Anbieter-Check: Low-Code-Entwicklungs-Plattformen

Autor: Rosalia Pavlakoudis
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Wer Softwaretools oder Webanwendungen bereitstellen will, ohne die Kosten und Mühen einer traditionellen Entwicklung per Programmiersprachen auf sich zu nehmen, kann dies mithilfe von Low-Code- oder No-Code-Entwicklungsplattformen leisten. Wir stellen sieben leistungsstarke Tools vor.

Ob für Kundenportale, Apps für die Kommunikation zwischen Shareholdern oder Lösungen zur internen Datenverwaltung: Der Bedarf an maßgeschneiderten Apps und Webanwendungen in Unternehmen ist hoch. Viele Unternehmen möchten die Entwicklung dieser Apps gern selbst in die Hand nehmen, doch längst nicht alle haben ein eigenes Entwicklungsteam mit umfassenden Programmierkenntnissen oder die Möglichkeit, Mitarbeitende in diesem Bereich zu schulen.

Hier kommen Low-Code-Entwicklungsplattformen ins Spiel: Sie bieten eine vereinfachte Entwicklungsumgebung, in der die Anwendungserstellung mithilfe visueller Elemente und nicht durch klassische textbasierte Programmiersprachen erfolgt. So kann Software deutlich schneller und auch kostengünstiger entwickelt und bereitgestellt werden, und es ist nicht nötig, Teammitglieder mit Programmierkenntnissen einzustellen oder umfangreiche Schulungen durchzuführen. Üblicherweise bieten diese Plattformen auch umfassende Funktionen zur Verwaltung von Dokumenten, Dateien und Inhalten, sodass Unternehmen mit diesen eine zentrale Informationsquelle für alle Teams erstellen können. Meist können die per Low-Code-Plattform entwickelten Anwendungen in der Cloud bereitgestellt werden, gelegentlich auch On-Premises.

Die von uns ausgewählten Anbieter*innen bieten unter anderem folgende drei Hauptfunktionen von Low-Code-Plattformen: Deployment Management (Einsatzmanagement), Integrations Management (Integrationsmanagement) und Visual Modeling (visuelle Gestaltung). Sämtliche Auswahlkriterien sind am Ende des Beitrags aufgeführt. Die sieben Tools sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.

Airtable

Die Low-Code-Entwicklungsplattform Airtable verbindet die vertraute Nutzungsweise von Tabellenkalkulationen mit den Möglichkeiten einer Datenbank. Teams können Daten aus den unterschiedlichsten Quellen automatisch und in Echtzeit synchronisieren und so eine zentrale Informationsquelle für alle Beteiligten schaffen. Diese Daten lassen sich in sogenannten Bases in Tabellenform oder in zahlreichen anderen Ansichten anzeigen, etwa als Gantt-Diagramm, Kanban-Board, Team­kalender, visuelle Galerie oder Zeitleiste. Auch teilbare Formulare zum Erfassen von Daten sind verfügbar. Teams können Prozesse und Abläufe automatisieren, von einfachen auto­matisch versendeten Benachrichtigungen bis hin zu komplexen mehrschrittigen Workflows, und sich dabei die Inte­grationen für Tools wie Google Workspace, Slack oder Twitter zunutze machen. Die Logiken für die Automatisierung lassen sich per Java­Script erweitern.

Mit dem Interface Designer von Airtable können Teams per Drag and Drop und ohne Code eigene Nutzungsoberflächen erstellen und Berechtigungen dafür festlegen, wer worauf Zugriff hat. Für jede Base lassen sich beliebig viele Oberflächen erstellen und für einzelne Teammitglieder oder Stakeholder individuell anpassen. Die cloudbasierte Lösung ist über den Browser sowie als Desktop-App für Mac und Windows und als iOS- oder Android-App nutzbar.

Für Einzelpersonen oder sehr kleine Teams bietet Airtable eine Gratisversion mit unbegrenzt vielen Bases und bis zu 1200 Datensätzen pro Base für bis zu fünf Teammitglieder. In den kostenpflichtigen Versionen Plus, Pro und Enterprise sind unter anderem Erweiterungen verfügbar (drei bzw. zehn pro Base in den Versionen Plus und Pro, unbegrenzt viele in der Enterprise-Version), mit denen sich die Bases beispielsweise um einen JSON-Editor, interaktive Skripts, Suchfunktionen und einen CSV-Import erweitern lassen. Die Enterprise-Ver­sion bietet großen Unternehmen nützliche Funktionen wie einen dreijährigen Revisionsverlauf, Single Sign-On und ein unternehmensweites Admin-Panel.

5 Hauptfunktionen von Airtable

  • Cloudbasiertes Unternehmens-Dashboard als zentrale Informationsquelle.
  • Automatisierungen mit den verschiedensten Auslösern einschließlich Webhooks.
  • Flexibel anpassbare Ansichten und Freigabeeinstellungen.
  • No-Code-/Low-Code Entwicklung von Anwendungen, die als Website bereitgestellt werden können.
  • Integrationen für zahlreiche beliebte Anwendungen wie GitHub, Asana oder Zendesk; Zapier-Integrationen und REST API.

BIC Platform

Die BIC Platform bietet eine Reihe verschiedener Module zur Erreichung der Unternehmensziele: BIC Process Design dient der Modellierung, Analyse und Optimierung von Unternehmensprozessen einschließlich automatisierter Prüf- und Freigabe-Workflows sowie Dokumentenmanagement. BIC Information Security ist ein automatisiertes Informationssicherheitsmanagementsystem nach ISO 27001 mit interak­tiven Dashboards, vordefinierten Berichten und Risikomanagement. BIC Data Protection hilft Unternehmen, die Vorgaben der DSGVO einzuhalten. BIC Business Continuity hilft bei der Überwachung kritischer Geschäftsprozesse und der Reaktion im Notfall, BIC BSI Grundschutz dient der Einhaltung der Anforderungen des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) und die GRC-Software BIC Custom GRC verwaltet Prozesse zu Governance, Risk und Compliance.

BIC Process Execution bietet zahlreiche Funktionen für die Low-Code-/No-Code-Automatisierung. Per Drag-and-Drop­Modellierung und Formulareditor im Baukastensystem lassen sich ausführbare Workflows, digitale Formulare oder durch Bots automatisierte Aufgaben etwa für Kund*innen oder Mitarbeitende erstellen. Dabei können Drittsysteme wie SAP, Microsoft Dynamics, Sharepoint und Salesforce inte­griert werden und Robotic Process Automation erweitert die Automatisierung.

Der Anbieter hat seinen Hauptsitz in Bochum: Das Tool und der Kundensupport sind somit auf Deutsch verfügbar. Alle Preisinformationen sowie eine kostenfreie Demo oder Testversion gibt es auf Anfrage.

5 Hauptfunktionen von BIC Platform

  • Prozessoptimierung und -automatisierung.
  • Module für Informationssicherheit, Datenschutz, Compliance und mehr.
  • Prozess-Templates für die einfache No-Code-/Low-Code-Automatisierung.
  • Dynamisches Fall- und Aufgabenmanagement.
  • Analysen von Prozessperformance und Fortschritt.

Formaloo

Mit Formaloo können Unternehmen ohne Verwendung von Code Formulare, Datenbanken und benutzerdefinierte Webanwendungen erstellen. Dabei können sie Daten aus Excel-Tabellen importieren, über in Formaloo erstellte Onlineformulare erfassen oder Datensätze neu aufbauen. Der auf die Zusammenarbeit ausgerichtete Arbeitsbereich kann nach verschiedenen Teams, Abteilungen, Kund*innen und Projekten organisiert werden. Im Web App Builder lassen sich Formulare, Links, Tabellen, Diagramme und mehr zusammenführen, um die Daten an einem zentralen Ort zu visualisieren, zu verwalten und mit anderen zu teilen. Per iframe können die so erstellten Web-Apps in Websites eingebettet werden. Auch vorgefertigte Templates für Web-Apps sind verfügbar. Neben zahlreichen Inte­grationen für Apps und Services wie Google, Salesforce, Microsoft oder Shopify gibt es eine SDK, APIs und Webhooks.

Die kostenlose Version von Formaloo richtet sich an Einzelpersonen mit bis zu fünf Datenbanken und Anwendungen. Für KMU eignet sich die Plus-Version mit unbegrenzt vielen Datenbanken und Anwendungen, größere Unternehmen sind mit der Pro- oder Enterprise-Version gut bedient. Ab der Plus-Version sind Workflow-Automatisierung und Logiken verfügbar.

5 Hauptfunktionen von Formaloo

  • Erstellen von Formularen, Datenbanken und Webanwendungen.
  • Anwendungsvorlagen für die verschiedensten Bereiche.
  • Datenerfassung und -analyse, etwa für Kundendaten.
  • Zugriffsbeschränkungen und sichere Zusammenarbeit im Team.
  • WordPress-Plugin zum Erstellen von Formularen und Widgets.

Forms On Fire

Wie der Name schon verrät, liegt ein Fokus von Forms on Fire auf der Erstellung von Formularen. Das Tool richtet sich unter anderem an Unternehmen, die Formulare für ihre internen und externen Mitarbeitenden erstellen möchten, etwa für Inspektionen, Fragen zur Arbeitssicherheit oder Arbeitsaufträge. Doch auch mobile Datenbanken, Referenzdokumente, Aufgabenlisten und Analyseberichte können erstellt werden. Sowohl die Datenerfassung als auch das Ausdrucken von Inhalten sind offline möglich und die No-Code-Designs können in Excel exportiert werden. Zu den nutzbaren Funktionen gehören Barcode- und NFC-Scans, Signaturerfassung, GPS-Standorterfassung und die Integration in andere Systeme.

Das Tool ist in den Versionen Standard, Premium und Enterprise verfügbar. Alle drei Versionen bieten unbegrenzten Speicherplatz und unbegrenzt viele Apps. Die Premium-Version bietet zudem Workflows, unbegrenzt viele Einträge und Premium-Konnektoren. Die Enterprise-Version ermöglicht Single Sign-On und bietet SYNQL für MS SQL oder MySQL.

5 Hauptfunktionen von Forms On Fire

  • Plattformübergreifende Formularerstellung und Excel-App-Designer.
  • Versionskontrollen und Testmodus für mobile Apps.
  • Benutzer*innendefinierte Dashboards für die grafische Aufbereitung von Informationen.
  • Automatisierungen mit flexiblen Workflows, Aufgaben-Templates und Aufgaben-API.
  • Integrationen für Google Sheets, Amazon S3, SharePoint, PowerBI, Zapier und mehr sowie offene API.

Intrexx

Intrexx ist ein skalierbares Low-Code-Baukastensystem für individuell erstellte Businessanwendungen. Per Drag and Drop lassen sich Anwendungen erstellen und Workflows automatisieren, um beliebige Arbeitsabläufe im Unternehmen zu optimieren. Intrexx bietet zahlreiche branchenunabhängige, vorgefertigte Softwarelösungen, die an die individuellen Bedürfnisse eines Unternehmens angepasst werden können, etwa für das Risikomanagement, die Datenanalyse, das Customer Relationship Management, das Qualitätsmanagement oder die Prozessvisualisierung.

Für den Einstieg bietet Intrexx eine Auswahl an Schulungen über die Intrexx Academy, sowohl als On-Demand-Videotrainings als auch als geführte Onlineschulungen zu festen Terminen. Unternehmen können zudem individuelle Onlineschulungen für ihre Teams buchen. Zu den Tools von Intrexx gehören außerdem das DMS-System Dokumentenmanager Pro sowie das Tool für die interne Zusammenarbeit Intrexx Share, das auch Projekt- und Aufgabenmanagementfunktionen bietet.

Das Tool wird in Deutschland entwickelt, ist auf Deutsch verfügbar und bietet eine 90-tägige Testversion sowie ein persönlich begleitetes Onboarding. Preise sowie persönliche telefonische Beratungstermine sind auf Anfrage verfügbar.

5 Hauptfunktionen von Intrexx

  • Anpassbare Businessanwendungen für viele Bereiche.
  • Low-Code-Plattform mit Drag-and-Drop-Editor.
  • Dokumentenmanager und Zusammenarbeitstool.
  • Prozessautomatisierung mit digitalen Workflows.
  • Zentrale Darstellung aller Unternehmensprozesse.

Ninox

Mit der cloudbasierten Datenbankplattform Ninox können Unternehmen Daten und Dokumente an einem zentralen Ort verwalten, über beliebige Geräte zusammenarbeiten und per Drag and Drop Formulare, Berichte und Business-Anwendungen in beliebiger Komplexität erstellen. Daten können in Formularen verwaltet und als Tabelle, Diagramm, Karten, Kanban-Board, Gantt-Diagramm oder Pivot-Diagramm angezeigt werden. Die Automatisierung ist skriptbasiert und über Trigger möglich, ferner es gibt eine breite Auswahl an Vorlagen, etwa für Vertrags- oder Aufgabenverwaltung, Wartungs-, Abnahme- oder Mängelprotokolle, die Arbeitszeiterfassung, das On- und Offboarding, CRM oder Immobilienverwaltung. Für mehr Sicherheit sind rollenbasierte Zugriffsberechtigungen, benutzer*innendefinierte Passwortrichtlinien, Sitzungsmanagement und Single Sign-on verfügbar.

Ninox ist ein deutsches Tool, somit auf Deutsch verfügbar und DSGVO-konform. Wer nur kleine Business-Anwendungen erstellen möchte, kann bereits in der Starter-Version unbegrenzte Arbeitsbereiche, Datenbanken und Tabellen sowie skriptbasierte Automatisierungen nutzen. In der Professional-­Version gibt es Anwender*inrollen, rollenbasierte Zugriffsberechtigungen und zusätzliche Ansichten, in der Enter­prise-Versionen unter anderem SSO, AD DS (Active Directory Domain Services), Personalisierungsoptionen sowie die Möglichkeiten zur Bereitstellung in einer privaten Cloud oder On-Premises statt in einer öffentlichen Cloud. Zudem gibt es Apps für iPhone, iPad, Android und Mac.

5 Hauptfunktionen von Ninox

  • Cloudbasierte Datenverwaltung, Formular- und Berichtserstellung.
  • No-Code-Erstellung von benutzer*innendefinierten Anwendungen.
  • Vordefinierte Feldtypen und Vorlagenbibliothek.
  • HTTP/REST-APIs, Integrationen einschließlich Zapier und Make (ehemals Integromat).
  • Zugriffsberechtigungen und Sitzungsmanagement.

Softr

Softr dient dazu, benutzer*innendefinierte Unternehmensanwendungen wie Kundenportale, Partneranwendungen oder interne Tools auf Basis der Daten aus Airtable-Bases oder Google-Tabellen zu erstellen. Dafür stehen mehr als 100 vordefinierte Blöcke wie etwa Funktionsübersichten, Formulare und CTAs für Websites zur Verfügung und die so entwickelten Full-Stack-Webanwendungen können Mitgliedschaften, Zahlungen und Geschäftslogiken unterstützen sowie für Apple- und Android-Geräte bereitgestellt werden. Die Sichtbarkeit von Seiten und Blöcken ist einzeln einstellbar, etwa abhängig von Bedingungen wie dem Anmeldestatus von Personen, deren Nutzer*innenrolle oder aktuellem Abonnement. Mit Softr entwickelte Websites können auf eigenen Domains gehostet werden und sind SEO-optimiert. Seitenelemente können inter­aktiv hinzugefügt und bearbeitet werden, beispielsweise Profilinformationen. Neben der direkten Airtable-Integration sind Integrationen für Google Analytics, Stripe, Mailchimp und mehr sowie Integrationen per Zapier und Make (Integromat) verfügbar.

Es gibt eine Gratisversion für unbegrenzt viele Anwendungen, eine benutzer*innendefinierte Domain mit Softr-Branding und Airtable-Integration für bis zu 200 Datensätze. Die kostenpflichtigen Versionen Starter, Professional und Business richten sich an unterschiedlich große Unternehmen und bieten je nach Version zusätzliche Funktionen wie benutzer*innendefinierter Code (HTML/CSS/JavaScript), das Aktualisieren von Airtable-Datensätzen sowie die Option, Mitgliedschaften und Paywalls für – je nach Version – bis zu 100.000 Mitglieder einzurichten.

5 Hauptfunktionen von Softr

  • Entwicklung von Unternehmensanwendungen auf Basis von Airtable oder Google-Tabellen.
  • Bereitstellung von Websites mit Mitgliedschaften, Paywalls und Zahlungsfunktionen.
  • Vorgefertigte Blöcke zur Erstellung interaktiver Web­anwendungen.
  • Aktualisieren von Airtable-Datensätzen.
  • Integrierte SEO-Funktionen.

Methodik

Für diese Liste haben wir zunächst Tools ausgewählt, die innerhalb der letzten zwei Jahre mindestens 20 Nutzer*innenbewertungen auf Get App erhalten haben (Stand vom 29.09.2022). Anschließend wurden diese Tools nach der Reihenfolge ihrer Gesamtbewertung (von der höchsten bis zur niedrigsten) sortiert, wobei wir eine Mindestbewertung von 4,5 von 5 Sternen zugrunde gelegt haben. Außerdem mussten die Produkte unserer Definition von Low-Code-Plattformen entsprechen: Low-Code-Entwicklungsplattformen bieten Nutzer*innen eine vereinfachte Entwicklungsumgebung, in der die Anwendungserstellung mithilfe visueller Elemente und nicht durch traditionelle Kodierung erfolgt. Die Softwareprogramme mussten ebenfalls die Hauptfunktion der Kategorie Low-Code-Software bieten: Deployment Management (Einsatzmanagement), Integrations Management (Integrationsmanagement) und Visual Modeling (Visuelle Gestaltung). Die finale Auswahl setzt sich aus den ersten sieben Tools zusammen, die alle oben stehenden Kriterien erfüllen.

Die Autorin Rosalia Pavlakoudis ist Content Analyst für GetApp und Software Advice, zwei unabhängigen Software-Vergleichsplattformen für Business-Software-Käufer*innen. Beide Netzwerke bieten verifizierte Nutzerbewertungen und unabhängige Testberichte in Hunderten von Softwarekategorien.

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Junge Ideen rund ums Alter

In Deutschland gibt es immer mehr ältere Menschen. Dieser demographische Wandel birgt großes Potenzial für Gründer aus allen Branchen, sofern sie die Besonderheiten und Bedürfnisse der Generation 50plus erkennen. Wir lassen Insider zu Wort kommen, präsentieren erfolgreiche Gründungen und zeigen, welche Best-Ager-Trends Zukunftspotenzial haben.

Bald werden in Deutschland mehr Menschen leben, die 50 Jahre und älter sind als solche, die diesen Geburtstag noch vor sich haben. Eine Entwicklung, die nicht nur Staat und Kommunen vor riesige Herausforderungen stellt, sondern auch enorme Chancen für Gründer bietet. Wir zeigen, wie Sie den demographischen Wandel nutzen können, wo Potenziale und Chancen liegen und porträtieren spannende Geschäftsideen.

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Best Ager nennt man sie gern, all jene, die die 50 bereits überschritten haben und – je nach Definition – das 60., 65. oder gar 70. Lebensjahr noch nicht erreicht haben. Ein Scheinanglizismus, mit dem sich die Zielgruppe allerdings kaum identifizieren kann, hat das Frankfurter Institut Senior-research 2008 ermittelt. Gleiches gilt für die Konstrukte „Silver Surfer“ oder „Midager“. Deutlich mehr Zustimmung finden dagegen Umschreibungen wie die „Generation 50plus“ oder „im besten Alter“. Spürt man dieser Generation in Fach- und Publikumsmedien nach, werden ihr meist Attribute zugewiesen wie vital, aktiv, wissbegierig, anspruchsvoll und vor allem kaufkräftig.

Umdenken und Umlenken

Um bei der Zielgruppe 50plus punkten zu können, sollte man nicht nur sehr genau wissen, mit wem man es zu tun haben möchte, so Doris Lulay. „Man muss seine potenziellen Kunden auch wirklich schätzen, sich auf sie einlassen. Wer das nicht kann oder möchte, kommt schlichtweg nicht an“, beobachtet sie immer wieder, auch auf „Die66“. Zuletzt bei einem Fitnessclub, um dessen Stand und allzu coole Repräsentanten die Besucher einen großen Bogen machten. Aus Lulays Erfahrung erfolgsentscheidend schlechthin, egal ob Produkt oder Dienstleistung: „Der Zielgruppe muss sich ein klarer unmittelbarer Nutzen erschließen. Reifen, selbstbestimmten Menschen Bedürfnisse einreden zu wollen?

Vergessen Sie es, das funktioniert nicht!“ Kritisch betrachtet sie auch Angebote, die allzu deutlich darauf fokussieren, was auf uns zukommt, wenn mal fast nichts mehr geht. „Die Bereitschaft, sich mit so einem tiefgreifenden Einschnitt vorsorglich auseinanderzusetzen, ist sehr gering. Aus meiner Sicht gibt es für den Fall der Fälle mittlerweile mehr Produkte als Bedarf. Oder anders gesagt: Nicht jede sinnvolle oder auf den ersten Blick logisch erscheinende Idee trifft auch den Markt“, so Lulay.

Dies ist ein Auszug aus einem aktuellen Artikel unseres Print-Objekts StartingUp:
Den vollständigen Artikel lesen Sie in der aktuellen StartingUp - Heft 04/13 - ab dem 07. November 2013 im Handel oder jederzeit online bestellbar in unserem Bestellservice-Bereich

Wie Start-ups mit KI und Low-Code durchstarten können

Angesichts des Drucks der fortschreitenden Digitalisierung und des Fachkräftemangels bietet KI-gestütztes Coding vielversprechende Chancen, gerade auch für Start-ups.

Die Analysten von Gartner gehen davon aus, dass bis 2028 drei von vier Softwareentwicklern in Unternehmen KI-Assistenten beim Programmieren einsetzen werden. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber Anfang 2023, als der Anteil noch unter zehn Prozent lag. Start-ups sind aufgrund ihrer Agilität und ihres Innovationsgeistes besonders gut aufgestellt, um KI-Tools zu nutzen und ihre Programmierprozesse grundlegend zu verändern. Angesichts des Drucks der fortschreitenden Digitalisierung und des Fachkräftemangels bietet KI-gestütztes Coding vielversprechende Chancen. Low-Code-Plattformen ermöglichen es Start-ups, dieses Potenzial effektiv zu nutzen.

KI und generative KI (GenAI) stellen eine Herausforderung für die traditionelle Softwareentwicklung dar. Daher haben die Diskussionen über ihre möglichen Auswirkungen in den letzten Jahren stark zugenommen. Eines ist jedoch klar: diese Technologie verspricht, die Softwareentwicklungsprozesse von Unternehmen deutlich effizienter zu gestalten.

Die rasante Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz bedeutet, dass beispielsweise bestimmte Aufgaben wie die Dokumentation von Quellcode für die Wartbarkeit und das Schreiben neuen Codes laut McKinsey nur noch halb so viel Zeit in Anspruch nehmen. Gartner prognostiziert, dass KI-gestütztes Programmieren die Produktivität menschlicher Entwickler in naher Zukunft um das Zehnfache steigern kann. Für Start-ups, die KI-unterstützte Programmierung einsetzen, bedeutet dies schnellere Entwicklungszyklen und weniger Zeitaufwand für die Wartung. Dies setzt jedoch einen durchdachten Coding-Ansatz voraus, der es Start-ups ermöglicht, in einem zunehmend komplexen Markt flexibel zu bleiben, ohne Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen.

Die Macht von KI und generativer KI im Coding von morgen

Start-ups sollten die Einführung von KI-gestützter Programmierung sorgfältig abwägen und mit den richtigen Sicherheits-Tools kombinieren, um ihre Agilität zu erhalten und Innovationen voranzutreiben. KI, und insbesondere generative KI, kann Entwicklern dabei helfen, Code schneller und mit weniger Fehlern zu schreiben und zu verfeinern. Diese Technologien können wiederkehrende Aufgaben automatisieren, Code-Verbesserungen vorschlagen und sogar neue Code-Fragmente generieren. Dadurch wird der Zeit- und Arbeitsaufwand für die Softwareentwicklung erheblich reduziert.

Üblicherweise dauert die Entwicklung von Software von der Idee bis zum marktreifen Produkt im besten Fall Monate – im realistischen Szenario jedoch Jahre. Eine erfolgreiche Anwendung durchläuft dabei einen stringenten Planungs- und Entwurfsprozess, bevor mit der Programmierung, dem Testen und Debuggen begonnen werden kann. Auch nach der Bereitstellung ist eine kontinuierliche Wartung erforderlich, um sicherzustellen, dass die Software reibungslos läuft und Aktualisierungen und Leistung den wachsenden Anforderungen entsprechen. In der Realität sind für die meisten dieser Prozesse Tech-Experten zuständig, was zu Verzögerungen und Ineffizienz führt, da Nachfrage und die verfügbaren Ressourcen meist nicht im Gleichgewicht sind.

KI ersetzt keine Developer-Expertise

Bei jedem Update von ChatGPT werden Stimmen laut, die postulieren, dass diese Version die traditionelle Entwicklung abschafft und es jedem ermöglicht, ein Entwickler zu sein. In der Realität ist das Programmieren mit Hilfe von KI jedoch kein Ersatz für technische Expertise. Der Einsatz von KI in der Programmierung hat zwar ein enormes Potenzial, die Geschwindigkeit zu erhöhen, aber die sporadischen Ungenauigkeiten der KI-Halluzinationen erfordern technische Unterstützung, um die Qualität des Codes zu erhalten und Schwachstellen zu vermeiden. (Zur Info: Spricht man im Rahmen der KI von einer Halluzination, ist damit ein überzeugend aussehendes KI-generiertes Ergebnis in Text- oder Bildform gemeint, das nicht durch Trainingsdaten objektiv belegt werden kann und damit weitgehend erfunden ist.)
Denn öffentlich verfügbare KI-Modelle werden auf öffentlich zugänglichen Codebasen trainiert – und ein erheblicher Teil davon ist naturgemäß fehlerhaft. Mit anderen Worten: Die Qualität der Daten, mit denen die generativen Modelle gefüttert werden, und die daraus resultierenden Modelle selbst, sind alles andere als perfekt.

Low-Code und KI – ein starkes Duo für Gründer*innen

Um schnell innovativ zu sein und agil zu bleiben, müssen Unternehmen die Einführung von KI mit Lösungen kombinieren, die solide Leitlinien und Governance gewährleisten, um den resultierenden Code vor Schwachstellen und Fehlern zu schützen.

Neben der Frage der Einführung von KI in der Softwareentwicklung, führt der anhaltende Fachkräftemangel weiterhin dazu, dass IT-Teams die wachsenden Aufgaben in der immer komplexeren IT-Landschaft nicht bewältigen können. Das bedeutet, dass Unternehmen, neben dem Einsatz von KI zur Verbesserung der Programmiereffizienz, Wege finden müssen, um ihre Mitarbeitenden weiterzubilden und breitere Teams in die Ideenfindung und Entwicklung einzubeziehen.

In diesem Zusammenhang spielt die Low-Code-Technologie eine zentrale Rolle, weil sie nicht nur die Entwicklung sicherer und robuster Anwendungen gewährleistet, sondern auch wesentlich zur Demokratisierung der Softwareentwicklung beiträgt. Das bedeutet, dass in der Praxis Fachbereichs-übergreifende „Fusion Teams“ entstehend, die Teammitglieder ohne tiefes technisches Wissen in die Lage versetzen, während des gesamten Innovations- und Softwareentwicklungsprozesses mit den IT-Profis zusammenzuarbeiten. Aus der Entwicklungsperspektive trägt dies auch dazu bei, die Qualität der entwickelten Software zu erhöhen, da die künftigen Nutzer*innen von Anfang an einbezogen werden. Außerdem werden dadurch Silos innerhalb der traditionellen Softwareentwicklungsprozesse aufgebrochen und der Austausch von Wissen und Feedback erleichtert. Dies rationalisiert die Entwicklung und beseitigt personelle Engpässe. Ermöglicht wird dies durch die visuelle Natur von Low-Code: Prozess- und Anwendungsmodelle lassen sich durch Visualisierung leichter entwerfen und Designentscheidungen können zügig iteriert werden.

Enterprise-Low-Code-Plattformen mit eingebetteten KI-Funktionen können auch komplexe Entwicklungsaufgaben durch die Automatisierung von Routineprozessen, und die Generierung von Code-Vorschlägen rationalisieren. Darüber hinaus werden die Entwicklungszyklen durch ein schnelles Prototyping, Testen und Skalieren verbessert, was für den Erfolg von Start-ups unerlässlich ist.

Mit dem umsichtigen Einsatz von KI zum unternehmerischen Erfolg

Die Kombination aus Low-Code und KI hat somit viele Vorteile für Start-ups: komplexe manuelle Programmierung wird reduziert, die Kollaboration von gemischten Teams gefördert, indem nicht-technische Mitarbeitende befähigt werden sich einzubringen; das entlastet die IT-Abteilung und Unternehmen können schneller auf sich ändernde Anforderungen reagieren. Durch die Verringerung des Zeitaufwands können sich Mitarbeitende mehr auf ihre Kreativität und die strategische Planung konzentrieren, was sich positiv auf die Innovationsgeschwindigkeit und deren Umfang auswirkt. Mit der gewonnenen Agilität und verbesserten Effizienz können Start-ups mit größeren und reiferen Unternehmen konkurrieren, weil sie sich schnell an Marktveränderungen und Kund*innenbedürfnisse anpassen.

Die Verwendung von KI in der Programmierung ist entscheidend für Start-ups, um ihre Innovationen zu katalysieren. Sie müssen sich jedoch der Grenzen von KI bewusst sein und die KI-gestützte Programmierung unter Berücksichtigung von Governance und Sicherheit angehen. Gerade für Start-ups, die ein schnelles Wachstum anstreben, kann dieser ausgewogene Ansatz ein entscheidender Erfolgsfaktor sein.

Der Autor Tim Herden ist Director Solution Architecture DACH & Nordics bei bei Mendix. Das Siemens-Unternehmen ist die einzige Low-Code-Plattform, die für die gesamte Komplexität der Softwareentwicklung in Unternehmen ausgelegt ist.

kenbi: HealthTech-Start-up übernimmt insolvente Wettbewerber

Das 2019 von Katrin Alberding, Clemens Raemy und Bruno Pires gegründete Start-up kenbi kenbi hat zum 1. September 2024 die Liebeskind Care plus GmbH und die Liebeskind Care Iserlohn GmbH aus der Insolvenz übernommen. Mit dieser Übernahme sichert kenbi die Arbeitsplätze von insgesamt 100 Mitarbeitenden, übernimmt 700 Kund*innen und baut seine Position als Deutschlands führendes Pflegedienstunternehmen weiter aus.

Kenbi ist ein auf ambulante Pflege ausgerichtetes HealthTech-Unternehmen mit Sitz in Berlin. Mit der Vision, eine Welt zu schaffen, in der jede(r) gut versorgt ist, baut kenbi das erste digitale Ökosystem um seine Pflegestandorte und das breitere Pflegenetzwerk herum auf. Seit der Gründung hat kenbi über 60 Millionen Euro an Kapital eingeworben, beschäftigt heute mehr als 1000 Mitarbeitende, versorgt über 4700 Patient*innen und ist damit ein führendes deutsches Unternehmen im Bereich der häuslichen Pflege, das sich durch den Einsatz moderner selbstentwickelter Technologien auszeichnet. Der Fokus liegt auf der Schaffung eines nachhaltigen Pflegesystems, das sowohl die Bedürfnisse der Pflegekräfte als auch der zu pflegenden Personen in den Mittelpunkt stellt.

In einem herausfordernden Umfeld, in dem viele Pflegedienste mit steigenden Lohnkosten und stagnierenden Preisen zu kämpfen haben, sieht kenbi in ihrer eigenen Technologie einen entscheidenden Hebel, um die Standorte schnell zu stabilisieren und nachhaltig zu entwickeln. Dank der selbst entwickelten technischen Lösungen, wie dem „Hub Copilot“, ein Tool, das die Pflegedienstleitung in täglichen Aufgaben unterstützt, und „Sabine“, einer Erweiterung von Hub Copilot, die strategische Empfehlungen und Einblicke bietet, ist kenbi in der Lage, die Effizienz der Pflegeprozesse erheblich zu steigern und gleichzeitig die Qualität der Betreuung langfristig zu sichern.

Die Technologie ermöglicht es, betriebliche Abläufe zu automatisieren, die Ressourcen optimal einzusetzen und somit sowohl die Pflegequalität als auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu erhöhen. Clemens Raemy, Co-CEO & Co-Founder der kenbi: “Unsere technologische Basis gibt uns das Vertrauen, die übernommenen Standorte nicht nur erfolgreich in die Zukunft zu führen, sondern auch als Vorreiter in der digitalen Pflege neue Maßstäbe zu setzen.”

Darüber hinaus teilt kenbi mit, dass die bestehenden Investoren das Unternehmen mit zusätzlichem Kapital ausgestattet haben, um weitere Akquisitionen zu finanzieren und die Position als Deutschlands führendes Pflegedienstunternehmen weiter auszubauen. Katrin Alberding, Co-CEO & Co-Founder von kenbi: “Unser Ziel ist es, die Pflegebranche durch technologische Innovationen grundlegend zu verändern und eine sichere, effiziente und menschliche Pflege für alle zu gewährleisten.”

Robotics Venture Capital Report 2024

Der Report zeigt: Europas Robotik-Start-up-Sektor spiegelt die allgemeine VC-Flaute wider, dennoch beleben Mega-Deals den Markt. Deutschland zeigt sich als Leuchtturm der europäischen Robotik-Branche.

Die FCF Fox Corporate Finance GmbH hat die neueste Ausgabe ihres „Robotics Venture Capital Report“ als Teil der renommierten „FCF DeepTech Series“ veröffentlicht. Der Report bietet eine tiefgreifende Analyse der aktuellen Venture-Capital-Finanzierungstrends im europäischen Start-up Robotik-Sektor und spiegelt die allgemeine Stimmung des VC-Markts wider.

Das sind die wichtigsten Ergebnisse des Reports:

VC-Winter: Der Start-up-Robotik-Sektor steht weiterhin unter Druck

Nach dem Rekordjahr 2021 in dem 384 Transaktionen mit einem Gesamtfinanzierungsvolumen von 1,9 Mrd. Euro verzeichnet wurden, hat der europäische Start-up-Robotik-Sektor stark an Schwung verloren. Der Report zeigt einen drastischen Rückgang der Deal-Aktivität, die 2024 mit einem bisherigen Transaktionsvolumen von lediglich 737 Mio. Euro bei 130 Deals ihren Tiefpunkt erreicht hat. Die Ergebnisse unterstreichen die anhaltende Unsicherheit und den „VC-Winter“, der den Robotik-Sektor weiter in seinem eisigen Griff hält.

Reifephase: Zunehmender Reifegrad des VC Robotik-Sektors

Interessant ist jedoch der zunehmende Reifegrad des VC Robotik-Sektors. Während 2019 nur 12% der Deals auf Later-Stage-Start-ups entfielen, liegt dieser Anteil 2024 bereits bei 30%. Gleichzeitig hat sich die relative Bedeutung von Frühphaseninvestor*innen wie Angels, Acceleratoren und Early Stage VCs von 68% auf 65% leicht verringert. Diese Verschiebung deutet auf eine zunehmende Reife im Markt hin.

Mega-Deals dominieren weiterhin das Finanzierungsvolumen

Der Report beleuchtet auch die Konzentration der Finanzierungsvolumina auf wenige Mega-Deals. Seit 2021 haben diese Transaktionen mit Volumen größer 100 Mio. Euro das Gesamtvolumen maßgeblich bestimmt, wobei die größten Deals in 2024 Skyports (105 Mio. Euro) und Medical Microinstruments (102 Mio. Euro) umfassen. Diese Mega-Deals vereinnahmen damit 28% des gesamten Finanzierungsvolumens, unterstreichen aber auch die nach wie vor selektive Investitionsbereitschaft im Sektor.

Deutschland als Leuchtturm der europäischen Robotik-Branche

Erfreulicherweise zeigt der Report, dass deutsche Start-ups eine herausragende Rolle in der europäischen Robotiklandschaft spielen. Drei der Top 10 Robotik-Unternehmen, gemessen am kumulierten eingesammelten Kapital seit 2019, haben ihren Sitz in Deutschland: Agile Robots (322 Mio. Euro), NEURA Robotics (182 Mio.) und Quantum Systems (111 Mio.). Dies unterstreicht Deutschlands Bedeutung als technologisches Zentrum für Robotikinnovationen in Europa.

Schwächelnder M&A-Markt: Exit-Möglichkeiten eingeschränkt

Abschließend zeigt der Report auf eine Abschwächung des M&A-Marktes für Robotik Start-ups auf. Nach den Rekordjahren 2022 und 2023 mit 11 bzw. 12 Transaktionen verzeichnete das Jahr 2024 bisher nur 4 erfolgreiche Übernahmen.

Weiterführende Infos zum Robotics Venture Capital Report gibt’s hier

Gründer*in der Woche: wasserundoel

Wie Dr. Janine (Nine) T. Bohlmann und Conrad Glitza mit ihrem 2022 gegründeten Naturkosmetiklabel wasserundoel das Thema Skincare im E-Commerce erfolgreich individualisieren.

An einem sonnigen Frühlingstag im Jahr 2022 erschien ein junger Mann namens Conrad in der seit 2018 bestehende Berliner Crememanufactur von Nine, wie er sie heute nennt. Während Conrad sie für fast eine Stunde lang mit Fragen zur Kosmetikherstellung für ein ganz anderes Projekt löcherte, fiel ihm auf, dass binnen kurzer Zeit mehrere Kundinnen und Kunden vorbeikamen, um zu erzählen, wie glücklich sie mit Nines Produkten sind. “Sie springen zu kurz”, meinte Conrad am Ende ihres Gesprächs. “Genau diese Beratung mit genau diesen Produkten — das ist doch das, wonach alle suchen! Sie müssen das online anbieten!” Janines Antwort darauf war zunächst sehr ernüchternd: “Davon habe ich keine Ahnung.” “Darum machen Sie sich keine Sorgen! Sie sind das WAS und ich bin das WIE”, erwiderte Conrad.

Long story short: Anderthalb Wochen später wurde der Beschluss zur Gründung von wasserundoel gefasst — den beiden Stoffen, die in der Natur nicht zusammen sein können und doch gleichzeitig die Basis für eine hervorragende Creme bilden.

Den Kund*innen die beste Pflege zu geben, die sie verdienen – individuell abgestimmt und mit persönlicher Beratung: Das zu ermöglichen, ist die Mission von Conrad und Nine. Über ein in buchstäblich hunderten von Einzelberatungen – persönlich, am Telefon und per E-Mail – entwickeltes Hautanalysetool bekommen sowohl weibliche als auch männliche Kundschaft maßgeschneiderte, natürliche Kosmetik vorgeschlagen, die ihre Hautbedürfnisse erfüllt, ohne dass sie sich selbst im Dickicht des unüberschaubaren Skincare-Markts zurecht finden müssen.

Mit einer Bestellung hört die Begleitung aber nicht auf: Bei Problemen mit der eigenen Haut oder der Anwendung eines Produktes sind die beiden jederzeit für ihre Kund*innen erreichbar. Damit bringt wasserundoel die individuelle Beratung wie in einer familiären Drogerie nun auch in die Online-Welt, in der der eindimensionale Verkauf ohne Käufer*in-Verkäufe*in-Interaktion vorherrscht. Begeisterte Feedbacks geben den beiden recht, so schreibt zum Beispiel Kathrin: „[...] Ich habe zuerst eine ,Diagnose‘ von wasserundoel erstellen lassen und habe die Produkte nach der Empfehlung gekauft. [...]. Meine Haut ist kompliziert, da ich Neurodermitikerin und schon 56 Jahre jung bin.... Mein Hautbild ist im Moment so toll, wie schon seit Jahren nicht mehr. Ich werde nie mehr rumexperimentieren. Ich kann diese Creme also guten Gewissens weiterempfehlen.“

Übrigens: Die Hautpflegeprodukte von wasserundoel sind so rein, dass man sie bedenkenlos essen könnte.

Am Anfang stand also der Zufall. Der ersten Idee folgten dann „ganz klassisch“ die Phasen Design Thinking – Projektmanagement – E-Commerce-Aufbau – Unternehmensentwicklung. Neben einem IBB-Kredit konnte die Umsetzung dank Erbschaft und erfolgreicher vorheriger Berufstätigkeit aus Eigenmitteln finanziert werden – sicher auch ein Glücksfall, den man nicht erzwingen oder voraussetzen kann.

Bei den beiden Gründer*innen handelt es sich um die promovierte Verfahrensingenieurin und seit den 1980ern leidenschaftliche Kosmetikexpertin Dr. Janine („Nine“) T. Bohlmann, die feinste Naturkosmetik nach eigenen, korneotherapeutischen Rezepturen herstellt sowie den von Innovation und Markenaufbau begeisterte Kommunikationswissenschaftler Conrad Glitza. Die beiden unterscheiden sich deutlich sowohl in ihrer beruflichen Herkunft, von der Persönlichkeitsstruktur her – Nine ist eher das stetige, bisweilen etwas zähe, aber immer stabile Öl, Conrad hingegen das fluide, quirlige Wasser ;-) und nicht zuletzt im Alter. Daraus folgte manch zähes Ringen um die passende Strategie, nicht immer leicht, aber immer fruchtbar und intensiv und sicher erfolgreicher, als wenn alle „dieselbe Suppe kochen“ und es kein Korrektiv von außen gibt.

Anstelle der bekannten Tipps, wie man „richtig gründet“, möchten Conrad und Nine lieber einige Fallen nennen, in die man nicht tappen sollte:

1. Kein totes Pferd reiten. Auch bei bester Planung: Nicht jeder Weg funktioniert. Dann gilt es, eingeschlagene Pfade zu beenden und umzukehren, auch wenn es weh tut (man hat ja schon so viel Arbeit investiert ...), denn der tote Gaul erreicht das Ziel nie!

2. Der Start-up-Friedhof ist voll von guten Ideen: Aus der Idee wird mittels gutem Innovationsmanagement etwas „Greifbares“ – aber dann bekommt man es nicht über das „Death Valley“ gehievt. Wichtig ist nun harte Arbeit – oft zäh, selten sexy, aber ohne sie wird aus einer Idee kein Unternehmen, und sei die Idee noch so gut gewesen.

3. Ein Angebot ist gut für den, der es macht: Kaum hat man eine gewisse Sichtbarkeit erreicht, kommen zahlreiche Leute, die etwas Gutes für das junge Unternehmen tun wollen: Akquise von Fördergeldern, einen verbesserten Webauftritt, der die Kund*innenzahl sofort in die Höhe treibt, einen Insider-Zugang zu Verkaufsplattformen etc. pp. Was diese Menschen wirklich wollen, ist Geld zu verdienen – das ist legitim, muss sich aber nicht mit den eigenen Interessen decken bzw. tut es eigentlich nie.

Steuer-Know-how: Leasingraten - Das musst du wissen

Wie Unternehmer*innen die Kosten für das Leasing von Fahrzeugen richtig absetzen.

Wer ein Leasingfahrzeug sowohl privat als auch betrieblich nutzt, der kann die Fahrzeugkosten anteilig als Betriebsausgaben abziehen. Aber Vorsicht! Welches Verfahren dabei zur Anwendung kommen kann, hängt auch davon ab, wie das Fahrzeug überwiegend genutzt wird. Das hat ein aktuelles Urteil des Bundesfinanzhofs (BFH) jetzt klargestellt.

Wie lassen sich Leasingraten steuermindernd absetzen?

Grundsätzlich können die Kosten für Leasingfahrzeuge anteilig als Betriebsausgaben abgesetzt werden. Wird das Leasingauto mehrheitlich betrieblich genutzt, wird es wie ein Wirtschaftsgut des notwendigen Betriebsvermögens betrachtet. Die Privatfahrten mit einem firmeneigenen Fahrzeug – ob geleast oder gekauft – sind dagegen als geldwerter Vorteil zu versteuern.

Wie berechnet sich der Privatanteil?

Grundsätzlich gibt es dafür zwei Wege:

  • Die Aufzeichnungen im Fahrtenbuch, aus denen sich der prozentuale Anteil der Privatfahrten ergibt oder
  • die Ein-Prozent-Regelung, also eine pauschale Besteuerung.

Wer die Privatfahrten pauschal versteuert, muss dabei anstatt der Anschaffungskosten den Bruttolistenpreis des Fahrzeugs zugrunde legen.

Worum ging es im aktuellen Fall?

Ein selbständiger Unternehmer machte im Jahr der Anschaffung seines Leasingfahrzeugs einen Großteil der Leasingsonderzahlung als Betriebsausgabe geltend. Über die Gesamtnutzungsdauer von 36 Monaten betrug die betriebliche Nutzung des Fahrzeugs jedoch weniger als 50 Prozent der gefahrenen Gesamtstrecke. Das Finanzamt war der Auffassung, dass die absetzbaren Kosten für die Leasingsonderzahlung auf die Gesamtdauer der Nutzung – in diesem Fall 36 Monate – verteilt werden müssen – und kürzte den Betriebsausgabenabzug entsprechend. Der Leasingnehmer ging dagegen gerichtlich vor. Der Fall landete schließlich vor dem BFH.

Was hat der BFH jetzt entschieden?

Der BFH bestätigte die Auffassung des Finanzamts. Ein Leasingfahrzeug wird aufgrund des fehlenden rechtlichen oder wirtschaftlichen Eigentums am Fahrzeug nur dann dem notwendigen Betriebsvermögen zugeordnet, wenn das Fahrzeug dauerhaft in einem Umfang von über 50 Prozent betrieblich genutzt wird. Ist das nicht der Fall, müssen die Kosten der betrieblichen Nutzung des Fahrzeugs als sogenannte Nutzungseinlage erfasst werden. Der Leasingvertrag ist dann privat. Die betrieblichen Fahrten sind aufzuzeichnen und den anteiligen Kosten oder pauschal mit 30 Cent pro Kilometer der betrieblich veranlassten Fahrten zu bewerten.

Tipp: Was solltest du jetzt tun?

  • Behalte Leasingsonderzahlungen genau im Blick!
  • Prüfe, ob ein betrieblicher Nutzungsanteil von mehr als 50 Prozent erreicht wird.
  • Sprich mit deinem/deiner Steuerberater*in, um zu klären, welche Zahlungen im Rahmen des Leasings wann und in welchem Umfang abgesetzt werden können.

Der Autor Julius Behr ist Steuerberater bei ecovis in Würzburg, Marktheidenfeld.

Industrie 4.0 – Innovationsgeist nicht nur für Start-ups

Wie industrielle KI Unternehmen die Möglichkeit ebnet, technischen Innovationsgeist mit dem großen Potenzial der KI aufzugreifen, um starke Geschäftsideen zu entwickeln.

Mit den aktuellen Entwicklungen wie IoT oder der Einkehr von künstlicher Intelligenz (KI) in immer mehr Betriebe sind industrielle Start-ups besonders gefordert. Während kreative Köpfe das große Potenzial dieser Entwicklungen für sich nutzen können, sehen sich Gründer mit anderen Geschäftsideen unter Zugzwang. Auch wenn die eigene Geschäftsidee nicht zwingend auf diese Technologien zurückgreifen muss, ist eine betriebliche Integration von Beginn an sinnvoll.

Technisch Anschluss halten – auch als Start-up

Während das Internet of Things mit einer wachsenden Automatisierung und Vernetzung seit Jahren als stabiler Trend fungiert, rückt industrielle KI seit zwei Jahren rasant in den Vordergrund. Für bestehende Unternehmen kann es zur Herausforderung werden, die Sinnhaftigkeit einzelner Lösungen und Technologien abzuschätzen. Für Start-ups ergibt sich hingegen die Möglichkeit, den technischen Innovationsgeist mit dem großen Potenzial der KI aufzugreifen und hieraus eine starke Geschäftsidee zu entwickeln.

Steht dies in der Gründungsphase oder als laufender Betrieb nicht im Vordergrund, sollten die Augen vor den technischen Innovationen nicht verschlossen werden. Ob Start-up oder etablierte Firma, mit einem Ausblenden der aktuellen Trends und Entwicklungen dürften schneller denn je Wettbewerbsnachteile entstehen. Technisch Anschluss zu halten, muss dabei nicht horrende Kosten bedeuten, vielmehr ist eine strategische und zum Unternehmen passende Herangehensweise sinnvoll.

Einstieg in die Industrie 4.0 meistern

Der Einstieg ins Thema Industrie 4.0 und die Anschaffung technischer Innovationen setzt im ersten Schritt ein umfassendes Informieren voraus. Orientiert am vorhandenen Budget und den technischen Herausforderungen des eigenen Betriebs ist zu überlegen, welche Neuheiten zum Charakter der Firma passen und vorhandene Probleme lösen.

Verfügt das Unternehmen beispielsweise über einen veralteten Maschinenpark, ist erst im zweiten Schritt über eine Vernetzung der Produktion nachzudenken. Eine Herausforderung, die umso mehr für Start-ups mit einem überschaubaren Startkapital gilt. Auch wenn eine Investitionsphase zu Beginn unvermeidlich ist, sollte das vorhandene Geld dort landen, wo es langfristig der Etablierung und dem wirtschaftlichen Erfolg des eigenen Betriebs dient.

Systematische Lösungen für höhere Kosteneffizienz

Die Investition in technische Neuerungen der Industrie kann aus zwei Perspektiven betrachtet werden. Der häufigere Blickwinkel geht von technischen Anschaffungen aus, die direkt Einfluss auf die Produktion nehmen. Intelligent vernetzte Maschinen, die auf die gegenseitige Arbeitsgeschwindigkeit eingehen, sind ein Beispiel. Das Potenzial, als Industriebetrieb kosteneffizient zu arbeiten, liegt jedoch gerade in „kleineren Schauplätzen“ rundum die Betriebsführung.

Ein Beispiel hierfür ist ein intelligentes Beleuchtungskonzept. Licht wird vom Büro über die Werkshalle bis zum Lager benötigt. Neben dem Einsatz moderner Leuchtmittel kann eine intelligente und automatisierte Lichtsteuerung helfen, sparsam mit dieser Ressource umzugehen, ohne Komfort oder Arbeitssicherheit einzubüßen. Die Kostenersparnis gegenüber klassischen Beleuchtungslösungen können erheblich sein und Einsparpotenziale aufdecken, über die sich Gründer und etablierte Betriebe nur selten Gedanken machen.

Externes Fachwissen als Schlüssel

Bei allen technischen Innovationen ist es keinem Industriebetrieb vorzuwerfen, keinen umfassenden Überblick zu besitzen und sofort die richtigen Entscheidungen zu treffen. Umso wichtiger ist der fachliche Austausch und das Einholen objektiver Informationen, um eine fundierte Entscheidung für die eigene Zukunft zu treffen.

Die beraterische Tätigkeit zu den aktuellen Entwicklungen und die Eignung und Realisierbarkeit für den jeweiligen Betrieb ist eine weitere Schiene, in der in den kommenden Jahren noch weitere Start-ups entstehen dürfen. Sich hier als Fachkraft hineinzudenken und die Problemsituationen einzelner Betriebe zu verstehen, kann wirtschaftlich zur echten Goldgrube werden.

Studie: Gute Stimmung für das Weihnachtsgeschäft 2024

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Drei Viertel der befragten Händler*innen in Deutschland gehen von einer Umsatzsteigerung aus; knapp ein Viertel der Konsument*innen plant, in diesem Jahr mehr Geld für Weihnachtsgeschenke auszugeben.

Fiverr International Ltd. (NYSE: FVRR) veröffentlicht die Ergebnisse einer Umfrage, die Ende Juli in Deutschland unter mehr als 500 Unternehmensinhaber*innen und Führungskräften aus dem Handel und E-Commerce sowie mehr als 500 Konsument*innen durchgeführt wurde.

Das Weihnachtsgeschäft ist für den Handel und E-Commerce die wichtigste Phase des Geschäftsjahres. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Unternehmer*innen dem vierten Quartal positiv entgegenblicken: Drei Viertel (75 %*) rechnen mit einem Umsatzanstieg. Dabei sind 28 % der Ansicht, dass der Umsatz im Vergleich zum Weihnachtsgeschäft 2023 sogar deutlich steigen wird. Im Durchschnitt erwarten die Befragten, dass 22 % des Weihnachtsumsatzes an den Tagen wie Black Friday, Prime Day oder Cyber Monday gemacht wird. Knapp jeder Fünfte (19 %) geht sogar davon aus, dass an diesen Tagen 25 % bis 40 % des Umsatzes generiert werden.

Immer höhere Rabatte für Kund*innen

Schließlich setzen Händler*innen inzwischen auch hierzulande stark auf die Promotions- und Aktionstage aus den USA. So wollen neun von zehn (90 %) Befragten sogar höhere Rabatte geben als im letzten Jahr. Im Durchschnitt planen die Umfrageteilnehmer*innen Vergünstigungen von 27 % – im Jahr 20232 lag der Durschnittsrabatt bei 23 % und 20223 noch bei 21 %. Jeder fünfte Befragte (20 %) beabsichtigt, den Käufer*innen 10 bis 20 Prozent Nachlass zu geben und 28 % planen Rabatte von 21 bis 24 Prozent. Ermäßigungen von 25 bis zu 40 Prozent will laut Umfrage sogar mehr als jeder Vierte (29 %) gewähren – letztes Jahr war es knapp jeder Fünfte (19 %) und im Jahr 2022 nur einer von zehn (10 %).

Händler*innen setzen auf KI im Marketing

Die große Mehrheit der Umfrageteilnehme*innen (81 %) hat KI bereits im Unternehmen implementiert. Um Prozesse zu optimieren und die Umsätze zu steigern setzen sie die Technologie vor allem für Chatbots und Personalisierung (jeweils 31 %) sowie Datenanalyse (29 %), Preisoptimierung (28 %) und Marketingkampagnen (27 %) ein. Fast die Hälfte der Befragten (45 %) investiert in der Weihnachtssaison in Tools wie ChatGPT und möchte KI in die gesamte Customer Journey einbetten (44 %).

Für das Weihnachtsgeschäft fahren Einzelhandel- und E-Commerce-Unternehmen ihre Marketingaktivitäten hoch. Die Top 3 Bereiche, in die die befragten Unternehmen am stärksten investieren, sind:

  • Werbung in sozialen Medien wie Facebook, Instagram und TikTok (35 %)
  • Targeted Advertising unter Verwendung von Verbraucherdaten (34 %)
  • E-Mail-Marketing (34 %)

Herausforderungen in der Weihnachtssaison

Trotz des positiven Ausblicks auf das umsatzstarke vierte Quartal sehen Unternehmer*innen und Führungskräfte im Handel und E-Commerce aktuell einige Hürden, die es zu überwinden gilt. Insbesondere die Konkurrenz von größeren E-Commerce Marken wie Amazon oder Etsy (51 %) macht ihnen zu schaffen. Herausforderungen sehen jeweils 43 % hinsichtlich Unterbrechungen der Lieferkette oder Engpässen bei den Beständen sowie bei möglichen Auswirkungen der Inflation auf den Umsatz. Im Vergleich zum Vorjahr steigt zur Hochsaison 2024 die Sorge um fehlendes Personal um 8 %. Vier von zehn Händler*innen (40 %) befürchten, dass der Personal- und Fachkräftemangel das Weihnachtsgeschäft belastet. Hier setzen die Unternehmer*innen zunehmend auf flexible Lösungen. Fast die Hälfte der Befragten (44 %) arbeitet bereits mit Freiberufler*innen zusammen bzw. plant dies im vierten Quartal.

Konsument*innen sind bereit

Der Optimismus im Handel scheint berechtigt. Immerhin plant fast ein Viertel (24 %) der befragten Konsument*innen mehr Geld für Weihnachtsgeschenke auszugeben und fast die Hälfte (48 %) genauso viel wie im letzten Jahr. Gesucht wird zwar überwiegend auf Google (55 %), aber knapp die Hälfte der Kund*innen (49 %) besucht auch den stationären Handel.

Eine zunehmende Rolle spielt KI auch bei den Konsument*innen. So nutzt bereits über ein Drittel (37 %) KI-Tools für ihr Weihnachtsshopping, um

  • den besten Preis für ein Produkt zu finden (15 %),
  • sich über Produkte zu informieren (13 %),
  • Geschenkideen zu finden (13 %),
  • selbst Weihnachtsgeschenke zu kreieren (10 %).

Dass sich eine frühzeitige Planung des Weihnachtsgeschäfts seitens der Händler*innen auszahlt, bestätigt die Umfrage. Immerhin will fast jeder Fünfte (18 %) seine Weihnachtsgeschenke bereits im Sommerschlussverkauf erwerben. Allerdings plant über die Hälfte (54 %) das Weihnachtsshopping im Oktober/November und knapp ein Drittel (32 %) nutzt spezielle Rabatte im Zuge von Black Friday. Bei der Geschenkewahl achten Kund*innen generell besonders auf gute Angebote (45 %), die Qualität der Produkte (39 %) sowie den kostenlosen Versand (29 %).

Über die Umfrage

Im Auftrag von Fiverr hat das unabhängige Marktforschungsunternehmen Censuswide die Befragung unter 2.508 KMU-Inhaber*innen und Führungskräften (ab 18 Jahren) im Einzelhandel oder E-Commerce (mit Ausnahme von Einzelunternehmer*innen) und 2.539 Konsument:innen im Zeitraum vom 25.07.2024 bis 05.08.2023 in Deutschland, Großbritannien, den USA, Frankreich und Australien durchgeführt. 504 Unternehmensinhaber*innen und Führungskräfte sowie 503 Konsument*innen stammen aus Deutschland. Censuswide hält sich an die ESOMAR-Grundlagen und beschäftigt Mitglieder der Market Research Society und ist Mitglied des British Polling Council.

Gründer*in der Woche: Pflanzpaket: Frischer Wind für den Zimmerpflanzenmarkt

Viele von uns lieben es, ihre Wohnungen mit Zimmerpflanzen in grüne Oasen zu verwandeln. Doch was, wenn diese Pflanzen alles andere als umweltfreundlich sind? Das junge Leipziger Start-up Pflanzpaket stellt genau diese Frage und bietet die Antwort.

Viele Menschen denken, dass Zimmerpflanzen automatisch gut für die Umwelt sind, weil sie grün sind. Doch in Wirklichkeit gibt es einige Probleme: Oft werden Zimmerpflanzen in fernen Ländern gezüchtet und müssen lange Transportwege zurücklegen, was zu einem hohen CO-Ausstoß führt. Zudem wachsen viele Pflanzen in Substraten aus Torf, dessen Abbau die Natur schädigt. Auch der Einsatz von Pestiziden und künstlichen Düngemitteln belastet die Umwelt und führt zu langfristig ungesunden Zimmerpflanzen.

Pflanzpaket setzt genau hier an. 2020 gründeten Albert Riehl und Max Winderlich ihr Start-up als Nebenprojekt zu ihrem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Leipzig. Was als Hobby begann, entwickelte sich schnell zu einer Plattform, die fundierte Informationen und umweltfreundliche Lösungen für tausende Zimmerpflanzenliebhaber bietet.

Die Gründer hinterfragten die konventionelle Pflanzenproduktion und entwickelten eine umweltfreundlichere Methode. Ihr Ansatz konzentriert sich auf die dezentrale Anzucht von Zimmerpflanzen aus Samen. „Mit begleitenden Anzuchtsets und Aufklärungsarbeit werden Konsument*innen dabei unterstützt, ihre eigenen Zimmerpflanzen aus Samen zu ziehen. Dadurch wird der ökologische Fußabdruck erheblich reduziert und die Pflanzen wachsen gesünder und robuster heran“, erklärt Albert.

Die Herausforderung der Anzucht aus Samen

Die Anzucht von Zimmerpflanzen aus Samen mag auf den ersten Blick kompliziert erscheinen. Doch durch speziell angepasste Anzuchtsets macht Pflanzpaket den Prozess kinderleicht. Um sicherzustellen, dass auch Anfänger*innen erfolgreich ihre Pflanzen ziehen können, arbeitet das Team mit Expert*innen zusammen und wertet aktuelle wissenschaftliche Studien aus. „Mit abgestimmten Anzuchtsubstraten konnte die Keimquote verschiedener Samen gegenüber klassischen Substraten um bis zu 70 Prozent gesteigert werden. Die Sets enthalten hochwertige Samen mit Keimgarantie, eine detaillierte Anleitung und einen Anzuchttopf aus Bambusfasern“, so Max.

Gesündere Pflanzen durch eigene Anzucht

Selbst gezogene Zimmerpflanzen sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern oft auch gesünder und widerstandsfähiger als gekaufte Pflanzen. Da sie von Anfang an in einer natürlichen Umgebung ohne den Einsatz von schädlichen Chemikalien aufwachsen, entwickeln sie ein starkes Wurzelsystem und eine robuste Blattstruktur. Dies macht sie weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Außerdem können die Pflanzen in ihrem eigenen Tempo wachsen, was zu einer besseren Anpassung an das heimische Umfeld führt und eine längere Lebensdauer fördert.

Pflanzpaket: Eine Bewegung für mehr Transparenz

Pflanzpaket versteht sich als Teil einer Bewegung, die Transparenz in der Pflanzenindustrie fordert und aufklärt. Auf der firmeneigenen Website zeigt das Unternehmen die Probleme der konventionellen Pflanzenzucht auf und bietet Lösungen an. Die Gründer sind überzeugt, dass ihre Methode nicht nur die ökologischen Probleme der Pflanzenproduktion löst, sondern auch langfristig gesündere und widerstandsfähigere Pflanzen hervorbringt.

In den kommenden Jahren plant Pflanzpaket, sein Produktportfolio um weitere Anzuchtsets für Zimmerpflanzen sowie umweltfreundliche Pflegeprodukte wie organischen Dünger und natürliche Pflanzenschutzmittel zu erweitern. Zudem soll die Anzuchtbegleitung für Kund*innen weiter optimiert werden. „Wir wollen sicherstellen, dass die Pflanze nach der Keimung gesund weiterwächst und unsere Kund*innen auch bei Schädlingen oder Pflegefragen mit unserer Unterstützung rechnen können“, so Albert.

Das langfristige Ziel des Start-ups ist es, „die führende Plattform für umweltfreundliche und gesunde Zimmerpflanzen zu werden, den Kauf von Wegwerfpflanzen zu reduzieren und die Anzucht von Zimmerpflanzen als nachhaltige Praxis fest in der Gesellschaft zu verankern“, so Max abschließend.

Thryve: 4 Mio. Euro Serie-A-Finanzierung für Berliner HealthTech

Thryve ist ein führender Anbieter für die Integration von Gesundheits- und Fitness-Trackern. Mit dem frischen Kapital soll die Plattform in über 20 Ländern ausgebaut und die Analysefähigkeiten zur Früherkennung von Krankheiten weiter verbessert werden.

Thryve, ein auf B2B-Gesundheitsdatenintegration und -analyse spezialisiertes Unternehmen, hat den erfolgreichen Abschluss einer Serie-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 4 Millionen Euro bekannt gegeben. Ihre API ermöglicht es Gesundheitsdiensten auf der ganzen Welt, den Gesundheitszustand einer Person rund um die Uhr und über Hunderte von Gesundheitstrackern hinweg einheitlich zu erfassen und zu analysieren, und stellt damit einen entscheidenden Infrastrukturbaustein für eine präventive, automatisierte Versorgung rund um die Uhr bereit.

Thryve integriert sich nahtlos in andere Dienste und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass jede(r) von uns die Technologie bereits genutzt hat, ohne es zu bemerken. In ganz Europa haben mehr als 50 Millionen Menschen allein über ihre Krankenkasse Zugang zu Thryves Lösung in Bonus- und Präventionsprogrammen, von der AOK in Deutschland bis zu Marktführer Sanitas in Spanien. Digitale Therapien wie der DiGA-Spitzenreiter Sidekick Rx, der sowohl die höchsten Gesamtnutzer*innenzahlen als auch die höchsten Wiederverordnungsraten für seine Adipositas-Behandlung Zanadio vorweisen kann, verlassen sich ebenfalls auf die Berliner, um die Intervention und proaktive Versorgung mit Tracker-Daten zu verbessern.

Enorme Nachfrage und großes Potenzial

Die schrumpfende Erwerbsbevölkerung kombiniert mit einer alternden Bevölkerung führen in den Industrieländern weltweit zu einer zunehmenden Kluft zwischen Gesundheitsproblemen und Versorgungskapazitäten im Gesundheitswesen. Verschärfend kommt dazu, dass allein in Deutschland in den nächsten fünf Jahren mehr als 30 Prozent der Ärzt*innen in den Ruhestand gehen werden. Digitale Lösungen zur Gesundheitsversorgung ermöglichen eine direktere und einfachere Versorgung, ein Markt der gestützt von Politik, Kostenträgern und zunehmend digital affinen Verbraucher*innen jährlich um mehr als 20 Prozent wächst. Da inzwischen jede(r) Zweite zusätzlich ein Wearable oder Gesundheitstracker nutzt, ist die Verknüpfung dieser Daten durch Thryve ein wesentlicher Baustein für die frühzeitige Erkennung von Krankheiten und eine automatisierte Gesundheitsversorgung rund um die Uhr.

Mehr als nur einfachen Datenzugang

Thryve will sowohl die Früherkennung als auch die Behandlung von Krankheiten vollautomatisch zu Hause vorantreiben, indem es rasant zunehmende Datenverfügbarkeit von Gesundheitstrackern nicht nur einfacher integrierbar macht, sondern auch die individuelle Gesundheit analysiert. Die neue Finanzierung soll nicht nur für den Ausbau der Kund*innenbasis in mehr als 20 Ländern genutzt werden, sondern auch, um die Fähigkeiten in den Bereichen Analyse und Gesundheitsprävention massiv auszubauen. Bereits jetzt ermöglicht die Datenplattform Bewertungen der mentalen Gesundheit, der Herzgesundheit oder der Bewegung. Über die Erweiterung und Erforschung neuer Gesundheitsanalysen gemeinsam mit mehr als 20 Forschungspartner*innen hinaus, sollen Kund*innen zukünftig ebenfalls die Möglichkeit haben, eigene Algorithmen auf der Plattform laufen zu lassen.

Mehr als nur Vereinheitlichung von Schnittstellen

Die Datenplattform von Thryve vereinheitlicht die Integration von mehr als 100 Datenschnittste-len („APIs“) und löst die Komplexität im Zugriff auf Daten aus Wearables wie der Apple Watch, dem Oura Ring oder speziellen Gesundheitssensoren. Täglich verarbeitet Thryve mehr als eine Milliarde Datensätze und stellt bereinigte, annotierte Daten, zertifiziert für Sicherheit (ISO27001) und Qualität (ISO9001), bereit. Die KI-Kompetenz des Unternehmens wurde bereits während der Corona-Pandemie bekannt, als die Datenplattform im Rahmen der Corona-Datenspende des Robert Koch-Instituts zur Früherkennung von Infektionen eingesetzt wurde.

Starke Partner für die nächsten Wachstumsschritte

Die Finanzierungsrunde wurde vom belgischen VC Capricorn Partners angeführt, mit Beteiligung von IBB Ventures sowie den auf digitale Gesundheit spezialisierten Fonds CRB aus Spanien und dem deutschen Carma-Fonds. Mit dem frischen Kapital soll die Plattform in über 20 Ländern ausgebaut und die Analysefähigkeiten zur Früherkennung von Krankheiten weiter verbessert werden.

Antoine D´Hollander, Investment Director Capricorn Partners: „Dieses Investment steht im Einklang mit unserer Investitionsstrategie, mit der wir auf die Nutzung von Gesundheitsdaten aus der realen Welt für personalisierte Prävention und effektivere Therapien abzielen. Wir sind begeistert von Thryves Lösung zur Schaffung eines kosteneffizienten Gesundheitsökosystems durch die Integration von Daten aus zahlreichen tragbaren Geräten und Gesundheits-Apps, die eine maßgeschneiderte, bessere Gesundheitsversorgung ermöglichen.“

Friedrich Lämmel, CEO Thryve: “Das Gesundheitswesen befindet sich in einem fundamentalen Umbruch. Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer Plattform der Branche helfen, Millionen von Arztbesuchen überflüssig zu machen und das Leben der Menschen in den nächsten fünf Jahren um 20 gesunde Jahre zu verlängern. Wir freuen uns über das Vertrauen von führenden europäischen Gesundheitsinvestoren bei der beschleunigten digitalen Transformation der Gesundheitsbranche.“

Kini: HR-Tech-Start-up sichert sich sechsstellige Pre-Seed-Finanzierung

Das 2023 von Julia Komkowski und Fabian Scheib gegründete hessische Start-up Kini hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine volldigitalisierte Dateninfrastruktur für die immer komplexer werdende Recruiting-Landschaft anzubieten und bestehende Systeme nahtlos miteinander zu verbinden.

Kini wurde 2023 von Fabian Scheib und Julia Komkowski gegründet und hat sich schnell als innovativer Anbieter von Recruitingsoftware etabliert. Das Start-up optimiert Daten-Workflows für Talentkanäle, Agenturen und Bewerbermanagement-Systeme, die speziell auf die Bedürfnisse der Recruitingbranche zugeschnitten sind. Über 50 namhafte Recruiting-Lösungen wurden bereits erfolgreich integriert und der Kund*innenstamm wächst stetig, wodurch bereits relevante wiederkehrende Umsätze generiert werden.

Der Kund*innenfokus liegt derzeit auf Recruiting-Kanälen, Jobbörsen sowie auf Personal-Marketingagenturen. Letztere stellen mit einem Anteil von ca. 50 Prozent am Stellenanzeigenmarkt ein enormes Potenzial dar. Aktuell unterstützt ein Großteil dieser Unternehmen keine Integrationen, was beispielsweise die Messbarkeit von Personalmarketingmaßnahmen enorm erschwert.

Nun erhält Kini Kapital durch eine Pre-Seed-Finanzierung von der bmh Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH, Vimajo und renommierten Business Angels, darunter Dr. Jan Brinckmann, Professor für Entrepreneurship an der ESADE und Business Angel, Marvin Homburg, Gründer der Work-Life-Plattform Evermood, und Heiko Hubertz, Serial Entrepreneur. Mit dem hohen sechsstelligen Betrag soll die Digitalisierung im HR-Bereich weiter vorangetrieben werden.

„Wir freuen uns sehr, dass wir so namhafte Investoren von unserem Geschäftsmodell und den Zukunftsperspektiven von Kini überzeugen konnten“, sagt Co-Founder Fabian Scheib. „Eine nahtlose Integration ist die Basis für datengetriebenes Recruiting. Wir wollen den Bewerbungsalltag von Kandidaten, Recruitern, Jobbörsen, Personalmarketing-Agenturen und weiteren Beteiligten effizienter gestalten und die Recruiting-Landschaft vereinheitlichen. Mittelfristiges Ziel ist die Synchronisation von mehr als einer Million Bewerbungen pro Jahr“, so Fabian Scheib weiter.

Christoph Wolf von der bmh ergänzt: „Das Team hat in kurzer Zeit mit einer erfolgreichen Marktetablierung und einem signifikanten Kundenstamm bewiesen, dass die Nachfrage nach einer solchen Lösung groß ist. Jetzt gilt es, die Plattform weiter auszubauen, um noch mehr Anwendungsfälle abbilden zu können - wir freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.”

Media Scale-up Fellowship

Der Wachstums-Booster für Medien-Start-ups aus Bayern – powered by Media Lab Bayern - jetzt bewerben.

Das Media Lab Bayern unterstützt Start-ups beim Skalieren und hat dafür das Media Scale-up Fellowship ins Leben gerufen – ein Programm, das bereits bestehenden Start-ups bei der Weiterentwicklung am Markt hilft. Mit maßgeschneiderten Wachstumsstrategien, Fördergeldern bis zu 50.000 Euro, individuellen Coachings und einer starken Founder Community in der Medienbranche begleitet das Fellowship Startups auf ihrem Weg zum Erfolg. Firmen mit Sitz in Bayern und einem marktreifen Produkt sind aufgerufen, sich zu bewerben und den nächsten großen Schritt zu gehen.

Voraussetzungen für die Bewerbung

Bewerben können sich Gründer*innen, die ein funktionierendes Produkt am Markt und einen Firmensitz in Bayern haben. Das Start-up sollte maximal vier Jahre bestehen und ein medienspezifisches Produkte anbieten, z.B. in den Bereichen Publishing Workflows, AI & Machine Learning Tools, Ad-Tech Value Chain, Virtual & Augmented Reality, Data & Analytics Software, Produktionssoftware oder Content & journalistische Inhalte.

Die Bewerbungsphase endet am 6.10.2024

Hier gibt's alle Infos zur Bewerbung

Learnings aus der Formel 1

Wie Start-ups ihre Leistung mit Boxenstopp-Prinzipien steigern können.

Wenn sich Formel-1-Stars wie Max Verstappen, Charles Leclerc und Lando Norris auf der Rennstrecke messen, ist ein wesentlicher Teil ihres Erfolges auf ihre Boxenstopp-Teams zurückzuführen. Letztendlich kann ein gut eingespieltes Boxenstopp-Team sogar den Ausschlag für den Rennsieg geben.

Ein Boxenstopp ist eine hochgradig koordinierte Aktivität, die von nahtloser Teamarbeit, absolutem Vertrauen und kontinuierlicher Verbesserung abhängt, ähnlich wie die tägliche Arbeit in einem Start-up. Da die Herausforderungen gleichermaßen hoch sind, können Unternehmer*innen von Boxenstopp-Teams lernen, wie man eine sorgfältige Strategieplanung, Teamoptimierung und solide Zusammenarbeit erreicht. Denn durch die Umsetzung der Pitstop-Mentalität in ihrer gesamten Organisation, können Führungskräfte ihr Unternehmen vorantreiben und sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.

Strategische Planung aufladen

Ein erfolgreicher Boxenstopp in der Formel 1 setzt voraus, dass jedes Teammitglied seine Rolle kennt und die Aufgaben gleichzeitig ausführt, was nur mit einer klaren, von allen Teammitgliedern geteilten Vision möglich ist. Ziel der Boxenstopp-Crew ist es, den Fahrer in der schnellstmöglichen Zeit über die Ziellinie zu bringen.

Auch wenn die Vision des Unternehmens für eine(n) Manager*in klar ist, ist es wichtig, dass das gesamte Team diese Vision versteht. Die direkte Verknüpfung der Ziele und OKRs der einzelnen Mitarbeitenden mit den Unternehmenszielen ist der Schlüssel, um das Engagement aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass jeder im Unternehmen mit der Gesamtausrichtung des Unternehmens übereinstimmt.

Um in einem Umfeld mit hohem Druck erfolgreich zu sein, ist zudem eine sorgfältige Szenarienplanung für alle möglichen Ergebnisse erforderlich. Inmitten der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit müssen Führungskräfte verschiedene mögliche Geschäftsentwicklungen durchspielen. Rollenspiele, Krisenmanagementübungen und strategische Planungssitzungen sind unerlässlich, damit Teams auch in neuen Szenarien zusammenarbeiten können. Durch die Planung und Vorbereitung auf mehrere Szenarien können sich die Teams mit Zuversicht an sich ändernde Marktbedingungen anpassen.

Förderung der Teamleistung

Boxenstopps, die früher mehr als 30 Sekunden dauerten, werden heute in weniger als zwei Sekunden abgewickelt, was das ständige Streben der Teams nach Leistungsoptimierung widerspiegelt. In ähnlicher Weise können Investitionen in Teamtraining und die Nutzung des technologischen Fortschritts zu erheblichen Effizienzsteigerungen für Start-ups führen.

Investitionen in die Weiterbildung von Teams sind daher von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. Es muss nicht nur sichergestellt werden, dass die einzelnen Mitarbeitenden gut für ihre aktuellen Aufgaben gerüstet sind, sondern auch, dass sie durch Schulungen, die ihre breiteren Fähigkeiten fördern, gut für neue Herausforderungen gerüstet sind. Weiterbildung sollte ein integraler Bestandteil der Unternehmensentwicklung sein.

Regelmäßige Auswertungen sind auch der Schlüssel zu langfristigen, schrittweisen Veränderungen. Nach jedem Rennen führen die Boxencrews eine Nachbesprechung durch, um festzustellen, was gut gelaufen ist und was verbessert werden muss. Startups sollten das Gleiche tun, wenn sie ein Meilensteinprojekt abgeschlossen haben, um die wichtigsten Lehren daraus zu ziehen. Es ist wichtig, eine Kultur des offenen Feedbacks zu schaffen, in der sich Teammitglieder auf allen Ebenen sicher fühlen, ihre Erfahrungen zu teilen.

Ein einfacher Zugang zu den Teamdaten über ein intelligentes System ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung, um Effizienzgewinne zu erzielen und gleichzeitig Zeit von lästigen Verwaltungsaufgaben zu befreien. Ein robustes technisches Toolkit sollte intuitive, interoperable Anwendungen enthalten, die es den Teams ermöglichen, dynamisch von einer zentralen Informationsquelle aus zu arbeiten. Auf diese Weise können die Teams mehr strategische Anpassungen vornehmen.

Das Steuer übernehmen

Ein Boxenstopp wird immer von einer Person geleitet, die dafür sorgt, dass das Team auf allen Zylindern läuft und in Krisenzeiten das Ruder übernimmt. Führungskräfte müssen das richtige Maß an Unterstützung bieten, um ihre Teams auf den Erfolg vorzubereiten, und in den richtigen Momenten eingreifen.

Indem sie auf das Feedback ihrer Teams hören und Echtzeitdaten nutzen, können Führungskräfte in Start-ups einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der in Zeiten der Unsicherheit Klarheit schafft. In Situationen mit hohem Druck ist eine ruhige und präzise Führung der Schlüssel zum Gesamterfolg des Teams.

Wie bei einem Boxenstopp unter hohem Druck müssen Führungskräfte ein Umfeld der Zusammenarbeit und des Vertrauens schaffen. Durch die Schaffung einer Kultur, in der jedes Teammitglied ehrliches Feedback geben kann, das durch Dateneinblicke untermauert wird, können Führungskräfte von Start-ups ihr Team in die Pole-Position bringen.

Der Autor Pierre Berlin ist General Manager EMEA bei monday.com, einer zentralen Projektmanagement- und Kollaborationplattform zur Planung, Nachverfolgung und Zusammenarbeit im Unternehmen.

Sketchnoting statt Powerpoint

Beim Graphic Recording stellt Sketchnoting eine echte Alternative zu allzu oft gesehenen Strategiebilder dar, sofern es nicht zum schnöden Kreativwashing-Tool verkommt.

Den Begriff Greenwashing kennt inzwischen jede(r). Laut Definition werden bei dieser „Weiße-Weste“-Kommunikation Techniken der Öffentlichkeitsarbeit, der Rhetorik und der Manipulation benutzt, um einem Unternehmen, seinen Produkten und Aktivitäten einen grünen Anstrich zu geben.

Genauso, wie „Green“ zu sein, wollen viele Unternehmen heute betont agil, kreativ und innovativ wirken. Das verspricht Modernität, Attraktivität und zieht besonders job- und sinnsuchende junge Mitarbeiter*innen an. Das ist prinzipiell lobens- und erstrebenswert, sofern es keine Mogelpackung bzw. reines „Kreativwashing“ ist. Denn innovative Kreativität ist in Unternehmen zweifelsohne ein wettbewerbsentscheidender Punkt – aber nur, wenn diese Haltung gelebt wird und nicht nur ein Marketinghype ist.

Visualisierungen sind der emotionale Türöffner für den Intellekt

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass in Veranstaltungen immer häufiger Visionen, Ideen oder Strategien in gesketchten Visualisierungen festgehalten werden. Beim sogenannten Sketchnoten bereitet man Inhalte visuell auf und fügt Elemente wie beispielsweise kleine Zeichnungen, Rahmen, Pfeile oder Letterings hinzu. Am Ende erhält man quasi Notizen mit Mehrwert.

Der Mehrwert dieser Art des visuellen Storytellings liegt darin, dass es mehr berührt als trockene Zahlen, Daten und Fakten. Visualisierungen sind der emotionale Türöffner für den Intellekt. Deshalb werden diese inspirierenden, gesketchten Bilder gern angeschaut, bewundert und geteilt. Der Aufmerksamkeitsfaktor ist größer als bei üblichen PowerPoint Slides. Visualisierungen sind nicht nur ein Hingucker bei Veranstaltungen, sondern werden zudem als attraktive Abbildungen in Dokumentationen oder für die Social-Media-Auftritte genutzt.

Worauf es beim Sketchen wirklich ankommt

Künstlerische Qualität vs. gehaltvoller Inhalt

Die künstlerisch-ästhetische Qualität von Visualisierungen ist über die letzten Jahre immer professioneller geworden. Kein Wunder, denn inzwischen haben immer mehr professionelle Illustrator*innen und Graphiker*innen diesen Markt zum Geldverdienen entdeckt. Doch hohes künstlerisches Niveau ist eigentlich nicht das, worauf es beim Sketchen geht. Sketches sind sichtbar gemachte Gedanken, sind clevere, merk-würdige Zusammenfassungen. Also kommt es auf die Qualität der Gedanken an. Auf die Fähigkeit, das Gehörte zu verstehen, zu interpretieren und intelligent auf den Punkt zu bringen.

Je mehr Fachkenntnis der/die Visualisierer*in zum jeweiligen Thema einbringen kann, je wacher sein/ihr Geist ist, desto gehaltvoller wird die Visualisierung werden. Und hier liegen das Problem und die Kritik: Diese Fachkenntnis, bringt ein(e) hervorragende(r) Kreative(r) nicht per se mit.

So könnte das Wandbild von sketchenden Ingenieur*innen oder Personalverantwortlichen weitaus mehr Substanz haben als jenes von begnadeten Profi-Zeichner*innen. Deshalb ist beim Graphic Recording, bei dem das Gesagte in Echtzeit grafisch festgehalten wird, der hübsche Augenschein nicht das einzige Kriterium – genauso wenig, wie das glänzende Geschenkpapier mit Goldschleife oder eine glänzend polierte Karosserie. Es kommt darauf an, was mit dem Geschenkpapier eingewickelt worden ist bzw. unter der Haube steckt.

Visuelle Kommunikationskultur statt bewundernde Konsumhaltung

Warum haben nicht mehr Unternehmen den Mut, die Teilnehmenden eines Events selbst an den Stift zu bringen, statt das übliche Event-Graphic-Recording zu praktizierten? Denn das gelingt mithilfe einer kurzen Anleitung durchaus! So werden aus rein Betrachtenden skizzierende Akteur*innen. Noch besser wäre es, Sketches nicht nur bei einem Event zu nutzen, sondern täglich am Arbeitsplatz.

Unternehmen, die diesen Schritt wagen, erleben, dass die vielen kleinen Sketches im Geschäftsalltag von der Wirkung her durchaus mit den eindrucksvollen Wandbildern der Zeichen-Profis mithalten können – hinsichtlich der Wirkung auf Menschen, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Denn gerade die Visualisierungen der Mitarbeiter*innen und Führungskräfte helfen, Gedanken zu entwickeln und zu teilen. Das Beuys’sche „Jeder ist Künstler“ wird so zum „Jede(r) ist Sketchnoter*in“. Dann wird das eindrucksvolle professionelle Wandbild ein Teil der visuellen Kommunikationskultur des Unternehmens – und eine noch viel wertvollere Inspiration.

Vom Kreativwashing zur echten Kreativität

Kreativität ist stets ein Weg von unten nach oben. Sie wird nicht von oben eingekauft, sondern die Teams und Mitarbeitenden müssen entsprechend gefördert werden. Fördern heißt hierbei oftmals, einfach nur zuzulassen, dass nicht nur Power­Point-Folien nach strengem CI erlaubt sind bzw. reine Text­notizen Teil der Kommunikationskultur sein dürfen. Denn gerade die Kommunikationsform Sketchnoten bringt eine weitere Dimension in den Austausch. Wie schon erwähnt: Das rein Sachliche wird mittels Sketchen emotional oder durch eine Metapher verpackt. Das ist zielführend. Denn was berührt, kann besser gären. Auch das Trainieren der sogenannten doppelten Kodierung einer Botschaft durch Bild und Notiz (SketchNote) hilft beim Merken und Verstehen – dem/der Sketchenden genauso wie seinen/ihren Ansprechpartner*innen.

Ein zu hoher Anspruch hemmt – fang einfach an

Das gilt nicht nur, wenn es um Visualisierungen geht. Zu exzellenten Ergebnissen schaut man bewundernd auf. In dieser Das-kann-ich-nie-Haltung vergleicht man allzu schnell seine Anfänger*in-Ergebnisse mit jenen der Profis. Man vergleicht allzu leicht die Optik und nicht die Substanz einer Visualisierung. Nehmen wir den Vergleich vom Anfang nochmals auf: Der glänzende Lack ist nicht gleichbedeutend mit der Qualität unter der Haube. Wenn man vorankommen möchte, hilft die Motorisierung. Das Blech der Visualisierung ist die reine Optik, die Gewandtheit der Zeichenkünste – die Motorisierung ist die Struktur, der bedeutungsstarke Inhalt und das gelungene Storytelling. Und alles lässt sich auch mit krakeligen ein­fachen Skizzen ausdrücken.

Gewandtheit im Skizzieren ist vor allem Übung

Dass Visulisierungs-Profis in ihre Fähigkeit schier unzählige Stunden investiert haben, weiß man zwar, wird aber im Vergleichsfrust oft vergessen. Das Gute am Visualisieren bzw. dem Erlernen von Sketchnoting ist aber, dass es um Sprachenlernen geht und nicht darum, Künstler*in zu werden. Darüber hinaus ist Visualisieren eine einfache Sprache, die du als Kind schon einmal perfekt konntest – bis dir vielleicht im Kunstunterricht die Noten den Spaß verdorben haben, dich mit Zeichnungen und Bildern auszudrücken.

Die Grundlagen, Gedanken visuell zu Papier zu bringen, kannst du in wenigen Stunden lernen. Du wirst schon nach wenig Übung erleben, wie nützlich deine Skizzen sind – nicht nur in der Geschäftskommunikation. Fange das Visualisieren ganz einfach an, mit wenigen visuellen Worten. Und trau dich von Anfang an, diese Sprache zu sprechen. Du wirst schnell merken, dass dich dieser Elementarwortschatz täglich weiterbringt. Und übe weiter, fürs Visualisieren gibt es täglich Gelegenheit. Durch das Learning by Doing kannst du dich bald fließend visuell ausdrücken. Und auch hier ist es wie bei einer Fremdsprache: Manches fehlende Wort oder witzige Umschreibungen für fehlende Worte sowie ein Akzent wirken besonders sympathisch.

Der Vergleich mit dem Sprachenlernen hilft dir auch dabei, das Visualisieren effektiver zu erlernen. Es gilt: Gezielte Übungen und Impulse zusätzlich zur täglichen Sprachpraxis bringen dich schneller zum Ziel. Lass dich deshalb von einer guten Anleitung oder durch einen Workshop motivieren und ins­pirieren. Und wenn es um das Inspirieren geht, taugen die Visualisierungen der Profis. Aber versuche, das demotivierende Vergleichen zu unterlasen.

Noch ein letzter Gedanke zur Motivation

Du kennst es vielleicht vom Musikhören oder Sporttreiben: Oft sind es gerade die Nicht-Profis, die sich besonders aufs Training freuen und mehr Spaß beim Spiel haben. So geht es auch fast allen, die beginnen, den Stift immer öfter in die Hand zu nehmen. Dazu kommen die Quick Wins von Anfang an. Es gilt: Was hilft, wird beibehalten. Was also spricht gegen eine kreativ-visuelle Kommunikationskultur in deinem Unternehmen, statt schnödem Kreativwashing?

Tipp zum Weiterarbeiten: Das Sachbuch des Autors dieses Beitrags – Sigi Bütefisch: Clever visualisieren, ISBN: 978-3-86980-707-2, BusinessVillage 2023, ca. 240 Seiten, 24,95 Euro