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Im Startup-Zoo
Es gibt viel mehr als nur Unicorns und Zebras in unserem Start-up-Ökosystem – Interview mit Entrepreneurship-Professor und Start-up-Szene-Kenner Prof. Dr. Tobias Kollmann.

Viele Start-ups träumen davon, ein Unicorn zu sein, und noch mehr Investor*innen wollen in ein solches Unternehmen investieren. Doch nicht alle Gründer*innen wollen oder können die zugehörigen Erwartungen an ein exponentielles Wachstum, eine Milliardenbewertung und einen schnellen Exit erfüllen. Mit den Zebras hat sich entsprechend eine Gegenbewegung von Start-ups entwickelt, die langsamer, aber auch nachhaltiger wachsen wollen.
Nun hat sich Prof. Dr. Tobias Kollmann auf die Suche nach weiteren Arten zwischen diesen beiden Extrempolen gemacht und diese mit den Horses und den Cows auch gefunden. Im Interview stellt er uns seinen erweiterten Startup-Zoo vor.

Die ganze Welt spricht über Unicorns und solche Start-ups, die es werden wollen, sowie davon, dass wir dringend mehr von ihnen brauchen. Warum reicht Ihnen die Suche nach diesen Fabelwesen nicht?
Ich drehe die Frage einmal um. Warum sollte man nur über die Start-ups mit oder wegen einer hohen Kapitalbewertung reden? Es gibt doch auch noch viele andere junge Unternehmen, die von ebenso mutigen Gründer*innen aufgebaut wurden und die auch eine erfolgreiche, wenn auch vielleicht nicht so schnelle Entwicklung verzeichnen. Die haben ebenfalls einen Wert für unser Startup-Ecosystem! Schließlich gibt es an anderer Stelle ja die DAX-Unternehmen an der Spitze, aber eben auch einen breiten Mittelstand, der ebenso wichtig für unsere Wirtschaft ist.
Dennoch werden die Unicorns immer als wichtige Leuchttürme bezeichnet, die sowohl für den Rest der Start-up-Szene als auch für den internationalen Vergleich von besonderer Bedeutung sind, oder nicht?
Doch, und das sollen sie ja auch bleiben. Natürlich brauchen wir diese sehr stark wachsenden Start-ups sowohl für die Investor*innenlandschaft als auch als Vorbilder für die Gründer*innen von morgen. Ich wehre mich nur gegen die eindimensionale Betrachtung im Hinblick auf das alleinige Ziel für Start-ups, nun unbedingt ein Unicorn werden zu müssen und sich im Hinblick auf Erfolg und Anerkennung nur über eine zugehörige Kapitalbewertung definieren zu lassen.
Das zeichnet Unicorns aus
- Kurzfristige und sehr starke Wachstumsorientierung.
- Sehr kurzfristige exponentielle Wertsteigerungsperspektive.
- Sehr starke investorenbezogene Exit-Orientierung.
- Keine Kooperationsbereitschaft im Wettbewerb.
- Keine Markttoleranz gegenüber der Konkurrenz.
- Unterwegs in Winner-takes-it-all-Märkten.
- Investor*innen-Exit über Börsengang oder M&A.
Warum? Ist die Bewertung nicht auch ein Spiegelbild für eine positive Entwicklung, und muss es nicht das Ziel eines jeden Start-ups sein, den maximalen Erfolg zu haben und so groß wie möglich zu werden?
Nicht unbedingt, denn auch kleinere Start-ups schaffen Arbeitsplätze, zahlen Steuern, bieten Exit-Optionen bzw. schütten gute Renditen an ihre Investor*innen aus und tragen so zum Wohlstand unserer Gesellschaft bei. Deswegen dürfen wir aus meiner Sicht den Erfolg eines Start-ups für die Gründer*innen nicht nur an der Höhe des eingesammelten Kapitals oder einer zugehörigen Wachstumsrate festmachen. Viele wollen das auch nicht.
Sie spielen auf die Zebra-Bewegung an, richtig?
Genau, denn das sind Start-ups, die sich bewusst dem Diktat einer oftmals investor*innengetriebenen Wertsteigerungsmaxime über ein sehr schnelles Wachstum nicht unterwerfen wollen. Sie haben eine eher langfristige, dafür aber vielleicht nachhaltigere Entwicklung zum Ziel, und das ist aus meiner Sicht genauso in Ordnung.
Jetzt haben Sie sich ja aber auf die Suche nach weiteren Gattungen von Start-ups gemacht. Wie kam es dazu?
Ich habe mich gefragt, ob es zwischen den beiden Gegenpolen von Unicorns und Zebras nicht noch weitere Varianten gibt, die ein differenzierteres Bild auf die Startup-Szene ermöglichen. Ich wollte weg von einem Entweder-oder und hin zu Alternativen für die Betrachtung eines jungen Unternehmens sowohl aus Sicht der Gründer*innen als auch der Investor*innen.
Das zeichnet Zebras aus
- Langfristige und nachhaltige Wachstumsorientierung.
- Langfristige lineare Wertsteigerungsperspektive.
- Sehr starke gründerbezogene Ownership-Orientierung.
- Ausgeprägte Kooperationsbereitschaft im Wettbewerb.
- Ausgeprägte Markttoleranz gegenüber der Konkurrenz.
- Unterwegs in All-takes-it-all-Märkten.
- Investor*innen-Exit über MBO/MBI oder Rückkauf.
Welchen Vorteil hat eine solche Betrachtung?
Zum einen hoffe ich, dass Investor*innen ihre Investmentbereitschaft nicht direkt verlieren, wenn ein Start-up den Status eines Unicorns nicht gleich von Anfang an als Ziel kommuniziert oder später erkennbar nicht erreicht. Denn es gibt mit den von uns entdeckten Horses und Cows eben noch weitere spannende Gattungen, die sich für Geldgeber*innen lohnen können. Zum anderen möchte ich den Gründer*innen eine Möglichkeit unterbreiten, ihre Ambitionen besser und selbstbewusster einzuordnen und das eigene Start-up dazu passend zu gestalten und mit Leben zu erfüllen.
Wie unterscheiden sich die Horses und Cows von den Unicorns und Zebras?
Zunächst einmal muss man festhalten, dass die einen nicht durch die anderen ersetzt werden, sondern hinzukommen. Horses wollen wie die Unicorns ebenfalls schnell wachsen und haben eine Exit-Orientierung, was sie für Investor*innen interessant macht. Sie haben aber insbesondere eine gewisse Kooperationsbereitschaft mit bzw. Markttoleranz gegenüber Wettbewerbern, während die Unicorns alle Konkurrenten aus dem Feld schlagen wollen, um als alleiniger Sieger vom Platz zu gehen. Das ist natürlich sehr kapitalintensiv und risikoreicher insbesondere in Winner-takes-it-all-Märkten.
Das zeichnet Horses aus
- Kurzfristige und starke Wachstumsorientierung.
- Kurzfristige exponentielle Wertsteigerungsperspektive.
- Starke investorenbezogene Exit-Orientierung.
- Gewisse Kooperationsbereitschaft im Wettbewerb.
- Gewisse Markttoleranz gegenüber der Konkurrenz.
- Unterwegs in Some-takes-it-all-Märkten.
- Investor*innen-Exit über M&A oder Secondary Purchase.
Und was machen die Cows anders als die Zebras?
Die Cows wollen auch wachsen, aber eher mittelfristiger sowie moderater als die Horses und erst recht als die Unicorns. Das unterscheidet sie aber auch von den Zebras, die eine noch längerfristigere und nachhaltigere Wachstumsorientierung haben und bei denen der Ownership-Gedanke noch intensiver ausgeprägt ist. Die Cows sind insgesamt sehr ausgeglichen, offen für Kooperationen und somit vielleicht auch robuster gegenüber kurzfristigen Marktschwankungen und einem Ausfallrisiko für Investor*innen. Deren Exit steht aber nicht im Mittelpunkt, was sie wiederum mit den Zebras gemeinsam haben.
Das zeichnet Cows aus
- Mittelfristige und moderate Wachstumsorientierung.
- Mittelfristige lineare Wertsteigerungsperspektive.
- Starke gründerbezogenen Ownership-Orientierung.
- Offene Kooperationsbereitschaft im Wettbewerb.
- Offene Markttoleranz gegenüber der Konkurrenz.
- Unterwegs in Many-takes-it-all-Märkten.
- Investor*innen-Exit über Secondary Purchase oder MBO/MBI.
Wie sind diese Gattungen entdeckt worden und wie unterscheiden sie sich?
Wir haben sie aufgrund einer Analyse der Daten aus dem aus dem Deutschen Startup Monitor 2020 zu 1239 Start-ups gewonnen, bei der von uns die Ambitionen der Gründer*innen mittels eines semantisch-differentiellen Scoring-Verfahrens abgefragt wurden. Die Fragen spiegelten die Differenzierung zwischen Exit vs. Eigentum, exponentielle Wertsteigerung vs. lineare Wertsteigerung und Wettbewerb vs. Kooperation wider.
Wollen Sie vielleicht noch weitere Gattungen für Ihren Startup-Zoo entdecken?
Tatsächlich wollen wir die Analyse weiterführen und die Ergebnisse auch über die neuen Daten aus dem Deutschen Startup Monitor 2021 überprüfen. Ferner wollen wir die Unterscheidungsmerkmale zwischen den Gattungen noch weiter ausdifferenzieren und mit Entwicklungsstufen sowie Performance-Zahlen wie Umsatz usw. anreichern. 2022 planen wir eine Studie auf der Seite der Investor*innen, um auch deren Perspektive für Erwartungen und Entwicklungen von Start-ups einzubinden. Danach wollen wir eine europaweite Studie zu Start-ups durchführen, um zu schauen, wo und wie Unicorns, Horses, Cows und Zebras anzutreffen sind. Dafür sind wir gerade auf der Suche nach Partner*innen und Sponsor*innen. Am Ende wäre es schön, wenn wir dieses Framework sowohl für die Theorie als auch die Praxis etablieren könnten.
Zum Weiterhören und -sehen:
StartingUp-CEO Dejan Jovicevic im Interview mit Prof. Tobias Kollmann
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Gründer der Woche: Alpha-Protein – Wachstum trifft Kapitalmangel
Gia Tien Ngo, Gründer und CEO von Alpha-Protein, zum Thema: Kann Deutschland mehr sein als ein guter Ort für Ideen?

Nach einem zweiten Masterabschluss in Boston, Einblicken in die Start-up-Welt von Cambridge und guten Kontakten ins Silicon Valley war der Weg eigentlich vorgezeichnet: Die Gründung in den USA wäre der logische Schritt für mein Start-up gewesen. Doch die Entscheidung fiel auf Karlsruhe. Viele fragen mich heute, ob das ein Fehler war. Wäre Alpha-Protein in den Staaten schon weiter? Die Antwort ist kompliziert und verrät viel über die Stärken und Schwächen unseres Standorts. Eine große Rolle spielt dabei der Zugang zu Wagniskapital, um unser jahrelang erarbeitetes Know-how in die industrielle Umsetzung zu bringen – eine Herausforderung, die viele zukunftsträchtige Start-ups in Deutschland beschäftigt.
Gründen in Deutschland: Gründlichkeit vor Tempo
Am Anfang stand eine Idee, geboren aus meiner Masterarbeit und genährt vom tiefen Wunsch, etwas zu erschaffen, das wirklich zählt. Schon immer war es mein Traum, nicht nur Unternehmer zu sein, sondern durch mein Handeln auch aktiv Teil der Lösung für die Herausforderungen unserer Zeit zu werden.
Bei Alpha-Protein entwickeln wir automatisierte, kosteneffiziente Produktionsstätten für die Aufzucht von Mehlwürmern, einem der vielversprechendsten Rohstoffe der Zukunft. Unser Ansatz zielt darauf ab, weltweit stabile und unabhängige Nährstoffquellen zu schaffen, die in der Lebensmittelproduktion neue Maßstäbe setzen und globale Lieferketten nachhaltig stärken können. Wir glauben daran, dass echte Veränderung dort beginnt, wo Vision auf Technologie trifft und der Wille ist, die Welt ein Stück besser zu machen.
Unser Vorhaben ist eine Herausforderung mit wissenschaftlicher Tiefe, das echte Lösungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft bietet. Mantras wie „Move fast and break things“ passten nicht zu unserem Streben nach echter Forschung und industrieller Reife. Unser Bauchgefühl sprach klar für deutsche Ingenieurskunst. Anstatt dem Reiz zu folgen, mit Hochglanz-Pitchdecks und Milliardenvisionen schnelles Kapital im US-Markt zu suchen, entschieden wir uns bewusst dafür, den Fokus zunächst auf die technologische Entwicklung zu legen. Standen uns da unsere eigenen Werte im Weg?
Deutschland – und insbesondere der Großraum Karlsruhe – bot von Anfang an die passende Grundlage für unser Vorhaben. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Hochschule Pforzheim ermöglichten uns den Zugang zu technischer Exzellenz, qualifizierten Talenten und modernen Laboren. Auch die zuständigen Behörden – in unserem Fall das Veterinäramt – zeigten sich offen und lösungsorientiert. Erste Versuche konnten unkompliziert gestartet werden. Mit Unterstützung des EXIST-Programms und einer anschließenden Finanzierungsrunde gelang es, Alpha-Protein im Jahr 2020 erfolgreich zu gründen.
Starker Start durch Forschung und Förderung
Schnell wurde deutlich, wie wertvoll unser Standort für den Aufbau von Alpha-Protein war: Die Nähe zu exzellenter Forschung, qualifizierten Fachkräften und potenziellen Partner*innen erleichterte den Einstieg erheblich. Der enge Austausch mit Fachexpert*innen aus Maschinenbau, Agrartechnik und Umwelttechnik beschleunigte die Entwicklung spürbar. Dabei bildete besonders der deutsche Mittelstand ein hervorragendes regionales Ökosystem für Kooperationen. Statt Innovationsfeindlichkeit spürten wir eine lösungsorientierte Mentalität, die uns in der Standortwahl bestätigte. Diese starke Ausgangsbasis war entscheidend für die technologische Reife unserer Insektenzucht.

Wachstum bringt neue Herausforderungen
Mit zunehmendem Reifegrad ändern sich allerdings die Herausforderungen. Nun geht es um Skalierung und Kapital. Hier wird für uns deutlich: Der Gründungsvorteil durch die Nähe zur Forschung zieht in späteren Phasen nicht mehr. Insbesondere beim Thema Finanzierung zeigen sich Unterschiede. Während internationale Investor*innen in den USA oder Asien häufiger auf starke Visionen setzen, bleibt der deutsche Kapitalmarkt oft vorsichtiger. Damit werden langfristige Skaleneffekte für deutsche Gründungen schwerer erreichbar.
Es gibt nachvollziehbare Gründe für diese Zurückhaltung. In dynamischen Technologiefeldern kann sie aber zum Hemmnis werden. Das merken wir insbesondere dort, wo kapitalintensive Hardware involviert ist, wie etwa bei unseren Aufzuchtanlagen. Hierbei handelt es sich um eine Vielzahl von Maschinen und Systemen, die in ihrem Zusammenspiel mit den biologischen und betriebswirtschaftlichen Anforderungen des Mehlwurms ständig verbessert und weiterentwickelt werden.
Bis heute ist Alpha-Protein vollständig in deutscher Hand. Ob es bei einer Anschlussfinanzierung dabei bleibt, ist fraglich. Denn um den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen, braucht es Kapital, das in Deutschland schwer zu erhalten ist. Dieses Dilemma kennen viele Gründer*innen. Leider macht es dieser Umstand wahrscheinlicher, dass Innovationen, die in deutschen Ökosystemen entstehen, bei zunehmender Reife ihren Schwerpunkt verlagern.
Der richtige Standort zur richtigen Zeit
Die deutsche Gründungslandschaft bietet viel: technologische Tiefe, förderpolitische Unterstützung, hervorragende Bildungs- und Forschungslandschaften sowie vielfältige Kooperationspartner*innen. Was allerdings fehlt, ist mehr Durchlässigkeit in die nächste Phase – etwa bei der Kapitalverfügbarkeit und Risikobereitschaft im Markt. Was in der Gründungsphase bereits gut funktioniert, muss aktiv weiterentwickelt werden, um auch in der Skalierung zu nützen.
Deutschland respektive Karlsruhe war für uns dennoch kein Kompromiss, sondern ein strategischer Startpunkt, der richtige Standort zur richtigen Zeit. Dass wir heute auf einer stabilen technologischen Basis stehen, verdanken wir auch der wissenschaftlichen Exzellenz und Offenheit für Kooperationen, die wir hier erleben.
Die nächsten Schritte erfordern neue Impulse, neue Partnerschaften und einen erweiterten Horizont, der Wachstum ermöglicht. Auf dieser Reise ist Deutschland als Standort sicher nicht leicht, aber genau die richtige Basis für unsere Mission.
War es ein Fehler, in Deutschland zu gründen?
Diese Frage lässt sich noch nicht abschließend beantworten. Die kommenden Monate werden zeigen, ob wir unsere nächste Finanzierungsrunde in Höhe von 2,25 Millionen Euro erfolgreich abschließen können, idealerweise ergänzen Investor*innen aus Deutschland oder Europa die Unterstützung des Landes Baden-Württemberg. Gelingt uns das, wäre der Weg frei für den nächsten Schritt: die Transformation von Forschung und Entwicklung in eine profitable, industrielle Umsetzung. Es wäre zugleich ein starkes Signal für den Standort, für die Branche und für alle, die an nachhaltige Innovation glauben. Vielleicht entscheidet sich ja gerade hier, ob Deutschland mehr sein kann als ein guter Ort für Ideen – nämlich auch ein guter Ort für deren Umsetzung. Ich bin überzeugt: Das gelingt nur gemeinsam.
SpaceTech-Start-up Starflight Dynamics meldet siebenstellige Pre-Seed-Runde
Das SpaceTech-Start-up Starflight Dynamics konnte eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde in siebenstelliger Höhe abschließen. Die Runde wird vom staatlichen litauischen VC-Fonds Coinvest Capital angeführt, der damit erstmals in relevanter Höhe in ein deutsches Unternehmen investiert.

Das ursprüngliche Ziel des 2023 gegründeten Start-ups Starflight Dynamics (SFDY) war es, industrielle Prozesse in den Orbit zu bringen. Heute verfolgt SFDY zwei technologische Kernthemen:
1. Die Entwicklung von Raumfahrtplattformen, basierend um den von SFDY eigens entwickelten proprietären, wasserbasierten Antriebsstack, u.a. nutzbar für Einsätze im Rahmen von Verteidigungs-, Inspektions- und Servicemissionen im Orbit.
2. Die Konzeption und technische Umsetzung von Hochdurchsatz-Kristallisationssysteme für die Herstellung von Halbleiter- und Quantensubstraten. Dabei handelt es sich um synthetische Grundstoffe, die in ihrem Herstellungsprozess von Schwerelosigkeit profitieren und daraus resultierend den auf der Erde erzeugten Materialien deutlich überlegen sind.
Das derzeit zehnköpfige SFDY-Team verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Luft- & Raumfahrt-, Sicherheit & Verteidigung und Materialwissenschaften.
Nachdem sich SFDY ursprünglich ausschließlich auf die Bereitstellung von Infrastruktur zur Materialproduktion in Mikrogravitation fokussiert hatte, erweiterte sich der technologische Schwerpunkt u.a. aufgrund der Zusammenarbeit mit der Universität der Bundeswehr München und verschiedenen Industriepartner*innen. Inzwischen ist es die erklärte Mission des Unternehmens, mit den eigenen Lösungen dazu beizutragen, Europas Souveränität und Handlungsfähigkeit im All zu sichern. Aus diesem Grund sind alle Starflight Dynamics Systeme Dual-Use-fähig und werden ausschließlich in der EU entwickelt.
Jetzt konnte SpaceTech-Start-up eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde in siebenstelliger Höhe abschließen. Die Runde wird vom staatlichen litauischen VC-Fonds Coinvest Capital angeführt, der damit erstmals in relevanter Höhe in ein deutsches Unternehmen investiert.
„Das Vertrauen unserer Investoren ist für uns Ansporn und Auftrag zugleich, denn es ermöglicht uns, jetzt die nächsten wichtigen Schritte anzugehen: die Weiterentwicklung unserer Prototypen und Demonstratoren, den gezielten Ausbau unseres Teams und die Umsetzung der ersten konkreten Projekte mit externen Partnern“, erklärt SFDY-Co-Founder Dr. Philipp Bauer.
„Wir sind stolz darauf, Starflight Dynamics bei seiner mutigen Mission zu unterstützen, die Möglichkeiten im Orbit neu zu definieren. Der Fokus des Unternehmens auf den Aufbau einer industriellen Infrastruktur der nächsten Generation im Weltraum zeugt von einer Vision, die sowohl technisch ambitioniert als auch strategisch zeitgemäß ist. Genau das suchen wir: Unternehmen, die zukunftsorientiert sind, bei denen Deep Tech auf reale Auswirkungen trifft und die neue Grenzen im Weltraum für die industrielle und strategische Zukunft Litauens und Europas eröffnen“, sagte Viktorija Trimbel, Geschäftsführerin von Coinvest Capital.
Neben Coinvest Capital sind diverse erfahrene Business Angels beteiligt, darunter auch die Gründungsmitglieder des Space & Defence Committee des European Business Angel Network (EBAN). Die bisherigen Bestandsinvestoren des NewSpace-Startups stammen alle aus der deutschen DeepTech- und Defense-Szene.
Mit dem Kapital aus der Finanzierungsrunde plant SFDY vor allem die Produktentwicklung zu beschleunigen. Konkret soll in weitere Testaufbauten, zusätzliche Laboratorien und die Weiterentwicklung der Prototypen als auch in den Ausbau des Teams investiert werden. Darüber hinaus bereitet SFDY erste orbitale Demonstrationen ab 2027 vor. Zudem ist die Eröffnung eines Forschungsstandorts für den Bereich „Materials“ in Vilnius geplant, um das Thema dort in enger Zusammenarbeit mit den litauischen Investoren weiter voranzutreiben.
Credibur: Berliner FinTech sichert sich zum Start 2,2 Mio. US-Dollar
Das 2024 von Nicolas Kipp gegründete FinTech Credibur sichert sich 2,2 Mio. US-Dollar als Pre-Seed-Finanzierung zum Start seiner Kredit-Infrastruktur-Plattform.

Nicolas Kipp, Gründer und CEO von Credibur, kennt die Herausforderungen der Branche aus erster Hand. Als Mitgründer der Embedding-Lending-Plattform Banxware und als Chief Risk Officer bei Ratepay erlebte er täglich, wie sich Refinanzierungsprozesse zu einer operativen Hürde und Wachstumsblocker entwickeln können. Mit Credibur entwickeln Kipp und sein 10-köpfiges Team eine Infrastruktur, die ein zentrales Problem im Geschäft mit strukturierten Kreditportfolien zwischen alternativen und institutionellen Kapitalgeber*innen löst: Die Excel-basierten Refinanzierungsprozesse werden automatisiert und alle entscheidungsrelevanten Daten in Echtzeit bereitgestellt.
„Die Refinanzierung ist die unterschätzte Achillesferse im nicht-banklichen Kreditgeschäft – operativ aufwendig, technologisch vernachlässigt. Mit Credibur digitalisieren wir diese letzte Lücke der Wertschöpfungskette und verbinden institutionelles Kapital effizient mit neuen Kreditmodellen“, erläutert Kipp.
Die neue Plattform für das Management von Kreditfazilitäten geht deutlich über klassische Reporting-Tools hinaus, denn sie orchestriert den gesamten Prozess im Refinanzierungsgeschäft: von der Strukturierung über das Reporting und Vertragsmanagement bis hin zu Kapitalabrufen und der Verwaltung von Zweckgesellschaften (SPV). Dabei richtet sich die Lösung an alternative Kreditgeber*innen wie Buy-Now-Pay-Later-Anbieter, Factoring- und Leasing-Unternehmen sowie institutionelle Investor*innen, beispielsweise Assetmanager, Debt-Fonds und Family Offices.
Wachstumsmarkt mit Hürden
Der Großteil der institutionellen Kapitalgeber*innen setzt auch heute noch auf manuelle Prozesse oder veraltete Systeme. Credibur ersetzt diese durch eine modulare API-und-KI-first-Infrastruktur. Diese ermöglicht eine fundiertere Risikoeinschätzung und bessere Entscheidungen im Kreditgeschäft. Die fehleranfälligen Excel-Listen für Millionenbeträge gehören so der Vergangenheit an, denn die Daten werden über eine Schnittstelle direkt aus den Systemen geliefert.
Das Volumen von Krediten außerhalb des Bankensektors wächst rasant: Allein im vergangenen Jahr betrug das globale Private-Credit-Volumen laut Europäischer Zentralbank (EZB) rund 2,1 Billionen Euro Assets under Management, davon mehr als 20 Prozent (430 Milliarden Euro) in Europa. Mit seiner Erfahrung im strukturierten Kreditgeschäft will Gründer Nicolas Kipp Credibur als Infrastruktur-Ebene zwischen alternativen Kreditgeber*innen und institutionellen Investore*innen positionieren – und als zentralen Hebel für effizientere Refinanzierungsprozesse.
Angeführt wird die aktuelle Finanzierungsrunde vom europäischen FinTech-VC Redstone, gefolgt von MS&AD Ventures aus dem Silicon Valley sowie dem kanadischen VC Inovia. Zudem beteiligen sich mehrere prominente Business Angels aus der FinTech-Szene, darunter Malte Rau, Gründer von Pliant, die Topi-Gründerinnen Estelle Merle und Charlotte Pallua und der Super-Angel Bjarke Klinge Staun. Mit der Finanzierungsrunde verlässt Credibur den Stealth-Modus und startet bereits mit seinen ersten Pilotkunden. Das frische Kapital fließt in die technische Weiterentwicklung der API-und-KI-first-Infrastruktur, Kundengewinnung sowie Ausbau des Teams.
Gründer der Woche: Torsten Bendlin – Alter als Gründerbonus
Nach über 20 Jahren Erfahrung im Einkauf entschied sich Torsten Bendlin mit 46 Jahren, ein eigenes Tech-Start-up zu gründen und beweist mit Valuedesk, dass Unternehmertum keine Frage des Alters ist.

Mit 46 habe ich etwas getan, was viele in meinem Alter eher belächeln oder zumindest für untypisch halten: Ich habe ein Tech-Start-up gegründet. Nicht aus der Not heraus, sondern aus voller Überzeugung – mit allem, was dazugehört: Risiko, Energie, Leidenschaft.
Heute, knapp zehn Jahre später, bin ich fitter denn je. Körperlich, mental und beruflich. Und ich glaube: Es ist an der Zeit, dass wir die zweite Hälfte unseres Berufslebens nicht als Ausklang, sondern als echtes Momentum begreifen.
Jetzt machen, nicht irgendwann
Damals war ich Chief Procurement Officer eines großen Mittelständlers. Ich kannte die Herausforderungen der Industrie im Detail und ich wusste, wo Unternehmen regelmäßig Potenziale verschenken. Besonders dann, wenn es um Transformation geht. Ich habe erlebt, wie Maßnahmenkataloge in Excel zwar gut gemeint, aber praktisch wirkungslos bleiben, sobald Berater das Gebäude verlassen. Ich habe gespürt, wie frustrierend es ist, wenn man mit einem engagierten Team Dinge bewegen will, aber die Prozesse und Strukturen dagegenarbeiten.
Gleichzeitig war ich mitten in meinem berufsbegleitenden Masterstudium. Ein Aufenthalt im Silicon Valley öffnete mir die Augen: Dort erlebte ich hautnah, wie mutig Innovation gedacht wird und dass es dafür nicht zwingend zehn Millionen Euro Eigenkapital braucht, sondern ein starkes Problemverständnis, eine klare Idee und die Bereitschaft, alles auf eine Karte zu setzen. Für mich war das der Punkt, an dem ich wusste: Ich will das jetzt machen. Nicht irgendwann, jetzt!
Warum Erfahrung ein echter Wettbewerbsvorteil ist
Ich werde oft gefragt, warum man mit über 20 Jahren Berufserfahrung nochmal gründen sollte. Die Antwort ist einfach: Weil genau das ein riesiger Vorteil ist. Ich kenne die Sprache meiner Zielgruppe, ich verstehe ihre Entscheidungslogik – und ich bringe ein Netzwerk mit, das mir Türen öffnet, die einem 25-jährigen Gründer vielleicht (noch) verschlossen bleiben.
Aber es ist mehr als das. In meinem Alter eine solche Entscheidung zu treffen, ist kein Spiel. Es ist kein loses Experiment, sondern ein bewusstes Commitment. Ich hatte Verantwortung – für meine Familie, für meine beiden damals 16-jährigen Töchter. Und ich wusste: Wenn ich das mache, dann richtig. Genau diese Ernsthaftigkeit wird auch von anderen wahrgenommen. Und sie schafft Vertrauen.
Was mich jung hält – und warum das wichtig ist
Ich glaube fest daran: Wer Performance erwartet, muss bei sich selbst anfangen. Ich starte viele Tage mit Meditation, Gymnastik und einem Lauf durch die Natur. Nicht jeden Tag, aber regelmäßig. Ich achte auf meine Ernährung, meine Energie und vor allem auf mein Umfeld. Ich pflege wenige, aber enge Freundschaften, und ich weiß, wie wichtig es ist, auch mal abschalten zu können.
Der Schlüssel ist nicht, jung zu sein, sondern jung zu bleiben; neugierig; lernbereit und begeisterungsfähig. Der Austausch mit jungen Gründer*innen ist für mich essenziell, nicht nur fachlich, sondern auch menschlich. Ich lerne ständig dazu. Von Menschen, die in ganz anderen digitalen Realitäten aufgewachsen sind, andere Tools nutzen, andere Fragen stellen. Und ich merke, wie gut uns das gegenseitig tut. Es geht nicht um Altersunterschiede, es geht um ein gemeinsames Mindset.
Was mich antreibt
Ich bin überzeugt davon, dass Unternehmen viel mehr aus sich herausholen können, wenn sie ihren Mitarbeitenden die richtigen Werkzeuge und Strukturen geben. Genau das ist der Zweck von Valuedesk, einer Plattform zur systematischen Identifikation und Umsetzung von Einsparpotenzialen in Unternehmen: Wir wollen Firmen befähigen, ihr volles Potenzial selbst zu nutzen – aus eigener Kraft. Dieser Purpose ist bis heute mein größter Antrieb.
Und ja, natürlich gibt es Rückschläge. In jedem Start-up. Ich habe gelernt, sie nicht zu dramatisieren. Einen Tag ärgern und dann wieder aufstehen. Wer für etwas brennt, findet immer wieder neue Energie. Und genau darin liegt die große Chance, wenn man mit Mitte 40 gründet: Man weiß, worauf es wirklich ankommt. Man hat schon erlebt, dass der nächste Pitch nicht das ganze Leben bestimmt. Dass Gesundheit, Familie, Freundschaft einen viel größeren Wert haben und gleichzeitig die Grundlage bilden, um unternehmerisch dauerhaft erfolgreich zu sein.
Da geht noch was
Ich sage oft: „Da geht noch was.“ Und ich meine das ganz ernst. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen aus meiner Generation den Mut fassen, sich neu zu erfinden. Nicht als Selbstzweck, nicht, weil es „in“ ist – sondern, weil es erfüllend sein kann. Wenn du eine Idee hast, ein echtes Problem kennst und wirklich etwas bewegen willst, dann ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt – nicht mit 25 Jahren, nicht mit 30, sondern genau jetzt.
Ich kenne Menschen, die haben mit Mitte 50 nochmal komplett umgedacht. Manche haben gegründet, andere sind in neue Rollen gestartet, haben sich weitergebildet oder bewusst anders priorisiert. Es geht nicht um Selbstoptimierung, es geht um Selbstwirksamkeit.
Was man dafür braucht? Neugier, Klarheit und die Bereitschaft, gewohnte Pfade zu verlassen. Und ja, vielleicht auch den Mut, den BMW gegen ein E-Bike zu tauschen. Aber das, was man gewinnt – an innerer Entwicklung, an Gestaltungsmacht, an Perspektive –, ist aus meiner Sicht unbezahlbar. Deshalb sage ich: Für die Boomer-Generation ist es noch lange nicht zu spät. Im Gegenteil: Es könnte genau der richtige Moment sein, um nochmal richtig loszulegen.
GameChanger des Monats: Vivalyx - Eine Lebensaufgabe im wahrsten Sinne
Wie Dr. Benedict Doorschodt und Dr. Andreas Schumacher mit Vivalyx neue Wege in der Organtransplantation gehen, um Patient*innen bessere Chancen auf Leben zu bieten.

In einer Welt, in der der Mangel an Spenderorganen eine der größten medizinischen Herausforderungen darstellt, steht Vivalyx als Leuchtturm der Hoffnung und Innovation. 2022 von Dr. Andreas Schumacher, Dr. med. Benedict Doorschodt, Prof. Dr. René Tolba und Dr. Christian Bleilevens gegründet, bringt das Start-up aus Aachen frischen Wind in die Organtransplantation. Ihre Mission: die dramatischen Wartelisten für Transplantationsorgane auf null zu setzen und Millionen von Menschenleben zu retten.
Von der Vision zur Realität
Dr. Andreas Schumacher, erfahrener Unternehmer und ehemaliger Leiter des RWTH Entrepreneurship Centers, ist der Motor hinter der geschäftlichen Strategie. „Wir haben eine starke Vision, die mehr als nur ein Geschäftsmodell ist – es ist eine Lebensaufgabe im wahrsten Sinne des Wortes“, erklärt er. Sein Co-Gründer Dr. Benedict Doorschodt, ein passionierter MedTech-Pionier, ergänzt: „Unser Ziel ist es, durch die revolutionäre Perfusionstechnologie jeder Patientin bzw. jedem Patienten den Zugang zu Spenderorganen zu ermöglichen; insbesondere zu solchen Organen, die bisher als nicht transplantierbar galten.“
Das Team von Vivalyx besteht aus einem interdisziplinären Zusammenschluss von Mediziner*innen, Biotechnolog*innen, Ingenieur*innen und Unternehmer*innen – eine Kombination, die dem Unternehmen die Expertise und Dynamik verleiht, komplexe medizinische Probleme zu lösen.
Bahnbrechende Technologie „Made in Germany“
Die Innovation liegt in der weltweit ersten skalierbaren Technologie zur Wiederbelebung von Spenderorganen ohne Verwendung von Blut. Diese Technologie hebt Vivalyx aus dem Meer der traditionellen Ansätze heraus. „Die Warmperfusion bei Körpertemperatur war als Idee schon lange bekannt, allerdings gab es bisher keine skalierbare Methode zur Umsetzung, welche die Probleme knapper Spenderblutvorräte und die enormen Kosten der heutigen Warmperfusion überwindet. Mit unserer synthetischen Lösung haben wir eine Plattform geschaffen, die nicht nur Blut ersetzt, sondern seine Wirksamkeit in präklinischen Studien sogar übertrifft“, erklärt Dr. Doorschodt.
Auch Dr. Schumacher betont die Skalierbarkeit der Technologie: „Unsere Lösung ist ,Made in Germany‘ und repräsentiert somit Qualität und Zuverlässigkeit, während sie gleichzeitig erhebliche Kosten- und Effizienzgewinne bringt. Damit schaffen wir nicht nur eine medizinische, sondern auch eine wirtschaftliche Revolution, die den Transplantationsprozess weltweit einfacher und zugänglicher gestaltet.“
Per Paradigmenwechsel zum Erfolg
Die Unternehmensgeschichte startete mit einem Paradigmenwechsel. Dr. Doorschodt erkannte in der chirurgischen Praxis: Anstatt sich darauf zu fokussieren, den Schaden des Organs zu reduzieren, sollte man dem Organ alles geben, was es zum Leben braucht.
Wichtige Starthilfe sicherte sich das Unternehmen durch eine überzeichnete Seed-Finanzierungsrunde von mehr als einer Million Euro. Beteiligt daran waren prominente Venture-Capital-Geber, ein US-DeepTech-VC-Fonds sowie private Angel-Investor*innen inklusive fachkundiger Ärzt*innen. Diese Mittel ermöglichen es den Gründern, entscheidende klinische Studien zur Zulassung durchzuführen und die Markteinführung in greifbare Nähe zu rücken. „Die Finanzierungsrunde markiert einen entscheidenden Meilenstein und spiegelt das starke Vertrauen der Investoren in unsere Technologie und unsere Vision wider“, so Dr. Schumacher.
Fokussierte Pläne ...
Der Blick in die Zukunft ist klar und zielgerichtet: Vivalyx plant, seine Technologie zunächst in der Europäischen Union sowie den USA und schließlich weltweit anzubieten. Dieser strategische Ausbau soll helfen, die globalen Herausforderungen des Spenderorganmangels zu überwinden und die Lebensqualität der Patient*innen entscheidend zu verbessern.
„Wir definieren eine neue Kategorie und spielen nicht länger nach den bisherigen Konventionen der aktuellen Technologie. Wir haben das Potenzial, den Markt der Transplantation mit unserer Technologie revolutionär zu verändern“, äußert sich Dr. Doorschodt zuversichtlich.
... mit einer neuen Marktkategorie
Die Schaffung einer solchen völlig neuen Marktkategorie, auch als Organ Resuscitation (Wiederbelebung) oder Organ Vitality bekannt, ist ein entscheidender Aspekt der Vivalyx-Strategie. Dr. Schumacher ist überzeugt, dass die wahre Innovation nicht nur darin besteht, bestehende Verfahren zu verbessern, sondern einen völlig neuen Ansatz zu etablieren.
In Anlehnung an das Buch „Play Bigger: Wie Piraten, Träumer und Innovatoren Märkte definieren und dominieren“ äußert er: „Der heutige Erfolg besteht nicht darin, die Mitbewerber in der aktuellen Technologie abzulösen, sondern darin, eine völlig neue Technologie zu bringen, um damit die neue Marktkategorie der Warmperfusion zu definieren, zu skalieren und sie im Laufe der Zeit zu dominieren.“
Weiter betont er: „Ohne den Aufbau einer neuen Kategorie kann kein Unternehmen ein echter Gamechanger sein. Wir bei Vivalyx setzen auf diese neue Kategorie der skalierbaren Warmperfusion in der Organtransplantation, die auf langfristige Dominanz und echte Lösungen für das medizinische System abzielt.“
Mit dieser Vision verfolgt Vivalyx eine Strategie, die nicht nur auf technologischen Durchbrüchen beruht, sondern auch auf der fundamentalen Umgestaltung der Art und Weise, wie Organtransplantationen verstanden und durchgeführt werden.
Ein inspirierender Ausblick
Die Erfolgsgeschichte von Vivalyx nimmt weiter Fahrt auf, insbesondere mit der Unterstützung durch den EIC Accelerator, der dem Unternehmen eine Förderung und Eigenkapital von insgesamt 8,5 Millionen Euro in Aussicht gestellt hat. Diese Mittel sollen den Weg zu umfangreichen klinischen Prüfungen und zur weltweiten Kommerzialisierung ebnen. „Unsere Arbeit ist mehr als nur ein Job“, sagt Dr. Andreas Schumacher. „Es ist eine Verpflichtung gegenüber jedem Menschen, der auf ein lebensrettendes Organ wartet. Wir müssen und werden diese Bedingungen verändern.“
Die Vivalyx-Gründer sind nicht nur Innovatoren, sondern auch Visionäre mit einem klaren Ziel: Mit ihrer bahnbrechenden Technologie werden sie die Welt der Organtransplantation neu gestalten und den Patient*innen weltweit Hoffnung und eine neue Chance auf Leben bieten. „Mut, Empathie und Innovation – mit diesen Prinzipien bauen wir die Brücke zwischen technologischen Fortschritten und menschlichen Bedürfnissen“, fasst es Dr. Doorschodt zusammen.
Die Reise von Vivalyx ist eine Geschichte von Paradigmenwechsel, Unternehmertum und dem tiefen Bedürfnis, die Welt zu verändern. Die Start-up-Story aus Aachen inspiriert und motiviert – sowohl medizinische Fachkreise als auch all jene, die an die Kraft des Fortschritts und der Innovation glauben.
Gründen kannst du überall, wachsen nicht!
Er hat Tech-Start-ups vom Prototyp bis zum Börsengang begleitet. Seit 2016 leitet Christian Heckemann das gate Garching – eines der ersten Gründerzentren Bayerns, direkt am Forschungscampus der TU München. Dort unterstützt er gemeinsam mit seinem Team Start-ups mit Büros, Coaching und Netzwerk. Im Interview erklärt er, warum der richtige Standort über Wachstum entscheidet und ein Gründerzentrum weit mehr ist als nur ein Büro mit WLAN.
Worauf sollten Start-ups bei der Standortwahl achten?
Ich würde mir die Frage stellen: Wo sind die Akteure, mit denen ich zusammenarbeiten möchte, um voranzukommen? Für manche Teams kann das die Innenstadt mit einer zentralen Lage sein, für andere ein eher ländliches Umfeld mit geringeren Mieten und Universitätsnähe. Beides kann sinnvoll sein, je nachdem, was man braucht.
Gerade bei sehr spezifischen Tech-Themen ist es sehr spannend, wie nah man an der Wissenschaft dran ist. Denn für DeepTech-Start-ups kann die Nähe zu Universitäten extrem wertvoll sein, durch den Zugriff auf einen Pool hochmotivierter und top ausgebildeter Werkstudierender bzw. Mitarbeitender vom Lehrstuhl, die genau in diesem Bereich Expertise mitbringen. Solche Talente bekommst du nicht überall.
Für unsere Tech-Start-ups ist der Garchinger Forschungscampus ein echter Vorteil, denn die Technische Universität München, UnternehmerTUM und der MakerSpace liegen direkt vor der Tür. Wir haben das Privileg, mit unserem Gründerzentrum genau in diesem Dreieck zu sitzen, und diesen Vorteil nutzen unsere Teams jeden Tag.
Und dann würde ich die Standortfrage auch langfristig denken: Was brauche ich, wenn ich skalieren will? Nur Büros? Oder brauche ich vielleicht Hallenflächen, eine Werkstatt, Zugang zu Laboren? Solche Themen sollte man frühzeitig mitdenken. Denn gründen kannst du theoretisch überall, aber wachsen ist – je nach Geschäftsmodell – nicht so ortsunabhängig.
Viele Hardware-Start-ups kämpfen mit der Frage: Wo können wir unseren Prototypen bauen, ohne gleich riesige Summen in Infrastruktur zu stecken? Wie geht ihr mit diesem Bedarf um?
Ehrlicherweise ist das ein echtes Engpass-Thema. Es ist einfach nicht leicht, Werkstattflächen oder größere Freiflächen zu finden, insbesondere im Großraum München. Im gate sind wir da in der glücklichen Lage, dass wir ein bisschen Hallen- bzw. Werkstattfläche für unsere Start-ups zur Verfügung haben, auch wenn diese natürlich begrenzt ist.
Aktuell versuchen wir immer wieder, für unsere Start-ups das Unmögliche möglich zu machen. Unser Parkplatz ist zum Beispiel gerade zweckentfremdet als Lagerfläche für ein Hardware-Start-up, und hinter Bauzäunen stehen Container und Material für Tiefenbohrungen, weil eines unserer Teams genau das jetzt braucht. Das ist nicht die Norm, aber manchmal muss man eben pragmatisch sein und Wege finden, wie es trotzdem geht.
Was vielen unserer Hardware-Teams auch enorm hilft, ist der Zugang zum MakerSpace gleich nebenan. Dort können sie auf professionelle Maschinen, Werkstätten und technisches Know-how zurückgreifen, ohne selbst teure Infrastruktur anschaffen zu müssen. Das spart nicht nur Geld, sondern gibt den Teams auch die Möglichkeit, schnell Prototypen zu bauen, zu testen und weiterzuentwickeln.
Viele eurer Gründer*innen kommen aus der Forschung im Tech-Bereich, aber wie wird aus Tech-Expertise unternehmerischer Erfolg?
Was ich bei unseren Gründer*innen im gate immer wieder beobachte, ist, dass die Teams, die gut vorankommen, von Anfang an eine ausgewogene Mischung an technischen und unternehmerischen Skills haben. Deshalb würde ich Start-ups mit reinem Tech-Background raten, ganz bewusst frühzeitig Leute ins Team zu holen, die genau diesen betriebswirtschaftlichen Fokus mitbringen. Was mir auch aufgefallen ist, dass besonders erfolgreiche Teams, also solche mit hohen Finanzierungssummen, zahlenden Kunden, wachsenden Mitarbeiterzahlen und Auszeichnungen, bei uns oft schon sehr früh wussten, welche Aufgaben auf sie zukommen werden und diese auch direkt verteilten.
Gern unterschätzt sind Themen wie Finanzen, Steuern oder rechtliche Strukturen. Und Vertrieb wird oft gar nicht mitgedacht, dabei ist der mindestens genauso entscheidend wie die Entwicklung selbst. Kundenorientierung kann man nicht „nachträglich“ einbauen, die muss von Anfang an mitlaufen.
Du hast in den letzten neun Jahren zahlreiche Teams begleitet, von ganz am Anfang bis hin zu großen Münchner Start-up-Erfolgen wie CELUS, planqc, sewts oder Orbem. Gab es einen Moment, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Da gab es viele! Ein Moment, an den ich gern zurückdenke, war, als ich abends beim Einkaufen im Aldi an der Kasse stand und neben dem Förderband einen Verkaufsstand mit dem „Superhalm“ entdeckte. Dabei handelt es sich um einen Strohhalm aus Apfelresten von wisefood, einem ehemaligen Startup aus dem gate, das wir von den ersten Tagen an begleitet haben. So habe ich miterlebt, wie sie in Italien bei Nudelmachern nach einer Presse gesucht haben, um dann im gate stundenlang an der Dicke des Halms zu tüfteln, bis er stabil war. Und jetzt liegt da ein ganz normales Produkt, das man einfach im Supermarkt kaufen kann. In dem Moment wurde mir bewusst, wie weit das Team gekommen ist. Das war so ein echter Gänsehautmoment. Zu sehen, wie sich eine technologische Lösung weiterentwickelt, fasziniert mich jedes Mal aufs Neue.
Ein anderes Beispiel, an das ich mich gern erinnere, ist das Team von sewts. Sie haben mit einer komplexen Hardwarelösung gestartet und plötzlich gemerkt, dass ihre Technologie in einem ganz anderen Bereich richtig gut funktioniert. Am Ende sind sie in die Welt der Industriewäschereien eingestiegen. Ich fand das beeindruckend, weil sie nicht an ihrer ersten Idee festgehalten haben, sondern offen geblieben sind. Denn manchmal geht es nicht darum zu sagen, das funktioniert nicht, sondern zu fragen, wo es vielleicht doch funktioniert.
Für mich sind das die Momente, die bleiben. Wenn man mitfiebert, wenn man sieht, wie aus einer Idee etwas wird und spürt, wie viel technisches Können und Leidenschaft dahinterstecken.
Was treibt dich persönlich an, ein Gründerzentrum zu leiten und was bereitet dir daran am meisten Freude?
Für mich ist die Vielfalt der Themen ein echtes Geschenk. Wo sonst bekommt man so viele Einblicke in unterschiedlichste Branchen und Technologien?
Was mich allerdings hierhergebracht hat, waren zwei eigene Start-up-Erfahrungen, darunter ein Münchner Tech-Start-up, das ich vom kleinen Team bis zum Börsengang begleiten durfte. Mit einem anderen Start-up war ich damals lustigerweise selbst im gate, und ich hatte keine Ahnung, dass ich ein paar Jahre später selbst dort als CEO des Inkubators stehen würde – so wie das Leben manchmal spielt.
In meiner Start-up-Zeit habe ich gelernt, dass Wachstum entsteht, wenn unternehmerischer Mut auf Unterstützung trifft, und genau das möchte ich heute weitergeben. Denn letztendlich ist es dieser Mut, dieser Spirit, der mich tagtäglich begeistert. Junge Teams, die für ihre Ideen brennen und etwas bewegen wollen. Toll sind auch die Momente, in denen unsere Teams sich austauschen, vernetzen und Kooperationen entstehen. Diese Dynamik steckt an und ich glaube wirklich, dass ich davon selbst jung bleibe. Manchmal sitze ich mittags in der gate-Kitchen, esse meine Thai-Nudeln und denke mir: Wie cool, mit so vielen klugen, begeisterungsfähigen Leuten zusammenzuarbeiten.
Denn für mich ist klar: Wir als Gründerzentrum verstehen uns nicht als Bürovermieter, auch wenn das unsere Kernleistung ist. Vielmehr sind wir Unterstützer, und wir helfen Teams, ihre Vision in echten Mehrwert zu verwandeln und damit eine nachhaltige Veränderung in Deutschland und in unserer Welt zu bewirken. Was für eine schöne Aufgabe.
Was gibst du Early-Stage-Teams mit auf den Weg?
Herausforderungen gibt es immer und wird es auch künftig geben, und unsere Gründer*innen sind sich einig, dass sie diese bewältigen, indem sie einerseits ein Problem nach dem anderen lösen und andererseits ein starkes Support-System an ihrer Seite haben.
So sehe ich das auch und sage zu ihnen: Solange ihr als Team zusammenhaltet, könnt ihr fast alles schaffen. Hört nicht auf, nach dem Product-Market-Fit zu suchen, der ist selten beim ersten Versuch da, aber man kann ihn gemeinsam finden. Das beste Produkt hilft euch nicht, wenn das Team nicht trägt. Umgekehrt lässt sich vieles bewältigen, wenn ihr euch vertraut und offen für die beste Lösung bleibt.
Und wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr fest steckt: Holt euch jemanden von außen dazu, sei es durch ein externes Coaching oder durch Programme in Gründerzentren. Ein erfahrener Blick kann oft den entscheidenden Impuls geben. Besser, als allein im WG-Zimmer in Hallbergmoos zu sitzen und sich zu fragen, wie es weitergeht. Denn du musst diesen Weg nicht allein gehen, solange du den Mut hast, ihn zu gehen.
Genau dafür gibt es Gründerzentren – um zu begleiten, wenn es schwierig wird, und zu unterstützen, wenn ihr durchstartet.
Christian, vielen Dank für deine Insights!
DefenseTech-Start-up ARX Robotics schließt strategische Partnerschaft
Unsere aktuellen Coverhelden, die Gründer des DefenseTech-Start-ups ARX Robotics, kooperieren mit der Renk Group, einem führenden Anbieter von Antriebslösungen für den militärischen und zivilen Bereich.

ARX Robotics und die RENK Group AG haben heute eine strategische Partnerschaft bekannt gegeben, die darauf abzielt, die Zukunft der autonomen Verteidigungsmobilität, wie z.B. unbemannte Bodenfahrzeuge (UGVs), zu gestalten.
+++ Hier geht’s zur StartingUp-Coverstory rund um ARX Robotics +++
Im Rahmen der neuen strategischen Partnerschaft wird ARX Robotics als Software-Defined Defense-Partner die digitale Transformation von RENK unterstützen, während RENK das industrielle Wachstum und die internationale Expansion von ARX Robotics vorantreiben wird.
„Diese Partnerschaft vereint das Know-how von RENK bei Hochleistungs-Mobilitätssystemen mit den innovativen Robotik- und Softwarefähigkeiten von ARX Robotics. Gemeinsam wollen wir die Produktion skalieren, die internationale Reichweite ausbauen und autonome Funktionalitäten weiterentwickeln“, sagte Dr. Alexander Sagel, CEO der RENK Group. „Europa muss die Verantwortung für seine Verteidigungskapazitäten übernehmen, und eine entscheidende Komponente dabei ist, dass sich führende Unternehmen wie wir mit wegweisenden Start-ups zusammenschließen. Gemeinsam mit ARX ebnen wir den Weg für eine neue Ära intelligenter, autonomer Lösungen, die die Zukunft der Verteidigung neu definieren werden.“
„Die Verteidigungsunternehmen stehen heute an einem Wendepunkt, an dem Software, Automatisierung und Systemkonnektivität die Bedeutung militärischer Fähigkeiten neu definieren werden. Dank der industriellen Stärke und der etablierten Marktpräsenz von RENK können wir im Rahmen der Partnerschaft neue Möglichkeiten bei der Skalierung und der globalen Reichweite erschließen“, so Marc Wietfeld, Mitbegründer und CEO von ARX Robotics. „Unsere vereinte Expertise wird es uns ermöglichen, einsatzbereite, vollständig autonome Plattformen anzubieten, die Streitkräfte auf der ganzen Welt unterstützen.“
Partnerschaft, basierend auf komplementären Stärken
Beide Unternehmen haben sich zusammengeschlossen, um hochmoderne autonome Systeme zu entwickeln, die die operative Effizienz verbessern und den Verteidigungskräften ein Echtzeit-Situationsbewusstsein im industriellen Maßstab bieten. Die Zusammenarbeit vereint die weltweit führende Marktposition und das branchenführende Produktions-Know-how von RENK mit der hochmodernen Software Mithra OS von ARX Robotics. Dieses KI-gestützte Betriebssystem ermöglicht die digitale Modernisierung bestehender Flotten und die Umrüstung älterer Fahrzeuge in intelligente, vernetzte und autonome Systeme.
Internationalisierung und Skalierung von Software-definierten Verteidigungslösungen
Im Rahmen der Zusammenarbeit werden ARX Robotics und RENK strategisch neue und aufstrebende Märkte für autonome Lösungen erkunden und ausbauen, wobei der Schwerpunkt auf Schlüsselregionen liegt, in denen die Nachfrage nach fortschrittlichen Verteidigungstechnologien steigt. Dabei profitiert die Zusammenarbeit von RENKs globaler industrieller Präsenz in den wichtigsten westlichen Verteidigungsmärkten, den engen Kundenbeziehungen zu mehr als 70 Armeen und 40 Marinen sowie der umfassenden Systemkompetenz bei mobilitätsbezogenen Leistungsanforderungen für Land- und Seeplattformen. Diese etablierte Marktpräsenz und der Zugang zu wichtigen Kunden, politischen Behörden und lokalem Produktions-Know-how gewährleisten eine schnelle Einführung und Skalierbarkeit. Zu den Zielmärkten gehören die USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Indien und der Nahe Osten, wo die Modernisierungsanstrengungen und die Nachfrage nach autonomen Funktionen zunehmen.
Industrialisierung der Versorgung für die DefenseTech-Anforderungen von morgen
Die Partnerschaft zwischen RENK und ARX Robotics spiegelt die gemeinsame Überzeugung wider, dass die Verteidigung auf der Grundlage von kampferprobten Systemen softwaredefiniert wird. Gemeinsam werden die beiden Partner das digitale Grundgerüst für Landsysteme entwickeln, um die Unabhängigkeit der europäischen Verteidigung zu gewährleisten. Die Zusammenarbeit geht über ein einzelnes Produkt hinaus: es geht darum, die Zukunft der unbemannten Mobilität zu definieren und die Weichen dafür zu stellen, wie KI, Autonomie und Mobilität die Zukunft der europäischen Verteidigung gestalten werden. Die Zusammenarbeit fördert autonome Verteidigungssysteme, die für den Einsatz in der Praxis bereit sind.
Beide Unternehmen engagieren sich für lokale Produktions- und Lieferketten und passen ihre Lösungen an die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Region an, indem sie skalierbare, leistungsstarke Plattformen anbieten, die schnell eingesetzt werden können. Dazu gehört auch die Erforschung von Anwendungen für größere autonome Fahrzeugklassen – wie Mithra OS für künftige Marineanwendungen – um sicherzustellen, dass die Partnerschaft an der Spitze der Entwicklung autonomer Technologien bleibt. Die RENK Group und ARX Robotics prüfen außerdem weitere Möglichkeiten zur Vertiefung ihrer Partnerschaft, beispielsweise durch Joint Ventures und/oder Finanzinvestitionen.
Berücksichtigung der strategischen Prioritäten der NATO
Diese Partnerschaft steht im Einklang mit der NATO-Vision für technologische Innovation und industrielle Widerstandsfähigkeit. Durch die Verbindung der umfassenden Produktionserfahrung von RENK mit den fortschrittlichen Softwarefähigkeiten von ARX Robotics gewährleistet die Zusammenarbeit die Entwicklung zuverlässiger, skalierbarer Technologien zur Verbesserung der Abschreckung und dem Schutz der Bürger des Bündnisses.
PropTech Germany Studie 2025
Die Studie zeigt: Hürden nehmen weiter zu – erfolgreiche PropTechs setzen auf Zugang, Netzwerk, Positionierung – Wagniskapital bleibt entscheidender Wachstumsfaktor – ESG und digitale Reife dominieren Nachfrageentwicklung.

Die auf Innovation im Bau- und Immobiliensektor spezialisierte blackprintpartners GmbH (blackprint) mit Sitz in Frankfurt am Main hat gemeinsam mit dem Institut für Immobilienwirtschaft und -management der Technischen Hochschule Aschaffenburg die „PropTech Germany Studie 2025“ veröffentlicht.
Die seit 2020 jährlich erscheinende Untersuchung gilt inzwischen als Benchmark für die Entwicklungseinschätzungen des Tech-Sektors der Bau- und Immobilienwirtschaft. Sie beleuchtet die Einschätzung von PropTechs als Lösungsanbieter*innen entlang des gesamten Immobilienlebenszyklus auf die Branche – und damit als Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Sektors. Für die sechste Ausgabe der Studie wurden von Februar bis Mai 2025 insgesamt 205 Fragebögen ausgewertet. Die diesjährigen Schwerpunkte: Hürden für PropTechs, Erfolgsfaktoren zur Kund*innengewinnung sowie der Zugang zu Wachstumskapital.
Digitaler Reifegrad bleibt niedrig – Hürden für PropTechs steigen
Die PropTech Germany Studie 2025 zeigt: Der digitale Reifegrad der Branche bleibt gering – und genau das erschwert PropTechs den Markteintritt. Die zentralen Herausforderungen sind in allen Phasen deutlich ausgeprägter als in den Vorjahren. Bereits beim Aufbau des Geschäftsmodells blockieren die geringe Digitalisierungsbereitschaft der Corporates und fehlende Entscheidungsstrukturen neue Lösungen. Der Zugang zum/zur richtigen Ansprechpartner*in bleibt die größte Hürde beim Vertrieb: Für 33 Prozent der PropTechs ist die eigene mangelnde Bekanntheit das entscheidende Hindernis. Selbst bei bereits erfolgtem Vertragsabschluss scheitern Implementierungen in der Praxis an fehlender Business-Priorität und mangelndem C-Level-Push in den Bestandsunternehmen.
Erfolgsfaktoren: Zugang, Netzwerk, Positionierung, Persönlichkeit
Die Erfolgsfaktoren erfolgreicher PropTechs sind 2025 weniger klar als in den Vorjahren, lassen sich aber eindeutig identifizieren: Zugang zu den richtigen Ansprechpartner*innen (51 %), ein gutes Vertriebsteam (43 %), starke Vernetzung in der Branche (40 %) sowie hohe Sichtbarkeit von Marke und Gründungsteam sind ausschlaggebend für die Umsatzgenerierung. Die Erkenntnis: Ohne einen durchdringungsstarken Vertrieb und aktives Marken- und Personal Branding gelingt keine Skalierung. Bei Finanzierungsrunden bleiben Marktpotenzial, Geschäftsmodell, klare strategische Positionierung und die Persönlichkeit der Gründer*innen die wichtigste Erfolgsfaktoren.
Finanzierungsrunden dauern länger – Kapitalbedarf trifft auf Reife
Trotz stagnierender Marktstimmung steigt der Reifegrad des Sektors: 68 Prozent der PropTechs befinden sich im laufenden Betrieb, 43 Prozent konnten 2024 erfolgreich Wachstumskapital einsammeln – erstmals mit wieder leicht positiver Entwicklung gegenüber den Vorjahren. Die Dauer von Finanzierungsrunden nimmt allerdings zu: Im Schnitt dauert eine Runde acht Monate, nur 13 Prozent schließen schneller als in drei Monaten ab. Das attraktive Marktpotenzial bleibt entscheidend – Proof of Scalability wird verlangt. Weniger als ein Viertel der Finanzierungen wird öffentlich gemacht, obwohl positive Sichtbarkeit essenziell wäre.
Nachhaltigkeit: Vom Imagefaktor zum Erfolgsbooster
ESG-Regulatorik entwickelt sich zum stärksten Veränderungstreiber – sowohl für die Bau- und Immobilienwirtschaft als auch für die PropTechs selbst. 59 Prozent der PropTechs sehen sich unter starkem Druck durch ESG-Regeln – was zunehmend Auswirkungen auf Produkte, Vertrieb und Umsatz hat: 60 Prozent der Unternehmen berichten von mehr Aufträgen, 20 Prozent von deutlich gesteigerten Umsätzen. Nachhaltigkeit wirkt damit klar über den Imagefaktor hinaus: Sie wird zum Erfolgsbooster.
Prof. Dr. Verena Rock, Leiterin des IIWM Institut für Immobilienwirtschaft und -management, Technische Hochschule Aschaffenburg: „Diese 6. PropTech Germany Studie zeigt in gewisser Weise einen leichten Rückschritt in der Entwicklung, da die Herausforderungen der PropTechs mit ihren Kunden, der traditionellen Immobilienwirtschaft, zunehmen. Eigentlich offenbart sich aber gerade in Krisenzeiten die in unserer Branche notwendige digitale Transformation, die die Branche in enger Kooperation mit PropTechs als innovative, wendige und bisweilen zwingend disruptive Marktteilnehmer lösen kann. Die in unserer Studie ermittelten Erfolgsfaktoren sind beiderseits zu beachten und können den Weg nach vorn ebnen.“
Sarah Schlesinger, Managing Partner/CEO bei blackprint: „Wieder ist die PropTech Germany Studie ein Auf- und Weckruf an unsere Bau- und Immobilienwirtschaft: Lösungen sind breit vorhanden. Technologie und Innovationen sind bereit – für alle Nutzungsklassen und Wertschöpfungsstufen. PropTechs halten der Branche erneut den Spiegel vor: Die sich deutlich verschärften Herausforderungen der PropTechs bei Markteintritt, Verkauf ihrer Lösungen und anschließend bei der Implementierung spiegeln den niedrigen Transformations-, Digitalisierungs- und Innovationsreifegrad wider. Gleichzeitig sind die Erfolgsfaktoren klar: die richtigen Ansprechpartner, gute Netzwerk-Kenntnis, herausgehobene Positionierung und Markenbekanntheit sorgen für Umsatz; ein starkes Marktpotenzial für notwendiges Wachstumskapital. Der Sektor ist reifer denn je. Zeit, dass Bau- & Immobilienwirtschaft ihre F&E-Abteilung die PropTechs für ihren Erfolg nutzen.“
Die vollständige PropTech Germany Studie 2025 gibt's hier
Filics: Münchner Robotik-Start-up sichert sich 13,5 Mio. Euro
Das Münchner Start-up Filics sichert sich eine Wachstumsfinanzierung in Höhe von 13,5 Mio. Euro zum Ausbau und Ausrollen seiner Robotik-Plattform zum Ladungsträgerhandling.

Das Münchner Robotik-Start-up Filics, Entwickler von innovativen Lösungen für das autonome Ladungsträgerhandling, gibt heute den erfolgreichen Abschluss seiner Finanzierungsrunde bekannt. Zu den neuen Investoren gehören Sandwater, Alven, F-LOG Ventures und der Amazon Industrial Fund. Zudem beteiligen sich Bayern Kapital, der Business-Angel Andrei Danescu (Gründer & CEO Dexory) und Helmut Schmid (CCO von Filics und ehemaliger CEO von Agilox), ebenso wie Capnamic und 10x Founders.
Fokus auf Produktentwicklung und Internationalisierung
Die eingesammelten Mittel werden primär in den Ausbau der Produktentwicklung und der Robotik Plattform sowie in die Internationalisierung des Geschäftsmodells fließen. Filics plant, die Filics Unit – das innovative Doppelkufensystem für automatisiertes Palettenhandling – Ende 2025 zusätzlich für Bodenblocklager verfügbar zu machen und 2026 den Markteintritt in weiteren europäischen Märkten vorzubereiten. „Mit der neuen Finanzierungsrunde setzen wir den nächsten großen Schritt in unserer Wachstumsstrategie. Dank der starken Unterstützung können wir die Technologie weiter optimieren und skalieren. Das Vertrauen unserer Investoren ist dabei Rückenwind und Verpflichtung zugleich“, erklärt Gregor Kolls, Mitgründer und CEO von Filics.
Fortgeschrittene Technologie im Fokus internationaler Investor*innen
Filics ist eine Technologiefirma, welche sich auf besonders flache Transportroboter fokussiert hat. Dabei entwickelt Sie Roboter, welche 1,2 Tonnen – also alle gängigen Gewichte - personensicher in der Intralogistik verfahren können. Hinzu agieren die Roboter autonom und können flexibel verschiedenste Arten von Ladungsträgern unterfahren.
Die "Filics Unit" ist Ihr erstes Produkt und besteht aus zwei omnidirektionalen Robotern, die speziell für die Handhabung von Europaletten entwickelt wurden. Das System bewegt sich autonom durch das Lager, fährt unter Paletten und transportiert diese, wobei der benötigte Platz für das Manövrieren auf ein Minimum reduziert wird. Die Technologie ermöglicht Platzersparnisse von bis zu 30 Prozent und adressiert zentrale Herausforderungen der Logistikbranche wie Platzmangel, Kapazitätsengpässe und Fachkräftemangel. Die Filics Unit ist weltweit die erste Lösung, die auf dem Boden stehende Paletten und Ladungsträger komplett unterfahren und durchfahren kann, um auch dahinterliegende Ladungsträger zu transportieren.
„Unsere Branche entwickelt sich weiterhin rasant, und wir prüfen ständig innovative Möglichkeiten, Platz, Personal und Energie optimal zu nutzen – was letztlich unseren Mitarbeitenden sowie Kundinnen und Kunden zugutekommt“, sagte Franziska Bossart, Leiterin des Amazon Industrial Innovation Fund. „Wir sind begeistert von Filics’ innovativem Ansatz, die Logistikbranche voranzubringen, indem sie bedeutende Platzeinsparungen durch flexiblere und skalierbare Automatisierung ermöglichen.“
„Die Technologie von Filics spart nicht nur Platz, sondern bietet auch einen flexiblen und skalierbaren Weg zur Lagerautomatisierung. Für uns bei Sandwater ist das eine Lösung mit echtem Potenzial, Lagerhäuser grundlegend zu verändern – weniger Fläche, höhere Produktivität und ein kleinerer Fußabdruck dank einer cleveren Kombination aus Hard- und Software. Das Team hat uns wirklich beeindruckt“, sagt Morten E. Iversen, Partner bei Sandwater.
Von der TUM zur Industrielösung, unterstützt von breitem Branchen-Netzwerk
Die Gründer starteten an der Technischen Universität München (TUM) und entwickeln seit 2021 die Technologie – unterstützt von namhaften Early-Stage-Investoren/Begleitern wie Dr. Klaus Dieter Rosenbach, ehemaliger Chief Technology Officer der Jungheinrich AG, ELOKON Ventures, Arnold Vetter (Vetter Industries), Navid Thielemann und Christian Flick von der ThielemannGroup, sowie den ProGlove Gründern mit Ihrem OMA Business Angel. Die Technologie wird von führenden Unternehmen wie der Bosch GmbH, der DHL Group und der Nagel Group getestet. Die ersten industriellen Einsätze haben bereits begonnen.
Ambitionierte Zukunftspläne
Die Filics Unit wird bis Ende 2025 für den Einsatz in Bodenblocklagern weiterentwickelt, wodurch dort Platzersparnisse von bis zu 66 Prozent erzielt werden können. Mittelfristig plant das Unternehmen die Technologie weiterzuentwickeln, um eine vollautonome Lkw-Beladung in weniger als fünf Minuten ermöglichen. „Unser Ziel ist es, das Palettenhandling neu zu definieren und die Logistikbranche mit umfassenden Automatisierungslösungen zu transformieren. Die starke Nachfrage nach unserer Technologie bestätigt, dass wir mit unserer Lösung den Nerv der Zeit getroffen haben“, sagt Helmut Schmid, CCO bei Filics.
Fußball-Legende Thomas Müller steigt bei Kindermöbel-Start-up poptop ein
Das Kindermöbel-Start-up poptop aus Österreich sichert sich eine millionenschwere Finanzierung von einer Investoren-Gruppe rund um Fußball-Legende Thomas Müller.

Poptop ist der neueste Coup der woom-Gründer Marcus Ihlenfeld und Christian Bezdeka, die sich mit dem eCommerce-Profi John Brady zusammengetan haben, um den Kindermöbelmarkt mit rasantem Tempo auf den Kopf zu stellen. Nur knapp zwei Jahre nach der Gründung konnte sich das junge Unternehmen ein siebenstelliges Investment sichern – eine klare Bestätigung der Vision, den europäischen Kindermöbelmarkt zu revolutionieren. Die Investoren-Gruppe rund um Fußballlegende Thomas Müller eint der Glaube an das enorme Marktpotenzial – und an das Gründerteam mit bewiesener Erfolgsbilanz.
Thomas Müller zeigt sich begeistert: „poptop denkt Kindermöbel neu – mit Stil, Funktion und Verantwortung. Die glücklichen Kunden, der riesige Markt und das starke Team sprechen für sich. Hier kann was richtig Großes entstehen und ich freu mich sehr, dabei zu sein.“
Innovation Made in Austria: Wo Kinderträume Möbel werden
Poptop entwickelt keine gewöhnlichen Möbel, sondern klug designte, nachhaltige Produkte, die die Kreativität und Selbständigkeit von Kindern fördern. Gestartet ist poptop mit einem vollmechanischen, höhenverstellbaren Kinderschreibtisch, der ohne Strom, dafür aber mit cleverer Technik und stilvollem Design punktet. Mit dem kürzlich gelaunchten Kinderschreibtischstuhl wurde das Angebot weiter ausgebaut.
Das erklärte Ziel: Poptop soll sich als führender Anbieter für das komplette Kinderzimmer etablieren. Schon jetzt sind viele weitere spannende Möbel auf der Roadmap und in der Konzeptphase, um das Kinderzimmer in einen Raum voller Entfaltungsmöglichkeiten zu verwandeln.
Mitgründer Marcus Ihlenfeld, fasst zusammen: „Unsere Mission ist klar: Wir revolutionieren das Kinderzimmer – für eine selbstständige und kreative Generation von morgen. Genau darauf richten wir unser gesamtes Handeln und unsere Produktentwicklung aus.“
Auf dem Weg zum europäischen Marktführer
Mit einem Umsatzwachstum von über 400 % innerhalb des ersten Jahres katapultierte sich poptop aus dem Stand in die Aufmerksamkeit der Branche. Für 2025 wird die 2-Millionen-Euro-Umsatzmarke anvisiert und die internationale Expansion ist bereits in Planung. Aktuell liegt der Fokus auf dem DACH-Raum, weitere Länder stehen jedoch auf der Roadmap.
Parallel zum eigenen eCommerce-Webshop entsteht ein starkes Händlernetzwerk, das die Markenpräsenz europaweit verankern soll.
Mitgründer Christian Bezdeka betont: „Wir haben mit woom schon einmal ein Kinderprodukt zur Weltmarke gemacht. Jetzt kommt das nächste. poptop soll der neue Maßstab für Kindermöbel werden.“
Das frische Kapital soll in Produktinnovation, Brand Building, internationale Skalierung und den Aufbau eines internationalen Vertriebsnetzwerks investiert werden. Langfristiges Ziel ist die Marktführerschaft im Kindermöbelbereich – mit über 100 Millionen Euro Jahresumsatz.
Gründer*in der Woche: Zepta – smart, digital, nachhaltig
Schädlingsbekämpfer haben es in Deutschland nicht leicht: Rund 6.000 Fachkräfte arbeiten in dieser Branche, Nachwuchs gibt es kaum. Denn nur für die Wenigsten ist es ein Traumjob, das Image ist mies. Martin Cirillo-Schmidt, Lukas Deuscher und Nick Leiding möchten das ändern. Mit Zepta haben sie ein smartes Monitoringsystem erfunden, das die Branche nicht nur moderner, sondern auch attraktiver machen soll. Wie ihnen das gelingt, welche Hürden sie nehmen mussten und warum sie sich manchmal in eine Bar zurückziehen, verraten Nick und Lukas im Interview.

Früher habt ihr Mojitos und Pina Colada gemixt, heute befasst ihr euch eher mit Giftcocktails. Wie kommt's dazu?
Nick Leiding: Genau, kein Witz. Wir haben uns in einer Bar kennengelernt, in der wir beide als Studenten jobbten. Uns war schnell klar – auch in den stressigsten Situationen können wir uns aufeinander verlassen, wir arbeiten trotzdem präzise und Spaß macht es auch noch. Der einzige Unterschied zu unserem Studentenjob ist, dass wir heute möglichst wenig Wirkstoffe in Umlauf bringen.
Lukas Deuscher: Mit unserer Lösung müssen die Schädlingsbekämpfer nur dann etwas einsetzen, wenn es wirklich einen Befall gibt. Und darüber werden sie per App oder PC informiert. So können Schädlingsbekämpferinnen und -bekämpfer mitunter sogar aus dem Homeoffice arbeiten. Und das spart nicht nur jede Menge Gift in der Umwelt, sondern macht den Beruf vielleicht sogar eine Ecke attraktiver.
Attraktiv – ein Begriff, den man nicht sofort mit Rattenbekämpfung verbindet. Warum ist eigentlich das Image der Branche so schlecht?
Lukas: In Deutschland ist der Beruf stigmatisiert. Wer möchte einen Firmenwagen mit Schädlingsbekämpfung vor der Tür stehen haben? Das Gerede der Nachbarn könnte schlimmer sein als die Schädlinge. Allein der Name Schädlings-Bekämpfung – also Schaden und Kampf – hört sich schon wirklich negativ an. In den USA ist das Mindset ganz anders. „Protected by Pest Control“ ist dort ein Zeichen für besondere Sorgfalt.
Nick: Genau. Und mit Zepta wollen wir zeigen, dass hier nicht Leute am Werk sind, die mit Gift um sich werfen, sondern Hightech einsetzen. Das könnte auch bei jungen Menschen dazu führen, dass sie den Job nicht kategorisch ausschließen.
Ihr habt Wirtschaftsinformatik bzw. Maschinenbau studiert. Wie kommt man da auf Rattenbekämpfung?
Nick: Ich hatte mit Schädlingsbekämpfung überhaupt nichts am Hut, bis ich Lukas kennenlernte. Er ist mit der Branche großgeworden, sein Vater arbeitet bei einem großen Chemiekonzern. Wir beide wussten, dass man hier richtig was reißen kann. Vom Aufpolieren des Images über Digitalisierung bis hin zur Gestaltung der Zukunftssicherheit in Bezug auf EU-Gesetze.
Der erste Prototyp ist dann wie bei Daniel Düsentrieb entstanden, mit einer kleinen Explosion hier und da?
Nick: Nee, das lief zwar mühsam, aber ging laufend voran. Zuerst mussten wir natürlich Geld für die Entwicklung auftreiben. Wir haben beim Chemovator, dem Inkubator von BASF, gepitcht und wurden genommen. Dort wurden wir dann quasi angestellt mit dem Ziel, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Die ersten Prototypen kamen aus dem 3D-Drucker, und wir haben bei jeder Version etwas dazugelernt. Einmal waren wir etwa einen halben Tag lang auf Fehlersuche und merkten dann, dass eine SIM-Karte falschherum im Gerät steckte. Im März 2022 funktionierte dann alles stabil – Technik, Sensorik, App. Eine mehrwöchige Testphase in England, die super lief, hat uns dann die Tür zu weiteren Investoren geöffnet – Bm-t, Gimic Ventures und dem Technologiegründerfonds Sachsen.
Und wie lief der Schritt zur Serienproduktion?
Lukas: Eigentlich recht problemlos, nachdem die Technik stand. Die größte Hürde war unser eigener Qualitätsanspruch. Bei wenigen Geräten ist es noch leicht, in der Masse wird es dann komplex. Während unserer Zeit beim Chemovator haben wir glücklicherweise Martin kennengelernt, der unser dritter Mann im Boot wurde. Durch frühere Unternehmen hat er beste Kontakte zu asiatischen Herstellern, die uns nun hochwertige Komponenten liefern. Um die Entwicklung und Qualitätssicherung kümmern wir uns aber in Deutschland, da sind wir einfach zu detailverliebt.
Wie hat die Branche bei der Markteinführung reagiert?
Nick: Wir haben schon bei den ersten Messen gemerkt, dass die Leute sehr interessiert sind. Vor allem, weil im Januar 2026 eine Gesetzesänderung ansteht, durch die Schädlingsbekämpfer bestimmte Wirkstoffe nicht mehr präventiv, ohne den Nachweis eines Befalls, auslegen dürfen. Mit Zepta und unserem Monitoring haben wir also einen Nerv getroffen. Die Schädlingsbekämpfer sind so einer neuen Technologie gegenüber nicht nur offen, sondern fragen auch viele Details nach, zum Beispiel wie es um den Datenschutz steht, oder vor allem was die Nachhaltigkeit angeht. Viele Schlagfallen sind nach drei Jahren Elektroschrott, weil etwa der Akku – nicht austauschbar ist. Das wollten wir vermeiden, deswegen lassen sich bei uns alle Teile wechseln und die Sensoren können in schon vorhandene Boxen nachgerüstet werden.
Lukas: Auch die Mundpropaganda hilft uns enorm. Schädlingsbekämpfer rufen uns zum Teil direkt an, aber uns erreichen in letzter Zeit auch immer mehr Anfragen von Leuten, die über verschiedene Kanäle von uns gehört haben und unser System ausprobieren möchten. Das Feedback ist jedenfalls sehr positiv. Sie merken, dass Zepta die Branche nicht nur in die digitale Welt führt, sondern auch für den Nachwuchs interessanter macht.
Ihr seid inzwischen fest am Markt etabliert. Würdet ihr heute etwas anders machen?
Nick: Wir hätten früher damit anfangen sollen, Leute einzustellen und Verantwortung abzugeben. Am Anfang denkt wahrscheinlich jeder Gründer, er würde etwas verlieren, wenn er seine Idee mit anderen Menschen teilt. Doch das Gegenteil ist richtig. Die Entwicklung geht sogar deutlich schneller voran. Das Große und Ganze haben alle im Blick, aber jeder kann sich auf seine Stärken konzentrieren und Ideen einbringen.
Was für Ideen habt ihr denn für die Zukunft in der Schublade?
Lukas: Einige, aber die Schublade ist im Moment noch verschlossen (lacht). Aber im Ernst: Natürlich denken wir schon über die nächsten Schritte nach, im Moment ist es aber noch zu früh, darüber zu sprechen. Die Branche entwickelt sich ständig weiter, sei es durch neue Gesetze oder neue Technik, und da wollen wir nicht nur nachziehen, sondern Vorreiter sein.
Nick: Der Bedarf wird sicherlich wachsen, weil sich unerwünschte Nager durch die Erderwärmung noch schneller verbreiten werden. Wir werden Profis das richtige Werkzeug liefern, um diese Herausforderung zu meistern. Smart, digital und nachhaltig – daran werden wir uns auch in Zukunft halten.
Und last, but not least: Was wollt ihr anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?
Nick: Ich rate allen Gründerinnen und Gründern, sich auch schon in der Anfangsphase mit anderen Leuten auszutauschen und Ideen zu besprechen – so bekommt man ehrliches Feedback, spart Zeit und schärft die Vision. Und, wenn möglich, das Team frühzeitig zu erweitern. Mitstreiter, die an die Idee glauben, sorgen für Fortschritt und Qualität.
Lukas: Ich rate Unternehmern, selbstkritisch zu sein und zu reflektieren: Fehlen Kompetenzen im Team? Müssen wir Lücken schließen? Das sollte Priorität bei der Personalplanung haben. Und noch ein Tipp: Redet so früh wie möglich mit potentiellen Kunden. Bessere Ratgeber gibt es nicht, denn sie setzen das Produkt ja ein. Und auch immer vor Augen halten: Entwickle für deine Kunden, nicht für dein Ego.
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eleQtron: Quantencomputer-Start-up als Technology Pioneer 2025 vom WEF ausgezeichnet
EleQtron, das erste deutsche Start-up für Quantencomputer-Hardware, zählt zu den 100 innovativsten Tech-Unternehmen weltweit und wurde jetzt vom Weltwirtschaftsforum (WEF) als Technology Pioneer 2025 ausgezeichnet.

Das 2020 von Christof Wunderlich, Michael Johanning und Jan Leisse gegründete eleQtron entwickelt skalierbare Ionenfallen-Quantenprozessoren auf Basis einer firmeneigenen Technologie, die komplexe Lasersysteme durch Hochfrequenzsteuerung ersetzt – ein Durchbruch, der präzise, stabile und skalierbare Quantencomputersysteme ermöglicht.
Jetzt wurde das in Siegen ansässige Start-up vom Weltwirtschaftsforum (WEF) als Technology Pioneer 2025 ausgezeichnet – und zählt damit zu den weltweit nur 100 Unternehmen, die in diesem Jahr in das renommierte Programm aufgenommen wurden.
EleQtron ist eines von nur vier Unternehmen aus Deutschland, die in diese internationale Spitzengruppe aufgenommen wurden. Mit dieser Auszeichnung reiht sich das Unternehmen in die Riege wegweisender Unternehmen wie Google, Airbnb, Spotify, Klarna und Palantir ein – allesamt ehemalige Technology Pioneers, die ganze Branchen verändert haben.
Als ausgewählter Technology Pioneer wird eleQtron künftig mit Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft weltweit zusammenarbeiten, um den verantwortungsvollen Einsatz neuer Technologien mitzugestalten. Die Auswahl erfolgt in einem hochkompetitiven Verfahren – bewertet werden technologische Innovationskraft, globales Wirkungspotenzial, Skalierbarkeit und Zukunftsfähigkeit.
Jan Henrik Leisse, Mitgründer und CEO von eleQtron, kommentiert: „In diesem besonderen Jubiläumsjahr als Technology Pioneer ausgewählt zu werden, ist eine außergewöhnliche Ehre – und ein klares Signal, dass Quantencomputing die Schwelle zur realen Anwendung überschreitet. Wir sind stolz, Deutschland zu vertreten, und freuen uns darauf, unsere Vision skalierbarer, hochpräziser Quantensysteme zur Lösung globaler Herausforderungen einzubringen.“
Unterstützt von Spitzeninstitutionen, führenden Unternehmen und öffentlicher Förderung verfolgt eleQtron konsequent das Ziel, Quantentechnologie in industrielle Anwendungen zu überführen – und so gesellschaftlichen Fortschritt voranzutreiben. Was eleQtron im globalen Quanten-Ökosystem einzigartig macht, ist die firmeneigene MAGIC®-Technologie („Magnetic Gradient Induced Coupling“), bei der Ionen-Qubits nicht mit Lasern, sondern mit Mikrowellen gesteuert werden. Dieses Verfahren ermöglicht stabilere, präzisere und besser skalierbare Quantensysteme – und das bei geringeren Betriebskosten. EleQtron will mit dieser Technologie eine neue Ära industriell nutzbarer Quantentechnologie einläuten – mit Anwendungen in Logistik, Chemie, Pharma und Künstlicher Intelligenz.
Vormerken: Mehr über eleQtron liest du in der StartingUp (Print-)Ausgabe 03/25 – ab 19. September hier erhältlich – auch als ePaper.
NaroIQ: Kölner FinTech schließt Seed-Finanzierung über 6,5 Mio. Dollar ab
Das 2022 von Chris Püllen und Nils Krauthausen gegründete FinTech ermöglicht Unternehmen, eigene ETFs und Fonds unkompliziert aufzulegen und zu verwalten.

Das Kölner FinTech NaroIQ erhält mehr als 6,5 Millionen US-Dollar (5,85 Mio. Euro) als Seed-Finanzierungsrunde. Die Runde führt der auf kritische Infrastrukturen spezialisierte VC-Investor Magnetic an, gefolgt von Redstone, einem namhaften europäischen Fintech-VC. Die bestehenden Venture-Investoren wie der renommierte US-VC General Catalyst erhöhen ihre Beteiligung.
Mit dem frischen Kapital baut NaroIQ seine digitale Fondsinfrastruktur aus, die es Unternehmen ermöglicht, ETF- und Fondsprodukte digital und kosteneffizient aufzulegen und zu managen. Das FinTech arbeitet mit seiner Lösung an einer unabhängigen europäischen Alternative zur US-dominierten ETF-Landschaft und ermöglicht den ETF-Markteintritt für kleinere Fondsanbieter.
Türöffner für mehr Wettbewerb am ETF- und Fondsmarkt
Während der europäische ETF- und Fondsmarkt Rekordzuflüsse verzeichnet, verhindern analoge Strukturen innovative Investmentangebote und einen breiten Marktzugang, was für eine enorme Konzentration von Vermögen bei wenigen Anbietern sorgt. Genau hier setzt NaroIQ mit seiner Lösung für Fonds und ETFs an: Die digitale Fondsinfrastruktur senkt die Kosten für die Neuauflage und das Management bestehender Fondsprodukte. Dies sorgt für eine schnellere Markteinführung, flexiblere Produktgestaltung und geringere Anfangsinvestitionen. So eröffnet NaroIQ neue Zugänge zum Finanzmarkt und bestehende Anbieter wie Banken, Versicherer und Vermögensverwalter können effizienter und kostengünstiger arbeiten.
„Wir stehen am Anfang eines einzigartigen Wandels: ETFs werden Fonds in den nächsten zehn Jahren im Retail-Markt ersetzen und die Margen werden deutlich sinken“, erklärt Chris Püllen, Mitgründer und CEO von NaroIQ. „Ohne eine technologische Lösung werden nur die großen Fondsanbieter überleben, die von Skaleneffekten profitieren können. Das führt zu einer alarmierenden Konzentration von Macht und Vermögen am Markt. Mit unserer digitalen Fondsinfrastruktur können auch kleinere Unternehmen und Kapitalverwaltungsgesellschaften in der Zukunft weiter profitabel eigene ETF-und Fondsangebote anbieten, sodass Anlegende weiter von einem diversen Kapitalmarkt und innovativen Ideen profitieren.“
Unterschätzter, analoger Milliardenmarkt mit viel Potenzial in Europa
Mit einem Gesamtvolumen von 22,9 Billionen Euro ist der europäische UCITS- und AIF-Markt laut EFAMA riesig – basiert jedoch weitgehend auf analoger Infrastruktur. In einer Studie von Ernst & Young wird der Digitalisierungsgrad des Marktes für Fondsinfrastruktur mit nur 1,6 von 5 Punkten bewertet. Dies führt zu erheblichem Margendruck, wie eine aktuelle Studie der Strategieberatung zeb zeigt: Während das verwaltete Vermögen von Asset Managern in den letzten fünf Jahren um 8,8 Prozent wuchs, stiegen die Gewinne nur um 0,7 Prozent. Entsprechend verlangt der Markt nach flexiblen und digitalen Lösungen, die Kosten reduzieren, was NaroIQ über seine modulare Technologie bietet.
Das betont auch David Rosskamp, Founding Partner vom VC Magnetic: „Während grundlegende Finanzdienstleistungen immer noch auf manuelle, fragmentierte Back-End-Prozesse angewiesen sind, ist die digitale Infrastruktur von NaroIQ entscheidend für die Erschließung von Effizienz, Echtzeit-Transparenz und Kosteneinsparungen. Die API-first, cloud-native Plattform des Teams adressiert die ineffizientesten Arbeitsabläufe des Sektors und positioniert NaroIQ, um die nächste Innovationswelle in der Fondsadministration in Europa und darüber hinaus voranzutreiben.“
Europas ETF-Paradox: Warum es souveräne Infrastrukturen braucht
NaroIQ adressiert zudem ein brisantes Paradox und eine strukturelle Schwäche des europäischen ETF-Markts: Er ist einer der größten ETF-Märkte weltweit, wird aber von wenigen Anbietern und vor allem von US-basierten Fondsadministratoren dominiert. Die fünf größten ETF-Manager vereinen drei Viertel des verwalteten Vermögens, während US-basierte Unternehmen zwei Drittel des Vermögens verwalten und vier Fünftel des verwalteten Vermögens administrieren. In Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen wird finanzielle Souveränität zunehmend zum strategischen Faktor. Daher suchen Europas Finanzinstitute verstärkt nach europäischen Partnern und diversifizieren ihre Anlagen.
Genau diese Lücke will NaroIQ schließen, indem das FinTech eine resilientere und leistungsstarke Fondsinfrastruktur ‘made in Europe’ aufbaut, die auch kleineren Unternehmen und Kapitalverwaltungsgesellschaften den ETF-Markteintritt ermöglicht. Das frische Kapital wird gezielt in die technische Weiterentwicklung und die weitere Lizenzierung investiert. Der Launch der ersten Partner ist als wichtiger Meilenstein noch für dieses Jahr geplant.