Ein Unternehmerpaar in der Krise?


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Anna Hoffmann und Arasch Jalali: Als Paar und Gründerteam durch die Coronakrise – ein Erfahrungsbericht.

Corona ist nicht nur ein Stresstest für die Wirtschaft, sondern auch die Beziehung so mancher Paare wird derzeit auf die Probe gestellt. Denn viele sind es nicht gewohnt, so viel Zeit auf engem Raum miteinander zu verbringen. Das Ehepaar Anna Hoffmann und Arasch Jalali hat 2012 die B2B-Herstellerplattform PROFISHOP gegründet und bietet seither über 1 Millionen Produkte auf ihrer Onlineplattform an. Statt vom Großraumbüro aus führten die beiden ihr Unternehmen während der akuten Krisenzeit aus dem Home-Office. Eine Situation, die von außen betrachtet natürlich nicht ganz einfach erscheinen mag, wenn Arbeit und Beziehung derart miteinander verwoben sind.

Der Arbeitsalltag des Paars sieht vor der Krise wie bei vielen Unternehmern aus:  gemeinsam mit ihren 60 Mitarbeiter arbeiten sie von ihrem Bremer Büro aus. Sie sind also physisch den Großteil des Tages zusammen am gleichen Ort. Da Anna Hoffmann und Arasch Jalali nicht nur ihr Privatleben teilen, sondern auch ihr Berufsleben, haben sie sich einige klare Regeln auferlegt. So stehen Ehrlichkeit, Transparenz und ein gewisser Freiraum dem anderen Gegenüber an erster Stelle.

Außerdem nehmen sie sich bewusst Auszeiten: So gibt es einmal pro Woche einen PROFISHOP-freien Abend und ab und zu auch ein freies Wochenende. „Natürlich läuft man Gefahr, immer über PROFISHOP zu reden und, das ist auch gut so, denn das hat auch seine Vorteile, im ständigen Austausch über das Geschäft zu sein. Ab und zu müssen wir aber bewusst sagen: Wir sind tolle Geschäftspartner, aber eben auch ein Ehepaar”, sagt Anna Hoffmann.

Doch dann erreicht Deutschland die Corona-Pandemie

Bereits Ende Februar haben Arasch Jalali und Anna Hoffmann sehr konkret überlegt, was zu tun ist, damit sie in einer ähnlichen Situation wie im chinesischen Wuhan den Betrieb aufrecht erhalten können. Unter der klaren Maßgabe, dass keiner der 60 Mitarbeiter mehr im Büro vor Ort sein muss.

Anfang März haben sie dann innerhalb kürzester Zeit die technischen Vorkehrungen getroffen, damit jeder Mitarbeiter von heute auf morgen daheim arbeiten kann. Der Umzug ins Homeoffice lief daher absolut reibungslos. Obwohl die Mitarbeiter und die beiden Gründer in diesem Umfang vorher nie von zu Hause aus gearbeitet haben. Die Einrichtung der Hardware aus dem Home-Office lief einigermaßen reibungslos, auch wenn es vorerst einer Anschaffung von mehreren Laptops bedurfte. Die Meetings wurden virtuell abgehalten, die Kommunikation lief über viele Kanäle, wie Video-Calls, Slack, WhatsApp und Co. Einzig und allein waren die Meetings mit Lieferanten und Herstellern, die sonst persönlich stattfanden, mussten auf Eis gelegt werden Denn viele Mittelständler sind schlicht noch nicht für digitale Meetings ausgerüstet.

Unsicherheiten und Erfolge

Bevor sich herauskristallisierte, welche Auswirkungen der Lockdown wirklich auf das Geschäft von PROFISHOP hatte, gab es Momente der Unsicherheit unter den Mitarbeitern, aber auch unter den beiden Gründern. Fragen, wie „Wird unser Umsatz einbrechen?“, „Werden wir Kurzarbeit anmelden müssen?“ und wenn ja, „Wie macht man das überhaupt?“ kamen auf. Es machte sich jedoch nach kurzer Zeit die Gewissheit breit, dass der Lockdown keinerlei negativen Auswirkungen hatte, sondern eher das Gegenteil bewirkte: Die Nachfrage nach Produkten, die online erworben werden können, stieg im Allgemeinen – und so auch bei PROFISHOP. Auch dem Wachstum des Start-ups tat der Shutdown keinen Abbruch: So erweiterte es seine Verfügbarkeit und eröffnete Anfang April seinen Onlineshop in Italien.

Keine Krise ohne Learnings

Wie bei den meisten anderen Unternehmen hat die Krise gezeigt, dass ein Unternehmen heutzutage völlig remote geführt werden kann. Für Arasch Jalali und Anna Hoffmann war die Zeit des Lockdowns eine große Vertrauensprobe in das Unternehmen, die Mitarbeiter, das Businessmodell und in sich selbst. Die Probe wurde mit Bravour bestanden, zeigt aber, dass letztendlich das Vertrauen in die Mitarbeiter das Wichtigste ist.

Und es zeigte sich, dass flexible Arbeitszeiten auch Vorteile haben: Für die Korrespondenz mit Geschäftspartnern in anderen Zeitzonen kann es durchaus sinnvoll sein, wenn Mitarbeiter ihre Arbeitszeit eher in den Abend verlegen. Die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten, ist bei PROFISHOP nun noch stärker verankert, da das Team gezeigt hat, dass es keinerlei Einschränkung gibt, wenn alle von zuhause arbeiten.

Die Vorbereitungen für die Rückkehr ins Büro laufen nun auf Hochtouren, damit die Umstellung in die neue Normalität möglichst angenehm und ohne Reibungen verläuft. Damit das Team die Abstandsregelungen einhalten kann, haben die beiden zwei weitere Büroräume angemietet. Sie befinden sich im selben Gebäude wie das aktuelle Office. Fest steht bereits, dass die allgegenwärtigen Hygieneregeln sowie Desinfektionsmittel und Co. noch lange zum Standardrepertoire im Büro zählen werden.

Für Anna Hoffmann und Arasch Jalali haben die vergangenen Wochen noch einmal gezeigt, wie wichtig Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind, wenn es darum geht, ein Unternehmen erfolgreich durch eine Krise zu führen.

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