Fünf Jahre DSGVO – vom Säbelzahntiger zum Bettvorleger?

Autor: Achim Barth
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Ein Kommentar von Datenschutzexperte Achim Barth zu fünf Jahren Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

In den ersten fünf Monaten im Jahr 2018 hätte man meinen können, dass die Geschäftswelt kurz vor dem Untergang steht. Auslöser der Panik: die Datenschutz-Grundverordnung. Es herrschte große Angst vor Abmahnwellen, vor Bußgeldern in Millionenhöhe und blinder Aktionismus im Mittelstand – alles wegen des 25. Mai 2018, an dem die DSGVO in Kraft trat. Und was ist passiert? – Nichts!

Die Abmahnwelle blieb aus – was von vornherein klar war, denn Datenschutz ist kein Wettbewerbsrecht. Die Angst vor Abmahnungen war vor allem das Schreckgespenst vieler Anwaltskanzleien. Bußgelder? Das erste größere Bußgeld wegen eines DSGVO-Verstoßes ließ lange auf sich warten. Das Dating-Portal „Knuddels“ musste 20.000 Euro Bußgeld bezahlen, weil es Passwörter seiner Kunden nicht verschlüsselte. Die richtig hohen Bußgelder in Millionenhöhe werden nicht in Deutschland verhängt, sondern vor allem in Frankreich, Luxemburg und neuerdings auch in Irland. Einzige Ausnahme in Deutschland war „H&M“ mit 35 Millionen Euro Bußgeld wegen unzulässiger Mitarbeiterbefragung.

Viel Wind aus der falschen Richtung

Aber es ist doch etwas passiert. Der Unmut der Unternehmen bezüglich des Datenschutzes wuchs stetig. Nicht wegen der Bußgelder, sondern wegen des völlig unnötigen Aktionismus vor dem offiziellen Inkrafttreten. Unwissende oder überängstliche Geschäftsführer, oft gestresst von übereifrigen Datenschutzbeauftragten, Beratern und vor allem von einem Informationswirrwarr im Internet, verpulverten Unsummen an Geld, um Prozesse zu ändern, Betroffene zu informieren oder IT-Systeme anzupassen – oft für Dinge, die die DSGVO gar nicht fordert. Noch heute muss der Datenschutz herhalten, wenn bestimmte Dinge nicht mehr funktionieren. Ganz nach dem Motto: „Aus Datenschutzgründen können wir das nicht nachvollziehen/ eintragen/ dokumentieren.“ Oft werden die (schlechten) Prozesse im Betrieb gar nicht mehr hinterfragt, die man 2018 ungerechtfertigterweise für die DSGVO eingeführt hat.

Und die staatlichen Aufsichtsbehörden? Die haben erst einmal zwei Jahre die Zeit der „Beratung“ ausgerufen, personell aufgestockt und die Verantwortlichen, also Unternehmer, Inhaber, Geschäftsführer beraten und informiert. Anschließend wurde die Phase der „Kontrolle“ aufgerufen. Dann kam Corona. Die Mitarbeiter der Aufsichtsbehörden agierten im Homeoffice und waren erst mal mit sich selbst, der „pandemischen Datenverarbeitung“ und diversen Corona-Warn-Apps beschäftigt. Manch eine Aufsichtsbehörde fühlte sich dazu aufgerufen, vor Videokonferenzsystemen zu warnen. Und Schulen sollten doch bitte schön nicht mit Teams den Onlineunterricht gestalten, sondern mit europäischen Anbietern.

Oder doch nur ein laues Lüftchen?

Wirklich unangenehm wurde es für die Verantwortlichen in der Privatwirtschaft in den letzten fünf Jahren aber nicht. Es sei denn, ein Betroffener hat sich zum Beispiel wegen einer Videoüberwachung beschwert. Dann rückt die Aufsichtsbehörde mit der Kavallerie an: Wie kann ein Verantwortlicher es wagen, mit einer Videoaufzeichnung Diebstahlprävention betreiben oder Vandalismus verhindern zu wollen? Da gibt es doch viel mildere Mittel wie Wachpersonal.

Wo die Aufsichtsbehörde jedoch genauer hinschauen sollte, da passierte leider nichts: Zum Beispiel bei den DAX-Konzernen, die fleißig auf den Webseiten tracken oder US-Dienste einsetzen. Oder bei den vielen, vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die sich überhaupt nicht um Datenschutz kümmern und das Spiel spielen: „Ich rühre mich erst, wenn die Behörde mir offizielle Papiere schickt.“

Fazit: Die DSGVO soll Daten schützen – und nicht für politische Zwecke missbraucht werden

Die DSGVO ist eine smarte Sache. Sie will einerseits personenbezogene Daten schützen und andererseits freien Datenverkehr in der EU ermöglichen – nicht mehr und nicht weniger. Die Aufsichtsbehörden sollten deren Einhaltung und Ziel im Blick behalten – nicht mehr und nicht weniger. Es wäre fatal, wenn die Firmen, die sich verantwortungsbewusst um ihren Datenschutz kümmern, am Ende benachteiligt sind, nur weil sich Wettbewerber einen Teufel darum scheren und Informations- und Kostenvorteile genießen – ohne dass eine höhere Distanz diesem Gebaren Einhalt gebietet.

Für 2023 haben sich die Aufsichtsbehörden Besserung auf die Fahne geschrieben: Sie wollen die Arbeit der Datenschutzbeauftragten genauer prüfen. Als Betroffener finde ich das richtig und wichtig.

Schließlich wollen am Ende doch alle Beteiligten weder einen Säbelzahntiger noch einen Bettvorleger als DSGVO. Vielmehr brauchen wir ein Gesetz, das praxisorientiert dafür sorgt, dass personen­bezogene Daten geschützt sind und nur zu den Zwecken verarbeitet werden, zu denen sie einem Verantwortlichen zur Verfügung stehen.

Die DSGVO sollte nicht für politische Zwecke missbraucht werden. Und niemand sollte große Tech-Firmen auf Kosten kleinerer Unternehmen in eine bestimmte Richtung lenken, wie es aktuell die EU mit Microsoft versucht. Wenn die EU möchte, dass europäische Firmen für die Datenverarbeitung europäische Anbieter wählt, dann müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass europäische Produkte entwickelt werden, die in Qualität und Leistung den US-Pendants entsprechen. Leider ist das, wenn überhaupt, nur mittel- bis langfristig umsetzbar.

Der Autor Achim Barth ist Experte rund um den Schutz personenbezogener Daten. Der mehrfach zertifizierte Datenschutzbeauftragte begleitet mit seinem Unternehmen Barth Datenschutz Verantwortliche und Unternehmen bei der praktikablen Umsetzung des Datenschutzes und des Hinweisgebergesetzes.

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Gründer*in der Woche: GIVEAJOY - maximale Wertschätzung out of the box

2021 haben Lucas Munz und Robin Strobel die GIVEAJOY GmbH gegründet. Seither bieten sie vorselektierte Geschenkboxen an, mit denen Unternehmen – so das Credo der beiden – ihren Mitarbeitenden maximale Wertschätzung mit minimalem Aufwand entgegenbringen können. Mehr dazu im Interview mit Robin und Lucas.

Wann und wie seid ihr auf die Idee zu GIVEAJOY gekommen? War Corona der Auslöser?

Lucas: Nein, Corona war nicht der Auslöser. Nach dem Studium begannen wir in verschiedenen Unternehmen zu arbeiten. Wir haben beide schnell erkannt, wie wichtig Geschenke für Mitarbeiter*innen sind. Das hat uns darin bestärkt, die beste Lösung zu finden. Obwohl Unternehmen bereit sind, ihre Mitarbeiter*innen durch kleine Aufmerksamkeiten Wertschätzung zu zeigen, fehlt es den Organisator*innen heute oft an Zeit und daher auch an Kreativität, sich mit einzigartigen Mitarbeitergeschenken auseinanderzusetzen. Mit GIVEAJOY ermöglichen wir es Unternehmen mit geringstem Organisationsaufwand, einzigartige und kreative Geschenke dorthin zu versenden, wo sie die beste Wertschätzung garantieren.

Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum ersten fertigen Produkt?

Lucas: Sich an den Markt zu trauen und vom Markt lernen – dabei muss es noch gar nicht das finale Produkt sein. Den Produkt Market Fit validieren ist auch ein wichtiger Step, den wir durch zigtausend Interviews angepasst haben. Außerdem ist es wichtig, sich eine Community aufzubauen – und das bestenfalls noch vor der Gründung.

Robin: Wir haben zu Beginn Personas von unserer Zielgruppe erstellt. So konnten wir noch besser herausfinden, was unsere Kund*innen wirklich brauchen und wo sie sich Lösungen wünschen bzw. wie wir helfen können. Auch Marktrecherchen & eine Wettbewerbsanalyse sind wichtig, denn so konnten wir sehen, wie wir uns von anderen Anbietern differenzieren und mit welchen Dingen wir bei Kund*innen besonders punkten können.

Was ist das Besondere an GIVEAJOY, wie unterscheidet ihr euch von anderen Geschenkeboxen-Anbieter*innen?

Robin: Mit GIVEAJOY ist es Unternehmen möglich, kreative Geschenke dort einzusetzen, wo sie für die höchste Wertschätzung sorgen. Wir arbeiten ausschließlich mit innovativen Start-ups zusammen und bieten Unternehmen so die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter*innen mit neuen Produkten, die vielleicht noch nicht so bekannt sind, zu überraschen. Außerdem legen wir großen Wert auf Individualisierungsmöglichkeiten: Kund*innen können nicht nur ihre Produkte ganz nach eigenen Wünschen auswählen, sondern auch ihre Geschenkbox individuell branden lassen und firmeneigene Produkte beilegen. Außerdem kann zu jeder Geschenkbox eine personalisierte Grußkarte hinzugefügt werden. Des Weiteren ist es möglich, dass unsere Geschenkboxen an mehrere Empfänger*innen gesendet wird, wobei das Lieferdatum individuell festgelegt werden kann. GIVEAJOY macht es durch diese Vorteile möglich, die Wertschätzung von Mitarbeiter*innen mit minimalem Organisationsaufwand des Unternehmens zu erreichen.

Ankaadia: Tech-Start-up sichert sich 1,8 Mio. Seed-Finanzierung

Das 2021 gegründete Start-up entwickelt eine Software, die den Prozess der Anwerbung, Berufsanerkennung und Integration von internationalen Fachkräften, insbesondere Pflegefachkräften, digitalisiert und automatisiert.

Die BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH und Scalehouse Capital beteiligen sich als Co-Lead-Investoren gemeinsam mit der OHA Osnabrück Healthcare Beteiligungs GmbH an der Ankaadia GmbH.

Die Ankaadia GmbH wurde 2021 vom Gründerteam um Stefan Reininger, Dr. Jan Wilmanns und Fabio Enge mit dem Ziel gegründet, einen effektiven Beitrag zur Lösung des Pflegenotstands im Gesundheitswesen zu leisten. Aktuell laufen die komplexen Anwerbungs- und Integrationsprozesse internationaler Fachkräfte noch weitgehend analog ab. Der dadurch entstehende bürokratische und zeitliche Aufwand ist für alle Beteiligten hoch und lässt nur wenig Planungssicherheit zu. Mit der Softwarelösung bietet Ankaadia seinen Kund*innen die Möglichkeit, diese Prozesse zu digitalisieren, zu automatisieren und deutlich zu beschleunigen.

Dabei vernetzt Ankaadia alle relevanten Parteien, dazu gehören u.a. Krankenhäuser, Pflegeheime, Personalserviceagenturen, Behörden, Sprachschulen, internationale Partner*innen und die Fachkräfte selbst. Zugleich bietet das Unternehmen eine zentrale, digitale Plattform, auf der alle Vorgänge an einem Ort datenschutzkonform verwaltet werden können. Fachkräften und Agenturen bietet Ankaadia die Möglichkeit, Profile anzulegen, diese fortlaufend zu aktualisieren und kundenfreundlich zu präsentieren. Arbeitgebende können jederzeit den aktuellen Status im Migrationsprozess ihrer Kandidat*innen abrufen und sich einen umfassenden Überblick verschaffen, wann sie mit welchem Fachpersonal rechnen können. Daneben umfasst die als Software-as-a-Service (SaaS) angebotene Plattform zahlreiche weitere Funktionen, darunter u.a. Reporting, Aufgabenmanagement und Prozessdefinition.

Derzeit ist Ankaadia nach eigenen Angaben der einzige Anbieter, der sich auf die Digitalisierung der Erwerbsmigrationsprozesse aus Drittstaaten spezialisiert hat. Das Unternehmen ist inzwischen bei mehr als 200 Personalserviceagenturen und Arbeitgebenden im Gesundheitswesen im Einsatz und zählt insgesamt über 2.800 Nutzende. Für sein innovatives System erhielt Ankaadia bereits den Rheingauer Gründungspreis 2022 sowie den E-Health Award des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration 2023.

„Mit unserer Software wollen wir einen Beitrag zur schnellen Entschärfung des Pflegenotstands leisten. Dank unserer neuen Partner können wir unsere Plattform forciert weiterentwickeln und so die Prozesse in der Erwerbsmigration noch effektiver entbürokratisieren und vereinfachen“, sagt Stefan Reininger, Gründer von Ankaadia.

ChatGPT-Führung fordert globale KI-Vereinigung

Eine Governance of Superintelligence – das fordert die OpenAI-Führungsriege in einem Blogeintrag. Konkret geht es den ChatGPT-Entwicklern darum, aktuelle KI-Initiativen mithilfe großer Regierungen zusammenzuführen. Um mit proaktiver Weitsicht auf das, was kommen mag, vorbereitet zu sein.

Eigentlich fing es bereits in der Entertainment-Industrie an. Die Angst vor KI war spätestens mit der Terminator-Reihe ein Massenphänomen geworden, wurde anschließend hier und da von der Kulturszene in diversen Ausprägungen behandelt, um lange Zeit bloß am Rande der Gesellschaft Science-Fiction-Fans zu beschäftigen. OpenAI und ChatGPT änderten alles.

Die Angst des Menschen vor der KI

Aktuell befindet sich die Welt in einer Experimentierphase und einem Diskurs darüber, was Künstliche Intelligenz alles vermag, wie sie Gesellschaften formen wird und welche Gefahren von ihr ausgehen. Elon Musk etwa forderte vor kurzem einen Stopp der Forschung an KI, nur um kurz später eine eigene KI-Firma zu gründen.

Nun haben OpenAI-Gründer Sam Altman, Präsident Greg Brockman und Chief Scientist Ilya Sutskever per Blogbeitrag erklärt, dass das Innovationstempo im Bereich der Künstlichen Intelligenz derart hoch ist; sie könnten eine Zügelung der Technologie durch bestehende Behörden nicht abwarten.

"Was die möglichen Vor- und Nachteile angeht, wird die Superintelligenz leistungsfähiger sein als andere Technologien, mit denen sich die Menschheit in der Vergangenheit auseinandersetzen musste. Wir können eine wohlhabendere Zukunft haben, aber wir müssen die Risiken beherrschen, um an diesen Punkt zu gelangen", schreibt das Trio in dem Beitrag.

Und weiter: "Angesichts der Möglichkeit eines existenziellen Risikos können wir nicht einfach nur reaktiv sein. Wir müssen auch die Risiken der heutigen KI-Technologie abmildern. Diese Superintelligenz wird eine besondere Behandlung und Koordination erfordern."

Die OpenAI-Führungsriege hat daher drei Überlegungen angestellt und die Bereiche "Koordination", "Organisation" und "demokratische Partizipation" ausgearbeitet, um möglichen Ausuferungen der KI vorzubeugen.

Globale Koordination der KI-Leader

Erstens fordern Altman, Brockman und Sutskever ein gewisses Maß an Koordination zwischen den "KI-Leadern dieser Welt". Um sicherzustellen, dass die Entwicklung von Superintelligenz in einer Weise erfolgt, die sowohl die Aufrechterhaltung der Sicherheit, als auch eine reibungslose Integration der Systeme in Gesellschaften ermöglicht.

"Es gibt viele Möglichkeiten, wie dies umgesetzt werden kann. Große Regierungen auf der ganzen Welt könnten ein Projekt ins Leben rufen, an dem sich viele aktuelle Initiativen beteiligen, oder wir könnten uns gemeinsam darauf einigen, dass das Wachstum der KI-Skills auf eine bestimmte Rate pro Jahr begrenzt ist", so die Idee. "Und natürlich sollten einzelne Unternehmen an einem extrem hohen Standard für verantwortungsvolles Handeln gemessen werden."

Atombehörde IAEO als Vorbild

Die zweite Überlegung dreht sich indes darum, eine Organisation – ähnlich der Atombehörde IAEO – ins Leben zu rufen. Denn jede KI-Entwicklung, die eine bestimmte Fähigkeitsschwelle überschreitet, müsse einer internationalen Behörde unterstellt werden, die Systeme inspizieren, Audits verlangen, die Einhaltung von Sicherheitsstandards prüfen sowie Beschränkungen für den Einsatzgrad und das Sicherheitsniveau festlegen kann.

Konkret liest es sich im Blogeintrag so: "Die Nachverfolgung des Rechen- und Energieverbrauchs könnte einen wichtigen Beitrag leisten und lässt uns hoffen, dass diese Idee tatsächlich umsetzbar ist. In einem ersten Schritt könnten sich die Unternehmen freiwillig verpflichten, bereits mit der Umsetzung von Richtlinien zu beginnen, die eine mögliche Organisation eines Tages verlangen könnte. Und in einem zweiten Schritt könnten die einzelnen Länder dies umsetzen. Es wäre wichtig, dass sich eine solche Organisation auf die Verringerung existenzieller Risiken konzentriert und nicht auf Fragen, die einzelnen Staaten überlassen werden sollten, wie z.B. die Definition dessen, was eine KI sagen darf."

Demokratisierung der KI?

Drittens und abschließend bringen die KI-Experten die Frage "Entscheidungsmacht des Individuums" ins Spiel. Altmann, Brockman und Sutskever sind sich einig, dass KI-Systeme, die uns aktuell besorgen, eine Macht haben, die jede bisher entwickelte Technologie übertrifft. Deshalb müssten die Verwaltung dieser Systeme sowie die Entscheidungen über deren Einsatz einer starken öffentlichen Kontrolle unterliegen.

"Wir sind der Meinung, dass die Menschen auf der ganzen Welt demokratisch über die Grenzen und Vorgaben für KI-Systeme entscheiden sollten", heißt es im Blog. "Wir wissen noch nicht, wie ein solcher Mechanismus aussehen soll. (...) Wir sind nach wie vor der Meinung, dass der einzelne Mensch innerhalb dieser weiten Grenzen viel Kontrolle darüber haben sollte, wie sich die von ihm verwendete KI verhält."

PIONIX: 5,5 Mio. Euro für Betriebssystem für Ladestationen

Die PIONIX GmbH, ein Pionier im Bereich Open-Source-Software für das Ökosystem Ladeinfrastruktur, bietet mit seiner Software die Möglichkeit für einheitliche Betriebssysteme in Ladestationen.

Die PIONIX GmbH, ein Pionier im Bereich Open-Source-Software für das Ökosystem Ladeinfrastruktur, gab heute bekannt, dass sie 5,5 Millionen Euro in einer überzeichneten Seed-Finanzierungsrunde erhalten hat. Die Finanzierungsrunde wurde von yabeo Impact AG und Pale Blue Dot Investments AB geleitet. Das Investment wird dazu beitragen, die Open-Source-Anwendung EVerest als weltweite Initiative für eine standardisierte und schnellere Entwicklung von Ladeinfrastruktur zu etablieren.

Die 2021 gegründete PIONIX GmbH hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Entwicklungen in der jungen und wenig standardisierten Branche der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge zu beschleunigen. Die Erfahrungen der Gründer aus anderen Branchen (Drohnen-Start-up MAVinci, übernommen von Intel) mit dem Konzept der Open-Source-Technologie, haben PIONIX ermöglicht, den Open-Source-Software-Stack EVerest ins Leben zu rufen. EVerest zielt darauf ab, die Software, die beispielsweise als Betriebssystem für Ladestationen genutzt wird, zu vereinheitlichen. Damit werden Punkte wie mangelnde Kompatibilität, hohe Entwicklungsaufwände und Innovationshürden beseitigt.

"Unser Ziel ist es, die Entwicklung von Ladestationen schneller, günstiger und innovativer zu machen. Mit der Finanzierung kann EVerest die einheitliche und modulare Software für Hersteller von Ladeinfrastruktur werden. Außerdem können wir ab sofort global wachsen und noch mehr Funktionen entwickeln", sagt Dr. Marco Möller, CEO der PIONIX GmbH. "Wir verfolgen damit einen ähnlichen Ansatz wie Android: Wir setzen auf einen gut entwickelten und weit verbreiteten Kern, der von vielen Unternehmen angepasst wird. Das bedeutet weniger Komplexität, mehr Standardisierung und niedrigere Kosten für die gesamte Ladeindustrie."

EVerest ist Teil von LF Energy, der Open-Source-Stiftung, die sich auf den Bereich der Energiesysteme konzentriert und bei der Linux Foundation angesiedelt ist. Zusammen mit Mitgliedern wie Google, Microsoft oder Shell trägt LF Energy und damit auch EVerest dazu bei, den Übergang zur Elektromobilität zu beschleunigen, indem alle Vorteile von Open-Source genutzt werden.

Um in den kommenden Jahren Emissionen im Verkehrssektor zu reduzieren, unter anderem durch die einfache und barrierefreie Nutzung von Ladestationen, müssen grundlegende Schritte unternommen werden. Heute entwickeln viele Hersteller von Ladestationen ihre eigene proprietäre Software, obwohl die Produkte in einem Ökosystem mit anderen Herstellern, Fahrzeugen und Stromnetzen interagieren müssen. Die Lösung von PIONIX bietet eine standardisierte Basis, die hilft, Produkte schneller zu entwickeln, Kosten zu sparen und sicherzustellen, dass neue Ladestationen maximal kompatibel sind.

"Wir sehen bei PIONIX das Potenzial zum absoluten Wachstumsbeschleuniger von Ladestationen. Die Lösung von PIONIX kann damit einen entscheidenden Einfluss auf die weltweite Verbreitung von Elektromobilität haben. Genau dieses Potenzial wollen wir gemeinsam mit dem erfahrenen Gründerteam heben“, sagte Christian Dietsche, Vorstand bei yabeo Impact AG, dem Frühphaseninvestor aus München, der sich auf nachhaltige Geschäftsmodelle fokussiert.

“Open-Source-Projekte gewinnen aufgrund ihrer großen Stärken und Vorteile auch in der Automobilindustrie zunehmend an Bedeutung. Und das nicht ohne Grund. Open Source hat die transformative Geschwindigkeit und disruptive Kraft, um der Game-Changer für die Mobilitätswende zu werden. Die erfolgreiche Finanzierungsrunde ist ein weiterer Beweis dafür", ergänzt PIONIX-Berater Peter Mertens, Branchenveteran aus der Automobilindustrie (Ex-CTO von AUDI und VOLVO).

Seit der Gründung hat PIONIX erfolgreich Anwendungen für verschiedene Komponenten- und Ladestationshersteller wie Texas Instruments oder Mahle entwickelt und ausgerollt. Diese Pionierarbeit führte unter anderem zur Auszeichnung mit dem Make it matter Award der EWS Schönau, dem >SMART> GREEN ACCELERATOR und als Startup des Jahres auf dem Automobilwoche-Kongress 2022 (organisiert von McKinsey). Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Bad Schönborn, Deutschland. Zu den Kund*innen zählen Ladestationshersteller, Komponentenentwickler und Energieversorger in Europa und Nordamerika. Mehr Infos unter: https://pionix.com.

Kölner Software-Start-up Sunhat sichert sich 2 Mio. Investment

Das 2022 von von Lukas Vogt, Alexander Behr und Ali Kamalizade gegründete Software-Start-up Sunhat erhält eine zwei Millionen Euro Seed-Finanzierung, um die Beantwortung von Nachhaltigkeits-Fragebögen und ESG-Ratings für Großunternehmen in der Zuliefererindustrie zu automatisieren.

Für mehr Nachhaltigkeit in der Lieferkette

Aufgrund neuer Richtlinien wie der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) wird das Thema Nachhaltigkeit in der Lieferkette vielschichtiger als bisher. Die veränderte Marktsituation bietet Aufschwung für Anbieter, die sich auf die Abfrage und Überprüfung von Nachhaltigkeit in der Lieferkette spezialisieren. So türmen sich bei den Nachhaltigkeitsbeauftragten in der Zulieferindustrie diverse Fragebögen und Zertifizierungen zu Nachhaltigkeitskriterien von gleich mehreren Anbieter*innen. Kund*innen und Partner*innen fordern fundierte Belege und detaillierte Stellungnahmen zu nachhaltigen Entwicklungen, wie der Reduktion von Treibhausgasemissionen oder der Steuerung interner Nachhaltigkeitsziele. Werden diese Belege nicht erbracht, drohen erhebliche Umsatzverluste bis zum Verlust von Kundenbeziehungen, sowie künftig auch Geldbußen in Millionenhöhe.

“Statt Wandel in der Organisation voranzutreiben und Nachhaltigkeit in relevanten Prozessen zu verankern, verbringen Nachhaltigkeitsteams heute einen großen Teil ihrer Zeit mit dem administrativen Aufwand rund um externe Fragebögen und Anforderungen. Unsere Mission ist es, ihnen etwas von dieser Zeit zurückzugeben und es ihnen zu ermöglichen, ihre Arbeit produktiver und wirkungsvoller zu gestalten”, so Lukas Vogt, Mitgründer und CEO bei Sunhat.

Sunhat wurde von Lukas Vogt (CEO), Alexander Behr (COO) und Ali Kamalizade (CTO) gegründet und hilft Unternehmen dabei, Anfragen zur Überprüfung von Nachhaltigkeitskriterien von B2B-Kund*innen und Partner*innen effizienter zu bearbeiten. Die Software automatisiert Prozesse wie die Vorbereitung von Antworten, die Prüfung von Nachweisen sowie die Datenerfassung – und reduziert so den manuellen Aufwand erheblich. Dadurch können Nachhaltigkeitsteams in Unternehmen Zeit und Kosten sparen und sich auf ihre wesentlichen Aufgaben konzentrieren.

Automatisierung reduziert operativen Aufwand für Nachhaltigkeitsteams von Zulieferern

Sunhat automatisiert den gesamten Prozess vom Mapping der Fragebögen bis hin zur Sammlung und Überprüfung von Nachweisen für die Antworten. Der eigens entwickelte “Similarity-Score” vergleicht bereits erbrachte Antworten mit eingehenden Nachhaltigkeitsanforderungen. Dadurch ermöglicht die Software eine schnelle Erfüllung neuer Anfragen von Kund*innen und anderen Stakeholdern. Die dabei entstehende Datenbank wird per API mit unterschiedlichen Portalen von Drittanbietern zur Überprüfung von Nachhaltigkeitskriterien verbunden. Unter Berücksichtigung grundlegender Nachhaltigkeitsstandards sowie Vorgaben von Bewertungssystemen schafft Sunhat die Basis für ein zentrales Management von konformen Nachweisen bei Zulieferern.

Das Start-up ist im vergangenen Jahr erfolgreich gestartet und hat namhafte Großunternehmen von seiner Softwarelösung überzeugt. So zählt der Hygienepapierhersteller WEPA selbst auch zu den Kund*innen des Unternehmens.

Angeführt wird die Finanzierungsrunde von den Frühphasen-Investoren Capnamic Ventures und xdeck ventures aus Köln sowie den Industrieexperten WEPA Ventures. Zudem glauben diverse Business Angels aus den Bereichen Tech, Compliance und Nachhaltigkeit an die Softwarelösung für Enterprise-Kund*innen.

Dr. Stefan Gräter, Director Group Sustainability bei WEPA: „Die Zusammenarbeit mit Sunhat ermöglicht es uns, unsere internen Prozesse bestmöglich zu steuern und die Reportier- und Prüfbarkeit unserer Nachhaltigkeitsdaten zu gewährleisten. Dies bildet die Basis, um die Erfüllung der zukünftigen Anforderungen im Bereich Berichterstattung zu erleichtern und den Fortschritt unserer Nachhaltigkeitsstrategie transparent darstellbar zu machen.“

Jörg Binnenbrücker, Founding Partner von Capnamic Ventures, ergänzt: “Wir sehen Software in vielen Enterprises als Lösung, effizienter zu werden, da Fachkräfte und Budgets nicht ausreichen, mit neuen Anforderungen Schritt zu halten.”

Von Sunhats Softwarelösung profitieren insbesondere B2B-Unternehmen, wie Zulieferer und Händler*innen von Rohstoffen oder Hersteller*innen von Konsumgütern, die mit einer hohen Anzahl von Nachhaltigkeitsanforderungen konfrontiert sind. Die Seed-Finanzierung soll nun in die Weiterentwicklung der Technologie sowie den weiteren Ausbau des Produkts für Enterprise-Kund*innen investiert werden. Dabei strebt Sunhat neben der Kompatibilität mit allen klassischen Systemen auch industriespezifische Anbindungen an.

Innoloft: 1 Mio. Euro Investment, um Coden so einfach wie PowerPoint zu machen

Programmieren so einfach machen wie die Nutzung von PowerPoint. Mit dieser Vision überzeugt das 2019 gegründete Aachener Start-up Innoloft Investor*innen und schließt eine Seed-Finanzierung in Millionenhöhe ab.

Alleine in Deutschland fehlen laut Bitkom 137.000 IT-Fachkräfte. Der Fachkräftemangel bremst die Digitalisierung aus und ist eine zunehmende Bedrohung für die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit - nicht nur einzelner Unternehmen, sondern des gesamten Wirtschaftsstandorts Deutschlands. Immer häufiger werden heute offene IT-Stellen nicht mehr besetzt. Dies liegt laut Bitkom auch daran, dass das Interesse an einem Informatik-Studium in Deutschland in den letzten zwei Jahre gesunken ist. Doch auch eine verstärkte Ausbildung und Zuwanderung werden das Problem in seiner Massivität nicht lösen.

Demokratisierung der Software-Entwicklung

Innoloft stellt den Status Quo heutiger IT-Entwicklung grundsätzlich infrage und glaubt an eine andere Lösung: Es will jedem Menschen die Möglichkeit geben, auch umfangreiche IT-Lösungen eigenständig und gänzlich ohne Programmierkenntnisse zu erstellen - unabhängig von Fähigkeiten, Ausbildung oder Bankkonto. “Genauso, wie wir Anfang der 2000er jedem beigebracht haben, Excel und PowerPoint zu verwenden, müssen wir jetzt jedem ermöglichen, Webanwendungen zu erstellen. Nur so machen wir die Digitalisierung schneller, günstiger und effizienter”, sagt CEO und Co-Founder Sven Pietsch.

Programmieren ohne eine Zeile Code

Um diese Vision mit Leben zu füllen, entwickelt das internationale, 25-köpfige Team LoftOS. LoftOS ist eine sogenannte No-Code-Entwicklungsplattform, die es jedem ermöglicht, Web-Anwendungen wie Netzwerke, Marktplätze oder auch interne Tools zu erstellen – ohne auch nur eine einzige Zeile Code zu schreiben. Warten auf die Besetzung von IT-Stellen oder aufwändige Ausschreibungsprozesse sollen der Vergangenheit angehören. LoftOS will Kunden helfen, viele Monate an Entwicklungszeit und Tausende Euros Entwicklungskosten einzusparen.

Von der Community-Lösung zur flexiblen No-Code-Plattform

Seit dem Start im Jahr 2019 konnte Innoloft - nach eigenen Angaben - bereits über 70 Kund*innen für die Nutzung von LoftOS gewinnen. Darunter befinden sich Konzerne wie die Deutsche Telekom und Forschungseinrichtungen wie die RWTH Aachen, TU Darmstadt sowie verschiedene Fraunhofer-Institute. Auch 30 Prozent der deutschen Landesregierungen sowie zahlreiche Cluster, Hubs und Verbände nutzen das Tool. Während die bisherigen Kund*innen vor allem Portal- und Community-Lösungen mithilfe von LoftOS umgesetzt haben, sollen mit dem frischen Kapital – zu den Investor*innen gehören Cohors Fortuna Capital, Mosel Ventures und namenhafte Business Angels. Auch die Bestandsinvestoren con|energy haben nachgelegt – weitere Kund*innengruppen und Anwendungsfälle erschlossen werden. Das Produkt soll letztlich von einer erfolgreichen SaaS-Lösung für Communities hin zu einer flexiblen und skalierbaren No-Code -Entwicklungsplattform weiterentwickelt werden.

Kieler Passkeys-Start-up Hanko sichert sich Millionen-Investment

Das von Felix Magedanz gegründete Passkeys-Start-up Hanko.io ersetzt Passwörter und ermöglicht den einfachen und sicheren Zugang zu Apps, Accounts und Webseiten.​

Passkeys gelten als die Authentifizierungsmethode der Zukunft. Sie nutzen eine 2-Faktor-Authentifizierung – eine Kombination aus biometrischem Merkmal (Fingerabdruck, Gesichtserkennung) und Besitz (Handy, Hardware-Token). Passwörter, deren Nutzung lästig und risikobehaftet ist, werden damit überflüssig. Die Verbreitung von Passkeys schreitet stetig voran. So gab Google Anfang Mai dieses Jahres bekannt, dass Passkeys von nun an als Login-Option für Google-Accounts genutzt werden können.

Das Kieler Start-up Hanko ist spezialisiert auf Log-in- und Authentifizierungs-Lösungen wie Passkeys, Passcodes, FIDO Security Keys, Mobile App Biometrics und OAuth Login. Hanko bietet eine Open-Source-Lösung an, die entwicklerfreundlich ist und die Integration in wenigen Minuten ermöglicht. Das Start-up ist Mitglied der FIDO Alliance, der Industrievereinigung zur Entwicklung von Authentifizierungsstandards, der unter anderem auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Google und Apple angehören.

Adesso ventures sieht ein großes Marktpotenzial für Passkeys und investiert zusammen mit den Bestandsinvestoren High-Tech Gründerfonds, Smart Infrastructure Ventures, den PAYONE-Gründern Carl Frederic Zitscher und Jan Kanieß sowie dem Intershop-Mitgründer Roland Fassauer einen einstelligen Millionenbetrag in Hanko.

Das Hanko-Engagement ist das jüngste Investment von adesso ventures in B2B-orientierte Technologie-Start-ups: „Wir scannen die Start-up-Szene permanent nach interessanten Unternehmen, die sich noch in einem frühen Stadium befinden“, erklärt Malte Unger, Geschäftsführer bei adesso ventures GmbH. „Dabei liegt unser Fokus auf vielversprechenden europäischen Tech-Start-ups, die sich tief in die für adesso relevanten Branchen integrieren. Das starke Team und die vielversprechende Lösung lassen die Vision vom passwortlosen Internet greifbar werden.“

„Mit adesso ventures haben wir einen Investor gefunden, der aus vielen Gründen ideal zu uns passt“, ergänzt Felix Magedanz, Gründer und Geschäftsführer von Hanko. „adesso ist eine etablierte Größe im IT-Business, gilt als technologischer Vorreiter und besitzt zudem sowohl eine hochkarätige Kundenbasis als auch ein exzellentes Partnernetzwerk mit Tech-Unternehmen wie Google, Microsoft und AWS. Zusammen können wir der Passkeys-Technologie weiteren Schub verleihen.“

Vier Mio. Euro Investment für Berliner Blockchain-Start up Blocktorch

Das 2022 von Gerald Pollak und Amine Fia in Berlin gegründete Start-up bietet ein sog. Observability-Tool für dezentrale Applikationen an.

"Dezentrale Technologien werden die Art und Weise beeinflussen, wie wir Menschen im Internet agieren", erklärt Blocktorch-Mitgründer Gerald Pollak im brutkasten-Gespräch. Davon möchte er Teil sein. Das Start-up bietet ein sogenanntes Observability-Tool für dezentrale Applikationen an. Was zunächst kompliziert klingt, scheint vor allem für Blockchain-affine Investoren überzeugend zu klingen.

Das 2022 in Berlin gegründete Start-up konnte nun den Abschluss einer Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von vier Millionen Euro verkünden. Mit an Bord sind Ideo CoLab Ventures, Speedinvest, RockawayX, Alchemy Ventures, Remote First Ventures, das Sequoia scout program und weitere Business Angels.

B2B-Power für die Blockchain-Branche

Observability-Tools bestehen grundsätzlich aus drei Säulen bzw. drei Datensystemen: Logs, Metrics und Traces. Pollak erklärt die Arbeit seines Startups mit einer Metapher: "Man hat ein Haus mit zwei Wasserleitungen. Eine Leitung führt in das Haus hinein, die andere führt aus dem Haus heraus. Wenn man beobachtet, dass 1.000 Liter Wasser hineinfließen, aber nur 900 Liter wieder hinausfließen, gilt es herauszufinden, was mit den fehlenden 100 Liter passiert ist."

Überträgt man dieses Beispiel auf die Arbeit von Blocktorch, bedeutet das: Mit den drei Datensystemen kann man solche Anomalien beobachten und deren Ursachen identifizieren. Blocktorch konzentriert sich dabei auf dezentrale Applikationen und richtet sein B2B-Produkt an Developer-Teams, die ein Observability-Tool benötigen. Mit Blick auf die Branchen sind sie allerdings breit aufgestellt. Laut Pollak sei das Blocktorch-Tool sowohl für Start-ups mit starkem DeFi-Fokus, als auch für größere Unternehmen, die dezentrale Systeme in ihrer Produktarchitektur nutzen, denkbar. Zuletzt hat beispielweise das US-amerikanische Unternehmen Starbucks sein Kundenbindungsprogramm auf der Blockchain Polygon gestartet.

Den Marktstart mit verbessertem Proidukt vor Augen

Das frische Kapital soll nun genutzt werden, um möglichst viele Learnings aus der Alpha- und der jüngst gestarteten Betaphase zu ziehen, sodass ein Marktstart mit einem verbesserten Produkt umgesetzt werden kann. Außerdem soll das Team erweitert werden. Nachdem die beiden Co-Founder Amine Afia und Gerald Pollak ihr Start-up im August 2022 gründeten, haben sie mittlerweile ein sechsköpfiges, fully-remote-Team aufgebaut. Trotz der schwierigen Lage am Markt habe man sich somit nicht von der Gründung abhalten lassen. "Blockchain-Applikationen sind ein wachsender Bereich", meint Pollak. Daher war eine Gründung inmitten des Bärenmarkts nicht abwegig.

Bei der Investor*innensuche hat sich Blocktorch zudem auf langfristige Partnerschaften konzentriert - unabhängig von Kryptohype und Bullrun. Thomas Fanta, Investment Manager bei RockawayX erklärt die Investmententscheidung beispielsweise mit den Worten: "Der Web3-Bereich braucht dringend Entwickler*innen und DevOps-Tools, um sich als Alternative zu Web2 zu etablieren, und Blocktorch's Plattform bietet dabei einen entscheidender Schritt, um Protokolle schneller wachsen zu lassen und Benutzerfreundlichkeit zu reduzieren."

FinTech Paydora Finance startet mit Millionen-Beteiligung

Christofer Trowe, Claudio Wilhelmer und Matthias Seiderer gründen in München die Paydora Finance GmbH. Technisch und regulatorisch baut die Paydora Finance Whitelabel-Banking-Plattform auf den Banking-as-a-Service-Lösungen von Dock Financial, Mastercard und weiteren Partner*innen auf.

Bislang sei es für Unternehmen und Organisationen außerhalb des Finanzwesens oft zu komplex und unwirtschaftlich, ihre Kernprodukte um kontextrelevante Finanz-Dienstleistungen bzw. eine komplette Banking-Lösung zu erweitern, meint Wilhelmer. Daran will Paydora nun ansetzen.

"Wir fokussieren uns auf das B2B-Geschäft und wollen Kund*innen mit guter Basis die richtigen Bausteine in die Hand geben, um mit Embedded Financing Geld zu verdienen", sagt Wilhelmer im brutkasten-Gespräch. Im Zentrum des Startups steht das Versprechen, schnell und unkompliziert Embedded-Finance-Services für Unternehmen bereitzustellen.

Das Ziel: schlüsselfertige Whitelabel-Banking-Plattform

Früher hätten Unternehmen immer mit Banken kooperieren müssen, um derartige Services anzubieten, die lediglich als Schnittstelle fungierten. Paydora sieht sich hingegen als eine "schlüsselfertige Whitelabel-Banking-Plattform", die in jeder Branche einbettbar ist. Wilhelmer verspricht, dass jedes Unternehmen mit seinem Produkt mit den Dienstleistungen von Paydora binnen 30 Tagen "live gehen kann".

Schon jetzt würde das System von Paydora von der Handelskette Metro und der Reiseplattform Booking.com genutzt werden. Auch Ministerien und andere Regierungsorganisationen wären zudem bereits Kunden von Paydora. Ein möglicher Anwendungsfall für das 25-köpfige Team von Paydora sind unter anderem die Ausbezahlungen von Sozialleistungen. Wilhelmer nennt als Beispiel die Ausbezahlung des Klimabonus´, die letztes Jahr teilweise mittels Sodexo-Gutscheinen erfolgte. Hier wäre Paydora die effizientere Lösung, ist der CEO überzeugt.

Millionen-Invest von Dock-Financial-Gruppe

Zudem sei man auch bereits im Banken-Bereich tätig, wo man als "Ergänzung zum eigentlichen Kernprodukt" fungiere, sagt Wilhelmer. So habe Paydora hier bereits eine Kooperation mit der Unicredit gestartet. Im Kern besteht die Plattform dabei aus einer Web-Anwendung (via Browser) und einer App (iOS und Android). Im Zusammenspiel mit der Dock Financial-Gruppe, die sich an Paydora auch mit einem Investment im einstelligen Millionen Bereich beteiligt hat, sollen so Module wie Onboarding, Konto, Bezahlkarten vom Partner Mastercard und Kreditlösungen kombiniert werden.

Marko Wenthin, CEO der Dock Financial Gruppe, zeigt sich von der Erweiterung der Banking-as-a-Service-Dienstleistungen seiner Unternehmensgruppe durch Paydora erfreut: "Bereits vor einiger Zeit haben wir den Marktbedarf an schlüsselfertigen Banking-Lösungen erkannt und zugleich mit dem österreichischen Finanztechnologie-Unternehmen NumberX kooperiert. Daraus ergaben sich zahlreiche Synergien. Diese haben nun zur Gründung von Paydora geführt."

Millionen-Invest für Chemnitzer Hightech-Start-up Pinpoint

Der TGFS Technologiegründerfonds Sachsen investiert einen siebenstelligen Betrag in die Pinpoint GmbH. Das von Daniel Froß, Dr. Thomas Graichen und Dr. Marko Rößler gegründete Chemnitzer Start-up entwickelt auf Basis der Ultra-Breitband-Technologie hochgenaue Ortungssysteme für Personen in Innenräumen.

Pinpoint, eine Ausgründung der TU Chemnitz, ist Spezialist für Ultrabreitband- und hochgenaue Ortungstechnologien zur Anwendung in Innenräumen. Die von Pinpoint entwickelte Positioning Platform stellt eine skalierbare, private und zuverlässige Lösung für Infrastrukturen mit hohem Personenaufkommen und/oder Sicherheitsbedürfnis dar. Das Team um die Gründer Daniel Froß, Dr. Thomas Graichen und Dr. Marko Rößler hat seine Expertise zuletzt u. a. auf der embedded world in Nürnberg und der CES in Las Vegas präsentiert. Mit dem neu gewonnenen Kapital forciert Pinpoint nun den weiteren Unternehmensaufbau und Markteintritt.

Das Funktionsprinzip der Technologie von Pinpoint ist dabei vergleichbar zu dem der globalen Navigationssatellitensysteme (GPS, Galileo, GLONASS). Anders als diese ist Pinpoints UWB-basiertes System jedoch für die Anwendung in Innenräumen konzipiert. Dem Anwendenden ermöglicht es erstmals die eigene Positionsbestimmung auf dem Smartphone – mit einer Genauigkeit im Dezimeterbereich. Innerhalb von Gebäuden und komplexen Infrastrukturen kann sich der Anwendende so navigieren oder auch mit Services Dritter interagieren. Die persönlichen und positionsbezogenen Daten bleiben dabei auf dem Endgerät des Anwendenden, d.h. seine Position wird zunächst nicht von einem Dritten getrackt.

„Unsere Positioning Platform folgt dem Ansatz Privacy by Design“, erklärt Dr. Thomas Graichen. „Der Anwender entscheidet selbst, ob, wann und wem er seine Position freigeben möchte. Somit kann er zum einen von der sogenannten ‚Untracked Navigation‘ und zum anderen durch das aktive Teilen seines Standorts von Diensten wie Location-based Access Control oder Delivery to Phone profitieren.“

Der Ansatz von Pinpoint unterscheidet sich bereits im Kern von den bisher im Markt verfügbaren Technologien. „Bislang wurde eine Ortung entweder durch spezielle Hardware oder durch zusätzliche Cloud- und Gateway-Lösungen realisiert“, erläutert Dr. Marko Rößler und fügt hinzu, „Pinpoint ermöglicht dies mit ihrer Technologie auf Standardhardware, rein in Software, dezentral in einem drahtlosen Mesh-Netzwerk. Das reduziert nicht zuletzt die Gesamtkosten um bis zu 70% gegenüber den aktuell verfügbaren Ortungstechnologien.“

Als Mitglied des FiRa Consortiums (globales UWB Standardisierungsgremium) arbeitet Pinpoint bereits mit namhaften Industrieunternehmen daran, die Technologie nun in die Anwendung zu bringen.

„Das Smartphone ist im letzten Jahrzehnt zum Kern-Device geworden, um mit verschiedenen Infrastrukturen zu interagieren. Innerhalb von Gebäuden ist es aber nach wie vor weitestgehend blind und somit nur eingeschränkt fähig, Aktivitäten auf Basis der gesicherten eigenen und genauen Position durchzuführen“, kommentiert Sören Schuster, Geschäftsführer des TGFS. „Pinpoint bietet mit seiner Positioning Platform dafür nun eine einsatzbereite Lösung. Das Team verfügt über eine beeindruckende Expertise im Bereich Innenraum-Navigation. Wir freuen uns sehr auf die weitere Zusammenarbeit und Entwicklung.“

Gründer*in der Woche: ElectricBrands - coole Elektro-Leichtfahrzeuge

Das Start-up ElectricBrands hat sich auf den Vertrieb, die Entwicklung und Produktion von innovativen Elektrofahrzeugen spezialisiert. Dabei setzt das von Ralf Haller gegründete Unternehmen gezielt auf kleine und leichte Fahrzeuge aus unterschiedlichen Mobilitätssegmenten. Mehr dazu im Interview mit Ralf.

Wann und wie bist du auf die Idee zu ElectricBrands gekommen?

ElectricBrands wurde 2018 gegründet. In dem Jahr wurde das erste 3D-Modell des XBUS kreiert. Die technische Entwicklung der Fahrzeuge hat zwei Jahre gedauert, bis schließlich die ersten Prototypen 2020 in Ingolstadt gebaut werden konnten. Ähnlich verhielt es sich mit meiner Idee – die ebenfalls zunächst reifen musste. Sicher war allerdings, dass ich ein neues Auto entwickeln möchte, das sich an die Bedürfnisse der modernen Gesellschaft anpasst und aus Fahrer-Sicht ein absolutes Top-Produkt ist. Am Anfang stellen sich ganz viele Fragen: Wie soll ein Fahrzeug aussehen? Wie soll dieses produziert werden und bereits in der Herstellung nachhaltig, einfach und praktisch sein? Wie bekommen wir es hin, dass die Fahrerinnen und Fahrer mit möglichst wenig Handgriffen ihren XBUS zum Beispiel vom Camper zum Kipper machen können? Als mich dann eines Abends ein Freund besuchte und seinen 67er Bulli vor meiner Haustür parkte, wusste ich: Das ist es. Ein Fahrzeug, das sinnbildlich für Freiheit, Qualität und Flexibilität steht – ein perfektes Vorbild. Der Bedarf an dieser Art von Fahrzeugen ist ja nach wie vor da. Bei der individuellen Mobilität von heute spielen allerdings noch weitere Aspekte wie eine neutrale CO2-Bilanz und ein schonender Umgang mit Ressourcen eine wichtige Rolle.

Standen von Anfang an Elektro-Leichtfahrzeuge im Fokus – und wenn ja, warum genau diese Fahrzeugklasse?

Ich bin ein absoluter Auto-Fan. Zugleich ist mir aber auch klar, dass in der Branche etwas passieren muss. Wir brauchen Fahrzeuge, die leicht und nachhaltig sind. Die elektrischen Fahrzeuge der Leichtfahrzeugklasse erfüllen alle diese Kriterien, denn sie sind leichter, platzsparender und verbrauchen weniger Material. Sie stoßen kein CO2 aus und verbrauchen weniger Energie im Vergleich zu normalen Automobilen. Zudem sind die elektrischen Leichtfahrzeuge wirtschaftlicher im Unterhalt und als E-Auto von der Kfz-Steuer befreit. Die elektrischen Leichtfahrzeuge von ElectricBrands ermöglichen Fahrerinnen und Fahrern den öffentlichen Raum effizient zu nutzen: So passt zum Beispiel die Evetta mit einer Länge von nur 2,48 Metern und einer Breite von 1,50 Metern in die kleinste Parklücke.

Wie ist es hierzulande um die öffentliche Förderung solcher leichten E-Mobile gestellt?

Für Deutschland steht eine Förderung von elektrischen Leichtfahrzeugen, wie es sie auch für Elektroautos gibt, noch aus. Dennoch profitieren Kundinnen und Kunden von ElectricBrands von der sogenannten THG-Quote, die für die Einsparung von CO2-Emissionen vergeben wird. Elektro-Leichtfahrzeuge bekommen hier sogar eine höhere THG-Quote ausgezahlt als normale Elektroautos, aktuell bis zu 540 Euro jährlich. Hierfür kooperiert ElectricBrands mit dem von Stiftung Warentest geprüften THG-Quoten-Anbieter greenAir. Zusätzlich sind elektrische Leichtfahrzeuge wie der XBUS und die Evetta bis 2030 von der Kfz-Steuer befreit. Außerdem berechnet das Finanzamt bei privat genutzten Dienstwagen mit Elektromotor nur 0,25 Prozent des Bruttolistenpreises – statt einem Prozent bei Fahrzeugen mit Verbrennermotor – als geldwerten Vorteil.

Nun zu ElectricBrands? Was genau bietest du mit bzw. rund um dein Unternehmen?

Mit elektrischen Leichtfahrzeugen gestalten wir bei ElectricBrands die individuelle Fortbewegung flexibel, nachhaltig und wirtschaftlich. Wir entwickeln, produzieren und liefern innovative Mobilitätslösungen für die private und gewerbliche Nutzung. Da ist für jeden etwas dabei – von einem Allrounder-XBUS über die Urban Queen Evetta hin zu dem flinken E-Roller NITO. Darüber hinaus konnten wir in den letzten fünf Jahren ein flächendeckendes Netz aus über 900 autorisierten Händlern in 19 europäischen Ländern aufbauen.

Der erste Prototyp des XBUS wurde im Juli 2021 präsentiert und soll 2024 auf den Markt kommen. Läuft alles nach Plan? Und was wird das Fahrzeug kosten?

Nach der Vertragsunterzeichnung Anfang 2023 mit dem internationalen Fahrzeug-Produzenten VDL Nedcar in den Niederlanden kann die Produktion planmäßig realisiert werden. Ende 2024 erfolgt die Auslieferung der ersten XBUS-Fahrzeuge an den Handel. Heute kostet eine Standard-Variante für das XBUS Base-Modell 17.380 Euro. Zusätzlich können Kundinnen und Kunden noch verschiedene Aufbauten und Features erwerben.

Tech-Start-up GovRadar sichert sich 1 Mio. Euro Seed-Finanzierung

Das 2020 von Sascha Soyk und Daniel Faber in München gegründete Start-up nutzt das Kapital zum Ausbau seiner europäische Beschaffungsplattform für den öffentlichen Sektor.

GovRadar vereinfacht und beschleunigt die Erstellung von Ausschreibungsunterlagen sowie das Einholen von Angeboten für öffentliche Auftraggeber. Die KI-gestützte Software-as-a-Service-Lösung ermöglicht das Erstellen von Ausschreibungsunterlagen mit wenigen Klicks, ohne dass Mitarbeitende aus Behörden oder Kommunen diese in monatelangen, komplexen Prozessen manuell erstellen müssen. Prozesse werden dort automatisiert, wo es sinnvoll ist, um Kapazitäten für komplexere Themen freizusetzen – insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Personalengpässe im öffentlichen Beschaffungswesen. Die GovRadar-Lösung stellt außerdem sicher, dass Leistungsbeschreibungen rechtskonform, klar und eindeutig beschrieben sind, so dass potenzielle Lieferanten passgenaue Angebote abgeben können.

Im Handling wie ein Online-Shop

Im Handling funktioniert die Plattform für die rund 70 Kund*innen – darunter das Bundesministerium des Innern, Universitäten, kommunale Einrichtungen und staatliche IT-Dienstleister*innen – wie ein Online-Shop: Mitarbeitende öffentlicher Auftraggeber können die zu beschaffenden Güter mit sehr genauen Filtereinstellungen und Leistungsmerkmalen definieren. Das Tool ist in der Lage, anhand der Filtereinstellungen live anzuzeigen, wie viele Angebote für eine Ausschreibung zu erwarten sind. Hinter der Plattform steht eine umfangreiche Produktdatenbank, die vergaberechtskonform und produktneutral im Sinne des Gleichbehandlungsgrundsatzes im öffentlichen Sektor arbeitet. Aktuell abgedeckte Bereiche fokussieren sich auf die Beschaffung von IT, Kraftfahrzeugen und Möbeln. Mit der Bundeswehr und anderen Behörden spricht man über Anwendungsmöglichkeiten für den Bereich Verteidigung und Sicherheit. Die Produktpalette wird ständig erweitert.

Kapital soll Ausbau von der SaaS-Lösung zur europäischen Beschaffungslösung vorantreiben

Mit dem Kapital aus der Seed-Runde wollen die Co-Founder Sascha Soyk als CEO und Daniel Faber als CTO ihre Plattform inhaltlich ausbauen, um weitere Auftraggeber mit neuen Warengruppen zu gewinnen und Anbietern den Zugang zum öffentlichen Sektor weiter zu erleichtern.

Sascha Soyk, Co-Founder und CEO von GovRadar: „In der EU fallen jährlich 34 Milliarden Euro Kosten an in Beschaffungsprozessen im öffentlichen Sektor. Darin ist noch kein einziges beschafftes Gut enthalten. Die Automatisierung dieser Prozesse birgt also ein großes Optimierungspotenzial für das öffentliche Beschaffungswesen – sowohl auf Auftraggeber-, als auch auf Anbieterseite.“

Dr. Markus Hölzl, Business Angel im BayStartUP Investorennetzwerk: „Das Team von GovRadar hat bislang alle Erwartungen übertroffen. Es hat gezeigt, wie man das öffentliche Beschaffungswesen effizienter und schneller gestalten kann und dies in Aufträge umsetzt. Die Zusammenarbeit mit den Gründern ist hervorragend, und das Team entwickelt sich in allen Bereichen sehr gut. Deshalb habe ich nach der Pre-Seed-Runde auch in der gerade abgeschlossenen Seed-Runde mitfinanziert.“

Prof. Wolfgang Reitzle, Aufsichtsratsvorsitzender Continental AG & Serieninvestor: „Die GovRadar-Gründer haben mir das Thema unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine vorgestellt. Neben dem dringenden Erfordernis, die Verteidigungsbeschaffung grundlegend zu verbessern, sehe ich den Bedarf für die Plattform auch in vielen anderen Bereichen – schauen wir allein auf die Gesundheitsämter während der Corona-Krise! Wir haben hinsichtlich Digitalisierung im öffentlichen Sektor noch so viel Nachholbedarf. In GovRadar sehe ich einen wesentlichen Hebel dazu und sehr großes Potenzial.“

Vom SaaS-Modell zum breit aufgestellten Player im europäischen öffentlichen Sektor

Die Plattform soll sich von einem SaaS-Modell zu einem breit aufgestellten Player im europäischen öffentlichen Sektor weiterentwickeln, der auch Anbieter und Beschaffer vernetzt und eine einfache Angebotsabgabe ermöglicht. Insbesondere kleinere Anbieter ohne personalstarken Public Sector Vertrieb und langjährige Expertise wären so in der Lage, adäquate und wettbewerbsfähige Angebote bei öffentlichen Ausschreibungen abzugeben. Die Lösung adressiert alle öffentlichen Akteure, die an das Vergaberecht gebunden sind und Steuergelder ausgeben, sowie perspektivisch alle Lieferanten.

ENTER: Climate-Tech-Start-up erhält 19,4 Mio. Euro für die Digitalisierung der energetischen Sanierung

Das 2020 von Max Schroeren, Justus Menten und Alex Müller gegründete Climate-Tech-Start-up ENTER erleichtert Hauseigentümern die energetische Sanierung.

Das Berliner Climate-Tech-Start-up ENTER unterstützt Besitzer von Ein- und Mehrfamilienhäusern bei der Analyse, Planung und Finanzierung der energetischen Sanierung ihrer Immobilie – einfach, leicht und günstig mit Hilfe eigens entwickelter Technologie. ENTER bietet Hausbesitzer*innen maßgeschneiderte Sanierungs-Pakete, die von der Finanzierung bis hin zur Installation alle Schritte umfassen, um ihnen die energetische Sanierung zu erleichtern und bezahlbar zu machen. Das Unternehmen, das sich im Frühjahr 2023 von baupal zu ENTER umbenannte, beschäftigt aktuell 75 Mitarbeitende, davon 20 zertifizierte Energieeffizienzberater.

Nach der Seed-Finanzierungsrunde Ende 2022 folgte bereits jetzt die Series-A Finanzierung. Zu den Investoren zählen namhafte VC-Gesellschaften wie COATUE, Foundamental, Target Global, A/O Proptech und Partech. Damit stehen ENTER nun insgesamt 19,4 Millionen Euro an Wachstumsfinanzierung zur Verfügung, um konsequent die Vision zu verfolgen, Europas führendes Unternehmen für energetische Sanierung zu werden und damit einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes von Wohnimmobilien zu leisten.

Justus Menten, Co-Founder und Geschäftsführer von ENTER ist Architekt und selbst zertifizierter Energieeffizienzberater (dena): „Aktuell werden in Deutschland rund 200.000 Immobilien pro Jahr saniert. Damit wir unsere Klimaziele erreichen, müssen es aber mehr als eine Million Gebäude sein. Das erreichen die heute zertifizierten Energieeffizienzberater nicht auf dem traditionellen Weg. Obgleich die Ausbildung neuer Berater bereits auf Hochtouren läuft, wird es noch mehrere Jahre dauern, bis es in Deutschland ausreichende Kapazitäten geben wird. Da setzt ENTER an. Wir steigern die Produktivität der Energieeffizienzberatung um 400 Prozent und verringern so den Engpass in Rekordgeschwindigkeit.“

Ein weiteres Hindernis ist die Finanzierung: Umfragen zufolge befürchten 75 Prozent der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer, dass sie sich eine energetische Sanierung nicht leisten können. „Das stimmt in zahlreichen Fällen aber nicht, wenn man die passenden Maßnahmen ergreift und staatliche Förderungen nutzt. Dank ENTER können die richtigen Maßnahmen in der optimalen Reihenfolge bei maximaler Förderung geplant werden. Mit einer umfassenden Analyse vor Ort und einem anschließenden virtuellen Beratungsgespräch helfen wir Hausbesitzern den energetischen Zustand ihrer Immobilie zu verstehen und alle relevanten Entscheidungen für ein CO2 neutrales Zuhause zu treffen“, erläutert Menten.

Das Geschäftsmodell von ENTER überzeugt auch Investor*innen, wie der erfolgreiche Abschluss der Series-A-Finanzierungsrunde trotz des schwierigen Marktumfelds für Start-ups eindrucksvoll belegt. Zusätzlich zu den Investoren unterstützen ENTER – bis Anfang 2023 unter dem Namen baupal bekannt - namhafte Business Angels und Start-Up Größen, darunter Flink-Gründer Oliver Merkel, die Mitbegründer von McMakler Hanno Heintzenberg und Lukas Pieczonka, taxfix-COO Dr. Daniel Kreter, Medwing-Gründer Johannes Roggendorf und DST-Global-Co-Founder Tom Stafford.

Max Schroeren, Co-Founder und Geschäftsführer von ENTER: „Wir haben unseren Umsatz in den letzten Monaten mehr als versechsfacht und sind weiterhin auf einem sehr starken Wachstumskurs. Mit dieser Finanzierungsrunde können wir die weitere Geschäftsentwicklung von ENTER jetzt noch schneller vorantreiben und die Transformation zum klimaneutralen Wohnen beschleunigen. Mit unserer Lösung ermöglichen wir Millionen von Hauseigentümern die energetische Verbesserung von Wohnimmobilien, und sind stolz, auf diesem Weg von Investoren wie COATUE, Foundamental und Target Global unterstützt zu werden“.

ENTER beschäftigt heute 75 Mitarbeitende und plant diese Zahl bis Ende 2023 zu verdoppeln.