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Media Lab Bayern: der Medien-Start-up-Booster
Eine spezifizierte Förderung in der Medienbranche ist selten und zugleich sehr wichtig. Denn nur so wird die Vielfalt im Angebot erhalten und der Fortbestand des Mediensystems gesichert. Das Media Lab Bayern fördert Start-ups bei ihrem Wachstum. Wir stellen Gründer*innen vor, die auch mithilfe des Media Labs durchgestartet sind.

München wurde 2023 zur Start-up-Hauptstadt erklärt. Nirgendwo sonst in Deutschland wurden mehr junge Firmen gegründet. Ebenfalls in der bayerischen Hauptstadt sitzt das Media Lab Bayern. Das Start-up Hub unterstützt Gründer*innen in der Medienbranche. Eine Nische, die gesellschaftlich relevant und doch schnell zwischen FinTech Unicorns und HealthcareDurchstarter*innen übersehen wird.
Lina Timm hat das Media Lab aufgebaut: „Es gibt kaum etwas Wichtigeres für die Demokratie als Medien, die mit unabhängigem Journalismus so viele Menschen wie möglich erreichen. Seit Jahren steckt die Medienbranche in einer Innovationskrise, auch das war ein Motiv dafür, 2015 das Media Lab Bayern zu gründen. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien hat das Thema damals dankenswerterweise stark vorangetrieben und auch die Bayerische Staatskanzlei mit an Board geholt. Auf dem Fundament konnten wir die Medienförderung super aufbauen.“
Was als kleines Drei-Personen-Projekt begonnen hat, ist inzwischen eine feste Größe in der deutschen Start-up-Landschaft geworden. Die Standorte in München und Ansbach bieten vielfältige Fördermöglichkeiten für Gründer*innen an. „Mit der Zeit haben wir festgestellt, dass die Bedürfnisse von Gründenden oder auch Leuten, die kurz vor der Gründung stehen, individuell sind. So haben wir über die Zeit unterschiedliche Fördermöglichkeiten gestartet, um von der innovativen Einzelperson über das Start-up-Team bis zum Medienhaus alle bestmöglich unterstützen zu können“, erklärt die Geschäftsführerin. Das Media Lab selbst ist auch gewachsen und inzwischen Teil des innovativen Ökosystems der Medien.Bayern GmbH.
Medien-Start-ups fliegen unter dem Radar
Durch die zum Teil staatliche Förderung können Medien-Start-ups im Media Lab Bayern unterstützt werden, ohne Firmenanteile abgeben zu müssen. Für Gründer*innen ist das ein Vorteil, da sie finanzielle Unterstützung, Coachings und Zugang zum Netzwerk erhalten und gleichzeitig weiterhin im Vollbesitz ihrer Firma bleiben. In der Medienbranche sind Investments schwer zu generieren, die Gründe dafür sind mannigfaltig. Zum einen sind die Produkte und Dienstleistungen von Medien-Start-ups schwerer zu skalieren als beispielsweise bei einem FinTech, zum anderen haben viele Investor*innen die Medienbranche nicht auf dem Radar. Das zeigt zum Beispiel die Geschichte des Start-ups Articly.

Articly
Wolf Weimer fragte sich eines Tages: Warum kann ich meine Zeitung eigentlich nicht anhören? Die Idee zu Articly war geboren. Die App steht inzwischen in allen App-Stores und bietet vertonte Artikel zum Hören an. In Kooperation mit Qualitätsmedien werden so aktuelle Themen in Form von Hintergrundberichten, Analysen und Kommentaren fürs Hören aufbereitet.
Mit dieser Idee kam Wolf in das Media Lab Bayern und testete im R&D Fellowship einen Prototypen. In User Testings stellten sich weitere Anwendungsfälle heraus. „Die App ist nicht nur für auditive Menschen wie mich attraktiv, sondern hilft Menschen mit Leseschwäche oder seheingeschränkten Personen, News zu konsumieren. Das hatte ich so erst einmal gar nicht auf dem Schirm“, erklärt Wolf. Nach dieser Testphase gründete er das Start-up Articly und entwickelte sein Geschäftsfeld im Media Lab weiter. In dieser Zeit erhielt er einen Anruf, der damals noch streng geheim war. Wolf ahnte bereits, dass sich für seine junge Firma in Zukunft vieles ändern würde und holte sich einen Co-Founder an Bord. Gemeinsam kümmerten sie sich um die Akquise und konnten erste Kooperationen mit Medienunternehmen schließen.
Im Sommer 2023 konnte Wolf dann auch endlich erzählen, wer damals angerufen hatte. Es waren die Macher hinter der Sendung „Die Höhle der Löwen“. Die Folge wurde diesen Sommer ausgestrahlt. Articly fand in dem prominenten Investor Carsten Maschmeyer einen Unterstützer und konnte sich einem Millionen-Publikum präsentieren. Co-Founder Lukas Paetzmann bringt es auf den Punkt: „Die Höhle der Löwen ist kein Freiticket. Aber es hat uns Sichtbarkeit verschafft und uns damit auf die nächste Wachstumsstufe gehievt.“ Das Start-up verzeichnete nach dem TV-Auftritt mehr als 20.000 Downloads und konnte weitere Kooperationspartner, wie etwa die Deutsche Bahn, o2 (Telefonica) und das Handelsblatt, an Bord holen.

LOCCO
Karlotta Kutscher und Johannes Richter haben im August 2022 eine App für das Erleben von Städten namens LOCCO ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, ein personalisiertes Erlebnis beim Autofahren durch geografisch verortete Audiofiles zu schaffen. Mit der App werden per GPS interessante Orte, die man auf seiner Reiseroute passiert, aufgegriffen und erläutert. So werden bereits auf dem Weg in den Urlaub neue Umgebungen entdeckt und spannende Anekdoten erfahren.
Gestartet ist LOCCO als App für Stadtführungen. Inzwischen konzentrieren sich die Gründer*innen auf die Mobilität im Auto: „In-Car-Entertainment ist ein aktuelles Thema und bisher bietet die Automobilbranche wenig an. Der Fokus der Autohersteller ist daher, nun Drittanbieter in ihre neu geschaffenen App-Stores zu integrieren. Wir kooperieren schon mit einem Automobilhersteller, der unseren Service nutzen möchte“, erklärt Johannes. Die App bietet Autofahrenden bis zu fünfminütige Audio-Snippets über die Orte, an denen sie sich gerade befinden. Diese Inhalte dienen sowohl der Unterhaltung als auch der Information. Die App läuft dabei im Hintergrund, sodass die Fahrt nicht beeinträchtigt wird. Auf der Strecke zum Urlaubsort über die Autobahn erzählt LOCCO spannende Geschichten und gibt Empfehlungen für Zwischenstopps, oder auch für Restaurants und Cafés.
In der Zukunft soll zudem die Community aktiver eingebunden werden. So können zum Beispiel spannende Orte direkt vorgeschlagen und eingereicht werden. Aktuell werden die Routen von Süddeutschland nach Italien, Kroatien, Schweiz, Österreich und Frankreich bespielt. An die 250 Audio-Snippets sind bisher im Einsatz.

Footprint Intelligence
Künstliche Intelligenz (KI) und Klimaschutz vereinen Sebastian Gier und Daniel Scholz. Gemeinsam haben sie das Start-up Footprint Intelligence gegründet. Beide kommen aus der Mobilitätsbranche, in der CO2-Ausstoß schon ein etabliertes Thema ist. Doch nicht nur Autos & Co. produzieren Treibhausgase. Die digitale Industrie hat bereits jetzt einen hohen Emissionsanteil, und dieser steigt weiterhin. „Zum Beispiel konsumiert jede Person aus der Gen Z im Durchschnitt täglich neun Stunden digitalen Content“, erklärt Sebastian, „damit verbunden sind Emissionen aus Content-Produktionen oder Endgeräten. Dies wird in der Branche auch als CO2e-Emission bezeichnet“.
Die Nutzung steigt also, und gleichzeitig versuchen Unternehmen wie auch Konsument*innen, Klimaziele zu erreichen. Um nachhaltiger zu werden, können Unternehmen effizienter und klimaneutraler in der Produktion und Verbreitung ihres Contents agieren. Genau an diesem Punkt setzt Footprint Intelligence an. Die Software-as-a-Service-Lösung erstellt ein aktuelles Emissionsprofil der Firma. Auf Grundlage dieser Daten erarbeitet ein KI-gestützter Algorithmus sinnvolle und effiziente Maßnahmen, um CO2 einzusparen. „Wir möchten, dass Unternehmen einen echten Impact generieren können, und nicht nur Bäume pflanzen“, beschreibt Sebastian die Mission des Start-ups. Im Medienbereich sehen beide Gründer viel Potenzial, den CO2e-Abdruck zu reduzieren. Das kann in der Produktion beispielsweise das Arbeiten mit refurbished Hardware sein, die Nutzung von erneuerbaren Energien oder auch die optimierte Auflösung von Inhalten. Ein konkretes Beispiel zur Reduzierung von CO2e in der Medienbranche ist für Sebastian die Streamingbranche: „Diese hat ein hohes Emissionsprofil pro User*in. Die grundsätzliche 4K-Auflösung von Serien und Filmen, steigende Datengrößen, die hellen Bildschirme und die überwiegende Nutzung auf TV-Geräten führen unter anderem zu einem großen CO2e-Fußabdruck. Also viel Potenzial zur Dekarbonisierung.“

paged
Dana Pietralla und Deniz Tuzsus gründeten das SocialTech-Start-up paged. Ihr Ziel ist es, digitale Inklusion im Web zu ermöglichen. Beide Gründer*innen haben sich während ihres Studiums kennengelernt. Dana studierte forschungsorientierte Psychologie und Deniz hat kürzlich seine Promotion im Bereich Computational Neuroscience abgeschlossen, in der er sich mit der Schnittstelle zwischen Neurowissenschaften und KI auseinandersetzt.
Die Idee für paged entstand während der Corona-Pandemie. Dana hatte eigentlich ein Auslandssemester in ihrem Psychologiestudium geplant, musste ihre Pläne aber aufgrund der pandemischen Lage ändern. Infolgedessen entschied sie sich, ihr erworbenes Wissen in der Forschung zu nutzen und ein Produkt zu entwickeln. Sie wollte erreichen, dass das in der Forschung gewonnene Wissen über Neurodiversität mehr Einfluss auf das tägliche Leben hat. Aus diesem Gedanken heraus entstand die Idee, digitale Inhalte individueller aufzubereiten und so die verschiedenen Arten der Wahrnehmung von Menschen besser zu adressieren. „Menschen mit Dyslexie haben zum Beispiel das Problem, dass die Buchstaben in ihrer Wahrnehmung springen. Die Schriftart Open Dyslexic ist für Betroffene besonders geeignet, weil sie unten etwas dicker ist und so etwa der klein geschriebene Buchstabe d vom b besser unterschieden werden kann. Die Buchstaben springen weniger, wenn man es so ausdrücken möchte“, erklärt Dana.
Gemeinsam mit Deniz entwickelte sie eine Lösung. Paged bietet nun ein Tool an, das in Websites integriert werden kann. Dabei wenden sie sich an B2B-Kundschaft, da sie dort sehr viel Bedarf erkennen, erzählt Dana: „Denken wir beispielsweise an den Fachkräftemangel. Wenn ein Unternehmen seine Jobinserate bedürfnisgerecht ausspielen kann, dann erreichen sie viel mehr Menschen. Eine Person mit Dyslexie ist zum Beispiel keine schlechte Automechanikerin. Oder haben Personen mit ADHS oftmals eine sogenannte Hyperfokussierung, was in manchen Berufen von Vorteil sein kann.“
Die Schaffung von inklusiven digitalen Inhalten ist aber nicht nur für eingeschränkte Personengruppen von Vorteil, sondern für alle. Für die zukünftigen alternden Generationen ist die Nutzung von digitalen Inhalten selbstverständlich. Mit dem Älterwerden verändern sich allerdings auch Bedürfnisse. Mit paged kann darauf eingegangen werden, indem das Tool passgenau die Website ausspielt. So wird der Zugang zu Informationen erleichtert und es entstehen benutzerfreundliche Inhalte.
Seit 2021 forschen die beiden Gründer*innen vertieft im Feld der Neurodiversität und haben paged in diesem Jahr offiziell als GmbH gegründet. Beide möchten das Thema vorantreiben und sind immer wieder auf Bühnen zu sehen. „Viele haben von Neurodiversität, also der ganz natürlichen Unterschiedlichkeit in der Wahrnehmung von Dingen, noch nicht viel gehört. Nach Auftritten werde ich regelmäßig angesprochen und die Leute wollen mehr erfahren. Deshalb haben wir unser Start-up um eine Beratungstätigkeit erweitert“, erklärt Dana.
So steht es um die Medienbranche
Für etablierte Unternehmen steht eine Vielzahl von Herausforderungen an. Zum Beispiel vermeiden Menschen zunehmend Nachrichten (News Avoidance), nutzen On-demandAngebote oder informieren sich hauptsächlich über Social Media. Wie bist beispielsweise du auf StartingUp aufmerksam geworden und in welchem Format konsumierst du sie? Als Printprodukt, digital oder war es doch nur das Social-MediaPosting?
Aber nicht nur die Nutzungsgewohnheiten haben sich geändert, auch der Begriff Medien hat eine Erweiterung erfahren. Früher haben Printprodukte mit dem Radio und TV konkurriert. Dann kam das Internet dazu und damit auch eine Vielzahl von Konkurrenz, wie etwa Social-Media-Plattformen, Streamingdienste oder auch die Ergebnisanzeige von Suchmaschinen. Ein etabliertes Medienhaus kann diese vielen Felder nicht selbst bespielen und dafür Produkte bauen. Sie können allerdings auf Start-ups zurückgreifen und von deren Innovationsfähigkeit profitieren. Indem sie mit bereits bestehenden Lösungen von Start-ups arbeiten, stellen sie Alternativen bereit, die sie konkurrenzfähig machen. Sie stützen ein Innovationsfeld in den Medien und werden so von etablierten zu zukunftsfähigen Medienhäusern. Damit Medien-Start-ups allerdings erst einmal in die Position einer verlässlichen Produktentwicklung kommen, brauchen sie Unterstützung, sei es finanziell, strategisch oder strukturell. An diesem Punkt kommen Inkubatoren wie das Media Lab Bayern ins Spiel.
Es braucht Medien-Start-ups
Welchen Impact Medien-Start-ups haben können, zeigen die aufgeführten Beispiele deutlich. Auf den ersten Blick geht es um Medien, auf den zweiten Blick um Inklusion, Demokratie und Geschäftsmodelle. Die Start-up-Branche ist häufig von Technologie getrieben und eine Skalierung steht über allem. Gleichzeitig schreiben sich immer mehr junge Firmen Social Entrepreneurship auf die Fahne. Die spezielle Förderung von Medien-Start-ups vereint beides. In Deutschland gibt es eine Handvoll weiterer Akteur*innen, die dem Media Lab ähnlich sind. Solche Einrichtungen sind aktuell ein wichtiger Träger für eine zukunftsfähige Medienbranche.
Die Autorin Sabrina Harper ist u.a. Host der Podcasts „Innovation Minutes“ und „Media for Peace“. Die ehemalige Radio-Journalistin spricht darin über Mechanismen und Aspekte, die der Journalismus von morgen benötigt. Zudem ist Sabrina im Media Lab Bayern als Senior Digital Communication Manager tätig.
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Gründer*in der Woche: Zepta – smart, digital, nachhaltig
Schädlingsbekämpfer haben es in Deutschland nicht leicht: Rund 6.000 Fachkräfte arbeiten in dieser Branche, Nachwuchs gibt es kaum. Denn nur für die Wenigsten ist es ein Traumjob, das Image ist mies. Lukas Deuscher und Nick Leiding möchten das ändern. Mit Zepta haben sie ein smartes Monitoringsystem erfunden, das die Branche nicht nur moderner, sondern auch attraktiver machen soll. Wie ihnen das gelingt, welche Hürden sie nehmen mussten und warum sie sich manchmal in eine Bar zurückziehen, verraten sie im Gründer-Interview.

Früher habt ihr Mojitos und Pina Colada gemixt, heute befasst ihr euch eher mit Giftcocktails. Wie kommt's dazu?
Nick Leiding: Genau, kein Witz. Wir haben uns in einer Bar kennengelernt, in der wir beide als Studenten jobbten. Uns war schnell klar – auch in den stressigsten Situationen können wir uns aufeinander verlassen, wir arbeiten trotzdem präzise und Spaß macht es auch noch. Der einzige Unterschied zu unserem Studentenjob ist, dass wir heute möglichst wenig Wirkstoffe in Umlauf bringen.
Lukas Deuscher: Mit unserer Lösung müssen die Schädlingsbekämpfer nur dann etwas einsetzen, wenn es wirklich einen Befall gibt. Und darüber werden sie per App oder PC informiert. So können Schädlingsbekämpferinnen und -bekämpfer mitunter sogar aus dem Homeoffice arbeiten. Und das spart nicht nur jede Menge Gift in der Umwelt, sondern macht den Beruf vielleicht sogar eine Ecke attraktiver.
Attraktiv – ein Begriff, den man nicht sofort mit Rattenbekämpfung verbindet. Warum ist eigentlich das Image der Branche so schlecht?
Lukas: In Deutschland ist der Beruf stigmatisiert. Wer möchte einen Firmenwagen mit Schädlingsbekämpfung vor der Tür stehen haben? Das Gerede der Nachbarn könnte schlimmer sein als die Schädlinge. Allein der Name Schädlings-Bekämpfung – also Schaden und Kampf – hört sich schon wirklich negativ an. In den USA ist das Mindset ganz anders. „Protected by Pest Control“ ist dort ein Zeichen für besondere Sorgfalt.
Nick: Genau. Und mit Zepta wollen wir zeigen, dass hier nicht Leute am Werk sind, die mit Gift um sich werfen, sondern Hightech einsetzen. Das könnte auch bei jungen Menschen dazu führen, dass sie den Job nicht kategorisch ausschließen.
Ihr habt Wirtschaftsinformatik bzw. Maschinenbau studiert. Wie kommt man da auf Rattenbekämpfung?
Nick: Ich hatte mit Schädlingsbekämpfung überhaupt nichts am Hut, bis ich Lukas kennenlernte. Er ist mit der Branche großgeworden, sein Vater arbeitet bei einem großen Chemiekonzern. Wir beide wussten, dass man hier richtig was reißen kann. Vom Aufpolieren des Images über Digitalisierung bis hin zur Gestaltung der Zukunftssicherheit in Bezug auf EU-Gesetze.
Der erste Prototyp ist dann wie bei Daniel Düsentrieb entstanden, mit einer kleinen Explosion hier und da?
Nick: Nee, das lief zwar mühsam, aber ging laufend voran. Zuerst mussten wir natürlich Geld für die Entwicklung auftreiben. Wir haben beim Chemovator, dem Inkubator von BASF, gepitcht und wurden genommen. Dort wurden wir dann quasi angestellt mit dem Ziel, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Die ersten Prototypen kamen aus dem 3D-Drucker, und wir haben bei jeder Version etwas dazugelernt. Einmal waren wir etwa einen halben Tag lang auf Fehlersuche und merkten dann, dass eine SIM-Karte falschherum im Gerät steckte. Im März 2022 funktionierte dann alles stabil – Technik, Sensorik, App. Eine mehrwöchige Testphase in England, die super lief, hat uns dann die Tür zu weiteren Investoren geöffnet – Bm-t, Gimic Ventures und dem Technologiegründerfonds Sachsen.
Und wie lief der Schritt zur Serienproduktion?
Lukas: Eigentlich recht problemlos, nachdem die Technik stand. Die größte Hürde war unser eigener Qualitätsanspruch. Bei wenigen Geräten ist es noch leicht, in der Masse wird es dann komplex. Während unserer Zeit beim Chemovator haben wir glücklicherweise Martin kennengelernt, der unser dritter Mann im Boot wurde. Durch frühere Unternehmen hat er beste Kontakte zu asiatischen Herstellern, die uns nun hochwertige Komponenten liefern. Um die Entwicklung und Qualitätssicherung kümmern wir uns aber in Deutschland, da sind wir einfach zu detailverliebt.
Wie hat die Branche bei der Markteinführung reagiert?
Nick: Wir haben schon bei den ersten Messen gemerkt, dass die Leute sehr interessiert sind. Vor allem, weil im Januar 2026 eine Gesetzesänderung ansteht, durch die Schädlingsbekämpfer bestimmte Wirkstoffe nicht mehr präventiv, ohne den Nachweis eines Befalls, auslegen dürfen. Mit Zepta und unserem Monitoring haben wir also einen Nerv getroffen. Die Schädlingsbekämpfer sind so einer neuen Technologie gegenüber nicht nur offen, sondern fragen auch viele Details nach, zum Beispiel wie es um den Datenschutz steht, oder vor allem was die Nachhaltigkeit angeht. Viele Schlagfallen sind nach drei Jahren Elektroschrott, weil etwa der Akku – nicht austauschbar ist. Das wollten wir vermeiden, deswegen lassen sich bei uns alle Teile wechseln und die Sensoren können in schon vorhandene Boxen nachgerüstet werden.
Lukas: Auch die Mundpropaganda hilft uns enorm. Schädlingsbekämpfer rufen uns zum Teil direkt an, aber uns erreichen in letzter Zeit auch immer mehr Anfragen von Leuten, die über verschiedene Kanäle von uns gehört haben und unser System ausprobieren möchten. Das Feedback ist jedenfalls sehr positiv. Sie merken, dass Zepta die Branche nicht nur in die digitale Welt führt, sondern auch für den Nachwuchs interessanter macht.
Ihr seid inzwischen fest am Markt etabliert. Würdet ihr heute etwas anders machen?
Nick: Wir hätten früher damit anfangen sollen, Leute einzustellen und Verantwortung abzugeben. Am Anfang denkt wahrscheinlich jeder Gründer, er würde etwas verlieren, wenn er seine Idee mit anderen Menschen teilt. Doch das Gegenteil ist richtig. Die Entwicklung geht sogar deutlich schneller voran. Das Große und Ganze haben alle im Blick, aber jeder kann sich auf seine Stärken konzentrieren und Ideen einbringen.
Was für Ideen habt ihr denn für die Zukunft in der Schublade?
Lukas: Einige, aber die Schublade ist im Moment noch verschlossen (lacht). Aber im Ernst: Natürlich denken wir schon über die nächsten Schritte nach, im Moment ist es aber noch zu früh, darüber zu sprechen. Die Branche entwickelt sich ständig weiter, sei es durch neue Gesetze oder neue Technik, und da wollen wir nicht nur nachziehen, sondern Vorreiter sein.
Nick: Der Bedarf wird sicherlich wachsen, weil sich unerwünschte Nager durch die Erderwärmung noch schneller verbreiten werden. Wir werden Profis das richtige Werkzeug liefern, um diese Herausforderung zu meistern. Smart, digital und nachhaltig – daran werden wir uns auch in Zukunft halten.
Und last, but not least: Was wollt ihr anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?
Nick: Ich rate allen Gründerinnen und Gründern, sich auch schon in der Anfangsphase mit anderen Leuten auszutauschen und Ideen zu besprechen – so bekommt man ehrliches Feedback, spart Zeit und schärft die Vision. Und, wenn möglich, das Team frühzeitig zu erweitern. Mitstreiter, die an die Idee glauben, sorgen für Fortschritt und Qualität.
Lukas: Ich rate Unternehmern, selbstkritisch zu sein und zu reflektieren: Fehlen Kompetenzen im Team? Müssen wir Lücken schließen? Das sollte Priorität bei der Personalplanung haben. Und noch ein Tipp: Redet so früh wie möglich mit potentiellen Kunden. Bessere Ratgeber gibt es nicht, denn sie setzen das Produkt ja ein. Und auch immer vor Augen halten: Entwickle für deine Kunden, nicht für dein Ego.
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Green Club: Gläubiger stimmen Insolvenzplan des Lieferdiensts zu
Der in Insolvenz in Eigenregie befindliche Green Club, ein auf vollwertige Salate und Bowls spezialisierter Lieferdienst aus Essen, erhält grünes Licht für seinen Sanierungsplan.

Die Green Club GmbH wurde im Oktober 2016 unter dem Namen Pottsalat gegründet und verfolgt seitdem das Ziel, deutschlandweit frisch zubereitete, gesunde Gerichte in ökologischer Verpackung klimaschonend auszuliefern. Ausgehend vom Ruhrgebiet – mit ersten Standorten in Essen, Dortmund, Bochum und Duisburg – expandierte Green Club Schritt für Schritt auch mit Standorten in ganz Deutschland. Heute liefert das Unternehmen aus zehn Städten: Essen, Dortmund, Bochum, Duisburg, Düsseldorf, Köln, Bonn, Mannheim, Stuttgart und München.
Im Jahr 2024 fusionierte die Pottsalat GmbH mit dem Mitbewerber MaKE Food GmbH. Aus dem Zusammenschluss entstand die Green Club GmbH, unter deren neuer Marke seither alle Standorte auftreten. Im selben Jahr gaben vier Unternehmensmitgründer*innen ihren operativen Rückzug bekannt. Seitdem führen die Mitgründer Tobias Drabiniok und Peter Falk das Unternehmen.
Im Dezember 2024 leitete Green Club ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung ein, um sich strukturell neu aufzustellen, Prozesse zu verschlanken und wirtschaftlich zukunftsfähig aufzustellen.
Gläubiger stimmen Insolvenzplan zu; Amtsgericht bestätigt den Sanierungsplan
Jetzt haben die Gläubiger grünes Licht für die Sanierung des Pottsalat-Nachfolgers erteilt: Am 21. Mai 2025 hat die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan mit sehr großer Mehrheit zugestimmt – bei nur einer einzigen Gegenstimme. Das Amtsgericht Essen bestätigte den Sanierungsplan daraufhin mit Beschluss vom 28. Mai.
„Das ist ein bedeutender Schritt auf unserem Weg zurück in stabiles Fahrwasser“, sagt Tobias Drabiniok, Mitgründer und Geschäftsführer der Green Club GmbH. „Die breite Zustimmung zeigt, dass unsere Partner und Gläubiger an das Potenzial und die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens glauben.“
Ziel: Kurzfristige Aufhebung der Eigenverwaltung
Mit der rechtskräftigen Bestätigung des Insolvenzplans ist der Weg frei für die finalen Schritte zur Beendigung des Verfahrens. Aktuell werden die im Insolvenzplan vorgesehenen gesellschaftsrechtlichen Maßnahmen umgesetzt, darunter satzungs- und registerrechtliche Anpassungen. Im Anschluss kann das Amtsgericht Essen per Beschluss die offizielle Aufhebung des Verfahrens anordnen.
„Wir gehen davon aus, dass dieser Schritt kurzfristig erfolgen kann“, so Drabiniok weiter. „Das gibt uns die nötige Sicherheit, um die Konsolidierung im Tagesgeschäft weiter mit ruhiger Hand umzusetzen und den laufenden Neustart in klaren Strukturen zu stabilisieren.“
Konsolidierung – Green Club zieht um
Unabhängig vom Erreichen dieses Meilensteins setzt die Geschäftsführung ihren im Dezember 2024 begonnenen strikten Konsolidierungskurs fort. Dieser sieht unter anderem vor, die Verwaltung effizienter aufzustellen, Prozesse zu verschlanken und Kosten weiter zu reduzieren. Ein sichtbares Zeichen ist der geplante Umzug der Essener Verwaltungsbüros an einen neuen Standort innerhalb der Stadt.
„Green Club bleibt ein Essener Unternehmen und im Ruhrgebiet verwurzelt“, erklärt Drabiniok. Ziel sei es, die Verwaltung noch agiler und wirtschaftlicher aufzustellen. Dies gelte sowohl für die Organisation als auch für die Kostenstruktur. Die Belegschaft wurde zu den anstehenden Veränderungen frühzeitig informiert und eng in den Prozess eingebunden.
Parallel dazu richtet der Lieferdienst den Fokus weiterhin verstärkt auf das operative Kerngeschäft: reibungslose Prozesse, hohe Produktqualität und schnelle, zuverlässige Lieferungen. Auch die bestehende Struktur soll konsequent auf Effizienz ausgerichtet werden – mit dem Ziel, die Kundenzufriedenheit weiter zu steigern und den laufenden Geschäftsbetrieb nachhaltig zu stabilisieren.
Restrukturierung in eigener Verantwortung
Green Club befindet sich seit Dezember 2024 in einem Eigenverwaltungsverfahren. Anders als im regulären Insolvenzverfahren bleibt dabei die Geschäftsführung im Amt und steuert die Sanierung in eigener Verantwortung. Unterstützt wird das Management durch die Sanierungsexperten der Kanzlei Aderhold sowie den gerichtlich bestellten Sachwalter Georg Kreplin von der Kanzlei Kreplin Kuhlmann Nasser.
„Unser Ziel war von Beginn an, das Unternehmen aus eigener Verantwortung heraus und im engen Austausch mit allen Verfahrensbeteiligten zu restrukturieren“, so Tobias Drabiniok. „Dass uns das nun mit Unterstützung unserer Gläubiger gelingt, ist ein starkes Zeichen – und ein gemeinsamer Erfolg.“
DEALCIRCLE: Hamburger M&A-Spezialist sammelt rund 5 Mio. € ein
DEALCIRCLE, die 2018 von Kai Hesselmann und Graig Gröbli gegründete M&A-Technologielösung im Small- und Midcap-Sektor, schließt eine Finanzierungsrunde in Höhe von rund 5 Mio. Euro ab.

Angeführt vom InnoVentureFonds der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) beteiligten sich neben Hanse Ventures, einem Company Builder aus Hamburg, zudem der AI- und Data-Science-Experte Carsten Kraus und der Tech-Analyst und Investor Philipp Klöckner, die DEALCIRCLE zusätzlich als Advisory Board Member begleiten, sowie weitere erfahrene Brancheninsider aus M&A und Private Equity.
Nachfolgekrise durch Zukäufe noch effizienter angehen
DEALCIRCLE will das Kapital vor allem für Zukäufe nutzen, um strategisch wichtige Technologien ins Haus zu holen und das Small- und Midcap-Segment künftig noch besser bedienen zu können. Anders als große Deals sind M&A-Transaktionen im Segment der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland traditionell von ineffizienten und langwierigen Prozessen geprägt. Angetrieben von der Nachfolgekrise – laut KfW wollen bis Ende 2027 durchschnittlich rund 125.000 Unternehmerinnen und Unternehmer pro Jahr ihren Betrieb in neue Hände übergeben – braucht es neue digitale Lösungen für einen reibungslosen, strukturierten Generationswechsel. Wie brisant die Lage ist, zeigt sich auch daran, dass in diesem Jahr 43.000 Unternehmen von einer ungewollten Stilllegung betroffen sind. Der Grund sind nicht umsetzbare Nachfolgepläne.
Barrieren abbauen und Zukunft von M&A-Transaktionen aktiv mitgestalten
Für mehr Effizienz bei Unternehmensnachfolgen und M&A-Transaktionen setzt DEALCIRCLE daher auf eine intelligente Matching-Technologie. Dazu kombiniert das Unternehmen KI-gestützte Prozesse, Big Data und menschliche Expertise, um M&A-Berater*innen den Zugang zum passenden Käufer*innenuniversum zu ermöglichen. Dank der Technologielösung können sie geeignete Unternehmenskäufer*innen also einfacher und schneller identifizieren: Über die unternehmenseigene Investorendatenbank erhalten sie einen einfachen Zugang zu strategischen Investor*innen, Private Equity, Family Offices und Kandidat*innen für Management-Buy-ins.
Dank dieses Ansatzes konnte DEALCIRCLE nach eigenen Angaben im Jahr 2024 rund 1.400 M&A-Projekte platzieren. Für 2025 plant der Technologieanbieter rund 2.000 Unternehmensverkäufe zu vermarkten.
Kai Hesselmann, Mitgründer und Managing Partner von DEALCIRCLE, sagt: „Die Unternehmensnachfolge ist eine der größten wirtschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit – und zugleich eine riesige Chance. Mit der Finanzierung schaffen wir die Grundlage: In den kommenden Monaten wollen wir unsere technologische Basis durch strategische Zukäufe stärken, um das Small- und Midcap-Segment noch ganzheitlicher zu bedienen. Gerade in einem fragmentierten Markt wie dem deutschen Mittelstand sind Effizienz und Geschwindigkeit in M&A-Prozessen der Schlüssel – und genau hier setzen wir an.“
Benjamin Lakhssassi, Investment Manager Innovationsstarter Fonds, sagt: „DEALCIRCLE professionalisiert den M&A-Markt im KMU-Segment mit einem skalierbaren Matching-Ansatz und datengetriebener Transaktionsintelligenz. Das adressiert einen Milliardenmarkt mit hoher Fragmentierung und ist zugleich ein logischer Fit für unser Portfolio. Für uns ist das Investment auch ein klares Commitment zur Weiterentwicklung des Finanzstandorts Hamburg – als relevanter Hub für technologiegetriebenes Corporate Finance und Next-Gen-Transaction-Infrastructure.“
EU-Software-Tech-Ökosystem: Starkes Wachstum, kaum Skalierung
Die neue McKinsey-Studie „Europe’s moonshot moment: Fueling its tech ecosystem for scale“ zeigt: Europa steht am Wendepunkt: Das Software-Tech-Ökosystem ist in den letzten zehn Jahren stark gewachsen – doch echte globale Skalierung bleibt die Ausnahme.

Die Studie basiert auf quantitativen Daten sowie Interviews mit über 30 führenden europäischen Gründer*innen, Investor*innen und Expert*innen und zeigt auf, wo es hakt und welche strukturellen Veränderungen jetzt erforderlich wären.
Wachstum ja – Skalierung kaum
Die Zahl der Software-Start-ups in Europa hat sich verfünffacht, und es wurden über 425 Milliarden Dollar Venture-Funding mobilisiert. Doch Start-ups benötigen im Schnitt fünf Jahre länger als ihre US-Pendants, um 100 Millionen Euro ARR zu erreichen. Nur 3 Prozent schaffen es überhaupt, die Milliardenschwelle zu überschreiten – in den USA sind es 5 bis 10 Prozent.
Das Kapital ist da, aber falsch verteilt
Während Frühphasenfinanzierung zunehmend verfügbar ist, fehlt es an spätem Wagniskapital. Nur 11 Prozent des late-stage Software-Fundings stammen in Europa aus Venture-Capital-Quellen – in den USA sind es 89 Prozent. Europäische Pensionsfonds investieren lediglich 0,02 Prozent ihres Vermögens in VC, US-Fonds rund 2 Prozent.
Regulierung ist nicht das Hauptproblem – im Gegenteil
Gründer*innen sehen regulatorische Vorgaben selten als Haupthindernis. Vielmehr wird betont, wie einheitliche Rahmenbedingungen (z.B. EU-weit gültige Lizenzen oder ESOP-Reformen) Skalierung erleichtern können.
Was laut Studie jetzt zu tun ist
- Divers besetzte, wachstumsorientierte Boards aufbauen
- Equity-Modelle verbessern – für Gründerinnen, Mitarbeiterinnen und Investor*innen
- Produkte von Tag eins global skalierbar denken
- Universitäten durch neue Anreizstrukturen zu mehr Gründungsförderung bewegen
- Ein europaweites Visumsmodell für Tech-Talente schaffen („Super Visa“)
Co-Power: Münchner CleanTech sichert sich 6,4 Mio.-Euro-Finanzierung
Co-Power – spezialisiert auf dezentrale Energieinfrastrukturen für die Industrie – plant mit dem frischen Kapital den weiteren Ausbau seiner Batterie- und Photovoltaiklösungen für Industrieunternehmen in Europa.

Die Runde wurde angeführt von Cherry Ventures, unter Beteiligung der auf Energie und Impact fokussierten Family Offices Abacon Capital und Aurum Impact. Weitere namhafte Investoren sind die Gründer von Flixbus, der frühere Encavis-CEO und TotalEnergies-Aufsichtsrat Dierk Paskert, DZ4-Gründer Tobias Schütt sowie Constantin Eis, ehemaliger CEO von LichtBlick und heutiger CEO von CMBlue.
Energieunabhängigkeit und Versorgungssicherheit für die europäische Industrie
Europas Industrie steht unter Druck: Die Strompreise sind mehr als doppelt so hoch wie in den USA oder China – mit gravierenden Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit und Produktionskapazitäten. Obwohl Europa über einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien verfügt, führen fehlende Speicherkapazitäten sowie die Volatilität von Wind- und Solarenergie zu extremen Preisschwankungen und steigenden Netzentgelten, die die Kosten weiter in die Höhe treiben.
Co-Power begegnet dieser Herausforderung genau an diesem Knackpunkt: Das Unternehmen ermöglicht Industriebetrieben, ihre Energiekosten um bis zu 50 Prozent zu senken – durch lokal installierte Batterie- und Solarsysteme im Rahmen eines nutzerfreundlichen Service-Modells, ganz ohne Anfangsinvestitionen. Co-Power übernimmt Planung, Installation, Betrieb und Wartung der Anlagen und sorgt durch kontinuierliche Optimierung für maximalen Mehrwert für seine Kund*innen. So werden Fabriken zu energieautarken Industriestandorten: mit geringerer Netzbelastung, maximaler Nutzung des lokal erzeugten Stroms und intelligentem Energiemanagement inklusive Stromhandel.
Wendepunkt für das industrielle Energiemanagement
Co-Power hat sich zum Ziel gesetzt, die europäische Industrie durch lokale Stromerzeugung und -speicherung resilienter zu machen und damit Europas internationale Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen.
„Erneuerbare Energie ist bereits im Überfluss vorhanden – aber nur mit einer flexiblen Speicher- und Verteilungsstrategie wird sie zum Wettbewerbsvorteil“, sagt Jan Krüger, Mitgründer von Co-Power. „Deshalb bauen wir Speicher- und Erzeugungskapazitäten genau dort auf, direkt bei den Industrieunternehmen, die Europas Wirtschaft antreiben und ermöglichen so die dezentrale Energiewende.“
Doch Co-Power liefert nicht nur Technologie. Das Unternehmen entwickelt ein industrielles virtuelles Kraftwerk (Virtual Power Plant, VPP): ein vernetztes System dezentraler, sauberer Energieinfrastruktur, das Stromflüsse intelligent steuert und optimiert. Die Softwareplattform von Co-Power sorgt dafür, dass Energie bedarfsgerecht produziert, genutzt, gespeichert, bepreist und gehandelt werden kann – und macht Wind- und Solarenergie so rund um die Uhr nutzbar.
„Zu viele europäische Unternehmen kämpfen mit zu hohen Energiepreisen“, ergänzt Kilian Zedelius, Mitgründer von Co-Power. „Wir wollen das ändern. Mit Co-Power schaffen wir konkrete Lösungen, die die Resilienz und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der mittelständischen Industrie – des Rückgrats der europäischen Wirtschaft – nachhaltig zu stärken.“
Starke Unterstützung für eine resiliente Zukunft
Die neuen Mittel sollen gezielt eingesetzt werden, um den flächendeckenden Ausbau der Energiesysteme von Co-Power zu beschleunigen und die Einführung der industriellen Virtual Power Plants (VPP) maßgeblich voranzutreiben. „Co-Power bringt eine dringend benötigte Lösung für den europäischen Industriesektor auf den Markt – und das zu einem entscheidenden Zeitpunkt“, sagt Filip Dames, Founding Partner bei Cherry Ventures. „Durch die Kombination von dezentraler Energieerzeugung, Batteriespeichern und einem intelligenten Betriebsmodell ermöglicht Co-Power es Industriebetrieben, ihre Energiekosten zu senken, die Versorgungssicherheit zu erhöhen, und Preisschwankungen effektiv zu managen. Wir sind stolz darauf, Jan, Kilian und das gesamte Co-Power-Team dabei zu unterstützen, ihren Ansatz in der europäischen Industrie großflächig umzusetzen.“
Berliner InsurTech Baobab Insurance sichert sich 12 Mio.-Euro-Finanzierung
Das 2021 von Vincenz Klemm und Anton Foth gegründete Baobab Insurance – ein Assekuradeur für digitale Risiken – hat eine Series-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 12 Mio. Euro abgeschlossen.

Baobab Insurance ist ein Assekuradeur für digitale Risiken. Das Produktportfolio umfasst eine Cyberversicherung, ein E-Crime-Produkt und eine IT-Haftpflichtpolice für IT-, Software-, Technologie- und Telekommunikationsunternehmen aus Deutschland und Österreich. Wesentlicher Bestandteil der Versicherungsleistung ist ein kontinuierliches KI-basiertes Monitoring der Cybersicherheit. Zusammen mit dem breitesten Partnernetzwerk im deutschen Markt bietet Baobab zudem risikorelevante Services wie Phishing-Simulationen und Awareness-Trainings.
Jetzt hat Baobab Insurance eine Series-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 12 Millionen Euro abgeschlossen. Lead-Investor ist Viola FinTech, Co-Lead ist eCAPITAL. Zudem beteiligt sind die Bestandsinvestoren Augmentum FinTech, Project A Ventures und Baobabs Beiratsmitglied Christof Mascher.
Mit der Finanzierung will Baobab vor allem die aktive und kostenfrei integrierte Risikoprävention für mittelständische Kund*innen stärken, die das Unternehmen als erster Cyberanbieter in Deutschland vor drei Jahren auf den Markt gebracht hat. Dank seines integrierten Ansatzes aus KI-basiertem Underwriting und Prävention konnte der Assekuradeur für digitale Risiken bei seinen Kunden bereits Schäden in Höhe von über 10 Mio. Euro verhindern – und das innerhalb weniger Jahre.
Darüber hinaus will Baobab das Produktangebot für Unternehmenskund*innen weiter verbreitern und verbessern. Zudem plant das Unternehmen seine Position in den bestehenden Märkten Deutschland und Österreich zu festigen und über die kommenden 12 Monate weitere EU-Märkte zu erschließen. Dazu wird das Team deutlich erweitert, vor allem in den Bereichen Incident Response und Cybersicherheit, Softwareentwicklung und Produkt, Maklermanagement und -unterstützung, Business Development, Underwriting sowie Schadenbearbeitung.
Vincenz Klemm, Mitgründer und Geschäftsführer Baobab Insurance: "Phishing, CEO Fraud und Ransomware sind zu einer realen Gefahr für europäische Unternehmen geworden – und durch KI verschärft sich die Bedrohungslage. Dank unserem KI-basierten Underwriting-Prozess und einem integrierten, aktiven und kostenfreien Risikomanagement, können wir ihnen jedoch Lösungen anbieten, die sie bestmöglich vor diesen dynamischen Risiken schützen. Das neue Kapital ermöglicht uns auch weiterhin, mehrere Millionen an Schäden bei unseren Kunden zu verhindern und ins europäische Ausland zu expandieren."
KI-gestütztes Monitoring und risikobasierte Preisgestaltung
Wesentlicher Bestandteil von Baobabs Versicherungsleistung ist ein kontinuierliches KI-basiertes Monitoring der Cybersicherheit. Damit bietet der digitale Assekuradeur Unternehmen aus Österreich und Deutschland mit bis zu 1 Milliarde Euro Umsatz einen schnellen, datengetriebenen Zugang zu Versicherungslösungen – von der Risikoanalyse über das Underwriting bis zum Portfoliomanagement.
Gründer*in der Woche: NutriSen – bringt das Labor auf den Acker
Das 2023 von Dr. Tobias Vöpel, Dr. Alaa Oughli, Dr. Débora Moretti und Prof. Nicolas Plumeré gegründete Münchner AgriTech-Start-up NutriSen hat ein tragbares Instant-Labor entwickelt, mit dem Landwirt*innen den Nitratgehalt ihrer Pflanzen direkt auf dem Feld messen können.

Präzise Düngung durch Daten vom Feld und von Satelliten – das steckt hinter dem Münchner Start-up NutriSen. Das Start-up, eine Ausgründung der Technischen Universität München (TUM), hat ein Messgerät samt Anwendung entwickelt, mit denen Landwirt*innen hochpräzise und spezifische Düngeempfehlungen spezifisch für ihren Anbau generieren können. Damit soll der Stickstoffeintrag reduziert und die Umwelt geschont werden.
Smartes Düngen dank Labor auf dem Feld
Die Düngemenge für Kulturpflanzen erfolgt in der Praxis meist basierend auf standardisierten Berechnungen oder Erfahrungswerten. Dadurch kann es zu einer unspezifischen, ineffizienten Düngung kommen. Das führt wiederum zu Umweltbelastung und erhöhten Kosten für die landwirtschaftlichen Betriebe. Eine spezifische Ermittlung der nötigen Düngemenge über den Ernährungsstatus der Pflanzen ist für die Betriebe jedoch teuer und zeitintensiv. Das möchte NutriSen ändern. „Was wir erreichen wollten, ist ein Labor auf dem Feld, eine Demokratisierung der datengestützten Landwirtschaft“, erklärt Dr. Débora Moretti aus dem Team des Forschungsprojekts LiveSen-MAP. Im Projekt konnten sie und weitere Forschende, gefördert durch den EIC Transition, eine Technologie zur präzisen Düngung untersuchen.
In wenigen Minuten von Pflanzendaten zu Düngeempfehlungen
Landwirt*innen sammeln auf ihrem Feld Pflanzenhalme und zerquetschen sie. Das austretende Substrat wird auf Biosensorstreifen aufgetragen und das vom Team entwickelte Messgerät ermittelt vom Streifen die Phosphat- und Nitratwerte der Pflanzen. Die Anwendung von NutriSen erstellt dann in wenigen Minuten eine hochauflösende Karte des Feldes anhand von Satellitendaten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus mit den Werten und entsprechenden Düngeempfehlungen für jeden Feldabschnitt. Damit könne laut dem Team die eingesetzte Düngermenge um bis zu 20 Prozent reduziert werden.
Von der Idee zum Feldtest
Das Gründungsteam um Dr. Tobias Vöpel und Dr. Alaa Oughli erhielt bereits 2021 eine Förderung aus dem EXIST-Forschungstransfer-Programm. Damit konnte die Gruppe weiter wachsen, und im Jahr 2022 kam Dr. Débora Moretti dazu. Gemeinsam mit Prof. Nicolas Plumeré, Professor für Elektrobiotechnologie an der TUM, gründeten sie 2023 NutriSen, um die im LiveSen-MAP Projekt entwickelte Technologie zu erproben und in die Praxis zu bringen.
Zur Gründung ihres Start-ups nahmen sie am Programm XPLORE von UnternehmerTUM, dem Zentrum für Innovation und Gründung, teil. Das Programm zielt darauf ab, Teams auf die Unternehmensgründung vorzubereiten und ein Netzwerk zu etablieren. Auch die Betreuung im TUM Venture Lab Sustainability half dem Team, berichtet Dr. Vöpel: „Das Venture Lab hat uns auch beim Aufbau unseres Netzwerks geholfen. Besonders wertvoll war aber auch das Feedback bei der Bewerbung um die Förderung des European Innovation Council – und wir waren erfolgreich.“
Mittlerweile befindet sich die Technologie in der zweiten Testphase mit landwirtschaftlichen Betrieben. „Durch das Feedback der ersten Phase konnten wir bereits die Sensoren und die Anwendung verbessern. In der zweiten Phase testen jetzt knapp 100 Betriebe die Sensoren vor Ort auf dem Feld“, erklärt Dr. Moretti. Im kommenden Jahr soll basierend auf den Ergebnissen der Feldversuche das Produkt zur Nitratmessung auf den Markt kommen.
Gründer*in der Woche: publuence - Plattform für High-Impact Advertorials
Serial Entrepreneur Cevahir Ejder hat publuence mit dem Ziel gestartet, den fragmentierten Markt für Advertorials zu standardisieren und Content-Kampagnen so einfach buchbar zu machen wie klassische Mediaformate.

Mit publuence geht eine Plattform an den Start, die einen oft unterschätzten Teil der Mediaplanung neu denkt: die Buchung und Auswertung von Advertorials. Was bisher meist mit viel manuellem Aufwand, verstreuten Ansprechpartner*innen und kaum vergleichbaren Ergebnissen verbunden war, soll nun deutlich einfacher und strukturierter werden. Ziel des Gründers Cevahir Ejder ist es, die Umsetzung von Content-Kampagnen so einfach und effizient wie die Buchung klassischer Display-Werbung zu gestalten.
Dazu stellt publuence führende Verlagsmarken auf einer zentralen Plattform für den Werbemarkt zur Verfügung. Lokale Tageszeitungen sollen dadurch wieder an Attraktivität gewinnen. Das Problem: Einzelne Titel sind zu klein, um in der Mediabranche Gewicht zu haben. Die Lösung: Im Verbund entsteht eine überzeugende Reichweite. Laut publuence zählen bereits über 250 Medienpartner*innen zum Netzwerk. Weitere Verlagsangebote befinden sich im Onboarding und sollen sukzessive auf der Plattform verfügbar gemacht werden.
„Ich hatte das Bedürfnis, wieder selbst gestalten zu können“
Cevahir Ejder ist in der Branche kein Unbekannter. 2011 gründete er rankseller, später Seeding Alliance, und leitete den führenden True-Native-Advertising-Vermarkter nach dem Verkauf viele Jahre unter dem Dach von Ströer. Der Schritt zurück ins Unternehmertum war kein Bruch mit der Vergangenheit, sondern ein bewusst gewählter Neuanfang.
„Ich hatte das Bedürfnis, wieder selbst gestalten zu können – mit Geschwindigkeit, Neugier und der Freiheit, Dinge anders zu machen. Genau das ermöglicht mir publuence“, sagt Cevahir Ejder. „Advertorials verdienen eine eigene Plattformlogik. Wir machen sie planbarer und messbarer, ohne ihren redaktionellen Wert zu verlieren.“

Unterstützung erhält das junge Start-up aus Langenfeld (Rheinland) von einem Investor mit langjähriger Digitalexpertise: Die Unternehmensgruppe Aschendorff steigt über ihre Beteiligungsholding Aschendorff Next ein. Die Verbindung zwischen Cevahir Ejder und dem Geschäftsführer von Aschendorff Next, Thorsten Falger, besteht seit über zehn Jahren. Bereits bei Cevahir Ejders erster Gründung war die Unternehmensgruppe Leadinvestor.
Zudem tritt der NEXT Investors Club, ein Business Angels Club mit Sitz in Münster, als Co-Investor auf. Die gesamte Investitionssumme liegt im mittleren sechsstelligen Bereich. Das sei, so Falger, ein „deutliches Signal für das Vertrauen in den Gründer und in die Relevanz von High-Impact Advertorials“.
Kryonik-Start-up Tomorrow.Bio sichert sich 5 Mio. Euro Seed-Finanzierung
Das 2020 von Dr. Emil Kendziorra und Fernando Azevedo Pinheiro gegründete Berliner Start-up Tomorrow.Bio ist Europas erstes Kryonik-Unternehmen und bietet Menschen die Möglichkeit, sich nach ihrem rechtlichen Tod bei extrem niedrigen Temperaturen langfristig konservieren zu lassen – mit der Hoffnung auf Wiederbelebung in der Zukunft, wenn die Medizin weit genug ist.

Was wäre, wenn medizinischer Fortschritt eines Tages tödliche Krankheiten wie Lungenkrebs heilen könnte – und Menschen eine zweite Chance auf Leben bekommen? Genau diese Vision verfolgt das Berliner Start-up Tomorrow.Bio, Europas erstes Kryonik-Unternehmen.
Die Idee: Menschen nach ihrem rechtlich festgestellten Tod in flüssigem Stickstoff bei –196 °C konservieren – so lange, bis Wissenschaft und Medizin sie möglicherweise wieder ins Leben zurückholen können.
Heute gibt Tomorrow.Bio den erfolgreichen First Close seiner Seed-Finanzierungsrunde über 5 Millionen Euro bekannt. Genutzt werden die Mittel für Investition in weitere Forschung und Entwicklung in die Kryokonservierung. Darüber hinaus expandiert Tomorrow.Bio in die USA und plant Standorte in New York, Kalifornien und Florida.
Angeführt wurde die Runde von der französischen Frühphasen-Venture-Capital-Firma Blast.Club sowie dem Hamburger Family Office Truventuro von Nils Regge. Zusätzlich beteiligten sich mehrere Business Angels, vermögende Privatinvestoren und bestehende Geldgeber.
Gegründet wurde Tomorrow.Bio 2020 von Dr. Emil Kendziorra und Fernando Azevedo Pinheiro. Kendziorra, ursprünglich Arzt und Krebsforscher, kehrte der akademischen Forschung den Rücken, weil ihm die Fortschritte zu langsam gingen. Beide Gründer haben zuvor bereits erfolgreiche Tech-Unternehmen aufgebaut und verkauft. Heute hat Tomorrow.Bio bereits 20 Menschen und 10 Haustiere kryokonserviert. Mehr als 800 weitere Personen haben Verträge abgeschlossen, mit einem Gesamtvolumen von über 150 Millionen Euro.
Das Verfahren der Kryokonservierung basiert auf dem raschen Herunterkühlen des Körpers auf Minusgrade, um biologische Prozesse zu stoppen. Tomorrow.Bio betreibt dafür eine eigene Flotte von Spezial-Ambulanzen, die in Berlin und Zürich stationiert sind und im Ernstfall sofort ausrücken. Vor Ort beginnen speziell ausgebildete Teams unmittelbar nach der Todesfeststellung mit Herz-Druck-Massage, Sauerstoffzufuhr und einem hochentwickelten Kühlprozess, um die Degradation zu verlangsamen. Parallel wird das Körperwasser durch eine sogenannte Kryoprotektant-Lösung ersetzt – eine Art medizinisches Frostschutzmittel, das die Bildung schädlicher Eiskristalle verhindert.
Mit dem geplanten Ausbau in die USA und neuen medizinischen Partnerteams an mindestens drei weiteren Standorten ist Tomorrow.Bio auf dem besten Weg, weltweit das erste Unternehmen zu werden, das lokale Kryonik-Teams für einen Sofortstart des Verfahrens anbietet.
„Wir freuen uns sehr, mit Blast.Club und Truventuro zwei Investoren gefunden zu haben, die unsere langfristige Mission teilen – nicht nur in Bezug auf unsere US-Expansion, sondern auch mit Blick auf unsere Forschung, mit der wir die Qualität unserer Verfahren weiter verbessern und unsere führende Position ausbauen wollen“, so Dr. Emil Kendziorra, Gründer und CEO von Tomorrow.Bio.
Die Lagerung der Patienten erfolgt in Zusammenarbeit mit der European Biostasis Foundation (EBF) in der Schweiz. In einem hochmodernen Industriebau werden die Körper in vakuumisolierten Edelstahltanks – sogenannten Dewars – aufbewahrt. Diese Tanks sind 3,2 Meter hoch, enthalten flüssigen Stickstoff und kommen ganz ohne Stromversorgung aus.
Nils Regge, Gründer von Truventuro, erklärt: „Tomorrow.Bio steht an der Spitze visionärer Longevity-Konzepte. Wir glauben fest an diese Art von Moonshot-Unternehmen, die nicht nur das Potenzial haben, das Leben deutlich zu verlängern, sondern auch wirtschaftlich enorme Chancen bieten.“
Auch Anthony Bourbon, Gründer und CEO von Blast.Club, zeigt sich überzeugt: „Tomorrow.Bio revolutioniert unser Verständnis von Leben und Tod. Das Unternehmen verfügt über das nötige technische Know-how, um Herausforderungen zu meistern und langfristig zu wachsen. Die ambitionierte, aber realistische Vision von Emil und Fernando könnte Tomorrow.Bio zum medizinischen Vorreiter der Zukunft machen.“
Fideus: TaxTech-Start-up schließt Pre-Seed-Runde über 900.000 Euro ab
Das 2024 in Berlin von Lennart Friedrich, Kai Klapal und Daniel Bartholomae gegründete Fideus ist eine KI-gestützte Plattform für Holdings von Gründer*innen und Investor*innen, die die Zusammenarbeit mit Steuerberatungen vollständig digitalisieren will.

Fideus – 2024 von einem Team aus erfahrenen Gründer*innen und FinTech-/TaxTech-Expert*innen rund um Kai Klapal, Lennart Friedrich und Daniel Bartholomae gegründet –, verfolgt das Ziel, eine digitale Plattform zu schaffen, auf der Steuerberatungen und Unternehmen effizient zusammenarbeiten, um das Management von Holdings zu vereinfachen – mit gemeinsamen Workflows, Echtzeit-Daten und KI-Unterstützung. Bereiche wie Asset-Management, Immobilien und Treasury für Holdings sollen langfristig ebenso integriert und angeboten werden.
Dazu gibt Fideus nun den erfolgreichen Abschluss einer Pre-Seed-Finanzierung in Höhe von 900.000 Euro bekannt. Zu den Investor*innen zählen unter anderem Max Brenner (KI-Experte), Diana zur Löwen (Rawr Ventures), die Venture Capital Fonds NCA und Shio Capital, das Business-Angel-Syndikat Blackdor, Daniel Hanemann (Wundertax) sowie weitere erfolgreiche Unternehmer aus dem FinTech- und TaxTech-Umfeld.
Mit seiner digitalen Plattform für Holdinggesellschaften plant das Berliner Start-up, die Zusammenarbeit zwischen Gründer*innen und Steuerkanzleien zu vereinfachen. Ziel ist es, den oft aufwendigen und fragmentierten Prozess rund um Jahresabschlüsse von Holdinggesellschaften mit Hilfe von KI und einer modernen User Experience (UX) deutlich effizienter zu gestalten – zum Vorteil von Steuerberatungen und Unternehmer*innen, die als ihre Kund*innen zunehmend moderne Lösungen erwarten.
Eine Branche im Wandel: Konsolidierung, Fachkräftemangel, Digitalisierung
In den vergangenen Jahren hat sich der Markt für Dienstleistungen rund um das Management von Steuerzahlungen drastisch verändert:
- Das Fremdbesitzverbot wird zunehmend aufgeweicht, was für Steuerberater und Unternehmensgründer problematisch ist, da so die Unabhängigkeit und Weisungsfreiheit potenziell gefährdet werden.
- Private-Equity-Unternehmen wie EQT oder KKR investieren vor diesem Hintergrund vermehrt in große Kanzleinetzwerke.
- Der Fachkräftemangel betrifft auch Steuerberater und Kanzleien – seit 2012 hat sich die Zahl offener Stellen fast verdoppelt, während die Zahl an Auszubildenden stagniert.
Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) unterstreicht in diesem Zusammenhang einen wichtigen Aspekt: Bis zu 100 Prozent der Kernaufgaben von Steuerfachangestellten sind mittlerweile automatisierbar.
Viele kleine und mittelgroße Dienstleister*innen geraten daher zunehmend unter Druck: Sie konkurrieren mit kapitalstarken, größeren Playern und gleichzeitig fehlt es ihnen an Zeit, Personal und Ressourcen, um eigene Technologielösungen zu bauen. Dazu Fideus-Mitgründer Kai Klapal,: „Der Markt für Steuerberatung steckt in einer Zwickmühle: Es gibt zu viel Arbeit, zu wenig Leute und zu wenig Technologie. Hier wollen wir mit unserer Software Abhilfe schaffen und für alle Beteiligten wieder mehr Raum für qualifizierte Beratung kreieren, sodass der Fokus nicht auf administrativen, sondern wertschöpfenden Tätigkeiten gelegt werden kann.“
Zielgruppe: Holdings von Gründer*innen und Investor*innen
Fideus konzentriert sich zum Start auf Holdingstrukturen von Unternehmer*innen und Investor*innen – eine Zielgruppe, die häufig durch das Raster klassischer Kanzleiprozesse fällt. Wenig operatives Volumen, aber hohe Komplexität bei Cap Tables, Beteiligungen oder Aktienportfolios sorgen oft für intransparente Kosten und langwierige Abläufe.
Diana zur Löwen, Business Angel und Unternehmerin, Rawr Ventures: „Steuerberatung ist ein zentraler Bestandteil des Wirtschaftssystems. Gerade bei Holdingstrukturen sind zu viele Prozesse und der Austausch zwischen Mandant*in und Kanzlei jedoch nach wie vor unnötig manuell. Fideus entwickelt eine stark nachgefragte Lösung, die sowohl für Unternehmen als auch für Kanzleien Zeit spart und Friktion abbaut.”
Das Fideus-Team entwickelt eine Software-Plattform, die mithilfe von konversationeller KI und agentischen Systemen wiederkehrende Aufgaben wie Fristenüberwachung, Belegabgleich oder Opos-Abstimmung vorbereitet und automatisiert. In einem nächsten Schritt plant das Unternehmen, Steuerberater*innen direkt in diese Prozesse einzubinden – und somit nicht zu ersetzen, sondern zu verstärken. Der Fokus liegt dabei auf einer herausragenden UX für Unternehmer*innen, verbunden mit strukturierten Übergaben in die Systeme der Kanzleien.
Erste Kund*innen und Zusammenarbeit mit Partnerkanzlei
Erste zu automatisierende Prozesse laufen derzeit über eine Partnerkanzlei, die bereits über 200 Holdings von Kund*innen des Start-ups betreut. Langfristig soll Fideus die zentrale Plattform für Holdings sein – mit integriertem Zugang zu Steuer-Reporting, Investmentverwaltung, Immobilien und Treasury.
Das nun eingesammelte Pre-Seed-Kapital soll vor allem in die weitere Produktentwicklung fließen, die unter anderem agentische Arbeitsabläufe, KI-gestützte Mustererkennung und Fehlervermeidung sowie kollaborative Plattform-Logik für Steuerberatungen vorsieht.
de:hub Report: Startup. Gründerin. Ostdeutsch.
Der aktuelle de:hub Report zeigt u.a.: Trotz struktureller Benachteiligung und massivem Rückstand beim Wagniskapital gründen Frauen in Ostdeutschland besonders erfolgreich.

Wie der neue de:hub Report „Startup. Gründerin. Ostdeutsch.“ im Auftrag der Digital Hub Initiative (eine Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie) zeigt, sind ostdeutsche Gründerinnen von einer doppelten Benachteiligung betroffen: der strukturellen Schwäche beim Zugang zu Venture Capital in Ostdeutschland und einem generellen Gender-Investment-Gap, durch den Frauen in der Vergabe von Star-tup-Investitionen benachteiligt sind.
Für den Report wurden zwischen März und April 2025 über 400 Gründerinnen und Expert*innen aus Ost- und Westdeutschland online befragt, relevante Daten ausgewertet sowie Workshops mit Vertreter*innen der ostdeutschen Startup-Community durchgeführt. Die Untersuchung wurde vom Institut für Innovation und Technik (iit) in der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz durchgeführt.
Frauen gründen seltener und bekommen weniger Kapital – vor allem in Ostdeutschland
Von den rund 1.700 Start-ups in Ostdeutschland sind nur 17,5 Prozent von Frauen gegründet – ein klarer Beleg für die anhaltende Unterrepräsentation weiblicher Gründerinnen. Während männlich geführte Teams 6,2 Mrd. Euro an Wagniskapital erhalten, fließen nur rund 43 Mio. Euro an reine Frauenteams sowie 834 Mio. Euro an gemischte Teams (EY Startup-Barometer 2025). Den strukturschwachen Osten trifft dieser Gender-Investment-Gap besonders hart: Hier kommt insgesamt nur ein Bruchteil des VC-Kapitals an.
Wachstum bleibt herausfordernd – Investor*innen und Netzwerke fehlen
Zudem fühlen sich 62 Prozent der Gründerinnen gegenüber männlichen Gründern benachteiligt, und für 83 Prozent ist der Zugang zu Angel-Investor*innen zusätzlich stark eingeschränkt. Infolgedessen finanzieren rund 63 Prozent der Unternehmerinnen ihre Start-ups überwiegend durch Eigenmittel („Bootstrapping“) und sind stark von Kapital aus ihrem persönlichen Netzwerk („Friends & Family“) abhängig. Tatsächlich ist Bootstrapping in Ostdeutschland die häufigste Finanzierungsform, während Venture Capital nur bei etwa 18 Prozent der Start-ups überhaupt zum Einsatz kommt.
Verantwortung für den Standort – mit Erfolg
Diese besonders von ostdeutschen Gründerinnen genutzte Finanzierungsform verleiht ihnen nicht nur größere unternehmerische Unabhängigkeit von Kapitalgeber*innen und Banken, sondern stärkt auch die Krisenresistenz ihrer Start-ups. In dieser Haltung ähneln sie den sogenannten Zebra-Start-ups – Unternehmen, die wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung verbinden. Neun von zehn Gründerinnen nennen in diesem Zusammenhang Sinnstiftung als einen zentralen Gründungsmotivator. Sie wollen nicht nur wirtschaftlich erfolgreich sein, sondern einen gesellschaftlichen Beitrag in der Region leisten.
Aktiver Beitrag zur wirtschaftlichen Resilienz Ostdeutschlands
Gerade in strukturschwachen Regionen entfalten solche Modelle besondere Kraft – sie schaffen Arbeitsplätze, fördern regionale Wertschöpfung und leisten einen aktiven Beitrag zur wirtschaftlichen Resilienz Ostdeutschlands. Viele Gründerinnen leisten damit Pionierarbeit in neuen Produkt- und Dienstleistungsbereichen, wie etwa GreenTech und HealthTech. Und der Erfolg gibt ihnen recht: Mit einer Erfolgsquote von 60 Prozent gehören ostdeutsche Gründerinnen zu den Best Performern in der Start-up-Szene.
Wachstum und Netzwerkeffekte lassen noch auf sich warten
So erfolgreich viele Gründungen verlaufen – beim Wachstum stoßen viele an strukturelle Grenzen. Es fehlen Investor*innen, Industriepartner*innen und der Zugang zu etablierten Business-Netzwerken.
Neben der Finanzierungslücke gibt es laut dem Report weiteren Entwicklungsspielraum. Dazu gehört unter anderem der direkte Zugang zu potenziellen Kund*innen: Nur 31 Prozent haben einen guten Zugang zu etablierten Wirtschaftsakteur*innen in ihrer Region. Besonders in strukturschwachen Gebieten fällt der Aufbau geschäftlicher Netzwerke schwer – was den Markteintritt und die Skalierung erschwert. Dabei liegt großes Potenzial darin, die Nähe zur etablierten Wirtschaft zu stärken; so können neue Innovationspartnerschaften entstehen – und damit auch neue Märkte.
Fehlende Abstimmung und unzureichende Kooperation zwischen den Bundesländern
Rund 50 Prozent der Gründerinnen beschreiben sich als in ihren regionalen Start-up-Ökosystemen gut vernetzt. Als Manko bewerten sie jedoch die fehlende Abstimmung und die unzureichende Kooperation zwischen den Bundesländern und ihren jeweiligen Start-up-Initiativen und Förderprogrammen. Dadurch wird in den einzelnen Ökosystemen die kritische Masse an Start-ups nicht erreicht, die notwendig ist, um beispielsweise private Investor*innen anzuziehen. Weiterhin führt die geringe Zahl an Start-ups in Ostdeutschland zu geringerer Sichtbarkeit erfolgreicher Start-ups; und da es weniger Erfolgsgeschichten gibt, fehlen Vorbilder, sodass Netzeffekte durch Nachahmung ausbleiben. Nicht zuletzt empfinden 80 Prozent der Gründerinnen das gesellschaftspolitische Klima als zunehmend schwierig für die Gewinnung internationaler Kapitalgeber*innen sowie Fachkräfte.
Den gesamten Report gibt‘s hier zum Download
remberg erhält 15 Mio. Euro in Series A+ Finanzierungsrunde
Mit dem neuen Kapital will remberg sein Produkt weiterentwickeln, insbesondere im Bereich KI-gestützter Wartungsoptimierung und Predictive Maintenance.

Remberg wurde 2018 in München von David Hahn, Julian Borg, Cecil Wöbker und Hagen Schmidtchen als Ausgründung der TU München & CDTM gestartet. Das KI-Unternehmen bietet eine intelligente Instandhaltungsplattform für Industrieunternehmen, um ungeplanten Stillständen vorzubeugen, diese schnellstmöglich zu beheben und für Audits vorbereitet zu sein.
Bisher konnte remberg 28 Mio. Euro an Finanzierung einsammeln – u.a. von Acton Capital, Oxx, Earlybird, Speedinvest, Fly Ventures und Angels wie z.B. die Gründer von Personio, Forto und Celonis. Jetzt hat remberg hat in einer Series A+ Finanzierungsrunde 15 Mio. Euro erhalten. Die Runde wird von Acton Capital aus München und Oxx aus London angeführt, mit Beteiligung der bestehenden Investoren Earlybird, Speedinvest und Fly Ventures.
Das frische Kapital soll in die Expansion in Europa sowie die Weiterentwicklung der KI-gestützten Instandhaltungssoftware fließen. „Wir entwickeln die führende Instandhaltungsplattform im Zeitalter von KI, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu sichern”, sagt David Hahn, CEO und Co-Founder von remberg.
Ungeplante Stillstände kosten europäische Industrieunternehmen jährlich rund 500 Milliarden Euro an Umsatzeinbußen. Besonders im Mittelstand sind Instandhaltungsprozesse oft ineffizient, weil sie analog oder mit veralteten Systemen organisiert sind. Remberg bietet eine skalierbare, mobile Lösung, die sich in bestehende IT-Systeme integriert und Wartungsprozesse mit KI optimiert – unabhängig davon, ob bereits eine Software für Instandhaltung vorliegt oder nicht. Tritt eine Störung auf, scannen Mitarbeitende aus der Produktion einen QR-Code und erhalten über den KI-Chat in der remberg Software sofort passende Lösungen – basierend auf den Daten und der Historie der Maschine. Bereits über 150 Kunden, darunter SCHUNK, Brandt Zwieback-Schokoladen, Liqui Moly, Edding und Meleghy Automotive nutzen remberg zur Reduzierung von Stillständen und zur Automatisierung von Wartungsaufgaben.
Marktlücke: Europas Antwort auf US-Instandhaltungsplattformen
„Europas Industrie braucht Lösungen aus Europa. Wir können es uns nicht leisten dieses Softwaresegment den USA zu überlassen, vor allem wenn es um das Rückgrat unserer Wirtschaft, die fertigende Industrie, deren Anlagen und Daten geht. Genau hier setzen wir an“, sagt David Hahn.
Während der Markt für Instandhaltungssoftware in den USA bereits stärker von digitalen Plattformen wie z.B. MaintainX geprägt ist, hat Europa bisher keine vergleichbare, moderne, auf KI ausgelegte Lösung hervorgebracht. remberg hat diese Lücke nicht nur erkannt, sondern bedient die spezifischen Anforderungen der europäischen Industrie – mit Blick auf Datensicherheit, Hosting und Reifegrad der Digitalisierung. Mit über 1 Mio. Anlagen, die bereits über remberg in Europa verwaltet werden, positioniert sich remberg als der aufstrebende europäische Marktführer im Bereich modernes Computerized Maintenance Management System (CMMS) und Enterprise Asset Management (EAM).
Vertrauensverlust, Skepsis, Mangel an Selbstwirksamkeit
Repräsentative Studie "Projekt Zuversicht" veröffentlicht: Das sind die Ergebnisse und die Handlungsempfehlungen für Unternehmen, Medien und Politik.

Deutschland braucht mehr Zuversicht. Denn die aktuelle Lage ist geprägt von einem tiefen Vertrauensverlust in viele Institutionen der Gesellschaft – allen voran Politik und Medien. Dadurch fehlt es an positiven Gemeinschaftserfahrungen. Und dies führt zu einem Verlust an erlebter Selbstwirksamkeit und Zuversicht.
Das zeigt die tiefenpsychologisch fundierte und repräsentative Studie, die heute in Düsseldorf vorgestellt wurde. Darin beklagt die Mehrheit der Befragten einen Mangel an Selbstwirksamkeit und äußert sich skeptisch über die Zukunft. Gleichzeitig sehnen sich die Menschen nach mehr Gemeinschaft und gemeinschaftlich angegangenen Zielsetzungen. Die drei Initiatoren sehen in der Studie zugleich den Auftakt für ein „Projekt Zuversicht“, mit dem Medien, Wirtschaft und Politik die Menschen wieder für Aufbruch, Optimismus und gesellschaftlichen Zusammenhalt gewinnen. Erste Projekte in den drei Bereichen sind bereits angestoßen.
Ermöglicht wurde die Studie durch namhafte Verbände (GWA, Die Media-Agenturen, OWM, Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband), werbetreibende Unternehmen (Dr. Oetker, REWE) sowie Medienhäuser & Vermarkter (ARD MEDIA, Funke Medien Gruppe, Hubert Burda Media, Prisma Verlag, ProSiebenSat.1 Media, RMS Radio Marketing Service, RTL Deutschland und Weischer Media).
Die Kernergebnisse der Studie im Einzelnen
Status Quo
- Die Menschen in Deutschland sehen schwarz für ihr Land. Ihre mangelnde Zuversicht in der Gesamtperspektive ist eklatant. 78 Prozent stimmen der Aussage zu: „Wir fahren das Land vor die Wand, wenn wir weiter so machen wie bisher.“ 67 Prozent fühlen sich von System und Politik allein gelassen. Die wirtschaftliche und politische Gesamtlage wird schlecht beurteilt.
- Die schlecht eingestufte Gesamtlage und der Vertrauensverlust in die Institutionen der Gemeinschaft führen zu einem Rückzug in das persönliche familiäre Umfeld. Hier richten sich die Menschen möglichst gut ein. Ein Großteil der Interviewten (85%) gibt an, dass es ihnen und ihrer Familie im Prinzip gut geht. In der Folge kommt es zu einem eigentümlichen Phänomen: Gute persönliche Befindlichkeit geht einher mit Schwarzmalerei und fehlender Zuversicht für das Land.
- Die Ansichten der Gen Z in Bezug auf Deutschland sind ähnlich kritisch, jedoch stets etwas positiver als die der Älteren.
- Auf sich allein gestellt, verlieren die Mehrheit der Menschen das Gefühl von Selbstwirksamkeit. Nur 10 Prozent glauben, dass sie etwas bewirken können. 50 Prozent glauben es nicht.
- Menschen, die eine Form von sinnstiftender Gemeinschaft gefunden haben, sind glücklich darüber und können Zuversicht entwickeln. Sie berichten von Zusammenhalt im Heimatverein, in der Theatergruppe, im Ehrenamt und vielem mehr.
Wünsche nach Veränderung
- Über die Gemeinschaft können die Menschen eigene Wirksamkeit (zurück-)gewinnen. 82 Prozent wären zuversichtlicher, wenn sich die Gesellschaft gegen die großen Bedrohungen unserer Zeit vereinen würde.
- 77 Prozent wären zuversichtlicher, wenn sie zumindest im Kleinen etwas bewegen könnten. 65 Prozent wären tendenziell zuversichtlicher, wenn sie das Gefühl hätten, etwas Großes verändern zu können. Ebenso viele würden am liebsten mit anderen Menschen gemeinsam Projekte verwirklichen. Immerhin 45 Prozent würden gerne auch etwas politisch bewegen.
- Gemeinschaft kann am besten vor Ort aufgebaut und gesellschaftliche Spaltung so abgebaut werden. Hier zeigt sich die Relevanz regionaler Medien.
- Ernsthaftes gegenseitiges Zuhören wird als zentrale Maßnahme für mehr Zuversicht gesehen. Dafür müssen Räume geschaffen werden und die Menschen fürs Zuhören „geschult“ werden.
- Von Medien wird mehr Transparenz und weniger Panikmache gefordert. Zwei Drittel geben an, tendenziell zuversichtlicher zu sein, wenn die Medien nicht immer alles so negativ berichten würden. Die Medien sind den Menschen dabei durchaus wichtig: 84 Prozent geben an, dass Demokratie ohne unabhängige Medien nicht funktionieren würde.
Von der Studie ins Handeln: Eine Bewegung in Gang setzen
Konkrete Ableitungen aus der Studie teilen die Initiatoren mit relevanten Stakeholdern, beispielsweise die Empfehlung an die Medien, stärker einen „zuhörenden“, konstruktiven und lokal unterstützenden Journalismus zu realisieren, um vor Ort Menschen wieder wirksamer werden zu lassen. Aus den Kernergebnissen der Studie ergeht auch ein konkreter Arbeitsauftrag. Die Idee: Nachwuchskräfte und engagierte Vertreter und Vertreterinnen aus der Kreativwirtschaft, aus dem Bereich des Journalismus und der Politik erhalten die Aufgabe, in Formaten wie Hackathons oder Barcamps Konzepte zu entwickeln, die es schaffen, das von den Menschen herbeigesehnte Gemeinschafts- und Wirksamkeitsgefühl wieder entstehen zu lassen. Alle drei Arbeitsgruppen starten in einem einheitlichen Auftragsdesign. Die ausgearbeiteten Ideen fließen anschließend in eine Art Meta-Camp, in dem diese drei Gruppen zusammenkommen und diskutieren, wie die entwickelten Ansätze verzahnt werden können. Final soll ein Konzept entstehen, das Deutschland von der Basis her mit einem Angebot an jeden einzelnen wieder nach vorn bringen kann. Die Formate werden in den kommenden Wochen initiiert. Im zweiten Halbjahr sollen erste Ergebnisse präsentiert werden. Ebenfalls eingebunden werden sollen zudem Unternehmen: Sie können mit Initiativen in ihrer Kommunikation dazu beitragen, dass über mehr gemeinschaftliches Erleben und gemeinschaftliche Zielsetzungen mehr Zuversicht und Selbstwirksamkeit entstehen kann. Zugleich sollen Kräfte gebündelt werden durch das Vernetzen verschiedener bereits bestehender oder in Vorbereitung befindlicher Initiativen.
Studiendesign
Die tiefenpsychologische Untersuchung basiert auf 87 Tiefeninterviews, die die Marktforschungsagentur rheingold salon durchgeführt hat, 40 davon mit Medienkonsument*innen, 15 mit Jugendlichen aus Ost- und Westdeutschland. Auf Basis der Erkenntnisse aus diesen tiefenpsychologischen Interviews wurden in Kooperation mit dem Marktforschungsunternehmen Ominiquest im zweiten Schritt repräsentativ in einer Online-Befragung 1000 Menschen jeweils in Ost- und Westdeutschland befragt. Zudem wurden 20 Journalist*innen aus Ost und West und 12 Expert*innen aus Politik und Wirtschaft interviewt. Das Team der Forschenden rekrutiert sich aus Ost- und Westdeutschland und unterschiedlichen Altersgruppen. Ziel war es, möglichst viele Perspektiven zu integrieren.
EIB-Delegation besucht Münchner Scale-ups
Die Scale-ups Tubulis (BioTech) und OroraTech (SpaceTech) warten beim Besuch von Nicla Beer, der Vizepräsidentin der Europäischen Investitionsbank (EIB), in München mit top Innovationen und starken Investor*innen auf.

Bayern Kapital, die Venture- und Growth-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern, begrüßte am 9. Mai 2025 Nicola Beer, die Vizepräsidentin der Europäischen Investitionsbank (EIB), in München. Anlass war der gemeinsame Besuch zweier Münchner Scale-ups, an denen Bayern Kapital mit dem Wachstumsfonds Bayern 2 beteiligt ist: OroraTech und Tubulis.
Der Wachstumsfonds Bayern 2 wurde im Jahr 2020 von der LfA Förderbank Bayern gemeinsam mit Bayern Kapital aufgelegt. Die Europäische Investitionsbank hatte sich im Jahr 2021 mit 50 Millionen Euro am Wachstumsfonds Bayern 2 als Gesellschafterin beteiligt. Insgesamt stand damit ein Gesamtvolumen von 165 Millionen Euro zur Verfügung, um bayerische Start-ups bei ihren Wachstumsvorhaben zu begleiten.
Top-Erfolge nur mit ausreichender Finanzierung in Wachstumsphasen möglich
„Bayern ist mittlerweile europaweit als Innovations- und Technologiestandort bekannt“, sagt Nicola Beer, Vizepräsidentin der Europäischen Investitionsbank (EIB). „Die Europäische Investitionsbank arbeitet mit erfahrenen Finanzpartnern zusammen, um Innovationsinvestitionen zu beschleunigen und Unternehmen in ganz Deutschland die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze, die Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit und ihr Wachstum zu ermöglichen. Der Besuch bei Tubulis und OroraTech hat erneut bestätigt, dass solche Erfolge nur mit ausreichender Finanzierung in Wachstumsphasen möglich sind. Den Wachstumsfonds Bayern 2 mit europäischen Mitteln auszustatten, hat sich daher als richtige Entscheidung erwiesen. Bayern Kapital hat als Managementgesellschaft schnell und mit Weitsicht agiert und die Mittel an den richtigen Stellen investiert. Wir freuen uns, die Zusammenarbeit auch in der Zukunft weiter auszubauen.“
„Die Partnerschaft mit der EIB hat es uns ermöglicht, mit dem Wachstumsfonds Bayern 2 noch mehr junge, innovative Unternehmen in Bayern mit Wachstumskapital auszustatten und so die technologische Souveränität des Freistaats Bayern und seine Position als Wirtschafts- und Technologiestandort weiter zu stärken. Diese langjährige und enge Zusammenarbeit zeigt beispielhaft, wie finanzielle Mittel durch Partner mit Kenntnis der Marktbedinungen vor Ort und Einbindung in die regionalen Innovationsökosysteme effizient an die Stellen gebracht werden können, wo sie effektiv für messbare Erfolge und nachhaltiges Wachstum sorgen können“, sagt Monika Steger, Geschäftsführerin von Bayern Kapital.
Bayern Kapital: Garant für Venture Capital und Growth Capital für Bayern
In Zukunftsbranchen wie Life Sciences, Space, Cleantech, Robotik, Software, künstliche Intelligenz oder Quantencomputing ist die Bereitstellung von Risikokapital („Venture Capital“ bzw. „Growth Capital“) essenziell für erfolgreiche Unternehmensgründungen und -wachstum. Denn die Entwicklung und Skalierung von Geschäftsmodellen in diesen Bereichen ist oftmals komplex und kapitalintensiv. Deshalb investiert Bayern Kapital seit fast 30 Jahren Venture Capital in technologieorientierte Start-ups aus Bayern.
Die EIB-Gruppe hat 2024 9,6 Milliarden Euro in Deutschland investiert und dabei in den letzten Jahren ihr Produktportfolio ausgeweitet, um insbesondere mehr Möglichkeiten zur Bereitstellung von verschiedenen Formen von Risiko- und Wachstumskapital zu schaffen. Die Finanzierung von Innovation und Digitaliserung, gerade im Mittelstand, zählt zu den strategischen Prioritäten der EIB-Gruppe. Dem dient eine Reihe neuer Initiativen, wie die Tech-EU Platform, um europäische Pioniere in Bereichen wie KI, Halbleiter und Cleantech besser zu unterstützen.
Seit 2015 ist Bayern Kapital gezielt auch im Segment der Wachstumsfinanzierung aktiv, seit 2020 mit dem Wachstumsfonds Bayern 2. Um dieses Erfolgsmodell weiter zu unterstützen, stattete die Europäische Investitionsbank EIB im Jahr 2021 den Wachstumsfonds Bayern 2 mit zusätzlichen 50 Millionen Euro aus, wodurch dieser auf ein Gesamtvolumen von 165 Millionen Euro anwuchs. Die Erfolgsbilanz ist beeindruckend: Über 30 Unternehmen wurden aus dem Wachstumsfonds Bayern 2 finanziert, darunter Unternehmen wie beispielsweise Quantum Systems, planqc, Luma Vision, Tricares, DeepDrive, Hololight, SimScale und viele weitere. Dabei mobilisierten die Investitionen des Wachstumsfonds Bayern 2 erhebliches zusätzliches, privates Venture Capital.
Tubulis und OroraTech: Zwei Top-Scale-ups „Made in Bavaria“
Zwei der Firmen, die mit einer Beteiligung durch den Wachstumsfonds Bayern 2 entscheidende Wachstumsphasen und Erfolge realisieren konnten, hat Nicola Beer, die Vizepräsidentin der EIB, am vergangenen Freitag in München besucht: OroraTech und Tubulis. Beide Unternehmen stehen beispielhaft für die Innovationskraft und das Wachstumspotenzial bayerischer Start- und Scale-ups und werden von Bayern Kapital als langfristiger Ankerinvestor bereits über mehrere Unternehmensphasen hinweg begleitet.

OroraTech: Waldbrände frühzeitig per Satellit erkennen
Das 2018 gegründete OroraTech ist ein führendes SpaceTech-Unternehmen im Bereich der satellitengestützten Erdbeobachtung durch Wärmebildkameras, das zur Bekämpfung der steigenden Anzahl von intensiven Waldbränden in Europa und auf der ganzen Welt beitragen könnte. Die Wildfire Intelligence Solution des Münchner Unternehmens zur frühzeitigen Erkennung, Überwachung und Prognose von Waldbränden nutzt kompakte Satelliten, die mit auf künstlicher Intelligenz (KI) basierenden, eigens entwickelten multispektralen Wärmebildkameras ausgestattet sind. Die Kameras erfassen thermische Daten auf der Erdoberfläche und können so den Standort, die Größe und das Ausbreitungspotenzial eines Feuers erkennen.
OroraTech verfügt bereits über zehn funtionsfähige Satelliten im Weltall, weitere sollen folgen. Mit Griechenland und Kanada hat OroraTech bereits nennenswerte Verträge zum Schutz der dortigen Waldflächen und damit Fora und Fauna, Tier- und Menschenleben sowie Gebäude und kritischer Infrastruktur geschlossen. Der Wachstumsfonds Bayern 2 hat sich erstmalig Mitte 2021 an OroraTech beteiligt und das Unternehmen über mehrere Finanzierungsrunden begleitet.