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Recruiting in Zeiten von COVID-19
Not macht erfinderisch - oder: Inwiefern hat sich die virtuelle Personalsuche in der Corona-Zeit durchgesetzt und was bewirkt dieser Methodenwechsel im künftigen Rekrutierungsprozess?

Die Ausgangsbeschränkungen und die Verbreitung der Heimarbeit infolge der COVID-19-Epidemie haben zahlreiche Unternehmen dazu veranlasst, ihren Rekrutierungsprozess zu überdenken. Die Unmöglichkeit, Bewerbungsgespräche von Angesicht zu Angesicht durchzuführen, hat sie dazu veranlasst, ihre digitale Transformation zu beschleunigen und auf virtuelle Bewerbungsgespräche zu setzen.
Dank der Anwendung von Videokonferenz-Tools waren die verantwortlichen Personalberater in der Lage, Bewerber zu rekrutieren, ohne sie vorher persönlich treffen zu können.
Auch wenn dieser Methodenwechsel für manche plötzlich erfolgte und viele sehr bedachtsam vorgingen, so sind die meisten Beteiligten zu der Erkenntnis gekommen: Man kann auch trotz physischer Distanz einen guten Kandidaten finden.
Not macht erfinderisch
Zum Bewerbungsgespräch gehören normalerweise der Handschlag zwischen dem Bewerber und dem Personalberater, seinem künftigen Vorgesetzten und allen weiteren Mitarbeitern sowie die Besichtigung der Räumlichkeiten. Jedoch haben all diese Gewohnheiten mit dem Beginn der Ausgangsbeschränkungen im März 2020 ein abruptes Ende erfahren: Keine Reisen mehr, keine persönlichen Begegnungen. Sämtliche menschlichen Tätigkeiten wurden auf ein striktes Minimum reduziert. Der Bewerbungsprozess wurde zu einer „nicht notwendigen Tätigkeit“.
In dieser noch nie dagewesenen Zeit mussten die Unternehmen Neuerungen einführen, um weiterhin Personal einstellen zu können. Viele davon haben dabei auf Softwares wie Zoom oder Teams gesetzt. Obwohl dadurch die Analyse der nonverbalen Kommunikation eingeschränkt wird (ein Teil der Gestik entzieht sich der Beobachtung durch den Personalberater), kommen die Bedingungen dieser Interviews einem persönlichen Gespräch am nächsten.
Schon vor der Krisenzeit wurde diese Methode zusehends eingesetzt. Sie hat aber während der Ausgangsbeschränkungen einen außergewöhnlichen Zuwachs von über 40 Prozent erlebt – und diese Zahlen gelten weiterhin. Unabhängig von der Krise haben die Personalberater feststellen können, dass ihnen viel mehr Zeit für sich selbst, als auch für die Kandidaten bleibt.
Innovativ: zeitlich versetztes Online-Interview
Noch innovativer ist, dass das zeitlich versetzte Online-Interview immer mehr Anhänger findet. Die Software Visiotalent ermöglicht zum Beispiel den Bewerbern, vorgegebene Fragen in einem Videoformat zu beantworten, welche dann zu einem späteren Zeitpunkt von den Personalberatern angesehen werden.
Durch das zeitlich versetzte Online-Interview ist der Bewerber flexibel (er hat mehrere Tage Zeit, um seine Antworten aufzunehmen) und braucht sich in der ersten Phase des Rekrutierungsprozesses nicht für ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht auf den Weg zu begeben. Das Vorgehen ist einfach und lässt Recruiter Zeit gewinnen, womit sie Kandidaten viel rascher in die engere Wahl aufnehmen können.
Für bestimmte Stellen kann das Online-Vorstellungsgespräch sogar gleichzeitig den Lebenslauf und das klassische Telefongespräch ersetzen. Der Zeitgewinn ist in diesen Fällen beträchtlich.
Den Menschen wieder in den Mittelpunkt des Prozesses stellen
Der Rekrutierungsmarkt ist durch die zunehmende Digitalisierung schon seit einiger Zeit im Umbruch. Auch die Bewerber haben ihr Verhalten diesbezüglich vollständig umgestellt, denn bereits 89 Prozenet von ihnen beginnen ihre Stellensuche auf Jobbörsen im Internet.
Doch sobald der Lebenslauf verschickt war, nahm der Rekrutierungsprozess seinen traditionellen Lauf: Lebenslauf, Bewerbungsschreiben – Telefongespräch – persönliche Begegnung.
Digitale Lösungen haben begonnen, nach und nach an diesem bewährten Vorgehen zu rütteln, um sowohl Bewerbern als auch Recruitern ein innovatives und flexibles Erlebnis zu bieten.
Zeit und Ressourcengewinn durch virtuelle Personalsuche
Mit der Zeit, die nicht mit der Planung und Organisation von persönlichen Gesprächen verwendet wird, kann man sich auf andere Aufgaben konzentrieren, wie z.B. den menschlichen Austausch mit den Bewerbern.
Die Erfahrung hat auch gezeigt, dass die virtuelle Rekrutierung ermöglicht, die Kandidatenprofile zu diversifizieren und damit Effizienz und Qualität der Anstellungen durch die Personalberater zu verbessern. Indem man sich nicht nur auf den Lebenslauf, sondern eher auf die Sozialkompetenzen stützt, entpuppen sich manche Bewerber als sehr gute Profile.
Die virtuelle Personalsuche ist auf dem besten Weg, ein fester Bestandteil vom Rekrutierungsprozess in den Unternehmen zu werden. Und während die Heimarbeit für viele Mitarbeiter Grenzen zu haben scheint, hat die Fernrekrutierung eine große Zahl von Bewerbern überzeugt. Anlässlich unserer Befragung vom Mai 2020 haben 60 Prozent der befragten Personen die Erfahrung positiv beurteilt.
Der Autor Stéphane Brunner ist Head of International Sales bei CleverConnect, einem europaweit agierenden Anbieter von Rekrutierungslösungen.
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