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CLAIMD: Der Creator-Economy-Booster
Die CLAIMD-Gründer Frederic Nachbauer und Christian Behrens wollen mit ihrer Plattform mehr Transparenz und Teilhabe in das Influencer-Marketing bringen.

Influencer-Marketing – dabei denken die meisten an Stars mit einer riesigen Reichweite wie Pamela Reif oder Dagi Bee, die enorme Summen für Produktplatzierungen erhalten. In den letzten Jahren hat sich das Feld jedoch stark weiterentwickelt: Allein von 2019 bis 2021 haben sich laut Forbes die Ausgaben für Influencer Marketing mehr als verdoppelt (auf 13,8 Milliarden US-Dollar).
Auch der Fokus hat sich gewandelt: Marken haben erkannt, dass sich neben den Mega-Influencer*innen die Zusammenarbeit mit kleineren Accounts lohnt. Diese haben zwar weniger Follower*innen, interagieren aber stärker und sind glaubwürdiger. Oft spezialisieren sie sich auf bestimmte Themen wie Fitness, Craft Beer oder vegane Rezepte. Durch Kooperationen mit ihnen können Marken spitzere Zielgruppen erreichen. In der Branche spricht man von Nano-Influencer*innen (ab 1000 Follower*innen) und MicroInfluencer*innen (ab 10.000 Follower*innen).
Das Freiburger Start-up CLAIMD der Gründer Frederic Nachbauer und Christian Behrens will die nächste Stufe in dieser Entwicklung einläuten. Es möchte allen, die Inhalte auf Social Media erstellen – also Content Creators – ermöglichen, die eigene Reichweite zu Geld zu machen – auch solchen, die nur 100 Follower*innen haben. Dafür hat CLAIMD eine Plattform entwickelt, die Content Creators und Werbetreibende direkt miteinander verbindet.
Social Media braucht ein Update
„Wir ermöglichen eine neue Art von Social-Media-Werbung, von der beide Seiten profitieren“, sagt CEO Christian. „Content Creators sind als Markenbotschafter besonders glaubwürdig. Mit ihnen erreichen Marken Zielgruppen, die sie durch klassische Social-Media-Werbung oder mit großen Influencern nicht erreicht hätten.“
Christian hat einen langjährigen Background im Influencer-Marketing und Künstler*innenmanagement. Er war jahrelang in der Musikbranche tätig und gründete die MNTCI-Gruppe, eine Marketingagenturgruppe. Er ist außerdem Geschäftsführer der zugehörigen Agentur Project Z, die sich auf Kommunikation für die Generation Z spezialisiert hat. Hier gelangte er zur Überzeugung, dass es ein neues Werbemodell braucht, das Werbetreibende und Creators näher zusammenrückt. „Unser Ziel ist nichts weniger, als die Werbung in den sozialen Medien neu zu erfinden“, so Christian.
Werbung in der eigenen Community
Die Plattform von CLAIMD ging im März 2021 nach einer zwölfmonatigen Entwicklungszeit online. Sie funktioniert wie folgt: Werbetreibende stellen eine fertige Anzeige auf die Plattform (als Bild oder Video). Anhand von Kriterien wie Alter und Interessen bestimmen sie, welche Creators die Anzeige angezeigt bekommen. Außerdem legen sie ihr Budget und den CPM (Preis pro 1000 Views) fest, den sie zahlen wollen. Passende Creators können die Anzeige dann auswählen (claimen) und in ihre Story posten. 24 Stunden später reporten sie, wie viele Views ihr Post hat und bekommen den entsprechenden Wert gutgeschrieben. Für eine Anzeige mit 1000 Views sind das zwischen 5 und 30 Euro. CLAIMD verdient, indem es 15 Prozent als Gebühr berechnet. Aktuell ist das Angebot auf Instagram, WhatsApp-Stories und TikTok ausgelegt. Weitere Plattformen mit Story-Format sollen folgen. Für die technische Umsetzung ist Co-Gründer und CTO Frederic verantwortlich.
„Niemand kennt die eigene Community so gut wie die Creators selbst. Sie wissen, was sie interessiert und was gut ankommt“, sagt Christian. „Darum suchen sie über unsere Plattform genau die Anzeigen aus, die zu ihrer Community und zu ihrem Content passen. Für Werbetreibende erübrigt sich die aufwändige Abstimmung mit einzelnen Creators. Man könnte auch sagen: Wir standardisieren das Influencer-Marketing.“ Zu den Marken, die Werbung über die Plattform schalten, gehören ein Beauty-Shop und eine große Fitness-Gruppe. Auch eine Kooperation mit Ticket-Verkäufern ist geplant.
Die Idee, dass auch „normale User*innen“ Werbung schalten, ist zwar nicht neu. Bisherige Angebote bieten aber lediglich Rabatte für Posts über gekaufte Produkte an. Bei CLAIMD gibt es echtes Geld. Andere Influencer*innen-Plattformen sprechen wiederum nur reichweitenstarke Creators an.
Die Creator Economy: Das nächste Level des Internets?
Christian sieht CLAIMD als Beitrag zu einer größeren Bewegung: der Creator Economy. „Das Problem mit Social-Media-Anbietern ist, dass sie diejenigen, die die Inhalte erstellen, nicht für ihre Arbeit entlohnen. Stattdessen kassieren sie selbst sämtliche Werbeeinnahmen, die Creators sind kostenlose Arbeitskräfte.“
Die Verfechter der Creator Economy wollen das ändern. Der Begriff beschreibt allgemein die Möglichkeit für Einzelpersonen, mit dem Internet Geld zu verdienen – sei es mit Gaming-Videos, einem Newsletter oder mit Tutorials. Die Einnahmen kommen dabei durch kostenpflichtige Inhalte oder durch Werbekooperationen. Das Prinzip ist nicht neu, ist aber in den letzten Jahren, ausgehend von der Tech- und VC-Szene in den USA, zu einer großen Bewegung geworden. Viele Kreative sehen in der Creator Economy und deren Versprechen, sie angemessen für Ideen und Dienstleistungen zu entlohnen, eine wirklich alternative Wirtschaft, die mehr Selbstbestimmung ermöglicht.
Für die Creators sind die viel gescholtenen großen Plattformen aber nach wie vor essenziell: Für knapp drei Viertel der Creators ist Instagram die wichtigste Einnahmequelle. „Ohne die Plattformen funktioniert es derzeit nicht – darauf sind weder User*innen noch Werbetreibende eingestellt. Darum haben wir auch ein Geschäftsmodell entwickelt, dass Creators für Posts auf den Plattformen entlohnt“, sagt Christian.
Die Gen Z im Fokus
Besonders attraktiv für die Creator Economy ist die Gen Z. „Sie ist mit Social Media groß geworden, 80 Prozent teilen regelmäßig eigene Inhalte. Für diese Leute ist es völlig natürlich, dass Creators, denen sie folgen, Werbung ausspielen. Sie vertrauen auf sie, solange sie authentisch bleiben. Und auch mit einem eigenen Post nebenbei Geld zu verdienen, ist für sie sehr attraktiv“, so Christian.Als ein Beispiel nennt Christian die 18-jährige Sina, die auf Instagram vor allem über Pferde und Hunde postet und mit CLAIMD-Postings für eine Tierfuttermarke über 100 Euro verdient hat. Es müssen aber keine spezialisierten Accounts sein. Auch viele sogenannte Meme-Accounts nutzen die Plattform. Im Schnitt verdienen die Creators laut Angaben der Gründer auf CLAIMD zwischen 25 und 100 Euro pro Post. Seinen ganzen Lebensunterhalt mit Social Media zu bestreiten, bleibt also weiterhin den großen Influencern vorbehalten. Aber Frederic und Christian bieten vielen die Möglichkeit, an der Creator Economy teilzuhaben.
Christians Tipps für andere Gründer*innen
- Testen, testen, testen: Wenn man technische Lösungen entwickelt, passieren zwangsläufig Fehler – die meisten sind schnell zu fixen, andere bringen einen um Wochen aus dem Zeitplan. Stell dich darauf ein, lass dich nicht entmutigen – und teste, was das Zeug hält. Mach dir immer klar, dass es für jedes technische Problem auch eine technische Lösung gibt, auch wenn du sie vielleicht noch nicht siehst. Wir haben ein Jahr lang entwickelt und getestet, bevor wir gestartet sind.
- Fang früh mit Kundinnengesprächen an: Kund*innengespräche sind wichtig. Auch schon sehr sehr früh. Lass dein Produkt von Menschen challengen, die noch nie davon gehört haben. Nimm die Bedenken ernst und das Lob an. Und dann heißt es wieder: testen. Es wird der Punkt kommen, an dem du jede Frage kennst und eine gute Antwort parat hast. Das ist der Punkt, an dem dein Produkt für den Markt bereit ist.
- Gehe deinen Zweifeln auf den Grund: Du wirst immer Zweifel haben. An deinem Produkt, deinem Team, an den Investor*innen und an dir selbst. Das Wichtigste ist, den Selbstzweifeln auf den Grund zu gehen. Dann lösen sie sich meistens auf – und mit ihnen alle anderen Zweifel.
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Mushlabs: Myzel für alle(s)
Die Gründer*innen des Hamburger BioTech-Start-ups Mushlabs – Mazen Rizk, Cathy Preißer und Thibault Godard – haben eine bahnbrechende Technologie entwickelt, die als Alternative für tierische Proteine dienen und ein nachhaltiges sowie faires Lebensmittelsystem ermöglichen soll.

Die Erzeugung von Lebensmitteln nach konventionellen Methoden stößt zunehmend an ihre Grenzen. Das Klima befindet sich im Wandel, extreme Wetterlagen nehmen zu. Dürren, Überflutungen und Wirbelstürme gefährden Ackerbau und Ernten. Durch langjährige Überbewirtschaftung und den massiven Einsatz von Düngemitteln sind viele Böden geschädigt. Gleichzeitig brauchen Nutzpflanzen und die industrielle Tierhaltung große Mengen Trinkwasser, das weltweit zunehmend knapp wird. Die Landwirtschaft in ihrer aktuellen Form lässt sich nicht immer weiter auf Effizienz trimmen. Immer größere Monokulturen und Pestizideinsatz führen vielerorts zu einem Rückgang der natürlichen Artenvielfalt. Das wiederum schwächt das gesamte Ökosystem und verringert die Möglichkeiten zur Nahrungsmittelproduktion. Long story short: Die Menschheit benötigt dringend Alternativen.
Nährstoffreich, geschmackvoll, umweltschonend
Einen besonders spannenden Ansatz entwickelte das Team des Hamburger Start-ups Mushlabs. „Wir züchten Pilze, um besonders nährstoffreiche und gut schmeckende Lebensmittel zu produzieren“, sagt Cathy Preißer, Co-Founderin und Leiterin der Produktentwicklung. Als Rohstoff für nachhaltige Lebensmittel nutzt Mushlabs nicht die allseits bekannten, typischen Fruchtkörper des Pilzes, sondern das Myzel, das fadenartige, weitläufige Wurzelwerk. Daraus können Cathy und ihr Team nachhaltige Lebensmittel herstellen, die Fleischesser*innen und Vegetarier*innen gleichermaßen ansprechen. „Wir glauben an ein Lebensmittelsystem, das alle Menschen ernähren kann und gleichzeitig unseren Planeten bewahrt“, so Cathy. Um diese Vision zu realisieren, will Mushlabs das bislang ungenutzte Potenzial von Pilzen ausschöpfen. „Pilze sind ein ganz eigenständiges Königreich, welches die Reiche der Tiere und der Pflanzen in der Natur schon immer miteinander verbindet“, so Cathy, „und mit ihrem Einsatz wollen wir auch in der Nahrungsmittelproduktion den natürlichen Kreislauf wiederherstellen“.
Neue Wege in der Produktion
Bei der Produktion betritt Mushlabs komplettes Neuland. „Das Myzel züchten wir in Fermentationstanks“, sagt Cathy, „als Nährmittel verwenden wir mit Nährstoffen angereichertes Wasser und Nebenströme aus der Lebensmittelwirtschaft“. Bereits im Anbau sorgt Mushlabs dafür, dass wertvolle Ressourcen bestmöglich genutzt werden. Die Pilze wachsen schnell, je nach Art wird das Wurzelwerk nach einigen Tagen geerntet. Je nach gewünschtem Endprodukt wird das Myzel unterschiedlich fermentiert, sodass bereits das Rohmaterial die jeweils optimalen Eigenschaften mitbringt. Dadurch lassen sich die Rezepturen der Endprodukte schlank halten und auf das Nötigste reduzieren. „Aktuell konzentrieren wir uns hauptsächlich auf Fleischalternativen“, so Cathy, „doch grundsätzlich sind auch andere und eigenständige, ganz neue Produkte möglich“.
Anders als der Name nahelegen könnte, entwickelt Mushlabs keine neuen Pilzarten, sondern nutzt die tausenden essbaren Pilzsorten, die es in der Natur bereits gibt. „Die Unterschiede hinsichtlich Textur, Aromaprofil, Substanz und Geschmack sind enorm“, sagt Cathy, „und diese Eigenschaften nutzen wir, um die bestmöglichen Produkte herzustellen“. Die ökologische Bilanz des Herstellungsprozesses kann sich sehen lassen. „Da wir vertikal in Tanks produzieren, brauchen wir sehr wenig Fläche, und im Vergleich mit Produkten wie Soja, der auf Feldern angebaut wird, wächst unser Myzel viel schneller und verbraucht auch viel weniger Wasser“, so Cathy. Abgesehen davon kann Mushlabs das ganze Jahr über konstant produzieren, unabhängig vom Klima und von Wetterverhältnissen.

Erste Schritte im Labor
Die Idee, Myzel zur Lebensmittelproduktion zu nutzen, hatte der Gründer und heutige CEO von Mushlabs, Mazen Rizk, vor etwa fünf Jahren. Im Rahmen seiner Promotion hatte Mazen die Zusammenhänge von Gesundheit und Darmbakterien in der Viehzucht erforscht. Er hatte sich intensiv mit Pilzen und deren Nährstoffproduktion beschäftigt und erkannte das Potenzial für die Herstellung nachhaltiger Nahrungsmittel. Als angehender BioTech-Gründer hatte er Glück, dass er in Hamburg schnell mit der Entwicklung beginnen konnte. „Laborflächen zu finden, ist ein typischer Engpass für BioTech-Start-ups“, so Cathy. Doch der Promotionsvater von Mazen, ein Professor der TUHH, war von der Gründungsidee begeistert und gab Mazen Zugang zum Labor.
Ein Jahr nach der Gründung holte Mazen den Forscher und Prozessspezialisten Thibault Godard hinzu, der den Fermentations- und Produktionsprozess aufsetzte. Ein weiteres Jahr später war Mushlabs auf acht Mitarbeitende gewachsen. Zu diesem Zeitpunkt stieß Cathy zum Kernteam und nahm die Produktentwicklung in die Hand. Die ersten Investoren, der auf Food Start-ups spezialisierte Berliner VC-Fonds Atlantic Food Labs sowie Redalpine, ein Frühphaseninvestor aus Zürich, sind bis heute an Bord. In der Series A im Jahr 2020 stießen unter anderem VisVires New Protein aus Singapur und Happiness Capital aus Hong Kong dazu. Im Juni 2022 investierte auch der EIC, das Accelerator-Programm der Europäischen Union, das speziell Tech-Start-ups fördert, die gesellschaftliche Herausforderungen adressieren.
Vom Rohstoff bis zum Endprodukt
Mushlabs entwickelt nicht nur den eigenen Rohstoff, sondern stellt auch die kompletten Endprodukte her. Cathy und ihr Team gestalten Marken und Warenpräsentation und sorgen für die Vermarktung im Handel. „Wir arbeiten an der Schnittstelle zwischen Zutat und finalem Produkt“, so Cathy, die bei der Produktentwicklung stets den Endverbrauchenden im Blick hat. Myzel ist ein sehr gesundes Lebensmittel mit ausgeglichenem Protein- und Ballaststoffgehalt sowie vielen Mineralien und Vitaminen. Darum bestehen die Produkte von Mushlabs hauptsächlich aus den Pilzwurzeln; je nach gewünschtem Endergebnis wird lediglich eine Handvoll weiterer natürlicher Produkte wie etwa Würzkomponenten hinzugefügt. Die Produkte testet das Team selbst, unterstützt durch sensorisch besonders geschulte Personen und Rückmeldungen von Endkund*innen und Menschen aus der Community. Diese werden z.B. zu Veranstaltungen eingeladen, auf denen sie Produkte verkosten und bewerten können. Die Produkte möchte Cathy im Einzelnen noch nicht nennen, denn aktuell wartet Mushlabs noch auf die EU-Zulassung als Lebensmittelhersteller. „So viel können wir aber verraten: Unsere ersten Produkte sind zwar fleischähnlich, aromatisch aber komplett eigenständig“, so Cathy. „Das Myzel hat ein sehr angenehmes Aroma, und dieses steht bei unseren Produkten auch im Vordergrund.“ So habe Mushlabs bereits Menschen, die normalerweise gar keine Pilze mögen, überzeugen können. „Und auch preislich sind wir absolut konkurrenzfähig und können leicht mit den bisherigen Fleischalternativen auf dem Markt mithalten“, sagt Cathy.
Natch: Zahnpasta-Tabs statt Tube
Die Natch-Gründer Heber Gonzalez und Norbert Richard Meinike bieten eine nachhaltige Alternative zur Zahnpasta-Tube: vegan und frei von künstlichen Zusatzstoffen.

Eigentlich drückt man wortwörtlich auf die Tube, um sich die Zähne zu putzen. Cremige Zahnpasta quilt auf die Bürste und los geht´s. Mit Natch-Produkten funktioniert es etwas anders. Man kaut die Zahnpasta in Tablettenform so lange, bis eine cremige Textur entsteht.
Wieso Zahnpflege bei dem Start-up anders aussieht, ist den Gründern Heber Gonzalez und Norbert Richard Meinike zufolge auf die Nachhaltigkeit und die Inhaltsstoffe der Zahnpasta-Tabs zurückzuführen.
Vegan, natürlich und umweltschonend
Herkömmliche Zahnpasta wird mit Wasser hergestellt und in Plastik-Tuben aufbewahrt. “Die landen dann auf den Mülldeponien, in Flüssen und Meeren. So eine Tube braucht 500 Jahre, um in der Natur zu verrotten”, sagt Meinike. Daher nutze man bei Natch nachfüllbare Braunglasflaschen mit Aluminiumdeckel als Verpackung.
Die Inhaltsstoffe seien ausschließlich vegan und natürlich. Auch Fluorid, das eigentlich den Zahnschmelz stärkt, wird durch einen Stoff ersetzt, den man “bedenkenlos herunterschlucken” kann. Es handelt sich dabei um ein Calcium-Phosphat, das helfe, den Zahnschmelz zu remineralisieren.
Im Sortiment gibt es neben Zahnbürsten aus Bambus, vier Tabsorten. “Dr. Shaman” für sensible Zähne, “Screaming Polar Bear” mit Pfefferminze für frischen Atem, “So Black, So White” mit Aktivkohle für weiße Zähne und “Wake-up Call” mit Matcha für Energie am Morgen.
Mehr zu Nach seht ihr am Montag, 11. September, in Der Höhle der Löwen auf Vox. Ebenfalls dabei: Vegablum, AnimalChat, KitchBound und scentme.
weinladen.de: Wein ohne Dresscode
Wie aus Stephanie Dörings Leidenschaft für den Rebensaft ein erfolgreiches, modernes Weinhandelskonzept entstanden ist.

Seit ihrem ersten Job hat Stephanie Döring keine Bewerbung mehr geschrieben. „Für mich gab es nur den Weg nach vorn: Ich habe immer hart gearbeitet und das hat sich ausgezahlt. Aber ich hatte auch Menschen um mich herum, die mir weitergeholfen haben. Dafür bin ich sehr dankbar.“ Mit 17 Jahren begann sie ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau in ihrer Heimatstadt Münster. Eigentlich wollte Stephanie Hoteldirektorin werden, aber ihr Chef machte sie auf ihren besonderen Draht zu Wein aufmerksam und förderte ihr Talent.
Hamburg, London, Kapstadt
Nach der Ausbildung vermittelte der Ausbildungschef Stephanie in ein Hamburger Fünf-Sterne-Hotel, in dem damals auch Mastersommelier Hendrik Thoma tätig war. Sie eignete sich viel Wissen über Wein von ihm an und bildete sich mit zusätzlichen Ausbildungen weiter. 2003 zog sie nach London, um für den britischen Gastronomen und Fernsehkoch Gordon Ramsay zu arbeiten. Über sieben Jahre reiste sie um die Welt, eröffnete ein Restaurant nach dem anderen mit ihm und trug als Head Sommelière die Verantwortung für ein 25-köpfiges Team. „Es war eine großartige Zeit, aber der Anspruch war extrem hoch. Alles musste perfekt sein, denn die Augen der Presse waren jederzeit auf uns gerichtet.“
2010 blieb Stephanie für ein Jahr auf einem Weingut in Südafrika. Sie hatte schon zuvor Praktika auf Weingütern absolviert und bei Weinlesen geholfen, wollte aber einmal den ganzen Zyklus der Produktion miterleben. Ende des Jahres machte ihr ein großer deutscher Weinkonzern ein Angebot: Stephanie sollte eine Weinmarke aufbauen, die mit jüngeren Weingütern zusammenarbeitet und sich an eine jüngere Zielgruppe als bislang in der Weinbranche üblich richten sollte. 2010 kehrte sie für diese Herausforderung nach Hamburg zurück.
Neue Ansätze testen
Die Arbeit war genau das Richtige für Stephanie: „Die neue Marke war die Versuchsplattform für den Konzern. Ich hatte viele Freiheiten und konnte viel ausprobieren.“ Als eine der ersten Weinmarken kommunizierten sie verstärkt über Videos und Social Media, um die Zielgruppe zu erreichen. Das reichte jedoch nicht. „Das Problem war, dass es Wein an jeder Ecke gab und viele der Onlineshops sich mit dem Kampf um den günstigen Preis selbst kannibalisierten“, so Stephanie.
Neben der Online-Kommunikation experimentierte Stephanie mit neuen Ansätzen, wie Weinproben in Coworking-Spaces oder bei Start-ups. Im Winter 2012 eröffnete sie für sechs Monate einen Pop-up-Store in einer Eisdiele in Hamburg – der erste modernere, buntere und offenere Weinladen in der Stadt. Das Konzept ging auf und machte klar, dass das junge Unternehmen einen stationären Anlaufpunkt brauchte. So eröffnete 2014 der erste Laden auf St. Pauli. 2018 folgt ein zweiter in Köln.
Parallel gab es intern einige personelle Wechsel im Mutterunternehmen und damit änderte sich auch die Ausrichtung. Die Idee der Weinläden sollte zu einem deutschlandweiten Konzept weiterentwickelt werden. Anfangs gefiel Stephanie die Vorstellung und sie erstellte erste Businesspläne. „Aber dann habe ich mich entfremdet. Wein ist People Business und jeder Weinladen hängt von vielen Faktoren ab. Man kann nicht in jede Stadt das Gefühl von St. Pauli bringen.“
Ein überraschendes Angebot
Statt Weinläden in ganz Deutschland zu eröffnen, bekam Stephanie Ende 2018 das Angebot, die Marke zu kaufen. „Das war ein Schock, denn ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nie darüber nachgedacht, mich selbständig zu machen.“ Dennoch entschied sie sich spontan dafür. Sie besprach die Finanzierung mit ihrer Bank und startete im Januar 2019 mit dem Onlineshop weinladen.de und den beiden Läden in Hamburg und Köln in die Selbständigkeit.
Unter dem Motto „Wein ohne Dresscode“ führt Stephanie seitdem das von ihr in der Anstellung entwickelte Konzept als eigenes Unternehmen weiter. Sie arbeitet vor allem mit jungen und nachhaltigen Weingütern zusammen, und auch die Läden sehen nicht aus wie ein klassischer, holzvertäfelter Weinladen. Damit spricht sie einerseits eine jüngere Zielgruppe an, andererseits aber auch Menschen jeden Alters, die den modernen Ansatz schätzen. „Trotz allem ist die Weinbranche immer noch traditioneller und langsamer, nicht vergleichbar zum Beispiel mit der sich schnell verändernden Craft-Beer-Bewegung. Der Respekt vor dem Getränk und dem Handwerk spielen eine große Rolle. Das finde ich schön.“
Die Angst nehmen
In den stationären Weinläden können sich Kund*innen beraten lassen und Wein kaufen, aber auch einfach auf ein Glas vorbeischauen oder eine Veranstaltung organisieren. „Das Wichtigste ist mir, die Angst vor dem Wein zu nehmen. Man kann bei uns alles probieren, wir beraten ohne Fremdwörter und versuchen allen Kund*innen individuell das zu geben, was sie brauchen. Wer in den Weinladen kommt, soll sich wohlfühlen.“
Das Konzept kommt an: Im Jahr 2020 eröffnet eine Hotelgruppe auf Rügen eine Franchisefiliale. Hier ist Stephanie ausschließlich beratend tätig und beliefert den Laden. Zudem berät sie auch andere Unternehmen aus der Gastronomie und Hotellerie, erstellt individuelle Weinkonzepte, schreibt Weinkarten und schult Mitarbeitende. „Wir sind mittlerweile sehr vielseitig aufgestellt, das gibt Sicherheit. Aber auch wenn ich jetzt Unternehmerin und Weinhändlerin bin, bin ich vor allem Sommelière. So habe ich angefangen und so würde ich mich auch immer noch bezeichnen.“
Das erste Jahr
Stephanie behält nicht nur das Konzept des Weinladens bei, sondern nimmt auch alle Angestellten mit in die Selbständigkeit. Das ist nicht selbstverständlich, denn sie wechseln von einem großen Konzern in ein kleines Unternehmen. „Ich fand es großartig, dass alle mitgekommen sind, ohne das zu hinterfragen.“ Die größte Herausforderung zum Start war es, ein eigenes Lager zu finden, es zu füllen und die gesamte Logistik hinter dem Weinhandel zu organisieren.
Mittlerweile gibt es ein professionelles Warenwirtschaftssystem, aber anfangs herrschte im Lager großes Durcheinander: Paletten wurden einfach abgestellt und irgendwie die Bestellungen abgearbeitet. „Rückblickend war es gesund, dass ich etwas naiv gestartet habe: Ich hatte nie Angst, sondern habe einfach immer gemacht.“ Auch wenn Stephanie sich heute als vorsichtiger und nachdenklicher bezeichnet, ist es immer noch nicht ihr Stil, vorab große Pläne anzulegen oder alles bis ins letzte Detail durchzurechnen. „Ich glaube, in der Selbständigkeit ist es am wichtigsten, zu machen und auszuprobieren.“
Weinhandel und Online-Tastings
Stephanie ist froh, dass sie dieses erste Jahr hatte, um einigermaßen in der Selbständigkeit anzukommen, bevor im Frühjahr 2020 die Corona-Pandemie begann. Vor Corona waren die stationären Läden der Haupttreiber des Unternehmens, da die Leute gern vor Ort tranken und feierten und der Verkauf im Laden höhere Margen mit sich brachte. Den Onlineshop gab es zwar, doch er lief mehr nebenbei. Im April 2020 legten Stephanie und ihr Team ein paar Nachtschichten ein, um den Onlineshop zu verbessern und Online-Tastings zu konzipieren. „Wir mussten unser Onlineangebot schnell groß machen und das hat zum Glück gut funktioniert. Die Weinbars waren lange zu, aber die Leute haben immer noch gern Wein getrunken und der Weinhandel lief weiter.“
Ein Kollateralschaden der Pandemie war jedoch die Schließung des Weinladens in Köln. Der damals noch vom Mutterunternehmen gegründete Laden mit Weinbar hatte ohnehin von Anfang an Schwierigkeiten, ein eigenes Profil zu entwickeln. „Das Konzept und der Spirit von Machen und Ausprobieren ist in der Selbständigkeit am wichtigsten. St. Pauli lässt sich nicht so einfach auf eine andere Stadt übertragen. Wir konnten an diesem Standort keine Authentizität entwickeln.“
Die Fokussierung während der Pandemie auf die digitalen Tastings lohnte sich dagegen. Diese möchte Stephanie auch in Zukunft beibehalten, um weiterhin breit aufgestellt zu sein. „Der Hype flaut etwas ab und die Leute haben weniger Lust, ständig vor dem Rechner zu sitzen. Aber immer mehr Unternehmen arbeiten auf unterschiedliche Städte verteilt und es wird ganz normal sein, sich online für Veranstaltungen zu treffen, anstatt immer zu reisen.“

Fokus auf die eigenen Stärken
Auf solche Trends zu achten und das eigene Unternehmen zukunftssicher aufzustellen, gehört zur Selbständigkeit dazu. Stephanie trug schon als Angestellte immer viel Verantwortung und arbeitete in vielen Aspekten wie eine Selbständige. „Ich habe einfach immer gern gearbeitet, oft auch an freien Tagen, wenn es sein musste. Aber in der Selbständigkeit ist es doch noch mal anders.“ Das beginnt bei Kleinigkeiten im Alltag: Gibt eine Maschine den Geist auf, kann Stephanie das nicht mehr einfach melden. Sie muss sich selbst um Ersatz kümmern und die dazugehörige Rechnung bezahlen. Hinzu kommen laufende Kosten und Themen wie Steuern und Personal, mit denen Angestellte kaum zu tun haben.
Zudem sind Selbständige für viel mehr unterschiedliche Bereiche verantwortlich. Entscheidend ist es aus Stephanies Sicht, sich auf die eigenen Stärken zu fokussieren und sich für die Dinge, die man nicht gut kann, Hilfe zu holen. „Ich bin gut darin, Menschen für Wein zu begeistern, aber meine Zahlen gebe ich lieber an meinen externen Controller ab.“ Das gilt auch für Aufgaben, die sie interessant findet und vielleicht selbst machen könnte, aber deutlich länger brauchen würde als Profis. Gern gibt Stephanie Aufträge an Bekannte im eigenen Netzwerk ab. So kümmert sich eine Freundin aus der PR-Branche um Journalist*innenanfragen und ein Freund schreibt regelmäßig Texte für das Unternehmen.
Gerade im Freundeskreis ist es wichtig, so Stephanie, alles genau zu besprechen und fair zusammenzuarbeiten. „Vielleicht ist die Rechnung nicht so hoch wie bei einer Agentur, aber die Arbeit muss trotzdem gut bezahlt werden. Ein Netzwerk funktioniert nur, wenn es Geben und Nehmen gibt und du wertschätzt, was die andere Person für dich macht.“
Zusammen groß werden
Der Netzwerkgedanke bezieht sich für Stephanie nicht nur auf die Möglichkeit, Dienstleistungen auszulagern. Es laufen bereits einige Kooperationen mit unterschiedlichen Unternehmen; ein Bereich, den Stephanie in Zukunft weiter ausbauen möchte. Beispielsweise stehen ihre Weinregale in Agenturen und Firmen, sodass die Mitarbeitenden sich nach der Arbeit eine Flasche mitnehmen oder sich gemütlich zusammensetzen können. „Wir haben so viele Ideen, und mit Wein kann man fast jeden Menschen erreichen. In der Gastronomie, aber auch außerhalb gibt es zahlreiche Marken und Firmen, mit denen wir kooperieren und gemeinschaftlich wachsen können.“
Dafür ist ein großes Netzwerk nötig und es erfordert gerade am Anfang viel Arbeit, Zeit und Offenheit, sich dieses aufzubauen. Auch Stephanie hat nicht immer Lust, sich nach einer vollen Woche im Laden noch mit Leuten zu treffen. „Aber am Ende mache ich es trotzdem. Das gehört dazu.“ Ihr Tipp ist es, beim Netzwerken nicht direkt ganz oben anzufangen und sich nur mit den Großen zusammentun zu wollen. Stattdessen sollte man Partner*innen finden, mit denen man gemeinsam wachsen und sich gegenseitig unterstützen kann.
Arbeit und Freizeit
Trotz aller Anstrengung, und auch wenn die Arbeitswoche gerade sieben Tage hat, freut Stephanie sich jeden Tag auf die Arbeit. Die Zeit rauscht so vorbei und sie genießt es, jeden Tag zu lernen und vor neuen Aufgaben zu stehen. Einen festen Alltag hat sie nicht. Zu Beginn der Woche gibt es viel zu organisieren, da die Bestellungen aus der Gastronomie reinkommen. Sie trifft sich für Besprechungen mit ihrem Team, kümmert sich um den Einkauf und arbeitet an Weinkarten und Konzepten für Kund*innen aus Gastronomie und Hotellerie. Abends ist sie Gastgeberin bei Online-Tastings oder anderen Veranstaltungen und zwischendurch versucht sie, alle anderen Aufgaben so gut wie möglich abzuarbeiten.
Stephanies Telefon ist nie abgeschaltet und auch sonntags liest sie ihre E-Mails. „Wenn ich Lust habe, beantworte ich sie auch. Wenn nicht, dann nicht. Aktuell stresst es mich nicht, so viel zu arbeiten.“ Dennoch ist es nicht ihr Plan, dieses Pensum für immer zu halten. „Es sind ja erst vier Jahre. Am Anfang muss man vieles selbst machen und verstehen, wie es funktioniert. Dann kann man Verantwortung abgeben.“
Zukünftig möchte Stephanie gern weniger im Alltagsgeschäft arbeiten, dafür mehr Repräsentantin des Unternehmens sein. „Das ist das Ziel. Und vielleicht auch irgendwann eine Fünf-Tage-Woche.“ Schon jetzt achtet sie darauf, sich ausreichend Zeit für Sport und persönliche Freizeit zu nehmen. „Das habe ich eine Zeit lang komplett vergessen, aber das ist wichtig.“ Auch wenn sie manchmal das Gefühl hat, eine Aufgabe noch beenden zu können, entscheidet sie sich dagegen. Für sie ist das ein großer Vorteil an der Selbständigkeit. „Du bist immer involviert, aber du entscheidest selbst, wann du eine Aufgabe auch mal liegen lässt.“
Hoher Anspruch
Dass sie ihre Arbeit gern macht, bedeutet nicht, dass Stephanie jeden Tag nur gute Laune versprüht. Das hängt vor allem mit ihrem hohen eigenen Anspruch zusammen, den sie auch an ihre 19 Mitarbeitenden stellt. Es ärgert sie, wenn Dinge nicht perfekt umgesetzt werden: Gläser müssen lupenrein sein, Wein muss die richtige Temperatur haben und im Lager muss alles an seinem Platz stehen. Das sind Grundvoraussetzungen, die alle im Team kennen.
Zu Beginn der Selbständigkeit fragte sich Stephanie, ob sie über solche Punkte hinwegsehen sollte. Mittlerweile ist sie zu dem klaren Entschluss gekommen, das nicht zu tun. „Wenn wir uns über Rabatte vermarkten würden, wäre es vielleicht etwas anderes. Aber wir sind im Premiumbereich unterwegs und da muss die Dienstleistung perfekt sein.“ Am Ende sind es auch ihre genaue Art und der Perfektionismus, die den Weinladen zu dem machen, was er ist.
Das richtige Maß finden
Trotz des hohen Anspruchs an ihre Mitarbeitenden ist Stephanie daran gelegen, das richtige Maß zu finden. „Ich bin sicherlich nicht die perfekte Chefin. Manchmal merke ich im Nachhinein selbst, dass ich zu nervig war.“ Ebenso hat sie gelernt, es zu akzeptieren, dass nicht jede(r) Angestellte(r) gleichermaßen über jeden Bereich Bescheid wissen will – und muss. Grundwissen erwartet sie trotzdem. „Aber ich versuche nicht mehr, dem ganzen Team jede Information aufzudrücken. Sie machen alle einen wahnsinnig guten Job, aber niemand wird sich je so für dein Unternehmen interessieren und einsetzen, wie du selbst.“
Stephanie, was bedeutet Erfolg für dich?
„Erfolg ist für mich nicht monetär. Natürlich ist es wichtig und ein gutes Gefühl, alle Rechnungen bezahlen zu können. Aber echter Erfolg ist viel mehr, dass es dem Team gut geht, unsere Gäste sich wohlfühlen und die Winzer*innen gern mit uns zusammenarbeiten. Dass wir insgesamt positiv wahrgenommen werden!“
Klangio: App generiert Musiknoten mittels KI
Die Klangio-Gründer Alexander Lüngen und Sebastian Murgul haben eine App entwickelt, die vorgespielte Musik mittels KI in niedergeschriebene Noten verwandelt.

Die Gründer Alexander Lüngen und Sebastian Murgul haben eine App entwickelt, die vorgespielte Musik durch künstliche Intelligenz in niedergeschriebene Noten verwandelt. Die verschiedenen Apps Piano2Notes, Guitar2Tabs, Sing2Notes und Melody Scanner decken dabei Klavier-, Gitarren-, Gesangs- und Pop-Melodien ab.
Das Transkribieren von Noten entfällt
Musizierende können sich beim Spielen aufnehmen und erhalten durch das KI-System schnell ein fertiges Notenblatt. Egal, ob es um das Komponieren neuer Songs oder das Herausfinden von Noten zu einer Musikaufnahme geht – das Transkribieren von Noten entfällt, so der Anspruch der beiden Gründer.
Dabei ist keine Registrierung erforderlich. Das Ganze funktioniert auch über den Browser, ohne Download-Zwang. Unterstützte Web-Apps sind Google Chrome, Safari, Firefox, Android App im Google Play Store oder IOS App im Apple App Store. Die Transkription wird als Noten und Tabulatur durchgeführt.
Musikalische Zusammenhänge verstehen
Zur Audioverarbeitung nutzt Klangio ein “Deep Learning”-Verfahren. Durch Millionen Beispiele aus der Musikwelt haben Murgul und Lüngen ihrem Algorithmus beigebracht, Töne nicht nur zu registrieren, sondern auch die musikalischen Zusammenhänge zu verstehen.
Durch diese gezielte Verarbeitung mittels des KI-Algorithmus werde eine bessere Genauigkeit der Notenerfassung, aber auch ein feinerer Detailgrad der generierten Notenblätter erreicht. Ein besonderer Fokus liegt zudem auf der Spielbarkeit der Transkription. Beispielsweise erfolgt die optimale Trennung zwischen linker und rechter Hand. Zudem ist eine Mehrstimmigkeit von bis zu vier Stimmen möglich. Gleichzeitig detektiert der Algorithmus die Dynamik der Töne. Damit ermöglicht etwa Piano2Notes eine detailgenaue Transkription.
Die Idee dazu kam Sebastian Murgul durch seine kleine Schwester, als sie auf ihrem E-Piano eine abgespeicherte Melodie nachspielen wollte, jedoch die Noten dazu fehlten. Das Produkt selbst wurde anfangs noch im kleinen Studentenzimmer hochgezogen und ist inzwischen nicht nur Thema seiner Doktorarbeit, sondern auch eine Marke, worauf er besonders stolz ist.
Geeignet auch für Menschen ohne musikalisches Gehör
“Mich begeistert es, Menschen durch KI so zu unterstützen, dass auch jene, die nicht mit einem guten Gehör ausgestattet sind, die Möglichkeit erhalten, einzelne Noten aus Musik herauszuhören”, wird Sebastian Murgul auf der Website des Start-ups zitiert. Sein Partner Alexander Lüngen kümmert sich als Informatiker bei Klangio um die Produktentwicklung und die Effizienz des KI-Systems.
Mehr dazu am Montag, 04.09.23, in der Höhle der Löwen. Auch mit dabei: Millis Zaubertücher, Bello Eis, FreeMom und dripoff-Pad
Tanas Consulting: Die Verbindung zwischen Unternehmen und Künstlicher Intelligenz
Wie Tanas Consulting KI in den Geschäftsalltag integriert und Unternehmen transformiert.

In den letzten Jahren hat der Bereich der Künstlichen Intelligenz beachtliche Fortschritte gemacht und ist in vielen Facetten des Alltags – ob Bildung, Arbeit oder Freizeit – präsent geworden. Inmitten dieses technologischen Wandels steht Tanas Consulting, ein Pionierunternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, Unternehmen die vielfältigen Möglichkeiten der KI näherzubringen.
Als Verbindung zwischen ambitionierten Firmen und den neuesten Entwicklungen in der KI bietet Tanas Consulting nicht nur Expertise, sondern auch praxisnahe Lösungen. Mit der wachsenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz für den Unternehmensalltag wird das Engagement von Tanas Consulting immer unverzichtbarer, um Firmen dabei zu helfen, in dieser neuen Ära der Technologie optimal zu agieren.
Patrick Geiger: Der Kopf hinter Tanas Consulting
Patrick Geiger, der Gründer von Tanas Consulting, ließ sich auf seinem Werdegang maßgeblich durch seine Leidenschaft für Automatisierung leiten. Mit einem Ingenieurabschluss als solide Basis begann seine Reise in die Welt der Prozessoptimierung durch Programmierung. Doch es war die Faszination für die aufkommenden GPT-Technologien, die ihm einen besonderen Stellenwert in der Branche sicherte.
Bereits während der Anfangsphase von GPT-2 entwickelte er ein innovatives Tool zum Generieren von Artikeln. Als dann GPT-3 eingeführt wurde, folgte eine Flut von Entwicklungen, die verschiedene Aspekte der Automatisierung abdeckten. Seine Expertise zog bald die Aufmerksamkeit von Kollegen und Netzwerkpartnern auf sich, die seine Unterstützung bei der Implementierung dieser neuen Technologien suchten.
Dieser wachsende Bedarf und sein stetiges Engagement führten schließlich zur Unternehmensgründung und zum Grundstein der KI-Community bei TANAS Consulting. Seine Vision: Die Macht der KI zu nutzen, um Unternehmen in ihre beste Zukunft zu führen.

Tanas Consulting: GPT-Modelle richtig verstehen
Tanas Consulting setzt auf eine transparente und aufgeklärte Betrachtung der GPT-Modelle. Diese fortschrittlichen Sprachmodelle sind zweifellos beeindruckend, dennoch müssen Nutzer verstehen, dass sie nicht wie menschliche Intelligenzen denken oder handeln. Sie produzieren erstaunlich exakte Antworten und können komplexe Sprachmuster simulieren. Aber ihre Funktionsweise basiert auf einem tiefen Verständnis von Texten und nicht auf echtem Bewusstsein oder Verstand.
Dabei haben die künstlichen Intelligenzen sowohl Grenzen als auch beeindruckende Möglichkeiten. Tanas Consulting zielt darauf ab, die Stärken dieser Modelle optimal zu nutzen und gleichzeitig ihre Einschränkungen zu berücksichtigen. Der Schlüssel liegt darin, das Potenzial dieser Technologie zu erkennen, während man realistische Erwartungen daran setzt und sie in einem richtigen Rahmen verwendet.
Klare Ziele: Das will Tanas Consulting
Hinter Tanas Consulting steht ein Team von Fachleuten, die ihre Passion und Expertise im Bereich der Automatisierung und der GPT-Technologie vereinen. Jedes Mitglied bringt einzigartige Fähigkeiten und Kenntnisse mit, was das Unternehmen zu einer starken Kraft in der Branche macht. Gemeinsam verfolgen sie klare Ziele: Die Effizienz von Unternehmen durch den Einsatz fortschrittlicher Technologien zu steigern, menschliche Fehler zu minimieren und so die Produktivität nachhaltig zu erhöhen.
Die Skalierbarkeit von Prozessen steht dabei ebenso im Fokus. Ein zentrales Element ihrer Strategie ist der Einsatz von Automatisierungstechniken, insbesondere solchen, die auf GPT-Modellen basieren. Mit diesem Ansatz ermöglicht Tanas Consulting Unternehmen, sich an die Spitze des technologischen Wandels zu setzen und von den vielen Vorteilen, die Künstliche Intelligenz bietet, zu profitieren.
Tanas Consulting hat es sich zur Aufgabe gemacht, das komplexe Feld der GPT-Technologie zugänglicher und verständlicher zu gestalten. Ein zentrales Element ihres Angebots ist die AI-Akademie, eine Plattform, die Bildung und Gemeinschaft miteinander verknüpft. Innerhalb dieser Akademie findet sich der Kurs Tanas Text Mastery. Dieser Kurs dient als Einstiegspunkt und vermittelt sowohl die Grundlagen von ChatGPT als auch fortgeschrittene Techniken, die eine effiziente Interaktion mit dem Modell ermöglichen.
Für einen breiteren Einstieg in die Welt der KI wird der Kurs Tanas AI Mastery angeboten. Derzeit wird auch an einem Kurs zur Bilderstellung mit KI gearbeitet.
Doch die Reise endet hier nicht. Ein speziell konzipierter Kurs legt den Fokus auf das "Prompt Design", eine Kunst für sich. Hier lernen die Teilnehmer, wie man effektive Befehle für Sprachmodelle wie ChatGPT formuliert. Dieses Wissen ermöglicht es, präzise und relevante Antworten von den Modellen zu erhalten und somit die Möglichkeiten der Technologie optimal auszuschöpfen.
Immer auf dem Laufenden durch regelmäßigen Austausch
Einen besonderen Mehrwert stellt die begleitende Community dar. Über eine aktive Discord-Community bietet Tanas Consulting einen Raum für den Austausch, die Vernetzung und kontinuierliche Weiterbildung. Hier können Fragen gestellt, Erfahrungen geteilt und neue Entwicklungen diskutiert werden. Ergänzt wird dieses Angebot durch wöchentliche Livestreams, in denen tiefer in bestimmte Themen eingetaucht wird und aktuelle Fragen der Community adressiert werden.
Übergreifend bietet Tanas Consulting mit seiner AI-Akademie und der engagierten Community ein Komplettpaket, das darauf abzielt, das volle Potenzial der GPT-Technologie zu erschließen und für jeden zugänglich zu machen.
KI: Vielseitige Anwendungsmöglichkeiten für Unternehmen
Die Integration von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen öffnet die Tür zu einer Vielzahl von Vorteilen und Anwendungen. In erster Linie kann KI dazu beitragen, betriebliche Prozesse zu optimieren. Durch die Automatisierung von Routinetätigkeiten können Mitarbeiter sich komplexeren und individuelleren Aufgaben widmen, was die allgemeine Effizienz steigert und gleichzeitig Kosten senkt.
Ebenfalls ein bedeutender Anwendungsbereich ist die Datenanalyse. Mit KI-Systemen können riesige Mengen an Daten in kürzester Zeit analysiert werden, um Muster zu erkennen, Vorhersagen zu treffen oder Geschäftsentscheidungen zu unterstützen. Dies ermöglicht es Unternehmen, Markttrends schneller zu erkennen, den Kundenbedarf besser zu verstehen und maßgeschneiderte Angebote zu erstellen.
Kundenservice ist ein weiteres Feld, in dem KI glänzt. Chatbots und virtuelle Assistenten können Kundenanfragen rund um die Uhr beantworten, wodurch die Kundenzufriedenheit gesteigert und der Serviceprozess optimiert wird. Darüber hinaus ermöglicht die KI personalisierte Marketingstrategien, indem sie das Verhalten und die Präferenzen der Kunden analysiert und zielgerichtete Angebote erstellt.
Außerdem bietet KI auch im Bereich Forschung und Entwicklung unschätzbare Vorteile. Sie kann bei der Entwicklung neuer Produkte helfen, indem sie Simulationen durchführt oder innovative Lösungen für bestehende Herausforderungen vorschlägt.
Es wird deutlich: KI transformiert bereits jetzt die Geschäftswelt, indem sie Unternehmen ermöglicht, agiler, effizienter und kundenorientierter zu agieren. Sie bietet nicht nur Lösungen für aktuelle Herausforderungen, sondern öffnet auch neue Wege für Innovation und Wachstum.
Das ABC der KI: Wie Tanas Consulting Unternehmen den Weg weist
Tanas Consulting ist ein Vorreiter im Bereich Künstliche Intelligenz, der den Weg in eine Ära der Automatisierung und Optimierung weist. Durch das engagierte Team, die fundierte Expertise und die innovative Herangehensweise hat sich Tanas Consulting als vertrauenswürdiger Partner für Unternehmen etabliert, die den Sprung in die Zukunft der Technologie wagen wollen.
Mit einer klaren Vision und dem unermüdlichen Streben nach Exzellenz zeigt Tanas Consulting, dass die Grenzen dessen, was möglich ist, ständig erweitert werden können. In einer Welt, in der Technologie und Fortschritt Hand in Hand gehen, steht Tanas Consulting an vorderster Front und lädt alle ein, gemeinsam in eine vielversprechende Zukunft zu blicken.
Mitmalfilm: Leipziger Start-up verwandelt Kinderzeichnungen in animierte Filme
Die Leipziger Gründerinnen Uli Seis und Alice von Gwinner wollen mit Mitmalfilm die kreative Welt des Zeichentricks in die Kinderzimmer bringen.

Perrine, die hart in der Fabrik schuftet. Calimero mit seinem Eierschalenhut, Alfred Jodocus Kwak, der zwar fröhlich ist, sich aber oft mit Kra und dessen “Nationaler Krähenpartei” herumplagen muss. Zeichentrickfilme haben nicht nur im Kindesalter einen Impact, sondern wirken lange nach. Das wissen Uli Seis und Alice von Gwinner. Das Ziel der beiden Founder*innen ist es, die kreative Welt des Zeichentricks in die Kinderzimmer zu bringen. Deswegen haben sie das Start-up Mitmalfilm gegründet.
„Zeichentrickfilme berühren, Zeichentrickfilme faszinieren. Bis heute haben wir viele Figuren, viele Szenen genau vor Augen”, erklärt von Alice von Gwinner. “Und aus unserer kindlichen Faszination ist schließlich unser Beruf geworden.”
Mitmalfilm im Malbuch-Format
Die 36-Jährige ist Drehbuchautorin und Regisseurin; ihr Partner Seis arbeitet als Trickfilmproduzent, Regisseur, Animator und Zeichner. Beide kennen die Branche gut und betonen, dass man für eine Filmminute Trickfilmfiguren rund 700 Mal zeichnen muss. “Auch die Hintergründe im Film werden gemalt, aber dazu braucht man nur ein einziges Bild für eine ganze Szene”, erklärt Uli Seis.
Damit jedes Kind diese Magie und die eigenen fantastischen Ideen in einem Film erleben kann, hat das Gründerpaar Mitmalfilm erfunden – konkret ein Malbuch, das von Kindern gemalte Bilder in Trickfilme verwandelt.
Bilder werden zum Animationsfilm
In den Büchern sind verschiedene Malvorlagen gedruckt, die die Kleinen nicht nur farbig ausmalen, sondern auch kreativ gestalten können. Ist das Bild fertig, wird es in die Mitmalfilm-App hochgeladen und in einen echten Animationsfilm eingefügt.
“Die Kinder sind unheimlich stolz, wenn sie das Ergebnis sehen und es macht ihnen sehr viel Spaß, die fertigen Filme ihren Eltern zu zeigen”, so Uli Seis abschließend. “Die Filme können auch gespeichert und so einfach an Oma und Opa oder an Freunde weitergeleitet werden.”
Mitmalfilm, das innovative Start-up aus Leipzig, ist am Montag in der Höhle der Löwen zu sehen. Ebenfalls mit dabei: Dr. Vivien Karl, Brizza, Futureised und Akoua.
Kickdown: Der innovative Kickdown fürs Oldtimer-Business
Wie die 2020 gegründete Auktionsplattform Kickdown frischen Fahrtwind in den bislang eher wenig transparenten Oldtimer- und Sammlermarkt bringt.

Der Handel mit Oldtimern und Sammlerfahrzeugen ist für viele eine leidenschaftliche Angelegenheit. Doch gerade in Zeiten, in denen Transparenz und ein Rundum-Service immer wichtiger werden, kann die Suche nach dem passenden Fahrzeug schnell zur Herausforderung werden. Kickdown, der junge Marktplatz für Oldtimer und Sammlerfahrzeuge, bietet einen Rundum-Service, der den Fahrzeugkauf und -verkauf so stressfrei und transparent wie möglich gestaltet.
Vom Mittagstisch zur Gründung
Die Idee zu Kickdown kam Moritz Helbich, als er Werkstudent im Hamburger SaaS-Unternehmen Phrase war. In einer Mittagspause sprach er mit seinem damaligen Chef über Oldtimer und deren Handel, über die damit verbundene Intransparenz und die oft mangelnde Qualität der Angebote. Eine passende Plattform, die Transparenz und Qualität standardisiert, gab es so noch nicht. Dies inspirierte Moritz, eine eigene Plattform zu schaffen. Gemeinsam mit dem damaligen Chef und einem weiteren Hamburger Tech-Unternehmer hatte er dann die Möglichkeit, die Idee umzusetzen, und gründete 2020 in Hamburg die Kickdown GmbH.
Etwa ein Jahr später kam Valentin Kremer, der bereits zuvor Teil des jungen Teams war, offiziell mit an Bord. Als Dritter im Bunde und essenzieller Treiber, kam, ebenfalls kurz nach der Gründung, Jonas Nörtemann nach Hamburg. Als Wirtschaftsinformatiker war er das perfekte Match, um Kickdown technisch nach vorne zu bringen. Damit war das Kernteam geschaffen und man konnten anfangen, richtig durchzustarten.
Bootstrapping statt Fremdkapital
Noch bevor Kickdown an den Start ging, stellte das Team schnell fest, dass das Produkt in einem Markt agiert, der sehr geschlossen, privat und von eher skeptischen Kund*innen geprägt ist. Eine der größten Schwierigkeiten war demnach, das Vertrauen potenzieller Kund*innen zu gewinnen, da das Start-up naturgemäß keinerlei Referenzen hatte und als neuer Player in seinem Markt noch keine Erfolgsbilanz vorweisen konnte. Sich in diesem Kontext gegen riesige, etablierte Unternehmen durchzusetzen bzw. erst einmal sichtbar zu werden, war nicht ganz einfach, zumal man finanziell einen eher steinigen Weg einschlug: „Wir mussten mit begrenzten finanziellen Mitteln alles aus eigener Tasche finanzieren. Wir wussten, dass wir uns nicht auf externe Investoren verlassen konnten, um Kickdown zu entwickeln“, so Moritz. „Jeder Euro wurde also sehr bewusst ausgegeben.“
Besonders stolz ist das Team darauf, dass es bis dato vollständig eigenfinanziert ist und sich seit längerer Zeit aus dem Cashflow tragen kann. „Dies zeigt einerseits, dass unser Geschäftsmodell schon jetzt funktioniert und Gewinne erwirtschaftet werden können. Andererseits bedeutet es jedoch, dass keine großen Kapitalmassen vorhanden sind, um schnell zu skalieren“, so Moritz. Letzteres stellt eine Herausforderung dar, da das junge Unternehmen nicht so schnell wachsen kann, wie es gern würde.
Auch die Suche nach qualifizierten Mitarbeitenden ist eine Herausforderung. Kickdown möchte sein Team erweitern, um das Wachstum weiter voranzutreiben. Dabei wird sehr viel Wert aufs Zwischenmenschliche und auf Diversität gelegt. „Alle Kolleg*innen haben unterschiedliche Hintergründe und waren nicht unbedingt Auto-Freaks, was vielleicht auch ein Schlüssel zum raschen Erfolg war“, so Moritz.

Rundum-Service für Enthusiast*innen
Während der letzten drei Jahre wurden das Produkt und der Service von Kickdown kontinuierlich weiterentwickelt. Nach einer Entwicklungsphase von drei bis vier Monaten ging die Plattform im August 2020 offiziell online. Das Produkt war ein MVP wie aus dem Bilderbuch, d.h. mit minimalen Funktionen. So gab es weder Funktionen wie einen Live-Auktions-Timer oder ein Auto-Refresh der Seite für neueste Gebote noch Live-Kommentare. Die gesamte Plattform war noch sehr Basic und ausbaufähig. Das Team entschied sich jedoch trotzdem für den Start, um zu testen, was bereits funktioniert und was nicht. Der Ansatz wurde direkt bestätigt, als am 14. August 2020 bei der ersten Auktion der erste Verkauf eines Messerschmitt Kabinenrollers KR 175 direkt ins Ausland nach Frankreich erfolgte.
In den folgenden Jahren lernte Kickdown viel und entwickelte sich weiter. „Es ist wichtig, mit den Kund*innen zu gehen und Feedback in die Entwicklung des Produkts zu integrieren“, so Moritz. Denn oftmals seien die Vorstellungen des Teams anders als die der Kund*innen, sodass die Flexibilität und die Anpassung an die echten Bedürfnisse des Markts äußerst wichtig sind.
Heute ist Kickdown eine Plattform, die einen umfassenden Service anbietet. „Wir bieten hochqualitative und transparente Fahrzeugauktionen an, bei denen wir ausschließlich Fahrzeuge mit höchstem Qualitätsstandard veröffentlichen“, so Moritz. Die Kund*innen können ortsunabhängig nach Fahrzeugen suchen, da alle Details und Eckdaten auf einen Blick ersichtlich sind und alle Mängel transparent dargestellt werden. „Dabei ist der Verkauf von Fahrzeugen bei uns schnell und unkompliziert und dauert in der Regel sieben bis zehn Tage“, so Moritz. Auktionsspezialist*innen sorgen dafür, dass die Kund*innen stets einen realistischen Mindestpreis haben und unterstützen sie bei jedem Schritt des Verkaufsprozesses. Das Team setzt sich mittlerweile aus 15 Mitarbeitenden – Festangestellten, Praktikant*innen und Werkstudent*innen – zusammen. Das Credo: Alle sind auf einer Ebene; es gibt keine Hierarchien oder Top-down-Ansätze; vor allem Sales, Operations, Marketing und Produkt sind die wichtigsten Bereiche.
Höchste Relevanz auf europäischer Ebene
In den nächsten fünf Jahren strebt Kickdown an, einer der relevantesten europäischen Akteure im Fahrzeughandel zu werden. „Dabei wollen wir das Produkt ganzheitlich aufbauen und stetig an den/die Kund*in anpassen. Der persönliche Service wird nach wie vor im Mittelpunkt stehen, da dieser ein wichtiger Bestandteil unseres Erfolgs ist“, so Moritz.
Um sich und das Produkt kontinuierlich zu verbessern und voranzubringen, plant Kickdown eine Finanzierungsrunde mit Investor*innen. Gemeinsam sollen innovative Ideen und Konzepte entwickelt werden, um den Fahrzeugkauf noch einfacher und komfortabler zu gestalten und das Produkt zu skalieren. „In Zukunft wird von der Annahme eines Fahrzeugs bis hin zu dessen Lieferung und Zulassung alles abgewickelt, damit der/die Kund*in sich um nichts kümmern muss“, so Moritz abschließend.
Querfeld: Berliner Sozialunternehmen erfindet die Soli-Pause
Querfeld rettet krummes Bio-Obst und -Gemüse direkt von den Erzeuger*innen und beliefert damit Großküchen, Unternehmen und Privatpersonen. Ab sofort gibt es die Möglichkeit für Kund*innen, ihr pausiertes Bio-Gemüse-Abo an Bedürftige weiterzugeben.

Das 2016 gegründete Sozialunternehmen Querfeld hat es sich zur Aufgabe gemacht, krummes Bio-Obst und -Gemüse direkt von Landwirt*innen zu retten. Damit beliefert Querfeld unter anderem Privatpersonen in Form eines Abonnements. Ab sofort gibt es dabei eine einfache Möglichkeit zur Pausierung der Abonnements, die gleichzeitig noch etwas Gutes tut: die "Soli-Pause". Diese neue Option ermöglicht es Kund*innen, ihre Abonnement-Pause in eine Spende an Bedürftige umzuwandeln. Gleichzeitig verdoppelt Querfeld diese Spende. Das bedeutet, dass für eine 5kg Querfeld-Tüte insgesamt 10kg Bio-Gemüse gerettet und gespendet werden. Somit ist die "Soli-Pause" ein kraftvolles Zeichen der Solidarität, während die Abonnent:innen gleichzeitig weiterhin Lebensmittelverschwendung bekämpfen.
Pause mit Sinn und Herz
Die Soli-Pause wurde ins Leben gerufen, um sowohl Bedürftigen zu helfen als auch weiter Lebensmittel retten zu können. Diese Initiative steht im Einklang mit der Vision von Querfeld, eine faire und nachhaltige Lebensmittelversorgung für alle zu schaffen.
Mit der "Soli-Pause" verdoppelt Querfeld nicht nur die Spende an Bedürftige, sondern verdoppelt auch die Menge an Bio-Obst und -Gemüse, welches vor der Verschwendung gerettet wird.
So profitieren auch die Landwirt*innen von der Soli-Pause. Gerade im Sommer wächst besonders viel Obst und Gemüse auf den Feldern. Ein Großteil der Ernte wird wegen optischer Besonderheiten aussortiert, während gleichzeitig viele Abonnent*innen aufgrund von Reisen ihre Lieferungen pausieren. Die neue Soli-Pause fängt diesen Gegensatz ab, sodass Bio-Höfe ohne Unterbrechung ihre gesamte Ernte mit Querfeld vertreiben können. So wird ein nahtloses System geschaffen, das allen Beteiligten zugutekommt.
Zusammenarbeit mit der Tafel Deutschland
Querfeld hat sich hierbei an die Berliner Tafel gewandt, um diese Initiative zu ermöglichen. Die gespendeten Lebensmittel werden durch das weitreichende Netzwerk der Berliner Tafel an Bedürftige verteilt, wobei der Anspruch von Querfeld an Qualität und Nachhaltigkeit beibehalten wird. Die "Soli-Pause" unterstreicht das Engagement, die Gemeinschaft zu unterstützen und soziale Verantwortung wahrzunehmen. Es verbindet Kund*innen mit einem weiteren Zweck und macht die Pausierung des Abonnements zu einem Statement für Solidarität.

BettaF!sh – die Thunfischalternative aus Meeresalgen und Ackerbohnen
Wie sich die BettaF!sh-Gründer*innen Deniz Ficicioglu und Jacob von Manteuffel mit ihrer pflanzlichen Alternative zum Thunfisch erfolgreich am Food-Markt etabliert haben.

Jacob von Manteuffel zog 2018 als Master-Student im Bereich Ressourcenmanagement um die Welt, um eine Dokumentation (“The Seaweed Project*”) über die Algenpioniere in Asien und Europa zu drehen. Schnell ist ihm klar, dass die Meeresalgen ihren großen Auftritt in unserem Ernährungsalltag noch vor sich haben. "Wie kann es sein, dass wir dieses wertvolle Nahrungsmittel nicht nutzen, ist es doch die Antwort auf viele brennende Nachhaltigkeitsfragen?", fragte er sich.
Kurze Zeit später geht Deniz Ficicioglu, Innovationsmanagerin und Kochbuchautorin, mit an Bord. Deniz hat zu dem Zeitpunkt bereits zwei Kochbücher veröffentlicht und in Food-Start-ups die Zukunft der Ernährung erforscht. Zusammen gründeten sie das Food-Start-up BettaF!sh und entwickeln seither aus europäischen Meeresalgen Lebensmittel für jeden Tag und folgen damit einer gemeinsamen Vision: Mit pflanzlichen Produkten auf Algenbasis – die nicht nur erschwinglich sind, sondern jede(r) sofort probieren möchte – eine echte Alternative zur Fischerei aufbauen.
BettaF!sh TU-NAH - die Thunfischalternative
Thunfisch ist eine der meist konsumierten Fischarten global. Gerade weil er so beliebt ist, sind bereits 43 Prozent seiner weltweiten Bestände überfischt (Quelle: FAO). Um dieser Spirale entgegenzuwirken, konzentriert sich BettaF!sh auf pflanzliche Fischalternativen und setzt dabei auf die Vielseitigkeit der Meeresalgen – ein Win-Win-Win für Konsument*innen, Fischer*innen und Meere.
Auf Basis von Meeresalgen und Pflanzenproteinen (Favabohne und Erbse) haben Deniz und Jacob die Produktpalette veganer Lebensmittel um eine Weltneuheit erweitert: TU-NAH ist 100 Prozent pflanzlich, frei von Soja und Weizen und schmeckt wie Thunfisch, sieht ihm zum Verwechseln ähnlich und ist ein Allrounder, ganz wie das Original. In nicht einmal einem Jahr gelang es dem Gründungs-Duo und seinem Team von Produktentwickler*innen und gelernten Köch*innen, eine pflanzliche Thunfischalternative zu kreieren. Durch den Einsatz europäischer Bio-Meeresalgen als Kernzutat trägt das BettaF!sh TU-NAH seither aktiv dazu bei, die Rettung der Meere und ihrer fischigen Bewohner voranzutreiben.
Die größte Markteinführung in der Geschichte veganer Fischalternativen
Mit einer Verfügbarkeit in 4.000 Märkten, gelang dem Food-Start-up 2021 die größte Markteinführung in der Geschichte veganer Fischalternativen – der beste Beweis dafür, dass Meeresalgen ihren Platz auf allen Tellern verdienen und Nachhaltigkeit bezahlbar sein kann.
Seit seinem Markt-Start mit dem Convenience-Snack, den TU-NAH Sandwiches, hat sich die Produktpalette des Food-Start-ups bereits deutlich vergrößert. Neben den bereits beliebten Klassikern, wie den TU-NAH Sandwiches, der Pizza TU-NAH gibt es TU-NAH Aufstriche, Cremes und -Salate mit denen, mit den sich auch Klassiker wie Vitello TU-NAH-to als vegane Variante zaubern lassen. Mittlerweile wird der BettaF!sh TU-NAH sogar in zahlreichen Restaurants und in der Markengastronomie L'Osteria als vegane Alternative von Klassikern auf der Karte angeboten. Stay tuned!
Ganz neu hat sich das Start-up zudem dem Remake eines absoluten Snack-Lieblings gewidmet – dem Dosenthunfisch. Ab September gibt es die Fischalternative TU-NAH in der Dose aus 100 Prozent Pflanzenproteinen und Meeresalgen zum Kochen oder pur genießen. Erhältlich im Can Shop von BettaF!sh und ab November in Drogerie- und Supermärkten in Deutschland und der Schweiz.

Travel and Work 2.0: Die Reise ist das Ziel
Johannes Lang ist seit eineinhalb Jahren als remote arbeitender Content Writer on Tour und gewährt uns Einblicke in die Höhen und Tiefen sowie Vor- und Nachteile einer immer populärer werdenden Art der Selbständigkeit.

Aufgewachsen im schweizerischen Winterthur, nur gut 12 Kilometer Luftlinie vom Flughafen Zürich entfernt, träumte Johannes als Kind davon, als Pilot die Welt zu entdecken. Zwar steuert Johannes heute keine Verkehrsflugzeuge, den Teil mit dem „die Welt entdecken“ hat er jedoch verwirklicht. Im September 2021 wagte Johannes den finalen Sprung in die Freiberuflichkeit. Er kündigte seinen Job, meldete sich bei seiner Wohngemeinde ab, packte seine Koffer und arbeitet seither von überall dort aus, wo er gerade möchte.
Die digitalen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts nutzen
Johannes’ Arbeitsweise wäre für die bisherigen Generationen von Gründer*innen noch nahezu undenkbar gewesen. Mit der Möglichkeit, von überall auf der Welt zu arbeiten, bildete sich eine neue Art des Unternehmertums. Auch als digitale Nomad*innen bezeichnet, arbeiten vor allem junge und digitalversierte Leute standortunabhängig rund um den Globus verstreut. Die meisten digitalen Nomad*innen sind entweder angestellt oder selbständig in den Bereichen Informatik, Kundendienst, Content-Kreation, Marketing, Consulting oder Coaching tätig. Heutzutage gibt es darüber hinaus theoretisch kaum mehr einen Bürojob, der nicht standortunabhängig ausgeführt werden könnte.
Travel and Work 2.0 – die Vorteile eines neuen Unternehmergeistes
„In eineinhalb Jahren Remote Work konnte ich mir so viel Wissen aneignen, wie ich in Lehrbüchern wohl in zehn Jahren nicht hätte sammeln können. Diese Art zu leben und zu wirtschaften, hat mir unglaublich viele Vorteile und Erfahrungen beschert“, so Johannes. Denn in dieser Zeit konnte er sich nicht nur beruflich weiterbilden und sein Unternehmen Crocodyle Content gründen, sondern gleichzeitig fremde Länder, Kulturen und Sichtweisen kennenlernen.
Da seine Arbeit zu 100 Prozent standortunabhängig ist, kann sich Johannes beim Reisen Zeit lassen und sich langsam von einem zum nächsten Aufenthaltsort treiben lassen. Dabei hat er auch die Gelegenheit, etwas exotischere Destinationen wie Albanien, Kolumbien, Kambodscha, Indien oder den Oman kennenzulernen, die sonst nicht seine erste (Reise-)Wahl wären. „Mit 20 Tagen Urlaub im Jahr würde ich meine Reisen wohl vor allem auf Erholung auslegen und bekannte Destinationen besuchen, die auf Tourismus ausgelegt sind. Während meiner Reisen habe ich nun aber schon vielfach die Erfahrungen gemacht, dass es oftmals genau jene Destinationen sind, von denen wir ein schlechtes Bild haben, die mich positiv überraschten“, so Johannes Erkenntnis.
Gegen Digital Nomad Hubs wie Chiang Mai, Bali oder Playa del Carmen sei zwar prinzipiell nichts auszusetzen, allerdings reise er auch gern abseits der vielbegangenen Pfade. Das gilt nicht nur für seine Reisen, sondern auch für seinen Lebenslauf. „Würde ich immer alles für bare Münze nehmen, was mir die Leute sagen, und hätte ich alles so gemacht wie alle anderen, wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Ich war schon immer ein wenig anders und habe gern mein eigenes Ding gemacht. Nicht selten bockte ich mir mit meiner Sturheit Ärger ein. Heute beginne ich jedoch, dies als Stärke zu sehen.“
Nicht nur „Schoggi-Lebe“
An einem karibischen Strand in der Sonne liegen, eine Kokosnuss schlürfen und nebenbei ein paar E-Mails checken? Für viele klingt das nach dem Traumjob oder eben nach einem „Schoggi-Lebe“ (Dolce Vita), wie man in der Schweiz so treffend sagt. Mit dem Alltag vieler digitalen Nomad*innen hat das jedoch nicht viel zu tun. „Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich 13, 14, 15 oder sogar 16 Stunden am Stück arbeite. Ich beklage mich zwar ungern über zu viel Arbeit, meine Lebensweise birgt allerdings die Tendenz, dass Freizeit und Arbeit ineinander überlaufen“, so Johannes. Der Freelancer musste lernen, klare Grenzen zu setzen, so produktiv wie möglich zu arbeiten und seine Aufträge so gut es geht zu strukturieren, um sich nicht zu überanstrengen. An freien Tagen legt er seinen Computer konsequent zur Seite und deaktiviert die Benachrichtigungen auf dem Handy. Wenn Johannes arbeitet, dann allerdings richtig. Falls er dennoch mal etwas freie, eigentlich für Arbeit eingeplante Zeit hat, feilt er an seinen Skills oder teilt seine Einblicke und Erfahrungen aus den Reisen und der Arbeit in seinem Blog langjohannesflorian.net.
Nirgends wirklich zu Hause
Ein weiterer wunder Punkt ist das wechselnde soziale Umfeld. Vor allem seine Familie und Freunde vermisst Johannes. „Ich habe im Ausland so viele Kontakte geknüpft, aber meine Familie und meine besten Freunde sind zu Hause in der Schweiz.“ Als Digitaler Nomade sieht er sich nirgends wirklich zu Hause und verpasst wichtige Momente im Leben seiner Bekannten und Verwandten. „Ohne mindestens drei oder vier Monate im Jahr in der Schweiz zu verbringen, würde ich das nicht überstehen“, ist sich Johannes sicher.
Neben dem emotionalen Aspekt kommen unternehmerische Herausforderungen dazu. Zum einen ist das Networking als standortunabhängiger Unternehmer nicht immer einfach. Wie bei vielen Unternehmer*innen ist zudem auch Johannes’ Einkommen unregelmäßig und ungesichert. Über Geld spricht er ungern. Er verdiene zwar mehr als in seinem Bankenjob in der Schweiz, mit Schwankungen im Einkommen muss er sich aber abfinden. „Ich tausche immer noch meine Zeit gegen Geld. Gerade in Zeiten von ChatGPT wird mein Berufsfeld auf die Probe gestellt und langfristig werden Adaptionen nötig sein.“ Johannes versucht daher, jeden Tag etwas Neues zu lernen. Sein Skill-Set möchte er vor allem in den Bereichen Digital Marketing, SEO und IT-Fähigkeiten weiter ausbauen. Auch die Aneignung vertiefter journalistischer Fähigkeiten ist auf seinem Radar.
Trotz der Schattenseiten des standortunabhängigen Unternehmertums zieht er es aber klar einer standortgebundenen Festanstellung vor. „Wenn ich bedenke, dass ich nach der Arbeit in den Pool springen kann, statt mir – eingepfercht zwischen hunderten anderen Pendler*innen – in der S-Bahn von Zürich nach Winterthur die Beine in den Bauch zu stehen, relativieren sich die Nachteile.“
Kaum jemand traut sich, loszulegen
„Immer wieder werde ich gebeten, zu erklären, wie ich es genau geschafft habe, zu arbeiten und gleichzeitig zu reisen“, berichtet Johannes. Gern ist er bereit, etwas mehr ins Detail zu gehen. Jemanden, der seine Ratschläge effektiv umgesetzt hat, kenne er aber nicht. „Die Leute sehen die Resultate, jedoch traut sich niemand, loszulegen.“
Johannes‘ Tipps für alle, die remote arbeiten möchten
„Meiner Meinung nach ist es oftmals Angst, Gemütlichkeit, Misstrauen oder kontraproduktives Kopfzerbrechen, das die Leute davon abhält, den ersten Schritt zu wagen. Allerdings kenne ich meine Privilegien und verstehe, dass es nicht für alle gleichermaßen einfach ist. Ich bin zwar nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren und meine Eltern sind weder Unternehmer*innen noch Akademiker*innen. Der Fakt in der Schweiz geboren zu sein, eine gute Ausbildung genossen zu haben und einen starken Reisepass zu haben, hilft mir aber ungemein.“
„Unabhängig davon, was deine individuellen Umstände sind: Schlussendlich musst du einfach loslegen. Augen zu und durch, etwas riskieren und auf Learning by Doing setzen. In der DACH-Region sehen die Leute Risiken oftmals als etwas Schlechtes. Wenn du aber Erfolge erzielen willst, musst du Risiken eingehen, denn von nichts kommt schließlich nichts. Natürlich solltest du nicht unbedingt von heute auf morgen deinen Job kündigen und deine finanzielle Existenz ruinieren. Ich empfehle aber, neben der Arbeit zu versuchen, sich ein zweites Standbein aufzubauen und schließlich den Sprung in die Selbständigkeit nicht zu verpassen. Sei dir der Nachteile und der Risiken bewusst. Wenn du es wirklich willst, findest du einen Weg, deinen Traum zu verwirklichen.“
meal&heal: Du bist, was du isst
Richtige Ernährung hilft Krankheiten vorzubeugen und Unverträglichkeiten zu lindern. Das Start-up meal&heal setzt hier an und will uns eine personalisierte Ernährung einfacher zugänglich machen.

Studien belegen: Fast jede(r) dritte Deutsche leidet unter ernährungsbedingten Beschwerden, die durch individuelle Unverträglichkeiten ausgelöst werden. Dazu gehören neben den klassischen Unverträglichkeiten und Verdauungsbeschwerden auch Krankheiten wie Neurodermitis, Migräne oder Rheuma.
Michelle Hoffmann, Co-Founderin von meal&heal, kennt diese Thematik aus eigener Erfahrung. Zwölf Jahre lang hat sie auf die Diagnose ihrer Unverträglichkeiten gewartet. Mittlerweile weiß sie auch: Den Leidenden wird das Leben sehr schwer gemacht, denn es dauert im Schnitt acht Jahre, bis man eine Diagnose bekommt. Ärztliche Tests sind hierbei oft keine große Hilfe, da nur zirka zehn Prozent aller unverträglichen Inhaltsstoffe durch Labortests diagnostiziert werden können.
„Ich habe einfach nicht verstanden, wieso ich so lange mit meinen Schmerzen leben musste, ohne zu wissen, wo sie herkommen. Und selbst als ich meine Unverträglichkeiten dann kannte, war ich total überfordert, weil mir niemand sagen konnte, was ich noch essen kann und was nicht. Und so geht es tatsächlich sehr vielen Leuten“, so Michelle.
Ernährung als Gamechanger
Dabei kann gerade Ernährung viel zur Heilung und Besserung von Unverträglichkeiten beitragen, sofern sie individuell auf den jeweiligen Menschen angepasst wird. „Es ist eigentlich total schade, dass individualisierte Ernährung in der Medizin so wenig Berücksichtigung findet, denn hier liegt sehr viel ungenutztes Potenzial“, bringt es Michelles Mitgründer Lukas Jochheim auf den Punkt.
Dieses brachliegende Potenzial möchte meal&heal nutzbar machen und jedem/jeder von uns die Möglichkeit bieten, die individuellen Auslöser für Beschwerden leichter herauszufinden und diese nachhaltig zu lindern.
FH als Gründungsschmiede und Sprungbrett
Um sich selbst und anderen Betroffenen zu helfen, begann Michelle zunächst 2018 ihr Studium der Oecotrophologie an der FH Münster. Dort lernte sie Lukas kennen. Gemeinsam besuchten sie Anfang 2021 das Seminar „Selbstständig nach dem Studium mit dem Megatrend Digitalisierung“ bei Prof. Dr. Frank Riemenschneider-Greif, die Praxisphase ihres Bachelors absolvierten sie in der TAFH Münster GmbH.
Zwischenzeitlich rekrutierten die beiden mit Stefan Wobbe noch einen IT’ler direkt aus dem Hörsaal, um ihr Gründungsteam zu vervollständigen. „Michelle und Lukas haben ihre Ideen in einer Vorlesung vorgestellt und suchten einen Informatiker“, erinnert er sich. „Noch während ihres Vortrags habe ich mich darauf beworben. Ich habe selbst eine Lebensmittelunverträglichkeit und hatte kurz vorher noch nach einer passenden App gesucht, die mir dabei hilft. Da hat es direkt mit uns gepasst.“
Nach zwei Jahren Entwicklungszeit und der vor Kurzem erfolgten Gründung steht nun seit April dieses Jahres die meal&heal-App der drei jungen Unternehmer*innen bereit, die auf einem sich selbst auswertenden Tagebuch basiert.
Wie funktioniert meal&heal?
Der/die Nutzer*in füllt zunächst einen Anamnesefragebogen aus, der erste Hinweise auf vorliegende Unverträglichkeiten und das richtige Ernährungskonzept liefert. Das Ergebnis wird dann über eine bewertete Lebensmittelliste in der App angeleitet. Nutzer*innen füllen danach ein digitales Tagebuch aus, tracken, was sie essen und wie stark ihre Beschwerden sind. Das Start-up hat eine große Datenbank ausgearbeitet, die alle Lebensmittel nach 50 Unverträglichkeiten bewertet. So können Beschwerden und Inhaltsstoffe ins Verhältnis gesetzt werden und die verwendete KI kann Muster erkennen und Rückschlüsse auf Unverträglichkeiten geben.
Eine Ernährungsfachkraft begutachtet im nächsten Schritt die Ergebnisse, macht Anpassungen und unterstützt die Nutzer*innen mit Tipps, angepassten Rezepten und allen relevanten Infos. Mit diesem Konzept wurde nach Angaben der Gründer*innen bereits mehreren Betroffenen geholfen. Bei 89 Prozent der Testpersonen konnte mindestens eine Unverträglichkeit herausgefunden und die Beschwerden gesenkt werden.

Noch viel Forschungsbedarf
Um ihre meal&heal-Vision vollumfänglich Realität werden zu lassen, besteht noch viel Forschungsbedarf. Die Münsteraner Gründer*innen möchten die Lücken in der Forschung schließen und arbeiten deshalb eng mit der FH Münster, der Hochschule Osnabrück sowie Ernährungswissenschaftler*innen und Mediziner*innen zusammen. „Wir wollen den Menschen nicht nur akut helfen, sondern die Ernährungsmedizin langfristig und nachhaltig verändern“, so das Credo der Gründer*innen.
Das junge Start-up steht aber auch in engem Kontakt mit Betroffenen. „Was die Leute uns erzählen, sind Horrorgeschichten“, erzählt Co-Founder Lukas. „Teilweise haben sie 40 Jahre oder länger auf ihre Diagnose gewartet. Natürlich nicht alle, aber das ist schon erschreckend“, sagt er. „Besonders wenn man bedenkt, wie hoch der Leidensdruck der Menschen ist. Wir reden hier von ständigen Bauchschmerzen, Durchfällen, Kopfschmerzen, Hauterscheinungen und vielem mehr. Dazu kommt, dass diese Symptome nicht unbedingt salonfähig sind, weshalb es nicht selten auch zu einer sozialen Isolation und einer hohen psychischen Belastung kommt “, ergänzt Michelle.
Zukünftig wollen die drei Gründer*innen ihr Programm noch erweitern und abgesehen von der Ernährung auch Lifestylefaktoren wie Schlaf, Sport und Entspannung in ihre Konzepte aufnehmen sowie die App stetig weiterentwickeln. Dazu werden sie und ihr Team im laufenden Jahr ihre erste Finanzierungsrunde starten.
Bei all den Vorhaben bleibt es für Michelle, Lukas und Stefan elementar wichtig, weiterhin intensiv mit ihren Nutzer*innen zusammenzuarbeiten und sie auf ihrem individuellen Weg hin zu einem gesünderen und beschwerdefrei(er)en Leben bestmöglich anzuleiten.
Yesica Ríos: erfolgreich Gründen in einem fremden Land
Wie die gebürtige Mexikanerin Yesica Ríos als Tech-Gründerin in Deutschland mit JOBMATCH.ME, der Fachkräfteplattform für Logistik, Service und Gastro, erfolgreich durchgestartet ist.

Gefragt, was schwieriger sei, die Unternehmensgründung als Mexikanerin in Deutschland oder als Frau in der Tech-Branche, lacht Yesica Ríos ihr ansteckend fröhliches Lachen und gibt schmunzelnd die Antwort: „Beides!“ Die 39-Jährige fällt auf in der Tech-Start-up-Szene mit einem Gründerinnenanteil von gerade mal sechs Prozent. Und auch in ihrer Walheimat Hamburg zieht die gebürtige Mexikanerin viele Blicke auf sich. 2016 hat sie mit Partnern, zu denen auch ihr Mann Daniel gehört, die Fachkräfteplattform JOBMATCH.ME gegründet. Sie haben schnell Erfolg, müssen Rückschläge verkraften, sich gegen mächtige Mitbewerber behaupten und stehen heute grundsolide auf bestem Wachstumskurs da. Nebenbei schultert Yesica Ríos die Doppelbelastung als zweifache Mutter, die sie ganz selbstverständlich mit ihrem Mann teilt, und schließt zum Ausgleich gerade ihre Ausbildung als Yogalehrerin ab.
Was Yesica Ríos bei all den Herausforderungen geholfen hat? Viel Vertrauen in sich selbst und in die eigenen Ideen, die Überzeugung, das Richtige zu tun, auch wenn niemand sonst so denkt. Und ganz gewiss auch die mexikanische Lebensfreude. Vor allem aber die Fähigkeit, immer wieder eigene Grenzen zu überwinden. Zunächst als sie aus ihrem Heimatland Mexiko nach Deutschland auswandert und Freunde und Familie zurücklässt, dann als sie einen sicheren Konzernjob aufgibt und sich auf das Abenteuer Startup einlässt.
„Es gibt keinen einfachen Weg, seine Träume und Visionen Wirklichkeit werden zu lassen“, ist Yesica Ríos überzeugt, „aber es lohnt, die Mühe auf sich zu nehmen und ihnen zu folgen. Und ich möchte mit meinem Weg auch andere Frauen inspirieren sich zu trauen, sei es auszuwandern, eine Familie zu gründen, sich selbst Fehler und Wachstum zu gestatten oder eine Ausbildung als Yoga-Lehrerin zu machen, mein aktuelles Projekt.“
Ich wollte dabei helfen, die Grenzen der Rekrutierung einzureißen
Yesica Ríos besucht die Universität in Puebla de Zaragoza in Mexiko, studiert intensiv an der Technischen Universität München und macht ihr Diplom als Wirtschaftsingenieurin an der Universität Iberoamericana. Nach dem Abschluss arbeitet sie als Vorstandsreferentin bei Volkswagen in Mexiko und als Expat in Deutschland. Schon damals entsteht zusammen mit ihrem Mann Daniel die Idee zu JOBMATCH.ME: „In Deutschland ist mir aufgefallen, dass vor allem Fachkräften nicht die Wertschätzung zuteilwurde, die sie meines Erachtens verdienen. Sie standen vor kaum überwindbaren Hürden, die ihnen einen Jobwechsel hin zu besseren Arbeitsbedingungen erschwerten. Ich wollte dabei helfen, die Grenzen der Rekrutierung einzureißen.“ Doch das mexikanische Temperament wird durch typisch deutsche Strukturen ausgebremst: „Das Ziel erschien mir aufgrund der festgefahrenen Prozesse weit entfernt. Mit der Zeit wurde das Vertrauen in meinen Wunsch so stark, dass ich mich dazu entschied, den sicheren Job aufzugeben und 2016 in Hamburg zusammen mit meinem Mann Daniel und Partnern JOBMATCH.ME mitzugründen. Eine Jobplattform, die Unternehmen und Fachkräften durch Matching ermöglicht, schnell und transparent in Kontakt zu treten, super easy für Fachkräfte zu nutzen ist und ihren ganz persönlichen Job-Bedürfnissen gerecht wird.“
Die Grenzüberwinderin
Doch trotz aller Entschlossenheit bremsen sie mentale Grenzen aus. „Meine Gründung war geprägt von Barrieren in meinem Kopf“, erinnert sich die Gründerin. „Zum einen kam ich aus einer jahrelangen Festanstellung bei einem großen Unternehmen mit etablierten und vorgeschriebenen Abläufen, ein großer Unterschied zu einem neu gegründeten Start-up.
Zum anderen wusste ich nicht, wie das deutsche Unternehmertum funktioniert, wie die Menschen ticken und wie ich professionell am besten networke. Ich stand nach jahrelanger Arbeit erneut an einem professionellen Anfang, musste meine festgefahrenen mentalen Grenzen durchbrechen und lernen, mich in einer ungewohnten Umgebung zurechtzufinden. Eine schwierige, aber auch sehr schöne Grenzerfahrung.“ Auch wenn viele deutsche Frauen wissen, wie ihre Landsleute ticken, stehen sie vor denselben Herausforderungen: Wissen um Unternehmertum steht hierzulande nur in wenigen Ausbildungen auf der Agenda und Netzwerken wird gerade unter Frauen oft eher als Privatsache verstanden.
If you can imagine it, you can do it
Erschwerend kommt eine Angst hinzu, die meist nur Frauen kennen: Nicht gut genug zu sein. Bei Yesica Ríos ist es die Sprache, die sie – zumindest ihrem Anspruch nach – nicht gut genug beherrschte. Doch sie lässt sich von diesem Umstand weder aufhalten, noch ignoriert sie ihr Defizit einfach. „Ich habe mich unwohl gefühlt, in professionellen Kontexten Deutsch zu sprechen. Ich musste an einen Leitspruch meiner Mutter denken, if you can imagine it, you can do it. Also habe ich allen Mut zusammengenommen, mich erneut an einer Hochschule eingeschrieben, um mit Professionals in Kontakt zu treten und Wissen über Wirtschaft und die Marketing-Welt in Deutschland zu sammeln.“ Heute bewegt sie sich lässig im Job-Kontext, steht als Speakerin auf der Bühne, verhandelt mit Investoren und nutzt kleine Fehler als sympathische Situationsauflockerer. „Gemeinsam lachen oder zusammen nach dem Wort suchen, das mir gerade fehlt, hilft auch enorm, eine kooperative Lösung für jede andere Herausforderung zu finden.“
Auf den Skills-Mix kommt es an
Jeder Mensch hat seine individuellen Leidenschaften und Fähigkeiten, ist Ríos überzeugt. „Manchmal mag es so scheinen, als ob sich diese nicht miteinander kombinieren lassen und man sich zwischen ihnen entscheiden muss. Als Ingenieurin habe ich gelernt, Daten, Zahlen und Formeln zu erstellen, auszuwerten und zu nutzen. Obwohl es auf den ersten Blick nicht zusammenpasst, weiß ich heute, dass sie zur Kreativität inspirieren können.“ Diesen Mix unterschiedlicher Aspekte sieht sie auch als großen Vorteil für diverse Teams in der Tech- Start-up-Welt. Homogene Teams würden dazu neigen, in eine Richtung zu denken und mit voller Power loszumarschieren, im Zweifel auch in eine falsche Richtung, weiß Ríos aus ihrem Business-Umfeld. Bei diversen Teams müssen unterschiedliche Ideen und Vorstellungen diskutiert werden. Das würde zwar im ersten Moment länger dauern und mühsamer sein, doch dafür ist das Ergebnis durchdachter und auch nachhaltiger, ist die JOBMATCH.ME-Unternehmerin überzeugt. Dies unterstreichen auch Studienzahlen, nach denen diverse Teams mit Frauen in der Leitungsebene langfristig erfolgreicher sind.
Ihrem Anspruch folgend, immer wieder Neues zu lernen, macht Ríos eine Ausbildung als Yogalehrerin und trainiert für ihren ersten Langstreckenlauf. „Ja, ich weiß, es klingt ein wenig verrückt, aber mit einem gut strukturierten Tagesablauf und der Fähigkeit, Aufgaben zu delegieren, klappt das wunderbar. Für mich ist es ein toller Ausgleich und auch für mein Team, meine Familie und Freunde kann ich so viel ausgeglichener sein.“ Man darf gespannt sein, was die vielseitige Wahlhamburgerin als nächstes auf den Weg bringt.