Foodforecast: Kölner KI-Start-up sichert sich 3 Mio. Euro


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Das Kölner KI-Start-up Foodforecast sichert sich mehr als 3 Mio. Euro, um die Lebensmittelindustrie bei der 30%-igen Einsparung von Lebensmittelabfall europaweit zu unterstützten.

Das Tech-Start-up setzt künstliche Intelligenz (KI) zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung ein. Dazu hat es eine KI entwickelt, die historische Verkaufszahlen von Bäckereifilialen analysiert und mit wichtigen Einflussfaktoren kombiniert, um eine automatisierte Verkaufsprognose für die Bestellung des nächsten Tages zu erstellen.

Die Runde wurde von Scalehouse Capital und dem Future Food Fund II angeführt, mit zusätzlicher Unterstützung von bestehenden Investoren wie Blue Horizon Ventures und Aeronaut Invest sowie weiteren strategischen Investoren. Diese wichtige Investition wird Foodforecast dabei unterstützen, ihre ehrgeizigen Pläne zur Expansion und zur Stärkung ihrer Präsenz auf dem europäischen Lebensmittelmarkt voranzutreiben.

Revolutionierung der Lebensmittelindustrie durch KI

Seit dem Markteintritt im Jahr 2022 hat sich Foodforecast als Technologieführer im deutschen Lebensmittelhandel etabliert. Die KI-basierten Bedarfsprognosen des Unternehmens werden inzwischen in mehreren tausend Kund*innenfilialen eingesetzt und von einigen der größten Branchenakteur*innen, darunter SSP Deutschland, übernommen. Foodforecast ist auf die Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette spezialisiert und beginnt am Point-of-Sale (POS).

Durch den Einsatz neuester Technologie ermöglicht Foodforecast seinen Kund*innen, Bestell- und Produktionsprozesse im Durchschnitt um über 90 % zu automatisieren, was jährlich aktuell über 20 Millionen automatisierten Bestellungen entspricht. Dies entlastet das Personal erheblich und hat sich als Hauptverkaufsargument für ihre Kund*innen etabliert. Die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung bleibt jedoch der Hauptantrieb des Unternehmens, wobei die Abfälle im Durchschnitt um 30 % reduziert werden können, während gleichzeitig der Umsatz um bis zu 11 % steigt.

Lebensmittelverschwendung: Eine Bedrohung für die Gesundheit des Planeten

Lebensmittelverschwendung ist nicht nur ein wirtschaftliches Problem, sondern trägt auch erheblich zur Verschlechterung der planetaren Gesundheit bei. Der unnötige Verlust von Lebensmitteln verschwendet wertvolle Ressourcen wie Wasser, Energie und Land und ist ein wesentlicher Treiber von Treibhausgasemissionen, die den Klimawandel befeuern. Angesichts dieser dringenden Herausforderungen ist es unerlässlich, innovative Lösungen zur Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung zu finden. Durch den Einsatz ihrer KI-basierten Lösungen hilft Foodforecast seinen Kund*innen, ihre Ressourcennutzung zu optimieren und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Schutz unseres Planeten und zur Sicherung einer nachhaltigen Zukunft zu leisten.

„Wir haben uns das Ziel gesetzt, in den nächsten 10 Jahren Lebensmittelverschwendung im Wert von 10 Milliarden Euro zu verhindern“, sagte Justus Lauten, Geschäftsführer und Gründer von Foodforecast. „Im Jahr 2023 haben wir nicht nur 4.000 Tonnen Lebensmittelverschwendung verhindert, sondern auch das jährliche CO2-Äquivalent von über 1.000 Autos vermieden und mehr als 2.500 olympische Schwimmbecken mit frischem Wasser eingespart. Die Unterstützung unserer Investoren ist eine starke Bestätigung unserer Vision und des enormen Marktpotenzials, das wir erschließen. Diese Investition wird es uns ermöglichen, unser Team zu erweitern und unseren Kunden in der Systemgastronomie, im Bäckereimarkt und im Einzelhandel weiterhin beispiellose Prognosequalitäten und Servicequalität zu bieten.“

Investitionen von Branchenführern

Die Finanzierungsrunde wurde von Scalehouse Capital, einem deutschen Venture-Capital-Unternehmen mit Fokus auf effiziente Software-Startups, gemeinsam mit dem Future Food Fund II, einem niederländischen AgriFoodTech-Impact-Investor, angeführt. Silla Scheepens, Partner beim Future Food Fund, betonte die strategische Bedeutung der Technologie von Foodforecast: „Foodforecast befindet sich an der Schnittstelle von fortschrittlicher Technologie und bedeutungsvoller Wirkung. Ihre KI-gesteuerten Lösungen lösen nicht nur einige der drängendsten Herausforderungen in der Lebensmittelindustrie, sondern bieten auch erhebliche ökologische und wirtschaftliche Vorteile. Die Kombination aus technologischer Innovation und einem starken Fokus auf Nachhaltigkeit macht sie zu einem Game-Changer auf dem Markt und gewinnt das Vertrauen zahlreicher namhafter Kunden aus verschiedenen Branchen.“

Die Runde zog auch die Teilnahme mehrerer Branchenexperten und jetziger Frühphaseninvestoren an, die mit einigen der bekanntesten Unternehmen im DACH-Markt wie Subway®, dean&david und Bäckerei ,,Göing seit 1920“ verbunden sind. Dies soll es Foodforecast ermöglichen, von starkem Branchen-Know-how und einem umfassenden Netzwerk für weiteres Wachstum und Expansion zu profitieren.

Gift Campaign bietet Start-ups kreative Werbegeschenke

Was mit einem einfachen USB-Stick 2014 begann, ist heute eine Erfolgsgeschichte: Das spanische Unternehmen Gift Campaign startete seinen Online-Shop mit nur einem Werbegeschenk. Heute ist das Unternehmen in Spanien Marktführer und seit zwei Jahren auch auf dem deutschen Markt erfolgreich aktiv.

„Für uns steht die Funktionalität der Werbegeschenke im Mittelpunkt“, hebt Oriol Badia, Marketing Manager bei Gift Campaign, die Vorzüge seines Shops hervor. „Wir bieten Firmen eine riesige Auswahl an Merchandising-Artikeln ein, die sie ganz nach ihren Wünschen anpassen können – und das zu einem günstigen Preis.“

Denn die Werbeartikel mit eigenem Logo von Gift Campaign werden in Europa bedruckt. Das ist günstiger, spart Zeit und ist umweltfreundlicher, da lange Transportwege vermieden werden. Und so funktioniert der Online-Shop:

50.000 Werbegeschenke einfach online gestalten

Firmen finden auf Gift Campaign verschiedene Rubriken mit praktischen und nützlichen Werbemitteln. Über 50.000 Artikel können auch über eine Such- und Filterfunktion gefunden werden. Von den Klassikern, wie Tassen und Stofftaschen, sind aber auch Textilien praktische Merchandising-Ideen, um diese intern für Mitarbeiter einzusetzen oder um auf einem Event seinem Team Präsenz zu geben. Die Artikel werden dann nach seinen Wünschen und Bedürfnissen konfiguriert. Oftmals kann die Farbe an das Erscheinungsbild des Unternehmens angepasst werden. Bei einer Bestellung mit großer Stückzahl verringert sich der Preis, sodass Firmen mit einem begrenzten Budget eine große Zielgruppe erreichen können.

Kundenservice berät und betreut Bestellprozess

Obwohl der gesamte Prozess online ist, ist die enge Zusammenarbeit mit dem Kundenservice hervorzuheben. „Vor der Bestellung lädt der Kunde das Logo hoch und bekommt eine digitale Mustervorlage zur Freigabe“, erklärt Badia. „Damit können sich unsere Kunden ein Bild davon machen, wie ihr bedrucktes Werbemittel aussehen wird.“ Der Effekt eines Werbemittels liege im Detail, weshalb viel Wert auf die Auswahl der Drucktechnik gelegt werden sollte. Eine Lasergravur beispielsweise ist teurer, wirkt aber edel und verleiht dem Werbemittel ein hochwertiges Finish. Auch hier berät der Kundenservice.

FÜNF PROZENT sichert sich Pre-Seed-Investment für die Wärmewende

Das Stuttgarter GovTech FÜNF PROZENT meldet den erfolgreichen Abschluss einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde. Das frische Kapital soll es dem Start-up ermöglichen, seine Technologie weiterzuentwickeln und sich weiter am Markt zu etablieren.

Mit der aktuellen Geschwindigkeit sind die Wärmewende und die Klimaziele nicht zu erreichen. Die Sanierungsrate in Deutschland liegt bei unter 1 % – dabei müsste sie um ein Vielfaches höher sein. Der Gebäudesektor ist der größte Hebel zur CO-Reduktion, doch viele Eigentümer*innen wissen nicht, wie sie konkret handeln können.

Hier setzt FÜNF PROZENT an: Das impactgetriebene Start-up wurde 2023 von Sarina Hötzel, Sally Köhler und Matthias Schöttler aus der Hochschule für Technik Stuttgart heraus gegründet. Mit seiner Software-as-a-Service-Lösung unterstützt das Start-up Kommunen dabei, den Gebäudebestand systematisch zu analysieren, Eigentümer*innen gezielt zu informieren und zur Umsetzung energetischer Maßnahmen zu motivieren. Durch das innovative Outside-In-Analyseverfahren erfasst das Unternehmen den energetischen Zustand, sowie das Sanierungs- und PV-Potenzial aller Wohngebäude einer Stadt. Diese Daten werden den Bürger*innen als Energetischer Gebäudesteckbrief zur Verfügung gestellt – ein städtischer Service, der den Einstieg in die Umsetzung energetischer Maßnahmen erleichtert.

Doch Information allein reicht nicht – es braucht Umsetzung. Deshalb bringt das Start-up Eigentümer*innen in lokalen Umsetzungsgemeinschaften zusammen. So profitieren sie voneinander, motivieren sich gegenseitig und erzielen bessere Konditionen bei der gemeinsamen Angebotseinholung.

„Viele Eigentümer*innen wollen energetische Maßnahmen durchführen, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollen. Unser Ansatz senkt Hürden, erleichtert die Entscheidung zur Umsetzung und reduziert CO-Emissionen“, erklärt Sarina Hötzel, Mitgründerin von FÜNF PROZENT. „So sparen Kommunen und Eigentümer*innen Zeit, Kosten und Aufwand auf dem Weg zur Klimaneutralität.“

Dass der Ansatz funktioniert, zeigt die Praxis: Im letzten Jahr wurden nach Angaben des Start-ups bereits über 135.000 Wohngebäuden analysiert. In 11 Kommunen in Baden-Württemberg arbeitet FÜNF PROZENT erfolgreich mit Verwaltungen und Eigentümer*innen zusammen. Mehr als 85 Haushalte haben sich bisher an Bündelungsaktionen beteiligt, etwa in Stuttgart, Schorndorf und Überlingen für die Anschaffung von Photovoltaik-Anlagen. Nun steht die Expansion über die Landesgrenzen Baden-Württembergs hinaus an.

Mit der frischen Finanzierung – über die Höhe wurden keine Angaben kommuniziert – will FÜNF PROZENT seinen Impact in den nächsten zwei Jahren massiv ausbauen und mit möglichst vielen Kommunen in die Zusammenarbeit kommen. Das Ziel: über 500.000 Wohngebäude analysieren, mehr als 15 Mio. Euro an Modernisierungsvolumen umsetzen und tausende Tonnen CO-Emissionen einsparen. Damit soll die Sanierungsrate in Deutschland spürbar gesteigert und ein konkreter wirtschaftlicher und ökologischer Nutzen für Kommunen und Eigentümer*innen geschaffen werden.

Israels Hightech-Industrie: alive and kickin‘

In Deutschland ist es zuletzt still gewesen um das israelische Innovationsökosystem und so wird es manchen überraschen, dass 2024 für die israelische Hightech-Industrie besser lief als 2023. Resilienz, Kreativität und Innovationskraft „Made in Israel“ überzeugen Investoren und so macht Israel als globales Scale-up-Powerhouse von sich reden.

Im Manager Magazin erklärte Ex-Opel-Chef Dr. Karl-Thomas Neumann im November, dass er lieber in israelische Start-ups investiert als in deutsche. Beachtlich, denn deutsche Unternehmen halten sich seit Monaten mit Aussagen zu ihren Beziehungen ins israelische Tech-Ökosystem zurück – mutmaßlich aus Sorge vor Shitstorms und Protesten. Doch die Wirtschaftsbeziehungen bestehen weiter, nur verlagerte sich der Austausch 2024 nach Deutschland: Allein nach Frankfurt kamen letztes Jahr Automotive-, Cyber-Security-, Smart-City- und Sport-Tech-Delegationen. Auf der Medica in Düsseldorf Mitte November waren mehr als 30 israelische Unternehmen vertreten.

Kapitalzufluss steigt: 2024 übertrifft 2023 deutlich

Das Kriegsjahr 2024 war für Israel ein Jahr mit großen Herausforderungen. Das zeigt sich auch darin, dass die Gesamtwirtschaft um 1,5 Prozent schrumpfte. Aktuelle Marktzahlen von IVC-LeumiTech und Startup Nation Central belegen jedoch die Widerstandskraft der Hightechindustrie. Sie wusch 2024 um 2,2 Prozent (Q1-3). Besonders beeindruckend: Die 70 größten israelischen Tech-Unternehmen (Bewertung über 50 Mio. USD) legten an der NASDAQ letztes Jahr um 15,8 Prozent zu und übertrafen damit den US Equal-Weight Index, der um 9,4 Prozent wuchs. Israelische Unternehmen zeigen Resilienz und Ehrgeiz – mit Erfolg: 2024 nahmen sie 12 Milliarden USD an privatem Kapital ein – ein Anstieg um 27 Prozent im Vergleich zu 2023.

Die Zahlen zeigen auch: Wichtigstes Vertical ist Cyber Security. Die Hälfte der zehn weltweit führenden Cyber-Security-Unternehmen wurde von Israelis gegründet. Investitionen in die Unternehmen WIZ und Cyera erreichten 2024 allein 1,5 Mrd. USD. Stark waren außerdem die Bereiche generative KI und Safe-Intelligence-Lösungen. Auch die Kapitalerträge aus Exists waren im letzten Jahr 64 Prozent höher als 2023. Der größte Deal: Im September gab Salesforce die Übernahme des israelischen Data-Science-Software-Unternehmens Own für 1,9 Mrd. USD bekannt. Den Marktberichten zufolge hat das Jahr 2024 in Israel außerdem sieben Unicorns hervorgebracht. Im Jahr 2023 waren es vier. Zum Vergleich hat es nach Medienberichten in Deutschland letztes Jahr mit dem Münchner Fitness-Start-up EGym gerade einmal ein Unternehmen in die Unicorn-Liga geschafft.

Selbstbewusst: WIZ lehnte Milliarden-Angebot ab

Für Aufsehen sorgten dabei im Juli 2024 die Meldungen über das Übernahmeangebot von Alphabet (Google) an das IT-Sicherheitsunternehmen WIZ. Alphabet hatte 23 Mrd. USD geboten. Ein solches Angebot kann man nicht ausschlagen? Doch WIZ lehnte ab und plant laut Medienberichten einen Börsengang. Das Unternehmen war erst im Januar 2020 von Assaf Rappaport, dem heutigen CEO, sowie Ami Luttwak, Yinon Costica und Roy Reznik gegründet worden und rasant gewachsen. Die Vier kommen aus der legendären Elite-Geheimdiensteinheit 8200 der israelischen Armee und hatten im Juli 2015 bereits ihr gemeinsam gegründetes Unternehmen Adallom für 320 Mio. USD an Microsoft verkauft. Während es in den frühen Jahren der Start-up-Nation für die meisten Gründerinnen und Gründer ein früher erfolgreicher Exit das Ziel war, gibt es seit ein paar Jahren ein Umdenken, Unternehmen selbst weiterzuentwickeln. Andere Beispiele hierfür sind Monday oder Wix.

Krisen bieten Chancen

Doch die aktuellen Marktzahlen zeigen auch, dass die Anzahl israelischer Investoren 2024 um zehn Prozent zurückgegangen ist. Die Zahl internationaler Investoren sank im letzten Jahr um sieben Prozent. Der weltweite Trend zu weniger Neugründungen zeigt sich auch in Israel. Experten sehen auch, dass sich die vielfältige Innovationslandschaft Israels verengt.

Bei einem Besuch im Januar in Tel Aviv bei Sonnenschein und 20 Grad überwog jedoch der Optimismus. Die Waffenruhe mit der Hizbollah seit November 2024 und mit der Hamas seit Januar 2025 verbesserten die Stimmung. „Berichte deinen Geschäftskontakten in Deutschland, wie wir hier im Café sitzen und dass sie nach Israel kommen sollen“, sagte Gili Cegla, Investor und Organisator der Europe Days, einer Veranstaltung, die Unternehmen aus DACH mit israelischen Unternehmen zusammenbringt. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt. Krisenzeiten böten Chancen. Hier könne man von unternehmerischer Resilienz lernen. Es gehe vor allem aber darum, weiter zusammenzuarbeiten und die Potenziale zu nutzen. Vor Ort hört man verschiedentlich, dass wieder Wirtschaftsdelegationen aus Deutschland nach Israel geplant werden.

Anzeichen der Normalisierung

In den vergangenen Monaten hat fast ausschließlich die israelische EL AL den Luftverkehr von und nach Tel Aviv aufrechterhalten. Jetzt kehren internationale Fluglinien zurück. Delta Airlines hat bekannt gegeben, ab dem 1. April wieder zwischen New York und Tel Aviv zu fliegen, die Lufthansa-Gruppe kommt bereits am 1. Februar zurück, und Air France bietet seit Mitte Januar fünf wöchentliche Flüge von Paris nach Tel Aviv. Die begrenzten Ticketkapazitäten der vergangenen Monate hatten für israelische Unternehmen erhebliche Herausforderungen mit sich gebracht: Die Preise waren deutlich höher als üblich, es gab außerdem kaum freie Plätze. Um die Mobilität ihrer Teams sicherzustellen, haben sich mehrere Hightech-Unternehmen zusammengeschlossen und die virtuelle Airline TechAir gegründet, um mit etablierten Charterlinien Flüge in die USA anzubieten, was ein wichtiger Faktor für die Tech-Unternehmen ist.

Israel wichtiges internationales Innovationshub

Trotz großer Herausforderungen bleibt Israels Hightech-Industrie ein Innovationstreiber. Mittel- und langfristig wird entscheidend sein, wie sich die geopolitische Lage entwickelt. Dabei steht fest: Israels Hightech-Sektor ist nicht nur „alive and kickin’“, sondern ein unverzichtbarer Teil der globalen Innovationslandschaft.

Die Autorin Maike Diehl ist Geschäftsführerin der Diehl Relations GmbH und seit vielen Jahren geschäftlich zwischen Deutschland und Israel tätig.

Deutsche Onkologie-Start-ups auf Platz 3 in der EU

Die Studie „Neue Horizonte in der Onkologie“ des Europäische Patentamts zeigt u.a.: Innerhalb Europas ist Deutschland führend mit fast 5.400 krebsbezogenen internationalen Patentfamilien.

Krebs ist nach wie vor eine große gesundheitliche Bedrohung in Europa, wo fast 25 % der weltweiten Erkrankungen und mehr als 20 % der Todesfälle auftreten – obwohl hier weniger als 10 % der Weltbevölkerung leben. Durch technologische Fortschritte und Spitzenleistungen der europäischen Gesundheitssysteme in der Krebsprävention und Patientenversorgung steigen die Überlebensraten.

Anlässlich des Weltkrebstages hat das Europäische Patentamt (EPA) nun seine zweite Studie „Neue Horizonte in der Onkologie“ über krebsbezogene Technologien veröffentlicht. Sie enthält eine eingehende Analyse der am schnellsten wachsenden Technologiebereiche. Dazu gehören die zelluläre Immuntherapie (die Zahl der Patentanmeldungen zwischen 2015 und 2021 nahm hier im Durchschnitt um 37,5 % pro Jahr zu), die Gentherapie (+31 %) und die Bildanalyse (+20 %).

Innerhalb Europas ist Deutschland führend mit fast 5 400 krebsbezogenen internationalen Patentfamilien (IPFs), die zwischen 2010 und 2021 veröffentlicht wurden. Dies entspricht 5,1 % der weltweiten Gesamtzahl. Aber der Bericht zeigt, dass Deutschland, und Europa als Ganzes, im Vergleich zu den USA und China Anteile an den Patentanmeldungen in diesen wachstumsstarken Bereichen der Innovation in der Krebsbekämpfung verlieren. In den drei am schnellsten wachsenden Bereichen büßte Europa durchschnittlich 5 Prozentpunkte ein.

Europas Onkologie-Start-ups haben die Nase vorn

Die Studie belegt aber auch, dass Europa mit rund 1500 Start-ups gegenüber 1325 in den USA die höchste Zahl an Start-ups im Bereich Onkologie aufweist. „Vor dem Hintergrund des Berichts von Mario Draghi über die Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit sind die Ergebnisse dieser Studie ein Weckruf für das europäische Innovationssystem in der Onkologie“, sagt EPA-Präsident António Campinos. „Da sich die Technologien zur Krebsbekämpfung rasch weiterentwickeln und teils unerwartete Richtungen einschlagen, muss Europa reagieren, um seinen Wettbewerbsvorteil bei Innovationen im Gesundheitswesen zu wahren und dadurch Leben zu retten. Europas dynamische Onkologie- Start-ups sind zwar ein Lichtblick, aber sie brauchen Investitionen und Unterstützung, um ihre Erfindungen zu skalieren.“

Deutschland: Skalierung bleibt Herausforderung

Die Studie zeigt, dass Deutschland mit 208 krebsbezogenen Start-ups den dritten Platz in Europa belegt, hinter dem Vereinigten Königreich, das mit 290 Start-ups führt, und Frankreich, das mit 246 Start-ups den zweiten Platz einnimmt.

Trotz dieser Innovationskraft stehen deutsche Start-ups vor erheblichen Herausforderungen bei der Skalierung ihrer Geschäftstätigkeit: Nur 25 % der deutschen krebsbezogenen Start-ups haben die späte Wachstumsphase erreicht, während sich rund 40 % noch in der sehr frühen Wachstumsphase und 35% in der Seed Phase befinden. Dies spiegelt den starken Kontrast wider, den die Studie aufzeigt: Während Europa über viele Start-ups in der Seed- und frühen Wachstumsphase verfügt, übertreffen die USA Europa deutlich, wenn es um die Skalierung in die späte Wachstumsphase geht. Fast 40 % der US-amerikanischen krebsbezogenen Start-ups haben dieses fortgeschrittene Stadium erreicht, verglichen mit nur 24 % in der EU und unter 27 % in anderen EPO-Mitgliedsstaaten. Dies unterstreicht die Herausforderungen, mit denen europäische Start-ups bei der erfolgreichen Skalierung konfrontiert sind.

Öffentliche Forschung stärkt Innovationen in der Krebsbekämpfung in Deutschland

In Deutschland stieg der Beitrag öffentlicher Forschungseinrichtungen zur krebsbezogenen Innovation zwischen den beiden Zeiträumen 2010 bis 2015 und 2016 bis 2021 um 2,6 % auf fast 40 %. Dies ist auf eine höhere Anzahl direkter, also von diesen Organisationen selbst eingereichten Patentanmeldungen zurückzuführen. Damit belegt Deutschland den zweiten Platz in Europa, wenn es um öffentliche Forschungseinrichtungen geht, die zu krebsbezogenen internationalen Patentfamilien (IPFs) beitragen. Zu den führenden deutschen Forschungseinrichtungen in Europa zählen die Max-Planck-Gesellschaft, die mit 154 IPFs auf Platz 6 rangiert, das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) mit 152 IPFs auf Platz 7 sowie die Universität Heidelberg, die mit 137 IPFs auf Platz 12 steht.

Hier geht’s zum Deep Tech Finder des EPA für die Suche nach Onkologie-Start-ups und ihren Investoren.

GameChanger des Monats: Lena Hackelöer - Fika ist mehr als nur Kaffeepause

Was moderner Führungsstil mit der schwedischen Fika-Tradition zu tun hat und wie du diese in deinem Start-up nutzen kannst, zeigt Lena Hackelöer, Gründerin und CEO von Brite Payments, anhand ihrer eigenen Unternehmenspraxis.

Lena Hackelöer, Gründerin und CEO von Brite Payments, ist in Deutschland geboren, nennt aber Schweden ihre Heimat. Im Jahr 2010 kam Lena zum damals noch jungen Start-up Klarna, wo sie schnell aufstieg und wichtige Führungspositionen übernahm, bevor sie zur CEO bei Qliro Financial Services ernannt wurde. 2019 gründete sie das FinTech Brite Payments in Stockholm, welches mittlerweile mehr als 150 Mitarbeitende in ganz Europa beschäftigt. Ihr Führungsstil vereint die Ambition eines schnellwachsenden Start-ups mit der offenen und freundlichen Arbeitskultur Skandinaviens. Im Folgenden stellt uns Lena den in ihrem Unternehmen erfolgreich gelebten Fika-Führungsstil näher vor.

Fika - mehr als Kaffeepause mit Zimtschnecken

Eine schwedische Fika ist mehr als eine gewöhnliche Kaffeepause – sie verkörpert eine Tradition. Ob mit Freund*innen, Kolleg*innen oder Familienmitgliedern – das Ziel einer Fika ist es, für einen Moment innezuhalten und den sozialen Austausch zu pflegen. Typischerweise wird die Pause von einer Tasse Kaffee und einer Leckerei wie den Kanelbullar (Zimtschnecken) begleitet, doch entscheidend sind die bewusste Entschleunigung und das Zusammensein. Die Fika bietet Raum für Gespräche, den Aufbau von Beziehungen und das Teilen von Gedanken. Sie ist symbolträchtig für die offene demokratische und konsensorientierte Arbeitskultur Schwedens und wird in schwedischen Unternehmen oft fest in den Tagesablauf integriert.

Nicht nur mittelständische Unternehmen pflegen diese Tradition, sie nimmt auch eine tragende Rolle in der Start-up-Kultur ein. Junge Unternehmen, die verstanden haben, wie wichtig emotionale Stabilität und Sicherheit für Mitarbeitende in einem agilen Arbeitsumfeld sind, profitieren von Ritualen wie der schwedischen Kaffeepause. In unserem Stockholmer Büro findet jeden Freitag eine Fika statt, bei der das gesamte Team zusammenkommen kann. Aber auch ohne diesen festen Termin im Kalender genügt eine kurze „Lust auf Fika?“­Nachricht und wir treffen uns in der Küche. Ich selbst bin überzeugt davon, dass dieses Ritual ein Teil von einem modernen Start-up-Führungstil ist, der für langfristigen Erfolg notwendig ist – vor allem, wenn der Leistungsdruck hoch und die Arbeitstage lang sind.

Was Deutschland von Schwedens Fika-Kultur lernen kann

Die Fika bietet einen Raum für Gespräche abseits der To-do-Listen – die vor allem in kleinen oder schnell wachsenden Unternehmen lang sein können. Und vielleicht sind diese Tradition und die dahinterstehende Wertschätzung der gemeinsamen Zeit ein Grund, warum Schweden im World Happiness Ranking jedes Jahr so weit oben steht. Während Schweden in diesem Jahr nach Finnland, Dänemark und Island den Platz vier belegte, ist Deutschland abgeschlagen auf dem 24. Rang zu finden.

Zoomt man etwas weiter rein, zeigt sich dieser Graben auch in der Arbeitszufriedenheit. In Deutschland haben laut dem Gallup Engagement Index gut sieben Millionen Beschäftigte innerlich gekündigt. Dadurch seien 2023 Produktivitätseinbußen zwischen 132,6 und 167,2 Milliarden Euro entstanden. In Schweden hingegen liegt der Anteil derer, die mit ihrer Arbeit zufrieden sind, bei über 70 Prozent.

Eine Komponente von „zufrieden sein“ ist das seelische Wohlbefinden. Und damit sieht es in Deutschland anscheinend nicht gut aus. Knapp 60 Prozent der Arbeitnehmer*innen, die vom HR-Software-Anbieter ADP befragt wurden, glauben, dass ihre Vorgesetzten nicht in der Lage sind, über psychische Probleme zu sprechen, ohne sie zu verurteilen. Viele reden dementsprechend selten über ihren Gemüts­zustand. „Manchmal möchten wir Dinge privat halten oder unsere Gefühle nicht mit allen Anwesenden teilen. Schwierig wird es, wenn wir unsere Probleme aussprechen möchten, das strukturell aber nicht möglich ist“, hat es Taraneh Taheri für „Neue Narrative“ auf den Punkt gebracht. Anders formuliert – Fika wirkt sich nicht nur positiv auf das seelische Wohlbefinden aus, sie ist auch gut fürs Geschäft.

Die „Work-Hard-Play-Hard“-Mentalität der ersten Start-up-Generation ist vorbei. So entsteht zwar kurzfristiges Wachstum, oft aber auch eine toxische Unternehmenskultur. Ein neuer Ansatz ist gefragt. Das haben viele Gründer*innen erkannt.

GameChanger des Monats: Oxyle - sauberes Wasser für alle

Dr. Fajer Mushtaq, CEO und Mitgründerin des CleanTech-Start-ups Oxyle, schildert ihre persönliche (Gründungs-)Reise auf dem Weg zur Lösung eines globalen Problems.

Ich erinnere mich noch gut an die Sommer meiner Kindheit in Delhi. Als meine Familie von Kaschmir nach Delhi zog, war ich schockiert über die Wasserknappheit, die das Leben dort bestimmte. In den heißen Sommermonaten standen wir oft stundenlang in der Schlange, um Wasser von den Tanks des Delhi Jal Board, der zuständigen Wasserbehörde, zu holen. Erst als ich nach Europa kam, wo sauberes Wasser scheinbar endlos aus den Hähnen floss, wurde mir klar, dass das, was ich in Delhi erlebte, nicht überall die Norm war.

Diese Erfahrungen haben mein Leben tief geprägt und mein Bewusstsein für die Bedeutung von Wasser, seiner Verfügbarkeit und vor allem seiner Qualität geschärft. Ich erkannte, dass der Zugang zu sauberem Wasser – oder zu Wasser überhaupt – zu oft als selbstverständlich angesehen wird. Selbst in Ländern wie der Schweiz, die für ihre natürlichen Wasserressourcen bekannt sind, ist sauberes und sicheres Wasser keine Selbstverständlichkeit. Es gibt mehr als 100 bekannte PFAS-Kontaminationsstellen im ganzen Land. PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) sind eine Klasse von über 13.000 künstlich hergestellten, extrem beständigen Chemikalien, die für Menschen und unsere Umwelt giftig sind. Sie werden in so vielen Dingen verwendet, die wir täglich essen und tragen – von Teflonpfannen bis zu Regenjacken. Heute sind sie fast überall zu finden. Sie sind in unsere Böden gesickert, in unsere Gewässer gelangt und haben sich in unseren Blutbahnen angesammelt.

Von der Doktorarbeit zur Gründung von Oxyle

Während meiner Doktorarbeit an der ETH Zürich beschloss ich, Wasser zu meiner Mission zu machen. Mein Schwerpunkt lag auf der Entwicklung von Technologien zur effektiven und effizienten Entfernung von Mikroverunreinigungen aus Wasserressourcen. PFAS bestehen aus den stärksten Bindungen der organischen Chemie. Das macht sie unglaublich widerstandsfähig gegen den Abbau. Sie verbleiben in unserer Umwelt und in unserem Körper auf unbestimmte Zeit, was ihnen zu Recht den Spitznamen „Ewigkeitschemikalien“ eingebracht hat. Ihre Beseitigung ist von entscheidender Bedeutung. Der Kontakt mit PFAS, selbst in sehr geringen Konzentrationen, wird mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht, darunter Krebs, Störungen des Hormonsystems und Schädigung des Immunsystems.

In diesem Zusammenhang traf ich auf meinen späteren Mitgründer Silvan Staufert. Es war schnell klar, dass wir beide die gleiche Vision teilten. Gemeinsam sahen wir unsere Chance, etwas zu bewirken und eine der größten Herausforderungen der Menschheit in Angriff zu nehmen. Wir mussten unsere Technologie nur aus dem Labor herausbringen.

Eine nachhaltige Lösung für die Bekämpfung von PFAS

Die Idee zu Oxyle entstand aus diesem Zusammentreffen von Vision, Expertise und Dringlichkeit. Wir waren beide davon überzeugt, dass die Fortsetzung der herkömmlichen Methoden zur Bekämpfung der PFAS-Kontamination alleine nicht ausreicht. Diese Methoden verlagern das Problem lediglich, anstatt es zu lösen. PFAS werden häufig durch Ionenaustauschharze oder Aktivkohle in Pulverform aus dem Abwasser entfernt, aber bei diesen Verfahren entstehen sekundäre Abfallprodukte, die dann entsorgt werden müssen – oft durch Verbrennung oder Deponierung. In beiden Fällen gelangen PFAS letztlich wieder in die Umwelt, sei es durch Auswaschung in den Boden oder durch Freisetzung in die Luft. Wir waren der Meinung, dass die Welt eine bessere Lösung verdient hat – eine, die die schädlichen Moleküle dauerhaft zerstört.

Im Mai 2020 gründeten wir schließlich Oxyle, mit dem Ziel, eine Technologie zu entwickeln, die genau das leistet: PFAS-Moleküle vollständig abzubauen und sie in unschädliche Bestandteile zu mineralisieren. Unsere neuartige katalytische Zerstörungstechnologie beseitigt diese persistenten Chemikalien effektiv, ohne sekundäre Abfallprodukte zu erzeugen. Das ist nicht nur ein technischer Durchbruch, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen Zukunft. Wir wollten sicherstellen, dass keine giftigen Rückstände zurückbleiben, die wieder in unsere Umwelt gelangen könnten. Unsere Methode bietet nicht nur eine Lösung für das Problem, sondern verbraucht dabei auch deutlich weniger Energie als andere destruktive Methoden – etwa 15-mal weniger Energie, um genau zu sein. So schufen wir eine Lösung, die nicht nur funktioniert, sondern auch für eine breite Anwendung skalierbar ist.

Positionspapier zur Zukunftsfähigkeit der europäischen Gründungsszene

Gründer*innen und Investor*innen sind der Schlüssel zur Zukunft Europas – was sich vor diesem Hintergrund ändern muss, zeigt das Positionspapier des Investor*innen- und Gründer*innen-Netzwerks Encourage Ventures.

Das Positionspapier von Encourage Ventures stellt konkrete Maßnahmen vor, um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraft von Gründer*innen, Investor*innen und die des gesamten Start-up- und Investment Ecosystems zu stärken. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen wurden bereits fundiert diskutiert und an anderer Stelle vorgeschlagen. Ziel dieses Papiers ist es, bestehende und bewährte Ansätze aufzugreifen, in den Vordergrund zu rücken und deren Umsetzung weiter zu fördern.

Der Status quo

Deutschland verfügt über enormes Innovationspotenzial, das sich in der Höhe des Forschungs- und Entwicklungsaufwands (3,1 % des BIP im Jahr 2023), einer im internationalen Vergleich hohen Anzahl an Patentanmeldungen und exzellent ausgebildeten Fachkräften widerspiegelt.

Doch die bestehenden Rahmenbedingungen verhindern, dass dieses Potenzial vollständig ausgeschöpft wird* Kaum Gründungslehre an Schulen und Hochschulen, langwierige und nicht-digitalisierte Gründungsprozesse, unzureichende Kapitalverfügbarkeit, Fachkräftemangel und eine insgesamt überbordende Bürokratie hemmen das Gründungsgeschehen in Deutschland. Während der Marktwert des deutschen Start-up-Ökosystems lediglich 4,7 % des BIP ausmacht, liegt dieser Wert in den USA bei 16 % (Startup-Verband und McKinsey 2023). In diesem Umfeld nimmt der Wunsch nach Unternehmertum und Selbständigkeit weiter ab* Nur 3,6 % der 18- bis 64-Jährigen planten 2023 eine Gründung – ein Rückgang gegenüber 4,5 % im Jahr 2022 und 6,0 % im Jahr 2010 (KfW Gründungsmonitor 2024).

Auch die Diversität im deutschen Start-up-Ökosystem ist begrenzt. Die Gründungsquote stagniert, und der Anteil an Gründerinnen liegt bei nur 18,8 % (Deutscher Startup Monitor 2024). Gleichzeitig bleibt das Potenzial privater Investor*innen weitgehend ungenutzt* Deutschland zählt fast 16.000 aktive Business Angels (BAND 2024), von denen lediglich 15 % – rund 2.400 – weiblich sind. Dies reduziert unter anderem die Perspektivenvielfalt und Diversität bei Investmententscheidungen. Darüber hinaus fehlen steuerliche Anreize, Wissen und ein adäquates Risikobewusstsein, um das Interesse an Angel Investing als Assetklasse zu steigern. 2023 wurden lediglich 14,5 % der Wachstumsfinanzierungen in Deutschland von inländischen Investoren getragen, während US-Investor*innen 46,1 % dieser Investments stemmten (Deutscher Startup Monitor 2023).

Was ist an welcher Stelle zu leisten?

Viele dieser Herausforderungen und Potenziale lassen sich jedoch nicht allein auf nationaler Ebene lösen. Eine verstärkte europäische Perspektive ist notwendig, um grenzüberschreitende Investitionen zu fördern, einheitliche Rahmenbedingungen zu schaffen und die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten zu stärken. Dies gilt besonders für den Aufbau eines europäischen Start-up-Ökosystems, das Synergien zwischen den Ländern nutzt und ein wettbewerbsfähiges Umfeld schafft, um das Innovationspotenzial Europas voll auszuschöpfen.

Dieses Positionspapier stellt konkrete Maßnahmen vor, um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraft von Gründer*innen und Investor*innen, des gesamten Start-up- und Investment Ecosystems zu stärken. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen wurden bereits fundiert diskutiert und an anderer Stelle vorgeschlagen. Ziel dieses Papiers ist es, bestehende und bewährte Ansätze aufzugreifen, in den Vordergrund zu rücken und deren Umsetzung weiter zu fördern. Dabei geht es nicht nur darum, bestehende Hürden abzubauen, sondern auch das enorme Innovationspotenzial Europas zu nutzen. Bis 2030 könnte Europa durch DeepTech-Innovationen bis zu 8 Billionen Euro an Wertschöpfung realisieren, wenn der Transfer von Forschung in die Praxis effizient gestaltet wird (BCG 2024). Das Ziel ist ein dynamisches, inklusives und global wettbewerbsfähiges Start-up-Ökosystem.

1. Gründung vereinfachen und Bürokratie abbauen

Der zeit- und kostenintensive Prozess der Unternehmensgründung sowie die überbordende Bürokratie stellen erhebliche Hürden für Entrepreneur*innen in Deutschland dar. Im internationalen Vergleich schneidet das Land in Bezug auf die Einfachheit und Geschwindigkeit von Gründungen schlecht ab (Global Entrepreneurship Monitor 2024). Langsame Genehmigungsprozesse und komplexe Regulierungen schrecken potenzielle Gründer*innen ab, behindern die Entstehung neuer Unternehmen und bremsen das Wachstum bestehender Start-ups.

Handlungsempfehlungen

Ein zentraler Ansatz zur Erleichterung von Gründungen ist die vollständige Digitalisierung der Gründungsprozesse. In Estland etwa ermöglicht eine zentrale Plattform die Gründung innerhalb von 24 Stunden – ein Modell, das auch in Deutschland umgesetzt werden sollte. Die Vision einer europaweiten Plattform wurde bereits mit „Europe’s Choice“ diskutiert. Durch eine solche Harmonisierung könnten Start-ups EU-weit einheitlich registriert werden, was nicht nur die Bürokratie abbauen, sondern auch die Sichtbarkeit und Attraktivität für Investoren erhöhen würde (EC 2024).

Ein weiterer wichtiger Schritt ist der gezielte Regulierungsabbau. Die Vereinfachung steuerlicher und rechtlicher Vorgaben sowie die Einführung einer standardisierten EU- weiten Rechtsform könnten die Mobilität und Wettbewerbsfähigkeit von Start-ups stärken und den Time-to-Market erheblich beschleunigen. Dies würde grenzüberschreitende Geschäftsmodelle und internationale Expansionen erleichtern (Innovationsagenda 2030).

Die Digitalisierung der Verwaltung ist dabei eine Grundvoraussetzung. Einheitliche digitale Plattformen für Verwaltungsprozesse – einschließlich Steuer- und Handelsregisterverfahren – könnten die Dauer und Komplexität von Genehmigungen deutlich reduzieren (Innovationsagenda 2030).

Darüber hinaus sollte ein zentralisiertes und standardisiertes IP-Transfer-System etabliert werden. Ergänzt durch eine IP-Deal-Datenbank würde dies den Innovationsschutz verbessern und Start-ups bei der Sicherung ihrer geistigen Eigentumsrechte unterstützen (BVK 2024).

Durch diese Maßnahmen könnten die Hürden für Gründer*innen signifikant gesenkt und die Rahmenbedingungen für neue und wachsende Unternehmen deutlich verbessert werden. Dies würde nicht nur die Zahl der Unternehmensgründungen steigern, sondern auch die Innovationskraft und Wirtschaftsdynamik Deutschlands und Europas insgesamt nachhaltig fördern.

2. Mehr Wagniskapital mobilisieren

Der deutsche Venture-Capital-Markt bleibt gemessen an der Wirtschaftskraft des Landes hinter seinen Möglichkeiten zurück. Nur 0,17 % des deutschen BIP fließt in Wagniskapital, verglichen mit 0,34 % in Frankreich und signifikant höheren Werten in den USA. Wir müssen also zunächst mehr privates Kapital mobilisieren. Dazu ist es essenziell, die Wahrnehmung des Chancen-Risiko-Verhältnisses von Wachstumsinvestitionen zu verbessern. Diese Assetklasse wird derzeit oft unterschätzt, obwohl ihre Performance besser ist, als ihr Ruf vermuten lässt.

Auch kulturell besteht in Deutschland hohe Skepsis gegenüber Wagniskapital. Es wird viel zu häufig noch mit kurzfristiger Gewinnorientierung, aggressiven Geschäftspraktiken und wenig Transparenz in Bezug auf Entscheidungsprozesse und Investitionskriterien assoziiert. Dabei geht es nicht um das kurzfristige Spekulieren auf schnelle Gewinne, sondern um langfristige Investitionen in innovative Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial. Der Nutzen dieser Investitionen für die Gesellschaft ist im Durchschnitt 3 bis 4-mal größer als für die Investor*innen selbst. Ein Phänomen, das als Spillover-Effekt bekannt ist.

Handlungsempfehlungen

Ein erster Schritt hin zu einer stärkeren Akzeptanz von Venture Capital als Anlageklasse wäre die Schaffung von Transparenz. Durch die systematische Analyse und Veröffentlichung von Rendite-, Verlust- und Ausfallquoten könnten realistische Erwartungen an die Performance von VC-Investitionen etabliert werden. Der Vergleich mit Performancedaten aus den USA oder anderen erfolgreichen VC-Märkten könnte helfen, Stärken und Schwächen des deutschen Markts besser zu verstehen und zu kommunizieren. Institutionelle und private Investoren könnten durch transparente Informationen von der Attraktivität dieser Anlageklasse überzeugt werden. Eine sinnvolle erste Maßnahme wäre also beispielsweise die Etablierung einer unabhängigen Forschungsinitiative zwischen wissenschaftlichen Institutionen, politischen Akteur*innen und Marktakteur*innen sein.

Der wohl größte Hebel besteht im Abbau steuerlicher Hürden bzw. der Lenkungswirkung von Steuern. Dazu gehört es, einen steuerlichen Sofortabzug für Investitionen in förderfähige Start-ups zu ermöglichen. Bei positiven Entwicklungen des Investments sollen entsprechende Veräußerungsgewinne besteuert werden, um den vorherigen Steuervorteil auszugleichen. Unternehmen sollten ihre Corporate-Venture-Capital-Investitionen in Start-ups als Forschungs- und Entwicklungsausgaben steuerlich geltend machen und Verluste entsprechend verrechnen können. Dies würde Unternehmen als Kapitalquelle für Start-up-Finanzierungen attraktiver machen.

Eine Umsatzsteuerbefreiung für Fondsverwaltungsleistungen, wie in anderen EU-Mitgliedsstaaten üblich, würde die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Fonds erhöhen und insbesondere kleineren Fonds den Markteintritt erleichtern (BVK 2024).

Durch die Anpassung der Schwellenwerte für semiprofessionelle Anleger von derzeit 200.000 Euro auf 100.000 Euro, würde zudem mehr Privatinvestor*innen der Zugang zu VC-Investments ermöglicht und die Akzeptanz gesteigert. Gleichzeitig könnten Maßnahmen wie der Aufbau neuer Business-Angel-Netzwerke, eine gesteigerte Sichtbarkeit von Investmentmöglichkeiten über Club-Deal- und Pooling-Strukturen, gezielte steuerliche Erleichterungen sowie die Ausweitung des BAFA INVEST-Zuschusses einen entscheidenden Beitrag leisten.

Eine der zentralen Maßnahmen ist die Einbindung institutioneller Investor*innen in den Wagniskapitalmarkt. Aktuell tragen Pensionsfonds und Versicherungen weniger als 13 % bei. Damit auch diese Primärinvestor*innen verstärkt in die Assetklasse investieren, sind verschiedene Maßnahmen denkbar. Das Hauptproblem liegt in den Vorschriften der EU-Richtlinie Solvency II, die institutionelle Investor*innen dazu verpflichten, risikoreiche Investitionen wie VC mit hohem Eigenkapital abzusichern. Dies macht solche Investitionen im Vergleich zu Alternativen wie Staatsanleihen unattraktiv. Eine kurzfristig umsetzbare Lösung wäre, dass der Staat Ausfallbürgschaft für weitgehend ausfallsichere Wachstumsfonds oder Dachfonds übernehmen könnte. Dies hätte mehrere Vorteile: Für den Staat bedeutet dies zusätzliche Einnahmen durch die Differenz zwischen der Renditeerwartung und der für private Investor*innen benötigten Rendite. Für institutionelle Investor*innen wird so der Zugang zu einer attraktiven Anlageklasse ohne hohe Eigenkapitalanforderungen ermöglicht und für die Wirtschaft würde dies erhebliche Steigerung der Investitionen in Wachstumsunternehmen bedeutet (Brandis 2024).

Eine weitere Maßnahme ist die Schaffung der bereits genannten Dachfonds (auch als „Fund of Funds“). Dabei handelt es sich um Investmentfonds, die nicht direkt in Start-ups oder Unternehmen investieren, sondern ihr Kapital in eine Vielzahl anderer VC-Fonds streuen. Somit tragen sie zur Risikodiversifikation bei und ermöglichen es auch konservativen institutionellen Anleger*innen in Venture Capital zu investieren. Erste richtige Schritte wurden im Rahmen der WIN-Initiative, einem breiten Bündnis von Wirtschaft, Verbänden, Politik und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bereits gegangen. Hieran muss die neue Regierung zwingend anknüpfen und diese weiter ausbauen.

3. Zugang zu Wagniskapital erleichtern

Start-ups erhalten in der Wachstumsphase im internationalen Vergleich deutlich weniger Kapital, insbesondere im Vergleich zu ihren Pendants in den USA (BVK 2024). Besonders schwierig ist die Situation für von Frauen oder diversen Teams geführte Start-ups, die unverhältnismäßig weniger Wagniskapital erhalten (Pitchbook Data 2025). Diese strukturellen Defizite erschweren nicht nur das Wachstum innovativer Unternehmen, sondern hemmen auch die Entwicklung eines diverseren und wettbewerbsfähigeren Innovationsökosystems.

Handlungsempfehlungen

Ein Ansatzpunkt liegt in der gezielten Förderung strategischer Innovationsbereiche. Der seit 2023 bestehende DeepTech & Climate Fonds zeigt bereits, wie Investitionen in künstliche Intelligenz und Biotechnologie zukunftsweisende Entwicklungen unterstützen können (BMWK 2024). Diese Initiativen bieten wichtige Impulse, um nicht nur den Zugang zu Kapital zu verbessern, sondern auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Start-up-Ökosystems zu stärken.

Um den Zugang zu Wagniskapital zu erleichtern, sollten Investitionsprozesse datenbasiert und standardisiert gestaltet werden. Insbesondere staatliche Fonds können durch objektive Kriterien wie Verkaufszahlen oder Teamkompetenzen existierende Bias reduzieren und faire Bedingungen für alle schaffen (Hassan et al. 2020). Eine europäische Lösung in Form eines Dachfonds könnte zudem institutionelle Investoren grenzüberschreitend mobilisieren und so die Finanzierung von Wachstumsunternehmen verbessern (Innovationsagenda 2030).

4. Entrepreneurial Mindset und Hochschul-Ausgründungen stärken

Trotz der hohen allgemeinen Bildungsqualität liegt die Zahl der Unternehmensgründungen in Deutschland bei lediglich 12,8 pro 10.000 Studierende (Gründungsradar 2022). Ein möglicher Grund dafür ist, dass Gründungslehre in Schulen und Hochschulen noch immer nur eine untergeordnete Rolle spielt. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland hierbei unterdurchschnittlich ab (Global Entrepreneurship Monitor 2024).

Da die Unternehmensgründung als berufliche Option dadurch wenig sichtbar ist und sowohl geeignete Strukturen als auch gezielte Unterstützung für die Überführung von Forschungsergebnissen in marktfähige Unternehmen fehlen, bleibt das wirtschaftliche Potenzial wissenschaftlicher Innovationen und interdisziplinärer Zusammenarbeit weitgehend ungenutzt.

Handlungsempfehlungen

Um das unternehmerische Denken zu fördern und Hochschulausgründungen zu stär- ken, sollten Entrepreneurship und Digitalisierung in Schulen und Hochschulen als Querschnittsthemen etabliert werden (Innovationsagenda 2030). Formate wie ein „Start-up-Semester“ könnten Studierenden praxisnahe Gründungserfahrungen bieten und interdisziplinäre Netzwerke stärken (BVK 2024). Ergänzend sollten verpflichtende oder freiwillige Entrepreneurshipkurse in allen Studiengängen eingeführt werden, um Studierende frühzeitig auf die Chancen und Herausforderungen einer Gründung vorzu- bereiten (BMWK, EXIST 2024).

Unterstützend und gleichzeitig qualitätssichernd könnte wirken, wenn den Bildungsträgern zeitgemäßer, digitaler Content für die Lehre zur Verfügung gestellt wird. Wir fordern daher eine Initiative „EdTech for Entrepreneurship Education“ ins Leben zu rufen. Unter der Leitung des Bundesbildungsministeriums (BMBF) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sollte ein Wettbewerb organisiert werden, bei dem EdTech-Start-ups Lösungsvorschläge für unterschiedliche Bildungsstufen einreichen können. Pro Bildungsstufe wird die überzeugendste Lösung ausgewählt und finanziert. Die Finanzierung erfolgt über eine Public-Private-Partnership, bei der öffentliche Mittel mit Beiträgen von Stiftungen kombiniert werden. Bewertet werden die Einreichungen nach Kriterien wie Skalierbarkeit, didaktischem Mehrwert und Innovationsgehalt. Die ausgewählten Lösungen erhalten Unterstützung in Form von Finanzierung, fachlicher Begleitung und Netzwerkzugang, um eine flächendeckende Umsetzung zu ermöglichen. Ziel ist es, unternehmerische Kompetenzen breiter in das deutsche Bildungssystem zu integrieren und gleichzeitig digitale Innovationen im EdTech-Sektor zu fördern.

Zur Unterstützung konkreter Gründungsvorhaben sind eine bessere, langfristig stabile finanzielle Ausstattung und der Ausbau von Technologie-Transfer-Büros an Hochschulen notwendig, um Forschende bei der Kommerzialisierung ihrer Ideen zu unterstützen (BMBF 2024). Reallabore könnten zudem praktische Umgebungen schaffen, in denen interdisziplinäre Teams Zugang zu Infrastruktur und Expertise erhalten und innovative Ideen testen können (Innovationsagenda 2030).

Gleichzeitig müssen internationale Austauschprogramme wie „Erasmus for Start-ups“ den Wissenstransfer und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa fördern. Netzwerke wie „EXIST-Women“ sollten erweitert werden, um Frauen durch Mentoring, Stipendien und Coaching gezielt zu unterstützen (BMWK 2024). Die Sichtbarkeit erfolgreicher Gründerinnen und diverser Teams, auch in den oben genannten Lerninhalten, sollte erhöht werden, um mehr junge Menschen, insbesondere Frauen, für eine unternehmerische Laufbahn zu inspirieren (Innovationsagenda 2030).

Durch diese Maßnahmen kann ein nachhaltiges, interdisziplinäres und diversifiziertes Innovationsökosystem entstehen, das nicht nur die Zahl der Hochschul-Ausgründungen erhöht, sondern auch das Bewusstsein für Gründung als berufliche Option in der Gesellschaft stärkt. Der Wettbewerb um Startup-Factories setzt hier sicherlich neue Maßstäbe. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima spannt mit Wirtschaft und privaten Investoren eine Unterstützungslandschaft auf, die Ausgründungen aus der Wissenschaft einen neuen Schub geben werden (BMWK 2024).

5. Fachkräftemangel bekämpfen, Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen weiter verbessern und Forschungszulage ausbauen

Der Fachkräftemangel, insbesondere im Tech-Bereich, stellt eine erhebliche Wachstumsbremse für Start-ups in Deutschland dar. Besonders auffällig ist die Unterrepräsentation von Frauen in MINT-Berufen: Nur 22 % der Tech-Jobs in Europa werden von Frauen ausgeübt. Dies ist nicht nur eine Frage der Gleichstellung, sondern auch ein wirtschaftliches Problem, da diverse Teams nachweislich kreativer und innovativer arbeiten. Studien zeigen, dass ein höherer Frauenanteil Europas BIP bis 2027 um bis zu 600 Milliarden Euro steigern könnte (McKinsey 2023).

Gleichzeitig bleibt der Transfer von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte bzw. Services eine Herausforderung. Während Länder wie Singapur gezielt in Innovationsförderung investieren, sind die bestehenden Programme in Deutschland, wie etwa EXIST oder die Forschungszulage, zwar ein guter Anfang, aber international weniger wettbewerbsfähig. Länder wie Frankreich, Österreich oder Spanien bieten deutlich attraktivere steuerliche Vorteile für Forschung und Entwicklung.

Die klare Trennung der beiden Themen zeigt: Der Fachkräftemangel erfordert eine verstärkte Förderung von Frauen in MINT-Berufen und attraktivere Bedingungen für Talente, die auch die Lebensbedingungen berücksichtigen. Gleichzeitig braucht es innovative, international konkurrenzfähige Förderprogramme, die Forschungsergebnisse effektiv in marktfähige Produkte umsetzen. Nur durch diese doppelte Strategie können Start-ups langfristig gestärkt werden.

Handlungsempfehlungen

Um den Fachkräftemangel zu adressieren, sollten Bildungsinitiativen und Stipendienprogramme ausgebaut werden, die Frauen und Mädchen gezielt für MINT-Fächer begeistern (Innovationsagenda 2030). Initiativen wie z.B. MINTvernetzt, Girls‘ Day, CyberMentor oder Femtec könnten dabei gezielt gefördert und ausgebaut werden. Ergänzend dazu sollte die Gewinnung internationaler Fachkräfte erleichtert werden. Eine Digitalisierung der Visa-Verfahren und die Einführung eines Bundesministeriums für Migration sowie Relocation Services könnten entsprechende Rahmenbedingungen setzen (Innovationsagenda 2030). Zudem könnten steuerliche Anreize nach dänischem Modell Deutschland für internationale Talente attraktiver machen. In Dänemark erhalten Expatriates über einen Zeitraum von bis zu 7 Jahren von einem vergünstigten Steuersatz von 32,84 % auf Arbeitsentgelt und bestimmte Sondervergütungen (27 % Steuern zzgl. Arbeitsmarktbeitrag). Flankierend wäre eine verbesserte Anerkennung ausländischer Abschlüsse wünschenswert (BMWK 2024).

Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Verbesserung der Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen. Eine Erhöhung der steuerlichen Freibeträge auf mindestens 10.000 Euro pro Jahr (bisher 2.000 Euro) würde die Attraktivität von Start-ups als Arbeitgeber*innen deutlich steigern. Zudem sollte die bestehende Regelung, die die Besteuerung von „trockenen Einkünften“ aufschiebt, auch auf ehemalige Mitarbeitende aus- geweitet werden, die das Unternehmen unter guten Bedingungen als sogenannte Good Leaver verlassen haben. Einheitliche europäische Standards für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme könnten zusätzlich die grenzüberschreitende Mobilität und Rekrutierung fördern (EU-Kommission 2024).

Im Bereich Innovationsförderung sollte die Forschungszulage für Start-ups signifikant erhöht werden. Fördermodelle, bei denen 50 % bis 70 % der förderfähigen Personalkosten übernommen werden, könnten die Skalierung von Unternehmen, wie in Singapur gezeigt, erheblich beschleunigen. Technologieübergreifende Reallabore für ClimateTech und DeepTech könnten helfen, Forschungsergebnisse schneller in marktfähige Produkte umzuwandeln (Innovationsagenda 2030). Europäische Innovationsnetzwerke und gemeinsame Initiativen für ClimateTech und DeepTech sollten gezielt ausgebaut werden, um den Technologietransfer zu fördern.

Partnerschaften mit dem Mittelstand und erweiterte Finanzierungsangebote könnten ebenfalls entscheidende Impulse setzen (EU Green Deal, BVK 2024). Diese Maßnahmen würden nicht nur den Fachkräftemangel und die Innovationsförderung adressieren, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit und Skalierungsfähigkeit deutscher Start-ups im internationalen Kontext stärken.

6. IPOs und Anschlussfinanzierungen stärken

Ein schwacher Kapitalmarkt und eingeschränkte Möglichkeiten für Börsengänge (IPOs) stellen erhebliche Wachstumshemmnisse für Start-ups in Deutschland dar. Während weltweit 2024 insgesamt 876 Börsengänge verzeichnet wurden, entfielen fast ein Viertel davon auf die USA (186) und lediglich 6 % auf Europa (57). In Deutschland wurden gerade einmal 5 IPOs umgesetzt (PwC 2024). In einem ohnehin gründungsfreundlichen Umfeld sind im Gegensatz dazu Börsengänge in den USA ein zentraler Bestandteil des Start-up-Ökosystems. In Deutschland fehlt es jedoch häufig an den notwendigen Anschlussfinanzierungen, um den Übergang von der Wachstums- in die Skalierungsphase erfolgreich zu bewältigen. Dies führt nicht nur zu einer Schwächung der Innovationskraft, sondern auch dazu, dass vielversprechende Unternehmen zunehmend ins Ausland abwandern.

Handlungsempfehlungen

Ein verbesserter Zugang zum Kapitalmarkt ist essenziell, um Start-ups in Deutschland bessere Wachstums- und Skalierungsmöglichkeiten zu bieten. Die regulatorischen Hürden für IPOs sollten gesenkt werden, sodass Unternehmen frühzeitiger und einfacher eine Börsennotierung erreichen können. Als Vorbild könnten spezielle Börsensegmente für Wachstumsunternehmen dienen, wie sie etwa in Großbritannien mit dem „Alternative Investment Market“ (AIM) etabliert wurden. Diese Plattform bietet Start-ups die Möglichkeit, Kapital zu beschaffen, ohne die umfassenden Auflagen regulärer Börsensegmente erfüllen zu müssen.

Ein weiterer wichtiger Schritt wäre die Schaffung eines europäischen Aktienmarktes für Wachstumsunternehmen. Ein solcher Markt könnte nicht nur Finanzierungsoptionen über Ländergrenzen hinweg verbessern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit Europas als Innovationsstandort stärken. Dafür ist es entscheidend, regulatorische Hürden EU-weit zu senken und gleichzeitig rechtliche sowie steuerliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Exits durch private Verkäufe oder Übernahmen erleichtern.

Darüber hinaus sollten gezielte Anschlussfinanzierungsprogramme für wachstums- starke Start-ups in kapitalintensiven Bereichen wie DeepTech und ClimateTech entwickelt werden. Solche Programme könnten öffentliche-private Partnerschaften umfassen und die Einbindung institutioneller Investor*innen fördern. Größere Kapitalvolumina und private Investitionen würden durch diese Maßnahmen mobilisiert, wodurch der deutsche Kapitalmarkt als zentraler Anlaufpunkt für Innovation und Wachstum etabliert werden könnte.

Diese Reformen würden nicht nur den Zugang zu Kapital für Start-ups erleichtern, sondern auch die internationale Attraktivität des deutschen Marktes für Investor*innen erhöhen. Gleichzeitig könnte Deutschland seine Position im globalen Wettbewerb stärken und als führender Standort für Innovationen und Wachstum etabliert werden.

7. Innovationspotenzial voll ausschöpfen: Reformen für eine starke Zukunft

Um das Innovationspotenzial Deutschlands und Europas voll auszuschöpfen, sind tiefgreifende Reformen notwendig. Der Zugang zu Kapital muss gestärkt und staatliche Initiativen enger mit privatem Engagement verzahnt werden. Eine ganzheitliche Gründungsförderung, die Bildung, Diversität und den Transfer wissenschaftlicher Innovationen einbezieht, ist ebenso wichtig wie die gezielte Bekämpfung des Fachkräftemangels und der Abbau überbordender Bürokratie.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen – von der Förderung eines unternehmerischen Mindsets über die Verbesserung steuerlicher und rechtlicher Rahmenbedingungen bis hin zur Stärkung des Wagniskapitalmarkts – bieten konkrete Ansätze, um das europäische Start-up-Ökosystem auf ein neues Level zu heben. Diese Schritte sollen nicht nur den Marktzugang erleichtern, sondern auch die Innovationskraft in zentralen Zukunftsbereichen wie ClimateTech und DeepTech fördern.

Es bleibt jedoch klar, dass die Möglichkeiten des Staates begrenzt sind, auch wenn sie noch nicht vollständig ausgeschöpft wurden. Die Verantwortung, in Innovationen zu investieren, liegt in erster Linie bei der Privatwirtschaft. Die Zeiten, in denen Deutschland auf den Errungenschaften seiner industriellen Vergangenheit ausruhen konnte, sind vorbei. Stattdessen erfordert die Zukunft aktives Handeln und Investitionen in Technologie, Bildung und unternehmerische Netzwerke.

Deutschland und Europa stehen vor großen Herausforderungen, aber auch vor einer einzigartigen Chance. Durch eine enge Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können die Innovationskraft und wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der EU langfristig gesichert werden. Diese Schritte würden Europa als führenden Standort für Unternehmertum und Technologie positionieren und die Wettbewerbsfähigkeit im globalen Kontext erheblich steigern.

Startup-Labor Schwedt startet erste "Startup Challenge Schwedt"

Das Startup Labor Schwedt – ein EXIST-Modellprojekt der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) – startet mit der „Startup Challenge Schwedt“ seine erste Ausschreibung für Start-ups zum Thema Förderung und Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz.

In Schwedt sind Industrien wie Mineralölverarbeitung und Papierherstellung angesiedelt und diese stehen angesichts des Wegfalls russischer Öllieferungen über die Druschba-Pipeline und der Ziele des europäischen „Green Deal“ vor besonderen Herausforderungen, die innovative Lösungen benötigen, um die Zukunftsfähigkeit des Standorts zu sichern.

Das Startup Labor Schwedt bietet Gründenden die Möglichkeit, ihre Technologien direkt in die industrielle Praxis zu überführen und so einen echten Beitrag zur Transformation zu leisten. Das Ziel der ersten „Startup Challenge Schwedt“ ist es nun, innovative technologische Ansätze von Start-ups zu fördern, die die Energie- und Ressourceneffizienz am Industriestandort Schwedt steigern können. Mit dieser Initiative soll der Wandel hin zu einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft beschleunigt und Schwedt als Vorreiter der industriellen Transformation gestärkt werden.

Ablauf der „Startup Challenge Schwedt

Die Challenge ist in zwei Phasen gegliedert:

1. Bewerbungsphase (bis 24.02.2025): Start-ups reichen ihre Ideen ein. Eine Jury wählt bis zu zehn Teams aus, die ihre Konzepte für Pilotprojekte mit Unterstützung von Industriepartnern ausarbeiten. Jedes Team erhält bis zu 25.000 EUR Fördermittel.

2. Pilotphase: Die besten fünf Teams setzen ihre Projekte in Schwedt um. Pro Team stehen hierfür bis zu 300.000 EUR zur Verfügung.

Themen für mögliche Pilotprojekte:

  • Effizienzsteigerung industrieller Technologien, auch durch digitale Tools
  • Intelligente Steuerung von Stoffkreisläufen mit Künstlicher Intelligenz
  • Nutzung industrieller Nebenströme, Rest- und Rohstoffe (z.B. aus Altpapierrecycling oder Ethanolproduktion)
  • CO2-Nutzung in industriellen Prozessen
  • Nachhaltige CO2-Quellen (z. B. aus Oxyfuel-Prozessen mit Biomasse oder Direct-Air-Capture)
  • Nutzung von überschüssiger elektrischer Energie

Partner und Förderung

Das Startup Labor Schwedt wird im Rahmen des Förderprogramms Existenzgründungen aus der Wissenschaft – EXIST durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt und vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg kofinanziert. Die Challenge wird in Zusammenarbeit mit den Schwedter Industriepartnern PCK Raffinerie GmbH und LEIPA Group GmbH sowie den Unternehmen ENERTRAG SE und Verbio SE durchgeführt.

Zeitplan – Save the Date

Bewerbungsschluss: 24. Februar 2025

Auswahl der Teams: März 2025

Start der Konzeptphase: 27. März 2025

Pitch der Konzepte: 11. Juli 2025

Start der Pilotprojekte: 15. Juli 2025

+++ Interessierte Start-ups können sich hier umfassend über die Teilnahmebedingungen informieren und online bewerben. +++

ENAPI: 7,5 Mio. Euro zur Transformation der EV-Ladekonnektivität

Die 2024 von Jakob Kleihues und Dennis Laumen gegründete Plattform von ENAPI zielt darauf ab, die Konnektivität in der EV-Ladeindustrie zu standardisieren und das Ladeerlebnis für EV-Fahrer*innen zu verbessern.

Die Finanzierungsrunde wurde von Voyager Ventures geleitet, mit Beteiligung der bestehenden Investoren Project A, Seedcamp und Helloworld VC, baut auf einer Pre-Seed-Runde in Höhe von 2,5 Millionen Euro Anfang 2024 auf und bringt die Gesamtfinanzierung auf 10 Millionen Euro.

ENAPI ermöglicht es Ladepunktbetreibern (CPOs)/Charge Point Management Systems (CPMS) und eMSPs, Transaktions- und Austauschdaten über Ladesitzungen zu verarbeiten. Derzeit ist diese Infrastruktur äußerst komplex, ineffizient und nicht skalierbar. ENAPI erleichtert es CPOs und eMSPs, Transaktionsdaten nahtlos und kostengünstig miteinander auszutauschen. Das führt zu einer reibungslosen Erfahrung für E-Auto Fahrer*innen, die sich nicht mehr mit ungenauen Informationen über die Zuverlässigkeit von Ladepunkten auseinandersetzen müssen.

Der Mangel an verlässlichen Informationen führt häufig zu einem komplexen und frustrierenden Lade-Erlebnis, was eines der größten Hindernisse für die Elektrifizierung der Mobilität darstellt. Laut einer von McKinsey veröffentlichten Studie sind 70% der E-Auto-Besitzenden mit der bestehenden Ladeinfrastruktur unzufrieden. Vorteile für CPOs sind unter anderem, dass sie die volle Kontrolle und Flexibilität behalten, keine Transaktionskosten anfallen und die Datenqualität verbessert wird.

„Unsere Mission ist es, EV-Ladevorgänge nahtlos, effizient und zugänglich zu gestalten“, erklärt Jakob Kleihues, CEO und Mitbegründer von ENAPI. „Wir möchten das Laden von E-Fahrzeugen für alle einfacher machen. Mit unserer Lade-Plattform ermöglichen wir es, Zahlungen und Datentransfer für jedes EV-Lade-Unternehmen effizienter zu machen, sodass sie sich auf die Weiterentwicklung der E-Mobilitäts-Revolution konzentrieren können.“

Mit mehr als 350.000 Ladepunkten und Partnerschaften mit 8 der 10 größten eMobility Service Provider (eMSPs) Europas in weniger als sechs Monaten ist die Plattform von ENAPI auf Wachstumskurs. Die finanziellen Mittel sollen genutzt werden, um die Transaktions-Infrastruktur weiter auszubauen, die Marktpräsenz in Europa und den USA zu stärken und das hochkarätige technische Team weiter auszubauen.

Um das schnelle Wachstum weiter voranzutreiben, hat das Start-up u.a. sein Gründerteam erweitert: Leopold Lerach von Project A wird als Chief Operating Officer (COO) hinzukommen. Als früher Unterstützer und Investor, bringt Leopold Lerach umfassende Erfahrung im Skalieren von Dateninfrastrukturlösungen mit. Darüber hinaus setzt das junge Unternehmen weiterhin auf die Rekrutierung von Top-Technik-Talenten, um seinen Wettbewerbsvorteil auszubauen.

SiGi: Forschungsprojekt zur Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen

Welche Aktivitäten verhelfen Start-ups von Frauen dazu, bei relevanten Zielgruppen „auf dem Radar“ zu erscheinen? Was behindert die Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen, was befördert sie? Ein Forschungsprojekt sucht Antworten.

Mit diesen Fragen befasst sich das Forschungsprojekt „Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen (SiGi)“, verankert am Institut für Mixed Leadership (IML) und Institut für Entrepreneurship (IFE) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS).

„Sichtbarkeit ist ein unternehmerisches Instrument, mit dem Start-ups sich wichtige Ressourcen wie Kundenkontakte, mediale Aufmerksamkeit oder Wagniskapital beschaffen können. Sind Gründerinnen nicht sichtbar, fehlen zudem Rollenvorbilder, die mehr Frauen motivieren zu gründen. So geht Potenzial für gesellschaftliche Akzeptanz und Innovationskultur verloren“, erläutern die Projektleiterinnen Prof. Dr. Veronika Kneip und Dr. Melanie Slavici.

Stereotype in den Köpfen relevanter Gatekeeper

Das SiGi-Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, startete im Oktober 2022 und läuft noch bis September 2025. Die erste Projekthälfte legte den Fokus auf wissenschaftliche Erkenntnisse, Basis waren Interviews mit Investor*innen, Medienschaffenden und Start-up-Gründer*innen. Zentrale Fragen: Welche Sichtbarkeiten sind im Start-up-Kontext wesentlich, welchen Einfluss haben stereotype Fremdbilder und vergeschlechtlichte Denkweisen in den Köpfen relevanter Gatekeeper? Welche Sichtbarkeitsstrategien nutzen Gründer*innen und welche Rolle messen sie selbst ihrem Geschlecht bei?

Die zweite Projekthälfte leistet den Transfer in die Praxis. Dafür entwickelt das SiGi-Team modulare Workshopinhalte für (angehende) Gründerinnen.

Die Ausgangslage

In Deutschland gründen Frauen deutlich seltener Start-ups als Männer. Laut Deutschem Startup Monitor 2024 liegt die Quote mit 18,8 Prozent nicht nur auf einem niedrigen Niveau, sondern ist erstmals nach Jahren des Anstiegs sogar rückläufig (2023: 20,7 Prozent). „Die Forschung zeigt zudem geschlechterspezifische Ungleichbehandlungen beim Zugang zu Wagniskapital sowie unterschiedliche Rollenerwartungen an Gründerinnen und an Gründer“, so Prof. Dr. Kneip.

Für die Untersuchung im Rahmen des Projekts führte das Forschungsteam Interviews mit Medienschaffenden und Risikokapitalgeber*innen, um die Selektionsmechanismen dieser zwei Gatekeeper-Gruppen zu verstehen. Wie entscheiden Medienschaffende, über wen sie berichten? Wie werden Investor*innen auf für sie interessante Start-ups aufmerksam? Außerdem wurden 30 Cases (zehn Start-ups rein männlicher Gründerteams, neun rein weiblicher sowie elf gemischte Teams) analysiert. Leitfragen hier: Welchen Stellenwert messen Gründer*innen der Sichtbarkeit bei und welchen Aufwand betreiben sie, um sichtbar zu sein?

Forschungsergebnisse zu Gatekeepern (Medien/Kapitalgebende)

„Unsere Forschung zeigt, dass die beiden Gatekeeper-Gruppen aufgrund ihrer unterschiedlichen Interessen, Risiken und Abhängigkeiten rollen(in)kongruentes Handeln von Gründerinnen unterschiedlich beurteilen“, so Dr. Slavici. Während Investor*innen ihr eingesetztes Kapital erhöhen wollen, suchen Journalist*innen nach Geschichten mit hohem Nachrichtenwert. Beide Gruppen sind dabei von unterschiedlichen Faktoren abhängig: Ausschlaggebend für eine ökonomische Gewinnmaximierung der Investor*innen sind „harte“ Kennzahlen wie Unternehmensbewertung oder Umsatzsteigerung. Mediale Aufmerksamkeit indessen kann durch weichere Faktoren erzeugt werden, die nicht unbedingt mit unternehmerischem Gewinn verbunden sein müssen oder teils sogar im Widerspruch dazu stehen wie etwa Berichte über Entlassungen, Übernahmen oder Insolvenzen.

„Think entrepreneurial – think male“

„Unsere Forschungsfrage, ob an Gründerinnen andere Erwartungen gestellt werden als an Gründer und inwieweit ihnen das den Zugang zur Start-up-Szene und das erfolgreiche Bestehen darin erschwert, ist daher differenziert zu beantworten“, so Kneip. „Es bestehen eindeutig geschlechterspezifische Erwartungen, jedoch sind diese nicht automatisch vorteilhaft oder nachteilig für Gründerinnen.“ So wird innerhalb der Medienlogik sowohl rollenkongruentes als auch rolleninkongruentes Verhalten belohnt, sofern es Nachrichtenwert generiert. Innerhalb der Finanzierungslogik dominiert weiterhin das Paradigma „think entrepreneurial – think male“ („denke unternehmerisch – denke männlich“), sodass Gründerinnen ihre Geschlechterrollen durchbrechen müssen, wenn sie diese Erwartungen erfüllen wollen.

Aber auch in Verbindung mit der Medienlogik zeigen sich Widersprüche und paradoxe Verhaltensweisen der Gatekeeper: So wirkt bei Gründerinnen eine zurückhaltende Kommunikation sympathisch, aber im Business-Kontext deplatziert. Außerdem wird der Fokus auf das Äußere erwartet, zugleich aber auch sanktioniert, und der hohen Aufmerksamkeit für die Exotinnen stehen Ermüdungserscheinungen in Bezug auf das „Frauen-Thema“ („Darüber reden wir doch schon seit Jahrzehnten, ist das nicht endlich mal ausdiskutiert?“) und Widerstand gegenüber, beispielsweise angesichts spezieller Frauen-Formaten, durch die sich männliche Gründer teilweise benachteiligt fühlen.

Spillover-Effekte zwischen Medien- und Finanzierungssystem

Dabei kommt es nicht zuletzt zu Spillover-Effekten zwischen dem Medien- und dem Finanzierungssystem: Sichtbarkeit ist relevant für die Finanzierung, Finanzierungsrunden wiederum erzeugen Nachrichtenwert. Beide Gatekeeper-Gruppen bewegen sich demnach zwischen beiden Logiken und tragen teils zur Bestärkung bestehender Erwartungen und Geschlechterstereotype, teils zu ihrer Veränderung bei.

„Interessanterweise werden bestehende Strukturen des Start-up-Ökosystems, beispielsweise überzogene Gewinnerwartungen, als kontraproduktiv erkannt, sie sind aber dennoch weiterhin handlungsleitend“, so Kneip. Folglich sind Gründerinnen innerhalb der Systemlogik immer mit dem Problem fehlender (wahrgenommener bzw. zugeschriebener)
Authentizität konfrontiert, da diese häufig mit Weiblichkeit oder weiblichen Werten im Sinne genderspezifischer Rollen­erwartungen gleichgesetzt wird. „Es ist quasi ein Teufelskreis: Kommunizieren Frauen eine realistische Gewinnerwartung, wirkt das authentisch, wird jedoch sanktioniert, da das Ökosystem hohe Gewinnaussichten erwartet und entsprechend honoriert“, erläutert Prof. Kneip. „Kommunizieren Frauen sehr selbstbewusst diese hohen Gewinnerwartungen, passt das in die Start-up-Logik, wird jedoch vielfach als wenig authentisch wahrgenommen.“ Hinzu kommt, dass häufig das Verständnis für die Geschäftsmodelle der Gründerinnen fehlt, insbesondere bei Tech-Start-ups, und Frauen ein tragfähiges Geschäftsmodell nicht zugetraut wird.

Allerdings können moderierende Effekte das vorherrschende Gründerideal verändern. So tragen Wirtschaftskrisen, steigende Zinsen und Inflation zu einer „Abkühlung“ im Bereich der Wagniskapitalfinanzierung und einem neuen Fokus auf eine realistische Finanzplanung bei. „Dies kann eine Chance für Gründerinnen, aber durchaus auch für Gründer, sein, da weniger stereotype Erwartungen innerhalb eines Ökosystems grundsätzlich mehr Raum für Individualität und eine Vielfalt an Geschäftsmodellen lassen“, so Kneip.

Sichtbarkeitsdynamik und -ketten

Im Rahmen der Interviews (30 Cases) konnten fördernde und hemmende Faktoren herausgearbeitet werden, um das Selbstverständnis von Tech-Gründer*innen in Bezug auf ihre unternehmerische Sichtbarkeit herauszuarbeiten. „Die tatsächliche Sichtbarkeitsdynamik, die nicht immer linear oder rational verläuft, konnten wir mithilfe sogenannter Sichtbarkeitsketten erklären“, so Kneip.

Ein Beispiel für solch eine „Kettenreaktion“: Kontaktanbahnungen aus Messen werden im Anschluss genutzt, um das Netzwerk auf Social Media zu erweitern und dort potenzielle Kund*innen über die Aktivitäten des Start-ups auf dem Laufenden zu halten. Bestenfalls ergibt sich aus diesen Kontakten eine tatsächliche Zusammenarbeit. Kommt es zu einer Kooperation mit einem namhaften Unternehmen, wird dies häufig von Pressemitteilungen des betreffenden Unternehmens begleitet, die im besten Fall überregionale Aufmerksamkeit in den Medien erzeugt, die das Start-up wiederum als Referenz auf Social Media nutzen und so weitere Kund*innen akquirieren kann.

Diese Ketten entwickeln sich dynamisch und hängen häufig von der Unterstützung relevanter Stakeholder ab. So konnte das Forschungsteam zeigen, wie einzelne Sichtbarkeiten aufeinander aufbauen und sich gegenseitig verstärken können.

Feministisch, pragmatisch oder genderneutral

Mit Blick auf geschlechtsspezifische Aspekte von Sichtbarkeit hat das Forschungsteam analysiert, was Gründerinnen aktiv tun, um eine bestimmte geschlechts(un)abhängige Sichtbarkeit herzustellen. „Wir werden immer als ,Female Founder‘ bezeichnet. Ich würde mir wünschen, dass wir einfach als Founder gesehen werden und dass es ganz normal ist, als Frau zu gründen“, lautet die Aussage einer Gründerin.

Während die „Sichtbarkeit als Start-up“ auf der organisationalen Ebene von den Gründerinnen primär als geschlechtsneutral wahrgenommen wird, existieren auf der individuellen Ebene durchaus geschlechtsspezifische Selbstbilder.

Drei Idealtypen, beispielhaft illustriert mit Zitaten aus den Befragungen, kristallisierten sich im Rahmen der Interviews heraus: die feministische, die strategisch-pragmatische und die genderneutrale Gründerin.

  • Die Feministin: „Ich habe auch immer Gelegenheiten genutzt, um Vorträge zu halten oder Mentorship zu übernehmen […]. Um eben zu zeigen, dass man als Frau auch in
    Männer-dominierten Bereichen erfolgreich sein kann.“
  • Die pragmatische Strategin: „Und ich persönlich bin auch einfach sehr dankbar über die ganzen Sachen. Ich nehme jede Leiter, die es gibt.“
  • Die Verfechterin der Geschlechtsneutralität: „Ich hoffe, dass unser generelles Setup als Unternehmen ein Beispiel sein wird. […] Wir sind sehr divers. Und ich denke, das ist es, was wir gern promoten würden. Nicht, dass ich als Hauptgründerin zufällig eine Frau bin. Denn ich denke, das sollte nicht wichtig sein.“

Für die Umsetzung von Sichtbarkeitsstrategien in der Praxis leiten die Forscher*innen daraus die Erkenntnis ab, dass insbesondere eine bewusste Reflexion und strategische Nutzung der geschlechterunabhängigen bzw. potenziell geschlechterabhängigen Dimensionen wesentlich sind. In diesem Kontext geht es nicht zuletzt darum, das eigene Selbstbild als Gründerin mit dem von außen herangetragenen Fremdbild abzugleichen.

Transferprogramm SHINE

Im Rahmen des Transferprogramms SHINE wurden diese Erkenntnisse in ein halbtätiges Workshopformat überführt, um Gründerinnen dabei zu unterstützen, ihre Sichtbarkeit zu reflektieren und zu entscheiden, welche Formen der Sichtbarkeit in welcher Phase der Unternehmensgründung für sie machbar und sinnvoll sind. Durch Gruppendiskussionen
lernen die Teilnehmerinnen, wie sie sich selbstbewusst und authentisch präsentieren können, um ihr Netzwerk zu erweitern und potenzielle Kund*innen anzuziehen, und sie lernen konkrete Beispiele für geeignete Sichtbarkeitsinstrumente. „Dies ist neben dem Auftreten in klassischen und sozialen Medien das Agieren als Rollenvorbild durch Präsenz auf Messen, auf Podien oder in Mentorship-Programmen“, erläutert Prof. Kneip. Auch Kooperationen mit etablierten Industriepartner*innen oder Hochschulen erzeugen Sichtbarkeit.

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Die Fachtagung zum Forschungsprojekt „Sichtbarkeit inno­vativer Gründerinnen (SiGi)“ findet am 3. und 4. April 2025 an der Frankfurt UAS zu den Themen Entrepreneurship, Female Entrepreneurship, innovative Gründungen und Sichtbarkeit statt. Weitere Infos unter www.frankfurt-university.de/sigi

Ecoplanet: 16. Mio. Euro für Ausbau des KI-basierten Energie-Cockpits

Das 2022 von Henry Keppler und Maximilian Dekorsy in München gegründete ecoplanet gilt als Pionier im Energiemarkt. Das Start-up unterstützt Unternehmen, ihren Energieverbrauch zu optimieren, um operative Exzellenz und langfristige Resilienz zu gewährleisten.

Die Series-A-Finanzierungsrunde über 16 Millionen Euro wird angeführt von EQT Ventures und weiterhin unterstützt von HV Capital, Mit der Finanzierung soll das Wachstum weiter beschleunigt und die Software von ecoplanet weiterentwickelt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Einsatz modernster KI-Technologie entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Unternehmen - von der Maschine bis in den Markt.

Mit über 2 TWh verwaltetem Gesamtenergieverbrauch an mehr als 2.000 Standorten in Deutschland, vereinfacht das KI-gestützte ecoplanet Cockpit alle Bereiche des modernen Energiemanagements, indem es Energieverbrauch und Energieversorgung in einer Software integriert. Dadurch wird der Energieverbrauch nachhaltig optimiert, Kosten gesenkt und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sichergestellt. Mit ecoplanet können Unternehmen Energie dann verbrauchen, wenn sie günstig und grün ist.

„Diese Finanzierungsrude in Höhe von 16 Millionen Euro ist ein wichtiger Meilenstein in unserer Unternehmensentwicklung“, erklärt Maximilian Dekorsy, Mitgründer von ecoplanet. „Steigende und volatile Energiekosten sind zu einer ernsthaften Bedrohung für europäische Unternehmen geworden und gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stark. Unsere Software ermöglicht es Unternehmen, Kosten signifikant zu senken und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Herausforderungen im europäischen Energiemarkt

Die europäische Energiewirtschaft hat sich in den letzten Jahren radikal geändert und wird diesen Wandel auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Seit 2019 ist die Volatilität der Strompreise beispielsweise in Deutschland um 500 % gestiegen und wird sich innerhalb des nächsten Jahres laut Schätzungen erneut verdoppeln. Insbesondere da Energiekosten heute in einigen Fällen mehr als 10% der Gesamtkosten dieser Unternehmen ausmachen, gefährden diese Preisschwankungen die Unternehmen sehr. Zudem machen strengere regulatorische Vorgaben integrierte Energiemanagementlösungen unverzichtbar.

Das ecoplanet Cockpit stellt das Energiemanagement auf die nächste Stufe, indem es zusätzliche Einsparungen, automatisierte Prozesse und datengetriebene Entscheidungen ermöglicht, sowie gleichzeitig auch den manuellen Aufwand bei der Erfüllung regulatorischer Erfordernisse reduziert. Eine Vielzahl von Kund*innen konnte die Energiekosten bereits im ersten Jahr um 20% und die Arbeitsbelastung deutlich um 60% reduzieren.

„Die Energiemärkte befinden sich in einem fundamentalen Wandel. Erneuerbare Energien machen heute schon über 50% der gesamten Stromerzeugung in Deutschland aus und sorgen dafür, dass ein integriertes Energiemanagement essentiell geworden ist“, sagt Dr. Henry Keppler, Mitgründer von ecoplanet. „Es ist vergleichbar mit Privathaushalten, in denen das Elektroauto dann aufgeladen wird, wenn die Solarleistung hoch ist: Auch Unternehmen müssen ihren Energieverbrauch flexibel an die Verfügbarkeit anpassen. ecoplanet ermöglicht Unternehmen in Deutschland und darüber hinaus, Energie dann zu verbrauchen, wenn sie günstig und verfügbar ist.“

Strategische Partnerschaft mit EQT Ventures

EQT Ventures, mit umfassender Erfahrung in der Skalierung junger Unternehmen, bietet ecoplanet wertvolles Know-how und Zugang zu einem weitreichenden Netzwerk an Industriepartnern. „Wir sind stolz darauf, ecoplanet dabei zu unterstützen, Energiemanagement für Unternehmen in Europa neu zu definieren“, sagt Sandra Malmberg, Partnerin bei EQT Ventures. „Ihr innovativer Ansatz erfüllt eine dringende Marktnachfrage und wir freuen uns darauf, das Wachstum weiter zu beschleunigen.“

Neben der Investition von EQT hat HV Capital sein starkes Engagement für die Mission des Unternehmens erneut bekräftigt und seine Unterstützung weiter ausgebaut. „Unsere Investition in ecoplanet vor fast zwei Jahren hat unsere Erwartungen übertroffen“, erklärt Felix Klühr, General Partner bei HV Capital. „Die Fähigkeit des Teams, das Unternehmen schnell weiterzuentwickeln und ein Produkt zu bauen, das ein fundamentales Problem europäischer Unternehmen löst, ist beeindruckend. Gemeinsam mit EQT Ventures freuen wir uns darauf, das nächste Kapitel ihrer Erfolgsgeschichte zu begleiten.“

50 Mio. Euro für Berliner FinTech Nelly

Das 2021 von Niklas Radner, Lukas Eicher, Dr. Tobias Heuer, Rasmus Schults und Laurids Seibel gegründete Berliner FinTech-Start-up Nelly Solutions hat sich zum Ziel gesetzt, die administrative Belastung für Ärzt*innen, medizinisches Personal und Patient*innen zu minimieren und die Digitalisierung des europäischen Gesundheitswesens voranzutreiben.

Während viele Branchen in Deutschland mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen haben, boomt der Gesundheits- und Technologiesektor. Nelly, eines der am schnellsten wachsenden Health- und FinTechs in Europa, hat heute den erfolgreichen Abschluss seiner Series-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 50 Mio. Euro bekannt gegeben. Die Finanzierungsrunde wurde von Cathay Innovation zusammen mit Notion Capital sowie den bestehenden Investoren b2venture, Lakestar, Motive Ventures und arc investors geführt.


Dringlichkeit der digitalen Transformation

Eine Studie von McKinsey & Company verdeutlicht die dringende Notwendigkeit für die digitale Transformation im Gesundheitswesen. Laut der Studie betrachten 70 % der Gesundheitsfachkräfte in Europa veraltete Verwaltungsprozesse als ein großes Hindernis für Effizienz und Patientenzufriedenheit.

Das Praxis- und Patient*innenportal sowie das Financial Operating System (FinOS) von Nelly wurden speziell für Arztpraxen entwickelt, um Abläufe wie Patientenaufnahme, Dokumentenmanagement und Zahlungsabwicklung zu optimieren. Durch die nahtlose Integration in Praxisverwaltungssoftware ermöglicht es Nelly, die Betriebsabläufe effizienter zu gestalten und medizinischen Fachkräften mehr Zeit für die Patient*innenversorgung zu geben. Auch Patient*innen profitieren von einem vollständig digitalen Erlebnis, bei dem sie ihre gesamte Reise – vom Check-in bis zur Zahlung – sicher über ihr Smartphone verwalten können.

Fokus auf Produkterweiterung und geografischer Expansion

Seit der Series-A-Runde hat Nelly seinen Kund*innenstamm mehr als verdoppelt: Die Plattform digitalisiert mittlerweile Prozesse für über 1.200 Arztpraxen und zwei Millionen Patient*innen. Damit hat Nelly neue Standards für Zahlungs- und Verwaltungsabläufe im Gesundheitswesen gesetzt. Nun plant das Unternehmen, sein Produkt weiterzuentwickeln und sein Angebot auf neue europäische Märkte auszuweiten, um seine Position als führendes FinTech im Gesundheitswesen zu stärken.

„Die Unterstützung unserer Investoren unterstreicht nicht nur das Vertrauen in unser Team und Geschäftsmodell, sondern auch in unsere Fähigkeit, die Ergebnisse für medizinische Fachkräfte und Patienten zu verbessern“, sagt Niklas Radner, Mitgründer und CEO von Nelly. „Wir freuen uns darauf, administrative Abläufe weiter zu automatisieren und Prozessinnovationen voranzutreiben.“

Im Rahmen seiner europäischen Expansion ist Nelly kürzlich in den italienischen Markt eingetreten – eine Region, die mit ähnlichen strukturellen Herausforderungen in der Verwaltung und Digitalisierung des Gesundheitswesens konfrontiert ist. Das neue Kapital soll verwendet werden, um die internationale Expansion weiter voranzutreiben und die Entwicklung zusätzlicher Produktlinien zu finanzieren, die auf die sich wandelnden Bedürfnisse von Gesundheitsanbieter*innen abgestimmt sind.

„Unsere Vision ist es, Europas größtes FinTech im Gesundheitswesen zu werden und sowohl Gesundheitsanbietern als auch Patienten einen unvergleichlichen Mehrwert zu bieten“, schließt Niklas Radner ab.

Robotik-Start-up NEURA Robotics erhält 120 Mio. Euro Series-B-Finanzierung

Das 2019 von David Reger gegründete NEURA Robotics, Pionier der kognitiven Robotik und Deutschlands einziger Hersteller für humanoide Roboter, will die europäische Robotik-Industrie anführen und sich als starker Player gegenüber großen globalen Akteuren positionieren. Das frische Kapital soll in die weitere Forschung und Entwicklung fließen und die Einführung neuer, weltweit führender Produkte unterstützen.

NEURA Robotics wurde 2019 von David Reger gegründet und hat sich mit der Entwicklung von Robotern, die nahtlos mit Menschen in Branchen wie Fertigung, Logistik und Gesundheitswesen zusammenarbeiten können, schnell zu einem weltweit führenden Unternehmen für kognitive und humanoide Robotik entwickelt. Mit seiner einzigartigen Sensortechnologie und KI-Integration hat NEURA Robotics den weltweit ersten kognitiven Cobot auf den Markt gebracht und ist nun führend in der Entwicklung marktreifer humanoider Roboter. Allein im vergangenen Jahr hat das Team von NEURA Robotics die Zahl seiner Mitarbeitenden auf über 300 verdoppelt und den Umsatz um das Zehnfache gesteigert.

+++ Hier geht’s zur StartingUp-Gründungsstory von NEURA Robotics +++

Die 120 Mio.-Euro-Finanzierungsrunde wird von Lingotto Investment Management geführt. Weiterhin sind BlueCrest Capital Management, Volvo Cars Tech Fund, InterAlpen Partners, Vsquared Ventures, HV Capital, Delta Electronics, C4 Ventures, L-Bank, der Gründer David Reger selbst und weitere Akteure beteiligt.

David Reger: „Das Marktpotenzial der kognitiven Robotik ist größer als das des Smartphones. Ich bin stolz darauf, dass NEURA den ersten kognitiven Roboter auf den Markt gebracht hat und der einzige deutsche Player in der humanoiden Robotik ist. Das Investment zeigt das Vertrauen unserer Investoren in mein Team und in die Pionierarbeit, die wir für die moderne Robotik in Europa leisten.“

Nikhil Srinivasan, Managing Partner bei Lingotto Horizon: „Wir sind stolz darauf, in NEURA Robotics und seinen visionären Gründer David Reger zu investieren. Das außergewöhnliche technologische Know-how und die bahnbrechenden Innovationen von NEURA verändern sowohl die Industrie- als auch die Verbraucher-Robotik. Mit herausragenden KI-Fähigkeiten, einem außergewöhnlichen Wachstumskurs und einem Auftragsbestand von einer Milliarde Dollar ist NEURA auf dem besten Weg, ein Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen und eines der bedeutendsten Robotik-Unternehmen der Welt zu werden.“

Mit Blick auf die Zukunft konzentriert sich NEURA Robotics nicht nur auf die eigene Expansion, sondern auch auf das langfristige und nachhaltige Wachstum der kognitiven Robotik im Herzen Europas. Das frische Kapital wird in die weitere Forschung und Entwicklung fließen und die Einführung neuer, weltweit führender Produkte unterstützen – alles auf Basis der unternehmenseigenen Neuraverse-Plattform, ein Ökosystem, das die Innovation in der kognitiven Robotik durch verschiedene Elemente wie ein Betriebssystem für kognitive Robotik und einen Marktplatz für Fähigkeiten von Robotern beschleunigen wird. Angesichts des umfangreichen Portfolios und der Erfolgsbilanz von NEURA Robotics erwarten die Investoren in den kommenden Jahren weiteres Wachstum sowie rasche Fortschritte in Innovation und Entwicklung.

Berliner GovTech-Start-up Eduneon sichert sich Beteiligung

Die BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH beteiligt sich zusammen mit der RAG-Stiftung und Leadinvestor Futury Capital am 2022 gegründeten Start-up Eduneon. Über die Höhe der Summe wurde Stillschweigen vereinbart.

Die Eduneon GmbH wurde 2022 gegründet und hat sich seither als Dienstleister für moderne Planung und Beschaffung in Kommunal- und Kreisverwaltungen etabliert. Mit seiner Softwarelösung hilft das Start-up bislang insbesondere Schulen und Schulträgern bei der nachhaltigen Planung und bildet dabei die wesentlichen Planungs- und Beschaffungsprozesse der öffentlichen Verwaltung ab. In einem Markt, in dem Verwaltungsarbeit oft noch stark von Excel und Insellösungen für Teilprozesse geprägt ist, integriert und automatisiert Eduneon das Prozessmanagement und unterstützt so die Digitalisierung der öffentlichen Schulverwaltung. Die Software hilft zudem dabei, das Risiko von Fehlinvestitionen zu vermeiden und Ressourcen zielgerichtet einzusetzen. Zahlreiche Schulträger setzen seit der Markteinführung 2023 bereits auf Eduneon, darunter Städte wie Offenbach am Main, die Hansestadt Lübeck, Wolfsburg und Solingen sowie der Landkreis Darmstadt-Dieburg und die Kreise Paderborn und Ostholstein.

Wachstum und Expansion in die DACH-Region

Mit der neuen Finanzierung – das frische Kapital stammt von der BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH, der RAG-Stiftung und vom Leadinvestor Futury Capital – will Eduneon weiter wachsen und seine Plattform u.a. mit KI-Anwendungen ausbauen. Das Team soll in den Bereichen Entwicklung, Vertrieb und Customer Success weiter verstärkt und die Marktposition in Deutschland ausgebaut werden. Gleichzeitig will das Start-up die Expansion in angrenzende Märkte sowie in der DACH-Region vorantreiben.

Clemens Grolman, CEO von Eduneon, erklärt: „Wir haben eine Lösung entwickelt, die es Verwaltungen in Zeiten knapper Haushaltsbudgets und Personalmangels ermöglicht, den Überblick zu behalten und innerhalb der vorhandenen Ressourcen die bestmögliche Ausstattung für öffentliche Einrichtungen sicherzustellen. Mit der Bildungsverwaltung haben wir den Grundstein gelegt. Unsere ganzheitlich integrierte Plattform für Planung und Beschaffung ist jedoch vielseitig einsetzbar: Sie deckt sämtliche kommunalen Fachbereiche ab, von Stadtverwaltungen über die Polizei bis hin zu Kitas. Darüber hinaus arbeiten wir an integrierten Lösungen für Landesverwaltungen, Rechenzentren und Lösungsanbietern.“

Benjamin Krahmer, Geschäftsführer von Futury Capital, sagt: „Eduneon hat eindrucksvoll gezeigt, wie groß der Bedarf und gleichzeitig die Nachfrage bei öffentlichen Verwaltungen ist. Das Unternehmen hat das Potenzial, die Planungs- und Beschaffungsprozesse im öffentlichen Sektor nachhaltig zu verändern. Die Innovationskraft von Eduneon kann den digitalen Wandel in der öffentlichen Verwaltung maßgeblich vorantreiben.“

David Schäffler von der BMH ergänzt: „Wir sind vom Geschäftsmodell und den daraus resultierenden Wachstumschancen von Eduneon überzeugt, nicht zuletzt weil das Unternehmen mit seiner innovativen Softwarelösung bereits nach kurzer Zeit über 30 Kommunen in fünf Bundesländern für sich gewinnen konnte. Wir freuen uns, Eduneon auf seinem weiteren Erfolgskurs zu begleiten.”