JvM START: „Mit RBF schließen wir die Kapitallücke für Markenarbeit“

Autor: Janine Heidenfelder
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Jung von Matt ist bekannt für seine ausgefallenen Marketingideen. Mit dem Programm JvM START sucht die Kreativagentur die Nähe zu Start-ups und wird selbst zu einem. Mehr dazu im Interview mit Paul-Christian Brenndörfer und Simon Knittel, JvM START.

Mit JvM START richten Sie sich an Start-ups, denen es an Marketing-Know-how fehlt. Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Programm?

Brenndörfer: Insgesamt sind Markenarbeit, Branding und Marketingstrategie für frühphasige Start-ups entscheidend, um sich im Markt zu differenzieren, den Wert des Unternehmens zu steigern und langfristig erfolgreicher zu sein. Unser Ziel ist es, möglichst früh die richtige Basis zu schaffen und dadurch die Branchenführer von morgen bereits heute als Kunden und Partner zu gewinnen.

Mit welchen Start-ups arbeiten Sie bislang bei JvM START zusammen und wie sehen die weiteren Pläne aus?

Brenndörfer: Wir haben bereits erfolgreich Early Stage-Start-ups aus den Bereichen Digital Health, Spirituosen, Kosmetik, Agrar, Legaltech, Bildung und aus dem Foodbereich aufgebaut. Dabei haben wir eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung von Brand- und Marketingstrategien für diese Start-ups gespielt.

Knittel: Ob Brand Design, Creative Platform oder Kampagne – für uns geht es darum, gemeinsam zu wachsen und den Gedanken des trojanischen Pferdes und der im besten Sinne „merkwürdigen“ Lösung Start-ups näherzubringen.

Das Programm basiert auf dem Revenue Based Financing (RBF)-Modell. Warum haben Sie sich für diesen Weg entschieden und welche Vorteile sehen Sie darin für Start-ups sowie auch Corporates?

Knittel: Junge Start-ups brauchen Markenarbeit, um erfolgreich zu wachsen – ihnen fehlt aber oft das Geld. Mit RBF schließen wir diese Lücke. Die Agenturleistungen werden hier – zuzüglich eines Risikoaufschlags – über die Umsätze der Start-ups vergütet. Damit sind wir indirekt erfolgsbeteiligt: Wenn das Unternehmen hohe Umsätze erzielt, erhöht sich die Rückzahlungsgeschwindigkeit. Diese flexible Struktur entlastet Start-ups – leicht messbar und ohne Equity-Implikationen. Andersherum ermöglicht es uns, vom Erfolg unserer Arbeit schneller zu profitieren.

Brenndörfer: Uns ist es dabei wichtig, zu betonen, dass wir RBF nicht als Musterlösung für jedes Start-up sehen. Wir bieten unsere Leistungen deshalb auch in kleinen, einzeln abrechenbaren Bausteinen an – denn jedes Start-up ist anders. Und um einen echten Mehrwert zu schaffen, muss nicht nur die Marke individuell betrachtet werden, sondern auch die passende Finanzierungsoption.

Sie investieren über den Venture Capital-Fonds in B2C-Start-ups. Was raten Sie Corporates, die diesen Weg als Zugang zu Innovationen einschlagen möchten?

Knittel: JvM START wurde genau aus diesem Grund ins Leben gerufen: Eine Investition ist noch lange keine Innovation. Es braucht mehr, um in der Start-up-Szene Relevanz zu gewinnen und somit den Zugang zu den Ideen von morgen zu bekommen.

Brenndörfer: Deshalb ist JvM START immer wieder vorne mit dabei, um Initiativen zu etablieren, wie das German Brand Ranking, Brand Camp und RBF. So wollen wir bei JvM START Start-ups unterstützen, relevante Marken aufbauen, innovative Ideen fördern – und selbst Teil davon sein. Wir sind davon überzeugt, dass es eben diesen ganzheitlichen Ansatz braucht.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Janine Heidenfelder, Chefredakteurin VC Magazin

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GS1 Germany beteiligt sich an Start-up Hey Circle

Butterfly & Elephant, die Beteiligungsgesellschaft von GS1 Germany, beteiligt sich am Münchner Start-up Hey Circle. Das Unternehmen entwickelt wiederverwendbare Versandverpackungen und eine digitale Lösung zur Nachverfolgung ihrer Nutzung. Ziel ist es, Abfall und CO-Emissionen im Onlinehandel zu senken und die Kreislaufwirtschaft im Versandprozess zu fördern.

Das System von Hey Circle kombiniert robuste, mehrfach nutzbare Versandboxen und -taschen mit einer Softwarelösung, die Umläufe, Einsparungen und CO-Emissionen dokumentiert. Jede Verpackung ist mit einem eindeutigen GRAI (Global Returnable Asset Identifier) versehen. Damit lassen sich die Bewegungen der einzelnen Behälter nachvollziehen und die erzielten Einsparungen präzise berechnen.

Zusätzlich nutzt Hey Circle die GTIN (ehemals EAN), um unterschiedliche Verpackungstypen eindeutig zu identifizieren und Bestände standortübergreifend zu verwalten. Die Anwendung der GS1 Standards schafft eine gemeinsame Datenbasis und erleichtert die Integration in bestehende Logistikprozesse. „Die Nutzung der GS1 Standards wie GTIN und GRAI ermöglicht uns, Verpackungen eindeutig zu identifizieren und Nachhaltigkeitsdaten transparent zu erfassen. So wird Kreislaufwirtschaft messbar und für Unternehmen anwendbar“, sagt Doris Diebold, Gründerin und Geschäftsführerin von Hey Circle.

Nach Angaben von Hey Circle reduzieren die wiederverwendbaren Verpackungen im Vergleich zu Einwegkartons den Abfall um rund 94 Prozent, die CO-Emissionen um 76 Prozent und die Verpackungskosten um 53 Prozent (Quelle: Ökopol-Studie und Vergleichsrechnungen von Hey Circle).

Die begleitende Software erfasst diese Werte automatisch und stellt sie für ESG-Reportings zur Verfügung. Unternehmen erhalten so eine Datengrundlage, um ökologische Kennzahlen in ihre Nachhaltigkeitsberichte zu integrieren.

Marktposition und Kooperation

Hey Circle arbeitet mit über 90 Unternehmenskunden zusammen und hat mehrere zehntausend Verpackungen im Umlauf. Kooperationen mit Paketdienstleistern unterstützen die Weiterentwicklung und Integration von Mehrwegmodellen in bestehende Logistiknetzwerke. Das Investment durch Butterfly & Elephant markiert einen weiteren Schritt, um den Einsatz wiederverwendbarer Verpackungslösungen im Versandhandel zu verbreiten und Datenstandards als Grundlage für nachhaltige Logistikprozesse zu etablieren. „Hey Circle macht Nachhaltigkeit skalierbar. Das Team verbindet ökologische Verantwortung mit wirtschaftlicher Stärke. Unser Investment fördert ein Modell, das mithilfe von GS1 Standards nachhaltige Innovation in bestehende Wertschöpfungsketten bringt“, so Benjamin Birker, Managing Director bei Butterfly & Elephant.

PartSpace sichert sich rund 13. Mio. Euro Finanzierung

Das 2020 von Sebastian Freund, Robert Hilmer und Michael Neuhauser gegründete PartSpace bietet eine Data-Analytics-Softwareplattform für die KI-gestützte Optimierung des Einkaufs von zeichnungsgebundenen Komponenten an.

Die Wachstumskapitalgeber Armira Growth und Bayern Kapital investieren gemeinsam bis zu 13 Millionen Euro in den aufstrebenden KI-Softwareanbieter PartSpace. Die Lösung PartSpace AI analysiert technische Zeichnungsdaten und macht so Einsparpotenziale in der industriellen Beschaffung sichtbar. Die Finanzierung zählt zu den größten in Niederbayern; die Gründer behalten weiterhin die Mehrheit am Unternehmen. Ziel ist es, die Technologie international auszurollen und das Wachstum zu beschleunigen.

In der industriellen Beschaffung müssen jährlich Hunderttausende technische Bauteile entwickelt, kalkuliert und beschafft werden – meist über komplexe Liefernetzwerke hinweg und mit wachsendem Kostendruck. Genau hier setzt PartSpace an: Die Software bringt künstliche Intelligenz in einen Bereich, der bislang kaum digitalisiert ist. Sie analysiert per Schnittstelle zu bestehenden IT-Systemen Millionen von Einkaufs- und Konstruktionsdaten, macht Marktpreise transparent und schlägt konkrete Maßnahmen vor, etwa Preisverhandlungen, alternative Lieferanten oder die Standardisierung von Bauteilen. So entstehen für den/die Kund*in innerhalb kürzester Zeit spürbare Einsparungen und deutlich mehr Transparenz.

Um die KI-Technologie weiter zu skalieren und das Unternehmenswachstum auszubauen, arbeitet PartSpace jetzt mit Armira Growth und Bayern Kapital zusammen. „Unsere Software schafft Transparenz in einem Bereich, der für Industrieunternehmen geschäftskritisch ist und bislang kaum digitalisiert wurde“, sagt Robert Hilmer, Geschäftsführer und einer der Gründer von PartSpace. „Mit der Unterstützung der neuen Investoren wollen wir unsere KI weiterentwickeln und unseren Kunden ermöglichen, bessere Einkaufsentscheidungen zu treffen – schnell, datenbasiert und mit signifikanten Einsparungen.“

„Das Team von PartSpace hat uns mit seinem unternehmerischen Ansatz und tiefem Know-how in KI und Fertigungsindustrie stark beeindruckt“, sagt Christian Figge, Managing Partner bei Armira Growth. „Die Lösung ist ein herausragender KI-Anwendungsfall in einer unserer wichtigsten Industrien in Deutschland und schafft innerhalb kürzester Zeit messbaren Kundennutzen. Wir freuen uns, das Team beim weiteren Wachstum zu unterstützen.“

NRW.BANK investiert zehn Mio. Euro in Frühphasenfonds May Ventures

Die Förderbank für Nordrhein-Westfalen stärkt die Start-up-Szene aus dem Münsterland, OWL und dem Osnabrücker Land mit einem Investment von zehn Mio. Euro in den neuen Fonds May Ventures.

Insgesamt stellt der Fonds mit Sitz in Münster im First Closing über 30 Millionen Euro auf die Beine. Ein besonderer Fokus liegt auf jungen Unternehmen aus dem Münsterland, Ostwestfalen-Lippe und dem angrenzenden Osnabrücker Land.

„Nordrhein-Westfalen braucht Gründerinnen und Gründer, die Zukunft gestalten“, sagt Johanna Antonie Tjaden-Schulte, Mitglied des Vorstands der NRW.BANK. „Mit unserem Investment in May Ventures geben wir der dynamischen Start-up-Szene im Norden NRWs zusätzlichen Schub – für mehr Innovationen und nachhaltige Arbeitsplätze.“

Der Fonds legt sein Kapital breit an, richtet den Blick aber vor allem auf B2B-Lösungen und Zukunftstechnologien. Dazu gehören Künstliche Intelligenz, Industrieinnovationen wie Robotik, Automatisierung und Digitalisierung sowie Themen rund um Klimaschutz und den demografischen Wandel.

Gestartet wurde May Ventures im vergangenen Jahr von Maximilian Derpa und Dominik Lohle. „Deutschland ist bekannt für seine ‚Hidden Champions‘, den starken Mittelstand und seine dezentrale Wirtschaftsstruktur, in der Innovation flächendeckend stattfindet. Gerade in Westfalen und dem Osnabrücker Land sehen wir ein großes Potenzial für die nächste Generation von erfolgreichen Technologieunternehmen. Was ihnen bislang fehlte, ist ausreichend Venture Capital – und genau das stellen wir Gründerinnen und Gründern gemeinsam mit Partnern wie der NRW.BANK zur Verfügung“, sagen die beiden Founding Partner.

Neben der NRW.BANK – der Förderbank für Nordrhein-Westfalen – sind unter anderem auch die Volksbank im Münsterland, die Sparkasse Münsterland Ost über ihre S Beteiligungsgesellschaft, die Sparkasse Westmünsterland, die Volksbank in Ostwestfalen sowie die Helaba und verschiedene Unternehmer*innen und Start-up-Gründer*innen investiert.

 Weitere Informationen unter www.nrwbank.de/gruendung

clockin schließt 10 Mio. Euro Series A ab

Das 2018 gegründete Münsteraner Scale-up clockin digitalisiert die Arbeit mobiler Teams in ganz Europa.

Clockin erhält 10 Mio. Euro Wachstumskapital. Die Runde wird von Newion (Amsterdam) und NRW.Venture (Düsseldorf) angeführt; die Bestandsinvestoren Scalehouse Capital (Osnabrück) und D11Z. Ventures (Heilbronn) weiten ihre Beteiligung aus. Ziel ist der beschleunigte Ausbau der Software und der KI-Funktionen für mobil arbeitende Teams im europäischen Mittelstand.

Eine neue Ära für die Arbeitswelt ohne Schreibtisch

Rund 80 % der Arbeitskräfte arbeiten abseits des klassischen Büros – in kleinen und mittleren Unternehmen wie im Handwerk, in der Pflege oder der Industrie - überwiegend noch mit manuellen Prozessen und täglicher Zettelwirtschaft. Die Vision von clockin ist klar: Arbeit soll wieder Arbeit sein – ohne Papierberge und endlose Verwaltungsaufgaben. HR-Prozesse wie Zeiterfassung, Einsatzplanung und Abwesenheitsmanagement laufen mit clockin einfach im Hintergrund. Genauso wie die Projektplanung und -Dokumentation. So gewinnen Unternehmen und Mitarbeiter Freiräume, um sich auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt: Kunden, Projekte und persönliche Weiterentwicklung. Die Devise dabei: praxisnah, schnörkellos und einfach in der Nutzung.

"Wir müssen alle Mitarbeitenden ins KI-Zeitalter bringen insbesondere auch in kleinen Unternehmen. Das eröffnet ein gewaltiges Potenzial für Millionen von Unternehmen", beschreibt clockin CEO & Co-Founder Frederik Neuhaus die Idee hinter clockin.

Künstliche Intelligenz als Wachstumstreiber

In Büroberufen ist KI längst fester Bestandteil des Arbeitsalltags. Auf der Baustelle, beim Patienten oder in der Produktionshalle spielt sie bislang kaum eine Rolle. Genau hier setzt clockin an und macht KI erstmals für mobile Teams praktisch und sinnvoll nutzbar. KI entwickelt sich zum zentralen Treiber für Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit. Clockin nutzt die Finanzierung, um mobile Teams in Europa nachhaltig zu stärken.

Aus Westfalen nach Europa - eine Erfolgsgeschichte aus dem Mittelstand

Clockin wurde 2018 in Münster gegründet, inspiriert durch die Rückmeldungen mehrerer mittelständischer Unternehmen, die nach einer digitalen Lösung für ihre zeitraubende Zettelwirtschaft suchten. Seitdem wächst das Unternehmen gemeinsam mit seinen Kunden, die aus über 50 Branchen stammen – vom Handwerk bis zur Pflege. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: eine einfach zu bedienende, vielfach ausgezeichnete App, die zeigt, dass digitale Lösungen einfach sein können.

Die Software für KMUs unterstützt mobil arbeitende Teams dabei, ihre Arbeitszeit zu erfassen, Abwesenheiten zu verwalten und Aufträge unkompliziert per Smartphone zu dokumentieren. Mehr als 6.000 Unternehmen in Europa vertrauen bereits auf clockin, so das Unternehmen. Begleitet wird der Weg von renommierten Programmen wie dem German Accelerator und Scale-up.NRW sowie Auszeichnungen wie dem NRW Innovationspreis. Dies sind Meilensteine, die die Qualität und das internationale Wachstumspotenzial von clockin unterstreichen.

Der bundesweite start2grow Gründungswettbewerb geht in eine neue Runde

Teilnehmer*innen profitieren von kostenlosen Coachings, Workshops sowie Netzwerk-Events. Am Ende des Wettbewerbs gewinnen die besten Businesspläne Preisgelder im Gesamtwert von 94.000€.

DU. DEINE IDEE. DEIN BUSINESS. Der start2grow Gründungswettbewerb zählt zu den traditionsreichsten Businessplan-Wettbewerben in Deutschland und startet am 29. Oktober 2025 in seine 25-jährige (!) Jubiläumsausgabe. Der bundesweite Wettbewerb richtet sich an Gründungsinteressierte und junge Start-ups, die an digital-technologischen Geschäftsmodellen arbeiten und Innovationen vorantreiben.

Die Teilnahme ist kostenfrei und eine Anmeldung ab sofort auf www.start2grow.de möglich. Als Teil der start2grow-Community profitierst du von zahlreichen Benefits

start2grow bietet attraktive Preisgelder

Bei start2grow werden Businesspläne für innovative und technologische Geschäftsmodelle prämiert, die beispielsweise den Prozess der Digitalisierung oder Dekarbonisierung vorantreiben. Nachdem alle eingereichten Businesspläne begutachtet wurden, erhält jedes Gründungsteam ein individuelles Feedback in Form eines schriftlichen Gutachtens. Die besten zwanzig Teams werden dann zum großen Finale nach Dortmund eingeladen, um vor Vertreter*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kapital zu pitchen. Der TOP 10 winken Preise im Gesamtwert von 94.000€:

1. Preis: 40.000€

2. Preis: 20.000€

3. Preis: 10.000€

Die Plätze 4 bis 10 erhalten einen Sachpreis im Wert von je 2.000€. Darüber hinaus vergibt der start2grow-Partner TechnologieZentrumDortmund einen Sonderpreis in Höhe von 10.000€, der zur Finanzierung von Mieten und Dienstleistungen am Standort Dortmund eingelöst werden kann. Weitere Infos zu den Preisgeldern und Teilnahmebedingungen finden Gründungsinteressierte, Gründer*innen und Start-ups auf www.start2grow.de.

Cybersecurity-Start-up revel8 sichert sich 7 Mio. Euro Seed-Finanzierung

Das 2024 gegründete Start-up revel8 entwickelt Europas führende KI-native Plattform für Cybersecurity Awareness.

Gegründet wurde revel8 von den ehemaligen Celonis-Mitarbeitenden Julius Muth, Tom Müller und Robert Seilbeck, die erkannten, wie schlecht Unternehmen auf KI-basierte Identitätsdiebstähle vorbereitet sind. Ihr Ziel: 10 Millionen „menschliche Firewalls“ auszubilden.

Dazu entwickelt das 2024 gegründete Start-up Europas führende KI-native Plattform für Cybersecurity Awareness. Das Unternehmen kombiniert KI-gestützte Angriffssimulationen, OSINT-basierte Personalisierung, mehrkanalige Angriffsketten und Echtzeit-Mikrotrainings. So unterstützt revel8 Organisationen dabei, Compliance-Anforderungen wie NIS2 und ISO 27001 zu erfüllen und gleichzeitig die menschliche Widerstandsfähigkeit gegen neue Cyberbedrohungen zu stärken.

KI verändert die Bedrohungslage

Generative KI macht es Angreifenden einfacher denn je, täuschend echte Stimmen, Bilder und Nachrichten zu erstellen. So stiegen Vishing-Angriffe (Voice Phishing) 2024 um mehr als 442 Prozent. Im selben Jahr brachte ein Deepfake-Videoanruf in Hongkong einen Bankmanager dazu, 25 Millionen US-Dollar zu überweisen. Im April 2025 meldete Marks & Spencer einen Voice-Phishing-Angriff mit Schäden von über 300 Millionen Pfund.

Die meisten Sicherheitsvorfälle gehen auf menschliches Fehlverhalten zurück. „Klassische E-Learning-Programme sind überholt. Die Schulung von Mitarbeitenden mit realistischen Nachbildungen aktueller Betrugsmaschen erweist sich als deutlich effektiver“, erklärt Mitgründer und CEO Julius Muth. „Indem wir Mitarbeitende kontinuierlich über alle Kommunikationskanäle hinweg Angriffen aussetzen, helfen wir Unternehmen, eine starke Sicherheitskultur aufzubauen und das Risiko kostspieliger Vorfälle deutlich zu verringern.“

Der Mensch als Schutzschild gegen KI-Angriffe

Revel8 imitiert die Methoden moderner Angreifenden. Die KI-native Cybersecurity-Plattform bildet neue Angriffstechniken innerhalb weniger Stunden nach und passt die Simulationen mithilfe von Open-Source-Intelligence (OSINT) individuell auf jede und jeden Mitarbeitenden an. So erhält jede Person eine persönliche „Spotify-Playlist für Angriffe“, die sich dynamisch an Rolle, Verhalten und Lernfortschritt anpasst und Verteidigungslücken dort schließt, wo sie am kritischsten sind. Durch Angriffe über mehrere Kanäle und unmittelbares Training verwandelt die Plattform den menschlichen Faktor vom Sicherheitsrisiko in eine aktive Verteidigungsschicht für das gesamte Unternehmen. Revel8 zählt zu den ersten Cybersicherheitsanbietern auf dem Stackit-Marktplatz der Schwarz-Gruppe und bietet Unternehmen damit eine europäische Cloud-Option.

„Generative KI verändert die Cyber-Bedrohungslage schneller, als Unternehmen darauf reagieren können. Der KI-native Ansatz von revel8 ermöglicht es, reale Angriffe innerhalb weniger Stunden statt erst nach Monaten zu simulieren und verwandelt den Menschen damit in einen proaktiven Teil des Sicherheitssystems von Unternehmen. Wir sind überzeugt, dass das Team sowohl die Vision als auch die Execution Power mitbringt, um Europas Marktführer für KI-gestützte Cybersicherheit im Bereich Human Risk zu werden. Deshalb freuen wir uns, revel8 auf dem Weg zur internationalen Skalierung zu begleiten“, sagt Johan van Mil, Mitgründer und Managing Partner bei Peak.

„Ich weiß aus erster Hand, wie leistungsfähig das Produkt ist. Revel8 hat eine Deepfake-Stimme von mir erstellt, um unser Team dazu zu bringen, gefälschte Rechnungen auszufüllen“, ergänzt Rasmus Rothe, Mitgründer und General Partner bei Merantix Capital. „Von Anfang an haben uns Geschwindigkeit, Umsetzungskraft und frühe Traktion überzeugt. Ich bin froh, dass revel8 auf der guten Seite steht – und sicher, dass es zum führenden europäischen KI-Cybersicherheitsunternehmen wird, das wir dringend brauchen.“

Verteidigungswerkzeuge für die Bedrohungen von morgen

In seiner Seed-Runde sammelte revel8 sieben Mio. Euro ein. Die Runde wurde von Peak angeführt, mit Beteiligung von Fortino Capital, Merantix Capital sowie namhaften Business Angels wie Mario Götze, Sergej Epp (CISO, Sysdig), Michael Schrank (CISO, Adidas), Rogier Fischer (Mitgründer & CEO, Hadrian) und Alexander Rinke (CEO, Celonis). Zusammen mit der Pre-Seed-Finanzierung unter Leitung von Merantix Capital verfügt revel8 seit seiner Gründung 2024 nun über insgesamt 7 Millionen Euro Kapital.

Mit dem frisschen Kapital will revel8 sein Team ausbauen, die Plattform um neue Funktionen erweitern und die internationale Expansion vorantreiben. „Wir wollen sicherstellen, dass Unternehmen im Wettrüsten zwischen Angreifern und Verteidigern nicht den Anschluss verlieren“, sagt Muth. „Das Investment gibt uns die Mittel, Verteidigungswerkzeuge für die Bedrohungen von morgen zu entwickeln.“

DeepTech-Start-up Futurail sichert 7,5 Mio. Euro, um autonome Züge auf die Schiene zu bringen

Das 2023 von Maximilian Schöffer, Alex Haag und Dr. Patrick Dendorfer gegründete Futurail entwickelt eine ganzheitliche Autonomie-Plattform für selbstfahrende Züge und verfolgt damit das Ziel, Marktführer im Bereich autonomer Züge werden.

Futurail wurde 2023 von Maximilian Schöffer, Alex Haag und Dr. Patrick Dendorfer – ehemalige Führungskräfte von Tesla, Argo AI und Edge Case – gegründet, die den Aufstieg des autonomen Fahrens in der Automobilindustrie mitgeprägt haben. Nun bringen sie ihr Know-how auf die Schiene, mit einer klaren Mission: Züge zum attraktivsten Verkehrsmittel zu machen.

„Als ich das Autopilot-Team bei Tesla leitete, habe ich gesehen, wie Autonomie eine ganze Branche komplett tranformieren kann“, erklärt Alex Haag, CEO und Mitgründer von Futurail. „Mit Futurail übertragen wir dieses Potential auf den Schienenverkehr und machen eine 200 Jahre alte Branche fit für die Zukunft.

Entwicklung des ersten zertifizierten Systems für fahrerlose Züge

Das Unternehmen adressiert mit seiner KI-gestützten Technologie die zentralen Herausforderungen des Schienenverkehrs: den zunehmenden Lokführermangel und die zu hohen Betriebskosten die den weiteren Ausbau des Schienenverkehrs limitieren. Mit dem Autonomie-Stack FUTURAILDriver können Betreiber bestehende Flotten nachrüsten oder Zughersteller Neufahrzeuge ausstatten. Neben höherer Effizienz, Sicherheit und Flexibilität ermöglicht die Lösung auch die Wiederinbetriebnahme bislang unrentabler Linien und Nerbenstrecken – ein wesentlicher Beitrag zur regionalen Anbindung.

Strategische Partnerschaften unterstreichen die Marktrelevanz: In Europa arbeitet Futurail mit der Lohr Group zusammen, einem weltweit führenden Entwickler von Transportsystemen. In den USA kooperiert das Unternehmen mit Parallel Systems, einem von ehemaligen SpaceX-Ingenieuren gegründeten Startup für automatisierte, batteriebetriebene Güterwagen.

„Autonomie ist ein echter Game-Changer für die Bahn“, betont Maximilian Schöffer, CCO und Mitgründer von Futurail. „Betreiber können mehr Züge häufiger und kostengünstiger einsetzen und so Wachstum und Effizienz gleichermaßen realisieren.“

Letztendlich soll die Technologie die Verlagerung von Millionen Passagieren und Tonnen Fracht von der Straße auf die Schiene ermöglichen. Das geschätzte Einsparpotenzial: über 10 Mio. Tonnen CO jährlich. „Dies ist kein Forschungsprojekt“, ergänzt Dr. Patrick Dendorfer, CTO und Mitgründer. „Wir arbeiten an einem zertifizierten, sicheren System, das die Art und Weise, wie Menschen und Güter transportiert werden, grundlegend verändern wird.“

Die Vision: Marktführer im Bereich autonomer Züge

Die Finanzierungsrunde wurde von Asterion Ventures (Paris) und Leap435 (München) angeführt und durch EIT Urban Mobility sowie die US-Investoren Zero Infinity Partners und Heroic Ventures komplettiert.

Die Investoren sehen in Futurail eine einzigartige Chance, führend im Markt für autonome Züge zu sein. „Futurail verbindet technologische Exzellenz mit einer klaren Vision und nachweislichen kommerziellen Anwendungen“, sagte Alexandre Sauvage, Partner bei Asterion Ventures. „Ihre Technologie hat das Potenzial, die Schiene zum Rückgrat einer nachhaltigen Mobilität in Europa und darüber hinaus zu machen.“

Dr. Matthias Kempf, Gründungspartner bei Leap435, fügte hinzu: „So wie die elektrische Traktion die Dampflokomotive ablöste, ist Autonomie die Schlüsseltechnologie dieses Jahrhunderts für die Bahn. Futurail sorgt dafür, dass Europa bei diesem Technologiesprung ganz vorne dabei ist. “

Mit der Finanzierung in Höhe von 7,5 Millionen Euro, bestehend aus 5,5 Millionen Euro Seed-Finanzierung, 1 Million Euro öffentlichen Zuschüssen und 1 Million Euro aus einer Pre- Seed-Umwandlung, will Futurail den Ausbau seines Teams beschleunigen, wichtige Projekte mit führenden Zugherstellern und -betreibern vorantreiben und die behördliche Genehmigung für seinen ersten Anwendungsfall erhalten: die Autonomie in Endhaltestellen und Rangierbahnhöfen.

Ranking: Das sind Deutschlands innovativste Städte

Welche deutschen Städte im Ranking der Innovation aktuell vorne liegen, zeigt die aktuelle Analyse von Adobe Express. Hier die wichtigsten Ergebnisse im Überblick.

Für das Ranking wurden Faktoren wie Leistungen im Bereich Forschung und Innovation analysiert, sowie die Dichte an Start-ups, verfügbare Stellen im Feld Technologie, Hochschulrankings und mehr analysiert, um die wahren Hotspots der Innovation zu ermitteln.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

Berlin liegt auf dem Siegerplatz, mit 81 von 100 Punkten. In der Hauptstadt gibt es satte 2018 Start-ups und ebenso über 2000 aktuelle Stellenangebote im Bereich Technologie & Innovation - mehr als in jeder anderen Stadt.

München folgt auf Platz zwei und überzeugt mit dem höchsten Wert im Forschungs- und Innovationsindex der Europäischen Kommission (164,3 Punkte). Hier gibt es 770 Start-ups und außerdem die Ludwig-Maximilians-Universität, die im globalen Hochschulranking auf Platz 58 liegt.

Karlsruhe überrascht auf Platz drei. Trotz seiner geringen Größe erhält Karlsruhe 154,5 Punkte im europäischen Innovationsindex. Auf rund 310.000 Einwohner*innen finden sich hier 68 Start-ups – ein Beweis für die starke Innovationskultur der Region. Außerdem liegt das Karlsruher Institut für Technologie unter den Top 100 (Platz 98) im globalen Hochschulranking.

Hamburg erreicht Platz vier mit einer Gesamtpunktzahl von 40,06. Die Hansestadt verbindet einen Innovationsindex von 148,1 mit 440 Start-ups. Als wichtiger Wirtschafts- und Logistikstandort bietet die Stadt ein lebendiges Umfeld für Gründer*innen aus verschiedensten Branchen. Das spiegelt sich auch in über 900 offenen Stellen wider.

Heidelberg rundet die Top 5 ab. Die Stadt beeindruckt mit ihrer berühmten Universität, die auf Platz 80 im globalen Hochschulranking landet, und einem Innovationsindex von 154,5. Mit „nur“ rund 160.000 Einwohner*innen ist sie Heimat von 41 Start-ups – und zeigt damit, dass Innovationsgeist nicht an die Größe einer Stadt gebunden ist.

Zur Methodik

Die Studie bewertet 25 Städte in Deutschland, basierend darauf, wie innovativ fortschrittlich sie sind. Dazu wurden verschiedene Faktoren verwendet. Nachdem die Daten für jeden Faktor gesammelt wurden, wurden sie normalisiert, um jedem Faktor einen Wert zwischen 0 und 1 zuzuweisen. Bei fehlenden Daten wurde ein Wert von 0 vergeben. Die normalisierten Werte wurden anschließend summiert und multipliziert, um jeder Stadt eine Gesamtpunktzahl von 100 zu geben. Die Städte wurden dann basierend auf dieser Gesamtpunktzahl vom höchsten zum niedrigsten Wert gerankt.

Die verwendeten Faktoren sind:

Innovationsindex-Wert: Offizieller Forschungs- und Innovationsindex der europäischen Kommission. Misst die Forschungs- und Innovationsleistung in jeder Region. Datenstand 2023. Verfügbar hier.

Hochschulranking (weltweit): verfügbar hier.

Tech-Jobs pro 100.000 Einwohner*innen:
Die Anzahl der Stellenanzeigen, die die Wörter „Tech“ oder „Technologie“ enthalten, auf Indeed, pro Stadt und pro 100.000 Einwohner*innen. Verfügbar hier.

Anzahl der Start-ups: Anzahl der Start-ups pro Stadt laut dieser Analyse

Breitbandabdeckung & WLAN-Geschwindigkeit: Die mittlere WLAN-Download-Geschwindigkeit in jeder Stadt, ausgedrückt in Mbit/s. Quelle: https://www.speedtest.net/global-index

Hinweis von Adobe Express: Datenstand August 2025. Die präsentierten Daten basieren auf einer Zusammenstellung mehrerer Datenquellen und erheben keinen Anspruch auf eine vollständige Darstellung der Realität. Alle Daten sind in Bezug auf die verwendeten Quellen korrekt.

Weitere Infos zur Erhebung / zum Ranking gibt’s hier.

OIQ Global übernimmt NewSpace-Start-up UNIO Enterprise

Das 2022 gegründete NewSpace-Start-up UNIO Enterprise (UNIO) mit Sitz in München schlägt als Teil von OrbitsIQ Global (OIQ) ein neues Kapitel in seiner Unternehmensgeschichte auf.

UNIO löst das Problem der unzuverlässigen Konnektivität für Fahrzeuge und mobile Objekte durch die Zusammenführung terrestrischer Mobilfunk- und Satellitennetze mithilfe der intelligenten B2B-Lösung UNIO Move. Dies ermöglicht einen unterbrechungsfreien digitalen Zugriff in Echtzeit und eröffnet neue Möglichkeiten für vernetzte Mobilität weltweit.

Die Übernahme durch OIQ vereint UNIOs KI-gestützte Smart-Switch-Konnektivitätssoftware mit OIQs Vision, Satelliten- und terrestrische Netzwerke nahtlos zu verbinden und mobilen Assets weltweit zu Verfügung zu stellen.

OrbitsIQ Global SA (OIQ) wurde 2024 gegründet, hat seinen Hauptsitz in Luxemburg und verfügt über internationale Niederlassungen, unter anderem in den USA. Das Unternehmen bietet einen - jederzeit und überall - unterbrechungsfreien Service für stationäre und mobile Objekte wie Autos, Boote, Flugzeuge und autonome Systeme – egal ob in der Luft, auf dem Wasser oder unterwegs. Gemeinsam planen die beiden Unternehmen Millionen von mobilen Objekten weltweit zu bedienen.

„Die Akquisition durch OIQ Global ist ein Wendepunkt für UNIO. Mit unserer Konnektivitätsexpertise und der Konstellationsvision von OIQ werden wir die Vernetzung von mobilen Objekten neu definieren. Die Partnerschaft ermöglicht es uns, die Erreichung unserer strategischen Ziele zu beschleunigen und eine neue Generation intelligenter Konnektivität auf Basis von Satelliten- und terrestrischen Netzewerken, Branchen wie der Automobilindustrie, Landwirtschaft, Logistik und Schifffahrt bereitzustellen“, kommentiert Katrin Bacic, CEO von UNIO Enterprise.

Joseph J. Euteneuer, CEO von OIQ Global, ergänzt: „Wir freuen uns, UNIO Enterprise in der OIQ Global-Familie willkommen zu heißen. UNIOs KI-gestützte Smart-Switch-Konnektivitätstechnologie ist die perfekte Ergänzung zu unserer Vision globaler Konnektivität, die jederzeit und überall verfügbar ist. Gemeinsam werden wir eine nahtlose, multibandige Mobilitätskonnektivität schaffen, die weltweit neue Maßstäbe in puncto Effizienz, Sicherheit und operativer Insights setzt.“

Autonomes Fahren, intelligente Logistik und vorausschauende Wartung erfordern unterbrechungsfreie Konnektivität. Die kombinierte Expertise von UNIO und OIQ positioniert Europa an der Spitze der globalen Telematik-Innovation. In einer Zeit, in der die Konnektivität im Mobilitätsbereich so wichtig geworden ist wie Kraftstoff, stärkt diese Partnerschaft Europas Führungsrolle bei der Gestaltung einer souveränen, sicheren digitalen Infrastruktur.

Onsai: über 1 Mio. Euro für den Einsatz autonomer KI in der Hotellerie

Das 2024 in Leipzig von Jochen Emig, Ralf Bonin, Christian Müller und Tobias Koehler gegründete Start-up Onsai hat sich mehr als 1 Mio. Euro Wachstumskapital gesichert, um mit ihrer KI-Lösung für die Hospitality-Branche weiter zu skalieren.

Fachkräftemangel trifft Hotels besonders hart - 84% der deutschen Betriebe sind betroffen, 53% der Gäste bemerken ihn bereits. Onsai‘s KI-Agenten helfen Hotels dabei, die Gästekommunikation zu optimieren, repetitive Aufgaben zu automatisieren und das Personal in den täglichen Abläufen zu unterstützen.

Ex-Hoteliers und Harvard Absolvent entwickeln KI-Mitarbeiter für Hotels

In Hotels sind besonders Front-Office- und Gästeservice-Bereiche unter dem größten Druck – genau dort, wo Servicequalität und Gästezufriedenheit am sichtbarsten sind. Hier macht die Onsai GmbH mit ihren KI-Agenten den Unterschied. Gegründet von den ehemaligen Hoteliers und Hotel-Technologie-Spezialisten Ralf Bonin, Christian Müller und Tobias Koehler sowie dem KI-Experten Jochen Emig, hat Onsai einen autonomen KI-Mitarbeiter entwickelt, der Anrufe beantwortet, Reservierungsanfragen entgegennimmt und direkt in Hotelsysteme einbucht sowie alltägliche Herausforderungen eigenständig bewältigt.

„Ich habe selbst an der Rezeption gestanden, wenn das Telefon ununterbrochen klingelte und gleichzeitig Gäste einchecken wollten“, erinnert sich COO Ralf Bonin. „Unsere KI übernimmt heute genau diese Aufgaben – rund um die Uhr, in vielen Sprachen, ohne krank zu werden oder Urlaub zu benötigen.“

Kapital für Wachstum und Marktausbau

An der aktuellen Finanzierungsrunde beteiligen sich der Leipziger VC Fonds SIVentures als Lead Investor sowie namhafte Business Angels aus den Bereichen Technologie und der Hospitality-Community. Zu den Investoren zählen auch die renommierten Branchenexperten Willem van der Zee, Director of Operations bei Pandox, und Wolfgang M. Neumann, Unternehmer und ehemaliger CEO von Radisson sowie President Europe & Africa bei Hilton. Die Mittel werden strategisch für die Weiterentwicklung der Produktpalette, den europäischen Marktausbau, die Verstärkung des Teams sowie die Integration weiterer Hotelsysteme eingesetzt. „Dieses Investment ist weit mehr als nur Kapital, es ist ein Vertrauensbeweis von Partnern, die das Potential unserer Lösung erkannt haben und gemeinsam mit uns den digitalen Mitarbeiter für die Hospitality Branche vorwärtsbringen wollen”, sagt Onsai CEO Jochen Emig.

Branche im Wandel

Eine aktuelle Studie von Prof. Roland Schegg zeigt: Erst 41% der europäischen Hotels nutzen KI aktiv. Haupttreiber ist der akute Personalmangel: KI wird vom „nice to have“ zum strategischen Muss, um Servicequalität und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. „Die Hotellerie hinkt bei der praktischen Anwendung von KI noch deutlich hinterher, obwohl der Bedarf enorm ist", erklärt Wolfgang M. Neumann, ehemaliger Radisson CEO. „Onsai schließt genau diese Lücke – mit einer Lösung, die nicht nur technisch ausgereift ist, sondern auch die realen Herausforderungen der Branche versteht. Das ist der Digitalisierungsschub, den unsere Industrie dringend benötigt."

In den nächsten zwölf Monaten plant Onsai, mehrere Hotelsysteme anzubinden, den globalen Markt weiter zu durchdringen und zusätzliche nützliche KI-Agenten für die Hotellerie zu veröffentlichen.

agriBIOME: dt.-amerik. AgTech-Start-up schließt Bridge-Finanzierung ab

AgriBIOME, 2025 von Claus-A. Boche und Julia Katrin Rhode gegründet, ist ein mikrobiom-basierte AgTech-Start-up, das die Gesundheit von Boden und Nutztieren neu definiert. Das Start-up hat nun erfolgreich seine erste Finanzierungsrunde abgeschlossen 

AgriBIOME ist ein deutsch-amerikanisches AgTech-Start-up, das mikrobiologische Intelligenz nutzt, um die Gesundheit von Böden und Nutztieren neu zu denken. Die wissenschaftlich fundierten Produkte ersetzen synthetische Zusätze durch natürliche Resilienz – für höhere Erträge, geringeren Antibiotikaeinsatz und eine somit zukunftsfähige Landwirtschaft.

2025 von Claus-A. Boche und Julia Katrin Rhode gegründet, startete agriBIOME im Juni offiziell den operativen Geschäftsbetrieb – und verzeichnet bereits erste Markterfolge und wachsende Kund*innenzahlen in Europa und den USA. Zudem war das Unternehmen dieses Jahr bereits Teil des German Accelerator Programms, gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).

„Das ist mehr als ein Meilenstein auf unserem Finanzierungsweg – es ist ein starkes Signal, dass unser Ansatz einer wissenschaftlich basierten und dennoch nachhaltigen Landwirtschaft sowohl von Landwirten als auch von Institutionen geteilt wird“, erklärt Claus-A. Boche, Mitgründer und Geschäftsführer von agriBIOME. „Wir sind stolz, bereits zahlende Kunden zu haben – und auch bereits eine US-Tochtergesellschaft, die operativ aktiv ist.“

Die Investition (über die Höhe liegen keine Angaben vor) soll verwendet werden, um das Produktportfolio im Bereich mikrobiom-basierter Bodenlösungen und Einzelfuttermittel zu erweitern sowie die operative Skalierung in Europa und den USA voranzutreiben sowie Forschung, Entwicklung und Feldversuche in Pflanzen- und Tierhaltungssystemen weiter auszubauen.

World Entrepreneurs Day 2025: Gründungsbereitschaft hoch – strukturelle Hürden bremsen

Zum heutigen World Entrepreneurs Day (21.08.25) veröffentlicht eBay Deutschland neue Zahlen zur Gründungsbereitschaft in Deutschland.

Die repräsentative Umfrage in Zusammenarbeit mit Civey zeigt: Viele möchten gründen, vor allem aus dem Wunsch nach Selbstbestimmung, Freude an der Arbeit und Selbstverwirklichung. Hürden wie Bürokratie, rechtliche Risiken und Finanzierung erschweren jedoch den Schritt, der meist als Ausdruck von Eigenverantwortung und Lebensgestaltung verstanden wird. Befragt wurden 2.500 Deutsche ab 18 Jahren, die sich grundsätzlich vorstellen können, ein Unternehmen zu gründen.

Hürden: Bürokratie, Finanzen und Recht verunsichern

Die strukturellen Hürden auf dem Weg in die Selbstständigkeit sind jedoch erheblich: 48 Prozent der Befragten empfinden Bürokratie als zentrales Gründungshemmnis. 41 Prozent fürchten finanzielle Verluste, 30 Prozent sehen rechtliche Probleme als Barriere. Ein genauer Blick auf die Geschlechter zeigt: Frauen empfinden bürokratische Hürden, rechtliche Unsicherheiten und finanzielle Risiken häufiger als Männer. Auch ein fehlendes Netzwerk wird von Frauen stärker als Hürde wahrgenommen. Männer hingegen sehen hohen Arbeitsaufwand, Verantwortung oder Konkurrenzdruck überdurchschnittlich oft als Belastung. Nur sieben Prozent aller Befragten schrecken grundsätzlich vor der Verantwortung einer Selbstständigkeit zurück.

„Unsere Händler*innen berichten uns immer wieder, dass bürokratische Auflagen und rechtliche Unsicherheiten die größten Hürden darstellen – sowohl beim Einstieg als auch bei der Ausweitung ihrer Handelstätigkeit, etwa auf internationale Märkte“, sagt Dr. Saskia Meier-Andrae, Geschäftsführerin von eBay Deutschland. „Gerade hier ist der Gesetzgeber gefordert, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.“

Forderung nach klaren und einheitlichen Regelungen

Ein zentrales Problem sieht Dr. Saskia Meier-Andrae in der Komplexität und mangelnden Einheitlichkeit bestehender Regelungen: „Im Umweltrecht stehen Online-Händler*innen einer Vielzahl von Vorgaben gegenüber – etwa durch die Vorgaben zur Erweiterten Herstellerverantwortung –, die in vielen Fällen nicht europaweit harmonisiert sind. Einheitliche Regelungen wären dringend notwendig, um den grenzüberschreitenden Handel nicht durch 27 unterschiedliche Rechtsordnungen zu erschweren.“ Hinzu komme, dass neue gesetzliche Regelungen wie das Plattformen-Steuertransparenzgesetz ohne ausreichend klare Kommunikation eingeführt worden seien – was zu unnötiger Verunsicherung geführt habe: „Viele Händler*innen hielten das Gesetz fälschlicherweise für die Einführung einer neuen Steuer – dabei ist das gar nicht der Fall.“ Statt zusätzlicher Regulierungen brauche es laut Dr. Saskia Meier-Andrae vor allem eine konsequente Umsetzung bestehender Vorschriften – auch gegenüber internationalen Anbietern: „Freier Wettbewerb kann nur dann funktionieren, wenn geltendes Recht EU-weit angewendet und durchgesetzt wird. Neue Vorgaben braucht es dafür nicht.“

Wunsch nach Unterstützung: konkret, praxisnah und umfassend

Die überwiegende Mehrheit der Befragten möchte umfassende Unterstützung beim Start in die Selbstständigkeit: 86 % bei rechtlichen und steuerlichen Fragen, 78 % bei Finanzierung und Beantragung von Fördermitteln, über 63 % wünschen sich zudem eine persönliche Beratung beim Geschäftsaufbau. Frauen nennen diesen Bedarf in fast allen Bereichen häufiger, Männer seltener, zeigen aber mehr Interesse an technischer und IT-Unterstützung.  Zudem halten über 68 % der Befragten Unterstützung beim Aufbau persönlicher Netzwerke für wichtig.

Genow: Darmstädter DeepTech-Start-up sichert sich 1,65 Mio. Euro

Das 2023 von Dr. Timo Koppe, Adrian Glauben, Dr. Sara Jourdan und Prof. Peter Buxmann gegründete Darmstädter DeepTech-Start-up Genow hat seine Seed-Finanzierungsrunde über 1,65 Millionen Euro erfolgreich abgeschlossen. Als Lead-Investor beteiligt sich der High-Tech Gründerfonds (HTGF), flankiert von der BM H Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH (BMH) sowie den erfahrenen Angel-Investoren und Gründern Markus Becker, Sebastian Mönnich und Dr. Mario Lenz.

Trotz fortschreitender Digitalisierung bleibt der ineffiziente Zugang zu internem Wissen eine der größten Herausforderungen vieler Unternehmen. Selbst dokumentiertes Wissen bleibt häufig schwer auffindbar, da es über unterschiedliche Systeme verstreut ist. Gleichzeitig droht mit dem altersbedingten Ausscheiden vieler Fachexpert*innen wertvolles Wissen verloren zu gehen. Es mangelt an Lösungen, die mit der komplexen, heterogenen Informationslandschaft moderner Organisationen umgehen können und Wissen abteilungsübergreifend zugänglich und nutzbar machen.

„Wissensmanagement bleibt bis heute eine der größten Hürden für erfolgreiche Prozesse und Entscheidungen“, sagt Sara Jourdan, CEO und Mitgründerin von Genow. „Viele Beschäftigte verbringen täglich 20 bis 30 Prozent ihrer Zeit allein mit der Informationssuche in unstrukturierten Datenbeständen.“

KI-basierte Wissensprozesse für jeden Kontext

Das 2023 von Dr. Timo Koppe, Adrian Glauben, Dr. Sara Jourdan und Prof. Peter Buxmann gegründete Spin-off Genow hatte im Vorfeld der Gründung an der TU Darmstadt über mehrere Jahre hinweg intensiv zu generativer KI im Unternehmenseinsatz geforscht. Dabei wurde deutlich, dass klassische KI-Lösungen im Unternehmensalltag häufig an fehlendem Kontext scheitern. Mit „Wingman“ adressiert Genow genau dieses Problem mit einer skalierbaren Knowledge Operations Plattform, die fragmentiertes Wissen aus Systemen wie SharePoint, Confluence, Jira oder DMS-Lösungen intelligent zusammenführt und kontextuell nutzbar macht. Wingman ist bereits bei ersten internationalen Großkunden im Einsatz und ist für tausende Mitarbeitende zum täglichen Begleiter geworden, um schnell und zielgerichtet auf internes Wissen zuzugreifen und dieses produktiv zu nutzen.

Die Plattform versteht nicht nur Inhalte semantisch, sondern berücksichtigt auch unternehmensspezifische Metadaten, Fachbegriffe und Zusammenhänge. So entstehen präzise und verlässliche Antworten, selbst bei komplexen Fragestellungen, und zugleich lassen sich Wissenslücken gezielt identifizieren. Unternehmen können somit individuelle KI-Anwendungen für verschiedene Bereiche wie HR, Vertrieb, Compliance, Kundenservice oder Engineering konfigurieren. Ziel ist es, das Wissensmanagement grundlegend neu zu denken und Unternehmen eine zukunftssichere Lösung für den Aufbau, Erhalt und die Nutzung ihres internen Wissens zu bieten. Die Plattform kann vollständig in der kundeneigenen Cloudumgebung betrieben werden und erfüllt höchste Anforderungen an Datensicherheit, Skalierbarkeit und Kontrolle.

„Mit Genow investieren wir in ein Team, das aus exzellenter Forschung eine skalierbare Lösung für eines der zentralen Probleme der Wissensarbeit entwickelt hat“, sagt Sebastian Schnell von der BMH. „Wingman überzeugt durch technologische Tiefe, Praxisrelevanz und hohes Marktpotenzial.“

„Wir sehen viele Start-up-Aktivitäten in diesem vielversprechenden Markt, aber nur wenige verstehen die Bedürfnisse großer Corporates so gut wie dieses Team. Nach einer beeindruckenden Bootstrapping-Phase sind wir gespannt, was sie mit diesen neuen finanziellen Möglichkeiten erreichen werden“, so Felix Assion, Investment Manager HTGF.

„Das Gründerteam von Genow hat uns mit seiner Kombination aus technologischer Expertise und strategischem Weitblick beeindruckt. Mit Wingman setzt Genow neue Maßstäbe im Umgang mit Unternehmenswissen – wir sehen hier großes Zukunftspotenzial und freuen uns, Teil dieser Reise zu sein“, sagt Markus Becker und Sebastian Mönnich, Business Angels.

Die Mittel aus der Seed-Runde sollen in den weiteren technologischen Ausbau – insbesondere im Bereich agentenbasierter Wissensprozesse – sowie in die Markterschließung investiert werden.

Reform des Vergaberechts: Für Start-ups wird vieles leichter

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) hat die finale Fassung des „Entwurfs eines Gesetzes zur Beschleunigung der Vergabe öffentlicher Aufträge“ vorgelegt. In welchem Umfang auch Start-ups davon profitieren sollen, liest du hier.

Parallel zu den Milliarden-Investitionspaketen setzt die Bundesregierung ein weiteres wichtiges Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag um: eine schnellere und einfachere Vergabe öffentlicher Aufträge. Von den neuen Regeln des „Vergabebeschleunigungsgesetzes“, das seit kurzem als Regierungsentwurf kursiert, sollen vor allem auch Start-ups profitieren.
Dr. Alexander Dörr, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Vergaberecht bei Menold Bezler in Stuttgart, fasst die wesentlichen Punkte zusammen.

Die Idee hinter der Vergaberechtsreform ist klar: Viele der dringend nötigen Investitionsvorhaben in Deutschland sollen künftig noch um einiges schneller umgesetzt werden. Mehr Digitalisierung und schlankere Prozesse sollen das öffentliche Beschaffungswesen attraktiver machen, und dies vor allem auch für junge, wachstumsorientierte Unternehmen. Der Gesetzentwurf enthält darum einige neue Regelungen, die speziell die Interessen von Start-ups berücksichtigen.

Einfachere Eignungsprüfung

Deutliche Erleichterungen soll es für Unternehmen zunächst bei der Eignungsprüfung geben. Bieten sie bisher bei Liefer- und Dienstleistungsvergaben mit, müssen sie oft einen umfangreichen Katalog an sogenannten Eignungsnachweisen vorlegen. Dazu zählen unter anderem Umsatzangaben, Referenzen oder Versicherungsnachweise. In Zukunft soll dies nur noch für den Bestbieter gelten. Wer es nicht in die engere Wahl schafft, dem bleibt das häufig aufwändige Beibringen von Nachweisen erspart.

Damit Start-ups verstärkt an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen können und wollen, werden außerdem die Eignungsanforderungen an die besonderen Umstände von Start-ups und mittelständischen Betrieben angepasst. Start-ups sollen ihre wirtschaftliche und finanzielle Leistungsfähigkeit auch anders als von der Vergabestelle vorgegeben nachweisen können. Fragt der Auftraggeber zum Beispiel standardmäßig die Umsätze der vergangenen drei Jahre ab, kann ein Unternehmen, das für diesen Zeitraum noch keine beträchtlichen Umsätze nachweisen kann, den Leistungsnachweis auch auf andere Weise erbringen.

Förderung von Innovationen

Start-ups stehen besonders für innovative Lösungsansätze. Um diese zu fördern, sieht der Entwurf des Vergabebeschleunigungsgesetzes vor, dass die sogenannte funktionale Leistungsbeschreibung gestärkt wird. Wie heute schon im IT- und Baubereich praktiziert, sollen die Vergabestellen ihren Bedarf nicht mehr bis ins kleinste Detail beschreiben müssen. Vielmehr soll es ausreichen, das Problem und das Ziel zu skizzieren. Dies hat den Vorteil, dass die bestmögliche Lösung mit den Anbietern gemeinsam erarbeitet werden kann und der Auftraggeber sie nicht schon vorausdenken muss. Für Start-ups öffnet sich damit ein weiteres Feld, ihre kreativen Vorschläge anzubringen.

Straffere Zahlungsfristen und flexiblere Losvergabe

Vorgenommen hat sich der Gesetzgeber auch Verbesserungen mit Blick auf die Zahlungsmodalitäten im öffentlichen Auftragswesen, um auch hier kleineren und jüngeren Unternehmen gerechter zu werden. In zahlreichen Branchen genießt die öffentliche Hand in Sachen Zahlungsmoral nicht den allerbesten Ruf. Zahlungsfristen von weit mehr als 30 Tagen sind keine Seltenheit. Die Fristen sollen nun gestrafft werden. Und damit Unternehmen nicht wirtschaftlich erheblich in Vorleistung gehen müssen, soll es auch neue Spielräume bei Vorauszahlungen geben.

Großaufträge werden bisher regelmäßig in Teilaufträge, sogenannte Lose, aufgeteilt. Die Pflicht zur Vergabe in Losen wird nun gelockert. Bei besonders großen Infrastrukturvorhaben ist künftig auch eine Gesamtvergabe erlaubt, ohne dass es dafür einer besonderen Rechtfertigung bedarf. Für kleinere Unternehmen kommen derartige Großprojekte aus einer Hand vermutlich nicht in Frage. Bei großen Aufträgen sollen Auftragnehmer daher vertraglich verpflichtet werden können, die Interessen kleinerer und mittelständischer Firmen bei der Untervergabe zu berücksichtigen. Offen bleibt hier aber noch die Frage, wie sich dies in der Praxis umsetzen lassen wird.

Höhere Schwellenwerte und gelockertes Zuschlagsverbot

Bei kleineren Vergaben durch die Bundesoberbehörden wird der Aufwand auch dadurch verringert, dass die Schwellenwerte für die Anwendung des Kartellvergaberechts angehoben werden. Gleichzeitig wird der Spielraum für Verträge ohne vorangehende Ausschreibung (sogenannte Direktaufträge) erweitert. Auf Bundesebene können Liefer- und Dienstleistungen in Zukunft bis zu einem Auftragswert von 50.000 Euro netto direkt vergeben werden.

Billigkonkurrenz aus Drittstaaten soll mit dem neuen Vergaberecht ein Stück weit dadurch Einhalt geboten werden, dass Bieter von außerhalb der EU nicht mehr automatisch gleich behandelt werden müssen. Vor allem bei strategisch sensiblen Projekten ergibt sich dadurch ein Wettbewerbsvorteil für deutsche und europäische Unternehmen. Ein Schlupfloch für Firmen beispielsweise aus China sind weiterhin Zwischenhändler oder Niederlassungen in der EU. Lediglich im Sicherheits- und Verteidigungsbereich sind hier die Ausschlussmöglichkeiten noch umfassender.

Wer eine EU-weite Ausschreibung gewonnen hat, muss bisher damit rechnen, dass unterlegene Bieter die Auftragsvergabe in einem Vergabenachprüfungsverfahren angreifen; die Hürden sind hier vergleichsweise niedrig. Während das Nachprüfungsverfahren noch läuft, gilt ein Zuschlagsverbot. Dieses Zuschlagsverbot soll nun gelockert werden. Unterlegenen Bietern bleibt dann nur noch die Möglichkeit, Schadensersatz einzuklagen.

Alle Vergaben auf einem Portal

EU-weite Vergabeverfahren werden schon heute überwiegend über Online-Vergabeportale abgewickelt. Künftig sollen auch die vorgeschalteten Markterkundungen vollständig digital durchgeführt werden. Sämtliche Ausschreibungen sollen im „Datenservice Öffentlicher Einkauf“ erfasst sein. Damit können Unternehmen Ausschreibungen schneller unter einer Adresse finden.

Der Autor Dr. Alexander Dörr ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Vergaberecht bei Menold Bezler in Stuttgart