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2,6 Mio. Euro für Blockchain-Start-up authentic.network
Das Chemnitzer Start-up authentic.network bietet einen digitalen Schlüssel gegen Produktpiraterie und hat eine erneute Finanzierungsrunde erfolgreich absolviert.
Authentic.network hat einen innovativen Fälschungsschutz von Produkten und Dokumenten entwickelt. Ein physischer Code wird mittels Blockchain mit seinem digitalen Zwilling verbunden, was Echtheit gewährleistet und gleichzeitig Möglichkeiten einer völlig neuartigen Interaktion zum Endkunden erlaubt.
Finanziert werden die Chemnitzer von den beiden bereits engagierten Investoren Peppermint Holding GmbH und Jentzsch Investment GmbH. Geschäftsführer und Gründer Frank Theeg: „Mit frischem Kapital wollen wir die Internationalisierung vorantreiben und eine Broker-Plattform für Authentizität zwischen physischer und digitaler Welt aufbauen.“ Noch in diesem Jahr soll die erste internationale Niederlassung im westafrikanischen Abidjan (Elfenbeinküste) eröffnet werden. Die Anzahl der Mitarbeiter soll von 10 auf 50 wachsen.
Digitaler Schlüssel gegen Produktpiraterie
Marcus Baumbach, Geschäftsführer und Gesellschafter von Peppermint, Leadinvestor in der aktuellen Finanzierungsrunde: „Mit seinem einzigartigen Fälschungsschutz hat authentic.network einen digitalen Schlüssel gegen Produktpiraterie in der Hand. Ein völlig neues digitales Siegel schützt die Menschen in Westafrika vor gefälschten Medikamenten, die tödlich sein können, etwa bei der Behandlung von Malaria. Das hat uns überzeugt! Mit unserer Beteiligung an authentic.network setzen wir auf ein junges Unternehmen, das mit einer technologischen Innovation gegen Produktpiraterie den Markt international revolutionieren wird und in Afrika Hunderttausende Menschenleben retten kann.“
3 Zentimeter geballte Technologie
In einem etwa drei Zentimeter großen Haken von authentic.network verbirgt sich ein unsichtbarer Code, der die Echtheit des so gekennzeichneten Artikels garantiert. Der grüne Haken, der international für „in Ordnung“ steht, kann überall dort aufgedruckt werden, wo die Gefahr von Fälschungen besteht. Möglich ist das mit jedem herkömmlichen Drucker. Das patentierte kryptografische Druckverfahren macht daraus einen Sicherheitsdrucker. Der grüne Haken kann mit einer Smartphone-App wie ein QR-Code gescannt werden. Die Anzeige „Verified“ zeigt die Echtheit an. Im Gegensatz zu den derzeit als Fälschungsschutz verwendeten Strich- und QR-Codes ist der authentic-Key nicht kopierbar.
Blockchain der 3. Generation
Basis der Technologie ist Blockchain der 3. Generation, ein Verfahren zur verschlüsselten Verkettung von Datensätzen im Internet. Die Blockchain verbindet einen unangreifbaren physischen Code mit einem mehrdeutigen digitalen Zwilling und sichert ihn hundertprozentig ab und das überall auf der Welt. Eine Künstliche Intelligenz ermittelt Nutzungsmuster, macht sie analysierbar, erkennt Angriffe frühzeitig und eliminiert sie selbstständig.
„Unsere Technologie funktioniert ohne großartigen Installationsaufwand oder technische-Voraussetzungen, deshalb sind die möglichen Anwendungsfelder enorm“, so Gründer Theeg. Beispielsweise kann die Echtheit von Medikamenten-Verpackungen, Eintrittskarten, Ausweisen und Dokumenten geschützt werden. Begehrte Luxus- und Konsumgüter werden genauso abgesichert wie die Angebote auf Verkaufsplattformen. Als einer der ersten Industrieanwender hat der Hersteller von Solarzellen und -modulen Meyer Burger seine geschützten Solarpanels mit digitalen Diensten erweitert. Produktpiraterie verursacht jährlich allein in der EU einen Schaden in Höhe von bis zu 60 Milliarden Euro. Gleichzeitig gehen fast 470.000 Arbeitsplätze verloren.
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NOI Techpark – ein europäischer Playground of Opportunities
2017 an den Start gegangen, ist der in Südtirol beheimatete NOI Techpark ein synergiereicher Mikrokosmos aus Universität, Forschung, Unternehmen und Start-ups und hat sich als eine All-in-one-Anlaufstelle etabliert, die man in dieser Form europaweit kaum ein weiteres Mal findet. Mehr zum Selbstverständnis und den vielschichtigen Aktivitäten des NOI Techpark erfahren wir im Interview mit Pia-Maria Zottl, der Leiterin des Incubators im NOI.
StartingUp: NOI Techpark ist Südtirols Innovationsviertel. Was kann man sich darunter genau vorstellen?
Pia-Maria Zottl: Stellen Sie sich einen Ort vor, an dem Ideen kurze Wege haben. Auf dem Gelände einer ehemaligen Aluminiumfabrik in Bozen wächst seit 2017 Südtirols Wissenschafts- und Technologiepark, der NOI Techpark. Hier arbeiten und forschen aktuell 2.400 Start-upper, Unternehmerinnen, Lehrende und Studierende. Hier wird täglich Wissen geteilt und gemeinsam an Lösungen für eine lebenswerte Zukunft gefeilt. Der Name NOI ist dabei Programm. Er steht für Nature of Innovation und verkörpert die Art, wie wir Innovation verstehen und leben: keine Innovation zum Selbstzweck, sondern eine, die eine positive Wirkung auf Mensch und Umwelt hat.
StartingUp: Was macht Bozen als Innovationsstandort so besonders?Pia-Maria Zottl: Wir liegen in Südtirol an einem strategisch wichtigen Dreh- und Angelpunkt zwischen Italien und dem DACH-Raum und an der Achse zweier starker Start-up-Ökosysteme in Europa: München und Mailand. Bozen war schon immer ein zentraler Knotenpunkt zwischen Nord und Süd. Und genauso ist NOI ein strategischer Knotenpunkt zwischen Forschung und Unternehmen. Hier kommen die richtigen Partner schnell zusammen und arbeiten unkompliziert miteinander. Jungunternehmen aus dem deutschen Raum finden im NOI die nötigen Netzwerke und Rahmenbedingungen für den Sprung in den italienischen Markt und umgekehrt. Und wir sind auch ein Tor zu Europa, wenn es darum geht, passende Forschungs- oder Industriepartner zu finden und EU-Förderungen für die eigene Geschäftsidee zu mobilisieren.
StartingUp: Was bieten Sie Gründerinnen und Gründern, was diese anderswo nicht finden, sprich was unterscheidet NOI von anderen Gründerzentren?
Pia-Maria Zottl: Wir sind mehr als ein reines Gründerzentrum. Der NOI Techpark ist ein synergiereicher Mikrokosmos aus Universität, Forschung, Unternehmen und Start-ups. Eine All-in-one-Anlaufstelle, die enorme Vorteile bringt und ein Unikum ist, das man anderswo in Europa in dieser Form nicht so leicht findet. Zudem haben Gründerinnen und Gründer im NOI Techpark Zugriff auf Know-how und Forschungslabore in Feldern wie grüne Technologien, Lebensmittel und Gesundheit, Digital und Automation in Industrie und Landwirtschaft. Dieser Mischung ist es zu verdanken, dass NOI immer mehr zu einem internationalen Anziehungspunkt für innovationswillige Start-ups, Scale-ups und Spin-offs wird. Teams arbeiten hier Tür an Tür mit Forschungsgruppen und Fachleuten unterschiedlichster Branchen. Pilotprojekte, Prototypen oder Nutzerfeedback lassen sich so viel schneller organisieren. Start-ups können ihre Produkte in einem unserer 70 Labore testen, mit passenden Forschungspartnern verfeinern und zugleich den Marktzugang mit potenziellen Kunden vorbereiten. Kurz gesagt: Wir sind ein wahrer „playground of opportunities“.
StartingUp: Wie viele Start-ups betreuen Sie und welche Themen und Branchen sind vorherrschend?
Pia-Maria Zottl: Aktuell betreuen wir 43 Start-ups, fünf davon haben wir erst vor wenigen Wochen aufgenommen. Im NOI dominieren, wie bereits erwähnt, besonders die Technologiefelder Green, Food & Health, Digital und Automotive & Automation. Der NOI Techpark hat sich in diesen Bereichen eine hohe Glaubwürdigkeit aufgebaut, weshalb viele Start-ups in diesen Sektoren angesiedelt sind. Besonders KI-gestützte Lösungen, etwa im Agrarbereich, stehen im Trend. Nachhaltige Innovationen und der Fokus auf Kreislaufwirtschaft sind ebenfalls stark vertreten, was den regionalen Bezug zur Natur und den Ressourcen Südtirols widerspiegelt. Ein ganz großes Thema ist schließlich die Lebensmittelfermentation. Darin haben wir hier im NOI ein international anerkanntes Know-how, dank des ICOFF – International Centre on Food Fermentations und mehrerer Forschungsgruppen und Unternehmen. Start-ups wie Looops, das eine Zuckeralternative aus fermentierten Lebensmittelnebenprodukten entwickelt, haben sich genau aus diesem Grund im NOI angesiedelt und profitieren vom Wissen und dem vorhandenen Netzwerk.
StartingUp: Was bieten Sie Start-ups, die sich im NOI Techpark ansiedeln?
Pia-Maria Zottl: Wir begleiten Gründerinnen und Gründer ganzheitlich – von der ersten Validierung bis zum Skalierungsschub. Unsere drei aufeinander aufbauenden Programme führen zielgerichtet durch die wichtigsten Phasen der Unternehmensentwicklung: Wir schärfen Problem-/Solution- und Product-/Market-Fit, entwickeln gemeinsam belastbare Geschäftsmodelle und bereiten Teams systematisch auf Wachstum und Markteintritt vor. Ergänzt wird das durch ein starkes Alumni-Format sowie Initiativen wie Female Founders, die spezifisch auf weibliche Start-ups zugeschnitten sind, und Future Founders, die Nachwuchs-Talente früh abholen sollen. Zu unserem Service-Portfolio gehören Performance-Analysen, individuelle Coachings und Mentorings mit erfahrenen Unternehmern und Expertinnen, Workshops und Academies zu Themen von Go-to-Market bis Finanzierung – und vor allem der direkte Zugang zu einem außergewöhnlich dichten Netzwerk aus Forschung, Industrie, Universität und Investoren.
Gründen in Deutschland: Fast 60 % empfinden es als schwierig
In einer repräsentativen Umfrage unter Unternehmer*innen zum Gründungsprozess in Deutschland empfinden diesen mehr als 58 % als schwierig – besonders aufgrund von Regulierungen und bürokratischem Aufwand.
Die Gründungsbereitschaft in Deutschland steigt: Rund zehn Prozent der 18- bis 64-Jährigen haben in den letzten dreieinhalb Jahren ein Unternehmen gegründet oder es zumindest versucht. Gleichzeitig stoßen Unternehmer*innen hierzulande auf so manche Hürden: Mehr als 58 Prozent empfinden den Gründungsprozess als schwierig und sehen Regulierungen sowie den Aufwand bei Behörden als ihr größtes Hindernis.
Das zeigt eine aktuelle repräsentative Umfrage der Neobank bunq. Für die Erhebung wurden im Oktober 2025 insgesamt fast 1.000 Unternehmer*innen in Deutschland von Pollfish zu ihren Gründungserfahrungen befragt.
Freiheit motiviert – Bürokratie bremst
Unternehmer*in zu sein, bedeutet für viele vor allem eins: Freiheit. Für fast die Hälfte der Gründer*innen in Deutschland war die Freiheit, der eigene Chef bzw. die eigene Chefin zu sein, der größte Antrieb für die Selbständigkeit. Rund 30 Prozent der Befragten wurden durch eine innovative Geschäftsidee oder den Wunsch motiviert, ein konkretes Problem zu lösen bzw. einen positiven Beitrag für Gesellschaft und Branche zu leisten. Für etwa 15 Prozent ist die Selbständigkeit eine Notwendigkeit gewesen.
Gründungsprozess: zwischen Regulierungen, Steuern und Finanzierungsbedarf
Der Weg in die Selbständigkeit bringt so manche Herausforderung mit sich. Besonders beim Finanzierungsbedarf verschätzen sich viele Unternehmen: 40 Prozent der Deutschen unterschätzen, wie viel Kapital sie tatsächlich benötigen. Häufig werden zudem bürokratische Hürden (39 Prozent) und der Aufwand durch externe Dienstleister*innen wie Berater*innen und Fachleute (29 Prozent) verkannt. Mehr als jede(r) Vierte (24 Prozent) schätzt zudem die anfallenden Steuern zu niedrig ein.
Die größten Hürden sehen Unternehmer vor allem in Regulierungen und Verwaltung (26 Prozent), Finanzierungsfragen (24 Prozent) sowie in der Kund*innengewinnung (22 Prozent). Zudem hat fast ein Drittel der befragten Unternehmer*innen ihr Geschäft international ausgeweitet. Hier gehören Steuern, administrative Hürden und Sprachbarrieren zu den größten Stolpersteinen bei der Gründung.
Unternehmer*innen empfinden Selbständigkeit als insgesamt positiv
58 Prozent der Befragten empfinden den Gründungsprozess in Deutschland als schwierig. Dennoch bewerten die meisten die Gesamterfahrung als positiv (70 Prozent). Besonders spürbar sind die positiven Effekte bei den persönlichen Finanzen (53 Prozent), der mentalen Gesundheit (51 Prozent) und einer besseren Work-Life-Balance (41 Prozent). Auch das Umfeld der befragten Gründer*innen reagierte überwiegend positiv: Etwa 23 Personen gaben an, dass ihr engster Kreis ihre Idee von Anfang an großartig fand. Die Hälfte der Befragten äußerte, dass ihr Umfeld sie zwar unterstützte, jedoch auch Zweifel aufkamen.
„Unabhängig davon, in welchem Land man lebt: Unternehmertum ist nichts für schwache Nerven. Es bedarf nicht nur finanzieller Mittel, sondern vor allem Zeit, Geduld und Durchhaltevermögen“, sagt Joe Wilson, Chief Evangelist bei bunq. „Unternehmer verdienen es, ihr Unternehmen so zu führen, wie es zu dem eigenen Lebensstil passt – und nicht umgekehrt. Wenn Gründer ihre Finanzen im Blick behalten, gewinnen sie ihr wertvollstes Gut zurück: Zeit – Zeit, um ihr Unternehmen voranzubringen und ihr Privatleben zu genießen.“
Nullwachstum trotz KI-Boom
„Deutschland läuft Gefahr, von der Entwicklungs- zur reinen Anwendernation zu werden.“ Ein Kommentar von Frank Thelen, Gründer und CEO, TEQ Capital.
Der Sachverständigenrat rechnet für Deutschland mit nahezu Nullwachstum und gleichzeitig investieren die großen US-Techkonzerne dreistellige Milliardenbeträge in KI-Infrastruktur. Das zeigt sehr deutlich, wohin die Reise geht. Wenn wir Energie, Genehmigungen und unsere Sondervermögen nicht radikal auf Zukunft ausrichten, verlieren wir im globalen Produktivitätsranking dauerhaft den Anschluss.
0,2 Prozent Wachstum versus 600 Milliarden Dollar KI-Boom
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache – und sie passen nicht zusammen. Auf der einen Seite steht Deutschland mit einem erwarteten realen Wachstum von gerade einmal 0,2 Prozent für 2025 und 0,9 Prozent für 2026, wie der Sachverständigenrat prognostiziert. Auf der anderen Seite steht eine historische Investitionswelle in Künstliche Intelligenz und digitale Infrastruktur, die in den USA längst Fahrt aufgenommen hat.
Nach zwei Jahren Rezession und anhaltender Schwächephase steckt Europas größte Volkswirtschaft faktisch in einer Phase der Stagnation, während wichtige Wettbewerber dreistellige Milliardenbeträge in die nächste Produktivitätsstufe investieren. Deutschland verwaltet den Status quo – andere Länder kaufen sich gerade die Zukunft.
Allein Meta hat angekündigt, in den kommenden drei Jahren rund 600 Milliarden US-Dollar in Infrastruktur und Arbeitsplätze in den USA zu investieren – vor allem in neue Rechenzentren für KI-Anwendungen, Energie- und Netzinfrastruktur sowie spezialisierte Computertechnik. Auch Microsoft, Alphabet und Amazon drehen ihre Investitionsprogramme deutlich nach oben. Es geht dabei nicht um ein paar zusätzliche Serverhallen, sondern um eine weltweite Investitionswelle, die über Rechenzentren, Chipindustrie, Sensoren und Energienetze die industrielle Landkarte neu zeichnet. Wer jetzt baut, setzt die Maßstäbe für die Wertschöpfung der nächsten Jahrzehnte.
Die Diagnose der Wirtschaftsweisen ist unbequem – und zutreffend
Das Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen trägt den Titel „Perspektiven für morgen schaffen – Chancen nicht verspielen“. Tatsächlich aber leistet sich Deutschland den Luxus, genau diese Chancen auszubremsen. Statt Investitionshürden konsequent abzubauen, dominiert die Debatte, wie bestehende Sondervermögen verteilt werden sollen. Die strukturellen Bremsklötze sind bekannt: zu viel Bürokratie, zu hohe Kosten – allen voran bei Energie – und Genehmigungsprozesse, die eher an die analoge als an die digitale Epoche erinnern.
Rechenzentren sind im Kern riesige Maschinen, die Strom in Rechenleistung verwandeln. Ihr Geschäftsmodell steht und fällt mit günstiger, planbarer Energie und schnellen Entscheidungen der Behörden. Wer heute diese Voraussetzungen schafft, sichert sich einen dauerhaften Vorteil im KI-Zeitalter – bei Investitionen, hochqualifizierten Jobs und technologischer Souveränität.
Deutschland hingegen kombiniert hohe Energiepreise mit einem dichten Regelwerk und langwierigen Verfahren. Damit liefert der Standort die Begründung für schwache Investitionen und Wachstumsprognosen knapp über Null gleich mit. Die Frage ist daher nicht, ob die Prognosen des Sachverständigenrats zu pessimistisch sind – sondern wie lange sich eine Volkswirtschaft mit diesem Anspruch ein solches Politik-Setup noch leisten kann.
Der doppelte Rückstand
Die Konsequenz dieses Kurses ist ein doppelter Rückstand. Erstens droht ein Rückstand bei der Infrastruktur: Wenn Rechenzentren für KI, Chipfabriken und moderne Industriewerke vor allem dort entstehen, wo Energie preislich wettbewerbsfähig ist und Planungsprozesse Monate statt Jahre dauern, schrumpft der Kreis der Länder, die überhaupt noch als Standorte infrage kommen. Deutschland läuft Gefahr, von der Entwicklungs- zur reinen Anwendernation zu werden.
Zweitens entsteht ein Rückstand bei der Produktivität. Künstliche Intelligenz, Automatisierung und die systematische Nutzung von Daten erhöhen die Leistung pro Arbeitsstunde erheblich – und damit auch die Löhne, die sich langfristig darstellen lassen. Wenn aber der Zugang zu dieser Infrastruktur begrenzt bleibt oder deutlich teurer ist als anderswo, schlägt sich das unvermeidlich in niedrigeren Wachstumsraten nieder. Genau diese Entwicklung spiegeln die Prognosen des Sachverständigenrats bereits heute wider.
Ambivalente Aussicht für Investoren
Für Anleger ist der Befund eindeutig, aber nicht bequem. Der KI-Boom kommt, und die dafür notwendige Infrastruktur kommt ebenfalls. Die einzige offene Frage ist: mit oder ohne Deutschland.
Entscheidend wird sein, wo die nachhaltigen „Schaufelhersteller“ dieses Booms entstehen: von der Chipfertigung über hochpräzise Spezialmaschinen bis hin zu Energie- und Kühlungstechnik. Genau dort liegen die langfristig spannenden Chancen.
Aber diese Unternehmen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen: günstige Energie, schnelle Genehmigungen, klare Regulierung und ein Umfeld, das Wachstum nicht bestraft, sondern beschleunigt. Einige Länder liefern das bereits – und genau dort werden die nächsten Gewinner entstehen. Die große Frage ist, ob Deutschland dazugehören wird oder ob wir Investoren zusehen müssen, wie diese Wertschöpfung an uns vorbeizieht.
Deutschland bringt eigentlich alles mit: starke Exportbranchen, hoch spezialisierte Zulieferer und eine industrielle Basis, um die uns viele Länder in Europa beneiden. Aber wenn wir unsere Wachstumsbremsen nicht lösen und Zukunftsinvestitionen nicht konsequent priorisieren, bleibt dieses Potenzial weit unter seinen Möglichkeiten.
Der nächste Produktivitätssprung entscheidet darüber, wer die neuen Standards setzt und wer sie am Ende nur importiert. Deutschland steht jetzt vor der Wahl: Nutzen wir den KI-Boom, um unsere Rolle als führende Industrienation neu zu definieren? Oder reagieren wir darauf mit Nullwachstum, hoher Energiebelastung und einem bürokratischen Überbau, der Innovation ausbremst?
Im Moment sieht man sehr deutlich, dass andere Länder entschlossener um diese Zukunft kämpfen. Die Frage ist, ob wir bereit sind, aufzuholen.
Pionix sammelt über 8 Mio. Euro ein
Das 2021 gegründete EV-Tech-Scale-up hat eine Finanzierungsrunde über 8 Mio. Euro abgeschlossen, um seine Open-Source-basierten Enterprise-Lösungen für die E-Mobilitätsbranche zu skalieren.
Trotz der rasanten Entwicklung der Elektromobilität in den letzten Jahren ist das Laden von Elektrofahrzeugen nach wie vor fragmentiert. Das wachsende Ökosystem aus Hardware- und Software-Unternehmen nutzt proprietäre, geschlossene Softwaresysteme, die oft nicht nahtlos miteinander funktionieren. Mängel bei der Interoperabilität und Kommunikation führen zu Problemen bei der Zuverlässigkeit, zu ineffizienter Wartung der Infrastruktur und zu Ladefehlerquoten von bis zu 25 %.
Pionix wurde 2021 gegründet und bietet mit seinen Produkten eine gemeinsame Softwareplattform für alle EV-Ladetechnologien. So werden Zuverlässigkeit, Interoperabilität und Zukunftsfähigkeit der globalen Ladeinfrastruktur sichergestellt. Als Antwort auf die Herausforderungen der Branche hat Pionix die Open-Source-Plattform EVerest initiiert und maßgeblich zu ihrer Entwicklung beigetragen. EVerest dient als eine gemeinsame Grundlage für Ladegerätehersteller, Betreiber, Automobilhersteller und Flotten. Die Plattform beseitigt Kompatibilitätsprobleme und ermöglicht schnellere Innovationen in der gesamten Branche.
Heute hat sich EVerest zu einer der einflussreichsten Open-Source-Initiativen im Bereich Cleantech entwickelt. Die Plattform wird inzwischen von über 600 Mitwirkenden aus mehr als 70 Organisationen unterstützt und betreibt weltweit Hunderttausende von Ladepunkten.
Die Open-Source-Software, die Pionix 2021 der Linux Foundation Energy (LF Energy) zur Verfügung gestellt hat, hat einen geschätzten Wert von mehr als 500 Millionen US-Dollar - das ist fast die Hälfte des geschätzten Ökosystemwerts des Linux-Kernels, der mit rund 1,2 Milliarden US-Dollar als das weltweit bekannteste Open-Source-Projekt gilt.
Marco Möller, Gründer und CEO von Pionix, sagt: „Zuverlässigkeit ist beim Laden von E-Autos zentral für den Erfolg der Elektromobilität. Die fragmentierte Landschaft aus inkompatiblen Systemen und hohen Fehlerquoten hat den Übergang zur E-Mobilität lange gebremst. Open Source bietet dafür die Lösung. Mit EVerest im Kern und unseren Pionix Cloud-Diensten sowie der ChargeBridge-Hardware machen wir es radikal einfacher, Ladegeräte zu bauen, zu integrieren und zu betreiben. Diese funktionieren dann immer zuverlässig. Genau das braucht die Branche, um die Mobilitätswende erfolgreich zu gestalten.“
Jerry Hong, CEO von Ascend Capital Partners, dem Hauptinvestor dieser Runde, ergänzt: „Wir sind davon überzeugt, dass Pionix die technischen Grundlagen für die Zukunft des E-Auto-Ladens schafft. Die Rolle als Initiator und Verwalter von EVerest verschafft dem Team Glaubwürdigkeit. Wir freuen uns, das internationale Wachstum des Unternehmens zu unterstützen, insbesondere angesichts der steigenden Nachfrage in Europa und Asien.“
Joel Larsson, General Partner bei Pale blue dot, fügt hinzu: „So wie Android das Ökosystem für Smartphones vereinheitlicht hat, schafft Pionix die offene Plattform, mit der die globale Ladeinfrastruktur für E-Autos zusammengeführt und skalierbar gemacht wird.”
Pionix will die Finanzierung nutzen, um die fragmentierte Branche zu vereinheitlichen, indem das Unternehmen seine offenen, modularen Enterprise-Produkte für Software und Hardware bereitstellt. Pionix Cloud ist die spezialisierte Backend-Software für Hersteller von E-Ladegeräten, die auf EVerest läuft, während ChargeBridge ein vorkonfiguriertes Plug-and-Play-Hardwaremodul ist, das die Integration von Ladesystemen erheblich vereinfacht. Zusammen helfen diese Produkte Herstellern und Betreibern, zuverlässige Ladegeräte schneller bereitzustellen und gleichzeitig die End-to-End-Interoperabilität sicherzustellen.
Pionix wird außerdem das EVerest-Open-Source-Ökosystem weiter vorantreiben und gemeinsam mit der globalen Community neue Wege der Zusammenarbeit eröffnen - so entsteht die Grundlage für kommende Projekte, die das Laden von E-Autos weltweit verbessern.
EY Startup Academy Award 2025 – the winner is …
Bereits zum neunten Mal hat EY seine EY Startup Academy erfolgreich durchgeführt und beim großen Finale am im TechQuartier Frankfurt das vielversprechendste Start-up gekürt.
Der 9. Jahrgang der EY Startup Academy ist erfolgreich zu Ende gegangen. Gesucht waren Tech-Start-ups und FinTechs, welche die Alpha-Phase durchlaufen haben, bereits ein Minimum Viable Product oder einen Proof of Concept vorweisen können und innerhalb der nächsten 12 Monate eine Finanzierung anstreben.
Die EY Startup Academy ist ein sechswöchiges Programm, bei dem Start-ups die einmalige Chance bekommen, ihr Geschäftsmodell und dessen Hauptkomponenten durch strukturierte Hilfe und Beratung von EY-Expert*innen verbessern zu können. Das Programm findet einmal jährlich von September bis November statt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Beim großen Finale am 13.11. im TechQuartier Frankfurt traten die besten Start-ups mit ihren Pitches gegeneinander an – eines davon wurde von der Jury mit dem EY Academy Award ausgezeichnet und darf sich neben einem Preisgeld auch über ein kostenfreies Beratungskontingent freuen.
Den EY Startup Academy Award 2025 gewonnen hat ...
Herita Technologies
Herita Technologies ist ein Fintech-Unternehmen, gegründet von Finanzexperten, Branchenkennern und führenden Industriepartnern. Die gemeinsame Mission: Trade Finance vereinfachen, Abhängigkeiten reduzieren und nachhaltiges Wachstum in allen Branchen fördern. Durch die Verbindung bewährter Handelsinstrumente mit modernster Technologie gestaltet Herita Technologies die globale Handelsfinanzierung neu – digital, effizient und zukunftsorientiert.
Mentcape (zweiter Platz)
Jedes Jahr suchen Millionen von Menschen psychologische Hilfe. Dabei liegt die durchschnittliche Wartezeit für eine Therapie aktuell bei über fünf Monaten. Dies führt zu großem Leid unter den Betroffenen und ist ein echtes gesellschaftliches und ökonomisches Problem. Mentcape ist eine umfassende Psychotherapie-Plattform, die Patient*innen und Therapeut*innen über ein intelligentes, landesweites Ökosystem miteinander verbindet. Die Mission von Mentcape ist es, die psychische Gesundheitsversorgung für alle schneller, smarter und einfacher zugänglich zu machen – und gleichzeitig Therapeut*innen mit innovativen digitalen Tools zu unterstützen, damit sie ihre Arbeit effizienter gestalten können.
Confora Labs (dritter Platz)
Confora Labs entwickelt eine cloudbasierte SaaS-Plattform und erbringt Dienstleistungen für das systematische Testen und Compliance-Assessment von KI-Systemen (zum Beispiel hinsichtlich des EU AI Acts). Die Vision von Confora Labs ist eine Zukunft, in der Unternehmen KI-Systeme sicher, transparent und gewinnbringend einsetzen können – und in der neue Regulierung die aktuelle KI-Transformation nicht behindern, sondern auf ein vertrauenswürdiges Fundament stellen. Confora Labs bietet modulare, cloudbasierte Lösungen zur Bewertung der rechtlichen Konformität, Performance und Sicherheit sowie des tatsächlichen wirtschaftlichen Nutzens von KI-Systemen.
Das waren die übrigen Finalist*innen
CeraSleeve
CeraSleeve ist ein patentiertes Papieradditiv, das Abfall reduziert, Materialrückgewinnung maximiert und Ressourcen schont. Gleichzeitig unterstützt die preisgekrönte Technologie Partner in der Papierindustrie dabei, Kosten zu senken und Effizienzpotenziale optimal zu nutzen. CeraSleeve wird durch den exist-Forschungstransfer gefördert, ein Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, das vom Europäischen Sozialfonds mitfinanziert wird.
DataNXT
DataNXT verwandelt Informationsfluten in quellengeprüfte, auditierbare Finanzreports. Mit Multi-Agenten-KI, (zeitbewusstem) Wissensgraph und deterministischen Checks liefert DataNXT Ergebnisse ohne jegliche Halluzinationen. Auf Wunsch ist die Lösung auch im On-Premises- oder VPC-Betrieb für volle Datenhoheit einrichtbar. In Minuten entstehen interne Themenrecherchen, Kreditrisiko-Berichte und M&A- Analysen mit jeweils vollständigem Quellen- & Audit-Trail.
RagStore AI
RagStore ist ein Generative AI Insights Engine, welcher Wissensarbeiter*innen dabei unterstützt, KI zuverlässig zu nutzen – mit drastisch reduzierten Halluzinationen. Während die meisten KI-Piloten dabei scheitern, messbare Auswirkungen durch ungenaue Antworten zu liefern, stellt RagStore hoch qualitative Antworten durch die Verankerung der Ergebnisse in verifizierte Daten sicher. RagStores geschützte Technologie kombiniert Multi-AI-Faktenprüfung, Integration des Nutzer*innenkontextes und menschliche Überprüfung, um vertrauenswürdige Insights zu gewährleisten. Gegründet von einem Team mit über 25 Jahren Erfahrung in KI, Consulting und Venture Scaling, ist das Tool bereits im Einsatz; das Start-up bereitet derzeit seine Pre-Seed-Finanzierungsrunde vor.
RedGet.io
RedGet.io ist eine kollaborative Plattform zur Überwachung von Treibhausgasemissionen für Häfen und Terminals aller Größen. Sie automatisiert die Emissionsverfolgung über die Scopes 1, 2 und 3 mithilfe von KI-Agenten – und verwandelt fragmentierte Daten in umsetzbare Erkenntnisse.
R&B Brückenassistant
Das in Heilbronn ansässige AI-FinTech-Start-up unterstützt CFOs öffentlicher Organisationen – insbesondere Museen – bei datenbasiertem Finanzmanagement. Die Webanwendung automatisiert Budgetierung, Planung und Reporting anhand branchenspezifischer Kennzahlen und ermöglicht sektorweites Benchmarking. Durch sichere, anonymisierte Vergleiche zwischen Institutionen identifiziert sie Stärken, Risiken und Optimierungspotenziale – und fördert den Austausch bewährter Praktiken innerhalb des Kulturbereichs. Das Tool schafft Transparenz, erleichtert die Abstimmung mit Förderern und reduziert Verwaltungslasten. Das Gründungsteam vereint über 30 Jahre Erfahrung in Finanzanalyse, IT-Entwicklung und strategischem Kulturmanagement.
Talents2Germany
Die Talents2Germany GmbH möchte den IT-Fachkräftemangel in Deutschland lösen, indem es geprüfte Nicht-EU-Softwareingenieur*innen mit Start-ups und SMEs verbindet. Mit einer Datenbank von über 82.000 qualifizierten Ingenieur*innen kombinieren die Kernprodukte – die neunmonatige Vorbereitung und das Talents4Startups-Programm für Remote-Einstellungen – strukturiertes Training mit KI-gesteuerter Automatisierung, um eine echte Win-Win-Situation für Talente und Arbeitgebende zu schaffen. Ausgezeichnet mit dem BSFZ-Siegel für Innovation und einem BSFZ-Finanzierungsengagement von 1,2 Millionen Euro für die KI-Entwicklung, ist Talents2Germany in der Lage, die Monetarisierung für Arbeitgebende zu skalieren und die Integration globaler Talente in das Innovationsökosystem Deutschlands zu transformieren.
Zubs
Abonnemement-orientierte E-Commerce-Brands stehen weltweit vor einer Herausforderung: Die Abonnement-Technologie steckt in den Kinderschuhen, da bestehende Lösungen zu unflexibel, zu sehr auf den US-Markt ausgerichtet und zu sehr auf den Erstverkauf statt auf Kund*innenbindung fokussiert sind. Zubs bietet eine skalierbare, moderne Plattform für Abonnements und Kund*innenbindung, mit der E-Commerce-Händler*innen durch einzigartige, flexible und automatisierte ZUBScriptions (KI-gestützt, empathisch, nutzerzentriert) einen höheren Customer Lifetime Value erzielen und die Kund*innenabwanderung reduzieren können. Die Vision von Zubs ist es, Subscription-Programme und wiederkehrende Produktverkäufe auf Autopilot zu stellen, damit sich Händler*innen auf ihre Produkte konzentrieren können.
3BrainAI
3BrainAI ist eine AI-basierte Datenplattform und Marketplace Intelligence Suite für den Mittelstand, verwandelt fragmentierte Produktkataloge in konsistente, lokalisierte und prüfbare AI-bereite Daten und veröffentlichen sie sicher auf allen Kanälen über BridgeSync (diff-basiert, idempotent, rollback-fähig). Der Mehrwert entsteht in drei Phasen: Parameter & Kategorisierung, Bestseller & Merchandising sowie Virtuelle Lager & Buy-Box. Die Lösung wird lokal, herstellerneutral und auditierbar in EU-Rechenzentren betrieben. Ergebnis: schnellere und fehlerärmere Listungen, bessere Sichtbarkeit in Filtern, stabilere Margen – heute sichtbar auf Marktplätzen, morgen bereit für AI-Commerce.
Zu jedem Start-up findest du hier ein kurzes Vorstellungs-Video
Alle Infos zur EY Startup Academy findest du hier
Alibaba.com: CoCreate Europe - am 14. November 2025 in London
Auf der größten europäischen B2B-Veranstaltung von Alibaba.com – der CoCreate Europe – erhalten Start-ups und KMU am 14. November 2025 in London im Rahmen eines Wettbewerbs professionelle Unterstützung für die Konzeption innovativer Produkte und Geschäftsmodelle.
Alibaba.com ist ein engagierter Partner für den Mittelstand und setzt sich dafür ein, europäische Unternehmer*innen, Produktentwickler*innen und Entscheider*innen zu stärken. Das Unternehmen fördert das Zusammenspiel von Innovation, Technologie und globalem Handel, um KMU zukunftsfähig zu machen.
Um KMU in einer dynamischen Wirtschaft zu unterstützen, bietet Alibaba.com Zugang zu wertvollen Einblicken und leistungsstarken Tools. Dazu gehören die KI-gestützten Sourcing-Lösungen AI Mode und der Accio-Agent, die den Beschaffungsprozess automatisieren und optimieren. Das globale Lieferantennetzwerk verbindet Einkäufer*innen mit über 200.000 verifizierten Anbietern aus 76 Branchen und 200 Millionen Produkten. Mit Trade Assurance bietet Alibaba.com zudem mehr Sicherheit und Verlässlichkeit in der Lieferkette, was KMU ermöglicht, Zeit zu sparen und sich auf ihr Wachstum zu konzentrieren.
Alibaba.com setzt sich aktiv für die Förderung von KMU ein und stellt Ressourcen zu zentralen Themen wie Kostenoptimierung, dem Aufbau robuster Lieferketten, dem strategischen Einsatz von KI für nachhaltiges Wachstum, internationaler Skalierung sowie zukunftsweisenden Trends bereit. Es werden außerdem vielfältige Möglichkeiten geschaffen, die Verkäufer*innen mit Beschaffungsexpert*innen, Lieferant*innen, Investor*innen, KMU-Influencer*innen und weiteren Branchenakteuren verbinden.
Ein Beispiel für dieses Engagement ist die CoCreate Eventreihe. Nach der erfolgreichen US-Ausgabe in Las Vegas findet die europäische Premiere, das CoCreate Europe Event, am 14. November 2025 in London statt. Im Zuge dieser Initiative können KMU und Start-ups nicht nur von umfassenden Keynotes und Panels zu den genannten Themen profitieren, sondern auch ihre Innovationskraft unter Beweis stellen. Der CoCreate Pitch, der Teil des CoCreate Europe Events in London ist, bietet 30 Finalist*innen die Chance, ihre innovativsten Produktideen vor einer hochkarätigen Jury zu präsentieren und attraktive Preise zu gewinnen – ein klares Zeichen für die aktive Förderung von Innovationen im Mittelstand.
Alibaba.com bietet KMU:
- Exklusive Einblicke in die neuesten Trends – von Künstlicher Intelligenz über Lieferketten-Optimierung bis zu internationalen Skalierungschancen.
- Zugang zu einem globalen Netzwerk: Einkäufer*innen, Lieferant*innen, Investor*innen, Start-ups und Mittelständler – für wertvolle Verbindungen und Kooperationen.
- Bereitstellung von Tools und Services von Alibaba.com – wie dem globalen Lieferantennetzwerk, KI-gestützten Sourcing-Lösungen (z.B. AI Mode und der Accio-Agent) und einem umfassenden Beschaffungsökosystem für nachhaltiges Wachstum.
- Förderung von Innovationen, beispielsweise durch Initiativen wie den CoCreate Pitch, bei dem vielversprechende Ideen eine Plattform erhalten.
Alibaba.com positioniert sich als Partner für KMU auf dem Weg zu globalem Erfolg.
SaaS-Start-up CERPRO sichert sich rund 2 Mio. € Pre-Seed-Finanzierung
CERPRO, ein KI-basiertes SaaS-Start-up für industrielle Qualitätssicherung, automatisiert die Erstellung von Prüfplänen aus technischen Zeichnungen und vernetzt Qualitätsdaten entlang der Lieferkette.
CERPRO, 2023 von Frederik Frei, Sascha Müller und Henrik Pitz in Berlin gegründet, hat in einer Pre-Seed-Runde rund 2 Mio. € eingesammelt. Lead-Investor ist seed + speed Ventures, mit D11Z als Co-Lead sowie Beteiligungen von EIT Manufacturing und Techstars. Das frische Kapital soll in Produktentwicklung, Vertrieb und die Expansion in weitere europäische Märkte fließen.
Qualitätssicherung und Nachverfolgbarkeit als Wettbewerbsvorteil
Heute sind Konstruktion, Qualitätssicherung und Produktion in vielen Betrieben noch voneinander getrennt. Die Folge: Kunden von CERPRO berichten über Rückstände von mehreren Monaten in der Qualitätssicherung und im Wareneingang, weil Dokumentationen manuell mit Papier und Excel erstellt und geprüft werden müssen. Gleichzeitig entstehen bis zu 30% der Fertigungsprobleme nicht durch die Produktion selbst, sondern durch unzureichend erstellte Konstruktionszeichnungen.
QualiSpec, das erste Produkt von CERPRO, erkennt, interpretiert und strukturiert Merkmale aus technischen Zeichnungen automatisch, sodass Prüfpläne in einem Bruchteil der Zeit digital erstellt werden können. Seit dem Launch im Dezember 2024 nutzen – so die eigenen Angaben des Start-ups – über 100 Mittelständler (u.a. Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, Maschinenbau) die Lösung und beschleunigen ihre Qualitätsprozesse um mehr als 80% bei deutlich sinkender Fehlerquote. Die Implementierung dauert dafür nur wenige Tage.
„Kaum ein Bereich in der Industrie ist so daten- und dokumentationsgetrieben wie Qualitätssicherung. Genau deshalb ist sie prädestiniert für den Einsatz von KI. Gemeinsam mit unseren neuen Partnern wollen wir unsere Technologie jetzt in die Breite bringen und zum verbindenden Qualitätsstandard zwischen OEMs und Zulieferern machen“, so Frederik Frei, CEO und Co-Founder von CERPRO.
Quantencomputing-Start-up SaxonQ sichert sich 7-stelliges Investment
Als Auftakt für eine größere Finanzierungsrunde investiert der TGFS Technologiegründerfonds Sachsen einen siebenstelligen Betrag in das Leipziger DeepTech‑Start-up SaxonQ, das mobile Quantencomputer entwickelt, die bei Raumtemperatur betrieben werden können.
SaxonQ wurde 2021 von Prof. Dr. Marius Grundmann und Prof. Dr. Jan Meijer aus der Universität Leipzig heraus gegründet. Die Geschäftsführung liegt heute bei Prof. Marius Grundmann und Dr. Frank Schlichting, einem industrieerfahrenen CEO mit extensiver Managementverantwortung in den Bereichen IT, Halbleiter, Automotive und Energie. Die Verbindung von wissenschaftlicher Expertise, Managementerfahrung und bereits ausgelieferten Quantencomputer-Produkten zeigt, dass SaxonQ schon jetzt in der Lage ist, in einem stark wachsenden Markt die industrielle Anwendung von Quantencomputing wirksam voranzutreiben.
SaxonQ entwickelt und produziert kompakte, mobile Quantencomputer, die bei Raumtemperatur betrieben werden können – ein zentrales Alleinstellungsmerkmal. Herkömmliche Quantencomputer benötigen extreme Kühlung bis -273 °C, ultrastabile Laborumgebungen und eine spezialisierte, komplexe Infrastruktur. Das führt zu hohen Investitions- und Betriebskosten, begrenzter Mobilität und erschwerten Integrationspfaden in bestehende Prozessketten. Darüber hinaus stellen Instabilität, Vibrationsanfälligkeit und aufwendige Kalibrierungen die verlässliche Nutzung in realen Produktions- oder Anwendungsumgebungen vor große Hürden.
SaxonQ adressiert diese Herausforderungen mit der von ihnen weiterentwickelten NV‑Technologie. Hier werden die Qubits, die Recheneinheiten des Quantencomputers, stabil in Diamantchips verbaut. Das System arbeitet ohne Kühlung bei Raumtemperatur und ermöglicht eine robuste Performance auch außerhalb von Laboren. Die kompakte, mobile Einheit, die in den kommenden Jahren kontinuierlich weiter verkleinert wird, kann heute bereits in jedem Büro über eine gewöhnliche Steckdose betrieben werden.
„Unsere Technologie senkt die Eintrittsbarrieren für den Einsatz von Quantenhardware erheblich und kann für Anwendungen in der KI, in der Logistik oder der medizinischen Forschung ein echter Game Changer werden. Erste Systeme sind bereits produktiv im Einsatz, unter anderem am Fraunhofer IWU und beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Und das wissenschaftliche Umfeld hier in Leipzig, der Wiege der Quantenmechanik, könnte nicht besser sein, um Quantentechnologien mit den besten Köpfen voran zu bringen“, erläutert Prof. Marius Grundmann.
Dr. Frank Schlichting ergänzt: „Quantencomputing ist bereits Realität. Wir haben als wahrscheinlich erstes Unternehmen reale Anwendungen von Quantenchemie bis Bildverarbeitung live auf der Hannover Messe demonstriert. Das Engagement des TGFS zeigt das Vertrauen in unser Team und unsere Roadmap: Das Ziel ist der erste Quantencomputer in Chipgröße, skalierbar und variabel einsetzbar für die breite industrielle Anwendung. Der TGFS und SaxonQ teilen eine gemeinsame Vision hinsichtlich der Bedeutung des Quantencomputings als Schlüsseltechnologie weit über den Standort Sachsen hinaus, sodass wir das Investment in kürzester Zeit, pragmatisch und zielorientiert zum Abschluss bringen konnten.“
Mit dem Investment setzt der TGFS einen gezielten Impuls für die nächste Entwicklungsphase von SaxonQ und stärkt damit ein lokales Deep-Tech-Unternehmen in der Entwicklungs- und Skalierungsphase. Parallel bereitet SaxonQ derzeit eine größere Kapitalrunde vor, um die technologische Entwicklung und Miniaturisierung weiter voranzutreiben, die Integration der Quantenprozessoren auf einem Chip zu erreichen und die zugrunde liegende Produktionstechnologie, wie etwa die Single-Ion-Implantation, weiterzuentwickeln.
Ziel ist es, die Entwicklung und industrielle Anwendung von Quantencomputing in Sachsen weiter zu beschleunigen und den regionalen Innovationsvorsprung zu sichern. Die aktive Nutzung der Technologie und aktuelle Auszeichnungen unterstreichen die hervorragende Ausgangslage für das weitere Wachstum.
„Mit SaxonQ investieren wir bewusst in eine Schlüsseltechnologie, die den Standort Sachsen als Innovationsregion weiter stärkt“, führt Sören Schuster aus. „Die bereits im Einsatz befindlichen Systeme zeigen eindrucksvoll, dass Quantencomputing nicht nur Forschungsthema, sondern reale Praxis ist. Genau darauf bauen wir auf: Wir sehen erhebliches Potenzial in der weiteren Entwicklung – von neuen Architekturansätzen bis zum Ausbau der Produktionskapazitäten – um Anwendungen aus KI, Energie, Logistik und Medizin aus Sachsen heraus nachhaltig voranzutreiben."
eventpage.ai: Münchner KI-Start-up sichert sich 320.000 € Pre-Seed-Finanzierung
Das 2024 von Lasse Schmitt und Julian Wendorf gegründete Start-up eventpage.ai ist ein KI-Tool für "die einfachste Eventplanung der Welt".
Jetzt erhält eventpage.ai frisches Kapital durch eine Pre-Seed-Finanzierung von Campus Founders Venture und D11Z. Ventures. Mit dem sechsstelligen Betrag soll die Skalierung des Geschäftsmodells ermöglicht und die Marktführerschaft im deutschsprachigen Raum gefestigt werden.
„Wir freuen uns sehr, dass wir so namhafte Investoren von unserem Geschäftsmodell und den Zukunftsperspektiven von eventpage.ai überzeugen konnten“, sagt Co-Founder Julian Wendorf.” „Unser Ziel ist es, die Art und Weise, wie Events geplant werden, grundlegend zu verändern. Mit diesem Investment kommen wir unserer Vision näher, Eventorganisation so einfach und zugänglich zu machen, wie Canva es für Design geschafft hat“, so Co-Founder Lasse Schmitt weiter.
WhatsApp-Gruppen und Excel-Listen waren gestern
Eventpage.ai vereint als KI-Plattform die Funktionen von bekannten Tools wie ChatGPT, Canva oder Mailchimp und erstellt auf Basis eines schnellen, individuellen Briefings personalisierte, individuell designte Eventseiten in nur vier Klicks. Damit können Ressourcen gespart und automatisiert Einladungen gemanagt sowie beworben werden - sowohl im beruflichen als auch im persönlichen Kontext. Und das ohne fehleranfällige Excel-Listen oder nervige WhatsApp-Gruppen.
Sechsstelliger Umsatz im Gründungsjahr
Im Januar 2024 gegründet, im Juli vergangenes Jahr gelauncht und im Dezember 2024 die Umsatzerwartung übertroffen: Während viele Software-Start-ups im ersten Gründungsjahr erst einmal Strukturen aufbauen und das eigene Produkt entwickeln, erzielt eventpage.ai nach eigenen Angaben bereits einen sechsstelligen Umsatz in den ersten sechs Monaten.
Dank ihres starken Netzwerks in der Branche und der überzeugenden Performance von eventpage.ai konnten die Gründer bereits von Beginn an namhafte Partner wie Mizuno Corporation, Munich Innovation Ecosystem GmbH und EHF Marketing (European Handball Federation) für eine direkte Zusammenarbeit mit dem Tool gewinnen - und damit Business-Accounts als zahlende Kunden sichern. Deren Feedback floss wiederum direkt in die Weiterentwicklung des Tools und so gelang eine dynamische Markteinführung. Aktuell sind bereits Tausende Nutzer mit der Plattform in Kontakt.
Gründer mit Events im Blut
Die Gründer Lasse Schmitt und Julian Wendorf haben Events im Blut. Lasse Schmitt, Sportökonomie-Alumni der Universität Bayreuth, ist im Schwarzwald aufgewachsen und Julian Wendorf, ehemaliger Absolvent der Hochschule Anhalt, kommt gebürtig aus Trier. Nach ihrem Kennenlernen bei einem Sport-Event während des Studiums haben sie 2016 gemeinsam die Sportmarketing-Agentur B2M Creative GmbH gegründet. Heute gehört B2M zu einer der führenden deutschen Agenturen im Sport- und Lifestyle-Bereich. In der Branche sind sie bekannte Gesichter und gelten durch ihre Erfahrung als Experten in der Kombination von Offline- und Digital-Welt.
Gründer*in der Woche: Norman Koerschulte - nicht aufhören, bis das Ziel erreicht ist
Die außergewöhnliche Reise von Norman Koerschulte und seinem Start-up Morpheus Logistik, Europas erster Drohnenfluglinie.
Norman Koerschulte hätte sich mit 44 Jahren längst auf den Lorbeeren seines Lebens ausruhen können. Noch im Betrieb seines Vaters, der Koerschulte Group, einem Produktionsverbindungshandel aus Lüdenscheid, stand er beruflich wie privat mitten im Leben. Doch der Unternehmer spürte den Drang nach mehr.
Heute steht er an der Spitze von Morpheus Logistik, Europas erster Drohnenfluglinie – einem Unternehmen, das die Logistik grundlegend verändern will. Koerschultes Erfolg basiert auf einer Geschichte von Wandel, persönlichem Leid und einer radikalen Neuausrichtung bzw. tiefgreifenden persönlichen Transformation.
Tiefer Fall und radikaler Neuanfang
Koerschulte kennt den tiefsten Punkt des Lebens. Wenn viele von uns an die größten Herausforderungen denken, so sind es meistens berufliche Rückschläge oder schwierige finanzielle Situationen. Für Koerschulte war es der Verlust der eigenen Gesundheit. Ein aggressiver Krebs und eine schwere Pankreatitis zwangen ihn, innezuhalten. Der Weg, den er bisher gegangen war, schien plötzlich nicht mehr der richtige. Es war eine existenzielle Auseinandersetzung, die ihm die Zerbrechlichkeit des Lebens und den Wert eines Neuanfangs vor Augen führte.
„Es war der Moment, in dem ich entschied, dass ich kein zurück mehr wollte“, sagt Koerschulte heute. Die Krankheit forderte ihn nicht nur körperlich, sondern stellte ihn auch vor die Frage, wie er weiterleben und was er wirklich erreichen wollte. Was im Unternehmen seines Vaters bereits begann, setzte er nun mit 100 Prozent Fokus und Geschwindigkeit im eigenen Start-up Morpheus Logistik fort. In einer ehemaligen Wohnung direkt neben der Produktionshalle des Familienunternehmens nahm das Start-up aus Lüdenscheid Form an. Mit dem Umzug nach Dortmund im August 2024 und den damit neu gewonnenen Möglichkeiten wurde die Vision, Pionier der Drohnen-Luftfahrt in Europa und weltweit zu werden, zunehmend greifbar. Mit Morpheus Logistik hat Koerschulte ein Unternehmen geschaffen, das die Luftfahrt disruptiert und einen innovativen Player bereitstellt: Künftig sollen Transport und Logistik schnell und effizient gedacht werden – per Drohne.
Der innovative Sprung in die Luft
Was als Vision begann, ist heute ein spannendes Hightech-Unternehmen. Morpheus Logistik denkt den Transport von Waren neu: automatisiert, zunehmend emissionsfrei und allein über den Luftweg. Die Hochleistungsdrohnen werden von ausgebildeten Drohnenpilot*innen von einem technologisch modernen Leitstand aus geflogen und überwacht. Das erfordert nicht nur die beste Soft- und Hardware, sondern auch höchste Konzentration und Verantwortungsbewusstsein des Teams.
Die Drohnen, die das Unternehmen über langjährige Partner wie die HHLA Sky aus Hamburg oder Striekair aus Gütersloh bezieht, sind in der Lage, lebenswichtige Medikamente, Ersatzteile oder urbane Expresslieferungen schneller und effizienter zu transportieren als herkömmliche Liefermethoden. Diese Innovation will das traditionelle Straßennetz durch eine autonome Infrastruktur in der Luft ersetzen und den Weg für eine zukunftsfähige Logistikbranche ebnen.
Bis Ende 2025 will Morpheus eine Flotte von 20 Drohnen in der Luft haben. Diese soll nicht nur Waren, lebenswichtige Medikamente und Laborproben transportieren, sondern auch das Potenzial haben, bestehende Logistik- und Transportsysteme grundlegend zu ergänzen und bei Bedarf zu ersetzen.
Koerschultes Ziel ist klar definiert: Bis 2026 möchte er das Unternehmen auf 250 Mitarbeitende ausbauen und einen Umsatz von fünf bis acht Millionen Euro erzielen. Der Unternehmer weiß, dass der Weg dorthin herausfordernd ist, doch er ist überzeugt, dass seine Technologie wirtschaftlichen Nutzen und Sinnhaftigkeit in sich vereint: „Wir müssen innovativ denken und handeln, aber wir dürfen dabei niemals die Menschen aus den Augen verlieren, die von dieser Technologie profitieren.“
Drohnen für die Zukunft der Logistik
Die von Morpheus eingesetzten Drohnen sind nicht nur schnelle Lieferlösungen, sondern auch ein Schritt in eine automatisierte, gesicherte und gesetzeskonforme Versorgungsstruktur. Mit Partner*innen aus der medizinischen Diagnostik wie Eurofins GeLaMed demonstriert das Start-up, wie das gelingen kann. Drei verschiedene Drohnenmodelle werden eingesetzt, weitere sind bereits in Entwicklung. Jedes dieser Modelle verfügt über einen sicher angebrachten Transport-Corpus; Laborproben werden ausschließlich von speziell dazu konstruierten Drohnen transportiert. Aber auch für andere Bereiche sind die Drohnen einsatzfähig: Forschung, Wartung, Inspektion, Industrie und Produktion. „Der Vorteil der Drohnen liegt nicht nur in der Geschwindigkeit, sondern auch in der Flexibilität. Wir können mit ihnen Regionen erreichen, die bisher schwer zugänglich oder zeitaufwändig zu beliefern waren. Das macht sie besonders wertvoll für den Transport von lebenswichtigen Gütern wie Medikamenten oder Ersatzteilen“, erläutert Koerschulte.
Das Prozedere ist streng abgestimmt: Genehmigungen bei der Luftfahrtbehörde werden eingeholt, die Strecken werden wiederholt getestet, die Hardware vor jedem Flug überprüft und die Sicherheitsprotokolle durchgegangen. Wie im regulären Flugverkehr, gibt es einen strengen Maßnahmenkatalog zur Einhaltung der Vorschriften und Regularien. Es ist keineswegs Zufall, dass der Luftweg zu den sichersten Transportmethoden gehört.
Natürlich gibt es auch seitens Morpheus einige Vorbereitungsmaßnahmen: Vorab wird das Personal am Empfängerstandort ausgiebig durch Koerschultes Team darin geschult, wie es die Ladung korrekt entnimmt, die Batterie überprüft etc. Erst nach entsprechender Zertifizierung dürfen die so qualifizierten Mitarbeitenden an der Drohnenoperation teilnehmen.
Vertrauen schaffen, Mehrwert bieten
Doch was Morpheus Logistik besonders macht, ist nicht nur die Technologie, sondern ihr Gründer und das gesamte Team dahinter. Norman Koerschulte entspricht nicht dem typischen Gründerbild. Er ist kein „Tech-Guru“, sondern dreifacher Patchwork-Vater, der aus dem Mittelstand kommt. Ein Mann, der weiß, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen – für sein Unternehmen, seine Familie und seine Mitarbeitenden. Koerschulte ist keiner jener Gründer*innen, die sich ausschließlich von Zahlen und Investor*innenmeinungen leiten lassen. Stattdessen setzt er auf eine langfristige Perspektive und eine enge Zusammenarbeit mit seinen Kund*innen und Partner*innen.
„Ich komme aus einer Unternehmerfamilie“, erklärt Koerschulte. „Ich weiß, wie wichtig es ist, mit den Kunden auf Augenhöhe zu sprechen und langfristige Beziehungen aufzubauen. In der Technologiebranche geht es nicht nur um den schnellen Erfolg. Es geht darum, Vertrauen zu schaffen und echten Mehrwert zu bieten.“ Diese Philosophie prägt auch Koerschultes Führungsstil.
Norman Koerschulte hat bereits viel erreicht, doch er ist noch lange nicht am Ziel. Die Zukunft von Morpheus Logistik ist voller Möglichkeiten. Die Technologie wird weiter ausgebaut, die Drohnenflotte wächst, und die Vision einer nachhaltigen und effizienten Logistikbranche nimmt immer konkretere Formen an. Der Gründer weiß, dass noch eine große Strecke vor ihm liegt, doch er ist und bleibt zuversichtlich. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagt er. „Und wir werden nicht aufhören, bis wir unser Ziel erreicht haben.“
Terminbuchungs-Plattform Zeeg sichert sich 1,1 Mio. Euro Pre-Seed-Finanzierung
Das 2023 von Mohammad Moghaddas und Florian Horbach gegründete Start-up Zeeg ist eine Terminbuchungs-CRM-Plattform, die Terminplanung und Kundenmanagement vereint.
Das Berliner SaaS-Start-up Zeeg schließt seine Pre-Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 1,1 Millionen Euro erfolgreich ab. Leadinvestor ist der HTGF, der gemeinsam mit Backbone Ventures in das 2023 gegründete Unternehmen investiert. Mit der Finanzierung will Zeeg die Entwicklung seiner KI-gestützten Buchungs-CRM-Plattform vorantreiben.
Die Debatte um digitale Souveränität erreicht deutsche Unternehmen: Laut einer aktuellen BARC-Studie überdenkt mehr als die Hälfte ihre Cloud-Strategie, getrieben durch neue gesetzliche Vorgaben, geopolitische Entwicklungen und Cybersecurity-Bedenken. Während bei Infrastruktur der Innovationsvorsprung der Hyperscaler noch groß ist, können europäische Anbieter bei Business-Software technologisch mithalten.
Zeeg liefert genau das: Die Plattform kombiniert Terminbuchung und CRM Funktionen in einem Tool. Aus jeder Terminbuchung wird automatisch ein vollständiger Eintrag im CRM erstellt, inklusive aller Kontaktdaten, Unternehmensinformationen und Interaktionshistorie. Die Lösung wird in Berlin entwickelt und ausschließlich auf deutschen Servern gehostet, ohne Umwege über Drittländer.
KI-gestützte Lead-Qualifizierung
Mit dem frischen Kapital entwickelt Zeeg KI-basierte Assistenten für den Pre-Sales-Prozess. Die KI-Agenten qualifizieren eingehende Leads bereits bei der Terminbuchung, verkürzen die Zeit bis zum Abschluss und senken gleichzeitig die Kosten pro gewonnenem Kunden. Das Ziel: Vertriebsteams sollen durch intelligente Automatisierung, die im Hintergrund arbeitet, mehr Deals aus denselben Terminen generieren.
„Europäische Unternehmen brauchen Lösungen, die ihre technologischen und regulatorischen Anforderungen ernst nehmen", erklärt Mohammad Moghaddas, Mitgründer von Zeeg. „Unsere Vision ist ein Terminbuchungs-CRM, das nicht nur auf deutschen Servern läuft, sondern auch durch KI echten Mehrwert schafft."
„Wir haben Zeeg zunächst komplett gebootstrapped und dabei gelernt, worauf es ankommt: Unternehmen wollen keine Tool-Inseln, sondern durchgängige Prozesse", ergänzt Florian Horbach, Mitgründer von Zeeg. „Mit der Finanzierung können wir jetzt in die nächste Wachstumsphase eintreten und unsere Vision umsetzen."
„Zeeg vereint Scheduling, CRM und KI in einer europäischen, souveränen Lösung und ist tief in verschiedene Workflows integrierbar. Die hohe Relevanz in sämtlichen Branchen und innerhalb zahlreicher Teams, verdeutlicht das enorme Marktpotenzial - realisiert von einem exzellenten Team", sagt Björn Sykora, Principal beim HTGF.
„Florian und Mohammad haben ein außergewöhnliches Gespür dafür, was Kunden wirklich brauchen – das zeigt schon ihre Bootstrap-Phase. Mit Zeeg bauen sie nicht nur ein Produkt, sondern eine europäische Alternative mit klarem Wettbewerbsvorteil: Datensouveränität ohne Feature-Kompromisse", ergänzt Philippe Bernet, Managing Partner bei Backbone Ventures.
aevoloop sichert sich 8,25 Mio. Euro für zukunftssichere Kunststoffe
Das 2024 von Dr. Manuel Häußler und Philipp Kessler gegründete Leipziger Chemie-Start-up aevoloop hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, das Kunststoffe auf molekularer Ebene neu denkt – chemisch recycelbar, biologisch abbaubar und ohne Qualitätsverlust wiederverwertbar.
Aevoloop hat im Rahmen einer Seed-Investmentrunde rund 3,25 Millionen Euro eingeworben. Zusammen mit knapp fünf Millionen an Fördermitteln der EU und des Freistaats Sachsen kann das Unternehmen nun die nächsten großen Schritte in Richtung Markteinführung seiner Kreislauftechnologie gehen. Diese ermöglicht leistungsstarke, chemisch recycelbare und biologisch abbaubare Kunststoffe und verbindet erstmals die Vorteile konventioneller Polymerwerkstoffe – Performance, Vielseitigkeit und Preis – mit echter Kreislauffähigkeit.
Verpackungen, Textilien und Spritzgussteile sind Einbahnstraßenprodukte – konventionelle Kunststoffe wurden nie für das Recycling designed. Dabei hat sich mechanisches Recycling zwar etabliert, bringt jedoch inhärente Einschränkungen mit sich. Um einen entscheidenden Sprung in der Zirkularität zu machen, werden grundlegend neue Materialien benötigt, nicht nur neue Recyclingprozesse. Aevoloop ermöglicht dies: Upcycling statt Downcycling.
Das Start-up ersetzt bei klassischen Polyethylen- oder Polypropylen-Ketten einzelne Glieder durch Verbindungen, die sich gezielt öffnen lassen – durch eine Art “Sollbruchstelle”. Sie behalten alle Eigenschaften im Gebrauch, lassen sich am Ende des Lebenszyklus chemisch aber wieder in ihre Grundbausteine zerlegen und zu neuem Kunststoff verarbeiten. Dieser lässt sich wie herkömmliche Polyolefine verwenden und ist im Gegensatz zu anderen nachhaltigen Kunststoffen nicht auf Nischenanwendungen beschränkt. Die biologische Abbaubarkeit der neuartigen Kunststoffe schafft zudem perspektivisch eine Lösung für das Mikroplastikproblem.
Den Markteintritt im Visier
Um den Markteintritt dahinter zu beschleunigen, beteiligten sich renommierte Impact- und Technologiefonds an der Seed-Finanzierungsrunde: neben Leadinvestor Circulate Capital investieren auch Positron Ventures sowie bmp Ventures mit dem IBG Innovationsfonds.
Die staatliche Förderung wird wiederum durch Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie den Freistaat Sachsen im Rahmen einer F&E-Verbundprojektförderung der Sächsischen Aufbaubank (SAB) kofinanziert. Sie erfolgt im Zuge des Projekts “Saxy Plastics”, bei dem aevoloop mit dem Leibniz-Institut für Polymerforschung, der Universität Leipzig und dem Center for the Transformation of Chemistry (CTC) kooperiert.
Weiterentwicklung, Teamausbau und Pilotprojekte
Mit dem eingeworbenen Kapital von 3,25 Millionen Euro Seed-Investment und knapp fünf Millionen Euro an staatlicher Förderung verfolgt das Start-up einen klaren Fahrplan: Die Weiterentwicklung seiner Lösung, den Ausbau seines Teams und die Umsetzung weiterer Pilotprojekte mit Industriepartnern, beispielsweise um neue Produkte – wie Folien, Spritzgussteile und Fasern – zu entwickeln.
„Plastik ist nicht grundsätzlich schlecht, nur unser Umgang damit”, sagt Dr. Manuel Häußler, Mitgründer und wissenschaftlicher Kopf von aevoloop. „Mit unserer Technologie machen wir Kunststoffe vollständig wiederverwertbar. So kombinieren wir die Leistungsfähigkeit konventioneller Kunststoffe mit echter Kreislauffähigkeit. Unser Ziel ist eine Welt, in der nachhaltiges Plastik endlos oft eingesetzt werden kann – ohne Abfall und ohne Verschwendung.”
Wolfgang Hafenmayer, Gründungspartner vom Leadinvestor Circulate Capital, sagt dazu: „Die Technologie von aevoloop ist ein bedeutender Fortschritt für die Kreislaufwirtschaft bei Polyolefinen. Erstmals haben wir eine echte Material-Alternative – ohne die Kompromisse, die andere Lösungen aufweisen. Genau diese Art von skalierbarer Innovation kann einen systemischen Wandel in der gesamten Kunststoff-Wertschöpfungskette vorantreiben.“
Die zugrundeliegende Technologie ist auf bestehenden Extrudern und Spritzgussmaschinen sofort einsetzbar: Dazu kommt: Die Produktion ist vergleichsweise günstig – rein biobasierte Alternativen sind oft deutlich teurer. Erste Pilotlinien und -projekte sind gestartet, getragen von Partnern wie der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND), die eine Anschubfinanzierung von knapp einer Million Euro eingebracht hat und dem Center for the Transformation of Chemistry (CTC), mit welchem aevoloop in der Forschung eng zusammenarbeitet.
DeepTech etalytics erweitert Series-A-Finanzierung auf 16 Mio. Euro
Die Finanzierung, angeführt von M12, dem Venture-Fonds von Microsoft, soll den internationalen Rollout der KI-basierten Energieplattform etaONE® forcieren.
Das Darmstädter DeepTech-Unternehmen etalytics, Spezialist für KI-gestützte Energieintelligenz, hat eine Erweiterung seiner Series-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 8 Mio. Euro bekannt gegeben. Damit steigt das Gesamtvolumen der Series A auf 16 Millionen Euro.
Angeführt wird die Runde von M12, dem Venture-Fonds von Microsoft. Die bestehenden Investoren – Alstin Capital (Carsten Maschmeyer), ebm-papst und BMH – unterstützen das Unternehmen weiterhin und begleiten die strategische Expansion.
Das frische Kapital soll den Markteintritt in Nordamerika, den Ausbau internationaler Projekte in Europa und Asien sowie die Weiterentwicklung der KI-Plattform etaONE® ermöglichen.
Etalytics, 2020 als Ausgründung der TU Darmstadt gegründet, setzt auf einen konsequent softwaregetriebenen Ansatz für industrielle Energieoptimierung. Die Plattform etaONE® nutzt künstliche Intelligenz, digitale Zwillinge und prädiktive Analysen, um Energieverbräuche und Emissionen zu reduzieren – bei gleichzeitiger Sicherstellung von Anlagenzuverlässigkeit und regulatorischer Compliance.
Die neuen Mittel werden eingesetzt, um die Nordamerika-Aktivitäten mit einem eigenen Team im Bay Area-Standort (Kalifornien) aufzubauen, neue Installationen in den USA, Europa und Singapur umzusetzen, das Team innerhalb der nächsten zwei Jahre auf über 120 Mitarbeitende zu erweitern und die KI-Funktionalitäten für Energiesysteme in Rechenzentren, Pharma-, Automobil- und Fertigungsindustrien weiterzuentwickeln.
Diese Expansion soll eine dedizierte US-Präsenz erschaffen und die Mission von etalytics, weltweit skalierbare, softwarebasierte Lösungen zur Energieoptimierung bereitzustellen, unterstützen. „Wir freuen uns, M12 als strategischen Partner an Bord zu haben“, sagt Dr. Niklas Panten, CEO und Mitgründer von etalytics. „Das Investment ist ein wichtiger Meilenstein auf unserem Weg, industrielle Energiesysteme intelligenter, resilienter und nachhaltiger zu machen. Durch Microsofts globale Reichweite und Technologie-Ökosystem beschleunigen wir die digitale Transformation energieintensiver Branchen weltweit. Gemeinsam wollen wir neu definieren, wie Rechenzentren, Produktions- und Prozessindustrien Energie managen – effizient, transparent und mit vertrauenswürdiger KI.“
„Etalytics verändert, wie einige der energieintensivsten Industrien der Welt arbeiten“, erklärt Michael Stewart, Managing Partner bei M12, Microsofts Venture Fund. „Die KI-basierte Plattform adressiert eine der zentralen globalen Herausforderungen: industrielle Energieverbräuche im großen Maßstab zu optimieren und gleichzeitig messbare Nachhaltigkeitseffekte zu erzielen. Wir freuen uns darauf, etalytics bei der internationalen Expansion zu unterstützen und die nächste Generation von Energieintelligenz in Rechenzentren und Fertigungsbetrieben voranzubringen. Dieses Engagement spiegelt unseren Glauben an das Potenzial von KI und Infrastrukturtechnologien wider, reale, komplexe Probleme zu lösen.“
Die Erweiterung folgt auf den erfolgreichen Abschluss der ursprünglichen Series-A- Finanzierung im Jahr 2024, die von Alstin Capital (Carsten Maschmeyer) angeführt und von ebm-papst sowie BMH begleitet wurde. Die bestehenden Partner bringen langfristige Erfahrung und Fachwissen in den Bereichen Industrietechnologie, Automatisierung und CleanTech ein.
Gründer*in der Woche: Xiaojun Yang – gründen zwischen den (Tech-)Welten
2009 kam die Chinesin Xiaojun Yang nach Deutschland, absolvierte ihren Master in Maschinenbau an der Universität Paderborn und gründete dort 2021 zusammen mit ihrem Mann Alexander Pöhler das Fertigungs-Start-up assemblean. Über ihre Erfahrungen als „Gründerin zwischen den (Tech-)Welten“ sprechen wir mit Xiaojun im Interview.
Xiaojun, als du mit 21 Jahren nach Deutschland gekommen bist, führte die globale Wirtschaftskrise gerade zu einem starken wirtschaftlichen Einbruch. Im selben Jahr wurden auch 20 Jahre Fall der Berliner Mauer gefeiert. Wie war es für dich, in einem solch spannenden Umfeld anzukommen und ein „neues Leben“ zu beginnen?
Diese Mischung aus Unsicherheit und Aufbruch hat sich für mich damals sehr deutlich angefühlt. Die Finanzkrise war überall spürbar – auch für mich als junge Ausländerin, die neu in diesem Land war. Und gleichzeitig war da dieses Jubiläum des Mauerfalls, das überall präsent war. Es war kein rein historisches Gedenken, sondern ein Moment des Innehaltens und Weiterdenkens.
Ich bin allein gekommen, mit vielen Fragen im Kopf – und wurde mit einer Gesellschaft konfrontiert, die sehr anders funktionierte als das, was ich aus China kannte. Die Sprache war schwer, das Miteinander zurückhaltender, vieles wirkte streng. Aber genau in dieser Klarheit habe ich auch etwas Wertvolles gefunden. Ich habe ein Land erlebt, das sich verändert – und ich selbst war auch im Umbruch. Es war keine einfache Zeit, aber sie hat mich auf eine gute Weise herausgefordert.
Nach deinem Studium hast du assemblean, ein Unternehmen mit Fokus auf Supply Chain Management, gegründet. Was hat dich dazu bewogen, in Deutschland zu gründen? War China für dich keine Alternative?
Deutschland ist für mich nicht nur ein Studienort gewesen – es ist zu einem Raum geworden, in dem ich Ideen entwickeln konnte. Kein Ort für schnelle Hypes vielleicht, aber für solide Grundlagen. Ich habe hier ein Verständnis von Unternehmertum erlebt, das auf langfristiges Denken setzt.
In China hätte unser Konzept – eine digital organisierte, skalierbare Produktionsplattform – damals vermutlich wenig Anklang gefunden. Zu abstrakt, zu erklärungsbedürftig. In China zählt oft: Wie schnell könnt ihr wachsen? Wer investiert?
In Deutschland lautete die erste Frage: Wie stabil ist euer Modell? Und genau das hat uns ermöglicht, assemblean in Ruhe aufzubauen – ohne Druck schnell zu skalieren. Ich habe mich bewusst für Substanz entschieden – und das ging nur hier.
Unter deinen Kund*innen sind viele aus dem Mittelstand, also eher traditionell aufgestellte und vorsichtig agierende Unternehmen. Wie haben diese auf dich als Unternehmerin mit chinesischen Wurzeln reagiert? Hattest du zu Anfang Vorurteile bzw. Hürden zu überwinden?
Ja, die Hürden waren da – manchmal sichtbar, manchmal subtil. Ich entspreche nicht dem Bild, das man in der deutschen Industrie gewohnt ist. Eine junge Frau mit Tech-Fokus und Migrationshintergrund sorgt erstmal für Fragen, manche freundlich-neugierig, manche eher skeptisch.
Ich wurde oft gefragt, ob ich das wirklich hauptberuflich mache. Oder wie ich überhaupt in die Fertigung gekommen bin. Das hat nichts mit bösem Willen zu tun, zeigt aber, wie tief Rollenbilder verankert sind.
Was mir geholfen hat, war konsequente Transparenz. Wir zeigen offen, wie wir arbeiten, wo wir hosten, wie unsere Governance aussieht. Heute wissen unsere Kunden, dass sie sich auf uns verlassen können. Dieses Vertrauen musste wachsen – und es ist die Basis von allem, was wir tun.
Du bist sowohl mit China als auch mit Deutschland bestens vertraut. Welche Besonderheiten siehst du in den beiden Ländern, welche Missverständnisse nimmst du wahr, und was sollten wir in Sachen Innovationskraft von China lernen?
Was mir auffällt: Beide Länder sehen einander oft sehr einseitig. In Deutschland wird China mit Kopieren oder Überwachung assoziiert. In China gilt Deutschland als langsam und überbürokratisiert.
Aber die Realität ist komplexer. China ist unglaublich schnell, wenn es um Umsetzung geht – bei Infrastruktur, Plattformen, Anwendungen. Was dort in Monaten passiert, dauert hier Jahre. Was oft fehlt, ist der Fokus auf Nachhaltigkeit oder Datenschutz.
Deutschland hingegen setzt auf Gründlichkeit. Und ja, das braucht Zeit – aber es entstehen dabei Produkte und Systeme, die auf lange Sicht tragen.
Ich wünsche mir, dass beide Seiten voneinander lernen – nicht, um sich zu kopieren, sondern um sich besser zu verstehen. Mut und Tempo aus China, Tiefe und Qualität aus Deutschland – das wäre eine starke Kombination.
Dein Start-up assemblean ist nun seit rund vier Jahren am Markt. Wie gefragt sind deine Production-as-a-Services und wohin soll die unternehmerische Reise gehen?
Die Nachfrage ist da – und sie wächst. Viele Unternehmen, vor allem im Mittelstand, stehen vor der Frage, wie sie ihre Fertigung flexibler und resilienter gestalten können. Die klassische Logik von „alles inhouse“ stößt an Grenzen.
Unsere Plattform hilft dabei, Produktionsprozesse neu zu denken – dezentral, digital gesteuert, transparent. Besonders im Bereich Elektronik und mechanischer Bearbeitung spüren wir das ganz konkret.
Was als Pilotprojekt begann, ist heute ein echtes Netzwerk geworden. Unsere Kunden wollen keine Einzellösungen, sondern Partnerschaften. Und genau das ist unser Fokus: Wir bauen nicht nur Technologie, sondern Vertrauen.
Zukünftig wollen wir stärker in Europa wachsen, neue Funktionen integrieren – etwa für resilienzbasierte Beschaffung – und unsere KI-Kompetenz ausbauen. Das Ziel: eine Plattform, die industrielle Prozesse nicht nur abbildet, sondern aktiv mitgestaltet.
Was möchtest du anderen Gründer*innen – unabhängig von der Nationalität – aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?
Lasst euch nicht festlegen – weder auf ein Bild von euch selbst noch auf das, was andere in euch sehen. Es gibt nicht die eine Art, Gründer*in zu sein.
Ich habe gelernt: Was euch trägt, ist Vertrauen – in euch, in das Team, in die Idee. Nicht alles wird von Anfang an funktionieren. Aber wenn ihr klar bleibt, transparent und bereit, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen, dann entsteht Substanz.
Und vergesst nicht: Gründen verändert euch. Es ist ein Lernprozess – nicht nur über Märkte, sondern auch über euch selbst. Genau das macht es so spannend. Es ist herausfordernd, ja, aber auch unheimlich befreiend.
Xiaojun, Danke für deine Insights

