Gründer*in der Woche: Box Inc – der Marktplatz für Kartons

Gründer der Woche 20/21


44 likes

Box Inc ist ein 2019 gegründeter digitaler B2B-Marktplatz zur Beschaffung von Verpackungen aus Wellpappe. Die Plattform macht es Unternehmen einfacher, erneuerbare und kunststofffreie Verpackungen zu kaufen. Mehr dazu im Interview mit Mikael Fristedt Westre, dem schwedischen Gründer und CEO von Box Inc.

Wann und wie bist du auf die Idee zu Box Inc gekommen?

Die Idee entstand zusammen mit einem kleinen Team im Jahr 2018. Ich bin bereits seit mehreren Jahren in der Verpackungsindustrie tätig und kenne sowohl Kund*innen als auch Verpackungslieferant*innen. Ein wichtiges Learning aus dieser Zeit war, dass die Kund*innen nach Möglichkeiten suchten, die Effizienz ihrer gesamten Geschäftsprozesse zu steigern und die Digitalisierung als Mittel zur Erreichung dieses Ziels zu nutzen. Ein zweites Learning war, dass Wellpappeverpackungen insgesamt ein Produkt mit geringem Aufwand sind. Betrachtet man andere Branchen, so brach der Beschaffungsprozess für ähnliche Produkte bereits mit den traditionellen Kaufprozessen. Wenn wir den Beschaffungsprozess für Verpackungen aus Wellpappe digitalisieren könnten, würde dies eine Win-Win-Win-Situation bedeuten: Die Kund*innen profitieren von einem einfachen Beschaffungsprozess, die Lieferant*innen können ihr Geschäft mit einem neuen Verkaufskanal ausbauen und Box Inc wird zu einem attraktiven Plattformgeschäft. So haben wir uns dazu entschlossen, Box Inc zu gründen.

Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum Go-live deiner digitalen B2B-Plattform?

Vor der Gründung haben wir eine entsprechende Marktanalyse durchgeführt und mit Käufer*innen und Händler*innen gesprochen, um uns ihre Einschätzung und ihr Feedback zu der Idee einzuholen. Dabei ist uns klar geworden, dass Deutschland aufgrund der Vielzahl an Lieferant*innen großes Potenzial bietet. Außerdem ist der deutsche Markt sehr divers und hat zusätzlich viele mittelständische Unternehmen, die Verpackung benötigen, aber nicht die Ressourcen haben, lange danach zu suchen und Händler*innen zu vergleichen. Das Thema E-Commerce rückt in deutschen Unternehmen immer mehr in den Fokus, auch im Zuge der Pandemie.

Die Expertise aus der Verpackungsindustrie war natürlich auch sehr hilfreich und mit Stora Enso als Mutterkonzern haben wir ein entsprechendes Partnernetzwerk an der Hand, das den Start unserer Plattform auch erleichterte.

Was ist das Besondere an deinem Angebot – wie unterscheidet sich Box Inc von anderen Anbieter*innen von Verpackungslösungen?

Viele Unternehmen haben weder die Zeit noch die Expertise, die richtige Verpackung und den richtigen Lieferant*innen zu finden. Mit Box Inc vereinfachen wir diesen Prozess, in dem auf der Plattform jeder einzelne Schritt – vom Design der Kartons bis hin zu Angeboten von Zulieferern und sogar dem Bestellvorgang – integriert ist. Infolgedessen sparen Unternehmen sowohl Zeit als auch Geld, und wählen gleichzeitig eine nachhaltige Verpackung von verifizierten Lieferant*innen. Das ist der Unterschied zu anderen Anbieter*innen, denn wir decken auf unserer Plattform den gesamten Prozess ab: Vom Anbieter*innenvergleich bis zur Bestellung des gewünschten Produkts.

Wer sind eure Kund*innen?

Der Großteil unserer Kund*innen sind kleine und mittlere Unternehmen. Ihr Produktportfolio ändert sich in regelmäßigen Abständen, sodass sie mit relativ kleinen Verpackungsserien arbeiten müssen. Trotzdem möchten sie, dass ihre Verpackungen für den Zweck geeignet sind und das richtige Design, die richtige Qualität und die richtigen Abmessungen haben. Box Inc macht ihnen das Leben sehr viel einfacher, indem es ihnen ermöglicht, auf derselben Plattform Anfragen für Verpackungen zu stellen, Angebote zu vergleichen und zu bestellen.

Eine weitere Besonderheit von Box Inc ist, dass ihr vollkommen remote agiert, ohne festes Büro und international aus vier Ländern heraus. War das von Anfang an dein Konzept und was sind deine Tipps für andere Start-ups, die ähnliche Strukturen planen?

Genau, unser Team arbeitet vollkommen remote aus Finnland, Schweden, Tschechien und Deutschland heraus. Das ist für uns in der gegenwärtigen Situation natürlich von Vorteil. Die Pandemie hat Unternehmen in allen Branchen dazu gezwungen, die Digitalisierung zu beschleunigen und das hat sich positiv auf Box Inc ausgewirkt. Wir sehen ein starkes Interesse von deutschen Verpackungsanbieter*innen sowie einen Boom im E-Commerce-Sektor.

Natürlich ist es eine Herausforderung, in einem neuen Markt die entsprechende Expertise mitzubringen und es war nicht von Anfang das Konzept, das Team remote aufzustellen. Das hat sich im Gründungsprozess dann so ergeben, weil das Team in verschiedenen Ländern sitzt und wir am Anfang kein gemeinsames Büro brauchten. Stattdessen haben wir alles digital koordiniert und aufgesetzt.

Am allerwichtigsten bei einem Remote-Konzept ist die Kommunikation. Das kann ich nur jedem anderen Start-up mitgeben: Legt Wert auf die kleinen alltäglichen Interaktionen und trefft euch regelmäßig als ganzes Team, auch wenn es nur online ist. Und: Vergesst nicht, Erfolge zu feiern, auch wenn sie noch so klein sind!

Als ersten Markt außerhalb Schwedens habt ihr Deutschland für euer Produkt gewählt – wie läuft das Business hierzulande? Gibt es große Unterschiede zu Schweden oder anderen Märkten?

Das ist richtig. Wir sind zuerst in Deutschland gestartet, weil es hier den größten Verpackungsmarkt in Europa gibt. Deutschland ist ein sehr vielfältiger Markt in Bezug auf Branchen, Unternehmen und Verpackungslieferant*innen. Viel mehr als in den nordischen Ländern, wo die Märkte kleiner und relativ konzentriert sind. Das bedeutet, dass es für Box Inc offensichtlich viel mehr Potenzial auf dem deutschen Markt gibt.

Was sind deine weiteren unternehmerischen Pläne?

Wir wollen in den nächsten Jahren unser Produkt sowie unseren Kund*innenstamm weiter ausbauen. Langfristiges Ziel ist, dass Box Inc in den wichtigsten Ländern auf dem europäischen Markt etabliert ist. Derzeit liegt unser ganzer Fokus darauf, unseren Kund*innen ein herausragendes Serviceerlebnis zu bieten und die Verpackungsbeschaffung so einfach wie möglich zu machen.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?

Gründerinnen und Gründern möchte ich gleich drei Tipps an die Hand geben. Erstens: Macht es zur Gewohnheit, aus allem, was ihr tut, Minimum Viable Products (MVPs), also eine erste minimal funktionsfähige Iteration eines Produkts zu schaffen. Diese Denkweise beschleunigt das Testen, das Scheitern und letztendlich den Erfolg.

Zweitens: Bleibt flexibel, denn es wird immer wieder Situationen geben, die schnelles Umdenken erfordern. Zuletzt hat uns das die Corona-Krise ganz deutlich gezeigt.

Und drittens: Ein großartiges Team ist entscheidend für den Unternehmenserfolg. Deshalb: Holt euch die besten Leute ins Boot und baut euer Team divers auf.

Hier geht's zur Website: https://boxinc.com/de

Das Interview führte Hans Luthardt

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

EU-Software-Tech-Ökosystem: Starkes Wachstum, kaum Skalierung

Die neue McKinsey-Studie „Europe’s moonshot moment: Fueling its tech ecosystem for scale“ zeigt: Europa steht am Wendepunkt: Das Software-Tech-Ökosystem ist in den letzten zehn Jahren stark gewachsen – doch echte globale Skalierung bleibt die Ausnahme.

Die Studie basiert auf quantitativen Daten sowie Interviews mit über 30 führenden europäischen Gründer*innen, Investor*innen und Expert*innen und zeigt auf, wo es hakt und welche strukturellen Veränderungen jetzt erforderlich wären.

Wachstum ja – Skalierung kaum

Die Zahl der Software-Start-ups in Europa hat sich verfünffacht, und es wurden über 425 Milliarden Dollar Venture-Funding mobilisiert. Doch Start-ups benötigen im Schnitt fünf Jahre länger als ihre US-Pendants, um 100 Millionen Euro ARR zu erreichen. Nur 3 Prozent schaffen es überhaupt, die Milliardenschwelle zu überschreiten – in den USA sind es 5 bis 10 Prozent.

Das Kapital ist da, aber falsch verteilt

Während Frühphasenfinanzierung zunehmend verfügbar ist, fehlt es an spätem Wagniskapital. Nur 11 Prozent des late-stage Software-Fundings stammen in Europa aus Venture-Capital-Quellen – in den USA sind es 89 Prozent. Europäische Pensionsfonds investieren lediglich 0,02 Prozent ihres Vermögens in VC, US-Fonds rund 2 Prozent.

Regulierung ist nicht das Hauptproblem – im Gegenteil

Gründer*innen sehen regulatorische Vorgaben selten als Haupthindernis. Vielmehr wird betont, wie einheitliche Rahmenbedingungen (z.B. EU-weit gültige Lizenzen oder ESOP-Reformen) Skalierung erleichtern können.

Was laut Studie jetzt zu tun ist

  • Divers besetzte, wachstumsorientierte Boards aufbauen
  • Equity-Modelle verbessern – für Gründerinnen, Mitarbeiterinnen und Investor*innen
  • Produkte von Tag eins global skalierbar denken
  • Universitäten durch neue Anreizstrukturen zu mehr Gründungsförderung bewegen
  • Ein europaweites Visumsmodell für Tech-Talente schaffen („Super Visa“)

 Hier geht's zur Studie

Gründer*in der Woche: Fusix Biotech – bekämpft Krebs durch Viren

Das 2022 als Ausgründung der Technischen Universität München (TUM) gestartete LifeScience-Start-up Fusix Biotech entwickelt virenbasierte Krebstherapien, die körpereigene Abwehrkräfte im Kampf gegen die Krankheit mobilisieren und eröffnet damit neue Wege beim Kampf gegen Krebs.

Auch Tumorzellen können von Krankheitserregern befallen werden. Tatsächlich sind sie sogar besonders anfällig – ein Nebeneffekt ihrer Fähigkeit, sich vor dem Immunsystem zu verbergen. Das machen sich Privatdozentin Dr. Jennifer Altomonte und ihr Gründungsteam von Fusix Biotech zunutze. Die Ausgründung der TUM entwickelt virenbasierte Krebstherapien, die körpereigene Abwehrkräfte im Kampf gegen die Krankheit mobilisieren.

Das sog. Fusix-Virus richtet in Tumorzellen gehörigen Schaden an – mit dem Ziel Krebs zu bekämpfen und Leben zu retten. Dafür lässt es die infizierte Tumorzelle große Mengen eines Proteins produzieren, das sich an ihrer Oberfläche anheftet. Dadurch wird der Befehl an die Nachbarzellen gesendet, mit der infizierten Zelle zu verschmelzen. Das tun sie prompt: erst eine, dann die nächste und immer weiter, bis das Gebilde regelrecht platzt. Durch den freigesetzten Zellinhalt wird das Immunsystem aktiviert. Immunzellen, die jetzt alarmiert werden, beseitigen zurückgebliebene Trümmer, attackieren intakte Krebszellen, die sich vorher vor dem Immunsystem tarnen konnten, und begrenzen die weitere Ausbreitung des Virus. Auf diese Weise könnten in Zukunft Tumore bekämpft werden, die auf andere Behandlungsansätze nicht ansprechen.

Jennifer Altomonte entwickelt in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des TUM-Universitätsklinikums virusvermittelte Immuntherapien. Den wissenschaftlichen Grundstein für Fusix hatte sie bereits 2016 gelegt. Damals forschte Jennifer Altomonte an der TUM an Möglichkeiten, Krebs durch Viren zu bekämpfen.

Kombination aus zwei Viren

„Krebs ist kein natürlicher Wirt für Viren – also war es unwahrscheinlich, in der Natur das perfekte therapeutische Virus zu finden. Deshalb haben wir eines konstruiert“, so Jennifer Altomonte. Ihr Ausgangsmaterial waren zwei Erreger, die Tiere befallen. Während der erste sich besonders schnell in bestimmtem Gewebe vermehrt, löst der zweite den charakteristischen Fusionsmechanismus aus. Jennifer Altomonte und ihr Team haben die vorteilhaften Eigenschaften beider Viren kombiniert und Sicherheitsrisiken für Patient*innen ausgeräumt.

In Zell- und Tierversuchen konnten die Forschenden zeigen, dass das therapeutische Virus sich ausschließlich in Tumorzellen vermehrt. Schon mit einer relativ geringen Dosis wurden die Krebszellen besonders effektiv zerstört. Das Verfahren ließ Jennifer Altomonte patentieren.

Lizensieren oder selbst gründen?

„An diesem Punkt musste ich mich entscheiden, ob ich die Technologie an ein bestehendes Unternehmen lizensiere oder selbst gründe“, so Jennifer Altomonte. Die Entscheidung fiel ihr leicht, nachdem sie sich mit Gründer*innen in ihrem Netzwerk ausgetauscht und an mehreren Entrepreneurship-Programmen teilgenommen hatte. „Am Ende war ich begeistert davon, meine Rolle als Wissenschaftlerin zu erweitern und etwas völlig Neues zu lernen.“

Das Startkapital bildeten ein EXIST-Forschungstransfer-Stipendium und der M4-Award für biomedizinische Projekte des bayerischen Wirtschaftsministeriums. Über die TUM hatte sie weiterhin Zugriff auf hochmoderne Forschungsinfrastruktur. Besonders wichtig waren für Altomonte die Mitgründer*innen, die sie ins Boot holte: Dr. Teresa Krabbe, die bereits als Doktorandin zu diesem Thema gearbeitet hatte, Prof. Markus Gerhard, Mikrobiologe an der TUM, der bereits Gründungserfahrung hatte, und Dr. Marian Wiegand, der umfassende Erfahrung in der Herstellung viraler Vektoren mitbrachte. Das Team wurde im TUM Venture Lab Healthcare gefördert.

Bereit für die klinische Phase

Seit der Gründung von Fusix Biotech im Jahr 2022 hat das Team die Entwicklung der Technologie weiter vorangebracht. Mittlerweile ist die präklinische Phase des Projekts nahezu abgeschlossen. In diesem soll mit Tier- und Zellmodellen verifiziert werden, dass der Ansatz funktioniert wie gedacht. Sobald die Finanzierung dafür gesichert ist, will das Team das Arzneimittel unter GMP-Bedingungen produzieren, also unter den streng kontrollierten pharmazeutischen Bedingungen, wie sie für Medikamente beim Menschen vorgeschrieben sind. Dann sollen erste Studien mit Patientinnen und Patienten zur Behandlung von Leberkrebs durchgeführt werden.

Am 17. Juni 2025 wird sich das Team auf der HLTH Europe, einer führenden Messe für Gesundheitsinnovationen, in Amsterdam präsentieren. Im Wettbewerb EIT Health Catapult konnte sich Fusix als eines von drei vielversprechenden europäischen LifeScience-Start-ups für die Endrunde qualifizieren, die in Amsterdam abgehalten wird. Den Sieger*innen winken Preisgeld und Unterstützung durch etablierte Unternehmen.

BayStartUP erweitert die Geschäftsführung

Barbara Dombay wurde zur weiteren BayStartUP-Geschäftsführerin berufen. Sie ergänzt damit Dr. Carsten Rudolph, der das bayerische Start-up-Netzwerk für Gründer*innen, Investor*innen und Unternehmen seit 2009 leitet.

BayStartUP ist das bayerische Startup-Netzwerk für Gründer*innen, Investor*innen und Unternehmen sowie Partner der Initiative "Gründerland Bayern" des bayerischen Wirtschaftsministeriums. Mit den Bayerischen Businessplan Wettbewerben, einem umfangreichen Coaching-Angebot und Europas größtem Investoren-Netzwerk unterstützt es Start-ups bei der Optimierung ihrer Strategie, dem Aufbau ihres Unternehmens und der Suche nach Gründungs- und Wachstumskapital.

Zu den BayStartUP-Erfolgsgeschichten zählen Flixbus, EGYM, Magazino, Exasol, Voxeljet, numares, Transporeon, die va-Q-tec AG, VIA Optronics und viele andere mehr. BayStartUP belegte deutschlandweit Platz 4 und europaweit Platz 11 im renommierten Ranking „Europe's Leading Startup Hubs 2025" der Financial Times.

Neue Doppelspitze für noch mehr Start-up-Power

Barbara Dombay ist seit 2012 für BayStartUP tätig und hat in dieser Zeit das BayStartUP-Investorennetzwerk maßgeblich aufgebaut und geprägt. Unter ihrer Leitung hat sich das Netzwerk zur zentralen Anlaufstelle für Frühphasenfinanzierung in Bayern entwickelt. Es vernetzt Start-ups mit einem breiten Spektrum an aktiven Kapitalgeber*innen, darunter 400 Business Angels und über 200 Venture Capital Investor*innen. Seit 2015 vermittelte BayStartUP ein Volumen von über 650 Millionen Euro in Seed-Finanzierungen.

Barbara Dombay und Dr. Carsten Rudolph werden künftig gemeinsam zentrale strategische Themenbereiche von BayStartUP weiterentwickeln, darunter der gezielte Ausbau des Investment-Ökosystems für Start-ups, die Vernetzung von Start-ups mit Mittelstand und Industrie sowie die Stärkung von Programmen zur Wachstumsbegleitung.

Dr. Carsten Rudolph, Geschäftsführer von BayStartUP: „Barbara Dombay hat BayStartUP in den vergangenen Jahren entscheidend mitgestaltet. Sie kennt die Bedürfnisse von Gründerteams und Investoren aus erster Hand und hat ein Gespür dafür entwickelt, wie erfolgreiche Finanzierungen zustande kommen. Mit ihrem Netzwerk und ihrer Erfahrung ist sie für Startups, die auf Kapitalsuche sind, zentrale Ansprechpartnerin – und für uns ein echter Gewinn in der Geschäftsführung.“

Barbara Dombay, Geschäftsführerin von BayStartUP: „Nach über zehn Jahren bei BayStartUP freue ich mich darauf, unser Angebot zur Unterstützung von Startups kontinuierlich zu erweitern und an veränderte Marktbedingungen anzupassen. BayStartUP verbindet Menschen aus Innovations-, Kapital- und Industrieumfeld – genau die Konstellationen, die Startups für Wachstum und eine erfolgreiche Entwicklung brauchen.“

Barbara Dombay verfügt über langjährige Führungserfahrung im Technologie- und Innovationsumfeld. Vor ihrem Einstieg bei BayStartUP war sie in verschiedenen Positionen in den Bereichen Marketing, Vertrieb und Unternehmensentwicklung tätig. Ihr Studium der Wirtschaftswissenschaften absolvierte sie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg sowie an der Université Jean-Moulin-Lyon III in Frankreich.

Atmen: Münchner SaaS-Start-up sichert sich 5 Mio.-Euro in Seed-Runde

Das 2023 gegründete SaaS-Unternehmen Atmen ermöglicht es u.a. Hersteller*innen von grünem Wasserstoff und E-Fuels, ihre Produktion in Echtzeit und automatisiert als „grün“ zu zertifizieren.

Atmen, 2023 von den Energie- und Regulierungsexpert*innen Flore de Durfort, Quentin Cangelosi und Erika Degoute gegründet, automatisiert die Nachhaltigkeitszertifizierung für die Industrie, Die fünf-Mio.-Euro-Seed-Finanzierungsrunde wird vom Berliner Venture Capital Project A angeführt. Neben den bestehenden Investoren Revent und Vireo Ventures beteiligen sich auch namhaften Angel-Investoren, darunter Axel Stepken, ehemaliger CEO von TÜV SÜD, Martina Merz, frühere CEO und serienmäßiges Vorstandsmitglied in Tech-Unternehmen wie ThyssenKrupp, und Seriengründer Christian Vollmann, früherer Investor bei Trivago und SumUp. Damit erhöht sich die Gesamtfinanzierung von Atmen auf 6,3 Millionen Euro.

Wachstum auf mehreren Ebenen

Mit der Kapitalaufnahme plant Atmen, über Wasserstoff und Kraftstoffe hinaus ein breiteres Spektrum energieintensiver Güter zu zertifizieren – darunter Stahl, Chemikalien und Düngemittel. Das bisher elf-köpfige Team wird erweitert, um den ehrgeizigen Wachstumskurs des Unternehmens zu unterstützen. Außerdem sollen die Verbindungen zu Regulierungsbehörden und Zertifizierungssystemen ausgebaut werden. Mit dem Einführen neuer Instrumente soll Unternehmen geholfen werden, den Überblick über ihren Umwelteinfluss und neue Nachhaltigkeitsvorschriften zu behalten.

Während sich andere Anbieter auf regelmäßige Stichproben und jährliche Schätzungen berufen, nimmt die Plattform von Atmen Echtzeit-Betriebsdaten direkt aus industriellen Prozessen auf. Dadurch können die Vorschriften für energieintensive Produkte wie Wasserstoff und erneuerbare Kraftstoffe einfacher eingehalten werden. Zudem ermöglicht es Unternehmen, die Produktzusammensetzung und Materialherkunft exakt nachzuweisen. Der datenbasierte Ansatz ermöglicht es Unternehmen, die Produktzusammensetzung und Materialherkunft exakt nachzuweisen und sichert der europäischen Industrie so einen entscheidenden Vorteil für die Energiewende.

„Wir vereinfachen und skalieren die Produktzertifizierung und verwandeln einen traditionellen Engpass in einen Wettbewerbsvorteil. Angesichts des begrenzten Zugangs Europas zu fossilen Brennstoffen erfordert der Übergang zu erneuerbaren Energien stärkere Systeme zur Verifizierung von Produkten für saubere Energien – und genau das bauen wir auf“, sagt Flore de Durfort, CEO und Mitbegründerin von Atmen.

Transparenz im undurchsichtigen Regulierungsmarkt

Europa birgt erhebliches ungenutztes Potenzial an lokalen erneuerbaren Energiequellen. Allein in Deutschland lag die Erzeugung erneuerbarer Energien im Jahr 2023 bei 56,9 %, der tatsächliche Verbrauch aus diesen Quellen jedoch nur bei 22 %. Denn 60 % der Energie in Europa wird derzeit importiert. Die jüngsten Handelsunterbrechungen haben jedoch Schwachstellen in genau dieser Versorgungskette aufgedeckt. Angesichts der komplexen Handelsspannungen mit den USA, der Energieabhängigkeit von Russland und der Konkurrenz aus China versagen die traditionellen Zertifizierungsmethoden aufgrund ihrer papierbasierten, arbeitsintensiven Prozesse. Grenzüberschreitende Transaktionen erfordern jetzt eine detaillierte Zertifizierung der Produktherkunft und der Nachhaltigkeitsnachweise, was die für einfachere Liefernetzwerke konzipierten Systeme überfordert.

Atmen verbindet alle Beteiligten in einem einzigen System – von Produzenten und Händlern bis hin zu Auditoren und Zertifizierungslabels. Dadurch werden verstreute Tabellen und isolierte Audits durch eine kontinuierliche Datenüberwachung und Tracking-Tools ersetzt, die die Spezifikationen und die Herkunft jedes Produkts validieren.

„In einer Welt, in der die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie von rückverfolgbaren, kohlenstoffarmen Lieferketten abhängt, baut Atmen das digitale Rückgrat, das komplexe Produktionsinputs in konforme, markt- und exportfähige Produkte verwandelt“, sagt Mila Cramer, Principal bei Project A.

Gründer*in der Woche: publuence - Plattform für High-Impact Advertorials

Serial Entrepreneur Cevahir Ejder hat publuence mit dem Ziel gestartet, den fragmentierten Markt für Advertorials zu standardisieren und Content-Kampagnen so einfach buchbar zu machen wie klassische Mediaformate.

Mit publuence geht eine Plattform an den Start, die einen oft unterschätzten Teil der Mediaplanung neu denkt: die Buchung und Auswertung von Advertorials. Was bisher meist mit viel manuellem Aufwand, verstreuten Ansprechpartner*innen und kaum vergleichbaren Ergebnissen verbunden war, soll nun deutlich einfacher und strukturierter werden. Ziel des Gründers Cevahir Ejder ist es, die Umsetzung von Content-Kampagnen so einfach und effizient wie die Buchung klassischer Display-Werbung zu gestalten.

Dazu stellt publuence führende Verlagsmarken auf einer zentralen Plattform für den Werbemarkt zur Verfügung. Lokale Tageszeitungen sollen dadurch wieder an Attraktivität gewinnen. Das Problem: Einzelne Titel sind zu klein, um in der Mediabranche Gewicht zu haben. Die Lösung: Im Verbund entsteht eine überzeugende Reichweite. Laut publuence zählen bereits über 250 Medienpartner*innen zum Netzwerk. Weitere Verlagsangebote befinden sich im Onboarding und sollen sukzessive auf der Plattform verfügbar gemacht werden.

„Ich hatte das Bedürfnis, wieder selbst gestalten zu können“

Cevahir Ejder ist in der Branche kein Unbekannter. 2011 gründete er rankseller, später Seeding Alliance, und leitete den führenden True-Native-Advertising-Vermarkter nach dem Verkauf viele Jahre unter dem Dach von Ströer. Der Schritt zurück ins Unternehmertum war kein Bruch mit der Vergangenheit, sondern ein bewusst gewählter Neuanfang.

„Ich hatte das Bedürfnis, wieder selbst gestalten zu können – mit Geschwindigkeit, Neugier und der Freiheit, Dinge anders zu machen. Genau das ermöglicht mir publuence“, sagt Cevahir Ejder. „Advertorials verdienen eine eigene Plattformlogik. Wir machen sie planbarer und messbarer, ohne ihren redaktionellen Wert zu verlieren.“

Unterstützung erhält das junge Start-up aus Langenfeld (Rheinland) von einem Investor mit langjähriger Digitalexpertise: Die Unternehmensgruppe Aschendorff steigt über ihre Beteiligungsholding Aschendorff Next ein. Die Verbindung zwischen Cevahir Ejder und dem Geschäftsführer von Aschendorff Next, Thorsten Falger, besteht seit über zehn Jahren. Bereits bei Cevahir Ejders erster Gründung war die Unternehmensgruppe Leadinvestor.

Zudem tritt der NEXT Investors Club, ein Business Angels Club mit Sitz in Münster, als Co-Investor auf. Die gesamte Investitionssumme liegt im mittleren sechsstelligen Bereich. Das sei, so Falger, ein „deutliches Signal für das Vertrauen in den Gründer und in die Relevanz von High-Impact Advertorials“.

24 Mio. Euro Finanzierung für Berliner Start-up trawa

Mit dem neuen Kapital will das 2022 von David Budde, Max Lüddemann und Robert Quick gegründete trawa seine integrierte B2B-Lösung für Stromversorgung, Energiemanagement und Flexibilitätssteuerung weiter ausbauen.

Die Series-A-Finanzierungsrunde wurde vom Wagniskapitalgeber Headline angeführt. Zusätzlich beteiligten sich Norrsken VC, der Impact Fonds des Klarna-Mitgründers Niklas Adalberth, und die bestehenden Investoren Balderton Capital, Speedinvest und AENU. Zudem gehören der Berliner VC Magnetic und Tiny VC aus London zu den Gesellschaftern von trawa.

Mit der Finanzierung will trawa das Wachstum gezielt vorantreiben und in den Aufbau der Marke investieren. Der Fokus soll auf Produkt und Dienstleistung liegen: Die Stromversorgung von Industrie- und Gewerbeunternehmen soll künftig nicht nur günstiger und flexibler, sondern auch nachhaltiger und transparenter werden. Dazu liefert das B2B-Energieunternehmen ihnen die nötigen Daten, um ihren Stromverbrauch gezielter analysieren und im nächsten Schritt neue Potenziale heben zu können – etwa durch den Einsatz von Batteriespeichern oder anderen dezentralen Technologien. Sie ermöglichen Unternehmen, Lastspitzen zu glätten, teure Netzbezüge zu reduzieren und die Eigenverbrauchsquote zu erhöhen. Grundlage dafür sind trawas KI-gesteuerte Beschaffung und die firmeneigene Energiemanagementsoftware, die weit über den Funktionsumfang klassischer Lösungen hinausgeht. Gemeinsam mit der Flexibilitätsvermarktung, wie etwa von Batteriespeichern, können Unternehmen jährlich bis zu 30 Prozent ihrer Stromkosten einsparen.

Trawa richtet sich speziell an Entscheider in Unternehmen mit einem jährlichen Stromverbrauch von mindestens 100.000 Euro, die eine übersichtliche, benutzerfreundliche Lösung benötigen, um Verbrauch und Kosten effizient zu steuern.

Herausforderungen im europäischen Energiemarkt mit Batteriespeichern meistern

Der europäische Strommarkt steht weiterhin unter Druck und vor einem tiefgreifenden Wandel: Die hohen Energiekosten in Europa belasten Unternehmen sowie neue energieintensive Akteure wie Rechenzentren oder Firmen aus den Bereichen Robotik und KI. Denn die Strompreise sind etwa doppelt so hoch wie in den USA oder China. Zugleich macht der wachsende Anteil erneuerbarer Energien die Energiemärkte volatiler, während die EU die Dekarbonisierung weiter vorantreibt. Diese Herausforderungen sind eine zentrale Ursache für die fortschreitende Deindustrialisierung Europas.

Zwar zeigt der aktuelle Koalitionsvertrag, dass das Thema in Deutschland mittlerweile auf der politischen Agenda angekommen ist. Allerdings müssen Industrie- und Gewerbeunternehmen eigenständig handeln und ihre Energie- und Kosteneffizienz erhöhen. Mit trawa erhalten energieintensive Unternehmen eine All-in-One-Lösung, die den Zugang zu nachhaltigem Strom mit einer benutzerfreundlichen Energiemanagementsoftware und flexiblen Dienstleistungen kombiniert. Zusätzlich unterstützt sie das B2B-Unternehmen bei der Beschaffung, Wirtschaftlichkeitsanalyse und Steuerung von Batteriespeichern.

David Budde, Mitgründer und CEO von trawa, sagt: “Für viele europäische KMU sind die hohen Energiepreise längst kein temporäres Problem mehr, sondern ein echter Wettbewerbsnachteil. Mit trawa kombinieren wir den Zugang zu günstigem und nachhaltigem Strom mit einer benutzerfreundlichen Energiemanagementsoftware und intelligenter Verbrauchssteuerung, einschließlich Batteriespeichern. Dank der neuen Finanzierung können wir unsere Lösungen weiterentwickeln, mit denen Unternehmen ihre Stromkosten erheblich senken können. So schaffen wir ein günstigeres und digitaleres Kundenerlebnis als traditionelle Versorgungslösungen.”

Expansion im deutschsprachigen Raum

In Deutschland versorgt trawa inzwischen über 100 gewerbliche Kunden an mehr als 3.000 Standorten. Dazu gehören etwa die Martim Hotelkette, das Bahnunternehmen Flixtrain, SETEX-Textil, Conrad Elektronik sowie viele weitere Hidden Champions aus unterschiedlichen Branchen. Seit Anfang des Jahres ist der Stromversorger und KI-basierte Softwareanbieter auch in Österreich aktiv.

FinTech Aufinity sichert sich 23 Mio. Euro Series-C-Finanzierung

Die Plattform für Zahlungsmanagement im Automotive-Bereich wurde 2018 in Deutschland unter der Marke bezahl.de eingeführt und expandiert heute unter der Marke Aufinity in ganz Europa.

Das Kölner FinTech-Scale-up Aufinity Group schließt eine Series-C-Finanzierung in Höhe von 23 Mi0. Euro ab. Angeführt wird die Runde von BlackFin Capital Partners, einer führenden europäischen Private-Equity-Gesellschaft, die sich ausschließlich auf Buyouts im Finanzdienstleistungsbereich und FinTechs konzentriert. PayPal Ventures und Seaya Ventures investierten erneut, nachdem sie bereits die Series-B-Finanzierung des Unternehmens im vergangenen Jahr angeführt haben.

Die schnellen Erfolge bei der Internationalisierung und die hohe Nachfrage des Marktes und der Investor*innen veranlassten das 2018 gegründete FinTech, diese Finanzierungsrunde früher als geplant umzusetzen. Die Aufinity Group will das Kapital nutzen, um die europäische Expansion und strategische Partnerschaften mit Original Equipment Manufacturers (OEMs) weiter voranzutreiben.

„Mit dieser Runde fokussieren wir uns darauf, unser europaweites Wachstum noch stärker zu beschleunigen. Durch neue strategische Kooperationen mit führenden OEMs sowie die weiterhin enge Zusammenarbeit mit dem Autohandel bereiten wir uns gezielt darauf vor, den Industriestandard für ganz Europa neu zu definieren“, erklärt Lasse Diener, Co-Founder und CEO der Aufinity Group. „Unser Kerngeschäft in Deutschland ist bereits solide aufgestellt. Das große Interesse aus dem internationalen Markt hat uns jedoch dazu veranlasst, die Expansion in weitere Länder viel früher als geplant voranzutreiben, was eine klare Bestätigung für unser Geschäft und unsere Plattform darstellt.”

Mit der Plattform bezahl.de (Aufinity im internationalen Raum) ist die Aufinity Group der Marktführer für Zahlungsmanagement im Automotive Bereich. Diese bietet Händler*innen und OEMs einen digitalen, White-Label-fähigen Auftritt und optimiert das Zahlungsmanagement im gesamten Automotive-Markt – vom Fahrzeugverkauf bis zum After-Sales. Optimierte Zahlungsprozesse sorgen für schnellere Zahlungseingänge, höhere Liquidität, mehr Effizienz und ein besseres Kund*innenerlebnis.

remberg erhält 15 Mio. Euro in Series A+ Finanzierungsrunde

Mit dem neuen Kapital will remberg sein Produkt weiterentwickeln, insbesondere im Bereich KI-gestützter Wartungsoptimierung und Predictive Maintenance.

Remberg wurde 2018 in München von David Hahn, Julian Borg, Cecil Wöbker und Hagen Schmidtchen als Ausgründung der TU München & CDTM gestartet. Das KI-Unternehmen bietet eine intelligente Instandhaltungsplattform für Industrieunternehmen, um ungeplanten Stillständen vorzubeugen, diese schnellstmöglich zu beheben und für Audits vorbereitet zu sein.

Bisher konnte remberg 28 Mio. Euro an Finanzierung einsammeln – u.a. von Acton Capital, Oxx, Earlybird, Speedinvest, Fly Ventures und Angels wie z.B. die Gründer von Personio, Forto und Celonis. Jetzt hat remberg hat in einer Series A+ Finanzierungsrunde 15 Mio. Euro erhalten. Die Runde wird von Acton Capital aus München und Oxx aus London angeführt, mit Beteiligung der bestehenden Investoren Earlybird, Speedinvest und Fly Ventures.

Das frische Kapital soll in die Expansion in Europa sowie die Weiterentwicklung der KI-gestützten Instandhaltungssoftware fließen. „Wir entwickeln die führende Instandhaltungsplattform im Zeitalter von KI, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu sichern”, sagt David Hahn, CEO und Co-Founder von remberg.

Ungeplante Stillstände kosten europäische Industrieunternehmen jährlich rund 500 Milliarden Euro an Umsatzeinbußen. Besonders im Mittelstand sind Instandhaltungsprozesse oft ineffizient, weil sie analog oder mit veralteten Systemen organisiert sind. Remberg bietet eine skalierbare, mobile Lösung, die sich in bestehende IT-Systeme integriert und Wartungsprozesse mit KI optimiert – unabhängig davon, ob bereits eine Software für Instandhaltung vorliegt oder nicht. Tritt eine Störung auf, scannen Mitarbeitende aus der Produktion einen QR-Code und erhalten über den KI-Chat in der remberg Software sofort passende Lösungen – basierend auf den Daten und der Historie der Maschine. Bereits über 150 Kunden, darunter SCHUNK, Brandt Zwieback-Schokoladen, Liqui Moly, Edding und Meleghy Automotive nutzen remberg zur Reduzierung von Stillständen und zur Automatisierung von Wartungsaufgaben.

Marktlücke: Europas Antwort auf US-Instandhaltungsplattformen

„Europas Industrie braucht Lösungen aus Europa. Wir können es uns nicht leisten dieses Softwaresegment den USA zu überlassen, vor allem wenn es um das Rückgrat unserer Wirtschaft, die fertigende Industrie, deren Anlagen und Daten geht. Genau hier setzen wir an“, sagt David Hahn.

Während der Markt für Instandhaltungssoftware in den USA bereits stärker von digitalen Plattformen wie z.B. MaintainX geprägt ist, hat Europa bisher keine vergleichbare, moderne, auf KI ausgelegte Lösung hervorgebracht. remberg hat diese Lücke nicht nur erkannt, sondern bedient die spezifischen Anforderungen der europäischen Industrie – mit Blick auf Datensicherheit, Hosting und Reifegrad der Digitalisierung. Mit über 1 Mio. Anlagen, die bereits über remberg in Europa verwaltet werden, positioniert sich remberg als der aufstrebende europäische Marktführer im Bereich modernes Computerized Maintenance Management System (CMMS) und Enterprise Asset Management (EAM).

Gründer*in der Woche: FarmInsect – Kleine Larven, große Wirkung

Das 2020 von Thomas Kuehn und Wolfgang Westermeier gegründete AgriTech-Start-up FarmInsect ermöglicht es Landwirt*innen, proteinreiche Futtermittel mithilfe von Insektenlarven herzustellen und damit zugleich die Landwirtschaft als einen der größten Treiber von CO2-Emissionen zu entlasten.

FarmInsect wurde von den Absolventen der Technischen Universität München (TUM) Thomas Kuehn und Wolfgang Westermeier gegründet, mit der Vision, die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Wolfgang ist studierter Biologe, Agrarwissenschaftler und Serial Entrepreneur im Food- und AgriTech-Bereich; Thomas ist studierter Elektrotechniker und BWLer. Auch er ist Serial Entrepreneur im Food- und Tech-Bereich mit mehr als 15 Jahren im Software Development und mehr als zehn Jahren Sales-Erfahrung.

Auf der Suche nach den größten Klimakillern

Ihr gemeinsamer unternehmerischer Weg begann mit der Frage: Was sind eigentlich die größten Klimakiller? „Schnell identifizierten wir die Landwirtschaft als einen der größten Treiber von CO2-Emissionen. Die nächste Frage war also: Und was kann man dagegen machen? Als 2017 Insekten als Futtermittel in der EU zugelassen wurden, war uns klar: Das ist unser Thema, mit dem wir etwas bewegen“, so die Gründer rückblickend. Da sie sich darüber im Klaren waren, dass die Klimakrise schnelle Lösungen braucht, verließen sie ihre damaligen Unternehmen und gründeten gemeinsam FarmInsect.

Heute, fünf Jahre später, „sehen wir uns als Partner der Landwirte, um regionales und sehr nachhaltiges Proteinfutter für Schweine, Hühner und Fische produzieren zu können“, so Thomas Kuehn. „Unser Ziel ist es, Fischmehl und Soja zu 100 Prozent durch Insektenlarven zu ersetzen.“

CO2-Emissionen durch proteinreiche Futtermittel

Das Problem: Ein Großteil der in der Landwirtschaft anfallenden CO2-Emissionen entsteht durch die Produktion und den weltweiten Transport von proteinreichem Futtermittel wie Soja und Fischmehl. Dabei geht der Anbau von Sojabohnen, die häufig in Vieh- und Haustierfutter zum Einsatz kommen, mit umfangreichen Landrodungen, häufig durch Abholzung von Wäldern, einher. Die Herstellung von Fischmehl ist mit einer energieintensiven Verarbeitung und einer weiteren Überfischung der Wildfischbestände verbunden.

Die Lösung von FarmInsect: Die Produktion einer nachhaltigeren alternativen Proteinquelle für Tierfutter – nämlich in Form der Larven der schwarzen Soldatenfliege. Im Gegensatz zu den meisten anderen in der Insektenzucht tätigen Unternehmen, die für ihre Zwecke Mega-Fabriken bauen, setzen die Münchner auf die dezentrale Produktion, um bisher ungenutzte Energie und vor Ort verfügbare Reststoffe für die Insektenmast optimal zu verwerten und diese Lösungen direkt in die Hände der Landwirt*innen zu legen.

Insektenlarven statt Soja oder Fischmehl

Vor diesem Hintergrund haben die Gründer und ihr Team eine Komplett-Lösung entwickelt, die es den Kund*innen ermöglicht, modulare Insekten-Mastanlagen vor Ort in ihren eigenen Betrieben aufzubauen. Das modulare System besteht aus einer Futterküche, Automatisierungszelle und Klimakammern, in denen die Insekten gemästet werden. Die landwirtschaftlichen Betriebe werden wöchentlich mit Junglarven beliefert, die vor Ort mit regionalen Reststoffen wie Schalen oder Ernteresten gemästet werden und so innerhalb einer Woche ihr Körpergewicht um mehr als das 250-fache erhöhen. Anschließend verfüttern sie die Insekten an die eigenen Tiere oder verkaufen sie an FarmInsect, die sie zu Proteinmehl weiterverarbeitet. „So können landwirtschaftliche Betriebe selbständig hochwertige Proteinfuttermittel herstellen, die das Potenzial haben, herkömmlich genutzte Mittel in den Futterrationen zu ersetzen. Alternativ finden die entstandenen Proteinmehle und -öle Anwendung in der Petfood- oder Futtermittelindustrie“, so die Gründer.

Die Mastanlagen produzieren als Nebenprodukt zudem Kompost, der als qualitativ hochwertiger Dünger verkauft oder zur Biogaserzeugung eingesetzt werden kann. Insgesamt können Landwirt*innen mit den Lösungen von FarmInsect ihre Futtermittelkosten um bis zu 30 Prozent senken. Jeder Prozessschritt wird über eine spezielle Softwareplattform überwacht, die die Kund*innen Schritt für Schritt durch die Produktion führt.

Skalieren im bzw. mit dem Insekten-Business

Jetzt bietet FarmInsect den Betrieben interessante Neuerungen für die Mast der Schwarzen Soldatenfliegenlarve. Diese Neuerungen sollen die Kooperation noch wirtschaftlicher und zukunftssicherer machen. „Als erster Anbieter mit einer Vielzahl von Produktionsstandorten können wir auf ein fundiertes Feedback aus dem operativen Geschäft unserer Kunden setzen und die Weichen auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit stellen. Es ist uns von hoher Wichtigkeit, unseren Kunden noch mehr Sicherheit zu bieten“, sagt Thomas Kuehn.

Dazu bieten die Münchner ab sofort Rückkaufverträge für das organische Restmaterial (Fraß) aus der Larvenproduktion an. Was bisher oft ungenutzt blieb, wird so zur wertvollen Ressource und macht die Insektenzucht auf landwirtschaftlichen Betrieben noch nachhaltiger und wirtschaftlicher. Und für landwirtschaftliche Betriebe, die langfristig denken, testet FarmInsect aktuell fünfjährige Abnahmeverträge für Larven, inklusive Preisabsicherung. „Das ermöglicht eine verlässliche Kalkulationsgrundlage und schützt zuverlässig vor Marktschwankungen“, so die Gründer.

Mit ihrem unternehmerischen Engagement zeigen unsere Gründer der Woche – Thomas Kuehn und Wolfgang Westermeier – eindrucksvoll, wie Klimaschutz und moderne Landwirtschaft Hand in Hand gehen können, wenn innovative Wege konsequent gesucht, gefunden und konsequent gegangen werden.

Insolvenz & Neugründungen 2025

Eine aktuelle Studie zeigt: Die Insolvenzlage in Deutschland bleibt prekär – gedämpfte Gründungsdynamik bei angespannter Stimmung – Fakten und Analysen.

Die Zahl der Insolvenzen von registerlich eingetragenen Unternehmen in Deutschland ist im ersten Quartal 2025 auf 4.187 Fälle gestiegen. Das entspricht einem Anstieg von einem Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, wie eine aktuelle Analyse von Dun & Bradstreet zeigt. Besonders betroffen sind Sachsen-Anhalt, Bremen und Rheinland-Pfalz. Mecklenburg-Vorpommern meldete einen klaren Rückgang der Insolvenzen.

Gleichzeitig ging die Zahl der Unternehmensgründungen bundesweit um vier Prozent zurück – ein Anzeichen für die anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Regionale Unterschiede bei Insolvenzen

Zwischen den Bundesländern zeigen sich deutliche Unterschiede: Den stärksten Anstieg der Unternehmenskonkurse verzeichnete Sachsen-Anhalt mit einem Plus von 25 Prozent. Auch in Bremen (+22 Prozent), Rheinland-Pfalz und Brandenburg (jeweils +11 Prozent) sowie in Hessen und Thüringen (jeweils +10 Prozent) stiegen die Insolvenzzahlen deutlich. In Schleswig-Holstein (+8 Prozent), Bayern und Sachsen (jeweils +7 Prozent) sowie im Saarland (+3 Prozent) fiel der Anstieg moderater aus.

Demgegenüber meldete Mecklenburg-Vorpommern einen Rückgang der Unternehmensinsolvenzen um 17 Prozent. Auch in Baden-Württemberg (-9 Prozent), Hamburg (-6 Prozent), Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen (jeweils -3 Prozent) sowie in Berlin (-2 Prozent) gingen die Zahlen zurück.

Branchenentwicklung: Autogewerbe und Maschinenbau mit starkem Zuwachs

Bei der Betrachtung der Branchen mit mehr als 100 Insolvenzfällen im ersten Quartal 2025 zeigen sich ebenfalls klare Trends. Den höchsten relativen Zuwachs verzeichnete das Autogewerbe mit einem Anstieg um 33 Prozent. Danach folgen Maschinenbau und Baugewerbe (jeweils +16 Prozent), der Großhandel (+15 Prozent) sowie Unternehmens- und Steuerberatungen (+13 Prozent).

Ein Rückgang der Insolvenzen zeigte sich hingegen bei den Immobilienmaklern und -verwaltungen (-22 Prozent), im Landverkehr und der Logistikbranche (-21 Prozent), bei Holdings und Investitionsgesellschaften (-14 Prozent) sowie im Einzelhandel (-11 Prozent).

Strukturelle Probleme und Nachholeffekte belasten Unternehmen

Die Unternehmensinsolvenzen bleiben auf hohem Niveau. Mehrere Faktoren tragen zu dieser Entwicklung bei. Ein zentraler Treiber ist der Wegfall der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen aus der Corona-Pandemie, die in den vergangenen Jahren viele Unternehmen vor der Insolvenz bewahrt hatten. Unternehmen, die bereits zuvor wirtschaftlich angeschlagen waren, melden vermehrt Zahlungsunfähigkeit an. Hinzu kommen die deutlich gestiegenen Zinsen, die die Finanzierungskosten erhöhen und die Liquidität vieler Betriebe zusätzlich belasten.

Darüber hinaus leidet die deutsche Wirtschaft unter strukturellen Problemen: Hohe Energie- und Rohstoffpreise, Fachkräftemangel sowie Verzögerungen bei Investitionen in die Infrastruktur verschärfen die Lage. Die Kombination dieser Faktoren schwächt die Wettbewerbsfähigkeit und die wirtschaftliche Stabilität, was sich in der weiterhin hohen Zahl an Unternehmensinsolvenzen widerspiegelt.

Rückgang bei Neugründungen

Auch bei den Unternehmensgründungen setzte sich der rückläufige Trend fort. Bundesweit sank die Zahl der Gründungen im ersten Quartal 2025 um vier Prozent. Dies deutet auf eine gedämpfte Gründungsdynamik hin – ein mögliches Zeichen für sinkende Geschäftserwartungen potenzieller Unternehmer*innen. Besonders stark war der Rückgang in Bremen (-24 Prozent), im Saarland (-22 Prozent) und in Sachsen-Anhalt (-21 Prozent). Mecklenburg-Vorpommern (-12 Prozent) und Hamburg (-10 Prozent) verzeichneten ebenfalls zweistellige Rückgänge.

Die vollständige Studie „Unternehmensinsolvenzen und Gründungen in Deutschland“ liest du hier

Gründer*in der Woche: Revoltech – Lederalternative aus Hanf

Das Darmstädter Start-up Revoltech rund um die Gründer Montgomery Wagner, Lucas Fuhrmann und Lukas Schell hat eine neue Lederalternative aus Hanf entwickelt - ohne Plastik, vegan und biologisch abbaubar.

Für viele Produkte wie Kleidung, Schuhe, Accessoires, aber auch die Innenausstattung von Autos sind Leder oder Kunstleder unverzichtbar. Das 2021 gegründete Start-up Revoltech hat eine neue Lederalternative entwickelt. Die Vorteile: Verzicht auf tierische Produkte sowie auf problematische Chemikalien und fossile Rohstoffe – eine echte Chance für eine umwelt- und klimafreundlichere Industrie. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat die Weiterentwicklung des Materials mit rund 125.000 Euro gefördert.

Unter dem Projektnamen Lovr (kurz für leather-like, oil-free, vegan, residue-based, auf Deutsch etwa: lederähnlich, erdölfrei, vegan und reststoffbasiert) besteht die Lederalternative laut Angaben des Start-ups vollständig auf pflanzlichen Reststoffen und verzichtet auf tierische Bestandteile und erdölbasierte Kunststoffe, wie sie in konventionellem Kunstleder üblich sind.

Hanffasern sind optimal für Lederalternative

Das mittlerweile 14-köpfige Team von Revoltech nutzt Hanfstroh – ein Nebenprodukt der landwirtschaftlichen Hanfproduktion, das laut Produktionsleiter Dr.-Ing. Lukas Schell bisher kaum verwertet wird: „Hanf wächst schnell, benötigt kaum Wasser oder Pestizide und verbessert die Bodenqualität.“ Bereits im Juli 2021 wurde das Herstellungsverfahren zum Patent angemeldet. Dennoch basiert ein Großteil des Produktionsprozesses auf bestehenden Technologien, die für Lovr angepasst wurden. „Das reduziert Entwicklungskosten und ermöglicht eine nahtlose Integration in bestehende Produktionsketten“, so Schell.

Gründer*in der Woche: Kickbite – „Der Krieg hat uns geformt, aber nicht definiert“

Das Start-up Kickbite zeigt eindrucksvoll, dass es selbst unter den widrigsten Umständen möglich ist, ein Unternehmen erfolgreich zu gründen und aufzubauen.

Als 2021 die ersten Zeilen Code für Kickbite geschrieben wurden, konnte niemand ahnen, welche Stolperfallen auf das junge Start-up warten sollten: Pandemie, Inflation – und seit 2022 der Krieg in der Ukraine. Ein großer Teil des Teams arbeitet seitdem von Kiew aus – unter extremen Bedingungen, die den (Arbeits-)Alltag fast unmöglich machen: ständige Luftalarme, Stromausfälle von bis zu 16 Stunden am Tag, Evakuierungen ...

Die Geschichte der Marketing-Plattform Kickbite erzählt von außerordentlicher Resilienz, der Weiterentwicklung eines Produkts in schwierigsten Zeiten und von einem Team, das sich nicht unterkriegen lässt.

Plötzlich steht alles auf dem Spiel

Alles begann mit einem Prototypen. „Als ich Juan Garzon kennenlernte, hatte er eine einzigartige Technologie zusammengesetzt, die den Return on Investment von Marketing-Kanälen präzise messen konnte“, erinnert sich Mitgründer Vince Wagenknecht. „Die Datenqualität war bahnbrechend, aber das Design: eine Katastrophe.“ Erste Kund*innen – darunter bekannte Onlineshops wie Mammaly – testeten das Produkt und gaben wertvolles Feedback. Die Erkenntnis: Die Technologie war ein Gamechanger, aber eine komplette Überarbeitung war nötig, um den Markt langfristig zu überzeugen.

2022 stand das Team vor einem Schicksalsschlag: Der Krieg in der Ukraine war ausgebrochen. Die beiden technischen Mitgründer Denys und Volodymyr sowie vier weitere Ingenieure lebten in Kiew, das schnell zum Schauplatz heftiger Angriffe wurde. „Tage ohne Strom oder Internet, ständige Drohnen- und Raketenangriffe – und trotzdem hielten sie durch“, so Vince.

Fokus geben und Flexibilität erlauben: Wenn Arbeit Halt gibt

Für die in Berlin ansässigen Gründer Vince und Juan wurde nach anfänglichem Schock und emotionalem Druck schnell klar: Ihre beste Unterstützung für das ukrainische Team bestand darin, ihnen Fokus zu geben – Arbeit, die sie den Krieg um sie herum für ein paar Stunden vergessen lässt. Gleichzeitig bedeutete das für die Gründer eine klare Priorität: So schnell wie möglich finanzielle Sicherheit zu schaffen, um ihren Freunden und Kollegen in der Ukraine zumindest eine Sorge zu nehmen.

Doch wie geht man als Gründer mit der emotionalen Belastung eines Teams um, das täglich mit existenziellen Bedrohungen konfrontiert ist? Juan erinnert sich: „Zwei Wochen nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine haben Vince und ich entschieden, nicht mit jedem Teammitglied einzeln regelmäßig über den Krieg zu sprechen. Natürlich hatten wir immer ein offenes Ohr für unser Team, damit die Arbeit aber auch als Eskapismus funktionieren kann, dürfen Krieg, Ängste und Sorgen nicht zu viel Raum einnehmen.“

Auch für die Gründer war Abstand wichtig, ergänzt Vince: „So konnten wir weiterarbeiten, während sich das ukrainische Team gegenseitig unterstützte.“ Eine Strategie, die vom Team dankbar angenommen wurde – nicht zuletzt dank Volodymyr, der das Gründer-Duo über die Lage und deren Bedeutung für das Team informierte und konkrete Hinweise gab, wie geholfen werden kann. Und das taten Vince und Juan beispielsweise, indem sie ihnen Starlink-Systeme bereitstellten und Finanzierungen für Stromgeneratoren übernahmen.

Gleichzeitig war es für Vince und Juan essenziell, dem Team die Freiheit zu geben, individuell mit der Situation umzugehen. Jeder sollte sich ohne Druck oder Rechtfertigung zurückziehen können, wenn es nötig war – sei es für den Schutz der eigenen Familie oder um sich emotional zu sortieren. „Wir haben volle Flexibilität gegeben – wer eine Auszeit brauchte, musste nicht extra danach fragen“, erzählt Vince. Umgekehrt gab es aber auch Teammitglieder, die gerade in der Arbeit Halt suchten. Ein ukrainischer Entwickler arbeitete regelmäßig an sieben Tagen die Woche – so sehr, dass Vince und Juan ihn immer wieder ermunterten, sich Zeit zur Regenera­tion zu nehmen, so schwer es in seiner Situation auch war.

Radikale Maßnahmen im Kampf um Liquidität

Doch die äußeren Umstände waren nicht das einzige Hindernis. „Im Februar 2022 hatten wir noch Geld für zwei Monate auf der Bank“, sagt Vince. Erste Angel Investor*innen sprangen wegen des Kriegs ab, die Märkte waren verunsichert, die Liquidität gefährlich kurz.

Es folgte eine schwierige Zeit voller Rückschläge. Kund*innen kämpften mit massiven Budgetkürzungen, und der Umsatz brach ein. Gleichzeitig erfuhr das Team, dass ihr größter Konkurrent gerade eine große Finanzierungsrunde ab­geschlossen hatte – ein Moment, den Juan als regelrechten ­Tsunami beschreibt. „In einer einzigen Woche verloren wir Investoren, zusätzlich einen wichtigen Kunden und mussten mit ansehen, wie unser Hauptkonkurrent Millionen einsammelte. In solchen Momenten macht es einen enormen Unterschied, ob man jemanden an seiner Seite hat, mit dem man alle Ängste und Sorgen offen teilen kann.“

Vince und Juan reagierten mit kompromisslosem Bootstrapping: „Gründergehälter aufs Minimum, alle unnötigen Ausgaben streichen – volle Priorität auf Sales.“ Sie erzählten ihre persönliche Geschichte, denn Angel Investoren investierten in dieser Phase vor allem in Menschen. Ein entscheidender Wende­punkt: Ein Investor brachte Kapital und zog mit seinem Netzwerk weitere Unterstützer an. „Investoren ziehen Investoren an – hast du die ersten, nutze sie als Multiplikatoren“, sagt Vince. „Unser Vertrauen hat sich bestätigt: Die Gründer haben immer wieder genau die Eigenschaften gezeigt, die wir bei jungen Unternehmern suchen – volles Engagement, Resilienz, unternehmerisches Denken und Ehrgeiz“, ergänzt Janic Frölicher, Founding Partner bei Backbone, aus Investorensicht.

Mit der Pre-Seed-Finanzierung war das Überleben gesichert und Kickbite konnte weiterwachsen. Der entscheidende Meilenstein folgte im September 2023: der Plattform-Launch. Das Feedback war überwältigend, Kickbite gewann große Deals gegen etablierte Konkurrenten – mit Marken wie Athletic Greens, Zwilling oder Ankerkraut. Das Ergebnis: 142 Prozent Umsatzwachstum, die Rückkehr zu vollen Gehältern und ein gewachsenes Team.

Daten als Brücke für bessere Entscheidungen

Kickbite stellt Marketingteams auf eine gemeinsame Datengrundlage. „Zu oft treffen Teams Entscheidungen auf Basis verzerrter Daten, die Werbeplattformen wie Google und Meta in die Hände spielen“, erklärt Vince. „Wir geben den Teams die Kontrolle zurück – mit einer Technologie, die ihnen verläss­liche, unabhängige Daten liefert. Damit optimieren sie nicht nur ihre Budgets, sondern auch ihre Zusammenarbeit.“

Heute schreibt Kickbite schwarze Zahlen und skaliert sein Geschäft weiter. Mit einer Seed-Runde Anfang 2025 plant das Start-up, weitere Märkte zu erschließen und datengetriebenes Marketing neu zu definieren. „Der Krieg hat uns geformt, aber nicht definiert. Wir sind ein Team, das jede Herausforderung meistert. Und wir fangen gerade erst an“, bringt es Vince auf den Punkt.

Resilienz als Schlüssel

Vinces und Juans wichtigste Learnings:

  • Fokus ist alles: Halte Meetings kurz und stelle sicher, dass das ganze Team das große Ganze versteht – besonders die Tech-Kolleg*innen, da es sie motiviert hält. Fokussiere auf das Kontrollierbare. Du kannst externe Krisen nicht ändern, aber dein Unternehmen so anpassen, dass es sie übersteht.
  • Liquidität sichern: Erst Gründer*innengehälter kürzen, dann alle unnötigen Ausgaben. Fehlen Investor*innen, musst du doppelt so viel Energie in Sales stecken.
  • Keine Zeit für Egos: In Krisen gibt es keine Zeit für interne Konflikte. Sag direkt, was Sache ist und beende unnötige Diskussionen bei deren Entstehung.
  • Schnell aufstehen: Fehler passieren, Finanzierungen scheitern, Kund*innen springen ab – entscheidend ist, wie schnell du dich wieder fängst und weitergehst.

Music WorX 2025: Europas Inkubator für MusicTech-Start-ups startet Bewerbungsphase

Das Förderprogramm richtet sich an europäische MusicTech-Gründungsteams in der Frühphase, die ihre Vision schärfen, überzeugend kommunizieren und strategische Netzwerke aufbauen wollen.

Mit Music WorX fördert die Hamburger Behörde für Kultur und Medien gemeinsam mit der Hamburg Kreativ Gesellschaft seit 2011 gezielt die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle in der Musikwirtschaft. Zunächst nur auf den Standort Hamburg ausgerichtet, bietet Music WorX seit 2014 Teams aus ganz Europa die Möglichkeit, ihre Music-Tech-Ideen zu marktreifen Geschäftsmodellen zu entwickeln. Erfolgreiche Unternehmen wie Cyanite, Sofa Concerts, Soundvest und NOYS VR wurden bereits im Programm gefördert.

Das dreimonatige Programm unterstützt die Teams mit 3.200 Euro Projektförderung sowie einem monatlichen Lebenshaltungskostenzuschuss von 1.500 Euro pro Team. In Workshops, Trainings und 1:1-Sparrings entwickeln die Teilnehmenden ihre Idee zu einem marktfähigen Geschäftsmodell mit klarer Erzählung und nachhaltiger Strategie. Zugang zu erfahrenen Mentor*innen, Coworking-Spaces in der Musikstadt Hamburg und öffentliche Präsentationen runden das Programm ab.

Im ersten Programmmonat steht die inhaltliche Fokussierung im Zentrum: Die Teams arbeiten an einer klaren Vision und einem Konzept für ein stimmiges Geschäftsmodell, das Marktbedarf und Wirkungspotenzial zusammenbringt. Anschließend geht es darum, die eigene Idee kraftvoll zu erzählen – durch Storytelling, visuelle Kommunikation und überzeugende Pitch-Trainings. Im letzten Programmdrittel liegt der Fokus auf strategischer Vernetzung: Die Teilnehmenden identifizieren relevante Kontakte, bauen ihr Netzwerk aus und präsentieren ihr Projekt vor Branchenexpert*innen, Mentor*innen und Investor*innen. Die teilnehmenden Teams behalten volle Kontrolle über ihre Ideen, für die Teilnahme an Music WorX müssen keine Beteiligungen ermöglicht werden.

Die vielversprechendsten Start-ups werden von einer Fachjury ausgewählt. Zu den Jurymitgliedern gehören Agnes Chung (Senior Director bei Songtradr, Co-Founder & Managing Director bei musicube GmbH), Oke Göttlich (CEO bei Göttlich GmbH), Lena Ingwersen (Managing Director bei Music Cities Network, Keychange Innovator), Julian Krohn (Director Music & Audio bei Scholz & Friends), Johannes Rösing (Referat Musik, Behörde für Kultur und Medien Hamburg), Marec Lerche (Head of Business Development bei Warner Music Central Europe), Katharina Köhler (Musikmanagerin bei Deichkind/ female force mgmt) und Jakob Höflich (Co-Founder & CMO, Cyanite).

Weitere Informationen zum Music WorX Inkubator und zum Bewerbungsverfahren finden Interessierte auf der Website der Hamburg Kreativ Gesellschaft.

Bewerbungen können bis zum 18. Juni 2025 über das Online-Bewerbungsformular eingereicht werden.