Fabiola Munguia: Ethical Hacking

Autor: Theresa Sophie Breitsching
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Über 100.000 Cyberkriminalitätsdelikte wurden 2020 allein in Deutschland registriert – Tendenz steigend. Fabiola Munguia und Grigory Emelianov wollen mit Secfix den All-in-One-Shop für Cybersecurity bauen und damit Unternehmen bestmöglich IT-sicher machen.

Betreff: „Glückwunsch! Sie haben eine Million Euro in unserer Lottoziehung gewonnen! Jetzt Link klicken und Gewinn erhalten.“ Die Freude über den vermeintlichen Lotto­gewinn währt meist nur kurz: Denn diese und ähnliche Fake-Nachrichten („Link klicken und Paketsendung verfolgen“), per E-Mail oder SMS verschickt, gehören inzwischen zum Alltag der Cyberpirat­*­innen und deren Kreativität kennt kaum Grenzen.

Häufig genügt dann schon der Klick auf einen in der Nachricht integrierten Link, mit dem der Download eines Schadprogramms (Maleware) oder Virus beginnt, das sich – ebenfalls oft unbemerkt – zum Daten-Blutsauger entwickeln kann. Passwörter, Social-Media-Profile, E-Mail-Accounts und Bankzugangsdaten sind dann plötzlich weg oder nicht mehr erreichbar. Sofern man seine Dateien, Fotos und Videos in einer un­genügend geschützten Cloud gespeichert hat, könnten auch diese fortan unerreichbar bleiben, der Computer an sich nicht mehr reagieren und Freund*innen bzw. Arbeitskolleg*innen seltsame Links vom eigenen Messenger-Konto geschickt bekommen, die man selbst gar nicht versendet hat.

Bei solchen Cyberattacken ist jedoch nicht nur das eigene private Netzwerk in akuter Gefahr, sondern auch Firmenwebsites oder sensible Daten von Kund*innen, sofern die attackierte Person entsprechende Zugänge hat. Meist geschieht diese Art von Piraterie im Verborgenen und ermöglicht es den Betrüger*innen, sich monatelang Zugang und Zugriff zu verschaffen, quasi als U-Boot im eigenen digitalen Leben oder digitale(r) Spion*in im Unternehmen.

Das kriminelle Ziel: Daten, Daten, Daten

„Mitarbeiter*innen können große Schwachstellen im Unternehmen sein“, weiß auch Fabiola Munguia, die das Cybersecurity-Unternehmen Secfix im April 2021 gegründet hat. Dabei benötigt es in diesem Fall nur das richtige Onboarding, damit der Mitarbeitende von Anfang an lernt, wie wichtig es ist, ein sicheres Passwort zu wählen oder das neueste Update zu installieren. Grundsätzlich sind Sicherheits­lücken leicht vermeidbar, sofern man denn weiß, wo sie zu finden sind.

Allerdings ist auch klar: Mit der zunehmenden Digitalisierung haben sich auch die Kriminellen weiterentwickelt; Unternehmen werden immer öfter Zielscheibe von Cyberangriffen. Eine aktuelle Studie des Bundeskriminalamts verzeichnet einen markanten Anstieg der Cyberkriminalität: 2020 wurden allein in Deutschland über 100.000 solcher Delikte registriert. Gründe sind die bereits erwähnte fortschreitende Digitalisierung aller Lebensbereiche, die durch die Corona-Pandemie zusätzlich vorangetrieben wurde, die zunehmende Professionalisierung der Cyberkriminellen und sog. Cybercrime-as­a-Services, die als kriminelle Offerten schon bei 1000 US-Dollar im Darknet starten. Das vorrangige Ziel aller Aktivitäten: Daten, Daten, Daten.

Das Mindset in die Wiege gelegt

Fabiola ist für ihr Wirtschaftsstudium nach Deutschland, genauer gesagt nach Hannover gekommen. Ihre Familie ist in El Salvador zu Hause, das Gründer*innen-Mindset bekam sie dort früh vorgelebt: „Ich komme aus einer Familie von Gründern“, erzählt die junge Unternehmerin, deren Mutter Restaurants in ganz Lateinamerika betreibt und deren Vater im internationalen Warenhandel tätig ist. „Zunächst wollte ich aber in die Corporate-Welt, um herauszufinden, wie die Prozesse in großen Konzernen funktionieren, welche Probleme es im Konzern gibt und welche Lösungen. Aber ich wollte auf jeden Fall mein eigenes Ding probieren“, so Fabiola, die, wie ihr Mitgründer Grigory Emelianov, zunächst in der Automobilindustrie gearbeitet hat. Grigory und Fabiola lernten sich im Studium kennen. Beiden war klar: Sie wollen zusammen ein Unternehmen gründen. Erste Ideen entwickelten die beiden vor rund zwei Jahren im Rahmen eines Workshops während einer Start-up-Messe. Konkret wurde es im März 2020 während eines Acceleratorprogramms. Ihnen wurde bewusst, dass sie eine Lösung im Cyberbereich entwickeln wollten und begannen, mit ersten Pilotkund*innen zu reden. Zunächst unter dem Namen requestee gestartet, später umbenannt in Secfix, wurde zur weiteren Entwicklung auch eine sechsstellige Summe von Business Angels eingesammelt.

Die Investor*innen – Seriengründer*innen und erfahrene Unternehmer*innen – unterstützen das Secfix-Team seitdem mit Kapital und profundem Know-how. Seit diesem Sommer zählt das Start-up insgesamt elf Mitarbeitende, sieben davon kamen erst kürzlich hinzu – durchaus eine Herausforderung für ein noch sehr junges Unternehmen. In nur neun Monaten wurde die Cybersecurity-Plattform entwickelt – schnell war klar, dass Grigory und Fabiola mit ihrer Idee aufs richtige Pferd gesetzt haben: Die Nachfrage ist groß.

Wenig Plan rund ums Thema IT-Security

Für jemanden, der von IT wenig Ahnung hat, mag es schwer sein, das eigene Unternehmen IT-sicher zu gestalten, geschweige denn, einen Ethical Hacker zu engagieren, der vertrauenswürdig ist. So nennt man Programmierer, die ihre Fähigkeiten nutzen, um IT-Sicherheitslücken aufzudecken; das Gegenstück zum Hacker, der jemanden oder etwas Schaden zufügen möchte. Fabiola selbst ist keine Hackerin. „Da gibt es andere, die besser sind. Aber ich habe auch schon einige Schwachstellen selbst aufgedeckt. Oft braucht man gar kein fundiertes Coding-Wissen, um diese schnell zu erkennen.“

Bei ersten Interviews mit potenziellen Kund*innen fanden Fabiola und Grigory heraus, dass die Vorstellung, von einem Cyberangriff heimgesucht zu werden, bei den meisten kleinen und mittelgroßen Unternehmen lediglich zu einem Stirnrunzeln führt und IT-Sicherheitsstrategien oft gar nicht vorhanden sind. So verwundert es auch nicht, dass IT-Sicherheit häufig schon an sehr einfachen Sicherheitsvorkehrungen, wie etwa einer fehlenden Zwei-Faktor-Authentifizierung, scheitert. Letztere besteht aus dem Passwort und einem weiteren Sicherheitsschritt, wie bspw. der Bestätigung der Identität via Smartphone: einfach, aber sicher.

Zertifizierung als Gütesiegel

Secfix will Unternehmen ISO/IEC 27001 zertifizieren – und zwar innerhalb weniger Wochen statt der heute meist noch üblichen vielen Monate. Die internationale Norm ist eine Art internationaler Standard für Unternehmen, die sicherheitsrelevante Prozesse definiert haben. „Es ist ein Siegel, das man bekommt, um zu zeigen, dass man alle IT-Prozesse und die gesamte Organisation dokumentiert hat und alle Richtlinien befolgt“, erläutert Fabiola. Die Einführung des Informations­sicherheitsmanagementsystems gemäß der Norm liegt in der Verantwortung der Geschäftsleitung von Unternehmen. „Der Geschäftsführer haftet persönlich, wenn etwas schiefgeht und er sich nicht gekümmert hat“, stellt Fabiola klar. Aber auch jene Unternehmen, die keine Zertifizierung brauchen, wie E-Commerce-Shops, sollten vorausschauend denken und Sicherheitsstandards einführen.

Die ISO-Zertifizierung dauert im Durchschnitt ein Jahr und verursacht Kosten im sechs- oder siebenstelligen Bereich, so die Gründerin. Bei Secfix soll der Prozess automatisiert und dadurch auch verkürzt werden. „Wir wollen der All-in-One-Shop für Cybersecurity sein“, so Fabiolas und Grigorys erklärtes Ziel. Dafür entwickeln sie eine Software, die demnächst gelauncht werden soll: Ein Kundenmonitoring-Programm, das es Unternehmen ermöglicht, sicherheitsrelevante Aspekte live per Computer zu überwachen und vor Sicherheitslücken rechtzeitig warnen soll. Auch eine Art von Agent, der beim Onboarding hilft und Mitarbeitende auf den neuesten Sicherheitsstand bringen soll, ist in Planung.

Wenn man erst mal gehackt wurde, ist es zu spät

Fabiola und Grigory hatten im passenden Moment den richtigen Riecher. Denn die Corona-Pandemie hat zu ganz neuen IT-Schwachstellen in Firmen geführt und damit zu einem wachsenden Bewusstsein für Sicherheitsaspekte. „Plötzlich war alles Remote, Prozesse mussten schnellstmöglich digitalisiert werden – und zeitgleich kam es zu immer mehr Hacker­attacken“, so Fabiola. „Es ist so, dass zwar viele eine App bauen wollen, aber für die Sicherheit kein Budget bereitstellen möchten, weil sie eben noch nie gehackt wurden.“ Ein Trugschluss: Technologien entwickeln sich rasant weiter, selbst für Profis ist es herausfordernd, immer den neuesten Entwicklungen im Cybersecurity-Bereich zu folgen.

 „Gerade wenn man ein Online-Business hat, sollte man hier nicht einsparen“, so Fabiola. Denn ein Cyberangriff kann beispielsweise einen mittelgroßen E-Commerce-Shop mehrere hunderttausend Euro kosten, abgesehen davon, dass das Vertrauen der Kund*innen danach neu aufgebaut werden muss. Im Cybersecurity-Bereich ginge es eben darum, mit kleinen Schritten konstant auf dem aktuellen Stand zu sein, und „das funktioniert auch ohne ein ,fancy Service‘“, so Fabiola.

Pentester und Ethical Hackers gesucht

Aber wie findet man Schwachstellen im Unternehmen? Zum Beispiel, indem man eine(n) Hacker*in bezahlt, das eigene Unternehmen, die Website oder die App zu hacken – einen sogenannten Pentester, den man ebenfalls über Secfix buchen kann und der zugleich auch ein Teil der ISO-Zertifizierung ist. „Neben dem eigentlichen Hacken geht es vor allem darum, dem Unternehmen zu zeigen, wo es Schwachstellen gibt und wie man diese beheben kann. Dies kann durchaus auch aus einer bestimmten Userrolle heraus passieren, dann etwa, wenn die gelaunchte App auf Sicherheitsmängel überprüft werden soll“, erläutert Fabiola.

Im Partner*innennetzwerk von Secfix sind Ethical Hackers gelistet, die bei Unternehmen wie Google, Mozilla oder Apple gearbeitet haben. Sie durchlaufen einen Zertifizierungsprozess, der neben Empfehlungen durch das Netzwerk auch Arbeitsproben beinhaltet. „Außerdem müssen sie uns Kundenbewertungen von Bestandskunden zeigen, die wir dann verifizieren“, so Fabiola. In den USA gibt es rund 7000 solcher Pentester, in Deutschland einige wenige. Der Markt wächst. „Die Nachfrage ist riesig, aber es gibt nicht genug Angebot“, weiß Fabiola.

Der typische Ethical Hacker hat tatsächlich einen Lebensweg wie aus einem Hollywoodfilm, wenngleich weniger glamourös. „Das können beispielsweise Teenager sein, die große Unternehmen hacken und dann sagen: ,Hey, ich habe euch gehackt!‘ Und Unternehmen wie Google oder Apple sind dann nicht wirklich unglücklich, so jemanden an Bord zu holen. Es ist eine Indus­trie, in der man sich durchaus seinen Arbeitgeber selbst suchen muss“, so Fabiola.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz werden bereits acht Milliarden Euro jährlich in Cybersecurity investiert, 56 Milliarden Euro in ganz Europa. „Das ist ein riesiger Markt, der noch einmal wachsen wird“, ist Fabiola überzeugt. Kund*innen von Secfix sind vor allem Start-ups und KMUs. „Hier fehlt es meist an Netzwerk und Ressourcen – es scheitert an den Kosten. Wir versuchen, diese Lücke über Automatisierung zu schließen. Es gibt noch keine vergleichbare Moni­toring-Lösung zu unserer, die den Prozess bis zu 90 Prozent auto­matisiert“, erläutert Fabiola. Daher wolle man sich auch nicht ausschließlich auf Deutschland konzentrieren. Neben der DACH-Region sei der Sprung nach Europa und in die USA mehr als nahe­liegend. Denn Cyberpirat*innen gibt es schließlich überall.

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Tipp zum Weiterlesen: Hier unser Gründer*in der Woche Interview mit den Gründer*innen: Bildungsurlauber.de – Weiterbildung mit Sinn und Spaß


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"Mit Bildungsurlauber stellen wir uns den Herausforderungen unserer Zeit. Wir 'entstressen' die Arbeitswelt, fördern die Gesundheit der Arbeitnehmer:innen und machen diese zukunftsfit", zeigt sich Schmitt überzeugt.

Mehr zu Bildungsurlauber am Montag, 29.05.23, beim Staffelfinale in der Höhle der Löwen. Auch mit dabei: hiddencontact, Zebra ice, kruut und Sproutling.

Vom Start-Up zum Milliarden-Konzern: Die Geschichte der österreichischen Novomatic AG

Gegründet in den 1970er Jahren als kleines Start-Up in Österreich, hat sich Novomatic durch kontinuierliche Innovation und strategisches Wachstum zu einem der führenden Unternehmen in der globalen Glücksspielindustrie und zu einem milliardenschweren internationalen Konzern entwickelt. Diese einzigartige Entwicklung bietet aufschlussreiche Erkenntnisse über die Mechanismen des Wachstums und des Erfolgs in einer schwer umkämpften Branche.

In der komplexen Welt der Glücksspielindustrie, in der ein hohes Tempo herrscht, hat es die Novomatic AG geschafft, sich von einem bescheidenen österreichischen Start-Up zu einem weltweit agierenden Konzern zu entwickeln. Durch eine Kombination aus strategischer Planung, unternehmerischer Vision und kontinuierlicher Innovation konnte das Unternehmen einen rasanten Aufstieg verzeichnen und sich als einer der führenden Akteure in der weltweiten Glücksspielbranche etablieren.

Die Geburt von Novomatic: Ein Start-Up mit Vision

Im Jahr 1974 gründete der österreichische Unternehmer Johann Graf zusammen mit dem Elektrohändler Gerhard Brodnik die Novomatic AG. Die ersten Schritte des Unternehmens waren klein - mit einem einzigen Flipper-Automaten startete Novomatic seine Reise in der Glücksspielbranche. Die Anfangsjahre waren geprägt von harter Arbeit, Risikobereitschaft und einem unablässigen Fokus auf Qualität und Innovation.

Der Glaube an das Potenzial der eigenen Idee und die Vision des Gründers, das Unternehmen zu einem führenden Akteur auf dem iGaming Markt zu machen, waren entscheidende Faktoren, die das Unternehmen in dieser Phase antrieben.

Die ersten Schritte: Novomatics Einführung in der Glücksspielbranche

Die Visionäre hinter Novomatic erkannten schnell die Notwendigkeit, technologisch fortschrittliche und zuverlässige Produkte zu entwickeln, die den Kunden nicht nur unterhalten, sondern auch ein erstklassiges Spielerlebnis bieten. So entstanden die ersten Spielautomaten des Unternehmens, die auf der damals bahnbrechenden Elektronik basierten. Diese Spielautomaten wurden in verschiedenen Spielhallen und Casinos in Österreich installiert und stießen auf positive Resonanz.

Der Durchbruch: Novomatics Expansion

Die 1980er Jahre waren für Novomatic von großer Bedeutung. In diesem Jahrzehnt begann das Unternehmen, seine Aktivitäten über Österreichs Grenzen hinaus auszuweiten. Verantwortlich für diesen Erfolg war "American Poker II", der erste vollständig elektronische Spielautomat, den das Unternehmen entwickelt hatte. Dieser innovative Slot wurde zum Bestseller und ermöglichte es Novomatic, international zu expandieren.

Die Expansion begann in Europa, wobei Deutschland, Großbritannien und Frankreich die wichtigen Schlüsselmärkte waren. In den 1990er Jahren erweiterte Novomatic seine Präsenz immer weiter und trat in die Märkte Südamerikas und Südafrikas ein. Parallel dazu erweiterte das Unternehmen das eigene Produktportfolio und begann mit der Herstellung von Technologieprodukten und Dienstleistungen für Casinos.

Novoline Spielautomaten erlangen Kult-Status

Mitte der 1990er Jahre brachte Novomatic eine Produktlinie auf den Markt, die den Erfolg des Unternehmens nachhaltig prägen sollte: die Novoline Spielautomaten. Diese Geräte, die für ihre hohe Qualität und ihre innovativen Spielfunktionen bekannt wurden, fanden bei Glücksspielfans weltweit großen Anklang. Mit dem Erfolg der Novoline Spielautomaten konnte Novomatic seinen Marktanteil erheblich ausbauen und seine Präsenz auf internationaler Ebene stärken.

Die folgende Liste stellt einige der bekanntesten und beliebtesten Novoline Spielautomaten vor, die dazu beigetragen haben, den Ruf des Unternehmens als Anbieter hochwertiger Glücksspielgeräte zu festigen:

  1. Book of Ra: Dieses ägyptisch inspirierte Spiel ist wahrscheinlich der bekannteste Novoline Slot und wurde schnell zu einem Hit in weltweiten Casinos.
  2. Sizzling Hot: Dieser klassische Früchte-Slot ist bei Spielern wegen seiner Einfachheit und der hohen Gewinnmöglichkeiten besonders populär.
  3. Lucky Lady's Charm: Dieses Spiel mit seinem charmanten Design und seinen spannenden Bonus-Features hat eine treue Fangemeinde gewonnen.
  4. Dolphin's Pearl: Der Spielautomat mit Meeres-Thema bietet aufregende Spielfunktionen und ist bei vielen Glücksspielfans sehr beliebt.
  5. Lord of the Ocean: Dieser Slot, der die Mystik der Unterwasserwelt thematisiert, ist für seine aufregenden Bonus-Features bekannt.

Jeder dieser Spielautomaten hat sein eigenes einzigartiges Gameplay und Thematik, die den Spielern ein abwechslungsreiches und spannendes Spielerlebnis bieten. Wer tiefer in die Vielfalt der Novoline Spiele eintauchen möchte, sollte sich die komplette Liste der Spiele bei slots.info anschauen.

Der digitale Wandel: Novomatics Einstieg in den Online-Glücksspielmarkt

Mit dem Aufkommen des Internets und der Möglichkeit, Glücksspiele online anzubieten, erkannte Novomatic eine neue Chance, seine Präsenz und seinen Kundenstamm zu erweitern. Ende der 1990er Jahre machte das Unternehmen seine ersten Schritte in die digitale Welt und entwickelte unter anderem die Casino-Hardwareplattform Coolfire.

Diese Entscheidung war ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte von Novomatic, der das Unternehmen für das digitale Zeitalter rüstete und es ihm ermöglichte, ein neues Publikum zu erreichen. Im Laufe der Zeit entwickelte das Glücksspielunternehmen immer mehr Spielautomaten für Online-Casinos, um auch weiterhin am Puls der Zeit zu bleiben.

Social Media und Novomatic: Mit Spielern und Kunden in Verbindung

Die Nutzung von Social-Media-Plattformen zur Stärkung der Marke und zur Interaktion mit den Spielern und Kunden wurde zu einem wichtigen Aspekt der Geschäftsstrategie von Novomatic. Durch die Entwicklung einer durchdachten Social-Media-Strategie konnte das Unternehmen seine Online-Präsenz optimieren und effektiv mit seiner Zielgruppe interagieren.

Novomatic heute: Ein etablierter Akteur in der Glücksspielindustrie

Heute ist Novomatic nicht mehr nur ein österreichisches Unternehmen, sondern ein globaler Konzern. Mit einem umfangreichen Produktportfolio, das von virtuellen Spielautomaten über Casinos bis hin zu Systemlösungen für die gesamte Glücksspielindustrie reicht, und einer Präsenz in mehr als 50 Ländern weltweit, hat Novomatic seine Position als einer der führenden Akteure in der Glücksspielbranche gefestigt.

Aktuell gehören mehr als 400 Spielautomaten zum Portfolio von Novomatic, sodass Glücksspielfans auf der ganzen Welt ihre Favoriten finden. Auch elektronische Tischspiele und Jackpot Automaten zählen zum Spieleangebot des Technologieunternehmens.

Blick in die Zukunft: Novomatics Pläne

Auch nach Jahrzehnten des Wachstums und des Erfolgs bleibt Novomatic seiner seinen Grundwerten der Innovation und Kundenzufriedenheit treu. Die Pläne für die Zukunft beinhalten die weitere Diversifizierung seines Geschäfts, die Erschließung neuer Märkte und die kontinuierliche Verbesserung der eigenen Produkte und Dienstleistungen.

MyGutachter: Start-up simplifiziert das Unfall-Prozedere

Nach einem Unfall gestaltet sich das Gutachten-Prozedere oft als mühsam. Das 2021 in Herford gegründete MyGutachter möchte hier mittels Digitalisierung für Erleichterung sorgen.

Die beiden MyGutachter-Gründer Burhan Epaydin und Leonard Scheidt kennen es: Nach einem Autounfall kostet ein Blechschaden viel Zeit und Nerven. Es folgt die Meldung bei der Polizei und der Versicherung, doch um die Schadenshöhe zu ermitteln, braucht es einen Gutachter.

MyGutachter simplifiziert das Unfall-Prozedere

"Ich muss also einen Gutachter in meiner Umgebung finden, einen Termin ausmachen und ihn zu meinem Unfallwagen bestellen", erklärt Scheidt das umständliche Prozedere. Der Schaden am Unfallauto wird dann untersucht, die Reparaturkosten werden kalkuliert und der Betrag für die zu zahlende Versicherung wird festgelegt. Mit MyGutachter soll das einfacher und schneller gehen, so das Versprechen: "Wir bieten digitale Unfallgutachten ohne Sucherei– und das innerhalb von 15 Minuten", erklärt Epaydin.

Anwalt prüft und kontaktiert gegnerische Versicherung

So geht's: Auf der Website des Start-ups werden Schritt für Schritt alle relevanten Informationen zum Unfallhergang und -Verursacher eingegeben sowie Fotos von dem Schaden, Fahrzeugschein, Tachostand und ggf. dem Polizeibericht hochgeladen. Ein MyGutachter-KFZ-Sachverständiger erstellt das Gutachten, anschließend wird es an einen Partner-Anwalt weitergeleitet, der dieses mit der Forderung der Schadenssumme an die gegnerische Versicherung übermittelt.

Mehr zu MyGutachter am kommenden Montag (15.05.23) in der Höhle der Löwen. Ebenfalls dabei: SauberGarten, veprosa, Vole Light und O-Spring

Manuel Tolle: Gründen out-of-the-box

Der 34-jährige Selfmade-Serial-Entrepreneur Manuel Tolle ist sich sicher: „Niemand braucht eine Ausbildung zum Gründen.“

Der Hamburger Manuel Tolle ist gerade mal 17 Jahre alt, als er im Jahr 2005 für seine Abschlussprüfungen lernt und plötzlich einen starken Druck auf der Brust spürt. Er hat einen Herzinfarkt und bekommt drei Bypässe. Und nun?

Manuel, von diesem gesundheitlichen Tiefschlag schwer mitgenommen, kommt aus einem Hartz-4-Elternhaus, das ihn nicht mitfinanzieren kann. Er ist frustriert, weiß nicht wohin mit sich. Als das Gefühl der Ohnmacht auf dem Höhepunkt ist, beginnt er auf einmal Mut aus seiner Situation zu schöpfen. Er hat erfahren, wie es ist, kurz vor dem Abgrund zu stehen, und ist deshalb bereit, alles auf eine Karte zu setzen.

Der 17-Jährige beschließt, sich neben der Schule mit seiner Leidenschaft für Kinofilme selbständig zu machen. Er startet mit einem Homepage-Baukasten-System einen Blog mit Filmtrailern – die Zugriffszahlen steigen schnell. Google meldet sich bei ihm und wird sein erster Werbepartner. Kurze Zeit später ist auch Maxdome interessiert.

Ausbildungen sind völlig überbewertet

Heute ist Manuel sich sicher, dass ihm sein Weg viele Vorteile gebracht hat: „Ich denke, dass mir das Fehlen einer Ausbildung oder eines Studiums als Gründer enorm geholfen hat. Ich konnte viel schneller starten und Fehler machen. Ich hatte noch nichts zu verlieren und war sehr risikofreudig. Ich hatte keine Angst davor, zu versagen.“ Das Internet war damals schon groß, Business im Internet zu machen allerdings noch nicht weit verbreitet. Viele haben sich nicht getraut oder nicht daran geglaubt, dass man mit Geschäftsideen rund ums Internet wirklich Geld verdienen kann. Mit solchen Gedanken hat sich Manuel nicht aufgehalten, er legte einfach los.

Der Serial-Entrepreneur ist der Meinung, eine Ausbildung oder ein Studium hätten ihn damals nur unnötig Zeit gekostet und dabei wenig Mehrwert geliefert. „Im Studium oder während einer Ausbildung wird man zum Arbeitnehmer erzogen.“ Das beginnt seiner Meinung nach schon in der Schule und findet seine Perfektion dann an der Uni oder in Betrieben. Nach einem Studium suchen viele Sicherheit und sind weniger bereit, einen eigenen Weg zu gehen. „Man wird dazu erzogen, in Mustern zu denken. Beim Gründen ist aber genau das nicht gefragt. Denn echte Innovationen können nur entstehen, wenn man out-of-the-box denkt.“ Er ist überzeugt davon, dass die Muster, die in unserem Bildungssystem vermittelt werden, nicht zum Erfolg führen können. Sonst wären diejenigen, die uns Wissen vermitteln, doch viel erfolgreicher und würden vermehrt durch erfolgreiche Unternehmungen auffallen.

Viele haben mich nicht ernst genommen

Mit 17 Jahren zu gründen, hat in Manuels Augen viele Vorteile. Man lernt schnell, geht Risiken ein, macht die ersten Fehler, lernt daraus und wächst. Auch Rückschläge hat er immer gut weggesteckt und einfach weitergemacht. Zum Beispiel, als sein gelaunchtes Social-Media-Magazin für Influencer floppte. Der einzige Nachteil, dem er begegnet ist: Viele unterschätzen einen in diesem Alter. „In vielen Geschäftstreffen wurde ich ganz genau unter die Lupe genommen. Ich war damals sehr jung und habe viel Geld verdient. Ich sah aber nicht so aus. Ich habe in einer Ein-Zimmer-Wohnung nahe der Uni gewohnt, bin einen alten BMW gefahren, und habe eine Uhr getragen, die ich gefunden hatte.“

Während Meetings ist ihm aufgefallen, dass immer wieder auf seine Uhr gestarrt wurde, die wahrscheinlich keine 100 Euro wert war. Einmal hatte Manuel einen Termin mit einem möglichen Partner, der ihn fragte, ob er denn im Büro wohne oder sich schon eine eigene Wohnung leisten könne. Zu diesem Zeitpunkt verdiente er bereits sechsstellig im Monat. Bei einem anderen Meeting sagte jemand, der sich gerade einen Audi TT gekauft hatte, zu Manuel: „Wenn du nur hart genug arbeitest, kannst du dir eines Tages auch mal so ein schickes Auto leisten.“ Manuel hätte sich damals schon vier davon kaufen können. Luxus gönnte er sich allerdings erst viel später. Das verdiente Geld investierte Manuel lieber direkt in weitere Geschäftsideen.

Mit 34 in Rente – niemals

An seiner Einstellung zum Thema Geld und Arbeit hat sich bis heute nichts geändert – auch nach über zehn gegründeten Unternehmen und zwei verkauften Start-ups. Eines davon, sein 2017 gegründetes Start-up empfohlen.de, verkaufte er 2022 zusammen mit seinen Partnern von exmox für fast 100 Millionen Euro.

Doch ans Aufhören denkt der Mittdreißger noch lange nicht. Denn er liebt, was er tut. Das Wichtigste für ihn: Seine Zeit damit zu verbringen, wofür er brennt. Er weiß, wie begrenzt diese Zeit sein kann. Seine nächsten Pläne: Bei exmox weiterarbeiten und privat investieren – in Aktien und Start-ups. Jeden Tag beschäftigt er sich mehrere Stunden mit den Entwicklungen an der Börse und plant im nächsten Jahr große Investments.

Mach dich niemals abhängig von anderen

Allen, die gründen wollen, rät Manuel, genau wie er auf Ausbildung oder Studium zu verzichten und so früh wie nur möglich zu starten und dabei Fehler nur einmal zu machen. Außerdem ist es seiner Meinung nach wichtig, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und sich nicht von anderen verunsichern zu lassen oder abhängig zu machen.

Dazu rät er konkret: „Mach zu Beginn so viel es geht selbst. Wenn du Leute dazu holst, achte darauf, dass du keine Abhängigkeit entwickelst, jeder muss ersetzbar sein. Verschaffe dir immer einen Überblick. Keine Kredite von Banken. Investoren nur dann, wenn du sie wirklich brauchst. Bau alles, soweit es geht, selbst auf. So vermeidest du es, zu stark von außen beeinflusst zu werden und Entscheidungen dann nicht mehr zu hundert Prozent zur eigenen Zufriedenheit treffen zu können.“

Dazu zählt auch das Thema Beratung. Manuels Meinung nach ist es wichtig, verschiedene Perspektiven anzuhören, aber am Ende selbst zu entscheiden, was das Beste für das eigene Business ist. Gesundheit ist ein weiterer Aspekt. „Mach Sport, ernähre dich gesund, nur so kann man wirklich Leistung bringen“, so Manuel Tolle. Jeden Tag etwas Neues zu Lernen und inspiriert zu bleiben, findet der Hamburger ebenfalls wichtig.

Service4Charger: Schluss mit den E-Ladehemmungen

Wie Lucas Althammer und Fabian Paul mit Service4Charger und ihren S4C Mobile Heroes die Mobilitätswende vorantreiben.

Eine erfolgreiche, zeitnahe Mobilitätswende ist für den Klimaschutz von größter Bedeutung. Laut Plan der Bundesregierung sollen bereits 2030 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Doch der Ausbau des dafür nötigen Ladesäulennetzwerkes kommt viel zu schleppend voran. Beim derzeitigen Ausbautempo würden von den angestrebten eine Million Ladesäulen bis zum Jahr 2030 nur rund 210.000 realisiert sein und das Ladenetzwerk eher an einen Flickenteppich erinnern. Denn oftmals fehlt nicht nur die Hardware, sondern auch das nötige Personal – beispielsweise für die fachgerechte Wartung bestehender Ladesäulen. Das alles führt letztlich zu Frust bei E-Autofahrer*innen und hält potenziell Interessierte vom Kauf eines E-Autos ab, da die derzeitigen Reichweiten der Wagen auf ein funktionierendes Netzwerk angewiesen sind.

Keine Mobilitätswende ohne das Handwerk

Lucas Althammer und Fabian Paul möchten diese „Ladehemmungen“ mit ihrem Start-up Service4Charger beheben, das als All-in-one-Lösung Ladesäulenprojekte im privaten und öffentlichen Raum von der Planung bis zur Installation vor Ort realisiert und betreibt. Beide Gründer kommen ursprünglich jedoch nicht aus dem Elektrohandwerk. „In unseren vorherigen Berufen hatten wir aber immer wieder Berührungspunkte mit der Mobilitätsbranche und haben gesehen, dass die Realisierung nur durch ein funktionierendes Handwerk möglich ist“, erklärt Fabian.

So lag die Gründung von Service4Charger für ihn im ­Dezember 2019 auf der Hand. Die Idee war es, das herkömm­liche und bodenständige Handwerk mit Digitalisierung und Start-up-Mentalität zusammenzubringen und ein skalierbares Produkt zu entwickeln. Hierzu mussten digitalisierte und standardisierte Prozesse entwickelt werden, damit die Handwerker*innen agil handeln und einen verlässlichen spezialisierten Service anbieten können.

„Zu Beginn bestand unser Team jedoch nur aus wenigen Gesellen, mit denen wir gemeinsam laufen lernen mussten. Die ersten anderthalb Jahre haben wir gebootstrapped – und hatten kaum die finanziellen Mittel, um unseren strategisch so wichtigen dezentralen Wachstumsansatz mit eigens geschulten und auf E-Mobilität spezialisierten Fachkräften konsequent voranzutreiben“, beschreibt Lucas die Anfangszeit.

Mit dem richtigen Team und dem Antrieb, niemals Nein zu sagen, konnten die beiden Geschäftsführer sehr früh in der Unternehmensgeschichte große Flottenkartenbetreiber als langfristige Partner für sich gewinnen. Vom operativen Roll-out über die Montage an der (Doppel-)Stele und Fundamen­t­arbeiten bis hin zur technischen Betreuung rund um Inbetriebnahme und Wartung unterstützt das Start-up bei der ganzheitlichen Elektrifizierung von Unternehmensflotten sowohl am Firmenstandort als auch zu Hause bei den Dienstwagenfahrer*innen. „Um unseren Kund*innen immer den besten Service aus einer Hand anbieten zu können, sind wir nahezu ab Tag eins in jeden Winkel Deutschlands gefahren. Wir haben unser Leistungsversprechen an Qualität und Know-how in der E-Mobilität stringent vor andere betriebliche Kennzahlen gesetzt. Wir denken, dass sich dies nun auch in unserem Wachstum und den gewonnenen Partner*innen widerspiegelt. Diese Resonanz ist uns das Wichtigste“, führt Lucas aus.

Das Team wuchs innerhalb von zwei Jahren von sieben auf 85 Mitarbeitende, die allesamt als Festangestellte bei Service4Charger tätig sind. „Das war uns von Beginn an sehr wichtig. Wir wollten das Geschäft nicht über Subunternehmen aufziehen, sondern unserem Anspruch, alles aus einer Hand zu liefern, gerecht werden. Nur so können wir dem Handwerk auch den nötigen Respekt entgegenbringen und die tollen Talente langfristig mit einer klaren Vision und Raum für Mitbestimmung an uns binden“, beschreibt es Fabian.

Alle neuen Handwerker*innen durchlaufen in der Onboarding-Phase das hauseigene Schulungskonzept am Hauptstandort in Berlin, in dem sie den Umgang mit allen gängigen Ladesäulentypen und -komponenten kennenlernen – vom Aufbau neuer bis hin zur Wartung bestehender Säulen. Die meisten Handwerker*innen arbeiten danach als sogenannte S4C Mobile Heroes dezentral in über 25 Städten in Deutschland, sodass sie jederzeit schnell vor Ort sind und langfristigen Support entlang der Wertschöpfungskette liefern können. Unterstützt werden sie dabei von den beiden Standorten Berlin und Ingolstadt aus durch E-Mobility­Berater*innen, Konzeptionist*innen sowie technische Projektleiter*innen.

Eichrechtskonformität durch Standardisierung der Prozesse

„Natürlich ist das schnelle Wachstum der vergangenen zwei Jahre für uns aktuell eine Herausforderung“, weiß Lucas. „Wir müssen die Logistik, die Dezentralität unseres Geschäftsmodells und auch die Kommunikation im Team ständig anpassen“, fügt Fabian hinzu. Digitale und standardisierte Prozesse helfen dabei, einen einheitlichen Wissensstand zu gewährleisten und das Team passend auszulasten. Im August 2021 konnten die beiden Gründer dann in ihrer Seedphase auch einen mittelständischen Projektentwickler als Investor gewinnen. Das stark investitionslastige Geschäftsmodell konnte damit zusätzlich abgesichert und wichtige Weichen für die Zukunft gestellt werden.

Aktuell haben die Mitarbeiter*innen des Start-ups bereits über 5000 Ladepunkte installiert, in Betrieb genommen, gewartet oder auch wieder instand gesetzt und mehr als 100 Projekte ganzheitlich von der Planung bis zum langfristigen Betrieb realisiert. „Nur durch die geniale Leidenschaft unseres Teams mit unseren auf E-Mobilität spezialisierten Prozessen und Standards können wir ein solches Volumen stemmen“, weiß Fabian die aktuelle Position von Service4Charger einzuordnen. Außerdem kann das Start-up als einer von bundesweit wenigen Betrieben die Hardware unterschiedlicher Hersteller eichrechtstechnisch warten und instand setzen. Das ist ein echter USP, mit dem man sich von vielen Betrieben absetzt.

Ständige Erweiterung des Produktportfolios

Der Rundum-Service richtet sich vor allem an Unternehmen, die Ladesäulen auf ihrem Firmengelände integrieren möchten oder ihren Angestellten zu Hause zur Verfügung stellen wollen. Es sind aber auch immer mehr Wohnungseigentümer*innen, Hausbesitzer*innen und Hausverwaltungen, die Fabian und Lucas mit ihrem Ansatz ansprechen. „Zudem betreuen wir auch Ladesäulen von Betreibern und Energieversorgern, die wir nicht selbst aufgestellt haben und übernehmen hier bei Bedarf ein vollumfängliches Monitoring und technisches Troubleshooting direkt vor Ort“, erklärt Lucas.

Besonders stolz sind die beiden auf die temporären Vermietungslösungen für Bedarfsspitzen, Lieferengpässe und Events, wie Festivals, Messen und Roadshows. Veranstaltungen jeder Größe, die nach der Corona-Pandemie wieder mehr oder weniger normal anlaufen, können so den optimalen Service für die An- und Abfahrt ihrer Gäste bieten. Ihr Angebot wollen Lucas und Fabian in Zukunft weiter vergrößern und in den kommenden Jahren auch in andere Länder expandieren.

Jeder Ladepunkt ist eine Visitenkarte

Die Stimmung in der Bevölkerung zeigt, dass die Mobilitätswende nur gelingen kann, wenn das Vertrauen in die E-Mobilität weiter steigt. „Wir verstehen jeden Ladepunkt im (halb-)öffentlichen Raum als eine individuelle Visitenkarte, die für unsere gesamte Branche steht. Wir von Service4Charger tragen dazu bei, dass sich diese Visitenkarte ständig verbessert und das Vertrauen der Gesellschaft in die E-Mobilität steigt“, erklärt Lucas. Für Lucas und Fabian steht insgesamt aber ein größeres Ziel im Vordergrund: die massive Verringerung von CO-Emissionen, um den europäischen Green Deal und die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen.

Digitalisierer und Disruptoren: Diese 5 Start-ups sind auf der Überholspur

Die Welt dreht sich gefühlt immer schneller und wird digitaler. Für junge Start-ups eröffnen sich damit auch in etablierten Märkten ungeahnte neue Chancen. Fünf Start-ups, die auf dem Sprung sind, ihre Branchen zu disruptiveren, zeigt dieser Beitrag.

„Was haben der Motorsport, die Energiebranche, das Personalwesen und das Versicherungsgeschäft gemeinsam?“ Bei allen branchenspezifischen Unterschieden eint sie das Tempo, mit dem sich die jeweilige Branche gerade neu erfindet. Der zentrale Treiber ist dafür in allen Fällen die Digitalisierung. Jahrzehntealte, bis dato erfolgreiche Geschäftsmodelle stoßen an ihre natürlichen Grenzen. Durch die vielfältigen Chancen eröffnen sich im gleichen Maße neue Medien, neue Kanäle, neue Plattformen und neue Prozesse – sowie neue Kundengruppen, die sich auf diesen Wegen erreichen lassen. An dieser Stelle lohnt sich der Blick auf fünf aufstrebende Start-ups aus verschiedenen Branchen, die eines verbindet: die ungebremste Lust auf Neues.

OnGrid: Der Motorsport wird elektrisch – und digital

Norman Simon gewann 1991 den Titel in der deutschen Junior-Kart-Meisterschaft. Später lieferte sich der Wiesbadener als Rennfahrer in der Formel 3 spannende Duelle etwa mit Nick Heidfeld oder Timo Schneider.

Als Unternehmer ist Simon heute mindestens so rasant unterwegs wie einst hinter dem Lenkrad. Und er verfolgt dabei eine Mission: Simon will den Rennsport, der sich gerade vom Benzin befreit und elektrisiert, auch digital auf eine neue Ebene heben. Die Verwaltungsprozesse in der Branche haben mit dem Tempo, mit dem sich etwa die Antriebe der Boliden verändern, nicht Schritt halten können. Simons Antwort lautet: onGRID. Dahinter verbirgt sich die erste voll digitale Plattform für alle Arten des Motorsports. Simon: „Mit onGRID haben wir eine bislang einzigartige Plattform entwickelt, die es Rennveranstaltern und Teilnehmern unabhängig vom Einsatzgebiet nach einmaliger Anmeldung und Registrierung ermöglicht, immer wieder ihren gesamten Verwaltungs- und Organisationsprozess mithilfe modernster Technologie digital und sicher abzuwickeln."

Rennfahrer legen auf der Plattform ihre Profile einschließlich ihrer Fahrerlizenzen an. Die Rennsportteams wiederum listen dort ihren gesamten Fuhrpark mit allen Wagenpässen, die Veranstalter der Rennen im Amateur- und Profibereich schließlich all ihre Events inklusive der Ausschreibungen und rechtlichen Dokumente. Die Prozesse im Hintergrund werden somit massiv entbürokratisiert. Simon: „Wir vereinfachen die Registrierungsprozesse – und das DSVGO-konform. onGRID validiert jeden einzelnen Schritt und minimiert damit den manuellen Kontrollaufwand für Veranstalter, die über ein spezielles Dashboard einfach den Überblick behalten."

Zukünftig wird onGRIDs Plattform noch weitere Features bereithalten und über die klassische Organisation zum Scouting und Vernetzen zwischen Teams, Fahrern und Veranstaltern dienen. Ein Messenger wird darüber hinaus die Kommunikation zwischen Organisatoren und Teams weiterentwickeln und die Abstimmung auch während laufenden Rennen vereinfachen.

Performance Recruiting: Smarte Talentsucher in sozialen Medien

Die Performance Recruiting GmbH wurde 2019 gegründet und gehört heute zu den Treibern in Deutschland für die Personalsuche und -akquise über soziale Medien. Das Unternehmen aus Hamburg hat viel früher als andere erkannt, dass das klassische Bewerbungsverfahren an sein Ende gekommen ist. Im Zeitalter des zunehmenden Fachkräftemangels müssen sich nicht länger Bewerberinnen und Bewerber bei Unternehmen bewerben – sondern exakt umgekehrt. Und das nicht mehr über die aussterbende Stellenanzeige in örtlichen oder überregionalen Zeitungen, sondern via Targeting auf LinkedIn, Facebook und Co.

Performance Recruiting bringt Unternehmen dank der Unterstützung von künstlicher Intelligenz binnen weniger Tage mit geeigneten Talenten zusammen. Dabei werden digitaler Service und persönlicher Kontakt in einem hybriden Beratungsansatz miteinander vereint. Zu den mittlerweile über 250 Kunden zählen Unternehmen jeder Größe und aus allen Branchen. Wichtig ist: Qualität kommt vor Quantität.

„Unsere Mission ist es, einen schnellen und effizienten Match von Traumarbeitgebern mit Traumarbeitnehmern zu ermöglichen“, sagt Gründer und Geschäftsführer Nicolas Kreyenkamp. Und fährt fort: „Es reicht nicht aus, beim Recruiting ein bisschen Onlinewerbung zu schalten. Es braucht viel Verständnis für die Zielgruppen, um im Performance Marketing erfolgreich zu sein.“

E.ON One: Digitale Lösungen für die Energiebranche von morgen

Wohl kaum eine Branche ist medial derzeit so präsent und so wichtig wie die Energiebranche. Dabei stehen die Fragen nach der Zukunft, der Sicherheit und der Bezahlbarkeit der Energieversorgung im Fokus. Doch bei allem Verständnis für die Dringlichkeit dieser Themen – die wahre Zukunft der Energieversorgung liegt in der Digitalisierung. So werden nach Berechnungen von McKinsey in Europa bis zum Jahr 2030 3,4 Millionen öffentlich betriebsbereite Ladepunkte für Elektroautos benötigt.

Im Bereich der Digitalisierung der Energiebranche gibt es noch eine Menge Innovationspotenzial, das entdeckt, entwickelt und gehoben werden kann – und muss. Genau damit beschäftigt sich E.ON One. Das Corporate Venture von E.ON wurde 2022 gegründet.

E.ON One hat es sich zur Aufgabe gemacht, digitale Lösungen für die Energiewende bereitzustellen. Erklärtes Ziel ist es, ein umfassendes digitales Produktangebot zu etablieren, das einen Beitrag in allen Bereichen des Energieökosystems leistet:  von der Erzeugung über den Transport bis zum Verbrauch. Auf der Website heißt es: „Unser digitales Lösungsportfolio wurde von Energie- und Software-Experten aus der ganzen Welt entwickelt und wird nicht nur von E.ON intern genutzt, sondern auch von vielen anderen Unternehmen, Kommunen und Privatpersonen.“

Ziel ist es, die Kunden dabei zu unterstützen, die neuartigen Herausforderungen an das Stromnetz erfolgreich zu meistern, Prozesse zu digitalisieren, Netze zu „smartifizieren“ und die Energiewende zu meistern.

envelio: Mit Grips und Grid die Energiewende bewältigen

Dass die RWTH Aachen einen guten Ruf in der Ausbildung von Ingenieurinnen und Ingenieuren hat, ist seit Jahrzehnten bekannt. In jüngster Zeit machen auch immer mehr Ausgründungen von sich reden, die an dieser Hochschule im äußersten Westen der Republik ihren Ursprung haben. Envelio aus Köln ist ein Paradefall für ein solches Spin-off. Los ging es 2017. Heute stellt das Unternehmen Software für Netzbetreiber zur Verfügung.

Mit seiner selbst entwickelten „Intelligent Grid Platform“ ermöglicht das junge Unternehmen seinen Kunden einen transparenten Einblick in die tatsächlichen Vorgänge im Energienetz. Beispielsweise ist auf einen Blick die aktuelle Netzauslastung an bestimmten Standorten ersichtlich. Der digitale Zwilling ermöglicht es den Netzbetreibern, Prozesse zu optimieren, zu automatisieren und zu digitalisieren. Flexibilitäten im Netz werden frühzeitig erkannt und können intelligent genutzt werden. Indem die Intelligent Grid Platform (IGP) die Netzplanung erleichtert, schafft das Unternehmen zudem die Basis für einen bedarfsgerechten Ausbau der Verteilnetze und den Aufbau flexibler Smart Grids. Nach dem erfolgreichen Marktstart in Deutschland will Envelio nun auch international expandieren. Damit die aus Klimaschutzgründen unverhandelbare Energiewende gelingt, braucht es intelligente digitale Lösungen wie die von envelio.

apinity: Digitalisierung als kundenzentrierter Erneuerungsprozess

apinity ist ein in München ansässiges Technologieunternehmen, Tochter der großen Munich Re und Experte für API-Marktplatz- und API-Plattformlösungen in der Versicherungsbranche. API, was bitte?

In der Welt der IT dreht sich sehr viel um APIs: Das Kürzel steht für „Application Programming Interface“. APIs sind Mechanismen, die es zwei Software-Komponenten ermöglichen, miteinander zu kommunizieren und Daten auszutauschen. 

Auch in der Versicherungsbranche sind APIs tägliches Business – doch in der Praxis funktionieren gerade die Schnittstellen nicht immer reibungsfrei. „We think API first“ verspricht apinity. Torsten Jeworrek, Mitglied des Vorstands Munich Re, sagte im Oktober 2022 anlässlich der Übernahme: „apinity ist ein InsurTech, das branchenspezifische Services abdeckt und zugleich das Potential hat, andere Industrien in das API-Ökosystem der Versicherungsindustrie zu integrieren.“

Dank der Plattform können Versicherer auch API-Services von Dritten nutzen. Anna-Carina Häusler, Managing Director von apinity, schwört die jahrzehntelang sehr zurückhaltende Assekuranzbranche auf eine neue Denkhaltung ein: „Die Digitalisierung muss als kundenzentrierter Erneuerungsprozess verstanden werden. In diesem Prozess werden bestehende Systeme, Produkte und Dienstleistungen nachhaltig und skalierbar verbessert und gleichzeitig die individuellen Bedürfnisse der Kunden in den Fokus gerückt.”

New Work – New Ideologies?

Extrameile, Vier-Tage-Woche, Great Resignation, Quiet Quitting ... Einblicke in unser New-Work-Universum abseits festgefahrener Standpunkte und Agenden.

Das Internet hat die Arbeitswelt über die letzten drei Dekaden grundlegend verändert. Schleichend. Langsam. Zeitgebend jenen, die mit Veränderung und Innovation nur spärlich mitkommen. Sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende hatten genügend Zeit, sich zu orientieren und neue Technologien, wie diverse Software, mobile Kommunikationsgeräte oder E-Mail-Programme, zu implementieren und sich zu schulen.

Gefühlt entwickelte sich in dieser Zeit auch etwas, das jetzt teilweise infrage gestellt wird. Arbeitende waren auch außerhalb der Arbeitszeit erreichbar, Führungskräfte ließen auch im Urlaub oder an Wochenenden nicht ab und kümmerten sich um Dinge des Managements. Burn-out wurde zum Thema, Workation ein Begriff und eine stärkere Verfügbarkeit langsam Usus. Und dann kam die Pandemie.

Pandemischer Turbo-Boost

Mit ihr ein „Turbo-Boost“ wie einst bei einem berühmten TV-Auto, der vieles durcheinanderwarf und eine erneute Orientierung im Arbeitsumfeld erzwang. Remote Work, Home-Office, Work-Life-Balance, Arbeitnehmenden-Markt, Employer Branding – all dies wurden Schlagworte, die sich unter der Bezeichnung New Work zusammenfassen lassen. Knapp drei Jahre lang herrschte Übereinstimmung oder Konsens darüber, wie Arbeit in den 2020er-Jahren funktionieren kann, wenn ein Virus sein Unwesen treibt.

Wo es ging, arbeiteten Leute zu Hause, und es funktionierte. Andere Branchen litten unter starker Belastung, und es funk­tionierte (irgendwie). Menschen kehrten notgedrungen ihren Berufen den Rücken und fanden neue Jobs, die sie während Corona und der Lockdowns ausführen konnten und durften. Kurzarbeit wurde eingeführt und half aus, wo sie konnte.

All das war neu und hat retrospektiv gesehen nun mehrere Folgen, die man sehen kann und deren Entwicklung aktuell in einem emotionalen Diskurs gipfelt.

Folgendes war in knapp 36 Monaten geschehen: Die Arbeitswelt veränderte sich und verband sich mit Technologien, die ein Arbeiten von überall und jederzeit möglich machten. Menschen, die vorher in Berufen tätig waren, die gelinde gesagt „schwere Umstände“ mit sich führten, merkten, dass sie weniger Lust verspürten, sich weiter abzumühen. Etwa bei Jobs mit extremen Arbeitszeiten wie in der Gastronomie oder in Bäckereien. Oder bei schlecht bezahlten Jobs. Man bekam den Eindruck, dass ein neues Selbstbewusstsein entstanden war und nicht nur den berühmt-berüchtigten Fachkräftemangel mit heraufbeschwörte und verstärkte, sondern auch ein Umdenken seitens der Arbeitgebenden erzwang: Man musste plötzlich für Arbeitssuchende attraktiv werden.

Der Vier-Tage-Woche-Diskurs

Eine weitere Folge war, dass die Themen Sinnhaftigkeit und vor allem Freizeit in den Fokus rückten und Mitarbeitendenmitbestimmung sowie die Vier-Tage-Woche aufkamen. Es schien, als ob viele an dieser Form der Kurzarbeit, die während COVID-19 kreiert wurde, Gefallen gefunden hatten. Allein anhand hei­mischer Wirtschaftsthemen und deren neuem Vokabular konnte man die Veränderung sehen und den nahenden Paradigmenwechsel erkennen. Doch wo Bestehendes abgelöst oder zumindest ergänzt zu werden droht, entwickelt sich Widerstand. Und der zeigt sich anfänglich oft von einer dogmatisch getriebenen Seite, die der gesellschaftlichen Diskussion schadet.

Während es vonseiten der Politik Versuche gab, den Diskurs zu emotionalisieren, indem bspw. der Vorschlag gemacht wurde, Sozialleistungen für Menschen in Teilzeit zu kürzen, zeigten sich vor allem in der Start-up-Szene Unternehmen, die dem neuen Arbeitszeitmodell positiv gegenüberstanden und es implementierten.

Internationale Pilotprojekte wagten ebenfalls den Sprung ins „kalte Nass“ und testeten die verkürzte Arbeitswoche aus. Die Ideen dabei: gesündere und motivierte Mitarbeitende, besseres Arbeitsklima, mehr Freizeit für Hobbys oder persönliche Weiterbildung und eine Positionierung als Unternehmen, das einer modernen Arbeitswelt (und neuen Bedürfnissen der Arbeitnehmenden entsprechend) gerecht wird.

Great Resignation, Quiet Quitting

Dass dies nötig schien, zeigt eine Studie des Umfrageinstituts Yougov aus dem Jahr 2022. Darin heißt es, dass knapp die Hälfte der über 3800 befragten Arbeitnehmenden (48 Prozent) demnach in Teilzeit wechseln würde, sollte der Arbeitgebende das erlauben. Gar 56 Prozent erklärten, dass sie ihren Job verlassen würden, wenn sie finanziell nicht auf ihn angewiesen wären.

In Österreich fiel eine Befragung durch das Jobportal Karriere.­at aus demselben Jahr auf: 90 Prozent der Befragten wünschten sich ein ausreichendes Maß an Freizeit neben ihrem Beruf. 55 Prozent verlangten die Home-Office-Möglichkeit als Standardangebot. In den USA gab es – wohl auch als Folge von Corona, Lockdowns und mehr Zeit zum Nachdenken – im Jahr 2021 „The Great Resignation“, wodurch 47 Millionen Menschen binnen eines Jahres ihre Jobs aufgaben, um etwas Neues auszuprobieren. Im Herbst 2022 kam „Quiet Quitting“ auf und wurde zum Social-Media-Trend. Hierbei führen Mitarbeitende Dienst rein nach Vorschrift aus und gehen nicht die „Extrameile“, wie es sich über die letzten Jahre in vielen Unternehmen etabliert hatte, um die eigene Arbeitsmoral zu untermauern.

Eine „Europäische Wertestudie“ aus dem Jahr 2021 zeigt zudem, dass der Stellenwert der Arbeit (in Österreich) zurückgegangen ist: „Gaben vor der Pandemie im Jahr 2018 noch 87 Prozent der Respondent*innen an, dass die Arbeit in ihrem Leben ,wichtig‘ oder ,sehr wichtig‘ sei, so sank dieser Prozentsatz im Dezember 2021, während der vierten COVID-Welle, auf 79 Prozent“, heißt es darin. Das Bemerkenswerte daran ist, dass dieser Negativtrend zwar nicht neu, dafür aber die Intensität des Wertigkeitsverlusts sehr hoch ist: Während der ersten beiden Jahre der Pandemie sank die Wertigkeit der Arbeit in etwa so stark wie in den 30 Jahren davor.

Todesstoß für Sozialstaat und Wohlstand?

Beinahe parallel dazu fand das Marktforschungsinstitut Spectra heraus, dass fast die Hälfte der Befragten für die Vier-Tage-Woche stimmte. Unter den 15- bis 29-Jährigen waren es sogar Zweidrittel, die dafür waren: Allesamt Trends, die auf Widerstand stießen.

Während inmitten der Pandemie diverse Kräfte, die Probleme hatten, Mitarbeitende zu finden, für weniger Arbeitslosengeld lobbyierten, traten andere mit aggressiv anmutender Ablehnung von New-Work-Tendenzen in Erscheinung. So ließ etwa der Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbunds, Kurt Egger, per Aussendung verlautbaren: „Die Vier-Tage-Woche ist eine Schmähpartie, ihre Umsetzung wäre der Todesstoß für unseren Sozialstaat und unseren Wohlstand. Da helfen auch keine schwindligen Studien.“ Und weiter: „Inwiefern werden eine Krankenschwester, ein Polizist oder ein Lkw-Fahrer produktiver, wenn sie 32 statt 40 Stunden arbeiten? Entweder muss die gleiche ­Arbeit in weniger Zeit vollbracht oder durch eine andere Person durchgeführt werden. Schon jetzt werden fehlende Arbeitskräfte durch Überstunden der Mitarbeiter kom­pen­siert, denn die Arbeit wird ja nicht weniger. Die gleiche Arbeit in weniger Zeit bedeutet für die meisten Mitarbeiter vor allem mehr Stress und nicht höhere Produktivität.“

Ein Start-up wagt den Selbstversuch

Aussagen, die Team­Echo-Co-Founder Markus Koblmüller nicht nachvollziehen kann. Im Oktober 2021 hatten er und sein Mitgründer David Schellander die 35-Stunden-Woche in Kombination mit einem Gleitzeitmodell einge­führt, um damit auch wahlweise die Vier-Tage-­Woche zu ermöglichen. Resümierend hat er positive Veränderungen festgestellt.

In Form von Interviews hat TeamEcho quantitativ und qualitativ erhoben, wie zufrieden die eigenen Mitarbeitenden sind. Bereiche wie Work-Life-Balance, Arbeitsalltag, Flexibilität, Motivation, Effizienz, Produktivität und Gesundheit wurden per siebenstufiger Skala unter die Lupe genommen. „Wir waren von Anfang an der Meinung, dass die 35-Stunden-­Woche in etwa die gleiche Produktivität liefern wird, wie das Arbeitszeitmodell davor“, sagt Koblmüller. „Als Start-up mit jährlichen Wachstumszielen im zwei- bis dreistelligen Pro­zentbereich ist es jetzt schwer, zu beurteilen, ob sich deswegen Vor- und Nachteile beim ‚Growth‘ ergeben haben; gefühlt kann ich aber sagen, dass es insgesamt keine negativen Auswirkungen gab. Auch keine großen positiven. Jedoch zeigte sich, dass die Mitarbeitendenzufriedenheit ein großer Vorteil wurde und ‚overall‘ bei allen Aspekten, inklusive Motivation und Produktivität, eine positive Einschätzung seitens der Befragten herrschte“, berichtet er.

Die von Kurt Egger geäußerte Kritik an der Vier-Tage-Woche beurteilt Kloblmüller natürlich aus Sicht eines Gründers, bei dem das New-Work-Modell funktioniert, das weiß er selbst. „Ich verstehe, dass der Sozialstaat finanziert werden muss, aber ich kenne keine staatlich durchgeführte Studie zur Vier-Tage-Woche. Es werden ja nur die Studien kritisiert, die existieren und positive Veränderungen ausweisen. Dann würde ich ihnen (Anm.: dem Österreichischen Wirtschaftsbund) vorschlagen, sie sollten eine staatliche Studie in Auftrag geben, und dann können wir diskutieren, ob deren Studie qualitativ besser ist. Wir haben in unserer eigenen Untersuchung Verbesserungen festgestellt“, sagt er, und ergänzt: „Was die ÖVP bei der Kritik auslässt, ist, dass höhere Arbeitszeiten auch zu mehr Stress und Krankheiten führen. In der Geschichte hat es immer wieder gesetzliche Arbeitszeitreduktionen gegeben, seit der letzten sind mehrere Jahrzehnte vergangen. Die nächste, so meine Meinung, wird bald kommen müssen, weil wir als Gesellschaft immer produktiver werden.“

Koblmüller weiß natürlich auch, dass es in manchen Branchen schwierig oder unmöglich ist, derartige Modelle zu etablieren, besonders wenn körperliche Arbeit oder Anwesenheit unabdingbar sind. In Bereichen, die er Wissensarbeit nennt, sehe er hingegen keine Probleme. „Am Ende muss es aber ‚fair‘ sein“, sagt er. „Es kann nicht sein, dass es nur bei Büroarbeiten Stunden­reduktionen gibt. Wo es nicht möglich ist, muss es einen Ausgleich geben“, so seine Idee zur Fairness in der Arbeitswelt.

UK-Großversuch mit 61 Unternehmen

Blickt man nach Großbritannien, so findet man dort zwar keine Studie, dafür einen Vier-Tage-Woche-Selbstversuch bisher unbekannten Ausmaßes. Im Juni 2022 startete das Vereinigte Königreich einen Test mit 61 Unternehmen und rund 3000 Mitarbeitenden, der ein halbes Jahr lang gedauert hat. Organisiert wurde der Test von der Initiative „4 Day Week Global“ und ihrer britischen Teilorganisation. Forschungsseitig waren die Elite-­Unis Oxford und Cambridge sowie das Boston College an Bord. Die Ergebnisse wurden im Februar 2023 veröffentlicht.

Nun steht fest, dass 92 Prozent der teilnehmenden Unternehmen an der Vier-Tage-Woche festhalten möchten. Von den fünf Unternehmen, bei denen dies nicht der Fall ist, haben sich zwei dafür entschieden, ihren Versuch zu verlängern, und drei pausieren vorerst. Die Firmen bewerteten ihre Erfahrungen mit dem Versuch auf einer zehnstufigen Skala insgesamt mit 8,3. Die Unternehmensleistung und die Produktivität wurden mit durchschnittlich 7,5 angegeben. Die Einnahmen stiegen während des Versuchs im Durchschnitt um 1,4 Prozent (gewichtet nach der Unternehmensgröße der befragten Unternehmen).

Zudem gaben 90 Prozent der Arbeitnehmenden an, dass sie die Vier-Tage-Woche auf jeden Fall beibehalten wollen. Und mehr als die Hälfte berichtete von einer Steigerung der eigenen Arbeitsfähigkeit. Weitere bemerkenswerte 15 Prozent meinten, dass sie bei ihrer nächsten Arbeitsstelle für kein Geld der Welt eine Fünf-Tage-Woche akzeptieren würden.

Auch in Sachen Health sprechen die Ergebnisse eine klare Sprache: 71 Prozent der beteiligten Mitarbeitenden hatten am Ende der Studie ein geringeres Burn-out-Niveau, 39 Prozent waren weniger gestresst, über 40 Prozent spürten eine Verbesserung der psychischen Gesundheit und eine Verringerung der Schlafprobleme.

simplePlant: Revolution in der Nahrungsmittelindustrie

Das Hamburger Start-up SimplePlant und Hobenköök launchen ihr erstes eigenes Kreislaufsystem für biologisches Vertical Farming in Hydrokultur.

Vertical Farming gilt als die Lösung, um möglichst ertragsreich und unabhängig von der Umwelt, Nahrungsmittel anzupflanzen. Was bisher allerdings nur mit Mineraldünger funktioniert hat, ist jetzt auch biologisch möglich. Denn vor kurzem weihte das Hamburger Start-up simplePlant zusammen mit der Hobenköök das erste Kreislaufsystem für biologisches Vertical Farming ein und geht damit nach dem erfolgreichen Launch und der Weiterentwicklung der smartGärten den nächsten Schritt.

Knappe acht Milliarden Menschen leben auf der Welt und müssen mit Lebensmitteln versorgt werden. Gleichzeitig reduzieren sich die Flächen der Landwirtschaft aufgrund zunehmender Urbanisierung und Ernteerträge minimieren sich durch steigende Umweltkatastrophen – ausgelöst durch den Klimawandel. Kreative Lösungen müssen her.

Eine davon: Vertical Farming. In mehrstöckigen Systemen werden Pflanzen dabei unter Gewächshausbedingungen mit LED-Licht und in Hydrokulturen bewirtschaftet. Dabei soll ressourceneffizient und platzsparend ein hoher Ernteertrag erzielt werden. Der Nachteil: Da beim Vertical Farming in Hydrokultur mit Mineraldünger gearbeitet wird, gelten die Systeme nicht als Bioerzeugnis.

Neues Konzept für biologisches Vertical Farming

Für biologisches Vertical Farming braucht es ein neues Konzept: Die Lösung dafür kommt nun vom Hamburger Start-up simplePlant und der Hobenköök, beides Partner der Regionalwert AG Hamburg. Nach ihrem erfolgreichen Start mit den smartGärten, dem intelligenten Kräuterbeet für zuhause, macht das nachhaltige Start-up simplePlant den nächsten Schritt in Richtung Revolution in der Nahrungsmittelindustrie.

SimplePlant ist ein Hamburger Start-up dreier Jungunternehmer. Ben Märten, Felix Witte und Pablo Antelo Reimers lernten sich während des Studiums an der Universität Hamburg kennen. Nachdem sie kein Glück mit ihrem Basilikum hatten, entwickelten sie aus einer Idee heraus ihren ersten smartGarten, der Ende 2021 auf den Markt kam. Das intelligente Kräuterbeet für Zuhause vereint Beleuchtung, Bewässerung und Nährstoffkontrolle in einem nachhaltigen System. Steuerbar per App simuliert die Elektronik eine ideale wie natürliche Umgebung. So ernten Heimgärtner*innen ganzjährig frische, gesunde und geschmackvolle Salate, Kräuter oder Chilis– ohne große Mühen und Pestizide.

In Zusammenarbeit haben die drei Gründer mit dem Team von Thomas Sampl, Chef de Cuisine der Hobenköök, ein einzigartiges Kreislaufsystem erschaffen: Die Hobenköök verwertet ihre Essenreste in sogenannten Bokashi Eimern – also japanischen Kompostbehältern – zu Bio-Dünger. Der Saft, der dabei erzeugt wird, ist die Basis für das System von simplePlant. In der selbst entwickelten Filteranlage der Gründer entsteht daraus ein Bio-Hydrodünger, der die Pflanzen versorgt.

Für Klima-Aktivistin Eva Keretic hat das Projekt einen besonderen Stellenwert: „Vertical Farming ist vor allem für Städte eine Lösung, um lokaler zu produzieren. Und für den Ertrag ist eben auch der Dünger verantwortlich. Umso schöner ist es, was simplePlant und die Hobenköök hier schaffen. Mit dem Bio-Dünger wird Vertical Farming noch nachhaltiger und ermöglicht Bioerzeugnisse“, sagt die Gründerin des Future Food Campus Hamburg, Eva Keretic.

Jetzt wurde das System von den Entwickler*innen feierlich in Betrieb genommen. Zu finden ist die Bioponik-Farm in der Gleishalle Oberhafen bei der Hobenköök. Dort sollen zukunftsträchtige Objekte einen Platz finden: „Ich bin sehr glücklich, dass wir den Ort für die erste Anlage von simplePlant und der Hobenköök in der Gleishalle gefunden haben. Dieser Platz soll für Start-Ups wie simplePlant genutzt werden, dessen Ziel es ist, die Ernährungswende herbeizuführen und sich mit nachwachsenden Rohstoffen zu beschäftigen“, sagt Thomas Sampl, Chef Cuisinier und Inhaber der Hobenköök.

Was aktuell noch ein Pilotprojekt ist, soll es später auch anderen Einrichtungen ermöglichen, Essensreste zu verwerten und für die Gewinnung neuer Pflanzen zu nutzen. Das ist nicht nur nachhaltig und Bio, sondern auch ressourceneffizient und ertragsreich: Mit der Bioponik-Farm werden 90% weniger Wasser und Nährstoffe verbraucht als im üblichen Feldanbau von Pflanzen. Noch dazu ist bis zu fünfmal mehr Ernte als in der herkömmlichen Landwirtschaft möglich.

Für Ben Märten, Geschäftsführer und einer der Gründer von simplePlant ist das Projekt erst der Anfang: „Wir freuen uns, gemeinsam mit der Hobenköök, den ersten Schritt in Richtung biologisches Vertical Farming zu machen. Denn was hier aktuell im Pilotprojekt getestet wird, lässt sich auch in individueller Größe für jede Institution anpassen, egal ob Restaurant, Schulversorgung oder Kantinen“, sagt Ben Märten. Damit ist ein biologisches Kreislaufsystem nicht nur eine Lösung für die Ertragssteigerung und die Grundversorgung der Bevölkerung, sondern auch ein individueller nachhaltiger Beitrag für Institutionen und Einrichtungen. Daran hat natürlich auch die Stadt Hamburg Interesse, denn das Food-Cluster soll zukünftig vergrößert werden: „Ideen und Innovationen wie diese, passen perfekt zu den Zukunftsträumen der Stadt Hamburg. Damit gehen wir einen weiteren Schritt, um das Food- Cluster auszubauen und neue Projekte zu fördern“, sagt Anna Krol, Projektmanagerin des Food Clusters der Hamburger Wirtschaftsbehörde.

top.legal: Von der eSignature zur ganzheitlichen Vertragssoftware

Wie die beiden Münchner Gründer Bernhard Stippig und Alexander Baron das elektronische Vertragswesen zukunftstauglich machen wollen.

Seit der Einführung der ersten elektronischen Signatur in den 1990er Jahren hat die Welt einen langen Weg zurückgelegt. Bereits früh wurden die sogenannten eSignatures als bequeme Möglichkeit angesehen, ein Dokument zu unterschreiben - der Siegeszug ließ allerdings lange auf sich warten.

Mit dem technologischen Fortschritt und der zunehmenden Digitalisierung der Welt gehören elektronische Signaturen als Insellösung jedoch wieder zum alten Eisen. In der vernetzten Gesellschaft heutzutage geht der Trend zu ganzheitlichen Lösungen, die Prozesse in ihrer Gesamtheit abbilden können.

Dieses Umstands sind sich auch die beiden Gründer von top.legal Bernhard Stippig und Alexander Baron bewusst und stellen die Norm der eSignatur-Plattformen in Frage. Jenseits tradierter Pfade wollen die Unternehmer etwas Neues schaffen: Sie verändern die Praxis der elektronischen Vertragsabschlüsse und revolutionieren die Art und Weise, wie Menschen Verträge verhandeln und unterschreiben. Durch den Einsatz modernster Software, eine Kombination aus eigener Forschung und verfügbarer Studien sowie Algorithmen und künstlicher Intelligenz wollen sie die Verhandlung und den Abschluss von Verträgen schneller und wertvoller als je zuvor machen.

Geschichte und Relevanz der eSignature

Die elektronische Signatur – obwohl sie schon seit den 90er Jahren existiert – hat sich erst mit Corona zu einem immer beliebteren Mittel zur Unterzeichnung von Dokumenten entwickelt und bietet denjenigen, die sie verwenden, erhebliche Vorteile wie Bequemlichkeit, schnellen Zugriff und Sicherheit. Da Dokumente fast ausschließlich digital erstellt werden, lag der Schluss für viele Unternehmen nahe, auch für die Unterschrift auf Software zu setzen, um das Ausdrucken der Dokumente, ganz zu schweigen vom Versand derselben, zu vermeiden. Auch wenn die Technologie der elektronischen Signatur kein technisch hochtrabendes Konzept ist, brauchte sie Jahrzehnte, um sich einer weiten Verbreitung zu erfreuen.

Die Bedeutung einer Unterschrift liegt im Wesentlichen darin, dass sie als rechtsverbindliches Zeichen für eine Zustimmung und Absicht gesehen wird. Mit einer Unterschrift bestätigen die Parteien, dass sie den Inhalt eines Dokuments gelesen und verstanden haben und bereit sind, für die darin enthaltenen Bedingungen und Konditionen einzustehen und gleichzeitig auch zur Verantwortung gezogen zu werden.

Unabhängig davon, ob es sich um eine handschriftliche Unterschrift oder eine elektronische Signatur handelt, dient die Unterschrift als eindeutige Kennung eines Unterzeichners und bietet ein probates Mittel zum Nachweis der Authentizität und Gültigkeit eines Dokuments. Im rechtlichen Kontext dienen Unterschriften als Beweis für eine Vereinbarung und können auch vor Gericht verwendet werden, um die Bedingungen eines Vertrags durchzusetzen.

Daher spielen Unterschriften in der Geschäfts- und Finanzwelt sowie bei anderen vertraglichen Beziehungen eine entscheidende Rolle, da sie dazu beitragen, Vertrauen zu schaffen und die Rechte und Interessen aller beteiligten Parteien zu schützen. Dennoch ist die letztliche Unterschrift eines Vertrags lediglich ein kleiner Part im größeren Prozess eines Vertragsabschlusses.

Die Vertragssoftware als Allrounder

Eine vollwertige Software zur Verwaltung von Verträgen, wie sie gerade von top.legal auf den Markt gebracht wird, bringt ganzheitlichen Mehrwert, der über eine einfache eSignature hinausgeht. Einer der größten Vorteile einer Vertragssoftware ist die Möglichkeit, den gesamten Vertragsprozess ohne ständige Zuhilfenahme der Rechtsabteilung oder externen Kanzleien zu automatisieren. Von der selbständigen Erstellung von Verträgen über die Verhandlung bis hin zur elektronischen Unterschrift rationalisiert die Software den gesamten Prozess und macht ihn effizienter. Dies spart nicht nur Zeit, sondern verringert auch das Risiko menschlicher Fehler und gewährleistet, dass alle Verträge korrekt und rechtsverbindlich sind.

„Wenn die elektronische Signatur das Messer ist, ist eine Vertragssoftware wie top.legal die Küchenmaschine. Ein Messer löst einige grundlegende Probleme, aber Unternehmen sehen sich ab einer gewissen Größe mit einer Vielzahl von wiederkehrenden Herausforderungen konfrontiert, die sich nicht mehr mit einfachen Tools und Insellösungen bewerkstelligen lassen. An dieser Stelle setzt das ganzheitliche Konzept einer Vertragssoftware an“, erläutert Alexander Baron, Gründer und Chief Revenue Officer von top.legal.

Warum sind mitlernende Verhandlungssysteme in Zukunft aus dem Vertrieb nicht mehr wegzudenken?

In Zukunft wird der Einsatz von Verhandlungssystemen wahrscheinlich noch wichtiger für den Verkaufserfolg werden, da die Käufer immer informierter und anspruchsvoller werden und die Technologie die Vertriebslandschaft weiter verändert – das heißt, komplexer macht. Vertriebsmitarbeitende verkaufen bereits jetzt eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen und deren rechtlicher Rahmen verändert sich mit jeder Verhandlung. Mitlernende Verhandlungssysteme können einmal freigegebene Änderungen in die nächste Verhandlungsrunde einspielen, wenn dies mit einem positiven Ergebnis in der Verhandlung einhergeht. Historische Verhandlungsergebnisse werden dazu genutzt.

Eine Vertragssoftware kann Vertriebsmitarbeitende somit in die Lage versetzen, selbstbewusst und unabhängig Verträge auszuhandeln. Durch die Bereitstellung einer intuitiven Benutzeroberfläche und schrittweiser Anleitungen kann die Software den komplexen Prozess der Vertragserstellung und -verhandlung vereinfachen. So können die Mitarbeitenden die wichtigsten Vertragsbedingungen und -klauseln besser verstehen und mögliche Risiken oder Verhandlungsbereiche schnell erkennen. Durch den Zugriff auf eine Bibliothek mit anpassbaren Vorlagen und Klauseln können Angestellte problemlos Verträge entwerfen, die ihren speziellen Anforderungen entsprechen, ohne dass sie über umfassende juristische Kenntnisse verfügen müssen. Durch die Automatisierung vieler zeitaufwändiger Aufgaben im Zusammenhang mit der Vertragsverwaltung, wie zum Beispiel die Nachverfolgung von Änderungen, die Erstellung von Berichten und die Einholung von Genehmigungen, können sich zudem auf die wichtigsten Aspekte des Verhandlungsprozesses konzentriert werden. Kurz gesagt, eine Vertragssoftware kann Vertriebsmitarbeitenden dabei helfen, Geschäfte effizienter und effektiver abzuschließen und gleichzeitig die Notwendigkeit verringern, dass Rechtsteams in jeden Schritt des Prozesses eingebunden werden.

Wo geht die Reise für top.legal hin?

Das Start-up möchte von München aus seinen Beitrag leisten, damit Teams im Rahmen von Verhandlungen von einem Mehrwert profitieren können. Dabei bietet das junge Unternehmen Tools zur Erstellung und Freigabe sowie zur Verhandlung und Ablage von Verträgen an.

In puncto Mehrwert in der Verhandlung soll die innovative Vertragssoftware den Vertriebsmitarbeitenden helfen, sich in diesen komplexen Verhandlungen zurechtzufinden und auf der Grundlage von Daten und Analysen fundierte Entscheidungen zu treffen. Schon jetzt können über strukturierte Dealroom, mehrere Verträge parallel verhandelt und unterschrieben werden. Die Dichotomie der Verhandlung, wobei kollaborative und kompetitive Elemente auf das Verhandlungsergebnis wirken, wird über getrennte Verhandlungsräume für die interne Abstimmung und externe Verhandlung für einen schnellen Abschluss aufgelöst.

Die elektronische Signatur, die sie mit ihren Informatikern entwickelt und in ihre Plattform eingebettet haben, ist dabei nur ein probates Mittel zum Zweck, das den Nutzenden einen reibungsloseren, intelligenteren digitalen Workflow bei der Abwicklung von Verträgen bietet. Viel entscheidender ist der Verhandlungsteil der Software, der die vermeintlichen Antipole einer Verhandlung, kollaborative Elemente - den Kuchen für alle Parteien größer machen - mit den kompetitiven Elementen - der Vorteil, des einen, ist der Nachteil des Anderen - miteinander vereint.

Das Lineare muss ins Kreisförmige: Circular Economy Start-ups aufgepasst

Für Circular Economy Gründer*innen und Start-ups gilt es jetzt, die historische Chance, Europas nachhaltige Zukunft zu gestalten, nicht zu verpassen.

Angesichts erneut eindringlicher Warnungen des Weltklimarats und einer drohenden Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze gerät unser lineares Wirtschaftssystem immer stärker in Kritik. Die sprichwörtliche Wegwerfgesellschaft verursacht erhöhten Rohstoffverbrauch und Müll. Seit einigen Jahrzehnten wird als Antwort auf diese Probleme die Kreislaufwirtschaft ins Feld geführt. Aktuelle geopolitische Verwerfungen und die Klimakrise haben der Aufmerksamkeit von Politik und Kapitalmärkten für das Thema in der jüngsten Vergangenheit deutlichen Vorschub geleistet. Das ist eine historische Chance für Circular Economy Start-ups, Europas nachhaltige Zukunft zu gestalten.

Mehr Unabhängigkeit durch Kreislaufwirtschaft

Um sich die Dimensionen des Problems zu vergegenwärtigen, seien hier nur zwei Zahlen genannt: Deutschland steht auf Platz 5 der größten Müllproduzenten weltweit. Stand 2018 wurden beispielsweise in der EU insgesamt lediglich 39 Prozent des Elektroschrotts recycelt, in dem eine Menge seltener Erden gebunden sind. Kritische Rohstoffe sind für Europa wirtschaftlich wichtig und zugleich anfällig für Versorgungsunterbrechungen. Die Nachfrage steigt durch die Dekarbonisierung der Wirtschaft, wobei die EU-Nachfrage nach seltenen Erden bis 2030 sechsfach und bis 2050 siebenfach steigen soll. Bei Lithium soll die Nachfrage zwölffach bis 2030 und 21-fach bis 2050 ansteigen. Europa ist stark von Importen abhängig, oft aus nur einer Handvoll Drittländer, wodurch strategische Abhängigkeiten entstehen. China dominiert etwa den globalen Magnesiumabbau, reduzierte 2021 jedoch die Fördermengen, um seine Klimaziele zu erreichen. Die Folge war ein akuter Rohstoffmangel in Europa. Die Kreislaufwirtschaft kann helfen, mittel- bis langfristig Abhängigkeiten zu reduzieren und Risiken zu minimieren.

Politischer Rückenwind aus Brüssel

Seit 2021 setzt die EU auf Kreislaufwirtschaft zur Verbesserung von Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutz. Durch Recycling, Teilen, Reparieren und Upcycling werden Ressourcen im Kreislauf gehalten, was Europas BIP potenziell um ganze 11 Prozent steigern könnte.

Als Antwort auf Bidens Inflation Reduction Act schlug die EU-Kommission Anfang 2023 einen grünen Industrieplan vor. Mit 372 Milliarden Euro werden grüne Transformationen unterstützt, Genehmigungsverfahren beschleunigt und Investitionen in grüne Technologien erleichtert.

Der damit verbundene Critical Raw Materials Act (CMRA) soll Anreize für geschlossene Rohstoffkreisläufe bieten. EU-Länder werden verpflichtet, die Sammlung von rohstoffreichen Abfällen zu verbessern und die rückgewonnenen Rohstoffe dem Kreislauf wieder zuzuführen. Auch private Unternehmen müssen sich mit der Rückgewinnung von Rohstoffen aus Abfällen auseinandersetzen. Die Kommission kann auf Grundlage des CRMA Regeln für den Umwelt-Fußabdruck von Rohstoffen aufstellen, um deren Kreislauffähigkeit und Nachhaltigkeit zu fördern und Kunden informierte Entscheidungen zu ermöglichen.

Historisches Momentum für Kreislaufwirtschafts-Start-ups

Start-ups sind wichtige Impulsgeber für kreislauffähige Innovationen und Geschäftsmodelle und können etwa etablierten Unternehmen helfen, auf den steigenden externen Druck zu reagieren sowie nachhaltiger zu agieren. Das Gründerzentrum UnternehmerTUM zählt allein in Deutschland über 400 Beispiele für Circular Economy Start-ups. Namen wie Grover, HURR, Notpla und Refurbed zählen zu den europäischen Vorreitern und erzielen gleichzeitig hohe Bewertungen. Letzteres zeigt das große Interesse vor allem seitens der Investor*innen, das voraussichtlich nur weiter wachsen wird.

Die Logistik spielt dabei auf dem Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft als Bindeglied zwischen den einzelnen Abschnitten des Produktlebenszyklus eine entscheidende, wenn auch weniger beachtete Rolle. EU-Regularien wie das Lieferkettengesetz, die Rücknahmeverpflichtung, oder der gesetzliche Anspruch auf Reparatur machen eine Entwicklung hin zu mehr Kreislaufwirtschaft fast schon zwingend. Um die wachsende Komplexität erfolgreich und kostengünstig zu bewältigen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Hersteller*innen, Verbraucher*innen und Transportdienstleister*innen innerhalb eines partnerschaftlichen Ökosystems erforderlich. Digitale Lösungen und Prozesse unterstützen diese Kooperation und fördern eine effektive Planung und Umsetzung zirkulärer Prozesse. Auch in diesem Bereich besteht viel Potenzial für Start-ups, die nötigen Lösungen zu entwickeln.

Einhergehend mit der grünen Transformation entstehen auch immer wieder neue Herausforderungen. Mit der zunehmenden Elektromobilität stellt sich z.B. zusehends die Frage nach dem Recycling der abfalltechnisch problematischen Batterien. Doch auch hierfür arbeiten bereits Start-ups wie das kanadische Lithion an vielversprechenden Lösungen.

Man könnte also sagen, das Feld der Kreislaufwirtschaft bleibt trotz der beachtenswerten Fortschritte eine grüne Wiese für Gründer*innen.

Circular Economy Gründungsinitiativen

Parallel zum gestiegenen Interesse am Modell der Kreislaufwirtschaft haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche entsprechende Gründungsinitiativen herausgebildet. Im Folgenden seien einige davon vorgestellt, wobei die Übersicht keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:

Gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium haben 130 Expert*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und von NGOs 2021 eine Roadmap Circular Economy Roadmap für Deutschland vorgelegt. Gerade bei der technischen Entwicklung von Re-Use-Systemen sehen die Autor*innen des Papiers Potenzial für Start-ups. Insgesamt bietet das Dokument zahlreiche Inspirationen für mögliche Circular Economy Gründungsideen.

Das Gründerzentrum UnternehmerTUM initiierte in diesem Jahr Circular Republic. Es hilft Unternehmen und Start-ups dabei, ihre zirkulären Neuerungen marktgerecht zu entwickeln und in konkrete Geschäftsmodelle zu transformieren. Die Initiative verbindet zudem Stakeholder aus Wissenschaft, Wirtschaft und Finanzwelt. Zu den ersten Partnern zählen etwa BMW und SAP. München bietet darüber hinaus eine ganze Reihe an weiteren Initiativen, wie die Circular Economy Initiative von acatech, die BDI Initiative Circular Economy, der Verein Circular Munich, u.v.m.

Die Initiative Circular Valley verfolgt das Ziel, die erweiterte Rhein-Ruhr-Metropolregion als internationalen Dreh- und Angelpunkt für Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Die gleichnamige gemeinnützige Stiftung betreibt zusammen mit der Circular Economy Accelerator GmbH ein Förderprogramm für weltweit agierende Start-ups im Bereich Kreislaufwirtschaft.

Seit 2014 vergibt die Landbell Group, ein weltweiter Anbieter von Umwelt- und Chemikalien-Compliance-Lösungen, den Green Alley Award an Start-ups, deren innovative Produkte, Dienstleistungen oder Technologien eine effiziente Ressourcennutzung fördern.

Finanzierungsmöglichkeiten für Circular Economy Start-ups

Neben dem bereits erwähnten grünen Industrieplan der EU fließt allgemein immer mehr Kapital in den Circular-Economy-Sektor. Ein Bericht der britischen Denkfabrik Chatham House von 2021 zeigt, dass Regierungen, Unternehmen und private Finanzinstitutionen jährlich 1,3 Billionen Dollar zirkuläre Wirtschaftsmodelle investieren. Unternehmen alleine investieren demnach jedes Jahr etwa 800 Milliarden Dollar in die Kreislaufwirtschaft. In den letzten Jahren entstanden darüber hinaus zahlreiche Investmentvehikel im Bereich der Kreislaufwirtschaft.

Auch die Bundesregierung hat sich der Förderung der Kreislaufwirtschaft in ihrer Start-up-Strategie verschrieben. Der Zukunftsfonds der Bundesregierung stellt 10 Mrd. Euro bis 2030 bereit, um technologieorientierte Start-ups zu unterstützen. Zusammen mit privaten Investoren sollen insgesamt 30 Mrd. Euro für deutsche Wagniskapitalprojekte mobilisiert werden. Ein explizit genannter Schwerpunkt ist auch die Kreislaufwirtschaft sowie die Klima-, Energie- und Umwelttechnologie.

Der in diesem Jahr gestartete DeepTech & Climate Fonds des Hightech Gründerfonds unterstützt Hochtechnologie-Unternehmen in der Wachstumsphase, um Deutschlands und Europas technologische Souveränität zu stärken. Der Fonds fokussiert sich auf Climate-Deep-Tech-Unternehmen, die die Ressourceneffizienz fördern und eine klimaneutrale Zukunft ermöglichen.

Im Jahr 2022 gründeten die in Paris ansässige Investmentgesellschaft Demeter und die in Montreal ansässige Cycle Capital den 150-Millionen-Euro-Circular Innovation Fond zur Förderung von Kreislaufinnovationen. Der Fonds fokussiert sich auf Start-ups, die innovative Materialien, kreislauforientierte Verpackungs-, Recycling-, Abfall-, Logistik- und ökoeffiziente Lösungen entwickeln. Der Kosmetikkonzern L'Oréal investierte als einer der Ankerinvestor*innen 50 Millionen Euro in den Fonds.

Fazit

Die Zeit der Kreislaufwirtschafts-Start-ups ist gekommen. Das politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Momentum gepaart mit den wachsenden Finanzierungsmöglichkeiten ebnet den Weg für bestehende und neue Gründungen sich an die Spitze der grünen Transformation zu setzen. Klimakrise, knappe Ressourcen und Versorgungsschwierigkeiten werden dazu führen, dass Geschäftsmodelle, die auf primäre Rohstoffe angewiesen sind, voraussichtlich innerhalb weniger Jahrzehnte ins Hintertreffen geraten werden. Die Kreislaufwirtschaft kann uns entscheidend bei der Bewältigung der Klimakrise helfen und gleichzeitig Europa als Innovations- und Wohlstandsmotor dienen.

Der Autor Matthias Friese initiierte den Company Builder XPRESS Ventures und ist seit Tag Eins Managing Partner. Matthias verdiente sich seine ersten Sporen im Aufbau und der Skalierung von B2B/B2C-Start-ups bei Company Buildern wie Team Europe, Project A und Rocket Internet. In der Folge hat er digitale Start-ups in den Bereichen Cybersicherheit, DOOH und Medienbeobachtung mitgegründet, geleitet und erfolgreiche Exits durchgeführt.

Lockcard: die modulare Geldbörse für die Hosentasche

Lockcard hat ein kompaktes Ordnungssystem für Geld, Karten und Schlüssel für die Hosentasche entwickelt. In der neuen Staffel von „Die Höhle der Löwen“ pitchen sie für ein Investment.

Geld, Kredit- oder Bankomatkarte, Führerschein – das sind die drei essenziellen Zutaten einer fast jeden Geldbörse. Oft nimmt aber bereits das schon viel Platz ein, vor allem, wenn sich die Münzen "zusammenläppern" und die Anzahl an diversen Karten immer höher wird. Kommen dann noch Schlüssel dazu, sind die Hand- bzw. Hosentaschen oft schon gut gefüllt.

Scheine, Münzen Schlüssel - alles in einem

Aaron Rau (21) und Jonas Weber (20) aus Baden-Württemberg haben ein Produkt entwickelt, das Liebhaber*innen der minimalistischen Ausstattung erfreuen könnte. Das Lockcard Wallet ist ein kompakter, modularer Geldbeutel, in dem neben Bargeld bis zu 15 Kredit- oder anderweitige Karten Platz haben. Dazu gibt es ein schmales Schlüsselsteckfach, das bis zu zwei Schlüssel unterbringt.

Geldbörse mit Ortungschip

Außerdem bietet die Geldbörse Platz für einen Apple-AirTag-Ortungschip, der mittels GPS Tracking die Geldbörse aufspürt, sollte man diese verlegt oder verloren haben. Durch das modulare System mit Münzfächern in verschiedenen Größen kann man die Geldbörse nach den eigenen Bedürfnissen zusammenbauen. Mit nur 20 Gramm ist das Lockcard Wallet relativ leicht und soll sich daher besonders für Menschen eignen, die gerne ohne Handtasche oder Rucksack außer Haus gehen.

Recyceltes Aluminium aus dem 3D-Drucker

Die Idee zu Lockcard hatten Aaron und Jonas während ihrer Studienzeit, als sie nach einer Möglichkeit suchten, Geld sowie Wohnungsschlüssel platzsparend unterzubringen. Zunächst tüftelten sie im Keller ihrer Eltern an einer flachen Karte für die Schlüssel, die sie in die Geldbörse stecken konnten. Dann bauten sie den dazu passenden Geldbeutel drumherum. Heute werden die Lockcard-Wallets vom 3D-Drucker aus 70 Prozent recyceltem Aluminium in Deutschland hergestellt und plastikfrei geliefert. Das gesamte Produkt kostet derzeit 29,99 Euro und ist im Online-Shop erhältlich.

"Mit einem Investment möchten wir nicht nur skalieren, sondern auch zu 100 Prozent auf nachwachsende und recycelte Rohstoffe umsteigen", erklärt Co-Founder Jonas.

Lockcard-Social-Media-Hype

Heute hat Lockcard bereits 19.300 Follower auf Instagram und durch ihre Behind-The-Scenes-Videos eine große Reichweite auf TikTok und YouTube. Durch ihre Teilnahme an der neuen Höhle-der-Löwen-Staffel könnte diese wohl noch steigen. Die Lockcard-Gründer treten in der Folge am kommenden Montag, den 3. April, auf. Weitere teilnehmende Start-ups in der Folge sind Mary Kwong, Aquakallax, PlugVan und cityscraper.

Brainhero: Diagnose Autismus – was nun?

Am 2. April ist Welt-Autismus-Tag. Vielen Menschen ist Autismus zwar ein Begriff, doch was passiert nach der Diagnose? Das von Christof Götz gegründete MedTech Start-up Brainhero setzt hier an.

„Uns war schon sehr früh klar, dass die Entwicklung unserer Tochter anders verläuft. Diese Vermutung wurde dann von einer Schulpsychologin der Stadt Wien bestärkt. Der Weg zur eigentlichen Diagnose hat Monate gedauert und war emotional sehr belastend. Die Frage, die wir uns nach dem Diagnosegespräch gestellt haben, lautete: ‚Was jetzt?‘ Das Angebot an Therapieplätzen war erschreckend gering und geschulte Pädagogen an Kindergarten rar gesät. Als uns eine Stunde Therapie pro Woche zugesagt wurde, waren wir schon glücklich. Das Gefühl, als Eltern alleingelassen zu werden, hat uns die erste Zeit permanent begleitet“, so Christof Götz, Vater einer mittlerweile 15-jährigen Tochter mit Autismus.

Autismus-Ursachen noch längst nicht vollends erforscht

Die Ursachen für die Entstehung von Autismus sind noch längst nicht zur Gänze erforscht. Die Ausprägungen sind breit gefächert und die Verhaltensweisen bzw. Beeinträchtigungen sehr unterschiedlich. Trotz der unterschiedlichen Grade einer Autismus-Spektrum-Störung sind sich Expert*innen nach wie vor einig, dass eine Früherkennung mit fachärztlicher Diagnose und einem zeitnahen Therapieplatz und vor allem die Förderung zu Hause durch die Eltern maßgeblich für die weitere Entwicklung des Kindes sind.

Leider sieht die Realität etwas anders aus, denn Kinder warten oft zwei bis drei Jahre auf entsprechende Verhaltenstherapien, wenn endlich die Zusage kommt, dann sind selbst diese wenigen Einheiten mit sehr viel Aufwand (Anreise, Abreise, Zeit beim Therapeuten, Rausreißen aus der bekannten Struktur etc.) verbunden und oftmals nicht gut in den Alltag integrierbar.

Neurofeedback-Therapie als Hoffnungsträger

„Der Wunsch, als betroffener Elternteil selbst etwas zu tun, wird von Tag zu Tag größer, zumal wir ja wussten, dass je früher die Therapie startet, es desto besser für unsere Tochter ist. Als uns dann unsere betreuende Therapeutin das Thema Neurofeedback näherbrachte, waren wir nach eingehender Recherche von dieser Art der nicht-invasiven Therapie sehr begeistert.

Das einzige Problem: Neurofeedback in einer Praxis ist nicht auf die Bedürfnisse von Kindern ausgelegt. Es verursacht oft sehr viel Stress. Vor allem spielen auch die Eltern hier eine zentrale Rolle und müssen immer involviert werden“, erzählt Christof Götz, der Gründer von Brainhero, der ersten Neurofeedback-Therapie für zu Hause.

Mit der Entwicklung der ersten mobilen CE zertifizierten Neurofeedback-Therapie nach MDR (Medizinprodukteverordnung) für Kinder mit Autismus ab sechs Jahren haben nun auch betroffene Eltern die Möglichkeit zu helfen. Insbesondere mit dem Schuleintritt stellt sich der gesamte Tagesplan um, es gilt, neue Herausforderungen zu bewältigen. Hier kann Brainhero mit seiner Therapie vor dem Erhalt des lang ersehnten Platzes in einer entsprechenden Einrichtung durchgeführt werden, aber auch den Therapeuten bei seiner Arbeit unterstützend begleiten.

Was ist Brainhero?

Brainhero wurde vor zwei Jahren auf Basis bestehender Studien, der Unterstützung wissenschaftlicher Berater und in Zusammenarbeit mit Förderstellen von Christof Götz entwickelt. Dank einer Hard- und Software, bestehend aus der Trainings-App und einem mobilen EEG, das mittels Bluetooth mit einem Tablet verbunden werden kann, können Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis18 Jahren nun auch zu Hause eine Neurofeedback-Therapie erhalten. Gesteuert wird das Training von den Anwendern mit ihrer Gehirnaktivität, ganz ohne Mouse oder andere Tools.

„Meine Tochter hat nach drei Monaten Durchschlafen sich emotional besser regulieren können und ihre soziale Interaktion mit anderen Kindern deutlich gesteigert. Außerdem hat die Schule ihre deutlich erhöhte Konzentrationsleistung wahrgenommen, ohne dass sie von der Therapie wussten", so Christof Götz über die erstaunlichen positiven Effekte bei seiner Tochter.

Wie funktioniert die Therapie?

Bei Brainhero handelt es sich um eine 20-stündige Neurofeedback-Therapie für zu Hause, bei welcher das Kind bzw. der Jugendliche und seine Familie von Beginn bis zur Beendigung des Programms betreut werden. Den Auftakt bildet ein ausführliches Beratungsgespräch, gefolgt von der Bestellung und dem Vertraut machen mit dem EEG und der APP. Um die Kosten für das Training und die Gerätschaft möglichst niedrig zu halten, wird das portable EEG für die Therapiedauer von ca. sechs Monaten gemietet und anschließend wieder an das Team von Brainhero retourniert. Nicht zuletzt können hier Eltern gemeinsame Zeit mit ihren Kindern verbringen, einen aktiven Part übernehmen und so zu den positiven Effekten der Therapie beitragen.

KI und Kommunikation: Das sind die Einsatzfelder

Eine Studie zeigt, welche Chancen und Risiken der Einsatz künstlicher Intelligenz mit sich bringt und welche Pläne es bei deutschen Marketingverantwortlichen gibt, KI konkret einzusetzen.

Künstliche Intelligenz soll Kommunikator*innen künftig vor allem bei Routinearbeiten entlasten und helfen, die Kosten zu senken. Derzeit testet bereits ein gutes Zehntel der Befragten aus Marketing, Kommunikation und Medien die KI bei der Produktion von Content oder bei der Suchmaschinenoptimierung. Der Großteil der Kommunikator*innen ist allerdings noch abwartend oder skeptisch, was den konkreten Einsatz von KI im eigenen Unternehmen betrifft. Das sind erste Ergebnisse einer repräsentativen Online-umfrage, die Civey im Auftrag der DMEXCO im Zeitraum vom 26. Januar bis 20. Februar 2023 durchgeführt hat. Befragt wurden insgesamt 500 Erwerbstätige in Kommunikation, PR, Medien und Marketing.

Schon im Jahr 2015 prognostizierten führende KI-Forscher*innen der künstlichen Intelligenz einen rasanten Siegeszug: Laut der Meinung der damals 352 befragten Expert*innen sei KI beispielsweise bereits 2028 in der Lage, einen Pop-Song für die Charts zu komponieren. Und 2031 könnte sie bereits Verkaufspersonal im Handel ersetzen.

Mit den neuen Versionen von ChatGPT & Co. zeigt sich, dass mit der zunehmenden Nutzung der KI die Rolle des Menschen auch in der Marketing- und Kommunikationsbranche neu definiert wird. Welche Chancen und Risiken der Einsatz künstlicher Intelligenz mit sich bringt und welche Pläne es bei deutschen Marketingverantwortlichen gibt, KI konkret einzusetzen, hat Civey im Auftrag der DMEXCO bei 500 Erwerbstätigen in Marketing, Kommunikation und Medien in Deutschland online abgefragt.

KI soll für Entlastung bei Routinearbeiten sorgen

Das größte Potenzial (45 Prozent) der KI sehen die befragten Kommunikationsexpert*innen dabei in der Möglichkeit, Routinearbeiten zu automatisieren. Für 27 Prozent birgt KI die Chance, die Kosten zu senken. Fast ein Viertel der Befragten (23 Prozent) traut der KI sogar zu, Impulse bei der Entwicklung innovativer Tools zu setzen. 15 Prozent gehen davon aus, dass der Dialog mit Kund*innen durch künstliche Intelligenz verbessert werden kann. Nur 13 Prozent glauben hingegen, dass KI dazu beitragen kann, den Fachkräftemangel zu kompensieren.

KI steckt zwar nicht mehr in den Kinderschuhen, allerdings zeigen die Umfrageergebnisse auch, dass erst eine Minderheit in diesem Jahr konkrete Pläne für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im eigenen Unternehmen hat. So will rund jeder Zehnte (11 Prozent) KI im Bereich Content-Produktion nutzen, 12 Prozent beabsichtigen dies im Bereich Suchmaschinenoptimierung (SEO). Knapp 10 Prozent der Befragten wollen KI im Bereich Service- und Kundendialog einsetzen. Das Gros der befragten Kommunikator*innen ist eher abwartend oder skeptisch: 16 Prozent der Marketer gaben an, erstmal auf weitere Entwicklungen zu warten und rund ein Drittel (32 Prozent) sieht sogar überhaupt keinen Bedarf für den Einsatz von KI. 25 Prozent der Befragten sind noch unentschlossen.

ChatGPT: Einfallstor für Hacker und Scammer?

Im Interview: Stanislav Protassov, Acronis Executive Board Member und Mitbegründer, über die möglichen Gefahren, die von der aktuell viel diskutierten KI-Lösung ChatGPT in Sachen Cybersicherheit ausgehen könnten.

Seit ihrer Veröffentlichung Ende 2022 hat keine andere KI-Anwendung so viel Aufmerksamkeit erregt wie ChatGPT. Der kostenlose KI-Chatbot von OpenAI ist seitdem in aller Munde - und nahezu täglich werden neue Möglichkeiten entdeckt, wie man die KI auf kreative, hilfreiche oder gewinnbringende Art und Weise einsetzen kann. Doch kaum jemand frgt, welche Gefahren damit verbunden sein könnten.

Mehr dazu im Interview mit Stanislav Protassov. Er ist Executive Board Member und Mitbegründer des auf Datenschutz und Cybersecurity spezialisierten Unternehmens Acronis.

Welchen Stellenwert hat ChatGPT im Kontext von Cyberkriminalität?

Im Wesentlichen kann ChatGPT dabei helfen, Phishing-Texte und einfache Schadprogramme schneller und besser automatisiert zu erstellen. Wirklich ausgefeilte neue Malware wird man damit dagegen vorerst nicht erstellen können. Und auch die Bedrohungslandschaft wird sich nicht wesentlich verändern, abgesehen von der erhöhten Häufigkeit. KI-Lösungen wie ChatGPT werden manchmal auch als „stochastische Papageien“ bezeichnet, weil sie als Sprachmodelle mit enormen Textmengen trainiert wurden und sie gut darin sind, schnell viele Texte zu generieren.

Allerdings spielen Textinhalte bei Phishing-Angriffen eher selten allein die entscheidende Rolle. Häufig sind weitere visuelle bzw. grafische Eigenschaften wichtig, die ChatGPT nicht generieren kann. Beispielweise, um E-Mail-Alarmmeldungen wie vermeintliche Banküberweisungen aussehen zu lassen. Während die Betrüger mit ChatGPT auch leichter Texte in anderen Sprachen generieren können, ist es nicht ausgemacht, dass diese damit auch besser bzw. überzeugender werden. Per KI erzeugte Texte können für die Opfer aber evtl. dadurch gefährlich werden, dass damit die Sprachmodelle der Anti-Phishing-Lösungen unterwandert werden, die darauf trainiert sind, bösartige Absichten in den E-Mail-Texten zu erkennen.

Vermutlich werden die Anti-Phishing-Algorithmen dann zwar darauf geschult werden, von ChatGPT generierte E-Mails zu erkennen. Aber dies wird dann wohl auch eine weitere Runde im ewigen Wettkampf zwischen Angriffs- und Verteidigungsmethoden einläuten.

Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, wie ChatGPT von Cyberkriminellen eingesetzt werden könnte?

Hier sind folgende Punkte zu nennen:

  • Zur Analyse von Quellcodes, um Schwachstellen (z.B. SQL-Injektionen, Pufferüberläufe) zu finden. Das ist grundsätzlich nichts Neues. Durch ChatGPT können unerfahrene Angreifer aber schneller ans Ziel kommen.
  • Zum Schreiben von Exploits. Allerdings haben kürzliche Tests gezeigt, dass dies derzeit nicht wirklich gut funktioniert.
  • Zur Code-Automatisierung. Damit könnten insbesondere Anfänger ihr Vorgehen schneller automatisieren (beispielweise durch Befehle wie „Schreibe mir ein Skript, um mich mit einem Passwort-Dump bei Twitter anzumelden“).
  • Zum Schreiben von Malware. Dies wird jedoch teilweise durch ChatGPT-Richtlinien blockiert. Aber einfachere Makros sind trotzdem möglich. Das bringt an sich keine neue Gefährdung, weil diese auch über Google auffindbar sind. Aber auch hier bedeutet es, dass die breite Masse leichter darauf zugreifen kann.
  • Chatbots für Social Engineering-Angriffe. Dies könnte ein neuer Faktor für entsprechende Angriffe (wie Vorschussbetrügereien von nigerianischen Banden [„419-Scams“], Kompromittierung von Geschäfts-E-Mails [„BEC-Angriffe“], Liebesschwindeleien [„Romance Scams“] oder betrügerische Job-Portal-Anbahnungen [„LinkedIn Target Grooming“]) werden, die mehrere Interaktionsrunden mit den Opfern erfordern. Diese könnten nun leichter automatisiert und skaliert werden, weil sich diese Interaktionen für die Opfer wie echte Gespräche anfühlen, während die Kriminellen kaum noch (<1%) persönlich eingebunden sind.

Wie wahrscheinlich ist es, dass es so weit kommt – und das auch häufiger?

Es passiert bereits! So gibt es Berichte, dass ChatGPT schon von sogenannten „Red Teams“ (Sicherheitsteams für Penetrationstests) eingesetzt wird, um Phishing-E-Mails zu generieren. Und laut einiger Untergrundforen wurde ChatGPT bereits verwendet, um Password Stealer in der Programmiersprache Python zu erstellen. Andererseits wird ChatGPT von OpenAI fortlaufend aktualisiert und angepasst, um das Risiko zu verringern, dass die KI missbraucht wird, um Schäden (egal ob in der physischen oder virtuellen Welt) anzurichten.

Wie können sich Unternehmen und speziell auch Einzelpersonen vor solchen Betrügereien schützen? Was sind die wichtigsten Indikatoren, auf die man achten sollte?

Da ChatGPT mit bereits vorhandenen Texten trainiert wurde, werden neu generierte Texte nicht „besser“ sein. Daher gelten für die Erkennung potenziell schädlicher E-Mails weiterhin die üblichen Täuschungsindikatoren – wie etwa verdächtige Dringlichkeitsbehauptungen. Genauso wie bestimmte Schlüsselbegriffe („dringend“, „Überweisung“, „sofort handeln“, „Passwort eingeben“ etc.), die Phishing-E-Mails als besonders eilig und wichtig ausgeben. Mit ChatGPT wird es auch nicht auf neue, magische Weise möglich, den Anschein zu erwecken, dass eine E-Mail von Ihrer Bank kommt. Die Betrüger werden weiterhin auf ihre altbewährten Methoden (wie leicht verwechselbare E-Mail-Adressen und Domain-Namen) zurückgreifen müssen. Achten Sie daher auch auf Fälschungsindikatoren in den E-Mail-Headern oder URLs sowie auf Informationen von Anti-Spam- bzw. E-Mail-Authentifizierungsverfahren wie SPF, DKIM oder DMARC. Denn diese geben Auskunft darüber, von wo und über welchen Server eine E-Mail kam und für welche Domain dieser Server konfiguriert wurde. Dadurch können selbst Phishing-E-Mails mit perfekt gemachten Texten leicht entlarvt werden, wenn diese von einem entsprechenden E-Mail-Konto (wie [email protected]) gesendet wurden.

Können Sie Szenarien bzw. Beispiele dafür nennen, wie KIs vom Typ ChatGPT eingesetzt werden, um normale Menschen zu hintergehen oder diese sogar zu hacken? Und wie sollte man sich bei diesen Szenarien am besten verhalten?

ChatGPT kann nicht zum „Hacken von Menschen“ verwendet werden, sondern ist nur ein Sprachmodell zum Generieren von Texten. Manchmal kann man damit scheinbar vernünftige Unterhaltungen führen. Aber es gibt dann ein einfaches Mittel, um zu erkennen, dass man nicht mit einem Menschen redet: geben Sie unsinnige Aufforderungen ein! ChatGPT wird hier anders reagieren als ein Mensch und versuchen, den Prozess trotzdem zu verarbeiten und darauf – meist unsinnig – antworten. ChatGPT macht es für mehr Menschen ohne technische Kenntnisse leichter, in die Cyberkriminalität einzusteigen. Aber moderne Bedrohungen wie APT-Angriffe (Advanced Persistent Threat) werden schon seit Jahren automatisiert, so dass sich hier nichts Wesentliches verändert. Bisher haben wir also insbesondere folgende Szenarien gesehen: Das Schreiben von automatisierten und/oder überzeugenden Texten für Phishing-E-Mails und BEC-Betrugsmaschen. Derzeit fehlt dem System für seine Ausgaben aber eine aktuelle Internetanbindung. Die Angreifer werden diese aber zur E-Mail-Personalisierung benötigen, um z.B. Daten von LinkedIn einbinden zu können. Mit KI-Sprachmodellen wie ChatGPT wird es leichter, mehr Textvariationen zu erstellen bzw. Textmuster „on the fly“ zu ändern, um die Effektivität von signaturbasierten Lösungen zur Bedrohungserkennung herabzusetzen. Außerdem lassen sich Texte in vielen Sprachen generieren, was den Angreifern eine bessere Abdeckung der jeweiligen Landessprache (z.B. Deutsch) ermöglicht.