Wie Wien als internationaler Startup Hub von der ViennaUP langfristig profitiert

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Autor: Martin Pacher
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Die ViennaUP'22 ging dieses Jahr mit 10.000 Besucher*innen aus 67 Nationen über die Bühne. Im Doppelinterview sprechen Gabriele Tatzberger und Dudu Gencel von der Wirtschaftsagentur Wien, die das Startup-Festival kuratierte, über die starke internationale Ausrichtung der ViennaUP'22 und wie Wien als Startup-Hub langfristig davon profitiert.

Die ViennaUP punktete dieses Jahr nicht nur durch die starke internationale Ausrichtung, sondern auch durch die zahlreichen on-site Vernetzungsmöglichkeiten. Erstmalig konnten sich bei der mittlerweile zweiten Ausgabe des Startup-Festivals dank der gelockerten Corona-Maßnahmen die Besucher*innen auch physisch treffen. Ein Angebot, das auch von den zahlreichen internationalen Gästen genutzt wurde. Internationale Startups reisten unter anderem aus den USA, Kanada, Asien und einigen afrikanischen Ländern nach Wien. Ein besonders hoher Anteil kam aus dem CEE-Raum.

Im Doppelinterview sprechen wir mit Gabriele Tatzberger und Dudu Gencel von der Wirtschaftsagentur Wien über die langfristigen Effekte, die das Startup-Festival für den Wirtschaftsstandort Wien hat. Zudem gehen sie auf Maßnahmen ein, die neben der ViennaUP noch getroffen werden, um Wien als internationalen Startup-Hub zu positionieren.

Die ViennaUP’22 positionierte sich als internationales Startup-Festival und zählte Besucher*innen aus insgesamt 67 Nationen. Welches Feedback habt ihr vom internationalen Publikum erhalten?

Gabriele Tatzberger: Es war eine große Freude, die ViennaUP’22 „in real life“ zu veranstalten und so viele Unternehmer*innen, Gründer:innen, Investor*innen und Akteur*innen des Ökosystems in Wien begrüßen zu dürfen. Es gibt tatsächlich keinen Ersatz für das persönliche Networking. Dazu macht es immer Spaß die Vielfalt von Wien zu zeigen, vom Karlsplatz bis zu den Kaffeehäusern, vom Museumsquartier bis zur Anker Brotfabrik.

Dudu Gencel: Stimmt. Und die Resonanz ist überwältigend positiv. Laut unserer Befragung der Teilnehmenden würden knapp über 90 Prozent wieder teilnehmen und es weiterempfehlen. Für ein Festival im zweiten Jahr finden wir das ziemlich phänomenal.

Welche langfristigen Effekte erhofft sich die Wirtschaftsagentur Wien durch die starke internationale Ausrichtung der ViennaUP für den Wirtschaftsstandort Wien?

Dudu Gencel: Wien ist ein geschäftliches und kulturelles Bindeglied zwischen Ost- und Westeuropa, ein großartiger Ort zum Leben, Studieren und Arbeiten und obendrein einfach ein wunderschöner Meltingpot. Wenn unsere Teilnehmenden mit einem positiven Gefühl für die Stadt nach Hause gehen, sich über eine Gründung oder Ansiedlung in Wien Gedanken machen oder einfach die Vernetzungsmöglichkeiten schätzen gelernt haben, war dies ein großartiger Erfolg.

Gabriele Tatzberger: Wien ist in der ganzen Welt für ihre Musik, Kunst und Kultur sowie für ihre lange Geschichte und Tradition bekannt. Aber das heutige Wien ist auch ein attraktiver und hochinnovativer Wirtschaftsstandort, wie der Bereich der Life Sciences, additiven Fertigung oder Kreativwirtschaft zeigt. Außerdem wird Wien zunehmend als ein dynamisches, unterstützendes Ökosystem für Unternehmer*innen, insbesondere für Startups, anerkannt.

Welche weiteren Maßnahmen plant die Wirtschaftsagentur Wien neben der ViennaUP, um Wien als internationalen Startup-Hub zu positionieren?

Gabriele Tatzberger: Seit Jahren arbeiten wir in der Wirtschaftsagentur Wien genau dafür, dass Expats und internationale Unternehmen die Vorteile von Wien als Wirtschaftsstandort erfahren können – ob über Programme wie das Vienna Startup Package, durch internationale Förderwettbewerbe oder durch ein persönliches Kennenlernen. Da sind wir weltweit ganz schön umtriebig, auch in internationalen Startup City Netzwerken. Aber unser Ansatz geht weit darüber hinaus, denn wir helfen Firmen, ob groß oder klein, während und nach der Ansiedlung, damit Wien möglichst schnell nicht nur zum neuen Arbeitsstandort, sondern auch zum neuen Zuhause wird.

Erstmalig war bei der ViennaUP’22 auch ein physischer Austausch möglich. Unter anderem gab es die Home Base am Karlsplatz und Vernetzungszonen in vier Wiener Kaffeehäusern. Wie wurden diese Vernetzungsangebote von den Teilnehmer*innen genutzt?

Dudu Gencel: Man sagt, der größte Teil des Geschäfts ist Networking, und als Startup-Festival wollten wir natürlich sicherstellen, dass unsere Besucher*innen viel Zeit haben, um relevante Leute zu treffen. Ein großer Teil dieser Aktivitäten fand z.B. durch Matchmaking-Sessions und spezielle Networking-Events wie den Connect Day statt. Aber es ist auch wichtig, Raum für einen spontanen Austausch zu schaffen. Das war für unsere ViennaUP-Gäste an der Homebase am Karlsplatz möglich, wie auch in vier Wiener Kaffeehäusern. Denn die Wiener Kaffeehäuser als für uns älteste Co-Working-Spaces der Welt wollten wir in dieser Rolle unbedingt auch unseren ViennaUP-Gästen erlebbar machen.

Ein Schwerpunkt der ViennaUP’22 lag auf “Female Entrepreneurship”. Zudem hat Wien laut dem Startup Heatmap Report von DEEP Ecosystems im Vergleich zu anderen großen Startup-Städten in Europa einen hohen Gründerinnen-Anteil. Was sind die Gründe dafür und wie kann dies künftig noch weiter gestärkt werden?

Gabriele Tatzberger: Ein Grund ist, dass wir in der Wirtschaftsagentur Wien immer wieder die extra Meile gehen, um die Teilnahme von Frauen und von Frauen geführten Unternehmen zu forcieren. Vor fünfzehn Jahren war das noch keine Selbstverständlichkeit in Österreich, aber wir haben es hier geschafft, gemeinsam mit anderen wichtigen Akteurinnen und Akteuren.

Dudu Gencel: Wir unterstützen Gründerinnen und weibliche Führungskräfte ausdrücklich durch Coachings, Trainings und unseren „Frauen Bonus“ bei vielen Förderprogrammen. Hier gibt es einen zusätzlichen Zuschuss für Projekte und Unternehmen, die von Frauen geleitet werden.

Eine der größten Krisen unserer Zeit ist die Klimakrise. Wie hat die ViennaUP’22 dieses Thema adressiert?

Gabriele Tatzberger: Die Klimakrise ist nicht mehr gesondert zu betrachten, sondern muss als zentrales Thema, das alle strategischen und wirtschaftlichen Entscheidungen beeinflusst, gesehen werden. Unternehmen mit professionellem Risikomanagement haben längst eine Klimastrategie für sich definiert, um ihre Emissionen zu senken, neue Ansprüche der Konsument*innen zu erfüllen und ihre Geschäftsmodelle klimafit zu machen.

Dudu Gencel: Das Thema Klima und Umweltschutz war tatsächlich in fast jeder Veranstaltung zu spüren – und nicht nur, weil die Nachhaltigkeit ein Startup-Bereich ist, der gerade bei Investor*innen in die Höhe schießt. Auch traditionelle Banken, Produktionsbetriebe, Gastronomie, Crypto und Blockchain Unternehmen, die Kreativwirtschaft und natürlich smarte City Planer, einfach alle integrieren den Klimaansatz in ihrer Arbeit. Das sah man u.a. bei den Impact Days und beim Smart City Summit.

Welche Rolle spielen ClimateTech-Startups mittlerweile für den Wirtschaftsstandort Wien und gibt es von Seiten der Wirtschaftsagentur spezifische Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen, die Lösungen gegen die Klimakrise entwickeln?

Gabriele Tatzberger: Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal einen internationalen Förderwettbewerb, „Zero Emission Cities“, ausgerufen, der gezielt auf Unternehmen im Climate-Bereich ausgerichtet ist. Hier wurde einen Topf von drei Million Euro zur Verfügung gestellt, um innovative urbane Lösungen für die Klimakrise anzustoßen. Da kann tatsächlich jedes Unternehmen auf der ganzen Welt mitmachen mit einer Bedingung: Diese Lösungen müssen dann in Wien auch ausgerollt werden.

Laufen bereits die Vorbereitungen für eine ViennaUP’23?

Dudu Gencel: Ohne zu viel zu verraten zu wollen, können wir wohl sagen, dass unsere Programmpartner*innen sowie all unsere Gäste sich schon auf ein ViennaUP’23 freuen können. Wir haben viel von unserer ersten physischen ViennaUP gelernt und freuen uns diese Learnings für die nächste Ausgabe umsetzen zu können, damit ViennaUP‘23 noch lässiger, diverser und bunter wird. Wir freuen uns jedenfalls schon darauf!

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Dieser Beitrag erschien zuerst auf brutkasten.com

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Quantum Brilliance schließt 20 Mio. US-Dollar-Series-A-Finanzierungsrunde ab

Quantum Brilliance wurde 2019 gegründet und ist ein australisch-deutscher Hersteller von Quantencomputing-Hardware. Das frische Kapital fließt u.a. in eine Diamantfabrik.

Quantum Brilliance bietet Quantenbeschleuniger aus synthetischen Diamanten sowie ein Set aus Softwaretools und Applikationen. Die Vision ist, einen breiten Einsatz von Quantenbeschleunigern zu ermöglichen – um Unternehmen in die Lage zu versetzen, Edge-Computing-Anwendungen und Supercomputer der nächsten Generation zu nutzen. Das Unternehmen unterhält Partnerschaften in Nordamerika, Europa sowie im asiatisch-pazifischen Raum und arbeitet mit Regierungen, Hochleistungsrechenzentren, Forschungseinrichtungen und führenden Köpfen aus der IT-Industrie zusammen.

Jetzt hat Quantum Brilliance in seiner Series-A-Finanzierungsrunde 20 Millionen US-Dollar eingesammelt. Mit den Investitionen wird Quantum Brilliance die Bereitstellung von Quanten-Hardware für Anwendungsszenarien in verschiedenen Branchen weiter vorantreiben. An der Finanzierung haben sich erfahrene Deep-Tech- und Halbleiterinvestoren aus der ganzen Welt beteiligt, darunter der australische Deep-Tech-Fonds Main Sequence, In-Q-Tel (IQT) aus den USA und InterValley Ventures aus Japan. Weitere Investoren sind unter anderem die führendenden australischen Staatsfonds National Reconstruction Fund Corporation (NRFC) und Breakthrough Victoria sowie Alium Capital Management, Investible und Jelix Ventures.

Das aufgebrachte Kapital fließt unter anderem in eine Diamantfabrik, in die Co-Entwicklung neuer Prototypen für Quantensensorik, den Ausbau des firmeneigenen geistigen Eigentums und in die Zusammenarbeit mit führenden Halbleiter-Partnern.

„Für Quantum Brilliance ist diese Finanzierung ein wichtiger Schritt, der die Weiterentwicklung unseres Designs, der Leistung und der Produzierbarkeit von diamantbasierter Quantenhardware voranbringt“, erklärt Mark Luo, CEO von Quantum Brilliance.

Diamantbasierte Quantenlösungen bieten zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in den Bereichen Quantencomputer, Sensorik und Netzwerktechnik. Zu ihren größten Vorteilen gegenüber anderen Quantentechnologien gehört neben kompakter Größe und geringem Gewicht insbesondere der Betrieb bei Raumtemperatur. Zudem sind sie für die die Massenproduktion geeignet. Eine hohe Zuverlässigkeit sowohl unter Alltags- als auch unter extremen Bedingungen sowie die Möglichkeit einer nahtlosen Integration in bestehende Infrastrukturen macht die Technologie ideal für einen großflächigen Einsatz.

Darüber hinaus gewann Quantum Brilliance einen mit mehreren Millionen Euro dotierten Forschungsauftrag der deutschen Cyberagentur für die Entwicklung eines mobilen Quantencomputers. Dieser soll eine sichere und zuverlässige Rechenleistung auch in abgelegenen Umgebungen ermöglichen, um komplexe Berechnungen direkt vor Ort und ohne Anbindung an Rechenzentren oder Cloud-Netzwerke durchführen zu können.

Gründer*in der Woche: ApplyZ - Where is your Talk’n’Job?

Die ApplyZ-Gründer Markus Krampe und Philipp Mommsen wollen mit Talk‘n‘Job die Jobsuche durch sprachbasierte Bewerbungen vereinfachen – insbesondere für Mitarbeitende aus der Blue-Collar-Industrie.

In nur zwölf Monaten von null auf 150 Kund*innen bei rund einer Million Umsatz und monatlichen Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent. Schnell lernten Markus und sein Mitgründer Philipp auch die Schattenseiten von Hypergrowth kennen. Die Strukturen hielten dem explosiven Wachstum sowohl personell als auch infrastrukturell einfach nicht stand. Wie sie diese Phase gemeistert haben und welche Pläne sie mit ihrem Start-up verfolgen, liest du im Interview mit Markus.

Die traditionelle schriftliche Bewerbung samt Anschreiben und Lebenslauf hält sich hartnäckig. Wie entstand die Idee, einen anderen Weg zu gehen?

Ich war damals als Berater im Handel unterwegs und hörte auf einem Event, dass die Spracherkennungsgenauigkeit mittlerweile bei über 80 Prozent liegt – plötzlich war die Technik so weit, um ernsthaft eingesetzt zu werden. Gleichzeitig wusste ich, dass es Technologien gibt, die Lebensläufe und Jobprofile abgleichen, und dass KI-Tools, die mit Matching-Algorithmen die unstrukturiertesten Daten, auch gesprochene, verarbeiten können, immer besser werden.

Da kam Philipp und mir die Idee: Das könnte die Grundlage für das erste echte KI-Tool im B2C werden. Die Kandidaten können sich selbst vorstellen, das wird direkt mit Jobprofilen abgeglichen, und die Kandidaten können das Ergebnis mit ihrer eigenen Person abgleichen. Also keine Spielerei wie „Alexa, mach das Licht an“, sondern ein echtes Werkzeug für alle, das den gesamten Bewerbungsmarkt neu gestalten kann. Damals haben wir dann aber schnell gemerkt, dass die Blue-Collar-Industrie großes Potenzial hat und der Markt eine Lösung braucht, die auch ohne komplexe Lebensläufe und entsprechende Technologie auskommt. Es muss nur einfach sein und zu 100 Prozent funktionieren.

Wie sah die Reise mit Talk’n’Job bisher aus?

Zur Umsetzung unserer Idee zu Talk’n’Job kam es, als ich nach einem Rad­unfall in der Reha lag und nichts Weiteres tun konnte. Da hatten Philipp und ich uns dann entschlossen, dass wir den Moment ergreifen müssen: einfach machen, statt weiter zu warten. Unser erster großer Kunde war REWE, und das hat uns den Antrieb gegeben, den Markt weiterzuentwickeln. Anfang 2021 hatten wir gerade eine Seed-Finanzierung bekommen, kurz vor dem Lockdown.

Da standen wir nun: Sollen wir pausieren? Nein, wir haben die Organisation ausgebaut, unsere Technik entwickelt und nach dem Lockdown den vollen Fokus auf Marketing und Vertrieb gesetzt. Das große Ziel war von Anfang an, international zu skalieren, weil der Bedarf weltweit vergleichbar ist. Ende 2022 gingen wir dann direkt mit dem German Accelerator in die USA. Doch ohne weiteres Kapital mussten wir das bald zurückfahren und uns auf unsere deutschen Großkunden und die wichtigsten Channels konzentrieren. Heute profitieren wir von dieser Basis und integrieren uns verstärkt in Systeme wie SAP, um für die Zukunft breit aufgestellt zu sein und schneller wachsen zu können.

Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent monatlich sind außergewöhnlich. Was bedeutet eine solche Hypergrowth-Phase für ein junges Unternehmen?

Hypergrowth klingt immer toll, aber die Realität ist anspruchsvoll. Wir hatten Phasen mit Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent pro Monat – was auf Dauer natürlich unmöglich zu halten ist, vor allem als kleines Team mit nur 13 Leuten. Ende des ersten Jahres hatten wir die Millionenmarke erreicht, dann kam aber der Moment, in dem wir uns auf Bestandskunden fokussieren mussten, um die Qualität zu sichern. Wir waren plötzlich für 150 Kunden verantwortlich, und das geht nicht ohne Service und Kundenbetreuung, vor allem ohne zusätzliches Kapital.

Die schnelle Skalierung kam durch konsequente Vertriebs- und Marketingmaßnahmen. Nur mit diesen Maßnahmen und unserem sensationellen Investor Daniel Papst im Rücken, der an unsere Idee glaubt und uns unterstützt, konnten wir wachsen. Das Vertrauen von unserem Investor hat es uns jedoch auch ermöglicht, in den schwierigen Phasen die Ruhe zu bewahren und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Was würdest du anderen Gründer*innen als Learning aus dieser Zeit mitgeben?

Der einzige Weg ist nach vorne. Rückblickend gibt es wenig, das wir anders gemacht hätten. Man muss Erfolge liefern, sich beweisen und zeigen, dass das Geschäftsmodell tragfähig ist. Wichtig ist es, einen Investor zu haben, der den Rücken freihält – so jemanden zu finden, ist entscheidend.

Offensichtlich ist KI ein Teil eures Produkts, und ihr habt den Trend um Natural Language Processing früher als andere gesehen – wie positioniert ihr euch im aktuellen Hype Cycle?

Wir haben uns einen Anwendungsfall überlegt, der auf Natural Language Processing basiert und eine sprachgesteuerte Bewerbungsmöglichkeit bietet. Das Produkt ist einzigartig und setzt neue Standards. Ich sehe uns als Vorreiter, die einen Markt geschaffen haben, den es so noch nicht gab. Wichtig für uns ist, dass wir KI nur dort nutzen, wo es auch wirklich sinnvoll und es kein Selbstzweck ist. Das Ziel ist, dass unsere Lösung mittelfristig zum Synonym für einfache, barrierefreie Bewerbungen wird – wie E-Mails für die Kommunikation. Das wird sich langfristig durchsetzen, und wir sind dafür gut aufgestellt.

Ihr fokussiert euch auf Blue-Collar-Arbeitende, also Produzierende aus Industrie und Handwerk. Warum gerade diese Zielgruppe?

Für Blue-Collar gibt es einen echten Bedarf an einem unkomplizierten Bewerbungsprozess. Es geht hier weniger um Lebensläufe und Karrierestationen, sondern darum, schnell und einfach die notwendigen Informationen zu vermitteln. Der Markt ist riesig, und die Konkurrenz konzentriert sich überwiegend auf White-Collar. Daher wollten wir vorerst nicht in den überfüllten Markt für Knowledge Worker einsteigen. Ich zähle mich nicht zu den schlauesten Menschen der Welt, daher mache ich es mir auch gern einfach: Ein gutes Produkt entwickelt man dort, wo die Nachfrage groß ist und die Konkurrenz überschaubar.

Was siehst du im Hinblick auf Arbeitsmarkttrends, was andere Unternehmen und Unternehmer*innen vielleicht noch nicht verstanden haben?

Im Blue-Collar-Bereich darf es keine unnötigen Hürden geben. In Zeiten des Fachkräftemangels werden gute Arbeiter überall und in allen Ländern gesucht – Tendenz steigend. Um der immer weiterwachsenden Nachfrage entgegenzukommen, müssen Bewerbungsverfahren einfach und barrierefrei sein, sonst nutzt die Zielgruppe sie nicht. Wir durchbrechen durch unsere Technologie gleich mehrere Barrieren auf einmal – vor allem Sprachbarrieren. Unsere sprechenden Avatare sprechen jede Sprache und können in allen Branchen und Unternehmensgrößen eingesetzt werden.

Wohin entwickelt sich der HR-Tech-Markt und wie positioniert ihr darin Talk’n’Job?

Der Markt geht eindeutig in Richtung Konsolidierung. Es gibt immer mehr Start-ups im HR-Tech-Bereich, und die besten von ihnen werden in eine größere Struktur eingebunden werden. Unser Ziel ist es, in diesem Prozess ein Category Killer zu werden, das heißt, die führende Marke für sprachgesteuerte Bewerbungen und damit einen komplett neuen Markt zu schaffen.

Was ist dein Traum für Talk’n’Job?

Mein Traum? Wenn man in fünf Jahren in irgendeine Kneipe auf der Welt geht, um sich dort zu bewerben, und direkt fragt „Where is your Talk’n’Job?“, und damit eine einfache Bewerbungsmöglichkeit unterstellt. Wir wollen, dass sprachgesteuerte Bewerbungen so alltäglich und selbstverständlich werden, wie es früher die schriftliche Bewerbung war. Kurz gesagt, unser Ziel ist es, weltweit einen Standard für barrierefreie Bewerbungsverfahren zu setzen.

Markus, danke für deine Insights

Gründer*in der Woche: eCovery – digitale Innovation gegen Rückenschmerzen

Das 2019 gegründete Leipziger Start-up eCovery hat einen Meilenstein erreicht: seine Therapie-App für den unteren Rücken wurde nun nach knapp fünf Jahren Entwicklung offiziell als „App auf Rezept“ zugelassen.

Rückenschmerzen sind in ganz Europa weit verbreitet, weit über die Hälfte der Deutschen hat jährlich damit zu kämpfen*. Die Gründe sind vielfältig, die Behandlungsmöglichkeiten begrenzt. Das neue Jahr startet nun mit einer guten Nachricht für alle Menschen in der Gesetzlichen Krankenversicherung: Die „eCovery Therapie-App bei Schmerzen im unteren Rücken“ des Leipziger Start-ups eCovery wurde in das Verzeichnis für Digitale Gesundheitsanwendungen aufgenommen (PZN 19746707) und kann von allen Ärzt*innen in Deutschland auf Rezept verschrieben werden. Mit diesem wichtigen Meilenstein schreibt das Start-up seine eigene Geschichte in der digitalen Gesundheitsversorgung fort.

Die App bietet ein individuell angepasstes, 12-wöchiges Trainingsprogramm für Menschen mit Problemen an der Lendenwirbelsäule und ist ab sofort Teil des Verzeichnisses für Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA). „Wir bieten Patient*innen mit unteren Rückenschmerzen eine wirksame und jederzeit verfügbare Therapie,“ erklärt Dr. Alexander Georgi, Orthopäde und Mitgründer von eCovery. Laut Aussage des Start-ups haben bundesweit seit Einführung der „DiGAs“ keine 40 Unternehmen diese Zulassung erhalten.

Von Leipzig in die ganze Republik

Die Idee hinter eCovery entstand aus der Vision, Menschen mit chronischen Rückenschmerzen eine einfache, digitale Lösung zu bieten. „Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit – mehr als die Hälfte der Deutschen ist jährlich davon betroffen. Doch die bisherigen Therapiemöglichkeiten sind oft begrenzt,“ erklärt Marcus Rehwald. Mit ihrer App schafft eCovery eine barrierefreie Alternative, die auf individuellen Bedürfnissen basiert. Die Entwicklung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Krankenkassen, Ärzt*innen und der Universitätsmedizin Leipzig.

Die App passt sich dem Gesundheitszustand der Nutzer*innen an, dokumentiert Fortschritte und führt ein digitales Schmerztagebuch. Als zertifiziertes Medizinprodukt der Klasse I (MDR) erfüllt sie höchste Sicherheitsstandards. Nutzer*innen können die Anwendung auf Rezept von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin erhalten. Alternativ ermöglicht die Kooperation mit „Teleclinic“ auch eine rein digitale Ausstellung des Rezepts

Ein Vorreiter in der digitalen Gesundheitslandschaft

Als „App auf Rezept“ profitiert die eCovery Therapie-App von den hohen Standards der deutschen DiGA-Richtlinien. Diese erfordern nicht nur medizinische Wirksamkeit, sondern auch eine reibungslose Integration in das deutsche Gesundheitssystem, darunter die elektronische Patientenakte (ePA). Dank einer ISO-Zertifizierung (13485 und 27001) gewährleistet eCovery eine sichere Verarbeitung von Patient*innen- und Gesundheitsdaten.

Die Zulassung durch das BfArM bestätigt nicht nur die medizinische Relevanz, sondern auch die Effektivität der App. Studien zeigen, dass die digitalen Übungen zu einer signifikanten Verbesserung von Funktions- und Schmerzwerten führen können – teilweise überlegen zu herkömmlichen Therapien.

Von der Idee zur Innovation

Die Erfolgsgeschichte von eCovery begann 2019, als das Start-up gegründet wurde. Von Beginn an setzte das Unternehmen auf eine enge Zusammenarbeit mit Partnern des Gesundheitssystems. „Unser Ziel war es, eine Anwendung zu schaffen, die nicht nur medizinisch wirksam, sondern auch anwenderfreundlich ist,“ so Marcus Rehwald. Mit einem erfahrenen Team aus Entwickler*innen, Mediziner*innen und Gesundheitsökonom*innen entstand die App, die nun zur Entlastung des Gesundheitssystems beiträgt.

Zukunftsvision: Digitale Gesundheit für alle

Mit der Zulassung als DiGA ist für eCovery ein wichtiger Meilenstein erreicht, doch das Start-up denkt weiter. Ziel ist es, das Angebot auf andere Bereiche der digitalen Gesundheitsversorgung auszuweiten. Langfristig will das Unternehmen seine Position als führender Anbieter im Bereich der digitalen Gesundheitsanwendungen im erweiterten Sinne festigen - und Krankenkassen noch stärker als bisher einbinden.

Die neue eCovery Therapie-App ist für Android und iOS verfügbar und verspricht, die Zukunft der Rückentherapie neu zu definieren. „Wir glauben an die Kraft der digitalen Innovation, um die Gesundheitsversorgung für alle Menschen zugänglicher und effektiver zu machen,“ fasst Marcus Rehwald zusammen.

WealthTech-Start-up NAO und Moonfare kooperieren für ELTIF-Push

Das 2022 in Berlin von Robin Binder, Philipp Nowakowski und Amel Hasanovic gegründete WealthTech-Start-up NAO und die Private-Equity-Plattform Moonfare bündeln ihre Kräfte, um Retail-Investor*innen den Einstieg in Private Equity zu erleichtern.

Die Kooperation ermöglicht es Privatanleger*innen, exklusiv über die NAO-App ab 1.000 Euro direkt in den Private-Equity-ELTIF von Moonfare zu investieren.

Der Private-Equity-ELTIF Access Private Market Opportunities ELTIF SICAV – Moonfare Private Markets Portfolio I (ISIN: LU2913953332) ist als Dachfondsstruktur aufgelegt, um in die weltweit besten Private-Equity-Manager investieren zu können. Durch die Fondsstruktur ist es möglich, ein über verschiedene Manager diversifiziertes Portfolio anzubieten, geeignet für Privatanleger*innen mit in der Regel kleineren Investmentsummen. Die Strategie kombiniert Investments in Buyout-Fonds von renommierten Private-Equity-Managern und direkte Co-Investitionen in Unternehmen. Der ELTIF wird über Sektoren, Regionen und Manager stark diversifiziert sein, wobei Investments in rund 50 Portfoliounternehmen erwartet werden.

„NAO und Moonfare teilen die Vision, die Hürden für private und alternative Investments abzubauen. Privatinvestor*innen sollen dieselben Chancen wie institutionelle Investoren erhalten“, erläutert Robin Binder, CEO und Mitgründer von NAO. „Die Aufnahme des Moonfare ELTIF ergänzt perfekt unser kuratiertes Produktportfolio. Mit unserem wachsenden Angebot ermöglichen wir NAO-Nutzer*innen einen nachhaltigen Vermögensaufbau durch renditestarke, diversifizierte Anlagen.“

„Unser Ziel ist es, den Zugang zu Private Equity zu erweitern, sodass mehr Anleger von den Vorteilen der Privatmärkte profitieren können. Zu diesem Zweck entwickelt unser Investment-Team neue Produkte, so wie unseren ELTIF. Er vereint die ganze Private Equity-Erfahrung unseres 15-köpfigen Teams in einem Produkt“, ergänzt Dr. Lorenz Jüngling, Co-CEO & Managing Director von Moonfare. „Durch die Partnerschaft mit NAO können wir noch mehr Menschen mit unserem ELTIF erreichen und eine neue Zielgruppe erschließen, um sie beim langfristigen Vermögensaufbau zu unterstützen.“

ELTIFs (European Long-Term Investment Funds) sind regulierte Produkte in private Anlageklassen wie Private Equity, Infrastruktur und Private Debt. Damit erhalten Privatanleger*innen Zugang zu Investitionen, die bisher überwiegend institutionellen Investoren und High-Net-Worth-Individuals (HNWI) offenstanden. In der Praxis bestehen allerdings weiterhin Hürden für Verbraucher*innen bei Zugänglichkeit und Auswahl. Genau hier setzt die Partnerschaft von Moonfare und NAO an.

Gen-Z-Studie zur Vier-Tage-Woche

Die Studie zeigt: 4 Tage arbeiten, 80 Prozent Gehalt: Die meisten Gen-Z-ler würden dafür den Job wechseln.

Drei von vier Gen-Z-Arbeitnehmer*innen würden ihren Job für eine Vier-Tage-Woche wechseln – selbst bei einem reduzierten Gehalt. Das zeigt eine neue Studie von BuchhaltungsButler in Zusammenarbeit mit DataPulse Research. Die Vier-Tage-Woche ist nicht mehr nur ein Zukunftsmodell, sondern gewinnt insbesondere bei der jungen Generation zunehmend an Bedeutung. 75 % der Gen Z wären bereit, ihren aktuellen Job für eine Vier-Tage-Woche aufzugeben – selbst bei einem Gehaltsrückgang auf 80 % des bisherigen Einkommens. Diese Ergebnisse verdeutlichen die wachsende Relevanz flexibler Arbeitszeitmodelle im Kampf um talentierte Fachkräfte.

Die Vier-Tage-Woche als Schlüssel zur Attraktivität für junge Talente

In Zeiten von verstärktem Fachkräftemängel und schwachem Wirtschaftswachstum in Deutschland müssen sich Unternehmen mehr denn je als attraktive Arbeitgeber*innen positionieren. Zeitgemäße Arbeitszeitmodelle werden dabei immer wichtiger.  Unsere aktuelle Umfrage beleuchtet, wie viel Arbeit moderne Arbeitnehmer*innen wirklich möchten. Während frühere Studien darauf hinweisen, dass viele deutsche Arbeitnehmer*innen weniger arbeiten möchten bei gleichem Gehalt, zeigt unsere Studie deutliche Altersunterschiede in der Wertschätzung einer Vier-Tage-Woche auf:

  • 75 % der Gen Z würden für eine Vier-Tage-Woche den Job wechseln – selbst bei 80 % des Gehaltes. Bei den über 45-Jährigen lag die Quote nur etwa bei 40 %.
  • 24 % der Befragten arbeiten bereits in Unternehmen, die die Vier-Tage-Woche vollständig, teilweise oder auf Testbasis eingeführt haben. Unter Arbeitnehmer*innen zwischen 18 und 44 Jahren liegt der Anteil sogar bei einem Drittel.
  • 60 % derjenigen mit praktischer Erfahrung berichten von einer positiven Wirkung auf das Betriebsklima.

“Wir sehen die 4-Tage-Woche als eine wichtige Voraussetzung, um im Wettbewerb die jungen Talente anzuziehen und zu halten”, bestätigt HR-Expertin Marie Møgelvang, CHRO beim dänischen Marktführer für Buchhaltungssoftware "e-conomic" und Beirat des deutschen Buchhaltungssoftware-Start-ups BuchhaltungsButler.

Wer wurde befragt?

BuchhaltungsButler hat im November 2024 über 1.000 deutsche Vollzeitbeschäftigte aus verschiedenen Branchen und Unternehmensgrößen zur Vier-Tage-Woche befragt. Die Teilnehmenden waren mindestens 18 Jahre alt und in Bereichen wie Einzel- und Großhandel, Produktion, Gesundheitswesen, Bauwesen, Finanzbranche, Dienstleistungen, IT, Bildung, Landwirtschaft und Medien tätig.

Positive Erfahrungen und hohe Testbereitschaft

Die Mehrheit derjenigen, die bereits eine Vier-Tage-Woche erleben, berichtet von einer verbesserten Stimmung im Betrieb. 86 % der insgesamt Befragten möchten die Vier-Tage-Woche zumindest testen, wobei der Wunsch in der Altersgruppe von 18 bis 24 Jahren mit 97 % am höchsten ist.

Die Zukunft der Arbeit liegt in flexiblen Modellen

Die Studie bestätigt, dass viele Arbeitnehmer*innen flexible Arbeitszeitmodelle attraktiv finden und bereit sind, dafür auch Gehaltseinbußen in Kauf zu nehmen. Besonders die Gen Z zeigt ein starkes Interesse an der Vier-Tage-Woche, was für Unternehmen bedeutet, dass sie ihre Arbeitsmodelle anpassen müssen, um im Wettbewerb um junge Talente bestehen zu können.

Gigs: 73 Mio. US-Dollar für Betriebssystem für Mobilfunkdienste

Gigs, das Betriebssystem für Mobilfunkdienste, gab heute den Abschluss einer Serie-B-Finanzierung in Höhe von 73 Mio. USD bekannt. Das Kapital soll Gigs Innovationen im Telekommunikationsbereich weiter vorantreiben.

Die Runde wurde von Ribbit Capital angeführt. Alle bestehenden Investoren, darunter Googles Gradient, YC und Speedinvest, beteiligten sich ebenfalls an der Runde. Mit der Finanzierung wird Gigs seine internationale Präsenz erweitern und das Produktangebot für Tech-Unternehmen weiter ausbauen. Dies soll es mehr Tech-Unternehmen ermöglichen, Innovationen im Telekommunikationsbereich voranzutreiben, ihren Kund*innen einen größeren Mehrwert zu bieten und neue, wiederkehrende Umsatzströme zu erschließen.

Gigs, 2020 von Hermann Frank und Dennis Bauer gegründet, ist ein Betriebssystem für Mobilfunkdienste, das es Technologieunternehmen ermöglicht, Konnektivität nahtlos innerhalb weniger Wochen in ihre Angebote zu integrieren. Durch die Bündelung von Mobilfunktarifen und Reisedaten mit ihren Kernservices können Gigs-Kund*innen die Kund*innenbindung erhöhen und mit digitalen Mobilfunkerlebnissen, die echten Mehrwert für Verbraucher*innen schaffen, eine neue, wiederkehrende Einnahmequelle erschließen.

Der „Walled Garden“ der Telekommunikationsbranche

Vor Gigs blieb die Telekommunikationsbranche aufgrund hoher Eintrittsbarrieren innovativen Markteinsteigern lange verschlossen. Neue Anbieter mussten jahrelang zähe Verhandlungen mit den Netzbetreibern auf sich nehmen und zehntausende Stunden Entwicklungszeit investieren, um sich im unübersichtlichen Flickenteppich aus Einzweck-Anbietern mit veralteten und fragmentierten Betriebssystemen zurechtzufinden. Entwicklerteams mussten sich mit umständlichen, instabilen und inkohärenten APIs von mehreren Netzbetreibern herumschlagen, das an die Entwicklung von Technologie aus den frühen 2000er Jahren erinnert. Und das alles, um nur in einem einzigen Markt zu starten. 

Darüber hinaus mussten neue Anbieter Verbindlichkeiten von mehr als 100 Millionen US-Dollar im Voraus zusagen, um überhaupt wettbewerbsfähige Konditionen und priorisierten Netzwerkzugang zu erhalten, noch bevor sie einen einzigen Tarif verkauften. Diese operativen und Kapitalkosten ließen sich kaum amortisieren und banden Unternehmen an netzwerkspezifische Investitionen, was sowohl die Skalierbarkeit als auch die Gewinnmargen erheblich beeinträchtigte.

Selbst Unternehmen, die diese Herausforderungen bewältigen konnten, waren mit den schleppenden und bürokratischen Prozessen der Netzbetreiber konfrontiert, die langfristige Optimierungen verhinderten. Jegliche Ambitionen, das Angebot international zu expandieren, bedeuten, den gesamten Prozess mit jedem einzelnen Netzbetreiber zu wiederholen – eine unzumutbare Aufgabe für Technologieplattformen, die Telekommunikation nicht als ihr Kerngeschäft betrachten.

Infolgedessen fehlt der Tech-Branche die Infrastruktur und die Tools, um sich ans globale Telekommunikationsnetzwerk anzuknüpfen, wie es in anderen Bereichen wie Hosting und Zahlungsabwicklung längst selbstverständlich ist.

Demokratisierung des Mobilfunkmarktes

Gigs demokratisiert den Zugang zur Mobilfunkbranche grundlegend. Die Mission des Unternehmens ist es, sowohl die Start- als auch die laufenden Kosten eines Handyvertrages gen null zu senken. Das Betriebssystem von Gigs ermöglicht es Technologieunternehmen, ihre eigenen Handytarife auf Premium-Netzwerken weltweit innerhalb von Wochen zu starten – und das alles über eine einzige Integration. Dadurch entfällt der Aufwand, große Teams von Telekommunikationsingenieuren einzustellen, Compliance-Auflagen zu erfüllen oder mehrere Anbieter und Plattformen zu verwalten. Gigs End-to-End-Plattform stellt aus einer Hand alles bereit – einschließlich Premium-Netzzugang, einer erstklassigen API, einem gehostetem Checkout, einer Zahlungslösung mit integrierter Steuerberechnung, einer Vertragsmanagement- und Analyseplattform sowie KI-gestütztem Kund*innenservice. So eliminiert Gigs die Komplexität, die Time-to-Market und die Kosten für Tech-Unternehmen, die Mobilfunkdienste in ihre digitalen Produkte integrieren möchten.

Um sicherzustellen, dass Kund*innen einen Wettbewerbsvorteil behalten und modernste Tarife mit höchster Kund*innenzufriedenheit und niedrigsten Betriebskosten weltweit anbieten können, automatisiert Gigs kontinuierlich alle Aspekte seines Geschäfts. Damit wird Telekommunikation erstmals auch für Tech-Unternehmen zugänglich, die mit modernen Tools und leistungsstarken Plattformen arbeiten wollen.

Hermann Frank, Co-Founder und CEO bei Gigs: „Wir glauben, einen Handyvertrag abzuschließen sollte so einfach sein wie ein Uber zu bestellen, und nicht so kompliziert wie ein Auto zu leasen. Doch die Realität sieht anders aus: Handyverträge sind veraltet, eindimensional und schlichtweg unattraktiv. Extrem hohe Eintrittsbarrieren haben Innovationen in dieser Branche viel zu lange verhindert. Mit Gigs können Technologieunternehmen diese Innovationen ihren Nutzern zugänglich machen. Gigs beseitigt diese Hürden, indem es Unternehmen die Möglichkeit gibt, Handyverträge direkt über ihre Apps zu vertreiben und Mobilfunk zu einem zentralen, maßgeschneiderten Bestandteil jedes digitalen Produkts zu machen. Ribbit hat eine beeindruckende Erfolgsbilanz bei der Umwälzung von Märkten mit trägen Platzhirschen. Als die Gelegenheit kam, unsere Series-B-Runde zu anzuführen, war es für uns selbstverständlich, einzusteigen.“

Dennis Bauer, Co-Founder und President bei Gigs: „Seit unserem Start im Jahr 2020 hat Gigs seinen jährlich wiederkehrenden Umsatz signifikant gesteigert und sich als eines der am schnellsten wachsenden B2B-Unternehmen weltweit etabliert. Führende Technologieunternehmen mit großen, hochaktiven Nutzergruppen – darunter schnell wachsende Neobanken wie Nubank und Wealthsimple sowie einschlägige HR-Plattformen, Reiseunternehmen und Smartphone-Hersteller – nutzen die Plattform von Gigs, um Mobilfunkverträge in ihre Produktpalette zu integrieren und einzigartige, nahtlose Kundenerlebnisse zu schaffen. Mit spannenden Produktneuerungen und neuen Vorzeigekunden wird Gigs im Jahr 2025 weitere innovative Tech-Unternehmen dazu ermutigen, ihre eigenen Handytarife zu starten.“

Jordan Angelos, General Partner bei Ribbit Capital: „Mobile Kommunikation gehört, ähnlich wie Bankdienstleistungen, zu den weltweit am häufigsten genutzten Verbraucherservices, nimmt jedoch stets bei der Kundenzufriedenheit die hintersten Plätze ein. Gigs ergreift die einmalige Gelegenheit, den über 1 Billion Dollar schweren Mobilfunkmarkt zu revolutionieren. Handyverträge dienen als ultimatives Bindemittel, mit dem innovative Brands ihre Kundenerlebnisse digitalisieren und verbessern können. Wir sind beeindruckt von der Vision, der Umsetzung und dem globalen Momentum des Teams und freuen uns, Gigs auf dieser Reise zu begleiten.“

Gigs 2020 beschäftigt heute über 90 Mitarbeiter*innen in den USA und Europa.

SpotmyEnergy: 10,5 Mio. Euro für Kölner Energy-Start-up

Das von Jochen Schwill gegründete Energie-Start-up SpotmyEnergy hat sich in einer Seed-Finanzierungsrunde frisches Kapital in Höhe von 10,5 Millionen Euro gesichert. Die Runde wird dabei von Norrsken VC, dem Investmentarm der renommierten schwedischen Norrsken-Stiftung, angeführt. Daneben beteiligen sich auch Vorwerk Ventures als neuer Geldgeber sowie der bestehende Investor Picus Capital. Die neuen Mittel sollen dazu genutzt werden, die Produktnachfrage zu bedienen und die technologischen Lösungen weiter auszubauen.

Von den 53 Millionen Stromkund*innen in Deutschland besitzen heute weniger als zwei Prozent einen Smart Meter. Auch die intelligente Steuerung des eigenen Stromverbrauchs anhand von Markt- oder Netzsignalen ist bisher nicht in der Masse etabliert.

SpotmyEnergy, das Kölner Unternehmen von Gründer Jochen Schwill, setzt hier mit der eigenen Energiemanagementkomplettlösung für private Haushalte bestehend aus Smart Meter, Energiemanagementsystem und dynamischem Stromtarif an. Durch die Nutzung des Systems realisieren Nutzer*innen Ersparnisse bei den Energiekosten und steigern die Wertschöpfung von Heimspeichern, Elektroautos, Wärmepumpen und Aufdach-PV-Anlagen. Das Ziel des Start-ups ist es, durch intelligente Vernetzung auch Privathaushalte in den Strommarkt zu integrieren und mit der gewonnenen Flexibilität die Energiewende zu beschleunigen. Seit Firmengründung hat SpotmyEnergy nach eigenen Angaben ein Partnernetzwerk aus über 50 Elektroinstallationsbetrieben aufgebaut.

Jetzt hat sich SpotmyEnergy in einer Seed-Finanzierungsrunde frisches Kapital in Höhe von 10,5 Millionen Euro gesichert. Der Hauptinvestor in dieser Runde ist das in Stockholm ansässige Norrsken VC, Europas führender Frühphasenfonds für Impact-Investments. Zusätzlich nimmt Vorwerk Ventures als neuer Investor an der Seed Round teil und intensiviert damit das eigene Engagement in die deutsche Energiewende. Vorwerk Ventures ist ein eigenständiger Venture-Capital-Fonds mit einem verwalteten Kapital von über 400 Mio. Euro. Der Berliner Fonds investiert in den Fokusbereichen Consumer, Climate, Health und Food.

Komplettiert wird das Trio durch den bestehenden Pre-Seed-Investor Picus Capital, der erneut an Bord ist und somit zum zweiten Mal signifikant in SpotmyEnergy investiert. Picus Capital hatte bereits im August 2023 die Pre-Seed-Finanzierungsrunde von SpotmyEnergy angeführt. Der Münchner VC hatte zuvor bereits in mehrere erfolgreiche EnergyTech Start-ups in der frühesten Phase investiert.

Smart-Meter-Rollout beschleunigen

Das eingesammelte Kapital will das Unternehmen für die Stärkung des bestehenden Kernteams und den Ausbau der Vertriebskapazitäten nutzen, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Zusätzlich versetzt das Investment SpotmyEnergy in die Lage, das eigene System zur Optimierung der vernetzten Haushalte noch schneller auszubauen, etwa im Hinblick auf die Kompatibilität mit Geräten unterschiedlicher Hersteller und auf intelligente Handelsalgorithmen zur Steuerung von Haushaltsbatterien.

Jochen Schwill, Gründer und Geschäftsführer von SpotmyEnergy, freut sich über das entgegengebrachte Vertrauen und Investment, das den Smart-Meter-Rollout in Deutschland weiter beschleunigen wird: „Im vergangenen Jahr konnten wir unser Produkt erfolgreich am Markt platzieren und haben große Nachfrage nach unseren Lösungen erfahren. Um diese noch schneller bedienen zu können und das dringend benötigte Potential an vernetzter Flexibilität hinter Millionen von Zählpunkten zu heben, haben wir uns entschlossen, frisches Kapital einzusammeln. Wir sind sehr glücklich, mit Norrsken, Vorwerk Ventures und Picus Capital drei Investoren gefunden zu haben, die unsere Vision einer transparenten, günstigen und nachhaltigen Stromversorgung von Privathaushalten teilen und auch bereits über Erfahrung im CleanTech-Bereich verfügen.“

Fabian Erici, Principal, bei Norrsken VC, sieht das Investment als Fortführung der eigenen Strategie: „Haushalte sind der Schlüssel zu einer grünen Energiezukunft – sowohl als Produzenten grünen Stroms als auch als Manager flexibler Energieressourcen. Dennoch bleibt ihr Potenzial ungenutzt, und Installateure verfügen häufig nicht über die notwendigen Werkzeuge, um es zu erschließen. Deshalb freuen wir uns, das erfahrene Team von SpotmyEnergy zu unterstützen, das Haushalte mit einer All-in-One-Lösung stärkt, die Energiekosten senkt und gleichzeitig die Energiewende vorantreibt.“

Dr. Dominik Steinkühler, Partner bei Vorwerk Ventures, ergänzt: „Jochen Schwill und sein Team haben ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen und Chancen des Energiesektors. Mit ihrer Vision, Haushalte durch intelligente Messsysteme und dynamisches Energiemanagement aktiv an der Energiewende zu beteiligen, schaffen sie eine zukunftsweisende Lösung und sind hervorragend positioniert, um einen wichtigen Beitrag zu einem nachhaltigen und stabilen Energiesystem zu leisten. Wir sind begeistert von der Innovationskraft und dem Engagement des Teams und freuen uns, sie auf diesem Weg zu unterstützen.“

Oliver Heinrich, Partner bei Picus Capital, freut sich über die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit SpotmyEnergy und betont: „Wir sind begeistert von der Entwicklung von SpotmyEnergy und sehen das Investment als eine weitere Bestätigung des Weges, den Jochen mit seinem Team eingeschlagen hat.“

Deutschlandweite Umfrage: Präsenzarbeit als Auslaufmodell

Eine aktuelle Umfrage unter Erwerbstätigen zeigt u.a.: Über die Hälfte der deutschen „White Collar Worker“ würde für Remote-Arbeit den Job wechseln. Hier gibt’s alle Ergebnisse der Studie im Überblick.

Die globale HR- und Gehaltsabrechnungsplattform Deel hat den ersten Teil der Ergebnisse einer neuen deutschlandweiten Umfrage unter Erwerbstätigen in sogenannten White Collar Jobs veröffentlicht. Teilnehmende wurden unter anderem zu Themengebieten wie Remote-, Hybrid- und Präsenz-Arbeit sowie dem Fachkräftemangel befragt. Die Umfrage entstand in Zusammenarbeit mit dem Berliner Markt- und Meinungsforschungsinstitut Civey.

„Die Arbeitswelt in Deutschland befindet sich im Wandel: Flexible Modelle wie hybride und remote Arbeit werden für immer mehr Beschäftigte zur Norm. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sich an diese veränderten Erwartungen anzupassen, um Fachkräfte langfristig zu binden“, sagt Michael Lazik, Head of DACH & CEE bei Deel. „Die Drastik einiger Aussagen hat selbst uns noch überrascht. Ein genauerer Blick auf die Zahlen, zeichnet ein differenziertes Bild von unserer Arbeitslandschaft im Jahr 2024“, so Lazik weiter.

Hybride Arbeitsmodelle weit verbreitet

Reine Präsenzarbeit scheint in deutschen Unternehmen derzeit zum Auslaufmodell zu werden: Nur knapp ein Viertel (24,3 Prozent) der Erwerbstätigen in White Collar Jobs arbeitet in Unternehmen, in denen ausschließlich Präsenzarbeit im Büro stattfindet. Gleichzeitig ist auch ausschließliche Remote-Arbeit unter den Befragten noch kein verbreitetes Modell: Lediglich 13 Prozent arbeiten derzeit komplett remote. Stattdessen sind die Befragten mehrheitlich (61 Prozent) in hybriden Arbeitsmodellen tätig.

Sowohl bei größeren als auch bei kleineren Unternehmen blieb diese Verteilung der drei Arbeitsmodelle einigermaßen konstant. Allein bei Unternehmen mit nur einer einzelnen lokalen Niederlassung wies die Befragung eine größere Abweichung hinsichtlich dieser Verteilung auf: Diese zeigt, dass befragte White Collar Worker deutlich häufiger entweder vollständig in Präsenz oder ausschließlich im Home-Office arbeiten.

Home-Office oder Kündigung: Wie flexibel sind Arbeitgeber wirklich?

Eine knappe Mehrheit der Befragten (51,3 Prozent) würde die eigene Arbeitsstelle für einen reinen Home-Office-Job aufgeben.

Besonders hoch ist das Interesse an einer reinen Home-Office-Stelle bei Personen mit zwei oder mehr Kindern im Haushalt. In dieser Gruppe liegt die Wechselbereitschaft mit rund 60 Prozent um mehr als 10 Prozentpunkte über dem Wert von Personen ohne Kinder im Haushalt. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf scheint damit ein entscheidender Faktor für die Präferenz des Arbeitsmodells zu sein.

Auch das Alter der Befragten spielt eine Rolle bei der Wechselbereitschaft im Job: Vor allem die Jüngeren wären für eine Home-Office-Stelle zu begeistern und würden dafür ihre aktuelle Arbeitsstelle aufgeben. Am stärksten ausgeprägt ist die Bereitschaft ein Risiko zugunsten eines Remote-Arbeitsmodells einzugehen bei den 18- bis 29-Jährigen (57,5 Prozent).

Besonders hohe Wechselbereitschaft weisen zudem diejenigen auf, die bereits ganz (56,9 Prozent) oder teilweise (54,2 Prozent) von zu Hause aus arbeiten können. Damit scheinen Personen, die gerne im Home-Office arbeiten, gezielt nach Stellen zu suchen, die ein reines Remote-Arbeitsmodell anbieten. Aber auch von denjenigen, die derzeit noch vollständig im Büro arbeiten, würden 41 Prozent ihren Arbeitsplatz wechseln, hätten sie die Möglichkeit, komplett von zu Hause aus zu arbeiten.

Sehr hoch ist die Affinität zum Home-Office außerdem bei Beschäftigten aus Unternehmen mit 2 bis 20 Niederlassungen. Die Wechselbereitschaft liegt hier durchweg deutlich über 50 Prozent und damit wesentlich höher als bei Beschäftigten aus Unternehmen mit einer oder mit mehr als 20 Niederlassungen. Ein Grund für die geringere Wechselbereitschaft von Beschäftigten aus Unternehmen mit nur einer Niederlassung könnte sein, dass diese bereits überdurchschnittlich häufig vollständig remote arbeiten. Bei Befragten aus Unternehmen mit besonders vielen Niederlassungen könnte hingegen die Sorge vor zu viel Anonymität und Isolierung in einem bereits weit verzweigten Konzern eine Rolle spielen.

Geringere Produktivität im Büro als im Home-Office

Viele Befragte arbeiten nach eigener Einschätzung zu Hause aus produktiver als im Büro: Rund drei Viertel (74,6 Prozent) sehen sich zu Hause entweder als produktiver oder ähnlich produktiv wie im Büro. Nur etwas mehr als ein Fünftel der Befragten White Collar Worker (22,7 Prozent) gibt an, im Büro produktiver zu sein.

Diese Selbsteinschätzung scheint stark mit dem jeweiligen Arbeitsmodell der Befragten zu korrelieren: So schätzen sich beispielsweise von denjenigen, die ausschließlich im Home-Office arbeiten, lediglich drei Prozent im Büro als produktiver ein. Je weniger Erfahrung die Befragten mit Remote-Arbeit in ihrer aktuellen Stelle haben, desto skeptischer sind sie somit hinsichtlich ihrer eigenen Produktivität bei der Arbeit im Home-Office.

Besonders aussagekräftig sind dabei die Angaben derjenigen, die gegenwärtig in hybriden Arbeitsmodellen tätig sind und ihre Produktivität zu Hause und im Büro aus aktueller Erfahrung vergleichen können. Unter dieser Gruppe fällt das Votum eher für das Home-Office aus. Mehr als die Hälfte (54,5 Prozent) gibt an, im Home-Office produktiver zu sein. Knapp ein Drittel (29,8 Prozent) ist nach eigenen Angaben in beiden Arbeitsumgebungen ähnlich produktiv und nur knapp 16 Prozent fühlen sich im Büro produktiver.

Offenheit für weltweite Suche nach Fachkräften

Angesprochen auf den anhaltenden Fachkräftemangel, sieht die Mehrheit der Beschäftigten in White-Collar-Berufen (51,3 Prozent) das eigene Unternehmen stark vom Fachkräftemangel betroffen. Dabei ist auffällig, dass die Not in jenen Unternehmen am größten zu sein scheint, in denen aktuell noch ausschließlich in Präsenz gearbeitet wird. 57 Prozent sagen, dass sie sehr stark oder eher stark betroffen sind. Lediglich sechs Prozent geben an, gar nicht betroffen zu sein.

Nahezu deckungsgleich mit dem Fachkräftemangel ist das Gesamtergebnis bei der Frage nach der weltweiten Suche nach Fachkräften. Eine knappe Mehrheit hält es für sinnvoll, dass das eigene Unternehmen weltweit nach Fachkräften sucht. Dabei fällt auf, dass dieser Wert bei Unternehmen, die bereits international tätig sind, mit fast 70 Prozent noch deutlich höher liegt.

Lazik stellt abschließend fest: „Die Ergebnisse unserer Umfrage stehen in starkem Kontrast zu der aktuellen Debatte um die Rückkehr ins Büro, die einige Unternehmen fordern. Die Daten zeigen klar, dass Beschäftigte sich zunehmend flexible Arbeitsmodelle wünschen und sich sogar für reine Remote-Optionen umorientieren würden. Unternehmen, die darauf bestehen, ihre Mitarbeitenden vollständig ins Büro zurückzuholen, riskieren, Talente zu verlieren.“

Gründer*in der Woche: kd global USA – der US-Marktöffner

Der gebürtige Heidelberger, Patrick Koehler, lebt seit über 15 Jahren in den USA. Mit seinem Unternehmen hilft er seit Anfang 2020 Unternehmen aus der DACH-Region beim Markteintritt in die USA. Der Schwerpunkt liegt hierbei im E-Commerce. Mehr dazu im Interview mit Patrick.

Wann und wie bist du auf die Idee zu kd global USA gekommen?

Im Jahr 2019 war ich als Projekt-Consultant in Deutschland. Die Firma, welche ich beraten durfte, hatte großartige Produkte und ich sah das Potenzial für den US-Online-Markt. Nach meiner Recherche fand ich keinen Dienstleister, der ein schlüsselfertiges Turn-Key-Ready-Konzept zum USA-Markteinstieg im Bereich E-Commerce anbieten konnte. Es gab zwar Fulfillment- und Lagerdienste, aber man musste sich trotzdem noch selbst um die wichtigen Dinge wie Registrierung, Zollabwicklung, Versand, Buchhaltung, Steuern und Versicherung kümmern. Da kam mir die Idee, ein Rund-Um-Sorglos-Paket mit kd global USA zu entwickeln. Seit 2020 sind wir der ‚One-Stop-Shop‘ und begleiten Firmen aus der DACH-Region bei ihrem erfolgreichen USA-Markteintritt.

Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung 2020 bis zum Start deines Business?

Natürlich musste man einiges lernen. Wie gründe ich eine Firma in den USA und was muss man bei der Firmenstruktur beachten? Wie funktioniert das mit den Registrierungen und Gesetzen, welche in den 50 Bundesstaaten unterschiedlich sind? Ich habe mich selbst über diese Themen informieren müssen und hatte viele Telefonate mit Anwälten und Beratern. Selbstbildung ist das A und O. Es ist wichtig, schnell zu erkennen, was man selbst machen kann oder nicht. In den Bereichen, in denen ich Unterstützung brauchte, habe ich mir geeignete Kooperationspartner gesucht. Nun musste ich lediglich die Puzzleteile zusammenfügen und daraus ein einmaliges Businessmodell schaffen. Das geht nicht per sofort und braucht gute Menschenkenntnis, zielorientierte Klartextgespräche – und ja – auch ein glückliches Händchen für die richtigen Businesspartner.

Wie sieht für dich als Jungunternehmer die Situation in den USA aus? Gibt es Hilfestellungen für Gründer*innen von staatlicher Seite oder von Wirtschaftsverbänden etc.?

Ja, sehr viel sogar. Es gibt die verschiedensten Organisationen, bei denen man kostenfreie Kurse belegen kann. So bietet die U.S. Small Business Administration Seminare zum Thema Businessplan oder Unternehmensgründung. In der Vergangenheit hatte ich schon den einen oder anderen dieser Kurse belegt, jedoch nutze ich bevorzugt mein Netzwerk an meiner ehemaligen Universität, dem Georgia Institute of Technology (kurz: Georgia Tech), wo ich 2013 meinen Bachelor of Science in Industrial Engineering erhielt. Zum Beispiel bietet mir das Advanced Technology Development Center an der Georgia Tech nicht nur einen Workspace an, sondern auch ein Umfeld mit Mentoren und Kursen, die ich gezielt jederzeit nutzen kann.

Wie hast du den Start finanziert?

Am Anfang rein mit Eigenkapital – nach ein paar Monaten kam mit Gerold Wolfarth ein Investor an Bord, der nicht nur weiteres Kapital brachte, sondern auch ein starkes Netzwerk mit großartigen Kontakten in der gesamten DACH-Region. Gerold ist nach den vielen Monaten der intensiven Zusammenarbeit nicht nur ein toller Businesspartner, sondern auch über sein Invest2Grow-Programm ein erstklassig erfahrener Mentor für mein persönliches Wachstum als Unternehmer. Das war für mich sehr entscheidend und gab mir und kd global USA einen enormen Schub.

Nun zu kd global USA. Was ist das Besondere an deinem Business und wie unterscheidest du dich damit von anderen Wettbewerbern?

Ja genau – ich hatte es vorhin schon etwas angedeutet. Es gibt zahlreiche Dienstleister, die Fulfillment- und Lagerdienste anbieten. Es gibt aber keinen, der alle notwendigen und wichtigen Aspekte unter einen Hut bringt. Unser Motto spricht Klartext: „Einfach. Schnell. Alles aus einer Hand.“ Das hat mir aber noch nicht gereicht, ich konnte noch einen obendrauf packen. Unser USP ist nun wirklich folgender. Wenn eine Firma Produkte mit kd global USA in die USA bringen will und hier verkaufen möchte, ist dies innerhalb von 30 Tagen möglich – und das ganz ohne Firmengründung oder Registrierung. Unsere Kunden nutzen das komplette kd global USA Netzwerk. Somit laufen alle Transaktionen, Registrierungen und Versicherungen über die Konten von kd global USA. Während unserer Kunden sich um das Marketing und den Verkauf kümmern, machen wir den Rest. Daher auch unser Slogan: relax & sell.

Wer sind deine Kund*innen?

Wir konzentrieren uns auf Firmen aus dem DACH-Raum, welche ein innovatives Produkt, unterschiedlichster Art besitzen. Die meisten unserer Kunden haben ein Konsumentenprodukt für den B2C-Bereich. Wir helfen unseren Kunden jedoch auch im B2B. Ein neuer interessanter Trend im B2B-Bereich ist die einzelne Bestellung von Maschinenersatzteilen. Da Firmen aus der DACH-Region in der Präzisionsfertigung Weltmarktführer sind, wollen wir gezielt auch diesen Unternehmen die internationale Fulfillment Prozesse erleichtern.

Was sind deine weiteren unternehmerischen Pläne?

Wir wollen die Nummer 1 für den US-Online-Markteinstieg für Unternehmen aus der DACH-Region werden. Zusätzlich wollen wir den B2B-Bereich weiter ausbauen und noch viel mehr Unternehmen die Angst nehmen, dass man in den USA nicht erfolgreich sein kann. Der amerikanische Traum ist greifbar und machbar – mit über 300 Millionen Menschen und einer fünfmal so großen Wirtschaftsleistung wie in Deutschland gibt es hier ein enormes Potenzial. Zudem wollen wir unsere strategischen Partnerschaften ausbauen, sodass wir schon bald unseren Service auch in Kanada und Mexiko anbieten können.

Und last but not least: Was ist deine tägliche Motivation – also dein WHY? Und was rätst du anderen Gründer*innen. speziell solchen, die nach USA expandieren oder dort gründen wollen?

Auf diese Frage habe ich gewartet. Meine große Motivation ist folgende: Ich will es anderen Menschen ermöglichen, auch den American Dream zu erleben – sei es beruflich oder privat. Ich glaube fest daran und bin davon überzeugt, dass die Chancen größer sind als je zuvor. Und was ich anderen Unternehmer*innen nur raten kann ist: Just do it! Man kann jahrelang nach der perfekten Idee suchen oder an einem ausgereiften Businessplan tüfteln. Mein Hinweis: Verschwendet keine Zeit und fangt einfach an – seid dabei aber immer realistisch. Es gibt immer wieder Hürden, aber auch neue Gelegenheiten – „geht nicht, gibt‘s nicht“. Es gibt immer eine schnelle und unkomplizierte Lösung. Hier zitiere ich gern den Unternehmer Wolfgang Grupp: „… denn jedes große Problem war ursprünglich mal klein. Hätte man es, als es klein war, gelöst, dann hätte man heute kein großes Problem.“

Hier geht's zu kd global USA

Hier könnt ihr einen kostenfreien Info-Call mit Patrick vereinbaren

Das Interview führte Hans Luthardt

Gründer*in der Woche: Box Inc – der Marktplatz für Kartons

Box Inc ist ein 2019 gegründeter digitaler B2B-Marktplatz zur Beschaffung von Verpackungen aus Wellpappe. Die Plattform macht es Unternehmen einfacher, erneuerbare und kunststofffreie Verpackungen zu kaufen. Mehr dazu im Interview mit Mikael Fristedt Westre, dem schwedischen Gründer und CEO von Box Inc.

Wann und wie bist du auf die Idee zu Box Inc gekommen?

Die Idee entstand zusammen mit einem kleinen Team im Jahr 2018. Ich bin bereits seit mehreren Jahren in der Verpackungsindustrie tätig und kenne sowohl Kund*innen als auch Verpackungslieferant*innen. Ein wichtiges Learning aus dieser Zeit war, dass die Kund*innen nach Möglichkeiten suchten, die Effizienz ihrer gesamten Geschäftsprozesse zu steigern und die Digitalisierung als Mittel zur Erreichung dieses Ziels zu nutzen. Ein zweites Learning war, dass Wellpappeverpackungen insgesamt ein Produkt mit geringem Aufwand sind. Betrachtet man andere Branchen, so brach der Beschaffungsprozess für ähnliche Produkte bereits mit den traditionellen Kaufprozessen. Wenn wir den Beschaffungsprozess für Verpackungen aus Wellpappe digitalisieren könnten, würde dies eine Win-Win-Win-Situation bedeuten: Die Kund*innen profitieren von einem einfachen Beschaffungsprozess, die Lieferant*innen können ihr Geschäft mit einem neuen Verkaufskanal ausbauen und Box Inc wird zu einem attraktiven Plattformgeschäft. So haben wir uns dazu entschlossen, Box Inc zu gründen.

Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum Go-live deiner digitalen B2B-Plattform?

Vor der Gründung haben wir eine entsprechende Marktanalyse durchgeführt und mit Käufer*innen und Händler*innen gesprochen, um uns ihre Einschätzung und ihr Feedback zu der Idee einzuholen. Dabei ist uns klar geworden, dass Deutschland aufgrund der Vielzahl an Lieferant*innen großes Potenzial bietet. Außerdem ist der deutsche Markt sehr divers und hat zusätzlich viele mittelständische Unternehmen, die Verpackung benötigen, aber nicht die Ressourcen haben, lange danach zu suchen und Händler*innen zu vergleichen. Das Thema E-Commerce rückt in deutschen Unternehmen immer mehr in den Fokus, auch im Zuge der Pandemie.

Die Expertise aus der Verpackungsindustrie war natürlich auch sehr hilfreich und mit Stora Enso als Mutterkonzern haben wir ein entsprechendes Partnernetzwerk an der Hand, das den Start unserer Plattform auch erleichterte.

Was ist das Besondere an deinem Angebot – wie unterscheidet sich Box Inc von anderen Anbieter*innen von Verpackungslösungen?

Viele Unternehmen haben weder die Zeit noch die Expertise, die richtige Verpackung und den richtigen Lieferant*innen zu finden. Mit Box Inc vereinfachen wir diesen Prozess, in dem auf der Plattform jeder einzelne Schritt – vom Design der Kartons bis hin zu Angeboten von Zulieferern und sogar dem Bestellvorgang – integriert ist. Infolgedessen sparen Unternehmen sowohl Zeit als auch Geld, und wählen gleichzeitig eine nachhaltige Verpackung von verifizierten Lieferant*innen. Das ist der Unterschied zu anderen Anbieter*innen, denn wir decken auf unserer Plattform den gesamten Prozess ab: Vom Anbieter*innenvergleich bis zur Bestellung des gewünschten Produkts.

Wer sind eure Kund*innen?

Der Großteil unserer Kund*innen sind kleine und mittlere Unternehmen. Ihr Produktportfolio ändert sich in regelmäßigen Abständen, sodass sie mit relativ kleinen Verpackungsserien arbeiten müssen. Trotzdem möchten sie, dass ihre Verpackungen für den Zweck geeignet sind und das richtige Design, die richtige Qualität und die richtigen Abmessungen haben. Box Inc macht ihnen das Leben sehr viel einfacher, indem es ihnen ermöglicht, auf derselben Plattform Anfragen für Verpackungen zu stellen, Angebote zu vergleichen und zu bestellen.

Eine weitere Besonderheit von Box Inc ist, dass ihr vollkommen remote agiert, ohne festes Büro und international aus vier Ländern heraus. War das von Anfang an dein Konzept und was sind deine Tipps für andere Start-ups, die ähnliche Strukturen planen?

Genau, unser Team arbeitet vollkommen remote aus Finnland, Schweden, Tschechien und Deutschland heraus. Das ist für uns in der gegenwärtigen Situation natürlich von Vorteil. Die Pandemie hat Unternehmen in allen Branchen dazu gezwungen, die Digitalisierung zu beschleunigen und das hat sich positiv auf Box Inc ausgewirkt. Wir sehen ein starkes Interesse von deutschen Verpackungsanbieter*innen sowie einen Boom im E-Commerce-Sektor.

Natürlich ist es eine Herausforderung, in einem neuen Markt die entsprechende Expertise mitzubringen und es war nicht von Anfang das Konzept, das Team remote aufzustellen. Das hat sich im Gründungsprozess dann so ergeben, weil das Team in verschiedenen Ländern sitzt und wir am Anfang kein gemeinsames Büro brauchten. Stattdessen haben wir alles digital koordiniert und aufgesetzt.

Am allerwichtigsten bei einem Remote-Konzept ist die Kommunikation. Das kann ich nur jedem anderen Start-up mitgeben: Legt Wert auf die kleinen alltäglichen Interaktionen und trefft euch regelmäßig als ganzes Team, auch wenn es nur online ist. Und: Vergesst nicht, Erfolge zu feiern, auch wenn sie noch so klein sind!

Als ersten Markt außerhalb Schwedens habt ihr Deutschland für euer Produkt gewählt – wie läuft das Business hierzulande? Gibt es große Unterschiede zu Schweden oder anderen Märkten?

Das ist richtig. Wir sind zuerst in Deutschland gestartet, weil es hier den größten Verpackungsmarkt in Europa gibt. Deutschland ist ein sehr vielfältiger Markt in Bezug auf Branchen, Unternehmen und Verpackungslieferant*innen. Viel mehr als in den nordischen Ländern, wo die Märkte kleiner und relativ konzentriert sind. Das bedeutet, dass es für Box Inc offensichtlich viel mehr Potenzial auf dem deutschen Markt gibt.

Was sind deine weiteren unternehmerischen Pläne?

Wir wollen in den nächsten Jahren unser Produkt sowie unseren Kund*innenstamm weiter ausbauen. Langfristiges Ziel ist, dass Box Inc in den wichtigsten Ländern auf dem europäischen Markt etabliert ist. Derzeit liegt unser ganzer Fokus darauf, unseren Kund*innen ein herausragendes Serviceerlebnis zu bieten und die Verpackungsbeschaffung so einfach wie möglich zu machen.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?

Gründerinnen und Gründern möchte ich gleich drei Tipps an die Hand geben. Erstens: Macht es zur Gewohnheit, aus allem, was ihr tut, Minimum Viable Products (MVPs), also eine erste minimal funktionsfähige Iteration eines Produkts zu schaffen. Diese Denkweise beschleunigt das Testen, das Scheitern und letztendlich den Erfolg.

Zweitens: Bleibt flexibel, denn es wird immer wieder Situationen geben, die schnelles Umdenken erfordern. Zuletzt hat uns das die Corona-Krise ganz deutlich gezeigt.

Und drittens: Ein großartiges Team ist entscheidend für den Unternehmenserfolg. Deshalb: Holt euch die besten Leute ins Boot und baut euer Team divers auf.

Hier geht's zur Website: https://boxinc.com/de

Das Interview führte Hans Luthardt

Gründer*in der Woche: Emerging Artists Gallery - Kunstgalerie mal anders

Die Emerging Artists Gallery hat sich mit ihrem Online-Auftritt zum Ziel gesetzt, die Kunstbranche digital nach vorne zu bringen und aufstrebende und junge Talente zu fördern. Gelauncht wurde die Plattform am 1. April 2021 – mehr dazu im Interview mit der Gründerin Miriam Ernst.

Kunst online zu betrachten ist eine Sache – doch genauso wichtig ist es meines Erachtens, das Werk vor dem Kauf ansehen bzw. prüfen zu können, ob es überhaupt an dem dafür vorgesehenen Platz wirkt. Wie siehst du das?

Ich stimme dir zu. Ich bin ein absoluter Gefühlsmensch und liebe es, Dinge auf mich wirken zu lassen. Allerdings muss man auch den Kostenfaktor beachten. Daher ist unser Ansatz ein etwas anderer. Für Menschen, die ein Gemälde anfassen, und live erleben wollen, gibt es bereits unzählige Galerien - leider durch die aktuelle Krise fast alle geschlossen. Wir bilden ein absolutes Gegenstück dazu. Die Kosten für eine Online Galerie sind günstiger und unbekannte Künstler rufen andere Preise auf als bereits Bekannte. Daher geht es bei uns darum ein Stück zu finden, das man liebt und gleichzeitig erschwingbar ist. Über unseren Social First Ansatz versuchen wir die Bilder mit Videos und Beschreibungen der Künstler lebhaft zu machen. Also Emotionen auch online zu vermitteln, die das vor Ort erleben etwas ersetzen. Und wer am Ende wirklich danebengegriffen hat, kann ein Kunstwerk innerhalb von 14 Tagen auch ohne Gründe wieder zurückschicken.

Nu zu deiner Galerie: Wann und wie bist du auf die Idee zur Emerging Artists Gallery gekommen?

Ganz zu Beginn der Corona-Krise hatte auch ich in meiner Agentur kurzzeitig weniger zu tun, da alte Kunden aus Angst vor der Krise Projekte gestoppt oder pausiert haben. Somit hatte ich wieder mehr Zeit für mein privates Hobby, das Malen – und nein, ich bin keine Künstlerin, aber das Malen beruhigt mich und lässt mich abschalten und kreativ werden. Dabei ist mir genau das aufgefallen: Man kann online Prints ohne Ende kaufen, aber fast keine Kunst, vor allem keine Kunst von noch aufstrebenden Künstlern. Diese wiederrum haben Probleme Fuß zu fassen, vor allem in Zeiten von Corona. So kam die Idee, etwa ein Jahr später die Umsetzung.

Was waren dann die wichtigsten Steps bis zum Launch der Plattform?

Ich bin ein absoluter Stratege, also habe ich von Beginn an das große Ganze betrachtet: Was gibt es schon auf dem Markt, wie viel Konkurrenz besteht schon, wie kann ich mich von dieser abheben und etwas Einzigartiges schaffen? Nachdem das Konzept für die Galerie selbst finalisiert war – und ich liebe es nach wie vor – kam natürlich die Frage auf: Wie kommen wir an Künstler? Wie kommen wir an Käufer? Über eine Brainstorming Session nach der anderen ist dann das finale Konzept für alles entstanden:  Eine Galerie für aufstrebende Künstler mit einem genauso jungen, frischen und künstlerischen Design und einem Social First Ansatz.

Was ist das Besondere an deinem Ansatz und wie unterscheidet sich dein Angebot bzw. Konzept von anderen Kunstplattformen?

Online gibt es noch gar nicht so viel. Ein paar klassische Galerien haben eine Online Präsenz, aber keinen Online Shop und keinen digitalen Fokus. Meist ist das ein Muss der heutigen Zeit und daher eher schlecht als recht umgesetzt. Wir kommen aus dem digitalen Bereich und konzentrieren uns ausschließlich darauf. Wir atmen und lieben Social Media, arbeiten ausschließlich digital und verstehen unsere Zielgruppe von diesem Punkt perfekt. Unsere Zielgruppen sind aufstrebende Künstler, die noch ganz am Anfang ihrer Karriere stehen auf der einen Seite, und junge Kunstliebhaber, die sich die meisten Kunstwerke einer Galerie nicht leisten würden, aber auch keine 1000-fachen Prints suchen auf der anderen Seite. Wir setzen somit in beiden Seiten in einen absoluten Nischen Markt.  Dadurch unterscheiden wir uns auch stark im Preis und können kostengünstiger Unikate anbieten. Wir stellen die Künstler persönlich in den Mittelpunkt, erzählen Geschichten über die Kunstwerke und versuchen Emotionen zu vermitteln.

Was wir langfristig geplant haben, wird uns nochmals in eine ganz andere Richtung katapultieren, wir wollen eine Plattform schaffen, die Kunstliebhaber und Künstler zusammenbringt und bei der alles rund um das Thema Kunst stattfindet. Von Workshops über Seminare und und und … zu viel verrate ich hier noch nicht (grinst).

Du hast mit drei jungen Künstlerinnen begonnen – wer sind diese und was sind deine generellen Kriterien bei der Auswahl der Künstler*innen bzw. Kunstwerke?

Wir sind mittlerweile bei vier und stetig am Wachsen ;)

Da haben wir Michèle Reby, die echte Momente in emotionalen und sehr kreativen Acryl Gemälden festhält. Maximilian Epplen, der seine Gemälde durch fließende Gedanken erstellt. Es geht ihm um die Verbundenheit mit seiner Umgebung, mit den Menschen und der Natur.

Phina Hansen, unsere Träumerin, ein absolutes Allroundtalent, denn neben Kunst macht sie auch Musik. Kräftige Farben und ein Traum Element finden sich in all ihren Akryl-Gemälden wieder.

Und zum Schluss Marita Speen. Sie schafft eigene Form und Farbwelten mit Sprühlack und Schablonen. Alle vier sind wirklich talentierte Künstler*innen.

Unsere Kriterien sind vielfältig geprägt: Unsere Künstler müssen zu den aufstrebenden Künstlern zählen, also entweder in einer Kunstuniversität eingeschrieben sein oder in keiner bekannten Galerie ausgestellt sein. Zum anderen verlangen wir zu jedem Kunstwerk ein Zertifikat, das belegt, dass es sich um ein Unikat handelt, mehrere Fotos sowie Videos, um unserem Social-First Ansatz gerecht zu werden. Am Ende entscheidet aber auch etwas das Gefühl, ob sich die Zusammenarbeit gut anfühlt und ob die Kunstwerke mit uns „sprechen“ .

Was sind deine weiteren unternehmerischen To Do's und Pläne?

Bezogen auf die Emerging Artists Gallery: Das Konzept weiter zu entwickeln, neue Künstler zu gewinnen, weitere Käufer finden. Neue Ideen umsetzen und die Plattform niemals stehen zu lassen. Vielleicht sogar die Möglichkeit, teurere Gemälde zu leihen.

Bezogen auf andere Bereiche: Meine Agentur weiterzuentwickeln und Onlinekurse anzubieten.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?

Erstens: Einfach machen, es ist viel einfacher als man denkt. Und zweitens: Die Kaltakquise: Man wird nicht erfolgreich über Nacht. Viele scheuen sich davor, auf gut Glück E-Mails zu verschicken oder das Telefon in die Hand zu nehmen, doch wer sich nicht vermarkten kann, die eigene Firma oder das Produkt nicht gut verkaufen kann, wird nicht erfolgreich werden.

Hier geht's zur Emerging Artists Gallery

Das Interview führte Hans Luthardt

Gründer*in der Woche: NumberX - die appbasierte Bezahlkarte

Claudio Wilhelmer und Matthias Seiderer bereiten mit ihrem Wiener Fintech-Start-up NumberX den Start einer appbasierten Mastercard nach dem Open-Banking-Prinzip vor – mehr dazu im Interview mit Claudio.

Wann und wie seid ihr beiden auf die Idee zu eurem gemeinsamen Business gekommen?

Wir haben die NumberX International GmbH gemeinsam gegründet. Matthias habe ich vor einigen Jahren in der Wiener Start-up-Szene kennengelernt und wir haben uns auf Anhieb super verstanden. Schlussendlich hat sich herausgestellt, dass wir nicht nur beide aus Tirol sondern auch noch aus demselben Bezirk kommen und sogar in derselben Gemeinde Teile unserer Kindheit bzw. Jugend verbracht haben. Nur haben uns unsere Wege bereits in frühen Jahren in andere Richtungen geführt. Nachdem wir uns dann in Wien zufällig über den Weg gelaufen sind, haben wir uns immer wieder ausgetauscht, Ideen besprochen und ausgearbeitet und letztendlich mitten in der Pandemie NumberX gegründet.

Und was habt ihr zuvor schon auf die unternehmerischen Beine gestellt?

Ich war schon immer unternehmerisch versiert. Parallel zum Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck habe ich in einer sehr frühen Phase an der Mobile-Payment-Lösung Bluecode mitarbeiten dürfen. Das war mein Einstieg in die Fintech-Welt. Danach bin ich zu Red Bull nach Salzburg gewechselt, habe im Anschluss selber gegründet, war in London bzw. Berlin für die Neobank Revolut tätig, und schlussendlich habe ich mich als Berater im Fintech-Bereich selbstständig gemacht. Das habe ich nun einige Jahre gemacht und viel gelernt.

NumberX ist ein Ergebnis all dieser Erfahrungen. Hier liegt nun mein Fokus darauf, das große Ganze zu sehen und in die Umsetzung zu bringen, also mitunter die Themen Operations, Marketing, Brand, Legal und Compliance zu verantworten. Der Fokus von Matthias liegt ganz klar auf den Bereichen Produktentwicklung und -design, Technologie sowie Security. Matthias war zuvor sieben Jahre bei Caeroscene und wechselte dann zum Wiener KI-Technologieunternehmen Anyline – in der ersten Phase als Mobile Engineer, später im Produktmanagement und zuletzt im Management mit Sales- und Marketing-Verantwortung. Als Gründer ergänzen wir uns also optimal.

Was waren dann die wichtigsten Steps von der Idee bis zum bevorstehenden Launch eurer Bezahlkarte?

Über die letzten Jahre haben wir gesehen, was es braucht, um ein solches Projekt aufzubauen. Vieles von unserer Arbeit fußt sicherlich auf der Erfahrung der Vorjahre und nicht zuletzt auf unserem Netzwerk. Wir haben uns die möglichen Partner angeschaut, den technischen Aufwand, die Regulatorik dahinter – schlussendlich immer mit dem Ziel, unser Produkt sinnvoll umsetzen zu können. Dazu haben wir viele Gespräche mit potenziellen Nutzer*innen geführt, unseren Case Investoren vorgestellt und schließlich mit diesem ganzen Backing gegründet. Mittlerweile ist die Produktentwicklung weit vorangeschritten und das Unternehmen wie auch das Team wächst. Der Großteil der Arbeit liegt aber noch vor uns, es ist wirklich eine spannende Aufgabe.

Das Besondere an eurer Karte ist das Open-Banking-Prinzip. Inwieweit unterscheidet ihr euch damit von anderen Anbietern und wo liegen die Vorteile?

NumberX ist die Finanzplattform, die für Endkunden das bewährte Alte mit dem innovativen Neuen verbindet, also ganz konkret die traditionelle Bankenwelt mit neuen Finanztechnologien. Neobanken haben eine tolle Benchmark in Bezug auf UI/UX geschaffen, aber nicht jeder Kunde will dort sein Bankkonto führen. Das Vertrauen ist weiterhin bei den klassischen Hausbanken und da setzen wir an. Wir verstehen uns als Zusatzservice zum bestehenden Bankkonto, damit Nutzer*innen ganz einfach Zugang zu einer modernen, appbasierten Bezahlkarte und weiteren Finanzservices erhalten - wie man es eben von Neobanken kennt. Im Grunde sind wir eine digitale Geldtasche und machen uns dazu das Thema Open Banking zunutze, ganz nach dem Motto: „Bleib gerne bei deiner Hausbank, aber hol’ dir von NumberX das Upgrade für dein Girokonto.“

Wie habt ihr die Startphase und damit auch euch selbst bislang finanziert?

Anfangs haben wir NumberX aus eigener Tasche finanziert und damit die Idee zum Konzept entwickelt und Feedback eingeholt, speziell von möglichen Nutzer*innen aber auch von Partnern. Der Finanztechnologie-Bereich ist ja stark reguliert und man muss schon recht früh wissen, unter welchen Bedingungen man so ein Produkt überhaupt umsetzen kann. Da müssen einerseits die Partner mitspielen, man muss es finanzieren können und schlussendlich muss es der Markt auch brauchen. Wir haben die Gespräche mit Investoren früh begonnen, dann recht schnell eine erste Finanzierung erhalten und uns Schritt für Schritt nach vorne gearbeitet.

Was sind eure weiteren unternehmerischen To Do's bis zum fertigen Produkt? Wann wird eure Karte im Einsatz sein?

Unser Start verlief sehr gut, derzeit haben wir bereits eine vierstellige Zahl an Interessent*innen auf der Warteliste für unsere kostenlose Beta-Phase. Ab April starten wir mit unserer Beta und werden dann die Plattform Schritt für Schritt öffnen. Unsere nächsten Schritte sind ganz klar: Team weiter aufbauen, Produkt zur Marktreife bringen und dann mit stetiger Innovation skalieren. Für die jetzige Phase ist es wichtig, Feedback direkt von interessierten Nutzer*innen zu bekommen, damit das Produkt den Erwartungen des Marktes gerecht wird.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?

Ich denke, man muss Unternehmertum leben, also wirklich atmen. Man hat das Privileg, zu gestalten, aber muss sich auch der Verantwortung stellen, vor allem gegenüber Nutzer*innen, seinem Team und Investoren. Dieses Risikos muss man sich auch ganz bewusst sein, denn Gründen ist wirklich eine Herausforderung mit vielen Ups und Downs. Es gibt keine normalen Arbeitszeiten und man ist permanent am Nachdenken. Aber wenn man der richtige Typ dafür ist, dann empfindet man das als positiven Stress, der einem sehr viel Kraft gibt. Das muss man wissen und wollen. Fehler macht man aber immer, das ist normal und auch wichtig. Man muss daraus lernen und generell auch konsequent bleiben, an seine Idee glauben, aber gleichzeitig auch Kritik verstehen und daraus lernen.

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Das Interview führte Hans Luthardt

Gründer der Woche: Clouberry – sinnstiftende Corporate Gifts

Die Clouberry-Gründerin Chalwa Heigl will mit ihrem jungen Unternehmen und ihren DigiGifts® den traditionellen Werbemittelmarkt digital erneuern. Wie, verrät uns Chalwa im Interview.

Wann und wie bist du auf die Idee zu Clouberry gekommen?

Auf dem Oktoberfest. Ein Unternehmen hatte ca. 1.000 Frauen, mich eingeschlossen, zu einem jährlichen Event eingeladen. Nach der Veranstaltung gab es eine große Give-away-Bag, die bis obenhin vollgepackt mit Produkten und Prospekten war. Ich ging damit vors Zelt und wartete auf eine Freundin. Währenddessen beobachtete ich, wie die Frauen beim Rausgehen 2 bis 3 Produkte herausnahmen und den Rest einfach vor den Zelten stehen ließen. Werbung, produziert für den Müll. Antiwerbung, dachte ich als Marketingfrau in diesem Moment und regte mich innerlich über die Ressourcenverschwendung auf und über so einiges mehr. Jedenfalls ließ mir das keine Ruhe und ich beschäftigte mich mit dem Werbemittelmarkt, der gefühlt vor 20 Jahren stehengeblieben ist.

Was waren die wichtigsten Schritte und ggf. auch Hürden von der Idee über die Entwicklung bis zum Launch von DigiGifts®?

Im März 2020 stand unser Shoplaunch an. Nachdem der Shop soweit stand und wir so richtig Fahrt aufnehmen wollten, stießen wir auf eine neue Hürde. Wir starteten zeitgleich mit der Pandemie und erhielten genau eins: keine einzige Shop-Bestellung. Das war echt ernüchternd. Aber Not macht erfinderisch und so wurde in dieser Zeit eine neue Idee geboren, nämlich das Tool DigiGifts. Hierbei handelt es sich um eine Lösung für Unternehmen, die ihre Marke trotz Home-Office und Digitalisierung erlebbar machen wollen. Mit DigiGifts kann trotz der physischen Distanz dennoch zeitgeisty eine persönliche Kunden- oder Mitarbeiterbindung gepflegt und Kunden gewonnen werden.

Wie hast du diese (Start-)Phase finanziert?

Über Eigenmittel und Kunden wie Mercedes-Benz, Naturstrom und Interhyp, für die ich nachhaltige Corporate Gift-Konzepte und -Ideen mit Storytelling entwickelt und realisiert habe.

Nun zu deinem digitalen Tool. Was genau ist DigiGifts und wie funktioniert es?

In Zeiten von Home-Office und digitalen Events erreichen Unternehmen nur noch schwer potenzielle und bestehende Kunden, Geschäftspartner und/oder Mitarbeiter. Und selbst wenn man die Privatadressen hat, kommt es nicht so gut an, ungefragt etwas zu versenden, ganz abgesehen von der DSGVO. DigiGifts ist ein Link, den man mit einer Mail verschickt, zum Beispiel zum Geburtstag, zu Weihnachten oder um die nächste virtuelle Veranstaltung etwas schmackhafter zu machen. Den Anlässen sind keine Grenzen gesetzt, selbst für Musterbestellungen oder zur individuellen Bestückung von Geschenkboxen eignet sich das Tool, das ein Lizenzmodell ist. Den Link integriert man in eine Mail. Klickt der Empfänger auf den Link, kommt dieser auf die Landingpage in der CI des Unternehmens. Nach dem Welcome, auf der nächsten Seite, folgen Produkte, die das Unternehmen vorab bei Clouberry bestellt und ggf. individualisiert hat. Der Empfänger des Geschenks wählt unter den begehrenswerten Produkten seinen Favoriten aus, gibt seine Adresse an und ab geht die Post. Da freut man sich wahrhaftig – auch im Home-Office!

Wie unterscheidest du dich von den Wettbewerbern?

Werbeartikel sind auch in der digitalen Welt sehr beliebt und werden regelmäßig verteilt. Dabei geben Unternehmen seit Jahren mehr als 3,5 Mrd. € pro Jahr dafür aus (wegen Corona 2020 ausnahmsweise nur 2,9 Mrd.). Und das nur in Deutschland (Quelle). Nach wie vor gehören zu den beliebtesten Werbegeschenken gebrandete Tassen, Kalender und Feuerzeuge. In Zeiten, in denen verantwortliches und soziales Handeln nicht mehr wegzudenken (und wegzudiskutieren) ist, ist das kaum zu glauben. Klassische Werbemittler agieren nach einer Preis-Mengen-Strategie – möglichst günstig einkaufen, zu möglichst hohen Stückzahlen. Herkunft: Unbekannt. Auf dem Produkt ist nur das Logo des Unternehmens angebracht. Das ist weder umweltfreundlich, noch zeitgemäß und genau hier differenzieren wir uns vom herkömmlichen Wettbewerb.

Nachhaltigkeit muss bei Clouberry nicht zwingend belegt werden durch Zertifizierungen wie GOTS, Bio, B-Corp usw., weil wir wissen, dass Start-ups sich diese oftmals am Anfang nicht leisten können, auch wenn sie alle Voraussetzungen erfüllen. Bei Clouberry geht es um Transparenz. Wir versprechen nicht mehr als die Marken selbst – und das wird erlebbar auf den Websites der Brands. (Hintergrund: Geht man nach Zertifizierungen, bleiben nur noch wenige neue und attraktive Marken übrig.)

Bei der Auswahl der Marken bzw. Produkte legen wir auf die nachfolgenden Kriterien Wert:
1.    Material/Bio/Faitrade
2.    Mission: Einen Beitrag für einen bessere Welt leisten
3.    Langlebigkeit

Seit März 2020 seid ihr online – wie macht ihr auf euch aufmerksam?

Bis 2021 habe ich nur mit bis zu zwei Werkstudenten und Freelancern das Geschäft vorangetrieben und zum Weihnachtsgeschäft Sales alles anderem vorangestellt. Seit Mitte Februar starten wir mit der aktiven Kommunikation bzw. dem Marketing nach dem Effectuation-Prinzip: Aus vorhandenen Mitteln den bestmöglichen Effekt zu erzielen.

Was sind deine weiteren unternehmerischen Vorhaben?

Aktuell ist Clouberry ein geschlossener Shop für Firmenkunden, die dort sinnstiftende Corporate Gifts mit Storytelling finden. Zukünftig wollen wir der Marktplatz für nachhaltige und innovative Produkte, von Start-ups weltweit, sein. Unser Ziel ist es, bis zum Ende des Jahres über ca. 700 Produkte im Shop zu verfügen. Darüber hinaus werden wir diese um zeitgeisty Eigenmarken und Services, wie Clouberry’s und DigiGifts ergänzen.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?

Love it or leave it. Eine Idee ist schnell entwickelt, jedoch sollte man den zeitlichen Aufwand nicht unterschätzen. Wer gründet, der sollte mit dem Herzen dabei sein. Auch der finanzielle Einsatz sollte nicht unterschätzt werden. Es braucht schon etwas Budget, um richtig durchstarten zu können.

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Das Interview führte Hans Luthardt

Gründer der Woche: Primal State - Biohacking

Ein bunt gemischtes Team aus Wissenschaftlern, Psychologen, Coaches und Alltags-Abenteurern – das verbirgt sich hinter der Berliner Primal State Performance GmbH und ihrer Vision: Biohacking.

Was ist Biohacking? Die Kunst und Wissenschaft, seine eigene Biologie zu entschlüsseln und so mit Freude die volle Kontrolle über seinen Körper und Geist zu erlangen. Was Primal State in diesem Kontext leistet, verrät uns Co-Founder Nicolas Martin im Interview.

Wann und wie bist du zusammen mit deinen Mitgründern Rafael Frenk und Janis Budde auf die Idee zu Primal State gekommen?

Die ursprüngliche Idee hatte Janis. Er hat auf Grund von gesundheitlichen Herausforderungen nach natürlichen Mitteln und Wegen gesucht, um sich besser zu fühlen. Seine Erfolge fasste er auf einem Blog zusammen. Das war so erfolgreich, dass sich die nächsten Schritte von selbst ergeben haben.

Was waren die wichtigsten Steps?

Vom Blog zu den ersten Produkten zur Plattform. Von Anfang an war das ganze Unternehmen ein Leidenschaftsprojekt, das nach und nach gewachsen ist. Es gab nicht „den einen Launch“ oder „das eine Produkt“. Mit der Zeit haben wir alle Unternehmensbereiche weiter aus eigener Kraft heraus professionalisiert. Mit 2.500 Euro Startkapital ist so ein Millionenunternehmen entstanden, das wir eigenständig und gebootstrapped aufgebaut haben.


Was ist das Besondere an Primal State, wie unterscheidet ihr euch vom Wettbewerb?

Die Inhalte von Primal State im Onlinemagazin werden von unserem wissenschaftlichen Beirat und unserem Redaktionsteam ausführlich recherchiert. So entsteht eine Plattform, auf der der Anwender spannende Inhalte als Podcast, leicht verdauliche Social Media Inhalte oder als Artikel verfolgen kann. Viele Produkte werden mit einem Videocoaching ausgeliefert, bei dem man nicht nur die optimale Anwendung des Produkts lernt, sondern gleichzeitig auch auf Entspannungsübungen, Anleitungen zur Optimierung der Schlafhygiene oder Tipps für Fokus-Phasen zurückgreifen kann.

Was bietet ihr über natürliches Smartfood hinaus – es geht euch ja letztlich um einen ganzheitlichen Lifestyle bzw. Biohacking?

Die Ganzheitlichkeit steht absolut im Vordergrund. Keine Fokus-Phasen ohne guten Schlaf, keine Entspannung ohne einen erfolgreichen Tag. Wir greifen nicht nur Themen wie Fitness und Bewegung sowie Ernährung auf, sondern beschäftigen uns auch mit geistiger Stärke und Mindfulness. Deswegen funktioniert unser Konzept auch so gut – weil es alle Lebensbereiche berücksichtigt, um energiegeladen durch den Tag zu gehen.

Wer ist eure Zielgruppe?

Unsere Zielgruppe ist überwiegend über 30, Frauen sind in der Käuferschaft etwas in der Überzahl. Generell zielen unsere Produkte aber auf Menschen ab, die sich selbst auf die Suche nach Lösungen machen und ambitioniert durch ihr Leben gehen – auf der Suche nach mehr Energie und Wohlbefinden, um ihre Ziele zu erreichen.

Vor Kurzem habt ihr per Crowdinvesting auf Seedmatch erfolgreich frisches Kapital eingesammelt. Was ist mit dem Geld geplant?

Im letzten Jahr konnten wir trotz Corona 50 Prozent Umsatz verzeichnen, lagen auf Platz 26 der schnellst wachsenden Start-ups in Deutschland, hatten Media Features bei RTL, Pro7 und der Welt und sind eine Kooperation mit dem Fraunhofer Institut eingegangen – das Ganze ohne Investoren. Nun wollen wir unsere ambitionierten Ziele weiter verfolgen und dabei Investoren über Seedmatch an unserem Erfolg teilhaben lassen. Wir werden die weiteren Aktivitäten stark ausweiten, den Verkauf über den Einzelhandel sowie Drogerien anstreben und Roll Outs in weitere Länder umsetzen. Außerdem planen wir eine digitale Coaching App, die Gewohnheiten wie Schlaf, Ernährung oder Bewegung trackt und durch eine künstliche Intelligenz Handlungsempfehlungen gibt - das Ganze in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?

Ich glaube, das mit intrinsischer Motivation und Leidenschaft mehr möglich ist und man den Gründungs-Marathon einfacher durchstehen kann. Außerdem würde ich persönlich niemals ohne Mitgründer gründen, die einen erden oder pushen (je nach dem, was man gerade benötigt). Und: testen, testen, testen. Nichts muss im ersten Wurf perfekt sein, wenn man es danach kontinuierlich optimiert.

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Das Interview führte Hans Luthardt