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Terra One erhält 7 Mio. Euro Seed-Finanzierung für KI-optimierte Batteriespeicher
Das Berliner Tech-Start-up Terra One ist einer der Pioniere im Bereich Batteriegroßspeicher in Deutschland und in diesem Markt seit 2023 aktiv. Die Seed-Finanzierung wird von einem namhaften Investorenkonsortium geleistet.
Angeführt wird die Finanzierungsrunde vom Early-Stage-VC für Real-Asset-Technologien PT1 mit Unterstützung von neosfer, dem Frühphaseninvestor der Commerzbank. Darüber hinaus haben sich unter anderem 468 Capital, der Deep-Tech-Investor des ehemaligen Rocket-Internet-Geschäftsführers Alexander Kudlich, N26-Mitgründer Maximilian Tayenthal, Serienunternehmer Jan Beckers sowie die Scout Funds von Andreessen Horowitz und Hedosophia an der Finanzierungsrunde beteiligt.
Dezentrale Speicherung von erneuerbaren Energien
Terra One widmet sich einer der größten Herausforderungen, die es im Zuge der grünen Energiewende und des Erreichens der Klimaziele zu lösen gilt: der dezentralen Speicherung von erneuerbaren Energien. Durch den steigenden Ausbau der Solarkapazitäten sowie der wachsenden Anzahl an Windkraftanlagen gerät das Erreichen der Klimaziele bzgl. der reinen Erzeugung von grünem Strom in greifbare Nähe. Jedoch reichen die Möglichkeiten zur Energiespeicherung derzeit bei weitem nicht aus, um den vollständigen Umstieg auf erneuerbare Energien zu gewährleisten. So gingen im Jahr 2023 aufgrund von Netzüberlastung 19 Terrawattstunden an erneuerbarer Energie allein in Deutschland verloren - genug, um 6 Millionen Haushalte zu versorgen.
Full-Stack-Konzept für Batteriegroßspeicher-Projekte
Die Technologie von Terra One, das von dem Serien-Unternehmer Tony Schumacher und vom Unicorn-CFO Thomas Antonioli (Grover) gegründet wurde, folgt einem neuen Ansatz: Mit seinem Full-Stack-Konzept entwickelt und betreibt Terra One Batteriegroßspeicher-Projekte, welche mittels einer eigenen AI-basierten Optimierungssoftware automatisiert geladen und entladen werden. Vereinfacht: Die Batterien laden sich auf, wenn der Anteil erneuerbarer Energien im Netz typischerweise am höchsten ist - und damit die Preise für Strom am niedrigsten - und entladen sich, wenn das Netz andernfalls auf konventionelle Stromerzeugung zurückgreifen müsste und die Preise somit deutlich höher sind. Diese Volatilitäten steigen mittelfristig durch den weiteren Zubau an Erneuerbaren erheblich an. Die Vermarktung der Speicher erfolgt über die europäische Strombörse EPEX, für die Terra One bereits die benötigten Lizenzen erworben hat.
Terra One erfüllt damit zwei Funktionen: Durch die intelligente Vermarktung an den Strombörsen werden bereits heute - unabhängig von Subventionen - attraktive wirtschaftliche Renditen erzielt. Zugleich trägt die ausgleichende Funktion entscheidend zur Netzstabilität bei und ermöglicht damit erst die Fortführung der Transformation zu 100% grüner Energie.
Das Unternehmen hat sich bis dato knapp 300 Projektflächen gesichert, auf denen es Speicher mit einer Gesamtkapazität von über 20 GWh zu errichten plant und damit einer der größten Speicherbetreiber Europas wäre. Das Unternehmen finanziert diese Speicher über Infrastruktur- und andere institutionelle Investoren, welche von den attraktiven Renditemöglichkeiten und den ESG-Credentials dieser Anlageklasse angezogen werden. Bereits heute verfügt Terra One über Interessenbekundungen solcher Investoren in 9-stelliger Höhe.
Terra One-Mitgründer Thomas Antonioli kommentiert: “Wir freuen uns sehr über diese Finanzierungsrunde, welche uns erlaubt unsere Vision voranzutreiben, den führenden Batterieoptimierer Europas aufzubauen und damit einen essentiellen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele zu leisten. Konkret werden wir mit der Finanzierung unser Team weiter aufbauen und unsere revolutionäre Batterie-Optimierungssoftware sowie unsere Projektpipeline weiterentwickeln.“
Nikolas Samios, Managing Partner von PT1, erklärt die Investmententscheidung: “Wir beschäftigen uns seit geraumer Zeit mit Energiespeichertechnologien, denn wir wissen aus erster Hand, dass Infrastrukturfonds nur darauf warten, signifikante Summen in dieses Thema zu investieren. Nach ausgiebigem Screening des europäischen Marktes hat sich für uns Terra One klar als das beste Team und die beste Technologie erwiesen. Was mit Enpal und 1Komma5° bei der Skalierung der Installation von Solaranlagen gelungen ist, wird aus unserer Sicht mit Terra One nun auch für die Entwicklung und den Betrieb großer Batteriespeicher im Netz erreicht.”
Karim Menn, Senior Investment Manager von neosfer kommentiert das Investment: “Das Team von Terra One ist mit den richtigen Kompetenzen ausgestattet, um auf dem Energiespeichermarkt erfolgreich zu sein: eine hohe Geschwindigkeit, ein tiefes Verständnis für die Technologie sowie ihr Ansatz der vertikalen Integration in Kombination mit operativer Exzellenz. Darüber hinaus können Synergien zwischen Terra One und dem Asset Management der Commerzbank Gruppe entstehen, das zunehmend auf erneuerbare Energien und damit verbundene Infrastrukturprojekte setzt.“
Terra One-Mitgründer Tony Schumacher kommentiert: “Menschen außerhalb der Energiebranche haben häufig ein geringes Vorstellungsvermögen, wie viel Energie unsere Projekte speichern können. Unsere aktuell größtes genehmigtes Batterieprojekt kann eine Stadt mit 100.000 Einwohner bis zu 6 Stunden mit Strom versorgen. Das ist eine gewaltige Leistung, die es ermöglicht, Produktionsschwankungen erneuerbarer Energien auf großer Skalierung auszugleichen. Wir bauen eine wichtige Infrastruktur, um die Energiewende zu ermöglichen.”
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navou: Real Estate Start-up schließt erste Seed-Finanzierungsrunde ab
Das 2024 von Sebastian Rademacher, Lisa Weise-Hoff und Mario Schmoltzi gegründete Real Estate Start-up navou mit Standorten in Düsseldorf und Leipzig plant bis 2035 ein Immobilienportfolio mit 10.000 Wohneinheiten im Wert von mehreren Mrd. Euro aufzubauen.
Bei der Finanzierungsrunde – über die Höhe wurde Stillschweigen vereinbart – ließ sich das 2024 von Mario Schmoltzi, Lisa Weise-Hoff und Sebastian Rademacher in Düsseldorf gegründete navou vom erfahrenen Venture Capital-Team der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft begleiten. Das Team um den PE-/VC-Experten Philipp Glock ist auf die Strukturierung und Verhandlung von Private Equity und Venture Capital Investments spezialisiert und berät insbesondere im Zusammenhang mit innovativen Geschäftsmodellen.
Lisa Weise-Hoff, COO & Co-Founder von navou: „Die Zusammenarbeit mit Luther bei der Vorbereitung unserer Seed-Finanzierungsrunde war hervorragend. Sie waren nicht nur jederzeit erreichbar und fachlich top, sondern auch menschlich eine echte Bereicherung. Wir schätzen die Zusammenarbeit sehr und freuen uns darauf, auch in Zukunft gemeinsam an Projekten zu arbeiten.“
Das innovative serielle Bausystem von navou ermöglicht die Standardisierung von Bestandsumbauten und reduziert damit Bauzeiten sowie Kosten erheblich – ein wichtiger Schritt, um den wachsenden Bedarf an grünem und bezahlbaren Wohnraum in Deutschland zu decken.
Im laufenden Jahr wird navou mithilfe des generierten Wachstumskapitals eine Bestandsimmobilie in NRW erwerben und durch das innovative serielle Bausystem des Unternehmens in ein zukunftsfähiges Mehrparteienhaus verwandeln. Um das Unternehmens- und Immobilienportfolio weiter auszubauen, plant navou weitere Finanzierungsrunden in den kommenden Jahren.
Green Fusion: CleanTech sichert sich über 12 Mio. Euro
Das 2021 von Nina Germanus und Paul Hock gegründete Green Fusion vertreibt einen cloudbasierten Energiespar-Pilot, der mithilfe von KI Wärme- und Energiesysteme in Gebäuden steuert, überwacht, analysiert und optimiert.
Green Fusion, Vorreiter in der Digitalisierung und Optimierung von Heizsystemen in Mehrfamilienhäusern, hat eine Series A Finanzierungsrunde in Höhe von 12 Millionen Euro abgeschlossen. Die Runde wurde von HV Capital und XAnge angeführt. Auch alle bestehenden VC-Investoren wie BitStone Capital, Übermorgen Ventures, kopa ventures, Vireo Ventures und Brandenburg Kapital haben sich erneut beteiligt.
Green Fusion zielt darauf ab, die Wärmewende in der Wohnungswirtschaft rasant voranzutreiben. Mit einer Softwarelösung, die Heizungsanlagen in Echtzeit überwacht, identifiziert Green Fusion sofortige Einsparpotenziale und nutzt KI, um Heizkosten und CO₂-Emissionen massiv zu senken. Im Schnitt werden 16 % an Heizkosten eingespart. Für ein Wohnungsunternehmen mit 100 Anlagen entspricht das Ersparnissen von mehr als 233.000 € im Jahr nach Abzug der Kosten für Installation und Software.
„Die Kombination aus künstlicher Intelligenz, Echtzeit-Datenanalyse und einem klaren Kundennutzen machte Green Fusion in kürzester Zeit zum Marktführer. Wir sind überzeugt, dass dieses Unternehmen international den Standard für Heizungsmonitoring und -optimierung setzen wird. Wir sehen hier die perfekte Balance zwischen wirtschaftlicher Skalierbarkeit und nachhaltigem Impact. Green Fusion hat die Fähigkeit, die Wärmewende in Europa entscheidend voranzutreiben“, sagt Valerie Bures, Managing Director & Partner bei XAnge.
Wohnungsunternehmen und Genossenschaften wie Gewobag, Rheinwohnungsbau und der Spar- und Bauverein Dortmund setzen bereits auf Green Fusion. Insgesamt betreut das Unternehmen 100 Kund*innen, die zusammen mehr als 800.000 vermietete Wohnungen im Bestand halten.
Zielgerichtete Nutzung der Finanzierung: Skalierung und Expansion
Mit der neuen Finanzierung setzt Green Fusion nun alles auf Skalierung und Expansion. Das Kapital wird direkt in die Bereiche Installation, Vertrieb, Produktentwicklung und Kundenbetreuung fließen, um das Unternehmenswachstum auf das nächste Level zu heben. Außerdem widmet Green Fusion der smarten Steuerung regenerativer Energiesysteme eine eigene Einheit.
Ziel: Im Jahr 2025 sollen 3.000 Mehrfamilienhäuser mit der Software ausgestattet werden – das entspricht einem Wachstum von 300 %. Gleichzeitig wird Green Fusion seine Präsenz neben Österreich und Italien auch in Frankreich und den Beneluxländern durch Pilotprojekte ausbauen. Damit werden die Weichen für eine europäische Expansion gestellt.
„Green Fusion ist der Gamechanger, den die Branche braucht, um der Dekarbonisierung des Heizungssektors gerecht zu werden. Wir sind überzeugt, dass das Unternehmen das Potenzial hat, nicht nur in Deutschland die Marktführerschaft zu übernehmen“, sagt David Kuczek, General Partner bei HV Capital.
Politische Rahmenbedingungen verstärken Handlungsdruck – Green Fusion liefert die Lösung
Die Bundesregierung verfolgt das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität bis 2045. Gleichzeitig steigen die CO₂-Preise weiter. Diese politischen Vorgaben setzen die Wohnungswirtschaft massiv unter Druck. Doch während umfassende Gebäudesanierungen enorme Investitionen erfordern, ist die minimalinvasive Optimierung des Energieverbrauchs der einzige sofortige Schritt, um Heizkosten und CO₂-Emissionen spürbar zu senken. Green Fusion bietet hier eine ökonomische und schnell umsetzbare Lösung: Die Kosten für Software und Installation sind stets deutlich niedriger als die durch die Optimierung eingesparten Kosten. Dies verschafft Wohnungsgesellschaften dringend benötigte finanzielle Spielräume, während Mieter*innen von niedrigeren Heizkosten profitieren.
„Fast keine Heizungsanlage in Deutschland arbeitet optimal, 80% noch in den ursprünglichen Werkseinstellungen. Hier werden Kosten und CO2 verbrannt, obwohl kleinste Maßnahmen einen großen Einfluss haben könnten. Mit unserer Lösung können wir die Heizsysteme von Tag 1 effizienter fahren und vor allem auch auf die Transformation Richtung Wärmepumpen vorbereiten“, erklärt Paul Hock, Mitgründer und CEO von Green Fusion.
Marktführer im Bereich Heizungsmonitoring und -optimierung
Laut einer aktuellen Umfrage des Branchenverbands GdW ist Green Fusion bereits drei Jahre nach Gründung Marktführer im Bereich Heizungsmonitoring und -optimierung. Axel Gedaschko, Präsident des Verbands erklärt dazu: „Den Energieverbrauch zu optimieren, ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu den Klimazielen – noch vor dem Einbau von Wärmepumpen oder dem Umstieg auf Fernwärme und weiteren Energiesparmaßnahmen. Nur wenn der Pfad zur Erreichung der Klimaziele mit kostengünstigen, smarten Mitteln beschritten wird, können die Wohnungsunternehmen in Deutschland langfristig bezahlbaren Wohnraum bieten.“
alteva: 1,7 Mio. Euro Pre-Seed-Finanzierung für Kölner Batterie-Start-up
Das 2023 von Ida Milow und Aiko Bernehed gegründete Start-up alteva entwickelt ultraleichte und leistungsstarke Batteriezellen zur Dekarbonisierung des globalen Transportsektors.
Das Kölner Batterie-Start-up alteva hat eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 1,7 Millionen Euro erfolgreich abgeschlossen. Angeführt wurde die Runde vom HTGF unter Beteiligung von UnternehmerTUM Funding for Innovators, der NRW.BANK und Angel Investoren.
Alteva entwickelt ultraleichte Batterien, die den bisherigen Marktoptionen deutlich überlegen sind und die Elektrifizierung von Flugzeugen, Lkw, Bussen und Schwerlastanwendungen ermöglichen. Das neue Kapital soll die Reise des Start-ups beschleunigen, das 2023 mit dem Ziel gegründet wurde, sauberere und nachhaltigere Energiespeicherlösungen für die Welt zu schaffen.
Auf dem Weg zu nachhaltigem Transport
Der Verkehrssektor ist weiterhin stark auf fossile Energieträger angewiesen, da Batterien für vollelektrische Flugzeuge oder Langstrecken-Lkw aufgrund ihres hohen Gewichts noch nicht praktikabel sind. Mit der Entwicklung eines innovativen, extrem leichten Kohlenstoffmaterials mit besonderen physikalischen Eigenschaften ist alteva ein wichtiger Durchbruch gelungen. Diese neue Batteriegeneration ist bis zu dreimal leichter als bisher am Markt verfügbare Technologien und zeichnet sich durch eine erhöhte Energiedichte bei einer gleichzeitig hohen Lebensdauer aus. Die auf Forschungsarbeiten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) basierende Technologie hat das Potenzial, einen Großteil des Transportsektors zu elektrifizieren und einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung fossiler Brennstoffe zu leisten. So wird der Weg für eine umfassende Dekarbonisierung des Flug-, Fern- und Schwerlastverkehrs geebnet.
Aiko Bernehed, Gründer und CEO von alteva, sagt: „Mit der Unterstützung unserer Investoren sind wir unserer Vision eines vollständig dekarbonisierten Transportsystems einen großen Schritt nähergekommen. Schon bald werden wir zeigen, wie unsere ultraleichten Batterien, die auf dem neuesten Stand der Wissenschaft basieren, unsere Gesellschaft und unseren Umgang mit der Natur verändern werden.“
Maximilian Scholz, Investment Manager beim HTGF, betont: „Fossile Brennstoffe dominieren nach wie vor den weltweiten Primärenergiebedarf. Die bahnbrechende Batterietechnologie von alteva stellt einen entscheidenden Fortschritt dar, um diese Abhängigkeit zu reduzieren. Wir freuen uns darauf, das Team auf dem Weg zu einer nachhaltigen Elektrifizierung des Transportwesens zu unterstützen.“
„Damit innovative Ideen in Nordrhein-Westfalen erfolgreich entwickelt und umgesetzt werden können, unterstützt die NRW.BANK zukunftsweisende Start-ups gezielt mit Beteiligungskapital“, erklärt Johanna Tjaden-Schulte, Mitglied des Vorstands der NRW.BANK. „Der Ansatz von alteva, mit neuer Batterietechnologie Ressourcen im globalen Transport zu schonen und Emissionen zu senken, trifft genau den Kern des so wichtigen Themas Nachhaltigkeit und trägt zur Transformation unserer Wirtschaft bei.“
Das frische Kapital soll vorwiegend genutzt werden, um die Prototypenentwicklung abzuschließen. Nach der erfolgreichen Erprobung mit Pilotkunden ist die Serienproduktion innerhalb der kommenden zwei bis drei Jahre avisiert.
50 Mio. Euro für Berliner FinTech Nelly
Das 2021 von Niklas Radner, Lukas Eicher, Dr. Tobias Heuer, Rasmus Schults und Laurids Seibel gegründete Berliner FinTech-Start-up Nelly Solutions hat sich zum Ziel gesetzt, die administrative Belastung für Ärzt*innen, medizinisches Personal und Patient*innen zu minimieren und die Digitalisierung des europäischen Gesundheitswesens voranzutreiben.
Während viele Branchen in Deutschland mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen haben, boomt der Gesundheits- und Technologiesektor. Nelly, eines der am schnellsten wachsenden Health- und FinTechs in Europa, hat heute den erfolgreichen Abschluss seiner Series-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 50 Mio. Euro bekannt gegeben. Die Finanzierungsrunde wurde von Cathay Innovation zusammen mit Notion Capital sowie den bestehenden Investoren b2venture, Lakestar, Motive Ventures und arc investors geführt.
Dringlichkeit der digitalen Transformation
Eine Studie von McKinsey & Company verdeutlicht die dringende Notwendigkeit für die digitale Transformation im Gesundheitswesen. Laut der Studie betrachten 70 % der Gesundheitsfachkräfte in Europa veraltete Verwaltungsprozesse als ein großes Hindernis für Effizienz und Patientenzufriedenheit.
Das Praxis- und Patient*innenportal sowie das Financial Operating System (FinOS) von Nelly wurden speziell für Arztpraxen entwickelt, um Abläufe wie Patientenaufnahme, Dokumentenmanagement und Zahlungsabwicklung zu optimieren. Durch die nahtlose Integration in Praxisverwaltungssoftware ermöglicht es Nelly, die Betriebsabläufe effizienter zu gestalten und medizinischen Fachkräften mehr Zeit für die Patient*innenversorgung zu geben. Auch Patient*innen profitieren von einem vollständig digitalen Erlebnis, bei dem sie ihre gesamte Reise – vom Check-in bis zur Zahlung – sicher über ihr Smartphone verwalten können.
Fokus auf Produkterweiterung und geografischer Expansion
Seit der Series-A-Runde hat Nelly seinen Kund*innenstamm mehr als verdoppelt: Die Plattform digitalisiert mittlerweile Prozesse für über 1.200 Arztpraxen und zwei Millionen Patient*innen. Damit hat Nelly neue Standards für Zahlungs- und Verwaltungsabläufe im Gesundheitswesen gesetzt. Nun plant das Unternehmen, sein Produkt weiterzuentwickeln und sein Angebot auf neue europäische Märkte auszuweiten, um seine Position als führendes FinTech im Gesundheitswesen zu stärken.
„Die Unterstützung unserer Investoren unterstreicht nicht nur das Vertrauen in unser Team und Geschäftsmodell, sondern auch in unsere Fähigkeit, die Ergebnisse für medizinische Fachkräfte und Patienten zu verbessern“, sagt Niklas Radner, Mitgründer und CEO von Nelly. „Wir freuen uns darauf, administrative Abläufe weiter zu automatisieren und Prozessinnovationen voranzutreiben.“
Im Rahmen seiner europäischen Expansion ist Nelly kürzlich in den italienischen Markt eingetreten – eine Region, die mit ähnlichen strukturellen Herausforderungen in der Verwaltung und Digitalisierung des Gesundheitswesens konfrontiert ist. Das neue Kapital soll verwendet werden, um die internationale Expansion weiter voranzutreiben und die Entwicklung zusätzlicher Produktlinien zu finanzieren, die auf die sich wandelnden Bedürfnisse von Gesundheitsanbieter*innen abgestimmt sind.
„Unsere Vision ist es, Europas größtes FinTech im Gesundheitswesen zu werden und sowohl Gesundheitsanbietern als auch Patienten einen unvergleichlichen Mehrwert zu bieten“, schließt Niklas Radner ab.
BaStl: Starthilfe für Batterie-Start-up-Gründungen aus ganz Deutschland
Der in Planung befindliche Batterie-Start-up-Inkubator (BaStI) an der TUM soll Starthilfe für Batterie-Gründungsteams aus ganz Deutschland bieten – auch, um der wirtschaftlichen Übermacht Chinas bei Batterien etwas entgegenzusetzen.
Eine besondere Herausforderung für Hardware-Batterie-Start-ups, die Materialkomponenten oder gar ganze Batterien produzieren, sind die hohen nötigen Anfangsinvestitionen. Um diese Start-ups zu fördern und damit zugleich die technologische Souveränität Deutschlands im Bereich der Batterietechnologien zu stärken, entsteht an der Technischen Universität München TUM der Batterie-Start-up-Inkubator (BaStI).
Finanziert mit 3,3 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) soll BaStl, als integraler Bestandteil der TUM Venture Labs, Gründungswillige aus ganz Deutschland in der ersten Phase unterstützen und beraten. Ziel ist es, den Markteintritt neuer Batterietechnologien aus der Forschung zu beschleunigen und so die Abhängigkeit von Importen zu verringern.
Von der Expertise der TUM in Sachen Batterie-Start-ups zeugen auch erfolgreiche Start-ups wie Qkera, Twaice und Tozero. Die beiden letztgenannten Start-ups aus dem TUM-Ökosystem wurden mit dem TUM Presidential Entrepreneurship Award beziehungsweise als TUM Entrepreneurs of Excellence ausgezeichnet.
TUM Venture Labs CEO Dr. Philipp Gerbert betont: „Batterien sind ein Schlüssel zur Energiewende und Elektromobilität, aber bislang stammen mindestens 70 % der weltweiten Produktion aus China. Diese Abhängigkeit birgt Risiken, die wir durch eine gezielte Förderung heimischer Initiativen überwinden wollen. Deutschland hat auf diesem Gebiet eine enorm starke Forschungsposition, aber die Überführung in wirtschaftliche Unternehmen schwächelt. Mit BaStI schaffen wir erstmals ein deutschlandweit vernetztes Ökosystem, das technologieorientierte Gründungsinteressierte in der so entscheidenden Startphase begleitet.“
BaStI bietet eine einzigartige Kombination aus wissenschaftlicher Expertise und praxisnaher Unterstützung. Prof. Jennifer L.M. Rupp, Leiterin des TUM-Lehrstuhls für Festkörperelektrolyte und selbst Gründerin des Batterie-Start-ups Qkera, erläutert: „Mit BaStI setzen wir auf eine ganzheitliche Förderung, die technologische Innovation mit unternehmerischem Denken verbindet. Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse effizienter in marktreife Produkte zu überführen und damit die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu stärken. Dafür brauchen wir industrielle Produktion hier vor Ort.“
UnternehmerTUM, Europas führendes Gründerzentrum, bringt bewährte Ausbildungsformate wie XPRENEURS und XPLORE in das Projekt ein und ergänzt das Angebot durch praxisnahen Zugang zu einem breiten Industrie- und Investoren-Netzwerk. Konkret geht es um die Vermittlung von Mentoren, Unternehmen als Erstkunden und die Unterstützung beim Fundraising. Umgesetzt wird BaStI (BMBF-Förderkennzeichen: 03XP0640) mit Unterstützung durch die TUMint.Energy Research und Jennifer Rupp als Projektkoordinatorin. Und mit dem Münchner Exzellenzcluster e-conversion verfügt der Inkubator über eine einzigartige Konzentration an energiewissenschaftlicher Expertise direkt am Standort.
Die Entwicklungsphase und wissenschaftliche Validierung einer Idee sowie die tatsächliche Gründungsphase und der Bau von Prototypen werden über BaStI und die TUMint.Energy Research hinaus mit eigenständigen Förderinstrumenten des BMBF im Rahmen des Dachkonzepts Batterieforschung gefördert.
8-Mio.-Series-A-Finanzierungrunde für Circunomics
Mit dem Investment will das 2019 von Jan Born und Felix Wagner gegründete Circunomics die Kreislaufwirtschaft von Lithium-Ionen-Batterien durch seine Internationalisierung und Produktentwicklung mit neuen digitalen Services weiter vorantreiben.
Mit der steigenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen wächst die Notwendigkeit, Batterien umweltfreundlich zu entsorgen oder weiterzuverwenden. Circunomics bietet eine Battery Lifecycle Management Solution mit digitalem Marktplatz und KI-unterstützter Analyse, die den gesamten Lebenszyklus der Batterien berücksichtigt und somit einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von CO2 leistet. GET Fund (München) und die Schaeffler AG (Herzogenaurach) mit ihrer Investment-Gesellschaft Schaeffler Invest GmbH führen die Finanzierungsrunde an. Bestandsinvestoren von Circunomics – der polnische Mineralöl- und Energiekonzern Orlen sowie Investor GG Rise (Düsseldorf) – sind ebenfalls an der Finanzierungsrunde beteiligt.
„Wir sind mit dem neuen Kapital in der Lage, unsere Internationalisierung auszubauen und damit endgültig ein global agierendes Unternehmen zu werden“, sagt Felix Wagner, Co-Founder und Geschäftsführer von Circunomics. Er ergänzt: „Die erfolgreiche Series-A-Finanzierungsrunde eröffnet uns vielfältige neue Möglichkeiten, unser Geschäft erfolgreich fortzuführen, Wachstum zu generieren und damit eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft sicherzustellen“. Jan Born, Co-Founder und CTO des Start-ups sagt: “Parallel zur Internationalisierung arbeiten wir intensiv an der Erweiterung unseres Produkt-Angebotes, das in Zukunft mit neuen digitalen Services ausgestattet sein wird.“
Fokus auf Wiederverwendung und Recycling
Im Fokus von Circunomics steht der B2B-Handel von gebrauchten bzw. überschüssigen Batterien, Modulen und Zellen auf einem digitalen Marktplatz und die Überführung von einem Einsatz der Energiespeicher im First Life in eine Zweitverwendung im Second Life. Die KI-unterstützte Software von Circunomics ermöglicht eine detaillierte Analyse des jeweiligen State of Health (SoH) der Batterien und mittels digitalem Zwilling eine Simulation, für welche Zweitverwendung ihr Leistungspotenzial am besten geeignet ist. Sollten die Batterien aufgrund ihres Zustandes nicht im Second Life verwendet werden können, werden sie an qualifizierte Recycling-Unternehmen vermittelt. Circunomics verbindet somit Industriepartner über alle Stufen der Batterielieferkette, um die Wiederverwendung und das Recycling von Batterien zu erhöhen.
NewSpace-Start-up TALOS und Max-Planck-Gesellschaft starten Wildlife-Tracking aus dem Weltraum
Das Münchner Start-up TALOS baut mit ICARUS 2.0 eine Flotte von mind. fünf Cube-Satelliten auf, um Tierbewegungen zu tracken; die Max-Planck-Gesellschaft erhält Zugriff auf Technologie und gesammelte Daten.
TALOS, das 2022 gegründete Münchner NewSpace-Start-up und Pionier in den Bereichen Wildlife-Tracking und IoT-Lösungen, hat einen vierjährigen Kooperationsvertrag mit der Max-Planck-Gesellschaft unterzeichnet, um ICARUS 2.0 zu starten: Die Partnerschaft definiert die nächste Generation der satellitengestützten Tierbeobachtung und erschließt so neue Möglichkeiten für globale Wissenschaft und Naturschutz. Das ursprüngliche ICARUS-System, das von der Internationalen Raumstation (ISS) aus betrieben wurde, hatte die Max-Planck-Gesellschaft zusammen mit der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos entwickelt. Als Folge des Ukraine-Krieges wurden jedoch alle bilateralen Forschungsprojekte mit Russland gestoppt, einschließlich ICARUS.
Nun wird ICARUS 2.0 aufgebaut, mit einem eigenen unabhängigen Flotte von mindestens fünf Cube-Satelliten im nahen Erdorbit (Low-Earth-Orbit, LEO). Das fortschrittliche System erlaubt eine hochpräzise Verfolgung von Tieren mit GPS-Genauigkeit. Es wird Forschern mindestens einmal täglich Updates zu Tierstandorten liefern. Sobald alle fünf Satelliten in Betrieb sind, sind bis zu fünf Updates pro Tag möglich. Zusätzlich zu den Standortdaten werden die an den Tieren befestigten fünf Gramm schweren Sender auch Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Druck und Beschleunigung messen und damit einen umfassenden Datensatz zur Unterstützung verschiedener Forschungsziele liefern.
Professor Martin Wikelski, Direktor am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie: „Unsere Zusammenarbeit setzt die Erfolgsgeschichte von ICARUS fort und ermöglicht es uns, bisher unbekannte Dimensionen im Tierverhalten und der globalen Biodiversität zu erforschen. ICARUS 2.0 wird ein entscheidendes Instrument zur Bewältigung von Umweltproblemen, Klimawandel, Naturschutz und der Verfolgung zoonotischer Krankheiten wie SARS, Vogelgrippe und dem West-Nil-Virus sein. Durch den Einsatz von Raumfahrt-Technologien sowie die Zusammenarbeit mit innovativen NewSpace-Start-ups profitiert die ICARUS-Initiative von schnelleren Entwicklungszyklen und breiteren Einsatzmöglichkeiten. So erweitern wir Reichweite und Wirkung der globalen wissenschaftlichen Forschung und Naturschutzbemühungen.“
Gregor Langer, CEO von TALOS, über die Partnerschaft: „ICARUS 2.0 ist ein Quantensprung für Wildlife-Tracking und Umweltwissenschaft. Gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft ermöglichen wir Wissenschaftlern weltweit, bisher undenkbare Einblicke in die Ökosysteme unseres Planeten und in die Bewegungen von Tieren zu gewinnen. Dank der zunehmenden Erschwinglichkeit von Raumfahrt-Technologien und Satelliten-Starts werden NewSpace-Start-ups wie TALOS zum Schlüssel beim Vorantreiben wissenschaftlicher Forschung. So unterstützen wir Forschungseinrichtungen weltweit, ganz konkrete Lösungen für unser Leben auf der Erde zu liefern.
ICARUS 2.0 plant, die Cube-Satelliten-Konstellation in mehreren Phasen zu starten. Der erste Satellit soll bereits im Herbst 2025 mit SpaceX 15 starten. Für den darauffolgenden Start wird aktuell die Nutzlast gebaut. Die Produktion des ersten Satelliten wird als Teil der SpaceX Transporter 16-Mission beginnen und soll bis Frühjahr 2026 fertiggestellt sei. Die vollständige Konstellation von fünf Satelliten soll bis Ende 2026 betriebsbereit sein.
Es gibt keine schlechten Zeiten für gute Ideen!
Welches sind die größten Hürden, die Gründer*innen und junge Start-ups aktuell zu meistern haben? Was muss jetzt an welcher Stelle geschehen, um unser Start-up-Ökosystem nachhaltig zu stärken?
Dazu im Interview: Prof. Dr. Tobias Kollmann – Entrepreneur, Inhaber des Lehrstuhls für Digital Business und Digital Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen sowie Speaker und Moderator für Digitale Transformation und Digital Leadership.
Welchen zentralen Herausforderungen haben sich Gründer*innen und junge Start-ups 2024 in Deutschland stellen müssen?
Nach dem stetigen Aufwärtstrend der letzten Jahre war das Jahr 2024 für viele junge Unternehmen in Deutschland eher durch eine Stagnation geprägt. Die durchschnittliche Anzahl an Mitarbeitenden pro Start-up ist gesunken, der Absatz stotterte im Zusammenhang mit einer lahmenden Konjunktur und die gesamtpolitische Unsicherheit beeinträchtigte das Finanzierungsumfeld für risikoreiche Ideen. Zudem sahen sich auch die Gründer*innen mit steigenden Betriebskosten konfrontiert, sei es durch Energiepreise, Löhne oder Softwarekosten. Auch der Fachkräftemangel war erneut ein Thema und gerade kleine Teams mussten kreative Lösungen finden, um qualifiziertes Personal zu gewinnen oder zu halten. Insgesamt war 2024 also eher ein Jahr der Konsolidierung und der Konzentration auf Effizienz und Profitabilität statt Marktwachstum.
Inwieweit hat sich die Lage des deutschen Start-up-Ökosystems dadurch verschlechtert?
Die Summe dieser Herausforderungen hat das deutsche Start-up-Ökosystem in seiner Dynamik etwas gebremst. Ohne dass es schon die genauen Zahlen für das Gesamtjahr gibt, waren es in 2024 gefühlt weniger Gründungen, mehr Insolvenzen und die Zahl der erfolgreichen Skalierungen ist zurückgegangen. Viele Start-ups mussten ihre Wachstumspläne reduzieren, da ihnen die finanziellen Mittel oder personellen Kapazitäten fehlten. Zudem zeigt sich, dass der internationale Wettbewerb für deutsche Start-ups, gerade auch in dem Zukunftsfeld der künstlichen Intelligenz, immer härter wird. DSGVO und der EU-AI-Act bremsen unsere Innovationsgeschwindigkeit, während die Konkurrenz aus den USA und Asien schon wieder die zentralen KI-Plattformen aufbauen, an denen wir dann nur noch schwer vorbeikommen werden. Die Geschichte scheint sich hier zu wiederholen.
Welche positiven Entwicklungen konnten Sie 2024 beobachten?
Trotz der genannten Schwierigkeiten gab es aber auch ermutigende Entwicklungen. Besonders hervorzuheben ist die zunehmende Bedeutung von Impact-Start-ups. Green Economy und Social Entrepreneurship haben 2024 die zugehörigen nachhaltigen und sozial-orientierten Geschäftsmodelle in den Fokus gerückt. Viele junge Unternehmen haben bzw. wollen innovative Lösungen entwickelt, um den Herausforderungen des Klimawandels und der gesellschaftlichen Ungleichheit zu begegnen. Das kann und muss man zwar begrüßen, nur müssen diese Lösungen auch wirtschaftlich tragbar sein und den Start-ups die Grundlage zum eigenen Überleben geben. Das wird sich noch ebenso zeigen müssen, wie die spannenden Impulse im DeepTech-Bereich. Wir haben eine starke Forschungslandschaft – wenn wir es schaffen, deren Ergebnisse in marktfähige Innovationen zu transformieren, ist das ein wertvolles Asset für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Damit zum Ausblick aufs neue Jahr: Was muss sich an welcher Stelle bewegen oder ändern, um weitere positive Entwicklungen in Gang zu setzen?
Laut dem Startup Monitor 2024 erwarten die Start-ups von der Politik, dass es Fortschritte bei der Digitalisierung der Verwaltung gibt und die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts vorangebracht wird, was u.a. auf die vereinfachte Beschäftigung von ausländischen Fachkräften abzielt. Ein Dauerbrenner ist aber auch weiterhin der Abbau von Bürokratie, damit sich die Start-ups mehr auf die Entwicklung ihrer Innovationen konzentrieren können. Ferner brauchen wir eine klare Überarbeitung und Vorgabe der Leitplanken aus der DSGVO und dem EU-AI-Act, um datenintensive Anwendungen und Entwicklungen für die künstliche Intelligenz auch in unseren Breitengraden zu etablieren. Gerade hier wird auch im Jahr 2025 eine zentrale Musik gespielt werden.
Wir brauchen zudem wieder eine ermutigende Förderpolitik, bei dem die Zuschüsse nicht wie zuletzt beim INVEST-Programm gekürzt, sondern erhöht werden. Wir brauchen steuerliche Anreize für die gemeinsame Entwicklung von Innovationen zwischen Start-ups und den großen Corporates.
Auch sollten wir endlich anerkennen, dass die Investitionen von Business Angels kein reines Privatvergnügen sind, sondern risikoreiche Investitionen in die Zukunft der Unternehmenslandschaft in Deutschland. Entsprechend sollten diese Investitionen in vollem Umfang vom Staat gespiegelt werden, um Anreize für die Mobilisierung dieses privaten Kapitals zu schaffen.
Wir brauchen aber auch einen Wandel bzw. Erkenntnisgewinn auf der Investorenseite, dass die ewige Suche nur nach dem einen vermeintlichen Unicorn nicht immer die einzig gewinnbringende Strategie für das Portfolio ist. Vielleicht sind Investitionen in die Horses, Cows und Zebras auch wertvoll und im Ausfallrisiko geringer und in den Renditen stabiler. Vielleicht sollte man hier also neben einem höher, schneller und weiter auch mal auf ein robuster, nachhaltiger und beständiger schauen.
Aber auch von den Gründer*innen wünsche ich mir einen resilienteren Umgang mit den Herausforderungen sowie die Bereitschaft, international zu denken und zu handeln. Die Generation Z kommt jetzt ins beste Gründungsalter und deren immer wieder unterstellte „Angst vor der Zukunft“ darf nicht zum Bremsklotz für die eigene Unternehmensgründung werden, sondern muss eher ein Antrieb sein, um diese unsichere Zukunft selbst zu gestalten.
Was wollen Sie Gründer*innen und jungen Start-ups für 2025 mit auf den Weg geben?
Auch für 2025 gilt: Es gibt keine schlechten Zeiten für gute Ideen! Innovation entsteht oft gerade in Zeiten der Unsicherheit oder sie können genau den Zeitgeist bedienen, der gerade gegeben ist. Wer also Risiken bewusst eingeht und sich auf kurzfristige Chancen und langfristige Werte konzentriert, kann weiterhin erfolgreich sein. Zudem sollten die Gründer*innen die vielfältigen Ressourcen nutzen, die auch das Start-up-Ökosystem in Deutschland zu bieten hat. Dabei braucht man keine Hemmungen zu haben, um auch um Hilfe oder Feedback zu bitten. Wir haben in Deutschland vielleicht gewisse Rahmenbedingungen, die nicht so start-up-freundlich sind wie in anderen Regionen der Welt, aber gemeinsam können und müssen wir wieder wirtschaftlich wachsen. Dafür brauchen wir gerade die Innovationen aus der Start-up-Szene! Auch wenn es woanders einfacher erscheint, nirgendwo ist es im Moment wichtiger als bei uns, ein neues Unternehmen zu gründen.
Danke, Prof. Kollmann, für Ihre Ein- und Ausblicke
Das Interview führte Hans Luthardt
Gen-Z-Studie zur Vier-Tage-Woche
Die Studie zeigt: 4 Tage arbeiten, 80 Prozent Gehalt: Die meisten Gen-Z-ler würden dafür den Job wechseln.
Drei von vier Gen-Z-Arbeitnehmer*innen würden ihren Job für eine Vier-Tage-Woche wechseln – selbst bei einem reduzierten Gehalt. Das zeigt eine neue Studie von BuchhaltungsButler in Zusammenarbeit mit DataPulse Research. Die Vier-Tage-Woche ist nicht mehr nur ein Zukunftsmodell, sondern gewinnt insbesondere bei der jungen Generation zunehmend an Bedeutung. 75 % der Gen Z wären bereit, ihren aktuellen Job für eine Vier-Tage-Woche aufzugeben – selbst bei einem Gehaltsrückgang auf 80 % des bisherigen Einkommens. Diese Ergebnisse verdeutlichen die wachsende Relevanz flexibler Arbeitszeitmodelle im Kampf um talentierte Fachkräfte.
Die Vier-Tage-Woche als Schlüssel zur Attraktivität für junge Talente
In Zeiten von verstärktem Fachkräftemängel und schwachem Wirtschaftswachstum in Deutschland müssen sich Unternehmen mehr denn je als attraktive Arbeitgeber*innen positionieren. Zeitgemäße Arbeitszeitmodelle werden dabei immer wichtiger. Unsere aktuelle Umfrage beleuchtet, wie viel Arbeit moderne Arbeitnehmer*innen wirklich möchten. Während frühere Studien darauf hinweisen, dass viele deutsche Arbeitnehmer*innen weniger arbeiten möchten bei gleichem Gehalt, zeigt unsere Studie deutliche Altersunterschiede in der Wertschätzung einer Vier-Tage-Woche auf:
- 75 % der Gen Z würden für eine Vier-Tage-Woche den Job wechseln – selbst bei 80 % des Gehaltes. Bei den über 45-Jährigen lag die Quote nur etwa bei 40 %.
- 24 % der Befragten arbeiten bereits in Unternehmen, die die Vier-Tage-Woche vollständig, teilweise oder auf Testbasis eingeführt haben. Unter Arbeitnehmer*innen zwischen 18 und 44 Jahren liegt der Anteil sogar bei einem Drittel.
- 60 % derjenigen mit praktischer Erfahrung berichten von einer positiven Wirkung auf das Betriebsklima.
“Wir sehen die 4-Tage-Woche als eine wichtige Voraussetzung, um im Wettbewerb die jungen Talente anzuziehen und zu halten”, bestätigt HR-Expertin Marie Møgelvang, CHRO beim dänischen Marktführer für Buchhaltungssoftware "e-conomic" und Beirat des deutschen Buchhaltungssoftware-Start-ups BuchhaltungsButler.
Wer wurde befragt?
BuchhaltungsButler hat im November 2024 über 1.000 deutsche Vollzeitbeschäftigte aus verschiedenen Branchen und Unternehmensgrößen zur Vier-Tage-Woche befragt. Die Teilnehmenden waren mindestens 18 Jahre alt und in Bereichen wie Einzel- und Großhandel, Produktion, Gesundheitswesen, Bauwesen, Finanzbranche, Dienstleistungen, IT, Bildung, Landwirtschaft und Medien tätig.
Positive Erfahrungen und hohe Testbereitschaft
Die Mehrheit derjenigen, die bereits eine Vier-Tage-Woche erleben, berichtet von einer verbesserten Stimmung im Betrieb. 86 % der insgesamt Befragten möchten die Vier-Tage-Woche zumindest testen, wobei der Wunsch in der Altersgruppe von 18 bis 24 Jahren mit 97 % am höchsten ist.
Die Zukunft der Arbeit liegt in flexiblen Modellen
Die Studie bestätigt, dass viele Arbeitnehmer*innen flexible Arbeitszeitmodelle attraktiv finden und bereit sind, dafür auch Gehaltseinbußen in Kauf zu nehmen. Besonders die Gen Z zeigt ein starkes Interesse an der Vier-Tage-Woche, was für Unternehmen bedeutet, dass sie ihre Arbeitsmodelle anpassen müssen, um im Wettbewerb um junge Talente bestehen zu können.
Zero-Waste-Start-up Wisefood wird von LEEF übernommen
Der Palmblatt-Spezialist LEEF aus Berlin/Potsdam übernimmt als führender Anbieter von umweltfreundlichem Geschirr und Take-Away-Verpackungen aus Palmenblättern das Start-up Wisefood.
Wisefood – 2017 von Philipp Silbernagel, Maximilian Lembke und Patricia Titz gegründet – wurde u.a. bekannt durch die TV-Show „Die Höhle der Löwen“, bei der die Gründer*innen 2018 auftraten. Das Unternehmen aus Garching bei München produziert nachhaltige Einwegverpackungen und ist besonders für die seine essbaren Trinkhalme bekannt, mit denen Millionen von Konsument*innen erreicht werden konnten. Mittlerweile produziert Wisefood auch essbare Becher, Essstäbchen und Rührstäbe. Die Produkte wurden bereits bei namhaften Einzelhändlern – unter anderem ALDI und EDEKA – sowie im Großhandel bei METRO und TRANSGOURMET platziert.
+++ Hier gibt’s die Wisefood-Gründungsstory zum Nachlesen. +++
Wisefood erwirtschaftet einen siebenstelligen Jahresumsatz und konnte schon zwei Jahre nach Gründung einen sechsstelligen Gewinn verzeichnen. Die Unternehmensbewertung bei der letzten Finanzierungsrunde im Jahr 2021 lag bei über fünf Millionen Euro. Neben namhaften Großkund*innen aus den Bereichen der Systemgastronomie und Einzelhandel hat Wisefood ein stark wachsendes E-Commerce Geschäft aufgebaut und agiert für Kund*innen aus dem HoReCa-Segment als digitaler Großhändler. Für die Zukunft sind die europaweite Expansion und weitere Sortimentserweiterungen geplant.
„Mit LEEF arbeiten wir bereits seit mehreren Jahren im Bereich Palmblatt-Produkte erfolgreich zusammen. Die Zusammenarbeit hat immer große Freude bereitet und umso glücklicher sind wir, in LEEF den passenden Käufer gefunden zu haben,“ sagt Philipp Silbernagel, Mitgründer und CEO von Wisefood.
„Wir freuen uns, Wisefood in der LEEF-Gruppe willkommen zu heißen. Die Kaufbereitschaft für nachhaltige To-Go-Verpackungen ist bei Gastronomen und Kunden hoch. Durch die Übernahme können wir mit LEEF neue Absatzkanäle in Handel und E-Commerce schneller erschließen und gewinnen eine zweite starke Marke hinzu", sagt Claudio Fritz-Vietta, Geschäftsführer der LEEF Holding.
Jens Christoph, zweiter Geschäftsführer der LEEF Holding, ergänzt: „Die Übernahme eröffnet uns neue Möglichkeiten zur gemeinsamen Entwicklung umweltfreundlicher Lösungen, die nicht nur unsere Kunden, begeistern, sondern auch Klima und Umwelt schützen. Durch die Übernahme werden wir den Gesamtumsatz der LEEF Gruppe in diesem Jahr signifikant steigern und unsere eigene Wachstumsstory in den nächsten Jahren erfolgreich fortsetzen. Wir planen die Verschmelzung der beiden operativen Unternehmen 2025, um die Synergieeffekte vollständig heben zu können. Parallel dazu starten wir eine weitere Finanzierungsrunde.“
Knowledge Hero und Blockbrain: Stuttgarter KI-Start-ups ziehen an einem Strang
Das 2019 gegründete Stuttgarter Start-up Knowledge Hero, das die weltweit einzige Lernlösung für PLU-Nummern im Supermarkt entwickelt hat, gibt die Kooperation mit dem ebenfalls aus Stuttgart stammenden, 2022 gegründeten KI-Start-up Blockbrain bekannt.
Durch die Partnerschaft mit Blockbrain, das 2022 von Mattias Protzmann, Antonius Gress und Nam Hai Ngo gegründet wurde, möchte Knowledge Hero nachhaltige, KI-gestützte Mehrwerte sowohl im Kund*innensupport als auch in den eigenen Lernanwendungen schaffen.
Ziel der Kooperation ist es, Innovation und Effizienz durch umfassende KI-gestützte Lösungen voranzutreiben. Knowledge Hero will damit sowohl die Customer Experience der Lernenden, als auch die Datenauswertung für die Kund*innen (Supermarktketten) verbessern, sodass komplexe Daten effektiv analysiert und in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden können. Insbesondere die statistische Analyse von großen Datenmengen soll um flexible dynamische Auswertungsmöglichkeiten erweitert bzw. erst ermöglicht werden.
Darüber hinaus soll ein digitaler Zwilling des eigenen Unternehmens geschaffen werden, der historisches Wissen und Prozesse zentral erfasst und mit bestehenden Tools kompatibel ist, um fragmentierte KI-Lösungen im Arbeitsalltag zu ersetzen.
“Der Fokus liegt weiterhin nicht darauf, sämtliche Probleme mit KI-Tools zu lösen, sondern darauf, Mitarbeitende mittlerer und großer Unternehmen mit unseren Anwendungen zu befähigen, nachhaltig zu lernen. Der Mensch bleibt also stets im Mittelpunkt unserer Lösungen”, sagt Florian Sailer, CEO von Knowledge Hero. „Durch die Kooperation mit Blockbrain haben wir einen potenten Partner an unserer Seite, der uns bei der Umsetzung unserer KI-gestützten Prozesse unterstützt. Wir müssen nicht jedes Rad selbst neu erfinden und sehen hier vor allem auch in der sicheren Datenhaltung und der Erfahrung in der Verarbeitung großer Datenmengen durch KI-Systeme einen unschätzbaren Mehrwert für uns als Firma sowie für unsere Produkte.”
Antonius Gress, Co-Founder von Blockbrain, ergänzt: "Mit Knowledge Hero demonstrieren wir die Kraft von KI im Wissensmanagement. Unsere Knowledge Bots in easyPLU® stärken die Wettbewerbsfähigkeit im Einzelhandel und setzen neue Standards für effektives Lernen."
Gründer*in der Woche: Upvisit - willkommen in der phygitalen Welt
2022 gründeten Katharina Aguilar und Alicia Sophia Hinon ihr Start-up UpVisit mit der klaren Vision: die Verschmelzung der digitalen und analogen Welt zu einer neuen Realität.
Wo sich vor zehn, zwanzig Jahren noch die Massen tummelten, herrscht heutzutage oft gähnende Leere. Die Rede ist von den deutschen Innenstädten. Der Besucher*innenrückgang war schleichend, ist jedoch zu jeder Zeit spürbar. Ladenbesitzer*innen konkurrieren nicht mehr nur mit den Angeboten in ihrer Straße, sondern auch mit weltweiten Anbieter*innen im Internet. Bereits 60 Prozent aller Interaktionen finden online statt. Die Realität ist, dass das Handy mittlerweile unser ständiger Begleiter ist, ob im Supermarkt, auf Veranstaltungen, im Restaurant oder im Museum. Das Resultat: sterbende Innenstädte. Katharina Aguilar und Alicia Sophia Hinon wollen diesen Trend rückgängig machen und einen neuen etablieren: die phygitale (physische + digitale) Erlebniswelt.
Herzdruckmassage für stationäre Orte
Zu diesem Zweck gründeten sie UpVisit, eine Plattform, die es stationären Orten unabhängig von ihrer Größe, Kapazität und ihrem Budget ermöglicht, ihren Besucher*innen digitale Erlebnisse vor Ort anzubieten und so auch einen echten Mehrwert zu schaffen. Dabei bedient das Start-up ein breitgefächertes Kund*innenportfolio, bestehend aus Messen, Festivals, Events, Geschäften im Einzelhandel oder auch Kultureinrichtungen. Die Plattform bietet jeder Branche eine Lösung für die eigenen Bedürfnisse. Die Endnutzer*innen bekommen ein umfangreiches Angebot an verschiedensten Aktivitäten, Geschäften und Erlebnissen präsentiert. Das Ergebnis: mehr Sichtbarkeit und Kund*innen für die Anbieter*innen, mehr Interaktion und Experience für die Besucher*innen. Eine Win-win-Situation.
Alicia Sophia und Katharina bieten diesen stationären Orten mit UpVisit eine Plattform, auf der sie in nur wenigen Tagen eigene maßgeschneiderte digitale Inhalte erstellen können. Das Angebot reicht von Texten und Bildern bis hin zu 3D-Grundrissen, Audioguides, Videos und auch Challenges, die Besucher*innen dann in der App absolvieren können. Der Kreativität scheinen keine Grenzen gesetzt. Schon dieses Jahr will das Team das Angebot weiter ausbauen und auch neue Umsatzströme innerhalb der App ermöglichen.
Vom Großevent in jede Gasse
Wie für jedes frisch gegründete Unternehmen in der Plattformökonomie war die größte Herausforderung von UpVisit, Nutzer*innen auf die App zu bekommen. Aktive User*innen sind die wichtigste Kennzahl, wenn es darum geht, neue Kund*innen zu gewinnen. Zeitgleich erwarten User*innen natürlich ein vielfältiges Angebot auf der App. Erste kleinere Kund*innen gewann das Team schnell. Das erste Onboarding führten sie im September 2022 für die Alte Drostei Papenburg durch. So wuchs die App seit Tag eins stetig.
„Es kam schnell der Punkt, an dem wir gemerkt haben, dass wir sehr schnell mehr App-Downloads und ein attraktiveres Angebot brauchen. Wir haben eine Liste an absoluten Traumkund*innen, wie zum Beispiel die Messe Stuttgart. Also haben wir uns gefragt, wieso wir die Strategie nicht einfach umdrehen. Wenn wir die Messe Stuttgart und andere Großevents als Kund*innen gewinnen würden, hätten wir auf einen Schlag eine Welle neuer Nutzer*innen. Wenn wir quasi vorhersagen können, dass in Woche x Tausende, wenn nicht Millionen die App öffnen werden, haben wir ein starkes Argument, um weitere Unternehmen zu überzeugen“, erklärt Katharina.
Gesagt, getan. UpVisit hat die Messe Stuttgart für sich gewonnen. Erstmals wurde die App auf der diesjährigen Finanzmesse Invest eingesetzt. Und das mit vollem Erfolg, denn die Erwartungen und Ziele wurden übertroffen: 65 Prozent der über 13.000 Besucher*innen luden die App herunter und 30 Prozent nutzten den Guide aus der Hosentasche in vollem Umfang, um vor Ort an einer Tour über das Gelände teilzunehmen, Informationen zu den Aussteller*innen abzurufen oder sich aus den über 250 Programmpunkten einen persönlichen Zeitplan zu erstellen. Damit wurden die branchenüblichen Spitzenwerte für die Interaktion mit Apps auf Messen in den Schatten gestellt.
Die Invest war nicht das erste Event, das UpVisit transformierte. Anfang des Jahres führten die Gründerinnen während des Weltwirtschaftsforums in Davos durch das AI House. Der jüngste Erfolg war die Kieler Woche. Mehr als 45.000 Besucher*innen haben über eine Million Mal mit der UpVisit-App interagiert. Anhand dieser Zahlen lässt sich relativ leicht feststellen, dass die Strategie genau richtig war. „Die digitale Transformation ist ein fortlaufender Prozess, und wir sind entschlossen, weiterhin an vorderster Front dabei zu sein. Zusammen mit den Veranstaltern werden wir das Angebot weiter anpassen und erweitern, damit wir für die Besucher*innen immer größere Mehrwerte schaffen“, sagt Katharina.
Von NoVisit zu UpVisit
Auch bei den App-User*innen kommt das Start-up gut an. UpVisit verzeichnet Aktivierungsraten von bis zu 50 Prozent vor Ort und einer Conversion von App-Nutzer*innen zur Landingpage der Anbieter*innen von 15 Prozent. Bis Jahresende will man eine Million aktive User*innen für sich gewonnen haben. Insbesondere im Bereich der stationären Orte, wie zum Beispiel Messen, Geschäfte, Kultureinrichtungen und öffentliche Plätz, bleiben viele Möglichkeiten in puncto Technologie ungenutzt. Die traditionelle Ausrichtung vieler Institutionen führt dazu, dass Deutschland im internationalen Vergleich hinterherhinkt. Dadurch gehen wertvolle Chancen verloren, die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit dieser Orte zu steigern. Ohne Technologien zur Bereicherung und Aktivierung des Erlebnisses werden diese Orte weiter an Relevanz verlieren und im Wettbewerb mit Online-Angeboten komplett zurückfallen, im Worst Case bis zur kompletten Schließung. Und so wird auch ein großer Teil unserer Kultur zerstört.
„Die Herausforderungen der digitalen Transformation sind vielfältig und erfordern eine klare Ausrichtung auf den Menschen und die Technik. Es ist an der Zeit, dass Deutschland die Möglichkeiten der Technologie ausschöpft, um Städte zukunftsfähig zu machen“, erklärt Alicia Sophia.
Wenn nicht jetzt, dann nie
Gestartet sind Katharina und Alicia Sophia im Mai 2022. Alicia Sophia war als Serien-Digitalgründerin nach ihrer Spitzenkandidatur der Klimaliste Berlin auf der Suche nach einer Idee, die unsere Welt wirklich besser macht. Katharina, der kreative Kopf hinter UpVisit, war damals bereits Agenturgründerin für Kund*innen aus Handel und Kultur. Sie hatte die Idee zu UpVisit bei der Arbeit. Ihre Innovationsagentur 7places entwickelte digitale Konzepte für Shops, Museen, Kultureinrichtungen sowie Tourismusbüros und setzte diese um. Eines war klar: Alle, egal ob Museum oder Einzelhandel, hatten ähnliche Herausforderungen und benötigten eine einheitliche, aber individualisierbare Lösung.
In einer von Männern dominierten Tech-Branche vereinten Katharina und Alicia Sophia ihre Kräfte und beschlossen, die Zukunft stationärer Orte selbst in die Hand zu nehmen. Für die Gründerinnen stand fest: wenn nicht jetzt, dann nie. Mit geballter Frauenpower und einer klaren Vision von interaktiven bzw. phygitalen Erlebnissen setzten sie ihre Idee in die Tat um und sind mit ihrem Team, das mittlerweile auf vierzehn Mitarbeitende angewachsen und in Stuttgart beheimatet ist, auf Erfolgskurs.
Start-up-Guide: Uni Hohenheim veröffentlicht Handbuch für Gründer*innen
Das Open-Access-Buch „Mastering Your Entrepreneurial Journey“ bietet wissenschaftsbasierte Methoden und Praxisbeispiele für alle Schritte der Gründungsreise – in Buchform oder als kostenloser Download.
Von der ersten Business-Idee bis zum Umgang mit Rückschlägen
Das Buch „Mastering Your Entrepreneurial Journey“ bietet Gründungsinteressierten das nötige Handwerkszeug für den Weg zum eigenen Start-up. Anhand echter Beispiele und Gründungsgeschichten vermittelt das Team des InnoGreenhouse der Universität Hohenheim in Stuttgart darin wissenschaftsbasierte Instrumente für alle Schritte der Gründungsreise. Das InnoGreenhouse unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Kuckertz und Prof. Dr. Bernd Ebersberger unterstützt Studierende und Forschende der Universität Hohenheim seit vier Jahren bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen. In dem Guide teilen die Expert*innen erstmals ihr Fakten- und Methodenwissen aus Gründungsforschung und -förderung in Buchform.
„Evidenzbasiert, aber nicht trocken-akademisch“, so beschreibt Prof. Kuckertz den Stil des neuen Buchs „Mastering Your Entrepreneurial Journey“. Die Idee für das Buch sei aus der jahrelangen Arbeit mit Start-ups und Gründungsinteressierten entstanden, so Prof. Dr. Kuckertz „Zu unseren Beratungen im InnoGreenhouse kommen Gründungsinteressierte aus allen Disziplinen der Uni Hohenheim zusammen. Das sind hochkompetente Menschen. Doch vor allem Natur- und Agrarwissenschaftler*innen fehlt häufig das wirtschaftliche Know-how, um innovativen Ideen erfolgreich umzusetzen.“
Dieses Problem lösen er und sein Team: „Ursprünglich wollten wir eine Art Starter-Paket mit nützlicher Literatur zusammenstellen. Dann haben wir aber schnell gemerkt: Das können wir selbst noch besser.“
Fakten- und Methodenwissen in Kombination mit echten Gründungsstorys
Das Ergebnis: „Ein Guide für die Anfangsphase des Gründens, der einerseits auf harter Evidenz und Fakten basiert, andererseits aber auch nützliche Strategien und Anekdoten aus der Gründungsszene bietet“, so Prof. Ebersberger. Jedes der Kapitel gebe Einblick in erfolgreiche oder weniger erfolgreiche Gründungsgeschichten. Die jeweiligen Anekdoten seien mit einzelnen Methoden und Tipps zum Gründen verknüpft: „Wir erklären zum Beispiel anhand einer studentischen Idee für eine Dating-App, warum es wichtig ist, nicht zu schnell in die Umsetzung zu springen – und wie man testet, ob ein Produkt auf dem Markt überhaupt eine Chance hat“, so Prof. Ebersberger.
Handwerkszeug für jeden Step der Gründungsreise
„Durch die langjährige Arbeit mit Start-ups an der Uni Hohenheim wissen wir, welche typischen Fehler Gründende in der Anfangsphase machen. Zum Beispiel hören wir im InnoGreenhouse immer wieder von Studierenden, dass sie gründen möchten, um reich zu werden. Beim Gründen geht es aber vor allem darum, ein relevantes Problem zu lösen. Das ist vielen gar nicht bewusst“, führt Prof. Ebersberger aus.
Hier setzt das Open-Access-Buch an: Vom Entwickeln einer Gründungsmentalität bis zum Aufbau eines eigenen Netzwerks – jedes der zehn Kapitel widmet sich einem Schritt auf der Gründungsreise.
Rückschläge als wertvolle Chance nutzen
Wer bereits im Gründungsprozess fortgeschritten sei, könne ebenfalls von der Lektüre profitieren. Denn nicht immer verlaufe alles nach Plan: „Auch für den Umgang mit Rückschlägen bietet unser Buch Taktiken und Konzepte“, sagt Prof. Kuckertz. „Solche Phasen können nämlich auch Chancen bieten.“ Auch hierzu gebe das Buch Einblick in außergewöhnliche Start-Up-Geschichten: „Wir haben z.B. einmal ein Start-up unterstützt, das spezielle Technologien für Banken entwickeln wollte.“ Dieses Projekt war jedoch zu herausfordernd.
Durch Zufall seien die beiden Gründer dann auf ungelöste technische Probleme bei der Abrechnung von Mieterstrom aufmerksam geworden: „Heute unterstützen sie mit ihrem Start-up metergrid Vermieter*innen, die ihren selbst erzeugten Solarstrom an Mietende weitergeben möchten. Dabei profitieren sie von den Kenntnissen, die sie sich durch ihre erste Start-up-Idee angeeignet haben.“
Er selbst würde ein Start-up deshalb nie als ‚gescheitert‘ bezeichnen: „Gründer*innen lernen immer etwas dazu.“
Tipp zum Weiterlesen und Durchstarten:
Mastering Your Entrepreneurial Journey. From Vision to Venture. Von Andreas Kuckertz, Thomas Leicht, Maximilian Scheu, Indra da Silva Wagner, Bernd Ebersberger. Springer-Verlag Cham, 2024, Softcover, 140 Seiten, 53,49 Euro, ISBN 978-3-031-71063-6
oder als kostenfreier Download: https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-031-71064-3.pdf