Anbieter-Check: Homepage Baukasten

Autor: Maximilian Reichlin
44 likes

Acht Anbieter unter die Lupe genommen: Was deren Webbuilder bieten und für wen bzw. welche Zwecke sie am besten geeignet sind.

Freelancer und junge Unternehmen schrecken oft davor zurück, eine eigene Website an den Start zu bringen. Zu teuer erscheint die Beauftragung einer professionellen Agentur, zu gering die eigenen Ressourcen oder das Know-how im Programmieren und Webdesign. Eine günstige und einfache Alternative dazu bieten Homepage-Baukästen, mit denen du dir deine eigene Page per Drag and Drop selbst zusammenklicken kannst, ohne eine einzige Zeile Code zu schreiben. Mithilfe ansprechender Templates, Vorlagen und frei konfigurierbarer Widgets erstellst du ganz einfach und schnell deine individuelle Page – unabhängig vom Business oder von der Branche. Der große Vorteil eines Homepage-Baukastens (auch Webbuilder genannt) ist, dass du hier meist alles aus einer Hand bekommst: den Editor für deine Website, eine passende Domain für dein Business, ein Webhosting-Paket mit ausreichend Webspace für deine Bedürfnisse und vieles mehr. Gerade zu Beginn deines Business hilft dir dieses Komplettpaket, das Thema Website schnell abzuhaken und dich auf das Wachstum deines Unternehmens zu konzentrieren.

Zusammen mit dem Online-Vergleichsportal trusted haben wir uns acht der gängigen Homepage-Baukästen angesehen und miteinander verglichen. Im Folgenden erfährst du, welcher Webbuilder für deine Zwecke am besten geeignet ist, und wo die Stärken und Schwächen der einzelnen Provider liegen.

IONOS

Der Homepage-Baukasten IONOS des deutschen Internetriesen 1&1 gehört zu den umfangreichsten Lösungen für kleine Unternehmen. Hier bekommst du alles aus einer Hand: einen intuitiven Website-Editor mit Drag and Drop, eine dauerhaft kostenlose Domain (u.a. .de, .eu, .com, .net, .org), ein SSL-Zertifikat sowie viele nützliche Business-Widgets und SEO-Tools. Du kannst aus rund 1000 responsiven Designvorlagen auswählen. Vor allem klassische Branchen wie Beauty, Gesundheit, Handwerk oder Gastronomie sind hier sehr gut aufgehoben und finden viele schöne Templates. Für kreative Projekte aus den Bereichen Kunst, Musik oder Design könnten die Vorlagen allerdings etwas zu fad anmuten. Super: 1&1 schlägt dir bei der Erstellung Bilder und vorgefertigte Textbausteine vor, die gut zu deiner Branche passen. Die Bilder stammen aus einer Datenbank mit über 20 Mio. Motiven – eine der größten in diesem Vergleich. Davon stehen rund 17.000 lizenzfrei und kostenlos zur Verfügung, die übrigen Bilder kannst du für rund 1 Euro pro Stück dazukaufen. Durch den sehr einfach zu bedienenden Editor dauert es maximal wenige Stunden, bis deine Website online ist. Wichtig dabei ist vor allem die Wahl des Pakets: IONOS MyWebsite gibt es in den Versionen Now und Creator. Während Creator einen klassischen Homepage-Baukasten enthält, in dem du deine Website selbst zusammenstellen und feinjustieren kannst, bringt Now deine Website mit komplett vorgefertigten Templates sowie Bild- und Textvorschlägen für deine Branche innerhalb von wenigen Minuten online. MyWebsite Now eignet sich also für absolute Einsteiger (und Ungeduldige), während der Creator ein versierteres Publikum anspricht. Der Anbieter glänzt mit Datenschutz und ­-sicherheit made in Germany und einem 24/7-Kundenservice mit einem persönlichen Ansprechpartner. Nett: Schließt du einen Jahresvertrag ab, gibt es deine Website in den ersten sechs Monaten vollständig gratis; anschließend kosten MyWebsite Now 9 Euro und der Creator 15 Euro pro Monat. Für private und nichtkommerzielle Projekte ist 1&1 ­IONOS damit ein wenig zu teuer. Für einen Business-Baukasten sind die Preise hingegen in Ordnung und siedeln sich im Mittelfeld dieses Vergleichs an.

GoDaddy

Der Homepage-Baukasten von GoDaddy ist einer der einfachsten in unserem Anbietervergleich. Hier brauchst du keinerlei Vorkenntnisse, weder in Sachen Webdesign noch im Bereich SEO. Ausführliche Tutorials und Wizards führen dich durch den gesamten Gestaltungsprozess. Der Anbieter wirbt mit sagenhaften 16.000 Branchen- und Themenvorlagen. Vorsicht: Diese Templates sind nicht allesamt kostenlos, für Premium-Templates zahlst du extra. Ebenfalls nicht kostenlos ist deine eigene Domain. Diese musst du entweder von GoDaddy hinzubuchen oder anderweitig registrieren und dann mit dem Homepage-Baukasten verbinden, was jedoch angenehm einfach geht. Den Baukasten gibt es in den vier Paketen „Basic“, „Standard“, „Premium“ und „E-Commerce“. Die Tarife unterscheiden sich in ihrem Funktionsumfang; so sind in „Basic“ beispielsweise keine professionellen SEO-Tools integriert. Die Möglichkeit, einen Onlineshop und einen Produktkatalog zu erstellen, hast du erst in „E-Commerce“. Zudem bieten alle Tarife die Möglichkeit, Marketing-E-Mails zu verschicken und Social-Media-Profile zu verknüpfen; je nach gewähltem Tarif hast du dabei mehr oder weniger umfassende Möglichkeiten. In „Basic“ kannst du zum Beispiel nur ein Social-­Media-Profil hinzufügen und pro Monat 100 E-Mails zu Marketingzwecken verschicken. In „Premium“ und „E-Commerce“ kannst du hingegen beliebig viele externe Plattformen hinzufügen und bis zu 25.000 E-Mails verschicken. Die Preise liegen dabei zwischen 5 und 20 Euro pro Monat, was ganz ordentlich ist. Allerdings ist hier, wie bereits erwähnt, keine eigene Domain inbegriffen, sodass du mit Zusatzkosten rechnen musst. Dafür kannst du den Homepage-Baukasten 30 Tage lang kostenlos ausprobieren.

Jimdo

Jimdo ist einer der bekanntesten Anbieter in Sachen Homepage-Baukästen und von Anfang an mit dabei. Entsprechend umfangreich fällt der Baukasten aus. Die Wahl des richtigen Tarifs ist hier besonders wichtig. Jimdo gibt es in fünf verschiedenen Versionen: „Play“, „Start“, „Grow“, „Grow Legal“ und „Unlimited“. Der kostenlose Tarif „Play“ fällt sehr eingeschränkt aus, bietet nur 500 MB Speicherplatz und 2 GB Bandbreite und eignet sich kaum für ernstzunehmende Businessprojekte. Das liegt auch am fehlenden persönlichen Support, der nicht vorhandenen Domain und der Tatsache, dass du hier mit einer werb­lichen Subdomain à la „domain.jimdoseite.de“ leben musst. Besser geeignet sind die Tarife „Start“ für 9 Euro pro Monat (5 GB Speicherplatz und 10 GB Bandbreite) sowie „Grow“ für 15 Euro pro Monat und „Grow Legal“ für 20 Euro pro Monat (je 15 GB Speicherplatz und 20 GB Bandbreite). Diese kostenpflichtigen Tarife bieten außerdem umfangreiche SEO- und Analyse-Funktionen, sind werbefrei und bringen einen Live-Chat mit, über den du mit deinen Besuchern kommu­nizieren kannst. „Grow Legal“ bietet zudem einen Rechtstext-Generator für rechtssichere AGB, Datenschutzerklärungen und dein Impressum. Richtig toll wird es allerdings erst im Unlimited-Tarif. Dieser bringt unbegrenzten Speicherplatz und unbegrenzte Bandbreite, alle Funktionen und Widgets sowie den automatischen Brancheneintrag auf Facebook und Google, damit du noch besser gefunden wirst. Als Unlimited-Kunde bekommst du außerdem eine kostenlose professionelle Designanalyse, um deine Website exakt auf deine Zielgruppe zuzuschneiden. Alles in allem ist Jimdo sehr umfangreich und hat neben den innovativen Funktionen auch einen einfach zu bedienenden Editor. Die in fast allen Tarifen (ausgenommen ist das Unlimited-Paket) eingeschränkten Bandbreiten können allerdings störend sein. Des Weiteren ist deine persönliche Domain selbst in den kostenpflichtigen Paketen nur im ersten Vertragsjahr kostenlos; danach kommen hier noch einmal Extrakosten auf dich zu. Das macht Jimdo im Vergleich ein wenig hochpreisiger als viele Konkurrenten. Aufgepasst: Einen Onlineshop bekommst du hier nicht; dafür hat Jimdo einen eigenen Baukasten für zwischen 15 und rund 40 Euro pro Monat im Portfolio, mit dem du dein eigenes E-Commerce auf die Beine stellen kannst.

one.com

Der Homepage-Baukasten von one.com ist die ideale Wahl für Einsteiger und Neulinge, die Wert auf ein günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis legen und auf ausgefallene Features verzichten können. One.com eignet sich vor allem für kleinere Webprojekte ohne viel Schnickschnack. Funktional bleibt der Provider oft hinter der Konkurrenz zurück; auch der Editor ist nicht ganz so einfach und smooth zu bedienen, wie bei Jimdo, Wix, 1&1 und Co. Die Branchenvorlagen sind zwar nur in einem überschaubaren Maße vorhanden, sehen dafür aber gut aus und sind für mobile Geräte optimiert. Der Selling-Point von one.com ist in jedem Fall der Preis: Die Standardversion des Baukastens für bis zu 5 Seiten gibt es zu jedem Hosting-Paket von one.com gratis; die Premiumversion mit unbegrenzten Seiten, schnelleren Ladezeiten, Premium-Templates und Zugriff auf die one.com-Bilddatenbank ist im ersten Jahr ebenfalls gratis und kostet danach rund 5 Euro pro Monat. Damit ist one.com einer der günstigsten Anbieter im Vergleich, selbst wenn du noch die Kosten für eine eigene Domain hinzurechnest, die zwischen 3 und 15 Euro pro Monat betragen, im ersten Jahr deines Hosting-Pakets aber ebenfalls kostenlos mit dabei ist. Das Manko dagegen ist, dass du für Hosting und Domain an den Anbieter gebunden bist. Unser Fazit: Für ansprechende Onepager und kleine Projekte ist one.com eine gute Wahl. Willst du aber eine umfangreichere (und vor allem flexiblere) Website mit speziellen Widgets und Zusatzfeatures bauen, sind die „großen“ Provider und deren Webbuilder wohl interessanter.

STRATO

STRATO gehört zu den Vorreitern in Sachen Homepage-Baukasten und ist in Deutschland eine Art Urgestein. Teilweise merkt man das Alter auch, zum Beispiel an den Design­vorlagen. Davon gibt es ein paar Hundert, die zwar mobil optimiert sind, allerdings vereinzelt ein wenig angestaubt anmuten. Auch der bei STRATO zum Einsatz kommende Editor steuert sich manchmal etwas schwerfällig. Das gibt sich allerdings nach kurzer Einarbeitungszeit. Vor allem das faire Pricing macht den Anbieter für kleine bis mittlere Unternehmen interessant. Schon ab 5 Euro pro Monat gibt es die „Basic“-Version des Baukastens, der eine kostenlose Domain, ein SSL-Zertifikat, 10 GB Webspace und Platz für bis zu fünf Seiten liefert. Die größeren Pakete „Pro“ für 9 Euro pro Monat und „Pro SEO“ für 15 Euro pro Monat bieten 5 bzw. 10 Inklusiv-Domains, je 30 GB Webspace und Platz für bis zu 1.000 Seiten. „Pro SEO“ bietet zusätzlich professionelle SEO-Tools und den hauseigenen rankingCoach an, mit dem du beispielsweise umfassende Keyword-Analysen für eine bessere Google-Platzierung durchführen kannst. E-Mail- und Hotline-Support sind in allen Paketen inklusive; für einen 24/7-Premium-­Support zahlst du noch einmal extra. Für „SEO Pro“ wird außerdem eine Einrichtungsgebühr in Höhe von 10 Euro fällig.

webgo

Der Homepage-Baukasten von webgo ist ein kleiner Alles­könner und beeindruckt durch viele Features und Widgets, die du deiner Website hinzufügen kannst. Vor allem mit Bildern und Fotos kannst du hier eine ganze Menge anstellen, von
Karussells und Bildergalerien bis hin zur Bildbearbeitung und mehr. Dafür nutzt du deine eigenen Bilder oder greifst auf die kostenlose webgo-Bilddatenbank zurück. Auch viele andere Widgets und Schnittstellen, zum Beispiel für Speisekarten oder Terminreservierungen, hat webgo im Gepäck. In Verbindung mit den rund 100 Designtemplates kannst du dir eine Lösung zusammenklicken, die deinen Bedürfnissen bzw. jenen deines Business perfekt entspricht. Die Vorlagen sehen durch­gehend gut aus und sind auch für mobile Geräte optimiert, könnten allerdings teilweise moderner anmuten. Vor allem die Wahl des Tarifs ist bei webgo entscheidend, da nicht alle Features und Widgets in allen Paketen verfügbar sind. Einen Onlineshop kannst du zum Beispiel nur im teuersten Baukasten-Tarif „Shop Starter“ aufziehen. Webgo kostet (je nach Ausstattung) zwischen rund 6 und rund 25 Euro pro Monat. In unserem Verlgeich stellt das ein gesundes Mittelmaß dar, insbesondere, wenn man bedenkt, dass dabei stets eine dauerhaft kostenlose Domain sowie ein SSL-Zertifikat integriert sind. Unbegrenzter Webspace und eine Traffic-Flate sind ebenfalls inkludiert. Ein netter Zusatz und Alleinstellungsmerkmal: Webgo bezieht zu 100 Prozent ­Ökostrom.

Weebly

Weebly präsentiert sich smart, modern und mit einem verspielten Editor, der nicht nur ansprechende Ergebnisse produziert, sondern auch sehr einfach zu bedienen ist. Auffallend: Anders als bei vielen anderen Baukästen unseres Vergleichs sind die technischen und gestalterischen Aspekte im Weebly-Editor voneinander getrennt, sodass du dich im ersten Schritt auf das Design deiner Website konzentrieren kannst, bevor du im zweiten Schritt technische Feinheiten hinzufügst. Die Designvorlagen sind elegant, modern und sehen auf allen Geräten richtig gut aus. Die einzige Krux: Sowohl der kostenlose als auch der kostenpflichtige Einstiegstarif „Connect“ (5 Euro pro Monat) sind funktional stark eingeschränkt, mit 500 MB Speicherplatz und Weebly-Branding nebst Weebly-Domainendung, die auf deiner Business-­Seite nicht gerade professionell aussehen. Unbegrenzten Speicherplatz und Werbefreiheit gibt es erst ab dem Tarif „Pro“ für 10 Euro pro Monat. Ebenfalls erst ab dem Tarif „Pro“ sind eine kostenlose Domain und ein persönlicher Telefonsupport inte­griert. Onlineshopbetreiber werden nur mit dem größten Tarif „Business“ wirklich glücklich sein. Dieser bietet für 20 Euro pro Monat eine Shopoberfläche und Artikelverwaltung sowie aus­sagekräftige Statistiken und Auswertungen. Features für die Suchmaschinenoptimierung und die Leadgenerierung sind hingegen in allen Tarifen vorgesehen. Fazit: Weebly eignet sich bis zum Tarif „Online Shop“ vor allem für private, nichtkommerzielle und kreative Projekte, die durch das tolle Design gut zur Geltung kommen. Kleine Unternehmen und Onlineshops sollten jedoch direkt zum größten Paket greifen – oder sich anderweitig umsehen.

Wix

Der israelische Anbieter Wix hat vor allem durch eine provokante Werbekampagne von sich reden gemacht und gehört mittlerweile auch in Deutschland zu den top Homepage-Baukästen. Über 500 responsive und ansprechende Designvor­lagen sowie eine riesige Auswahl an individuellen Gestaltungselementen, Widgets und Add-ons sprechen eine klare Sprache. Zudem ist der Editor besonders benutzerfreundlich, wenn er auch – aufgrund des Funktionsumfangs – auf den ersten Blick ein wenig überladen und unübersichtlich wirkt. Die Leistungen kosten zwischen 5 und 25 Euro pro Monat, preislich nehmen sich Wix und die deutschen Branchengrößen wie 1&1 oder Jimdo also nicht viel. Aufgepasst: Der kleinste Tarif „Connect Domain“ ist genau wie bei Weebly nicht werbefrei und ohne eigene Domain. In den größeren Paketen „Combo“, „Unlimited“ und „VIP“ ist eine kostenlose Domain im ersten Jahr integriert, außerdem unterscheiden sich die einzelnen Pakete in den verfügbaren Bandbreiten (2 GB in „Combo“, unbegrenzt in „Unlimited“ und „VIP“) sowie im Speicherplatz (3 GB in „Combo“, 10 GB in „Unlimited“ und 20 GB in „VIP“). Selling Points der größeren Tarife sind der priorisierte Premium-Support und Extras wie beispielsweise Gutscheine für Google Adwords oder ein professionell designtes Logo.

Hier findest du die wichtigsten Fakten aus unserem Anbieter-Check im Überblick:

Der Autor Maximilian Reichlin ist Leiter der Online-Redaktion bei trusted.de. Das Vergleichsportal für Business-­Tools ist eines der führenden Informationsmedien für B2B-Software im deutschsprachigen Raum. Die unabhängigen Branchenexperten und Redakteure haben Tools in über 250 Kategorien getestet und verglichen.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Gründer*in der Woche: Röstpurist – Geile Menschen, geiler Kaffee!

„Puristisch ohne viel Schnick-Schnack – ohne viel Beiwerk. Ehrlich und authentisch. Rein und klar.“ Das ist das Credo und Kaffee-Konzept von Jürgen Fischer und seinem Team von Röstpurist. Mehr zu Jürgen und seiner Positionierung im umkämpften Kaffeemarkt erfährst du im Interview mit dem „Kaffee-Puristen“.

Wann und wie bist du auf die Idee gekommen, Röstpurist zu gründen?

Ich habe Röstpurist am 1. April 2022 gegründet, nachdem ich in den letzten 20 Jahren bei zwei Kaffeerösterei einiges an Erfahrung gesammelt habe. Leider stellte ich fest, dass oft der wirtschaftliche Gewinn im Vordergrund steht und der Mensch nicht ausreichend gewürdigt wird. Diese Erkenntnis motivierte mich, ein Unternehmen zu gründen, das die Menschen sowohl auf den Plantagen als auch bei Röstpurist in den Fokus rückt.

In einer Welt, in der schneller Kaffee oft über die Qualität gestellt wird, wollte ich einen anderen Weg gehen. Röstpurist entstand aus der Überzeugung, dass Kaffee mehr ist als nur ein Getränk – er ist ein Erlebnis, ein Ritual und eine Quelle der Freude, die mit Verantwortung und Leidenschaft behandelt werden sollte.

Mit den Werten Verantwortung, Qualität, Zeit, Leidenschaft und Liebe als Leitprinzipien wähle ich die Herkunft meiner Bohnen sorgfältig aus und arbeite mit Bauern zusammen, die nachhaltige Anbaumethoden praktizieren. Röstpurist ist mehr als nur eine Marke – es ist eine Lebenseinstellung, die Menschen inspiriert, die Schönheit und Vielfalt des Kaffees zu erleben und die kleinen Momente des Lebens zu genießen.

Was waren dann die wichtigsten Schritte beim Aufbau des Unternehmens? Welche Hürden galt es dabei zu nehmen und wie hast du den Start finanziert?

Die größten Herausforderungen beim Aufbau meines Unternehmens lagen vor allem in der Bürokratie, insbesondere da ich in Österreich geboren bin und nicht in Deutschland aufgewachsen bin. Der Verwaltungsaufwand war enorm, nicht nur in Bezug auf die Bürokratie, sondern auch wegen der bürokratischen Hürden wie Wohnsitzanmeldung, Steuernummer und das Thema Krankenversicherung. Diese Aspekte sind extrem kompliziert für jemanden, der nicht hier aufgewachsen ist. Dennoch konnte ich diese Hürden überwinden, weil ich im Laufe der letzten 20 Jahre wertvolle Kontakte geknüpft habe. Ein entscheidender Faktor war, dass ich den richtigen Steuerberater an meiner Seite hatte, der uns kompetent beraten hat. Hierbei war es besonders wichtig, die passende Unternehmensform für mein Berufsfeld und die jeweilige Geschäftsidee zu wählen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Unterstützung durch Freundschaften und Partnerschaften, die ich in den letzten Jahren mit anderen Unternehmen aufgebaut habe. Es war nicht einfach, von Banken zusätzliche Finanzmittel zu erhalten, selbst mit einem vielversprechenden Konzept. Daher ist es entscheidend, sich vor dem Start mit anderen Unternehmen auszutauschen, um wertvolle Einblicke und Unterstützung zu erhalten. Diese Beziehungen haben letztlich eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung des Starts von Röstpurist gespielt.

Das Thema Kaffeegenuss und -röstereien ist hierzulande ja seit längerem ein großer Trend. Wie bzw. womit positionierst du dich mit Röstpurist in diesem umkämpften Markt?

Von Anfang an war uns bewusst, dass der Markt stark umkämpft ist, sowohl von großen Unternehmen als auch von vielen kleineren Röstereien. In den letzten Jahren, insbesondere durch die Digitalisierung, haben wir jedoch den Fokus auf Kundenbetreuung und Dienstleistung gelegt, um uns abzuheben. Im Bereich der Gastronomie und Bäckereien setzen wir überdurchschnittlich viel für unsere Kunden um, indem wir unterschiedliche Aktionen anbieten und als verlässlicher Partner agieren.

In einer Zeit, in der viele digital bestellen und online Geschäfte abwickeln möchten, ist es uns wichtig, persönlich zu jedem Neukunden zu gehen und einen Termin vor Ort zu vereinbaren. Dies unterscheidet uns deutlich von anderen Anbietern auf dem Markt. Wir sind überzeugt, dass wir einfach mehr machen müssen und bereit sind, den nächsten Schritt zu gehen. Dabei haben wir die Digitalisierung in einem völlig anderen Bereich implementiert: Bei Röstpurist findet die Digitalisierung vor allem in der Verrechnung und Logistik statt, dort, wo sie wirklich Sinn macht.

Gerade in der Gastronomie ist es jedoch entscheidend, den Menschen wieder in den Vordergrund zu stellen. Der direkte Kontakt zum Kunden ist für uns von großer Bedeutung, um eine persönliche Beziehung aufzubauen und den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden. Ein weiterer wichtiger Schritt für uns war die Entwicklung einer modernen und Marke. Hierbei bieten wir auch zahlreiche Marketing-Tools für unsere Kunden an und heben uns mit unserer Verpackung sowie den Farben deutlich von den typischen Kaffeeverpackungen ab.

Auf den Punkt gebracht: Was ist die Vision bzw. Philosophie hinter Röstpurist?

Unsere Philosophie ist einfach: Geile Menschen geiler Kaffee. Wir streben danach, mit tollen Menschen und außergewöhnlichen Betrieben zusammenzuarbeiten, um gemeinsam erfolgreich am Markt bestehen zu können.

Vom 27. November bis 1. Dezember bist du auf Deutschlands größtem Messe-Treffpunkt für Genießer*innen - der FOOD & LIVE in München aktiv.  Wie wichtig sind solche Events für dein Business?

Events wie die FOOD & LIVE in München sind für unser Business von entscheidender Bedeutung. Sie bieten nicht nur die Möglichkeit, unsere Produkte einem breiten Publikum vorzustellen, sondern auch, wertvolle Kontakte zu knüpfen und unser Netzwerk auszubauen. Die Interaktion mit Genussliebhabern und Fachbesuchern ermöglicht es uns, direktes Feedback zu erhalten und unsere Angebote weiter zu verbessern.

Wir sind Christian Schroth von der Holzofenbäckerei Schroth aus Oberstdorf sehr dankbar, dass er uns gefragt hat, gemeinsam mit ihm auf dieser Messe auszustellen. Unsere gemeinsamen Ansprüche im Bereich Qualität und die Leidenschaft für hochwertige Lebensmittel bieten eine hervorragende Grundlage für diese Partnerschaft. Diese tolle Plattform ermöglicht es uns, uns gemeinsam den Kunden zu präsentieren und unsere Werte zu teilen. In Zukunft wird es immer wichtiger, solche Partnerschaften zu pflegen, und wir freuen uns sehr, unterstützend dabei sein zu dürfen. Durch diese Art von Zusammenarbeit sind wir in der Lage, inspirierende Erlebnisse zu schaffen und unsere Vision von Genuss und Qualität zu teilen.

Und wie machst du darüber hinaus auf dich bzw. Röstpurist aufmerksam?

Wir sind vor allem auf Fachmessen für die Gastronomie und Bäckereien aktiv, wo wir in der Regel ein bis zweimal im Jahr gemeinsam mit unseren Partnern an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen. Diese Messen bieten uns die Möglichkeit, unsere Produkte und Dienstleistungen einem breiten Publikum zu präsentieren und wichtige Kontakte zu knüpfen.

Darüber hinaus engagieren wir uns intensiv in den sozialen Medien, wo wir regelmäßig über unsere Aktionen und Angebote informieren. Diese Plattformen ermöglichen es uns, direkt mit unseren Kunden zu kommunizieren und deren Feedback zu erhalten. Durch unsere aktive Präsenz in den sozialen Medien haben wir bereits zahlreiche Anfragen von interessierten Kunden erhalten, was unser Engagement und unsere Reichweite deutlich erhöht.

Dennoch ist es für uns von größter Bedeutung, bei unseren Kunden hervorragende Leistungen zu erbringen. Die Zufriedenheit unserer Kunden steht an erster Stelle, und wir sind bestrebt, ihre Erwartungen stets zu übertreffen. Diese positive Mundpropaganda hat sich in der Gastronomie und Bäckerei schnell verbreitet, was uns zusätzliche Aufträge und neue Kundenkontakte einbringt. Wir sind überzeugt, dass unser Fokus auf Qualität und Kundenservice der Schlüssel zu unserem Erfolg ist.

Was sind deine weiteren Vorhaben bzw. Pläne mit und rund um Röstpurist?

Wir legen großen Wert auf ein gesundes Wachstum, das in enger Zusammenarbeit mit den richtigen Partnern und Kunden erfolgt. Unser zentrales Ziel ist es, in den nächsten zwei bis drei Jahren unsere eigene Manufaktur-Rösterei zu etablieren. Momentan rösten wir unsere hochwertigen Kaffeesorten noch bei befreundeten Röstern, was uns wertvolle Einblicke und Erfahrungen bietet. Dennoch träumen wir von einer eigenen Rösterei, in der wir die vollständige Kontrolle über den Röstprozess haben und so die Qualität und Einzigartigkeit unserer Produkte noch weiter steigern können. Diese Vision treibt uns bei Röstpurist an und motiviert uns, die besten Talente in unser Team zu holen, um gemeinsam an der Verwirklichung dieses Traums zu arbeiten.

Und last, but not least: Welche Tipps möchtest du anderen Gründer*innen mit auf den Weg geben?

Als junger Gründer kann es eine Herausforderung sein, Ratschläge zu geben, da ich selbst noch in der Lernphase bin und viel vor mir habe. Dennoch habe ich eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Es reicht nicht aus, Ideen zu haben oder Pläne zu schmieden; man muss den Mut aufbringen, tatsächlich zu handeln und die ersten Schritte zu gehen.

Der Weg eines Gründers ist oft steinig, aber die Erfahrung, die man dabei sammelt, ist unbezahlbar. Scheut euch nicht davor, Risiken einzugehen und aus euren Fehlern zu lernen. Jeder Schritt, den ihr macht, bringt euch näher an euer Ziel. Vertraut auf eure Fähigkeiten und bleibt hartnäckig – die Belohnungen werden folgen.

Hier geht’s zu Röstpurist

Das Interview führte Chefredakteur Hans Luthardt

Fröhliche Steuerfreiheit überall

So gelingt die betriebliche Weihnachtsfeier steueroptimiert.

Egal ob Produktion, Investition, Mitarbeiterakquise oder ganz allgemein die Stimmung im Betrieb, für viele Unternehmen erwies sich 2024 als herausforderndes Jahr. Selbst Global Player greifen zum Rotstift, um an allen Ecken und Enden Kosten einzusparen. Auch die Budgets für Weihnachtsfeiern und Geschenke bleiben nicht verschont. Bereits 2023 kam es hier zu massiven Kürzungen, teilweise wurden die vorweihnachtlichen Feierlichkeiten sogar ganz gestrichen.

Für die Belegschaft stellt dies nicht gerade eine Anerkennung ihrer harten Arbeit dar, sondern gibt ihr eher das Gefühl, einen unnötigen Kostenpunkt darzustellen – angesichts des allgegenwärtigen Fachkräftemangels ein potenziell fatales Signal. Arbeitgeber, die sich trotz Inflation und Kostensteigerungen darum bemühen, ihren Mitarbeitenden mit Wertschätzung zu begegnen und diese konkret in Form von Zuwendungen auszudrücken, sollten darauf achten, einen guten Mittelweg zwischen Sparkurs und Opulenz einzuschlagen. Denn fallen die Kosten für Weihnachtsfeier und Co. zu hoch aus, steht schnell das Finanzamt vor der Tür und will ein Stück vom Kuchen abhaben.

Süßer die Freibeträge nie klingen

Steuerrechtlich betrachtet zählt eine Betriebsfeier nach § 19 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1a Einkommensteuergesetz (EStG) zu den sogenannten Ereignissen mit gesellschaftlichem Charakter. Damit gelten die Kosten, die der Arbeitgeber für ein solches Event aufwendet, aufseiten des Arbeitnehmers als Einkünfte aus nicht-selbstständiger Arbeit, die entsprechend versteuert werden müssen – allerdings nur, wenn die Ausgaben pro Feier und Beschäftigten sich insgesamt auf mehr als 110 Euro belaufen. Diese Kosten setzen sich ganz klassisch aus Essen und Getränken, aber auch Punkten wie Raummiete, Transport und Übernachtungen zusammen – eben alles, was zur Durchführung einer Feier benötigt wird. Dabei ist es unerheblich, ob die Aufwendungen sich einzelnen Arbeitnehmern individuell zuordnen lassen oder ob es sich um einen rechnerischen Anteil am Gesamtvolumen handelt.

Überschreiten die Kosten pro Mitarbeiter den Freibetrag, müssen sie die Differenz als geldwerten Vorteil in ihrer Einkommensteuererklärung aufführen. Alternativ kann der Arbeitgeber stattdessen gemäß § 40 Absatz 2 Nummer 2 EStG die Steuer mit einem pauschalen Steuersatz von 25 Prozent pro Mitarbeiter entrichten. Bei einer Weihnachtsfeier, die pro Person 150 Euro kostet, müssen also 40 Euro versteuert werden, was für den Arbeitgeber eine zusätzliche Belastung von 10 Euro ergibt.

Allerdings hat das Unternehmen auch die Möglichkeit, generell die Steuern für eine Betriebsfeier zu übernehmen, sodass die Abgaben auf die Gesamtkosten erhoben werden anstatt auf die Anteile einzelner Beschäftigter. Diese Regelung greift jedoch nur für maximal zwei Betriebsevents im Jahr. Bei drei oder mehr Veranstaltungen gelten die überzähligen als voll steuerpflichtig ohne Freibeträge. Jedoch kann die Firma frei entscheiden, auf welche zwei der Feiern die Freibeträge entfallen sollen, und muss sich nicht an die chronologische Reihenfolge halten. Für die größtmögliche Steuerersparnis erweist es sich daher als sinnvoll, Freibeträge auf die insgesamt teuersten Events anzuwenden.

So kommet, ihr Begleitpersonen

Lädt die Chefetage zum Weihnachtsessen ein, erweist es sich als durchaus üblich, wenn Mitarbeitende ihre Partner zu dem Event mitbringen – vorausgesetzt, die Einladung erlaubt ein „Plus eins“. Nehmen allerdings betriebsfremde Personen teil, gelten leicht abgewandelte Regeln bezüglich der Besteuerung. Bis 2014 konnten Unternehmen, um die steuerliche Belastung zu berechnen, die Kosten für eine Firmenveranstaltung ganz unkompliziert durch die Anzahl der Gäste teilen, denen allen jeweils ein Freibetrag von 110 Euro zustand. So blieb das gemütliche Beisammensein auch mit Freunden und Familienangehörigen steuerfrei.

Seit 2015 allerdings ist dies per Gesetz nicht mehr gestattet. Nun dürfen Kosten nur noch und ausschließlich betriebszugehörigen Personen zugeordnet werden. In der Praxis bedeutet dies: Wenn ein Unternehmen seine 70 Beschäftigten zur Weihnachtsfeier einlädt, 30 von ihnen eine Begleitperson mitbringen und die Gesamtkosten sich auf 10.000 Euro belaufen, ergibt das einen Pro-Kopf-Betrag von 100 Euro. Diejenigen Mitarbeiter, die ohne „Plus eins“ gekommen sind, liegen damit unterhalb des Freibetrags. Wer jedoch jemanden mitgebracht hat, dem werden auch die Kosten für den zusätzlichen Gast zugewiesen, sodass 30 der Beschäftigten auf einen Betrag von 200 Euro kommen. Damit müssen sie auf 90 Euro Lohnsteuer entrichten.

Alle Jahre wieder abgabenfrei

Möchte sich ein Betrieb besonders großzügig zeigen und der Belegschaft zusätzlich zur Weihnachtsfeier auch noch kleine Geschenke zukommen lassen, kommt es dabei steuerrechtlich auf das Timing und den Anlass an. Überreicht der Arbeitgeber das Präsent während des weihnachtlichen Events, fließt dessen Wert ebenfalls in den verfügbaren Freibetrag mit ein. Solange die Gesamtkosten dabei unter den veranschlagten 110 Euro bleiben, sind sowohl Feier als auch das Geschenk steuer- und sozialabgabenfrei. Liegt der Wert jedoch darüber, greifen die oben bereits genannten Vorgaben. Erfolgt die Geschenkübergabe abgekoppelt von einer etwaigen Veranstaltung, gilt die Zuwendung gemäß § 8 Absatz 1 Sätze 2 und 3 EStG ebenfalls als Teil der Einkünfte, denn dazu zählen auch „zweckgebundene Geldleistungen, nachträgliche Kostenerstattungen, Geldsurrogate und andere Vorteile, die auf einen Geldbetrag lauten“.

Es gibt allerdings eine Freigrenze für derartige Schenkungen durch den Arbeitgeber, geregelt in § 8 Absatz 2 Satz 11 EStG. Dieser besagt, dass Sachbezüge außer Ansatz bleiben, „wenn die sich nach Anrechnung der vom Steuerpflichtigen gezahlten Entgelte ergebenden Vorteile insgesamt 50 Euro im Kalendermonat nicht übersteigen“. Dieser Betrag wird jährlich an die Entwicklung der Verbraucherpreise angepasst. Ist das Geschenk jedoch mehr wert, fällt wieder Lohnsteuer an. Übernimmt der Betrieb diese notwendige Zahlung, greift laut § 37b EStG ein pauschaler Steuersatz von 30 Prozent. Einmal angewendet, gilt dieselbe Regelung für alle innerhalb eines Kalenderjahres gewährten Geschenke bis zu einem Wert von 10.000 Euro. Um Steuern einzusparen, sollten Unternehmen also bestenfalls Weihnachtsgeschenke und -feier für die Mitarbeiter miteinander verbinden, um sowohl von einem höheren Freibetrag als auch von einem niedrigeren Pauschsteuersatz zu profitieren.

Der Autor Prof. Dr. Christoph Juhn ist Professor für Steuerrecht, Steuerberater und besitzt einen Master of Laws. Seine Schwerpunkte in der Gestaltungsberatung liegen auf Umwandlungen und Umstrukturierungen, Unternehmen- und Konzernsteuerrecht, internationalem Steuerrecht, Unternehmenstransaktionen (M&A), Beratung für Berater sowie der laufenden Steuerberatung. 2015 gründete er die JUHN Partner GmbH und 2017 die JUHN BESAU GmbH Außerdem betreibt der Steuerprofi unter @juhnsteuerberater einen erfolgreichen YouTube-Kanal.

Gründer der Woche: HALTA - hält und lädt, Alta!

Julius Marschall ist 23 Jahre alt und studiert Produktentwicklung & technisches Design in Frankfurt. Vor zwei Monaten hat Julius angefangen, eine stylisch-pfiffige Smartphone-Ladestation zu entwickeln – Der „HALTA“ ist dabei herausgekommen. Mehr dazu im Interview mit Julius.

Wie bist du auf die Idee zu deiner Smartphone-Ladestation HALTA gekommen?

Bisherige Smartphone-Ladestationen sehen total langweilig aus. Meine innovative Halterung lässt das Smartphone designvoll schweben und lädt es dabei gleichzeitig auch noch auf! Die ideale Kombination aus Nutzen & Design.

Der HALTA macht den Alltag noch produktiver und das Smartphone noch smarter. Man hat beide Hände frei, wenn man seine Lieblingsrezepte kocht, Videoanrufe mit Freunden startet oder am Schreibtisch arbeitet.

Wie schnell hast du dann den HALTA entwickelt? Und gab es dabei besondere Erkenntnisse, z.B. in Sachen Material oder Design?

Ich mache Sachen schnell. Nachdem ich die Idee hatte, bin ich sofort in den Baumarkt gefahren und habe im Keller an der Werkbank die ersten Prototypen gefertigt. Mein Studium hat mir dabei geholfen die Konstruktion am Computer zu designen und mit 3D-Druck zu fertigen. Schnell habe ich gemerkt, dass die Herausforderungen komplexer sind als gedacht. Im Design muss man oft Kompromisse eingehen, besonders, wenn es um Details geht. Um jedem Smartphone Nutzer die Möglichkeit zu geben, mit Stil zu laden, habe ich passende Adapter entwickeln müssen, die mitgeliefert werden. Das sind Dinge, an die man im ersten Moment gar nicht denkt.

Als es an die Auswahl der Materialien ging, habe ich mich gefreut, dass die besuchten Vorlesungen Werkstoffkunde, Kunststoffkonstruktion, Fertigungstechnik & Design nicht umsonst waren und man die Theorie auch mal in die Praxis umsetzen kann.

Ein Produkt ist selten nach dem ersten Entwurf fertig, oftmals muss man wieder von vorne anfangen oder versuchen aus einer anderen Sichtweise zu denken.

Stellst du den HALTA selbst her oder lässt du produzieren?

Momentan klingelt dauernd mein Handy, weshalb ich permanent aus der Vorlesung rennen muss. Wir sind im engen Kontakt mit deutschen Produzenten, die die erste Kleinserie herstellen werden. Viele Hersteller sind abgesprungen, da die Konstruktion zu komplex in der Fertigung sei. Dieser Rückschlag war nicht schön, aber wir haben nach etlichen Mails und einigen Telefonaten zusammen mit den Produzenten eine gute Lösung gefunden. Je mehr Hürden man gemeistert hat, desto ehrgeiziger und motivierter wird man, sein Projekt umzusetzen.

Was kostet mich der Spaß?

19,99 Euro inkl. Versand. Das Produkt ist kein Gadget, sondern ein qualitativer, Design-Artikel. Eine Kleinserie, die Logistik und das Marketing sind zwar sehr kostspielig aber wir haben es trotzdem geschafft die Docking Station für einen angemessenen Preis anzubieten.


Gründer der Woche: KleePura – der Clou ist der Klee

Torsten Mick und Simon Scheffler, die beiden Gründer der grünerdüngen GmbH, haben einen neuartigen biologischen Dünger entwickelt. Was das Besondere an KleePura ist, erfahrt ihr im Interview mit Torsten.

Wann und in welchem Kontext seid ihr auf die Idee gekommen, ein Düngemittel für den Bio-Anbau zu entwickeln?

Die Idee, ein zertifiziertes Düngemittel für den Bio-Anbau und speziell für den Bio-Gemüsebau zu entwickeln, gab es schon vor über 20 Jahren. Dabei ist zu beachten, dass Biodünger nicht gleich Biodünger ist. Ich versuche es mal kurz und bündig zu erklären: Ein wesentlicher Punkt ist die Definition von Biodünger. Ein Biodünger darf sich so nennen, wenn seine Inhaltsstoffe/Substanzen organischen Ursprungs sind. Das kann eine ganze Menge sein, wie zum Beispiel pflanzliche Abfälle (Treber, Malzkeime etc.), Abprodukte der Futter- und Lebensmittelindustrie, aber auch tierische Reststoffe (z.B. Horn-, Knochen- und Blutmehl) oder Klassiker wie Seevogelkot, Pferde- und Kuhdung usw. Dabei ist nicht wirklich wichtig, wo diese Reststoffe herkommen. Seevogelkot aus Südamerika, Horn, Knochen, Blut aus Massentierhaltung oder vom anderen Ende der Welt …  Kurzum: Es war Zeit für einen Biodünger, der seinem Namen wirklich gerecht wird. Ein Biodünger aus 100 % bio-zertifizierten Zutaten sozusagen aus zertifiziert ökologischer Produktion!

Bis 2012 „traute“ sich keiner so richtig, dieses etwas schwierige Thema anzupacken, zumal auch Aspekte wie rein pflanzlich, Regionalität (Deutschland), Wirkungsgrad und Verträglichkeit standen dabei genauso im Fokus, wie eine unkomplizierte Anwendung sowie die dazugehörige umweltfreundliche Verpackung. Das Ganze begann als gefördertes Forschungsprojektes bei Prof. Schmidtke (HTW Dresden) mit Unterstützung des BÖLN und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und wurde 2017 unter der Marke KleePura BioDünger erfolgreich ausgegründet.

Und was ist das Besondere, das Innovative an KleePura? Das gute Gewissen des Benutzers und ...

Tatsächlich kann jeder Profi und jeder Hobbygärtner unseren KleePura BioDünger mit gutem Gewissen einsetzen. Denn nur KleePura besteht auf der Basis von Klee, welcher auf Ökoflächen von familiengeführten Biobetrieben (Naturland) wächst und über ein innovatives Verfahren zu unseren super wirksamen Düngepellets weiterverarbeitet wird. Wird begleiten alle Prozesse und zwar von der Ansaat der Kleeflächen bis zum fertigen Produkt. Das Besondere von KleePura ist zum einen die rein ökologische Produktion mit einem Rohstoff, der nahezu unendlich zur Verfügung steht, und zum anderen die beeindruckende Wirkung. Genauer gesagt, besitzt KleePura ein hervorragendes Nährstoffverhältnis aus Stickstoff (3,5 % N), Phosphor (1 % P2O5) und Kalium (3,4 % K2O) kurz NPK. Das ist für einen rein pflanzlichen Dünger vorzüglich.

Und warum Klee?

Ganz einfach, weil Klee ein sogenannter Stickstoffsammler ist, sprich zur Pflanzenfamilie der Leguminosen gehört und mit Hilfe von Sonnenlicht und den wurzelanhaftenden Rhizobien (Knöllchenbakterien) Stickstoff und andere Nährstoffe fixiert.

Wo kommt euer Dünger überall zum Einsatz?

Entwickelt wurde KleePura speziell für Gemüse, Obst und Kräuter, welche im Frühjahr als Jungpflanzen (Tomaten, Kohlrabi, Brokkoli, Blumenkohl, Zucchini, Kürbis, Melonen usw.) im eigenen Garten, auf dem Balkon oder im Hochbeet gepflanzt werden. Aber auch zu Kartoffeln oder speziellen Säkulturen wie Möhren, Spinat, Rote Beete etc. entfaltet KleePura seine optimalen Düngeeigenschaften.

Wir treffen aber auch immer öfter Menschen, die uns sagen, dass sie nicht düngen, da Düngung reine Chemie wäre. An diesem Beispiel sieht man, dass das Wort Düngung nicht wirklich gut wegkommt. Oft hört man in diesem Zusammenhang das Wort Glyphosat (Bayer/Monsanto), welches ein Totalherbizid ist und mit pflanzengerechter Düngung und erst recht mit KleePura rein gar nichts zu tun hat. Düngung ist nichts Schlimmes, ganz im Gegenteil. Alle Pflanzen brauchen Nährstoffe, vor allem Starkzehrer wie Tomaten, Zucchini, Kürbisse, Erdbeeren, aber auch Kräuter, Wein- und Rosenstöcke.

Wo erhalte ich KleePura?

KleePura findet man im Bio-Einzelhandel – pünktlich zum Beginn der Gartensaison, z.B. in den Alnatura Filialen oder in verschiedenen Bioläden in ganz Deutschland. Rein theoretisch kann jeder in seinen Bioladen der Wahl gehen und nach KleePura fragen. Die Bioläden können KleePura über den Großhandel individuell bestellen – auch eine Verpackung – denn über den Bio-Großhandel sind wir flächendeckend vertreten. KleePura gibt es natürlich auch in unserem Online-Shop und zukünftig auch über Naturbaumärkte.


Gründer der Woche: waYwo - Social Network für Gründer, Investoren und Co.

Seit Anfang November ist waYwo online, eine Plattform zum Informationsaustausch für Unternehmer, Gründer und Projektmanager. Was genau es mit dem Social Network auf sich hat, erfahren wir im Interview mit dem Geschäftsführer Peter Singer.

Wie und wann sind Sie auf die Idee zu waYwo.de gekommen?

Jedes Projekt unseres Unternehmens beginne ich mit einer Findungsphase. Dafür nehme ich mir einige Wochen Zeit. In dieser Zeit lese Bücher, z.B. zum Thema Mindset, nehme an Seminaren Teil zu neuem Fachwissen, sitze auch mal in Cafes, lasse mich inspirieren. Am Ende der Findungsphase steht die Idee. Die Idee für waYwo entstand irgendwann 2017, weil ich selbst nach gleichgesinnten Gründern gesucht habe, zum gegenseitigen Austausch. Ich habe sie sofort aufgeschrieben, die Original-Notiz habe ich noch. Die Entscheidung die Idee umzusetzen wurde im Dezember 2017 getroffen.

Was genau wollen Sie mit Ihrer Plattform leisten?

Gründer, Unternehmer und Projektmanager haben teilweise eine unglaubliche Lernkurve. Das Wissen, das hier aufgebaut wird, wird am Ende eines Projektes oft kaum noch genutzt. Dieses Wissen soll sichtbar gemacht werden. WaYwo ist ein Social Network, das Gleichgesinnte aus diesen Gruppen zusammenbringen soll. Wenn man beispielsweise die Buchhaltung automatisieren will und jemanden findet, der das ebenso tut, kann der eine dem anderen sagen, was er schon herausgefunden hat bzw. welche Schlussfolgerungen er gezogen hat. Das kann viel Zeit sparen und auch Fehler reduzieren. Wie bei anderen Business-Netzwerken auch, kann man den Gesprächspartner auch als Kontakt hinzufügen.

Der Austausch unter Gründern selbst und der mit Investoren, möglichen Co-Foundern und anderen Gelichgesinnten ist wichtig und wertvoll. Besteht hier aber nicht die latente Gefahr, dass meine Business-Idee dann einfach kopiert bzw. geklaut wird?

An mich werden oft Ideen herangetragen. Doch immer wieder merke ich, wie sehr eine Idee mit dem Gründer und seiner Geschichte, Fähigkeiten und Vorlieben verbunden ist. Noch nie hatte ich den Impuls, die Idee eines Anderen umsetzen zu wollen und denke vielen anderen Gründern geht es ähnlich. Natürlich gibt es Ausnahmen. Die Gefahr von Nachahmern steigt aber sofort, wenn ein Produkt den Erfolg am Markt bewiesen hat. Bei physischen Produkten kann ich das vor allem aus dem asiatischen Raum beobachten. Aber auch Software-Produkte werden bei Markterfolg oft vielfach nachgeahmt.

Was muss ich tun, um via waYwo zu kommunizieren bzw. zu netzwerken?

Um gefunden zu werden, meldet man sich einfach an und trägt die aktuellen Projekte in seine Projektliste ein oder Themen, für die man sich gerade interessiert. Die verwendeten Begriffe verwendet waYwo als Keywords für die Suchfunktion. Umgekehrt kann man nach Begriffen suchen, um Menschen zu finden, die sich damit beschäftigen. Dazu reichen eine Anmeldung und die Eingabe eines Suchbegriffes in das Suchfeld.

Und wie stelle ich mir eine Konversation auf waYwo.de dann vor? Jeder netzwerkt mit jedem?

WaYwo lässt da viel Freiraum, das zu sein bzw. auch zu werden, was die Nutzer sich wünschen. Gleichgesinnte, die man über die Suchfunktion findet, kann man natürlich anschreiben. Filtern kann man beispielsweise über die Umkreissuche, um die Entfernung eingrenzen. Zur Entfernungsberechnung kam übrigens der Satz des Pythagoras bei der Entwicklung von waYwo zum Einsatz, danke an dieser Stelle an den griechischen Philosophen und meinen Mathe Prof.
Auch ein Filter zum Finden von Investoren, Investitionsmöglichkeiten, Business-Angels und Co-Founder sind bereits integriert, damit man im Idealfall die Treffer bekommt, die man gerade benötigt.

Wie sieht der "ideale User" Ihrer Plattform aus?

Jeder Gründer, Unternehmer und Projektmanager, der Wissen aufgebaut hat ist hier richtig. Auch wer Wissen oder Gleichgesinnte zum Austausch sucht, kann waYwo nutzen.


Gründer der Woche: mymudo - das Musikbiz als Gewinnspiel

Christian Peitz und Daniel Latsch sind zwei Musiker, die mit mymudo zum ersten digitalen Wettanbieter für die Musikwelt werden wollen. Noch sind die beiden dabei, ihre Beta-Version zu basteln. Vor wenigen Wochen haben Christian und Daniel mit ihrer App einen „Smoketest“ durchgeführt - mehr dazu und zu den weiteren To Do’s bis zum endgültigen Start der mymudo-App erfahren wir im Interview mit Daniel:

Eine Glücksspiel-App - das allein ist ja noch keine wirkliche Innovation. Wie kommt man auf die Idee, auf die Bewegungen in den offiziellen deutschen Musik-Charts wetten zu lassen?

Als Musiker haben wir uns – bei vielen gemeinsamen Projekten in Startup- und Musikwelt – oft über das Musikbusiness unterhalten. Nach Tour-, Konzert- und Backstage-Erfahrungen kamen dann oft die Dramen der Musikwelt auf den Tisch. Verlage und Labels die plötzlich abspringen, AR’s die einen „groß machen“ wollen und dann nie wieder was von sich hören lassen. Ein Auf und Ab. Als Musiker kann man viel erreichen, wenn man gut ist … aber noch mehr, wenn „Andere“ (also die Kunden/Fans) einen gerade gut finden. Neben dem eigenen Talent ist der eigene Erfolg vor Allem davon abhängig, dass man der Glückliche ist, der gerade gehypd wird. Tja. Und das „Glück“ im Musikbusiness brachte uns schließlich zu dem Glücksspiel und dann zu mymudo. Wieso nicht ein spannendes Online-Game aus dem „Glücksspiel des Musikbusiness“ machen!?

Was waren dann die wichtigsten Steps von der Idee bis heute?

Zuerst mussten wir andere Projekte abschließen bzw. ins sichere Fahrwasser bringen. Wir waren gerade aktiv in Zentralasien, wo wir in einem Projekt gemeinsam mit der Welthungerhilfe Startup-Kompetenz im urbanen Raum von Tajikistan aufgebaut haben (www.esteem-startup.com). Wir standen da gerade mitten im Doing, als wir von mymudo angefixed wurden. Parallel hatte ich zu dieser Zeit viele Aufträge als UX-Designer an Land gezogen und Christian eine Festanstellung als Innovationsmanager in einem Corporate begonnen. Achso … Vater ist Christian auch geworden. Naja … und daher zog sich die erste Phase der Ideation ein wenig. Dennoch kamen wir dann – nach einer ersten Verzögerung – doch gut in die Gänge, als wir mit Design-Thinking und Scrum, ein paar guten Know-how-tragenden Kumpels und Insidern das Konzept und schließlich die ersten Mockups fertig hatten. Dann ging alles gut voran. Die Website und viele weitere Konzepte wurden fertig und wir konnten uns Kern-Experten im Musikbusiness und in der Glücksspielwelt – mit immer mehr Substanz im Rücken – widmen. Da stehen wir jetzt.

Wie finanziert ihr die Entwicklung? Mit eigenem Geld und/oder Fördermitteln?

Aktuell Bootstrappen wir vor uns hin, finanzieren alles selbst und arbeiten mit guter Hands-on-Mentalität alles weg, was kommt. Jedoch stehen wir jetzt an einem Punkt, wo wir nicht aus eigener Kraft weiterkommen können: Die Finanzierung unseres MVP. Wir forcieren einen Investor, der uns die Beta finanziert und den Mut hat, auch die nächsten Schritte mit uns gehen zu wollen. Am besten jemanden, der aus der Branche „Glücksspiel“ kommt, Know-how aus Zielgruppenbearbeitung bzw. Marketing mitbringt und weiß, wie die Onlinegamer ticken. Jedoch ist uns wichtig, nicht nur die klassischen Glücksspieler anzutriggern. Wir wollen auch den Musikhörer zu unserem Spieler machen. Das sollte der Investor im Blick haben.

Nun zum Wetten auf mymudo: Auf welche Charts werde ich wetten können und wie genau funktioniert es?

In der ersten Phase von mymudo ermöglichen wir das Wetten auf die offiziellen deutschen Charts. Entweder über GFK oder Media-Control. Da haben wir uns noch nicht festgelegt. In den Phasen, wo die Charts aufgestellt werden (in der Regel eine Woche), kann der Spieler Wetten auf Songs / Interpreten und dessen Auf-/und Abstieg abschließen. „Dynoro & Gigi D’Agostino – In my mind wird aufsteigen“ zum Beispiel. Nach Bekanntgabe der Charts wird – natürlich nur, wenn ihr gewonnen habt – in unserer Spielwährung (unsere hauseigene Kryptowährung) ausgezahlt. Die Quoten berechnen sich anhand der Conversionrates für die einzelnen Songs / Interpreten über die großen Suchmaschinen. Aber bald könnt ihr Euch mymudo dann als beta-Version genauer anschauen.


Gründer der Woche: Mesaic - innovatives B2C-Messaging

2016 hat Sebastian Kellner zusammen mit Niko Uphoff Mesaic gegründet, um der Servicewüste hierzulande ein Ende zu bereiten. Mesaic ist eine Plattform, die per Messaging für effiziente Prozesse und zufriedene Kunden sorgen will, indem sie die Kommunikation zwischen Anbietern und Kunden durch intelligente Technologie erleichtert. Wie das funktioniert, erläutert uns CEO Sebastian Kellner im Interview:

Wo sind aktuell die größten Hürden bei der Interaktion zwischen bzw. der Vernetzung von Kunden und Unternehmen und Maschinen? Fehlende Technologie oder mangelndes lösungsorientiertes Denken?

Meistens ist “oder” die Antwort. Wir erleben heute eine der schnellsten technologischen Entwicklungen und gleichzeitig merken wir, dass die Lösungen nur so gut sind, wie es die mentalen Modelle der Unternehmen und der Wille der Handelnden wirklich auch zulassen. Wo das mobile Internet heute die gewachsenen Strukturen der Unternehmens- und IT- Strategie aus einem Desktop Zeitalter herausfordert, kann nicht immer linear gedacht werden. Hier müssen wohl einfach mutige Schritte gewählt werden, um Technologie und Kunden-Unternehmensbeziehung zusammenführen. Oft ist ein bisschen Kundenzentriertheit ok, aber wenn es unbequem wird, dann gehört zur Technologie auch viel Change-Management.
 
Wann und wie sind Sie und Ihr Co-Gründer Niko Uphoff dann auf die Idee zu Mesaic gekommen?

Wir haben 2012/13 viel über die Fragestellung der Digitalisierung von Dienstleistungen nachgedacht. Der Handel, also Commerce, war gefühlt für uns schon gelöst. Jeder Mensch kennt das Paradigma eines Onlineshops. Während beim E-Commerce ein Kaufabschluss nach dem Checkout entsteht und dann das Fulfillment bei der Lieferung von einem Paket abgeschlossen wird, bedarf die Serviceerbringung Kontinuität. Denn die Wertschöpfung definiert sich erst über den Zeitraum der Kommunikation und die Serviceerbringung erst in der Interaktion zwischen Kunde und Dienstleister. Dies erfordert neue Technologien und wird einen Standardprozess prägen. Als wir uns damals in Kopenhagen mit dem Thema auseinandergesetzt haben, ist uns die Veränderung der individuellen Kommunikation durch Messenger-Dienste im persönlichen Gebrauch aufgefallen. Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass diese genau eine solche kontinuierliche und voll digitale Kommunikation ermöglichen – Menschen tragen das Smartphone mit sich herum, was die Grundlage für die wirkliche Digitalisierung von Dienstleistungen durch konsistente Beziehungen ermöglicht.
 
Was leistet Mesaic, um diese Kommunikation/Vernetzung nachhaltig zu verbessern?

Wir stellen Unternehmen eine Technologie-Plattform zur Verfügung, die es erlaubt, etablierte Unternehmensprozesse digital zu übersetzen, zu automatisieren und dann Kunde, Mitarbeiter und Unternehmensstrukturen und bestehende IT-Ressourcen in die Interaktion und Wertschöpfung einzubinden. So lassen sich in Messaging Kanälen (Web, FB Messenger, WhatsApp, Apple iMessage u.a.) personalisierte und konsistente Kundenbeziehungen erstellen, die für Commerce, Service, aber auch die Kombinationen daraus, wie zum Beispiel Omni-Channel Modelle, genutzt werden können.

Mesaic bildet also die Kundeninteraktion ab und bietet so die Möglichkeit, dazugehörige Prozesse effizienter zu gestalten. Welche wichtigsten Prozesse sind das in der Praxis?

Wir ermöglichen es, E-Commerce, Customer-Service, Engagement (also die Beratung vor dem Kauf) als auch Field-Service-Prozesse und somit auch logistische Prozesse zu digitalisieren. Wenn ein Unternehmen eine Customer Journey mit mehreren Prozessschritten heute offline abbildet – ruhig auch mit mehreren Parteien und digitalen Systemen – dann können wir die in eine sehr kundenzentrische und durch Messaging auch persönliche Art und Weise übersetzen.


Gründer der Woche: ARTEDIO - die Online-Kunstgalerie

ARTEDIO ist eine Online-Galerie für zeitgenössische Kunst. Das Ziel des Gründers David Vetter ist es, den Kunstmarkt weiter zu digitalisieren und damit transparenter und offener zu gestalten. Mehr zum ARTEDIO-Konzept im Interview mit David.

Kommst du selbst aus der Kunst-Branche?

Klares Jain, ich habe ursprünglich Marketing und Management studiert und mich damals im 3. Semester mit einem ersten Onlineshop für Kunstdrucke, Ausstellungsplakate und eben auch Kunsteditionen parallel selbstständig gemacht. Das liegt mittlerweile 12 Jahre zurück. In dieser Zeit habe ich umfangreiche Kontakte zur Kunst-Branche aufbauen können, von denen wir heute profitieren. Auch im Rahmen meiner Diplom-Arbeit hatte ich die Möglichkeit den Kunstmarkt im Internet genauer zu untersuchen. Klassisch aus der Kunst-Branche mit Galerie- oder Museumspraktikum und anschließendem Kunstgeschichtsstudium komme ich aber nicht.

Wann und wie bist du auf die Idee zu ARTEDIO gekommen?

Die Idee zu ARTEDIO kam mir nach einigen Jahren Praxiserfahrung mit dem ersten Onlineshop für Kunstdrucke, Plakate und Editionen. Der Verkauf von hochpreisigen Kunstwerken passte nicht wirklich zum parallelen Verkauf von günstigen Reproduktionen in Form von Kunstdrucken und Postern über eine einzige Webseite. Zu unterschiedlich waren die jeweiligen Zielgruppen und Preisklassen. Das erste richtige AHA-Erlebnis hatte ich, als ein Sammler eine Mappe mit 5 Arbeiten eines sehr bekannten amerikanischen Künstlers über unsere Seite kaufte, die nun ja, eben auch Reproduktionen anbot. Von da an war mit klar, ich möchte mit Kunst bedeutender Künstler in Form von Originalen und Unikaten handeln und zwar online. Die Idee zu ARTEDIO war geboren.

Die Liste der von dir angebotenen Künstler liest sich wie das Who-is-Who der zeitgenössischen Kunst. Wie kommst du an die renommierten Künstler bzw. deren Werke?

Einerseits arbeiten wir eng mit renommierten Kunstverlagen und Galerien zusammen, die Kunsteditionen verlegen und die jeweiligen Künstler vertreten, andererseits beobachten wir aber auch was auf internationalen Kunstauktionen angeboten wird und suchen nach interessanten Arbeiten um unser Programm zu ergänzen. Auch Kunstsammler kommen auf uns zu, wenn sie Arbeiten verkaufen möchten. Hier achten wir jedoch ganz genau darauf die Herkunft der Arbeiten zurückverfolgen zu können, um unseren Kunden maximale Sicherheit bezüglich der Authentizität der Werke garantieren zu können.

Bist du auf einen der gelisteten Künstler besonders stolz, ggf. weil es besonders schwer war, diesen bzw. dessen Werke für das Online-Geschäft zu akquirieren?

Ja in der Tat. An Werke von Neo Rauch oder Gerhard Richter kommt man wirklich nicht leicht ran. Da muss man sprichwörtlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und dann auch noch eine gewisse Portion Glück haben. Im Grunde steckt man da als Händler in der gleichen Haut wie der Sammler. Man sucht, recherchiert und begibt sich auf die Jagd nach dem geliebten Stück für seine Sammlung, in unserem Fall das Programm von ARTEDIO, bei dem wir immer versuchen die besten Arbeiten der besten Künstler aufzuspüren und für unsere Kunden zu sichern.

Wie viele Werke sind durchschnittlich in deinem Galerie Shop gelistet?

Aktuell umfasst das Programm von ARTEDIO knapp 1.000 Werke bekannter Gegenwartskünstler. Da ist noch sehr viel Luft nach oben, auch wenn wir ganz genau sondieren, was wir online präsentieren und mit in unser Portfolio aufnehmen. Wir versuchen möglichst qualitative Arbeiten in niedriger Auflage von bekannten Künstlern und vielversprechenden Newcomern für ARTEDIO zu finden.

Bist du der Vermittler zwischen dem Eigentümer und dem Käufer oder besitzt und verkauft ARTEDIO selbst die angebotenen Kunstwerke?

Das ist unterschiedlich. Einerseits haben wir im Laufe der Jahre eine beachtliche Sammlung selbst zusammentragen können, andererseits arbeiten manche Galerien auf Kommission mit uns, sodass wir die Werke vor Ort in unserem Außenlager haben und wir bei einem Verkauf mit der Galerie abrechnen die uns vertraut. Darüber hinaus bieten wir Werke bei ARTEDIO an, wo die Verfügbarkeit kurz angefragt werden kann. Diese Arbeiten sind nicht vor Ort, da rufen wir kurz unsere Partner an und erkundigen uns ob die jeweiligen Werke verfügbar sind.


Gründer der Woche: Koru Kids - Booster-Sitz für Kids

Die Koru Kids Deutschland GmbH wurde Anfang 2017 von Dr. Wolfgang Höhn gegründet. Sein Produkt: eine Sitzerhöhung für Kinder bis 6 Jahre, einsetzbar im Hotel- und Gastrobereich sowie zu Hause. Im Interview mit dem Gründer erfahren wir mehr über das Konzept seiner Booster-Sitze.

Wann und wie sind Sie als Spezialist für Investmentfonds für Gründer auf die Idee zu Ihrem Booster gekommen?

Das war während unseres Familienurlaubs in Dubai vor 3 Jahren. Im Hotel gab es Sitzerhöhungen – diese waren aber weder sicher, noch für den Gastronomiebetrieb geeignet. Meine Töchter fanden die Sitzerhöhungen trotzdem toll, da sie fast auf Augenhöhe mit uns saßen. Da ich eine benutzerfreundlich, gastronomietaugliche Sitzerhöhung mit hoher Sicherheit und Qualität noch nicht aus Europa kannte, sah ich sehr viel Potenzial.

War dann der Schritt zur Gründung nur logisch konsequent?

Absolut. Bereits im Urlaub habe ich Research bezüglich des Wettbewerbsumfelds und den rechtlichen Rahmenbedingungen gemacht. Danach war klar, dass es eine reale Option ist. Zu Hause habe ich mir gleich einen Industriedesigner als Partner für die Entwicklung gesucht – das war der Startschuss.

Lag der Fokus von Anfang an auf dem Hotel- und Gastrosektor?

Wir haben die Booster anhand der Bedürfnisse der Hotels und Restaurants entwickelt und dabei großen Wert auf die einfache Bedienung gelegt: festschnallen, reinigen und platzsparend stapeln – alles soll leicht gehen. Bei der Entwicklung war uns klar, dass qualitativ hochwertige Booster, die den Anforderungen der Gastronomie entsprechen, auch für Familien interessant sind. Oft kaufen die Familien, die die Booster im Hotel oder Restaurant erlebt haben, die Booster auch privat.

Wie lange hat dann die Entwicklung des Boosters gedauert und was waren dabei die wichtigsten Meilensteine?

Von der Idee bis zur Serienfertigung hat es etwa zwei Jahre gedauert. Wesentliche Meilensteine in der eigentlichen Entwicklungsphase waren die Fertigstellung des Designs und diverse Prototypen. Deutlich komplexer war die Suche der richtigen Partner für die Produktion – nicht nur für den Booster selbst, sondern auch für die Gurte, Schnallen und Inlays – sowie das Erreichen der hohen Qualität in der Serienproduktion.

Wie haben Sie die Gründung und Produktentwicklung finanziell gestemmt? Mit Eigenmitteln und/oder Fördermitteln?

Den Großteil der Entwicklung habe ich mit Eigenmitteln finanziert. Förderung haben wir für einen Teil erhalten.


Gründer der Woche: MakeCake - leckere Proteine naschen

Die Schwestern Mayra Werner und Joana Wöhl haben vor wenigen Monaten in Eschwege die MakeCake UG gegründet, um uns mit gesundem (Protein-)Kuchen zu verwöhnen. Was es mit dem leckeren Business auf sich hat, erfahren wir im Interview mit Mayra und Joana.

Wann seid ihr wie auf die Idee zu MakeCake gekommen?

Im Frühling 2017 reisten wir mit unserer Familie auf die Insel Ameland in Holland. Wir hatten gesundes Kekstopping a la Cookie dough, natürlich selbst gebacken, im Gepäck. Jeden Morgen verfeinerten wir unseren Frühstücksquark mit unserem leckeren und gesunden Topping, ja selbst tiefgekühlt im Eis schmeckte das Kekstopping ganz hervorragend. Schnell war unsere erste Idee geboren: die Herstellung gesunder Eiscreme mit zuckerfreien Keksstückchen zur Befriedigung des Bedürfnisses nach einer sündhaften Süßigkeit ohne zu sündigen. Wir stießen allerdings auf unüberwindbare Hürden. An dieser Stelle seien alle Firmen gelobt, die eine gesunde Eiscreme produzieren.

Und dann seid ihr weg vom Eis hin zum Kuchen-Business?

Im Winter 2017 machten wir uns getrennt voneinander Gedanken, warum diese Aufgabe nicht bewältigt werden konnte. Wir stellten uns die Frage, welche Alternativen es geben könnte. Über Silvester entstand die Idee, dass ein gesunder Kuchen kreiert werden muss. Kuchen gehört zum Kaffee. Kaffee kann man jeden Tag konsumieren, ohne dass dieser negative Auswirkungen auf eine gesunde Ernährung hat. Kuchen nicht, da der darin enthaltene Zucker und die Fette eine gesunde Ernährung eben nicht unterstützen.

Was muss ein "gesunder" Kuchen können?

Wir entwickelten eine Rezeptur, von der wir überzeugt waren und sind, denn unser Kuchen schmeckt wie Kuchen, aber ohne den Zusatz von Zucker, Fetten und Konservierungsstoffen. Schnell waren wir uns einig, dass unser Proteinkuchen von anderen getestet werden muss. Wir verteilten die ersten Proben, bekamen erstauntes Feedback, denn wie konnte ein so gesunder Kuchen so lecker schmecken. Innerhalb kurzer Zeit kamen Anfragen, wo der Proteinkuchen gekauft werden könnte. Wir „machten“ einfach und verkauften unsere ersten MakeCakes. Ab diesem Zeitpunkt folgte ein Schritt auf den anderen.

Wie lange dauerte es dann bis zum ersten serienreifen Protein-Kuchen und was waren die wichtigsten Schritte bis zum Markteintritt?

Die Rezeptur des serienreifen Proteinkuchens war schnell festgelegt. Durch unseren Eisversuch waren uns verschiedenste Rohstoffe bekannt und wir bekamen ein Gefühl für das richtige Kombinieren.
Den größten Fokus legten wir auf die Evaluierung unseres Produkts. Wirklich jedes Feedback war und ist großartig ausgefallen, sodass wir uns intensiv damit auseinandergesetzt haben, wer genau unsere Zielgruppe ist.

Im März 2018 gründeten wir die MakeCake UG. Auf der Suche nach geeigneten Lohnherstellern scheiterten wir aber erneut. Mit dem Ergebnis aus großer Produktion waren wir nicht zufrieden, sodass wir kurzerhand entschlossen eine eigene Produktionsstätte zu gründen.


Welche Kuchensorten gibt's bei euch und das macht euren Proteinkuchen noch leckerer als andere?

MakeCake bietet derzeit noch die Sorten Vanillaflow und Chocwave sowie das dazugehörige Protein-Topping Hazelnut Chocolate und White Chocolate an. Dies ist aber erst der Beginn der Produktpalette. Wir tüfteln bereits an neuen Sorten.

Unser Kuchen schmeckt nach dem, was er verspricht. Vanillaflow schmeckt nach Vanille und Chocwave super schokoladig. Zudem hat unser Proteinkuchen auch tatsächlich die Konsistenz von herkömmlichen Kuchen. In Kombination mit dem supergesunden Protein-Topping nimmt man einen leckeren, süßen, saftigen, sättigenden und einfach aufregenden Kuchen zu sich. Er schmeckt einfach nur lecker und bietet dem Auge einen Schmaus, denn dieses isst ja bekanntlich mit.

Wer ist die Zielgruppe?

Die Vision von MakeCake ist eine Welt, in der Süßes keine Sünde ist. Der Beginn der gesunden Schlaraffenlandwelt: ein genüsslicher Proteinkuchen und ein gesundes Protein-Topping voller Geschmack, mit natürlichen Zutaten und wenigen Kalorien.
Wer wird mit den Produkten von MakeCake unterstützt? Ganz klar: alle gesundheitsbewussten oder einfach nur kuchenliebenden Genussmenschen! Mit dem MakeCake schaffst du dir eine gesunde Alternative mit vollem Genuss. Ob zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen, der MakeCake darf immer gewählt werden.

Wie macht ihr auf euch aufmerksam?

Primär machen wir über Instagram unter dem Namen @makecake.de auf uns aufmerksam. Auch Facebook nutzen wir als Plattform. Aktuell arbeiten wir mit verschiedensten Presseinstitutionen zusammen, um unsere Reichweite zu erhöhen. Die größte Aufmerksamkeit erzielen wir aber durch Mundpropaganda. Wir haben schnell gelernt, dass der persönliche Kontakt der wertvollste ist. Nur durch den direkten Austausch erfahren wir, was unsere Kunden brauchen.

Ihr habt gerade eine Crowdfunding-Kampagne laufen. Was ist das Ziel und was soll mit dem Geld von der Crowd geschehen?

Mit dem ersten Fundingziel ist es uns möglich die Rohstoffe sowie die Produktverpackungen einzukaufen, damit die erste Charge produziert werden kann. Mit dem zweiten Fundingsziel wird uns ermöglicht, eine Maschine zu kaufen, die unsere Trockenmischung homogenisiert. Denn aktuell ist die Produktion reine Handarbeit.

Wie habt ihr den Fußballprofi Lucas Höler vom SC Freiburg für euch als Unterstützer gewonnen?

Lucas Höler gehört zum Freundeskreis der Gründerinnen. Ihm ist es ein großes Anliegen andere in der Verwirklichung der Träume zu unterstützen, da er selbst am besten weiß, was dieser Weg bedeutet.

Was sind eure nächsten unternehmerischen To Do's und Pläne?

Ganz klar: erfolgreich die Crowdfunding-Kampagne abschließen und anschließend schnellstmöglich alle Unterstützer zu beliefern, damit sie sich selbst vom großartigen Geschmack überzeugen können. Unser Ziel für dieses Jahr: aus der UG soll eine GmbH werden. Dafür werden wir alle geben, damit die Produktionsstätte läuft und direkt aus dem Onlineshop bestellt werden kann. Wir möchten die Welt da draußen mit unserem Kuchen bereichern.

Und last but not least: Was ratet ihr anderen Gründern aus eigener Erfahrung?

Tatsächlich einfach MACHEN. Nicht umsonst beinhaltet unser Markenname „Make“. Zum Gründerbusiness gehören definitiv Phasen der Ups and downs. Ganz wichtig hierbei: fest an sich glauben und den Austausch zur Welt suchen.

Hier geht's zu MakeCake

Das Interview führte Hans Luthardt

Daniel Ek und die Spotify-Story

Wie der Schwede Daniel Ek Spotify aufbaute und die Angriffe von Apple und der Musikindustrie kontert. 

„Eigentlich habe ich mich nie als Entrepreneur gesehen, sondern als jemand, der viele interessante Probleme in der Welt erkennt, und fortwährend davon genervt ist, dass es hierfür noch keine Lösung gibt. Und dann habe ich festgestellt, dass es noch mehr Leute gibt, die diese Defizite als störend empfunden haben. Ok, habe ich gesagt, was machen wir also? Und nachdem sonst niemand diese Dinge angepackt hat, dachte ich: Dann muss ich das eben selbst angehen.“ So äußerte sich Daniel Ek in einem Gespräch mit KPCB-Venture-Capitalist Chi-Hua Chien an der Stanford University im Mai 2012.

Im Jahr 1997, Daniel war 14 Jahre, und hatte gerade seine erste Firma in Ragsved, einem Stockholmer Arbeitervorort, gestartet, verlangten Beratungsfirmen in Europa bis zu 50.000 Dollar, um eine Webseite zu programmieren. Daniel dachte sich: Das ist nun wirklich nicht so schwer, und begann Webseiten für seine ersten Kunden zu bauen. Seinen Mitschülern, die gut in Mathe waren, brachte er HTML bei und jenen, die gut zeichnen konnten, Photoshop. Am Ende war fast die ganze Klasse nach Unterrichtsschluss damit beschäftigt, Webseiten für Daniels Kunden zu entwickeln. „Ich habe das gar nicht so sehr als Firma betrachtet, ich wollte nur gute Ergebnisse erzielen“, sagt Daniel heute. Gleichzeitig hatte er das erste Mal in seinem Unternehmerleben das gute alte Tom-Sawyer-Prinzip angewandt: Das Anstreichen von Gartenzäunen nicht mehr als Arbeit darzustellen, sondern als Privileg. Man könnte auch sagen: Daniel hat auf höchstem Niveau delegiert.

Daniels Gründermarathon

Eks Eckdaten genügen für eine lebenslange Unternehmer-Biographie, aber das erste große Kapitel spielt sich in weniger als zehn Jahren ab: Nach seiner ersten Firmengründung mit 14 Jahren, verkaufte er seine Webagentur mit 19 und stieg – bereits Millionär – mit 21 als CTO bei Stardoll ein, einem heute noch verbreiteten Dress-Up-Game für Teenies, die hier ihre virtuellen Puppen ankleiden. Im Alter von 22 wurde Daniel CEO von uTorrent, einer Filesharing- und Streaming-Technologie, die auch von Piratenportalen genutzt wurde. Dazwischen fielen noch die Gründung und der Verkauf von Advertigo, einer Online-Marketing-Firma. Für rund 1,2 Millionen Dollar ging das Unternehmen an Tradedoubler, dessen CEO Martin Lorentzon später Daniels Co-Founder bei Spotify wurde. Nicht zu vergessen, da gab es noch Tradera, eine Auktionsplattform, die später von Ebay übernommen wurde.

Tech-Veteran mit 23 Jahren

Als Daniel sich mit 23 Jahren, das war 2006, an Spotify machte, war er bereits Multimillionär – und quasi ein Tech-Veteran mit knapp zehn Berufsjahren auf dem Buckel. Dem US-Musikmagazin Billboard erzählte er: „Ich war eigentlich noch ein Kind, ließ den Champagner fließen, fuhr schnelle Sportwagen und machte einen Haufen unanständige Dinge. Eines Morgens wachte ich auf, neben mir eine Frau – ich wusste nicht, wer sie war – und ich hatte nicht die geringste Erinnerung an die letzten drei Tage. Ich fühlte mich völlig leer.“

Daniel musste wieder runterkommen, fokussieren und zog in ein kleines Haus in der Nähe seiner Mutter, die ihn allein erzogen hatte, spielte Gitarre und plante seinen nächsten Schachzug. Seine Gedanken drehten sich um Napster, das er ja selbst nutzte, um Metallica-Tracks zu suchen und seinen ersten Led-Zeppelin-Song zu hören, „Kashmir“. Napster hatte ihn schon mit 14 Jahren fasziniert. Auf der einen Seite erkannte er, wie sich der Musikkonsum immer mehr in Richtung Piraterie verschob, und dass bereits eine halbe Milliarde Menschen weltweit illegal Musik hörten. Gleichzeitig sah er, dass die Musiker ums Überleben kämpften, und nicht mehr von ihrer Musik leben konnten. Apple verkaufte damals im iTunes-Store kopiergeschützte Musikfiles mit einer Qualität von 160 kBit/sek, während man zu PirateBay oder Kazaa gehen konnte, und hier die gleiche Datei fast ebenso schnell ohne Qualitätseinschränkung und ohne Kopierschutz herunterladen konnte. Also war klar, dass erstmalig ein Piratenprodukt dem legalen Produkt überlegen war. Kein Wunder, dass die Leute Piratenseiten nutzten.

Der Weg zu Spotify

Daniels Idee: Einen Musik-Service zu entwickeln, der mindestens so groß und bedienungsfreundlich wie Napster sein sollte, der aber legal betrieben werden sollte und der für die Übertragung der Rechte Geld an die Musik­industrie bezahlt. „Mein Ziel war es, mit Spotify einen Service zu bieten, der besser war als all die Piratenprodukte. Es sollte einfacher sein, Musik zu entdecken und zu teilen. Ich erkannte, dass wir mit einem derartigen Service die Chance hatten, rund 500 Millionen Menschen zu erreichen. Und zwar alle die, die Musik illegal konsumierten. Gleichzeitig war es das Ziel, wieder Wachstum in die Musikindustrie zu bringen und den Künstlern damit die Chance zu geben, weiter ihre Musik zu machen, die uns allen Freude macht. Ich wollte mit der Musikindustrie arbeiten, nicht gegen sie.“

Das aber erwies sich als extrem schwer. Daniels Freemium-Geschäftsmodell, das vorsah, sämtliche Musik dieser Welt legal und kostenlos zur Verfügung zu stellen, löste größte Bedenken bei den Managern der großen Plattenlabels wie Universal Music Group, Warner oder Sony aus. Vergeblich versprach Daniel Einnahmen über Werbefinanzierung zu generieren und kostenpflichtige Premium-Accounts zu verkaufen. Vergeblich versprach er vor allem, die angeschlagene Musikindustrie mit diesem Konzept wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Das Trauma des Niedergangs und der Umsatzhalbierung der gesamten Sparte zwischen 1997 und 2005 in Folge der digitalen Veränderung war längst noch nicht verarbeitet, und Daniels Karriere bei uTorrent, dem Anbieter für illegale Streaming-Software, natürlich bekannt. Es musste so kommen: Daniel erhielt bei den großen Labels in New York zunächst eine Absage nach der anderen. „Ich war 25 und fühlte mich, als wäre mein Leben zu Ende“, erzählte er in einem Radio-Interview des schwedischen Rundfunks.

Dass er es doch schaffte, kann Daniel auch seiner Herkunft verdanken: Der Start in Schweden, einem vergleichsweise kleinen Musikmarkt, erwies sich als Vorteil für Spotify. Die schwedische Musikindustrie hatte nicht viel zu verlieren, war quasi am Boden durch die Piraterie, und so konnte Daniel seinen Proof of Concept in diesem kleinen Testmarkt erbringen, bevor er zunächst das übrige Europa und den US-Markt ins Visier nahm, Märkte in denen es für Spotify allerdings viel zu verlieren gab. Tatsächlich konnte der schwedische Musikmarkt, der infolge der Musikpiraterie praktisch tot war, ab ca. 2010 wieder zulegen, und sogar an die goldenen Zeiten vor 2001 anknüpfen. „Mehr und mehr andere Märkte wollten uns jetzt“ so Daniel.

Glücksfall Schweden – es gab noch weitere Gründe, die Daniel einen Standortvorteil einbrachten: Zum einen die starke Engineering-Tradition des Landes, zum anderen war der frühe Breitband-Ausbau der Netzinfrastruktur in Schweden ein wichtiger Faktor. Schon 2001 stand Daniel eine 100-Mbit-Download-Leitung zur Verfügung, also eine selbst nach heutigen Maßstäben hervorragende Infrastruktur. Dies inspirierte Daniel, er fragte sich: Wofür können wir dies nutzen? „Das Laden einer Webseite dauerte zwei Sekunden, also fingen wir an, größere Sachen zu laden, wie Videos und Musik, und das war neu.“

Eks Rezept: 95 Prozent Ausführung – 5 Prozent Idee

Was ist das Geheimnis, wenn man in komplexen „alten“ Branchen wie der Musikszene mit einem neuen Geschäftsmodell erfolgreich sein will? „Wenn ich von einer Sache überzeugt bin, gebe ich nie auf“, sagt Daniel. Ganz viel Geduld ist nötig, vor allem in Branchen, die von traditionellen Platzhirschen dominiert sind. Auch dass er all dies in so jungen Jahren gestartet hat, betrachtet Daniel heute als wesentlich für den Erfolg. „Ich war naiv, als ich Spotify startete. Zum Beispiel wusste ich am Anfang nicht, dass man zum Streamen Lizenzen von den Plattenfirmen brauchte, das habe ich erst später verstanden. Also sah ich nur die Lösungen, nicht die Schwierigkeiten auf dem Weg dahin, und dachte: Hey, das kann ja nicht so schwer sein. Leute mit entsprechender Erfahrung sagen über viele innovative Geschäftsideen, das funktioniert nicht, und zwar aus den Gründen XYZ. Tatsächlich aber stellt sich dann oft heraus, dass die meisten Sachen doch irgendwie möglich sind.“

Als Visionär oder Genie sieht sich Daniel dennoch nicht. „Immer wieder kommen Leute zu mir und fragen mich nach neuen Geschäftsideen, die sie umsetzen könnten, und ich sage: Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, was funktionieren wird und was nicht, ich bin nicht der Prophet, der voraussagt, was der nächste große Erfolg sein wird.“ Zum Beispiel hatte Daniel um 2004 die Chance, sich bei Skype zu engagieren, doch er dachte, das wird nie was und lehnte ab. Überzeugt ist er allerdings, dass die Ausführung alles ist, die Ideen hingegen fast nichts. 95 Prozent Ausführung gegenüber fünf Prozent Idee, so beschreibt Daniel die Verhältnisse.

Rasantes Streaming-Wachstum

Was macht ein Software-Produkt gut, nach welchen Grundsätzen werden Anwendungen bei Spotify entwickelt? „Ich habe zwar als Techniker gestartet, aber bin wohl heute eher ein lausiger Programmierer. Aber ich denke lösungsorientiert“, sagt Daniel. „Das half mir.“ Daniel äußert sich, wie er Interfaces beurteilt: „Ich frage mich: Wozu ist es da? Was ist der Zweck des Interfaces? Und ich denke viel darüber nach, welches der kürzeste Weg von Punkt A nach Punkt B ist.“ Das zwingt zu Iterationen, zu Wiederholungsschleifen im Design und zu Tests. Bei Spotify sind es oft drei bis vier Versionen, die den Usern vorgelegt werden, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Im Mittelpunkt steht die Frage: „Welches Problem will ich hier lösen, da muss man viel drüber nachdenken“, sagt Daniel.

Viele aktuelle Zahlen belegen, dass die meisten Überlegungen richtig waren. Der Wert von Spotify wird heute auf rund 8 Milliarden Dollar geschätzt. An den Standorten in neun Städten, u.a. London, New York und Stockholm, arbeiten knapp 1400 Leute und vor allem: Rund 75 Millionen Menschen in 58 Ländern nutzen den Streaming-Dienst, gut ein Viertel davon per kostenpflichtigem Abo zum Preis von 9,99 Dollar pro Monat. Von diesen Einnahmen sowie den Werbeerlösen aus den freien Accounts hat Spotify nach eigenen Angaben bislang mehr als drei Milliarden Dollar an die Musikindustrie ausbezahlt. Allein im ersten Jahresviertel 2015 betrugen demnach die Ausschüttungen für die Labels 300 Millionen Dollar.

Und so werden die Streaming-Umsätze für die Musikunternehmen immer wichtiger: Machten sie 2010 nur drei Prozent der globalen Gesamteinnahmen aus, stieg dieser Wert bis 2014 auf 15 Prozent. Gleichzeitig sank der Umsatz aus CD-Verkäufen von 54 Prozent auf 36 Prozent. Auch der Umsatz aus Downloads sinkt, wie eine Studie des Bundesverbands der Musikwirtschaft aus dem Jahr 2014 belegt. Hier heißt es: „Die Mutter des Digitalgeschäfts, der Downloadbereich, entwickelt sich tendenziell rückläufig.“ Streaming hingegen wächst rasant: In den letzten Wochen des Jahres 2014 wurden fast doppelt so viele Streams gezählt wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Derzeit nutzen rund 11 Millionen Menschen in Deutschland Streamingdienste für ihren Musikkonsum, bis 2018 sollen es nach einer GfK-Studie 22 Millionen sein.

Schwarze Zahlen – Fehlanzeige!

Trotz glänzender Aussichten: Schwarze Zahlen hat Spotify noch nie geschrieben: Bei Einnahmen von rund 1,25 Milliarden Euro im Jahr 2014 verbuchte das Unternehmen 165 Millionen Euro Verlust. Und auch bei den Künstlern bleibt wenig Zählbares hängen: Pro Stream erhält ein Musiker im besten Fall nur 0,164 Cent ausbezahlt – dies rechnete der Hessische Rundfunk 2013 aus. Für ein gesamtes gestreamtes Album sind es zwei Cent, während die Erlöse für ein klassisch verkauftes Album durchaus drei Euro erreichen können. Das bedeutet: Das Album eines Künstlers muss etwa 150 Mal gestreamt werden, bis es Erlöse in der Höhe eines Verkaufs einspielt.

Manche Künstler spielen da nicht mehr mit. Prominentestes Beispiel ist die US-Sängerin Taylor Swift, Darling des amerikanischen Publikums, die ihr Portfolio Ende 2014 bei Spotify entfernen ließ: „Spotify feels to me like a grand experiment. I’m not willing to contribute my life’s work to an experiment that I don’t feel fairly compensates the writers, producers, artists and creators of this music.“ Das hat natürlich geschadet, mancher fragt sich: was bringt mir ein Streaming-Abo, wenn die aktuellen Hits nicht zu hören sind?

Ganz klar, Daniel Ek steht unter Druck. Der Typ, der immer in der Vorwärtsbewegung war, der die Musikbranche wie kein anderer zur Disruption zwang, der Offensivspieler im Strafraum dieser Industrie, er muss plötzlich Defensivaufgaben vor dem eigenen Tor übernehmen. Denn da wären noch mehr Fronten: Nicht nur die Künstler, auch die Musikindustrie macht Druck. Das Freemium-Modell ist vielen großen Playern ein Dorn im Auge. Und schließlich ist da seit Sommer 2015 ein noch mächtigerer Gegner, der mächtigste und reichste unserer Zeit: Apple mit seinem neuen Streaming-Dienst Apple Music.

Die mächtigen Spotify-Gegner

Keine Frage: Der Entrepreneur Daniel Ek muss sich neu beweisen. Nicht mehr Disruption, ganz andere Fähigkeiten sind gefragt. Wie macht er das, wird er das schaffen, und wenn ja, wie? Beginnen wir mit dem Problem Taylor Swift: Was schreibt Daniel Ek in seinem Blog? „Taylor Swift hat Recht. Musik ist Kunst, Kunst hat hohen Wert, und Künstler verdienen es, bezahlt zu werden. Wir starteten Spotify, weil wir Musik lieben und weil die Piraterie die Musik killte. Der Vorwurf, Spotify würde auf dem Rücken der Künstler Geld machen, regt mich auf.“ Und weiter, adressiert an alle Künstler: „Unser ganzes Business ist darauf ausgerichtet, den Wert Ihrer Musik zu maximieren.“ Dass Taylor Swifts Titel nach Löschung aus Spotify ganz oben in den Rankings von PirateBay und YouTube standen, war natürlich Daniels Killer-Argument zum Schluss dieser Apologie.

Nächstes Thema – die großen Player der Musikindustrie. Sony, Warner, UMG – sie alle halten mittlerweile ihre Anteile an Spotify, dank ihrer Verhandlungsposition als Rechteinhaber, kein Wunder. Doch das hindert sie nicht daran, Spotify offen in Frage zu stellen: Auf der Code/Media Konferenz im Frühjahr 2015 musste Spotify zwei vernichtende Urteile seiner wichtigsten Rechtelieferanten einstecken: Lucian Grainge, UMG-Chairman, sagte, auf lange Sicht sei das kostenlose, werbefinanzierte on-demand-Streaming nicht nachhaltig, und Sonys Music Entertainment CEO Doug Morris meinte gar: „In general, free is death.“

Freemium-Debatte und Börsengeflüster

Spotifys Umsätze aus Werbung sind nach wie vor gering, entsprechend auch die Tantiemen daraus für Labels und Künstler. Folglich drängen die großen Anbieter auf eine Beschneidung des Gratis-Services, etwa durch Drosselung von Qualität oder Nutzungszeit. Doch Spotify verteidigt das Freemium-Modell, in der Hoffnung Free-User noch zu Bezahl-Usern zu konvertieren. Daniels Entgegnung auf diesen Punkt: Die Freemium-Debatte gab es „von Anfang an. Glauben Sie, dass es künftig auch kein kostenloses Radio mehr gibt?“ Und dann kommt natürlich – gebetsmühlenartig – der Hinweis auf die Piraten, Daniels stärkste Waffe. Aber er hat noch ein anderes Ass im Ärmel: Den möglichen Börsengang von Spotify, über den immer wieder spekuliert wird. Vor allem seit Barry McCarthy im Sommer 2015 neuer Finanzvorstand von Spotify wurde, ein Spezialist für IPOs, der auch schon Netflix an die Börse gebracht hatte. Daniel weiß: Beim Börsengang wollen die großen Labels auch Kohle machen, ganz hart werden sie ihn vorher nicht fallen lassen.

Apple Music contra Spotify

Tja, und dann Apple. Apple Music, gelauncht Anfang Juli 2015, ist die Antwort auf sinkende Download-Zahlen in iTunes und auf den wachsenden Streaming-Markt. Es ist eine mächtige Replik. Denn auch Apples Streaming-Dienst bietet von Anfang an 30 Millionen Songs, ebenfalls zum Preis von 9,99 Dollar bzw. Euro pro Monat und für Familien sogar für nur 14,99 Dollar bzw. Euro. Die ersten drei Monate kann man kostenlos testen, ein Angebot, das nach einem Bericht der New York Post ca. 15 Millionen User weltweit angenommen haben und das für viele im Herbst 2015 ausläuft. Jetzt entscheidet es sich: Zwei bezahlte Streaming-Dienste parallel ergeben keinen Sinn, daher stellt sich die Frage: Gibt es eine Kündigungswelle für Spotify?

Letztlich stimmen die User ab, welche Plattform ihnen sympathischer ist. Apple kann eine Menge Argumente ins Feld führen: Spannend ist vor allem die kuratierte Musikauswahl, die sich genau an den Geschmack und die Hörgewohnheiten des Users anpasst. Außerdem: Die App ist auf Apple-Geräten vorhanden, man muss sie nicht mehr installieren, im Gegensatz zu Spotify. Doch Spotify besitzt einen ansehnlichen Vorsprung, und Jeff Levick, Chief Revenue Officer von Spotify, äußerte sich Anfang Oktober positiv, das gesteckte Ziel, nämlich 100 Millionen User, bis Ende 2015 zu erreichen.

Das ist auch die Haltung von Ek: Skandinavisch cool federt er den Angriff ab. Bereits legendär ist seine Reaktion auf Twitter zu Apple Music: „Oh, ok.“ Und auf der IAB MIXX Konferenz Anfang Oktober 2015 ergänzte er: „Für uns ist es wirklich großartig, dass Leute in diesen Bereich investieren, um die Musik nach vorn zu bringen, und dass wir nicht die einzigen sind, die sagen: Streaming ist die Zukunft.“ Und er fügte hinzu, dass es genug „Platz am Tisch gibt, weil das Streaming von Musik ganz am Anfang“ stehe. Außerdem, so Daniel in einem Videointerview mit Jason Calacanis: „Der einzige Weg in dieser sich schnell drehenden Welt zu gewinnen – und sie bewegt sich jeden Tag schneller, es gibt soviel Innovation weltweit – besteht darin, super-fokussiert auf ein bestimmtes Problem zu sein und das besser und schneller zu lösen als alle anderen.“ Allerdings: Dieses Statement steht in gewissem Widerspruch zu Daniels Aussage, am Tisch sei genug Platz für mehrere Anbieter ...

Spotify in allen Lebenslagen?

Zum Schluss der Ausblick, nur einige Details: Spotify setzt auf die Kombi Musik und Shows und bindet zunehmend Videos ein, dazu gehören auch Nachrichten, Unterhaltungsclips und Podcasts. Anwendungen wie Spotify Running wollen ein noch individuelleres Nutzererlebnis ermöglichen und machen Musikvorschläge, die sich genau dem Lauftempo des Users anpassen. Auch das Auto spielt bei Spotifys Plänen eine große Rolle. In Apple CarPlay und Android Auto ist Spotify bereits integriert. Nun kommt eine Kooperation mit Uber hinzu. Als Fahrgast hörte man bislang die Musik, die der Fahrer hörte. In Uber-Autos soll der Fahrgast mit Spotify-Account seinen eigenen Sound auflegen. Überhaupt, das ist Daniels Vision: Spotify soll für uns alle zum Bestandteil des täglichen Lebens werden. Wir werden mit Spannung verfolgen, ob Daniels Plan aufgeht und ob tatsächlich genug Platz am Tisch für alle ist.

Gründer der Woche: Connected Life - Spieglein, Spieglein an der Wand!

Nikola Vetter und Sebastian Schürle gründen derzeit im Innovationszentrum Aalen ihr Start-up Connected Life, mit dem sie das Thema Smart Home weiterbringen wollen. Als erstes Produkt werden sie einen intelligenten Spiegel auf den Markt bringen, der zugleich als Steuerzentrale für die gesamte Smart-Home-Technik dient. Mehr dazu verraten uns die beiden im Interview:

Wann und wie kamt ihr auf die Idee für euer Start-up?

Nikola: Dass wir uns selbständig machen wollen, war jedem von uns einzeln schon lange klar. Am Ausgangspunkt standen aber zwei unterschiedliche Ideen: Als freie Journalistin schreibe ich sehr gern und wollte schon immer einen Verlag gründen, der Bücher herausgibt, die dem Leser ein positives Lebensgefühl vermitteln.

Sebastian: Ich begann mich während meiner Schulzeit stark für IT zu interessieren und habe mich während des Studiums mit dem Thema intensiv weiterbeschäftigt. Im Laufe der Zeit hat es mich aber immer mehr gestört, dass sich der Mensch so sehr der Maschine unterwerfen muss. Eigentlich sollte aber doch die Maschine für den Benutzer da sein! Mit dieser Philosophie wollte ich als Software-Ingenieur im IT-Bereich ein Unternehmen gründen.

Nikola: Als gemeinsame Vision wollten wir bei Connected Life unsere Kompetenzen bündeln und hatten die Idee zu unseren sogenannten SmartMirrors: Sebastian kümmert sich um den technischen Bereich und ich produziere den entsprechenden Content zu unseren Geräten.

Wie funktioniert euer Produkt?

Sebastian: Die erste Stufe unseres Gesamtkonzepts ist ein SmartMirror. Das ist ein verspiegelter Bildschirm, der wie ein Spiegel an die Wand gehängt wird und der sich wie ein ganz normales, unauffälliges und unaufdringliches Möbelstück in die Einrichtung einfügt. Aber zugleich eine Steuerzentrale für das gesamte Haus darstellt: Er wird durch Berührung, Gesten oder Sprache wie ein Terminal gesteuert und nimmt dem Nutzer im Alltag ganz viele Dinge ab, die Zeit kosten und reine Routine sind. Zum Beispiel kann die Lichtszenerie im Haus automatisch je nach Tageszeit entsprechend verändert werden. Im zweiten Schritt wollen wir im Bereich des „assisted living“ weitere intelligente Gadgets für das Zuhause anbieten.

Welche könnten das ganz konkret sein?
Nikola: Beispielsweise denken wir an einen intelligenten Teppich, der erkennt, wenn jemand gestürzt ist und automatisch Hilfe holt. Der könnte für Senioren lebensrettend sein. Oder ein smarter Kühlschrank, der erkennt, was gekauft wurde, die Haltbarkeit der Lebensmittel überwacht und passende Rezepte vorschlägt. Ergänzend dazu wollen wir ein intelligentes Kochbuch anbieten, das auch schöne Geschichten enthält und das Kochen zum Erlebnis macht.

Sebastian: Unser „SmartMirror“ wird die Basis sein, auf der alle anderen Geräte miteinander kommunizieren. Das System wird modular aus einzelnen Geräten für die verschiedenen Lebensbereiche wie Bad, Küche und Wohnzimmer aufgebaut sein. So kann unser Kunde selbst entscheiden, was er braucht und wieviel Geld er ausgeben will.

Welche Zielgruppen habt ihr im Blick?

Nikola: In erster Linie natürlich technikaffine Menschen, die Wert auf einen bestimmten Lifestyle legen und mehr Freiraum für die schönen Dinge im Leben haben wollen. Aber auch Senioren, die unsere Produkte im Alltag enorm unterstützten könnten. Der „SmartMirror“ wird aber als preisgünstiges Einsteigergerät viele andere Geräte im Haus ersetzen und für jeden zugänglich sein.

Wie wird eure Software aufgebaut sein?

Sebastian: Wir setzen auch hier – wie überall in unserem Unternehmen – auf Offenheit. In der Open-Source-Community ist so viel Potential vorhanden! Wir werden unsere Software offen entwickeln und jeder kann sich bei Connected Life einbringen. Für die passenden Apps werden wir einen eigenen App-Store entwickeln und unsere Produkte werden in unserem Online-Shop erhältlich sein.

Nikola: Auch bei unseren Verlagsprodukten setzen wir auf Community-Generated-Content und wollen anderen Autoren auch eine Plattform bieten. Alle, die schöne Geschichten haben und mitmachen wollen, sind herzlich eingeladen, sich bei uns einzubringen. Viele Unternehmen machen ja zurzeit was mit „smart living“. Das Problem ist nur, dass sie nicht miteinander kommunizieren und ihre Produkte deshalb nicht kompatibel sind. Wir sind hingegen jederzeit offen für Kooperationen und für Kommunikation mit bestehenden Unternehmen.

Aber wie sieht es dann mit dem Datenschutz bei euch aus?

Sebastian: Im Moment ist es ja so, dass alle Hersteller Unmengen von Daten über jeden von uns und über unser Nutzerverhalten sammeln. Wir dagegen bauen mit unseren Produkten ein lokales Netzwerk direkt beim Benutzer auf. Das heißt, dass die Daten, die er erzeugt, auch bei ihm bleiben werden und sein Haus nicht verlassen. Das System wächst quasi geschlossen und nur auf die Einzelperson zugeschnitten. Wir brauchen die vom Kunden erzeugten Daten also gar nicht.

Warum gründet ihr eigentlich zusammen ein Unternehmen?

Nikola: Ich bin jetzt 39 Jahre alt, meine beiden Kinder werden langsam groß und nun darf ein neuer Schritt in meinem Leben folgen. Ich war lange Zeit alleinerziehend und weiß, wie schwer es ist, Beruf und Familie zu vereinbaren. Auf dieser Basis habe ich viel darüber nachgedacht, wie das Unternehmen sein müsste, für das ich selbst gerne arbeiten würde. All diese Punkte haben wir gemeinsam zu einem ganzheitlichen Konzept verarbeitet, hinter dem wir beide mit viel Engagement und Herzblut stehen. Connected Life wird ein Wellbeing-Unternehmen sein, in dem sich Arbeit und Freude nicht gegenseitig ausschließen und die Mitarbeiter noch genug Zeit für sich selbst haben. Wir möchten mit Menschen arbeiten, die mitdenken, Gas geben, aber dabei auch Spaß haben.

Sebastian: Da wir uns schon lange kennen, wissen wir beide, dass wir als Team sehr gut funktionieren. Wir haben die gleichen Ziele, Visionen und Ideale und müssen uns gegenseitig nicht viel erklären.


Gründer der Woche: HENRI BENETT - zeitlose Zeitmesser

Die Hepp & Weil GbR wurde im Juli 2017 von Florian Hepp und Christoph Weil in München gegründet. Ihr Ziel: Hochwertige Uhren für Frauen und Männer kreieren, die durch das Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen. Die erste Kollektion ist nun auf dem Markt – über das junge Uhren-Label sprechen wir mit Co-Gründer Florian.

Du bist festangestellter Hotelier und Christoph IT-Spezialist bei einem international bekannten E-Commerce-Giganten. Wie kommt man da auf die Idee, ein Uhren-Label zu gründen?

Chris und ich hatten bereits zu unterschiedlichen Zeitpunkten die Idee gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Durch unsere gemeinsame Passion für Uhren führte das eine zum anderen. Chris rief schon lange vor der Gründung einen Blog ins Leben auf dem er Uhren testete. Parallel dazu hatte ich bereits einen Instagram Account auf dem ich täglich Uhren-Modelle postete, die meinen Geschmack trafen. 2017 hieß es dann jetzt oder nie.

Im Sommer 2017 habt ihr dann gegründet. Was waren die größten Herausforderungen, das Uhren-Business ans Laufen zu bringen?

Wir wachsen täglich an den Aufgaben und Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen. Aber Hürden waren beispielsweise der hohe bürokratische Aufwand bis man von einem eigenen Unternehmen und einer eigenen Marke sprechen kann. Außerdem sind wir auch noch passioniert für unsere Full Time Jobs tätig, so dass natürlich auch die zeitliche Beanspruchung und die Organisation eine zentrale Hürde war/ist. Mittlerweile sind wir aber besser strukturiert.

Gab es Momente, in denen ihr dachtet: Das klappt nie? Wie habt ihr diese Situation / Situationen gemeistert?

Der Gedanke, „Das klappt nie“ kam uns bislang noch nicht, aber die Realität, dass manche Erfolge auch mal länger auf sich warten lassen ist allgegenwärtig. Wir investieren viel Zeit in den Aufbau von HENRI BENETT und es gab durchaus viele Baustellen und Herausforderungen, die uns jede Menge Nerven gekostet haben. Was am Ende immer geholfen hat, war das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Wir haben uns von Beginn an ambitionierte Ziele gesetzt und wissen, welchen Weg wir gehen wollen. Das hilft uns immer wieder Hürden zu meistern.

Wie habt ihr den Start bzw. Unternehmensaufbau finanziert?

Auch die Finanzierung war zu Beginn ein zentrales Thema für uns zwei. Wir waren uns von Anfang an sicher, dass wir uns vollständig selbst finanzieren wollen und dann geht es natürlich an die eigenen Ersparnisse – für die wir beide hart gearbeitet haben. Aber das ist es uns wert!

Seit Januar 2018 ist eure erste Kollektion der Marke Henri Benett  - die Aerostat - auf dem Markt. Was bzw. wer steckt hinter dem Namensgeber HENRI BENETT?

Uns beiden ist die Geschichte hinter der Marke ein besonderes Anliegen. HENRI BENETT beschreibt einen Lifestyle. Sein Leben ist das Fundament unserer Idee. Er war ein englischer Uhrmacher, Abenteurer und Weltbürger. Eigentlich ein Reisender. Lehrzeit in London und dann Mann von Welt – heute Namensgeber und Protagonist hinter unserer Uhrenkollektion. Unser Logo, der Heißluftballon, beschreibt diesen Lebensstil in unseren Augen absolut treffend. Es geht um Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung und damit auch um das Leben von HENRI BENETT.

Und was ist das Besondere an euren Unisex-Uhren? Die Optik, die Technik oder der Preis?

Es ist eine Kombination aus unterschiedlichen Parametern. Unser Ziel war es von Beginn an, klassische Uhren zu kreieren – unabhängig von Trends, weil wir selbst große Fans klassischer und zeitloser Modelle sind. Darüber hinaus hatte die Qualität von Anfang an höchsten Stellenwert, so dass wir uns sehr schnell auf unseren Partner Ronda, ein Schweizer Traditionsunternehmen für Uhrwerke, festgelegt haben. Dasselbe gilt für das Uhrenglas, wo wir uns bewusst für hochwertiges Saphirglas und gegen Mineralglas entschieden haben. Der Einsatz von echtem Leder ist für uns eine Selbstverständlichkeit.