in.hub: Mio. Finanzierungsrunde für IIoT-Start-up


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Das 2017 von Marco Neubert und Christian Groß gegründete Chemnitzer Soft- und Hardware-Start-up in.hub sichert sich in einer Series-A-Finanzierung einen siebenstelligen Betrag vom TGFS Technologiegründerfonds Sachsen.

Die in.hub GmbH wurde 2017 von Marco Neubert und Christian Groß in Chemnitz gegründet. Seitdem entwickelt und vertreibt es mit „siineos“ eine anpassbare, modular erweiterbare und herstellerunabhängige Lösung, die Hard- und Software-Komponenten umfasst. Anwender sind kleine und mittelständische Unternehmen, die dank siineos bessere Dateneinblicke in ihre Prozesse und Maschinen bekommen. Die Lösung ist im Vergleich zu herkömmlichen Produkten einfacher, schneller und günstiger zu implementieren.

Die Anwender*innen erhalten dank siineos Informationen über ihre teils schon länger laufenden analogen Maschinenparks, z.B. exakte Temperaturwerte, Stromspitzen oder die genaue Auslastung und Stillstandsgründe. Mithilfe dieser Informationen können die Betreiber*innen einem Verschleiß besser vorbeugen, die Auslastung effizienter managen und Energie sowie CO2 einsparen. All diese Feautures sind im Vergleich mit Marktbegleiter*innen komplett offline auch ohne Cloud nutzbar.

Das in.hub-Team besteht aus 15 Personen und wird operativ von den Gründern Marco Neubert und Christian Groß geführt. Die beiden Ingenieure haben bereits in früheren Tätigkeiten mehrjährige Erfahrung bei Entwicklung und Vertrieb mit der gleichen Zielkund*innenstruktur gesammelt und so das Start-up in kurzer Zeit zu einem stabilen Umsatzwachstum geführt.

„Unsere Vision ist es, IIoT im Mittelstand zu etablieren und die Digitalisierung analoger Maschinen für alle produzierenden Unternehmen möglich zu machen“, erklärt Mitgründer Christian Groß. „Mit unserer Lösung bieten wir eine neue Analysemöglichkeit für unsere Kunden und somit letztlich einen ganz neuen Betrieb und Einsatz ihrer Maschinen“, ergänzt Co-Founder Marco Neubert.

Die Gründer planen, mit den zusätzlichen finanziellen Mitteln sowohl den Vertrieb auszubauen als auch ihre Hardware/Software-Lösung weiter zu optimieren. Zudem soll eine Plattform für zusätzliche Applikationen aufgebaut werden, damit Kunden auf einfachem Weg weitere wertvolle Informationen und Einblicke in ihre Maschinen erhalten. Perspektivisch soll die Plattform auch externen Entwicklern über ein Provisionsmodell zugänglich gemacht werden.

TGFS-Geschäftsführer Sören Schuster zur Transaktion: „Bei in.hub handelt es sich um ein attraktives Wachstumsunternehmen mit einem engagierten und erfahrenen Team, das neue Geschäftsfelder im Softwarebereich erschließen will. Die Gesellschaft bewegt sich in einem etablierten Markt mit deutlichem Upside-Potenzial. Insofern freuen wir uns, als TGFS das Team von in.hub bei seiner Entwicklung zu begleiten.“

Avelios Medical sichert sich 30 Mio. Euro Investment für sein innovatives Krankenhausinformationssystem

Das 2020 von Christian Albrecht, Nicolas Jakob und Dr. Sebastian Krammer gegründete Avelios Medical, Anbieter eines modernen Krankenhausinformationssystems (KIS), sichert sich in einer Series-A-Finanzierungsrunde 30 Mio. Euro von Sequoia Capital sowie seiner bestehenden Investoren Revent & HTGF. Die Finanzierungsrunde ist eine der größten Series-A-Runden im Bereich Digital Health der vergangenen Monate.

Mit der frischen Finanzierung will Avelios seine Mission vorantreiben, das führende Betriebssystem für die intelligente Patient*innenversorgung der Zukunft zu werden. Die Finanzierung unterstreicht das Potenzial von Avelios Medical, die Digitalisierung des Gesundheitswesens voranzutreiben.

Innovationsdruck als Gamechanger

Bis 2030 zieht sich mit SAP ein führender KIS-Hersteller aus dem Markt zurück. Hunderte deutsche und europäische Krankenhäuser stehen vor der Herausforderung, ihre KIS-Systeme zu erneuern. Damit bietet sich eine große Chance, die Klinik-IT zu modernisieren, die Qualität der Versorgung zu verbessern und Prozesse effizienter zu gestalten.

So sterben jährlich in Deutschland 65.000 Menschen allein an vermeidbaren Medikationsfehlern – mehr als im Straßenverkehr (Quellen: BARMER, WHO). Die Ursache sind veraltete IT-Systeme, in denen Daten zu oft nicht zur richtigen Zeit im richtigen Format verfügbar sind. Aus dem gleichen Grund verbringen Ärzt*innen nach Angaben des Marburger Bunds mehr als drei Stunden täglich mit administrativen Aufgaben.

Avelios Medical: neues Betriebssystem für intelligente Patient*innenversorgung

Um diese Herausforderungen zu lösen, bauten die drei Gründer von Avelios Medical ein vollständiges KIS von Grund auf neu. Entstanden ist ein Betriebssystem für intelligente Patientenversorgung, das sich an den Arbeitsweisen von Ärzt*innen und Pflegekräften orientiert, den Dokumentationsaufwand drastisch reduziert und Patient*innendaten über Sektorengrenzen hinweg intelligent vernetzt. Aufgrund einer vollständig strukturierten Erfassung der Daten können KI-Anwendungen ihr volles Potenzial entfalten, etwa bei der automatisierten Diagnostik.

Avelios Medical deckt dabei den vollen Umfang eines Krankenhausinformationssystems ab – von der Behandlungsdokumentation über administrative Prozesse bis hin zu einem Patient*innenportal. Die Plattform setzt dabei auf höchste Datenschutz- und Sicherheitsstandards. Alle Daten werden ausschließlich in hochsicheren Rechenzentren in Europa oder direkt in der lokalen Infrastruktur der Kund*innen gespeichert. Dank einer modularen Microservice-Architektur können Kliniken das System flexibel an die spezifischen Bedürfnisse der eigenen Einrichtungen anpassen sowie zwischen einer schrittweisen Implementierung und einem Umstieg in einem Schritt wählen.

Führende Kliniken setzen bereits auf Avelios

Avelios ist bereits zentraler Bestandteil der Digitalisierungsstrategien führender Krankenhäuser. Sana, eine der größten privaten Krankenhausketten mit 56 Einrichtungen, und führende Universitätskliniken wie das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München oder die Medizinische Hochschule Hannover setzen auf die Avelios Software einschließlich des angeschlossenen Patientenportals.

Das frische Investment verschafft Avelios das notwendige Kapital und die Planungssicherheit, um das eigene Team weiter zu skalieren und bestehende sowie zukünftige Kunden weiterhin erfolgreich bei der Transformation in eine digitale Zukunft zu begleiten. „Sequoia hat sich bewusst vom klassischen, kurzfristigen Investment-Zyklus abgewandt und setzt auf Unternehmen, die fundamentale Probleme lösen. Die Digitalisierung der Patientenversorgung erfordert langfristiges Denken und nachhaltige Innovation“, kommentiert Christian Albrecht, Mitgründer von Avelios Medical.

FÜNF PROZENT sichert sich Pre-Seed-Investment für die Wärmewende

Das Stuttgarter GovTech FÜNF PROZENT meldet den erfolgreichen Abschluss einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde. Das frische Kapital soll es dem Start-up ermöglichen, seine Technologie weiterzuentwickeln und sich weiter am Markt zu etablieren.

Mit der aktuellen Geschwindigkeit sind die Wärmewende und die Klimaziele nicht zu erreichen. Die Sanierungsrate in Deutschland liegt bei unter 1 % – dabei müsste sie um ein Vielfaches höher sein. Der Gebäudesektor ist der größte Hebel zur CO-Reduktion, doch viele Eigentümer*innen wissen nicht, wie sie konkret handeln können.

Hier setzt FÜNF PROZENT an: Das impactgetriebene Start-up wurde 2023 von Sarina Hötzel, Sally Köhler und Matthias Schöttler aus der Hochschule für Technik Stuttgart heraus gegründet. Mit seiner Software-as-a-Service-Lösung unterstützt das Start-up Kommunen dabei, den Gebäudebestand systematisch zu analysieren, Eigentümer*innen gezielt zu informieren und zur Umsetzung energetischer Maßnahmen zu motivieren. Durch das innovative Outside-In-Analyseverfahren erfasst das Unternehmen den energetischen Zustand, sowie das Sanierungs- und PV-Potenzial aller Wohngebäude einer Stadt. Diese Daten werden den Bürger*innen als Energetischer Gebäudesteckbrief zur Verfügung gestellt – ein städtischer Service, der den Einstieg in die Umsetzung energetischer Maßnahmen erleichtert.

Doch Information allein reicht nicht – es braucht Umsetzung. Deshalb bringt das Start-up Eigentümer*innen in lokalen Umsetzungsgemeinschaften zusammen. So profitieren sie voneinander, motivieren sich gegenseitig und erzielen bessere Konditionen bei der gemeinsamen Angebotseinholung.

„Viele Eigentümer*innen wollen energetische Maßnahmen durchführen, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollen. Unser Ansatz senkt Hürden, erleichtert die Entscheidung zur Umsetzung und reduziert CO-Emissionen“, erklärt Sarina Hötzel, Mitgründerin von FÜNF PROZENT. „So sparen Kommunen und Eigentümer*innen Zeit, Kosten und Aufwand auf dem Weg zur Klimaneutralität.“

Dass der Ansatz funktioniert, zeigt die Praxis: Im letzten Jahr wurden nach Angaben des Start-ups bereits über 135.000 Wohngebäuden analysiert. In 11 Kommunen in Baden-Württemberg arbeitet FÜNF PROZENT erfolgreich mit Verwaltungen und Eigentümer*innen zusammen. Mehr als 85 Haushalte haben sich bisher an Bündelungsaktionen beteiligt, etwa in Stuttgart, Schorndorf und Überlingen für die Anschaffung von Photovoltaik-Anlagen. Nun steht die Expansion über die Landesgrenzen Baden-Württembergs hinaus an.

Mit der frischen Finanzierung – über die Höhe wurden keine Angaben kommuniziert – will FÜNF PROZENT seinen Impact in den nächsten zwei Jahren massiv ausbauen und mit möglichst vielen Kommunen in die Zusammenarbeit kommen. Das Ziel: über 500.000 Wohngebäude analysieren, mehr als 15 Mio. Euro an Modernisierungsvolumen umsetzen und tausende Tonnen CO-Emissionen einsparen. Damit soll die Sanierungsrate in Deutschland spürbar gesteigert und ein konkreter wirtschaftlicher und ökologischer Nutzen für Kommunen und Eigentümer*innen geschaffen werden.

PartsCloud: B2B-Tech-Start-up sichert sich 5-Mio.-Euro-Seed-Finanzierung

Das 2021 von Benjamin Reichenecker und Fabian Gemmecke gegründete PartsCloud ist die einzige All-in-One-Plattform für Ersatzteilmanagement im deutschen Maschinenbau. Das frische Kapital – bereitgestellt von Newion, MBG und SquareOne – soll für den Ausbau der eigenen KI-Planungssoftware verwendet werden.

Rund 80 Prozent der Ersatzteile in Fabriklagern werden nicht gebraucht und irgendwann verschrottet, da im deutschen Maschinenbau noch viel zu oft nur nach Bauchgefühl bestellt wird. Das B2B-Tech-Start-up PartsCloud digitalisiert mit seiner innovativen Software als erster Anbieter den Prozess des kompletten Ersatzteilmanagements, von Planung über Zoll bis hin zur Lagerlogistik. Dank präzisen Prognosen können Fehl- und Überbestände vermieden, die Zollabwicklung automatisiert sowie Logistikprozesse an einem Ort zentral gesteuert werden. Diese Innovation konnte auch Investoren überzeugen: In ihrer Seed-Finanzierungsrunde sichert sich PartsCloud 5 Millionen Euro von Newion, MBG und SquareOne.

Wird ein Ersatzteil in der Produktion gebraucht, steht die Maschine still, ist Zeit buchstäblich Geld. Je schneller das defekte Teil ersetzt wird, desto kostensparender. "Die meisten Unternehmen verlassen sich bei der Ersatzteilplanung noch immer auf Excel-Tabellen. Was bislang fehlte, ist eine datengetriebene Lösung, mit der man vorausschauend planen kann”, sagt Benjamin Reichenecker, Gründer und CEO von PartsCloud. Der Wirtschaftsingenieur weiß, wovon er spricht. Sechs Jahre hat er in der Geschäftsführung eines mittelständischen Maschinenbauers gearbeitet. „Für kleinere und mittelständische Unternehmen war es bisher extrem aufwendig, Ersatzteile ohne digitale Hilfe zu managen“.

Ersatzteilbestellung so einfach wie jede andere Online-Bestellung

Benjamin Reichenecker und Co-Founder Fabian Gemmecke haben dafür PartsCloud gegründet. Die Mission: Ersatzteilbestellung soll so einfach wie jede andere Online-Bestellung sein – digital und jederzeit weltweit verfügbar. Für die Kunden, die überwiegend aus dem Maschinenbau kommen, zahlt sich das aus. PartsCloud arbeitet bereits mit über 25 Kund*innen in Europa und den USA zusammen. Durch automatisierte Arbeitsprozesse sinken die internen Prozesskosten um bis zu 79 Prozent. Die Bestandskosten verringern sich durch die KI-gestützte Planungslösung  um rund ein Drittel. „Die Zusammenarbeit mit PartsCloud hat unsere Effizienz und Genauigkeit im Ersatzteilmanagement erheblich gesteigert. Dank PartsOS Inventory konnten wir den manuellen Planungsaufwand um über 85 Prozent reduzieren und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen deutlich verbessern”, sagt Christian Meisen, Head of Global Service Center WEINIG Group.

5 Millionen Euro für den Ausbau der KI-Planungssoftware

Der Fit im Markt sowie das Produkt haben namhafte Investoren überzeugt, in PartsCloud in Millionenhöhe zu investieren. „In einem Markt, der unter wirtschaftlichem Druck und Fachkräftemangel steht, ist das Ersatzteilmanagement für Maschinenhersteller zu einem entscheidenden Umsatzfaktor geworden. Doch veraltete Systeme und ineffiziente Prozesse bremsen viele Unternehmen aus. PartsCloud, geführt von einem erfahrenen Gründerteam, bietet die entscheidenden Werkzeuge für ein leistungsfähiges Ersatzteilmanagement, damit KMU wettbewerbsfähig bleiben und die globale Nachfrage schnell und präzise bedienen können”, so Leopold Lindner, VC Investor bei Newion aus Amsterdam.

Das Investment wird PartsCloud für den Ausbau seiner KI-Planungssoftware verwenden. Schon jetzt bietet die prädiktive Bestandsanalyse der Software eine um 30 Prozent geringere Fehlerquote im Vergleich zu den gängigen Planungsmethoden. Somit kann der Teilbedarf, basierend auf Daten, Trends und saisonalen Mustern, frühzeitig erkannt und Fehl- oder Überbestände vermieden werden. Dazu will PartsCloud mit dem Investment neue Märkte erschließen, u.a. Asien. Seit seiner Gründung 2021 hat das baden-württembergische Unternehmen nun in Summe bereits 7,5 Millionen Euro eingesammelt.

Deutsche Onkologie-Start-ups auf Platz 3 in der EU

Die Studie „Neue Horizonte in der Onkologie“ des Europäische Patentamts zeigt u.a.: Innerhalb Europas ist Deutschland führend mit fast 5.400 krebsbezogenen internationalen Patentfamilien.

Krebs ist nach wie vor eine große gesundheitliche Bedrohung in Europa, wo fast 25 % der weltweiten Erkrankungen und mehr als 20 % der Todesfälle auftreten – obwohl hier weniger als 10 % der Weltbevölkerung leben. Durch technologische Fortschritte und Spitzenleistungen der europäischen Gesundheitssysteme in der Krebsprävention und Patientenversorgung steigen die Überlebensraten.

Anlässlich des Weltkrebstages hat das Europäische Patentamt (EPA) nun seine zweite Studie „Neue Horizonte in der Onkologie“ über krebsbezogene Technologien veröffentlicht. Sie enthält eine eingehende Analyse der am schnellsten wachsenden Technologiebereiche. Dazu gehören die zelluläre Immuntherapie (die Zahl der Patentanmeldungen zwischen 2015 und 2021 nahm hier im Durchschnitt um 37,5 % pro Jahr zu), die Gentherapie (+31 %) und die Bildanalyse (+20 %).

Innerhalb Europas ist Deutschland führend mit fast 5 400 krebsbezogenen internationalen Patentfamilien (IPFs), die zwischen 2010 und 2021 veröffentlicht wurden. Dies entspricht 5,1 % der weltweiten Gesamtzahl. Aber der Bericht zeigt, dass Deutschland, und Europa als Ganzes, im Vergleich zu den USA und China Anteile an den Patentanmeldungen in diesen wachstumsstarken Bereichen der Innovation in der Krebsbekämpfung verlieren. In den drei am schnellsten wachsenden Bereichen büßte Europa durchschnittlich 5 Prozentpunkte ein.

Europas Onkologie-Start-ups haben die Nase vorn

Die Studie belegt aber auch, dass Europa mit rund 1500 Start-ups gegenüber 1325 in den USA die höchste Zahl an Start-ups im Bereich Onkologie aufweist. „Vor dem Hintergrund des Berichts von Mario Draghi über die Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit sind die Ergebnisse dieser Studie ein Weckruf für das europäische Innovationssystem in der Onkologie“, sagt EPA-Präsident António Campinos. „Da sich die Technologien zur Krebsbekämpfung rasch weiterentwickeln und teils unerwartete Richtungen einschlagen, muss Europa reagieren, um seinen Wettbewerbsvorteil bei Innovationen im Gesundheitswesen zu wahren und dadurch Leben zu retten. Europas dynamische Onkologie- Start-ups sind zwar ein Lichtblick, aber sie brauchen Investitionen und Unterstützung, um ihre Erfindungen zu skalieren.“

Deutschland: Skalierung bleibt Herausforderung

Die Studie zeigt, dass Deutschland mit 208 krebsbezogenen Start-ups den dritten Platz in Europa belegt, hinter dem Vereinigten Königreich, das mit 290 Start-ups führt, und Frankreich, das mit 246 Start-ups den zweiten Platz einnimmt.

Trotz dieser Innovationskraft stehen deutsche Start-ups vor erheblichen Herausforderungen bei der Skalierung ihrer Geschäftstätigkeit: Nur 25 % der deutschen krebsbezogenen Start-ups haben die späte Wachstumsphase erreicht, während sich rund 40 % noch in der sehr frühen Wachstumsphase und 35% in der Seed Phase befinden. Dies spiegelt den starken Kontrast wider, den die Studie aufzeigt: Während Europa über viele Start-ups in der Seed- und frühen Wachstumsphase verfügt, übertreffen die USA Europa deutlich, wenn es um die Skalierung in die späte Wachstumsphase geht. Fast 40 % der US-amerikanischen krebsbezogenen Start-ups haben dieses fortgeschrittene Stadium erreicht, verglichen mit nur 24 % in der EU und unter 27 % in anderen EPO-Mitgliedsstaaten. Dies unterstreicht die Herausforderungen, mit denen europäische Start-ups bei der erfolgreichen Skalierung konfrontiert sind.

Öffentliche Forschung stärkt Innovationen in der Krebsbekämpfung in Deutschland

In Deutschland stieg der Beitrag öffentlicher Forschungseinrichtungen zur krebsbezogenen Innovation zwischen den beiden Zeiträumen 2010 bis 2015 und 2016 bis 2021 um 2,6 % auf fast 40 %. Dies ist auf eine höhere Anzahl direkter, also von diesen Organisationen selbst eingereichten Patentanmeldungen zurückzuführen. Damit belegt Deutschland den zweiten Platz in Europa, wenn es um öffentliche Forschungseinrichtungen geht, die zu krebsbezogenen internationalen Patentfamilien (IPFs) beitragen. Zu den führenden deutschen Forschungseinrichtungen in Europa zählen die Max-Planck-Gesellschaft, die mit 154 IPFs auf Platz 6 rangiert, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) mit 152 IPFs auf Platz 7 sowie die Universität Heidelberg, die mit 137 IPFs auf Platz 12 steht.

Hier geht’s zum Deep Tech Finder des EPA für die Suche nach Onkologie-Start-ups und ihren Investoren.

Gründer*in der Woche: ALRIGHTY - Spezialitätenkaffee mit sozialer Mission

Die Alrighty-Gründer Volker Meyer-Lücke, Sebastian Kroth und Daniel Rizzotti verfolgen das Ziel, Spezialitätenkaffee aus der Nische zu holen und dabei soziale und ökologische Verantwortung in den Mittelpunkt zu stellen.

Zusammen bringen die drei Gründer über 30 Jahre Erfahrung mit: Volker Meyer-Lücke und Daniel Rizotti haben vor der Gründung bei Dallmayr gearbeitet, während Sebastian Kroth als Brand Director bei The Coca-Cola Company Europa tätig war. Gemeinsam haben sie eine klare Vision für ihr Start-up: Nachhaltigkeit und Qualität sollen Hand in Hand gehen.

„Wir wollten von Anfang an etwas aufbauen, das über den reinen Kaffeehandel hinausgeht“, so Sebastian. „Es ging uns nicht nur darum, einen großartigen Kaffee zu kreieren, sondern auch, ein Modell zu entwickeln, das langfristige Veränderungen bewirkt – für die Umwelt, die Produzent*innen und Kund*innen.“

Die Idee hinter ALRIGHTY ist es, die Lücke zwischen qualitativ hochwertigem Kaffee und nachhaltigem Handeln zu schließen, ohne Kompromisse bei den Geschäftszielen einzugehen. Für die Gründer ist es entscheidend, den Fokus nicht nur auf das Endprodukt, sondern auch auf die gesamte Lieferkette zu legen.

„Wir haben in der Kaffeeindustrie gesehen, wie wichtig es ist, nachhaltige Prozesse zu etablieren, die nicht nur dem Produkt zugutekommen, sondern auch den Menschen, die den Kaffee anbauen. Nachhaltigkeit muss umfassend gedacht werden, von der Ernte bis zur Tasse“, so Mitgründer Volker.

ALRIGHTY bezieht seinen Kaffee ausschließlich von sogenannten Underdogs: Das sind weibliche Farmerinnen, junge Farmer*innen der nächsten Generation und/oder Farmer*innen aus afrikanischen Ländern. „Uns war von Anfang an klar, dass wir diejenigen unterstützen wollen, die oft übersehen werden“, fügt Volker hinzu. Mehr als die Hälfte der Kaffeebohnen stammt aktuell von weiblichen Produzentinnen, die oft weniger Zugang zu Ressourcen und Märkten haben.

Spezialitätenkaffee und Verantwortung

Bei ALRIGHTY geht es also um mehr als nur den Geschmack. Die Bohnen haben alle Spezialitätenkaffee-Qualität, was sie in die Spitzenklasse des globalen Kaffeemarkts hebt. Doch was ALRIGHTY wirklich besonders macht, ist die Verbindung von Spitzenqualität mit tiefem Engagement für Fairness. „Unser Kaffee soll nicht nur gut schmecken“, betont Volker Meyer-­Lücke, „sondern das Leben der Menschen, die ihn produzieren, verbessern. Nachhaltigkeit und Qualität müssen Hand in Hand gehen.“ Durch faire Preise und Unterstützung bei der nachhaltigen Landwirtschaft will man dazu beitragen, dass auch die nächsten Generationen von den Kaffeefarmen leben können.

Die Arbeit mit den Underdogs ist für die Gründer nicht nur ein sozialer Anspruch, sondern auch eine unternehmerische Entscheidung. „Wir glauben daran, dass die besten Produkte oft von denjenigen kommen, die wirklich an der Basis arbeiten – die leidenschaftlichen Farmer*innen, die trotz widriger Umstände innovativ und nachhaltig arbeiten“, sagt Daniel. „Wir wollten bewusst denen eine Bühne geben, die sonst oft keine Sichtbarkeit auf dem Weltmarkt haben.“ Die gezielte Unterstützung dieser Farmer*innen bedeutet auch, zur Vielfalt auf dem Kaffeemarkt beizutragen.

Markteintritt mit Hürden

Der Weg bis zum Markteintritt 2023 barg so manche Herausforderungen. „Es ist nicht leicht, in einem Markt Fuß zu fassen, der von großen Namen und traditionelleren Geschäftsmodellen dominiert wird“, erinnert sich Sebastian. Der Markteintritt mitten in einer COVID-19-Pandemie brachte zusätzliche Hürden mit sich, doch das Team ließ sich nicht entmutigen. „Wir haben die Zeit genutzt, um unsere Prozesse zu optimieren und uns darauf vorzubereiten, den Markt mit voller Kraft zu betreten“, sagt Volker. „Unser Ziel war es, von Anfang an starke Partnerschaften aufzubauen und Kund*innen von unserem Konzept zu überzeugen.“

Caretrade statt „nur“ Fairtrade

Caretrade ist das Herzstück des Geschäftsmodells. Es geht dabei nicht nur um fairen Handel, sondern um den Aufbau echter Partnerschaften mit den Produzent*innen. „Caretrade ist für uns mehr als ein Siegel“, erklärt Sebastian Kroth. „Es ist eine Philosophie, die darauf abzielt, dass alle in der Wertschöpfungskette langfristig profitieren.“ Der Ansatz geht über das klassische Fairtrade-Modell hinaus, indem er auf eine enge Zusammenarbeit mit den Kaffeebäuer*innen setzt. Die Unterstützung von nachhaltigen Anbaumethoden und die Hilfe beim Aufbau lokaler Infrastruktur sind dabei zentrale Elemente.

„Caretrade zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein schöner Gedanke ist, sondern auch ein profitables Geschäft sein kann, wenn man es richtig macht“, sagt Sebastian. Die Gründer legen dabei großen Wert auf Transparenz – von der Herkunft der Bohnen bis hin zur Art und Weise, wie der Kaffee verarbeitet und vermarktet wird.

Prominenter Support: von Jane Goodall bis Manuel Neuer

Eine der bedeutendsten Partnerschaften ist die Zusammenarbeit mit Dr. Jane Goodall, die als Schirmherrin fungiert. „Jane Goodall steht für alles, was wir bei ALRIGHTY verkörpern wollen“, sagt Sebastian. „Sie ist nicht nur eine Ikone des Umweltschutzes, sondern auch ein lebendes Beispiel dafür, wie eine Person die Welt verändern kann.“ Ein Teil der Erlöse aus den ALRIGHTY-Produkten fließt in die Roots & Shoots-Projekte des Jane Goodall Instituts Deutschland, die junge Menschen weltweit dazu ermutigen, sich für den Schutz der Umwelt und die Förderung von sozialer Gerechtigkeit einzusetzen.

Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Zusammenarbeit mit der NGO „Menschen für Menschen“, die seit Jahrzehnten in Äthiopien tätig ist. Gemeinsam haben sie ein Aufforstungsprojekt gestartet, das 300 Hektar brachliegendes Land wieder in fruchtbaren Wald verwandelt. „Wir wollten sicherstellen, dass wir nicht nur über CO2-Neutralität sprechen, sondern auch aktiv etwas dafür tun“, erklärt Volker. „Dieses Projekt trägt nicht nur dazu bei, den Klimawandel zu bekämpfen, sondern bietet den Menschen vor Ort auch neue Einkommensquellen – etwa durch Honigproduktion oder den nachhaltigen Anbau von Kaffee.“

Ein weiteres Highlight ist die Zusammenarbeit mit Profi-Fußballer Manuel Neuer, der als Hauptgesellschafter an Bord ist. „Manuel teilt unsere Werte und engagiert sich leidenschaftlich für Nachhaltigkeit“, sagt Sebastian. „Seine Unterstützung hilft uns dabei, unsere Mission weiter voranzutreiben und die Themen fairer Kaffeehandel und Klimaschutz noch breiter zu streuen.“

Nachhaltigkeit und Erfolg

ALRIGHTY hat in kürzester Zeit eine beeindruckende Liste an Kund*innen gewonnen. „Wir sind stolz darauf, dass Münchner Unternehmen wie Feinkost Käfer und dean&david auf unseren Kaffee setzen“, erzählt Daniel. „Es freut uns auch, dass wir mit Drogeriemärkten wie Rossmann und Müller neue Vertriebskanäle erschließen konnten. Unser Ziel ist es, ALRIGHTY so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen.“

Darüber hinaus beliefert das Unternehmen auch große Unternehmen wie Wacker Chemie, Doctolib, Jungglück und die Digitalagentur Ray Sono. „Unser Anspruch ist es, für jeden das richtige Kaffee- und Maschinenkonzept zu finden – egal, ob es sich um ein Start-up oder einen DAX-Konzern handelt“, fügt Daniel hinzu.

Mit einem klaren Fokus auf Qualität, Transparenz und Fairness haben Volker Meyer-Lücke, Daniel Rizzotti und Sebastian Kroth ein Geschäftsmodell entwickelt, das zeigt, dass Nachhaltigkeit und Erfolg Hand in Hand gehen können. ALRIGHTY hat das Potenzial, eine treibende Kraft für Veränderung in der Kaffeebranche zu werden. Dies ist erst der Anfang: Das Team hat große Pläne, getreu dem Motto: Jede Tasse Kaffee kann die Welt ein Stück besser machen.

GameChanger des Monats: Oxyle - sauberes Wasser für alle

Dr. Fajer Mushtaq, CEO und Mitgründerin des CleanTech-Start-ups Oxyle, schildert ihre persönliche (Gründungs-)Reise auf dem Weg zur Lösung eines globalen Problems.

Ich erinnere mich noch gut an die Sommer meiner Kindheit in Delhi. Als meine Familie von Kaschmir nach Delhi zog, war ich schockiert über die Wasserknappheit, die das Leben dort bestimmte. In den heißen Sommermonaten standen wir oft stundenlang in der Schlange, um Wasser von den Tanks des Delhi Jal Board, der zuständigen Wasserbehörde, zu holen. Erst als ich nach Europa kam, wo sauberes Wasser scheinbar endlos aus den Hähnen floss, wurde mir klar, dass das, was ich in Delhi erlebte, nicht überall die Norm war.

Diese Erfahrungen haben mein Leben tief geprägt und mein Bewusstsein für die Bedeutung von Wasser, seiner Verfügbarkeit und vor allem seiner Qualität geschärft. Ich erkannte, dass der Zugang zu sauberem Wasser – oder zu Wasser überhaupt – zu oft als selbstverständlich angesehen wird. Selbst in Ländern wie der Schweiz, die für ihre natürlichen Wasserressourcen bekannt sind, ist sauberes und sicheres Wasser keine Selbstverständlichkeit. Es gibt mehr als 100 bekannte PFAS-Kontaminationsstellen im ganzen Land. PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) sind eine Klasse von über 13.000 künstlich hergestellten, extrem beständigen Chemikalien, die für Menschen und unsere Umwelt giftig sind. Sie werden in so vielen Dingen verwendet, die wir täglich essen und tragen – von Teflonpfannen bis zu Regenjacken. Heute sind sie fast überall zu finden. Sie sind in unsere Böden gesickert, in unsere Gewässer gelangt und haben sich in unseren Blutbahnen angesammelt.

Von der Doktorarbeit zur Gründung von Oxyle

Während meiner Doktorarbeit an der ETH Zürich beschloss ich, Wasser zu meiner Mission zu machen. Mein Schwerpunkt lag auf der Entwicklung von Technologien zur effektiven und effizienten Entfernung von Mikroverunreinigungen aus Wasserressourcen. PFAS bestehen aus den stärksten Bindungen der organischen Chemie. Das macht sie unglaublich widerstandsfähig gegen den Abbau. Sie verbleiben in unserer Umwelt und in unserem Körper auf unbestimmte Zeit, was ihnen zu Recht den Spitznamen „Ewigkeitschemikalien“ eingebracht hat. Ihre Beseitigung ist von entscheidender Bedeutung. Der Kontakt mit PFAS, selbst in sehr geringen Konzentrationen, wird mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht, darunter Krebs, Störungen des Hormonsystems und Schädigung des Immunsystems.

In diesem Zusammenhang traf ich auf meinen späteren Mitgründer Silvan Staufert. Es war schnell klar, dass wir beide die gleiche Vision teilten. Gemeinsam sahen wir unsere Chance, etwas zu bewirken und eine der größten Herausforderungen der Menschheit in Angriff zu nehmen. Wir mussten unsere Technologie nur aus dem Labor herausbringen.

Eine nachhaltige Lösung für die Bekämpfung von PFAS

Die Idee zu Oxyle entstand aus diesem Zusammentreffen von Vision, Expertise und Dringlichkeit. Wir waren beide davon überzeugt, dass die Fortsetzung der herkömmlichen Methoden zur Bekämpfung der PFAS-Kontamination alleine nicht ausreicht. Diese Methoden verlagern das Problem lediglich, anstatt es zu lösen. PFAS werden häufig durch Ionenaustauschharze oder Aktivkohle in Pulverform aus dem Abwasser entfernt, aber bei diesen Verfahren entstehen sekundäre Abfallprodukte, die dann entsorgt werden müssen – oft durch Verbrennung oder Deponierung. In beiden Fällen gelangen PFAS letztlich wieder in die Umwelt, sei es durch Auswaschung in den Boden oder durch Freisetzung in die Luft. Wir waren der Meinung, dass die Welt eine bessere Lösung verdient hat – eine, die die schädlichen Moleküle dauerhaft zerstört.

Im Mai 2020 gründeten wir schließlich Oxyle, mit dem Ziel, eine Technologie zu entwickeln, die genau das leistet: PFAS-Moleküle vollständig abzubauen und sie in unschädliche Bestandteile zu mineralisieren. Unsere neuartige katalytische Zerstörungstechnologie beseitigt diese persistenten Chemikalien effektiv, ohne sekundäre Abfallprodukte zu erzeugen. Das ist nicht nur ein technischer Durchbruch, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen Zukunft. Wir wollten sicherstellen, dass keine giftigen Rückstände zurückbleiben, die wieder in unsere Umwelt gelangen könnten. Unsere Methode bietet nicht nur eine Lösung für das Problem, sondern verbraucht dabei auch deutlich weniger Energie als andere destruktive Methoden – etwa 15-mal weniger Energie, um genau zu sein. So schufen wir eine Lösung, die nicht nur funktioniert, sondern auch für eine breite Anwendung skalierbar ist.

Positionspapier zur Zukunftsfähigkeit der europäischen Gründungsszene

Gründer*innen und Investor*innen sind der Schlüssel zur Zukunft Europas – was sich vor diesem Hintergrund ändern muss, zeigt das Positionspapier des Investor*innen- und Gründer*innen-Netzwerks Encourage Ventures.

Das Positionspapier von Encourage Ventures stellt konkrete Maßnahmen vor, um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraft von Gründer*innen, Investor*innen und die des gesamten Start-up- und Investment Ecosystems zu stärken. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen wurden bereits fundiert diskutiert und an anderer Stelle vorgeschlagen. Ziel dieses Papiers ist es, bestehende und bewährte Ansätze aufzugreifen, in den Vordergrund zu rücken und deren Umsetzung weiter zu fördern.

Der Status quo

Deutschland verfügt über enormes Innovationspotenzial, das sich in der Höhe des Forschungs- und Entwicklungsaufwands (3,1 % des BIP im Jahr 2023), einer im internationalen Vergleich hohen Anzahl an Patentanmeldungen und exzellent ausgebildeten Fachkräften widerspiegelt.

Doch die bestehenden Rahmenbedingungen verhindern, dass dieses Potenzial vollständig ausgeschöpft wird* Kaum Gründungslehre an Schulen und Hochschulen, langwierige und nicht-digitalisierte Gründungsprozesse, unzureichende Kapitalverfügbarkeit, Fachkräftemangel und eine insgesamt überbordende Bürokratie hemmen das Gründungsgeschehen in Deutschland. Während der Marktwert des deutschen Start-up-Ökosystems lediglich 4,7 % des BIP ausmacht, liegt dieser Wert in den USA bei 16 % (Startup-Verband und McKinsey 2023). In diesem Umfeld nimmt der Wunsch nach Unternehmertum und Selbständigkeit weiter ab* Nur 3,6 % der 18- bis 64-Jährigen planten 2023 eine Gründung – ein Rückgang gegenüber 4,5 % im Jahr 2022 und 6,0 % im Jahr 2010 (KfW Gründungsmonitor 2024).

Auch die Diversität im deutschen Start-up-Ökosystem ist begrenzt. Die Gründungsquote stagniert, und der Anteil an Gründerinnen liegt bei nur 18,8 % (Deutscher Startup Monitor 2024). Gleichzeitig bleibt das Potenzial privater Investor*innen weitgehend ungenutzt* Deutschland zählt fast 16.000 aktive Business Angels (BAND 2024), von denen lediglich 15 % – rund 2.400 – weiblich sind. Dies reduziert unter anderem die Perspektivenvielfalt und Diversität bei Investmententscheidungen. Darüber hinaus fehlen steuerliche Anreize, Wissen und ein adäquates Risikobewusstsein, um das Interesse an Angel Investing als Assetklasse zu steigern. 2023 wurden lediglich 14,5 % der Wachstumsfinanzierungen in Deutschland von inländischen Investoren getragen, während US-Investor*innen 46,1 % dieser Investments stemmten (Deutscher Startup Monitor 2023).

Was ist an welcher Stelle zu leisten?

Viele dieser Herausforderungen und Potenziale lassen sich jedoch nicht allein auf nationaler Ebene lösen. Eine verstärkte europäische Perspektive ist notwendig, um grenzüberschreitende Investitionen zu fördern, einheitliche Rahmenbedingungen zu schaffen und die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten zu stärken. Dies gilt besonders für den Aufbau eines europäischen Start-up-Ökosystems, das Synergien zwischen den Ländern nutzt und ein wettbewerbsfähiges Umfeld schafft, um das Innovationspotenzial Europas voll auszuschöpfen.

Dieses Positionspapier stellt konkrete Maßnahmen vor, um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraft von Gründer*innen und Investor*innen, des gesamten Start-up- und Investment Ecosystems zu stärken. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen wurden bereits fundiert diskutiert und an anderer Stelle vorgeschlagen. Ziel dieses Papiers ist es, bestehende und bewährte Ansätze aufzugreifen, in den Vordergrund zu rücken und deren Umsetzung weiter zu fördern. Dabei geht es nicht nur darum, bestehende Hürden abzubauen, sondern auch das enorme Innovationspotenzial Europas zu nutzen. Bis 2030 könnte Europa durch DeepTech-Innovationen bis zu 8 Billionen Euro an Wertschöpfung realisieren, wenn der Transfer von Forschung in die Praxis effizient gestaltet wird (BCG 2024). Das Ziel ist ein dynamisches, inklusives und global wettbewerbsfähiges Start-up-Ökosystem.

1. Gründung vereinfachen und Bürokratie abbauen

Der zeit- und kostenintensive Prozess der Unternehmensgründung sowie die überbordende Bürokratie stellen erhebliche Hürden für Entrepreneur*innen in Deutschland dar. Im internationalen Vergleich schneidet das Land in Bezug auf die Einfachheit und Geschwindigkeit von Gründungen schlecht ab (Global Entrepreneurship Monitor 2024). Langsame Genehmigungsprozesse und komplexe Regulierungen schrecken potenzielle Gründer*innen ab, behindern die Entstehung neuer Unternehmen und bremsen das Wachstum bestehender Start-ups.

Handlungsempfehlungen

Ein zentraler Ansatz zur Erleichterung von Gründungen ist die vollständige Digitalisierung der Gründungsprozesse. In Estland etwa ermöglicht eine zentrale Plattform die Gründung innerhalb von 24 Stunden – ein Modell, das auch in Deutschland umgesetzt werden sollte. Die Vision einer europaweiten Plattform wurde bereits mit „Europe’s Choice“ diskutiert. Durch eine solche Harmonisierung könnten Start-ups EU-weit einheitlich registriert werden, was nicht nur die Bürokratie abbauen, sondern auch die Sichtbarkeit und Attraktivität für Investoren erhöhen würde (EC 2024).

Ein weiterer wichtiger Schritt ist der gezielte Regulierungsabbau. Die Vereinfachung steuerlicher und rechtlicher Vorgaben sowie die Einführung einer standardisierten EU- weiten Rechtsform könnten die Mobilität und Wettbewerbsfähigkeit von Start-ups stärken und den Time-to-Market erheblich beschleunigen. Dies würde grenzüberschreitende Geschäftsmodelle und internationale Expansionen erleichtern (Innovationsagenda 2030).

Die Digitalisierung der Verwaltung ist dabei eine Grundvoraussetzung. Einheitliche digitale Plattformen für Verwaltungsprozesse – einschließlich Steuer- und Handelsregisterverfahren – könnten die Dauer und Komplexität von Genehmigungen deutlich reduzieren (Innovationsagenda 2030).

Darüber hinaus sollte ein zentralisiertes und standardisiertes IP-Transfer-System etabliert werden. Ergänzt durch eine IP-Deal-Datenbank würde dies den Innovationsschutz verbessern und Start-ups bei der Sicherung ihrer geistigen Eigentumsrechte unterstützen (BVK 2024).

Durch diese Maßnahmen könnten die Hürden für Gründer*innen signifikant gesenkt und die Rahmenbedingungen für neue und wachsende Unternehmen deutlich verbessert werden. Dies würde nicht nur die Zahl der Unternehmensgründungen steigern, sondern auch die Innovationskraft und Wirtschaftsdynamik Deutschlands und Europas insgesamt nachhaltig fördern.

2. Mehr Wagniskapital mobilisieren

Der deutsche Venture-Capital-Markt bleibt gemessen an der Wirtschaftskraft des Landes hinter seinen Möglichkeiten zurück. Nur 0,17 % des deutschen BIP fließt in Wagniskapital, verglichen mit 0,34 % in Frankreich und signifikant höheren Werten in den USA. Wir müssen also zunächst mehr privates Kapital mobilisieren. Dazu ist es essenziell, die Wahrnehmung des Chancen-Risiko-Verhältnisses von Wachstumsinvestitionen zu verbessern. Diese Assetklasse wird derzeit oft unterschätzt, obwohl ihre Performance besser ist, als ihr Ruf vermuten lässt.

Auch kulturell besteht in Deutschland hohe Skepsis gegenüber Wagniskapital. Es wird viel zu häufig noch mit kurzfristiger Gewinnorientierung, aggressiven Geschäftspraktiken und wenig Transparenz in Bezug auf Entscheidungsprozesse und Investitionskriterien assoziiert. Dabei geht es nicht um das kurzfristige Spekulieren auf schnelle Gewinne, sondern um langfristige Investitionen in innovative Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial. Der Nutzen dieser Investitionen für die Gesellschaft ist im Durchschnitt 3 bis 4-mal größer als für die Investor*innen selbst. Ein Phänomen, das als Spillover-Effekt bekannt ist.

Handlungsempfehlungen

Ein erster Schritt hin zu einer stärkeren Akzeptanz von Venture Capital als Anlageklasse wäre die Schaffung von Transparenz. Durch die systematische Analyse und Veröffentlichung von Rendite-, Verlust- und Ausfallquoten könnten realistische Erwartungen an die Performance von VC-Investitionen etabliert werden. Der Vergleich mit Performancedaten aus den USA oder anderen erfolgreichen VC-Märkten könnte helfen, Stärken und Schwächen des deutschen Markts besser zu verstehen und zu kommunizieren. Institutionelle und private Investoren könnten durch transparente Informationen von der Attraktivität dieser Anlageklasse überzeugt werden. Eine sinnvolle erste Maßnahme wäre also beispielsweise die Etablierung einer unabhängigen Forschungsinitiative zwischen wissenschaftlichen Institutionen, politischen Akteur*innen und Marktakteur*innen sein.

Der wohl größte Hebel besteht im Abbau steuerlicher Hürden bzw. der Lenkungswirkung von Steuern. Dazu gehört es, einen steuerlichen Sofortabzug für Investitionen in förderfähige Start-ups zu ermöglichen. Bei positiven Entwicklungen des Investments sollen entsprechende Veräußerungsgewinne besteuert werden, um den vorherigen Steuervorteil auszugleichen. Unternehmen sollten ihre Corporate-Venture-Capital-Investitionen in Start-ups als Forschungs- und Entwicklungsausgaben steuerlich geltend machen und Verluste entsprechend verrechnen können. Dies würde Unternehmen als Kapitalquelle für Start-up-Finanzierungen attraktiver machen.

Eine Umsatzsteuerbefreiung für Fondsverwaltungsleistungen, wie in anderen EU-Mitgliedsstaaten üblich, würde die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Fonds erhöhen und insbesondere kleineren Fonds den Markteintritt erleichtern (BVK 2024).

Durch die Anpassung der Schwellenwerte für semiprofessionelle Anleger von derzeit 200.000 Euro auf 100.000 Euro, würde zudem mehr Privatinvestor*innen der Zugang zu VC-Investments ermöglicht und die Akzeptanz gesteigert. Gleichzeitig könnten Maßnahmen wie der Aufbau neuer Business-Angel-Netzwerke, eine gesteigerte Sichtbarkeit von Investmentmöglichkeiten über Club-Deal- und Pooling-Strukturen, gezielte steuerliche Erleichterungen sowie die Ausweitung des BAFA INVEST-Zuschusses einen entscheidenden Beitrag leisten.

Eine der zentralen Maßnahmen ist die Einbindung institutioneller Investor*innen in den Wagniskapitalmarkt. Aktuell tragen Pensionsfonds und Versicherungen weniger als 13 % bei. Damit auch diese Primärinvestor*innen verstärkt in die Assetklasse investieren, sind verschiedene Maßnahmen denkbar. Das Hauptproblem liegt in den Vorschriften der EU-Richtlinie Solvency II, die institutionelle Investor*innen dazu verpflichten, risikoreiche Investitionen wie VC mit hohem Eigenkapital abzusichern. Dies macht solche Investitionen im Vergleich zu Alternativen wie Staatsanleihen unattraktiv. Eine kurzfristig umsetzbare Lösung wäre, dass der Staat Ausfallbürgschaft für weitgehend ausfallsichere Wachstumsfonds oder Dachfonds übernehmen könnte. Dies hätte mehrere Vorteile: Für den Staat bedeutet dies zusätzliche Einnahmen durch die Differenz zwischen der Renditeerwartung und der für private Investor*innen benötigten Rendite. Für institutionelle Investor*innen wird so der Zugang zu einer attraktiven Anlageklasse ohne hohe Eigenkapitalanforderungen ermöglicht und für die Wirtschaft würde dies erhebliche Steigerung der Investitionen in Wachstumsunternehmen bedeutet (Brandis 2024).

Eine weitere Maßnahme ist die Schaffung der bereits genannten Dachfonds (auch als „Fund of Funds“). Dabei handelt es sich um Investmentfonds, die nicht direkt in Start-ups oder Unternehmen investieren, sondern ihr Kapital in eine Vielzahl anderer VC-Fonds streuen. Somit tragen sie zur Risikodiversifikation bei und ermöglichen es auch konservativen institutionellen Anleger*innen in Venture Capital zu investieren. Erste richtige Schritte wurden im Rahmen der WIN-Initiative, einem breiten Bündnis von Wirtschaft, Verbänden, Politik und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bereits gegangen. Hieran muss die neue Regierung zwingend anknüpfen und diese weiter ausbauen.

3. Zugang zu Wagniskapital erleichtern

Start-ups erhalten in der Wachstumsphase im internationalen Vergleich deutlich weniger Kapital, insbesondere im Vergleich zu ihren Pendants in den USA (BVK 2024). Besonders schwierig ist die Situation für von Frauen oder diversen Teams geführte Start-ups, die unverhältnismäßig weniger Wagniskapital erhalten (Pitchbook Data 2025). Diese strukturellen Defizite erschweren nicht nur das Wachstum innovativer Unternehmen, sondern hemmen auch die Entwicklung eines diverseren und wettbewerbsfähigeren Innovationsökosystems.

Handlungsempfehlungen

Ein Ansatzpunkt liegt in der gezielten Förderung strategischer Innovationsbereiche. Der seit 2023 bestehende DeepTech & Climate Fonds zeigt bereits, wie Investitionen in künstliche Intelligenz und Biotechnologie zukunftsweisende Entwicklungen unterstützen können (BMWK 2024). Diese Initiativen bieten wichtige Impulse, um nicht nur den Zugang zu Kapital zu verbessern, sondern auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Start-up-Ökosystems zu stärken.

Um den Zugang zu Wagniskapital zu erleichtern, sollten Investitionsprozesse datenbasiert und standardisiert gestaltet werden. Insbesondere staatliche Fonds können durch objektive Kriterien wie Verkaufszahlen oder Teamkompetenzen existierende Bias reduzieren und faire Bedingungen für alle schaffen (Hassan et al. 2020). Eine europäische Lösung in Form eines Dachfonds könnte zudem institutionelle Investoren grenzüberschreitend mobilisieren und so die Finanzierung von Wachstumsunternehmen verbessern (Innovationsagenda 2030).

4. Entrepreneurial Mindset und Hochschul-Ausgründungen stärken

Trotz der hohen allgemeinen Bildungsqualität liegt die Zahl der Unternehmensgründungen in Deutschland bei lediglich 12,8 pro 10.000 Studierende (Gründungsradar 2022). Ein möglicher Grund dafür ist, dass Gründungslehre in Schulen und Hochschulen noch immer nur eine untergeordnete Rolle spielt. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland hierbei unterdurchschnittlich ab (Global Entrepreneurship Monitor 2024).

Da die Unternehmensgründung als berufliche Option dadurch wenig sichtbar ist und sowohl geeignete Strukturen als auch gezielte Unterstützung für die Überführung von Forschungsergebnissen in marktfähige Unternehmen fehlen, bleibt das wirtschaftliche Potenzial wissenschaftlicher Innovationen und interdisziplinärer Zusammenarbeit weitgehend ungenutzt.

Handlungsempfehlungen

Um das unternehmerische Denken zu fördern und Hochschulausgründungen zu stär- ken, sollten Entrepreneurship und Digitalisierung in Schulen und Hochschulen als Querschnittsthemen etabliert werden (Innovationsagenda 2030). Formate wie ein „Start-up-Semester“ könnten Studierenden praxisnahe Gründungserfahrungen bieten und interdisziplinäre Netzwerke stärken (BVK 2024). Ergänzend sollten verpflichtende oder freiwillige Entrepreneurshipkurse in allen Studiengängen eingeführt werden, um Studierende frühzeitig auf die Chancen und Herausforderungen einer Gründung vorzu- bereiten (BMWK, EXIST 2024).

Unterstützend und gleichzeitig qualitätssichernd könnte wirken, wenn den Bildungsträgern zeitgemäßer, digitaler Content für die Lehre zur Verfügung gestellt wird. Wir fordern daher eine Initiative „EdTech for Entrepreneurship Education“ ins Leben zu rufen. Unter der Leitung des Bundesbildungsministeriums (BMBF) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sollte ein Wettbewerb organisiert werden, bei dem EdTech-Start-ups Lösungsvorschläge für unterschiedliche Bildungsstufen einreichen können. Pro Bildungsstufe wird die überzeugendste Lösung ausgewählt und finanziert. Die Finanzierung erfolgt über eine Public-Private-Partnership, bei der öffentliche Mittel mit Beiträgen von Stiftungen kombiniert werden. Bewertet werden die Einreichungen nach Kriterien wie Skalierbarkeit, didaktischem Mehrwert und Innovationsgehalt. Die ausgewählten Lösungen erhalten Unterstützung in Form von Finanzierung, fachlicher Begleitung und Netzwerkzugang, um eine flächendeckende Umsetzung zu ermöglichen. Ziel ist es, unternehmerische Kompetenzen breiter in das deutsche Bildungssystem zu integrieren und gleichzeitig digitale Innovationen im EdTech-Sektor zu fördern.

Zur Unterstützung konkreter Gründungsvorhaben sind eine bessere, langfristig stabile finanzielle Ausstattung und der Ausbau von Technologie-Transfer-Büros an Hochschulen notwendig, um Forschende bei der Kommerzialisierung ihrer Ideen zu unterstützen (BMBF 2024). Reallabore könnten zudem praktische Umgebungen schaffen, in denen interdisziplinäre Teams Zugang zu Infrastruktur und Expertise erhalten und innovative Ideen testen können (Innovationsagenda 2030).

Gleichzeitig müssen internationale Austauschprogramme wie „Erasmus for Start-ups“ den Wissenstransfer und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa fördern. Netzwerke wie „EXIST-Women“ sollten erweitert werden, um Frauen durch Mentoring, Stipendien und Coaching gezielt zu unterstützen (BMWK 2024). Die Sichtbarkeit erfolgreicher Gründerinnen und diverser Teams, auch in den oben genannten Lerninhalten, sollte erhöht werden, um mehr junge Menschen, insbesondere Frauen, für eine unternehmerische Laufbahn zu inspirieren (Innovationsagenda 2030).

Durch diese Maßnahmen kann ein nachhaltiges, interdisziplinäres und diversifiziertes Innovationsökosystem entstehen, das nicht nur die Zahl der Hochschul-Ausgründungen erhöht, sondern auch das Bewusstsein für Gründung als berufliche Option in der Gesellschaft stärkt. Der Wettbewerb um Startup-Factories setzt hier sicherlich neue Maßstäbe. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima spannt mit Wirtschaft und privaten Investoren eine Unterstützungslandschaft auf, die Ausgründungen aus der Wissenschaft einen neuen Schub geben werden (BMWK 2024).

5. Fachkräftemangel bekämpfen, Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen weiter verbessern und Forschungszulage ausbauen

Der Fachkräftemangel, insbesondere im Tech-Bereich, stellt eine erhebliche Wachstumsbremse für Start-ups in Deutschland dar. Besonders auffällig ist die Unterrepräsentation von Frauen in MINT-Berufen: Nur 22 % der Tech-Jobs in Europa werden von Frauen ausgeübt. Dies ist nicht nur eine Frage der Gleichstellung, sondern auch ein wirtschaftliches Problem, da diverse Teams nachweislich kreativer und innovativer arbeiten. Studien zeigen, dass ein höherer Frauenanteil Europas BIP bis 2027 um bis zu 600 Milliarden Euro steigern könnte (McKinsey 2023).

Gleichzeitig bleibt der Transfer von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte bzw. Services eine Herausforderung. Während Länder wie Singapur gezielt in Innovationsförderung investieren, sind die bestehenden Programme in Deutschland, wie etwa EXIST oder die Forschungszulage, zwar ein guter Anfang, aber international weniger wettbewerbsfähig. Länder wie Frankreich, Österreich oder Spanien bieten deutlich attraktivere steuerliche Vorteile für Forschung und Entwicklung.

Die klare Trennung der beiden Themen zeigt: Der Fachkräftemangel erfordert eine verstärkte Förderung von Frauen in MINT-Berufen und attraktivere Bedingungen für Talente, die auch die Lebensbedingungen berücksichtigen. Gleichzeitig braucht es innovative, international konkurrenzfähige Förderprogramme, die Forschungsergebnisse effektiv in marktfähige Produkte umsetzen. Nur durch diese doppelte Strategie können Start-ups langfristig gestärkt werden.

Handlungsempfehlungen

Um den Fachkräftemangel zu adressieren, sollten Bildungsinitiativen und Stipendienprogramme ausgebaut werden, die Frauen und Mädchen gezielt für MINT-Fächer begeistern (Innovationsagenda 2030). Initiativen wie z.B. MINTvernetzt, Girls‘ Day, CyberMentor oder Femtec könnten dabei gezielt gefördert und ausgebaut werden. Ergänzend dazu sollte die Gewinnung internationaler Fachkräfte erleichtert werden. Eine Digitalisierung der Visa-Verfahren und die Einführung eines Bundesministeriums für Migration sowie Relocation Services könnten entsprechende Rahmenbedingungen setzen (Innovationsagenda 2030). Zudem könnten steuerliche Anreize nach dänischem Modell Deutschland für internationale Talente attraktiver machen. In Dänemark erhalten Expatriates über einen Zeitraum von bis zu 7 Jahren von einem vergünstigten Steuersatz von 32,84 % auf Arbeitsentgelt und bestimmte Sondervergütungen (27 % Steuern zzgl. Arbeitsmarktbeitrag). Flankierend wäre eine verbesserte Anerkennung ausländischer Abschlüsse wünschenswert (BMWK 2024).

Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Verbesserung der Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen. Eine Erhöhung der steuerlichen Freibeträge auf mindestens 10.000 Euro pro Jahr (bisher 2.000 Euro) würde die Attraktivität von Start-ups als Arbeitgeber*innen deutlich steigern. Zudem sollte die bestehende Regelung, die die Besteuerung von „trockenen Einkünften“ aufschiebt, auch auf ehemalige Mitarbeitende aus- geweitet werden, die das Unternehmen unter guten Bedingungen als sogenannte Good Leaver verlassen haben. Einheitliche europäische Standards für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme könnten zusätzlich die grenzüberschreitende Mobilität und Rekrutierung fördern (EU-Kommission 2024).

Im Bereich Innovationsförderung sollte die Forschungszulage für Start-ups signifikant erhöht werden. Fördermodelle, bei denen 50 % bis 70 % der förderfähigen Personalkosten übernommen werden, könnten die Skalierung von Unternehmen, wie in Singapur gezeigt, erheblich beschleunigen. Technologieübergreifende Reallabore für ClimateTech und DeepTech könnten helfen, Forschungsergebnisse schneller in marktfähige Produkte umzuwandeln (Innovationsagenda 2030). Europäische Innovationsnetzwerke und gemeinsame Initiativen für ClimateTech und DeepTech sollten gezielt ausgebaut werden, um den Technologietransfer zu fördern.

Partnerschaften mit dem Mittelstand und erweiterte Finanzierungsangebote könnten ebenfalls entscheidende Impulse setzen (EU Green Deal, BVK 2024). Diese Maßnahmen würden nicht nur den Fachkräftemangel und die Innovationsförderung adressieren, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit und Skalierungsfähigkeit deutscher Start-ups im internationalen Kontext stärken.

6. IPOs und Anschlussfinanzierungen stärken

Ein schwacher Kapitalmarkt und eingeschränkte Möglichkeiten für Börsengänge (IPOs) stellen erhebliche Wachstumshemmnisse für Start-ups in Deutschland dar. Während weltweit 2024 insgesamt 876 Börsengänge verzeichnet wurden, entfielen fast ein Viertel davon auf die USA (186) und lediglich 6 % auf Europa (57). In Deutschland wurden gerade einmal 5 IPOs umgesetzt (PwC 2024). In einem ohnehin gründungsfreundlichen Umfeld sind im Gegensatz dazu Börsengänge in den USA ein zentraler Bestandteil des Start-up-Ökosystems. In Deutschland fehlt es jedoch häufig an den notwendigen Anschlussfinanzierungen, um den Übergang von der Wachstums- in die Skalierungsphase erfolgreich zu bewältigen. Dies führt nicht nur zu einer Schwächung der Innovationskraft, sondern auch dazu, dass vielversprechende Unternehmen zunehmend ins Ausland abwandern.

Handlungsempfehlungen

Ein verbesserter Zugang zum Kapitalmarkt ist essenziell, um Start-ups in Deutschland bessere Wachstums- und Skalierungsmöglichkeiten zu bieten. Die regulatorischen Hürden für IPOs sollten gesenkt werden, sodass Unternehmen frühzeitiger und einfacher eine Börsennotierung erreichen können. Als Vorbild könnten spezielle Börsensegmente für Wachstumsunternehmen dienen, wie sie etwa in Großbritannien mit dem „Alternative Investment Market“ (AIM) etabliert wurden. Diese Plattform bietet Start-ups die Möglichkeit, Kapital zu beschaffen, ohne die umfassenden Auflagen regulärer Börsensegmente erfüllen zu müssen.

Ein weiterer wichtiger Schritt wäre die Schaffung eines europäischen Aktienmarktes für Wachstumsunternehmen. Ein solcher Markt könnte nicht nur Finanzierungsoptionen über Ländergrenzen hinweg verbessern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit Europas als Innovationsstandort stärken. Dafür ist es entscheidend, regulatorische Hürden EU-weit zu senken und gleichzeitig rechtliche sowie steuerliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Exits durch private Verkäufe oder Übernahmen erleichtern.

Darüber hinaus sollten gezielte Anschlussfinanzierungsprogramme für wachstums- starke Start-ups in kapitalintensiven Bereichen wie DeepTech und ClimateTech entwickelt werden. Solche Programme könnten öffentliche-private Partnerschaften umfassen und die Einbindung institutioneller Investor*innen fördern. Größere Kapitalvolumina und private Investitionen würden durch diese Maßnahmen mobilisiert, wodurch der deutsche Kapitalmarkt als zentraler Anlaufpunkt für Innovation und Wachstum etabliert werden könnte.

Diese Reformen würden nicht nur den Zugang zu Kapital für Start-ups erleichtern, sondern auch die internationale Attraktivität des deutschen Marktes für Investor*innen erhöhen. Gleichzeitig könnte Deutschland seine Position im globalen Wettbewerb stärken und als führender Standort für Innovationen und Wachstum etabliert werden.

7. Innovationspotenzial voll ausschöpfen: Reformen für eine starke Zukunft

Um das Innovationspotenzial Deutschlands und Europas voll auszuschöpfen, sind tiefgreifende Reformen notwendig. Der Zugang zu Kapital muss gestärkt und staatliche Initiativen enger mit privatem Engagement verzahnt werden. Eine ganzheitliche Gründungsförderung, die Bildung, Diversität und den Transfer wissenschaftlicher Innovationen einbezieht, ist ebenso wichtig wie die gezielte Bekämpfung des Fachkräftemangels und der Abbau überbordender Bürokratie.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen – von der Förderung eines unternehmerischen Mindsets über die Verbesserung steuerlicher und rechtlicher Rahmenbedingungen bis hin zur Stärkung des Wagniskapitalmarkts – bieten konkrete Ansätze, um das europäische Start-up-Ökosystem auf ein neues Level zu heben. Diese Schritte sollen nicht nur den Marktzugang erleichtern, sondern auch die Innovationskraft in zentralen Zukunftsbereichen wie ClimateTech und DeepTech fördern.

Es bleibt jedoch klar, dass die Möglichkeiten des Staates begrenzt sind, auch wenn sie noch nicht vollständig ausgeschöpft wurden. Die Verantwortung, in Innovationen zu investieren, liegt in erster Linie bei der Privatwirtschaft. Die Zeiten, in denen Deutschland auf den Errungenschaften seiner industriellen Vergangenheit ausruhen konnte, sind vorbei. Stattdessen erfordert die Zukunft aktives Handeln und Investitionen in Technologie, Bildung und unternehmerische Netzwerke.

Deutschland und Europa stehen vor großen Herausforderungen, aber auch vor einer einzigartigen Chance. Durch eine enge Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können die Innovationskraft und wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der EU langfristig gesichert werden. Diese Schritte würden Europa als führenden Standort für Unternehmertum und Technologie positionieren und die Wettbewerbsfähigkeit im globalen Kontext erheblich steigern.

Startup-Labor Schwedt startet erste "Startup Challenge Schwedt"

Das Startup Labor Schwedt – ein EXIST-Modellprojekt der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) – startet mit der „Startup Challenge Schwedt“ seine erste Ausschreibung für Start-ups zum Thema Förderung und Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz.

In Schwedt sind Industrien wie Mineralölverarbeitung und Papierherstellung angesiedelt und diese stehen angesichts des Wegfalls russischer Öllieferungen über die Druschba-Pipeline und der Ziele des europäischen „Green Deal“ vor besonderen Herausforderungen, die innovative Lösungen benötigen, um die Zukunftsfähigkeit des Standorts zu sichern.

Das Startup Labor Schwedt bietet Gründenden die Möglichkeit, ihre Technologien direkt in die industrielle Praxis zu überführen und so einen echten Beitrag zur Transformation zu leisten. Das Ziel der ersten „Startup Challenge Schwedt“ ist es nun, innovative technologische Ansätze von Start-ups zu fördern, die die Energie- und Ressourceneffizienz am Industriestandort Schwedt steigern können. Mit dieser Initiative soll der Wandel hin zu einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft beschleunigt und Schwedt als Vorreiter der industriellen Transformation gestärkt werden.

Ablauf der „Startup Challenge Schwedt

Die Challenge ist in zwei Phasen gegliedert:

1. Bewerbungsphase (bis 24.02.2025): Start-ups reichen ihre Ideen ein. Eine Jury wählt bis zu zehn Teams aus, die ihre Konzepte für Pilotprojekte mit Unterstützung von Industriepartnern ausarbeiten. Jedes Team erhält bis zu 25.000 EUR Fördermittel.

2. Pilotphase: Die besten fünf Teams setzen ihre Projekte in Schwedt um. Pro Team stehen hierfür bis zu 300.000 EUR zur Verfügung.

Themen für mögliche Pilotprojekte:

  • Effizienzsteigerung industrieller Technologien, auch durch digitale Tools
  • Intelligente Steuerung von Stoffkreisläufen mit Künstlicher Intelligenz
  • Nutzung industrieller Nebenströme, Rest- und Rohstoffe (z.B. aus Altpapierrecycling oder Ethanolproduktion)
  • CO2-Nutzung in industriellen Prozessen
  • Nachhaltige CO2-Quellen (z. B. aus Oxyfuel-Prozessen mit Biomasse oder Direct-Air-Capture)
  • Nutzung von überschüssiger elektrischer Energie

Partner und Förderung

Das Startup Labor Schwedt wird im Rahmen des Förderprogramms Existenzgründungen aus der Wissenschaft – EXIST durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt und vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg kofinanziert. Die Challenge wird in Zusammenarbeit mit den Schwedter Industriepartnern PCK Raffinerie GmbH und LEIPA Group GmbH sowie den Unternehmen ENERTRAG SE und Verbio SE durchgeführt.

Zeitplan – Save the Date

Bewerbungsschluss: 24. Februar 2025

Auswahl der Teams: März 2025

Start der Konzeptphase: 27. März 2025

Pitch der Konzepte: 11. Juli 2025

Start der Pilotprojekte: 15. Juli 2025

+++ Interessierte Start-ups können sich hier umfassend über die Teilnahmebedingungen informieren und online bewerben. +++

navou: Real Estate Start-up schließt erste Seed-Finanzierungsrunde ab

Das 2024 von Sebastian Rademacher, Lisa Weise-Hoff und Mario Schmoltzi gegründete Real Estate Start-up navou mit Standorten in Düsseldorf und Leipzig plant bis 2035 ein Immobilienportfolio mit 10.000 Wohneinheiten im Wert von mehreren Mrd. Euro aufzubauen.

Bei der Finanzierungsrunde – über die Höhe wurde Stillschweigen vereinbart – ließ sich das 2024 von Mario Schmoltzi, Lisa Weise-Hoff und Sebastian Rademacher in Düsseldorf gegründete navou vom erfahrenen Venture Capital-Team der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft begleiten. Das Team um den PE-/VC-Experten Philipp Glock ist auf die Strukturierung und Verhandlung von Private Equity und Venture Capital Investments spezialisiert und berät insbesondere im Zusammenhang mit innovativen Geschäftsmodellen.

Lisa Weise-Hoff, COO & Co-Founder von navou: „Die Zusammenarbeit mit Luther bei der Vorbereitung unserer Seed-Finanzierungsrunde war hervorragend. Sie waren nicht nur jederzeit erreichbar und fachlich top, sondern auch menschlich eine echte Bereicherung. Wir schätzen die Zusammenarbeit sehr und freuen uns darauf, auch in Zukunft gemeinsam an Projekten zu arbeiten.“

Das innovative serielle Bausystem von navou ermöglicht die Standardisierung von Bestandsumbauten und reduziert damit Bauzeiten sowie Kosten erheblich – ein wichtiger Schritt, um den wachsenden Bedarf an grünem und bezahlbaren Wohnraum in Deutschland zu decken.

Im laufenden Jahr wird navou mithilfe des generierten Wachstumskapitals eine Bestandsimmobilie in NRW erwerben und durch das innovative serielle Bausystem des Unternehmens in ein zukunftsfähiges Mehrparteienhaus verwandeln. Um das Unternehmens- und Immobilienportfolio weiter auszubauen, plant navou weitere Finanzierungsrunden in den kommenden Jahren.

SiGi: Forschungsprojekt zur Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen

Welche Aktivitäten verhelfen Start-ups von Frauen dazu, bei relevanten Zielgruppen „auf dem Radar“ zu erscheinen? Was behindert die Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen, was befördert sie? Ein Forschungsprojekt sucht Antworten.

Mit diesen Fragen befasst sich das Forschungsprojekt „Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen (SiGi)“, verankert am Institut für Mixed Leadership (IML) und Institut für Entrepreneurship (IFE) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS).

„Sichtbarkeit ist ein unternehmerisches Instrument, mit dem Start-ups sich wichtige Ressourcen wie Kundenkontakte, mediale Aufmerksamkeit oder Wagniskapital beschaffen können. Sind Gründerinnen nicht sichtbar, fehlen zudem Rollenvorbilder, die mehr Frauen motivieren zu gründen. So geht Potenzial für gesellschaftliche Akzeptanz und Innovationskultur verloren“, erläutern die Projektleiterinnen Prof. Dr. Veronika Kneip und Dr. Melanie Slavici.

Stereotype in den Köpfen relevanter Gatekeeper

Das SiGi-Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, startete im Oktober 2022 und läuft noch bis September 2025. Die erste Projekthälfte legte den Fokus auf wissenschaftliche Erkenntnisse, Basis waren Interviews mit Investor*innen, Medienschaffenden und Start-up-Gründer*innen. Zentrale Fragen: Welche Sichtbarkeiten sind im Start-up-Kontext wesentlich, welchen Einfluss haben stereotype Fremdbilder und vergeschlechtlichte Denkweisen in den Köpfen relevanter Gatekeeper? Welche Sichtbarkeitsstrategien nutzen Gründer*innen und welche Rolle messen sie selbst ihrem Geschlecht bei?

Die zweite Projekthälfte leistet den Transfer in die Praxis. Dafür entwickelt das SiGi-Team modulare Workshopinhalte für (angehende) Gründerinnen.

Die Ausgangslage

In Deutschland gründen Frauen deutlich seltener Start-ups als Männer. Laut Deutschem Startup Monitor 2024 liegt die Quote mit 18,8 Prozent nicht nur auf einem niedrigen Niveau, sondern ist erstmals nach Jahren des Anstiegs sogar rückläufig (2023: 20,7 Prozent). „Die Forschung zeigt zudem geschlechterspezifische Ungleichbehandlungen beim Zugang zu Wagniskapital sowie unterschiedliche Rollenerwartungen an Gründerinnen und an Gründer“, so Prof. Dr. Kneip.

Für die Untersuchung im Rahmen des Projekts führte das Forschungsteam Interviews mit Medienschaffenden und Risikokapitalgeber*innen, um die Selektionsmechanismen dieser zwei Gatekeeper-Gruppen zu verstehen. Wie entscheiden Medienschaffende, über wen sie berichten? Wie werden Investor*innen auf für sie interessante Start-ups aufmerksam? Außerdem wurden 30 Cases (zehn Start-ups rein männlicher Gründerteams, neun rein weiblicher sowie elf gemischte Teams) analysiert. Leitfragen hier: Welchen Stellenwert messen Gründer*innen der Sichtbarkeit bei und welchen Aufwand betreiben sie, um sichtbar zu sein?

Forschungsergebnisse zu Gatekeepern (Medien/Kapitalgebende)

„Unsere Forschung zeigt, dass die beiden Gatekeeper-Gruppen aufgrund ihrer unterschiedlichen Interessen, Risiken und Abhängigkeiten rollen(in)kongruentes Handeln von Gründerinnen unterschiedlich beurteilen“, so Dr. Slavici. Während Investor*innen ihr eingesetztes Kapital erhöhen wollen, suchen Journalist*innen nach Geschichten mit hohem Nachrichtenwert. Beide Gruppen sind dabei von unterschiedlichen Faktoren abhängig: Ausschlaggebend für eine ökonomische Gewinnmaximierung der Investor*innen sind „harte“ Kennzahlen wie Unternehmensbewertung oder Umsatzsteigerung. Mediale Aufmerksamkeit indessen kann durch weichere Faktoren erzeugt werden, die nicht unbedingt mit unternehmerischem Gewinn verbunden sein müssen oder teils sogar im Widerspruch dazu stehen wie etwa Berichte über Entlassungen, Übernahmen oder Insolvenzen.

„Think entrepreneurial – think male“

„Unsere Forschungsfrage, ob an Gründerinnen andere Erwartungen gestellt werden als an Gründer und inwieweit ihnen das den Zugang zur Start-up-Szene und das erfolgreiche Bestehen darin erschwert, ist daher differenziert zu beantworten“, so Kneip. „Es bestehen eindeutig geschlechterspezifische Erwartungen, jedoch sind diese nicht automatisch vorteilhaft oder nachteilig für Gründerinnen.“ So wird innerhalb der Medienlogik sowohl rollenkongruentes als auch rolleninkongruentes Verhalten belohnt, sofern es Nachrichtenwert generiert. Innerhalb der Finanzierungslogik dominiert weiterhin das Paradigma „think entrepreneurial – think male“ („denke unternehmerisch – denke männlich“), sodass Gründerinnen ihre Geschlechterrollen durchbrechen müssen, wenn sie diese Erwartungen erfüllen wollen.

Aber auch in Verbindung mit der Medienlogik zeigen sich Widersprüche und paradoxe Verhaltensweisen der Gatekeeper: So wirkt bei Gründerinnen eine zurückhaltende Kommunikation sympathisch, aber im Business-Kontext deplatziert. Außerdem wird der Fokus auf das Äußere erwartet, zugleich aber auch sanktioniert, und der hohen Aufmerksamkeit für die Exotinnen stehen Ermüdungserscheinungen in Bezug auf das „Frauen-Thema“ („Darüber reden wir doch schon seit Jahrzehnten, ist das nicht endlich mal ausdiskutiert?“) und Widerstand gegenüber, beispielsweise angesichts spezieller Frauen-Formaten, durch die sich männliche Gründer teilweise benachteiligt fühlen.

Spillover-Effekte zwischen Medien- und Finanzierungssystem

Dabei kommt es nicht zuletzt zu Spillover-Effekten zwischen dem Medien- und dem Finanzierungssystem: Sichtbarkeit ist relevant für die Finanzierung, Finanzierungsrunden wiederum erzeugen Nachrichtenwert. Beide Gatekeeper-Gruppen bewegen sich demnach zwischen beiden Logiken und tragen teils zur Bestärkung bestehender Erwartungen und Geschlechterstereotype, teils zu ihrer Veränderung bei.

„Interessanterweise werden bestehende Strukturen des Start-up-Ökosystems, beispielsweise überzogene Gewinnerwartungen, als kontraproduktiv erkannt, sie sind aber dennoch weiterhin handlungsleitend“, so Kneip. Folglich sind Gründerinnen innerhalb der Systemlogik immer mit dem Problem fehlender (wahrgenommener bzw. zugeschriebener)
Authentizität konfrontiert, da diese häufig mit Weiblichkeit oder weiblichen Werten im Sinne genderspezifischer Rollen­erwartungen gleichgesetzt wird. „Es ist quasi ein Teufelskreis: Kommunizieren Frauen eine realistische Gewinnerwartung, wirkt das authentisch, wird jedoch sanktioniert, da das Ökosystem hohe Gewinnaussichten erwartet und entsprechend honoriert“, erläutert Prof. Kneip. „Kommunizieren Frauen sehr selbstbewusst diese hohen Gewinnerwartungen, passt das in die Start-up-Logik, wird jedoch vielfach als wenig authentisch wahrgenommen.“ Hinzu kommt, dass häufig das Verständnis für die Geschäftsmodelle der Gründerinnen fehlt, insbesondere bei Tech-Start-ups, und Frauen ein tragfähiges Geschäftsmodell nicht zugetraut wird.

Allerdings können moderierende Effekte das vorherrschende Gründerideal verändern. So tragen Wirtschaftskrisen, steigende Zinsen und Inflation zu einer „Abkühlung“ im Bereich der Wagniskapitalfinanzierung und einem neuen Fokus auf eine realistische Finanzplanung bei. „Dies kann eine Chance für Gründerinnen, aber durchaus auch für Gründer, sein, da weniger stereotype Erwartungen innerhalb eines Ökosystems grundsätzlich mehr Raum für Individualität und eine Vielfalt an Geschäftsmodellen lassen“, so Kneip.

Sichtbarkeitsdynamik und -ketten

Im Rahmen der Interviews (30 Cases) konnten fördernde und hemmende Faktoren herausgearbeitet werden, um das Selbstverständnis von Tech-Gründer*innen in Bezug auf ihre unternehmerische Sichtbarkeit herauszuarbeiten. „Die tatsächliche Sichtbarkeitsdynamik, die nicht immer linear oder rational verläuft, konnten wir mithilfe sogenannter Sichtbarkeitsketten erklären“, so Kneip.

Ein Beispiel für solch eine „Kettenreaktion“: Kontaktanbahnungen aus Messen werden im Anschluss genutzt, um das Netzwerk auf Social Media zu erweitern und dort potenzielle Kund*innen über die Aktivitäten des Start-ups auf dem Laufenden zu halten. Bestenfalls ergibt sich aus diesen Kontakten eine tatsächliche Zusammenarbeit. Kommt es zu einer Kooperation mit einem namhaften Unternehmen, wird dies häufig von Pressemitteilungen des betreffenden Unternehmens begleitet, die im besten Fall überregionale Aufmerksamkeit in den Medien erzeugt, die das Start-up wiederum als Referenz auf Social Media nutzen und so weitere Kund*innen akquirieren kann.

Diese Ketten entwickeln sich dynamisch und hängen häufig von der Unterstützung relevanter Stakeholder ab. So konnte das Forschungsteam zeigen, wie einzelne Sichtbarkeiten aufeinander aufbauen und sich gegenseitig verstärken können.

Feministisch, pragmatisch oder genderneutral

Mit Blick auf geschlechtsspezifische Aspekte von Sichtbarkeit hat das Forschungsteam analysiert, was Gründerinnen aktiv tun, um eine bestimmte geschlechts(un)abhängige Sichtbarkeit herzustellen. „Wir werden immer als ,Female Founder‘ bezeichnet. Ich würde mir wünschen, dass wir einfach als Founder gesehen werden und dass es ganz normal ist, als Frau zu gründen“, lautet die Aussage einer Gründerin.

Während die „Sichtbarkeit als Start-up“ auf der organisationalen Ebene von den Gründerinnen primär als geschlechtsneutral wahrgenommen wird, existieren auf der individuellen Ebene durchaus geschlechtsspezifische Selbstbilder.

Drei Idealtypen, beispielhaft illustriert mit Zitaten aus den Befragungen, kristallisierten sich im Rahmen der Interviews heraus: die feministische, die strategisch-pragmatische und die genderneutrale Gründerin.

  • Die Feministin: „Ich habe auch immer Gelegenheiten genutzt, um Vorträge zu halten oder Mentorship zu übernehmen […]. Um eben zu zeigen, dass man als Frau auch in
    Männer-dominierten Bereichen erfolgreich sein kann.“
  • Die pragmatische Strategin: „Und ich persönlich bin auch einfach sehr dankbar über die ganzen Sachen. Ich nehme jede Leiter, die es gibt.“
  • Die Verfechterin der Geschlechtsneutralität: „Ich hoffe, dass unser generelles Setup als Unternehmen ein Beispiel sein wird. […] Wir sind sehr divers. Und ich denke, das ist es, was wir gern promoten würden. Nicht, dass ich als Hauptgründerin zufällig eine Frau bin. Denn ich denke, das sollte nicht wichtig sein.“

Für die Umsetzung von Sichtbarkeitsstrategien in der Praxis leiten die Forscher*innen daraus die Erkenntnis ab, dass insbesondere eine bewusste Reflexion und strategische Nutzung der geschlechterunabhängigen bzw. potenziell geschlechterabhängigen Dimensionen wesentlich sind. In diesem Kontext geht es nicht zuletzt darum, das eigene Selbstbild als Gründerin mit dem von außen herangetragenen Fremdbild abzugleichen.

Transferprogramm SHINE

Im Rahmen des Transferprogramms SHINE wurden diese Erkenntnisse in ein halbtätiges Workshopformat überführt, um Gründerinnen dabei zu unterstützen, ihre Sichtbarkeit zu reflektieren und zu entscheiden, welche Formen der Sichtbarkeit in welcher Phase der Unternehmensgründung für sie machbar und sinnvoll sind. Durch Gruppendiskussionen
lernen die Teilnehmerinnen, wie sie sich selbstbewusst und authentisch präsentieren können, um ihr Netzwerk zu erweitern und potenzielle Kund*innen anzuziehen, und sie lernen konkrete Beispiele für geeignete Sichtbarkeitsinstrumente. „Dies ist neben dem Auftreten in klassischen und sozialen Medien das Agieren als Rollenvorbild durch Präsenz auf Messen, auf Podien oder in Mentorship-Programmen“, erläutert Prof. Kneip. Auch Kooperationen mit etablierten Industriepartner*innen oder Hochschulen erzeugen Sichtbarkeit.

Save the Date

Die Fachtagung zum Forschungsprojekt „Sichtbarkeit inno­vativer Gründerinnen (SiGi)“ findet am 3. und 4. April 2025 an der Frankfurt UAS zu den Themen Entrepreneurship, Female Entrepreneurship, innovative Gründungen und Sichtbarkeit statt. Weitere Infos unter www.frankfurt-university.de/sigi

Ecoplanet: 16. Mio. Euro für Ausbau des KI-basierten Energie-Cockpits

Das 2022 von Henry Keppler und Maximilian Dekorsy in München gegründete ecoplanet gilt als Pionier im Energiemarkt. Das Start-up unterstützt Unternehmen, ihren Energieverbrauch zu optimieren, um operative Exzellenz und langfristige Resilienz zu gewährleisten.

Die Series-A-Finanzierungsrunde über 16 Millionen Euro wird angeführt von EQT Ventures und weiterhin unterstützt von HV Capital, Mit der Finanzierung soll das Wachstum weiter beschleunigt und die Software von ecoplanet weiterentwickelt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Einsatz modernster KI-Technologie entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Unternehmen - von der Maschine bis in den Markt.

Mit über 2 TWh verwaltetem Gesamtenergieverbrauch an mehr als 2.000 Standorten in Deutschland, vereinfacht das KI-gestützte ecoplanet Cockpit alle Bereiche des modernen Energiemanagements, indem es Energieverbrauch und Energieversorgung in einer Software integriert. Dadurch wird der Energieverbrauch nachhaltig optimiert, Kosten gesenkt und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sichergestellt. Mit ecoplanet können Unternehmen Energie dann verbrauchen, wenn sie günstig und grün ist.

„Diese Finanzierungsrude in Höhe von 16 Millionen Euro ist ein wichtiger Meilenstein in unserer Unternehmensentwicklung“, erklärt Maximilian Dekorsy, Mitgründer von ecoplanet. „Steigende und volatile Energiekosten sind zu einer ernsthaften Bedrohung für europäische Unternehmen geworden und gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stark. Unsere Software ermöglicht es Unternehmen, Kosten signifikant zu senken und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Herausforderungen im europäischen Energiemarkt

Die europäische Energiewirtschaft hat sich in den letzten Jahren radikal geändert und wird diesen Wandel auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Seit 2019 ist die Volatilität der Strompreise beispielsweise in Deutschland um 500 % gestiegen und wird sich innerhalb des nächsten Jahres laut Schätzungen erneut verdoppeln. Insbesondere da Energiekosten heute in einigen Fällen mehr als 10% der Gesamtkosten dieser Unternehmen ausmachen, gefährden diese Preisschwankungen die Unternehmen sehr. Zudem machen strengere regulatorische Vorgaben integrierte Energiemanagementlösungen unverzichtbar.

Das ecoplanet Cockpit stellt das Energiemanagement auf die nächste Stufe, indem es zusätzliche Einsparungen, automatisierte Prozesse und datengetriebene Entscheidungen ermöglicht, sowie gleichzeitig auch den manuellen Aufwand bei der Erfüllung regulatorischer Erfordernisse reduziert. Eine Vielzahl von Kund*innen konnte die Energiekosten bereits im ersten Jahr um 20% und die Arbeitsbelastung deutlich um 60% reduzieren.

„Die Energiemärkte befinden sich in einem fundamentalen Wandel. Erneuerbare Energien machen heute schon über 50% der gesamten Stromerzeugung in Deutschland aus und sorgen dafür, dass ein integriertes Energiemanagement essentiell geworden ist“, sagt Dr. Henry Keppler, Mitgründer von ecoplanet. „Es ist vergleichbar mit Privathaushalten, in denen das Elektroauto dann aufgeladen wird, wenn die Solarleistung hoch ist: Auch Unternehmen müssen ihren Energieverbrauch flexibel an die Verfügbarkeit anpassen. ecoplanet ermöglicht Unternehmen in Deutschland und darüber hinaus, Energie dann zu verbrauchen, wenn sie günstig und verfügbar ist.“

Strategische Partnerschaft mit EQT Ventures

EQT Ventures, mit umfassender Erfahrung in der Skalierung junger Unternehmen, bietet ecoplanet wertvolles Know-how und Zugang zu einem weitreichenden Netzwerk an Industriepartnern. „Wir sind stolz darauf, ecoplanet dabei zu unterstützen, Energiemanagement für Unternehmen in Europa neu zu definieren“, sagt Sandra Malmberg, Partnerin bei EQT Ventures. „Ihr innovativer Ansatz erfüllt eine dringende Marktnachfrage und wir freuen uns darauf, das Wachstum weiter zu beschleunigen.“

Neben der Investition von EQT hat HV Capital sein starkes Engagement für die Mission des Unternehmens erneut bekräftigt und seine Unterstützung weiter ausgebaut. „Unsere Investition in ecoplanet vor fast zwei Jahren hat unsere Erwartungen übertroffen“, erklärt Felix Klühr, General Partner bei HV Capital. „Die Fähigkeit des Teams, das Unternehmen schnell weiterzuentwickeln und ein Produkt zu bauen, das ein fundamentales Problem europäischer Unternehmen löst, ist beeindruckend. Gemeinsam mit EQT Ventures freuen wir uns darauf, das nächste Kapitel ihrer Erfolgsgeschichte zu begleiten.“

50 Mio. Euro für Berliner FinTech Nelly

Das 2021 von Niklas Radner, Lukas Eicher, Dr. Tobias Heuer, Rasmus Schults und Laurids Seibel gegründete Berliner FinTech-Start-up Nelly Solutions hat sich zum Ziel gesetzt, die administrative Belastung für Ärzt*innen, medizinisches Personal und Patient*innen zu minimieren und die Digitalisierung des europäischen Gesundheitswesens voranzutreiben.

Während viele Branchen in Deutschland mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen haben, boomt der Gesundheits- und Technologiesektor. Nelly, eines der am schnellsten wachsenden Health- und FinTechs in Europa, hat heute den erfolgreichen Abschluss seiner Series-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 50 Mio. Euro bekannt gegeben. Die Finanzierungsrunde wurde von Cathay Innovation zusammen mit Notion Capital sowie den bestehenden Investoren b2venture, Lakestar, Motive Ventures und arc investors geführt.


Dringlichkeit der digitalen Transformation

Eine Studie von McKinsey & Company verdeutlicht die dringende Notwendigkeit für die digitale Transformation im Gesundheitswesen. Laut der Studie betrachten 70 % der Gesundheitsfachkräfte in Europa veraltete Verwaltungsprozesse als ein großes Hindernis für Effizienz und Patientenzufriedenheit.

Das Praxis- und Patient*innenportal sowie das Financial Operating System (FinOS) von Nelly wurden speziell für Arztpraxen entwickelt, um Abläufe wie Patientenaufnahme, Dokumentenmanagement und Zahlungsabwicklung zu optimieren. Durch die nahtlose Integration in Praxisverwaltungssoftware ermöglicht es Nelly, die Betriebsabläufe effizienter zu gestalten und medizinischen Fachkräften mehr Zeit für die Patient*innenversorgung zu geben. Auch Patient*innen profitieren von einem vollständig digitalen Erlebnis, bei dem sie ihre gesamte Reise – vom Check-in bis zur Zahlung – sicher über ihr Smartphone verwalten können.

Fokus auf Produkterweiterung und geografischer Expansion

Seit der Series-A-Runde hat Nelly seinen Kund*innenstamm mehr als verdoppelt: Die Plattform digitalisiert mittlerweile Prozesse für über 1.200 Arztpraxen und zwei Millionen Patient*innen. Damit hat Nelly neue Standards für Zahlungs- und Verwaltungsabläufe im Gesundheitswesen gesetzt. Nun plant das Unternehmen, sein Produkt weiterzuentwickeln und sein Angebot auf neue europäische Märkte auszuweiten, um seine Position als führendes FinTech im Gesundheitswesen zu stärken.

„Die Unterstützung unserer Investoren unterstreicht nicht nur das Vertrauen in unser Team und Geschäftsmodell, sondern auch in unsere Fähigkeit, die Ergebnisse für medizinische Fachkräfte und Patienten zu verbessern“, sagt Niklas Radner, Mitgründer und CEO von Nelly. „Wir freuen uns darauf, administrative Abläufe weiter zu automatisieren und Prozessinnovationen voranzutreiben.“

Im Rahmen seiner europäischen Expansion ist Nelly kürzlich in den italienischen Markt eingetreten – eine Region, die mit ähnlichen strukturellen Herausforderungen in der Verwaltung und Digitalisierung des Gesundheitswesens konfrontiert ist. Das neue Kapital soll verwendet werden, um die internationale Expansion weiter voranzutreiben und die Entwicklung zusätzlicher Produktlinien zu finanzieren, die auf die sich wandelnden Bedürfnisse von Gesundheitsanbieter*innen abgestimmt sind.

„Unsere Vision ist es, Europas größtes FinTech im Gesundheitswesen zu werden und sowohl Gesundheitsanbietern als auch Patienten einen unvergleichlichen Mehrwert zu bieten“, schließt Niklas Radner ab.

Robotik-Start-up NEURA Robotics erhält 120 Mio. Euro Series-B-Finanzierung

Das 2019 von David Reger gegründete NEURA Robotics, Pionier der kognitiven Robotik und Deutschlands einziger Hersteller für humanoide Roboter, will die europäische Robotik-Industrie anführen und sich als starker Player gegenüber großen globalen Akteuren positionieren. Das frische Kapital soll in die weitere Forschung und Entwicklung fließen und die Einführung neuer, weltweit führender Produkte unterstützen.

NEURA Robotics wurde 2019 von David Reger gegründet und hat sich mit der Entwicklung von Robotern, die nahtlos mit Menschen in Branchen wie Fertigung, Logistik und Gesundheitswesen zusammenarbeiten können, schnell zu einem weltweit führenden Unternehmen für kognitive und humanoide Robotik entwickelt. Mit seiner einzigartigen Sensortechnologie und KI-Integration hat NEURA Robotics den weltweit ersten kognitiven Cobot auf den Markt gebracht und ist nun führend in der Entwicklung marktreifer humanoider Roboter. Allein im vergangenen Jahr hat das Team von NEURA Robotics die Zahl seiner Mitarbeitenden auf über 300 verdoppelt und den Umsatz um das Zehnfache gesteigert.

+++ Hier geht’s zur StartingUp-Gründungsstory von NEURA Robotics +++

Die 120 Mio.-Euro-Finanzierungsrunde wird von Lingotto Investment Management geführt. Weiterhin sind BlueCrest Capital Management, Volvo Cars Tech Fund, InterAlpen Partners, Vsquared Ventures, HV Capital, Delta Electronics, C4 Ventures, L-Bank, der Gründer David Reger selbst und weitere Akteure beteiligt.

David Reger: „Das Marktpotenzial der kognitiven Robotik ist größer als das des Smartphones. Ich bin stolz darauf, dass NEURA den ersten kognitiven Roboter auf den Markt gebracht hat und der einzige deutsche Player in der humanoiden Robotik ist. Das Investment zeigt das Vertrauen unserer Investoren in mein Team und in die Pionierarbeit, die wir für die moderne Robotik in Europa leisten.“

Nikhil Srinivasan, Managing Partner bei Lingotto Horizon: „Wir sind stolz darauf, in NEURA Robotics und seinen visionären Gründer David Reger zu investieren. Das außergewöhnliche technologische Know-how und die bahnbrechenden Innovationen von NEURA verändern sowohl die Industrie- als auch die Verbraucher-Robotik. Mit herausragenden KI-Fähigkeiten, einem außergewöhnlichen Wachstumskurs und einem Auftragsbestand von einer Milliarde Dollar ist NEURA auf dem besten Weg, ein Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen und eines der bedeutendsten Robotik-Unternehmen der Welt zu werden.“

Mit Blick auf die Zukunft konzentriert sich NEURA Robotics nicht nur auf die eigene Expansion, sondern auch auf das langfristige und nachhaltige Wachstum der kognitiven Robotik im Herzen Europas. Das frische Kapital wird in die weitere Forschung und Entwicklung fließen und die Einführung neuer, weltweit führender Produkte unterstützen – alles auf Basis der unternehmenseigenen Neuraverse-Plattform, ein Ökosystem, das die Innovation in der kognitiven Robotik durch verschiedene Elemente wie ein Betriebssystem für kognitive Robotik und einen Marktplatz für Fähigkeiten von Robotern beschleunigen wird. Angesichts des umfangreichen Portfolios und der Erfolgsbilanz von NEURA Robotics erwarten die Investoren in den kommenden Jahren weiteres Wachstum sowie rasche Fortschritte in Innovation und Entwicklung.

AUDAVIS: Münchner KI-Start-up sichert sich 1,1 Mio.-Finanzierung

Das von Philipp Roebruck, Otrek Wilke und Benjamin Aunkofer gegründete AUDAVIS entwickelt eine KI-basierte Softwarelösung für die Jahresabschlussprüfung und die Qualitätssicherung von Finanztransaktionen.

Die 1,1-Mio.-Euro-Seed-Finanzierungsrunde wird vom High-Tech Gründerfonds (HTGF) als Lead-Investor angeführt. Neben Business Angel und Unicorn-Investor Martin Ostermayer beteiligen sich auch Privatinvestoren aus dem Investorennetzwerk von BayStartUP, einer der führenden Institutionen zur Unterstützung von Start-ups in der Frühphase.

Die Kapitalspritze ermöglicht AUDAVIS die Weiterentwicklung der Plattform „Artificial Auditor" und die Markterschließung im deutschsprachigen Raum. Außer Wirtschaftsprüfern sind auch große Unternehmen an der KI-gestützten Prüfung von Finanztransaktionen und Datenqualität interessiert. AUDAVIS hat mit seiner innovativen Cloud- und KI-Lösung bereits den Münchener Businessplan Wettbewerb 2024 von BayStartUP gewonnen.

Innovative Lösung für eine Branche im Umbruch

Die Wirtschaftsprüfungsbranche steht vor großen Herausforderungen: Strengere Regulierungen wie das FISG und die EU-APrR oder neue Nachhaltigkeitsanforderungen (ESG) treffen auf einen zunehmenden Fachkräftemangel. Ein Drittel der Wirtschaftsprüfenden ist älter als 60 Jahre. Sie tragen ein hohes Haftungsrisiko, müssen aber oft mit veralteten Tools wie Excel arbeiten und verbringen einen Großteil ihrer Zeit mit der Datenaufbereitung statt mit fachlichen Analysen. Gleichzeitig zeigt eine Umfrage des Instituts der Wirtschaftsprüfer, dass 91 Prozent der Expert*innen repetitive Tätigkeiten automatisieren oder durch KI unterstützen wollen, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.

Finanzdatenprüfung mit mehr Transparenz und Effizienz

AUDAVIS begegnet dieser Entwicklung mit einer AI-as-a-Service (AIaaS)-Lösung und nutzt dafür modernste Cloud-Architekturen und künstliche Intelligenz, um vollständige Transparenz über Finanztransaktionen herzustellen.

Hinter AUDAVIS stehen drei erfahrene Gründer mit tiefgreifendem Branchen-Know-how: Philipp Roebruck (CEO) ist Wirtschaftsprüfer und war operativer Leiter eines deutschlandweiten Zentralteams für die Datenanalyse bei einer der so genannten Big4-Gesellschaften. Otrek Wilke bringt als CTO umfangreiche Erfahrung in Cloud-Architekturen, Data-Engineering und Cloud-Security mit. Benjamin Aunkofer verantwortet als Chief AI Officer sämtliche KI-Features und ist Experte für KI-Systeme – mit langjähriger Erfahrung in der Datenanalyse für die Jahresabschlussprüfung bei verschiedenen großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.

Die Plattform von AUDAVIS ermöglicht es Wirtschaftsprüfenden, Revisoren und CFOs, Risiken und Anomalien in Finanzdaten frühzeitig zu identifizieren und so regulatorischen Anforderungen besser gerecht zu werden. Der „Artificial Auditor“ fungiert dabei als ein KI-Co-Pilot, der die Prüfenden fachlich unterstützt und die Prüftiefe bis in jede einzelne Buchung signifikant erhöht.

Benjamin Aunkofer, Co-Founder von AUDAVIS: „Unser KI-System basiert auf mehreren Schichten und wird hochmodern als verteiltes Rechnen mit Federated Deep Learning umgesetzt. AUDAVIS ist damit ein wahres KI-Start-up, das echten volkswirtschaftlichen Nutzen und dank der Effizienzsteigerung der Prüfung auch betriebswirtschaftlichen Nutzen bringt.“ Johannes Dierkes, Investment Manager beim HTGF, ergänzt: „AUDAVIS hat großes Potenzial, sich zum Branchenstandard und Must-have-Tool für die Wirtschaftsprüfung mittels KI zu entwickeln. Wir freuen uns über solch spannende Deals aus dem starken Netzwerk von BayStartUP.“

AUDAVIS konnte auf dem Weg zur erfolgreichen Finanzierung auf die Unterstützung von BayStartUP zählen. „AUDAVIS zeigt eindrucksvoll, wie innovative Technologien bestehende Prozesse in einer Schlüsselbranche wie der Wirtschaftsprüfung revolutionieren können“, erklärt Dr. Carsten Rudolph, Geschäftsführer von BayStartUP. „Wir freuen uns, ein solches Startup auf seinem Weg unterstützen zu können und sind überzeugt, dass AUDAVIS mit seiner Lösung weitreichende Impulse setzen wird.“ AUDAVIS-CEO Philipp Roebruck ergänzt: „BayStartUP bietet jungen Start-ups in Bayern einen einzigartigen Zugang zum für sie relevanten Ökosystem. BayStartUP hat uns im Fundraising durch gezielte Intros und professionelles Coaching entscheidend auf unserem Weg zum Erfolg begleitet.“

Markteintritt steht bevor

Mit der Seed-Finanzierung wird AUDAVIS die erste Version seiner Cloud-und KI-Plattform auf den Markt bringen. Trotz seiner frühen Entwicklungsphase konnte das Start-up bereits Absichtserklärungen (LOIs) und Vorverträge im sechsstelligen jährlichen Umsatzwert (ARR) sichern. Darüber hinaus kooperieren die Münchner mit wichtigen Verbänden aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Revision und Finanzdaten-Transparenz.