Geschenkideen aus der Start-up-Welt


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Jedes Jahr stellen wir uns dieselbe (manchmal quälende) Frage: Was lege ich meinen Liebsten unter den Weihnachtsbaum?

Unser Tipp: Tolle Geschenkideen, produziert von den vielversprechenden deutschen Start-ups, die zugleich vom German Accelerator für sein internationales Expansionsprogramm ausgewählt wurden.

Schicke Herren-Handtaschen des hippen Labels Buckle & Seam

Ein strahlendes Lächeln dank der Schallzahnbrüste von Happybrush

Kameraobjektive für Smartphones von Lemuro

Winter-Holidays-Geschenkset für Babys und die Familie von Das Boep

Nachhaltige Schuhe von Wildling

Freude am Fahrradfahren mit Möve Bikes

Entspannendes Hanföl von Nordic Oil

Aquakallax: Filter-Innovation fürs Aquarium

Der Aquakallax-Founder Dennis Vietze hat festgestellt, dass Aquarien-Filter oft nicht passen oder wenig Leistung haben. Er hat dafür eine Lösung gefunden.

Dennis Vietze, Aquakallax-Founder, teilt seit jeher seine Leidenschaft Aquaristik mit rund 2,3 Millionen Aquarienbesitzer:innen in Deutschland. "Auf der Suche nach dem perfekten Filter für meine Aquarien ist mir aufgefallen, dass es entweder viel zu große Filter für kleine Aquarien gibt oder dass die kleinen Filter für kleine Aquarien auch kleine Leistung haben", sagt er.

Aquakallax mit Konkav-Filter

Als gelernter Anlagenmechaniker begann er, seine eigenen Filter zu entwickeln. Heraus kam: Aquakallax. Der Konkav-Mattenfilter seiner Erfindung hat integrierte Flüssigkeitskanäle, die dafür sorgen sollen, dass das Wasser ungehindert und vollflächig durch den Filter strömen kann. Um überhaupt dorthin zu kommen, musste der Founder eine ganz neue Art von Filtermatte konstruieren und anfertigen lassen.

Nach Langzeit- und Stresstests zeigte Vietze seine Filter über Social-Media-Kanäle und ihm war aufgrund des Feedbacks sofort klar, dass er mit den Konkav-Filtern jene Probleme gelöst hatte, die viele Aquarianer plagen.

Mehr Filterleistung

"Nicht nur der enorme Platzgewinn ist ein riesiger Vorteil, sondern er hat auch mehr Filterleistung als handelsübliche Großfilter. Mehr Leistung auf weniger Raum", so Vietze, der mittlerweile tausende Stück seines Produktes verkauft hat. Nun soll der nächste Schritt gegangen werden. Eventuell mit einem Löwen-Investment.

Mehr zu Aquakallax gibt es kommenden Montag, den 03.04., in der Höhle der Löwen um 20.15 Uhr auf VOX. Mit von der Partie sind dann auch Lockcard, Mary Kwong, cityscaper und PlugVan.

STUR Cookware: Alles aus einem Guss

Bei den STUR-Gründern Filip Mierzwa und Simon Köstler dreht sich seit vier Jahren alles um die perfekte Pfanne. Damit erfährt zugleich ein etwas in Vergessenheit geratenes Material eine Renaissance: das Gusseisen.

Zu jeder Küche gehört mindestens eine Bratpfanne. Für unzählige Gerichte wie Spiegelei, Bratkartoffeln oder Pfannkuchen ist sie unersetzbar. Die meisten Haushalte verfügen gleich über mehrere Varianten – groß und klein, (un-)beschichtet, aus unterschiedlichen Materialien. Die Einsatzbereiche und die Produktvielfalt sind groß, und das richtige Modell zu finden, kann durchaus eine Herausforderung sein. Wärmeleitfähigkeit, Kratzfestigkeit, Formbeständigkeit und Design sind nur einige Kriterien, die bei der Wahl der richtigen Pfanne eine Rolle spielen können. Mitunter geht es auch nicht nur um harte Fakten, sondern um Glaubensfragen. Doch fast jede(r) Hobbykoch bzw. -köchin hat schon die Erfahrung gemacht, dass insbesondere beschichtete Pfannen nur eine begrenzte Lebensdauer, mitunter gar den Status von Wegwerfprodukten haben. Eine eher ursprüngliche Pfannenvariante, die aktuell im Zuge des Trends zur Nachhaltigkeit und zu langlebigen Produkten eine Renaissance erlebt, ist jene aus Gusseisen. Ein Start-up, dass diese Entwicklung seit vier Jahren maßgeblich mitgestaltet, ist STUR Cookware aus Berlin.

Renaissance eines Materials

„Durch seine sehr guten Antihaft-Eigenschaften, exzellente Brat­ergebnisse und die typischen Röstaromen ist Gusseisen eine echte Alternative zu beschichteten Pfannen“, so Co-Founder Filip Mierzwa, „und auch bei täglichem Gebrauch können diese Pfannen jahrzehntelang halten.“ Für Hobbyköch*innen, die umsteigen wollen, bietet Gusseisen allerdings kleine Hürden. Anders als bei Teflon-Pfannen entsteht die Antihaft-Wirkung durch eine Patina, die durch das sogenannte Einbrennen einmalig hergestellt werden muss. „Vor diesem eigentlich simplen Verfahren haben manche noch zu großen Respekt“, so Filip. Der zweite Punkt ist das Gewicht. Im Vergleich zur Alu-Pfanne aus dem Discounter kann ein gusseis­ernes Modell mehrere Kilo wiegen.

Inspiration in der WG

Die Begeisterung für Pfannen entdeckten Filip und sein Mitgründer Simon Köstler im Jahr 2012 beim Studium des E-Commerce in Würzburg. In der gemeinsamen WG wurde gemeinsam gekocht, und so entstand die Wertschätzung für hochwertiges Kochgeschirr. „Die ersten Pfannen in der WG und die Kochergebnisse waren schrecklich“, erinnert sich Filip. Sie begannen zu recherchieren, womit die Profis arbeiteten, und landeten immer wieder bei den gusseisernen Pfannen, die bei den Alltags- und Hobbyköch*innen weitgehend in Vergessenheit geraten waren. Filip und Simon begannen, Produkte zu testen und zu vergleichen, und sie entwickelten im Laufe der Zeit nicht nur ihre Kochkünste weiter, sondern auch ihre Expertise bei Küchenprodukten.

Start als Pfannenhelden

Neben der Uni arbeiteten sie als Online-Marketer und optimierten Webshops. Im Jahr 2016 verbanden sie ihr Hobby und ihr Online-Know-how und starteten Pfannenhelden, einen Blog, der auf unterhaltsame Art Wissen über Pfannen, Testberichte und Tipps vereint. So entwickelte sich langsam eine Community, die Besucher*innenzahlen wuchsen, es folgten Fernsehberichte, unter anderem auf WDR und Pro7. „Im Laufe der Zeit stellten wir immer wieder fest, dass es die aus unserer Sicht perfekte Pfanne noch nicht gab“, so Filip. So reifte die Idee, eine eigene Pfanne herzustellen – langlebig, einfach in der Handhabung und im zeitgemäßen Design. Über Pfannenhelden führten Filip und Simon im Jahr 2018 eine Umfrage durch, ob die Nutzer*innen Interesse an eine einsteigerfreundlichen Gusseisenpfanne hätten – und erhielten starken Zuspruch aus der Community. Während Filip das Projekt weiter vorantrieb, folge Simon zunächst seiner Leidenschaft fürs Kochen und ging nach Paris, um dort als Koch zu arbeiten.

100 Prozent Made in Germany

Produziert werden sollte die Pfanne in Deutschland. „Zunächst wollten wir sie rein handwerklich herstellen lassen, von einem echten Schmied“, so Filip. Doch schnell stellten die beiden fest, dass es deutschlandweit nur noch eine Handvoll von Schmieden gibt, typischerweise traditionsbewusste Ein-Mann-Unternehmen, die Innovationen gegenüber wenig aufgeschlossen sind. Darum zogen sie den Kreis möglicher Partner*innen weiter. „Wir haben zig Hersteller abgeklappert, und sind schließlich bei einem mittelständischen Unternehmen fündig geworden.“ Der Lieferant für die Automobilindustrie hat jahrzehntelange Erfahrung in der Fertigung von Guss­teilen und war begeistert von der Idee, erstmals Produkte für das Consumer-Segment herzustellen.

Umzug in die Kitchentown

Nun ging es darum, die Pfanne zu entwickeln und in die Se­rienfertigung zu bringen. Bestärkt durch Beispiele aus den USA, wo leichte Gusseisenpfannen über den Onlinehandel erfolgreich in den Markt gebracht wurden, und mit der Unterstützung seiner Freundin zog Filip nach Berlin, um das Unternehmen zu gründen. „Während des Studiums hatte ich ein halbes Jahr in Berlin gearbeitet, und das dortige Umfeld für Start-ups schätzen gelernt“, so Filip. Anfang 2019 gründete er das Unternehmen im Umfeld von Kitchentown. Der Berliner Coworking Space bietet Food Start-ups optimale Rahmenbedingungen. „Neben all den Gründer*innenteams, die sich gegenseitig motivieren, haben wir hier darüber hinaus ein super Netzwerk, z.B. wenn es um rechtliche Fragen oder Support bei der Produktentwicklung geht“, so Filip. Etwa zur gleichen Zeit kehrte Simon als ausgebildeter Koch aus Paris zurück und stieg wieder voll mit ein.

Planung und Berechnung zahlen sich aus

Zunächst firmierte das neue Unternehmen noch unter dem Namen Pfannenhelden, doch bald zeigte sich, dass ein neuer Name sinnvoll wäre. Dass es STUR wurde, hat mehrere Gründe: „Einerseits spiegelt der Name eine gewisse Kompromiss­losigkeit wider, wenn es um die Qualität und die Umsetzung unserer Pläne geht, andererseits trifft er auch den Charakter der Pfanne, nämlich robust und langlebig“, so Filip. Und auch im Englischen weckt der Name durch die Nähe zum Wort „stir“ (umrühren) passende Assoziationen. Bis dahin war das komplette Projekt eigenfinanziert – zunächst aus dem Ersparten der Gründer, später durch Umsätze aus Pfannenhelden. Mit der Gründung konnte STUR den Design Transfer Bonus der Stadt Berlin erhalten. Mit dieser Förderung kann das Land Berlin Leistungen in den Bereichen Design und Produktentwicklung zu bis zu 70 Prozent übernehmen. „Die Vorbereitungen für den Förderantrag, so z.B. die Planungen, die Berechnungen von Marktgrößen, die Aufstellung möglicher Hürden und die erwarteten Margen, waren zwar anstrengend, doch sie haben uns wirklich weitergebracht und waren im Rückblick genauso wertvoll wie die Förderung selbst“, so Filip.

Fabiola Munguia: Ethical Hacking

Über 100.000 Cyberkriminalitätsdelikte wurden 2020 allein in Deutschland registriert – Tendenz steigend. Fabiola Munguia und Grigory Emelianov wollen mit Secfix den All-in-One-Shop für Cybersecurity bauen und damit Unternehmen bestmöglich IT-sicher machen.

Betreff: „Glückwunsch! Sie haben eine Million Euro in unserer Lottoziehung gewonnen! Jetzt Link klicken und Gewinn erhalten.“ Die Freude über den vermeintlichen Lotto­gewinn währt meist nur kurz: Denn diese und ähnliche Fake-Nachrichten („Link klicken und Paketsendung verfolgen“), per E-Mail oder SMS verschickt, gehören inzwischen zum Alltag der Cyberpirat­*­innen und deren Kreativität kennt kaum Grenzen.

Häufig genügt dann schon der Klick auf einen in der Nachricht integrierten Link, mit dem der Download eines Schadprogramms (Maleware) oder Virus beginnt, das sich – ebenfalls oft unbemerkt – zum Daten-Blutsauger entwickeln kann. Passwörter, Social-Media-Profile, E-Mail-Accounts und Bankzugangsdaten sind dann plötzlich weg oder nicht mehr erreichbar. Sofern man seine Dateien, Fotos und Videos in einer un­genügend geschützten Cloud gespeichert hat, könnten auch diese fortan unerreichbar bleiben, der Computer an sich nicht mehr reagieren und Freund*innen bzw. Arbeitskolleg*innen seltsame Links vom eigenen Messenger-Konto geschickt bekommen, die man selbst gar nicht versendet hat.

Bei solchen Cyberattacken ist jedoch nicht nur das eigene private Netzwerk in akuter Gefahr, sondern auch Firmenwebsites oder sensible Daten von Kund*innen, sofern die attackierte Person entsprechende Zugänge hat. Meist geschieht diese Art von Piraterie im Verborgenen und ermöglicht es den Betrüger*innen, sich monatelang Zugang und Zugriff zu verschaffen, quasi als U-Boot im eigenen digitalen Leben oder digitale(r) Spion*in im Unternehmen.

Das kriminelle Ziel: Daten, Daten, Daten

„Mitarbeiter*innen können große Schwachstellen im Unternehmen sein“, weiß auch Fabiola Munguia, die das Cybersecurity-Unternehmen Secfix im April 2021 gegründet hat. Dabei benötigt es in diesem Fall nur das richtige Onboarding, damit der Mitarbeitende von Anfang an lernt, wie wichtig es ist, ein sicheres Passwort zu wählen oder das neueste Update zu installieren. Grundsätzlich sind Sicherheits­lücken leicht vermeidbar, sofern man denn weiß, wo sie zu finden sind.

Allerdings ist auch klar: Mit der zunehmenden Digitalisierung haben sich auch die Kriminellen weiterentwickelt; Unternehmen werden immer öfter Zielscheibe von Cyberangriffen. Eine aktuelle Studie des Bundeskriminalamts verzeichnet einen markanten Anstieg der Cyberkriminalität: 2020 wurden allein in Deutschland über 100.000 solcher Delikte registriert. Gründe sind die bereits erwähnte fortschreitende Digitalisierung aller Lebensbereiche, die durch die Corona-Pandemie zusätzlich vorangetrieben wurde, die zunehmende Professionalisierung der Cyberkriminellen und sog. Cybercrime-as­a-Services, die als kriminelle Offerten schon bei 1000 US-Dollar im Darknet starten. Das vorrangige Ziel aller Aktivitäten: Daten, Daten, Daten.

Das Mindset in die Wiege gelegt

Fabiola ist für ihr Wirtschaftsstudium nach Deutschland, genauer gesagt nach Hannover gekommen. Ihre Familie ist in El Salvador zu Hause, das Gründer*innen-Mindset bekam sie dort früh vorgelebt: „Ich komme aus einer Familie von Gründern“, erzählt die junge Unternehmerin, deren Mutter Restaurants in ganz Lateinamerika betreibt und deren Vater im internationalen Warenhandel tätig ist. „Zunächst wollte ich aber in die Corporate-Welt, um herauszufinden, wie die Prozesse in großen Konzernen funktionieren, welche Probleme es im Konzern gibt und welche Lösungen. Aber ich wollte auf jeden Fall mein eigenes Ding probieren“, so Fabiola, die, wie ihr Mitgründer Grigory Emelianov, zunächst in der Automobilindustrie gearbeitet hat. Grigory und Fabiola lernten sich im Studium kennen. Beiden war klar: Sie wollen zusammen ein Unternehmen gründen. Erste Ideen entwickelten die beiden vor rund zwei Jahren im Rahmen eines Workshops während einer Start-up-Messe. Konkret wurde es im März 2020 während eines Acceleratorprogramms. Ihnen wurde bewusst, dass sie eine Lösung im Cyberbereich entwickeln wollten und begannen, mit ersten Pilotkund*innen zu reden. Zunächst unter dem Namen requestee gestartet, später umbenannt in Secfix, wurde zur weiteren Entwicklung auch eine sechsstellige Summe von Business Angels eingesammelt.

Die Investor*innen – Seriengründer*innen und erfahrene Unternehmer*innen – unterstützen das Secfix-Team seitdem mit Kapital und profundem Know-how. Seit diesem Sommer zählt das Start-up insgesamt elf Mitarbeitende, sieben davon kamen erst kürzlich hinzu – durchaus eine Herausforderung für ein noch sehr junges Unternehmen. In nur neun Monaten wurde die Cybersecurity-Plattform entwickelt – schnell war klar, dass Grigory und Fabiola mit ihrer Idee aufs richtige Pferd gesetzt haben: Die Nachfrage ist groß.

Wenig Plan rund ums Thema IT-Security

Für jemanden, der von IT wenig Ahnung hat, mag es schwer sein, das eigene Unternehmen IT-sicher zu gestalten, geschweige denn, einen Ethical Hacker zu engagieren, der vertrauenswürdig ist. So nennt man Programmierer, die ihre Fähigkeiten nutzen, um IT-Sicherheitslücken aufzudecken; das Gegenstück zum Hacker, der jemanden oder etwas Schaden zufügen möchte. Fabiola selbst ist keine Hackerin. „Da gibt es andere, die besser sind. Aber ich habe auch schon einige Schwachstellen selbst aufgedeckt. Oft braucht man gar kein fundiertes Coding-Wissen, um diese schnell zu erkennen.“

Bei ersten Interviews mit potenziellen Kund*innen fanden Fabiola und Grigory heraus, dass die Vorstellung, von einem Cyberangriff heimgesucht zu werden, bei den meisten kleinen und mittelgroßen Unternehmen lediglich zu einem Stirnrunzeln führt und IT-Sicherheitsstrategien oft gar nicht vorhanden sind. So verwundert es auch nicht, dass IT-Sicherheit häufig schon an sehr einfachen Sicherheitsvorkehrungen, wie etwa einer fehlenden Zwei-Faktor-Authentifizierung, scheitert. Letztere besteht aus dem Passwort und einem weiteren Sicherheitsschritt, wie bspw. der Bestätigung der Identität via Smartphone: einfach, aber sicher.

Zertifizierung als Gütesiegel

Secfix will Unternehmen ISO/IEC 27001 zertifizieren – und zwar innerhalb weniger Wochen statt der heute meist noch üblichen vielen Monate. Die internationale Norm ist eine Art internationaler Standard für Unternehmen, die sicherheitsrelevante Prozesse definiert haben. „Es ist ein Siegel, das man bekommt, um zu zeigen, dass man alle IT-Prozesse und die gesamte Organisation dokumentiert hat und alle Richtlinien befolgt“, erläutert Fabiola. Die Einführung des Informations­sicherheitsmanagementsystems gemäß der Norm liegt in der Verantwortung der Geschäftsleitung von Unternehmen. „Der Geschäftsführer haftet persönlich, wenn etwas schiefgeht und er sich nicht gekümmert hat“, stellt Fabiola klar. Aber auch jene Unternehmen, die keine Zertifizierung brauchen, wie E-Commerce-Shops, sollten vorausschauend denken und Sicherheitsstandards einführen.

Die ISO-Zertifizierung dauert im Durchschnitt ein Jahr und verursacht Kosten im sechs- oder siebenstelligen Bereich, so die Gründerin. Bei Secfix soll der Prozess automatisiert und dadurch auch verkürzt werden. „Wir wollen der All-in-One-Shop für Cybersecurity sein“, so Fabiolas und Grigorys erklärtes Ziel. Dafür entwickeln sie eine Software, die demnächst gelauncht werden soll: Ein Kundenmonitoring-Programm, das es Unternehmen ermöglicht, sicherheitsrelevante Aspekte live per Computer zu überwachen und vor Sicherheitslücken rechtzeitig warnen soll. Auch eine Art von Agent, der beim Onboarding hilft und Mitarbeitende auf den neuesten Sicherheitsstand bringen soll, ist in Planung.

Wenn man erst mal gehackt wurde, ist es zu spät

Fabiola und Grigory hatten im passenden Moment den richtigen Riecher. Denn die Corona-Pandemie hat zu ganz neuen IT-Schwachstellen in Firmen geführt und damit zu einem wachsenden Bewusstsein für Sicherheitsaspekte. „Plötzlich war alles Remote, Prozesse mussten schnellstmöglich digitalisiert werden – und zeitgleich kam es zu immer mehr Hacker­attacken“, so Fabiola. „Es ist so, dass zwar viele eine App bauen wollen, aber für die Sicherheit kein Budget bereitstellen möchten, weil sie eben noch nie gehackt wurden.“ Ein Trugschluss: Technologien entwickeln sich rasant weiter, selbst für Profis ist es herausfordernd, immer den neuesten Entwicklungen im Cybersecurity-Bereich zu folgen.

 „Gerade wenn man ein Online-Business hat, sollte man hier nicht einsparen“, so Fabiola. Denn ein Cyberangriff kann beispielsweise einen mittelgroßen E-Commerce-Shop mehrere hunderttausend Euro kosten, abgesehen davon, dass das Vertrauen der Kund*innen danach neu aufgebaut werden muss. Im Cybersecurity-Bereich ginge es eben darum, mit kleinen Schritten konstant auf dem aktuellen Stand zu sein, und „das funktioniert auch ohne ein ,fancy Service‘“, so Fabiola.

Pentester und Ethical Hackers gesucht

Aber wie findet man Schwachstellen im Unternehmen? Zum Beispiel, indem man eine(n) Hacker*in bezahlt, das eigene Unternehmen, die Website oder die App zu hacken – einen sogenannten Pentester, den man ebenfalls über Secfix buchen kann und der zugleich auch ein Teil der ISO-Zertifizierung ist. „Neben dem eigentlichen Hacken geht es vor allem darum, dem Unternehmen zu zeigen, wo es Schwachstellen gibt und wie man diese beheben kann. Dies kann durchaus auch aus einer bestimmten Userrolle heraus passieren, dann etwa, wenn die gelaunchte App auf Sicherheitsmängel überprüft werden soll“, erläutert Fabiola.

Im Partner*innennetzwerk von Secfix sind Ethical Hackers gelistet, die bei Unternehmen wie Google, Mozilla oder Apple gearbeitet haben. Sie durchlaufen einen Zertifizierungsprozess, der neben Empfehlungen durch das Netzwerk auch Arbeitsproben beinhaltet. „Außerdem müssen sie uns Kundenbewertungen von Bestandskunden zeigen, die wir dann verifizieren“, so Fabiola. In den USA gibt es rund 7000 solcher Pentester, in Deutschland einige wenige. Der Markt wächst. „Die Nachfrage ist riesig, aber es gibt nicht genug Angebot“, weiß Fabiola.

Der typische Ethical Hacker hat tatsächlich einen Lebensweg wie aus einem Hollywoodfilm, wenngleich weniger glamourös. „Das können beispielsweise Teenager sein, die große Unternehmen hacken und dann sagen: ,Hey, ich habe euch gehackt!‘ Und Unternehmen wie Google oder Apple sind dann nicht wirklich unglücklich, so jemanden an Bord zu holen. Es ist eine Indus­trie, in der man sich durchaus seinen Arbeitgeber selbst suchen muss“, so Fabiola.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz werden bereits acht Milliarden Euro jährlich in Cybersecurity investiert, 56 Milliarden Euro in ganz Europa. „Das ist ein riesiger Markt, der noch einmal wachsen wird“, ist Fabiola überzeugt. Kund*innen von Secfix sind vor allem Start-ups und KMUs. „Hier fehlt es meist an Netzwerk und Ressourcen – es scheitert an den Kosten. Wir versuchen, diese Lücke über Automatisierung zu schließen. Es gibt noch keine vergleichbare Moni­toring-Lösung zu unserer, die den Prozess bis zu 90 Prozent auto­matisiert“, erläutert Fabiola. Daher wolle man sich auch nicht ausschließlich auf Deutschland konzentrieren. Neben der DACH-Region sei der Sprung nach Europa und in die USA mehr als nahe­liegend. Denn Cyberpirat*innen gibt es schließlich überall.

Swey macht das Laden von E-Autos zum Erlebnis

Elektroautos gehört die Zukunft – und die Herzen von immer mehr deutschen Autofahrer*innen. Wäre da nicht ein kleines Ärgernis: die Wartezeit beim Aufladen. Das Start-up Swey macht genau daraus ein spannendes Geschäftsmodell.

Europa verbieten ab 2035 den Verkauf von Verbrennern

6,3 Milliarden Euro will die Bundesregierung in ein besseres Ladenetz in Deutschland investieren. Für den erwarteten Hochlauf der E-Mobilität braucht es nach Ansicht von Verkehrsminister Volker Wissing auch deutlich mehr Ladestationen - und zwar bevor die Nachfrage weiter steigt. Nur wenn das Laden so einfach wie das Tanken sei, werde die E-Mobilität akzeptiert, so der FDP-Spitzenpolitiker. Gerade auf dem Land müssten Lücken vermieden werden, so Wissing. Das Kabinett hat dazu im Herbst 2022 einen neuen Plan verabschiedet. Ziel ist ein flächendeckendes und nutzerfreundliches Ladenetz mit einer Million öffentlich zugänglichen Ladepunkten in Deutschland im Jahr 2030. Bisher sind es laut ADAC rund 70.000.

So einfach wie Tanken, aber nie schneller

So einfach wie das Tanken von Benzin oder Diesel wird es vielleicht eines Tages sein. Doch eines wird das Aufladen der Elektrobatterien von Autos trotz neuer Schnellladestationen nie sein: so schnell wie das klassische Tanken.

Der Ladevorgang wird zum Vergnügen

Das Münchner Start-up Swey will aus dem vermeintlichen Malus von Elektroautos, der Wartezeit an der Ladestation, ein für alle Beteiligten interessantes und sinnvolles Geschäft machen. Das Versprechen des Unternehmens: „We will make the EV charging experience enjoyable” oder frei übersetzt: „Wir machen das E-Auto Laden zum Vergnügen“.

Die Grundidee hinter Swey ist, die Ladeinfrastruktur mit lokalen Shopping- und Erlebnis-Angeboten zu verknüpfen. Dafür aggregiert Swey Angebote auf seiner B2B Plattform und integriert diese nahtlos in bestehende Lade-Apps auf dem Smartphone. Bereits jetzt kooperiert Swey mit zahlreichen großen digitalen Lade-Apps sowie großen Werbepartnern. Swey führt mit seinen Dienstleistungen eine 180-Grad-Wende in Sachen E-Tanken herbei: weg vom notwendigen Übel, hin zur lustvollen Pause an der Stromzapfsäule.

Maßgeschneiderte Werbung mit Mehrwert für die Ladepause

Dabei setzt Swey auf intelligente Algorithmen und künstliche Intelligenz, die jedem Nutzenden genau die Dienstleistungen und Produkte aufs Smartphone schicken, die am besten zu ihm passen. So bekommt der Kaffee-Junkie passende Rabattgutscheine vom Espresso-Shop nebenan aufs Handy, während sein Auto gerade die Batterien auflädt. Oder der Familienvater, der am Morgen des Valentinstages noch einen Aktionsstrauß vom Blumenladen um die Ecke angeboten bekommt. Oder das junge Paar, das eigentlich nur schnell das Elektroauto aufladen will, erhält per Push-Nachricht auf dem Smartphone ein verlockendes „2-für-1-Angebot“ vom benachbarten Multiplexkino - und entscheidet sich spontan für eine alternative Nachmittagsplanung. Diese Beispiele zeigen, welches Potenzial der digitale Service bietet und wie sehr gerade lokale Werbetreibende in der Nähe von Ladestationen - oder sogar als Besitzer eigener Ladestationen - davon profitieren können.

Die drei Gründer hinter Swey (swey.app) arbeiten seit Jahren eng zusammen und bilden eine eingeschworene Gemeinschaft - mit viel Wissen über User Experience und die besonderen Anforderungen im Bereich E-Mobility. Zwei Business Angels unterstützen das erfahrene Team dabei, schnell auf den Markt zu kommen und das Angebot in die Apps der Ladesäulenanbieter zu integrieren. Anfang des Jahres hat Henk de Jong aus den Niederlanden, einem Vorreiterland für E-Mobilität, als erster VC in Swey investiert.

Übernahme aus den USA macht Mut

Wie groß das Marktpotenzial rund um Ladestationen ist, zeigt ein aktuelles Beispiel aus den USA. Dort hat der Ölgigant Shell, der sich mit alternativen Energieformen längst ein zweites Standbein aufgebaut hat, einen weiteren Anbieter von Ladeinfrastruktur übernommen. Es handelt sich um die Firma Volta Charging. Für die Übernahme lässt sich Shell Berichten zufolge knapp 170 Millionen US-Dollar, umgerechnet gut 156 Millionen Euro, springen.

Shell übernimmt mit dem Deal das komplette Ladenetz von Volta Charging. In einer knappen Mitteilung spricht der Energieriese von „mehr als 3.000 Ladepunkten an Einkaufszentren, Geschäften und Apotheken in 31 US-Bundesstaaten und Territorien“ sowie weiteren 3.400 Ladepunkten, die sich im Bau befinden oder evaluiert werden. Charakteristisch für die Volta-Technologie ist ein dualer Ansatz aus Laden und Werbung: Die Säulen des US-Unternehmens sind mit großen Bildschirmen ausgestattet, auf denen Werbung läuft.

Generell ist der US-Markt für Ladeinfrastruktur schon wesentlich weiterentwickelt als der Europäische. Daher reisen Gründer und CEO Jakob von Moers und Henk de Jong zur SXSW in Austin, um dort weitere Kontakte zu Partnern und Investoren zu knüpfen und den Markteintritt in den USA voranzutreiben.

Die Übernahme von Volta ist genau das richtige Wasser auf die Mühlen ihres Geschäfts und der anstehenden Finanzierungsrunde, ist man bei Swey in München überzeugt und will im März 2023 mit den ersten Partnern “auf die Straße“.

Alles im (Silber-)Fluss

Das 2020 gegründete Münchner Start-up Silberfluss entwickelt ein digitales Backoffice für kleine und mittlere Kanzleien mit der Vision, die digitale Kanzlei der Zukunft zu bauen.

Begonnen hat alles als studentisches Projekt im ersten Corona-Lockdown. Heute ist Silberfluss (ehemals Advogarde) eine marktreife Software für Kanzleimanagement. „Unser Produkt ist eine Art digitales Sekretariat, das Kanzleien durch Prozessautomatisierung von zeitraubenden Aufgaben entlastet und ihnen somit mehr Zeit für die individuelle Mandantenpflege verschafft“, erklärt Lukas Ballweg, CEO von Silberfluss.

Geballte Starthilfe

Das vierköpfige Start-up, ein interdisziplinäres Team aus Wirtschaftsinformatikern und Softwareentwicklern mit Legal-Tech-Expertise, konnte von Beginn an mit seiner Businessidee überzeugen: 2021 als Gewinner des Strascheg Awards des HM-Gründerzentrums SCE und 2022 als Stipendiaten des EXIST-Gründerstipendiums vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Dazu Ballweg: „Das Stipendium beinhaltet 5.000 Euro Coachingbudget, finanziert bis zu 30.000 Euro Sachausgaben und zahlt ein Jahr lang unsere Gehälter.“

Automatisierte Massenverfahren

Neben dem Stipendium war die Unterstützung durch das Strascheg Center for Entrepreneurship (SCE) und die Hochschule München (HM) für Silberfluss maßgeblich, insbesondere durch die Mentorin Prof. Dr. Charlotte Achilles-Pujol, Juristin und Professorin der HM-Fakultät für Tourismus. „Ihr umfangreiches Fachwissen floss beispielsweise in unsere Programmierung des Fluggastrechteverfahrens ein“, so Ballweg. Damit kann die Silberfluss-Software eine Kanzlei bei Massenverfahren zu Ausgleichsleistungen für Passagiere bei Flugunregelmäßigkeiten automatisiert entlasten.

Prozesse im Flow

Bis Juni 2023 – solange läuft das Gründerstipendium noch – möchte sich Silberfluss selbst tragen. Die Chancen dafür stehen gut. Erste Pilotkanzleien sind bereits an Bord und nutzen Silberfluss zur Abwicklung von mehreren hundert Mandaten pro Monat. „Aktuell haben wir ein monatliches Umsatzwachstum von 100 Prozent“, sagt Ballweg. Ab Herbst hat die GmbH eine Finanzierungsrunde mit Wagniskapitalgebern geplant, eigene Mitarbeiter*innen sollen eingestellt werden, um die Software zielgerichtet weiterzuentwickeln. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf Kanzleien, sondern eine Erweiterung auf Rechtsabteilungen von Unternehmen und Behörden ist angedacht. Damit die Prozesse für alle Beteiligten im Flow bleiben.

Diese Start-ups retten Milliarden Liter Wasser

Diese fünf jungen Unternehmen haben bahnbrechende Ideen zu Entsalzung und Wiederaufbereitung von Wasser.

„Sauberes Wasser“ ist eines der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und das aus doppeltem Grund: Wegen zunehmender Dürren haben weniger Menschen Zugang zu dieser Lebensgrundlage. Zugleich gehen auf unserem Planeten rund 80 Prozent des Abwassers von Industrie und Haushalten ungeklärt in die Umwelt.

Wie man beide Probleme zusammen angehen und für mehr „Sauberes Wasser“ sorgen kann, demonstrieren derzeit fünf Start-ups aus der ganzen Welt aktuell in der erweiterten Rhein-Ruhr-Region. Sie sind aus rund 500 Bewerbern ausgewählt worden, an der neuen Runde des Förderprogramms von Circular Valley® teilzunehmen. Ihre Ideen haben das Potential, Emissionen im Milliarden-Maßstab zu vermeiden (Giga-Impact) und einen elementaren Kreislauf zu schließen.

Dies passt perfekt zum Ziel der im Sommer 2021 gestarteten Initiative Circular Valley®. Sie bringt die Transformation von der linearen zur Kreislaufwirtschaft voran und möchte ein globaler Hotspot für die Circular Ecomomy werden – so wie es das Silicon Valley für die Digitalwirtschaft ist. Dazu hat die Initiative ein großes Netzwerk mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft entwickelt. Das Team hat dabei drei Schwerpunkte: Es fördert Start-ups und bringt sie mit den Partnern aus der etablierten Industrie zusammen, berät Politik und informiert die Öffentlichkeit, was jede und jeder einzelne tun kann, um einen echten Kreislauf zu ermöglichen.

Der Circular-Economy-Accelerator unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von vielen anderen Förderprogrammen: Während jene meist lokal oder regional ausgerichtet sind, ist das Circular Valley® klar international orientiert. Die Firmen kommen sowohl aus Deutschland und Europa als auch von allen anderen Kontinenten. In der aktuellen Kohorte sind 13 Start-ups in der Rhein-Ruhr-Region dabei, unter anderem aus Palästina, Kenia, Singapur und den USA. Für das Thema Wasser sind die Gründerinnen und Gründer von fünf Unternehmen vor Ort:

Colea AgriTech aus Palästina hilft mit seiner Idee den Oliven-Farmen und -Mühlen weltweit. In diesem Teil der Landwirtschaft fallen weltweit rund 30 Millionen Kubikmeter Abwasser pro Jahr an. Colea AgriTech hat eine Technik entwickelt, die es ermöglicht, dieses Wasser so aufzubereiten, dass es erneut eingesetzt werden kann. So arbeiten die Oliven-Produzenten zirkulär und profitabler.

CyFract aus München sorgt für einen großen Entwicklungsschritt bei den ganz kleinen Teilchen. Bisher ist es mit einem hohen Energieaufwand verbunden, wenn man Mikropartikel aus dem Wasser fischen möchte. Viele Filtersystem haben zudem Schwächen. CyFract versetzt Wasser in Rotation und trennt so die winzigen Teile ab. Dafür ist viel weniger Energie erforderlich.

Desolenator aus den Niederlanden nutzt die Natur, um aus dem Meer Trinkwasser zu gewinnen. Die Gründer haben die weltweit erste solarthermische Lösung zur Entsalzung entwickelt. Die Kraft der Sonne sorgt dafür, dass frisches Wasser im großen Maßstab verfügbar ist – und dass es auch noch nachhaltig produziert wird.

Die Idee von Bio-Recycler bedeutet für das Heimatland Kenia und weit darüber hinaus eine große Hoffnung. Aufgrund massiver Umwelt- und Wasserverschmutzung steht kaum sauberes Trinkwasser zur Verfügung. Das Start-up recycelt Wasser – aktuell schon 13.200 Liter pro Tag.

Hydroleap aus Singapur konzentriert sich auf industrielle Abwässer. Dank seiner Technik ist nur noch ein Minimum an Chemie erforderlich, der Bedarf sinkt um 80 Prozent. Zugleich konnten auf diesem Weg 40 Prozent mehr Wasser gerettet werden. Schöner Nebeneffekt für die Unternehmen: Die Kosten sanken dadurch um rund 30 Prozent. In Asien hat Hydroleap schon viel Aufmerksamkeit für sein Modell gewonnen, nun soll die Technik nach Europa kommen.

Hey, traut euch doch einfach mal!

Wie Andrea Bodenschatz #be routine mit Female Empowerment und einer No Asshole Philosophie erfolgreich gegründet hat.

Fragt man in Schulklassen danach, wer den Traum hat, später einmal ein Unternehmen zu gründen, meldet sich zumeist kein einziges Mädchen. Vielen jungen Mädchen und Frauen kommt es offensichtlich nicht in den Sinn, dass berufliche Selbständigkeit eine erfüllende Art sein könnte, den eigenen Lebensunterhalt weitgehend unabhängig und selbstbestimmt zu verdienen. Von 100 Gründenden im Jahr 2020 waren gerade mal 18 weiblich. Unter den Start-up-Gründenden waren es lediglich elf.

Eine von ihnen ist Andrea Bodenschatz, Gründerin der jungen, Beauty Brand #be routine, die den Markt mit unkonventionellen, frechen und angesagten Produkten aufmischen will und den Start-up Spirit nutzt, um aktuelle Trends schneller als andere massentauglich zu machen.

Mut zahlt sich aus

2017 bekam Andrea ihre Chance auf der GLOW by dm, der wichtigsten Messe rund um das Thema Beauty und Lifestyle. „Wir hatten die Chance, eine Marke vorzustellen und dann haben wir #be routine aus dem Affekt gegründet, weil wir gesagt haben, die GLOW by dm ist super ... da ist die Zielgruppe und wir können die Leute direkt ansprechen“, erinnert sich Andrea.

Innerhalb kürzester Zeit kündigte Andrea ihren Job und gründete mit ihrem über Jahre gesammelten Know-how #be routine. Ihre Entscheidung zahlte sich schnell aus. Die ersten Listungen bei dm erfolgten und man kletterte die Erfolgsleiter hoch.

Female Empowerment

Für Andrea bedeutet Female Empowerment, sich etwas zu trauen. Sie sagt: „Wenn wir über das Thema Female Empowerment sprechen, dann sprechen wir über Ermächtigung und ich möchte einfach Mut mitgeben.“ Sie strebt danach, „einfach mal zu machen“ und ins Ungewisse zu gehen und nicht von Anfang an über das Scheitern nachzudenken. „Hey, traut euch doch einfach mal“, will sie andere Frauen zum Gründen animieren.

Hand in Hand und No Asshole Philosophie

Das junge Unternehmen besteht überwiegend aus Frauen, die mit viel Pioniergeist und mutigen, innovativen und kreativen Ideen die Marke #be routine voranbringen wollen. Alle Mitarbeiterinnen arbeiten partnerschaftlich zusammen – das Start-up vertritt die „No Asshole Philosophie“. „Wir versuchen mit allen Geschäftspartner*innen und Mitarbeiterinnen ein sehr partnerschaftliches Zusammenarbeiten zu führen“, betont Andrea.

Andrea Bodenschatz’ Tipps für Gründer*innen

  • Anstatt nur ein paar wenige Frauen als Powerfrauen hochzujubeln, sollten wir allen – Frauen und Männern gleichermaßen – die Power geben, ihren Weg zu gehen und die Welt mitzugestalten. Denn unsere Gesellschaft braucht – mehr denn je – Pioniergeist.
  • Allerdings müssen auch die Rahmenbedingungen geschaffen werden, um zum Gründen von Unternehmen zu motivieren – dazu gehören neben der finanziellen Unterstützung auch eine noch bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
  • Also – traut euch doch einfach mal! Und lasst uns als Gesellschaft die richtigen Voraussetzungen schaffen, um es jungen Menschen leichter zu machen.

Sales-Trend: Abo-Commerce

Digitale Abonnement-Modelle entsprechen dem Zeitgeist und können – richtig angewandt – überaus erfolgreich sein, um mit neuen Geschäftsmodellen neue Kund*innen zu gewinnen.

Abo-Modelle liegen im Trend und gelten als Erfolgsfaktor vieler Geschäftsmodelle: Den Unternehmen bescheren diese Art von Verkaufsmodellen stabile und planbare Umsätze und Konsument*innen profitieren von erhöhtem Komfort und einfachem Zugang. Um die strategischen Chancen langfristig nutzen zu können, ist allerdings ein realistischer Blick auf die tatsächlichen Präferenzen und Verhaltensweisen der Verbraucher*innen nötig. Oft interessieren sich Kund*innen heute mehr für “All-in-One Servicepakete”, weil sie immer mehr die Bequemlichkeit, die Kosteneinsparungen und die Flexibilität schätzen.

Der neue, alte Weg

Online-Geschäftsmodelle mit wiederkehrenden Zahlungen haben sich durchgesetzt. Etabliert wurden die Abo-Modelle für Bücher und Versicherungen, später für TV oder Telekommunikation. Die Digitalisierung hat auch ihren Beitrag dazu geleistet und die Zahl von Abo-Angeboten deutlich steigen lassen. Für viele Anbieter*innen – von Medien bis Software – ist dabei besonders der Skalierungseffekt attraktiv.

In der Studie von Deloitte „Erfolgsrezept Abo-Modelle – Mythen, Hype und Potenziale” unterscheiden die Autoren drei Typen von Abo-Modellen:

  • Die Produkt-Abos: Konsument*innen kaufen Produkte auf Abo-Basis, die ihnen dann in individuellen Zeitabständen nach Hause geliefert werden
  • Die Service-Abos: schließen Konsument*innen für digitale Dienstleistungen ab (z.B. LinkedIn Premium), oder für traditionelle physische Dienstleistungen (z.B. Mitgliedschaft im Fitness-Center).
  • Die E-Commerce-Abos: Verbraucher*innen nutzen Zusatzdienste bei den unterschiedlichsten Plattformen wie Gratisversand, Expressversand oder weitere Rabattoptionen

Loyalitätsprogramme zur Kundengewinnung

Man sollte meinen, die Vorteile überwiegen, wie Erfolgsgeschichten vieler großer Content- und Technologiekonzerne wie zum Beispiel Netflix oder Spotify zeigen. Abo-Modelle beschränkten sich nämlich nicht nur auf eine bestimmte Zielgruppe, sondern sie können auf zahlreiche Sektoren übertragen werden, ob Medien, Konsumgüter, Mobilität oder Handel - dabei bauen sie immer auf den direkten Kundenzugang. Dazu kommt, dass Abo-Modelle sich stark darauf konzentrieren, dass Nutzer*innen im Laufe der Zeit zu dauerhaften und verlässlichen Kund*innen werden. Was den Unternehmen auch in die Karten spielt ist, dass sich die Menschen mittlerweile daran gewöhnt haben, für digitale Abos zu bezahlen - sei es für News, Musik, Video-on-Demand, Hörbücher oder Fitnessprogramme. Mit höheren Preisen, Inflation und Co. führte eine Preissensibilität dazu, dass Kund*innen lieber kleinere, regelmäßige Zahlungen leisten wollen.

Das Interesse an Abonnements stieg außerdem während der Corona-Pandemie. Insgesamt gewinnen Abonnements infolgedessen an Attraktivität bei den Konsument*innen. Neben der guten Planbarkeit erhalten Unternehmen im Abo-Commerce zudem tiefe Einblicke in das Konsumverhalten der Kund*innen. Mithilfe dieser können Angebote leicht verbessert werden und sorgen dafür, dass Nutzer*innen das Abo-Angebot langfristig gerne nutzen und idealerweise sogar weiterempfehlen. Abo-Modelle sind ein sinnvoller Ersatz für Kundenkarten und Loyalitätsprogramme, um weitere Vorteile von den jeweiligen Käufen zu generieren.

Ein Ausbau der Angebote zu einem nahtlos verzahnten Ökosystem ist erstrebenswert, um den steigenden Erwartungen der Kund*innen gerecht zu werden, zum Beispiel in Bezug auf die Kundenerfahrung in der Nutzung verschiedener Services.

Kundenbedürfnisse befriedigen und Mehrwert schaffen

Die Nutzer*innen erwarten einen bequemen Zugang zu Diensten und Produkten – und das bei maximaler Flexibilität. Klar ist: Der/die Kund*in bindet sich damit an das Unternehmen. Eine Umfrage des amerikanischen Cloud-Anbieters Zuora, die unter 1.000 Konsument*innen durchgeführt wurde, zeigt, dass ein hoher Grad an Freiheit und Flexibilität, das Abo-Angebot nach individuellen Wünschen anpassen oder verändern zu können, für die Hälfte der Befragten*innen im Mittelpunkt steht

In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen ist dieser Aspekt mit 62 Prozent am stärksten ausgeprägt. Damit verschwindet auch die Angst vor langer Bindung an ein Produkt oder eine Dienstleistung. Unternehmen müssen genau wissen, welche Kundenbedürfnisse sie mit ihrem Abo-Angebot stillen können. Es gilt den Customer Lifetime Value zu erhöhen und die Bedürfnisse der Zielgruppe auf Dauer zu befriedigen. Anbieter*innen müssen eine flexible Laufzeit und die Möglichkeit, unkompliziert Bestellungen zu pausieren, anbieten. So wird die Hemmschwelle zum Abschluss eines Abonnements enorm gesenkt. Auf ein einzelnes Produkt oder Abonnement zu fokussieren ist oftmals nicht die beste Entscheidung, da nur eine Auswahl von unterschiedlichen Produkten oder Abonnements die vielfältigen Kund*innen auf Dauer bei Laune halten können.

Ein erfolgreiches Abonnement-Geschäftsmodell

Bei einem Abo-Modell ist die Kaufhürde höher als bei einem einmaligen Kauf. Der/die Kund*in ist sich bewusst, dass der Abschluss eines Abonnements laufende Kosten mit sich bringt, daher muss der Onboarding-Prozess möglichst bequem und schnell umsetzbar sein. Hinzu kommt, dass ein reibungsloser Abrechnungsprozess gegeben sein muss. Um Abbrüche und somit den Kunden*innen-Verlust vorzubeugen, empfiehlt es sich, im Checkout-Prozess sichere und zuverlässige Zahlungsmethoden anzubieten. Ein/eine Kund*in schließt ein Abo ab, weil er/sie sich einen flexiblen, individuellen und unkomplizierten Service verspricht. Diese Erwartung muss erfüllt werden und der Kundenservice sollte dies als höchste Priorität ansehen. So ist beispielsweise bei Kund*innenanfragen eine schnelle und freundliche Antwort zielführend. Auch bei Reklamationen muss das Unternehmen kulant sein und die Fragen, Beschwerden von Kund*innen ernst nehmen und aus möglichen Hindernissen bzw. Fehlern lernen.

Neben diesen kundenzentrierten Anforderungen sollte auch das Thema Marketing und Werbung gut abgedeckt sein, das bedeutet zusätzlich moderne Werbemittel wie Affiliate-Marketing und Social-Media-Ads oder auch E-Mail-Marketing, um sicherzugehen, dass jede Zielgruppe erreicht wird.

Ist der Trend der Abo-Modelle es Wert für Unternehmen, den dafür nötigen Aufwand für eine eventuell geringere monatliche Gebühr einzugehen? Betrachtet man das Angebot an stetig wachsenden Abo-Modellen, dann auf jeden Fall. Abonnement-Modelle entsprechen dem Zeitgeist und können daher überaus erfolgreich sein. Denn moderne Verbraucher*innen möchten auf nichts verzichten und leisten sich so gern Zugang zu Produkten und Dienstleistungen, die ihren Privat- und Arbeitsalltag angenehmer gestalten.

Branchen wie Softwarehersteller haben schon lange erkannt, dass ein kleiner Betrag für ein monatliches Abo eine wesentlich geringere Hemmschwelle darstellt. Schließlich wird bei einem digitalen Abo-Modell nicht ein Produkt, sondern eine Dienstleistung verkauft. Hierbei liegt zum einen eine große Herausforderung, zum anderen aber auch eine große Chance für neue Geschäftsmodelle.

Der Autor Nick Green ist der Mitbegründer von smol, einer der am schnellsten wachsenden digital nativen vertikalen Marken (DNVBs) in Großbritannien. Smol wurde 2018 gegründet und verkauft über einen maßgeschneiderten Abo-Service umweltfreundliche Haushaltspflegeprodukte.

Casino Start-ups erobern 2023 den Markt

Freizeit und Spaß haben für die Deutschen einen hohen Stellenwert und viele Menschen nutzen ihre Zeit für das Online-Glücksspiel. Kein Wunder, dass Start-ups in dieser Branche boomen.

Online-Casinos: Kein Ende des Trends in Sicht

Online-Glücksspiel ist heute eine Selbstverständlichkeit für viele Menschen, die ein wenig Nervenkitzel und Unterhaltung in ihrem Alltag suchen. Online-Casinos werden zunehmend zwischendurch über das Smartphone besucht, beispielsweise auf der Fahrt im Bus oder während der Mittagspause. Besonders Spielcasinos, die keine langen Anmeldeverfahren fordern, kommen den Bedürfnissen der Spielenden entgegen.

Casinos ohne Verifizierung

Der Markt für Online-Casinos, die Glücksspiel ohne Verifizierung ermöglichen, wächst täglich. Das rasante Wachstum beim Online-Glücksspiel hat zu einer unüberschaubaren Fülle von Anbietern geführt. Viele Start-ups modernisieren das Glücksspiel von Grund auf und bringen frischen Wind in die Branche. Neuartige Spielangebote und soziale Verantwortung auf den Spielplattformen sorgen dafür, dass Online-Casinos auch nach dem neuen deutschen Glücksspielstaatsvertrag boomen. Nicht immer ist es leicht, aus dem enormen Angebot das beste Online-Casino ohne Verifizierungsverpflichtung auszuwählen. Hilfreich sind Vergleichsanbieter, die nach verschiedenen Kriterien Start-ups und Online-Casinos testen und bewerten. Es ist ratsam, vorab die eigenen Wünsche und Bedürfnisse an das Online-Spiel zu klären. Ein Vergleich der Casinos ohne Verifizierung schafft einen Überblick, welche Online-Casinos gut und seriös sind und verhilft zur Auswahl des Lieblingscasinos.

Was Glücksuchende am Online-Casino schätzen

Einfaches und unkompliziertes Handling

Einfacher und schnell verfügbarer Spaß ohne einen langen Anmeldeprozess steht bei den Nutzern hoch im Kurs. Die meisten Anbieter achten auf gute Nutzerfreundlichkeit und selbsterklärende Spiele.

Risikofreie Nutzung für jedes Budget

Viele Online-Casinos bieten die Möglichkeit, Spiele unverbindlich zu testen, bevor mit echten Einsätzen gespielt wird. Mindesteinsätze gibt es nur selten. Das begrenzt das Risiko und der Spaß steht im Vordergrund.

Diskretion

Anonymität ist im Internet wichtig. Viele Kunden bevorzugen Glücksspielplattformen, die keine Verifizierung durch Daten wie Name, Alter und E-Mail-Adresse verlangen. Die Übermittlung persönlicher Daten bleibt bei einem Online-Casino ohne Verifizierung aus.

Was bedeutet Online-Casino ohne Verifizierung?

Seriöse Casinos im Internet verfügen ausnahmslos über eine offizielle Glücksspiellizenz von verschiedenen Behörden. Je nach vergebender Lizenzstelle gelten unterschiedliche Regulierungen. Einige Behörden verlangen einen Verifizierungsprozess der Spieler, andere nicht. Daher gibt es grundsätzlich gute und seriöse Casinos mit und auch ohne Verifizierung. Glücksuchende können auf den jeweiligen Plattformen ihre Spiele ebenso sicher und gewinnbringend durchführen – nur eben anonym. Für die Anmeldung reicht ein Benutzername und ein Passwort. Auch muss kein Konto eröffnet werden. Einen Verzicht bringt dies nicht mit sich. Alle klassischen Casinospiele wie Roulette, Black Jack oder Poker können ganz normal gespielt werden, ohne dass Datenmissbrauch oder Werbemails drohen.

Ein- und Auszahlungen über gängige Zahlungsmethoden

Schwarze Schafe gibt es überall. Daher muss man bei der Wahl seiner Lieblingsspielplattform darauf achten, nur ein seriöses und lizensiertes Online-Casino auszuwählen. Casinos ohne Verifizierung werden von Lizenzbehörden zu hohen Auflagen verpflichtet. Auszahlungsraten, Gewinnchancen und transparente Spielbedingungen werden hier ebenso regelmäßig zertifiziert und geprüft wie die Verschlüsselung der Nutzerdaten. Die jeweilige Regulierungsbehörde sorgt ebenfalls für Sicherheit bei den Transaktionen, die über etablierte Zahlungsmethoden wie Paypal oder Kreditkarte sicher durchgeführt werden können.

Smart Urban Mobility – quo vadis?

Warum sich die Frage nach der städtischen Mobilität der Zukunft nur (noch) bedingt um das Thema E-Mobilität dreht.

Kaum eine Branche verändert sich derzeit schneller als die Automobilindustrie. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Verkaufszahlen, Fragen zu zukunftsfähigen Antriebstechnologien oder autonomen Fahrfunktionen, sondern immer mehr um eine gesellschaftliche Gesamtbetrachtung der Mobilität. Ein stärker werdendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit sorgt ebenso für ein Umdenken wie neue technische Möglichkeiten, steigende Energiepreise oder die pandemiebedingte Änderung des Pendler*innenverhaltens und die damit verbundene Akzeptanz von Home- und Remote-Offices.

Metropolen treiben den Diskurs über eine grundsätzliche Verbannung von Autos aus den Stadtzentren an. Ridesharing und -hailing werden als Alternativen zum eigenen Fahrzeug entdeckt. Gleichzeitig tauchen nicht traditionelle Automobilunternehmen und Start-ups mit neuen Lösungen zum Beispiel für die letzte Meile in der Logistik oder im Individualverkehr auf. Im Ergebnis konkurrieren Automobilherstellende nicht mehr nur untereinander, sondern sind mit einem immer komplexer und dynamischer werdenden Wettbewerbsumfeld konfrontiert.

Mobilität ist im Wandel

Klar ist: Mobilität ist im Wandel begriffen und die Karten ihrer Protagonist*innen werden kräftig neu gemischt. Denn während sich die Prioritäten und Erwartungen an die Mobilität der Zukunft verändern, positionieren sich erfolgreich neue Thought Leader, die mit innovativen Ideen und starken Meinungen Gehör finden. An potenziell Diskussionsbeteiligten mangelt es hierbei nicht. Zu den Mobilitätsgestalter*innen von morgen gehören große Teile der Industrie – etwa Automobilherstellende oder Zuliefernde von Technologie –, aber eben auch Menschen und Institutionen aus anderen Bereichen, wie etwa Regierungsverantwortliche, Verkehrspolitiker*innen und NGOs.

Elektrifizierung, Konnektivität, autonomes Fahren, öffentlicher Nahverkehr und urbane Zentren, Infrastruktur, Klimaschutz – all diese Themen wurden und werden aktuell neu bewertet. Und obwohl viele Menschen während der Pandemie gerade das private Auto wieder als beste und sicherste Form der Mobilität zu schätzen gelernt haben, ist die öffentliche Debatte längst in eine andere Richtung gesteuert. Denn drehten sich die meisten Diskussionen zur Mobilität der Zukunft vor der Pandemie noch um den unausweichlichen Weg in Richtung Elektromobilität, scheinen in den letzten zwei Jahren mehr und mehr Konzepte für eine grundlegende Veränderung der Mobilität gefragt.

Für einen echten Wandel scheint die einfache Umstellung des Antriebskonzepts vielfach zu kurz gesprungen. Entsprechend häufig wird ein grundsätzlicher Mobilitätswandel gefordert. Das ergab eine zwischen Oktober 2020 und März 2022 durchgeführte Studie des Centers for Automotive Research (CAR Research, Ann Arbor) und UNICEPTA, einem globalen Anbieter für Media & Marketing Intelligence. Mit KI-getriebener Technologie und über 450 Analyse- und Monitoring-Expert*innen analysiert das Unternehmen weltweit verfügbare Inhalte aus Social Media, Online, Print, TV und Rundfunk sowie zahlreichen weiteren Datenquellen.

Untersucht wurden in der Studie über 350.000 Berichterstattungen in klassischen Medien und Social-Media-Posts nach thematischen Schwerpunkten rund um Smart Urban Mobility und ihre Absenderschaft.

Es geht nur noch selten um E-Mobilität

Das Ergebnis: Angetrieben von Pandemie und Klimakrise werden in der medialen Debatte langfristige Visionen gesucht. So geht es hier immer mehr um ganzheitliche Konzepte und die Frage, wie die Städte lebenswerter gestaltet werden können, als um kleinteilige technische Lösungen oder Produkte. Damit verbunden werden vor allem technologische Entwicklungen sowie autofreie Innenstädte, angetrieben von den Überlegungen großer Metropolen. Besonders häufig wurden dabei in der Diskussion die Begriffe „Urban Mobility Concept“ (186.000 Artikel und Posts), „Smart Cities“ (54.000 Artikel und Posts) und „Car-free Cities“ (38.000 Artikel und Posts) verwendet. Weit abgeschlagen: Begriffe wie „E-Mobility“ (4000 Artikel und Posts) oder „Charging Infrastructure“ (3000 Artikel und Posts).

Wirtschaft überlässt Politik die Kommunikation

Wenn jedoch Antriebsinnovationen, Höchstgeschwindigkeit und Blech-Design als Kommunikationsfokus ausgedient haben und an deren Stelle holistische Veränderungen in der Art und Weise treten, wie wir künftig leben, arbeiten und uns bewegen, dann ergeben sich daraus völlig neue Herausforderungen für Automobilunternehmen. Deren Kernkompetenz, automotive Individualmobilität, scheint in der öffentlichen Wahrnehmung immer mehr an Gewicht zu verlieren. Die Konsequenz: Automobilunternehmen spielen in den Debatten über Smart Citys und neue Mobilitätskonzepte für Städte keine führende Rolle und sind eher Gegenstand der Diskussionen als aktive(r) Teilnehmer*innen oder gar Absender*innen.

Zugunsten ihrer Glaubwürdigkeit fokussieren die Kommunikationsabteilungen und Unternehmenslenker*innen gezielt auf Produktthemen, die vor allem ihre eigenen Services betreffen – zum Beispiel eigene Elektroautos –, und verpassen es damit, den öffentlichen Diskurs um die Lösungsfindung aktiv und in ihrem Sinne zu gestalten.

Weitaus aktiver kommunizieren da Unternehmen aus der Elektronikbranche. Bei denjenigen, die in der Debatte zur urbanen Mobilität sichtbarer sind, handelt es sich vor allem um Tech-Player wie Google, Microsoft, Huawei oder CISCO sowie eben vermehrt um junge Start-ups aus der Mikromobilität. Doch auch diese zeichnen meist kein echtes Bild einer ganzheitlich urbanen Mobilitätsvision, sondern präsentieren ihre eigenen individuellen Geschichten und Lösungen – und lassen damit wichtiges Potenzial ungenutzt.

Denn auf diesem Weg überlässt die Wirtschaft vor allen Dingen den unabhängigen Expert*innen, Nichtregierungsorganisationen und politischen Entscheidungsträger*innen die Kommunikationshoheit zur urbanen Mobilität. So zitieren 59 Prozent aller in der Studie analysierten Berichterstattungen und Social-Media-Posts Entscheidungsträger*innen aus Politik und öffentlicher Verwaltung sowie engagierte Aktivist*innen/Organisationen, gefolgt von Journalist*innen (18 Prozent) und wissenschaftlichen Expert*innen (14 Prozent). Nur neun Prozent aller medialen Zitate entfallen überhaupt auf Sprecher*innen bzw. Führungspersönlichkeiten auf Industrieebene. Allein der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan tritt mit 1.542 im Rahmen der Studie gefundenen Berichterstattungen und Posts häufiger in Erscheinung als die CEOs von Tesla (800 Artikel und Posts), Volkswagen (137 Artikel und Posts), GM (94 Artikel und Posts), Mercedes-Benz (83 Artikel und Posts) und Ford (21 Artikel und Posts) zusammen.

Thought Leadership braucht eine schnelle und tiefe Informationskultur

Das Fazit der Studie: Klare Haltung und visionäre Konzepte sind die neue Währung und haben im öffentlichen Diskurs die immer komplexer werdende Technologie abgelöst. Wenn jedoch Konsument*innen von der Wirtschaft zunehmend eine klare Haltung zu den relevanten Themen der Zukunft fordern, werden eine solche Haltung nur jene Unternehmen ausbilden und artikulieren können, die zuhören und aus den Erkenntnissen zielgerichtet Handlungen ableiten. Nur dann können Unternehmen sowohl ihrer unternehmerischen als auch gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und darüber hinaus mögliche Risiken erkennen und diesen entgegensteuern.

Wenn sich auf diesem Wege informierte Automobilunternehmen künftig in der Kommunikation nicht auf kurzfristige technische Lösungen beschränken, sondern den Mut zu mehr langfristigen Visionen haben, dann werden sie nicht nur an der öffentlichen Diskussion wahrnehmbar teilhaben, sondern diese auch in ihrem Sinne mitgestalten können. Eine in Zeiten der Veränderung wichtige Zielsetzung.

Tipps für E-Mobility-Newbies

Fünf Starttipps für alle, die ein nachhaltiges E-Mobility-Geschäftsmodell aufbauen wollen.

Wer mit seinem Geschäftsmodell durchstarten möchte, hat es nicht immer leicht. Denn neben der Frage, ob das Produkt überhaupt vom Markt angenommen wird, gibt es auch andere Unsicherheitsfaktoren, die den Start stark beeinflussen. In der E-Mobilitätsbranche ist dieses Problem besonders groß, da viele Bereiche unreguliert sind. Anbieter*innen können sich nur auf wenige Standards verlassen. Diese Tipps sollten E-Mobilitätsanbieter*innen beherzigen, damit ihre Idee auch langfristig ein Erfolg wird.

I. Transparenz gegenüber den Kund*innen

Die Ladeinfrastruktur wächst stetig. Eine aktuelle Studie der KfW zeigt jedoch, dass mehr als jede(r) zweite potenzielle Käufer*in in Deutschland vom Erwerb eines E-Autos absieht, weil das Vertrauen in die Ladeinfrastruktur fehlt. Vieles läuft in der E-Mobilitätsbranche über Software. Doch die gesamte User Experience kann von der E-Mobilitätsbranche nicht rein technisch gelöst werden. Hier ist die ganze Branche gefragt, bestehende Ängste von Fahrer*innen abzubauen und das Vertrauen in die E-Mobilität zu stärken. Newcomer*innen sollten dabei als positives Beispiel vorangehen, ihre Kund*innen dort an die Hand nehmen, wo es notwendig ist und Unsicherheiten durch offene Kommunikation aus dem Weg räumen.

II. Künftige Skalierbarkeit des Unternehmens

Für aufstrebende Marken ist es immer wichtig, skalierbar zu sein. Nur so können neue Märkte erschlossen und Kund*innen nachhaltig zufrieden gestellt werden. Wir hatten bei Plugsurfing verschiedene MVPs (Minimum Viable Products), die aber im großen Stil nicht skalierbar waren. Erst durch die Migration auf unsere neue Plugsurfing Power Platform waren wir wirklich in der Lage, uns zu vergrößern und mit den schnellen Veränderungen im Markt Schritt zu halten. Wir mussten in der Migrationsphase verschiedene Produktentwicklungen on-hold setzen und verloren so viel Zeit. Newcomer*innen sollten dementsprechend frühzeitig die Weichen stellen, um diese Probleme zu umgehen.

III. Einheitliche Datenstandards

Wie bereits angesprochen, sind technische Implementierungen in unserer Branche wenig reguliert und standardisiert. Im Moment arbeiten viele nur für sich, aber Fahrer*innen erwarten überall standardisierte Lademöglichkeiten. Das ist eine der zentralen technischen Herausforderungen der E-Mobilität. Wir brauchen europaweite Regelungen, um die Standards für unsere Zukunft zu setzen. Neue Anbieter*innen sollten an der Weiterentwicklung solcher Standards aktiv mitwirken, da sie so eine sehr gute Übersicht über den Markt haben und an den richtigen Stellen Anschluss finden.

IV. Flexibilität in der Software

Natürlich hat jede(r) Anbieter*in aktuell eine bestimmte Lösung, auf die er/sie setzt. Es ist daher sehr schwierig, alle miteinander zu verknüpfen, damit zum Beispiel Bezahlvorgänge für Fahrer*innen an diversen Ladesäulen funktionieren. Viele Workarounds sind noch Übergangslösungen, die ersetzt oder zukunftssicher überarbeitet werden müssen. Anbieter*­innen sollten daher unbedingt auf eine flexible Software setzen, die angepasst werden kann.

V. Langfristige Partnerschaften eingehen

Zuletzt ein wichtiger Tipp: Ohne Partner*innen geht es nicht. Und das gilt besonders für die E-Mobilitätsbranche. Natürlich treten Newcomer*innen mit bestehenden Anbieter*innen in Konkurrenz, weil sie zum Beispiel einen blinden Fleck gefunden haben und so Kund*innen abwerben. Anbieter*innen sollten jedoch immer auch Partnerschaften anbieten. Wir legen bspw. den Fokus auf enge Zusammenarbeit und Wissenstransfer, um nachhaltige technische Lösungen entwickeln zu können. So hilft ein großes Netzwerk an Partner*innen dabei, die E-Mobilität zu stärken und langfristig zukunftsfähig zu machen.

Der Autor Tatu Kulla ist CEO des E-Mobilitätsdienstleisters Plugsurfing, der Softwaretools entwickelt, um E-Mobilität für alle zugänglicher zu machen.

Slected.me: Transparenter Arbeitsmarkt durch KI

Mithilfe des KI-gepowerten Karrierebegleiters von Slected.me behalten Jobsuchende und Fachkräfte ihren individuellen Marktwert stets im Blick.

Was lässt sich die Suche nach einem neuen Job bzw. qualifizierten Fachkräften zeitgemäßer, schneller und transparenter gestalten? Was braucht es, damit Unternehmen und Fachkräfte unkompliziert und auf Augenhöhe zueinanderfinden? Die Antwort lautet offene Kommunikation und umfassende Informationen, auch hinsichtlich des Gehaltes. Die Technologie der KI hat das Potenzial, zum Game-Changer des Arbeitsmarktes zu avancieren.

KI-basierte Technologie als Mittel realistischer Bewertung

Dank neuer KI-Technik ist es jetzt für Jobsuchende möglich, auf Basis von Vergleichen mit anderen Talenten ein besseres Verständnis für den Wert ihrer Arbeit zu erhalten. Die KI ermittelt auf Grundlage verschiedener Skills ein Gehalt und beschränkt sich nicht nur auf die sonst herangezogenen Parameter, sondern nutzt Informationen zu besonderen Fähigkeiten, absolvierten Weiterbildungen, speziellem Know-how oder auch Hobbys.

Die Founder der digital-basierten Plattform Slected.me sagen zu den Beweggründen, die zur Entwicklung des Gehalts- und Karriereratgebers führten: „Es kann nicht sein, dass Berufserfahrung der einzige Parameter im Job-Leben ist. Und es kann nicht sein, dass Menschen zehn Jahre lang mit dem gleichen Gehalt arbeiten“.

Vorrangiges Ziel von kreativen Köpfen wie Pirathipan Nanthakumar, Santhosh Kumar und David Forino ist es, Unternehmen und Jobsuchenden eine Interaktion auf Augenhöhe zu ermöglichen. Vor allem aber treibt sie folgende Vision an: „Wir wollen Menschen dabei helfen, Gehalt nicht länger als Tabuthema zu sehen. Unser Team ist davon überzeugt, dass jeder Mensch die gleichen Lebenschancen verdient, unabhängig von sozialem Alter, Geschlecht, Religion und sozialem Hintergrund. Dafür fördern wir die Gleichstellung der Geschlechter in der Arbeitswelt und unterstützen Menschen auf ihrem Karriereweg.“

Plattform für Jobsuchende und Unternehmen

Der Arbeitsmarkt kennt zwei Gruppen: Menschen auf der Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz und Unternehmen, die freie Stellen besetzen wollen. Für beide Gruppen ist ein schnelles Job-Matching wichtig.

Jobsuchende können auf Slected.me eine kostenlose Marktwertevaluation erhalten. Sie haben Zugriff auf leicht verständliche Auswertungen, die es ihnen ermöglichen, zeitnah und ohne Aufwand Jobsuchende mit ähnlichen Interessen, Fähigkeiten und Karrieren zu finden. Mithilfe der aufgezeigten Gemeinsamkeiten erkennen sie Optimierungspotenzial und können bei Bedarf ihr eigenes Set an Skills optimieren. Die zur Verfügung gestellten Marktwertinformationen verhelfen ihnen bei Bewerbungsprozessen zu einer besseren Ausgangsposition.

Slected.me konzentriert sich auf die Zielgruppe der Jobsuchenden und bietet darüber hinaus auch Unternehmen die Möglichkeit, nach passenden Fachkräften zu suchen. Letztere erhalten etwa die Möglichkeit, sich ein Unternehmensprofil zu erstellen und die von ihnen gewünschten Anforderungen anzugeben. Die KI vergleicht diese Anforderungen dann mit den gespeicherten Kandidat*innen und präsentiert eine Liste mit geeigneten Personen. Auf diese Weise wird der gesamte Prozess des Recruitings vereinfacht und ein Job-Matching ist schneller möglich. Sind beide Seiten interessiert, wird der Kontakt vermittelt.

Demographische Entwicklung & Fachkräftemangel bringen den Arbeitsmarkt in Bewegung

Seit vielen Jahren hat es die deutsche Wirtschaft versäumt, für ausreichenden Nachwuchs zu sorgen. Es wurde zu wenig für spezielle Tätigkeiten geworben. Nicht selten war die Entlohnung eine Ursache dafür, dass sich nicht genügend Auszubildende fanden. Auch die stark steigende Zahl von Hochschulabsolventen trägt zum Mangel bei.

Die geburtenstarken Jahrgänge verabschieden sich in den nächsten Jahren in den wohlverdienten Ruhestand und hinterlassen zahlenmäßig eine kurz- oder mittelfristig kaum zu schließende Lücke. Insofern sind innovative Konzepte ein probates Mittel, um Jobsuchende und Unternehmen dabei zu unterstützen, sich gegenseitig zu finden.

Möglich macht das die Digitalisierung und die mit ihr einhergehende Automatisierung. Durch beides können personelle Ressourcen gespart werden, die sich dann in kostengünstigen Dienstleistungen widerspiegeln. Auch die KI-Technologie ist hier ein wesentlicher Faktor.

CleanTech-Power für die Lieferlogistik

Oliver Ritzmann hat es sich mit seinem Start-up gryn zur Aufgabe gemacht, die grüne Transformation der Lieferlogistik voranzutreiben.

Lieferketten nachhaltig gestalten: Das zählt heute zu den größten Herausforderungen in der Logistik. Spätestens seit der Logistikstudie 2021 des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) ist klar, dass es jedoch an Transparenz in den komplex verzweigten Supply Chains fehlt, um den Wandel zu einer besseren Klimabilanz in der Branche anzustoßen. Das zu ändern, hat sich das Hamburger Start-up gryn zur Aufgabe gemacht.

Digitale Logistik aus Hamburg in die Welt: „Das Potenzial ist gewaltig“

Dort, wo vor ein paar Jahrzehnten Waren aus aller Welt lagerten, plant Oliver Ritzmann mit seinen Kolleg*innen heute die Zukunft einer modernen, klimafreundlichen Logistik. Die erst im April bezogene Zentrale von gryn liegt mitten in der Hamburger Speicherstadt. Vom St. Annenufer aus entwickeln der Gründer und sein Team die Vision eines nachhaltigeren Welthandels. „Das Potenzial ist gewaltig“, ist er überzeugt. Um das zu verdeutlichen, lässt der langjährige Logistiker schnell Zahlen sprechen. Von der Hansestadt bis nach Marseille könne schon heute ein vollbeladener Lkw, 18 Tonnen schwer, 783 kg CO2 im Vergleich zum aktuellen Status quo einsparen. Eine Reduktion um mehr als 30 Prozent – ohne kostenintensive Umrüstung oder neue Fahrzeugflotte. Wie ist das möglich?

Für Ritzmann liegt einer der größten Treiber für Nachhaltigkeit in der Logistik in den digitalen Technologien. Deshalb hat der Gründer, der seine Karriere bei traditionsreichen Unternehmen wie F.H. Bertling und Kühne + Nagel startete, mit gryn eine Plattform geschaffen, auf der CO2-Bilanzen entlang der gesamten Lieferkette mess- und damit steuerbar gemacht werden. Was bis vor Kurzem für viele Lieferant*innen und Händler*innen wie eine Black Box daherkam, läuft jetzt in Echtzeit über den Monitor auf Ritzmanns Schreibtisch. Die präzisen CO2-Daten in Echtzeit, da sind sich alle bei gryn einig, sind die technische Grundlage für die grüne Transformation der Lieferlogistik.

Synergien durch Transparenz

Akribisch arbeitet man beim Hamburger CleanTech daran, die komplexen Lieferbeziehungen in einem Netzwerk aus Hersteller*innen, Lieferant*innen und Händler*innen zu digitalisieren. „Unser Ziel ist, das weltweit größte Netzwerk für nachhaltige Logistik zu werden“, bringt Ritzmann die Unternehmensvision auf den Punkt. Marktführer*innen aus der Luft- und Seefracht sowie ein großes Modeunternehmen nutzen die Plattform mit dem integrierten Analyse-Tool zur CO2-Messung bereits. Durch die moderaten Preise und die zugängliche Handhabung profitieren auch erste KMUs von der neuen Übersichtlichkeit im Emissions-Management, welche die Technologie von gryn liefert. Bis zum Jahresende sollen es 6000 Mitglieder auf der Plattform werden.

Die Chancen, dass es so kommt, stehen nicht schlecht. Denn mit dem technischen Fortschritt bahnt sich auch ein Mentalitätswechsel in der Branche an. Die Transparenz, die auf dem Boden geteilter und verknüpfter Transportdaten entsteht, deckt ungenutztes Potenzial für Synergien und Kooperationen auf. Wo diese liegen, wird durch künstliche Intelligenz ermittelt. Anonym schlägt gryn potenzielle Partner*innen für die Netzwerkoptimierung vor, um die vorhandenen CO2-Potenziale zu nutzen und macht so zeitintensive Strategieberatungen ein Stück weit obsolet.

Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsvorteil

Wie groß der Bedarf für das digitale Netzwerkmanagement ist, zeigt auch die Logistikstudie des BME. Mehr als 40 Prozent der befragten Unternehmen sehen weiterhin Defizite bei der Umsetzung von höheren Nachhaltigkeitsstandards in der Supply Chain. Knackpunkt dabei ist für mehr als die Hälfte der Mangel an finanziellen und personellen Ressourcen. Gleichzeitig steigt die Erwartungshaltung der Stakeholder. Einer Studie des Beratungsunternehmens McKinsey zu Folge achten bereits mehr als drei Viertel der Verbraucher*innen auf die Nachhaltigkeit von Produkten. Mehr als zwei Drittel nehmen sogar explizit den CO2-Fußabdruck für Produktion und Transport in den Blick.

Und auch seitens der Politik nehmen die Anforderungen an Unternehmen zu, um die ehrgeizigen Klimaziele noch zu erreichen. Allein bis 2030 will man in der EU mindestens 55 Prozent der Treibhausgase im Vergleich zum Jahr 1990 einsparen, wie aus dem Klimaschutzpaket der EU-Kommission hervorgeht. Mit dem europäischen Lieferkettengesetz wird für Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden daher erstmals die Pflicht zur Berechnung und Offenlegung des eigenen CO2-Fußabdrucks statuiert. Zudem soll die CO2-Bepreisung im EU-Emissionshandel ab 2026 auch den Verkehrsbereich erfassen. Der CO2-Preis pro Tonne, derzeit bei 25 Euro, könnte gemäß der Forderung des Umweltbundesamtes langfristig auf bis zu 180 Euro steigen.

Der eigene CO2-Ausstoß wird so zunehmend zum Kostenfaktor für die Logistik und damit zu einer Frage der Konkurrenzfähigkeit. „Jeder, der Güter mit einem minimalen CO2-Fußabdruck liefern kann, hat einen klaren Wettbewerbsvorteil“, ist sich Ritzmann sicher. Immer mehr Unternehmen dürften sich daher auf die Suche nach Einsparmöglichkeiten in ihren Lieferbeziehungen begeben. Daran bestehen zumindest bei gryn keine Zweifel mehr. Für den Klimaschutz wie für den eigenen Unternehmenserfolg setzen die Hamburger da­rauf, dass ihre Plattform nicht nur das Nachhaltigkeitsmanagement einzelner Unternehmen erleichtert, sondern durch die Netzwerkeffekte möglichst große Teil der Logistikwirtschaft zur Umsetzung inspiriert werden. Je mehr Mitglieder ihre Parameter über die Schnittstellen (APIs) mit der Plattform verknüpfen, desto besser die Datengrundlage für das gesamte Handelsnetzwerk, so das Kalkül.

Fragmentierter Markt auf dem Weg zu Net Zero

Welchen Mehrwert eine gesamtheitliche Lösung bieten könnte, zeigt ein näherer Blick auf den europäischen Logistiksektor. Kaum eine Branche ist so fragmentiert wie der über 350 Milliarden Euro schwere Logistikmarkt. Beobachter*innen aus der Transportwirtschaft schätzen, dass etwa die Hälfte der Lkws auf den Straßen der EU nur zu 50 Prozent beladen sind und etwa ein Drittel der Fahrten sogar ganz ohne Waren stattfindet. Selbst die fünf umsatzstärksten Spediteur*innen auf dem europäischen Binnenmarkt beherrschen weniger als fünf Prozent des Sektors. Demgegenüber stehen über 400.000 in der EU registrierte Unternehmen mit zehn oder weniger Lkws.

Ritzmann weiß um die Herausforderung, auf einem solchen Markt schnelle Veränderungen herbeizuführen. Auch deshalb ist das Netzwerk von gryn so angelegt, dass es vom kleinen Lokallieferanten bis hin zum multinationalen Frachtunternehmen nutzbar ist. Die automatisierte Sammlung und Berichterstellung zu den eigenen und den Emissionswerten der Handels­partner*innen soll dabei nur der erste Schritt sein. Denn die Software hilft laut der Entwickler bei gryn auch dabei, die Bereiche aufzudecken, in denen das größte Optimierungs­potenzial besteht. Step-by-Step und mit stetig verbesserter Datengrundlage will man so Kund*innen von der Umsetzung bis hin zum Ziel Net Zero begleiten.

Doch auch Oliver Ritzmann sieht, dass angesichts der andauernden Lieferengpässe in Folge von Pandemie und Sank­tionspolitik, die Spielräume für umfassende Investitionen in eine nachhaltige Lieferinfrastruktur bei einigen Akteur*innen begrenzt sind. „Ein grünes Logistik-Unternehmen braucht die richtige Balance zwischen finanziellem Wachstum und der Sicherung des künftigen Wohlstands auf unserem Planeten“, erklärt er sein Mindset. Um die Kostenseite nicht aus dem Blick zu verlieren und die wirtschaftliche Grundlage nicht zu gefährden, berechnet die KI-Software daher auch den finanziellen Aufwand, der sich aus den vorgeschlagenen Maßnahmen ergibt. Mögliche Nachhaltigkeitsziele wie die Anpassung an das 1,5-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen oder Net Zero können so in jeder Betriebssituation auf deren Machbarkeit überprüft werden.

Am Wendepunkt zur grünen Supply Chain?

Der Gewinn an Planungssicherheit und Transparenz könnte den Wendepunkt für die Logistik in Sachen Nachhaltigkeit bedeuten. Bei gryn jedenfalls setzt man alles daran, dass dieser Plan aufgeht. Ganz bewusst beschränkt sich das Start-up nicht auf die DACH-Region, sondern stellt sich mit einem Fokus auf die USA früh international auf. Nach dem erfolgreichen Launch im Juni arbeitet gryn nun an der Ausweitung seines Service-Angebots mit Projekten zur CO2-Kompensation und detaillierten Klimabilanzen. Auch heute herrscht geschäftiges Treiben auf der Büroetage unweit des Hamburger Hafens, einem der größten Häfen der Welt. Wo, wenn nicht hier, sollte die Zukunft der grünen Supply Chain beginnen?