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Public Value Award for Start-ups 2022
Sieben spannende Finalist*innen – vier glückliche Gewinner*innen: Hier gibt’s die Details zum renommierten Public Value Award for Start-ups.
Seit 2016 zeichnet EY in Zusammenarbeit mit der HHL Leipzig Graduate School of Management Start-ups, die einen besonderen Beitrag zum Gemeinwohl leisten, mit dem Public Value Award for Start-ups aus. Träger des Public Value Awards ist der gemeinnützige Verein Forum Gemeinwohl e.V., Partner*innen sind neben EY und HHL die Stadt Leipzig, ZEISS, die Leipziger Messe sowie die LF Gruppe.
140 Bewerbungen – 7 Finalist*innen
Im Jahr 2022 haben sich 140 junge Unternehmen für diese Auszeichnung beworben, sieben wurden von einer elfköpfigen Jury rund um die Juryvorstände Markus T. Schweizer (EY) und Prof. Dr. Timo Meynhardt (HHL) ins Finale gewählt.
Unternehmerischer Erfolg sollte nicht nur in Zahlen gemessen werden, weil unternehmerisches Handeln und soziale Verantwortung untrennbar miteinander verbunden sind und ein Fokus auf den eigenen Gemeinwohlbeitrag einem Unternehmen dabei helfen kann, langfristig Aktionäre zu gewinnen und Stakeholder Returns zu generieren. Grund genug, die diesjährigen Finalist*innen des Public Value Awards genauer unter die Lupe zu nehmen und der Frage nachzugehen, wie ihr Beitrag zum Gemeinwohl aussieht und wodurch sie sich von ihren Mitbewerber*innen abgehoben haben.
Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY in Deutschland, ergänzt: „Ich bin jedes Jahr aufs Neue fasziniert von den Ideen und Initiativen, mit denen die Bewerber Neues wagen, dabei alte Pfade verlassen und nachhaltige gesellschaftliche Impulse setzen. Sie verzweifeln nicht im Angesicht ungelöster Fragen, sondern suchen nach innovativen Lösungen, die unser Miteinander stärken und der Gesellschaft nutzen.“
Wie man Public Value messen kann
Bewertet wurden die Bewerber*innen anhand der Public Value Scorecard. In jeder der fünf Dimensionen dieser Scorecard – namentlich: Aufgabenerfüllung, Moral, Zusammenhalt, Lebensqualität und Wirtschaftlichkeit – konnten zwischen 0 und 100 Punkten vergeben werden. Auch die Start-ups selbst mussten sich in ihrer Bewerbung punktemäßig festlegen und Argumente für jede Dimension anführen. Das gab ihnen die Chance, ihren Beitrag zum Gemeinwohl in Zahlen messbar zu machen und sich näher mit diesem zu beschäftigen. Viele haben die Erkenntnisse aus dem Bewerbungsprozess zum Anlass genommen, um ihre Außendarstellung und ihren Purpose neu zu definieren.
And the Winner is …
Nach einem wochenlangen Coaching durch EY und die HHL fand am 13. Oktober 2022 schließlich das Finale des Public Value Award for Start-ups in der Kongresshalle am Zoo in Leipzig statt. Vor rund 300 Gästen pitchten die Finalist*innen live um den Sieg in der Jurywertung. Bereits im Vorfeld an die Veranstaltung hatten Menschen weltweit zudem die Möglichkeit, online für ihren Favoriten abzustimmen und diesem damit eine Chance auf den Publikumspreis zu geben.
Sowohl die Jury-, als auch die Publikumsentscheidung fielen sehr knapp aus. Darüber, dass alle sieben Start-ups einen herausragenden Beitrag zum Gemeinwohl leisten, bestand Einigkeit.
Aber auch knappe Entscheidungen sind letztlich Entscheidungen und so wurde das Leipziger Start-up nucao (the nu company GmbH) mit dem 3. Platz in der Jurywertung ausgezeichnet. Auf Platz 2 erklommen Periodically aus Magdeburg das Siegertreppchen. Platz 1 wurde an Enpal aus Berlin vergeben. Den Publikumspreis gewannen die Duisburger Gründerinnen von momjobs.
PLATZ 1: ENPAL
Der Klimawandel und die Energiewende stellen uns als Gesellschaft vor riesige Herausforderungen. Deutschland soll bis 2045 die Klimaneutralität erreichen. Wie können wir in der Energiewende schnell und nachhaltig vorankommen? Ein wichtiger Baustein ist Solarstrom.
Gründer Mario Kohle hat mit Enpal eine Lösung entwickelt, den grünen Strom einfach und kostengünstig zu erzeugen. Die Vision des Berliner Start-ups besteht darin, die Menschen zu einer erneuerbaren Community zu verbinden. Darum bietet Enpal das erste integrierte Komplettpaket für ein klimaneutrales Zuhause: Solaranlage, Speicher und Wallbox, ergänzt um THG-Umweltprämie, Ökostromtarif, Kunden-App und intelligenten Energiemanager. Als „Rundum-Sorglos-Paket“ werden die Anlagen vermietet und gewartet, sodass den Kund*innen die hohen Anschaffungskosten erspart bleiben. und kümmert sich um den reibungslosen Betrieb. Alle Anlagen sind zu einem intelligenten Erneuerbaren Netzwerk verbunden.
Bis Ende des Jahrzehnts will Enpal zehn Millionen Haushalte mit grüner Energie versorgen. Aktuell beschäftigt das Unternehmen über 2.000 Mitarbeitende, darunter über 500 eigene Handwerker*innen. Das Unternehmen trifft mit seinem „ökologischen Hedonismus“ einen Nerv. Die Jury würdigt diesen Ansatz, denn so geht Energiewende, so geht sozial-ökologische Transformation, so geht Gemeinwohl. Moralisch anspruchsvoll und technologisch innovativ fördert Enpal die Lebensqualität und ist damit wirtschaftlich erfolgreich.
Tipp zum Weiterlesen: Die StartingUp-Gründerstory von Enpal – das grüne Einhorn
PLATZ 2: PERIODICALLY
Fast 90 Prozent aller Frauen haben ihre Menstruation schon einmal in der Öffentlichkeit bekommen, ohne die benötigten Produkte dabei zu haben – ein Großteil verlässt dann die Schule, die Uni oder den Arbeitsplatz. Periodically hat dafür eine simple Lösung entwickelt: den Spender zur Ausgabe von kostenfreien Menstruationsprodukten. Für mehr Chancengleichheit, Gleichberechtigung und zur Enttabuisierung der Menstruation. Der Spender ist bereits in hunderten Schulen, vielen Universitäten, wie der Uni Potsdam und der Charité, Städten und Unternehmen wie der OTTO Group installiert.
Was für das Gründungs-Duo Katharina Weißig und Corvin Groß vor zwei Jahren als Projekt neben dem Studium begann, ganz klassisch im eigenen Wohnzimmer und mit einem Startkapital von nur 400 Euro, ist inzwischen zu einem erfolgreichen Start-up mit siebenstelligem Umsatz geworden.
Dem Magdeburger Start-up geht es darum, mit Tabus zu brechen und kulturell verankerte Vor-Urteile und Stigmatisierung zu überwinden. Es geht um Verstehen, um Gleichberechtigung, um ein anderes Zusammenleben. Es geht dabei auch um Männer, um deren Selbstbild, um deren Moralität. Dadurch trägt Periodically auch dazu bei, unser aller Miteinander zu überdenken, veraltete Denkmuster in Frage zu stellen und das in der Gesellschaft zu diskutieren.
PLATZ 3: NUCAO
Seit sechs Jahren wollen die drei Wirtschaftsingenieure Christian Fenner, Mathias Tholey und Thomas Stoffels den Schokoladenmarkt nachhaltig aufmischen. Mit ihrem Start-up nucao wollen sie eine ganze Industrie revolutionieren und die Tür für gemeinsame Lösungsfindungen mit namhaften Konkurrenten öffnen. nucao ist die gemeinwohlorientierte Antwort auf eine nicht akzeptable Praxis, eine „bittere Industrie“. Umso erstaunlicher ist die echte Disruption, die den Leipzigern im Schokoregal gelingt.
Alle Produkte sind vegan, vollgepackt mit Bio-Zutaten und fairem Kakao aus Agroforstwirtschaft sowie eingehüllt in eine heimkompostierbare, plastikfreie Verpackung. Damit zeigt nucao, dass positives Wirtschaften keine Utopie mehr ist und setzt einen neuen Maßstab für die Branche – moralisch, politisch und wirtschaftlich. Auf seiner Mission unterstützt das Start-up in Zusammenarbeit mit Eden Reforestation Projects Aufforstungsprojekte und konnte so schon über 10 Mio. Bäume pflanzen. Das Ziel: 1 Milliarde Bäume bis 2030.
Angefangen in einer WG-Küche in Dresden hat nucao mittlerweile über 60 Arbeitsplätze in Leipzig geschaffen und arbeitet jeden Tag für eine Welt, in der wir alle leben wollen: Grün, fair und unverschämt lecker. Mit diesem Engagement stärkt nucao zudem die regionale Start-up-Kultur und den Standort Leipzig insgesamt. Das Unternehmen zeigt, wie man mit einer guten die Idee in Mitteldeutschland ein Start-up zum Erfolg führen kann.
PUBLIKUMSPREIS: MOMJOBS
Während Unternehmen unter dem hohen Fachkräftemangel leiden, gehen zwei von drei Müttern nach der Elternzeit in einen Job zurück, für den sie überqualifiziert sind. Das führt dazu, dass viele Frauen aufgrund geringer Renten oder unerwarteter Änderungen der Lebensumstände in Armut geraten. momjobs – das Jobportal für ambitionierte Mütter – treibt das Thema Diversität und Chancengleichheit voran, denn hier finden Talente familienfreundliche Stellenangebote und teilzeitfähige Führungspositionen. Flexible Arbeitsmodelle führen gerade bei Müttern zu einem Anstieg der vertraglichen Arbeitszeit sowie Gehaltszuwächsen. So können Unternehmen von dem Potenzial hochqualifizierter Frauen profitieren und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Momjobs hat es verstanden, nicht nur einen sozialen Missstand zu erkennen und eine Lösung zu entwickeln, die klar und schnörkellos einen direkten Einfluss auf die Zielgruppe hat und Unternehmen ihren „pain point“, den Fachkräftemangel, aufzeigt.
Die Gründerinnen Alena Meier-Gogsch und Eva Maria Klimpel aus Duisburg erreichen damit weit mehr, als eine innovative Lösung für den Fachkräftemangel anzubieten, neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Gleichberechtigung von Männern und Frauen voranzubringen. Sie kurbeln ein Umdenken in der Gesellschaft an, denn es geht nur gemeinsam. Das ist Gemeinwohl.
Die übrigen 3 Finalist*innen
FluIDect
Ernährung ist lebensnotwendig. Die Nahrungsaufnahme birgt aber auch ein prinzipielles Risiko. Der Mensch kann nur so gesund sein, wie die Dinge, die er zu sich nimmt. Und was ist, wenn genau diese uns an der Frischetheke als sicher und gesund verkauften Produkte inzwischen schon ein neues zu Hause für Krankheitserreger und Keime geworden sind? Dr. Tobias Schröter hat mit seinem Start-up FluIDect einen innovativen Industriesensor entwickelt, der Krankheitserreger in flüssigen Lebensmitteln erkennt und diese damit entlang der gesamten Produktionskette sicherer machen kann.
Das Start-up aus Jena trägt mit seiner technischen Lösung zum Gemeinwohl bei, weil es die Ernährungssicherheit erhöht und damit zur Lebensqualität beiträgt. Zudem wird Ernährung durch die steigende Population auf der Erde und der damit verbundenen steigenden Ressourcenknappheit immer mehr zur Frage politischer Auseinandersetzungen und sozialer Spannungen. Auch in dieser Hinsicht kann FluIDect einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten, denn mehr sichere Lebensmittel bedeuten am Ende nämlich genau das: Mehr Lebensmittel für alle und damit weniger Konfliktpotenzial.
suena
Suena verändert das Energiesystem und ist damit mehr als Hoffnung auf das Erreichen der ambitionierten Klimaziele. Das von Dr. Lennard Wilkening, Miguel Wesselmann und Tom Witter gegründete Start-up ist eine unternehmerische Antwort auf eine der größten Herausforderungen unserer Gegenwart. Denn: Die kurzfristige Stromspeicherung ist ein entscheidender Faktor für die Umsetzung der Energiewende, um die Stromerzeugung beispielsweise mittels Wind- und Solarenergie mit dem Stromverbrauch in Einklang zu bringen. Um das zu erreichen, haben die Gründer aus Hamburg eine KI-basierte Softwareplattform entwickelt, die mithilfe von künstlicher Intelligenz die optimale Steuerung der Energieflüsse beim Einsatz von Stromspeichern ermöglicht.
Grüne Energie kann damit verbrauchsnah und ökonomisch genutzt werden. Das wirkt unmittelbar auf das Gemeinwohl: bezahlbare Energie verlässlich zu liefern ist ein großer Beitrag zur Energiewende, zu einer nachhaltigen Lebensqualität und damit zur sozial-ökologischen Transformation der Gesellschaft.
In Zeiten von Energieknappheit mit drohenden Stromausfällen sind smarte Ansätze zur Sicherung der nachhaltigen Stromversorgung besonders relevant – auch und vor allem für den sozialen Zusammenhalt. Energiemanagement wird zu einer moralischen Schlüsselfrage unseres westlichen Lebensmodells!
Hypt Health
Was verbindet Michael Jordan, Britney Spears und Jan Ullrich miteinander? Sie haben sich öffentlich zu ihrer ADHS-Diagnose bekannt. Häufig liegen große Leistungsfähigkeit und großes Leid bei ADHS nah beieinander. Um das zu lindern und an ADHS leidenden Menschen frühzeitig Unterstützung zu bieten, hat das Team um Vincent Zimmer das Start-up Hypt Health in Berlin gegründet.
Hypt Health bietet mit einer digitalen Lösung für Betroffene eine niederschwellige Hilfe an, möchte Folgeerkrankungen vermeiden und somit gesellschaftliche Kosten reduzieren. Hypt Health versteht sich dabei als Unterstützer mündiger Menschen selbst etwas in die richtige Richtung zu verändern.
Der Beitrag zum Gemeinwohl, den das junge Unternehmen leistet, besteht darin, wichtige Fragen mentaler Vielfalt in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit zu stellen. Hypt Health macht damit deutlich, wie wichtig es für eine offene Gesellschaft ist, Vielfalt nicht nur zu akzeptieren, sondern ihr Potenzial zu erkennen.
Die Autorin Olivia Weindorf ist Managerin bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Zudem engagiert sie sich für die Initiative „EY Startup“ und ist im Organisationsteam des Public Value Award for Start-ups.
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Gründer*in der Woche: syte – eine KI, die das Baurecht versteht
Von einer Strandbar in Sri Lanka zu einem vollvermessenen Deutschland: Wie Matthias Zühlke und David Nellessen eine KI-Software entwickelt haben, die Bebauungspotenziale erkennt und das Baurecht versteht.
Ob für Makler*innen, Banken, Kommunen oder Projektentwickler*innen. Wer verstehen will, was aus einem Gebäude oder Grundstück werden kann, kämpft sich oft durch Wochen voller Anträge, Pläne und verstreuter Datenquellen. Dass es auch anders geht, zeigen die Münsteraner Matthias Zühlke und David Nellessen. Ihre Lösung: eine Plattform, die auf Knopfdruck zeigt, welches unentdeckte Potenzial in einem Objekt steckt – energetisch, baurechtlich, wirtschaftlich. Ihr Ziel: Prozesse vereinfachen, Entscheidungen beschleunigen, CO₂-Emissionen senken. „Wir wollen dazu beitragen, ungenutzte und versteckte Potenziale leichter zu ermitteln und nachbarschaftsverträglich Wohnraum schaffen“, sagt Matthias Zühlke, CEO und Mitgründer von syte.
Zwei Wege, ein Ziel
Die Idee entstand nicht im Konferenzraum, sondern in einer Strandbar in Sri Lanka, fernab deutscher Bebauungspläne. 2019 traf Architekt Matthias, zu diesem Zeitpunkt Geschäftsführender Partner in einem Architekturbüro, im Urlaub auf seinen alten Sandkastenfreund David Nellessen, der sich gerade auf Weltreise befand. „Ich habe erzählt, wie absurd lange und teuer Baurechtsprüfungen sind und David hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen“, erinnert sich Matthias. Während eines Sabbatjahres 2020 half Matthias dann beim Bau eines Kulturzentrums in Ecuador. Die Reise gab ihm die Möglichkeit, fernab des Alltags neue Ideen zu entwickeln. Zurück in Deutschland wuchs sein Frust: über die Ineffizienz von klassischen Planungs- und Entwicklungsprozessen. „Oft werden Monate in Projekte investiert, ohne zu wissen, ob das Projekt wirtschaftlich tragfähig ist“, sagt Matthias. Dabei sind die Daten längst da. Die eigentliche Hürde liegt in ihrer fehlenden Verknüpfung.
Wer analysieren will, ob sich eine Sanierung, Umnutzung oder Bebauung lohnt, muss eine Vielzahl von Informationen zusammentragen – von Bebauungsplänen über Energieverbräuche und Fördermöglichkeiten bis hin zu Bodenrichtwerten. Wochenlange manuelle Recherche ist Standard. Matthias wollte das ändern und war überzeugt, dass Technologie ein zentraler Schlüssel dafür ist. Daher intensivierten er und der studierte Mathematiker David, der bereits erfolgreich die Location Messenger App Familionet gegründet und 2017 an Daimler verkauft hatte, ihren Austausch. Gemeinsam begannen sie, an der Idee zu arbeiten und gründen 2021 ihr PropTech syte.
Eine Plattform, die das Baurecht versteht
Die Idee hinter syte: eine KI-basierte Plattform, die automatisiert analysiert, was mit einem Gebäude oder Grundstück möglich ist. Nicht nach Bauchgefühl, sondern datenbasiert. Innerhalb von Sekunden ermittelt die KI das Bebauungs-, Energie- und Sanierungspotenzial jeder beliebigen Adresse in Deutschland. Die Grundlage dafür bilden über 300 Terabyte amtlicher Geodaten, darunter Satelliten-, Kataster- und LiDAR-Daten, sowie Marktdaten zu Mieten oder Kaufpreisen. Aus der Kombination dieser Datentypen entsteht ein digitaler Zwilling, der die jeweiligen Grundstücke und Immobilien als präzises Modell abbildet. Die Plattform erkennt Bebauungspotenziale, stellt Wirtschaftlichkeitsberechnungen an, bewertet Förderoptionen und erstellt automatisiert Sanierungspläne. „Man gibt eine Adresse ein und erhält direkt einen Überblick über mögliche Maßnahmen samt Kosten. Das spart Zeit und hilft, schneller ins Machen zu kommen“, erklärt Matthias.
Auch wenn das Gutachten am Ende weiter vom Menschen kommt, der zeitliche Aufwand bei der Entscheidungsfindung sinkt drastisch. Statt Wochen manueller Recherchearbeit können Daten auf Knopfdruck abgerufen werden. „Wir haben eine KI entwickelt, die das Baurecht versteht“, sagt David.
Dafür wurde die Plattform mit 20.000 Gebäude- und Grundstücksdaten trainiert. Was einfach klingt, ist aufwändig. Zwar stehen die meisten Daten als Open Source zur Verfügung, die Datenlandschaft ist jedoch fragmentiert. Was fehlt, ist eine zentrale Gebäudedatenbank und eine übergreifende Infrastruktur, die Informationen systematisch zusammenführt. David betont: „Die Daten zu besorgen, war mühsam. Die technologischen Möglichkeiten sind da, entscheidend für den flächendeckenden Einsatz sind allerdings auch politische und organisatorische Rahmenbedingungen.“
Ein Hebel für effizientes Bauen und Sanieren
Besonders spannend ist die neue Technik für Projektentwickler*innen und Makler*innen, da diese mithilfe von KI schnell und einfach einschätzen können, ob sich ein Projekt wirklich lohnt. Sie hilft bei der Beantwortung wichtiger Fragen, etwa: Wo kann ein Gebäude um eine Etage erweitert werden, sodass zusätzlicher Wohnraum entsteht? Welche Sanierungspotenziale sind vorhanden, um beispielsweise die Energieeffizienz zu erhöhen? Und welche Maßnahmen steigern den Wert eines Objekts – ökologisch wie wirtschaftlich?
„Wir wissen, wo noch Platz zum Bauen ist“, bringt es Matthias auf den Punkt. „Indem wir Potenziale aufdecken und Prozesse beschleunigen, tragen wir dazu bei, Deutschlands Energieeffizienz zu verbessern und gleichzeitig den Wohnraummangel zu lindern.“ Ein wichtiger Schritt, denn fast die Hälfte aller Gebäude hierzulande weist die Energieeffizienzklasse E bis H auf und gilt somit als ineffizient. Zudem fehlen bundesweit mehr als eine halbe Million Wohnungen.
Neben der klassischen Gebäude- und Grundstücksanalyse ermöglicht die Plattform mit dem „Portfolio-Scan“ auch die Bewertung ganzer Bestände. Ebenfalls werden Berechnungen zu öffentlichen Förderprogrammen integriert, um Sanierungsentscheidungen nicht nur schneller, sondern auch wirtschaftlich sicherer zu machen. Somit hilft syte, sich im Fördermitteldschungel zurechtzufinden. Mit der neuen Funktion „syte Build“ lassen sich zudem Flurstücke per Klick kombinieren und Bebauungs- sowie Nutzungsszenarien schnell und einfach simulieren.
Von Münster in die Welt
In nur vier Jahren hat sich syte zu einem führenden PropTech entwickelt, beschäftigt über 30 Mitarbeitende und überzeugt auch namhafte Investor*innen: 8,2 Mio. Euro konnte das Start-up seit Gründung einsammeln, zuletzt knapp fünf Millionen Euro in einer Seed-Runde, die von den Unternehmen der Schwarz Gruppe angeführt wurde. Bereits 2023 wurde das PropTech mit dem Deutschen KI-Preis ausgezeichnet. 2024 folgten der Gewinn des AI Startup Awards und der Gesamtsieg des PropTech Germany Awards, den syte schon 2023 in der Kategorie „Projektentwicklung & Smart City“ gewinnen konnte. Vor Kurzem erhielt das junge Unternehmen zudem den ZIA PropTech of the Year Award.
Mit der deutschlandweiten Verfügbarkeit seit Anfang des Jahres ist ein großer Meilenstein geschafft. Nun sollen weitere Wachstumsschritte folgen. „Bis 2028 möchten wir syte als zentrale Plattform für die Bewertung und Entwicklung von Immobilien in Europa und den USA etablieren“, so Matthias. Die nötigen Daten liegen in vielen europäischen Ländern bereits vor, oft sogar zugänglicher als in Deutschland.
„Stadtentwicklung darf keine Blackbox mehr sein“, sagt David. „Wir brauchen eine datenbasierte Grundlage für jede Entscheidung. Nur so kann Planung effizienter, nachhaltiger und transparenter werden.“ Technologie ist kein Selbstzweck, sondern Voraussetzung, um zukunftsweisend zu bauen und zu sanieren.
Matthias betont: „Wenn wir es mithilfe von Technologie schaffen, schneller bessere Entscheidungen zu treffen und dadurch die Baukosten zu senken, dann ist schon viel gewonnen.“ Was als Idee zweier Sandkastenfreunde am Strand von Sri Lanka begann, ist heute ein gefeiertes Tech-Start-up. Und die Immobilienwirtschaft? Die bekommt mit syte ein Werkzeug, das neue Gestaltungsräume schafft. Für mehr Tempo und mehr Mut zur Entwicklung.
octonomy AI sichert sich 20 Mio. USD in Seed-Runde
Mit der Plattform des 2024 gegründeten Kölner Start-ups octonomy lassen sich KI-Agenten schnell und flexibel für den Kundendienst bereitstellen.
Octonomy gab heute den erfolgreichen Abschluss einer neuen Seed-Runde in Höhe von 20 Millionen US-Dollar bekannt. Das Kölner Unternehmen bietet eine KI-basierte Workforce, die Support-Tätigkeiten hochqualifizierter Fachkräfte automatisiert – vom technischen Support über Produktberatung bis hin zum Field-Service-Support – und richtet sich an Mittelstands- und Enterprise-Kunden. Damit sichert sich das Unternehmen eine der höchsten Seed-Finanzierungen der letzten 24 Monate und zählt nur fünf Monate nach Markteintritt zu den vielversprechendsten deutschen Business-KI-Plattformen. Angeführt wurde die Runde von Macquarie Capital Venture Capital unter der Leitung von Elmar Broscheit, begleitet von Capnamic, der NRW.Bank und dem TechVision Fonds.
Technische Dokumentation, Produkthandbücher, Wartungsanleitungen, SOPs und Compliance-Richtlinien: Während herkömmliche KI-Systeme bei komplexem Unternehmenswissen halluzinieren, hat octonomy eine Technologie entwickelt, die selbst hochspezialisiertes Fachwissen versteht und anwendet. Damit automatisiert das Startup erstmals nicht nur einfache Aufgaben, sondern die Tätigkeiten hochqualifizierter Fachkräfte.
Mit dieser Seed-Runde sendet octonomy nur sechs Monate nach Bekanntgabe der letzten Pre-Seed-Runde in Höhe von über 5 Millionen USD ein klares Signal für den Erfolg seiner einzigartigen KI-Plattform. Damit beläuft sich die Gesamtfinanzierung von octonomy nur fünf Monate nach Markteintritt auf 25 Millionen US-Dollar.
Hinter octonomy steht ein erfahrenes Team aus Technologie- und KI-Experten: Sushel Bijganath (CEO) und Oliver Trabert (CPTO) haben gemeinsam mit den Co-Gründern Thorsten Grote, Markus Hanslik und Thomas Bollig bereits mehrere Tech-Unternehmen aufgebaut. Das 70-köpfige Team bringt umfangreiche KI-Expertise mit, unter anderem von Meta, Amazon, Aleph Alpha, sowie Unicorns wie Personio, Staffbase und Sosafe.
Digitale Workforce statt Pilotprojekte
Mit der octonomy-Plattform lassen sich KI-Agenten schnell und flexibel bereitstellen, um Teams aus dem Kundenservice zu assistieren und Teilprozesse zu automatisieren. octonomy geht dabei weit über einfache Automatisierungen hinaus. Die Plattform kann selbst komplexe technische Anfragen verarbeiten – etwa von IngenieurInnen oder MechanikerInnen.
Grundlage der Plattform ist eine Technologie, die unstrukturierte Daten intelligent verarbeitet und mit hoher Präzision antwortet. Octonomy setzt auf eine proprietäre Technologie, die selbst komplexes Fachwissen versteht und die Support-Tätigkeiten hochqualifizierter Fachkräfte zuverlässig automatisiert; weit über standardisierte RAG-Lösungen hinaus. Dank Hosting in Deutschland und voller DSGVO- sowie EU-AI-Act-Konformität bietet die Plattform außerdem höchste Datensicherheit und Transparenz.
„80 Prozent aller KI-Projekte scheitern, sobald es komplex wird. Genau da setzen wir an“, erklärt Sushel Bijganath, Gründer und CEO von octonomy. „Unsere Agenten liefern geprüfte 95+ Prozent Antwortqualität und entlasten Teams spürbar. Mit Macquarie an unserer Seite gewinnen wir einen internationalen Partner, um diese Stärke in Europa und den USA verfügbar zu machen.“
Kapital für Expansion und Produktführerschaft
Nur fünf Monate nach der Gründung bedient octonomy von seinen Niederlassungen in Köln, Denver und New York aus Unternehmens- und Mittelstandskunden in ganz Europa und Nordamerika. Die Mittel aus dieser neuen Finanzierungsrunde werden hauptsächlich dafür verwendet, die Marktführerschaft des Unternehmens auszubauen und die Vertriebs- und Marketingstrukturen in der DACH-Region und den USA zu erweitern.
Tiny Monster sichert 4 Mio. € für seine Hörspielbox GALAKTO
2023 von Frank Ließner und Timo Dries gegründet und aus dem Kinder‑App‑Ökosystem von Fox & Sheep hervorgegangen, entwickelt sich das Berliner Start-up Tiny Monster mit GALAKTO, seinem Audiosystems für Kinder, zunehmend zum Hardware‑Unternehmen. Nach Abschluss einer Seed‑Finanzierung über 4 Mio. Euro – Investoren sind bm|t (Beteiligungsmanagement Thüringen), Reziprok sowie erfahrene Operator‑ und Branchen‑Angels – will das Team Produktion, Inhalte‑Katalog und Handel weiter ausbauen.
Mit GALAKTO können Kinder einfach loshören, ganz ohne komplizierte Einrichtung und vor allem offline, denn eine Internetverbindung ist nicht erforderlich. Das Hörspiel in Form eines Tokens rastet magnetisch ein und der Inhalt wird sofort abgespielt. Zuhause sorgt GALAKTO mit seinem Lautsprechersystem für beste Klangqualität. Der Player kommt auch unterwegs zum Einsatz. Das Twist'n'Go System erlaubt Kindern, ihren GALAKTO mit auf Reisen zu nehmen: einfach Player abdrehen, Kopfhörer einstecken und los geht's.
Dazu Timo Dries, Co‑Founder Galakto: „Eltern wollen Geschichten, keine Aufpreise. Kinder brauchen einen verlässlichen Audio-Player, nicht noch einen Bildschirm. Galakto ist der Kassettenrekorder für die nächste Generation.“
Über 300 Token sind aktuell erhältlich. Darunter Geschichten von der Universal Music Group, Oetinger, Kiddinx und Hörbuch Hamburg wie "Bibi Blocksberg", "DIKKA", "Der Pumuckl", "Die Olchis" und die Alben des erfolgreichsten Kinderlieder-YouTube-Kanals "Hurra Kinderlieder". Enthalten sind vor allem auch Pre-Teen Inhalte: "Alea Aquarius", "Kira Kolumna" oder "Die Koboldchroniken."
Die Idee zu GALAKTO hatten die Gründer Timo Dries und Frank Ließner bereits 2013. Timo Dries, selbst Vater von vier Kindern, ist, nach Stationen bei Nickelodeon und Wooga, lange Zeit Geschäftsführer und Miteigentümer des Entwicklerstudios Fox & Sheep in Berlin. Gemeinsam mit Frank Ließner entwickelte er dort über 30 Apps für Kinder zwischen 3 und 9 Jahren, welche insgesamt über 45 Millionen Mal heruntergeladen und mit 37 Awards ausgezeichnet wurden, darunter die Apple App des Jahres und der Webby Award.
Mit über 15 Jahren Erfahrung im Bereich Produktentwicklung und Technik für Kinder sorgt Frank Ließner bei GALAKTO für grenzenlosen, problemlosen Spaß, denn bei ihm steht die positive Nutzererfahrung an erster Stelle.
2019 kauften Frank Ließner und Timo Dries den App-Anbieter Fox & Sheep von HABA und führten das Unternehmen zu den Wurzeln eines Indie-Studios zurück.
Verena Pausder, Business Angel Galakto: “Ich kenne Timo Dries schon seit unserer gemeinsamen Zeit bei Fox & Sheep. Er baut mit unglaublich viel Herz, Verstand und Erfahrung Produkte, die Kinder lieben und Eltern wirklich entlasten. Ich schätze Timo sehr als Mensch und als Unternehmer, der immer wieder beweist, dass er die Bedürfnisse von Familien versteht. Das GALAKTO-Team hat nun diese Produktdisziplin vom App-Store in die Welt bildschirmfreier Hardware übertragen – mit klarer Vision, robustem Design und beeindruckender Marktresonanz.”
Katja Butzmann, Geschäftsführung bm|t Beteiligungsmanagement Thüringen: „Wir sind begeistert, Teil der Vision von Tiny Monster zu sein und den spannenden Weg des noch jungen Unternehmens mitzugestalten. Schon beim ersten Treffen mit den Gründern Frank und Timo war uns klar: Hier kommen nicht nur unternehmerischer Spirit und Bodenständigkeit zusammen, sondern auch fundierte Erfahrung in der Kinder-Entertainment-Branche und ein starkes Netzwerk. In kürzester Zeit ist daraus ein dynamisches, skalierendes Unternehmen entstanden, dem wir zutrauen, innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre einen bedeutenden Marktanteil zu erobern. Gleichzeitig freuen wir uns, ein weiteres innovatives Unternehmen mit Standort in Thüringen zu entwickeln. Wir sind gespannt auf eine aussichtsreiche und inspirierende Zusammenarbeit.“
11,7 Mio.-USD für Berliner MedTech roclub
Das Berliner MedTech roclub, 2022 von Dr. Matthias Issing und André Glardon gegründet, ist eine führende Teleoperationsplattform, die den Betrieb von Medizintechnik grundlegend verbessern will.
Roclub, die Teleoperationsplattform für Medizintechnik, hat eine Series-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 11,7 Millionen US-Dollar abgeschlossen, um das nächste Wachstumskapitel des Unternehmens voranzutreiben. Angeführt wurde die Runde von Smedvig Ventures und YZR Capital, mit Beteiligung des bestehenden Investors Speedinvest sowie mehrerer Business Angels.
Die Teleoperation-Technologie von roclub definiert die Art und Weise neu, wie medizintechnisches Personal Medizintechnik betreibt – beginnend in der Radiologie mit MRT- und CT-Systemen und bald auch in weiteren Bereichen des Gesundheitswesens. Hintergrund ist der weltweite Mangel an qualifizierten medizinisch-technischen Fachkräften. Die cloud- und KI-basierte Plattform ermöglicht den Fernzugriff und die Fernsteuerung von Medizintechnikgeräten – unabhängig vom Hersteller und Gerätetyp. Zudem können medizintechnische Fachkräfte dank der Plattform mehrere Systeme gleichzeitig von der Ferne aus bedienen. Dadurch wird sichergestellt, dass jegliche Untersuchungen zu jeder Zeit von überall aus durchgeführt werden können, dass die Auslastung der wertvollen Medizintechnik erhöht wird und damit teure Stillstandzeiten vermieden werden.
Der smartphonegroße roclub-Connector kann an jedes Medizintechnikgerät mit Monitor angeschlossen werden und ermöglicht so den Fernzugriff und die Fernsteuerung von überall. Zudem unterstützt er direkte Video- und Audio-Kommunikation zwischen der verantwortlichen Person vor Ort, den Fachexpert:innen von Remote und den Patient:innen. Durch die Kombination aus Teleoperation-Technologie und KI-Unterstützung hilft roclub Gesundheitseinrichtungen, Routine- und Spezialuntersuchungen zu jeder Zeit, an jedem Ort und mit höchster Qualität durchführen zu können. Gleichzeitig werden flexible, hybride Arbeitsbedingungen für Fachkräfte geschaffen, die heute nicht mehr zwingend physisch vor Ort anwesend sein müssen.
André Glardon, Mitgründer und Geschäftsführer von roclub, berichtet: „Aus unserer eigenen Erfahrung im Betrieb einer internationalen Kette von Diagnostikzentren wissen Matthias und ich, wie gravierend der Fachkräftemangel den Zugang zur Versorgung einschränkt. roclub verändert das, indem wir Gesundheitseinrichtungen weltweit helfen, den Betrieb ihrer teuren Medizintechnik durch KI-gestützte Fernbedienung sicherzustellen. Die neue Finanzierungsrunde ermöglicht uns, unsere Plattform auf weitere Gerätetypen auszuweiten, unsere internationale Expansion zu beschleunigen und letztlich unsere Mission zu erfüllen: dass Patient:innen weltweit einen besseren und schnelleren Zugang zur Diagnostik erhalten und vom globalen Spezialwissen von Fachkräften profitieren.“
Dr. Matthias Issing und André Glardon gründeten roclub nach dem Aufbau einer großen europäischen Diagnostik-Kette, in der sie selbst unter den Folgen des Fachkräftemangels litten – teure Geräte standen ungenutzt still, was zu erheblichen Umsatzeinbußen führte. Seit dem Start im Jahr 2022 hat sich roclub auf 11 Länder ausgeweitet und betreut dort einige der größten Anbieter diagnostischer Bildgebung in Krankenhäusern und ambulanten Einrichtungen.
Matthias Issing, Mitgründer und Geschäftsführer von roclub, erklärt: „Wir wollen der weltweite Standard für Teleoperation in der Medizintechnik werden – durch nahtlosen, sicheren und intelligenten Fernzugriff auf medizintechnische Geräte überall auf der Welt. Indem wir Medizintechnik, Robotik, KI und ultraschnelle Konnektivität vereinen, wollen wir medizintechnische Fachkräfte und Ärzt:innen befähigen, selbst komplexeste Untersuchungen präzise und kollaborativ über Ländergrenzen hinweg durchzuführen – und so den Zugang zu Expertenwissen global möglich machen.“
Das Unternehmen beschleunigt sein Wachstum mit dem weiteren Ausbau seiner US-Tochtergesellschaft, wo sich die Mitarbeiterzahl in 2026 mehr als verdoppeln wird. Um die erheblichen Marktchancen zu nutzen, liegt der Fokus auf dem Ausbau von Sales- und Customer-Success-Teams.
Die Finanzierung wird zudem die KI-basierte Weiterentwicklung der Teleoperationsplattform und des Marktplatzes von roclub beschleunigen, der Gesundheitseinrichtungen mit remote tätigen medizintechnischen Expert:innen verbindet, um angeschlossene Geräte zu bedienen. Der Start ist für Ende 2025 geplant und soll insbesondere Krankenhäusern und ambulanten Diagnostikzentren zugutekommen, die unter einem Mangel an qualifizierten Fachkräften leiden.
DeepTech etalytics erweitert Series-A-Finanzierung auf 16 Mio. Euro
Die Finanzierung, angeführt von M12, dem Venture-Fonds von Microsoft, soll den internationalen Rollout der KI-basierten Energieplattform etaONE® forcieren.
Das Darmstädter DeepTech-Unternehmen etalytics, Spezialist für KI-gestützte Energieintelligenz, hat eine Erweiterung seiner Series-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 8 Mio. Euro bekannt gegeben. Damit steigt das Gesamtvolumen der Series A auf 16 Millionen Euro.
Angeführt wird die Runde von M12, dem Venture-Fonds von Microsoft. Die bestehenden Investoren – Alstin Capital (Carsten Maschmeyer), ebm-papst und BMH – unterstützen das Unternehmen weiterhin und begleiten die strategische Expansion.
Das frische Kapital soll den Markteintritt in Nordamerika, den Ausbau internationaler Projekte in Europa und Asien sowie die Weiterentwicklung der KI-Plattform etaONE® ermöglichen.
Etalytics, 2020 als Ausgründung der TU Darmstadt gegründet, setzt auf einen konsequent softwaregetriebenen Ansatz für industrielle Energieoptimierung. Die Plattform etaONE® nutzt künstliche Intelligenz, digitale Zwillinge und prädiktive Analysen, um Energieverbräuche und Emissionen zu reduzieren – bei gleichzeitiger Sicherstellung von Anlagenzuverlässigkeit und regulatorischer Compliance.
Die neuen Mittel werden eingesetzt, um die Nordamerika-Aktivitäten mit einem eigenen Team im Bay Area-Standort (Kalifornien) aufzubauen, neue Installationen in den USA, Europa und Singapur umzusetzen, das Team innerhalb der nächsten zwei Jahre auf über 120 Mitarbeitende zu erweitern und die KI-Funktionalitäten für Energiesysteme in Rechenzentren, Pharma-, Automobil- und Fertigungsindustrien weiterzuentwickeln.
Diese Expansion soll eine dedizierte US-Präsenz erschaffen und die Mission von etalytics, weltweit skalierbare, softwarebasierte Lösungen zur Energieoptimierung bereitzustellen, unterstützen. „Wir freuen uns, M12 als strategischen Partner an Bord zu haben“, sagt Dr. Niklas Panten, CEO und Mitgründer von etalytics. „Das Investment ist ein wichtiger Meilenstein auf unserem Weg, industrielle Energiesysteme intelligenter, resilienter und nachhaltiger zu machen. Durch Microsofts globale Reichweite und Technologie-Ökosystem beschleunigen wir die digitale Transformation energieintensiver Branchen weltweit. Gemeinsam wollen wir neu definieren, wie Rechenzentren, Produktions- und Prozessindustrien Energie managen – effizient, transparent und mit vertrauenswürdiger KI.“
„Etalytics verändert, wie einige der energieintensivsten Industrien der Welt arbeiten“, erklärt Michael Stewart, Managing Partner bei M12, Microsofts Venture Fund. „Die KI-basierte Plattform adressiert eine der zentralen globalen Herausforderungen: industrielle Energieverbräuche im großen Maßstab zu optimieren und gleichzeitig messbare Nachhaltigkeitseffekte zu erzielen. Wir freuen uns darauf, etalytics bei der internationalen Expansion zu unterstützen und die nächste Generation von Energieintelligenz in Rechenzentren und Fertigungsbetrieben voranzubringen. Dieses Engagement spiegelt unseren Glauben an das Potenzial von KI und Infrastrukturtechnologien wider, reale, komplexe Probleme zu lösen.“
Die Erweiterung folgt auf den erfolgreichen Abschluss der ursprünglichen Series-A- Finanzierung im Jahr 2024, die von Alstin Capital (Carsten Maschmeyer) angeführt und von ebm-papst sowie BMH begleitet wurde. Die bestehenden Partner bringen langfristige Erfahrung und Fachwissen in den Bereichen Industrietechnologie, Automatisierung und CleanTech ein.
DeepTech Start-up Casablanca.AI geht in Insolvenz – Investoren gesucht
Das 2020 von Serial Entrepreneur und Business Angel Carsten Kraus gegründete DeepTech-Start-up Casablanca.AI hat beim Amtsgericht Pforzheim Insolvenz beantragt. Ziel ist es, im Rahmen des vorläufigen Insolvenzverfahrens eine Fortführungslösung unter Einbindung von Investoren zu finden, um das hauseigene Face Foundation Model in die Skalierung zu bringen.
Von der Produktinnovation…
Casablanca.AI wurde 2020 in Pforzheim gegründet. Ziel war zunächst, bei Videocalls natürlichen Blickkontakt herzustellen – ohne Zusatzhardware und kompatibel mit gängigen Tools wie Microsoft Teams und Zoom. Spätestens seit dem Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“ ist die Lösung breiter bekannt, eine Enterprise-Lösung für den B2B-Einsatz kam jedoch erst 2025 auf den Markt. Im Bereich Blickkontakt ist Casablanca weltweit die einzige Software, die den ganzen Kopf authentisch korrigieren kann und auf handelsüblichen Laptops ohne GPU läuft. Laut Casablanca ist die Funktion „als wäre eine Mini-Kamera hinter den Augen des Gesprächspartners mitten auf dem Bildschirm - jedoch ohne die störende Kamera“.
… zur neuen Grundlagentechnologie
„Ursprünglich waren wir nur angetreten, um digitale Kommunikation menschlicher zu machen“, sagt Carsten Kraus, CEO und Gründer von Casablanca.AI. „Es stellte sich heraus, dass die einzige Möglichkeit, dies zu erreichen, darin bestand, eine komplett neue Grundlagentechnologie zu entwickeln. Deshalb haben wir das Face Foundation Model entwickelt, das weit über Videocalls hinausreicht. Das hat leider länger gedauert, als ich ursprünglich erwartet hatte. Die Technologie ist jetzt einsatzbereit, aber leider geht uns jetzt das Geld aus.“
Das Face Foundation Model basiert auf über 800 Millionen Gesichtsbildern und proprietärem Self-Supervised Learning (4 Patente angemeldet, eines bereits in den USA erteilt). Alles, was man mit Gesichtern machen möchte, lässt sich damit schneller entwickeln, mit weniger Trainingsdaten, und weniger GPU-Last in der Ausführung („Inference“). Es ermöglicht neue Generation fotorealistischer Avatare, die 100x schneller berechnet werden können, so dass sie interaktiv einsetzbar sind; Videoübertragungen trotz sehr schlechter Verbindung („EDGE“- Verbindung genügt); sowie vielfältige Anwendungen in der Gesichtserkennung von Automotive Safety, über Security, bis Health (z. B. Erkennung von Schlaganfallsymptomen). Damit bietet Casablanca.AI eine neue Schlüsseltechnologie. Wegen ihrer Effizienz kann sie nicht nur per API auf Servern eingesetzt werden, sondern auch „on edge“, also auf Laptops oder auch kleineren Devices. Es gibt inzwischen etliche Industriegespräche.
Vorläufiges Insolvenzverfahren soll den Weg für eine stabile Neuaufstellung bieten Auslöser für den Insolvenzantrag war die aktuelle Marktsituation: Unternehmen zeigen trotz hoher Nachfrage Zurückhaltung bei Implementierungen, während externe Finanzierungen wegen noch fehlender Umsätze ausblieben. Casablanca.AI hat bereits Maßnahmen zur Kostenreduktion eingeleitet und konzentriert sich mit dem Kernteam auf Technologie und Marktimplementierung. Das Ziel ist eine Fortführung mit Investoreneinstieg.
„Die Technologie und IP von Casablanca.AI sind sehr beeindruckend und bieten großes Potenzial in der Vielfältigkeit der Anwendungsbereiche. Der Fokus liegt nun darauf, im Rahmen eines Investorenprozesses Businesspartner anzusprechen, um kurzfristig eine dauerhafte Perspektive für das Unternehmen zu finden“, erklärt Julia Braun, vorläufige Insolvenzverwalterin (Menold Bezler).
GameChanger des Monats: Plankton - für unabhängiges digitales Publizieren
Plankton ist eine von Gerd Stodiek und Benjamin Birkner gegründete Community-Plattform für unabhängige Online-Publizist*innen und Content-Macher mit Haltung, die ihre Inhalte sichtbar machen wollen – jenseits von Plattformlogiken, Werbung und algorithmischer Kontrolle.
In jedem Blog, Newsletter, Online-Artikel fließt viel Arbeit, Zeit und Anstrengung. Vieles davon bleibt jedoch unsichtbar und erreicht nur wenige oder sogar gar keine Menschen. Die neue Plattform Plankton versteht sich als Infrastruktur für digitales Publizieren und will die Sichtbarkeit zurück in die Hände der Community legen. Ganz ohne Werbung, ohne Algorithmen und unabhängig von Silicon-Valley-Konzernen. Im Kampf gegen toxische Algorithmen, die die Aufmerksamkeit monopolisieren und gegen Content-Diebstähle durch KI-gestützte Chatbots, Agenten und Co-Piloten geraten individuelle Stimmen zunehmend ins Abseits. Die Sichtbarkeit im Netz wird heute von Plattformen diktiert, nicht von der Qualität oder Relevanz der Inhalte.
Ein lebendiges Ökosystem, basierend auf Kooperation
Mit dem offiziellen Launch will Plankton die Türen für alle öffnen, die ihre Inhalte unabhängig publizieren und sichtbar machen wollen. Von Blogger*innen über Journalist*innen bis zu zivilgesellschaftlichen Akteur*innen. Plankton bietet eine dezentrale und community-getriebene Infrastruktur. Jede Stimme stärkt die andere. Die Inhalte werden über automatische Vorschauen sichtbar gemacht und die Leser*innen von Blog zu Blog und von Website zu Newsletter weitergeführt. Ohne dass sie sich den Regeln von Plattformen unterwerfen müssen. Diese Vorschauen lassen sich auf den eigenen Seiten integrieren und passen sich nahtlos an das Design dieser an. Die individuelle Steuerung der Vorschauen soll für frische Inhalte ohne zusätzlichen redaktionellen Aufwand sorgen. Benjamin Birkner, Mitgründer von Plankton: „Wir stärken unabhängige Inhalte und machen sie gemeinsam sichtbar – mit einem System, das auf Kooperation statt Konkurrenz setzt.“
Gegenmodell zur Plattformisierung des Internets
Der entscheidende Unterschied ist der konsequente Verzicht auf klassische Plattformlogiken, wie algorithmische Feeds, Like-Zwang, Klickkosten oder Werbeeinbindungen. Stattdessen bleiben die Publizist*innen komplett autonom und behalten die Kontrolle über Inhalte und ihre digitale Präsenz. Die Mission von Plankton ist ebenso technologisch wie politisch. Wer heute publiziert, sieht sich mit zentralisierten Strukturen konfrontiert, die technisch wie gesellschaftlich problematisch sind. Plattformen wie Meta, X oder Amazon Web Services bestimmen nicht nur, wie Inhalte sichtbar werden, sondern auch, wer überhaupt Zugang zur digitalen Öffentlichkeit hat. Plankton sieht sich als Gegenentwurf dazu und will die Technologie im Dienst der Gemeinschaft stellen. Mitgründer Gerd Stodiek: „Wir geben Blogs und Webseiten die Macht des Eigentums zurück: Mit Sichtbarkeit, Kontrolle und einem echten Publikum.“
Die Plattform steht für digitale Selbstbestimmung und kollektive Verantwortung mit einer klaren Haltung. Die Entwicklung von Plankton erfolgte ehrenamtlich. Das Team rund um die Gründer Gerd Stodiek und Benjamin Birkner vereinen technische Kompetenz mit gesellschaftspolitischen Perspektiven und kommunikativer Erfahrung. Plankton wurde über mehrere Jahre ehrenamtlich entwickelt und versteht sich nicht als Start-up mit Exit-Strategie, sondern als langfristige Infrastruktur für die digitale Öffentlichkeit. Mit aktuell über 250 aktiven Nutzer*innen zeigt Plankton, wie ein freies, unabhängiges und menschenfreundliches Internet aussehen kann.
LinkedIn Top Startups 2025
Das „LinkedIn Top Startups 2025“-Ranking zeigt 20 aufstrebende Unternehmen in Deutschland und gibt Einblicke, wie junge Start-ups mit innovativen Ideen und Lösungsansätzen die zentralen Herausforderungen erfolgreich angehen.
Die LinkedIn Top Startups 2025 bedienen Bereiche von KI-Software für den Einkauf über emissionsfreie Mikroflugzeuge bis hin zu digitalen Finanzlösungen. 14 der 20 aufgelisteten Unternehmen sind erstmals im Ranking vertreten. An der Spitze steht in diesem Jahr das Münchner Tech-Unternehmen Helsing, das KI-basierte Software für militärische Anwendungen entwickelt. Auf Platz zwei folgt 1KOMMA5° aus Hamburg, ein Vorreiter der Energiewende mit Lösungen rund um Solarenergie, Wärmepumpen und Energiespeicher. Den dritten Rang belegt Tacto aus München, das KI zur Optimierung des Beschaffungsmanagements im Mittelstand einsetzt.
Neue Gründungs-Ära: Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit
Die diesjährigen Top Startups eint ein klarer Fokus: Sie entwickeln Technologien, die Lösungen auf die drängendsten Herausforderungen unserer Gesellschaft liefern – von Fertigung und Logistik über Verteidigung bis hin zur Luft- und Raumfahrt. KI ist dabei häufig der zentrale Innovationstreiber. „Diese Start-ups sind ihrer Zeit nicht nur voraus – sie gestalten aktiv, was morgen zählt“, sagt Matthias Bergleiter, Redaktionsleiter DACH bei LinkedIn. „Ob bei der Energiewende, der Digitalisierung des Mittelstands oder der europäischen Sicherheit: Sie arbeiten dort, wo die großen Fragen unserer Gesellschaft beantwortet werden müssen. Mit ihrer Innovationskraft setzen sie nicht nur Trends, sondern ziehen auch die besten Talente an – weil sie nicht reagieren, sondern die Zukunft Deutschlands selbst in die Hand nehmen.“
Berlin und München: Zwei Pole der Innovation
Auch im diesjährigen Ranking bleibt Berlin das kreative Zentrum der deutschen Gründerszene. Die Hauptstadt zieht Startups aus unterschiedlichen Branchen an, von FinTech über E-Commerce bis hin zu Bildung. München hingegen etabliert sich als Hotspot für forschungsintensive Deep-Tech-Unternehmen. Beide Städte bieten durch ihre Netzwerke aus Gründern, Investoren, Forschungseinrichtungen und Universitäten ideale Voraussetzungen für nachhaltige Innovation.
Das sind die Top 10 der diesjährigen Liste
- Helsing (München) – Entwickelt KI-basierte Software für militärische Anwendungen (Vorjahr: Platz 2)
- 1KOMMA5° (Hamburg) – Führend bei Solar-PV, Wärmepumpen und Energiespeicherlösungen für eine CO2-neutrale Zukunft (Vorjahr: Platz 1)
- Tacto (München) – KI-gestützte Softwareplattform, die mittelständischen Industrieunternehmen hilft, ihre Beschaffungsprozesse zu automatisieren (Neu)
- bunch (Berlin) – Digitalisiert und automatisiert Investmentprozesse in privaten Märkten für mehr Transparenz, Effizienz und einfachen Zugang (Neu)
- HOLY (Berlin) – Revolutioniert die Getränke-Branche mit zuckerfreien, gesunden und leckeren Energydrinks (Neu)
- Hive (Berlin) – Unterstützt E-Commerce-Marken bei Lagerung und Logistik (Vorjahr: Platz 5)
- The Exploration Company (Planegg bei München) – Entwickelt wiederverwendbare Raumkapseln für eine nachhaltigere Raumfahrt (Vorjahr: Platz 9)
- Ivy (Berlin) – Ermöglicht sofortige, globale Bankzahlungen und eliminiert die Abhängigkeit von Bankkarten (Neu)
- VÆRIDION (München) – Entwickelt effiziente, emissionsfreie Elektro-Mikroflugzeuge für umweltfreundliche regionale Flugverbindungen (Neu)
- re:cap (Berlin) – Hilft Unternehmen, ihre Finanzen einfach und übersichtlich zu verfolgen und bei Bedarf eine Finanzierung zu erhalten (Neu)
Das gesamte Ranking gibt's hier
ESCP Business School Berlin - eine europäische Talentschmiede
Wie die ESCP Business School Berlin erfolgreich Gründer*innen und Start-ups fördert.
Seit ihrer Gründung vor über 50 Jahren hat sich die ESCP Business School Berlin (kurz: ESCP) als eine der führenden Wirtschaftshochschulen Europas etabliert. Zusammen mit den weiteren ESCP-Business-School-Standorten in Paris, London, Madrid, Turin und Warschau bietet sie Studierenden eine umfassende europäische Perspektive auf Wirtschaft, Innovation und interkulturelles Management.
Studienprogramme wie der Bachelor in Management, der an drei Standorten der ESCP absolviert wird, und spezialisierte betriebswirtschaftliche Ausbildungsprogramme (Master, MBA, Executive MBA, Promotion und Executive Education) werden in einer Campus-übergreifenden Lernerfahrung erlebbar. Die ESCP ist in Deutschland staatlich anerkannt und kann Abschlüsse sowie auch den Doktortitel verleihen.
Am Campus Berlin studieren aktuell mehr als 1200 angehende Führungskräfte. Akademische Schwerpunkte sind die Themen Entrepreneurship, Nachhaltigkeit und Digitalisierung sowie Diversität und Inklusion. Der Erfolg der Programme spiegelt sich auch in den kontinuierlich hervorragenden Platzierungen in internationalen Rankings wider. So rangiert die ESCP unter den Top fünf im „European Business School Ranking“ der Financial Times 2024.
„An der ESCP Business School wollen wir sowohl Studierenden als auch Führungskräften eine Top-Wirtschaftsausbildung bieten. Eine globale Exzellenzstrategie, modernste Kurs- und Unterrichtsformate sowie ein exzellenter Lehrkörper sind die Eckpfeiler dieses Erfolgs. Die Förderung von Kreativität und Innovation steht seit Beginn im Zentrum unseres Studienangebotes. Wir sind uns sicher, dass Vielfalt und Inklusion die Grundlage einer nachhaltigeren Zukunft sind. Sie tragen zum weiteren Wachstum und zur Stabilität unserer europäischen Gemeinschaft bei. An der ESCP bekommen die Studierenden alle notwenigen Grundlagen mit, um verantwortungsbewusste Führungskräfte zu werden, welche die Welt von morgen aktiv mitgestalten“, so Prof. Frank Jacob, Rektor der ESCP Berlin.
Eine zentrale Rolle spielt die enge Zusammenarbeit mit der Praxis. Durch maßgeschneiderte Programme und Unternehmenspartnerschaften bereitet die ESCP ihre Absolvent*innen optimal auf die Anforderungen des globalen Arbeitsmarkts vor.
Mit Initiativen wie der Blue Factory, dem eigenen Start-up-Inkubator, unterstützt die ESCP innovative und nachhaltige Geschäftsideen und fördert junge Talente auf ihrem Weg zu unternehmerischem Erfolg. Alumni wie Oliver Mackprang (Miles Mobility) und Lea Haep (STARTUP TEENS) verdeutlichen den prägenden Einfluss solcher Initiativen der Hochschule.
„Unternehmertum an der ESCP bedeutet weit mehr als nur Start-ups. Es geht darum, etwas Neues zu schaffen – sei es ein Technologieunternehmen, ein Beratungsunternehmen, eine NGO oder etwas ganz anderes. Was die Blue Factory einzigartig macht, ist ihre Unterstützung für Unternehmer in jeder Phase ihres Weges – sogar über die erste Gründung hinaus. Unser Ziel ist es, vielfältige unternehmerische Wege zu ermöglichen und Gründern dabei zu helfen, ihr Unternehmen auf die Weise aufzubauen, die am besten zu ihnen passt“, so Prof. René Mauer, Leiter des Fachbereichs Entrepreneurship.
Die Blue Factory der ESCP
Die Start-up-Landschaft in Deutschland zeigt sich trotz wirtschaftlicher Herausforderungen weiterhin dynamisch und wachsend. Im Jahr 2024 wurden landesweit 2766 neue Startups gegründet – ein beeindruckender Zuwachs von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Neben etablierten Gründungshotspots wie München und Berlin gewinnen innovative Inkubatoren an Hochschulen hierbei zunehmend an Bedeutung.
Als europäischer Start-up-Inkubator bietet die Blue Factory eine lebenslange Unterstützung für angehende Unternehmer*innen. Dies wird sprichwörtlich genommen, da jeder Alumnus bzw. jede Alumna der ESCP einen lebenslangen Zugang zur Blue Factory hat. Diese fördert vielfältige Geschäftsmodelle – von klassischen Start-ups bis hin zu innovativen Projekten, die gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen adressieren. Mit Standorten in Berlin, London, Madrid, Paris und Turin verfolgt die Blue Factory einen integrativen Ansatz, der die grenzüberschreitende Zusammenarbeit innerhalb Europas fördert.
Moderne Infrastruktur, praxisnahe Programme
Nach umfassenden Renovierungsarbeiten bietet der Berliner Campus in Charlottenburg moderne Coworking Spaces und optimal gestaltete Arbeitsräume für kreative Ideenfindung und Zusammenarbeit. Mit Programmen wie Start, Launch, Seed und Scale begleitet die Blue Factory Gründer*innen von der Ideenfindung bis hin zur internationalen Expansion.
Dabei steht ein praxisorientierter Ansatz im Vordergrund, der Theorie und Praxis nahtlos miteinander verbindet. Diese vier Programme bauen aufeinander auf:
- Start (drei Monate): Die erste Phase unterstützt bei der Ideenvalidierung und beim Aufbau eines soliden Fundaments. Dabei fördert die Blue Factory die angehenden Unternehmer*innen durch einen Zugang zu expert*innengestützten Master Classes, welche dabei helfen, das unternehmerische Konzept zu schärfen. Des Weiteren erleichtern Networking-Tage die Suche nach Mitgründer*innen und Coworking-Tage den Auf- und Ausbau eines kreativen unternehmerischen Umfelds.
- Launch (3 Monate): Diese Programmphase fördert die Entwicklung marktfähiger Produkte und den Aufbau erster Kund*innenbeziehungen. Hierbei werden die Gründer*innen durch Prototypen-Coaching und einen vereinfachten Zugang zu Nutzer*innentests unterstützt. Ziel dieser Phase ist die Entwicklung eines Minimum Viable Products (MVP) und die Erhebung eines ersten Nutzer*innenfeedbacks.
- Seed (ein Jahr): In dieser Phase werden die Start-ups beim Markteintritt begleitet und auf Investitionen vorbereitet. Hier kann die Blue Factory vor allem durch eine höhere Sichtbarkeit und den Zugang zu Frühphasen-Investor*innen unterstützen. Dies wird durch die Skalierung des Geschäftsmodells mithilfe von Go-to-Market-Strategien, individuellem Coaching und Investor*innen-Intros gefördert. Zudem bieten Demo Days die Gelegenheit, sich direkt bei Investor*innen zu präsentieren.
- Scale (drei Monate): In der letzten Programmphase werden Unternehmen mit einem Umsatz von über einer Million Euro bei ihrem nachhaltigen Wachstum unterstützt. Hierzu erhalten sie individuelles Coaching, um Skalierungsherausforderungen zu meistern, Kontakte zu strategischen Partner*innen für mögliche internationale Markterweiterungen und Zugang zu Investor*innen, um weiteres Wachstum zu finanzieren.
Erfolgreiche Alumni und Vorbilder
Zahlreiche erfolgreiche Gründer*innen sind aus dem Netzwerk der Blue Factory hervorgegangen. Ein Beispiel ist Mona Ghazi, eine erfolgreiche Jungunternehmerin, die mit nur 21 Jahren bereits ihre dritte Firma aufbaut (Mehr über Mona Ghazi liest du in unserem Start-up-Porträt: t1p.de/sne0o). Auch Lea Haep, Alumna und Managing Director von STARTUP TEENS und Gen Talents, dient als Vorbild für die nächste Generation von Gründer*innen.
Seit ihrer Gründung hat die Blue Factory über 1400 Unternehmer*innen gefördert und dabei sechs Unicorn-Start-ups mit einer Bewertung von über einer Milliarde Euro hervorgebracht. Mit ihrem Alumni-Netzwerk von 80.000 Mitgliedern in mehr als 150 Ländern bietet sie Zugang zu einem breiten Ökosystem aus Investor*innen, Unternehmen und Acceleratoren.
„Unternehmertum ist nicht nur eine Frage von Einhörnern – es geht um Menschen, die etwas schaffen, sei es ein Unternehmen, eine gemeinnützige Organisation oder eine völlig neue Art, ein Problem zu lösen. An der ESCP begrüßen wir diese Vielfalt, und die Blue Factory ist hier, um Unternehmer in jeder Phase zu unterstützen, unabhängig von der Art des Unternehmens, das sie aufbauen wollen“, fasst es Prof. Mauer zusammen.
Digitale Datennutzung: Gen Z vertraut Social Media fast so sehr wie Behörden
Eine neue Studie zeigt u.a.: Die Generationen ticken beim Thema Datenschutz und Vertrauen via Soziale Medien deutlich unterschiedlich – für Marken ist das ein entscheidender Moment.
Soziale Medien genießen bei der Generation Z fast genauso viel Vertrauen wie staatliche Institutionen – zumindest, wenn es um den Umgang mit persönlichen Daten geht. Das zeigt eine neue Studie des europäischen Privacy-Tech-Anbieters Usercentrics. Grundlage ist eine Befragung von 10.000 Verbraucher*innen in Europa und Nordamerika.
Die Studie wurde von Sapio Research durchgeführt. Befragt wurden Verbraucher*innen, die das Internet mehrmals im Monat nutzen – davon jeweils 2.500 in den USA und Deutschland, 2.000 in Großbritannien sowie je 1.000 in Spanien, Italien und den Niederlanden. Die Erhebung fand im Mai 2025 statt.
Demnach haben in Deutschland 39 Prozent der Gen Z Vertrauen darin, wie soziale Plattformen mit ihren persönlichen Daten umgehen – bei den Babyboomern sind es lediglich 13 Prozent, bei der Generation X 18 Prozent. Gleichzeitig geben 41 Prozent der Gen Z an, staatlichen Stellen zu vertrauen. Bei den Boomern liegt dieser Wert deutlich höher (70 %).
Auch beim Thema künstliche Intelligenz (KI) zeigt sich die Kluft: Gen Z ist mehr als doppelt so offen wie Boomer, ihre Daten für das Training von KI-Modellen freizugeben (25 % vs. 11 %).
Komfort schlägt Datenschutzbedenken
Für viele junge Nutzer*innen ist Datenteilung längst ein praktischer Tauschhandel. 40 Prozent der Gen Z finden, dass die Vorteile von Online-Komfort schwerer wiegen als Bedenken beim Datenschutz. Unter den Boomern sagen das nur 28 Prozent. Zudem fühlen sich 68 Prozent der Boomer als „Produkt“ digitaler Dienste, während dieser Eindruck bei der Gen Z nur 50 Prozent teilt.
Doch auch die Jüngeren setzen klare Grenzen. Transparenz, starke Sicherheitsstandards und verständliche Erklärungen zur Datennutzung bleiben über alle Altersgruppen hinweg die wichtigsten Treiber für digitales Vertrauen. „Keine Generation teilt so bereitwillig persönliche Daten wie Gen Z – aber sie handelt dabei keineswegs naiv“, sagt Adelina Peltea, CMO von Usercentrics. „Sie trifft bewusste Entscheidungen, wem sie vertraut und wann sie Daten weitergibt. Das schafft für Marken neue Verantwortung: Wer ihr Vertrauen gewinnt, kann auch ihre Loyalität gewinnen – aber nur mit Transparenz vom ersten Klick an.“
Was als „privat“ gilt, wandelt sich
Die Studie zeigt auch: Was Menschen für besonders schützenswert halten, unterscheidet sich deutlich zwischen den Generationen. Während Boomer vor allem klassische „harte Daten“ wie Telefonnummern, Zugangsdaten oder Gesundheitsinformationen schützen wollen, misst Gen Z zunehmend auch sensiblen Kontextdaten wie Geschlechtsidentität, Warenkorbinhalten oder Chatverläufen mit KI-Assistenten große Bedeutung bei. Ein pauschaler Ansatz beim Datenschutz funktioniert also immer weniger – gefragt sind differenzierte Lösungen.
KI als Vertrauensprobe
Mit dem Einsatz von KI steigt der Druck auf klare und verantwortungsvolle Datenpraktiken. Obwohl Gen Z am offensten gegenüber KI-basierter Datennutzung ist, fühlt sich mehr als die Hälfte aller Befragten (54 %) unwohl bei dem Gedanken, dass ihre Daten dafür verwendet werden. Fast die Hälfte (45 %) vertraut KI sogar weniger als Menschen im Umgang mit persönlichen Daten. „Für Marken ist das ein entscheidender Moment“, so Peltea. „Die nächste Stufe der digitalen Interaktion basiert auf Einwilligung. Erfolg werden jene Marken haben, die Datenschutz verständlich kommunizieren, echten Mehrwert bieten und ihn als festen Bestandteil des Nutzererlebnisses etablieren – nicht als lästige juristische Pflicht.“
Den vollständigen Report „Winning Gen Z: A Marketer’s Guide to Digital Trust“ gibt's hier
Gründer*in der Woche: Wattro – die Werkzeugdetektive
Von E-Bikes zu smarter Geräteverwaltung: Wie die Wattro-Gründer nach einem Kurswechsel die Digitalisierung ins Handwerk bringen – vom Lager bis hin zur Baustelle.
Eigentlich wollten Julius Henn, Anton Trojosky, Bastian Bogner und Pius Warken mit einem neuartigen Leichtfahrzeug den urbanen Transport erobern. Doch dann stießen sie auf ein viel größeres Problem. Heute sorgt ihr Start-up Wattro mit seiner digitalen Verwaltung von Betriebsmitteln und Maschinen dafür, dass Handwerksbetriebe und Industriekund*innen jederzeit wissen, wo ihre Maschinen sind, wer sie nutzt und in welchem Zustand sie sich befinden.
Fokus auf Urban Mobility
Schon einmal, und zwar vor der Gründung von Wattro, hatten die vier Unternehmer mit ihren Coboc-E-Bikes unter Beweis gestellt, wie man mit gebündeltem Know-how ein funktionierendes Produkt erfolgreich auf den Weg bringt. Ihre damalige Vision: urbane Mobilität neu zu denken und praktische Lösungen für den Alltag in der Stadt zu schaffen.
Aufbauend auf diesem Erfolg machten sie sich an ihr nächstes großes Vorhaben: die Entwicklung eines leichten Transportfahrzeugs für Handwerker*innen, Lieferdienste und Caterer, größer als ein Fahrrad, kleiner als ein Transporter, ideal für enge Innenstädte. Schon bald nach der Gründung von Wattro im Jahr 2019 ging das Team mit zwei Prototypen voller Enthusiasmus an den Start.
Doch die Realität holte sie schnell ein. Die Entwicklung eines Fahrzeugs erwies sich als weitaus komplexer und zeitaufwändiger als gedacht – Zulassungen, Sicherheitsprüfungen, Zertifikate und vieles mehr waren die großen Stolpersteine. „Es fehlte zudem an echtem Veränderungswillen, sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf politischer Ebene. Städte erließen Fahrverbote, schlossen jedoch ausgerechnet Lieferverkehr und Handwerker aus, also genau unsere Zielgruppe. Nach intensiver Marktanalyse wurde klar: Die Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Elektrofahrzeug waren schlicht nicht gegeben“, sagt CEO Trojosky.
Gleichzeitig zeigte sich in Gesprächen mit den potenziellen Nutzer*innen ein anderes, viel grundlegenderes Problem: Niemand wusste genau, was sich eigentlich gerade in ihren Fahrzeugen oder Lagern befand. „Alle sagten uns: Wir suchen ständig irgendwas, und keiner weiß genau, in welchem Zustand die Arbeits- oder Betriebsmittel sind. Das kostet die Unternehmen Zeit und Geld“, so Pius Warken, der heute neben Trojosky Geschäftsführer bei der Wattro GmbH ist. Dieses klare Feedback brachte die vier Gründer schließlich zum Umdenken.
Der Kurswechsel
2020 änderten sie radikal die Stoßrichtung: Statt weiter auf das Fahrzeug zu setzen, konzentrierten sie sich auf die digitale Lösung des zuvor geschilderten Problems. Es ging also nicht mehr darum, den Transport effizienter zu machen, sondern darum, Transparenz darüber zu schaffen, wo sich Werkzeuge und Maschinen befinden. Die Idee einer digitalen Verwaltung war geboren. „Wir wollten eine Lösung, die automatisch funktioniert, ohne dass Mitarbeiter Geräte manuell einscannen müssen. Denn alle bisherigen Lösungen auf dem Markt basierten bis dato auf Scannen von QR-Codes per Hand“, erklärt Trojosky. Dafür kombinierten sie QR-Codes, die sich einfach mit dem Smartphone scannen lassen, mit RFID-Tags, die automatisch erkennen, wenn ein Gerät das Lager verlässt oder zurückkehrt. „Die Kombination aus QR-Codes und RFID-Tags hatte vorher niemand in diesem Bereich genutzt – das war unsere Chance“, so Co-Founder Warken.
Herzstück der Lösung wurde neben der digitalen Lösung ein selbst entwickeltes Hardware-Terminal, das Geräte automatisch erkennt, sogar jene, die sich in Koffern befinden. Während vergleichbare RFID-Systeme in der Logistik mehrere zehntausend Euro kosten, ist Wattro hier etwa zehnfach günstiger. Das automatische Buchungssystem erkennt Werkzeuge mit einer Reichweite von bis zu drei Metern, sobald sie das Lager verlassen, ganz ohne manuelles Scannen. Dafür werden sämtliche Arbeitsgeräte einmalig mit einem Funklabel versehen und in der Software hinterlegt. Passiert ein(e) Mitarbeitende(r) den Ausgang, wird das Werkzeug im Vorbeigehen automatisch erfasst. So sind alle Geräte im digitalen System dokumentiert, und die Smartphone-App zeigt jederzeit, wer ein Werkzeug aktuell wo nutzt. Im Fokus steht dabei auch zu eruieren, in welchem Zustand sich Bohrmaschinen, Sauger, Schleifer und Co. befinden. Das System verrät, welche Geräte als defekt gemeldet sind oder wann eine Prüfung oder Wartung ansteht.
2021 wurde das erste Terminal ausgeliefert, und die Gründer sicherten sich ein Patent auf die Technologie. Heute ist das Terminal bei über 50 Kund*innen im Einsatz, darunter bekannte Namen wie Stihl oder Heinrich.
Digital, komplett, einfach
„Wir wollten ein System entwickeln, das jeder Mitarbeiter intuitiv und ohne lange Schulung bedienen kann“, betont Julius Henn. Diese Automatisierung via Terminal und App erhöht die Effizienz in einem Betrieb erheblich und ist bis heute ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal des Start-ups. „Es muss einfach und automatisch funktionieren, das war unser Grundsatz von Anfang an“, ergänzt Warken. Die Lösung sprach sich schnell herum: Anfangs kamen die meisten Kund*innen durch Mund-zu-Mund-Propaganda, 2024 folgte der Durchbruch mit Messeauftritten wie auf der FAF (die Leitmesse für Fassadengestaltung und Raumdesign) und Galabau Messe in München.
Heute beschäftigt Wattro zehn Mitarbeitende in den Bereichen Entwicklung, Vertrieb, Marketing, Kund*innenservice, Produktion und Finanzen. Produziert und getestet wird in Heidelberg, ein Standort, der für das Team perfekt passt: „Wir sind nicht nur persönlich mit Heidelberg verbunden, Heidelberg ist nach München die Stadt mit den meisten Start-up-Gründungen pro Einwohner. Hier finden wir also nun schon zum zweiten Mal das passende Umfeld für einen erfolgreichen Start“, so Trojosky.
Was mit einer Idee für ein urbanes Leichtfahrzeug begann und an der Umsetzung scheiterte, ist heute eine innovative Komplettlösung zur digitalen Verwaltung von Arbeitsmitteln, die Handwerks- und Industriebetriebe spürbar effizienter macht. Die Wattro-Story veranschaulicht damit eindrucksvoll, wie wandlungsfähig innovative Gründer*innen sein können und müssen, und dass der Mut zum Kurswechsel manchmal die beste unternehmerische Entscheidung ist.
Deutscher Startup Monitor 2025: Innovation trotz Unsicherheit
Der aktuelle Deutsche Startup Monitor zeigt: Unsicherheit bleibt auch 2025 das Wort der Stunde – in der Gesamtwirtschaft wie im Start-up-Sektor. Kriege, Handelskonflikte und eine Konjunktur, die nicht wieder anspringt. Vor diesem Hintergrund gibt es allerdings einige Erkenntnisse und Ergebnisse aus der Erhebung, die zuversichtlich stimmen.
Hier die Kernergebnisse auf einen Blick
Gründungsbereitschaft sinkt
78,3% der Gründer*innen würden erneut ein Start-up aufbauen. Das ist zwar noch die große Mehrheit, aber weniger als in den Vorjahren (2023: 89,6%), was gemeinsam mit dem schwachen Geschäftsklima eine Eintrübung der Stimmung signalisiert.
Gründerinnenanteil zeigt wieder nach oben
Nach dem Rückgang im letzten Jahr steigt der Frauenanteil unter Start-up-Gründer*innen leicht von 18,8% auf 19,8% – damit bleibt er auf einem sehr niedrigen Niveau, stabilisiert sich aber und zeigt eine postive Tendenz.
Start-up-Standort Deutschland im Aufwind
39,8% der Gründer*innen schätzen Deutschland als Start-up-Standort attraktiver ein als die USA – ein Anstieg um 6 Prozentpunkte gegenüber 2024. Im europäischen Vergleich sehen sogar 61,2% der Befragten Deutschland vorne.
KI ist Wachstumstreiber
Für 45,1% der Start-ups ist KI inzwischen Kernbestandteil des Produkts – ein klarer Anstieg im Vergleich zu 2024. Auch die Investitionen liegen bereits jetzt über dem Niveau des gesamten Vorjahres, wobei die Dynamik in den USA noch deutlich größer ist.
DeepTech hat enorme Strahlkraft
11% der Start-ups lassen sich der Kategorie DeepTech zuordnen und sogar 30,6% begreifen sich selbst als DeepTech-Unternehmen. Das unterstreicht die Strahlkraft dieses Sektors und die strategische Bedeutung der Schnittstelle von Forschung und Unternehmertum.
Kooperationen brauchen Impulse
Der Anteil an Start-ups mit Unternehmenskooperationen sinkt von 61,9% im Vorjahr auf 56%. Für Wachstumschancen bei Start-ups und Innovativität etablierter Unternehmen sind hier in der schwierigen Wirtschaftslage neue Akzente nötig.
Internationaler VC-Gap erkennbar
Bezogen auf die Wirtschaftsleistung liegt Deutschland bei VC-Investments nur auf Platz 18 und damit hinter europäischen Nachbarn und den USA. Mit bisher 4 neuen Unicorns und 5,2 Milliarden Euro an Investitionen ist die Entwicklung 2025 aber aktuell positiv.
DefenseTech erreicht Rekordfinanzierungen
Mit knapp 900 Mio. Euro floss 2025 bisher bereits doppelt so viel Kapital in den Bereich DefenseTech wie im gesamten Vorjahr. 1,7% der Start-ups richten sich primär an militärische Kunden und weitere 24,1% entwickeln Dual-Use-Produkte.
Fachkräftemangel aktuell kaum Thema
Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl im Start-up-Sektor geht weiter zurück (2023: 18,9; 2024: 16,7; 2025: 15,8) und der Fachkräftemangel verliert an Relevanz – Gründe sind die schwierige Wirtschaftslage sowie Effizienzgewinne durch KI.
Digitalisierung bleibt Baustelle
Beim Thema digitale Souveränität bekommt Deutschland von 78,9% der Gründer*innen schlechte Noten. Auch die Digitalisierung der Wirtschaft (52,5%) und insbesondere der Verwaltung (81%) werden von vielen als zu gering bewertet.
Den vollständigen Bericht kannst du hier downloaden.
Gründer*in der Woche: RNMS Studios – „Rhythmus nimm meine Seele“
Wie sich Emirhan Sahin seinen Traum erfüllt und sich als Künstler und Musikproduzent mit eigenem Studio selbständig gemacht.
Alles fing an mit Avicii. Emirhan Baran Sahin war zehn, als er das erste Mal einen Song des schwedischen DJs und Produzenten hörte. „Ich war direkt hooked“, sagt er. „Jeder Song von ihm wurde mein Lieblingssong, noch bevor ich überhaupt wusste, dass er von Avicii war. Dann fand ich es heraus, und meine Obsession begann. Ich hatte immer meine Kopfhörer drin, auf dem Weg zur Schule, in jeder kleinen Pause. Ich habe jede Melodie analysiert und alles auswendig gelernt.“ Der Song „Liar Liar“ vom ersten Avicii-Album „True“ gab schließlich den Ausschlag. „Ich sagte mir, ich will genau solche Musik machen.“
Zwölf Jahre später sitzt Emir, wie ihn alle nennen, in seinem eigenen Musikstudio RNMS Studios. Sein erstes Album, unter dem Künstlernamen BaranBeatzz, erscheint nächstes Jahr. Er verdient auf einmal Geld als Produzent. Das hat viel mit Bielefeld und seiner lebendigen HipHop-Szene zu tun. Aber auch mit dem Center for Entrepreneurship (CFE) der Hochschule Bielefeld (HSBI). Und mit seiner Mutter.
„Sie hat mich einfach mein Ding machen lassen“
Emir kam in Lörrach zur Welt, aber schon zwei Jahre darauf zogen seine Eltern mit ihm nach Bielefeld. Als er acht war, trennten sie sich, und er lebte fortan bei seiner Mutter. „Wir hatten nie viel Geld, aber sie hat mich immer unterstützt und mir das Equipment finanziert, das ich irgendwann brauchte, um Musik machen zu können“, sagt er. „Sie hat mich einfach mein Ding machen lassen.“
Nach dem Abitur will Emir etwas mit Wirtschaft und Praxisbezug machen, um sich Grundlagen fürs Musikbusiness anzueignen. So kommt er an die HSBI. In einer BWL-Erstsemestervorlesung zum Wirtschaftsprivatrecht erzählt der Dozent von den Angeboten des CFE. „Das habe ich mir sofort in mein Notizbuch geschrieben“, erinnert sich Emir. „Noch während der Vorlesung habe ich recherchiert und direkt einen Termin mit Stefanie Pannier vom CFE vereinbart. Von da an habe ich eigentlich nur noch an meiner Selbstständigkeit gearbeitet.“
Das Lernen fällt Emir leicht. Vor allem, wenn er den Stoff unmittelbar anwenden kann. Er zählt auf: Persönlichkeitsentwicklung, Steuern, Leadership, Buchhaltung, Rechtliches bei der Unternehmensgründung, Vertrieb, Marketing, Controlling, digitale Infrastruktur. „Das habe ich mir alles im Start-up-Zentrum der HSBI angeeignet“, sagt er. „Ich bin den Leuten vom CFE so dankbar dafür. Und sie haben mir viele Türen geöffnet.“Mithilfe von YouTube-Tutorials bringt er sich den Rest bei: Beat-Programmierung, Aufnahmetechnik, wie man Kompositionssoftware richtig nutzt. Das Songwriting liegt Emir im Blut. „Als Kind habe ich zwar kein Musikinstrument gespielt, aber mir sind immer mal wieder Melodien in den Kopf gekommen“, sagt er. „Und nachdem ich meinen ersten Beat gebaut hatte, war mir klar, dass ich Talent und ein Gehör dafür habe. Ich habe sofort gewusst, dass ich das kann.“
„Rhythmus nimm meine Seele“ – auch ein Statement gegen die Musikindustrie
2023 stürzt sich Emir in die künstlerische Produktion. Ein Jahr lang entsteht ein Song nach dem anderen. Sie handeln von Kapitalismus und von Liebe und vom Musikmachen selbst. Unter seinem Künstlernamen BaranBeatzz gehen immer wieder Stücke online – säuberlich durchgetaktet mit dem Ziel, 2026 das Debütalbum zu veröffentlichen und mit ihm auf Tour zu gehen. Die Marketingstrategie sitzt. „Mir war es wichtig, alles im Voraus fertig aufzunehmen und zu mastern, damit ich mich danach anderthalb Jahre lang nur auf das Geschäftliche fokussieren konnte“, erklärt Emir. „Als Artist bin ich so für alles, was ich meinen Kunden anbiete, quasi das Testsubjekt.“
Im Frühjahr 2025 ist Emirs RNMS Studios an den Start gegangen. Das Akronym steht für „Rhythmus nimm meine Seele“ – das ist nicht nur ein Appell an die Leidenschaft fürs Musikmachen, sondern auch ein Statement gegen die Musikindustrie. Ein funktionierendes Business aufzuziehen und trotzdem zu 100 Prozent authentisch zu sein, ist für Emir essenziell. „Wir bei RNMS sind nicht nur ein multiprofessionelles Team, sondern auch eine Freundesgruppe, eine Community – ich vertraue diesen Jungs“, sagt der Gründer. „Es gilt: radikale Transparenz, radikale Aufgeschlossenheit. Unser Geschäftsmodell ist halt im Branchenvergleich sehr besonders, unsere Kunden sind anders, alles ist viel emotionaler.“
„Ich werde von vielen in der Szene als eine Art Mentor gesehen“
Wer zu RNMS Studios kommt, kann vom Songwriting über das live Einspielen-Lassen von Musik und den fertig gemasterten Mix samt Video bis hin zur Vermarktungsstrategie via Spotify eine vollständige Palette an Dienstleistungen nutzen. Viele Deutschrapper finden ihren Weg zu Emir. „Bielefeld hat eine interessante und sehr vielfältige Hip-Hop-Szene, was die meisten gar nicht denken würden“, sagt er. Aber auch Pop und Dance produziert er mit Vorliebe.
Besonderes Engagement zeigt Emir für die Nachwuchsförderung. So bietet er etwa im Bielefelder Jugendzentrum Stricker den Kids dort an, ihre eigenen musikalischen Ideen zu verwirklichen. Nimmt sie an die Hand, schärft ihnen ein, dass sie „auf der Straße keine Scheiße bauen sollen“. „Die Mehrzahl von denen sind geflüchtet, manche erst 12, 13 Jahre alt“, erzählt er. „Einer der Jungs hat mir mal gesagt: Du weißt gar nicht, wie viel Einfluss du auf uns hast.“ Positiven Einfluss auszuüben, ist für Emir eine starke Motivation in seiner Arbeit. „Ich werde von vielen in der Szene als eine Art Mentor gesehen, und diese Figur möchte ich auch weiterhin sein.“
Woran erkennt er, dass ein angehender junger Artist es zu etwas bringen könnte in der Musikbranche? „Arbeitsmoral“, sagt Emir. „Talent haben viele, und ich habe so einige Charaktere kennengelernt: Möchtegern-Gangster, richtige Gangster und Leute, die sich von Anfang an gefühlt haben wie Michael Jackson. Aber man muss es eben umsetzen können.“
Auch was den nötigen Fleiß angeht, will Emir ein Blueprint sein. „Sich diese ganzen Sachen in kurzer Zeit mehr oder weniger selbst beizubringen, Ergebnisse zu produzieren, und das Know-how dann gleich wieder an meine Kunden weiterzugeben – das war wirklich ein Kampf“, sagt er. Ein weiterer großer Baustein ist gerade hinzugekommen. „Ich habe jetzt eine Ausbildung angefangen im Bereich Marketingkommunikation bei einer SEO-Agentur. Das Search-Engine-Optimization-Know-how hilft mir, meine eigenen Websites zu pushen und weiter nach oben zu bringen bei den Suchergebnissen.“ Allein damit hat Emir eine 40-Stunden-Woche. „Samstags produziere ich mittlerweile nur noch Kunden. Sonntagfrüh arbeite ich dann an der Infrastruktur und den Rest des Tages chille ich, damit ich auch ein Leben habe.“
Die Klickzahlen steigen, das Studio arbeitet kostendeckend
Was sieht er als seine größte Gabe? „Wahrscheinlich, dass ich so ein Allrounder bin und Dinge manifestieren kann. In meinem Kopf gibt es wirklich nichts, was ich nicht könnte.“ Dazu gehört auch seine veränderte Rolle in der Familie. „Ich trage da mittlerweile sehr viel Verantwortung“, sagt Emir. „Ich unterstütze meine Mutter, wo ich kann, und habe ein Auge auf meine Schwester, die sechs Jahre jünger ist als ich.“
Erfolg stellt inzwischen ebenfalls ein. Die Klickzahlen auf Spotify und YouTube steigen. „Das Studio arbeitet bereits kostendeckend, und das schließt meine Marketingkosten mit ein“, sagt Emir abschließend.

