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Picture Framing: Follow-On-Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen
Picture Framing wurde 2019 gegründet und betreibt die Corporate Video Platform Mozaik, die die einfache Planung, Erstellung, Bearbeitung und Distribution von Videos im Business-Umfeld ermöglicht.
Im Internet und auf Social Media sind Videos eines der beliebtesten Formate, sowohl für Informations- als auch Unterhaltungszwecke. Unternehmen nutzen diesen Trend längst, um bestehende und potenzielle Kund*innen, Partner*innen und Mitarbeitende effektiv und reichweitenstark zu erreichen. Die Produktion professioneller Videoformate ist jedoch kostenintensiv und aufwändig. Vor allem wenn diese zudem noch authentisch und konform mit dem Unternehmensdesign sein sollen, stellt dies für viele Unternehmen, die nicht über die entsprechenden Kapazitäten und Ressourcen zur Medienerstellung verfügen, eine Herausforderung dar.
Die Picture Framing GmbH mit Hauptsitz im Allgäu hat sich dieser Herausforderung angenommen und die Corporate Video Platform Mozaik entwickelt. Mozaik ermöglicht die Planung, Erstellung, Bearbeitung und Distribution von Videos, ohne dass dafür Vorkenntnisse in der Videoproduktion oder zusätzliches Budget notwendig wäre. Dabei ist die Plattform modular aufgebaut, einfach zu bedienen und cloudbasiert, sodass gleichzeitig mehrere Nutzende an einem Videoprojekt arbeiten können.
Große Videoformate für alle Unternehmen
Mozaik unterstützt während des gesamten Erstellungsprozesses und bietet dafür eine Reihe nützlicher Funktionen wie automatisierten Videoschnitt, Anleitungen für die Konzeptionierung von Storylines sowie professionelle Animationen. Nutzende können auf der Basis vordefinierter Vorlagen schnell erste Schnitte erstellen und diese im Nachgang mithilfe zahlreicher Optionen individualisieren. So können Unternehmen in kurzer Zeit – teils unter 15 Minuten – Videoformate für Marketing, Employer Branding, Unternehmenskommunikation und Sales erstellen.
Die Mittel für die Finanzierungsrunde stammen von Bayern Kapital (Innovationsfonds EFRE) sowie von der Haufe Group Ventures GmbH (Lead) und Müller Medien und sollen primär für die technische Weiterentwicklung von Mozaik sowie für den weiteren Ausbau der Vertriebskapazitäten aufgewendet werden, um noch effektiver im Markt zu skalieren und die stetig steigende Nachfrage nach Videoerstellungslösungen zu decken.
„Videoerstellungen in Unternehmen müssen heute immer über die Marketingabteilung oder über Agenturen laufen. Mit unserer Corporate Video Platform Mozaik ermöglichen wir die Erstellung von Videos durch jeden im Unternehmen und stellen gleichzeitig durch unsere Technologie sicher, dass alle Videos hochprofessionell sind“, sagt Neele Maarten de Vries, Co-Gründer und CEO der Picture Framing GmbH. „Wir freuen uns über die weitere Finanzierung und das Vertrauen der Investoren. Mit den neuen Mitteln werden wir uns darauf fokussieren, Mozaik noch besser zu machen und unsere Sales-Abteilung zu unterstützen.“
„Modernes B2B- und B2C-Marketing setzt auf Multi-Channel-Strategien. Unternehmen wollen ihre Zielgruppen auf zahlreichen Kanälen erreichen, darunter Podcasts, Blogposts und vor allem Videos, die auf Social Media und Website geteilt werden können. Gerade professionelle Video-Formate sind aber zeit- und kostenintensiv“, sagt Monika Steger, Geschäftsführerin von Bayern Kapital. „Picture Framing und die Mozaik Corporate Video Platform bieten Unternehmen hier einen spürbaren Mehrwert. Auch ohne Vorkenntnisse können Mitarbeiter mit Mozaik hochwertige Videos für eine Vielzahl von Kanälen erstellen. Wir sehen hier großes Potenzial und unterstützen das Unternehmen deshalb gerne bei seinem weiteren Wachstum.“
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QuickSpeech – das schlaue Mobile-Learning-Tool
Experten prognostizieren, dass sich der Anteil von Mobile Learning im Bereich E-Learning in den kommenden Jahren verachtfachen wird. Corona hat hier eindeutig als Booster gewirkt. Das junge österreichische EdTech-Start-up QuickSpeech hat ein App-basiertes Tool entwickelt, das es Unternehmen ermöglicht, ihren Mitarbeitenden und Vertriebspartnern Inhalte und Wissen auf intelligente und spielerische Weise zu vermitteln. Mehr dazu im Interview mit Co-Founder Lukas Snizek.
Wann und wie bist du zusammen mit deinen Mitgründern Christian und Patrick auf die Idee zu QuickSpeech gekommen?
Das war in der Zeit, als wir während des Studiums in unterschiedlichen Unternehmen (Retail, Versicherung, Industrie) gearbeitet haben. Dort ist uns schnell klar geworden, dass speziell in dem Bereich der Mitarbeitenden ohne Schreibtisch (Verkaufsfläche) fast gar kein steter Informationsfluss (besonders über Produktwissen) an alle Mitarbeitenden passiert. Das wäre aber so wichtig, weil genau Leute auf der Verkaufsfläche direkten Kundenkontakt haben, verkaufen und für den Erfolg verantwortlich sind. Viele haben sich darüber beklagt, passiert ist aber in die Richtung wenig. Deshalb wollten wir eine digitale Lösung entwickeln, die es Unternehmen ermöglicht, einen täglichen Draht zu allen ihren Mitarbeitenden auf spielerische Weise zu haben und Anwendungswissen nachhaltig sicherzustellen. Wir kombinierten das Ganze mit Gamification (Mitarbeiter erreichen durch das Interagieren Punkte) und packten alles in eine App. QuickSpeech war geboren.
Was waren die wichtigsten Steps von der Idee über die Gründung bis hin zum ersten fertigen Produkt?
Eigentlich ging das relativ rasch. Die Idee wurde während der Studienzeit geboren und in einer Lehrveranstaltung designed. Als ich dann an einem Novemberabend im Jahr 2017 das Feedback des Vaters eines ehemaligen Schulkollegen (mit einem Unternehmen und 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) haben wollte, war ich extrem nervös. Als ich dann im Anzug auf Feedback wartete und mir der CEO mitteilte, er kaufe das Produkt vom Start weg, war ich sprachlos. Ich setzte mich ins Auto und wusste nicht, was da gerade passiert war. Wir hatten den ersten Kunden, bevor das Unternehmen gegründet war. Das zeigte, dass es enormen Bedarf an spielerischer Informationssteuerung und Schulung von Mitarbeitenden gibt.
Dann kam Corona – für euch als EdTech-Start-up die große Chance, da Mobile Learning jetzt besonders gefragt war?
Ja. Spätestens jetzt wussten Unternehmen, dass die Digitalisierung ihre einzige Chance war, mit Mitarbeitenden in Kontakt zu bleiben. Ich kann mich noch erinnern: Ein potenzieller Kunde aus dem Retail-Bereich (700 Mitarbeitende) rief mich Ende März 2020 an und sagte verzweifelt: „Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Home-Office, wir müssen sicherstellen, dass alle am neuesten Stand sind.“ Dann war schnelles Handeln gefragt. Wir hatten in der Zeit nicht nur ein Video, in dem sich der CEO daheim im Wohnzimmer mit dem Handy aufnahm und der Mannschaft Mut zusprach (lacht). Die Art und Weise, wie gelernt wird, wird aber auch nach Corona nachhaltig verändert bleiben. Plötzlich merkt auch der regionale Vertriebspartner, dass er sich durch mobiles Lernen sehr viel Wegzeit spart und schnelleres Feedback bekommt.
Wie hat sich euer Geschäftsmodell durch bzw. in der Corona-Krise konkret verändert?
Wir haben einen zusätzlichen Lerninhalte-Service eröffnet. Manchen Unternehmen fehlen entweder die zeitlichen Ressourcen oder das Know-how, aus veralteten PDFs oder E-Learnings ansprechende Mobile Learning-Inhalte zu erstellen. Deshalb bieten unsere Expertinnen und Experten allen unseren Kunden seit einigen Monaten die Möglichkeit, knackige Lerninhalte basierend auf deren bestehenden Unterlagen erstellen zu lassen. Das kommt an: 75 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Kunden nutzen unsere App jeden Werktag.
Dazu kommt, dass wir vermehrt Anfragen von Unternehmen erhalten haben, die Vertriebspartner mit der Software schulen und motivieren möchten. Hier gibt es nämlich das Problem, dass Unternehmen in den seltensten Fällen wissen, wie es um das Verkäuferwissen der Mitarbeitenden ihrer Vertriebspartner steht. Weil das aber so wichtig ist, bietet QuickSpeech seit einigen Monaten ein mehrstufiges Schulungs- und Trackingsystem, über das ein einheitliches professionelles und vor allem aktuelles Verkäuferwissen sichergestellt wird.
Und wo steht ihr heute? Was genau bietet ihr mit eurer intelligenten Mobile-Learning-Lösung? Für eure Vision eines umfassenden Mobil-Learning-Kommunikationstools nutzt ihr auch wissenschaftliche Erkenntnisse und setzt u.a. auf Machine Learning. Welche Vorteile bringt das?
Heute stehen wir mit unseren über 20 Kunden in einer sehr schönen Phase unseres Unternehmens. Wir entwickeln gemeinsam mit der FH St. Pölten einen intelligenten Machine Learning-Algorithmus, der anhand der anonymisierten Nutzerverhalten erkennt, welche Lerngewohnheiten (z.B. Zeit, Dauer, Intensität, Format) Lernende aufweisen. Daraufhin passt der Algorithmus bestehende Lerninhalte an die persönlichen Bedürfnisse an. Das Ergebnis: Jeder wird didaktisch so abgeholt, wie er es am besten benötigt.
Zusätzlich ist es so, dass die Produkt-Launch-Zyklen immer kürzer werden (siehe z.B. Apple) und der Markt ein enormes Bedürfnis hat, ständig neue Lernmaterialien zu erstellen. Deshalb entwickeln wir den Machine Learning-Algorithmus zusätzlich so, dass er aus bestehenden Verkaufsunterlagen neue mobile Lerninhalte erstellen kann. Also: der Kunde schickt ein Dokument (z.B. im Word-Format) in das Admin Dashboard von QuickSpeech und das System erstellt vollautomatisiert neue Quizfragen & Antworten. Das ergibt enorme Zeiteinsparungen (weil das System nicht nur Lerninhalte erstellt, sondern auch weiß, wie Leute Lerninhalte didaktisch am besten benötigen). Speziell in Branchen wie Automotive, Versicherungen oder Händlern per se – um nur ein paar zu nennen - ergibt sich enormes Potenzial.
Und wer sind eure Kund*innen?
Da arbeiten wir mit Kunden wie Skoda, Hornbach oder dem Arbeitsmarktservice. Das macht schon Spaß.
Nochmals auf den Punkt gebracht: Wie unterscheidet ihr euch von anderen Mobile Learning-Lösungen?
Unser Algorithmus erkennt anhand eines sechsdimensionalen Musters, nach welchen Gewohnheiten Nutzerinnen und Nutzer lernen. Dadurch, dass ein umfassendes Verständnis über Lernende geschaffen wird, kann auch wirklich zielgerecht geholfen werden. Der zweite Part, nämlich der der Lerninhalte-Erstellung, spart enorm Zeit und bereitet Lerninhalte didaktisch passend auf.
Was sind eure weiteren unternehmerischen Vorhaben? Man könnte sich doch vorstellen, euer Tool in vorhandene große Systeme zu integrieren?
Ja, das stimmt. Wir integrieren uns per Schnittstelle an bestehende Personalsysteme. Weiters bauen wir den Vertrieb speziell nach Deutschland immer mehr aus. Aktuell fragen auch einige Vertriebspartner bei uns an. Durch intensive Gespräche, in denen wir die Qualitätskriterien der Partner evaluieren, können wir sicherstellen, dass auch wirklich die gesamten Werte, die QuickSpeech allumfassend ausmachen, weitergegeben werden und unsere Kunden die Performance erhalten, für die wir so bekannt sind.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?
Geduldig sein. Man sieht in der Start-up-Welt sehr viel Glamour. Das kann für junge Leute schon einmal blendend wirken. Wenn man sich dann aber mit den Gründerinnen und Gründern selbst zusammensetzt, merkt man, dass viele dasselbe beschäftigt: Welche Schritte setze ich als nächstes, wo investiert man den Fokus? Auch wir sind ständig im Austausch mit Gründerinnen und Gründern, die dasselbe schon ein, zwei, drei Mal gemacht haben. Und da muss man wirklich sagen: Dadurch, dass die Start-up-Community nicht allzu groß ist, kennt man sich mit der Zeit und kann auch mit den CEOs der größten Start-ups einfach so quatschen. Die waren ja selbst schon einmal da, wo du gerade bist.
Hier geht's zu QuickSpeech
Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer*in der Woche: Neozoon – ein Licht für alle Fälle
Lukas Heintschel ist der Gründer und kreative Kopf von Neozoon. Mit seinem Team hat er eine Akku betriebene mobile Leuchte entwickelt, die sich an nahezu jeder Oberfläche innerhalb von Sekunden montieren lässt. Mehr dazu im Interview mit Lukas.
Wann und wie bist du auf die Idee zu Neozoon gekommen?
Das ist schon wirklich lange her … die erste Idee für Neozoon, oder besser gesagt für das, was dann zu Neozoon geworden ist, hatte ich 2016. Damals habe ich noch Design studiert und in einer Projektarbeit nach Möglichkeiten gesucht, Lichtquellen im Wohnraum mobiler zu machen. Das Ergebnis war quasi der Vorläufer zu unserem jetzigen Produkt. Nach dem Projekt kam dann aber erstmal meine Abschlussarbeit, und Neozoon ist in der Schublade verschwunden. Vor ungefähr einem Jahr habe ich dann angefangen, mich wieder intensiv mit Neozoon auseinanderzusetzen und habe zum Glück auch meine Teammitglieder gefunden. Ohne diese wäre es nicht möglich gewesen, Neozoon zur Serienreife zu bringen.
Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum fertigen Produkt?
Ein wichtiger Schritt für mich war natürlich das Finden von passenden Teammitgliedern. Kurz danach wurden wir dann in den Startup Incubator der Hochschule München aufgenommen. Das dortige Feedback und Vernetzten mit den anderen Start-ups hat uns nochmal einen richtigen Schub gegeben.
Am Anfang lag eine große Schwierigkeit darin, unser Produkt hochwertig und nachhaltig herzustellen und gleichzeitig einen vernünftigen Preis für unsere Endkunden anbieten zu können. Diese Hürde haben wir mittlerweile aber auch genommen.
Was ist das Besondere an Neozoon, wie unterscheidet ihr euch von anderen mobilen Leuchten?
Neozoon ist dank des großen, eigens konstruierten Saugnapfes viel flexibler einsetzbar als andere mobile Leuchten, die man einfach nur irgendwo hinstellen kann. Neozoon kann schließlich an nahezu jeder Oberfläche innerhalb von Sekunden montiert werden und rückstandslos wieder entfernt werden. Neozoon eignet sich dadurch zum einen super, um seine eigenen vier Wände kreativ zu gestalten, und ist zum anderen der perfekte Begleiter für Campingreisen, besonders mit Wohnmobilen. Außerdem achten wir auch darauf, dass unser Produkt nachhaltig hergestellt wird, das ist bei den meisten Lifestyle-Produkten und Leuchten leider nicht der Fall. Zu guter Letzt macht Neozoon auch einfach unglaublich viel Spaß in der Benutzung, man findet immer wieder neue Orte, an denen man kreative Lichtakzente setzen kann.
Wie hast du die Produktentwicklung und damit dein Start-up bislang finanziert?
Wir sind im Förderprogramm des Strascheg Center for Entrepreneurship und bekommen da ein bisschen Geld, den Großteil finanzieren wir aber selbst. Das geht bisher ganz gut so, weil wir die ganze teure Entwicklung komplett selbst machen können. Jetzt, bei der Produktion, kommen aber Summen auf uns zu, die wir nicht mehr selbst stemmen können. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, unsere Produktion mit einer Kickstarter Kampagne vorzufinanzieren.
Du hast es gerade erwähnt: Per Crowdfunding sammelst du gerade frisches Kapital. Was ist Ziel der Kampagne und was sind die weiteren unternehmerischen Steps?
Am 15. April startet unsere Kickstarter Kampagne. Damit wollen wir unsere Produktion vorfinanzieren. Danach planen wir, uns auf den Aufbau unseres eigenen Online Shops zu fokussieren und Neozoon auch im Einzelhandel zu vertreiben. Wir haben schon einige Händler, die das Produkt aufnehmen werden, aber wir wollen noch deutlich mehr in die Breite gehen. Langfristig ist unser Ziel, eine Lifestyle-Marke zu etablieren und weitere Produkte einzuführen, die – genau wie Neozoon – neue, innovative Wege gehen, um unsere Umgebungen interaktiver und spaßiger machen. Wir wollen den Menschen einen kleinen Ohh-Moment in ihrem Alltag geben.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Geht raus und redet über eure Idee! Das Feedback ist unglaublich wertvoll und ihr baut euch damit auch schnell ein gutes Netzwerk von späteren, potenziellen Kunden auf.
Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer*in der Woche: NumberX - die appbasierte Bezahlkarte
Claudio Wilhelmer und Matthias Seiderer bereiten mit ihrem Wiener Fintech-Start-up NumberX den Start einer appbasierten Mastercard nach dem Open-Banking-Prinzip vor – mehr dazu im Interview mit Claudio.
Wann und wie seid ihr beiden auf die Idee zu eurem gemeinsamen Business gekommen?
Wir haben die NumberX International GmbH gemeinsam gegründet. Matthias habe ich vor einigen Jahren in der Wiener Start-up-Szene kennengelernt und wir haben uns auf Anhieb super verstanden. Schlussendlich hat sich herausgestellt, dass wir nicht nur beide aus Tirol sondern auch noch aus demselben Bezirk kommen und sogar in derselben Gemeinde Teile unserer Kindheit bzw. Jugend verbracht haben. Nur haben uns unsere Wege bereits in frühen Jahren in andere Richtungen geführt. Nachdem wir uns dann in Wien zufällig über den Weg gelaufen sind, haben wir uns immer wieder ausgetauscht, Ideen besprochen und ausgearbeitet und letztendlich mitten in der Pandemie NumberX gegründet.
Und was habt ihr zuvor schon auf die unternehmerischen Beine gestellt?
Ich war schon immer unternehmerisch versiert. Parallel zum Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck habe ich in einer sehr frühen Phase an der Mobile-Payment-Lösung Bluecode mitarbeiten dürfen. Das war mein Einstieg in die Fintech-Welt. Danach bin ich zu Red Bull nach Salzburg gewechselt, habe im Anschluss selber gegründet, war in London bzw. Berlin für die Neobank Revolut tätig, und schlussendlich habe ich mich als Berater im Fintech-Bereich selbstständig gemacht. Das habe ich nun einige Jahre gemacht und viel gelernt.
NumberX ist ein Ergebnis all dieser Erfahrungen. Hier liegt nun mein Fokus darauf, das große Ganze zu sehen und in die Umsetzung zu bringen, also mitunter die Themen Operations, Marketing, Brand, Legal und Compliance zu verantworten. Der Fokus von Matthias liegt ganz klar auf den Bereichen Produktentwicklung und -design, Technologie sowie Security. Matthias war zuvor sieben Jahre bei Caeroscene und wechselte dann zum Wiener KI-Technologieunternehmen Anyline – in der ersten Phase als Mobile Engineer, später im Produktmanagement und zuletzt im Management mit Sales- und Marketing-Verantwortung. Als Gründer ergänzen wir uns also optimal.
Was waren dann die wichtigsten Steps von der Idee bis zum bevorstehenden Launch eurer Bezahlkarte?
Über die letzten Jahre haben wir gesehen, was es braucht, um ein solches Projekt aufzubauen. Vieles von unserer Arbeit fußt sicherlich auf der Erfahrung der Vorjahre und nicht zuletzt auf unserem Netzwerk. Wir haben uns die möglichen Partner angeschaut, den technischen Aufwand, die Regulatorik dahinter – schlussendlich immer mit dem Ziel, unser Produkt sinnvoll umsetzen zu können. Dazu haben wir viele Gespräche mit potenziellen Nutzer*innen geführt, unseren Case Investoren vorgestellt und schließlich mit diesem ganzen Backing gegründet. Mittlerweile ist die Produktentwicklung weit vorangeschritten und das Unternehmen wie auch das Team wächst. Der Großteil der Arbeit liegt aber noch vor uns, es ist wirklich eine spannende Aufgabe.
Das Besondere an eurer Karte ist das Open-Banking-Prinzip. Inwieweit unterscheidet ihr euch damit von anderen Anbietern und wo liegen die Vorteile?
NumberX ist die Finanzplattform, die für Endkunden das bewährte Alte mit dem innovativen Neuen verbindet, also ganz konkret die traditionelle Bankenwelt mit neuen Finanztechnologien. Neobanken haben eine tolle Benchmark in Bezug auf UI/UX geschaffen, aber nicht jeder Kunde will dort sein Bankkonto führen. Das Vertrauen ist weiterhin bei den klassischen Hausbanken und da setzen wir an. Wir verstehen uns als Zusatzservice zum bestehenden Bankkonto, damit Nutzer*innen ganz einfach Zugang zu einer modernen, appbasierten Bezahlkarte und weiteren Finanzservices erhalten - wie man es eben von Neobanken kennt. Im Grunde sind wir eine digitale Geldtasche und machen uns dazu das Thema Open Banking zunutze, ganz nach dem Motto: „Bleib gerne bei deiner Hausbank, aber hol’ dir von NumberX das Upgrade für dein Girokonto.“
Wie habt ihr die Startphase und damit auch euch selbst bislang finanziert?
Anfangs haben wir NumberX aus eigener Tasche finanziert und damit die Idee zum Konzept entwickelt und Feedback eingeholt, speziell von möglichen Nutzer*innen aber auch von Partnern. Der Finanztechnologie-Bereich ist ja stark reguliert und man muss schon recht früh wissen, unter welchen Bedingungen man so ein Produkt überhaupt umsetzen kann. Da müssen einerseits die Partner mitspielen, man muss es finanzieren können und schlussendlich muss es der Markt auch brauchen. Wir haben die Gespräche mit Investoren früh begonnen, dann recht schnell eine erste Finanzierung erhalten und uns Schritt für Schritt nach vorne gearbeitet.
Was sind eure weiteren unternehmerischen To Do's bis zum fertigen Produkt? Wann wird eure Karte im Einsatz sein?
Unser Start verlief sehr gut, derzeit haben wir bereits eine vierstellige Zahl an Interessent*innen auf der Warteliste für unsere kostenlose Beta-Phase. Ab April starten wir mit unserer Beta und werden dann die Plattform Schritt für Schritt öffnen. Unsere nächsten Schritte sind ganz klar: Team weiter aufbauen, Produkt zur Marktreife bringen und dann mit stetiger Innovation skalieren. Für die jetzige Phase ist es wichtig, Feedback direkt von interessierten Nutzer*innen zu bekommen, damit das Produkt den Erwartungen des Marktes gerecht wird.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Ich denke, man muss Unternehmertum leben, also wirklich atmen. Man hat das Privileg, zu gestalten, aber muss sich auch der Verantwortung stellen, vor allem gegenüber Nutzer*innen, seinem Team und Investoren. Dieses Risikos muss man sich auch ganz bewusst sein, denn Gründen ist wirklich eine Herausforderung mit vielen Ups und Downs. Es gibt keine normalen Arbeitszeiten und man ist permanent am Nachdenken. Aber wenn man der richtige Typ dafür ist, dann empfindet man das als positiven Stress, der einem sehr viel Kraft gibt. Das muss man wissen und wollen. Fehler macht man aber immer, das ist normal und auch wichtig. Man muss daraus lernen und generell auch konsequent bleiben, an seine Idee glauben, aber gleichzeitig auch Kritik verstehen und daraus lernen.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: DaVinci Kitchen - der Robo-Chefkoch
DaVinci Kitchen aus Leipzig hat einen Roboter-Chefkoch entwickelt, der zwei Gerichte parallel in unter vier Minuten zubereiten kann. Eine Option für die Systemgastronomie, die stark unter dem Fachkräftemangel leidet. Mehr dazu im Interview mit Marco Schnell.
Wann und wie seid ihr auf die Idee zu DaVinci Kitchen gekommen?
Die Systemgastronomie ist eine der wenigen Branchen, in denen Automatisierung im Front-Cooking-Bereich bisher kaum vorhanden ist. Hinzu kommt, dass wir in den letzten Jahren einen immer stärkeren Mangel an Servicekräften und Köchen in der Gastronomie beobachten konnten. So ist gutes Essen immer noch mehr vom Zufall des jeweiligen Kochs abhängig, als von der Wahl eines guten Restaurants. Das wollten wir ändern.
Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung über die Entwicklung bis zum bald bevorstehenden Marktstart?
Spannend war im ersten Jahr, die Idee vom Papier in die Realität zu übersetzen. In der ersten Phase funktioniert viel mit Trial and Error - das konzeptionelle Arbeiten stand im Zentrum. Doch in der zweiten Phase wurde das strukturierte Umsetzen von einmal getroffenen Entscheidungen wichtig. Für unser stetig wachsendes Team war entschiedenes Umdenken in der Arbeitsweise gefragt. Gleichzeitig galt es, mit künftigen Marktakteuren in Verbindung zu treten und Sichtbarkeit zu zeigen, auch um unsere Ideen marktnah weiterzuentwickeln. Unser Highlight war dabei unsere erste Testphase vor einem Jahr mit Testkunden und Presse. Alles lief besser als erwartet und das Feedback aller Beteiligten hat uns sehr ermutigt. Die Fertigstellung des Prototyps Ende letzten Jahres war unser nächster heiß ersehnter Meilenstein. Die nächsten Schritte bis zur Fertigstellung wollen wir nun mithilfe Seedmatch-Investoren gehen.
Was ist das Besondere an dem DaVinci Kitchen-Kiosk?
Modularität und Individualisierung waren für uns die magischen Worte in der Entwicklungsphase. Wir wollten sowohl unseren Kiosk-Gästen als auch Franchise-Nehmern ein Produkt bieten, dass sich problemlos ihren Anforderungen anpassen lässt. Die Modularität unseres Kiosks erlaubt es uns künftig, Änderungen im Handumdrehen umzusetzen, egal ob neue Rezeptur oder neue Arten von Gerichten. Unser System erlaubt es unseren Kunden, Zutatenänderungen jederzeit vorzunehmen, um z.B. allergikerfreundliche Gerichte zu konfigurieren. Hier kommt unsere App-Steuerung ins Spiel, durch die Kunden ihre eigenen Zutatenkombinationen bei unseren Gerichten speichern und sogar teilen können.
Wie habt ihr die Produktentwicklung und euch selbst bislang finanziert?
Unsere Strategic Partner, die apetito AG und 2b AHEAD Ventures stellten uns bei der Gründung das nötige Stammkapital zur Verfügung, das wir brauchten, um den Prototyp fertigzustellen. Nun wollen wir mit einer Seedmatch-Kampagne die Weiterentwicklung und den Marktstart finanzieren.
Gutes Stichwort: Vom 4. bis 11. März läuft euer Funding auf Seedmatch – was ist der Zweck der Kampagne und was erwartet ihr euch?
Da unser Prototyp bereits fertig ist, fehlen uns nur noch wenige Schritte, bis wir eigenen Umsatz generieren können. Aktuell sind wir aber noch auf Investoren angewiesen und setzen daher auf Crowdinvesting. Mit dem über Seedmatch gesammelten Funding werden wir in der Lage sein, die industrienahe Version zu konstruieren. Den letzten Schritt auf dem Weg in die Serienproduktion bildet die Entwicklung und Konstruktion des serienreifen Kioskmodells. Dann können wir endlich mit unserem geplanten Flagship-Store in Leipzig starten. Diesen Start werden wir mit einer großen PR- und Marketingkampagne begleiten. So wollen wir von Anfang an eine ausstrahlungsstarke Marke erschaffen und den Markt auf weitere Standorte vorbereiten.
Was sind eure weiteren konkreten unternehmerischen Steps und Zukunfts-Visionen nach der Kampagne?
Nach dem erfolgreichen Markteintritt mit unserem Flagship-Store wollen wir unseren Pasta-Kiosk zügig in ganz Deutschland und später europaweit ausrollen. Dafür setzen wir unter anderem auch auf Franchise-Angebote. Sobald der Pasta-Kiosk im Markt angekommen ist, werden wir auch andere Kiosk-Formate entwickeln. Zum Beispiel wären Bowls, Salate, Waffeln und sogar Currywurst mögliche Formate, in denen unser Roboter-Chefkoch weltweit überzeugen könnte.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Verliebt euch nicht zu sehr in euer Produkt. Denn wahrscheinlich sieht es am Ende ganz anders aus, als ihr es euch am Anfang vorgestellt habt, wenn es vom Markt angenommen werden soll.
Hier geht's zu DaVinci Kitchen
Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: Shore – der digitale Booster für Dienstleister
Nikbin Rohany ist CEO des Münchner Software-Start-ups Shore, das sich – nicht erst seit Corona – der digitalen Transformation der Dienstleistungsbranche verschrieben hat. Mehr dazu im Interview mit Nikbin.
Wie ist es Shore in den vergangenen 24 Monaten ergangen? Als "Digitalisierer der Dienstleistungsbranche" hattest du bzw. hattet ihr mit Sicherheit mehr als genug zu tun. Außerdem habt ihr das Berliner Kassensystems Inventorum übernommen und eine millionenschwere Finanzierungsrunde eingefahren.
Unsere Hauptzielgruppe, die Friseur- und Beautysalons, mussten aufgrund der Corona-Pandemie nun innerhalb der letzten zwölf Monate zum zweiten Mal schließen. Das betrifft natürlich auch uns in gewisser Weise. Doch nur wenige Salons haben durch die damit einhergehenden finanziellen Schwierigkeiten auf digitale Tools verzichtet. Ganz im Gegenteil: Wir konnte sogar beoachten, dass Salons vermehrt Anfragen gestellt haben. Das liegt zum einen daran, dass die Corona-Pandemie eine Art “Warnschuss” zur digitalen Transformation abgegeben hat und zum anderen auch daran, dass Salonbetreiber nun auch die Zeit hatten, um sich mit der Digitalisierung ihrer Prozesse zu beschäftigen – sofern noch nicht geschehen. Außerdem konnten wir im Juni letzten Jahres unser Geschäftsmodell um ein digitales Kassensystem erweitern. In diesem Zuge haben wir das Berliner Kassensystem-Start-up Inventorum übernommen und die Lösung erfolgreich in das Bestandssystem implementiert. Eine digitale Kasse wird immer wichtiger – nicht nur im Einzelhandel, sondern auch für Dienstleister. Nicht zuletzt deshalb, weil ab dem 31. März aufgrund der Kassensicherungsverordnung jede Kasse fiskalisiert sein muss. Man kann also sagen, dass die letzten zwei Jahre insgesamt sehr gut für Shore liefen.
Eure Daten zeigten, dass bereits vor Corona 52 Prozent aller Kunden Dienstleistungen online buchten – und das außerhalb der Öffnungszeiten. Der Trend wird sich nach Corona wohl fortsetzen. Was muss hier in welchen Branchen jetzt geschehen, um künftig am Markt bestehen zu können?
Die Digitalisierung ist längst Teil unserer Gesellschaft. Die meisten Unternehmen haben dies erkannt und bereits reagiert. Corona hat diesen Effekt noch einmal verstärkt und die mangelnde digitale Transformation ins Bewusstsein gerufen. Die Friseurbranche hinkt bisher hinterher, hat aber noch die Chance, aufzuholen. Heutige Kunden fordern digitale Kontaktpunkte, wie beispielsweise via Social Media oder Webseiten, sehr stark ein. Doch auch der Gesetzgeber reagiert auf die Digitalisierung: So müssen sich durch Kassensicherungsverordnung auch die Salons, die bisher kein elektronisches System hatten, nun mit der Digitalisierung auseinandersetzen. Aus diesen Gründen ist es unabdingbar, dass Salons ihre alltäglichen Prozesse digitalisieren – und wenn möglich Routineaufgaben automatisieren. Nur so ist es ihnen möglich, am Puls der Zeit und damit langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Und wem bietet Shore dazu welche Art von Lösungen an?
Wir bieten unseren Kunden eine innovative Software-as-a-Service-Lösung zur digitalen Termin- und Kundenverwaltung sowie ein digitales Kassensystem. Unsere Kunden kommen aus dem Einzelhandel und Dienstleistungsbereich. Die Spannweite reicht vom Friseursalon über Kosmetikstudios bis hin zu Unternehmen im Bereich Gesundheit oder Coaching. Mittels der Software-Lösung können die Kleinstunternehmen ihre Prozesse nicht nur digitalisieren, sondern auch optimieren und damit wertvolle Zeit und Geld sparen. Gleichzeitig erhöht dies natürlich auch die Kundenzufriedenheit. Unsere Kunden können mit Shore unter anderem Online-Kalender mit Terminbuchungs- und Erinnerungs-Funktion nutzen. Außerdem sind Termin-Buchungen direkt über Google, Facebook und Instagram möglich. Das ist sehr wichtig mittlerweile. Mit inbegriffen ist auch eine Kundenmanagement-Software,ein Schichtplaner und diverse Marketing-Tools. So können beispielsweise individualisierte Newsletter oder Geburtstagsgrüße über unser System versandt werden. Zu guter Letzt bieten wir wie bereits angesprochen nun auch ein digitales Kassensystem. Den Kunden wird in diesem Zuge ein eigenes mobiles iPad-Kassensystem zur Verfügung gestellt.
Wie hebt ihr euch von anderen Lösungen ab? Kurzum: Was ist das Besondere an Shore?
Wir haben den Need im Markt frühzeitig erkannt und bieten eine umfassende Software-Lösung, die alles implementiert, was für unsere Kunden wichtig ist: Sei es Terminbuchungs- und Marketingfunktionen oder eben das digitale Kassensystem – und das alles aus einer Hand. So müssen die Unternehmen nicht verschiedene Systeme integrieren, sondern nutzen nur eines, das alles Relevante beinhaltet.
Was sind deine Pläne für bzw. mit Shore für das Jahr 2021?
Wir konnten im letzten Jahr ein starkes Wachstum erzielen und planen dieses auch 2021 fortzusetzen. Für uns steht dieses Jahr aber nochmal besonders im Zeichen der digitalen und zertifizierten Kasse, die nicht nur für Dienstleister, sondern auch für den Einzelhandel aufgrund der Kassensicherungsverordnung essentiell wird.
Und was ist darüber hinaus geplant?
Mobile Payment ist ein wichtiges Thema, das ebenso auf unserer Agenda steht. Zusätzlich dazu werden wir weitere Marketing-Funktionalitäten zur Verfügung stellen, so dass wir unsere Kunden bei der Umsatzsteigerung auch weiterhin bestmöglich unterstützen können.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Aus eigener Erfahrung ist es sicherlich wichtig, ein komplementär aufgestelltes Gründungsteam zu bilden. Idealerweise ist man auch nicht alleine, sondern gründet zusammen mit ein oder zwei weiteren Leuten, die sich in ihren Fähigkeiten ergänzen. Genauso essentiell ist es, die Ausgaben im Blick zu behalten, um so etwaigen finanziellen Schwierigkeiten vorzubeugen. Einer der wichtigsten Dinge in meinen Augen: Gründer und Gründerinnen sollten von Anfang an Prozesse aufsetzen und Tools implementieren, die auch einer Skalierung standhalten. So spart man sich letztlich nicht nur wertvolle Zeit und Geld, sondern auch Nerven.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: Gaming Stars - die coole Videospiel-Challenge
Gaming Stars ist ein 2019 in Berlin gegründetes Start-up, das eine App und Website entwickelt hat, über die Hobby-Gamer gegeneinander antreten und auf ihre Erfolge beim Spielen wetten können. Mehr zu dem spannenden Konzept im Interview mit CEO Artem Morgunov.
Wie bist du auf die Idee zu Gaming Stars gekommen?
Ich bin selbst passionierter Gamer und habe früher auch sehr viel online Poker gespielt. Ich habe mich schon immer gefragt, warum man nicht Games wie z.B. FIFA schnell und einfach über eine App um echtes Geld spielen kann. Mit der Zeit habe ich diese Idee ausgefeilt und auch das Konzept für Bet on Yourself entwickelt. Schließlich kam der Punkt, als ich es einfach umsetzen musste, weil ich an nichts anderes mehr denken konnte.
Was waren die wichtigsten Schritte und ggf. auch Hürden von der Idee über die Entwicklung bis zum Go Live?
Es gab jede Menge Hürden. Zunächst einmal die rechtlichen bzw. regulatorischen Hürden, weil viele Menschen zunächst an Glücksspiel denken. Dies ist bekannterweise einer der am stärksten reguliertesten Branchen der Welt. Dann kam mitten in der Entwicklung die Corona Pandemie, die uns produktive Team Meetings bzw. generell das Reisen erschwerte. Da unsere Entwickler im Ausland sitzen, ist das eine echte Herausforderung gewesen. Die Entwicklung der App von einem ersten Prototyp bis zu einem marktfähigen Produkt war ebenfalls sehr anspruchsvoll. Nach dem Soft Launch haben wir zudem viel produktiven Kunden Feedback erhalten und diesen in die weitere Entwicklung stark einfließen lassen. Diese ganzen Faktoren haben die App Entwicklung insgesamt sehr komplex werden lassen und ich habe extrem viel gelernt.
Auf den Punkt gebracht: Was ist das Besondere an Gaming Stars? Handelt es sich dabei um eine neue Art von Glücksspiel?
Es ist viel mehr das disruptive Verschmelzen von Gaming mit dem klassischen Glücksspiel. Es ist kein Glücksspiel, weil Fähigkeiten über Sieg oder Niederlage entscheiden. Zeitgleich hat es natürlich gewisse Überschneidungen mit klassischen Wetten. Genau das macht uns so einzigartig. Wir geben den Gamern endlich die Möglichkeit mit ihren Gaming Skills echtes Geld von zu Hause aus zu verdienen, indem wir den online Poker Boom der letzten Jahre beim Video Gaming wiederholen werden.
Welche Videospiele sind auf deiner Plattform aktuell besonders gefragt?
Bei FIFA messen sich die Spieler sehr gern in klassischen 1vs1 Matches. Warzone oder Fortnite hingegen eignen sich auf Grund des Gameplays von Battle Royals Games hervorragend für den Spielmodus Bet on Yourself. In diesem Spielmodus können Gamer auf sich selbst wetten, z.B. mindestens X Kills zu erzielen oder in die Top 10 zu kommen oder das gesamte Match zu gewinnen. Dies ist wirklich einmalig und wendet erstmalig das Konzept von Sportwetten beim Video Gaming an!
Wie hast du die Startphase bzw. Produktentwicklung bislang finanziert?
Ich habe sowohl eigenes Kapital investiert als auch Business Angels als Investoren gewinnen können. Insgesamt hat die bisherige Entwicklung deutlich sechsstellige Kosten verursacht.
Über Seedmatch hast du vor wenigen Tagen nach nur 23 Stunden Laufzeit dein Kampagnenziel von 300.000 Euro erreicht - ein Mega-Erfolg! Was ist mit dem frischen Kapital geplant?
Danke, wir sind selbst sehr angetan von dem tollen Erfolg der Funding-Kampagen. Mit dem frischen Kapital wollen wir das Marketing für den Launch zu finanzieren. Hierzu wollen wir einige Kooperationen mit reichweitenstarken Streamern und Influencern eingehen, um die App bzw. Website in der Zielgruppe optimal zu bewerben und den First Mover Advantage zu nutzen.
Wie machst du weiter auf dein Start-up bzw. Gaming Stars aufmerksam?
Streamer sollen nicht nur die App ihren Abonnenten demonstrieren, sondern auch gegen ihre eigene Community um Geld spielen. Zudem werden einige Streamer Challenges machen, z.B. „Wie viel Geld kann man am Tag mit Gaming verdienen“. Zudem werden einige Streamer gegen andere Streamer um Geld spielen. Es ist auch ein Turnier mit mehreren Streamern mittelfristig geplant.
Was sind deine nächsten unternehmerischen To Do's?
Eine effektive Marketing Kampagne auszusetzen, auszuwerten, zu optimieren und dadurch die Nutzerzahlen stetig wachsen zu lassen und gleichzeitig eine starke Retention zu schaffen. Zudem werden wir zeitnah weiteres Kapital aufnehmen müssen, um auch international wachsen zu können. Sollte uns das gelingen, müssen wir auch unser Team ausbauen sowie die App stetig verbessern. Es steckt eine Menge Arbeit vor uns!
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Folge deiner Passion und gib niemals, wirklich niemals, auf!
Hier geht's zu Gaming Stars
Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: CHEEX – Sexual Wellness ohne Schmuddel-Image
Das 2020 von Denise Kratzenberg und Maximilian Horwitz in Berlin gegründete Start-up CHEEX will ein Ort für sexuelle Stimulation fernab vom traditionellen Schmuddel-Image sein – wie, das erklärt uns Co-Gründerin Denise im Interview.
Start-ups wie Amorelie oder auch einhorn zeigen selbstbewusst und erfolgreich, wie man heute mit Sexualität und Erotik umgehen kann. Ist das Thema Pornografie hierzulande nach wie vor in der dunklen Schmuddelecke?
Leider in vierlei Hinsicht: Ja. Die vielen Verbote tragen dazu bei, dass ein Großteil der bestehenden Unternehmen an den Rand der Legalität getrieben werden. Das wiederum führt zu weiterer Diskriminierung und Stigmatisierung von Sexarbeit. Es ist ein faszinierender Widerspruch: Die Nachfrage nach Adult Entertainment ist offensichtlich immens, aber anbieten soll es keiner dürfen.
Wann und wie seid ihr beiden auf die Idee zu CHEEX gekommen?
Den ersten Anstoß bekam ich bei einem Abendessen unter Freundinnen letztes Jahr. Es wurde offen über Sex und irgendwann auch über Pornos gesprochen. Interessanterweise haben wir es ja in den letzten Jahren geschafft, ganz unverblümt über Sextoys zu sprechen, aber Masturbation an sich oder der Weg in die Lust zu kommen, wird immer noch hinter verschämt vorgehaltenen Händen betuschelt.
Was waren dann die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum Start eurer Plattform?
Erst mal mussten wir uns darüber klar werden, was die Kund*innen eigentlich wirklich wollen. Wir starteten unterschiedliche Fokusgruppen und testeten das Konzept 'Audioporn'. Das Feedback war eindeutig: Die User*innen wünschten sich einen Ansatz, in dem visuelle Stimulation, erotische Fantasien und sexuelle Aufklärung, zusammenkommen. Unsere Plattform verändert sich seither stetig, wächst, verbessert sich und passt sich direkt dem Feedback unserer Kund*innen an. Ein weiterer wichtiger Step war natürich der Aufbau unseres Teams. Unsere Sorge, Mitarbeiter*innen für dieses Tabuthema begeistern zu können, blieb gottseidank unbegründet. Wir sind mittlerweile ein tolles kleines Unternehmen aus leidenschaftlichen Menschen, die alle zu 100 Prozent an die Vision von CHEEX glauben.
Wie habt ihr diese Phase finanziert?
Zuerst durch eigenes Geld und schließlich eine erste Angelrunde Anfang des Jahres. Jetzt gerade planen wir die nächste Finanzierungsrunde und suchen noch Investoren.
Nun zu CHEEX. Was genau bietet ihr und inwiefern unterscheidet ihr euch bzw. wollt ihr euch bewusst von bestehenden Anbietern pornografischer Inhalte unterscheiden?
Mitglieder haben unbegrenzten Zugriff auf hochwertige und ästhetische Erotikfilme und sexy Audiogeschichten in den Bereichen 'WATCH' und 'LISTEN'. Zusätzlich dazu gibt es, frei für jede(n) zugänglich, unser 'LEARN' Magazin mit spannenden Artikeln, Videos und Podcasts rund um das Thema Sexualität. Wir unterscheiden uns von bestehenden Anbietern sowohl durch unsere Optik als auch unsere Werte. Das bisherige Angebot ist stark männlich definiert und schreckt viele Nutzer*innen durch ihre Optik und Werbemaßnahmen ab. CHEEX ist ein inklusiver Raum für die sexuellen Bedürfnisse aller Geschlechter. Alle Inhalte auf CHEEX sind fair produziert, es werden ausschließlich volljährige Performer*innen gezeigt und Lizenzpartner nach strengen ethischen Kriterien ausgewählt.
Seit Mai 2020 seid ihr online – wie macht ihr auf euch aufmerksam und wie ist der Start von CHEEX bislang verlaufen?
Wir sind überwältigt vom positiven Feedback und der Nachfrage – seit dem Start von CHEEX wächst unsere Community stetig und zeigt ganz deutlich, dass die Zeit reif für eine Neuerfindung von Pornografie ist. Zum Thema Webemaßnahmen wären wir wieder bei den extremen Einschränkungen und der damit verbundenen Stigmatisierung. Die meisten klassischen Werbekanäle wie Paid Social oder Display Ads können wir nicht nutzen, wir wachsen also organisch durch Kooperationen und Social Media und fokussieren uns hauptsächlich auf Influencer Marketing.
Was sind eure weiteren unternehmerischen Vorhaben?
Wir wollen mit CHEEX einen einfachen, transparenten Zugang zu Sexualität schaffen – frei von Scham bzw. Stigma. Die nächsten Schritte für uns sind die weitere Expansion in Europa und die ersten eigenen Produktionen.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Habt keine Angst vor Tabus oder gesellschaftlichen Normen. Oftmals liegt genau dort der Erfolg.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: mylivn - die Super App für alle Fälle
Das in München ansässige Social Lifestyle Network mylivn will als erste europäische "Super-App" unser tägliches Leben mithilfe zahlreicher Funktionen bzw. Services vereinfachen. Mehr über die ambitionierte App, die den Servicecharakter des chinesischen WeChat mit den Contentfunktionen von Youtube, Instagram, Facebook und TikTok verknüpft, erfahrt Ihr im Interview mit Gründer und CEO Lars Lüthke.
Wann und wie bist du auf die Idee zu deiner Super App gekommen? Hat dich der Mega-Erfolg der chinesischen Super App WeChat dazu inspiriert?
Tatsächlich ist die Ursprungsidee zu mylivn bereits 2015 entstanden. Damals hatte ich viel in Asien zu tun und WeChat bot viele Möglichkeiten, die ich so in Europa nicht kannte. Bezahlfunktionen, Kommunikation, das Teilen von Content – ein Taxi oder ein Didi, das chinesische Uber, konnte man damit schnell bezahlen, ein Platz im Restaurant reservieren, alles aus einer App heraus. Das fand ich gut. Gleichzeitig veränderte sich die Social-Media-Welt um mich herum. Social Media wurde immer mehr zu Commercial Media. Ich konnte etwa auf Facebook und Instagram immer weniger über die mir gezeigten Inhalte entscheiden. Stattdessen zeigte mir ein werbeoptimierter Algorithmus, das, was ich sehen sollte. Das fand ich weniger gut. Die Idee entstand also aus der Kombination aus der Begeisterung für die Einfachheit und Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten bei WeChat und die Erkenntnis, dass die Social-Media-Angebote immer weniger Community bzw. User-getrieben sind und damit langfristig an Attraktivität verlieren werden.
Was möchtest du mit deiner europäischen Super App anders bzw. besser machen als bspw. WeChat?
Ich möchte mylivn nicht mit bestehenden Angeboten vergleichen. Damit würden wir auch gerade was WeChat angeht, zu dicke Bretter bohren. Wir werden uns in vielen Bereichen an WeChat orientieren – etwa an der Einfachheit der Bedienbarkeit und der Vielzahl der Angebote. Ebenso übernehmen wir bestimmte Funktionsweisen und Angebote von Social Networks oder Videoplattformen. Wir bieten dabei jedoch Lösungen für eine ganze Reihe von Herausforderungen, die die bestehenden Netzwerke haben. Die Welt der sozialen Netzwerke ist heute auf wenige reduziert – und diese kommen entweder aus den USA oder China. Wir bieten eine Social Media Plattform aus Europa, mit europäischen Regeln zum Beispiel in Sachen Transparenz oder Datenschutz. Hier gibt es aus unserer Sicht große Defizite – sowohl bei den asiatischen als auch bei den US-amerikanischen Angeboten.
Dazu kommt, dass die Inhalte auf den großen Social-Media-Plattformen zunehmend an Relevanz für die User/innen verlieren. Das ist systembedingt. Denn das Phänomen Social Media hat sich in den letzten zehn Jahren immer mehr von der Ursprungsidee eines sozialen Netzwerkes mit von den Userinnen bzw. Usern weitestgehend selbstbestimmten Inhalten entfernt. Nach Werbekundeninteressen ausgerichtete Algorithmen bestimmen heute wenig transparent darüber, was die Userin bzw. User zu sehen bekommt. Echter usergenerierter Content wird verdrängt. Das führt dazu, dass ein echter Austausch innerhalb der Netzwerke und die Lust an der Erstellung eigener Inhalte rapide sinkt. Ein Teufelskreis, der zu immer weniger eigenen Content und Interaktion führt.
Wir wollen mit mylivn nicht nur eine neue Social-Media-App entwickeln, sondern den Userinnen bzw. Usern die Macht und Autonomie über ihre Daten und Accounts zurückgeben. Anders als etwa bei Facebook oder Instagram funktioniert die Bedienoberfläche der mylivn-App dabei zweidimensional. Je nach Interesse und aktueller Stimmungslage können horizontal zum Beispiel verschiedene Kanäle, Gruppen, Influencerinnen, Influencer oder Standorte ausgewählt werden. Innerhalb dieser Bereiche werden dann wie gewohnt vertikal, jedoch in chronologischer Reihenfolge die jeweiligen Inhalte abgerufen. Die Userinnen bzw. User sind nicht mehr gezwungen, einem vom Algorithmus bestimmten Weg zu folgen und werden zu ihren eigenen Content-Kuratoren. Das macht mylivn viel relevanter und authentischer als konventionelle Netzwerke.
Auf den Punkt gebracht: Für wen baust du deine Super App, was bietet sie und wo stehst du damit aktuell?
Mylivn ist als Super-App ein täglicher Problemlöser für eine denkbar große Zielgruppe: Wir bieten inspirierenden Content und Services für alle an, die Smart Devices nutzen und offen für Community-Netzwerke sind. Selbst die großen Social Networks sind bis auf wenige Ausnahmen heute noch gar nicht zu Ende gedacht. Wir meinen es ernst mit unserem Versprechen, das Leben unserer Userinnen bzw. User einfacher machen zu wollen und werden künftig mit verschiedenen Partnern eine Menge Services bieten. Das können etwa Dienstleistungen aus der Welt der Mobilität sein, schnelle und unkomplizierte Shoppingangebote mit in der App integrierten Paymentmöglichkeiten, Kommunikation über Messagingdienste, Entertainmentangebote etc. Die Userinnen bzw. User bleiben stets auf der mylivn-App, die ihnen die Transparenz und Datensicherheit eines europäischen Unternehmens bietet.
Wir lösen auch Probleme auf der Seite derjenigen, die die bestehenden Netzwerke groß und erfolgreich gemacht haben und ohne die dort nichts laufen würde: Influencerinnen bzw. Influencer und andere Content-Creators stehen nämlich aktuell ebenfalls vor Herausforderungen – insbesondere in der Monetarisierbarkeit ihrer Inhalte. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist das Geldverdienen mit ihren Inhalten nämlich für Influencerinnen bzw. Influencer recht kompliziert, indirekt und wenig transparent. Über die Sichtbarkeit des Contents entscheidet primär der Algorithmus und nicht die Content-Qualität bzw. der Content-Creatorin selbst.
Bei mylivn können Influencerinnen bzw. Influencer ihren Content in Echtzeit und transparent direkt monetarisieren und zum Beispiel durch Channel- und Gruppenfunktionen von Anfang an Themenfelder besetzen. Und: Bei mylivn verdienen sie bzw. Content-Creator, jeweils mit, wenn sie ihre Channels für Anzeigenkunden öffnen. Das macht sie unabhängig von der Einflussnahme von Werbekunden und den Content auch dauerhaft hochwertiger.
Der Plan geht auf: Aktuell befindet sich mylivn in der sogenannten Soft-Launch-Phase. Ohne umfangreiche Marketing-Budgets haben wir bereits über 200.000 App-Downloads generiert. Mit Usern und Userinnen aus 78 Ländern und in 22 Sprachen erhältlich, ist mylivn eines der am schnellsten wachsenden Social Networks Europas. An unserem Unternehmensstandort in München arbeitet mittlerweile ein Team aus 40 Social Media- und Software-Experten.
Wie hast du den Aufbau deines App-Business bislang finanziert?
Wir haben in der Seeding-Phase rund 7,5 Mio. Euro aus dem privaten Umfeld eingesetzt – auch, um in der Konzeptionsphase unabhängig von kurzfristigen Investoreninteressen zu sein. Denn wir wussten: So ein großes Unterfangen lässt sich nicht in wenigen Monaten realisieren und schon gar nicht monetarisieren.
Welchen Einfluss hat die aktuelle Corona-Krise auf dein Business?
Auf die Attraktivität und die Funktionen unserer App hat Corona gar keinen Einfluss. Vielmehr wird nochmal deutlich wie vielseitig einsetzbar unsere Plattform schon ist. Durch unsere map sieht man beispielsweise alle posts in dem Radius den man einstellt. Besonders jetzt im Lockdown light eine hilfreiche Funktion. Die Menge und Qualität des Contents ist gleichgeblieben bzw. wächst mit unserer Community. Die Investoren sind seit Frühjahr 2020 zurückhaltender, die für uns wichtigen Journalisten – auch Pressearbeit ist ja ganz wichtig für ein Start-up – schwieriger erreichbar. Aber diese Faktoren sind für uns handelbar. Wir haben ja ein weitgehend digitales Produkt und sind vom Lockdown oder Einschränkungen nur sehr mittelbar betroffen.
Was sind die nächsten wichtigen Steps?
Vor kurzem startete mylivn nun die Finanzierungsrunde A und sucht nach Investoren, die die Vision von der ersten europäischen Super-App teilen. Insgesamt sollen so mindestens 18 Millionen Euro eingesammelt werden, die das Wachstum und die Weiterentwicklung von mylivn sicherstellen sollen. Die Definition, um welche Finanzierungsrunde es sich eigentlich dreht, ist aber schwierig. Aktuell haben wir ja bereits ein fertiges und funktionsfähiges Basisprodukt, das jetzt diversifiziert wird. Wir suchen also primär Investoren in unser Wachstum. Bislang haben die angesprochenen Investoren sehr positiv reagiert. Ein weiterer wichtiger Schritt: Wir sind gerade in den finalen Verhandlungen mit einer großen europäischen Digitalbank, um Zahlungsströme abwickeln zu können. Das ist ja ein absoluter Kern unseres Geschäftsmodells.
Wo siehst du dich in einem Jahr? Gut gerüstet für den Kampf um die Userinnen und User mit WeChat und Co.?
Das sind wir bereits jetzt. Denn was hier zählt, ist das richtige Konzept. Wir bedienen primär die Interessen der Userinnen bzw. User und die der Influencerinnen bzw. Influencer, die für attraktiven Content sorgen. Wir geben die Hoheit über die ausgespielten Inhalte an die Community zurück und lösen echte Probleme.
Und last but not least: Was rätst du als Gründer mehrerer Unternehmen anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Lasst euch von niemanden sagen, der Markt wäre gesättigt. Eine gute Idee, die konkret Probleme löst, wird immer ihre Zielgruppe finden. Damit das gelingt, sucht euch Investoren, die eure Vision ernstnehmen und euch in Euren Kernidealen nicht verbiegen wollen.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: SPRK.global – mit KI gegen Lebensmittelverschwendung
Weltweit werden jährlich 1,6 Mrd. Tonnen Lebensmittel vergeudet, 12 Mio. Tonnen davon allein in Deutschland. Es landen nicht nur genießbare Lebensmittel im Müll, während andere hungern, auch werden dabei wertvolle Ressourcen wie Wasser, Land und Energie verschwendet und enorme CO2-Mengen verursacht. Um diesem Missstand Einhalt zu gebieten, hat Alexander Piutti im März 2020 die SPRK.global GmbH gegründet. Mehr dazu im Interview mit Alexander.
Wann und wie bist du auf die Idee zu SPRK.global gekommen? Du hattest ja zuvor bereits mehrere Unternehmen gegründet.
Eine Krebs-Fehldiagnose im Jahr 2014 als einschneidender und persönlicher Moment in meinem Leben und die Geburt unseres ersten Kindes im Jahr 2015 gaben mir den Anstoß dazu, meine Erfahrungen als Techie, Unternehmer und Start-up-Gründer für eine gerechtere und nachhaltigere Welt einzusetzen. Als Gründer und Innovator habe ich mich immer wohl gefühlt, aber mir fehlte etwas: die Themen Purpose und Impact. Seither engagiere ich mich für die Lösung des weltweit ungelösten Problems der Lebensmittelverschwendung: technologiegetrieben, als neutrale Industrielösung und im Schulterschluss mit den Akteuren der Lieferkette. Hier kann ich mein Know-how in puncto High-Tech und digitalen Marktplätzen super nutzen.
Was waren dann die wichtigsten Schritte von der Gründung bis zum Start von SPRK.global?
Der Proof of Concept – wir haben im Frühjahr 2019 mit unserer operativen Testphase in Berlin begonnen, lange vor unserer Gründung im März 2020. Im Schulterschluss mit verschiedenen Teilnehmern der Lieferkette und Abnehmern haben wir regelmäßig zig Tonnen überschüssige Lebensmittel erfolgreich umverteilt, unter anderem an gemeinnützige Organisationen wie ‘Die Arche Kinderstiftung’. Es war wichtig, Beziehungen zu den Entscheidern aufzubauen, um Vertrauen für den Ansatz zu schaffen und das sensible Thema gemeinsam anzugehen.
Wir orientieren uns eng an den von den United Nations weltweit eingeführten Sustainable Development Goals (SDGs), vor allem SDG#12 “Kreislaufwirtschaft” in Kombination mit fokussierten Partnerschaften (SDG #17). Wir glauben an einen konzertierten Stakeholder-Ansatz durch vertrauensvolle und langfristige Beziehungen mit unseren Geschäftspartnern und gemeinnützigen Organisationen, um gemeinsam den maximalen Impact zu realisieren. Das haben wir so auch in unseren SPRK-Werten verankert. Nur gemeinsam können wir das globale Problem der Lebensmittelverschwendung nachhaltig lösen. Das alles geht aber auch nur mit einem starken Team! Ohne die gemeinsame Leidenschaft für die SPRK-Vision und das Engagement und Herzblut der SPRK Mitarbeiter:innen wären wir heute nicht hier.
Auf den Punkt gebracht: Was genau ist SPRK.global und was ist dein Konzept?
Die SPRK-Mission ist, Lebensmittelüberschüsse technologiegetrieben rasch umzuverteilen und die Lebensmittelverschwendung in der gesamten Lieferkette langfristig zu eliminieren. So werden auch in erheblichem Maße unnötige CO2-Emissionen reduziert und letztlich vermieden. Dabei setzen wir vor allem am Anfang der Lieferkette an: Bei den Produzenten und Großhändlern.
Unser Ansatz ist eine einzigartige Distributionstechnologie unter Verwendung von künstlicher Intelligenz: wir distribuieren in Absprache mit unseren Lieferpartnern bestens genießbare Lebensmittelüberschüsse an relevante Abnehmer – an kommerzielle aber auch gemeinwohlorientierte Organisationen, welche chronisch unter Budgetmangel leiden und unterstützt werden müssen (z.B. durch Lebensmittelspenden). So verbinden wir die Teilnehmer der Lieferkette und sorgen für eine bedarfsgerechte und zügige Umverteilung der Lebensmittelüberschüsse. Durch KI gehen wir langfristig von der Umverteilung in die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, dem übergeordneten Ziel von SPRK.
Im Juli 2020 hast du den ersten Platz bei der Extreme Tech Challenge (XTC) in der Kategorie „Smart Cities & Transportation“ belegt. Herzlichen Glückwunsch! Was ist die XTC und was bedeutet dir die Auszeichnung?
Danke. Das war wirklich unglaublich und kam für uns total überraschend. Für uns war das ein weiterer “Proof of Concept” und kleiner Ritterschlag, dass eine international renommierte Jury, z.B. Yahoo! Gründer Jerry Yang, an das SPRK-Konzept glaubt. Die Auszeichnung hat uns eine fantastische Sichtbarkeit gegeben, vor allem auch international.
Hintergrund: Die Extreme Tech Challenge (XTC) ist der weltweit größte „Tech For Good”- Wettbewerb für nachhaltige Start-ups. Initiiert u.a. von Young Sohn, Samsung Electronics’ Corporate President, der im Nachgang der XTC einer unserer Investoren geworden ist. Mehr als 2.400 Start-ups aus 87 Ländern pitchten ihre technologiegetriebenen Konzepte, um die globalen Herausforderungen mit einem Technologieansatz anzugehen.
Wie finanzierst du dein Start-up?
Nach zwei Jahren bootstrapping haben wir im Juli 2020 als Seed-Finanzierungsrunde einen einstelligen Millionen-Betrag von internationalen und nationalen Investoren eingeworben. Dabei haben wir ganz gezielt nicht auf die klassischen VCs gesetzt und haben geschafft, uns ohne die klassische Risikokapitalgesellschaften zu finanzieren, die oft mit der langfristigen Ausrichtung auf Profit mit Impact Vorhaben kollidieren.
Wir haben vor allem auf Privatinvestoren und Family Offices mit Expertise in den Bereichen Logistik und Lebensmittelproduktion gesetzt, sowie Impact Entrepreneure und erfahrene Gründer. Uns ist wichtig, mit unseren Investoren den gleichen Mindset zu teilen und freuen uns, so viele tolle Investoren gefunden zu haben, die aktiv unterstützen und mit uns an die SPRK Vision glauben.
Und was ist mit dem frischen Kapital aus der aktuellen Seed-Finanzierungsrunde geplant?
Das frische Kapital nutzen wir in erster Linie zur Weiterentwicklung unserer technologiegetriebenen Distributionsplattform mit zunehmender Automatisierung und unter Verwendung von künstlicher Intelligenz. Dazu wollen wir schnellstmöglich unser IT- und Data-Team zusammenstellen und aufstocken, um unsere “Maschine” rasch auf Flughöhe zu bringen und weitere Partner in die Plattform zu integrieren. Ebenso verwenden wir das Funding für die Erweiterung der Infrastruktur und Logistik und auch der Skalierung unseres Teams insgesamt.
Welchen Einfluss hat die aktuelle Corona-Krise auf dein Business und was sind deine kommenden Vorhaben?
Die Lebensmittellieferkette wurde durch das Corona-Virus ordentlich durcheinandergewirbelt: Im B2C-Bereich hat der Lebensmitteleinzelhandel zugelegt, vor allem die Lieferdienste – im Resultat stieg die Nachfrage massiv. Auf der B2B-Seite hingegen sind durch die Corona-Beschränkungen immense Mengen an bestens genießbaren Lebensmitteln frei geworden aufgrund der Tatsache, dass die Hotellerie, die Gastronomie und die Catering-Services ad hoc keinen Umsatz mehr hatten.
Die Corona-Pandemie hat SPRK interessanterweise in die Karten gespielt. Wir haben gesehen, dass unsere Aktivitäten und Lebensmittellieferungen systemrelevant sind. Mit unseren Partner wie “Berlin Partner”, “visitBerlin”, “Bleibtreu Catering” und “Optimahl Catering” haben wir spontan die “Impact Allianz Berlin” gegründet und sofort angefangen, Lebensmittel auf eigene Kosten umzuverteilen. Bis Ende Oktober haben wir mehr als 25 Tonnen Obst, Gemüse und Molkereiprodukte an “Die Arche Kinderstiftung” in Berlin geliefert – dringend benötigte Lebensmittel für bedürftige Kinder und Familien. Ein toller Erfolg für alle Beteiligten. Nun wollen wir weitere kommerzielle Abnehmer aufschalten, große und kleine NGOs integrieren und systematisch beliefern.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
In Deutschland sind sogenannte Moonshots in der VC-Szene bedauerlicherweise bis auf wenige Ausnahmen kein Thema und werden oft belächelt. Die klassische Wagniskapitalszene ist zu konservativ und guter Impact Dealflow geht weitestgehend an der klassischen VC-Szene vorbei. Das erklärt auch, warum nachhaltige und in innovative Impact Modelle (noch) zu wenig Finanzierung bekommen. Wir sind hier neue Wege gegangen, um SPRK zu finanzieren.
Wir haben vor allem den intensiven Dialog mit Family Offices gesucht. Rückblickend hat das super funktioniert und das kann ich anderen Impact Entrepreneuren sehr empfehlen. Ich rate, auf der Suche nach passenden Investoren stark auf einzelne Personen als “Champions” zu setzen, anstatt z.B. auf große Firmennamen. Für eine gute und vertrauensvolle Beziehung lohnt es sich, die Idee nicht nur zu pitchen, sondern mit potenziellen Investoren Zeit zu verbringen, sie aktiv einzubeziehen und Ideen gemeinsam zu entwickeln.
Die gute Nachricht, vergleiche z.B. auch Blackrocks Aussagen: Der Kapitalfluss wandert zunehmend zu Impact-orientierten Innovatoren; entsprechende Ventures werden langfristig auch den “War-of-Talent” für sich entscheiden. Diese Bewegung aktiv mitzugestalten ist eine tolle Chance.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: das Hamburger Ding – das "Co-Ding"
Am westlichen Ende der Reeperbahn eröffnete im Mai 2019 Hamburgs vielleicht innovativster, lässigster und zugleich ultra designverliebter Co-Working-Space: das Hamburger Ding. Mehr dazu im Interview mit Tomislav Karajica, dem GF der Home United Management GmbH.
Zunächst zur aktuellen Lage: Wie ist es dir bzw. dem Hamburger Ding in der Corona-Krise bislang ergangen?
Wir standen zunächst, wie alle anderen auch, vor dieser beispiellosen Situation und mussten uns darauf einstellen. Events und Community spielen bei uns eine große Rolle, dementsprechend war das eine Herausforderung. Da wir aber schon vorher viele Projekte im digitalen Bereich angestoßen hatten, konnten wir früh die Chancen sehen, unsere Ressourcen zu verlagern und Tempo in dieser Richtung aufnehmen. Unter anderem haben wir mit den Eport Profis von Unicorns of Love das Logged in Festival ins Leben gerufen, eine Streaming Plattform rund um das Thema E-Sport und Gaming. Dahinter steht die Idee, digitales Community Building zu betreiben. Dass daraus Kooperationen mit Nintendo, ran.de, DTM und Gastauftritte von Dirk Nowitzki, Smudo, Kommentatoren Legende Rollo Fuhrmann, Coach Esume und vielen anderen entstanden sind, macht uns stolz. Ich würde sagen, wir haben das Beste draus gemacht.
Welche positiven Learnings nimmst du aus dieser Zeit mit?
Positiv ist für mich die Erfahrung, dass Ängste und Bedenken schnell Platz machen für konstruktive Lösungen. Und wir fühlen uns durch Corona auch darin bestätigt, dass ein Arbeitsumfeld, das sich der Gesundheit und dem Wohlbefinden verschreibt und dafür die Rahmenbedingungen schafft, künftig noch gefragter sein wird. Das ist bei uns seit jeher ein wichtiger Teil des Konzepts. Generell habe ich den Eindruck, dass die Bereitschaft, gemeinsame Lösungen zu suchen und über den Tellerrand zu schauen, größer geworden ist. Das kommt uns sehr entgegen und stimmt mich positiv.
Was genau bedeutet die Zertifizierung als "Corona Safe House"?
Wir möchten beim Co-Working einen maximalen Schutz vor Ansteckung bieten und sind das Thema deshalb medizinisch fundiert angegangen: Das Konzept haben wir gemeinsam mit dem Labor Dr. Fenner entwickelt, das auf Mikrobiologie, Infektionsepidemiologie und Hygiene spezialisiert ist. Dazu gehört, dass es einige Regeln gibt, wie und wo man sich im Haus bewegt, außerdem gibt es Desinfektionsstationen und Spuckschutztrenner in den Meeting Räumen. Alle Mitarbeiter haben Hygieneschulungen absolviert und die Reinigungskräfte setzen strenge Auflagen um. Unsere Intention ist es, dort, wo persönliche Treffen gefragt sind, eine sichere Möglichkeit anzubieten. Vor dieser Frage stehen dieser Tage viele Unternehmen. Niemand möchte schließlich im Falle einer Ansteckung für den potenziellen Schaden bei einem Geschäftspartner verantwortlich sein. Wer sich im Hamburger Ding einbucht, muss sich also um nichts kümmern, kann die Verantwortung an uns abgeben.
Nun zum Hamburger Ding: Wann und wie bist du auf die Idee zu dem etwas anderen Co-Working-Space gekommen?
Mich hat schon immer die Frage fasziniert, in welcher Weise die Digitalisierung Gebäude, Quartiere und urbane Strukturen verändert. Durch Immobilien Dynamiken zu erzeugen, die positiv auf Leben und Arbeiten einwirken, Wachstum befördern und Menschen zusammenbringen, ist der Katalysator meines unternehmerischen Handelns. Seit 2014 arbeiten wir bei Home United an dem, was wir „Co-Ding“ nennen. Dabei geht um mehr als das Teilen von Büros, Meetingräumen oder Küchen. Es geht vielmehr um das Teilen von Interessen, Zielen und Inhalten mit Hilfe von digitalen und analogen Kooperations-Infrastrukturen. Lokale Akteure kombinieren ihre Inhalte mit überregionalen Partnernetzwerken. Dabei entwickeln alle Beteiligten eine größere Schlagkraft und potenzieren ihren Erfolg.
Beleg das mal an Beispielen – wie sieht das genau aus?
Wir haben Fitnesskurse im hauseigenen Gym, Public Viewing Formate gemeinsam mit lokalen Sportklubs, Esport Trainingsprogramme und Produktionsmöglichkeiten für Podcasts und Streaming. Jeder kann alles nutzen und sich einbringen. So sind die Hamburg Towers zum Beispiel nicht nur zu Meetings hier und haben Arbeitsplätze, sondern zeigen auch Spiele. Sie stellen den Mitgliedern im Hamburger Ding außerdem Fitnesstrainer für Sportkurse und Ernährungscoachings. Der Verein erhält ein Forum, eine Arbeits- und Wirkungsstätte und macht die Marke nebenbei erlebbar.
Was waren die wichtigsten Steps von der Konzeption bis zum Co-Working-Start?
Nach zahlreichen Projekten in der Hamburger Immobilienbranche habe ich 2009 mit meinem Schulfreund Dennis Martens Edel-Optics gegründet. Dazu kam 2014 die Gründung der Hamburg Towers und die Betreiberschaft der Event Location im Inselpark. Durch diesen spannenden Mix aus Branchen und Teams haben sich jede Menge Learnings und Pläne für innovative Arbeitsmodelle angesammelt, die wir an einem Ort synchronisieren wollten. Als sich 2018 die Gelegenheit ergab, das Objekt am Nobistor im Rohbau zu übernehmen, hatten wir sofort die Idee, unserer Vision und den interdisziplinären Teams eine Heimat zu geben. Das Hamburger Ding ist damit eine aus unseren Projekten gewachsene Blaupause, die wir auf andere Standorte übertragen wollen.
Wie habt ihr diese Phase finanziert?
Die Ideen- und Konzeptentwicklung, IT, Event, Partnership Management Units usw. haben wir in-house gestemmt. Das Gebäude haben wir klassisch mit EK/FK finanziert. Wichtig waren zudem Kooperationen mit Partnern aus dem Einrichtungs- und Technikbereich.
Nun zu eurem Konzept. Was genau und was bietet ihr im Hamburger Ding?
Das Co-Ding Konzept hat zwei Dimensionen: Zum einen die geteilte Infrastruktur aus designten Flächen und Digitalität, zum anderen die Inhalte um geteilte Interessen herum - nämlich Sport inklusive Esport, Gesundheit, Networking und Bildung. Gestaltet wurde der Space in Kooperation mit namenhaften Partner-Marken wie Walter Knoll, Herman Miller, Vitra und Technogym. Jede Etage hat ein eigenes Interieur Konzept. Das 3. OG ist beispielsweise unser Sportshub, mit einem Gym, wo unsere Trainer mehrmals am Tag Workouts anbieten, Duschen sind vorhanden, damit man auch richtig ins Schwitzen kommen mag.
Auch beim Arbeiten selbst kann man in Bewegung bleiben, auf Gehbändern mit Tischen zum Beispiel. Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz für Sport und Gesundheit. Wir haben modernste Technologie, sogar einen Cardio Scan kann man vor Ort machen. Ernährungsberatung, das richtige Maß an Sport und Ruhephasen, alles Themen, bei denen wir auf Wunsch qualifizierte Begleitung anbieten. Eine Smoothie Bar hält das passende Angebot an „guter“ Energie bereit. Es gibt zwei großzügige, voll ausgestattete Küchen, wo regelmäßig frisch gekochte, gesunde Mittagessen zu fairen Kursen angeboten werden.
Gemeinsam mit unseren Partnern entwickeln wir ständig neue Event Formate: Zum Beispiel sind wir in Hamburg das einzige offizielle NFL Public Viewing. Es gibt ein Podcast Studio, das im Dreißigminutentakt gebucht werden kann, inklusive technischer Betreuung, dasselbe gilt für Video Streaming Produktionen. Direkt daneben findet man in Kürze ein in ganz Deutschland einzigartiges Esport Trainingszentrum. In Kooperation mit Microsoft und dem HSBA Hamburg School of Business Administration Spinoff „Square Innovation Hub“, bauen wir gerade einen Tech Playground auf, in dem man sich disruptiven Technologien nähern kann, IoT, KI, 3D Druck.
Eine vollständige Aufzählung all unserer Themen sprengt fast den Rahmen. Daher sei lediglich noch erwähnt, dass wir auch Workspaces haben, also Private Offices und Flex Desk Lösungen wie im herkömmlichen Co-Working. Nur in einem alles andere als herkömmlichen Umfeld eben.
Wer ist die Zielgruppe?
Unsere Zielgruppe ist sehr heterogen. Fitnesskurse, Esport, Events, Bildung, New Work – all das richtet sich an Menschen im gesamten Einzugsgebiet. Dadurch ist „das Ding“ sehr lebendig – zu unterschiedlichen Tageszeiten und Anlässen ziehen wir anderes Publikum an. Die Vielfalt an Interessen, denen man im Hamburger Ding nachgehen kann, begünstigt eine hohe Auslastung. Co-Worker finden dadurch wiederum ein Umfeld vor, das den vom deutschen Zukunftsinstitut beschriebenen Trend einer zunehmenden Verschmelzung von Arbeit und Freizeit voll abbildet.
Auf den Punkt gebracht: Was ist euer USP?
Das Hamburger Ding gibt zweckmäßigem Sharing ein Upgrade. Wir bauen ein Ökosystem aus Communities und Marken und denken Kooperation neu in unserem interdisziplinären Team um Interessen für Sport, Esport, Gesundheit und Bildung.
Wie macht ihr auf euch aufmerksam?
Unser Schwerpunkt liegt auf Online Marketing, auf SEO, SEA, Social Media, Influencern, Brand Ambassadors und verschiedenen Plattformen. Über unsere Events und VIP Gäste, wie zuletzt u.a. Jérôme Boateng, Sylvie Meis, Wladimir Klitschko, Dieter Bohlen, Samy Deluxe oder Guido Maria Kretschmer, erhalten wir auch immer wieder mediale Aufmerksamkeit. Den Rest erledigt unser Sales Team.
Was sind eure weiteren unternehmerischen Vorhaben?
Das Co-Ding Konzept werden wir jetzt weiter ausrollen, sowohl in Hamburg als auch in weiteren Städten deutschlandweit. Der Mundsburg Tower in Hamburg ist bereits in der Planungsphase, in Kiel haben wir ein ehemaliges Warenhaus direkt in der Innenstadt, dem wir neues Leben einhauchen, um nur zwei konkrete Projekte zu nennen. Mit Home United sind wir außerdem auch Teil des Betreiberkonsortiums vom Telemichel in Hamburg, gemeinsam mit der Hamburg Messe und den Online Marketing Rockstars, auch das ist natürlich ein großes Projekt im Bereich Veranstaltung und Community.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Meine ganz persönliche Erfahrung hat mir in erster Linie gezeigt, dass man am schnellsten vorankommt, wenn man den direkten Weg in die Umsetzung einer Idee sucht, statt alle denkbaren Optionen vorher abwägen zu wollen. Die Hürden, denen man dann begegnet, sind oft ohnehin andere, als die, die man erwartet hat.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: Digital Chameleon – der Digital-Health-Berater
Die Digital Chameleon GmbH ist eine inhabergeführte Beratungsagentur, die 2019 von Tanja Rohark gegründet wurde. Das junge Schweizer Start-up hat sich die digitale Transformation im Gesundheitswesen auf die unternehmerische Fahne geschrieben. Mehr dazu im Interview mit Tanja.
Zunächst zur aktuellen Lage gefragt: Wie ist es dir bzw. euch in der Corona-Zeit bislang ergangen?
Dank unserer agilen Arbeitsweise sind unsere Mitarbeiter mit allen notwendigen Tools (Apple, Office 365, Zoom, Mural etc.) ausgestattet und waren zu jedem Zeitpunkt trotz der aktuellen COVID-19 Situation voll einsatzfähig. Die flexible, adaptive und digitale Methodologie unseres Unternehmens ermöglicht ebenfalls remote eine wertvolle, effektive und vertrauensvolle Betreuung unserer Kunden. Unsere Projekte werden daher von der derzeitigen Entwicklung glücklicherweise nicht negativ beeinflusst. Deshalb haben wir trotz der derzeitigen Umstände unser Team sogar mit drei neuen Mitarbeitern erweitern können.
Welche Learnings hast du aus dieser verrückten Zeit mitnehmen können?
Der Ausnahmezustand der Pandemie hat zu einer Art "Defreezing" von eHealth und Digital Health in Versorgungsprozessen geführt. Viele tauen langsam auf, öffnen sich für digitale Tools und Technologien, etablieren digitale Prozesse, kurz: Die Akteure im Gesundheitswesen realisieren, dass eine Transformation im digitalen Healthcare Bereich stattfindet und es an der Zeit ist umzudenken und umzudisponieren Dies war die Gelegenheit für uns, die Vorteile unserer agilen und innovativen Arbeitsweise als Best Practice unter Beweis zu stellen.
Wir haben deshalb die Zeit erfolgreich und effizient für unsere Innovationen genutzt. Wir haben uns mit Elan und Kreativität den zukunftsweisenden Trends gewidmet und unter Anwendung von Customer Journeys & Design Thinking parallel unsere erste eigene Software App für einen MDR Compliance Check entwickelt, welche wir im Oktober launchen werden.
Nun zu deinem Unternehmen: Wann und wie bist du auf die Idee gekommen, dich der "Digital-Health-Transformation" unternehmerisch zu verschreiben?
Nach Jahren in verschiedenen globalen Unternehmenspositionen und Projekten im regulierten Life-Science und Gesundheitssektor, wollte ich ein Unternehmen gründen, welches es in so einer Form in dieser Branche noch nicht gab und sich von Mitstreitern abhebt: Eine inhabergeführte Digital Health Strategy Advisory mit weiblichem CEO, welche neue Wege in Quality & Compliance eröffnet, um die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben.
Meine Vision war und ist es mit unserer Quality Revolution® das Verständnis von Qualitätsmanagement zu transformieren und diesen revolutionären Gedanken ebenfalls fest in unsere Firmenkultur zu verankern. Ich wollte ein offenes, diverses und modernes Arbeitsumfeld schaffen, welches zum Ziel hat Führungskräfte auf allen Ebenen hervorzubringen. Deshalb war von Beginn an die Talentförderung durch kollegiales Coaching und individuelle Weiterbildungen besonders wichtig für mich. Hierbei ist Agiles Arbeiten für mich der Schlüssel zum Erfolg, sowohl mit Hinblick auf unsere Kunden als auf unser Team.
Ich wollte unseren Kunden einen ehrlichen und effektiven Service, angepasst auf ihre tatsächlichen Bedürfnisse anbieten, welcher im Einklang mit unseren Values steht. Die Unternehmenskultur ist meiner Meinung nach das Herz jedes Unternehmens, weshalb unsere Values jede Entscheidung des Unternehmens leiten sollten.
Mit dieser Vision und Motivation gründete ich am Weltfrauentag 2019 die Digital Chameleon GmbH und kann stolz behaupten, dass diese Vision bereits Realität wurde.
Was waren dann die wichtigsten Steps von der Gründung der Digital Chameleon GmbH bis zum Start deiner Beratungsagentur?
Da die Unternehmenskultur für mich besonders wichtig ist, war die Definition unserer Mission, Vision und Values sehr entscheidend. Außerdem natürlich die Akquise meiner ersten Mitarbeiter, der Businessplan, sowie die Liquiditätsplanung.
Wie hast du diese Phase finanziert?
Digital Chameleon ist ein eigenfinanziertes Start-up, daher stellte die Liquiditätsplanung zunächst die größte Herausforderung für uns dar. Um unseren Kunden den bestmöglichen Service anzubieten, arbeiten wir in interdisziplinären Projektteams, denn als vereintes Team können wir unsere Fähigkeiten und Erfahrungen am besten bündeln. Da wir mehrere Projekte parallel betreuen und beraten, sind unsere projektbezogenen Zahlungseingänge abhängig von den unterschiedlichen Zahlungsfristen unserer Kunden. Zwischen Leistungserbringung und dem tatsächlichen Zahlungseingang liegen oft mehrere Monate.
Deshalb ist eine detaillierte Liquiditätsplanung für uns als junges Start-up, welches ohne externe Investoren und nur durch Eigenkapital aufgebaut wurde, besonders wichtig und birgt gleichzeitig das höchste Risiko. Durch das Liquiditätstool Tresio konnten wir diese Herausforderung jedoch ganz einfach lösen. Dank Tresio können wir unsere Liquidität digital planen, kontrollieren und proaktiv agieren. Als Digitalisierungs-Begleiter ist es unsere höchste Priorität, dass auch all unsere internen Prozesse digital und automatisiert sind.
Nun zu den Dienstleistungen. Was genau bietest du mit deinem Team?
Wir sind spezialisiert auf Digitalisierung im Gesundheitswesen und orchestrieren Kunden bei der Einführung und Verbesserung von Qualitätsmanagement im agilen Umfeld in einer von Regularien eingeschränkten Umgebung. Spannungsfelder sind: Lean Qualitätsmanagement Systeme, agile Computer Software Validierung und Qualifizierung, Software as a Medical Device, Digital Health Apps und Digital Health Platforms, sowie auch Quality & Audit Readiness von hochmodernen BioTech Laboren und Produktionsstätten.
Mit unseren Services wenden wir neben tiefen Wissen und Verständnis von Regularien, Standards und Best Practices aus Pharma, BioTech und MedTech (EU GMP, FDA, MDR), zukunftsweisende Methoden aus UX/Usability & Requirement Engineering und agilen Software Development Frameworks (Scrum, Kanban) an. Somit können wir unseren Kunden ein speziell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Qualitätsmanagement anbieten, welches Sie einfach und effizient durch das regulatorische Labyrinth navigiert. Da wir gemeinsam als Team von Experten an jedem uns gestellten Problem arbeiten und eng mit dem Kunden kollaborieren, bieten wir unseren Kunden individuelle und flexible Service Pakete an, die sich einzig an den Zielen des Kunden orientieren.
Wer ist eure Zielgruppe?
Unsere Hauptzielgruppe für unsere Quality Management und Digital Healthcare Solutions sind KMU`s und Start-ups im Bereich Medical Devices, BioTech und Pharma. Hauptakteure dieser Zielgruppe sind die Qualitätsmanager, der CTO/CEO oder Digital Innovation Manager der jeweiligen Unternehmen.
Wie macht ihr marketingtechnisch auf euch aufmerksam?
Wir haben im Juli unsere neue Website gelauncht und sind auf den Social Media Plattformen LinkedIn, Instagram und Facebook aktiv. Außerdem haben wir bereits einige Cross Promotions mit anderen Start-ups initiiert. Momentan bauen wir unsere PR-Abteilung auf und werden im November unseren ersten Messe-Auftrifft auf der MEDICA 2020 in Düsseldorf haben.
Wie hebt ihr euch als Digital-Health-Beratung vom Wettbewerb ab?
Der Einsatz digitaler Technologien verändert den Gesundheitssektor in beispiellosem Tempo und bietet innovative Möglichkeiten, um bessere Ergebnisse im Gesundheitswesen zu erzielen. Diesen rasanten Veränderungen muss sich auch das Qualitätsmanagement anpassen. Damit ist das Umfeld einerseits äusserst agil und schnelllebig, andererseits jedoch auch sehr stark reguliert und hat damit eine gewisse Trägheit. Dies zeigt sich insbesondere auch im Qualitätsmanagement, wo sich einige Prozesse seit Jahrzehnten quasi nicht verändert haben.
Unsere Vision ist es, mit unseren innovativen Services den Umgang mit qualitätsrelevanten Themen innerhalb des Digital Health Bereiches zu revolutionieren und dabei herkömmliche statische Herangehensweisen an das Qualitätsmanagement zu transformieren. Dies führt unwillkürlich zu einer agilen, prozessoptimierten und weitgehend papierlosen Arbeitsweise, ganz im Sinne des Kundenwunsches nach Digitalisierung.
Wir wollen mit unserer Quality Revolution® Methodologie sicherstellen, dass unsere Kunden das für sie optimale Verfahren implementieren, welches wiederum zu positiven Auswirkungen auf die Gesundheitsbranche und zudem Vorteile für die Patienten bedeutet. Hierbei folgen wir stets unserer Devise "Quality Revolution® with Swiss Excellence".
Was sind deine weiteren unternehmerischen Vorhaben?
Wir werden in den nächsten Monaten unser Core Business weiter ausbauen, aber auch neue innovative Produkte entwickeln. Gleichzeitig werden wir unserer ambitionierten Marketing-Strategie folgen und unsere Öffentlichkeitsarbeit verstärken. Dieses Jahr wird das wichtigste Geschäftsjahr seit Unternehmensgründung darstellen und unser Team setzt alles daran, unsere Unternehmensziele sogar zu übertreffen. In den nächsten Jahren werden wir weiter an der erfolgreichen Umsetzung unsere Vision arbeiten, um in der DACH Region als innovatives Unternehmen, welches den Umgang mit qualitätsrelevanten Themen innerhalb von Digital Health revolutioniert hat, bekannt zu werden und als gutes Beispiel voranzugehen.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Ich habe drei Tipps:
- Immer an die eigene Vision glauben, auch wenn sie disruptiv ist und man mit Unverständnis konfrontiert wird.
- Keine Angst davor haben, traditionelle und statische Bereiche wie das Qualitätsmanagement revolutionieren zu wollen. Stattdessen mutig sein und aufs Ganze gehen – nur so kann man seine ambitionierten Visionen verwirklichen.
- Offenheit zeigen für neue agile Arbeitsweisen, die den Mitarbeitern den Freiraum verschaffen, ihre Talente bestmöglich einzusetzen, um somit gemeinsam der Vision stetig einen Schritt näher zu kommen.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: docomondo – lerne deinen Papierkram lieben
2018 von Philipp Luder in Liechtenstein gegründet, wurde docomondo mit dem Ziel entwickelt, lästigen Papierkram einfach, stressfrei und effizient zu gestalten, um so den Alltag zu erleichtern. Mehr dazu im Interview mit Philipp.
Zunächst zur aktuellen Lage gefragt: Wie ist es dir in der Corona-Krise bislang ergangen?
Die Krise war auch für uns eine spezielle Situation, als plötzlich alle Grenzen geschlossen und viele weitere strikte Maßnahmen verhängt wurden. Nachdem sich unser Team jedoch im Home-Office eingerichtet hatte, ging es mit voller Kraft weiter. Mit Video-Calls und dank digitaler Tools konnten wir uns im Team gut abstimmen und die App weiterentwickeln.
Hast du auch positive Learnings aus dieser Zeit mitnehmen können?
Ja – wir haben gelernt, dass man in der heutigen Zeit trotz Home-Office weiterhin toll im Team arbeiten kann. Nichts desto trotz ist es dann aber doch wieder schön, gemeinsam im Büro zu sitzen.
Nun zu deiner Gründung: Wann und wie bist du auf die Idee zu docomondo gekommen?
Das war im Herbst 2018 als ich wieder einmal nach einem Beleg gesucht habe. Ich war immer der Auffassung, dass ich meinen Papierkram ordentlich abgelegt habe. Nach langem Suchen musste ich mir jedoch eingestehen, dass dem nicht so war. Ich muss aber auch zugeben, dass ich nie wirklich Lust dazu hatte, mich mit dem mühsamen Ablegen meiner Dokumente zu beschäftigen. Es gab immer andere Dinge, die spannender und wichtiger waren, als mich mit dem Papierkram zu befassen.
Ich habe mich daraufhin etwas schlau gemacht, ob es gute Tools zur Bewältigung meiner Zettelwirtschaft gibt. Als ich dann kein wirklich praktikables Hilfsmittel gefunden habe, habe ich die Idee weiterverfolgt. Zunächst wollte ich herausfinden, ob es nur mir so geht oder ob auch andere Personen dieses Problem kennen. Eine Befragung von knapp 1500 Personen hat mir dann bestätigt: Ich bin nicht allein! Ganz im Gegenteil - Knapp drei Viertel der Befragten fanden Papierkram lästig und stressig!
Was waren dann die wichtigsten Steps von der Gründung bis zur fertigen App?
Nachdem uns die erste Befragung bestätigt hatte, dass es definitiv einen Bedarf für eine Lösung gibt, haben wir uns an die Konzeptionierung gemacht. Da mein Background nicht sehr technisch ist, haben wir uns nach kompetenten Partnern umgesehen, die hier ihr Wissen einbringen konnten. Gemeinsam mit den Taikonauten in Berlin haben wir dann docomondo entwickelt. Nach etlichen Usertests und weiteren Befragungen hatten wir im Herbst 2019 einen Prototyp zur Hand, mit dem wir uns wohlfühlten.
Eine Beta-Gruppe von 300 Personen hat die App anschließend über 5 Monate hinweg auf Herz und Nieren geprüft. Dank dem regelmäßigen Feedback unserer Tester konnten wir schnell Bugs erkennen und beheben. So wurden wir auch auf weitere, gewünschte Funktionen aufmerksam, und haben diese implementiert.
Nach dem intensivem Beta-Testing und dem Ergänzen weiterer Funktionen, konnten wir Anfang August dieses Jahres unsere App docomondo endlich live schalten. Jetzt starten wir mit dem nächsten Schritt, der Vermarktung.
Wie hast du diese Phase finanziert?
Wir sind ein Familienbetrieb und betreiben mehrere Restaurants. Wir haben uns dazu entschlossen, die Einnahmen daraus direkt in dieses Projekt zu investieren. Somit waren wir in der glücklichen Lage, die ersten Phasen aus Eigenmitteln finanzieren zu können. Mein Bruder Pascal hält mir aktuell den Rücken frei und führt die Restaurants, damit ich mich voll und ganz meinem Herzensprojekt docomondo widmen kann.
Nun zu deiner App. Was genau ist docomondo und was bietest du den Usern?
Docomondo ist ein smarter, digitaler Helfer für deine gesamte Zettelwirtschaft. Mit dem Smartphone können Dokumente gescannt oder bereits vorhandene PDF‘s importiert werden. Die digitale Kopie des Originals kann mit entsprechenden Datenpunkten und wichtigen Informationen wie Steuerrelevanz oder Zahlungsfrist versehen werden. So kann man sich an Fristen erinnern oder am Tag der Steuerabrechnung auf Knopfdruck alle notwendigen Unterlagen zusammenfassen lassen.
Docomondo speichert die digitale Kopie als PDF und gruppiert alle Dokumente übersichtlich. Gleichzeitig erstellt die App eine fortlaufende Nummer, die der User auf dem Original-Dokument vermerkt, bevor er es in einem Ordner, einer Kiste oder einem dafür vorgesehenen Behältnis ablegt. Wohl bemerkt: Register und sonstige Orientierungshilfen sind nicht mehr nötig! Um auf das Dokument später wieder zuzugreifen, muss einfach nur der gewünschte Begriff im Suchfenster der App eingeben werden. Dank dem innovativen Ease-Away-Filing-System, der integrierten Volltextsuche und smarten Filteroptionen ist das richtige Dokument in Sekundenschnelle wieder griffbereit – egal, ob digital oder als Original. Damit behält der Nutzer die volle Kontrolle und kann den Papierkram einfach, stressfrei und im Nu erledigen – egal wann und wo.
Zusammengefasst: Wir bieten unseren Usern einen digitalen Assistenten, der ihnen dabei hilft, ihr Papierchaos zu beseitigen, einfach und effizient.
Wie sieht es dabei in Sachen Datenschutz und -Sicherheit aus?
Wir sind der Überzeugung, dass die Daten der User „ausschließlich“ ihr Eigentum sind und ansonsten niemanden etwas angehen. Deshalb haben wir unser System so aufgebaut, dass nicht einmal wir auf die Daten zugreifen können. Dokumente werden also entweder in der eigenen Cloud abgelegt oder lokal auf dem Gerät gespeichert. Ab dem Frühjahr 2021 werden wir eine eigene docomondo-Cloud lancieren, mit der die eigenen Daten dann in einem Schweizer Rechenzentrum mehrfach verschlüsselt und hochsicher abgespeichert werden können. Und auch hier wird niemand außer dem User selbst darauf zugreifen können.
Da der Betrieb und die Weiterentwicklung einer entsprechend komplexen Software kostenintensiv sind, mussten wir uns für ein Bezahlmodell entscheiden. Jeder kann jedoch die App 30 Tage lang völlig kostenlos und unverbindlich testen und so einfach und ohne versteckte Kosten herausfinden, ob docomondo zu ihm oder zu ihr passt.
Wie machst du marketingtechnisch auf dich bzw. deine App aufmerksam?
Zum einen nutzen wir natürlich soziale Medien und setzen verstärkt auf SEO. Auch Kooperationen mit Bloggern sind für uns wichtig. Längerfristig wollen wir auch Kooperationen mit Partnern etablieren, die die App dann an ihre Kunden weiterverteilen.
Wie hebst du dich mit docomondo vom Wettbewerb ab?
Es gibt in diesem Bereich aktuell noch wenig Konkurrenz. Durch die enge Zusammenarbeit mit 300 Beta-Testern haben wir mit docomondo eine sehr intuitive und schnelle Lösung geschaffen, die ohne lange Tutorials oder zusätzliche Hilfsmittel genutzt werden kann. Wir haben die App auf die Anforderungen unserer User ausgerichtet. Denn schlussendlich soll docomondo das Leben von realen Personen erleichtern.
Was sind deine weiteren unternehmerischen Vorhaben?
Ziel ist es, docomondo weiterzuentwickeln und das Problem des „lästigen und stressigen Papierkrams“ für jeden zu beseitigen. Wir haben noch viele Ideen, wie wir unsere App ausbauen können, um so unseren Nutzern mehr Zeit für die wichtigen Dinge im Leben zu schenken.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Wenn man eine gute Idee hat, soll man diese von der angedachten Zielgruppe bestätigen lassen. Solides Research zu Beginn schadet nie. Baut das Produkt dann konsequent für die Endnutzer und bezieht diese aktiv in die Gestaltung mit ein. Man erhält viele großartige Ideen, wenn man das Produkt gemeinsam mit seinen Nutzern entwickelt!
Natürlich spielt auch das Team immer eine entscheidende Rolle! Arbeite mit Leuten, die das Produkt als ihr eigenes betrachten und bereit sind, genauso viel Herzblut wie du in das Projekt zu stecken.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: Fair Coachings – Coaching ist kein Luxusgut!
Isabell Schumann ist die Gründerin von Fair Coachings, einer Plattform, die es auch Menschen mit geringerem Einkommen ermöglicht, Coachingangebote wahrzunehmen. Mehr dazu im Interview mit Isabell.
Zunächst zur aktuellen Lage: Wie ist es dir in der Corona-Zeit bislang ergangen?
Gut! In dieser Zeit wurden deutlich mehr Online Coachings gebucht, als "vor Corona". Wir haben schnell reagiert und eine Aktionsseite mit rabattierten und sogar kostenfreien Coachingangeboten für Krisenbewältigung angeboten: Einige unserer Coaches haben zum Beispiel Telefonberatung für Alleinerziehende im Home Office angeboten oder Coaching bei Ängsten und Zukunftssorgen.
Hast du auch positive Learnings aus dieser Zeit mitnehmen können?
Die Corona-Krise hat uns alle digital mehr zusammengebracht und ein neues Bewusstsein geschaffen: Viele Dienstleistungen sind auch online möglich - wie zum Beispiel Einzelcoachings und Beratungen. Viele Unternehmen sind kreativ geworden und haben ihre Angebote neu gedacht. Diese Zeit hat mir nochmal gezeigt: Es ist essenziell, flexibel zu sein und schnell auf den Wandel reagieren zu können - die Krise zur Weiterentwicklung zu nutzen. Gerade in diesen Zeiten wird noch mehr Hilfe benötigt, und wir konnten zeigen, was (oder wer) alles in unserer sozialen Coachingplattform steckt.
Nun zu deiner Gründung: Wann und wie bist du auf die Idee zu Fair Coachings gekommen?
Als ich mich 2017 als Coach nebenberuflich selbständig machte, merkte ich schnell, dass da noch was anderes in mir schlummert: Ich möchte einen Mehrwert auf gesellschaftlicher Ebene erschaffen und Ressourcen bestmöglich nutzen.
Studierende oder Arbeitslose fragten mich damals, ob es möglich wäre, an meinen Einzelcachings oder Workshops teilzunehmen und in Raten zu bezahlen oder einen Rabatt zu erhalten. Viele trauten sich auch gar nicht erst zu fragen. Das brachte mich auf eine Idee, die mich nicht mehr losließ: Wie toll wäre eine Plattform, auf der Menschen mit geringem Einkommen sich aus vielfältigen Angeboten in ihrer Stadt oder online passende Coachings aussuchen können? Ohne Angst, die Kosten nicht bezahlen zu können oder sich überwinden zu müssen, nach Rabatt zu fragen – stattdessen mit der Vorfreude, dass sie bezahlbare Unterstützung erhalten werden.
Gleichzeitig ist der Coachingmarkt groß und wächst stetig. Es ist schwer, den Überblick zu behalten und aus den vielen Coaches den oder die passende zu finden. Menschen mit geringem Einkommen mit Coaches und Trainerinnen/Trainern zu verbinden, die ihnen einen Preisnachlass geben – das löste für mich ein Problem, das mir als Coach immer wieder begegnete. So war die Idee von Fair Coachings geboren.
Was waren dann die wichtigsten Steps bis zum Start deiner sozialen Coachingplattform?
Zuerst habe ich ein Konzept erstellt. Nächtelang habe ich an den Texten für die Website geschrieben und diese dann selbst gebaut. Ich habe unter anderem Medienwissenschaft studiert und in einer Werbeagentur gearbeitet. Eine Website aufzubauen, Social Media Kanäle einzurichten und Pressearbeit zu machen, ging mir leicht von der Hand – und da ich so für das Thema brenne, hat es mir einfach Spass gemacht, nach circa drei Monaten der Vorbereitung endlich online zu gehen. Für den Online Mitgliederbereich mit den Coachingangeboten habe ich mir technische Unterstützung geholt. Als Fair Coachings im Februar 2019 online ging, hatten wir 15 Coaches mit ihren Einzelcoachings und Workshops im Angebot – allesamt aus meinem Bekanntenkreis.
Ich habe also erstmal mit dem gestartet, was ich hatte und konnte – und schnell wurden weitere Coaches und Trainerinnen/Trainer auf Fair Coachings aufmerksam, und wir wuchsen. Das schönste Gefühl war der Moment, als die erste Bewerbung eines Coachees einging: Eine Studentin hatte sich auf ein Coaching für Ziele und Visionen beworben. So läuft das nämlich bei uns: Wer ein vergünstigtes Coachingangebot wahrnehmen möchte, schreibt einen Motivationstext und legt darin dar, warum das Coaching gerade hilfreich wäre. Wir prüfen alle eingehenden Bewerbungen und bringen dann Coach und Coachee zusammen.
Wie hast du die Startphase finanziert?
Zur Gründungszeit habe ich noch in Teilzeit festangestellt gearbeitet. Das hat mir die nötige Ruhe und den Raum gegeben, Fair Coachings aufzubauen. Alle Kosten, die in der Zeit angefallen sind, habe ich aus eigenen Ersparnissen gestemmt. Das war schon aufregend, denn ich wusste ja nicht, wie gut Fair Coachings ankommt.
Auf den Punkt gebracht: Was genau bietest du auf www.fair-coachings.de?
Bei uns finden Menschen mit geringem Einkommen vergünstigte Coachingangebote bei Coaches und Trainerinnen/Trainern im deutschsprachigen Raum. Von Life Coaching über Berufsorientierung, Konfliktberatung bis hin zu Paarberatung und Theta Healing ist bei uns alles dabei. Die günstigen Coachings können vor Ort in den Coachingräumen des Coaches stattfinden oder digital. Auch günstige Online Kurse, Workshops und Programme – zum Bespiel zum Thema Selbstliebe oder Klarheit – sind bei uns erhältlich.
Regelmäßig kommen neue Angebote hinzu, weshalb es sich lohnt, immer mal wieder vorbeizuschauen. In unseren Wochenhighlights präsentieren wir immer dreri Coachingangebote, die neu oder einfach empfehlenswert sind.
Wir haben seit neustem auch ein Buch im Angebot: Das erste Fair Coachings Buch, das von Coaches und Teammitgliedern zum Thema Selbstmitgefühl geschrieben wurde. In dem Buch teilt jede/jeder die eigene Geschichte und den Weg zu mehr Selbstliebe. Weil das Buch so gut angekommen ist, habe ich daraus einen Verlag gegründet, der zu Fair Coachings gehört: der Fairliebt Verlag: www.fairliebtverlag.de
Wir planen weitere Bücher zu Themen rund um Persönlichkeitsentwicklung, immer als Gemeinschaftswerk von Coaches und und Trainerinnen/Trainern verfasst.
Wer ist die Zielgruppe?
Auf der einen Seite möchten wir Menschen mit geringem Einkommen oder finanziellen Engpässen erreichen: Studierende, Azubis, Arbeitslose, Alleinerziehende oder Menschen, die durch die Corona-Krise oder aus anderen Gründen in finanzielle Engpässe geraten sind.
Auch Langzeiterkrankte oder Frühverrentete kommen zu uns - wir lernen dadurch die verschiedensten Schicksale und Lebenssituationen kennen und sind dankbar, an dieser Stelle mit bezahlbaren Coachingangeboten weiterhelfen zu können.
Auf der anderen Seite möchten wir Coaches und Trainerinnen/Trainer ansprechen, die Lust haben, sich sozial zu engagieren und dadurch auch mehr Klienten auf sich aufmerksam zu machen.
Wie machst du auf dich und deine Leistungen aufmerksam?
Wir sind auf Facebook und Instagram sehr aktiv. Dort starten wir auch zwei Mal im Jahr Online Konferenzen. In diesem Rahmen interviewen wir Coaches und sprechen über relevante Themen im Beriech Persönlichkeitsentwicklung. Mit dem Fair Coachings Buch erreichen wir außerdem viele Menschen, Offline Lesungen sind für Ende des Jahres geplant. Unser stabiles Netzwerk aus Coaches, Vereinen und sozialen Einrichtungen hilft uns außerdem, unsere Reichweite auszubauen.
Gibt es vergleichbare Angebote? Wenn ja, wie hebst du dich vom Wettbewerb ab?
Direkt vergleichbare Angebote gibt es nicht. Es gibt Plattformen für Coachingangebote zu regulären Preisen. Wir heben uns durch unsere vergünstigten Coachingangebote und Kontakte in Vereine und soziale Organisationen ab, wo unsere Coaches regelmäßig Workshops geben.
Was sind deine weiteren unternehmerischen Vorhaben?
Ich möchte gern auch Offline Events für die Community kreieren, doch durch Corona habe ich diesen Plan voraussichtlich auf 2021 verschoben. Außerdem möchte ich weiter Bücher mit den Coaches und Trainerinnen/Trainern schreiben und den Fairliebt Verlag weiter ausbauen als sozialen Verlag, der mit jedem verkauften Buch einen Teil der Einnahmen spendet, und Debütautorinnen und -autoren die Möglichkeit gibt, ihre Geschichte und Erfahrung zu teilen.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Mach nicht immer das, was logisch ist, sondern das, was sich richtig anfühlt. Allzu oft habe ich von Außen Ratschläge bekommen und selbst gedacht, diese und jene Schritte wären einfach betriebswirtschaftlich klug. Doch tief in mir habe ich gespürt, dass ich diese Richtung nicht einschlagen will, auch wenn es noch so logisch und gewinnbringend erscheint. Am Ende führst du dein Unternehmen nicht (nur), um deinen Gewinn zu maximieren, sondern, um jeden Tag mit Freude an die Arbeit zu gehen und authentisch dafür in der Öffentlichkeit aufzutreten.
Wenn ich immer auf andere gehört hätte, hätte ich schon jetzt ein ganz anderes Unternehmen, in dem ich mich gar nicht mehr wiedererkennen würde. Und ehrlich: Es erforderte viel Mut und Selbstvertrauen, NICHT auf andere zu hören, sondern auf sich selbst.
Diese Entscheidungen waren rückblickend immer die richtigen und so werde ich mein Unternehmen auch weiterhin durch die bewegten Zeiten bringen und ausbauen. Darauf freue ich mich schon!
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Das Interview führte Hans Luthardt