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4 Der Kampf an der Schwelle
So hatte Peter sich das nicht vorgestellt. Von einem Monat auf den anderen will ihn die Firma nicht gehen lassen. Schließlich müssten die laufenden Projekte noch abgewickelt und ein Nachfolger eingearbeitet werden. Peters Vater ist strikt gegen die Pläne. Gerade auf seinen Vater hatte Peter jedoch gehofft. Schon nächsten Monat könnte er das perfekte Ladenlokal beziehen. Die Zeit hierfür drängt, während die Finanzierung noch Zeit in Anspruch nehmen würde. Mit seiner Firmenleitung wird er sich schon einigen können. Er hat einige Rücklagen, aber es gilt schließlich zwei Monate finanziell zu überbrücken, bis die bewilligten Gelder fließen würden. Schließlich kann Peter seinen Vater überzeugen. Sein alter Herr leiht ihm die fehlenden 5000 Euro – zinsfrei und ohne sofortige Rückzahlungsverpflichtung. Und in der Firma bereiten ihm die alten Kollegen einen berührenden Abschied.
Was lernen wir daraus? Jetzt wird es erst mal hart. Um sich wirklich auf neuem Terrain wiederzufinden, gilt es die Auseinandersetzung zwischen dem Helden und seinem Widersacher zu führen. Wer oder was macht den Weg wirklich frei? Der Boden, an den Sie gewöhnt sind, ist plötzlich unsicher geworden, aber auch neu und spannend. Er fühlt sich gut an unter Ihren Füßen. Neue Befürworter stehen Ihnen bei. Erste und auch größere Schwierigkeiten stellen sich ein. Ein paar Bremser wollen Ihnen etwas einreden. Aber Sie lassen sich nicht entmutigen. Sie sind schon ein Stück gewachsen und wachsen mit jedem Tag mehr. Sie lösen Ihre Probleme und schauen voraus.
Etappen-Tipp: Nutzen Sie den Wind frischer Motivation in Ihren Segeln, um erste Schwierigkeiten leicht zu überwinden. Überstürzen Sie nichts. Halten Sie nach neuen Mentoren Ausschau und nutzen Sie deren Potenziale.
5 Das Neuland und die große Prüfung
Zu Anfang läuft alles bestens. Peters Entscheidung, sich auf ein kleines, aber besonders hochwertiges Sortiment zu beschränken, stellt sich als goldrichtig heraus. Als aber die Börsenkrise kommt und die Umsätze einbrechen, wird es eng. Die Importe verteuern sich. Weil Peter nicht in Billiglohnländern herstellen lässt, verteuern sich seine ohnehin schon höheren Preise zusätzlich. Ganz eng wird es, als ein Produzent in Kanada Konkurs anmelden muss, nachdem Peter bereits eine hohe Vorauszahlung für Rohmaterial geleistet hatte.
Das Geld ist verloren, und einige Kunden wollen nicht länger auf ihre Lieferungen warten. Die Bank kann nichts mehr für Peter tun. Seine Sicherheiten sind ausgereizt. Herr Bauer bedauert dies sehr; und er hat eine Idee. Er macht Peter mit einem Geschäftsfreund bekannt, der sich als cleverer und mutiger Investor einen guten Namen gemacht hatte. Peter kann Herrn Baum von der Tragfähigkeit seines Konzeptes überzeugen, nur eines will er nicht: das Ruder aus der Hand geben und nicht mehr Herr im eigenen Haus sein. Herr Baum ist ein zäher Verhandlungspartner: Er ist wohlwollend, hat aber nichts zu verschenken. Nach einem harten Verhandlungsmarathon werden sie sich einig.
Peters Heldenetappe zeigt: Eines ist sicher im Business: dass nichts sicher ist. Kaum, dass man meint, alles liefe wie am Schnürchen, geht etwas schief. Ein Konkurrent taucht auf, die Nachfrage ist im Keller, eine unvorhersehbare Panne tritt auf. Vielleicht machen Sie einen ersten Fehler, der schwer zu reparieren ist. Aber wie man beim Marathontraining unter 40 Kilometern bleibt, um die Strecke schließlich dennoch zu meistern, so ist es auch hier. Sie wachsen über sich hinaus.
Etappen-Tipp: Fragen Sie sich, wie Sie Ihren Kampf gewinnen können, wenn Sie alle Regeln brechen und jede Möglichkeit nutzen, die sich Ihnen bietet. Vertrauen Sie auf Ihr Wissen und auf die Widerstandsfähigkeit Ihres Vorhabens. Entwickeln Sie eine Strategie in 30 Worten: Was werden Sie konkret tun? Nutzen Sie den Ansatz des „Appreciative inquiry“: Träumen und designen Sie Ihre Ziele in der Krise und brechen Sie diese auf konkrete, machbare Schritte herunter. Fokussieren Sie dabei immer auf Ihre Stärken, auf das Positive in den Umständen und auf Ihr Potenzial.
6 Die Belohnung
Die Wirtschaftskrise hat sich schließlich verzogen. Wo Peter Schreibers Vater zuerst klein und die Bank ein bisschen größer gedacht hatten, denkt Herr Baum in ganz anderen Dimensionen. Er hilft Peter dabei, die Lizenzen für seine Produkte zu erwerben und schließlich in Deutschland zu produzieren. Das ist zwar nicht billiger, spart aber Kosten für den Import und verkürzt die Lieferzeiten. Herr Baum ist zu einer Art freundschaftlichem Berater geworden. Die Finanzierung ist genehmigt und schon bald werden die Schreibers mit dem Bau ihres neuen Hauses beginnen, zumal sich bei ihnen bereits neuer Nachwuchs ankündigt.
Hier braucht es nicht viele Worte. Peter Schreibes Krise ist gemeistert – was bedeutet das für Ihre Heldenreise? Mit Ihren neuen Kräften und der Hilfe Ihrer Mentoren haben Sie alle Rückschläge gemeistert und Ihr Standing gefestigt. Jetzt gilt es, die Früchte Ihres Mutes und Ihrer Arbeit zu ernten. Sie haben es sich verdient!
Etappen-Tipp: Würdigen Sie den Erfolg und die Erlebnisse, die Sie von Ihrer Reise mitgebracht haben. Spüren Sie, wie Ihre Persönlichkeit im Veränderungsprozess gewachsen ist. Genießen Sie Ihren Erfolg, aber ruhen Sie sich nicht darauf aus. Arbeiten Sie stattdessen zielstrebig und kontinuierlich weiter, aber achten Sie dabei auch auf Ihre Work-Life-Balance. Denn Erfolg ist nichts wert, wenn man keine Zeit hat, ihn zu genießen.
7 Die Rückkehr
Nach turbulenten Monaten ist endlich alles gut. Obwohl ihn sein Unternehmen sehr in Anspruch nahm, findet Peter jetzt mehr Zeit für die Familie. Alles läuft in geregelteren Bahnen. Die Geschäfte laufen prima und eine vertraute Sicherheit stellt sich wieder ein – ohne einen Vorgesetzten, der Schikanen mit Autorität verwechselt …
Die letzte Etappe der Heldenreise zeigt: Nach einem Wandel kehrt man immer wieder zu einem vertrauten Platz zurück: zu sich selbst. Mag der Ort auch gewechselt haben und mögen die Zeiten neuere und bessere sein – Sie kommen nach der Zeit der Herausforderung zu sich zurück. Sie sind im Wandel gewachsen und in der Krise gereift. Und Sie wissen, was zu tun ist, wenn Ihre nächste Heldenreise beginnt.
Etappen-Tipp: Eigentlich braucht es hier fast keine Tipps mehr – außer: Bleiben Sie aufmerksam, nicht nur drohenden Krisen gegenüber. Halten Sie Ausschau nach neuen Chancen und bewahren Sie Ihren Entdeckergeist. Haben Sie den Mut, eine neue Reise zu wagen
Starten Sie Ihre persönliche Heldenreise
Zugegeben, Peter Schreibers Geschichte ist sehr idealisiert. Fast wie ein antiker Heldenmythos. Wenn Sie genau hinsehen, gibt es gefährliche Gegner wie die mystischen Zentauren, Gorgonen, Zyklopen etc. Natürlich ist die Geschichte nur eine Art Metapher. Es kommt darauf an, sie für die eigene Existenzgründung, für Ihren Weg als Unternehmer, zu übersetzen, ihr eine individuelle Prägung zu geben. Sie werden sich derzeit vermutlich auf einer der sieben Etappen befinden. Stellen Sie für sich fest, wo genau sie gerade sind und planen dann Ihren weiteren Weg. Die Heldenreise ist Ihr Navigationssystem auf dem Weg in eine bessere und lohnendere Zukunft!
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NOI Techpark – ein europäischer Playground of Opportunities
2017 an den Start gegangen, ist der in Südtirol beheimatete NOI Techpark ein synergiereicher Mikrokosmos aus Universität, Forschung, Unternehmen und Start-ups und hat sich als eine All-in-one-Anlaufstelle etabliert, die man in dieser Form europaweit kaum ein weiteres Mal findet. Mehr zum Selbstverständnis und den vielschichtigen Aktivitäten des NOI Techpark erfahren wir im Interview mit Pia-Maria Zottl, der Leiterin des Incubators im NOI.
StartingUp: NOI Techpark ist Südtirols Innovationsviertel. Was kann man sich darunter genau vorstellen?
Pia-Maria Zottl: Stellen Sie sich einen Ort vor, an dem Ideen kurze Wege haben. Auf dem Gelände einer ehemaligen Aluminiumfabrik in Bozen wächst seit 2017 Südtirols Wissenschafts- und Technologiepark, der NOI Techpark. Hier arbeiten und forschen aktuell 2.400 Start-upper, Unternehmerinnen, Lehrende und Studierende. Hier wird täglich Wissen geteilt und gemeinsam an Lösungen für eine lebenswerte Zukunft gefeilt. Der Name NOI ist dabei Programm. Er steht für Nature of Innovation und verkörpert die Art, wie wir Innovation verstehen und leben: keine Innovation zum Selbstzweck, sondern eine, die eine positive Wirkung auf Mensch und Umwelt hat.
StartingUp: Was macht Bozen als Innovationsstandort so besonders?Pia-Maria Zottl: Wir liegen in Südtirol an einem strategisch wichtigen Dreh- und Angelpunkt zwischen Italien und dem DACH-Raum und an der Achse zweier starker Start-up-Ökosysteme in Europa: München und Mailand. Bozen war schon immer ein zentraler Knotenpunkt zwischen Nord und Süd. Und genauso ist NOI ein strategischer Knotenpunkt zwischen Forschung und Unternehmen. Hier kommen die richtigen Partner schnell zusammen und arbeiten unkompliziert miteinander. Jungunternehmen aus dem deutschen Raum finden im NOI die nötigen Netzwerke und Rahmenbedingungen für den Sprung in den italienischen Markt und umgekehrt. Und wir sind auch ein Tor zu Europa, wenn es darum geht, passende Forschungs- oder Industriepartner zu finden und EU-Förderungen für die eigene Geschäftsidee zu mobilisieren.
StartingUp: Was bieten Sie Gründerinnen und Gründern, was diese anderswo nicht finden, sprich was unterscheidet NOI von anderen Gründerzentren?
Pia-Maria Zottl: Wir sind mehr als ein reines Gründerzentrum. Der NOI Techpark ist ein synergiereicher Mikrokosmos aus Universität, Forschung, Unternehmen und Start-ups. Eine All-in-one-Anlaufstelle, die enorme Vorteile bringt und ein Unikum ist, das man anderswo in Europa in dieser Form nicht so leicht findet. Zudem haben Gründerinnen und Gründer im NOI Techpark Zugriff auf Know-how und Forschungslabore in Feldern wie grüne Technologien, Lebensmittel und Gesundheit, Digital und Automation in Industrie und Landwirtschaft. Dieser Mischung ist es zu verdanken, dass NOI immer mehr zu einem internationalen Anziehungspunkt für innovationswillige Start-ups, Scale-ups und Spin-offs wird. Teams arbeiten hier Tür an Tür mit Forschungsgruppen und Fachleuten unterschiedlichster Branchen. Pilotprojekte, Prototypen oder Nutzerfeedback lassen sich so viel schneller organisieren. Start-ups können ihre Produkte in einem unserer 70 Labore testen, mit passenden Forschungspartnern verfeinern und zugleich den Marktzugang mit potenziellen Kunden vorbereiten. Kurz gesagt: Wir sind ein wahrer „playground of opportunities“.
StartingUp: Wie viele Start-ups betreuen Sie und welche Themen und Branchen sind vorherrschend?
Pia-Maria Zottl: Aktuell betreuen wir 43 Start-ups, fünf davon haben wir erst vor wenigen Wochen aufgenommen. Im NOI dominieren, wie bereits erwähnt, besonders die Technologiefelder Green, Food & Health, Digital und Automotive & Automation. Der NOI Techpark hat sich in diesen Bereichen eine hohe Glaubwürdigkeit aufgebaut, weshalb viele Start-ups in diesen Sektoren angesiedelt sind. Besonders KI-gestützte Lösungen, etwa im Agrarbereich, stehen im Trend. Nachhaltige Innovationen und der Fokus auf Kreislaufwirtschaft sind ebenfalls stark vertreten, was den regionalen Bezug zur Natur und den Ressourcen Südtirols widerspiegelt. Ein ganz großes Thema ist schließlich die Lebensmittelfermentation. Darin haben wir hier im NOI ein international anerkanntes Know-how, dank des ICOFF – International Centre on Food Fermentations und mehrerer Forschungsgruppen und Unternehmen. Start-ups wie Looops, das eine Zuckeralternative aus fermentierten Lebensmittelnebenprodukten entwickelt, haben sich genau aus diesem Grund im NOI angesiedelt und profitieren vom Wissen und dem vorhandenen Netzwerk.
StartingUp: Was bieten Sie Start-ups, die sich im NOI Techpark ansiedeln?
Pia-Maria Zottl: Wir begleiten Gründerinnen und Gründer ganzheitlich – von der ersten Validierung bis zum Skalierungsschub. Unsere drei aufeinander aufbauenden Programme führen zielgerichtet durch die wichtigsten Phasen der Unternehmensentwicklung: Wir schärfen Problem-/Solution- und Product-/Market-Fit, entwickeln gemeinsam belastbare Geschäftsmodelle und bereiten Teams systematisch auf Wachstum und Markteintritt vor. Ergänzt wird das durch ein starkes Alumni-Format sowie Initiativen wie Female Founders, die spezifisch auf weibliche Start-ups zugeschnitten sind, und Future Founders, die Nachwuchs-Talente früh abholen sollen. Zu unserem Service-Portfolio gehören Performance-Analysen, individuelle Coachings und Mentorings mit erfahrenen Unternehmern und Expertinnen, Workshops und Academies zu Themen von Go-to-Market bis Finanzierung – und vor allem der direkte Zugang zu einem außergewöhnlich dichten Netzwerk aus Forschung, Industrie, Universität und Investoren.
Vorteile kleiner Unternehmen
In New York, wo die beiden Gründer vor zehn Jahren lebten, hat alles begonnen: Auf einem Antiquitätenmarkt haben sie alte Fotoabzüge entdeckt und beschäftigen sich seitdem intensiv mit der Fotokunst. Zurück in Berlin merkte das Paar, dass ihre Freunde zwar von den Fotos begeistert waren, aber sie sich kaum leisten konnten. Schnell war die Idee der Demokratisierung geboren, denn zwischen exklusiver Kunst und billigen Postern gab es kein Angebot. Innerhalb eines Jahres recherchierten sie mit einem Team von Spezialisten interessante Fotokünstler, stellten das Programm zusammen und entwickelten das Konzept. „In der Kunstbranche ist unsere Art von Vertrieb, Personaleinsatz und Kommunikation ganz neu“, berichtet Julia Heinemann, Pressesprecherin von Lumas: „Die Fotokunstwerke werden in großer Auflage für einen Preis von 120 bis 600 Euro vor Ort und über das Internet angeboten – ergänzt von einem bilingualen Magazin, das zwei- bis dreimal im Jahr in einer Auflage von 960.000 Exemplaren erscheint. Ein Kuratorium aus Fachleuten stellt das Portfolio zusammen, die Abzüge werden dann in unserem Partnerlabor in Köln produziert. Die Galerien-Teams und alle Mitarbeiter treffen sich zweimal im Jahr in Berlin, bilden sich weiter und tauschen aus.“
Und auch neue Wege der Kapitalbeschaffung sind Stefan Ullrich und Stefanie Harig gegangen: „Bei den Neuerungen und Gründungen weiterer Standorte hilft – neben der Investition des Burda Verlags, der 2006 auf uns zugekommen ist – eine Aktiengesellschaft, in die der Erlös unserer vorherigen Unternehmen eingeflossen ist. Da sie nicht börsennotiert ist, können wir frei darüber verfügen.“ Die schnelle Expansion schaffe Lumas, da sich das zehnköpfige Kernteam wöchentlich treffe: „Neue Ideen können hier sofort besprochen und umgesetzt werden“, so die Sprecherin der Galerie. „Vor kurzem ist die Beta-Version von www.whitewall.com online gegangen. Galeristen, Künstler und Sammler entwickeln hier selbst das Programm. Mit der Online-Community wollen wir den Kunstmarkt weiter demokratisieren.“
Vorteile kleiner Unternehmen
Kleine Unternehmen sind – trotz einiger struktureller Hindernisse (siehe die Grafik „Die größten Killerfaktoren für Innovationen“) – bei Innovationsprozessen im Vorteil, betont Innovationsforscher Erich Schwarz: Sie können Ideen schnell aufgreifen und mit relativ wenig Kosten umsetzen. Auch die Bedürfnisse ihrer Kunden kennen die Kleinen besser und können gezielter Lösungen für deren Probleme entwickeln. Das geht mit mehr Nachdruck als bei manchem großen Top-Innovator, denn hier kümmert sich der Chef um die Generierung neuer Ideen und treibt den Prozess voran, so der Innovations- und Gründungsforscher.
„Ziehen Sie sich regelmäßig mit Disziplin aus dem Alltagsgeschäft zurück und halten Sie sich den Spiegel vor“, rät Anja Förster dringend allen Chefs kleiner Unternehmen. Je kleiner ein Unternehmen, umso einfacher ist es dabei, sich mit den Mitarbeitern auszutauschen und eine gute Kommunikations- und Innovationskultur zu pflegen – auch mit Teams, die neue Ideen entwickeln. Ebenso gilt es, Außenstehende bei der Generierung neuer Ideen einzubeziehen, am besten eignen sich bereits vorhandene Kontakte.

