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Gründer der Woche: implacheck – in aller Munde
Gründer der Woche 18/20
Die Plattform implacheck® ermöglicht es Patienten, sich unverbindlich über die Kosten einer potenziellen Implantatversorgung zu informieren, Zahnzusatzversicherungen abzuschließen und einen Experten für die benötigte implantologische Wunschversorgung in Wohnortnähe zu finden. Mehr dazu im Interview mit dem Gründer und CEO, Dr. med. dent. Stefan Helka.

Wann und wie sind Sie auf die Idee zu implacheck gekommen?
Meine große Leidenschaft war schon immer die Implantologie. Seit 2014 betreibe ich meine eigene Praxis und setze jährlich rund 550 Implantate. Als Facharzt für Oralchirurgie spielt es für mich daher eine große Rolle, Deutschland in der dentalen Implantologie fit zu machen. Hierfür habe ich meinen Youtube-Kanal Implatalk gestartet, der wöchentlich zu diesem speziellen Gebiet der Zahnmedizin informiert. Beim Auswerten dieser und weiterer Marketingmaßnahmen habe ich schließlich festgestellt, dass viele Menschen im Internet nach den Kosten für eine implantologische Versorgung suchen, es dazu bisher aber noch keine passende Lösung gab. Darüber hinaus gestaltet sich die Suche nach korrekten Informationen für Verbraucher schwierig. Aufgrund des undurchsichtigen Marktes können Außenstehende oft nur schwer einschätzen, wer sich als behandelnder Arzt eignet, wie faire Bedingungen für eine professionelle Versorgung aussehen und wodurch welche Kosten genau entstehen. Diese Tatsachen brachten meine Co-Founder und mich zu dem Entschluss, implacheck zu launchen.
Was waren dann die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum Go-live der Plattform?
Zu Beginn mussten wir die Herausforderungen einer Health-Fin-Insuretech-Company bewältigen. Denn unser Produkt implacheck agiert in seiner jetzigen Form nicht nur im medizinischen Bereich, sondern auch im Versicherungs- und Finanzsektor. Die Kombination der verschiedenen Geschäftszweige war daher sehr aufwendig und zeitintensiv.
Wie haben Sie diese Phase finanziert?
Anfangs finanzierten wir das Projekt durch Eigenkapital. Im zweiten Durchgang konnten wir uns auf Fördermittel von Business Angels verlassen. Darüber hinaus besitzt einer dieser Business Angels wichtige Kontakte zu Zahnärzten und Versicherungen, die wir für unser Wachstum nutzen können, während uns ein anderer als strategischer Partner im IT-Bereich unterstützt.
Nun zu implacheck. Was genau bietet die Plattform und was ist der Hauptnutzen für die Kunden?
Wir möchten Kostentransparenz in den Implantatmarkt bringen und vernetzen Patienten mit kompetenten Implantologen in ihrer Nähe. Das Herzstück von implacheck ist ein einzigartiger Kostenrechner, der darauf programmiert ist, einen fairen Implantatpreis zu ermitteln. Dahinter verbirgt sich ein komplexer Algorithmus, der – auf Grundlage der medizinischen Ausgangssituation der Nutzer – alle etwaigen Möglichkeiten bei der Implantatversorgung darstellen und berechnen kann. Mussten Kunden bisher auf das Erstellen eines Heil- und Kostenplans warten, sorgt ab jetzt implacheck für Gewissheit. Innerhalb weniger Klicks liefert das Tool ausführliche Informationen über die zu erwartenden Kosten, eine denkbare Finanzierungsrate, eine Auflistung von kompetenten Implantologen in der Nähe sowie einen sogenannten Implacode. Dieser kann einfach bei der Terminbuchung über die Onlineplattform hinterlegt werden, wodurch der Spezialist erste Hinweise zur Mundsituation sowie zur gewünschten Behandlungsmethode erhält. Weiterhin besteht die Option, die Auswertung per E-Mail zu erhalten. Für die Zukunft planen wir Erweiterungen und Zusatzfunktionen. Allgemeine Informationen rund um Zahnimplantate sollen genauso wie Fachinterviews mit unseren Experten das Nutzungserlebnis abrunden.
Wie machen Sie marketingtechnisch auf sich aufmerksam?
Wir beziehen einen Großteil unseres Webseitentraffics aus aktiven Suchanfragen zu Implantatkosten in Suchmaschinen wie Google, Bing und Co.. Gleichzeitig betreiben wir auf Facebook, Instagram, Xing und Linkedin ein professionelles Präsenzmanagement. Von uns produzierter Social-Media-Content soll Patienten und Implantologen einen echten Mehrwert rund um die Marke implacheck bieten. Darüber hinaus arbeiten wir mit Newslettern, die Nutzern ein Willkommensvideo von einem Implantologen in ihrer Nähe präsentieren und ihnen über ein Kontaktformular erlauben, Fragen rund um die geplante Versorgung zu stellen. Schritt für Schritt verbinden wir so Behandler und Patienten. Letztere entwickeln dadurch eher Vertrauen, um den Weg in die Praxis zu suchen.
Wie heben Sie sich vom Wettbewerb ab?
Unser Produkt implacheck agiert in seiner jetzigen Form als Health-Fin-Insuretech-Company, die sowohl im medizinischen Bereich als auch im Versicherungs- und Finanzsektor tätig ist. Einen direkten Konkurrenten haben wir aktuell nicht. Zum Teil stehen wir aber mit Onlineplattformen im Wettbewerb, die Informationen zu Zahnimplantaten zur Verfügung stellen, Auskunft zu geeigneten Implantologen liefern oder Zahnzusatzversicherungen vermitteln.
Wie ergeht es Ihnen in der aktuellen Lage rund um Corona?
Zahnärzte sind selbstverständlich auch in dieser Zeit weiter für akute Fälle oder laufende Behandlungen da. Natürlich werden auch hier Notfallpläne ausgearbeitet und Hygienemaßnahmen zum Schutz der Patienten und des Praxispersonals getroffen. Um die Ansteckungsgefahr zu mindern, müssen sich beispielsweise Patienten die Hände desinfizieren und vor jeder Behandlung eine halbe Minute lang den Mund ausspülen. Schutzbrille, Handschuhe und Mundschutz gehören beim Zahnarzt ohnehin zur Standardausrüstung. Dadurch ist das Risiko einer Weitergabe des Sars-CoV-2-Virus vergleichsweise gering.
Was sind Ihre weiteren Vorhaben?
In den nächsten zwölf Monaten dreht sich alles darum, noch mehr kompetente Implantologen zu gewinnen. Ziel ist es, in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Netzwerk von circa 500 bis 800 Partnern aufzubauen, denn so können wir Menschen die Möglichkeit bieten, einen Spezialisten in ihrer Nähe zu finden. Außerdem planen wir den Launch des sogenannten „implanet“, das Interessierten gebündelt alle wichtigen Informationen rund um das Thema Implantologie liefert. Mit der ersten Masterclass of Dental Marketing wollen wir darüber hinaus ein Event organisieren, das unsere Partnerpraxen fit für die Digitalisierung macht und sie bei ihrer Online-Positionierung unterstützt. Längerfristig soll sich implacheck so zum führenden Portal für Patienteninformationen und für die Vermittlung von Spezialisten im Bereich Implantologie im DACH-Raum entwickeln. Wir hoffen, dass das Siegel „implacheck-Praxis“ dadurch schon in wenigen Jahren für anerkannte Qualität und Kostentransparenz bei Zahnimplantaten steht.
Und last, but not least: Was raten Sie anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
1. Nimm keinen Rat von Menschen an, die nicht da sind, wo du hinmöchtest, und die den Weg, der vor dir liegt, nicht selbst erfolgreich gemeistert haben. Häufig kommt dabei nichts Gutes heraus. Wenn deine Idee revolutionär ist, werden sie am Anfang nur wenige verstehen. Manche werden sie sogar belächeln. Damit musst du nicht nur umgehen können, sondern deine Überzeugung gegen äußere Widerstände auch verteidigen.
2. Gründe nur, wenn du bereit bist, All-in zu gehen – zumindest in den ersten Jahren. Einstellung und Arbeitsmoral sind die wichtigsten Bausteine des Erfolgs. „Hard work beats talent when talent doesn’t work hard“, wie schon Tim Notke und Kevin Durant bekräftigten. Wenn ein zweiwöchiger Skiurlaub wichtiger ist als das eigene Start-up, dann wird sich der Erfolg nicht einstellen. Während du in St. Moritz noch beim Après-Ski sitzt, hat 3.000 Kilometer weiter vielleicht schon ein Konkurrent die Lösung des Problems gefunden, das dein Start-up zu enträtseln versucht.
3. Teste jede Hypothese so schnell wie möglich, ohne zu viele Ressourcen in die Entwicklung eines perfekten Produkts zu stecken. Der Markt entscheidet, ob etwas gekauft wird, also sollte jeder Gründer so früh wie möglich Feedback vom Markt einholen.
Hier geht’s zu implacheck
Das Interview führte Hans Luthardt
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Gründer*in der Woche: FarmInsect – Kleine Larven, große Wirkung
Das 2020 von Thomas Kuehn und Wolfgang Westermeier gegründete AgriTech-Start-up FarmInsect ermöglicht es Landwirt*innen, proteinreiche Futtermittel mithilfe von Insektenlarven herzustellen und damit zugleich die Landwirtschaft als einen der größten Treiber von CO2-Emissionen zu entlasten.

FarmInsect wurde von den Absolventen der Technischen Universität München (TUM) Thomas Kuehn und Wolfgang Westermeier gegründet, mit der Vision, die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Wolfgang ist studierter Biologe, Agrarwissenschaftler und Serial Entrepreneur im Food- und AgriTech-Bereich; Thomas ist studierter Elektrotechniker und BWLer. Auch er ist Serial Entrepreneur im Food- und Tech-Bereich mit mehr als 15 Jahren im Software Development und mehr als zehn Jahren Sales-Erfahrung.
Auf der Suche nach den größten Klimakillern
Ihr gemeinsamer unternehmerischer Weg begann mit der Frage: Was sind eigentlich die größten Klimakiller? „Schnell identifizierten wir die Landwirtschaft als einen der größten Treiber von CO2-Emissionen. Die nächste Frage war also: Und was kann man dagegen machen? Als 2017 Insekten als Futtermittel in der EU zugelassen wurden, war uns klar: Das ist unser Thema, mit dem wir etwas bewegen“, so die Gründer rückblickend. Da sie sich darüber im Klaren waren, dass die Klimakrise schnelle Lösungen braucht, verließen sie ihre damaligen Unternehmen und gründeten gemeinsam FarmInsect.
Heute, fünf Jahre später, „sehen wir uns als Partner der Landwirte, um regionales und sehr nachhaltiges Proteinfutter für Schweine, Hühner und Fische produzieren zu können“, so Thomas Kuehn. „Unser Ziel ist es, Fischmehl und Soja zu 100 Prozent durch Insektenlarven zu ersetzen.“
CO2-Emissionen durch proteinreiche Futtermittel
Das Problem: Ein Großteil der in der Landwirtschaft anfallenden CO2-Emissionen entsteht durch die Produktion und den weltweiten Transport von proteinreichem Futtermittel wie Soja und Fischmehl. Dabei geht der Anbau von Sojabohnen, die häufig in Vieh- und Haustierfutter zum Einsatz kommen, mit umfangreichen Landrodungen, häufig durch Abholzung von Wäldern, einher. Die Herstellung von Fischmehl ist mit einer energieintensiven Verarbeitung und einer weiteren Überfischung der Wildfischbestände verbunden.
Die Lösung von FarmInsect: Die Produktion einer nachhaltigeren alternativen Proteinquelle für Tierfutter – nämlich in Form der Larven der schwarzen Soldatenfliege. Im Gegensatz zu den meisten anderen in der Insektenzucht tätigen Unternehmen, die für ihre Zwecke Mega-Fabriken bauen, setzen die Münchner auf die dezentrale Produktion, um bisher ungenutzte Energie und vor Ort verfügbare Reststoffe für die Insektenmast optimal zu verwerten und diese Lösungen direkt in die Hände der Landwirt*innen zu legen.
Insektenlarven statt Soja oder Fischmehl
Vor diesem Hintergrund haben die Gründer und ihr Team eine Komplett-Lösung entwickelt, die es den Kund*innen ermöglicht, modulare Insekten-Mastanlagen vor Ort in ihren eigenen Betrieben aufzubauen. Das modulare System besteht aus einer Futterküche, Automatisierungszelle und Klimakammern, in denen die Insekten gemästet werden. Die landwirtschaftlichen Betriebe werden wöchentlich mit Junglarven beliefert, die vor Ort mit regionalen Reststoffen wie Schalen oder Ernteresten gemästet werden und so innerhalb einer Woche ihr Körpergewicht um mehr als das 250-fache erhöhen. Anschließend verfüttern sie die Insekten an die eigenen Tiere oder verkaufen sie an FarmInsect, die sie zu Proteinmehl weiterverarbeitet. „So können landwirtschaftliche Betriebe selbständig hochwertige Proteinfuttermittel herstellen, die das Potenzial haben, herkömmlich genutzte Mittel in den Futterrationen zu ersetzen. Alternativ finden die entstandenen Proteinmehle und -öle Anwendung in der Petfood- oder Futtermittelindustrie“, so die Gründer.
Die Mastanlagen produzieren als Nebenprodukt zudem Kompost, der als qualitativ hochwertiger Dünger verkauft oder zur Biogaserzeugung eingesetzt werden kann. Insgesamt können Landwirt*innen mit den Lösungen von FarmInsect ihre Futtermittelkosten um bis zu 30 Prozent senken. Jeder Prozessschritt wird über eine spezielle Softwareplattform überwacht, die die Kund*innen Schritt für Schritt durch die Produktion führt.
Skalieren im bzw. mit dem Insekten-Business
Jetzt bietet FarmInsect den Betrieben interessante Neuerungen für die Mast der Schwarzen Soldatenfliegenlarve. Diese Neuerungen sollen die Kooperation noch wirtschaftlicher und zukunftssicherer machen. „Als erster Anbieter mit einer Vielzahl von Produktionsstandorten können wir auf ein fundiertes Feedback aus dem operativen Geschäft unserer Kunden setzen und die Weichen auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit stellen. Es ist uns von hoher Wichtigkeit, unseren Kunden noch mehr Sicherheit zu bieten“, sagt Thomas Kuehn.
Dazu bieten die Münchner ab sofort Rückkaufverträge für das organische Restmaterial (Fraß) aus der Larvenproduktion an. Was bisher oft ungenutzt blieb, wird so zur wertvollen Ressource und macht die Insektenzucht auf landwirtschaftlichen Betrieben noch nachhaltiger und wirtschaftlicher. Und für landwirtschaftliche Betriebe, die langfristig denken, testet FarmInsect aktuell fünfjährige Abnahmeverträge für Larven, inklusive Preisabsicherung. „Das ermöglicht eine verlässliche Kalkulationsgrundlage und schützt zuverlässig vor Marktschwankungen“, so die Gründer.
Mit ihrem unternehmerischen Engagement zeigen unsere Gründer der Woche – Thomas Kuehn und Wolfgang Westermeier – eindrucksvoll, wie Klimaschutz und moderne Landwirtschaft Hand in Hand gehen können, wenn innovative Wege konsequent gesucht, gefunden und konsequent gegangen werden.
OroraTech: Münchner SpaceTech sichert sich 37 Mio. Euro Kapital
Das 2018 gegründete OroraTech – ein führendes SpaceTech-Unternehmen im Bereich der satellitengestützten Erdbeobachtung durch Wärmebildkameras – sichert sich in einer erweiterten Series-B-Finanzierungsrunde Wachstumskapital in Höhe von 37 Mio. Euro.

Mit steigenden Temperaturen und trockener Vegetation in den warmen Monaten steigt auch das Risiko von Waldbränden oder Savannen- und Graslandfeuern in vielen Regionen der Welt signifikant an. Da viele dieser Brände in abgelegenen Gebieten auftreten, können sie nicht immer erkannt und gelöscht werden, solange sie noch beherrschbar sind und ihr Schaden an Flora, Fauna und Personen begrenzt ist. Die Lösung stellt eine Überwachung dieser potenziellen Brandherde aus dem Weltall dar – ein Ansatz, den das 2018 in München gegründete OroraTech erfolgreich rund um die Welt verfolgt.
OroraTech ist ein führender Anbieter im Bereich der satellitengestützten Erdbeobachtung durch Wärmebildkameras. Die Wildfire Intelligence Solution des Unternehmens zur frühzeitigen Erkennung und Risikobewertung von Waldbränden nutzt kompakte Nanosatelliten – nicht größer als ein Schuhkarton – in der Erdumlaufbahn, die mit auf künstlicher Intelligenz (KI) basierenden, eigens entwickelten, multispektralen Wärmebildkameras ausgestattet sind. Die Kameras erfassen thermische Daten auf der Erdoberfläche und können so den Standort, die Größe und das Ausbreitungspotenzial eines Feuers erkennen.
Weltweit beständigster und umfassendster Datenstrom an thermischen Daten
OroraTech verfügt bereits über zehn funktionsfähige Satelliten im Weltall (Assets-in-Space), weitere sollen folgen. Mit den Satelliten liefert das SpceTech den weltweit beständigsten und umfassendsten Datenstrom an thermischen Daten und macht so die Erstellung eines digitalen Zwillings der Erde für Waldbrände möglich. Durch dieses dynamische Modell wird es Anwendern ermöglicht, jedes Waldbrandereignis weltweit, rund um die Uhr zu verfolgen und das zukünftige Brandverhalten mit hoher Präzision zu simulieren. OroraTech hat bereits nennenswerte Verträge mit Griechenland und Kanada zum Schutz der dortigen Waldflächen und damit von Flora und Fauna, Tier- und Menschenleben sowie Gebäuden und kritischer Infrastruktur geschlossen und schützt weltweit schützt mit seiner Wildfire Intelligence Solution mehr als 347 Millionen Hektar auf sechs Kontinenten.
Die Münchner planen zudem weitere Anwendungsmöglichkeiten für seine Technologie, beispielsweise zur Überwachung von umweltschädlichen Gasfackeln und Abgasfahnen („Gasflaring“), für die Kartierung von Wärmeinseln in Städten zur besseren Vorhersage von Hitzewellen sowie für umfangreiche landwirtschaftliche Analysen für die Agrarindustrie.
Frisches Wachstumskapital für die nächsten Schritte zum Branchenprimus
Jetzt beteiligt sich Bayern Kapital, die Venture- und Growth-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern, erneut an OroraTech. An der erweiterten Series-B-Finanzierungsrunde in Höhe von insgesamt 37 Millionen Euro waren neben Bayern Kapital mit dem ScaleUp-Fonds Bayern auch der BNP Paribas Solar Impulse Venture Fund im Lead, Rabo Ventures sowie Edaphon und der European Circular Bioeconomy Fund (ECBF) beteiligt.
„Wir freuen uns, dass wir sowohl neue Investoren als auch Bestandsinvestoren wie Bayern Kapital noch einmal von dem Potenzial unserer Kombination aus skalierbarer Weltrauminfrastruktur und KI-Analyse überzeugen konnten. Unser Ziel ist es, unser Wachstum und unsere Position als führender Anbieter von Lösungen zur Erkennung und Risikobewertung von Waldbränden auf Basis thermischer Daten für verschiedene Branchen und Regierungen weltweit noch weiter voranzutreiben. Mit den Mitteln aus der erweiterten Series-B-Finanzierungsrunde und der Unterstützung unserer Investoren wird uns dies auch gelingen“, sagt Dr. Martin Langer, CEO und CTO von OroraTech.
„Die Lösung von OroraTech hat großes Potenzial, nicht nur für die Bekämpfung von Waldbränden und damit dem Schutz unseres Planeten. Auch für Bereiche wie Forst- und Agrarwirtschaft oder die Versicherungsbranche ist Wildfire Intelligence Solution hochrelevant. Auch OroraTech selbst verzeichnete bereits signifikantes Wachstum – kürzlich hat das Unternehmen eine aus acht Satelliten bestehende Wildfire-Konstellation im Orbit platziert und erweitert damit seine Datenbasis. Außerdem konnte OroraTech mehrere Verträge mit nennenswerten Partnern unterzeichnen. Deshalb bleibt OroraTech für uns weiterhin ein vielversprechendes Investment, das wir auch in Zukunft begleiten wollen“, sagt Monika Steger, Geschäftsführerin von Bayern Kapital.
Gründer*in der Woche: Revoltech – Lederalternative aus Hanf
Das Darmstädter Start-up Revoltech rund um die Gründer Montgomery Wagner, Lucas Fuhrmann und Lukas Schell hat eine neue Lederalternative aus Hanf entwickelt - ohne Plastik, vegan und biologisch abbaubar.

Für viele Produkte wie Kleidung, Schuhe, Accessoires, aber auch die Innenausstattung von Autos sind Leder oder Kunstleder unverzichtbar. Das 2021 gegründete Start-up Revoltech hat eine neue Lederalternative entwickelt. Die Vorteile: Verzicht auf tierische Produkte sowie auf problematische Chemikalien und fossile Rohstoffe – eine echte Chance für eine umwelt- und klimafreundlichere Industrie. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat die Weiterentwicklung des Materials mit rund 125.000 Euro gefördert.

Unter dem Projektnamen Lovr (kurz für leather-like, oil-free, vegan, residue-based, auf Deutsch etwa: lederähnlich, erdölfrei, vegan und reststoffbasiert) besteht die Lederalternative laut Angaben des Start-ups vollständig auf pflanzlichen Reststoffen und verzichtet auf tierische Bestandteile und erdölbasierte Kunststoffe, wie sie in konventionellem Kunstleder üblich sind.
Hanffasern sind optimal für Lederalternative
Das mittlerweile 14-köpfige Team von Revoltech nutzt Hanfstroh – ein Nebenprodukt der landwirtschaftlichen Hanfproduktion, das laut Produktionsleiter Dr.-Ing. Lukas Schell bisher kaum verwertet wird: „Hanf wächst schnell, benötigt kaum Wasser oder Pestizide und verbessert die Bodenqualität.“ Bereits im Juli 2021 wurde das Herstellungsverfahren zum Patent angemeldet. Dennoch basiert ein Großteil des Produktionsprozesses auf bestehenden Technologien, die für Lovr angepasst wurden. „Das reduziert Entwicklungskosten und ermöglicht eine nahtlose Integration in bestehende Produktionsketten“, so Schell.
Circula erhält 15 Mio. Euro in erweiterter Series-A-Runde
Das 2017 gegründete Berliner Unternehmen erhält frisches Kapital zur Weiterentwicklung seiner KI-gestützten Ausgabenmanagement-Lösung.

Effizientes Ausgabenmanagement gehört zu den täglichen Herausforderungen für Unternehmen weltweit. Insbesondere in Zeiten der Notwendigkeit von rigorosen Cash Management trägt das CFO-Office im deutschen Mittelstand erheblich zum Unternehmenserfolg bei. 2017 von Nikolai Skatchkov und Roman Leicht gegründet, hat sich Circula als ein führender Anbieter im Bereich Ausgabenmanagement etabliert. Mit der neuen Finanzierung wird das Unternehmen seine KI-Kapazitäten erweitern und neue Workflow-Funktionen entwickeln.
Das Unternehmen automatisiert mit seiner modularen Plattform die Ausgabenverwaltung. Von der automatischen Belegerfassung über die KI-gestützte Prüfung von Buchungsdaten bis hin zur steuerlichen Validierung der Datensätze. Dadurch reduziert Circula den manuellen Aufwand um durchschnittlich 80 Prozent und verkürzt die Monatsabschlüsse um mehrere Arbeitstage.
Durch starkes Umsatzwachstum und einem klaren Fokus auf Profitabilität hat Circula in einer erweiterten Series-A-Runde 15 Millionen Euro eingesammelt. Diese Runde wurde von den bestehenden Investoren Alstin Capital, Capnamic Ventures, Peak Capital, Wenvest Capital und Storm Ventures sowie CIBC Innovation Banking angeführt. Mit dem zusätzlichen Kapital wird unter anderem die Entwicklung autonomer Arbeitsprozesse vorangetrieben, um die Effizienz im CFO-Office weiter zu steigern.
„Wir haben ein klares Ziel: Deutschlands KI-basierter Champion im Bereich Spesen- und Ausgabenmanagement für kleine und mittelständische Unternehmen werden.” sagt Nikolai Skatchkov, CEO von Circula. “Mit hunderten Millionen Euro Transaktionsvolumen, hunderttausenden aktiven Nutzern und dem Vertrauen von unzähligen Steuerberaterkanzleien sind wir in einer idealen Position um unsere Vision eines reibungslosen Arbeitsalltags für Finance-Teams in den kommenden Jahren zu realisieren.“
Music WorX 2025: Europas Inkubator für MusicTech-Start-ups startet Bewerbungsphase
Das Förderprogramm richtet sich an europäische MusicTech-Gründungsteams in der Frühphase, die ihre Vision schärfen, überzeugend kommunizieren und strategische Netzwerke aufbauen wollen.

Mit Music WorX fördert die Hamburger Behörde für Kultur und Medien gemeinsam mit der Hamburg Kreativ Gesellschaft seit 2011 gezielt die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle in der Musikwirtschaft. Zunächst nur auf den Standort Hamburg ausgerichtet, bietet Music WorX seit 2014 Teams aus ganz Europa die Möglichkeit, ihre Music-Tech-Ideen zu marktreifen Geschäftsmodellen zu entwickeln. Erfolgreiche Unternehmen wie Cyanite, Sofa Concerts, Soundvest und NOYS VR wurden bereits im Programm gefördert.
Das dreimonatige Programm unterstützt die Teams mit 3.200 Euro Projektförderung sowie einem monatlichen Lebenshaltungskostenzuschuss von 1.500 Euro pro Team. In Workshops, Trainings und 1:1-Sparrings entwickeln die Teilnehmenden ihre Idee zu einem marktfähigen Geschäftsmodell mit klarer Erzählung und nachhaltiger Strategie. Zugang zu erfahrenen Mentor*innen, Coworking-Spaces in der Musikstadt Hamburg und öffentliche Präsentationen runden das Programm ab.
Im ersten Programmmonat steht die inhaltliche Fokussierung im Zentrum: Die Teams arbeiten an einer klaren Vision und einem Konzept für ein stimmiges Geschäftsmodell, das Marktbedarf und Wirkungspotenzial zusammenbringt. Anschließend geht es darum, die eigene Idee kraftvoll zu erzählen – durch Storytelling, visuelle Kommunikation und überzeugende Pitch-Trainings. Im letzten Programmdrittel liegt der Fokus auf strategischer Vernetzung: Die Teilnehmenden identifizieren relevante Kontakte, bauen ihr Netzwerk aus und präsentieren ihr Projekt vor Branchenexpert*innen, Mentor*innen und Investor*innen. Die teilnehmenden Teams behalten volle Kontrolle über ihre Ideen, für die Teilnahme an Music WorX müssen keine Beteiligungen ermöglicht werden.
Die vielversprechendsten Start-ups werden von einer Fachjury ausgewählt. Zu den Jurymitgliedern gehören Agnes Chung (Senior Director bei Songtradr, Co-Founder & Managing Director bei musicube GmbH), Oke Göttlich (CEO bei Göttlich GmbH), Lena Ingwersen (Managing Director bei Music Cities Network, Keychange Innovator), Julian Krohn (Director Music & Audio bei Scholz & Friends), Johannes Rösing (Referat Musik, Behörde für Kultur und Medien Hamburg), Marec Lerche (Head of Business Development bei Warner Music Central Europe), Katharina Köhler (Musikmanagerin bei Deichkind/ female force mgmt) und Jakob Höflich (Co-Founder & CMO, Cyanite).
Weitere Informationen zum Music WorX Inkubator und zum Bewerbungsverfahren finden Interessierte auf der Website der Hamburg Kreativ Gesellschaft.
Bewerbungen können bis zum 18. Juni 2025 über das Online-Bewerbungsformular eingereicht werden.
Parloa: Berliner AI-Unternehmen erreicht Unicorn-Status
Das 2018 von Malte Kosub und Stefan Ostwald in Berlin gegründete Parloa sichert sich 120 Mio. US-Dollar in Series C und knackt die Bewertungsgrenze von einer Milliarde US-Dollar.

Das Berliner AI-Unternehmen Parloa wird zum Unicorn: Mit einer erfolgreich abgeschlossenen Series-C-Finanzierungsrunde über 120 Millionen US-Dollar hat Parloa die Bewertungsgrenze von einer Milliarde US-Dollar geknackt. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, wird die Finanzierungsrunde von Durable Capital Partners, Altimeter Capital und General Catalyst angeführt. Zudem beteiligen sich auch EQT Ventures, RPT Capital, Senovo und Mosaic Ventures.
Nachdem das Unternehmen vor nur 12 Monaten in der Series-B-Runde 66 Millionen US-Dollar eingesammelt hatte, hat Parloa im September 2024 auf der eigenen AI-Konferenz „WAVE“ in Berlin die AI Agent Management Platform (AMP) vorgestellt. Es ist die erste AI-Agenten-Plattform, die speziell für Contact Center von Unternehmen entwickelt wurde. Den Umsatz hat Parloa seit der Series-B-Runde vervierfacht.
„Die Art und Weise, wie Menschen mit Unternehmen interagieren, verändert sich gerade fundamental. Wir bei Parloa stehen an der Spitze dieses Wandels und helfen großen Unternehmen, ihren Kundenservice mit AI zu transformieren. Konzerne bauen 1:1-Beziehungen zwischen AI-Agenten und ihren Kunden auf, um die Kundenloyalität zu stärken, neue Umsatzquellen zu erschließen und maximal personalisierte Erlebnisse zu schaffen“, sagt Malte Kosub, CEO und Mitgründer von Parloa. „Mit der neuen Finanzierung beschleunigen wir unsere Mission, Parloas AI Agent Management Platform noch mehr Unternehmen zugänglich zu machen."
Weltweit führende Unternehmen vertrauen auf Parloas Technologie
Gartner® prognostiziert, dass Agentic AI 80 Prozent der häufigsten Probleme im Kundenservice bis 2029 ohne menschliches Eingreifen lösen wird. Laut einer Studie von Menlo Ventures sind die Ausgaben von Unternehmen für generative AI-Anwendungen im Jahr 2024 um das Achtfache gestiegen, 31 Prozent dieser Ausgaben im Bereich Kundensupport. Die steigende Nachfrage nach Lösungen zur Modernisierung des Kundenservices in wichtigen Branchen wie E-Commerce und Einzelhandel, Finanzdienstleistungen sowie Reise- und Hotelgewerbe hat die Entwicklung von AI-basierten Lösungen von Anbietern wie Parloa beschleunigt.
Auf Parloas AI-Technologie vertrauen einige der weltweit größten Unternehmen, darunter mehrere Fortune-200-Konzerne. Parloa ermöglicht es Brands, hoch personalisierte, dynamische AI-Agenten in skalierbarem Umfang zu entwickeln und einzusetzen. Bevor sie in einer Live-Umgebung ausgerollt werden, durchlaufen die AI-Agenten strenge Simulationstests und Maßnahmen zur Isolierung der Daten, zur Filterung unerwünschter Inhalte sowie zum Monitoring im Betrieb. Die AI-Agenten sind in der Lage, kontinuierlich zu lernen und mit Kunden natürlich klingende Konversationen zu führen – um mit jeder Interaktion die Kundenzufriedenheit und Loyalität zu steigern.
Mit der neuen Finanzierung will Parloa die Expansion seines Geschäfts in Nordamerika und Europa beschleunigen. Das Unternehmen will zudem weiterhin stark in den Ausbau von Parloa AMP und die Rekrutierung internationaler Top-Talente investieren. Heute arbeiten rund 300 Mitarbeiter*innen an den Standorten Berlin, München und New York an der Zukunft des Kundenservice.
Gründer*in der Woche: Darmwunder – Darm trifft Psyche
Wie sich die ehemalige Polizistin Jana Müller mit dem Tabuthema Verdauungsbeschwerden im E-Health-Bereich erfolgreich selbständig gemacht hat.

Jana Müller sitzt an ihrem Schreibtisch und führt eine Online-Coaching-Session durch. Dabei spricht sie über Themen, die für viele mit Scham behaftet sind: Blähungen, Verstopfung, Durchfall. Ihre Zuhörer*innen: Menschen mit Reizdarm und anderen, teils „unerklärlichen“ Verdauungsbeschwerden. Vor fünf Jahren war sie noch eine von ihnen. Ihr Alltag war stark eingeschränkt, verschriebene Behandlungen schlugen nicht an. „Mir wurde bereits als junger Mensch die Hoffnung genommen, wieder gesund zu werden“, erinnert sich Jana. Die Zeit voller Ängste geht ihr heute noch nah.
Zwölf bis fünfzehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter Reizdarmsymptomen, Betroffene müssen laut Aussage vieler Ärzt*innen „einfach damit leben“. Warum ist das so? Die Ursache des Problems sieht Jana in unserem Gesundheitssystem: „Die meisten Ärzt*innen behandeln nur die Symptome, die in ihr Fachgebiet fallen. Der komplexe menschliche Körper wird dabei selten ganzheitlich betrachtet.“
Heute ist Jana wieder vollständig genesen. Den Weg dorthin und das Wissen über den menschlichen Körper hat sie sich in verschiedenen Aus- und Weiterbildungen selbst erarbeitet. Eine Selbständigkeit war zunächst nicht geplant. Der Bedarf an einer Wissensvermittlung in diesem Bereich und die Lücke im Gesundheitssystem, die nach wie vor nicht gedeckt ist, haben Jana zum Umdenken bewogen: Sie gründete ihr Start-up Darmwunder und setzt sich seitdem – basierend auf den drei Bereichen Nervensystem, Emotion und Ernährung – intensiv mit den Betroffenen auseinander.
Von der Polizistin zur Gründerin
Vor ihrer Gründung war Jana Polizistin. Während ihrer kompletten Ausbildung war sie sich sicher, ihren Traumberuf gefunden zu haben. Doch dann begannen die geschilderten gesundheitlichen Probleme. Anfangs führte sie diese auf eine nicht auskurierte Grippe und einen stressigen Umzug zurück. Auch der Eintritt in den Schichtdienst verlangte ihr körperlich einiges ab. Als junger, bis dahin gesunder Mensch bekam sie Verdauungsprobleme, die sie stark einschränkten und chronisch wurden. Zusätzlich traten Hautprobleme, Schwindel, starkes Kälteempfinden und Schlaflosigkeit auf.
Für Jana begann ein Marathon an ärztlichen Sprechstundenbesuchen. Bei jedem Arzt bzw. jeder Ärztin bekam sie eine andere Diagnose ausgestellt, die verschriebenen Medikamente und Behandlungen schlugen allerdings nicht an. Ihr wurde immer häufiger nahegelegt, dass sie lernen müsse, ihre Beschwerden zu akzeptieren. „Damit müssen Sie jetzt leben! Dieser Satz hat mich zutiefst erschrocken und treibt mich immer noch an“, sagt Jana.
Schon während dieser Zeit fragte sie sich kritisch, warum ihr immer wieder einzelne Diagnosen ausgestellt wurden, die ihr nicht halfen. Eine Möglichkeit, dass ihre Beschwerden von den Ärzt*innen in einen ganzheitlichen Zusammenhang gebracht werden, gab es schlichtweg nicht. „Die ganzheitliche Betrachtung des menschlichen Körpers kann unser aktuelles Gesundheitssystem nicht abdecken“, weiß Jana heute. Die Gründe hierfür liegen in der limitierten Zeit, die Ärzt*innen pro Patient*in aufbringen können, und in der einseitigen Betrachtung, die auf das spezifische Fachgebiet beschränkt ist.
Eine große Vision und kein Plan B
Dem Rat der Ärzt*innen, die Beschwerden zu akzeptieren, folgte Jana nicht. Neben ihrer Arbeit als Polizistin absolvierte sie eine Ausbildung zur zertifizierten Ernährungs- und Gesundheitsberaterin, eine Coaching-Ausbildung und verschiedene Fortbildungen zum komplexen Thema Nervensystem. Mit ihrem Wissen stellte sie sodann nicht nur ihre Ernährung um, sondern grub nach den tieferliegenden Ursachen für ihre Beschwerden.
Spontan meldete sie sich während dieser Zeit bei Instagram an und teilte dort ihr Wissen und ihren eigenen Heilungsprozess. Das Feedback und die Nachfrage nach Informationen waren enorm. Deshalb entschloss sich Jana, 1:1-Coachings neben ihrer Tätigkeit im öffentlichen Dienst anzubieten. 2023 kündigte sie und gründete Darmwunder. Mit ihrem Online-Coaching-Programm schließt sie seitdem eine Lücke, die sich für all diejenigen auftut, die bei Reizdarm und weiteren „unerklärlichen“ Symptomen eine ganzheitliche Betrachtung des menschlichen Körpers benötigen.
„Ich habe eine große Vision und keinen Plan B“, so Jana – zwei Umstände, die sie als Gründerin immer wieder antreiben. Ob es eine große Hürde war, aus dem vermeintlich sicheren öffentlichen Dienst in die Selbständigkeit zu gehen? „Der Schritt war nicht einfach“, so Jana. Sie kommt aus einer Familie voller Polizist*innen, niemand in ihrem Umfeld ist selbständig. Mit dem Schritt in die Selbständigkeit schloss sich für Jana zugleich auch ein Kreis. Denn während ihrer gesundheitlichen Genesung wurde ihr klar, dass der Beruf der Polizistin einfach nicht der richtige für sie ist.
Gesundheits-Coaching mit hohen Ansprüchen
Bei chronischen Verdauungsbeschwerden spielen die Psyche und die ganzheitliche Betrachtung des Körpers eine entscheidende Rolle. Stress, Angst und Wut aktivieren unser Nervensystem dauerhaft. „Mit dem richtigen Wissen muss sich kein Mensch mit chronischen Verdauungsbeschwerden abfinden“, ist Jana zutiefst überzeugt.
Die Frage, die für sie lange Zeit im Raum stand, war: „Wie schaffe ich es, möglichst vielen Betroffenen einen Zugang zu den richtigen Informationen zu geben?“ Durch die gesammelten Erfahrungen der 1:1-Coachings entstand die Idee zu ihrem Online-Coaching-Programm im Gesundheitsbereich. Grundlage dafür ist die sogenannte Darmwunder-Erfolgsformel, die die Bereiche Nervensystem, Emotion und Ernährung betrachtet.
„Menschen, die unter chronischen Verdauungsproblemen leiden, drehen meistens nur an der Stellschraube Ernährung. Das ist aber zu kurz gedacht“, erklärt Jana. Darmwunder setzt den Fokus gezielt auf den ganzheitlichen Ansatz und unterscheidet sich so von vielen Coaching-Angeboten auf dem Markt.
Die qualitativen Ansprüche an das eigene Online-Coaching-Programm sind von Jana sehr hoch gesetzt. Aus diesem Grund arbeitet sie nicht allein, sondern hat sich Expertinnen in ihr Team geholt, um verschiedene Bereiche abzudecken. Schwarze Schafe im Coaching-Bereich gibt es immer wieder, vor allem wenn es um das Thema Gesundheit geht. „Wer im Gesundheits-Coaching ein Heilversprechen gibt, ist absolut unseriös“, stellt Jana klar. Selbstverständlich kann auch sie keine „Heilung“ versprechen, bzw. distanziert sich ganz klar von solchen Versprechungen. Zudem ersetzt das Darmwunder-Programm keine Therapie und stellt keine Diagnosen. Es ergänzt die ärztliche Betreuung, indem es ein tiefgreifendes Wissen über den Zusammenhang zwischen Körper und Psyche vermittelt und passende Werkzeuge für Veränderungen des eigenen Lebens aufzeigt.
Damit können sich die Teilnehmer*innen eigenverantwortlich und selbstwirksam helfen. Ganz bewusst haben sich Jana und ihr zehnköpfiges Team für ein Online-Programm entschieden. Denn es setzt genau dort an, wo die klassische Schulmedizin nicht mehr greift, und ist für alle nutzbar, unabhängig vom jeweiligen Wohnort.
Die Sprache des eigenen Körpers wieder erlernen
Das Online-Coaching ist für Jana erst der Anfang. Eine Erweiterung der Produktpalette ist bereits geplant. Betroffenen soll damit die Möglichkeit eines niederschwelligen Einstiegs in das Thema geschaffen werden. Zudem soll es ein Angebot zur Prävention geben. „Die Sprache des eigenen Körpers können wir alle wieder erlernen. Es ist aber noch viel Aufklärungsarbeit in der Gesellschaft vonnöten, damit ein breites Bewusstsein für die enge Verbindung zwischen Psyche und Körper entsteht“, ist die ambitionierte Gründerin überzeugt.
Deutscher Innovationsgipfel (DIG) 2025
Der Deutsche Innovationsgipfel (DIG) ist die Plattform für nachhaltige Zukunftsgestaltung. Das erwartet dich am 14. Mai 2025 beim 18. DIG in München.

Wie gelingt Fortschritt in einer Zeit des Wandels? Welche Rolle spielen Innovation, Mut und nachhaltige Strategien für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Deutscher Innovationsgipfel (DIG), der Plattform für visionäre Köpfe, die Wirtschaft und Technologie nachhaltig gestalten. Hier entstehen branchenübergreifende Lösungen für die Herausforderungen von morgen.
Start-up – Warm-up / Start-ups for Breakfast
Der Tag beginnt mit einem inspirierenden Networking- & Creative Breakfast, begleitet von Pitch-Präsentationen innovativer Start-ups. Dabei erhalten aufstrebende Gründer*innen die Möglichkeit, ihre Ideen vorzustellen und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Die Moderation übernimmt Moritz Förster, Managing Partner von TechFounders, der die neuesten Trends der Start-up-Szene präsentiert und spannende Diskussionen anregt.

Eröffnung: Das Prinzip Fortschritt – Wege aus der Liminalität
Den Auftakt macht Prof. Dr. Henning Vöpel, Direktor des Centrums für Europäische Politik (cep). In seinem Vortrag beleuchtet er, wie Unternehmen und Gesellschaften Übergangsphasen erfolgreich gestalten können. Prof. Vöpel, ein renommierter Ökonom und ehemaliger Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), zeigt auf, wie wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformationen aktiv gesteuert werden können.
CxO-Talk: Dynamik, Innovation und Wachstum – wie gelingt die Transformation?
In einer spannenden Diskussionsrunde teilen erfahrene Führungskräfte ihre Sichtweisen und Strategien zur Transformation in Unternehmen:
Magdalena Oehl, Gründerin und CEO von TalentRocket sowie stellvertretende Vorsitzende des Startup-Verbands, bringt wertvolle Einblicke aus der dynamischen Welt der Start-ups mit.
Christian Piechnick, Gründer und CEO von Wandelbots, spricht über Innovation in der Automatisierungstechnik und wie Technologie den Arbeitsmarkt verändert.
Tanja Dreilich, Aufsichtsrätin bei der Wieland Werke AG, zeigt auf, welchen Impact Künstliche Intelligenz in Forschung, Lehre und industriellen Applikationen haben wird.
Gregor Schrott, VP Business Operations / Tribe Innovation bei Bosch Digital, gibt Einblicke in die digitale Transformation eines der weltweit führenden Technologieunternehmen.
Event-Start-up COPETRI vor Insolvenzeröffnung
COPETRI wurde 2021 von Ralf Hocke mit dem Ziel gegründet, Zukunftsfähigkeit von Mitarbeitenden, Teams und Organisationen durch Event-, Content-, Learning- und Networking-Angebote zu fördern

Die COPETRI GmbH hat einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Im Rahmen dessen wurde am 01.04.2025 die vorläufige Insolvenzverwaltung und ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Infolgedessen wurde nach eingehender Prüfung gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter entschieden, dass die für den 3. und 4. Juni in Mainz geplante COPETRI CONVENTION 2025 (COCON25) nicht stattfinden kann.
Das Frankfurter Start-up hat sich seit 2021 vergangenen Jahren mit Eventformaten wie der COPETRI CONVENTION, der DIGICON, den Frankfurt Future Talks, sowie digitalen Formaten wie Masterclasses und weiteren Content-Angeboten, eine engagierte Community aufgebaut.
Trotz eines erfolgreichen Markteintritts und großem Zuspruch aus dem Netzwerk, haben es die sich stetig wandelnden und zunehmend anspruchsvolleren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der letzten Jahre – von einer weltweiten Pandemie über geopolitische Krisen, einer hohen Inflation bis hin zur Zurückhaltung bei Investitionen – extrem erschwert, ein junges Unternehmen wie COPETRI langfristig tragfähig zu entwickeln.
„Die Entscheidung, den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen, gehört zu den schwersten in unserem unternehmerischen Wirken. Wir haben bis zuletzt für COPETRI gekämpft – für die Idee, für das, was wir gemeinsam aufgebaut haben. Was bleibt sind starke Impulse, eine lebendige Community und die Überzeugung, dass Zukunftsfähigkeit als Aufgabe aktueller ist denn je“, sagt Ralf Hocke, Gründer und CEO von COPETRI.
Vor der Gründung von COPETRI war Ralf Hocke CEO der spring Messe Management GmbH und hat dort die Zukunft Personal-Reihe mit der Leitmesse Zukunft Personal Europe in Köln und ihren Ablegern in Stuttgart, Hamburg und München, zu den führenden Events für das Personalmanagement und die Arbeitswelt in Europa ausgebaut. Zugleich war er Mitglied der Unternehmensleitung der Deutschen Messe AG.
Wie es mit der Idee von COPETRI weitergeht, wird nun geprüft.
GameChanger des Monats: Eileen Liebig - dein Unternehmen, deine Regeln
Eileen Liebig ist Seriengründerin. „Gründen macht glücklich“ ist der Titel ihres Buchs und zugleich ihr Business-Motto. Doch Eileen weiß auch: Wachstum ist harte Arbeit. Hier ihre Lehren nach zwei Jahren Bootstrapping.

Ich darf mich kurz vorstellen: Ich habe die B2B-Wertschätzungsplattform clap gegründet, vier Kinder und keine Investor*innen. Und da sehe ich sie schon, die Stirn runzelnden Bedenkenträger*innen: Wie kann sie nur? Wie will sie das schaffen, gerade jetzt in diesem wirtschaftlichen Umfeld?
Es ist ja auch richtig: Die vergangenen zwei Jahre waren nicht immer leicht. Zwei Jahre, in denen ich mir monatlich 1200 Euro ausgezahlt habe. Selbst mein Azubi verdiente mehr. Und doch will ich keinen Tag davon missen, denn die Lernkurve war und ist extrem steil. Und es lohnt sich, darüber zu berichten, wie es ist, ohne fremde Geldgeber*innen ein Unternehmen wie clap hochzuziehen.
2023: Das Jahr der Produktentwicklung
Anfang 2023 ging clap an den Start. Clap versteht sich als „die Wertschätzungs-Lösung für Unternehmen“. Der Name ist dabei Programm – es geht wie beim Klatschen um die bewusst zur Schau gestellte Wertschätzung für eine bestimmte Person. Das kann eine Kund*in sein oder ein(e) langjährige(r) Mitarbeiter*in. Anlässe, Danke zu sagen und damit Wertschätzung zu zeigen, gibt es viele. Gerade gegenüber Kund*innen ist das wichtig. Dabei reichen die Formen der Wertschätzung heute weit über das hinaus, was früher auf Messen etwa bedruckte Kugelschreiber oder eigens gebrandete Kaffeetassen waren. Wir haben eine Plattform geschaffen, die den Prozess der Geschenkauswahl und -versendung automatisiert, personalisiert und effizienter gestaltet.
Wir möchten gerade größeren Unternehmen dabei helfen, den Geschenkprozess einerseits zu automatisieren und andererseits zugleich so persönlich wie möglich zu gestalten. Denn gute Geschenke sollten vor allem immer eines sein: möglichst individuell. Wertschätzung von der Stange wäre das genaue Gegenteil: unpersönlich, unaufrichtig, letztlich unwirksam. Gerade bei der Wertschätzung der eigenen Beschäftigten gibt es nach vielen Studien in Deutschland Luft nach oben. Das gilt im Besonderen für das Onboarding von Mitarbeiter*innen.
Stichwort Onboarding: Im ersten Jahr nach der Gründung kümmerten sich mein Co-Founder Konrad und ich ausschließlich um die Produktentwicklung. Das war sehr zäh und anstrengend: Ich agierte nicht in meinem Energiebereich, war schon in der Mitte des Jahres total ausgebrannt und hatte starke Erschöpfungserscheinungen.
Wenn mich jemand fragt „Was soll ich beruflich machen?“, dann frage ich nie zurück „Was macht dir Spaß?“, sondern „Was fällt dir leicht?“
Produktentwicklung ist definitiv nicht meine Stärke. Ich arbeite lieber strategisch. Hätten wir zu Beginn mehr Kapital gehabt, hätten wir noch mehr in Dienstleistungen investiert, statt alles selbst zu machen. Immerhin: Wir haben dabei viel gelernt – über das Business und über uns selbst, unsere Stärken und Schwächen. Das schadet ja nie.
2024: Das Jahr der Automatisierung
Zufrieden mit dem Produkt (aber noch lange nicht am Ziel) starteten wir ins zweite Jahr mit dem großen Thema Automatisierung. Unser Ziel hieß: Wir wollen mit clap Wertschätzung so persönlich wie möglich machen – und das möglichst automatisiert im Hintergrund. Also wurde fleißig programmiert. Wir wollten die Prozesse noch smarter machen, die Kund*innen selbst die Boxen zusammenstellen und versenden lassen, weil die Plattform genau dafür gemacht ist. Die Versandprozesse wurden so optimiert, dass eine Label-Erstellung nach Südafrika nur noch einen Klick benötigte statt zuvor 20 Minuten manueller Arbeit. Auch das Retourenmanagement gestalteten wir so smart, dass die Kommunikation inklusive Retourenerfassung nur wenige Sekunden benötigte.
Viele Details, viel Arbeit, die dann aber auch eines klar zeigten: Bei vielen Dingen gingen die Ansichten über die Zusammenarbeit zwischen Konrad und mir immer weiter auseinander. Während ich mich sehr auf das Thema Marketing und Vertrieb im Jahr 2025 freute, fühlte es sich für Konrad so an, als würde sich eine Tür schließen. Er wollte gern neue Projekte angehen, als Freelancer gebucht werden, einfach wieder eintauchen ins Programmieren. Ihm fehlte der Spaß, mir fehlte seine mitreißende Energie.
Im Herbst fiel die Entscheidung, dass wir ab 2025 beruflich getrennte Wege gehen. Seit 2025 bin ich alleinige Geschäftsführerin. Wir trennen uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Privat und geschäftlich bleiben wir füreinander da. Keine bösen Worte, keine negativen Gedanken. Darauf sind wir beide sehr stolz und ich ihm sehr, sehr dankbar.
2025: Das Jahr des Wachstums
Bereits im Oktober 2024 hatten wir eine SEO- und SEA-Agentur beauftragt, damit wir ab Januar 2025 besser sichtbar sind. Schon jetzt kommen erste große Kampagnenanfragen von Konzernen. Gleichzeitig muss unsere Website noch intuitiver werden.
Pustekuchen – es ist die Königsdisziplin. Daran scheitern viele Firmen. Fragen, die ich mir immer und immer wieder stelle, sind etwa die folgenden:
- Ist der Kunden*innen-Support stark genug?
- Funktioniert das Projektmanagement?
- Wie robust sind unsere internen Prozesse?
- Ist genügend Liquidität vorhanden, um in Vorleistung zu gehen?
- Sind Zahlungsmodalitäten klar geregelt?
Obwohl clap mein viertes Unternehmen ist (ich habe ja auch vier Kinder), ist jedes Start-up wie ein Kind – komplett anders, auch wenn die Eltern die gleichen sind.
Ich bin jetzt alleinige Geschäftsführerin und fühle mich gut dabei. Für mich ist das Führen als Solo-Person ein sehr schöner Zustand. Dennoch schließe ich weder Finanzierungsrunden noch eine erneute Partnerschaft aus. Mein Plan ist es, dass ich die Firma operativ in verantwortungsvolle Hände gebe, sobald die Zeit dafür reif ist. Ich möchte gern strategisch an clap teilhaben. Aktuell optimieren wir die UX der Homepage, danach erfolgt eine Optimierung der UX der Plattform, auf der man sich die Boxen zusammenstellt.
Eileens Tipps – von Gründerin zu Gründer*in
- Vereinbarkeit von Gründung und Familie: Struktur und Prioritäten sind essenziell. Meine Familie steht an erster Stelle, mein Business baue ich darum herum. Mein Mann und ich sind ein starkes Team – wir unterstützen uns gegenseitig und achten auf uns als Paar und Eltern. Das gibt unseren Kindern Stabilität. Dein Unternehmen wächst mit dir – lebe im Hier und Jetzt.
- Angst vor dem Scheitern: Jede Gründung ist ein Experiment. Fehler sind Lernstationen. Frage dich: „Was, wenn es funktioniert?“ Als mein Co-Founder ging, war ich traurig; doch jede Tür, die sich schließt, öffnet eine neue. Neuanfang ist oft ein zweiter Frühling.
- Gründen im Team vs. als Solist*in: Ein(e) Co-Founder*in kann helfen – oder einschränken. Setzt früh klare Erwartungen. Fühlt sich eine Partnerschaft nicht richtig an, kauf dir lieber die Skills ein und bleib Solopreneur*in. Du arbeitest täglich eng zusammen – das ist wie eine Ehe.
- Finanzierung: Bootstrapping gibt Freiheit, aber Kapital sichert Wachstum. Willst du schnell skalieren, prüfe Finanzierungsmöglichkeiten wie Vorverkäufe oder strategische Partner.
- Resilienz: Dein Business braucht dich langfristig. Finde Routinen, die dich mental und körperlich stärken. Bei mir: Krafttraining, Tanzen, Yoga, Lachen und Zeit mit der Familie. Was gibt dir Energie?
Learnings aus vier Gründungen
Starte lieber unperfekt als gar nicht; dein Business muss zu deinem Leben passen, nicht umgekehrt; Veränderungen gehören dazu – sei flexibel und wachse mit; lass dich nicht von äußeren Erwartungen steuern. Dein Unternehmen, deine Regeln!
Hochschule Koblenz: Starthilfe von der Idee bis zur Gründung
Wir stellen die Hochschule Koblenz als wichtigen Akteur des rheinland-pfälzischen Innovations- und Gründungsökosystems vor und präsentieren Start-ups, die mithilfe der Koblenzer Gründungsförderung erfolgreich durchgestartet sind.

Koblenz ist eine lebendige Großstadt und ein bedeutender Wirtschaftsstandort im Norden von Rheinland-Pfalz. Die Stadt zeichnet sich durch eine enge Verzahnung von Hochschule und Wirtschaft aus, die gemeinsam Innovationen und Gründungen in der Region fördern. Der Hochschule Koblenz kommt dabei hohe Bedeutung im Bereich des Transfers durch hochschulnahe Gründungen und Projekte mit etablierten Unternehmen zu. Die Stadt unterstützt dies durch eine moderne Wirtschaftsförderung und Infrastruktur wie beispielsweise dem TechnologieZentrum Koblenz.
Seit 1999 unterstützt die Hochschule Koblenz Existenzgründungen und legte mit der Gründung des Kooperationsnetzes für Existenzgründungen aus Koblenzer Hochschulen (KoNet) den Grundstein für ihre heutige Gründungsförderung. Das Netzwerk war darauf ausgerichtet, Gründer*innen zu fördern und zu vernetzen.
Drei Jahre später wurde eine Stiftungsprofessur für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge geschaffen, um Gründer*innen und Nachfolger*innen sowohl wissenschaftlich als auch praktisch zu unterstützen und das unternehmerische Potenzial in der Region zu stärken. Heute bietet die Hochschule ein umfassendes Ökosystem für Gründungsinteressierte – von der Idee bis hin zur Unternehmensgründung.
Im Jahr 2008 beteiligte sich die Hochschule Koblenz als Partnerin im Koblenzer Netzwerk für Open Entrepreneurship Engineering (KOpEE) im Rahmen von EXIST III, einem Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums. Dieses Projekt förderte die Innovationskultur und half dabei, Gründungspotenziale zu erschließen und Ideen erfolgreich in Unternehmen zu übertragen.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein war die Initiierung des Ideenwettbewerbs Rheinland-Pfalz im Jahr 2009. Heute ist der von der Hochschule Koblenz gegründete Wettbewerb ein zentraler Baustein des rheinland-pfälzischen Innovations- und Gründungsökosystems. Er unterstützt kreative Köpfe, macht innovative Ideen sichtbar und entwickelt diese bis zu einer Gründung weiter. Der Ideenwettbewerb wird vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und von Unternehmen gefördert sowie von Partner*innen unterstützt.

2011 wurde das Gründungsbüro der Hochschule Koblenz gegründet, das als zentrale Anlaufstelle für Beratung, Qualifizierung und Vernetzung steht. Mit den 2022 an den Standorten Koblenz und Remagen eröffneten und vom Bundesministerium für Bildung geförderten StartUpLabs, bietet die Hochschule zudem wichtige Hotspots für Studierende, die an der Gründung ihres eigenen Unternehmens interessiert sind.
Raphael Dupierry, Leiter des Referats Gründungsförderung der Hochschule Koblenz, erklärt: „Unsere Kreativräume, die StartUpLabs, bieten den Gründer*innen und Gründungsinteressierten einen einzigartigen Raum für Kreativität und Innovation. Hier können Ideen nicht nur gedacht, sondern auch konkret umgesetzt werden – sei es durch Prototyping, den Austausch mit Gleichgesinnten oder mit der Unterstützung durch unser Team. Wir möchten die Menschen dazu ermutigen, ihre Visionen zu verwirklichen und mit unserer Hilfe den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Die Angebote des Gründungsbüros knüpfen dabei an die Aktivitäten des StartUpLabs an und unterstützen mit vielfältigen Qualifizierungs-, Vernetzungs- und Beratungsangeboten auf dem Weg in die Selbständigkeit.“
Darüber hinaus konnte im Jahr 2023 die Förderung von Start-up-Gründerinnen im Rahmen von EXIST-Women, einem Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums, weiter ausgebaut werden. Das Programm konzentriert sich speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmerinnen und unterstützt sie bei der Umsetzung ihrer Ideen sowie beim Wachstum ihrer Start-ups.
Der kurze zeitliche Abriss verdeutlicht: Mit ihrer konsequenten Förderung trägt die Hochschule Koblenz maßgeblich dazu bei, die Region als Innovations- und Gründungsstandort zu stärken sowie Gründer*innen den Weg zu erfolgreichen Unternehmen zu ebnen.
Im Folgenden stellen wir vier Start-ups vor, die von Absolvent*innen der Hochschule Koblenz gegründet wurden und auch mithilfe des Gründungsbüros erfolgreich durchgestartet sind.
Hawk: 52 Mio. Euro für Geldwäsche- und Betrugserkennung
Hawk, 2018 in München von Wolfgang Berner und Tobias Schweiger gegründet, entwickelt KI zur Geldwäsche- und Betrugserkennung und hat ein Serie-C-Investment in Höhe von 52 Mio. Euro erhalten.

Weltweit vertrauen bereits mehr als 80 Kund*innen auf die Technologie von Hawk – von mittelgroßen Finanzinstituten über FinTechs bis hin zu Großbanken, darunter einige der am stärksten regulierten Unternehmen der Branche. Die neuen Mittel unterstützen sowohl die Weiterentwicklung der Plattform als auch die globale Expansion – insbesondere in den USA.
Angeführt wurde die Finanzierungsrunde von One Peak, die damit Teil des bestehenden Investorenkreises werden, zu dem auch die Rabobank, Macquarie, BlackFin Capital Partners, Sands Capital, DN, Picus und Coalition zählen.
Der Ansatz von Hawk geht über den traditionellen, regelbasierten Ansatz zur Bekämpfung von Geldwäsche und Betrug hinaus, der bei Banken häufig zu riesigen Mengen an falsch-positiven Warnmeldungen führt, die von Compliance-Teams händisch überprüft werden müssen. Gleichzeitig finden Kriminelle immer neue Wege, die Regeln zu umgehen, und illegale Aktivitäten zu verschleiern. Hawk erhöht drastisch die Genauigkeit bei der Aufdeckung von Straftaten, während die KI-gestützte Technologie auch die Anzahl der falsch-positiven Ergebnisse reduziert.
„Finanzinstitute, die Risiken frühzeitig erkennen wollen, kommen an KI nicht vorbei – sie reduziert die manuelle Prüfung und erhöht die Genauigkeit.“, so Tobias Schweiger, CEO von Hawk. „Dabei sind die Ergebnisse sehr überzeugend: Wir konnten die Vorhersagegenauigkeit in einigen Fällen auf fast 90 Prozent erhöhen und gleichzeitig die Anzahl der Fehlalarme halbieren. Außerdem decken wir doppelt so viele bisher unentdeckte Fälle von neuartigen kriminellen Aktivitäten gegenüber traditionellen Systemen auf.“
„KI ist Teil unserer DNA. Unsere Mission ist es, Finanzinstituten dabei zu helfen, das Potenzial von maschinellem Lernen und generativer KI im Kampf gegen Finanzkriminalität voll auszuschöpfen. Dafür bieten wir die passende Technologie, Expertise und Unterstützung“, ergänzt Schweiger. „Mit dem frischen Kapital treiben wir unsere Mission weiter voran. Unser Dank gilt One Peak für die Unterstützung und unseren bestehenden Investoren für ihr fortwährendes Vertrauen.“
„Der Wert, den Hawk für Compliance-Teams auf der ganzen Welt schafft, ist wirklich bemerkenswert. Finanzinstitute jeder Größe bestätigen, dass Hawk beeindruckende Ergebnisse, außergewöhnliche Zuverlässigkeit und partnerschaftlichen Support bietet“, kommentiert David Klein, Managing Partner bei One Peak. „Die Technologie von Hawk ermöglicht es Banken, Finanzkriminalität viel effizienter zu bekämpfen, und wir freuen uns sehr, das Weltklasseteam von Hawk auf dem nächsten Abschnitt des Wachstums zu unterstützen.“
voize: 9 Mio.-Euro-Finanzierung für Berliner KI-Start-up
Voize hat eine eigene KI für die Spracherkennung entwickelt, die selbst umfangreiche Dokumentationen einfach und schnell macht. Die Finanzierungsrunde wurde von HV Capital angeführt. Mit dabei waren außerdem Y Combinator, redalpine und HPI Ventures, die bereits zuvor in voize investiert hatten.

Das 2020 von den Zwillingen Marcel und Fabio Schmidberger und Erik Ziegler gegründete voize hat eine proprietäre KI für Spracherkennung und Dokumentation entwickelt, die sich individuell auf zahlreiche Branchen anpassen lässt. Die KI lernt bei jeder Eingabe mit und versteht Fachbegriffe, Dialekte und Nicht-Muttersprachler*innen gut. Nachdem voize seine Fähigkeiten in der Altenpflege und technischen Prüfindustrie unter Beweis gestellt hat, will das Unternehmen die neue Finanzierung nutzen, um seine KI zur Entlastung von Pflegeprozessen weiter auszubauen, in neue Marktsegmente zu expandieren und den Standard für digitale Dokumentation zu setzen. In Partnerschaft mit Recare, Marktführer für Entlassmanagement in Kliniken, will voize seine Technologie nun erstmals im Krankenhaussektor einsetzen.
KI im Pflegealltag: Zeit für Menschen statt Bürokratie
Rund 25 bis 30 Prozent der Arbeitszeit von Pflegenden entfallen auf Dokumentation – Zeit, die für die direkte Versorgung fehlt. Hier setzt die KI-gestützte Spracherkennungssoftware von voize an: Pflegekräfte sprechen ihre Dokumentation einfach am Smartphone ein. Die künstliche Intelligenz versteht die eingesprochenen Inhalte, strukturiert sie und erstellt automatisch die passenden Dokumentationseinträge wie Vitalwerte, Berichte, Trinkprotokolle oder Pflegemaßnahmen. Ein Satz wie „Frau Schneider hat ihre Medikamente genommen, einen Blutdruck von 120 zu 75 und eine Tasse Kaffee getrunken” reicht bereits aus. Dank seines Plug-and-Play-Ansatzes können Einrichtungen voize schnell und effizient an die elektronische Gesundheitsakte anbinden. So bleibt mehr Zeit für die Pflegeheim-Bewohner*innen.
Die Lösung des Unternehmens ist nach Angaben des Start-ups heute bereits in etwa 600 Pflegeeinrichtungen im Einsatz und wird von über 50.000 Pflegekräften verwendet. Der Dokumentationsaufwand reduziert sich im Durchschnitt um 39 Minuten pro Schicht, das zeigt eine Pilotstudie in Zusammenarbeit mit der Charité. Außerdem erfolgt die Dokumentation sofort und relevante Informationen gehen nicht mehr verloren. Das verbessert die Pflegequalität. Bis Ende 2025 sollen 2.500 Pflegeeinrichtungen von voize profitieren.
Expansion in den Krankenhausbereich
Die Sprach-KI von voize wird neben der Altenpflege bereits für KFZ- und Aufzugsprüfungen eingesetzt. Prüfingeneur*innen des TÜV nutzen das Tool für die Hauptuntersuchungen von fast 30 Prozent aller Fahrzeuge auf deutschen Straßen. Das verbessert die Dokumentationsqualität und erleichtert die Arbeit der Prüfer*innen.
Nun kommt ein weiteres Marktsegment hinzu: der Krankenhausbereich. Durch eine Partnerschaft mit dem Technologieanbieter Recare kommt die voize KI erstmals auch im Entlassmanagement in Krankenhäusern zum Einsatz, weitere Anwendungsfelder in Kliniken sollen bald folgen. Denn auch hier sind die umfangreichen Dokumentationspflichten eine tägliche Herausforderung für Fachkräfte. Der erwartete Fachkräftemangel von 280.000 bis 690.000 Pflegekräften bis 2049 im Gesundheitswesen verschärft diese Situation noch.
„Die Dokumentation in der Pflege ist sehr aufwändig. Das wissen Marcel und ich, seit unser Großvater in ein Pflegeheim kam. Das war der Moment, als die Idee zur Gründung von voize entstand", erklärt Fabio Schmidberger, Mitgründer und CEO von voize. „Heute schaffen wir mit voize echten Mehrwert in der Pflege. Zehntausende Pflegekräfte sprechen ihre Dokumentation nun einfach ein und gewinnen wertvolle Zeit für die Versorgung. Unser Ziel ist es, administrative Aufgaben durch KI zu automatisieren – in der Pflege, im Gesundheitswesen und darüber hinaus. Mit der Finanzierung erweitern wir unsere KI zur Entlastung von Pflegeprozessen, bringen diese in den Krankenhausbereich und setzen den Standard für digitale Dokumentation.“
Felix Klühr, General Partner von HV Capital, sagt: „Voize vereint alle Elemente, um ein europäischer Technologie-Champion zu werden: echten Mehrwert für tausende begeisterte Pflegekräfte und Patient*innen, einen klaren und nachhaltigen Business Case für Leistungserbringer, einen einzigartigen Technologieansatz und das Potential, weit über das Gesundheitswesen hinaus den Fachkräftemangel in Europa zu bekämpfen. Getrieben von einem Team, das tiefes Marktverständnis, technische Exzellenz und globale Ambition mitbringt. Wir sind extrem gespannt auf die nächsten Jahre und freuen uns, als HV das Team auf ihrer Reise zu begleiten.”