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IQONIC.AI: Siebenstellige Seed-Finanzierung für Berliner KI-Unternehmen
Das 2021 von Maria-Liisa Bruckert und Martin Pentenrieder gegründete KI-Unternehmen IQONIC.AI sichert sich eine Mio.-Seed-Finanzierung. Das frische Kapital soll es dem Start-up ermöglichen, seine KI-Modelle zu erweitern und neue Märkte zu erschließen.
Mit der Software von IQONIC.AI können Anbieter*innen für Haar-, Haut- und Nahrungsergänzungsprodukte ihren Kund*innen ein innovatives Einkaufserlebnis bieten: Mit Hilfe eigens entwickelter KI-Algorithmen werden Haut und/oder Haare gescannt und individuell passende Produkte vorgeschlagen. So können Test- und Fehlkäufe reduziert werden, was die Branche langfristig nachhaltiger macht. Gleichzeitig werden auch Probleme erkannt, die einen medizinischen Hintergrund haben könnten. Die Kund*innen werden dann darauf aufmerksam gemacht, diese Probleme abklären zu lassen – ein neuer Ansatz der Prävention.
Nun hat das Start-up eine siebenstellige Seed-Finanzierung von namhaften Investoren erhalten. Zu den bestehenden Investoren wie Accel, APX, Thomas Hayo, Michael Schummert und Jens Apermann gesellen sich die VCs YZR Capital, ARVE Capital und die Brandenburg Kapital.
IQONIC.AI plant, das frische Kapital zu nutzen, um neue KI-Module in das Portfolio zu integrieren und die eigenen Marktanteile in verschiedenen Märkten zu erhöhen. Insbesondere der Vertrieb in den USA soll vorangetrieben werden. Dort will sich das Unternehmen nach einem ersten Bestandskunden weiter etablieren.
Expansion in Sachen Haare
Bisher bietet IQONIC.AI seine KI-basierte Hautanalyse als SaaS-Lösung für Marken und Händler im Beauty-Segment an. „Wir nutzen Technologie und Innovation, um die Kundenzufriedenheit zu erhöhen, Fehlkäufe zu reduzieren und eine nachhaltige, inklusive und vielfältige Zukunft für die Branche zu schaffen“, so die Gründer. Nun expandiert das Unternehmen in einen weiteren Bereich: Haare. Ab sofort können Kund*innen die entsprechenden Module buchen. Mitgründer Martin Pentenrieder erklärt: "Wir bieten zum Beispiel eine Analyse des Haartyps und der Haardichte an.”
Damit erschließt sich das Unternehmen einen weiteren Milliardenmarkt: 2023 wird der Umsatz im Bereich Haarpflege allein in Deutschland rund 3,06 Milliarden Euro betragen. In Deutschland gibt es ein solches Angebot bislang nicht. Ein europäischer Marktbegleiter ist Haut.AI, der weltweit größte Wettbewerber ist Perfect Corp. In Zukunft sollen noch weitere angrenzende Geschäftsfelder erschlossen werden. Dazu gehört vor allem der Gesundheitsaspekt: Durch KI-gestützte Prävention im Alltag sollen Fachärztinnen und -ärzte entlastet werden, hier vor allem im Bereich der Dermatologie.
Neuer Name, neues Geschäftsmodell
Seit der letzten Finanzierungsrunde des Start-ups im Mai 2022 hat sich einiges getan. In der Pre-Seed-Finanzierung hatten APX, Accel, Thomas Hayo, Michael Schummert, Jens Apermann und weitere namhafte Investoren einen hohen sechsstelligen Betrag investiert. Damals trat das Unternehmen von Maria-Liisa Bruckert und Martin Pentenrieder noch unter dem Namen SQIN auf.
Seit Anfang des Jahres agieren sie nun unter dem Namen IQONIC.AI. „Der Namenswechsel war für uns ein wichtiger Schritt. Der Name SQIN war zu sehr auf das Thema Haut zentriert – das ist aber nicht mehr unser alleiniger Fokus. Außerdem hat sich unser Geschäftsmodell massiv verändert. Wir setzen unsere Algorithmen nicht mehr nur in eigenen Anwendungen ein, sondern bieten sie als SaaS-Lösung an”, erklärt Maria-Liisa Bruckert. Knapp ein halbes Jahr nach der Pre-Seed-Finanzierung schrieb das Unternehmen mit Kunden aus verschiedenen Märkten bereits schwarze Zahlen.
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Niedersachsens Labor der Zukunft ist digital
Zwei mit dem niedersächsischen DurchSTARTer-Preis 2025 ausgezeichnete Spin-offs aus Göttingen zeigen, wie hochkomplexe Forschung zu marktreifer Technologie wird – und dass Niedersachsen sich zu einem Knotenpunkt der Biomedizin entwickelt.
Die medizinische Diagnostik steht an einem Wendepunkt. Digitale wissenschaftliche Werkzeuge helfen beispielsweise dabei, Tumore besser und schneller zu erkennen sowie gezielter zu therapieren. Zwei mit dem niedersächsischen DurchSTARTer-Preis 2025 ausgezeichnete Spin-offs aus Göttingen, Histomography und GliTTher, zeigen, wie hochkomplexe Forschung zu marktreifer Technologie wird – und dass Niedersachsen sich zu einem Knotenpunkt der Biomedizin entwickelt.
Histomography digitalisiert komplette Pathologie-Proben zerstörungsfrei in 3D. Dazu nutzt das Laborsystem Röntgen-Phasenkontrast-Tomographie, eine Technologie, die feinste Strukturen sichtbar macht – ohne Gewebe zu färben oder zu schneiden. Die entstehenden 3D-Datensätze lassen sich direkt im Browser erkunden und auswerten. So werden kleinste Veränderungen und Tumore im Gewebe erkannt, die in 2D-Schnitten leicht übersehen werden. Histomography entwickelt dafür eine durchgängige Plattform: kompakter 3D-Scanner, Cloud-Infrastruktur und KI-gestützte Analysen greifen nahtlos ineinander. Langfristig soll die Technologie in Kliniken Routineuntersuchungen standardisieren – und die Diagnostik von der subjektiven Mikroskopie zu objektiven, datengetriebenen Entscheidungen führen.
Prof. Kollmann als ein Pionier des dt. Start-up-Ökosystems geehrt
Prof. Dr. Tobias Kollmann von der Uni Duisburg-Essen wurde für seine Verdienste als Start-up-Pionier und Brückenbauer zwischen Wissenschaft, Politik und dem deutschen Start-up-Ökosystem geehrt.
Es war ein Moment der Anerkennung für mehr als ein Jahrzehnt Aufbauarbeit am Fundament der deutschen Start-up-Landschaft: Auf der jüngsten Mitgliederversammlung des Bundesverbands Deutsche Startups e.V. wurde Prof. Dr. Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen für sein herausragendes Engagement für den Verband und das deutsche Start-up-Ökosystem geehrt. Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Verbands, überreichte dem renommierten Wissenschaftler, Start-up-Pionier und politischen Berater eine Ehrenurkunde für seine Verdienste um das Unternehmertum in der digitalen Wirtschaft in Deutschland.
Die Auszeichnung würdigt die Rolle, die Kollmann insbesondere für den Verband gespielt hat. „2012 durfte ich zusammen mit 20 anderen politischen Start-up-Pionieren diesen Bundesverband gründen, der heute zur zentralen Stimme für die Start-up-Szene in unserem Land geworden ist“, erinnerte Kollmann in seiner Rede. Aus einem noch jungen Zusammenschluss ist in den vergangenen Jahren eine feste Institution geworden – mit erheblichem Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
Deutscher Startup Monitor (DSM) – „Herzstück unserer und insbesondere meiner Arbeit für den Startup-Verband“
Ein zentrales Element dieser Arbeit war der Deutsche Startup Monitor (DSM). Kollmann bezeichnete ihn als „Herzstück unserer und insbesondere meiner Arbeit für den Startup-Verband“. Als größte und wichtigste Gründer*innenstudie Deutschlands habe der DSM „jährlich ein neues Fundament für ein lebendiges und zukunftsfähiges Start-up-Ökosystem in unserem Land“ gelegt. Die Zahlen unterstreichen diesen Anspruch: In Kollmanns Amtszeit wurden mehr als 30.000 Gründer*innen und aus über 10.000 Start-ups befragt.
Die Bedeutung dieses Engagements wurde in den Stimmen zur Preisverleihung deutlich. Verena Pausder dankte dem Geehrten „für das außergewöhnliche und leidenschaftliche Engagement, die fachliche Kompetenz und den unglaublichen und nachhaltigen Einfluss auf die Start-up-Szene in Deutschland“ und betonte: „Es war mir eine Ehre, die Auszeichnung an Prof. Kollmann überreichen zu dürfen.“
Verbindung von empirischer Tiefe und praktischer Relevanz
Die Wirkung dieser Daten reichte weit über die Szene hinaus. Die Ergebnisse fanden nicht nur Eingang in mehr als 1000 Presseberichte, sondern wurden auch von Politik und Wissenschaft intensiv genutzt. „Die hohe Qualität unserer Daten hat sich auch in weit über 30 wissenschaftlichen Artikeln und Publikationen bis hin zu internationalen Top-A-Journals gezeigt“, betonte Kollmann. Auch politische Entscheidungsträger griffen regelmäßig auf die DSM-Analysen zurück.
Inhaltlich deckte die Arbeit von Kollmann und seinem Team eine große Bandbreite ab: von praxisnahen Fragen wie Gründungsfinanzierung, Mitarbeiterbeteiligung, Start-up-Zentren an Hochschulen oder Kooperationen zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen bis hin zu wissenschaftlichen Themen wie Ambitionen, Resilienz, Teamkonflikten und Einflussfaktoren auf die Gründungsneigung. Diese Verbindung von empirischer Tiefe und praktischer Relevanz gilt vielen als Markenzeichen seines Werks.
Eine gesunde Szene brauche nicht nur Leuchttürme, sondern auch die Breite: die Horses, die Cows und die Zebras
Aus seiner langjährigen Arbeit leitete der Geehrte drei zentrale Erkenntnisse ab. Erstens: „Die Start-up-Szene ist in ganz Deutschland zuhause.“ Was einst stark auf Berlin fokussiert war, habe sich zu einem bundesweiten Phänomen mit erheblicher Wirtschaftskraft und vielen Arbeitsplätzen entwickelt – von München über Hamburg und Köln bis Aachen und zahlreiche weitere Regionen. Zweitens: „Nicht nur die großen und erfolgreichen Unicorns zählen.“ Eine gesunde Szene brauche nicht nur Leuchttürme, sondern auch die Breite: „die Horses, die Cows und die Zebras“, die den Mittelstand von morgen bilden. Drittens schließlich: „Die Hochschulen sind und bleiben die zentralen Keimzellen unserer Start-up-Szene.“ Sie bildeten Gründer*innen aus, führten Teams zusammen und stellten damit die Basis für das gesamte Ökosystem.
Auch Florian Nöll, Gründungsmitglied und ehemaliger Vorsitzender des Verbands, der ebenfalls vor Ort war, würdigte den Einsatz des Wissenschaftlers: „Tausend Dank an Prof. Kollmann für seinen unermüdlichen Einsatz für die Gründerinnen und Gründer in Deutschland und Europa. Er hat wahnsinnig viel für unser Start-up-Ökosystem bewegt. Gratulationen kamen aber auch aus anderen Regionen Deutschlands. Aus politischer Perspektive hob Johannes Velling, Abteilungsleiter „Digitalisierung, Start-ups und Dienstleistungen“ im nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium, die prägende Rolle Kollmanns hervor: „Nicht nur im Bund, sondern auch im Land NRW gehörte Prof. Kollmann zu den prägenden Figuren der Start-up-Szene.“
Die Ehrung in Berlin ist damit mehr als nur eine persönliche Auszeichnung. Sie steht exemplarisch für einen Ansatz, der Daten, Wissenschaft, Praxis und Politik miteinander verbindet – und für einen Akteur, der das deutsche Start-up-Ökosystem als Brückenbauer zwischen diesen Welten über Jahre hinweg entscheidend mitgestaltet hat.
Gründer*in der Woche: Ghazaleh Madani – Seid geduldig, aber beharrlich!
Im Interview: Wie Ghazaleh Madani, Mitgründerin und CEO des BioTech-Start-ups CanChip, personalisierte Krebstherapien mithilfe ihrer Tumor-on-Chips Wirklichkeit werden lassen will.
Ghazaleh, du bist 2020 aus dem Iran nach Deutschland gekommen, hast hier mehrere Studiengänge erfolgreich absolviert und 2023 CanChip gegründet. Wie hast du diese rasante Reise gemeistert und was treibt dich an?
Meine akademische Laufbahn begann mit einem Studium der Biotechnologie im Iran, immer mit dem Ziel, zur Krebsforschung beizutragen – eine persönliche Mission, die von der Krebserkrankung meiner Mutter geprägt war. Diese Motivation blieb auch bestehen, als ich nach Deutschland kam und meinen Master in Biochemie und Molekularbiologie absolvierte.
Die Idee zu CanChip entstand, als ich meinen Mitgründer Dr. Omid Nejati traf und wir über das Potenzial von Tumoron-chip-Technologien diskutierten. Das war ein Wendepunkt: Ich erkannte, wie wir Ingenieurskunst und Biologie kombinieren können, um etwas wirklich Wirkungsvolles zu schaffen.
Was mich antreibt, ist die Möglichkeit, Patient*innen einen schnelleren und präziseren Weg zur Behandlung zu ermöglichen und letztendlich die Art und Weise zu verändern, wie wir Krebs bekämpfen.
Welche Vision verfolgst du mit CanChip?
Bei CanChip wollen wir personalisierte Krebstherapien Wirklichkeit werden lassen, indem wir die Mikroumgebung von Tumoren auf einem Mikrofluidik-Chip simulieren. Unser Ziel ist es, die Arzneimittelprüfung von Tieren auf prädiktive Modelle mit menschlichen Zellen umzustellen. Wir möchten die Plattform der Wahl für Pharmaunternehmen und Forschungseinrichtungen werden, die bessere Werkzeuge für die Entwicklung von Krebsmedikamenten suchen. Über die Forschung hinaus ist es unsere langfristige Vision, patient*innenabgeleitete Tumore in unsere Chips zu integrieren, sodass Ärzt*innen Therapien vor ihrer Anwendung am Patient*innen in vitro testen können. Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der die Krebstherapie mit „Versuch und Irrtum“ durch Präzision und Zuversicht ersetzt wird.
Wie unterscheidet sich euer Ansatz von den bestehenden Methoden?
Traditionelle 2D-Zellkulturen und Tiermodelle können die Komplexität menschlicher Tumore oft nicht abbilden. Unsere Tumor-on-Chip-Modelle beinhalten mehrere menschliche Zelltypen – wie Krebszellen, Endothelzellen und Immunzellen – die in einer 3D-Matrix in einem dynamischen Mikroflüssigkeitssystem eingebettet sind. Diese Anordnung bildet die menschliche Tumorumgebung genauer ab als bestehende Plattformen.
Der Vorteil? Zuverlässigere Daten zur Arzneimittelwirkung, weniger Tierversuche und letztlich eine schnellere und sicherere Entwicklung von Therapien. Unser Modell ist besonders wertvoll für seltene oder therapieresistente Krebsarten wie Glioblastome. Derzeit schließen wir unsere Machbarkeitsstudien ab und bereiten uns auf Kooperationen mit pharmazeutischen Partnern vor.
Künstliche Intelligenz verändert immer mehr Bereiche. Welche Rolle spielt KI in deinem Fachgebiet?
Künstliche Intelligenz wird in der personalisierten Krebsforschung immer wichtiger, insbesondere bei unseren Organ-on-Chip-Modellen. Wir nutzen KI derzeit für die automatisierte Bildanalyse, um die Zellmorphologie und die Reaktion auf Medikamente objektiv zu bewerten. Wir werden die KI-Nutzung ausweiten, um komplexe Daten wie Genexpression und Bildgebung zu analysieren und Vorhersagemodelle für patient*innenspezifische Arzneimittelreaktionen zu erstellen. KI wird auch dazu beitragen, den Versuchsaufbau zu optimieren, beispielsweise die Zellkombinationen und die Mikrofluidik-Einstellungen. Langfristig wird KI für die präklinische Forschung und die personalisierte Medizin unerlässlich sein, indem sie Muster in der komplexen Biologie aufdeckt und die Arzneimittelentwicklung durch datengestützte Entscheidungen beschleunigt.
Die Tumor-on-Chip-Technologie ist nicht unumstritten, und der Weg zu tierversuchsfreien Arzneimittelzulassungen nicht einfach. Was sagst du den Kritiker*innen?
Es stimmt, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen noch immer stark auf Tierversuche angewiesen sind. Aber die Wissenschaft entwickelt sich weiter. Die Tumoron-Chip-Technologie zielt nicht darauf ab, alle bestehenden Methoden über Nacht zu ersetzen, sondern ergänzt und verbessert sie. Kritiker*innen übersehen oft die Vorteile der Reproduzierbarkeit und der ethischen Vertretbarkeit von in-vitro-Modellen mit menschlichen Zellen. Zudem sind die Regulierungsbehörden zunehmend offen für alternative Methoden, wenn diese zuverlässige Daten liefern. Unsere Aufgabe ist es, zu zeigen, dass unsere Chips konsistente und biologisch aussagekräftige Ergebnisse liefern können. Skepsis ist bei Innovationen normal, aber wir sehen sie als eine Einladung, uns zu verbessern und zu beweisen, dass wir zuverlässige Ergebnisse liefern können.
Ihr seid gerade dabei, eure Chips zu validieren und zu zertifizieren. Welchen Herausforderungen habt ihr euch dabei zu stellen?
Die größte Herausforderung ist die Standardisierung eines hochkomplexen biologischen Systems. Wir müssen sicherstellen, dass unsere Chips reproduzierbare Ergebnisse liefern, unabhängig von Charge und Krebsart. Gleichzeitig müssen wir klare Protokolle für Qualitätskontrolle und Dokumentation entwickeln, die den regulatorischen Erwartungen entsprechen. Eine weitere Herausforderung ist die Skalierbarkeit: der Übergang von Laborprototypen zu robusten, benutzer*innenfreundlichen Plattformen für die industrielle Nutzung. Das betrifft Materialien, Automatisierung und Kostenoptimierung – und das alles bei gleichzeitiger Wahrung der biologischen Integrität.
Wann erwartest du die Zulassung und welche Aufgaben müssen bis dahin erledigt werden?
Die Zulassung ist ein mehrstufiger Prozess. Wir streben zwar keine direkte medizinische Zulassung an (noch nicht), aber unsere Chips müssen als valide Werkzeuge für die vorklinische Prüfung akzeptiert werden. In den nächsten 12 bis 18 Monaten wollen wir unter anderem Validierungsstudien veröffentlichen, die von Expert*innen geprüft wurden, wichtige pharmazeutische Kooperationen sichern und Qualitätssysteme einführen, die den ISO-Normen entsprechen.
Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit den Regulierungsbehörden: Wir sind aktiv in Netzwerken und Konsortien tätig, um uns über die neuesten Richtlinien zu informieren. Wir hoffen, innerhalb von zwei Jahren den Status einer akzeptierten vorklinischen Prüfung zu erreichen und kurz darauf mit der Anwendung an Patient*innen beginnen zu können.
BioTech-Start-ups benötigen langfristige Unterstützung und erhebliches Kapital. Wer sind eure Unterstützer*innen und Investor*innen?
Wir haben das Glück, ein starkes Netzwerk an Unterstützer*innen zu haben. Wir erhielten frühzeitig den Newcomer of the Year 2025 German Startup Award, den Sonderpreis des Brandenburg Innovation Awards, den Jurypreis beim Female Start-Aperitivo und viele weitere Auszeichnungen, was uns half, mehr Sichtbarkeit zu erlangen. Der Wissenschaftspark Potsdam hat uns mit Infrastruktur, Mentoring und einer lebendigen Start-up-Ökosystem-Umgebung unterstützt. Wir haben auch von Netzwerken wie der HealthCapital Berlin-Brandenburg profitiert. Obwohl wir derzeit selbstfinanziert sind und von Pilotstudien und Kooperationen unterstützt werden, bereiten wir uns aktiv auf eine Seed-Finanzierungsrunde vor, um unser Team zu erweitern und die Produktion zu skalieren.
Ein Blick in die Zukunft: Wie nah sind wir daran, eine wirklich personalisierte Krebstherapie für die Mehrheit der Patient*innen zu ermöglichen?
Wir sind näher dran, als wir denken. Fortschritte in der molekularen Diagnostik, der Einzelzellanalyse und der Organ-on-Chip-Technologie laufen auf ein gemeinsames Ziel hinaus. Was noch fehlt, ist die Integration, und hier sind Start-ups führend. Wir agieren schnell, wir gehen Risiken ein und schließen die Innovationslücken, die von größeren Institutionen hinterlassen werden. Personalisierte Krebstherapien werden zum Standard, wenn Plattformen wie unsere innerhalb der klinischen Fristen handlungsrelevante Ergebnisse liefern können. Wir sind davon überzeugt, dass Tumoron-Chip-Modelle innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre zu Standardwerkzeugen in der Onkologie werden und Start-ups wie CanChip diese Transformation anführen werden.
Was möchtest du anderen (BioTech-)Gründer*innen mit auf den Weg geben?
Aus wissenschaftlicher Sicht war die Gründung eines Start-ups ein großer, aber auch lohnender Schritt. Sprecht früh mit potenziellen Kund*innen. Diese Gespräche halfen uns, unser Produkt zu formen und wirkliche Bedürfnisse zu entdecken. BioTech braucht Zeit. Zellkultur, Qualitätskontrolle, Partnerschaften. alles bewegt sich langsamer als geplant.
Seid geduldig, aber beharrlich. Soft Skills wie Kommunikation, Resilienz und strategisches Denken sind genauso wichtig wie wissenschaftliche Expertise.
Vermeidet die Perfektionismusfalle: Beginnt mit dem, was ihr habt, und verbessert iterativ. Mein Rat: Baut ein starkes Team auf, bleibt fokussiert auf eure Mission und habt keine Angst vor Fehlern; sie sind Teil des Prozesses. Verbindet wissenschaftliche Exzellenz mit unternehmerischem Mut. Diese Mischung kann euch wirklich voranbringen, auch in einem komplexen Bereich wie BioTech.
Ghazaleh, Danke für deine Insights
MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW 2025
Insgesamt 60.000 Euro Preisgeld gehen an drei Gründungsteams aus Hürth, Münster und Solingen. Das sind die siegreichen Teams bei MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW 2025.
MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW zählt mit insgesamt 60.000 Euro Preisgeld zu den bundesweit höchstdotierten Wettbewerben seiner Art. Die Preisträgerinnen und Preisträger 2025 stehen fest. Die drei mit jeweils 20.000 Euro dotierten Auszeichnungen gehen an die Prinoa Dental GmbH aus Solingen, die Schreinerwehr GmbH aus Hürth und die Glowkitchen Food GmbH aus Münster.
Mit dem seit 2012 jährlich ausgelobten Preis würdigt die NRW.BANK besonders erfolgreiche und zukunftsweisende Gründungen in Nordrhein-Westfalen. Schirmfrau des Wettbewerbs ist Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur. Die Preisverleihung fand in der NRW.BANK in Düsseldorf statt.
Johanna Antonie Tjaden-Schulte, Vorständin der NRW.BANK: „Als Förderbank für Nordrhein-Westfalen setzen wir Impulse für die digitale und nachhaltige Transformation und unterstützen Gründende dabei, intelligente Ideen zu verwirklichen. Die Vielfalt und die Stärken der Gründungsszene werden auch bei den Preisträgerinnen und Preisträgern deutlich: Ob nachhaltige Bauweisen, digitale Zahntechnik oder moderne Ernährungskonzepte – der Erfolg aller drei Unternehmen beruht auf Mut, Innovationsgeist und einem klaren Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden. Dieses zukunftsfähige Unternehmertum würdigen wir mit MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW 2025.“
Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur: „Herzlichen Glückwunsch und meinen Respekt an die Gewinnerteams! Sie zeigen, was möglich ist, wenn man Mut beweist und gute Ideen in die Tat umsetzt. Die vielen engagierten Gründerinnen und Gründer in Nordrhein-Westfalen übernehmen Verantwortung, schaffen neue Arbeitsplätze und machen unseren Alltag digitaler, nachhaltiger und einfach besser. Mit MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW 2025 würdigen wir dieses Engagement, denn wer gründet, gestaltet aktiv die Zukunft und stärkt NRW als attraktiven Wirtschaftsstandort.“
Die Preisträgerinnen und -träger im Überblick
Das Team von Glowkitchen Food aus Münster zeigt mit Backwaren aus nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Zutaten, dass süße Snacks und bewusste Ernährung vereinbar sind. Statt Industriezucker, Palmfett und Weißmehl kommen viel echte Frucht, Rapsöl, reichhaltiges Dinkelvollkornmehl und andere hochwertige pflanzliche Zutaten in die Backform – beispielsweise für Bananenbrot.
Amplifold sichert sich 5 Mio. Euro Seedfinanzierung
Amplifold, ein 2025 gegründetes Spin-off der LMU München, entwickelt eine ultrasensitive Signalverstärkungsplattform für Lateral-Flow-Immunoassays (LFAs).
Der globale Markt für diagnostische Schnelltests (Point-of-Care-Testing) gehört zu den am schnellsten wachsenden Segmenten im Gesundheitswesen und wird bis 2030 auf über 80 Milliarden US-Dollar geschätzt. Lateral-Flow-Tests (LFAs), zum Beispiel für Infektionen oder kardiovaskuläre Marker, sind zwar weltweit etabliert, stoßen aber bei der Sensitivität an technologische Grenzen: Aktuelle Schnelltests erreichen durchschnittlich nur bis zu 75 Prozent Genauigkeit, was häufig zu Fehldiagnosen führt und den Einsatz zeit- und kostenintensiver PCR-Labortests nötig macht.
Medizintechnologischer Durchbruch
Genau hier setzt Amplifold, ein im Jahr 2025 gegründetes Spin-off der LMU München, an: Mithilfe programmierbarer DNA-Origami-Nanostrukturen steigert das Unternehmen die analytische Sensitivität von Schnelltests um das bis zu 100-Fache. Damit wird es erstmals möglich, PCR-ähnliche Diagnostik in Echtzeit und direkt am Patienten durchzuführen – kostengünstig, ohne Labor und innerhalb weniger Minuten.
Die Plattform des Unternehmens basiert auf Erkenntnissen einer in Nature Communications veröffentlichten Studie, die zeigt, dass programmierbare DNA-Origami-Nanostrukturen die Testempfindlichkeit klassischer LFAs drastisch erhöhen können, ohne dessen Testformat oder bestehende Herstellungsprozesse zu verändern. Diese Technologie ermöglicht kostengünstigen Schnelltests die Sensitivität von gerätebasierten Tests – und eröffnet neue Anwendungsmöglichkeiten in der dezentralen Diagnostik, Point-of-Care-Testing und globalen Gesundheitsversorgung in vielen Bereichen, darunter Kardiologie, Neurologie mit Fokus auf Schlaganfälle und Infektionsmedizin.
Die Mittel aus der Finanzierungsrunde nutzt Amplifold, um seine Technologie der Signalverstärkung in eine marktfähige industrielle Lösung zu überführen, das Produktentwicklungs- und Regulatory-Team auszubauen und die IVDR-Zulassung des ersten In-vitro-Diagnostikprodukts in Europa vorzubereiten. Zudem wird das Unternehmen in das Innovations- und Gründerzentrum für Biotechnologie (IZB) in Martinsried – eines der führenden Life-Science-Startup-Zentren Europas – umziehen und dort von der Nähe zu akademischen und klinischen Partnern profitieren.
„Lateral-Flow-Tests haben den Zugang zur Diagnostik revolutioniert, aber ihre Empfindlichkeit blieb traditionell hinter den zentralen Laborsystemen zurück. Mit der DNA-Origami-Signalverstärkung können wir viel mehr Signalgeber auf jedes Bindungsereignis eines Standardstreifens programmieren. Kostengünstige Schnelltests erreichen auf diese Weise die Sensitivität von Labor-Messgeräten, ohne dass das Grundformat verändert werden muss”, sagt Dr. Maximilian Urban, Co-Gründer von Amplifold und Haupterfinder der Kombination aus DNA-Origami-Nanotechnologie und Lateral-Flow-Assays.
Münchner HealthTech Virtonomy sichert sich 5 Mio. Euro Series A Finanzierungsrunde
Die Virtonomy GmbH wurde im Ende 2019 in München von Dr. Simon Sonntag (CEO) und Wen-Yang Chu (CTO) gegründet und entwickelt eine cloudbasierte Plattform zur Digitalisierung der Planung und Durchführung klinischer Prüfungen für Medizinprodukte auf Basis umfangreicher bildgebender, physiologischer und pathologischer Datensätze sowie datengetriebener virtueller Patient*innen.
Ziel ist die signifikante Reduktion von Tier- und Humanversuchen durch validierte, datenbasierte Simulationen, die Hersteller*innen schnellere, kosteneffizientere und regulatorisch anschlussfähige Prüfpfade ermöglichen. Das Unternehmen vereint Expertisen in Medizintechnik, medizinischer Bildverarbeitung, künstlicher Intelligenz und numerischer Simulation und beschäftigt derzeit über 20 Mitarbeitende.
Jetzt hat Virtonomy seine Series A Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen. Insgesamt konnte das Unternehmen dabei über 5 Mio. Euro sichern. Bayern Kapital beteiligte sich als langjähriger Partner mit einem erhöhten Investment von über 2 Mio. Euro. Aufgrund der starken Nachfrage und des großen Interesses der Investor*innen wurde das Kapital in der laufenden Finanzierungsrunde zudem erhöht. Companisto führte die Runde als Lead-Investor mit Beteiligungen von rund 3,3 Mio. Euro an. Bereits zuvor hatten namhafte internationale Venture-Capital-Investoren wie Accenture Ventures, Dieter von Holtzbrinck Ventures, Honeystone Ventures, Pace Ventures, UnternehmerTUM und Plug & Play in Virtonomy investiert.
„Mit dem erfolgreichen Abschluss unserer Series-A-Finanzierungsrunde legen wir den Grundstein, um die Virtonomy-Plattform weiter international zu skalieren, die regulatorische Validierung zu intensivieren und neue Märkte zu erschließen. Die starke Unterstützung durch Companisto und Bayern Kapital bestätigt die Relevanz unserer datenbasierten virtuellen Patient*innen als verlässliche Alternative zu langwierigen Studien und Tierversuchen. Unsere Vision ist, dass jedes Medizinprodukt weltweit schneller, sicherer und effizienter auf den Markt kommt, unter Nutzung unserer digitalen Patientenzwillinge“, sagt Dr. Simon Sonntag, CEO und Gründer von Virtonomy.
GRAVITY: Neuer Start-up- und Co-Innovation-Space gestartet
Die Campus Founders – das Start-up- und Co-Innovation-Hub in Heilbronn – und die Dieter Schwarz Stiftung feierten am 3. Dezember die offizielle Eröffnung ihres neuen Start-up- und Co-Innovation-Space GRAVITY.
Der neue, 7.000 m² große Space GRAVITY bringt Gründer*innen, Forscher*innen, Investor*innen und Unternehmensvertreter*innen zusammen und bietet eine bewusst konzipierte Umgebung für Co-Creation, Experimentierfreude und unternehmerisches Handeln.
GRAVITY liegt zentral auf dem dynamisch wachsenden Bildungscampus Heilbronn – mit führenden Institutionen in unmittelbarer Nähe: der Hochschule Heilbronn (HHN), den Dependancen der ETH Zürich und der TU München, Fraunhofer- und Max-Planck-Instituten sowie der Programmierschule 42. Angesichts der Tatsache, dass die Studierendenzahl in den kommenden Jahren voraussichtlich von 8.000 auf 20.000 anwachsen wird, entsteht hier ein Umfeld, an dem sich vielfältige Möglichkeiten und Wachstumschancen eindrucksvoll verbinden.
Ein Ort, der Ideen anzieht
„Die Eröffnung von GRAVITY ist ein entscheidender Meilenstein für die Campus Founders als Herzstück des Heilbronner Start-up-Ökosystems. Sie bilden die Brücke für die Übersetzung von Wissen aus den Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen in unternehmerisches Handeln“, sagt Prof. Reinhold R. Geilsdörfer, Vorsitzender Geschäftsführer der Dieter Schwarz Stiftung.
Der Stv. Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl zeigte sich beeindruckt vom neuen Zentrum für Innovation und unternehmerisches Handeln der Campus Founders: „Mit GRAVITY entsteht ein Ort, der Ideen anzieht – ein Zentrum für Innovation, Mut und echtes Machen. Die Campus Founders zeigen hier eindrucksvoll, dass ökonomischer Erfolg und gesellschaftliche Verantwortung zusammengehören. Hier wird sichtbar, was unser Land auszeichnet: Fortschritt mit Haltung, Kooperation und der gemeinsame Wille, Zukunft zu gestalten.“
Impressionen vom neuen, 7.000 m² großen Start-up- und Co-Innovation-Space Gravity in Heilbronn
Im Laufe des Tages erlebten über hundert geladene Gäste das Gebäude aus erster Hand, erkundeten die Räumlichkeiten, trafen Gründer*innen und tauschten sich mit der Community aus, die die Zukunft der Region aktiv mitgestaltet.
„Mit GRAVITY haben wir einen Ort geschaffen, an dem Unternehmer*innen sich vernetzen, kooperieren und ihre Start-ups schnell von einer Vision zu einem echten Markterfolg entwickeln können“, sagt Oliver Hanisch, CEO der Campus Founders. „Wir dürfen uns in Deutschland und Europa nicht damit zufriedengeben, lediglich den Wohlstand zu bewahren – wir müssen wieder den Anspruch haben, zu gewinnen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, brauchen wir den Mut und die Innovationskraft von Start-ups, getragen von echter Zusammenarbeit mit den etablierten Unternehmen. GRAVITY ist ein klares Statement: Wir meinen es ernst mit diesem Anspruch und sind bereit, hier eine führende Rolle einzunehmen.“
Ein starkes Signal für Europas Innovationslandschaft
An der Eröffnungsfeier, die zugleich einen wichtigen Meilenstein für die Entwicklung eines kollaborativen und zukunftsorientierten Innovationsökosystems in Europa markieren soll, nahmen führende Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Industrie und der Start-up-Community teil. In den Grußworten und Reden wurde die strategische Bedeutung von GRAVITY als Ankerpunkt für Innovation, Talententwicklung und technologische Exzellenz im Herzen Europas betont.
Im Anschluss an die Feier hatten die Gäste die Möglichkeit, die offene Architektur, die Coworking-Zonen, Besprechungsräume, Maker Areas und Veranstaltungsflächen des Gebäudes zu erkunden. Alles ist darauf ausgelegt, Gründer*innen bestmöglich zu unterstützen, das Start-up-Wachstum zu beschleunigen und die Zusammenarbeit innerhalb des Ökosystems zu fördern.
Demo Day „A New Era Begins“
Am Nachmittag ging die Eröffnung in den Demo Day „A New Era Begins“ über, bei dem 21 vielversprechende Start-ups aus den Programmen AI Founders und Accelerator der Campus Founders ihre Entwicklungen vorstellten – von KI-gestützten Industrieanwendungen über Nachhaltigkeitslösungen bis hin zu Enterprise-Software. Vor Investor*innen, Unternehmensvertreter*innen, Mentor*innen und Entscheider*innen aus dem Ökosystem zeigten die Gründer*innen eindrucksvoll, welches Potenzial und welcher Erfindergeist im Heilbronner Start-up-Ökosystem steckt.
Marble Imaging erhält 5,3 Mio. Euro, um Europas Zugang zu hochauflösenden Erdbeobachtungsdaten voranzutreiben
Das 2023 von Robert Hook, Dr. Gopika Suresh und Alexander Epp gegründete Marble Imaging ist ein Erdbeobachtungsunternehmen aus Bremen, das eine Konstellation von sehr hochauflösenden Satelliten betreiben wird.
Neben dem High-Tech Gründerfonds (HTGF) hat Marble Imaging zudem eine starke Gruppe weiterer Investor*innen gewonnen, die die Mission teilt. Dazu gehören BAB Beteiligungs- und Managementgesellschaft Bremen, Lightfield Equity, Oslo Venture Company, nwk | nwu Beteiligungsgesellschaften der Sparkasse Bremen, Sentris Capital, Auxxo Female Catalyst Fund und SpaceFounders.
Die Investition soll es Marble ermöglichen, das Entwicklungsteam deutlich auszubauen und die Fertigstellung seiner Intelligence-, Maritime- und Befahrbarkeits-Tools voranzutreiben – Lösungen, die bereits erste Kund*innen bedienen und nun für den breiten kommerziellen Rollout vorbereitet werden. Zudem unterstützt die Investition den Aufbau der End-to-End-Datenverarbeitungskette sowie des Kund*innenportals, um eine nahtlose Nutzer*innenerfahrung sicherzustellen.
Die Finanzierung soll Marble zudem in die Lage versetzen, die schnell wachsende Pipeline an Datenkund*innen zu bedienen und zum Start des ersten Satelliten vollständig kommerziell einsatzbereit zu sein. Darüber hinaus soll sie den Ausbau der operativen Expertise und die Einrichtung eines dedizierten Operationszentrums für die geplante Satellitenkonstellation ermöglichen.
„Wir freuen uns sehr, ein starkes europäisches Investorenkonsortium an Bord zu haben, das das Wachstum unserer Dual-Use-Erdbeobachtungslösungen vorantreibt“, sagt Robert Hook, CEO und Mitgründer von Marble. „Mit dieser Finanzierungsrunde können wir unsere Fähigkeiten deutlich ausbauen, um der rasant steigenden Nachfrage gerecht zu werden.“
Der erste Marble-Satellit, der sehr hochauflösende multispektrale Daten liefern wird, soll im vierten Quartal 2026 starten. Bis Ende 2028 plant Marble Imaging, die eigene Konstellation schrittweise auf bis zu 20 Satelliten auszubauen. Die Nachfrage nach starken und innovativen souveränen Lösungen aus Europa zieht sich inzwischen durch nahezu alle großen Institutionen. Besonders deutlich wird dies in den Bereichen Sicherheit und Climate Tech, wo der Bedarf an schnell verfügbaren, sehr hochauflösenden Erdbeobachtungsdaten und fortschrittlichen KI-gestützten Analysen immer größer wird.
Das Unternehmen, angeführt von den Mitgründer*innen Robert Hook, Dr. Gopika Suresh und Alexander Epp, hat mit dem erfolgreichen Abschluss der Finanzierungsrunde einen weiteren wichtigen Meilenstein erreicht. Marble konnte dabei nicht nur namhafte Business Angels und institutionelle Investor*innen gewinnen, sondern auch großes Interesse führender Venture-Capital-Gesellschaften wecken.
Bereits zuvor hatte das Team für Aufmerksamkeit gesorgt, indem es mehr als 10 Millionen Euro an non-dilutive Funding für die Entwicklung und den Start des ersten Satelliten sicherte – unter anderem durch den DLR Kleinsatelliten Nutzlastwettbewerb und ESA InCubed. Zudem unterstrich das Marble die starke Nachfrage nach hochwertigen europäischen Daten und Analysen mit seinem ersten Ankervertrag im Wert von 3 Millionen Euro im Rahmen des ESA-Programms „Copernicus Contributing Missions“.
Precision Labs: Münchner FoodTech-Start-up sichert sich über 4 Mio. Euro
Das 2023 von Dr. Fabio Labriola, Malte Zeeck und Philipp von Plato gegründete Start-up steht mit seiner Marke Precision für eine neue Generation von Milchprodukten, die hochwertiges Milchprotein und wertvolle pflanzliche Inhaltsstoffe kombiniert.
Das Münchner Food-Tech-Startup Precision Labs, Entwickler der nächsten Generation von Milchprodukten, hat seine Seed-Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen. Insgesamt fließen im Rahmen der Investitionsrunde über vier Millionen Euro in das junge Unternehmen – eine überzeichnete Runde in einem nach wie vor herausfordernden Marktumfeld für Frühphasenfinanzierungen. Zu den Investor*innen zählen die Venture-Capital-Gesellschaft Elemental, Unternehmerpersönlichkeiten wie Stefan Tewes (Gründer Coffee Fellows), Marc-Aurel Boersch (ehemaliger CEO von Nestlé Deutschland) und Mic Weigl (Gründer von More Nutrition) sowie mehrere bekannte Spitzensportler*innen wie Joshua Kimmich und İlkay Gündoğan.
Das frische Kapital will Precision Labs in die Markterschließung in Deutschland und Österreich, die Forschung und Entwicklung weiterer Produkte sowie den Ausbau seiner Marke Precision investieren. „Es ist ein starkes Signal, dass wir unsere Runde in diesem Marktumfeld überzeichnet abschließen konnten“, sagt Dr. Fabio Labriola, Mitgründer von Precision Labs. „Es zeigt, dass Investor*innen und Konsument*innen bereit sind, Milch neu zu denken – indem sie traditionelle Kategorien hinterfragen und innovative Lösungen annehmen.“
Precision Labs steht mit seiner Marke Precision für eine neue Generation von Milchprodukten, die hochwertiges Milchprotein und wertvolle pflanzliche Inhaltsstoffe kombiniert, ganz ohne Konservierungsstoffe. Das erste Produkt, eine Milchalternative, vereint Geschmack, eine cremige Textur und Schäumfähigkeit mit einem überlegenen Nährstoffprofil. Parallel arbeitet das Team an der Entwicklung von vollständig kuhfreien Milchprodukten auf Basis eines naturidentischen Milchproteins das durch Präzisionsfermentation hergestellt wird – einer Technologie, die in den USA, Israel und Singapur bereits zugelassen ist. Die EU-Zulassung wird für 2027 erwartet. „Precision hat das Potenzial, eine neue Kategorie im Milchmarkt zu etablieren“, sagt Marc-Aurel Boersch, Investor und ehemaliger Nestlé Deutschland CEO. „Das Team verbindet unternehmerische Erfahrung mit einer klaren Vision für gesündere und nachhaltigere Ernährung.“
Das Gründer-Trios konnte gleich mehrere Spitzensportler*innen überzeugen, in Precision Labs zu investieren. Zu ihnen zählen die Top-Fußballer İlkay Gündoğan (ehemaliger Kapitän der deutschen Nationalmannschaft), Serge Gnabry (Mitglied der deutschen Nationalmannschaft) und Joshua Kimmich (Kapitän der deutschen Nationalmannschaft), die Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo, der Grand Slam Sieger und Impact-Unternehmer Dominic Thiem sowie die Ironman-Weltmeisterin Laura Philipp. „Wenn ich an meine Sprünge denke, will ich so sauber und kraftvoll wie möglich sein. Und das gilt auch für das, was ich esse und trinke. Precision zeigt, dass man Milch neu denken kann – mit wertvollen Proteinen, einem verbesserten Nährstoffprofil und einer deutlich geringeren Umweltbelastung. Für mich ist das die Ernährung, die zu meinen Werten passt", so Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo über ihre Motivation zu investieren.
Der bundesweite Roll-out der ersten Produkte ist für 2026 geplant, die Expansion nach Österreich soll im selben Jahr folgen.
Gründer*in der Woche: experial – KI-Zwillinge auf Knopfdruck
Klassische Marktforschung ist zeit- und kostenintensiv, bringt aber oft nur unzuverlässige Resultate. Die experial-Gründer wollen das grundlegend ändern.
Wer schon einmal an einer Marktforschungsumfrage teilgenommen hat, weiß: Das ist eine zähe Angelegenheit. Man klickt sich durch Fragebögen, nimmt an Diskussionsrunden teil und erhält zum Schluss (bestenfalls) eine magere Entlohnung.
Für Unternehmen, die solche Befragungen durchführen, besteht genau darin ein Problem: „Es ist schwer, an die gewünschten Zielgruppen heranzukommen, weil keiner mitmachen will“, sagt Tobias Klinke, Co-Gründer des Start-ups experial. „Und wenn doch, dann sind es die falschen.“
Klassische Marktforschung ist ineffektiv
Der promovierte Konsumforscher weiß, wovon er spricht. Für seine wissenschaftliche Arbeit hat er sich jahrelang mit Marktforschungsmethoden beschäftigt und selbst unter der unzureichenden Datenlage aus Zielgruppenbefragungen gelitten. „Man darf sich nichts vormachen: Da sitzen Leute, die Geld verdienen wollen und den Fragebogen so schnell wie möglich abhaken. Relevante Daten lassen sich so nur schwer erheben.“ Denn ob die Antworten tatsächlich das Konsumverhalten widerspiegeln oder die Befragten einfach nur schnell fertig werden oder sich ins rechte Licht rücken wollen, ist kaum auszumachen.
Hinzu kommt: Für die Auftraggebenden sind solche Marktforschungen extrem aufwändig, teuer und langwierig – vom Erstellen des Fragenkatalogs über das Organisieren der Befragung bis hin zur Auswertung der Ergebnisse.
Genau hier setzt experial an: Es möchte Unternehmen besser, schneller und günstiger wissen lassen, was bestimmte Kund*innenprofile zu konkreten Fragestellungen denken, zum Beispiel über ein neues Produktfeature. „Jeder Produkt- oder Marketingmanager hat täglich Entscheidungen zu treffen, für die authentisches Kundenfeedback absolut relevant ist“, so Klinke. Dafür stellt experial in einem klassischen Software-as-a-Service-Modell sogenannte Digital Twins zur Verfügung – digitale Simulationen realtypischer Personen aus der gewünschten Zielgruppe.
Über eine Chat-Funktion können diese digitalen Zwillinge nach Belieben befragt oder interviewt werden. Neben der Darstellung der Umfrageergebnisse in Diagrammen, Tabellen oder Kurztexten ermöglicht das Tool, mit Kund*innenprofilen in Echtzeit zu interagieren, Nachfragen zu stellen, zu diskutieren.
Zielgruppe abbilden statt Persona erfinden
Das Besondere: Statt klassische Personas abzubilden – also ein stereotypisches Bedürfnisbündel einer fiktiven Persönlichkeit –, simuliert experial zum Beispiel 1000 Personen eines bestimmten Adressat*innenkreises, die dann an einer Befragung teilnehmen. So wird eine spezifische Gruppe in ihrer ganzen Meinungsvielfalt abgebildet. „Es geht nicht darum, eine idealtypische Kunstfigur, sondern eben 1000 konkrete Personen zu simulieren. So können wir die ganze Bandbreite an Meinungen innerhalb einer Zielgruppe abbilden“, erläutert Klinke.
Von der Forschung zur Geschäftsidee
Am Anfang stand ein konkretes Problem für die eigene Arbeit. Alle drei Gründer haben ihre Wurzeln in der Forschung. Tobias Klinke und Nader Fadl haben gemeinsam studiert, für Klausuren gebüffelt und später beide promoviert – Klinke in Consumer Research, Fadl in Gamification. Drei Jahre arbeiteten sie bereits zusammen, bevor 2022 die Idee für das gemeinsame Start-up entstand. Als die technische Umsetzung immer komplexer wurde, kam Nils Rethmeier – er hat in Machine Learning promoviert – als dritter Gründer hinzu.
Während sich die drei als Wissenschaftler noch mit der geringen Datenqualität klassischer Marktforschung herumschlugen, wuchsen zeitgleich die Anwendungspotenziale künstlicher Intelligenz (KI). Immer mehr beschäftigte sie die Frage, ob nicht beides kombinierbar wäre. Erste Lösungen suchten Klinke und Fadl zunächst, indem sie große Sprachmodelle (LLMs) mit demografischen Standarddaten aus der Marktforschung fütterten – mit ernüchterndem Ergebnis. „ChatGPT allein eignete sich kaum. Um Zielgruppen in ihrer Vielschichtigkeit zu simulieren, müssen wir viel mehr wissen als Alter, Beruf und Postleitzahl“, so Klinke. So lernten sie, welche Daten für eine realitätsnahe Simulation hilfreich sind und welche nicht. „Relevante Inputs sind eher Persönlichkeitsmerkmale, Werte, Lebensgeschichten. Echte Daten von echten Personen“, so Klinke weiter. Durch den Abgleich mit bestehenden Daten konnten die synthetischen KI-Modelle sukzessive verbessert werden. Die Verwendung von AI Agent Memory brachte dann den ersten Durchbruch: eine Übereinstimmung von 85 Prozent.
Seitdem geht der technologische Fortschritt rasant voran. Heute laufen bei experial verschiedene LLMs im Hintergrund. Das LLM-Ensembling hat den Vorteil, dass je nach Fragestellung die geeignetsten Modelle zum Einsatz kommen, etwa mit oder ohne Reasoning. „Die rationale Begründbarkeit von Antworten ist für unsere Simulationen nicht immer relevant. Menschen entscheiden oft aus dem Bauch heraus“, fügt Fadl hinzu.
Von Wissenschaftlern zu Unternehmern
Klinke und Fadl wussten: Sie sind an etwas dran. Verlässlich simulierte Datensätze würden nicht nur ihrer Forschung zugutekommen, sondern auch vielen Unternehmen. Die zündende (Geschäfts-)Idee kam mitten im Arbeitsalltag. Nach ihrer Zeit an der Uni arbeiteten die beiden in einer Digitalagentur und begleiteten erste Online-Marktforschungsprojekte für größere Kund*innen. Dabei erlebten sie hautnah, wie klassische Marktforschung in der Praxis funktioniert: Ein Marketing- oder Innovationsmanager formuliert eine Fragestellung, schickt sie per E-Mail an die interne Insights-Abteilung und wartet.
Wochen später, oft nach externem Agenturbriefing und einem fünfstelligen Budget, kommen die Ergebnisse zurück – viel zu spät und viel zu teuer für den heutigen Innovationsdruck. „Das war für uns der Moment, an dem wir dachten: Das muss doch anders gehen“, erinnert sich Klinke. Genau zu dieser Zeit erschien ChatGPT. Die Idee war plötzlich greifbar: Warum nicht Zielgruppen simulieren, in Echtzeit, mit KI? Damit war der Grundstein für das Start-up gelegt.
Danach ging es schneller als gedacht. Mit dem steigenden technischen Anspruch war das Projekt nicht mehr eigenständig finanzierbar. „Als wir die ersten Machine-Learning-Researcher brauchten, war klar: Wir müssen Kapital aufnehmen“, so Fadl. Ein Professor, mit dem die Gründer bereits inhaltlich zusammengearbeitet hatten, stieg als erster Business Angel ein. „Durch die persönliche inhaltliche Verbindung zum Thema hat das einfach sehr gut gepasst“, erinnert sich Klinke. „Noch heute treffen wir uns alle vier Monate, um viele Fragestellungen miteinander zu diskutieren.“ Es folgten zwei weitere Angel Investoren und ein halbes Jahr später zwei Venture-Capital-Unternehmen.
Die nächste Generation Digital Twins im Visier
Heute arbeitet das Start-up mit zehn Mitarbeitenden und betreut Teams von Unternehmen wie Fressnapf, Ergo und der Versicherungskammer Bayern. „Der Marktforschungsmarkt ist gigantisch“, so Fadl. „Global liegt der Umsatz bei zirka 150 Milliarden US-Dollar, wovon gut ein Drittel in den USA anfällt. Wir wollen uns in Zukunft verstärkt auf den amerikanischen Raum konzentrieren.“
Die Ziele sind ambitioniert, aber alles andere als unrealistisch. Das Geschäftsmodell von experial hat das Potenzial, die Branche zu verändern. „Studien zeigen eindeutig: Je kundenorientierter Unternehmen handeln, desto profitabler werden sie. Wir wollen Kundenfeedback in die tägliche Arbeit von Entscheider*innen integrieren. Mit klassischer Marktforschung ist das nicht möglich“, so Klinke.
Und noch einen Vorteil sehen die Gründer in ihrem Modell: Bisherige Versuche, neue Technologien für die Branche zu nutzen, zielten darauf ab, die Marktforscher*innen zu ersetzen. Experial denkt anders: Nicht die Forschenden sollen ersetzt werden, sondern die Befragten, die ohnehin keine Lust darauf haben.
Künftig wird es zudem entscheidend sein, mit den technischen Entwicklungen Schritt zu halten. Dementsprechend will experial die eigenen Digital Twins weiterentwickeln. Die neue Generation soll „sehen“ und „hören“ können, um etwa Websitedesigns und Videos zu bewerten – ein weiterer Schritt mit immensem Potenzial. Ende des Jahres startet dafür eine weitere Finanzierungsrunde. Man darf also gespannt sein, wo die unternehmerische Reise von Tobias Klinke, Nader Fadl und Nils Rethmeier noch hinführen wird.
Allgäuer Gründerbühne 2025 – die Preisträger*innen
Beim großen Abschluss-Event der Allgäuer Gründerbühne 2025 in der kultBOX in Kempten präsentierten Gründungsteams ihre Geschäftsideen vor einer Jury, Unternehmen, Investor*innen und einem großen Publikum. Das sind die siegreichen Teams und ihre Geschäftsideen.
Wieder einmal war das große Live-Event, die Allgäuer Gründerbühne in der kultBox Kempten, ausverkauft. 500 Besuchende fieberten mit den Start-ups und stimmten schließlich zusammen mit der Jury über die beste Gründungsidee ab. Publikum wie Jury fiel die Entscheidung nicht leicht: Aus 26 Bewerbungen stachen folgende Staret-up hervor:
Platz 1 – 10.000 €:
Nepsos – verringert den Bremsfeinstaub von PKWs um 80 Prozent
Gründer Marco Eichberger stellte seine neu entwickelte, patentierte Bremsscheibe vor, die den Bremsfeinstaub um mehr als 80 Prozent reduziert; zudem sind sie um 60 Prozent leichter als herkömmliche, was insbesondere für E-Autos relevant ist. Damit löst er das akute Problem der Automobilindustrie, den Bremsstaub gemäß der neuen EU-Verordnung ab 2027 zu reduzieren. Wenn Millionen Autos mit Bremsscheiben der Nepsos GmbH aus Buchenberg ab 2027 unterwegs sind, dürfen Millionen Menschen aufatmen – sind doch gerade die Innenstädte von Bremsfeinstaub belastet.
Platz 2 – 5.000 € und Gewinner des Nachhaltigkeitspreis – 3.000 €
Paltech – Roboter entfernen Unkraut
Felix Schiegg und sein Team erleichtern Bio-Bauern die Unkrautbekämpfung im Grünland: Selbstfahrende Roboter erkennen mittels KI beispielsweise den tiefwurzelnden Sauerampfer, ziehen diesen heraus und säen zugleich nach. Die Roboter sind ganzjährig einsatzbereit und so wird Bio-Landwirtschaft produktiver, wirtschaftlicher und schützt sowohl den Ertrag als auch die Tiergesundheit. Diese Innovation reduziert den Arbeitsaufwand von Landwirtinnen und Landwirten um rund 90 Prozent und die Kosten im Vergleich zur Handarbeit um 60 Prozent. Die Roboter werden über Lohnunternehmer bereitgestellt.
Platz 3 – 3.000 €
YOUL – unkompliziert Strom speichern
Das Team um Norbert Baumann und Katrin Aust bietet modernste Plug-and-Play-Speichertechnologie an: Der Stromspeicher schaut schick aus und kann ganz einfach eingesteckt werden. Ein Elektriker ist nicht notwendig.
Platz 4 – 500 €
Choosely – die App zur Berufsorientierung
Mit ihrer Community-App wollen die Gründer aus Kempten Schülerinnen und Schüler mit regionalen Ausbildungsbetrieben vernetzen.
Platz 5 – 500 €
ONOX – E-Traktoren mit Wechselmodulen
Die Energie nutzen, wo sie entsteht: Der auf dem Hof produzierte Strom wird in kleineren Batterien gespeichert, die flexibel an den Traktor angebracht, diesen mit Energie versorgen.
„Ein großes Dankeschön an alle Teams, die ihre Visionen mutig auf der großen Bühne präsentiert haben. Ihr seid alle Gewinner – für euren Mut, eure Leidenschaft und die Inspiration, die ihr uns mitgegeben habt. Euer Engagement ist das Herzstück dieses Events.“ Mit diesen Worten bedankte sich Sebastian Kehr, Leiter Allgäu Digital, bei den fünf Gründerteams und dankte zugleich den Sponsoren: IHK Schaben, ISENHOFF, Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten, AÜW - Allgäuer Überlandwerk GmbH, Meckatzer Löwenbräu, Sozialbau Kempten Wohnungs- und Städtebau GmbH und Geiger Facility Management. Denn ohne sie gäbe es keine Gründerbühne.
Gründen in Deutschland: Fast 60 % empfinden es als schwierig
In einer repräsentativen Umfrage unter Unternehmer*innen zum Gründungsprozess in Deutschland empfinden diesen mehr als 58 % als schwierig – besonders aufgrund von Regulierungen und bürokratischem Aufwand.
Die Gründungsbereitschaft in Deutschland steigt: Rund zehn Prozent der 18- bis 64-Jährigen haben in den letzten dreieinhalb Jahren ein Unternehmen gegründet oder es zumindest versucht. Gleichzeitig stoßen Unternehmer*innen hierzulande auf so manche Hürden: Mehr als 58 Prozent empfinden den Gründungsprozess als schwierig und sehen Regulierungen sowie den Aufwand bei Behörden als ihr größtes Hindernis.
Das zeigt eine aktuelle repräsentative Umfrage der Neobank bunq. Für die Erhebung wurden im Oktober 2025 insgesamt fast 1.000 Unternehmer*innen in Deutschland von Pollfish zu ihren Gründungserfahrungen befragt.
Freiheit motiviert – Bürokratie bremst
Unternehmer*in zu sein, bedeutet für viele vor allem eins: Freiheit. Für fast die Hälfte der Gründer*innen in Deutschland war die Freiheit, der eigene Chef bzw. die eigene Chefin zu sein, der größte Antrieb für die Selbständigkeit. Rund 30 Prozent der Befragten wurden durch eine innovative Geschäftsidee oder den Wunsch motiviert, ein konkretes Problem zu lösen bzw. einen positiven Beitrag für Gesellschaft und Branche zu leisten. Für etwa 15 Prozent ist die Selbständigkeit eine Notwendigkeit gewesen.
Gründungsprozess: zwischen Regulierungen, Steuern und Finanzierungsbedarf
Der Weg in die Selbständigkeit bringt so manche Herausforderung mit sich. Besonders beim Finanzierungsbedarf verschätzen sich viele Unternehmen: 40 Prozent der Deutschen unterschätzen, wie viel Kapital sie tatsächlich benötigen. Häufig werden zudem bürokratische Hürden (39 Prozent) und der Aufwand durch externe Dienstleister*innen wie Berater*innen und Fachleute (29 Prozent) verkannt. Mehr als jede(r) Vierte (24 Prozent) schätzt zudem die anfallenden Steuern zu niedrig ein.
Die größten Hürden sehen Unternehmer vor allem in Regulierungen und Verwaltung (26 Prozent), Finanzierungsfragen (24 Prozent) sowie in der Kund*innengewinnung (22 Prozent). Zudem hat fast ein Drittel der befragten Unternehmer*innen ihr Geschäft international ausgeweitet. Hier gehören Steuern, administrative Hürden und Sprachbarrieren zu den größten Stolpersteinen bei der Gründung.
Unternehmer*innen empfinden Selbständigkeit als insgesamt positiv
58 Prozent der Befragten empfinden den Gründungsprozess in Deutschland als schwierig. Dennoch bewerten die meisten die Gesamterfahrung als positiv (70 Prozent). Besonders spürbar sind die positiven Effekte bei den persönlichen Finanzen (53 Prozent), der mentalen Gesundheit (51 Prozent) und einer besseren Work-Life-Balance (41 Prozent). Auch das Umfeld der befragten Gründer*innen reagierte überwiegend positiv: Etwa 23 Personen gaben an, dass ihr engster Kreis ihre Idee von Anfang an großartig fand. Die Hälfte der Befragten äußerte, dass ihr Umfeld sie zwar unterstützte, jedoch auch Zweifel aufkamen.
„Unabhängig davon, in welchem Land man lebt: Unternehmertum ist nichts für schwache Nerven. Es bedarf nicht nur finanzieller Mittel, sondern vor allem Zeit, Geduld und Durchhaltevermögen“, sagt Joe Wilson, Chief Evangelist bei bunq. „Unternehmer verdienen es, ihr Unternehmen so zu führen, wie es zu dem eigenen Lebensstil passt – und nicht umgekehrt. Wenn Gründer ihre Finanzen im Blick behalten, gewinnen sie ihr wertvollstes Gut zurück: Zeit – Zeit, um ihr Unternehmen voranzubringen und ihr Privatleben zu genießen.“
Nullwachstum trotz KI-Boom
„Deutschland läuft Gefahr, von der Entwicklungs- zur reinen Anwendernation zu werden.“ Ein Kommentar von Frank Thelen, Gründer und CEO, TEQ Capital.
Der Sachverständigenrat rechnet für Deutschland mit nahezu Nullwachstum und gleichzeitig investieren die großen US-Techkonzerne dreistellige Milliardenbeträge in KI-Infrastruktur. Das zeigt sehr deutlich, wohin die Reise geht. Wenn wir Energie, Genehmigungen und unsere Sondervermögen nicht radikal auf Zukunft ausrichten, verlieren wir im globalen Produktivitätsranking dauerhaft den Anschluss.
0,2 Prozent Wachstum versus 600 Milliarden Dollar KI-Boom
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache – und sie passen nicht zusammen. Auf der einen Seite steht Deutschland mit einem erwarteten realen Wachstum von gerade einmal 0,2 Prozent für 2025 und 0,9 Prozent für 2026, wie der Sachverständigenrat prognostiziert. Auf der anderen Seite steht eine historische Investitionswelle in Künstliche Intelligenz und digitale Infrastruktur, die in den USA längst Fahrt aufgenommen hat.
Nach zwei Jahren Rezession und anhaltender Schwächephase steckt Europas größte Volkswirtschaft faktisch in einer Phase der Stagnation, während wichtige Wettbewerber dreistellige Milliardenbeträge in die nächste Produktivitätsstufe investieren. Deutschland verwaltet den Status quo – andere Länder kaufen sich gerade die Zukunft.
Allein Meta hat angekündigt, in den kommenden drei Jahren rund 600 Milliarden US-Dollar in Infrastruktur und Arbeitsplätze in den USA zu investieren – vor allem in neue Rechenzentren für KI-Anwendungen, Energie- und Netzinfrastruktur sowie spezialisierte Computertechnik. Auch Microsoft, Alphabet und Amazon drehen ihre Investitionsprogramme deutlich nach oben. Es geht dabei nicht um ein paar zusätzliche Serverhallen, sondern um eine weltweite Investitionswelle, die über Rechenzentren, Chipindustrie, Sensoren und Energienetze die industrielle Landkarte neu zeichnet. Wer jetzt baut, setzt die Maßstäbe für die Wertschöpfung der nächsten Jahrzehnte.
Die Diagnose der Wirtschaftsweisen ist unbequem – und zutreffend
Das Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen trägt den Titel „Perspektiven für morgen schaffen – Chancen nicht verspielen“. Tatsächlich aber leistet sich Deutschland den Luxus, genau diese Chancen auszubremsen. Statt Investitionshürden konsequent abzubauen, dominiert die Debatte, wie bestehende Sondervermögen verteilt werden sollen. Die strukturellen Bremsklötze sind bekannt: zu viel Bürokratie, zu hohe Kosten – allen voran bei Energie – und Genehmigungsprozesse, die eher an die analoge als an die digitale Epoche erinnern.
Rechenzentren sind im Kern riesige Maschinen, die Strom in Rechenleistung verwandeln. Ihr Geschäftsmodell steht und fällt mit günstiger, planbarer Energie und schnellen Entscheidungen der Behörden. Wer heute diese Voraussetzungen schafft, sichert sich einen dauerhaften Vorteil im KI-Zeitalter – bei Investitionen, hochqualifizierten Jobs und technologischer Souveränität.
Deutschland hingegen kombiniert hohe Energiepreise mit einem dichten Regelwerk und langwierigen Verfahren. Damit liefert der Standort die Begründung für schwache Investitionen und Wachstumsprognosen knapp über Null gleich mit. Die Frage ist daher nicht, ob die Prognosen des Sachverständigenrats zu pessimistisch sind – sondern wie lange sich eine Volkswirtschaft mit diesem Anspruch ein solches Politik-Setup noch leisten kann.
Der doppelte Rückstand
Die Konsequenz dieses Kurses ist ein doppelter Rückstand. Erstens droht ein Rückstand bei der Infrastruktur: Wenn Rechenzentren für KI, Chipfabriken und moderne Industriewerke vor allem dort entstehen, wo Energie preislich wettbewerbsfähig ist und Planungsprozesse Monate statt Jahre dauern, schrumpft der Kreis der Länder, die überhaupt noch als Standorte infrage kommen. Deutschland läuft Gefahr, von der Entwicklungs- zur reinen Anwendernation zu werden.
Zweitens entsteht ein Rückstand bei der Produktivität. Künstliche Intelligenz, Automatisierung und die systematische Nutzung von Daten erhöhen die Leistung pro Arbeitsstunde erheblich – und damit auch die Löhne, die sich langfristig darstellen lassen. Wenn aber der Zugang zu dieser Infrastruktur begrenzt bleibt oder deutlich teurer ist als anderswo, schlägt sich das unvermeidlich in niedrigeren Wachstumsraten nieder. Genau diese Entwicklung spiegeln die Prognosen des Sachverständigenrats bereits heute wider.
Ambivalente Aussicht für Investoren
Für Anleger ist der Befund eindeutig, aber nicht bequem. Der KI-Boom kommt, und die dafür notwendige Infrastruktur kommt ebenfalls. Die einzige offene Frage ist: mit oder ohne Deutschland.
Entscheidend wird sein, wo die nachhaltigen „Schaufelhersteller“ dieses Booms entstehen: von der Chipfertigung über hochpräzise Spezialmaschinen bis hin zu Energie- und Kühlungstechnik. Genau dort liegen die langfristig spannenden Chancen.
Aber diese Unternehmen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen: günstige Energie, schnelle Genehmigungen, klare Regulierung und ein Umfeld, das Wachstum nicht bestraft, sondern beschleunigt. Einige Länder liefern das bereits – und genau dort werden die nächsten Gewinner entstehen. Die große Frage ist, ob Deutschland dazugehören wird oder ob wir Investoren zusehen müssen, wie diese Wertschöpfung an uns vorbeizieht.
Deutschland bringt eigentlich alles mit: starke Exportbranchen, hoch spezialisierte Zulieferer und eine industrielle Basis, um die uns viele Länder in Europa beneiden. Aber wenn wir unsere Wachstumsbremsen nicht lösen und Zukunftsinvestitionen nicht konsequent priorisieren, bleibt dieses Potenzial weit unter seinen Möglichkeiten.
Der nächste Produktivitätssprung entscheidet darüber, wer die neuen Standards setzt und wer sie am Ende nur importiert. Deutschland steht jetzt vor der Wahl: Nutzen wir den KI-Boom, um unsere Rolle als führende Industrienation neu zu definieren? Oder reagieren wir darauf mit Nullwachstum, hoher Energiebelastung und einem bürokratischen Überbau, der Innovation ausbremst?
Im Moment sieht man sehr deutlich, dass andere Länder entschlossener um diese Zukunft kämpfen. Die Frage ist, ob wir bereit sind, aufzuholen.
Gründer*in der Woche: Tales&Tails – mehr als volle Näpfe!
2018 haben Stella Mohr, Kaja Ringert und Cathrin Wellens, drei Freundinnen aus Norddeutschland, ihr Herzensprojekt gestartet: Tales&Tails. Ihre Vision: Tierernährung neu denken – transparent, nachhaltig und hochwertig, abgestimmt auf die Bedürfnisse von Hunden und Katzen. Wie sich ihr Start-up entwickelt hat, erfahren wir im Interview mit Co-Founderin Kaja Ringert.
Wie habt ihr drei Gründerinnen euch kennengelernt und was hat euch 2018 dazu bewogen, Tales&Tails zu gründen?
Wir drei kennen uns tatsächlich schon seit der Schulzeit. Als Hundebesitzerinnen haben wir immer wieder festgestellt, dass viele Tierfutterprodukte einfach nicht das bieten, was wir uns für unsere Vierbeiner wünschen: zu viel Getreide, unnötige Zusätze, unklare Deklarationen und fehlende Transparenz. Irgendwann kam der Punkt, an dem wir dachten: Das muss doch besser gehen. Also haben wir beschlossen, eine Marke zu gründen, die Tierernährung neu denkt: Hochwertig, ehrlich und mit echtem Mehrwert für Tier und Mensch. So entstand 2018 Tales&Tails mit der Vision, gesundes Futter anzubieten, bei dem man wirklich weiß, was drin ist und gleichzeitig etwas Gutes zu tun, etwa durch Spenden an Tierschutzprojekte.
Wie sah der Markt rund um Tierernährung im Jahr 2018 aus und wie hat sich dieser inzwischen gewandelt bzw. entwickelt?
2018 war der Tierfuttermarkt noch stark geprägt von großen, etablierten Marken. Die meisten Produkte waren auf Masse ausgelegt, mit langen Zutatenlisten, vielen Füllstoffen und wenig Transparenz. Nachhaltigkeit oder Herkunft spielten kaum eine Rolle und der Trend zu hochwertiger, ehrlicher Tierernährung befand sich noch in der Anfangsphase. Seitdem hat sich viel verändert: Das Bewusstsein der Tierhalterinnen und -halter ist deutlich gewachsen. Heute achten viele auf kurze Zutatenlisten, getreidefreie Rezepturen, nachhaltige Verpackungen und eine transparente Herkunft der Rohstoffe. Auch faire Produktionsbedingungen sind inzwischen ein wichtiges Thema. Und dank digitaler Vertriebsmodelle, wie Online-Shops oder Abo-Modelle, können kleinere Marken wie wir direkt mit ihrer Community in Kontakt treten und sich authentisch positionieren.
Was genau bietet ihr mit Tales&Tails an und inwiefern unterscheiden sich eure Produkte vom Wettbewerb?
Kaja Ringert: Wir haben ein breites Sortiment von Nass- und Trockenfutter über Kauartikel, funktionale Snacks und Leckerli bis hin zu Suppen, Ölen und Pulvern. Der Fokus liegt klar auf hochwertiger, natürlicher Tiernahrung, vor allem für Hunde, aber auch mit einigen Produkten für Katzen. Unsere Produkte sind zu 100% transparent, getreidefrei, zuckerfrei und kommen ohne Zusatzstoffe, Füllstoffe oder Tierversuche aus. Außerdem setzen wir auf Monoprotein-Rezepturen mit hohem Fleischanteil, das heißt, jedes Produkt enthält nur eine tierische Proteinquelle. Das ist besonders wichtig für Hunde mit Allergien oder Unverträglichkeiten. Was uns zusätzlich unterscheidet: Mit jedem verkauften Produkt unterstützen wir Tierschutzprojekte. So verbinden wir gesunde Ernährung mit einem guten Zweck und das finden wir richtig super, unsere Kundinnen und Kunden übrigens auch.
Welche Standards, Tests und Zertifizierungen sichern die Sicherheit eurer Produkte und damit das Wohlergehen der Tiere?
Wir arbeiten mit erfahrenen Produzenten zusammen, die unser Verständnis von Qualität und Verantwortung teilen. Dabei achten wir besonders auf eine sorgfältige Auswahl der Rohstoffe und eine schonende Verarbeitung. Unser softes Trockenfutter wird in Deutschland nach höchsten Standards hergestellt und ist nach dem internationalen IFS Food Standard zertifiziert. Dieser Standard sorgt dafür, dass Tiernahrung unter denselben strengen Kriterien produziert wird wie Lebensmittel für Menschen. Außerdem setzen unsere Produktionspartner auf ein Energie-Managementsystem nach ISO 50001, um nachhaltig und ressourcenschonend zu arbeiten.Neben diesen externen Prüfungen führen wir regelmäßig eigene Qualitätskontrollen durch und achten auf kurze, klare Zutatenlisten. So können Tierhalterinnen und -halter sicher sein, dass sie ihrem Vierbeiner nur das Beste füttern.
Mit Tales&Tails möchtet ihr zeigen, dass Tierernährung, Umweltschutz und soziales Engagement zusammengehören können. Was gehört für euch unter dieser Prämisse alles dazu?
Für uns ist Nachhaltigkeit fest in unserer DNA verankert. Wir achten bewusst auf die Herkunft unserer Rohstoffe. Unsere Leckerli werden unter Einsatz erneuerbarer Energien hergestellt, und unser softes Trockenfutter entsteht in einer besonders energieeffizienten Produktion. Auch bei Verpackung und Versand setzen wir auf umweltfreundliche Lösungen, etwa mit DHL GoGreen und recycelbaren Versand- und Verpackungsmaterialien. Darüber hinaus möchten wir Bewusstsein schaffen, Geschichten erzählen und eine Community aufbauen, die sich gemeinsam für Tierwohl und Nachhaltigkeit stark macht. Dafür steht auch das „Tales“ in Tales&Tails.
Bei der Ernährung von uns Menschen scheint der Griff zum Bio-Produkt und damit zum hochwertigen und -preisigen Produkt gerade rückläufig zu sein, Stichwort "Sparen in Krisenzeiten". Ist das auch für euch im hochwertigen Tiernahrungssegment ein Thema, und wenn ja, wie geht ihr damit um?
Natürlich spüren wir, dass viele Menschen derzeit genauer hinschauen, wofür sie ihr Geld ausgeben. Aber: Bei Tierhaltern sehen wir, dass die Gesundheit ihres Lieblings selten der Punkt ist, an dem gespart wird, besonders dann nicht, wenn es um Allergien oder Unverträglichkeiten geht. Tierarztkosten sind meist deutlich höher und die Liebe zum Tier wiegt am Ende mehr. Unsere klare Positionierung als Premium-Marke hilft uns dabei sehr. Wir konkurrieren nicht über den Preis, sondern über Qualität, Transparenz und Vertrauen. Gleichzeitig bieten wir Abo-Modelle, Treueprogramme oder Sparpakete an. So können Kundinnen und Kunden sparen, ohne auf Qualität zu verzichten. Und durch unsere offene Kommunikation verstehen sie, warum unsere Produkte ihren Preis wert sind.
Was sind eure kommenden Pläne und Vorhaben rund um Tales&Tails?
Wir haben viele spannende Ideen und Projekte vor uns. Zum einen möchten wir unser Sortiment mit neuen Geschmacksrichtungen und Produktkategorien ausbauen, die auf spezielle Bedürfnisse eingehen, etwa für Hunde mit Allergien oder für Seniorinnen und Senioren. Auch unser Angebot für Katzen möchten wir erweitern, denn die Nachfrage wächst immer weiter. Außerdem wollen wir unsere digitalen Vertriebswege und Abo-Modelle weiterentwickeln, um unseren Kundinnen und Kunden ein noch bequemeres Einkaufserlebnis zu bieten. Gleichzeitig bleibt Nachhaltigkeit ein zentrales Thema.
Und last but not least: Was möchtet ihr anderen Gründer*innen mit auf den unternehmerischen Weg geben?
Fehler gehören dazu und das ist völlig okay. Wir haben selbst schon Lehrgeld bezahlt und aus früheren Projekten viel mitgenommen. Wichtig ist, offen zu bleiben, daraus zu lernen und sich nicht entmutigen zu lassen. Vertraut auf eure Vision, aber bleibt flexibel und hört auf den Markt. Manchmal führen Umwege zu den besten Ideen. Transparenz und Authentizität sind super wichtig, nicht nur gegenüber Kundinnen und Kunden, sondern auch im Team. Ehrliche Kommunikation hilft auch, durch herausfordernde Phasen zu kommen. Und ganz ehrlich: Niemand gründet allein. Baut euch ein starkes Netzwerk auf mit Menschen, die euch unterstützen, inspirieren und auch mal auffangen, wenn es schwierig wird. Und habt Geduld. Wirklich gute Dinge brauchen Zeit. Wenn ihr aber mit Herz, Leidenschaft und einem echten Sinn hinter dem steht, was ihr tut, dann trägt euch das durch jede Herausforderung.
Hier geht's zu Tales&Tails
Das Interview führte Hans Luthardt

