Europa beteiligt war. Henning verfügt über zehn Jahre Erfahrung in der Projektsteuerung von Großbauvorhaben mit einem Volumen von einer halben Milliarde Euro, während Lukas mit Vehiculum (120 Mitarbeiter, 15 Millionen Euro Kapital) bereits jahrelange Gründungserfahrung mit sich bringt.

Mit S&B Capital, der KVL Group, dem VC-Fund superangels, Marc Müller und weiteren Angel Investoren konnte sich WALLROUND direkt zum Start finanzielle Unterstützung sichern. „Wir haben bei der Auswahl der Gründungsgesellschafter sehr stark auf einen gesunden Mix aus Bau-Expertise und Startup-Netzwerk geachtet. Wir sind stolz und glücklich, dass wir alle mit an Bord haben“, sagt Lukas.

Tipps für andere Gründer*innen

Und last, but not least: Was wollen unsere „Gründer der Woche“ andere Gründer*innen mit auf den unternehmerischen Weg geben? „Sei zufrieden mit einem guten Tag pro Woche, an dem du denkst: ,Es läuft, das wird alles!‘ Dieser eine Tag muss es irgendwie schaffen, die anderen Tage des Zweifels zu kompensieren. Nicht falsch verstehen: Die Erfolge im Unternehmertum sind unglaublich bereichernd und geben Energie, aber vieles läuft nicht nach Plan. Durchhaltevermögen, Ruhe und eine gute Portion Glück entscheiden letztlich, wie weit man kommt“, so der WALLROUND-CEO Lukas Steinhilber abschließend.

House of Logistics and Mobility (HOLM)

Seit 2017 unterstützt das House of Logistics and Mobility (HOLM) Start-ups aus der Logistik- und Mobilitätsbranche. Wir stellen das Frankfurter Start-up-Lab und fünf Gründer*innen-Teams, die darin durchgestartet sind, näher vor.

Start-ups leisten einen überaus wichtigen Beitrag zur Entwicklung und Einführung innovativer und nachhaltiger Lösungen für die Logistik- und Mobilitätsbranche. Davon ist das Team der HOLM GmbH in Frankfurt am Main überzeugt und unterstützt junge Unternehmen mit einem zweijährigen Förderprogramm. Die Start-up-Förderung besteht aus zwei Komponenten. Zum einen aus der Infrastruktur-Förderung, wobei den Start-ups Büro­flächen und der Zugang zu Vernetzungs- und Veranstaltungsflächen zur Verfügung stehen. Im Start-up-Lab haben sie ihre Arbeitsbereiche mit Konferenz- und Besprechungsräumen.

Zum anderen besteht die Förderung darin, dass die Start-ups von HOLM und ihren Partner*innen auf ihrem Weg inhaltlich begleitet werden. „Wir unterstützen die Start-ups mit Coachingprogrammen, vor allem aber mit Vernetzungsveranstaltungen. Im Fokus steht immer der Vernetzungsgedanke“, betont Sascha Barthel, Abteilungsleiter Innovations- und Netzwerkmanagement bei der HOLM GmbH. „Sehr beliebt bei den Start-ups ist das Gründerfrühstück, das mehrmals im Jahr stattfindet“, ergänzt Tom Bergmann, Projektmanager der Start-up-Förderung.

Vom Netzwerk profitieren

Ein Netzwerk lebt durch und für seine Partner*innen. Das Konzept ist deshalb bewusst als offenes Netzwerk angelegt, um die unterschiedlichen Akteur*innen aus den Bereichen Logistik und Mobilität zusammenzubringen. Zum HOLM-Netzwerk zählen neben Start-ups etablierte Unternehmen aller Größen, Hochschulen sowie Forschungseinrichtungen und Verbände. „Der Austausch untereinander ist für Start-ups unheimlich wichtig. Aber das allein reicht nicht. Der kurze Weg, der schnelle und einfache Kontakt zu anderen Unternehmen, zur Wissenschaft und zu politischen Entscheidungsträgern – davon profitieren Gründerinnen und Gründer ungemein“, betont HOLM-Geschäftsführer Michael Kadow.

Der Bewerbungsprozess für die Start-up-Förderung

Bewerben kann sich jedes Start-up, das nicht älter als fünf Jahre ist und einen Bezug zur Logistik- und Mobilitätsbranche hat. Dabei ist es unerheblich, ob es schon eine Unternehmensgründung gab oder nicht. Die Start-ups, durchlaufen ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren, an dessen Ende finale Pitchs vor einer Fachjury die Entscheidung bringen, welche Newcomer*innen im Folgejahr in das House of Logistics and Mobility einziehen werden. Bewerbungen für den Förderzeitraum 2025/26 sind ab dem 3. Juni 2024 möglich und sollten bis spätestens 11. September 2024 im HOLM vorliegen.

Die Newbies 2024 im Überblick

Bei den Pitchs im vergangenen Jahr konnten sich die Jungunternehmen Croowy GmbH, FiniBee, Go Kidogo GmbH, PIKAPAK und urbany motors UG durchsetzen. Seit vergangenem Januar werden sie vom HOLM gefördert und haben dort ihren Platz im Start-up-Lab. Mit welchen Ideen sie die Fachjury überzeugen konnten, zeigen die folgenden Unternehmensporträts.

Croowy

Die Croowy GmbH digitalisiert und automatisiert Verhandlungsprozesse zwischen Airlines und Hotels. Den Schwerpunkt bilden dabei Verträge für Crew-Übernachtungen. Dazu gibt es ein Modul zur Unterbringung gestrandeter Passagier*innen in Notsituationen. Das junge Unternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main bietet Fluggesellschaften Markttransparenz und Zugang zu einer Vielzahl von Hotels, die optimal auf die Bedürfnisse der Airline-Crews und der gestrandeten Passagier*innen abgestimmt sind. Gegründet wurde das Start-up von Leonie Godard, Svenja Büsching, Ullrich Kastner und Hermann Wagner.

Die Idee dazu entsprang dem aufwendigen Abstimmungsprozedere zwischen Airlines und Hotels, der bis zu neun Monate in Anspruch nehmen kann. „Das heißt konkret: viele E-Mails, Excel-Sheets und Telefonate“, erklärt Leonie Godard. „Dabei sind auch schon Informationen verloren gegangen“, ergänzt Svenja Büsching. Mit der Croowy-Plattform ist daher eine Historie digital hinterlegt und Informationen bleiben im System.

„Aktuell arbeiten sieben Programmierer an der Plattform. Es sind bereits 1,2 Millionen Hotels hinterlegt, deren Profile nun ,Airline-relevant‘ angereichert werden“, erklärt Svenja Büsching. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist Nachhaltigkeit. „Die Frage, welchen CO2-Fußabdruck Hotels hinterlassen, kann ein ausschlaggebendes Argument sein, ob sie gebucht werden oder nicht“, betont Leonie Godard.

Vor zwei Jahren wurde Croowy gegründet. Nun ist das junge Unternehmen Teil der Start-up-Förderung im HOLM. „Wir profitieren vor allem von der Nähe zu Universitäten und anderen Unternehmen. Seit September 2023 haben wir einen Werksstudenten eingestellt“, erzählt Leonie Godard. Er gibt Webschulungen und beantwortet Fragen zur Plattform. „In Zukunft spielt für uns der Einsatz von künstlicher Intelligenz eine wichtige Rolle“, betont Svenja Büsching. Auch hier profitiert Croowy vom Hochschul- und Unternehmensnetzwerk.

Gründer*in der Woche: Viride - Algen als Commodity-Produkt

2021 haben Stefan Schmid und David Plischke ihr Start-up Viride gegründet. Seither treiben die beiden in der Sahara die Produktion von Mikroalgen im Salzwasser voran, bringen damit zugleich den Klimaschutz weiter und helfen, CO2 einzusparen. Mehr dazu im Interview mit Co-Founder Stefan.

Auf eurer Website ist zu lesen: „Algen steht eine große Zukunft bevor.“ Was ist damit konkret gemeint?

Ja, das stimmt. Wir bei Viride sind tatsächlich davon überzeugt, dass die Zeit reif ist für Algen. Mikroalgen gibt es schon seit Ewigkeiten, sie gehören zu den ersten Lebewesen, die diese Welt bevölkert haben. Auch Makroalgen kennen wir schon lange, heute werden sie vor allem in der asiatischen Küche eingesetzt. Aufgrund steigender Temperaturen und vermehrter Dürren verursacht durch den Klimawandel gibt es nun immer größeren Bedarf, Mikroalgen im Salzwasser zu produzieren und somit eine klimaresiliente Möglichkeit zur Erzeugung pflanzlicher Proteine und Öle zu schaffen. Wenn man diese Option zu Ende denkt, dann gelangt man zu Algenplantagen, die wie Landwirtschaft funktionieren. Wir sind überzeugt, dass sich das Produktionsvolumen von Mikroalgen so von wenigen 10-Tausend Tonnen pro Jahr auf viele Millionen Tonnen steigern wird.

Worin liegt somit der größte Wert von Algen? In ihren Anwendungsmöglichkeiten und/oder ihren Eigenschaften?

Genau darum geht es, Algen haben aufgrund ihrer Inhaltsstoffe vielseitige Anwendungsmöglichkeiten. Heute sind die Produkte aus Algen häufig hochpreisig, als Endkund*in kennt man Algen zum Beispiel aus veganen Omega-3 Kapseln, die man als Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt. Im B2B-Bereich werden Algen häufig auch als natürlicher Farbstoff für die Nahrungsmittelindustrie eingesetzt. Tatsächlich ist ihr Anwendungsbereich aber noch viel größer. Mikroalgen können vom Farbpigment über Pharmaprodukte bis hin zu Futtermitteln für Fische oder sogar CO2-neutralen Kraftstoffen in sehr viele Produkte verwandelt werden. Der Grund ist einfach: Mikroalgen enthalten vor allem wertvolle Pigmente, pflanzliche Proteine sowie – je nach Alge – einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren. Wenn man die Zellen öffnet und die jeweiligen Produkte isoliert, kann eine Algenzelle verschiedene Kundengruppen und Einsatzzwecke bedienen.

Nun zu eurem Start-up: Wann und wie bist du zusammen mit deinem Mitgründer David auf die Idee zu Viride bzw. zum Algenzüchten gekommen?

David und ich sind begeisterte Skifahrer. Leider steckten wir mitten in Corona-Pandemie in einem Stau auf der Autobahn fest. Aus Interesse und mit den Reflexen von Unternehmensberatern, die wir damals waren, fingen wir an, Autos zu zählen, Kraftstoffmengen und CO2-Ausstöße zu berechnen und wir kamen zu der Erkenntnis, dass alle Flächen der Welt nicht ausreichen würden, um durch die Aufforstung mit Bäumen den CO2-Ausstoß unserer Welt zu neutralisieren. Da war für uns die Lösung klar: Wir brauchen eine bessere Technologie als Bäume, um Kohlenstoff zu binden. Wie wäre es mit Algen? Diese wachsen schließlich exponentiell, brauchen kein Frischwasser und können auch dort wachsen, wo heute nichts steht: In den Wüsten dieser Welt, soweit sie sich in Meeresnähe befinden oder anderweitig Zugang zu Salzwasser haben. Und so ging es los: Direkt nach dem Skiwochenende fingen wir an, in Marokko Testbecken für eine Algenproduktion zu errichten.

Was waren dann die wichtigsten Steps bzw. größten Herausforderungen von der Viride-Gründung bis zum Start der Algenfarm in Marokko?

Das Wichtigste war, vor Ort anzufangen. Natürlich hatten wir Business Cases gerechnet, aber niemand konnte uns sagen, welche Algen wir lokal finden würden und wie sich diese in offenen Becken im Jahresverlauf verhalten würden. Hier war erst einmal Grundlagenforschung angesagt. Im Laufe der Zeit stellte sich dann heraus, was funktionierte und was nicht. Dann folgte der Aufbau unserer Pilotanlage mit einer Größe von 10.000 qm, was ein wirklich großer Meilenstein für uns war. Aus heutiger Sicht war das aber nur der Beginn einer weiteren Reise, denn eine Algenproduktion aufbauen und sie zu betreiben, sind zwei Paar Schuhe! Seither haben wir riesige Sprünge gemacht im Management unserer Pilotfarm, der Algenernte und der Instandhaltung. Denn man darf nicht vergessen: Wir sind mitten in der Sahara, ohne Frischwasser- oder Stromanschluss, einzig auf unsere Solaranlagen angewiesen. Und Algenzucht in der Wüste bedeutet natürlich auch, viel Salzwasser zu bewegen. Das musste alles gelernt und optimiert werden.

Was ist das Besondere an Viride und wie unterscheidet ihr euch von anderen Algenzüchter*innen, bspw. jenen, die in Deutschland produzieren?

Wir sehen die Algenproduktion als Landwirtschaft auf höchstem Qualitätsniveau. Um wirklich große Volumen zu erreichen, dürfen Algen nicht nur teures Luxusprodukt sein, sondern müssen auch massentauglich werden. Dafür sind große Produktionsmengen nötig, aber auch wettbewerbsfähige Preise im Vergleich zu weniger nachhaltigen Alternativprodukten wie Soja oder Palmöl. Daran arbeitet Viride intensiv. Hierbei setzen wir auf Photosynthese statt auf Fermentierung, wir setzen auf Fläche statt auf maximale Produktivität auf kleinem Raum. Im Kern nutzen wir die lokalen Vorteile, die uns eine warme Wüste in Meeresnähe gibt, während Algenzüchter*innen in nördlicheren Breiten ihre Produktion auf wenig Platz, kalte Winter, wenig natürlichem Licht, dafür aber auf den stärkeren Einsatz von Technik optimieren. Letztendlich streben wir in unserem Geschäftsmodell niedrigere Cap-Ex, niedrigere Op-Ex und niedrigere Emissionen bei gleichzeitiger Skalierbarkeit an.

Wer sind eure Kund*innen?

Stand heute sind wir Pre-Revenue, was sich aber in Kürze ändern wird. Unsere Kund*innen stammen vor allem aus der Nahrungsergänzungsindustrie, aber wir sprechen auch intensiv mit Zulieferern von natürlichen Farbstoffen in der Lebensmittelindustrie. Anfragen erreichen uns dabei nicht nur aus Deutschland oder Europa. Auch Kund*innen aus Indien und den USA haben regelmäßig Anfragen, denn in Summe gibt es immer noch viel zu wenige Anbieter für viele Algenprodukte – vor allem in den dunkleren, kühleren Wintermonaten.

Wie habt ihr die Produktentwicklung und damit auch euch selbst bislang finanziert?

Tja, wir haben den Gürtel enger geschnallt. Uns selbst haben wir bisher über Ersparnisse finanziert, den Aufbau der Firma und die Bezahlung unserer Mitarbeiter*innen konnten wir bisher maßgeblich durch Nachrangdarlehen stemmen. Dieser kombinierte Boot-Strapping und Crowdfunding-Ansatz kommt allerdings an Grenzen, weshalb wir nun froh sind, erfolgreich eine Seed Equity Runde durchgeführt zu haben.

Aktuell bietet ihr zwei spannende Investment-Optionen für alle, die euch unterstützen wollen, an. Bitte erkläre doch kurz, was genau ihr Investor*innen bietet?

Korrekt, wir sind immer froh, wenn wir Personen kennenlernen, die sich wie wir für Nachhaltigkeit durch Algen begeistern und auch gerne in unser Geschäftsmodell investieren möchten. Da natürlich nicht jede(r) über dasselbe Portmonee verfügt, haben wir zwei Optionen. Bereits ab 100 Euro haben wir Projekte, die wir mit Crowdfunding finanzieren. Hier geht es oft um einzelne Maschinen oder den Aufbau von Becken. Die Investor*innen profitieren hier von einem attraktiven Zinssatz. Für Business Angels ab 50.000 Euro bieten wir die Möglichkeit, sich über Wandeldarlehen direkt an der Viride GmbH zu beteiligen. Die nächste Wandlung ist zur Series A.

Was sind eure weiteren unternehmerischen Steps nach den Investment-Kampagnen?

Umsatz und Volumen. Unser kurzfristiges Ziel ist es, Algen aus Marokko in die EU zu exportieren und die versprochene Qualität kontinuierlich zu liefern. Extrem relevant ist zudem, dass wir uns auf Nachhaltigkeit zertifizieren lassen. Den CO2-Footprint über den gesamten Lebenszyklus unserer Algen zu messen und immer weiter zu optimieren ist nicht nur strategisch für uns sehr wichtig, es ist zunehmend auch der Maßstab, mit dem der Einkauf unserer Kunden die Produkte bewertet. Jenseits der Regulatorik und der Betriebswirtschaft steht zudem der weitere Ausbau unsere Produktportfolios im Vordergrund.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?

Für mich persönlich ist das Netzwerken ein echter Game Changer. Man kann keine Schlacht alleine gewinnen. David und ich sind ein super Team. Aber ein Unternehmen ist viel mehr als die Gründer. Man sollte offen sein für Partnerschaften und Kooperationen. Ideen von außen und Feedback sind immer gut. Lasst euch von Investor*innen kritisch hinterfragen – aber nicht vom Weg abbringen. Mit vielen Menschen zu sprechen und die besten davon auf die Reise mitzunehmen, hat uns bisher viel geholfen!

Hier geht's zu Viride

Das Interview führte Hans Luthardt

atmio: 5,1 Mio. Euro für Reduktion von Methanemissionen

Atmio ermöglicht es Erdgasunternehmen, die neue EU-Methan-Verordnung einzuhalten und Methanemissionen deutlich zu reduzieren. Ziel ist es, das weltweit führende Unternehmen für Messung und Management von Treibhausgasemissionen zu werden.

Das 2023 gegründete atmio, ein Betriebssystem zum einfachen Erfassen, Beheben und Melden von Methanemissionen, hat eine Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 5,1 Mio. Euro abgeschlossen. Die Runde wurde von Notion Capital angeführt, neu hinzu gekommen ist auch der Risikokapitalgeber SquareOne. Ebenfall mit dabei sind HCVC und Robin Capital, die bereits zuvor in atmio investiert hatten. Ebenfalls beteiligt sind die Angel-Investoren Bernhard Mohr, ehemals VP Gas Detection bei Dräger, sowie David Rowans VOYAGERS Climate-Tech Fonds.

Das langfristige Ziel von atmio ist es, die weltweit führende Plattform für Messung und Management von Treibhausgasemissionen zu entwickeln. Das Unternehmen wird die Finanzierung nutzen, um sein Produkt weiterzuentwickeln, neue Entwickler*innen einzustellen und ein neues Marketing- und Customer-Success-Team aufzubauen. Zu den Kund*innen gehören Gasspeicherbetreiber wie Crystal, EWE und Verteilnetzbetreiber wie zum Beispiel Westnetz.

Methanemissionen: Der unsichtbare Klimakiller

Methan ist ein starkes Treibhausgas und der Hauptbestandteil von Erdgas. Erdgas wird von Erdgasunternehmen unter anderem zur Stromerzeugung und von Haushalten zur Wärmeerzeugung genutzt. Erdgasunternehmen betreiben große Gasanlagen, in denen es zu Lecks unterschiedlicher Größenordnung kommt, bei denen Methan freigesetzt wird. Diese Lecks entstehen hauptsächlich, wenn Erdgas aufgrund von undichten Stellen in Anlagenbereichen, Pipelines oder Tanks entweicht.

Methanemissionen sind für ein Drittel der globalen Erwärmung verantwortlich und nach CO2 der zweitgrößte Verursacher der globalen Erwärmung. Im Gegensatz zu CO2, das Hunderte von Jahren in der Atmosphäre verbleibt, zerfällt Methan im Durchschnitt bereits nach zwölf Jahren und wandelt sich unter anderem in CO2 um. Vor diesem Zerfall hat es jedoch eine etwa 85-mal stärkere Treibhauswirkung als CO2 (betrachtet über 20 Jahre). Aufgrund seiner kurzen Lebensdauer kann eine schnelle Reduktion der Methanemissionen das Klima deutlich schneller stabilisieren als eine Reduktion von CO2. Dies bietet eine Chance, bei der die Gasindustrie eine entscheidende Rolle spielen kann. Nach Angaben der Europäischen Kommission ist der Mensch für 60 Prozent der weltweiten Methanemissionen verantwortlich, ein Drittel davon stammt aus dem Energiesektor.

Neue EU-Methanverordnung zwingt Erdgasunternehmen zum Handeln

Der Energiesektor verursacht etwa 20 Prozent der weltweiten Methanemissionen und der Druck auf die Öl- und Gasunternehmen ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Im Mai 2024 verabschiedete die EU die EU-Methan-Strategie, ihre erste Verordnung zur Reduzierung von Methanemissionen im Energiesektor. Die europäischen Erdgas-Unternehmen müssen nun Vorschriften zur verbesserten Erfassung, Meldung und Verifizierung von Methanemissionen im Energiesektor einhalten, zu der auch die obligatorische Erkennung und Reparatur von Leckagen (LDAR) gehören. Dies folgt den in den USA bereits geltenden Bestimmungen der Environmental Protection Agency (EPA) und den Rahmenbestimmungen des Oil and Gas Methane Partnership (OGMP). Nun müssen sich alle Erdgasunternehmen, die in der EU tätig sind, an strenge LDAR-Richtlinien halten und künftig exakte Zahlen für jede einzelne Anlage und Emissionsquelle melden. Dafür reichen die derzeit auf dem Markt erhältlichen Lösungen nicht aus.

Digitale All-in-One-Lösung von atmio hilft Erdgasunternehmen dabei, neue EU-Methanverordnung einzuhalten

Bislang haben Erdgasunternehmen Methanlecks in ihren Anlagen weitgehend manuell aufgespürt, protokolliert und repariert. Dies ist sehr zeitaufwändig, da jedes Leck einzeln von Menschen lokalisiert und behoben werden muss. Aus diesem Grund beschränken sich die meisten Unternehmen auf die Beseitigung von Sicherheitsrisiken, wie zum Beispiel durch den Einsatz von Gaswarnanlagen, die große Lecks aufspüren können. Kleinere Lecks werden dagegen meist vernachlässigt, obwohl sie sich langfristig sehr negativ auf die Umwelt auswirken.

Digitale All-in-One-Lösung von atmio hilft Erdgasunternehmen dabei, die neue EU-Methanverordnung einzuhalten: Sie kombiniert tragbare und stationäre Sensoren mit einer mobilen App und einer integrierten Management-Plattform. Dies ermöglicht ein automatisiertes Reporting sowie die lückenlose Erkennung, Reparatur und Protokollierung aller Methanlecks. Die Lösung digitalisiert damit ein bisher manuelles System, um Zeit zu sparen, LDAR in die täglichen Prozesse zu integrieren und Ausfallzeiten durch Reparaturarbeiten effizient zu managen. Die Software ermöglicht es Anlagenbetreibern, Kampagnen zu verwalten, Reparaturen zu überwachen und zu koordinieren und per Mausklick Berichte über alle durchgeführten Arbeiten und deren Auswirkungen auf die Gesamtemissionen zu erstellen. Die Software kann auch die jährliche Emissionsberichterstattung durchführen, die ein wichtiger Bestandteil der neuen gesetzlichen Anforderungen ist.

Matthias Schmittmann, CEO und Mitgründer von atmio, erklärt: „Wenn wir die schlimmsten Folgen des Klimawandels verhindern wollen, ist es ganz entscheidend, dass wir Methan-Leckagen gezielt beseitigen. Unsere Plattform hilft Erdgasunternehmen, die neuen EU-Vorschriften einzuhalten und Schadstoffemissionen deutlich zu reduzieren. So haben wir beispielsweise festgestellt, dass unsere Lösung bei einem einzigen Leck die Freisetzung von Methan verhindert hat, die 160 Hin- und Rückflügen von Deutschland auf die Malediven entspricht. Die Seed-Finanzierung wird es uns ermöglichen, unsere Lösung weiteren Erdgasunternehmen in Deutschland und Europa anzubieten.“

Marius Krüger, COO und Mitgründer von atmio, ergänzt: „Wir wollen das weltweit führende Unternehmen für Messung und Management von Treibhausgasemissionen werden. Wir starten damit, Erdgasunternehmen dabei zu helfen, eine Milliarde Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr zu vermeiden. So werden nicht nur schädliche Emissionen reduziert. Wir erwarten auch, dass durch das Reduzieren von Lecks jedes Jahr Methan im Wert von 60 Milliarden Dollar eingefangen und am Markt verkauft werden kann. Unser Ziel ist es, eine Plattform zu bauen, die Satelliten- und Drohnen-Daten integrieren kann und damit zur ‚Single Source of Truth‘ für alle Emissionen der Industrie wird.“

Kamil Mieczakowski, Partner bei Notion Capital, sagt: „Wir sind stolz darauf, in atmio zu investieren: Die Plattform kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, um die vielen Erdgasunternehmen in Europa dabei zu unterstützen, die neue Gesetzgebung einzuhalten. Das atmio-Team bringt die nötige Expertise mit, um in dieser Branche erfolgreich zu sein, und wir freuen uns darauf, es beim Wachstum zu unterstützen.“

Charlotte Baumhauer, Investment Managerin bei SquareOne, sagt: „Methanemissionen sind für etwa 30 Prozent der globalen Erwärmung verantwortlich. Wir glauben an atmios einzigartige Kombination aus Hardware und Software, um dieses drängende Problem zu lösen. Und das Timing ist perfekt: Mit der neuen Methanverordnung sind Erdgasunternehmen verpflichtet, ihre Methanemissionen nach strengen Standards zu messen, zu überwachen und Bericht zu erstatten sowie Maßnahmen zur Reduzierung zu ergreifen. Atmios Lösung liefert schnelle Ergebnisse für eine ganze Branche. Wir freuen uns sehr, das Team auf dieser wichtigen Mission zu unterstützen.“

mika: Berliner GenAI-Start-up sichert sich 800.000 €

Das 2022 gegründete GenAI-Start-up mika von CEO Agnieszka M. Walorska hat sich auf die Reduzierung bürokratischer Hürden für kleine Unternehmen spezialisiert. Das Kapital wird zur Beschleunigung der Technologieentwicklung eingesetzt.

Mika, ein in Berlin ansässiges GenAI-Start-up, hat in einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde 800.000 Euro erhalten. Die Investitionsrunde wurde von Samen Slimmer, einer Allianz aus Keen Venture Partners, DFF und Slimmer AI, angeführt. Mika entwickelt generative KI-gestützte autonome Agenten, die Buchhaltungsaufgaben, Steuererklärungen und finanzielle Beratung übernehmen – und so das Finanzmanagement für kleine Unternehmen zugänglicher, effizienter und kostengünstiger machen.

In seiner frühesten Phase wurde mika von den Angel-Investoren Christian Gaiser, Alexander Lorenz und Fabian Wittleben unterstützt, die eine wesentliche Rolle in der initialen Entwicklung des Start-ups spielten.

Als Teil seiner Entwicklung hat mika am Vision Lab von Earlybird Venture Capital teilgenommen, einem Programm für herausragende Gründer*innen in Deutschland mit Migrationshintergrund, die zukunftsorientierte Lösungen entwickeln.

Bürokratie mithilfe von GenAI eindämmen

Eine aktuelle Studie des INSM ergab, dass über 90% der Unternehmen in Deutschland Bürokratie als große Belastung empfinden. Gerade kleine Unternehmen kämpfen mit komplexer Buchhaltung, Steuererklärungen und Finanzplanung. Mika nutzt generative KI, um diese Aufgaben zu automatisieren und Unternehmern zu ermöglichen, sich auf Wachstum und Innovation zu konzentrieren, anstatt sich mit Bürokratie zu befassen.

„Kleine Unternehmen sind das Rückgrat unserer Wirtschaft, doch sie werden von der Bürokratie erdrückt – überfordert, unterversorgt und verloren im Papierkram“, sagte Agnieszka M. Walorska, CEO und Gründerin von mika. „Nachdem ich mein erstes Unternehmen als Migrantin ohne Netzwerk aus eigener Kraft aufgebaut habe, kenne ich diese Herausforderungen aus erster Hand. Deshalb baue ich mika. Mit mika soll jedes kleine Unternehmen einen KI-CFO nutzen können, der den administrativen Aufwand reduziert, während die Gründer*innen ihre Energie auf das Kerngeschäft richten können”

Die 800.000 Euro Pre-Seed-Finanzierung wird die weitere Entwicklung von mikas KI-gestütztem Buchhaltungs- und Steuer-Co-Pilot unterstützen, der sich zunächst auf den 10 Milliarden Euro schweren deutschen Markt konzentriert.

Neue Regelung für Online Casinos in Deutschland – das gilt!

In diesem Artikel erfahren Sie, welche spezifischen Änderungen durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag auf deutsche Spieler und auf die Casinos zukommen.

Die rechtliche Landschaft für Online-Glücksspiele in Deutschland hat sich kürzlich erheblich verändert. Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag seit Mitte 2021 wurde die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder GGL gegründet, die gemeinsam neue Regeln und Vorschriften eingeführt haben, die den Zugang zu Online Casinos, Sportwetten und anderen Glücksspieldiensten deutlich verändern. Diese Neuerungen betreffen alle Spieler in Deutschland und bringen sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich.

Vor diesen Änderungen war der Online-Glücksspielmarkt in Deutschland stark eingeschränkt, wobei Schleswig-Holstein eine Ausnahme bildete. Jetzt müssen Betreiber strenge Auflagen erfüllen, darunter Einsatzlimits, Werbebeschränkungen und Maßnahmen zur Suchtprävention, um weiterhin legal agieren zu können.

In diesem Artikel erfahren Sie, welche spezifischen Änderungen auf Sie zukommen, wie diese Ihr Spielerlebnis beeinflussen und beleuchten, warum viele deutsche Spieler ein Casino ohne Oasis nun bevorzugen.

Was genau bezeichnet ein deutsches lizenziertes Casino?

Ein deutsches lizenziertes Casino bezieht sich auf eine Online-Glücksspielplattform, die unter den neuen Regelungen des Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) operiert, der am 1. Juli 2021 in Kraft getreten ist. Diese Lizenz zielt darauf ab, eine regulierte und sichere Glücksspielumgebung sowohl für Verbraucher als auch Betreiber in Deutschland zu schaffen.

Vergleich mit dem UKGC-System

Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem deutschen Lizenzierungssystem und dem in Großbritannien, das von der UK Gambling Commission (UKGC) reguliert wird, ist die strikte Trennung der angebotenen Dienstleistungen.

In Deutschland können lizenzierte Betreiber Sportwetten und virtuelle Spielautomaten anbieten, diese müssen jedoch separat beworben und als eigenständige Einheiten betrieben werden.

Im Gegensatz dazu erlaubt das UKGC-System eine integriertere Herangehensweise, bei der Betreiber eine breite Palette von Glücksspielaktivitäten unter einer einzigen, einheitlichen Plattform anbieten können.

Zentrale Regulierungsbehörde

Die zentrale Regulierungsbehörde GGL für das neue Lizenzierungssystem in Deutschland hat ihren Sitz in Sachsen-Anhalt. Diese Behörde wird die Einhaltung der festgelegten Richtlinien durch die lizenzierten Betreiber überwachen und dadurch eine konsistente und faire Glücksspielumgebung im ganzen Land gewährleisten.

Welche Änderungen gibt es für Casinos unter der neuen Lizenz?

Im Folgendem werden wir alle wichtigen Neuerungen beleuchten, die lizenzierte Casinos, im Gegensatz zu einem Casino ohne Oasis, nun beachten müssen, um den neuen gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden und weiterhin legal operieren zu können:

Beschränkungen für Casinospiele

Während Poker unter dem neuen Lizenzierungssystem erlaubt ist, sind traditionelle virtuelle Casino Spiele wie Live-Casino, Roulette oder das beliebte Spiel Blackjack von den aktuellen Vorschriften ausgeschlossen. Spieler aus Deutschland, die an diesen Spielen teilnehmen möchten, müssen daher Plattformen wie Casinos ohne Oasis nutzen, die unter anderen Gerichtsbarkeiten operieren.

Finanzielle Anforderungen

Betreiber müssen eine Mindesteinzahlung von 5 Millionen Euro vorweisen, die je nach erwarteten Jahreseinnahmen steigen kann. Diese finanzielle Anforderung stellt sicher, dass nur finanziell stabile und seriöse Betreiber in den Markt eintreten, was eine größere Sicherheit für die Verbraucher bietet.

Besteuerung und Werbung

Ein neues Besteuerungssystem wird auf die gesamte Branche angewendet, was möglicherweise die Rentabilität der Betreiber beeinflusst, aber gleichzeitig zur Finanzierung öffentlicher Mittel und verantwortungsvoller Glücksspielinitiativen beiträgt.

Darüber hinaus gibt es allgemeine Werbebeschränkungen, wie beispielsweise das Verbot, das Wort "Casino" direkt in Anzeigen zu verwenden, um die Verbraucher weiter zu schützen und verantwortungsbewusstes Spielen zu fördern.

Was bedeutet das für Spieler aus Deutschland?

Mit den neuen Vorschriften des Glücksspielstaatsvertrags verändern sich auch die Spielbedingungen für die Nutzer deutscher Online Casinos erheblich. Diese Änderungen sollen den Spielerschutz erhöhen und ein verantwortungsvolles Spielen fördern.

Im Folgenden beschreiben wir die wichtigsten Änderungen, die Spieler bei einem deutschen lizenzierten Casino erwarten können, und wie sich diese von den bisher gewohnten Online Casinos ohne Oasis unterscheiden:

Spielautomaten

  • Maximale Einsatzhöhe: Bei deutschen lizenzierten Casinos beträgt der maximale Einsatz für Spielautomaten 1 EUR pro Spin. Dies soll verhindern, dass Spieler hohe Beträge in kurzer Zeit verlieren.
  • Spin-Timer: Zwischen den Spins muss eine Pause von mindestens 5 Sekunden eingehalten werden. Dies verlangsamt das Spieltempo und gibt den Spielern mehr Zeit, ihre Entscheidungen zu überdenken.

Einzahlungen

  • Monatliches Einzahlungslimit: Spieler dürfen maximal 1.000 EUR pro Monat auf ihr Konto einzahlen. Dieses Limit soll verhindern, dass Spieler über ihre finanziellen Verhältnisse hinaus spielen.
  • Ausgabenlimit: Zusätzlich zum Einzahlungslimit gibt es ein Ausgabenlimit von 1.000 EUR, das plattformübergreifend gilt. Diese Maßnahme zielt darauf ab, das Spielverhalten besser zu kontrollieren und problematisches Spielen zu minimieren.

Registrierung und verantwortungsvolles Spielen

  • Oasis Sperrdatei: Bei der Registrierung müssen Spieler die „Oasis Sperrdatei“ nutzen. Diese zentrale Datei ermöglicht es, gesperrte Spieler von allen lizenzierten Plattformen auszuschließen und somit wirksam vor Spielsucht zu schützen.

Vergleich mit einem Casino ohne Oasis

Obwohl die neuen Regelungen in Deutschland viele Schutzmaßnahmen für Spieler vorsehen, ziehen manche Spieler weiterhin Casinos ohne Oasis vor. Diese Casinos operieren außerhalb der strengen deutschen Vorschriften und bieten daher einige spezifische Vorteile:

Höhere Einsatzlimits

  • Flexible Wettbeträge: In Casinos ohne Oasis gibt es oft keine strikten Einsatzlimits wie den maximalen Einsatz von 1 EUR pro Spin bei Spielautomaten. Dies ermöglicht es den Spielern, höhere Beträge zu setzen und potenziell größere Gewinne zu erzielen.

Keine Einzahlungslimits

  • Unbegrenzte Einzahlungen: Spieler können beliebig hohe Einzahlungen vornehmen, ohne an das monatliche Einzahlungslimit von 1.000 EUR gebunden zu sein. Dies bietet mehr Flexibilität für High-Roller und Spieler, die größere Summen investieren möchten.

Schnellere Spielfrequenz

  • Keine Spin-Timer-Beschränkungen: Die 5-Sekunden-Pause zwischen Spins entfällt, wodurch das Spiel schneller und dynamischer verläuft. Dies kann für Spieler attraktiv sein, die ein zügiges Spielerlebnis bevorzugen.

Weniger Registrierungshürden

  • Einfachere Anmeldung: Ohne die Nutzung der „Sperrdatei“ können sich Spieler schneller und unkomplizierter registrieren. Zudem gibt es keine zentralen Sperrsysteme, die Spieler von mehreren Plattformen gleichzeitig ausschließen.

Vielfältige Spielauswahl

  • Breites Spielangebot: Ein Online Casino ohne Oasis bietet oft eine größere Auswahl an Casinospielen, einschließlich traditioneller Casino-Tischspiele wie Blackjack, Roulette und Live-Dealer-Spiele, die unter den deutschen Lizenzbestimmungen nicht erlaubt sind.
     
  • Weniger strenge Werbebeschränkungen
    Freie Werbung:
    Ein Casino ohne Oasis ist nicht an die strengen Werberichtlinien gebunden, die in Deutschland gelten. Das bedeutet, dass sie möglicherweise aggressiver und verlockender Werbung betreiben können, um neue Spieler anzuziehen.

Zusammenfassung

Während die neuen deutschen Vorschriften darauf abzielen, den Spielerschutz zu erhöhen und verantwortungsvolles Spielen zu fördern, bietet ein Casino ohne Oasis einige Vorteile, die insbesondere erfahrene oder risikofreudige Spieler anziehen könnten. Dazu gehören unter anderem höhere Einsatz- und Einzahlungslimits, schnellere Spielabläufe, mehr Spiele und weniger Registrierungshürden.

Es ist jedoch wichtig, dass Spieler sich der potenziellen Risiken bewusst sind und verantwortungsvoll spielen, unabhängig davon, ob sie sich für ein lizenziertes oder unreguliertes Casino entscheiden.

OpenHealth Technologies: HealthTech-Start-up sichert sich 1,3 Mio. USD

OpenHealth Technologies, 2023 von Gerrit Glass, Dr. Frederic Muench und Frank Krüger gegründet, ist ein international agierendes HealthTech-Start-up, das sich auf die Harmonisierung, Interpretation und Analyse von Labordaten spezialisiert hat.

2023 von Gerrit Glass (N26, Formel Skin, finleap), Dr. Frederic Muench (Charité, ETH Zürich) und Frank Krüger (Baze) gegründet, ist OpenHealth ein internationales Tech-Start-up mit Hauptsitz in Amsterdam und Büros in Berlin und São Paulo. OpenHealth Technologies hat eine KI-Infrastrukturplattform entwickelt, um Labordaten aus verschiedenen Quellen, Typen und Regionen zu analysieren und zu harmonisieren. Auf Basis dieser Plattform können Unternehmen in der Gesundheitsbranche über eine API auf die Daten in strukturierter Form zugreifen, Einblicke, Visualisierungen und angereicherte Informationen erhalten und diese direkt in ihre Lösungen oder Angebote (als White-Label-Lösung) an ihre Kund*innen (B2B2X) einbetten. Die OpenHealth-Technologie wird bereits von mehreren Laboren, HealthTech-Start-ups (in den Bereichen personalisierte Ernährung, Gentests, Krankenhaus-KI, elektronische Gesundheitsakten), Krankenversicherungen und im öffentlichen Gesundheitswesen in Brasilien, Deutschland und den USA genutzt.

Die Pre-Seed-Finanzierungsrunde wurde von YZR Capital angeführt und erhielt Unterstützung von Calm/Storm, Octopus Ventures, jFund sowie mehreren bekannten Business Angels aus dem HealthTech-Bereich, darunter Simon Krüger (Doctorlib, NewZapiens), Prof. Dr. Dr. Jörg Kriegsmann (Proteopath), Dr. Samanta DallAgnese, Dr. Carlos Ballarati und Emilio Püschmann (Amparo, Farmalisto).

Im Mai kündigte OpenHealth zudem die Übernahme von Bludworks Ltd., einem brasilianischen Konkurrenten, an, um das Wachstum in Lateinamerika zu beschleunigen.

Freiwillige Gehaltskürzung für mehr Homeoffice?

Eine neue Studie überrascht: 38 Prozent der Arbeitnehmenden würden eine Gehaltskürzung in Kauf nehmen, um dauerhaft remote arbeiten zu können.

Nach dem Ende der Corona-Pandemie erwarten Arbeitgebende zunehmend, dass ihre Mitarbeitenden wieder zurück ins Büro kehren und fordern vermehrt Präsenztage. Gleichzeitig führen die Inflation und Preissteigerungen zu einem erhöhten Bewusstsein für die Kosten, die Arbeitnehmende aufwenden müssen, um vor Ort (im Büro) zu arbeiten. Eine neue Studie der Software-Bewertungsplattform Capterra beziffert nun die Kosten für die Arbeit vor Ort und liefert teilweise überraschende Ergebnisse.

Finanzielle und zeitliche Faktoren erschweren Rückkehr an den Arbeitsort

Die Studie ergibt, dass 38 Prozent der Arbeitnehmenden in Deutschland Gehaltskürzungen akzeptieren würden, um remote arbeiten zu können; im internationalen Durchschnitt sind es 36 Prozent. Wenn es darum geht, ob und wie oft die Beschäftigten gern remote arbeiten möchten, geben hierzulande 45 Prozent an, am liebsten immer remote arbeiten zu wollen, 45 Prozent bevorzugen ein hybrides Modell und lediglich 10 Prozent sprechen sich durchgehend für die Arbeit vor Ort aus.

Dem entsprechend hoch werden die finanziellen wie auch die zeitlichen Kosten dafür empfunden, vermehrt in die Arbeit vor Ort zurückzukehren. Als entscheidende Faktoren wurden die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Zeitersparnis, Stressreduktion sowie Fahrt- und Verpflegungskosten am Arbeitsort genannt.

62 Prozent der Beschäftigten würden aufgrund zu hoher Kosten für Arbeit vor Ort den Job wechseln 

Für Unternehmen ist es gerade in Zeiten von Fachkräftemangel und Konkurrenz um gute Mitarbeitende wesentlich, ihre Beschäftigten zu halten und an sich zu binden. Daher ist es alarmierend, dass 62 Prozent der Beschäftigten in Deutschland angeben, bei zu hohen Fahrtkosten den Job wechseln zu wollen. Im internationalen Durchschnitt sehen dies 59 Prozent so. Jede(r) vierte Angestellte hierzulande gibt darüber hinaus an, seine/ihre Produktivität einzustellen, wenn die Aufwendungen für die Arbeit vor Ort zu hoch sind.

Aufwendungen für Arbeit vor Ort werden erstmals umfänglich hinterfragt

Aufgrund gestiegener Aufwendungen für die Arbeit vor Ort einerseits, vermehrten Präsenztagen andererseits und der Überzeugung seitens der Arbeitnehmenden, dass sie ihre Tätigkeit genauso gut außerhalb des Büros erledigen können und dies auch noch lieber tun, ist die Frage darüber, wer die Kosten für die Arbeit am Arbeitsplatz ist zu tragen hat, erstmals in den Fokus gerückt.

Dem entsprechend sind 74 Prozent der Beschäftigten in Deutschland der Auffassung, dass der Arbeitgebende die Kosten für das Parken vor Ort übernehmen sollte, 39 Prozent wünschen sich die Erstattung der Benzinkosten und 60 Prozent die Übernahme von Aufwendungen für öffentliche Verkehrsmittel. Weiter wünschen sich Arbeitnehmende bei Anwesenheit im Büro die Übernahme von Mautgebühren (53 Prozent), Mahlzeiten/Snacks (40 Prozent), Berufskleidung, bzw. durch Dresscodes verlangte Kleidung (66 Prozent) und Kinderbetreuung (22 Prozent).

Gestiegene Ausgaben für Arbeit vor Ort und Gehaltsentwicklung driften auseinander

Die Unzufriedenheit über die gestiegenen Aufwendungen, um zur Arbeitsstelle zu gelangen und von dort aus zu arbeiten sind vor dem Hintergrund, dass die Gehaltsentwicklungen mit den Kostensteigerungen nicht mitgehalten haben, noch besser nachvollziehbar. 

Obwohl auch Nebenkosten und Lebensmittel für die Arbeit im Homeoffice gestiegen sind – 64 Prozent der deutschen Arbeitnehmenden geben unabhängig vom jeweiligen Arbeitsmodell an, dass ihre Kosten für die Arbeit gestiegen sind, während fast ebenso viele (63 Prozent) sagen, dass ihre Gehaltsentwicklung damit nicht Schritt gehalten hat. Dabei haben sich die Kosten der Beschäftigten, die vollständig oder teilweise vor Ort arbeiten, mehr erhöht als die derjenigen Mitarbeiter, die komplett remote arbeiten. Den insgesamt höchsten Kostenanstieg verzeichnen die Hybrid-Mitarbeitenden. Dies macht es für Unternehmen umso wichtiger, ihre remote arbeitenden Mitarbeitenden mit finanziellen und nicht-finanziellen Anreizen zu motivieren, an den Arbeitsort zu kommen.

Ines Bahr, Senior Analystin bei Capterra kommentiert die aktuelle Entwicklung so: „Es kann nicht mehr als selbstverständlich angesehen werden, dass Angestellte die gesamten Kosten, die es benötigt, um vor Ort zu arbeiten, allein tragen müssen. Um das Risiko einer Gegen-Reaktion der Mitarbeiter zu verringern, ist es für Unternehmen wichtig, das anzuerkennen und ihren Mitarbeitern mit entsprechenden Anreizen entgegenzukommen.“

Tipps für gelungene Return-to-Office-Strategie

Um Mitarbeitende verstärkt zur Rückkehr ins Büro zu motivieren, eignen sich einerseits konkrete finanzielle Anreize, andererseits auch die Einbeziehung der Beschäftigten zur Return-to-Office-Strategie des Unternehmens samt klarer Kommunikation zu den Gründen dafür.

So sagen 76 Prozent der Arbeitnehmenden, dass sie lieber im Unternehmen arbeiten würden, wenn ihnen dort kostenlose oder vergünstigte Mahlzeiten zur Verfügung stünden. Für 69 Prozent wären frei wählbare, flexible Arbeitszeiten ein Grund, lieber und öfter ins Büro zu kommen, da dies ihre Work-Life-Balance verbessert und so entscheidend zur Mitarbeiterzufriedenheit beiträgt.

64 Prozent akzeptieren die Rückkehr ins Büro eher, wenn Parkgebühren/Fahrtkosten erstattet würden, 57 Prozent würden lieber vor Ort arbeiten, wenn dort Wellness-Programme wie ein Fitnessraum oder Yoga-Kurse angeboten würden und für 44 Prozent wären Lern- und Weiterbildungsmöglichkeiten ein Anreiz, vor Ort zu arbeiten.

Neben diesen konkreten Vergünstigungen und Angeboten trägt die Einbeziehung der Mitarbeitenden und eine transparente Kommunikation entscheidend dazu bei, eine höhere Akzeptanz für die Rückkehr an den Arbeitsplatz zu schaffen. Beispiele sind gemeinsam abgestimmte Tage für Team-Meetings vor Ort, gemeinsame Mittagessen oder ein Kaffee-Klatsch im Büro um das Gefühl der Verbundenheit zu stärken. Ansprechend gestaltete Räumlichkeiten tragen zudem dazu bei, dass sich Mitarbeitende kompetent, unabhängig und gleichzeitig mit dem Unternehmen verbunden fühlen.

Methodik

Um die Daten für diesen Bericht zu erheben, befragte Capterra 2.716 Arbeitnehmenden aus den USA, Kanada, Brasilien, Mexiko, Großbritannien, Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien, Australien und Japan. Aus Deutschland wurden 246 Angestellte befragt.

Hunderunde: DHDL-Investor Nils Glagau sichert sich 20 Prozent Anteile

Seit 2019 setzen sich Luis Kesten und Fabio Lehnert mit ihrem Social Start-up Hunderunde für den Tierschutz ein. Jetzt konnten sie sich einen Investoren-Deal in der "Höhle der Löwen" sichern.

Die Verbindung zwischen Luis und Fabio hält schon lange an, denn sie kennen sich seit ihrer Kindheit. Sie haben denselben Freundeskreis und zusammen Fußball gespielt. Und da beide schon immer ein bisschen „out oft he box“ gedacht haben, war die Gründung eines gemeinsamen Start-ups schon frühzeitig ein Thema.

In einer Pizzeria entstand die Idee des Start-ups Hunderunde

Während einer längeren Reise durch Asien konnte Luis das Problem der Straßenhunde das erste Mal mit eigenen Augen sehen. Zurück in Deutschland, tauschte er sich mit Fabio in einer Pizzeria darüber aus und schnell war klar: Die beiden wollten etwas verändern. Mit jeweils 22 Jahren gründeten die beiden Freunde das Start-up Hunderunde. Sie wollten etwas Langfristiges und Nachhaltiges aufbauen und Hundebesitzer*innen im Hundealltag begleiten. Zeitgleich war ihre Vision, einen Teil der Erlöse an verschiedene Tierschutzprojekte spenden zu können. Mit Erfolg: Denn seit der Gründung konnten sie schon mehr als 200.000 Euro an Tierschutzprojekte spenden und so u.a. schon ein Tierheim in Rumänien finanzieren.

Fünf Prozent des Nettoumsatzes werden gespendet

Doch wie haben sie das geschafft? Im Onlineshop lassen sich zum einen Armbänder passend für verschiedene Hunderassen kaufen. So haben Käufer*innen das Gefühl, den eigenen Hund immer bei sich zu tragen. Zum anderen bieten sie mit den „Hundehappen“ ideale Snacks für allergische Hunde: ohne tierisches Protein, getreidefrei, fettarm und vegan. Fünf Prozent des Nettoumsatzes werden dann gespendet. Gleichzeitig wollen sie die sozialen Medien nutzen, um Menschen über die Verhältnisse der Straßenhunde in Ländern wie Rumänien aufzuklären. Dazu sind sie selbst mehrmals im Jahr vor Ort.

Mit Investor Nils Glagau und seinem Team wollen Luis und Fabio ihr Sortiment künftig erweitern: „Wir freuen uns wirklich sehr, mit Nils den passenden Löwen für uns begeistert zu haben. In den letzten Monaten haben wir zusammen schon unheimlich viel umsetzen können. In Zukunft wollen wir uns noch mehr auf den Snackbereich fokussieren. Denn: der Tierschutz beginnt im eigenen Napf. Wir wollen zeigen, dass unser Wirtschaftssystem ein großer Treiber sein kann, um etwas positiv in der Welt zu verändern“, sagen die beiden Gründer Luis und Fabio.

Auch Nils Glagau ist stolz auf den Deal: „Luis und Fabio haben mich mit ihrem Pitch und ihrer Vision absolut begeistert und sind für mich ein ideales Gründer-Duo. Ich bin stolz darüber, ihre authentische Geschichte nun zusammen fortzuschreiben. Gemeinsam mit meinem Team und Luis und Fabio haben wir künftig noch viel vor.“

Nils Glagau erhielt für 100.000 EUR 20 Prozent Anteile an Hunderunde.

Was der Wirtschaftsstandort Wien und die ViennaUP rund um KI zu bieten hat

Die von der Wirtschaftsagentur Wien initiierte ViennaUP 2024 bietet mit ihren über 50 Veranstaltungen ein umfassendes inhaltliches Rahmenprogramm – unter anderem zum Thema künstliche Intelligenz (KI). Wir haben uns mit KI-Expertin Jeannette Gorzala unterhalten, welche Vorteile der Wirtschaftsstandort für Gründer*innen bietet, die an KI-Lösungen arbeiten. Zudem liefern wir einen Überblick zu spannenden Events rund um KI, die ihr nicht verpassen solltet.

Heute, am 3. Juni, fällt offiziell der Startschuss zu Österreichs größtem Startup Festival – der ViennaUP. Im Zeitraum vom 3. Juni bis 9. Juni 2024 werden über 50 Veranstaltungen angeboten, die an bekannten Orten in der ganzen Stadt stattfinden werden – angefangen von Co-Working-Spaces über Konferenzsäle bis hin zur weltbekannten Hofburg. Auch in diesem Jahr werden im Rahmen des dezentralen Startup-Festivals wieder Vielzahl an Zukunftsthemen beleuchtet – darunter branchenübergreifend das Thema der Künstlichen Intelligenz.

Warum Wien bei KI-Talenten punkten kann

Der Wirtschaftsstandort Wien bietet auch für Start-up-Gründer*innen, die an KI-Lösungen arbeiten, eine Vielzahl an Chancen. „Wien, mit rund zwei Millionen Einwohnern, ist eine geschäftige und lebendige Stadt. Gleichzeitig ist sie klein genug, um den Aufbau eines starken Netzwerks zu erleichtern“, so Jeannette Gorzala. Als Juristin ist sie in Österreich und darüber hinaus in der EU eine der führenden Expertinnen für den EU AI Act und AI Governance. Zudem ist sie als Deputy Chairperson im KI-Beirat der Bundesregierung vertreten und übt die Position des Vice President im European AI Forum aus.

Und die ausgewiesene Expertin merkt hinsichtlich der Chancen, die Wien zu bietet hat, an: „Ein großer Vorteil ist die hohe Lebensqualität bei relativ niedrigen Lebenshaltungskosten.“ Diese Faktoren würden insbesondere von jungen Talenten immer stärker gewichtet, was es Unternehmen erleichtert, Top-Talente zu gewinnen. „Beispielsweise haben die Niederlande ein lebendiges KI-Ökosystem, aber der starke Anstieg der Immobilienpreise hat zu einem Zustrom niederländischer Talente nach Österreich geführt“, so die Expertin.

Die Standortvorteile der Bundeshauptstadt würden sich zudem positiv auf das gesamte KI-Ökosystem in Österreich auswirken. Dieses wächst stetig mit rund zehn Prozent jährlich und umfasst laut der aktuellen AI-Landscape Austria mittlerweile mehr als 400 Unternehmen. Und noch ein Faktor würde sich laut Gorzala insbesondere positiv auf frühphasige KI-Startups auswirken: „Die umfassende Förderlandschaft durch aws, FFG und Wirtschaftsagentur Wien bietet Zugang zu eigenkapitalfreien Mitteln, was für Unternehmen in der Anfangsphase entscheidend ist.“

Vernetzung von Stakeholder*innen

Auf Industrie-Ebene hat laut der Expertin hierzulande der Siegeszug generativer KI vor allem die Werbe-, Kreativ- und Medienindustrie erfasst. Aber auch im Finanz- und Versicherungsbereich, der logistischen Optimierung und im Gesundheitssektor bei der Diagnose sowie der Wirkstoff- und Arzneimittelentdeckung gebe es noch viel Potenzial.

Damit sich das KI-Ökosystem noch weiter entfalten kann, bedarf es auch entsprechender Vernetzungsangebote, die KI-Talente aus unterschiedlichen Branchen zusammenbringt. „Die Eröffnung für Möglichkeiten zum offenen Diskurs, wie zum Beispiel im Rahmen der ViennaUP, ist aus meiner Sicht sehr wichtig für eine erfolgreiche Transformation und vor allem den Abbau von Ängsten im Zusammenhang mit KI“, so Gorzala.

Und die KI-Expertin wird auch selbst an der ViennaUP teilnehmen – unter anderem am Event AI for Good: Leveraging AI for Environmental and Social Progress am 3. Juni. „Zielsetzung der Veranstaltung ist es, unterschiedliche Stakeholder aus dem Ökosystem zu vernetzten und den Diskurs anzuregen, wie KI für Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft gewinnbringen genutzt werden kann.“ Persönlich schätzt sie die holistische Betrachtungsweise der Veranstaltung, an der unter anderem Payal Dalal (Mastercard), Katharina Herzog (money:care), Elvira Wagner (RBI) und Natalie Staniewicz (Accenture) teilnehmen werden.

Teilnehmer*innen können Branchenvielfalt nutzen

Für Teilnehmer*innen der ViennaUP gibt Grozala folgenden Tipp: „Die ViennaUP bietet eine Woche lang die Möglichkeit, sich frei nach seinen Interessen zu vernetzten, auszutauschen und weiterzubilden. Ich kann allen nur empfehlen, durch das umfassende Programm zu cruisen und teilzunehmen.“ Zudem sollte man insbesondere die Branchenvielfalt nutzen, die in dieser Woche geboten wird – angefangen vom Gesundheitsbereich bis hin zur Kreativwirtschaft.

So wird beispielsweise das Event AI in Health Care am 6. Juni, die Rolle und das Potenzial von KI im Gesundheitswesen thematisieren. Experten auf dem Gebiet der KI, aufstrebende KI-Startups und Fachleute aus dem Gesundheitswesen kommen zusammen, um zu diskutieren, wie KI das Gesundheitswesen verbessern und revolutionieren kann. Zu den Themen gehören die Verbesserung und Personalisierung der Patient*innenversorgung, der Einsatz von KI zur Verbesserung von Diagnoseverfahren und die Steigerung der Effizienz im Gesundheitswesen. Am Event vertreten sind unter anderem Irene Fialka (INITS) Philipp Hainzl (LISAvienna) Astrid Kaltenböck, (EIT Health Austria), Georg Langs (contextflow) und viele mehr.

Neben dem Gesundheitsbereich bringt künstliche Intelligenz auch in der Kreativwirtschaft zahlreiche Chancen aber auch Herausforderungen mit sich. Welche Schnittpunkte es aktuell zwischen Kultur und Technologie gibt, beleuchtet das Event AI and the Evolution of Creativity, das am 4. Juni von der CultTech Association und New Renaissance Ventures veranstaltet wird. Unter anderem wird der Frage nachgegangen, welche Ansätze erwägenswert sind, und ob wir uns über die Rolle der „menschlichen Intelligenz“ Sorgen machen müssen. Unter anderem werden am Event Benjamin James (Atlas Design), Alex Brix (Canva) und Tonia Samsonova (Excatly.ai) vertreten sein.

Zudem werden auch die beiden Events Open Link Day – Bridging Communities with Open Source, Open Data, and Open Standards am 5. Juni und Gigabit x Beyond am 6. Juni das Thema der künstlichen Intelligenz in den Fokus rücken. Beide Veranstaltungen bieten auch ideale Networking-Möglichkeiten, um sich mit internationalen Teilnehmer*innen interdisziplinär auszutauschen.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit hebt auch Gorzala abschließend hervor, um künftig die Akzeptanz von künstlicher Intelligenz in der Wirtschaft und Gesellschaft zu steigern. „KI ist eine Technologie, die bereits jetzt viele Aspekte unseres privaten und professionellen Lebens bedeutend beeinflusst und verändert. Durch die Einbindung der Zivilgesellschaft und die Förderung interdisziplinärer Zusammenarbeit können unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt und eine breite Akzeptanz und Mitgestaltung ermöglicht werden.“

+++ Hier findet ihr das gesamte Programm der ViennaUP +++

Tipp der Redaktion

Netzwerken kann man aber nicht nur auf den zahlreichen Events der Programm-Partner. Auch in diesem Jahr bietet die ViennaUP mit der Homebase am Karlsplatz eine zentralen Treffpunkt. Teilnehmer*innen aus dem In- und Ausland können dort bei einem speziellen Musikprogramm das Wiener Lebensgefühl genießen. Zudem beteiligen sich auch Kaffeehäuser als Partner im Rahmen der ViennaUP.

Inwiefern Gründer*innen die ViennaUP zum Fundraising nutzen können, hat uns Laura Raggl von ROI Ventures hier erzählt. Zudem sind über das Vienna Startup Package auch in diesem Jahr wieder 14 internationale Startups in Wien. Darunter ist auch trashify-Gründerin Nikhita Bhagwat aus Estland. Sie gab uns einen Überblick über das Programm und darüber, was man auf der ViennaUP nicht verpassen darf.