FarmInsect: 8 Mio. EUR für Münchner Insektenzucht-Pionier


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Das Münchner AgriTech-Start-up hat eine automatisierte Mastanlage entwickelt, mit der Landwirte proteinreiche Futtermittel aus Insektenlarven am eigenen Betrieb herstellen können.

Die FarmInsect GmbH mit Sitz in Bergkirchen bei München wurde 2019 von den Serial-Entrepreneuren Wolfgang Westermeier und Thomas Kuehn gegründet, um die Futtermittelproduktion in der Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Als einer der weltweit größten CO2-Emittenten hat die Landwirtschaft einen erheblichen Anteil am Fortschreiten des Klimawandels. Besonders zur Tiermast verwendete konventionelle Futtermittel wie Soja und Fischmehl stehen im Fokus: Die Ausweitung von Soja-Ackerflächen erfordert das Abholzen großräumiger Regenwaldgebiete, die Überfischung der Meere verändert die natürliche Zusammensetzung des gesamten Ökosystems.

Kleines Insekt – Große Wirkung

Inspiriert durch die EU-Zulassung von Insekten als Futtermittel für Nutztiere im Jahr 2017 entwickelten die Food- und Agri-Tech-Spezialisten Westermeier und Kuehn das Konzept für FarmInsect, um den Import von Soja und Fischmehl durch eine umweltschonende Alternative zu ersetzen. Im Zentrum des Ansatzes stehen die Junglarven der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens), die das Unternehmen an seinem Produktionsstandort züchtet und wöchentlich an landwirtschaftliche Betriebe liefert. Die Landwirte können die Junglarven dann mit einer von FarmInsect entwickelten, automatisierten Mastanlage mit regionalen Nebenprodukten wie Ernte- oder Schälresten mästen.

Durch dieses System der Kreislaufwirtschaft entsteht hochwertiges Proteinfutter, das sich kostengünstiger, mit weniger CO2-Emissionen und unabhängig von globalen Lieferketten direkt auf dem Hof produzieren lässt. Als Nebenprodukt der Mast entsteht zusätzlich Kompost, der entweder zur Düngung der eigenen Felder eingesetzt, in einer Biogasanlage als Maisersatz oder nach einer speziellen Wärmebehandlung als qualitativ hochwertiger Dünger verkauft werden kann. Insgesamt belaufen sich die Einsparungen für landwirtschaftliche Unternehmen bei den Futtermittelkosten durch den Ansatz von FarmInsect auf bis zu 30 Prozent. Überwacht werden alle Prozessschritte durch eine interaktive IT-Plattform, die den Landwirt Schritt für Schritt durch die Produktion führt.

Ausweitung der Produktion und des Vertriebs

Nun hat FarmInsect eine Series-A-Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen und insgesamt 8 Mio. EUR eingesammelt. Bayern Kapital beteiligte sich erstmals im Sommer 2021 an FarmInsect und erweitert das Investment nun aus Mitteln des Wachstumsfonds Bayern 2. Sandwater als Lead-Investor, Minderoo Foundation und der aus EU-Fördermitteln gespeiste EIC Fund stoßen neu zu dem Kreis der Investoren hinzu. Mit dem frischen Kapital plant FarmInsect den Ausbau der Vertriebsaktivitäten sowie die Erhöhung der Produktionskapazitäten auf maximale Auslastung in der derzeitigen Produktionsstätte für Junglarven.

Thomas Kuehn, Gründer und CEO von FarmInsect, freut sich über die finanzielle Unterstützung: „Wir sind sehr dankbar für das Vertrauen, das unsere Investoren uns entgegenbringen. Gemeinsam werden wir unser ambitioniertes Ziel vorantreiben, Soja- und Fischmehl in der EU durch unser nachhaltiges Kreislaufmodell gänzlich zu ersetzen. In einem kommenden Schritt planen wir mit einer Intensivierung unserer F&E-Aktivitäten die derzeitige Zuchtlinien entscheidend zu erweitern. Ein weiteres Ziel ist die Eröffnung einer zusätzlichen Produktionsstätte.“

Monika Steger, Geschäftsführerin von Bayern Kapital, kommentiert: „Bereits bei der ersten Beteiligung vor rund zwei Jahren stand für uns fest: Insekten-Futtermittel sind ein essentielles Puzzlestück für eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft. Das erfahrene Team von FarmInsect hat das Unternehmen sehr positiv entwickelt, erste Kundenanlagen installiert sowie einen neuen Produktionsstandort eröffnet. Wir sind sehr zufrieden mit der bisherigen Zusammenarbeit und sehen viel Potenzial für die Zukunft.“

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Insolventes HealthTech-Start-up MedKitDoc gerettet

Investorenlösung für die auf digitale Fernbehandlung spezialisierte Unternehmen BDS Digital Health Solutions GmbH: die GoMedicus Group übernimmt den Geschäftsbetrieb der BDS Digital Health Solutions-Tochter MedKitDoc – über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

Die BDS Digital Health Solutions GmbH musste im November 2024 Insolvenz anmelden. Am 1. Februar 2025 eröffnete das Amtsgericht Charlottenburg das Verfahren und bestellte Sebastian Laboga von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH zum Insolvenzverwalter, nachdem er zuvor bereits als vorläufiger Verwalter tätig war. Der Investorenprozess wurde von den Transaktionsexperten der WMCF GmbH um Alexej Koslov begleitet. Sie unterstützten unter anderem dabei, den passenden Partner für MedKitDoc, das Tochterunternehmen von BDS Digital Health Solutions, zu identifizieren.

Jetzt wurde für die BDS Digital Health Solutions GmbH eine Investorenlösung erreicht. Die GoMedicus Group GmbH übernimmt den Geschäftsbetrieb mit Wirkung zum 1. Februar 2025 im Rahmen einer übertragenden Sanierung.

Über den Kaufpreis vereinbarten die Parteien Stillschweigen. BDS Digital Health Solutions wurde 2020 gegründet und bietet mit MedKitDoc eine innovative Lösung für ärztliche Fernbehandlungen: Neben klassischen Video-Sprechstunden erlaubt die Plattform durch die Integration vernetzter Medizingeräte auch präzisere Untersuchungen auf Distanz – ein zukunftsweisendes Konzept in Zeiten zunehmender Digitalisierung des Gesundheitswesens.

Der Geschäftsbetrieb wurde seit der Antragstellung im November 2024 fortgeführt. Im Zuge des strukturierten Investorenprozesses ist es dem Sanierungsteam um Rechtsanwalt Michael Bohnhoff gelungen, eine tragfähige Lösung zu realisieren. GoMedicus bietet ärztliche Versorgung in verschiedenen Regionen an – vor Ort und per Online-Sprechstunde. Der Investor plant, die Technologieplattform von MedKitDoc weiterzuentwickeln und den operativen Betrieb mit einem fokussierten Geschäftsmodell fortzuführen.

Rechtsanwalt Sebastian Laboga erklärt: „Die BDS Digital Health Solutions GmbH verfügt mit MedKitDoc über ein hohes Maß an technologischer Innovationskraft und großes Marktpotenzial. Es freut mich sehr, dass wir eine zukunftsfähige Lösung für das Unternehmen, seine Kunden und Partner erzielen konnten. Die Fortführung durch einen erfahrenen Investor bietet die Chance, die Entwicklung des digitalen Gesundheitswesens mitzugestalten.“ Durch die Übernahme ist auch die technologische Weiterentwicklung des MedKitDoc-Systems gesichert.

Event-Start-up COPETRI vor Insolvenzeröffnung

COPETRI wurde 2021 von Ralf Hocke mit dem Ziel gegründet, Zukunftsfähigkeit von Mitarbeitenden, Teams und Organisationen durch Event-, Content-, Learning- und Networking-Angebote zu fördern

Die COPETRI GmbH hat einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Im Rahmen dessen wurde am 01.04.2025 die vorläufige Insolvenzverwaltung und ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Infolgedessen wurde nach eingehender Prüfung gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter entschieden, dass die für den 3. und 4. Juni in Mainz geplante COPETRI CONVENTION 2025 (COCON25) nicht stattfinden kann.

Das Frankfurter Start-up hat sich seit 2021 vergangenen Jahren mit Eventformaten wie der COPETRI CONVENTION, der DIGICON, den Frankfurt Future Talks, sowie digitalen Formaten wie Masterclasses und weiteren Content-Angeboten, eine engagierte Community aufgebaut.

Trotz eines erfolgreichen Markteintritts und großem Zuspruch aus dem Netzwerk, haben es die sich stetig wandelnden und zunehmend anspruchsvolleren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der letzten Jahre – von einer weltweiten Pandemie über geopolitische Krisen, einer hohen Inflation bis hin zur Zurückhaltung bei Investitionen – extrem erschwert, ein junges Unternehmen wie COPETRI langfristig tragfähig zu entwickeln.

„Die Entscheidung, den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen, gehört zu den schwersten in unserem unternehmerischen Wirken. Wir haben bis zuletzt für COPETRI gekämpft – für die Idee, für das, was wir gemeinsam aufgebaut haben. Was bleibt sind starke Impulse, eine lebendige Community und die Überzeugung, dass Zukunftsfähigkeit als Aufgabe aktueller ist denn je“, sagt Ralf Hocke, Gründer und CEO von COPETRI.

Vor der Gründung von COPETRI war Ralf Hocke CEO der spring Messe Management GmbH und hat dort die Zukunft Personal-Reihe mit der Leitmesse Zukunft Personal Europe in Köln und ihren Ablegern in Stuttgart, Hamburg und München, zu den führenden Events für das Personalmanagement und die Arbeitswelt in Europa ausgebaut. Zugleich war er Mitglied der Unternehmensleitung der Deutschen Messe AG.

Wie es mit der Idee von COPETRI weitergeht, wird nun geprüft.

MedTech-Start-up REMATIQ erhält 5,4 Mio. Euro Seed-Finanzierung

Das 2023 von David Boutellier und Florian Scherer gegründete REMATIQ ist die erste KI-native Plattform für automatisierte Product Compliance in der Medizintechnik.

Das Berliner Start-up REMATIQ unterstützt Medizintechnik-Unternehmen dabei, den Aufwand regulatorischer Bürokratie zu reduzieren. Die Plattform nutzt künstliche Intelligenz, um Compliance-Prozesse bei der Entwicklung von Medizintechnik-Produkten radikal zu vereinfachen. Sie übersetzt komplexe Regularien wie FDA- und MDR-Richtlinien in klare, anwendbare Anforderungen und integriert sie direkt in bestehende Unternehmensprozesse. Das spart Unternehmen bis zu 90 Prozent der Zeit, die sonst für regulatorische Dokumentation und Abstimmungen nötig wäre – und gibt Ingenieur*innen die Freiheit, sich auf lebensverändernde Innovationen zu konzentrieren.

Finanzierung zur Skalierung und technologischen Weiterentwicklung

Jetzt hat REMATIQ in einer Seed-Finanzierungsrunde 5,4 Millionen Euro eingesammelt. Die Runde wird angeführt von Project A Ventures mit Beteiligung von Amino Collective und HelloWorld sowie ergänzt durch renommierte Business Angels wie SaaS-Gründer Boris Lokschin (Spryker Systems) sowie Branchenveteran Timo Fleßner.

Das frische Kapital soll vor allem in die KI-Technologie investiert, das Entwicklerteam stark ausgebaut und die internationale Expansion in Europa und den USA vorangetrieben werden.

„Regulatorische Anforderungen sollten Innovation nicht bremsen, sondern beschleunigen. Mit REMATIQ machen wir Compliance von einer Hürde zu einem Wettbewerbsvorteil. Unser Ziel: lebensrettende Medizintechnik – vom Pflaster bis zum CT-Scan – schneller zu Patient*innen bringen. Wir sind unseren Investoren dankbar, dass sie an diese Vision glauben und uns dabei unterstützen, die Branche nachhaltig zu verändern“, sagt David Boutellier, Co-Founder & CEO von REMATIQ.

Anton Waitz, General Partner bei Project A, ergänzt: „REMATIQ trifft genau den Nerv der Branche. Während regulatorische Hürden viele Unternehmen ausbremsen, bietet REMATIQ eine Lösung, die Effizienz drastisch steigert, ohne Kompromisse bei Qualität und Sicherheit einzugehen. Das Team hat uns mit seiner tiefen Branchenkenntnis und Technologievision überzeugt – wir freuen uns sehr, sie auf dieser Reise zu begleiten.“

10-Mio.-Euro-Fonds für Tech-Start-ups gestartet

Das Start-up-Innovationszentrum BRYCK aus Essen, der Gründerfonds Ruhr und die RAG-Stiftung starten gemeinsam einen 10-Mio.-Euro-Fonds für Deutschlands Tech-Zukunft.

BRYCK, das von der RAG-Stiftung initiierte Gründungs- und Innovationszentrum mit Sitz im Ruhrgebiet, verfolgt die Mission, eines der führenden Gründungszentren in Europa zu werden. Seit seiner Gründung 2022 hat BRYCK mit seinen Programmen das Wachstum von über 100 Start-ups aus 20 Ländern durch einen schnelleren Zugang zu Kapital, Markt und Talenten beschleunigt. Das Gründungszentrum konzentriert sich gezielt auf B2B-Tech-Start-ups, die einen Beitrag zur Lösung großer globaler Herausforderungen wie der Energiewende, der Dekarbonisierung der Industrie und einem zukunftsfähigen Gesundheitswesen leisten.

Mit einem durch die RAG-Stiftung finanzierten 10-Millionen-Euro-Fonds wollen BRYCK und der Venture-Capital-Investor Gründerfonds Ruhr gezielt B2B-Tech- und insbesondere DeepTech-Start-ups in Deutschland unterstützen. Das Kapital fließt künftig in frühphasige Unternehmen, die erfolgreich ein BRYCK-Programm durchlaufen haben und wegweisende Technologien entwickeln, welche das Potenzial haben, Industrien langfristig zu transformieren. Der Fonds ist ein weiterer Meilenstein im Aufbau der BRYCK Startup Alliance und für deren Bewerbung im Leuchtturmwettbewerb Startup Factories der Bundesregierung.

Ziel des neuen Fonds ist es, jährlich in zehn bis 20 vielversprechende Start-ups mit jeweils bis zu 300.000 Euro zu investieren, um ihre Entwicklung in Richtung Marktreife zu beschleunigen und ihre innovativen Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln. Verantwortet wird der GF BRYCK Ventures Fonds vom Gründerfonds Ruhr unter der Leitung von Ann-Christin Kortenbrede und Jan Gräfe.

Bernd Tönjes, Vortandsvorsitzender der RAG-Stiftung: „Mit der Finanzierung des GF BRYCK Ventures Fonds versprechen wir uns als RAG-Stiftung perspektivisch interessante Investmentmöglichkeiten in junge vielversprechende Tech-Unternehmen. Gemeinsam mit dem durch uns initiierten Gründungszentrum BRYCK und dem Gründerfonds Ruhr setzen wir damit ein starkes Signal für innovative Technologie- Start-ups in Deutschland und positionieren das Ruhrgebiet als Modellregion für industrielle Transformation.“

Kapital für forschungsintensive Technologien und wissenschaftliche Ausgründungen

Ein Investitionsschwerpunkt des Fonds werden Ausgründungen aus den drei Universitäten im Ruhrgebiet sein (Ruhr-Universität Bochum, TU Dortmund, Universität Duisburg-Essen), die forschungsintensive Technologien entwickeln, sogenannte DeepTech-Start-ups. Diese haben aufgrund langer Forschungs- und Entwicklungszyklen einen höheren Kapitalbedarf als weniger technologiegetriebene Start-ups. Für viele Investor*innen sind sie in frühen Phasen daher häufig unattraktiv. In Deutschland sind nur elf Prozent der Start-ups im DeepTech-Bereich aktiv, lediglich zwei Prozent des globalen DeepTech-Fundings fließen laut Startup Verband in deutsche Start-ups und nur drei der 100 weltweit am höchsten finanzierten DeepTech-Start-ups haben ihren Sitz in Deutschland. Gleichzeitig haben gerade diese jungen Tech-Unternehmen ein enormes Potenzial, ganze Industrien zu transformieren und langfristig erfolgreich zu sein.

„DeepTech-Innovationen brauchen Wachstumskapital, um sich zu entfalten. Mit dem GF BRYCK Ventures Fonds, unserem internationalen Investoren-Netzwerk, sowie der Kombination aus Wissenschaft, Wirtschaft und unserer Start-up-Kompetenz bieten wir Gründer*innen die bestmöglichen Voraussetzungen, um alle Phasen der Unternehmensgründung erfolgreich zu durchlaufen – von Pre-Seed bis Later Stage", erklärt Tobias Grün, Mitglied der Geschäftsleitung von BRYCK.

Kapital aus dem neu aufgelegten Fonds zu erhalten, wird für die DeepTech-Start-ups ein entscheidender Baustein in ihrer Startphase sein. Hieran kann sich ein Seed Investment durch den 2024 aufgelegten Gründerfonds Ruhr II anschließen – die Investitionskette kann sich im Idealfall also nahtlos fortsetzen. Der Gründerfonds Ruhr II umfasst aktuell ein Fondsvolumen von 31 Mio. Euro und soll bis Ende 2025 noch auf 50 Mio. Euro anwachsen. Für anschließende Wachstumsinvestitionen ab der Series A stellen sowohl der Gründerfonds Ruhr als auch BRYCK zusätzlich ein großes Netzwerk an Investor*innen zur Verfügung, welches den Start-ups bei Anschlussfinanzierungen bis zur Later Stage zur Seite steht.

„Das Ruhrgebiet hat mit seinen sehr guten Universitäten, Hochschulen und vielen weiteren Forschungs- und Entwicklungszentren exzellente Möglichkeiten, um der Treiber für Innovation und Transformation in Deutschland zu sein. Der GF BRYCK Ventures Fonds setzt gezielt dort an, wo Kapital fehlt, und unterstützt junge Tech-Start-ups mit hohem Potenzial und enger Anbindung an die regionale Forschungslandschaft", sagt Ann-Christin Kortenbrede, Managing Partner des Gründerfonds Ruhr.

Hawk: 52 Mio. Euro für Geldwäsche- und Betrugserkennung

Hawk, 2018 in München von Wolfgang Berner und Tobias Schweiger gegründet, entwickelt KI zur Geldwäsche- und Betrugserkennung und hat ein Serie-C-Investment in Höhe von 52 Mio. Euro erhalten.

Weltweit vertrauen bereits mehr als 80 Kund*innen auf die Technologie von Hawk – von mittelgroßen Finanzinstituten über FinTechs bis hin zu Großbanken, darunter einige der am stärksten regulierten Unternehmen der Branche. Die neuen Mittel unterstützen sowohl die Weiterentwicklung der Plattform als auch die globale Expansion – insbesondere in den USA.

Angeführt wurde die Finanzierungsrunde von One Peak, die damit Teil des bestehenden Investorenkreises werden, zu dem auch die Rabobank, Macquarie, BlackFin Capital Partners, Sands Capital, DN, Picus und Coalition zählen.

Der Ansatz von Hawk geht über den traditionellen, regelbasierten Ansatz zur Bekämpfung von Geldwäsche und Betrug hinaus, der bei Banken häufig zu riesigen Mengen an falsch-positiven Warnmeldungen führt, die von Compliance-Teams händisch überprüft werden müssen. Gleichzeitig finden Kriminelle immer neue Wege, die Regeln zu umgehen, und illegale Aktivitäten zu verschleiern. Hawk erhöht drastisch die Genauigkeit bei der Aufdeckung von Straftaten, während die KI-gestützte Technologie auch die Anzahl der falsch-positiven Ergebnisse reduziert.

„Finanzinstitute, die Risiken frühzeitig erkennen wollen, kommen an KI nicht vorbei – sie reduziert die manuelle Prüfung und erhöht die Genauigkeit.“, so Tobias Schweiger, CEO von Hawk. „Dabei sind die Ergebnisse sehr überzeugend: Wir konnten die Vorhersagegenauigkeit in einigen Fällen auf fast 90 Prozent erhöhen und gleichzeitig die Anzahl der Fehlalarme halbieren. Außerdem decken wir doppelt so viele bisher unentdeckte Fälle von neuartigen kriminellen Aktivitäten gegenüber traditionellen Systemen auf.“

„KI ist Teil unserer DNA. Unsere Mission ist es, Finanzinstituten dabei zu helfen, das Potenzial von maschinellem Lernen und generativer KI im Kampf gegen Finanzkriminalität voll auszuschöpfen. Dafür bieten wir die passende Technologie, Expertise und Unterstützung“, ergänzt Schweiger. „Mit dem frischen Kapital treiben wir unsere Mission weiter voran. Unser Dank gilt One Peak für die Unterstützung und unseren bestehenden Investoren für ihr fortwährendes Vertrauen.“

„Der Wert, den Hawk für Compliance-Teams auf der ganzen Welt schafft, ist wirklich bemerkenswert. Finanzinstitute jeder Größe bestätigen, dass Hawk beeindruckende Ergebnisse, außergewöhnliche Zuverlässigkeit und partnerschaftlichen Support bietet“, kommentiert David Klein, Managing Partner bei One Peak. „Die Technologie von Hawk ermöglicht es Banken, Finanzkriminalität viel effizienter zu bekämpfen, und wir freuen uns sehr, das Weltklasseteam von Hawk auf dem nächsten Abschnitt des Wachstums zu unterstützen.“

Fünf Mio. Euro für Geodaten-Start-up Beagle Systems

Das 2019 gegründete Beagle Systems sammelt und analysiert Geodaten mithilfe eines Netzwerks von Langstreckendrohnen. Mit dem frischen Kapital wollen die Hamburger ihr Geschäftsgebiet in Europa vergrößern und das Team weiter ausbauen.

Das 2019 von Jerry Tang, Mitja Wittersheim und Oliver Lichtenstein in Hamburg gegründete Beagle Systems startete 2024 seinen regulären Betrieb mit der Erkennung von Bedrohungen in der Nähe von Erdgaspipelines und der Erfassung von Methanemissionen. Durch die Ausweitung auf weitere Bereiche avanciert Beagle zu einer Suchmaschine, die Zugang zu bisher nicht erfassten Informationen für genutzte und bebaute Flächen bietet.

In einer Seed-Finanzierungsrunde sichern sich die Hamburger jetzt 5 Millionen Euro. Die Venture-Capital-Fonds PT1 und AENU führen die Runde als Co-Leads neben den Bestandsinvestoren an. Das Ziel: Europas kritische Infrastruktur durch ein Netzwerk aus automatisierten Langstrecken-Drohnen und Ladestationen sicherer und effizienter zu machen.

In Zeiten globaler politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit, neuer Zölle und anhaltender Lieferkettenprobleme ist eine robuste europäische Energieinfrastruktur wichtiger denn je. Der Datenpionier kann dank umfassender Genehmigungen rund 80 Prozent des europäischen Luftraums mit seiner Technologie „Made in Europe“ abdecken. Das Unternehmen konnte in kurzer Zeit namhafte deutsche Kunden gewinnen. Das Unternehmen hat von europäischen Energieversorgern Aufträge im Wert von mehreren Millionen Euro für die Datenerfassung und -analyse erhalten.

Mit dem gewonnenen Kapital wird Beagle Systems sein Geschäftsgebiet in Europa vergrößern und das Team weiter ausbauen. Gleichzeitig fließt das Geld in die Entwicklung einer völlig neuen Drohnengeneration samt dazugehöriger Ladestations-Infrastruktur – ausgelegt speziell auf sichere und effiziente Einsätze in Städten und Ballungsräumen.

Der CEO und Mitgründer des Unternehmens, Oliver Lichtenstein, engagiert sich seit Langem für die sichere Integration unbemannter Flugsysteme: So war er bereits früh Mitglied im Drohnenbeirat des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Zudem ist er stellvertretender Vorstandsvorsitzender des UAV DACH, Europas größtem Branchenverband für Drohnen. Dort vertritt er Hersteller, Betreiber und weitere Akteure, um den sicheren und geregelten Einsatz von Drohnen im europäischen Luftraum voranzutreiben.

„Diese Finanzierungsrunde ist ein klares Signal, dass unsere Arbeit Früchte trägt und unsere Partner großes Vertrauen in uns haben“, erklärt Lichtenstein. „Das zusätzliche Kapital gibt uns die Möglichkeit, unsere Services weiterzuentwickeln, um die europäische Energieinfrastruktur resilienter zu machen. Dank des anhaltenden Engagements von PT1 und AENU können wir schneller expandieren, um der Nachfrage unserer Kunden gerecht zu werden und an der Spitze unserer Branche zu bleiben.“

PT1, ein Venture-Capital-Fonds, hat sich auf innovative Technologien in Bereichen wie Immobilien, Energie und Infrastruktur spezialisiert. Nikolas Samios, Managing Partner von PT1, fügt hinzu: „Wir glauben fest daran, dass Beagle Systems mit seiner Technologie einen wichtigen Beitrag dazu leisten wird, Geodaten jederzeit und flexibel verfügbar zu machen – und so die Überwachung kritischer Infrastruktur effizienter, sicherer und nachhaltiger gestaltet.“

AENU setzt auch auf Frühphasen-Start-ups im Bereich Climate Tech. Der Impact Fund investiert in junge Unternehmen, die Lösungen für die Klimakrise entwickeln. Melina Sanchez Montañes, Principal bei AENU, ergänzt: „Der Markt für autonome Drohnentechnologien im Energiesektor bietet enormes Potenzial – sei es beim Aufspüren von Methanlecks zur Senkung von Treibhausgasemissionen oder bei der Überwachung und Sicherung unseres Stromnetzes. Das Team von Beagle hat uns mit seinem netzwerkbasierten Ansatz überzeugt, weil sie so den Kunden echten Mehrwert auf besonders kosteneffiziente Weise bieten.“

voize: 9 Mio.-Euro-Finanzierung für Berliner KI-Start-up

Voize hat eine eigene KI für die Spracherkennung entwickelt, die selbst umfangreiche Dokumentationen einfach und schnell macht. Die Finanzierungsrunde wurde von HV Capital angeführt. Mit dabei waren außerdem Y Combinator, redalpine und HPI Ventures, die bereits zuvor in voize investiert hatten.

Das 2020 von den Zwillingen Marcel und Fabio Schmidberger und Erik Ziegler gegründete voize hat eine proprietäre KI für Spracherkennung und Dokumentation entwickelt, die sich individuell auf zahlreiche Branchen anpassen lässt. Die KI lernt bei jeder Eingabe mit und versteht Fachbegriffe, Dialekte und Nicht-Muttersprachler*innen gut. Nachdem voize seine Fähigkeiten in der Altenpflege und technischen Prüfindustrie unter Beweis gestellt hat, will das Unternehmen die neue Finanzierung nutzen, um seine KI zur Entlastung von Pflegeprozessen weiter auszubauen, in neue Marktsegmente zu expandieren und den Standard für digitale Dokumentation zu setzen. In Partnerschaft mit Recare, Marktführer für Entlassmanagement in Kliniken, will voize seine Technologie nun erstmals im Krankenhaussektor einsetzen.

KI im Pflegealltag: Zeit für Menschen statt Bürokratie

Rund 25 bis 30 Prozent der Arbeitszeit von Pflegenden entfallen auf Dokumentation – Zeit, die für die direkte Versorgung fehlt. Hier setzt die KI-gestützte Spracherkennungssoftware von voize an: Pflegekräfte sprechen ihre Dokumentation einfach am Smartphone ein. Die künstliche Intelligenz versteht die eingesprochenen Inhalte, strukturiert sie und erstellt automatisch die passenden Dokumentationseinträge wie Vitalwerte, Berichte, Trinkprotokolle oder Pflegemaßnahmen. Ein Satz wie „Frau Schneider hat ihre Medikamente genommen, einen Blutdruck von 120 zu 75 und eine Tasse Kaffee getrunken” reicht bereits aus. Dank seines Plug-and-Play-Ansatzes können Einrichtungen voize schnell und effizient an die elektronische Gesundheitsakte anbinden. So bleibt mehr Zeit für die Pflegeheim-Bewohner*innen.

Die Lösung des Unternehmens ist nach Angaben des Start-ups heute bereits in etwa 600 Pflegeeinrichtungen im Einsatz und wird von über 50.000 Pflegekräften verwendet. Der Dokumentationsaufwand reduziert sich im Durchschnitt um 39 Minuten pro Schicht, das zeigt eine Pilotstudie in Zusammenarbeit mit der Charité. Außerdem erfolgt die Dokumentation sofort und relevante Informationen gehen nicht mehr verloren. Das verbessert die Pflegequalität. Bis Ende 2025 sollen 2.500 Pflegeeinrichtungen von voize profitieren.

Expansion in den Krankenhausbereich

Die Sprach-KI von voize wird neben der Altenpflege bereits für KFZ- und Aufzugsprüfungen eingesetzt. Prüfingeneur*innen des TÜV nutzen das Tool für die Hauptuntersuchungen von fast 30 Prozent aller Fahrzeuge auf deutschen Straßen. Das verbessert die Dokumentationsqualität und erleichtert die Arbeit der Prüfer*innen.

Nun kommt ein weiteres Marktsegment hinzu: der Krankenhausbereich. Durch eine Partnerschaft mit dem Technologieanbieter Recare kommt die voize KI erstmals auch im Entlassmanagement in Krankenhäusern zum Einsatz, weitere Anwendungsfelder in Kliniken sollen bald folgen. Denn auch hier sind die umfangreichen Dokumentationspflichten eine tägliche Herausforderung für Fachkräfte. Der erwartete Fachkräftemangel von 280.000 bis 690.000 Pflegekräften bis 2049 im Gesundheitswesen verschärft diese Situation noch.

„Die Dokumentation in der Pflege ist sehr aufwändig. Das wissen Marcel und ich, seit unser Großvater in ein Pflegeheim kam. Das war der Moment, als die Idee zur Gründung von voize entstand", erklärt Fabio Schmidberger, Mitgründer und CEO von voize. „Heute schaffen wir mit voize echten Mehrwert in der Pflege. Zehntausende Pflegekräfte sprechen ihre Dokumentation nun einfach ein und gewinnen wertvolle Zeit für die Versorgung. Unser Ziel ist es, administrative Aufgaben durch KI zu automatisieren – in der Pflege, im Gesundheitswesen und darüber hinaus. Mit der Finanzierung erweitern wir unsere KI zur Entlastung von Pflegeprozessen, bringen diese in den Krankenhausbereich und setzen den Standard für digitale Dokumentation.“

Felix Klühr, General Partner von HV Capital, sagt: „Voize vereint alle Elemente, um ein europäischer Technologie-Champion zu werden: echten Mehrwert für tausende begeisterte Pflegekräfte und Patient*innen, einen klaren und nachhaltigen Business Case für Leistungserbringer, einen einzigartigen Technologieansatz und das Potential, weit über das Gesundheitswesen hinaus den Fachkräftemangel in Europa zu bekämpfen. Getrieben von einem Team, das tiefes Marktverständnis, technische Exzellenz und globale Ambition mitbringt. Wir sind extrem gespannt auf die nächsten Jahre und freuen uns, als HV das Team auf ihrer Reise zu begleiten.”

experial: DeepTech-Start-up sichert sich 2 Mio.-Euro-Finanzierung

Das 2022 von Dr. Tobias Klinke und Nader Fadl gegründete Start-up mit Sitz in Köln und Wuppertal ermöglicht es Unternehmen, mithilfe von Digital Twins Markttests, Kampagnenanalysen und Produktfeedback in Echtzeit durchzuführen.

Das DeepTech-Start-up experial hat eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 2 Millionen Euro abgeschlossen, angeführt von Capnamic. Unterstützt wurde die Runde zudem von xdeck und Angel-Investoren, darunter Professor Bernd Schmitt von der Columbia University.

KI macht Marktforschung schneller und präziser

Dr. Tobias Klinke, Mitgründer und Geschäftsführer von experial, erklärt: „Unsere Vision ist es, datengetriebene Konsumentenforschung für jedes Unternehmen zugänglich zu machen. Statt teurer und zeitaufwendiger Umfragen liefern unsere KI-gestützten digitalen Zwillinge schnelle, präzise und skalierbare Marktanalysen.”

Gegründet wurde experial von Dr. Tobias Klinke und Nader Fadl, die beide ihren wissenschaftlichen Hintergrund an der Bergischen Universität Wuppertal haben. Ihre Machine-Learning-gestützte Technologie simuliert Konsumentenverhalten, demografische Muster und Kaufentscheidungen, ohne personenbezogene Daten zu verwenden. Unternehmen können so Markttests, Kampagnenanalysen und Produktfeedback in Echtzeit durchführen.

Marktforschung in Minuten statt Wochen

Klassische Befragungen sind fehleranfällig – Teilnehmende geben ungenaue Antworten oder sind wenig motiviert. Experial eliminiert diese Verzerrungen mit simulationsbasierten Zielgruppenanalysen, die laut dem Start-up bis zu 100-mal günstiger als herkömmliche Methoden sind. Während klassische Studien Wochen dauern, liefert experial belastbare Erkenntnisse in Echtzeit. So können Unternehmen ihre täglichen Entscheidungen eng an den Bedürfnissen und Vorlieben der Kund*innen ausrichten, was langfristig die Rentabilität erhöht.

Expansion und Weiterentwicklung der Technologie

Mit der neuen Finanzierung konnte experial bereits sein Team erweitern und mit Dr. Nils Rethmeier einen neuen Co-Founder und CTO gewinnen. Nun folgt der nächste Schritt: die Weiterentwicklung der Plattform mit spezialisierten Marktforschungs-Agents, die qualitative Datenanalysen durchführen, Interviews führen und Surveys erstellen. Zudem wird die Twin-Technologie optimiert – mit einem Validitätsscore zur Bewertung synthetischer Aussagen und der Fähigkeit, visuelle Stimuli wie Social-Media-Inhalte oder Werbeanzeigen zu analysieren. So erhalten Unternehmen noch präzisere Marktanalysen.

Olaf Jacobi, Managing Partner bei Capnamic, kommentiert: „Experial zeigt eindrucksvoll, wie künstliche Intelligenz die Marktforschung revolutionieren kann. Die Technologie hat das Potenzial, eine völlig neue Ära datengetriebener Entscheidungsprozesse einzuleiten. Wir freuen uns, das Team auf diesem Weg zu begleiten.“

Verus Digital: 3D-Digitalisierungspionier erhält 750.000 Euro Pre-Seed-Finanzierung

Die Verus Digital GmbH, ein führender Anbieter auf dem Gebiet der autonomen 3D-Digitalisierung von Objekten, sichert sich ein Pre-Seed-Investment. Das Business-Angel-Netzwerk Gateway Ventures und die Fraunhofer Gesellschaft investieren 750.000 Euro in die weitere Entwicklung der Fraunhofer-Ausgründung.

Die 2023 von Matevz Domanjko, Reimar Tausch und Martin Schurig als Spin-off des Fraunhofer-Instituts für Grafische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt gegründete Verus Digital GmbH bietet mit CultArm3D die erste mobile All-in-One-Lösung für die 3D-Digitalisierung von Objekten, sowie passgenaue Digitalisierungsdienstleistungen, Beratung und Schulung für kund*innenorientierte Lösungen an.

Die 3D-Scanner von Verus Digital nutzen modernste Technologie, um Kund*innen weltweit smartes digitales Scannen und Modellieren von Objekten zu einem Bruchteil der Kosten und des Zeitaufwandes bisheriger Verfahren anzubieten. Das Unternehmen hat mit der Produktlinie CultArm3D eine autonome 3D-Scanstation erfolgreich eingeführt, die die Dokumentation und digitale Konservierung von Kunstobjekten und historischen Artefakten mit wissenschaftlicher Präzision ermöglicht.

Hierfür arbeitet Verus Digital mit internationalen Partnern wie Phase One, einem führenden Hersteller von digitalen High-End-Kamerasystemen, Universal Robots, einem international tätigen Hersteller von kollaborativen Leichtbaurobotern und weiteren namhaften Partnern in Industrie und Forschung zusammen.

Mit der Pre-Seed-Finanzierung von Gateway Ventures und der Fraunhofer-Gesellschaft will das junge Tech-Unternehmen seine führende Position im Bereich der smarten 3D-Digitalisierung in Museen sowie das neue Geschäftsfeld der 3D-Virtualisierung in der Forensik weiter ausbauen. Zudem sollen durch Weiterentwicklungen und strategische Partnerschaften die Marktposition ausgebaut und weitere Märkte erschlossen werden.

Mit Unterstützung von Fraunhofer Venture wurde im Rahmen des AHEAD-Programms das Geschäftsmodell für den Markteintritt ausgearbeitet. Direkt nach Gründung brachte Verus Digital CultArm3D auf den Markt – die ersten smarten und autonomen 3D Scanning Stationen für Visualisierungen von wissenschaftlicher Qualität.

Matevz Domanjko, CEO bei Verus Digital, erklärt zur erfolgreichen Finanzierungsrunde: „Unsere Technologie verändert bereits heute die Art und Weise, wie führende Institutionen historische Artefakte und forensische Beweise mit unübertroffener Präzision digitalisieren und analysieren. Mit einem voll ausgereiften Produkt und einer wachsenden Marktnachfrage sind wir für die weitere Skalierung unseres Geschäftsmodells hervorragend aufgestellt. Die Investition von Gateway Ventures und Fraunhofer Venture ermöglicht es uns, Innovationen zu beschleunigen, unser Produktangebot zu verbessern und noch schneller in Schlüsselmärkte zu expandieren.“

Markus Kainz, CEO Gateway Ventures, ergänzt: „Die profunde Technologie hinter Verus Digital bietet weltweit einen einzigartigen Vorsprung gegenüber ähnlichen Lösungen. Wir sind überzeugt, dass das Produkt bereit ist in vielen Ländern zum Einsatz zu kommen und freuen uns gemeinsam mit dem Team von Verus Digital und Fraunhofer Venture die nächsten Schritte zu gehen.“

Matthias Unbescheiden, Institutsleiter des Fraunhofer IGD, kommentiert: „Die Gründung der Verus Digital GmbH als Spin-off des Fraunhofer IGD ist ein herausragendes Beispiel für unsere Innovationskraft im Bereich der autonomen 3D-Digitalisierung. Mit der erfolgreichen Finanzierung und dem Engagement für präzise digitale Lösungen unterstützen wir nicht nur die Erhaltung unseres kulturellen Erbes, sondern eröffnen auch neue Anwendungsmöglichkeiten in der Forensik und darüber hinaus.“

LMU-Spin-off RNhale erhält 2,5 Mio.-EU-Förderung

RNhale hat sich einen hochdotierten Grant des Europäischen Innovationsrates (EIC) gesichert. Das 2023 gegründete Münchner Start-up will einen neuen Ansatz zur Behandlung von Asthma praxisreif machen.

Der Firmenname bereits beschreibt das angestrebte Produkt in kürzester Form: RNhale - sogenannte RNA-Therapeutika zum Einatmen. Jetzt bekommt das 2023 gegründete Münchner Start-up einen sogenannten Transition Grant des European Innovation Council (EIC) in Höhe von 2,5 Millionen Euro, um ein solches neuartiges Medikament gegen Asthma an die Praxis heranzuführen.

RNhale ist eine Ausgründung der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU): Die Pharmazeutin Olivia Merkel, Inhaberin des Lehrstuhls für Drug Delivery, hat mit ihrem Team das nötige Know-how über lange Jahre erarbeitet. Sie forscht an neuartigen Nano-Transportsystemen, mit denen Medikamente gezielt an ihren Wirkort im menschlichen Körper gebracht werden können. Ihr besonderer Fokus liegt auf dem therapeutischen Einsatz kurzer RNA-Abschnitte, die an der Krankheitsentstehung beteiligte Gene in bestimmten Zelltypen stilllegen können.

Auf dieser Basis entwickelten Olivia Merkel und ihr Team Ansätze für neue Asthma-Therapien, unter anderem gefördert mit einem millionenschweren Starting Grant des Europäischen Forschungsrat (ERC). Die Forscherinnen und Forscher packten spezifische sogenannte siRNA in Nano-Carrier, die sich mittels Sprühtrocknung stabilisieren lassen und zu einem atemgängigen Trockenpulver verarbeiten lassen.

Um für ein solches Präparat die Probe aufs Exempel machen zu können, erhielt Olivia Merkel einen Proof of Concept Grant des ERC. Nach einer weiteren Förderung aus dem Knowledge Transfer Fund der LMU schlug 2023 auch die Geburtsstunde des Spin-offs RNhale, bei dem Olivia Merkel als Scientific Advisor firmiert. Zum Gründungsteam gehören einige ihrer LMU-Mitarbeitenden wie CEO Benjamin Winkeljann.

Nächster logischer Baustein der Förderung aus Brüssel

Der neue Grant des EIC ist in dieser Förderkette aus Brüssel der nächste logische Baustein: RNhale will damit die Technologie für die Prüfung in klinischen Studien bereit machen und die Geschäftsentwicklung für den Marktrelease vorantreiben. Dazu gehört eine Vorbereitung der nötigen präklinischen Studien. Als erste Anwendung plant das Unternehmen ein Präparat, mit dem sich die bei allergischem Asthma auftretende Expression des Zytokins TSLP in den Atemwegen reduzieren lässt. Mit diesen Arbeiten hofft RNhale, am Ende nicht nur ein hochwirksames Therapeutikum gegen Asthma auf den Markt bringen zu können, sondern auch eine Plattform zu schaffen, die sich auch für Entwicklungen zur Behandlung anderer Atemwegserkrankungen nutzen lässt.

theion: Batterie-Start-up meldet 15 Mio-Euro-Finanzierung

Das Berliner Start-up theion entwickelt Kristallbatterien für mobile, tragbare und stationäre Anwendungen und schließt seine Series A- Finanzierungsrunde in Höhe von 15 Mio. Euro ab.

Die Finanzierungsrunde von theion wird von Team Global angeführt, außerdem partizipieren Enpal und Geschwister Oetker Beteiligungen.

„Wir freuen uns sehr darüber, dass Team Global, Geschwister Oetker Beteiligungen und Enpal in theion investieren. Damit können wir die Entwicklung unserer Technologie deutlich vorantreiben“, erklärt Dr. Ulrich Ehmes, CEO von theion. „Deutschland kann auf eine lange Tradition von Pionierarbeit in Wissenschaft und Ingenieurwesen zurückblicken. Wir haben noch ein Stück Weg vor uns, aber diese Innovation kann die Welt verändern: In naher Zukunft sind CO2 -neutrale Elektroflüge möglich, auch der Durchbruch der E-Autos auf der Straße rückt in greifbare Nähe, wenn die Reichweite sich signifikant erhöhen lässt. Effiziente stationäre Energiespeicher lösen die letzten Bedenken in Sachen Energiewende auf. Wir halten den Schlüssel zur Zukunft in der Hand.“

Lukasz Gadowski, CEO und Gründer von Team Global, fügt hinzu: „Ich bin mir sicher, dass die Kristallbatterietechnologie Mobilität und stationäre Energiespeicherung revolutionieren kann – und theion steht an der Spitze dieser Technologie-Revolution. theion wird der Welt helfen, ein ganz neues Niveau für sichere, nachhaltige und kosteneffiziente Elektrifizierung zu erreichen. Diese Zellchemie kann nicht nur die Kosten in der Automobil- und Mobilitätsbranche drastisch senken, sondern auch ein Impulsgeber für die elektrifizierte Luftfahrt sein.“

Sven Wiszniewski, verantwortlich für Risiko- und Wachstumskapitalanlagen der Geschwister Oetker Beteiligungen, ergänzt: „Wir sehen enormes Potenzial in der Technologie von theion, um die Batterieleistung erheblich zu verbessern und gleichzeitig die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen zu reduzieren. Dieses Investment steht im Einklang mit unserer Vision, bahnbrechende Innovationen zu unterstützen, die eine grünere und effizientere Energiezukunft vorantreiben.“

Großes Marktpotenzial für die Exportindustrie

Basierend auf Marktbeobachtungen geht theion davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Batterien sich bis 2030 verdreifachen wird. Das würde einem Gesamtvolumen von 8 TWh oder 500 Milliarden Euro pro Jahr entsprechen, das die Bereiche E-Mobilität an Land (340 Milliarden Euro), dem stationären Energiespeicher-Sektor (175 Milliarden Euro) und elektrifizierten Flugzeugen (20 Milliarden Euro) umfasst. Europa kann eine führende Rolle in diesem milliardenschweren Batteriemarkt einnehmen, indem es Schwefel nutzt. Das upgecycelte Abfallmaterial mit einer resilienten Lieferkette macht Batterien für alle erschwinglich und treibt die Energiewende an Land, in der Luft und auf See voran.

Bahnbrechende Innovation: Ein neuer Ansatz der Batteriefertigung

Theion entwickelt eine komplett neue Batterie-Technologie, welche bisherige Schwächen von Lithium-Ionen-Batterien überwindet. Sie basiert auf dem Element Schwefel. Dieses upcyclingfähige Abfallprodukt ersetzt Nickel und Kobalt – es ist nahezu unbegrenzt verfügbar und stellt damit eine nachhaltige Lösung ohne Entsorgungsrisiken dar. Im direkten Vergleich mit Lithium-Ionen-Batterien weist die patentierte Kristallschwefel-Batterie einen deutlich geringeren CO2 -Fußabdruck auf und verbessert die Resilienz der Lieferkette. Zudem hat Schwefel eine signifikant höhere Energiedichte. Das macht zukünftige Batterien dreimal leichter als aktuelle Lithium-Ionen-Batterien. Führende Wissenschaftler und Experten bestätigen dieses Potenzial. Der limitierende Faktor ist bisher die Zyklen-Lebensdauer solcher Batterien: Um wirtschaftlich rentabel zu sein, müssen Schwefelbatterien über 1000 Zyklen erreichen. Genau hierfür hat theion eine Lösung entwickelt. Die innovative Technologie von theion basiert auf der monoklinischen Gamma-Kristallstruktur von Schwefel. Mit Hilfe von patentierten Verfahren legt sie den Grundstein für die Verlängerung der Lebensdauer der Batterie.

Weltweit arbeiten zahlreiche Start-ups an Schwefel-Technologien für Batterien. Theion ist der einzige Player, der auf die Kristallform von Schwefel setzt. „Wir verstehen Forschung und Entwicklung als Intelligenz und nicht als Ressourcenspiel. Ähnlich wie Deepseek mit nur einem Bruchteil der Ressourcen die Qualität von stark finanzierten amerikanischen Unternehmen erreicht hat, setzen wir auf kleine Teams, die aus Genies bestehen“, so Ulrich Ehmes abschließend.

Start-up-Insights zum Cyber Resilience Act

Neben Konzernen wie Microsoft und Siemens ist auch das Start-up Stackable Mitglied der Expert*innengruppe zum Cyber Resilience Act (CRA). Mitgründer Lars Francke war jetzt zur ersten Sitzung bei der EU-Kommission. Hier seine Insights.

Nach intensiven Verhandlungen ist der Cyber Resilience Act (CRA) in Kraft getreten. Unternehmen haben nun bis Dezember 2027 Zeit, die Anforderungen dieser EU-Verordnung zur Stärkung der Cybersicherheit umzusetzen. Doch was bedeutet der CRA konkret? Warum war er anfangs so umstritten? Und wie sollten Unternehmen nun vorgehen?

Die europäische Gesetzgebung mag oft schwerfällig erscheinen, doch in puncto Cybersicherheit zeigt sich die EU erstaunlich entschlossen. Bereits 2019 wurde der Cybersecurity Act verabschiedet, wenig später folgte die Sicherheitsrichtlinie NIS2. Nun markiert der CRA einen weiteren Meilenstein im Schutz digitaler Infrastrukturen. In einer Zeit, in der Cyberangriffe zunehmen, ist dies ein notwendiger Schritt.

Während Europa vorangeht, zeigen sich anderswo Rückschritte: In den USA wurde das unter der Biden-Regierung geschaffene ‚Cyber Safety Review Board‘ als eine der ersten Amtshandlungen der Trump-Administration wieder aufgelöst. Umso wichtiger, dass die EU hier mit einem klaren Regelwerk voranschreitet – auch wenn der Weg dorthin nicht ohne Hürden war. Vor allem das Thema Open Source führte im Vorfeld zu hitzigen Diskussionen zwischen Politik, Wirtschaft und Verbänden.

Die Zukunft der Cybersicherheit aktiv mitgestalten

Für uns bei Stackable war Open Source von Anfang an ein zentrales Thema – nicht erst seit den Debatten um den CRA. Daher war es uns ein Anliegen, an der Ausgestaltung der Verordnung mitzuwirken. Dass wir als vergleichsweise kleines Unternehmen tatsächlich in die Expertengruppe zum CRA aufgenommen wurden, war eine Überraschung. Ich erinnere mich noch genau an den Tag im Jahr 2024, als die Bestätigungsmail eintraf: „Wir fahren nach Brüssel!“, rief ich damals dem Team zu.

Die erste Sitzung des CRA-Komitees fand nun im Februar 2025 statt. Persönlich in Brüssel anwesend zu sein und mit den Big Playern wie Microsoft, Cisco oder Siemens an einem Tisch zu sitzen, war schon beeindruckend. Direkt mit anderen Expert*innen zusammenzuarbeiten, ist eine einzigartige Gelegenheit, die Zukunft der Cybersicherheit aktiv mitzugestalten. Diese Erfahrungen haben mir wertvolle Einblicke in die Mechanismen der EU-Gesetzgebung und die Bedeutung von Open Source in diesem Kontext vermittelt. Und auch, welche Arbeit noch vor uns liegt.

Ein zentraler Diskussionspunkt während der Entwicklung des CRA war die Einbeziehung von Open-Source-Software. Ursprünglich hätte der Entwurf dazu geführt, dass Open-Source-Entwickler*innen und Stiftungen denselben Verpflichtungen ausgesetzt wären wie kommerzielle Softwareanbieter. Diese Regelung hätte potenziell das Open-Source-Ökosystem in Europa gefährdet, da viele Entwickler*innen sich gezwungen gesehen hätten, ihre Software nicht mehr auf dem europäischen Markt anzubieten.

In der finalen Version des CRA wurde eine differenzierte Lösung gefunden: Die Unterscheidung zwischen kommerzieller und nicht-kommerzieller Nutzung wurde geschärft, und mit der Einführung des Begriffs „Open Source Steward“ erhalten nicht-kommerzielle Projekte eine regulatorische Sonderstellung mit reduzierten Verpflichtungen. Dies trägt dazu bei, dass Open Source weiterhin eine tragende Rolle in der europäischen Digitalwirtschaft spielen kann. Und muss. In der Expert*innengruppe gehören Open Source und welche Pflichten die Herstellenden in der gesamten Lieferkette haben, auch weiterhin zu den Kernthemen.

Das beschäftigt die Expert*innengruppe

Es gibt noch ungelöste Probleme, denen wir uns in der Expert*innengruppe stellen – etwa die internationale Abstimmung. Während Europa mit dem CRA einen ambitionierten Weg geht, sind in anderen Teilen der Welt vergleichbare Regulierungen noch nicht auf demselben Niveau. Dies könnte dazu führen, dass europäische Unternehmen im globalen Wettbewerb benachteiligt werden, während außereuropäische Anbietende weniger strenge Sicherheitsauflagen erfüllen müssen. Eine enge Zusammenarbeit mit anderen Wirtschaftsräumen bleibt für uns in der Expert*innengruppe daher enorm wichtig.

Eine längere Diskussion gab es auch beim Thema Risikobewertung. Ich selbst hatte damit bisher nur wenige Berührungspunkte in meiner beruflichen Laufbahn. Und aus Gesprächen mit anderen Unternehmer*innen konnte ich heraushören, dass es vielen Start-ups und kleineren Unternehmen auch so geht. Welche Szenarien und Leitlinien zu berücksichtigen sind, ist vielerorts nicht klar. Manche Teilnehmenden der Expert*innengruppe sprachen sich für minimale Vorgaben aus, um das Thema nicht zu kompliziert zu gestalten. Andere sprachen sich für Anleitungen von der Kommission aus, damit Unternehmen einen Fahrplan an der Hand haben. Letztere Variante dürfte vor allem für kleine Unternehmen hilfreich sein. Doch auch jetzt sollten sich alle Markteilnehmer*innen bereits damit auseinandersetzen. Die Zeit drängt.

Berichtspflicht ab 2026, Übergangsfrist bis Dezember 2027

Unternehmen haben eine Übergangsfrist bis Dezember 2027, um sich auf die neuen regulatorischen Anforderungen einzustellen. Ab September 2026 greift sogar schon die Berichtspflicht, etwa bei Vorfällen oder Schwachstellen – viel Zeit bleibt also nicht. Vor allem, weil die Umstellung eine sorgfältige Analyse der eigenen Prozesse und Systeme erfordert. Wer bisher keine systematische Dokumentation seiner Softwareentwicklungs- und Sicherheitspraktiken vorgenommen hat, muss damit beginnen, eine lückenlose Nachweisführung zu etablieren. Es gilt, detailliert zu erfassen, welche Softwarekomponenten und Drittanbieter-Lösungen im Einsatz sind und welche Sicherheitsmaßnahmen implementiert wurden.

Ein funktionierendes Schwachstellenmanagement ist essenziell. Unternehmen müssen in der Lage sein, Bedrohungen frühzeitig zu identifizieren und angemessen darauf zu reagieren. Dazu gehört auch eine umfassende Transparenz über die gesamte Software-Lieferkette hinweg. Woher stammen genutzte Code-Komponenten? Welche potenziellen Risiken bergen sie? Nur wer diese Fragen klar beantworten kann, wird langfristig regulatorische Sicherheit gewährleisten können.

Die Umsetzung darf nicht aufgeschoben werden. Eine schrittweise Integration der neuen Vorgaben sollte sofort angegangen werden, um Nachholbedarf kurz vor der Frist zu vermeiden und Compliance-Prozesse nachhaltig zu verankern.

Ein Lackmustest für die Regulierung

Der CRA setzt einen wichtigen Meilenstein in der europäischen Cybersicherheitsstrategie. Entscheidend wird sein, ob die Umsetzung in der Praxis effizient gestaltet wird oder ob sie Unternehmen mit bürokratischen Hürden überlastet. Wer sich frühzeitig mit den neuen Anforderungen auseinandersetzt, kann einen Wettbewerbsvorteil erzielen, indem er Cybersicherheit als integralen Bestandteil seiner digitalen Strategie etabliert.

Für Open Source wurde eine tragfähige Lösung gefunden, doch das regulatorische Umfeld bleibt herausfordernd. Es ist essenziell, den Dialog zwischen Industrie, Regulierungsbehörden und der Open-Source-Community weiterzuführen, um praktikable Lösungen zu entwickeln.

Cybersicherheit ist kein statisches Ziel, sondern eine fortwährende Herausforderung – der CRA ist ein erster, notwendiger Schritt, doch seine Wirksamkeit wird von der konsequenten und durchdachten Umsetzung abhängen. Der regulatorische Rahmen steht, jetzt liegt es an der Wirtschaft und der Politik, diesen mit Augenmaß und Weitsicht mit Leben zu füllen.

Der Autor Lars Francke ist Co-Founder der 2020 von ihm und Sönke Liebau gegründeten Stackable GmbH. Das Unternehmen entwickelt eine modulare Open-Source-Datenplattform, die die gängigsten Data Apps bündelt.

Steuereinnahmen durch Glücksspiel

Woran und wie viel verdient Deutschland wirklich am Glücksspiel?

Der Staat generiert seine Einnahmen zu einem großen Teil durch Steuern. Gezahlt werden sie von Unternehmen, aber auch von Bürger*innen. So zahlen Menschen Steuerbeträge, wenn sie Genussmittel wie Zigaretten erwerben, Unternehmen zahlen beispielsweise für Glücksspiele.

Zuletzt sind die Einnahmen aus Glücksspielsteuern nach Jahren des Anstiegs jedoch im Jahr 2023 erstmals gesunken und scheinen den Steuerschätzungen zufolge auch im Jahr 2024 stagniert zu haben. Was könnten die Gründe dafür sein?

Steuereinnahmen im Online-Glücksspiel deutlich gesunken

Die Steuerzahlungen für Online-Glücksspiele und hier insbesondere Spielautomaten im Internet sind im Jahr 2023 erstmals zurückgegangen – so fasst es das Statistische Bundesamt offiziell im Januar 2025 zusammen. Besonders auffällig ist das Minus von 38,5 % bei den virtuellen Automatenspielen. Nur noch 264 Millionen Euro wurden 2023 auf diese Weise erzielt. Die Schätzung für 2024 geht gar nur noch von 213 Millionen Euro aus, sodass sich der Sinkflug der Einnahmen dramatisch fortsetzt.

Inzwischen ist gibt es zudem bereits Steuerschätzungen für das Jahr 2024 aus denen hervorgeht, dass die gesamten Einnahmen aus Glücksspielsteuern in Deutschland bei etwa 2,48 Milliarden Euro gelegen haben. Damit scheint sich die Stagnation fortzusetzen.

Zur Zahlung dieser Steuern sind Glücksspielbetriebe verpflichtet, die eine Lizenz der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder besitzen und somit Steuern direkt an das Land Deutschland abführen. Nicht nur die Steuerabgaben sind gesunken, sondern auch die Einnahmen für die Betriebe selbst.

Angebote in Deutschland müssen bestimmte Voraussetzungen für die Lizenzerteilung erfüllen. So müssen Sie beispielsweise die Einsatzlimits von LUGAS einhalten und sich an die OASIS-Spielersperrdatei anschließen. Casinos, die auf LUGAS verzichten, setzen mehr um, zahlen allerdings in Deutschland meist keine Steuern. Sie haben ihre Firmensitze in der EU und werden von dortigen Behörden (wie z.B. der Malta Gaming Authority) geprüft. Dort müssen dann auch die Steuern entrichtet werden – wenn überhaupt welche erhoben werden.

Viele Spieler*innen scheinen diese Angebote zu bevorzugen, was die steuerlichen Einnahmen in Deutschland schwächt. Es scheint mehrere Gründe zu geben, warum EU-Anbieter ohne deutsche Lizenz oft noch den Vorzug bekommen.

Dazu gehören beispielsweise:

  • Weniger strenge Vorgaben bei Einsätzen
  • Keine Zwangspause nach 60 Minuten Spiel
  • Keine Spindauer von mindestens fünf Sekunden
  • Teilnahmemöglichkeiten an Jackpotauslosungen

Es stellt sich die Frage, ob das Interesse an Glücksspielen im Allgemeinen zurückgegangen ist, oder ob die einbrechenden Steuerzahlungen durch mehr aktive Teilnahme in der EU zu begründen ist. Hier hilft es, einen Blick auf andere Bereiche und Einnahmen des Glücksspiels zu werfen.

Steuereinnahmen durch Lotterien steigen an

Die wohl bekannteste Lotterie in Deutschland ist „6 aus 49“. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bekannt gab, war die Lotteriesteuer im Jahr 2023 am einträglichsten. 1,77 Milliarden Euro wurden 2023 eingenommen. Im Jahr 2024 sollen es rund 1,80 Milliarden Euro sein. Damit sind die Steuereinnahmen in diesem Teilbereich des Glücksspiels in Deutschland nicht rückläufig und stellen eine Besonderheit dar.

Einnahmen bei Poker und Sportwetten schwanken

Während die Lotteriesteuer ein Plus in die Staatskasse spülte, sackten Automatenspiele, wie oben beziffert, am stärksten ab. Doch auch andere Glücksspiele wie Sportwetten und Poker brachten weniger Geld in die Kasse.

Seit dem 1. Juli 2021 sind auch die Betreiber*innen von Sportwetten und Poker zur Einhaltung des Glücksspielstaatsvertrags verpflichtet. Auch hier werden die stellenweise strengen Regulierungen kritisiert. So dürfen Sportwettenanbieter beispielsweise keine Live-Wetten anbieten und auch keine Tipps auf E-Sportarten zulassen. Ausländische Anbieter nutzen genau diese Möglichkeiten, um Spieler*innen aus Deutschland zu ködern.

Die Steuereinnahmen aus Sportwetten lagen 2023 bei 409 Millionen Euro und konnten sich im letzten Jahr wieder auf 423 Millionen Euro erholen. Online-Poker verlor 2023 rund 7,5 % der Einnahmen und landete bei 33 Millionen Euro. 2024 sollen es wieder 35 Millionen sein.

Die Steuereinnahmen von Glücksspielen im Zehnjahresvergleich

2023 sanken die Steuereinnahmen aus Glücksspielen erstmals wieder ab, nachdem sie sich in den zehn Jahren zuvor immer weiter erhöht hatten. Für 2024 liegen zwar erst Schätzungen vor, aber die lassen auch keinen starken Anstieg der Einnahmen erwarten.

Der Blick auf die Schwerpunkte zeigt, dass diese Tendenz primär durch das Online-Glücksspiel und hier die Automatenspiele ausgelöst wird. Der Lotteriesektor freut sich hingegen weiterhin über rege Teilnahme und hohe steuerliche Umsätze.

Schauen wir uns den Zehnjahresvergleich an wird klar, dass die Steuereinnahmen aus Glücksspielen seit zehn Jahren konsequent steigen:

  • 2014 erzielte das Land Einnahmen in Höhe von 1,67 Mrd. Euro
  • 2015 wurden Einnahmen in Höhe von 1,71 Mrd. Euro generiert
  • 2016 lagen die Steuererträge bei 1,81 Mrd. Euro
  • 2017 erzielten Glücksspiele 1,84 Mrd. Euro Steuereinnahmen
  • 2018 erzielte das Land Einnahmen in Höhe von 1,89 Mrd. Euro
  • 2019 wurden 1,97 Mrd. Euro an Glücksspielsteuern eingenommen
  • 2020 setzten Glücksspiele im Land 2,04 Mrd. Euro an Steuern um
  • 2021 spülte Glücksspiel 2,33 Mrd. Euro an Steuergeldern in die Kasse
  • 2022 erwirtschafteten Glücksspiele einen Steuerbetrag von 2,57 Mrd. Euro
  • 2023 erzielte man 2,48 Mrd. Euro an Steuereinnahmen durch Glücksspiele
  • 2024 wird mit einem Ergebnis von wieder rund 2,48 Mrd. Euro gerechnet

Trotz der eingetretenen Stagnation ist damit klar, dass Glücksspieleinnahmen für den Staat kontinuierlich angestiegen sind. Selbst während der Corona-Pandemie gab es keine rückläufigen Zahlen, sondern weiterhin ein Plus.

Steuerprobleme im Automatensektor durch Spieleinsatzsteuer verursacht?

Bei grundlegend steigendem Interesse an Glücksspielen stellt sich die Frage, warum der Spielautomatenbereich so stark abweicht und an Einnahmen verliert. Ein Problem könnte die Spieleinsatzsteuer sein, die Deutschland als einziges EU-Land noch immer am Leben hält.

Zum Vergleich: In sämtlichen anderen EU-Ländern zahlen Glücksspielanbieter bei Automatenspielen eine Bruttoumsatzsteuer. Sie entrichten Steuern auf die erzielten Bruttoumsätze.

Deutschland hingegen erhebt 5,3 % Steuern auf die geleisteten Einsätze von Spieler*innen. Das hat für Betreiber*innen zur Folge, dass sie sogar jene Einsätze versteuern müssen, aus denen am Ende ein Gewinn für die spielende Person resultierte und damit ein Verlust für den Anbieter.

Beispiel: Setzen Spieler*innen einen Betrag von 1.000 Euro und gewinnen 5.000 Euro, bedeutet das für das anbietende Unternehmen zunächst einen Verlust. Da nun die 1.000 Euro Einsatz auch noch versteuert werden müssen, steigt der Verlust deutlich.

Beim Angebot von Glücksspielen geht es um Geld und Einnahmen. Die Spieleinsatzsteuer ist ein finanzielles Risiko für die Anbietenden von Glücksspielen und wird indirekt an die Spieler*innen weitergegeben. Man senkt den RTP (Return to Player), um die Auszahlungschancen zu verringern. Das wiederum wirkt auf interessierte Spieler*innen unattraktiv und sie wenden sich EU-Anbietern mit besseren Gewinnchancen zu.

Gibt es einen Lösungsansatz für die Zukunft?

Um die rückläufigen Steuereinnahmen aus Glücksspielen aufzufangen, scheint eine Neuregulierung des Online-Glücksspiels insbesondere in Hinblick auf die Spieleinsatzsteuer, aber auch die Attraktivität des Angebots sinnvoll. 2026 steht die Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrags an, für 2028 ist dann die neue Version geplant. Bleibt abzuwarten, ob sich hier nachhaltig etwas ändert und die Steuereinnahmen dann wieder steigen.