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Gründer*in der Woche: Pferdegold: Innovation auf vier Hufen
In der Welt des E-Commerce hat sich Pferdegold als ein starkes Beispiel für Innovation und unternehmerischen Erfolg etabliert. Hinter dem Erfolg steht Gründer Florian Keller, der von Kindesbeinen an eine tiefe Verbindung zu Pferden pflegte.

In nur vier Jahren hat sich Pferdegold von einem ambitionierten Start-up zu einem florierenden Unternehmen mit einem Jahresumsatz im hohen siebenstelligen Bereich und einem Team von 23 Mitarbeiter*innen entwickelt. Die Erfolgsgeschichte zeugt von Florian Kellers unternehmerischem Geschick sowie seiner Vision, die Gesundheit und das Wohlergehen der Pferde in den Mittelpunkt zu stellen. Die Produktpalette von Pferdegold fokussiert sich dabei ausschließlich auf Produkte, die Pferde wirklich brauchen. So basiert das Zusatzfutter auf natürlichen Inhaltsstoffen und ist frei von künstlichen Zusätzen, Industriezucker oder billigen Füllstoffen.
Frühe Learnings fürs (Gründer-)Leben
Florian verband schon in seiner Kindheit eine tiefe Zuneigung zu Pferden. Florians Jugend war jedoch nicht frei von Herausforderungen. Während seiner Schulzeit erlebte er intensive Phasen des Mobbings, die ihn tief prägten. Er war zunächst nur auf kleinen Schulen, doch nach einem Schulwechsel im Alter von etwa 12 Jahren, begann das Mobbing durch seine Mitschüler*innen, welches deutlich über das übliche Maß hinausging und bleibende Eindrücke hinterließ.
„Diese schwierigen Erfahrungen hatten große Auswirkungen auf meinen Charakter und meine Entschlossenheit. Irgendwann hatte ich genug, fing mit körperlicher Fitness an, verlor Gewicht und befreite mich selbst aus der Opferrolle. Ich begann endlich mich gegen die Mobber zu wehren.“ Diese Erfahrung vermittelte ihm eine wichtige Lektion: „Ich habe realisiert, dass nur ich allein die Kontrolle über mein eigenes Leben übernehmen kann.“
Florians Interesse an Ernährung und Fitness wurde zu einer Konstanten, und er entschied sich später, Ernährungsberater zu werden.
Alles auf eine Karte gesetzt
Florian Keller absolvierte sein Studium an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS). Er schloss sein Studium im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen als Diplom-Ingenieur ab und spezialisierte sich anschließend im Masterstudium auf 'Innovation im Mittelstand'.
Ursprünglich hatte Florian die Absicht, ein Supplement für Menschen zu entwickeln. Diese Idee war bereits in der Entwicklungsphase, als er realisierte, dass diese Richtung ihn nicht vollständig erfüllte. Der Umschwung kam durch eine Begegnung mit der Reitfreundin seiner Mutter, die ihm einen Eimer voll mit Pferdefutter hinhielt: „Das Futter war extrem minderwertig und enthielt viel zu viel Zucker, sodass es eher schädlich als zuträglich für die Pferde war. Mir wurde sofort klar: Hier muss sich etwas ändern.“ Die Idee von Pferdegold war geboren.
Entschieden, seinem Traum zu folgen, setzte Florian alles auf eine Karte. Er nahm sich eine zweijährige Auszeit, um sich ausschließlich auf die Gründung seines Unternehmens zu konzentrieren. In dieser Phase finanzierte er sich von seinen Ersparnissen und investierte diese auch vollends in die Gründung von Pferdegold.
Qualität und Wirksamkeit rechtfertigen den höheren Preis
Eine der ersten Herausforderungen für Pferdegold war die Suche nach geeigneten Herstellern und Logistikpartnern, die Florians hohen Ansprüchen an Qualität und Nachhaltigkeit gerecht werden konnten. „Ich stieß dabei oft auf Skepsis und Widerstand, insbesondere als ich meine Vision für hochwertige Inhaltsstoffe in den Pferdegold-Produkten vorstellte. Einige Hersteller äußerten Bedenken, ob sich ein derart qualitativ hochwertiges Produkt zu einem entsprechenden Preis verkaufen lassen würde.“
Trotz dieser anfänglichen Zweifel blieb Florian standhaft bei seiner Überzeugung und fand letztendlich einen Hersteller am Chiemsee, der bereit war, seine Vision zu teilen und die Produkte nach seinen Vorstellungen zu produzieren. „Obwohl ich mit meiner Idee auf viel Widerstand stieß, war ich überzeugt, dass Qualität und Wirksamkeit den höheren Preis rechtfertigen würden.“


Marketing-Geschick und tiefe Verbundenheit zu Pferden
Die Herausforderungen beschränkten sich allerdings nicht nur auf die Produktionsseite. Auch beim Online-Marketing und Vertrieb musste Florian sich neues Wissen aneignen. Obwohl er sich zu Beginn seiner Unternehmung nicht ausgiebig mit Online-Marketing und Vertrieb auskannte, bewies Florian großes Geschick dafür, seine Marke im digitalen Raum zu positionieren.
Ein Schlüsselmoment in der Marketinggeschichte von Pferdegold war die Zusammenarbeit mit Dodo Laugks, einer bekannten Persönlichkeit in der Reitsportwelt. Ihre positive Rückmeldung zu den Produkten und das daraus resultierende gemeinsame Video, das auf Facebook veröffentlicht wurde, markierten einen Wendepunkt. „Das Engagement von Dodo Laugks war nicht nur entscheidend für unseren Erfolg, sondern hat auch langfristig dazu beigetragen, das Bewusstsein für Futterqualität in Deutschland zu stärken.“
Florians natürliche Fähigkeit, authentische und überzeugende Inhalte zu erstellen, kombiniert mit seinem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche von Pferdeliebhaber*innen, trug maßgeblich zum Erfolg seiner Marketing-Offensive bei. Er verstand es, Geschichten zu erzählen, die nicht nur die Qualität der Produkte hervorhoben, sondern auch die tiefe Verbundenheit und Liebe zu Pferden widerspiegelten.
Family-Power und Team-Spirit
Pferdegold, ursprünglich aus der Vision eines Einzelnen entstanden, ist in Wahrheit ein echtes Familienunternehmen. Florians Eltern, Susanne und Michael Keller, schlossen sich ihm seit dem Start im Jahr 2019 an. „Die frühe Unterstützung und das Engagement meiner Eltern sind von unschätzbarem Wert für das Wachstum und die Entwicklung von Pferdegold. Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, das Unternehmen zu formen und zu festigen.“
Die Zusammenarbeit in der Familie brachte eine einzigartige Dynamik in das Unternehmen. Die Kombination aus Florians innovativen Ideen, seinem unternehmerischen Geist, dem praktischen Wissen und der Erfahrung seiner Eltern schuf eine starke Grundlage für den Erfolg von Pferdegold. Dies spiegelte sich in der Qualität der Produkte, der Kund*innenbeziehung und der allgemeinen Unternehmensphilosophie wider.
Darüber hinaus wuchs das Team von Pferdegold stetig. Von den Anfängen mit nur wenigen Mitarbeitenden hat sich das Unternehmen zu einem Team von 23 engagierten und talentierten Individuen entwickelt. Jedes Teammitglied hilft bei der kontinuierlichen Verbesserung und Innovation von Pferdegold mit. „Unser starkes Teamgefüge ist ein wesentlicher Faktor für die Fähigkeit von Pferdegold, auf die sich ständig ändernden Anforderungen des Marktes zu reagieren und dabei stets die höchsten Standards an Produktqualität und Kundenservice zu halten.“
Das Plus: Offenheit für Veränderungen
Pferdegold hat seit seiner Gründung einen beeindruckenden Wachstumspfad beschritten. Innerhalb von nur vier Jahren gelang es dem Unternehmen, einen Jahresumsatz im hohen siebenstelligen Bereich zu erzielen. Auch die Produktpalette wird immer größer und umfasst mittlerweile Bereiche wie Stoffwechsel, Muskeln, Nerven bis hin zu Gelenkfutter für Pferde. Dieser Erfolg ist nicht nur ein Zeugnis für die Qualität der Produkte und die Wirksamkeit der Marketingstrategien, sondern auch für Florians Engagement, seine Vision in die Realität umzusetzen.
Ein wesentlicher Aspekt von Pferdegolds Erfolg war, sich schnell an Marktveränderungen anzupassen und auf die Bedürfnisse der Kund*innen einzugehen. Die Firma hat stets darauf geachtet, Produkte anzubieten, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und einen echten Mehrwert für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Pferden bieten. Diese Haltung hat Pferdegold einen treuen Kund*innenstamm und eine starke Position in einem wettbewerbsintensiven Markt gesichert.
Florian lebt sein Engagement für soziale Verantwortung nicht nur im Unternehmensalltag der Pferdebranche, sondern versucht auch, einen positiven Einfluss auf die breitere Gesellschaft zu haben. So wird ein Teil der Einnahmen von Pferdegold regelmäßig an soziale Einrichtungen wie Gut Aiderbichl gespendet.
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Insolventes HealthTech-Start-up MedKitDoc gerettet
Investorenlösung für die auf digitale Fernbehandlung spezialisierte Unternehmen BDS Digital Health Solutions GmbH: die GoMedicus Group übernimmt den Geschäftsbetrieb der BDS Digital Health Solutions-Tochter MedKitDoc – über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

Die BDS Digital Health Solutions GmbH musste im November 2024 Insolvenz anmelden. Am 1. Februar 2025 eröffnete das Amtsgericht Charlottenburg das Verfahren und bestellte Sebastian Laboga von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH zum Insolvenzverwalter, nachdem er zuvor bereits als vorläufiger Verwalter tätig war. Der Investorenprozess wurde von den Transaktionsexperten der WMCF GmbH um Alexej Koslov begleitet. Sie unterstützten unter anderem dabei, den passenden Partner für MedKitDoc, das Tochterunternehmen von BDS Digital Health Solutions, zu identifizieren.
Jetzt wurde für die BDS Digital Health Solutions GmbH eine Investorenlösung erreicht. Die GoMedicus Group GmbH übernimmt den Geschäftsbetrieb mit Wirkung zum 1. Februar 2025 im Rahmen einer übertragenden Sanierung.
Über den Kaufpreis vereinbarten die Parteien Stillschweigen. BDS Digital Health Solutions wurde 2020 gegründet und bietet mit MedKitDoc eine innovative Lösung für ärztliche Fernbehandlungen: Neben klassischen Video-Sprechstunden erlaubt die Plattform durch die Integration vernetzter Medizingeräte auch präzisere Untersuchungen auf Distanz – ein zukunftsweisendes Konzept in Zeiten zunehmender Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Der Geschäftsbetrieb wurde seit der Antragstellung im November 2024 fortgeführt. Im Zuge des strukturierten Investorenprozesses ist es dem Sanierungsteam um Rechtsanwalt Michael Bohnhoff gelungen, eine tragfähige Lösung zu realisieren. GoMedicus bietet ärztliche Versorgung in verschiedenen Regionen an – vor Ort und per Online-Sprechstunde. Der Investor plant, die Technologieplattform von MedKitDoc weiterzuentwickeln und den operativen Betrieb mit einem fokussierten Geschäftsmodell fortzuführen.
Rechtsanwalt Sebastian Laboga erklärt: „Die BDS Digital Health Solutions GmbH verfügt mit MedKitDoc über ein hohes Maß an technologischer Innovationskraft und großes Marktpotenzial. Es freut mich sehr, dass wir eine zukunftsfähige Lösung für das Unternehmen, seine Kunden und Partner erzielen konnten. Die Fortführung durch einen erfahrenen Investor bietet die Chance, die Entwicklung des digitalen Gesundheitswesens mitzugestalten.“ Durch die Übernahme ist auch die technologische Weiterentwicklung des MedKitDoc-Systems gesichert.
Gründer*in der Woche: Claudia Ruks – setzt voll auf "Made in Germany"
„Made in Germany“ steht weltweit für Qualität und Zuverlässigkeit. Doch die Strahlkraft des Labels scheint aktuell etwas nachzulassen. Vor welchen Herausforderungen junge Unternehmen stehen, die dieses Gütezeichen aktiv nutzen, berichtet Claudia Ruks, Gründerin von RIEMA Germany.

Als ich RIEMA gegründet habe, war für mich von Anfang an klar: Unsere Kuscheldecken sollen in Deutschland hergestellt werden. Nachhaltigkeit, höchste Qualität und kurze Transportwege – das klang nach der perfekten Kombination. Doch schnell wurde mir bewusst, dass „Made in Germany“ nicht nur Vorteile bringt, sondern auch Herausforderungen birgt, die man als Gründer*in erst einmal meistern muss.
Qualität, die überzeugt – aber zu welchem Preis?
Einer der größten Vorteile der Produktion in Deutschland ist die herausragende Qualität. Unsere Partnerbetriebe haben jahrzehntelange Erfahrung, und sämtliche Produktionsschritte – vom Spinnen über das Färben bis hin zum Weben – finden hierzulande statt.
Das sichert nicht nur Arbeitsplätze, sondern ermöglicht uns auch eine enge Zusammenarbeit mit unseren Produzent*innen. Dadurch können wir höchste Standards gewährleisten und sicherstellen, dass unsere Decken nicht nur langlebig, sondern auch nachhaltig gefertigt sind.
Doch diese Qualität hat ihren Preis. Die Lohnkosten in Deutschland sind hoch, ebenso die Energiekosten, die in der Textilindustrie eine entscheidende Rolle spielen. Gerade in den letzten Jahren haben steigende Strom- und Gaspreise die Produktion massiv verteuert. Für uns als junges Unternehmen bedeutet das: Jede Kalkulation muss exakt stimmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Wunsch nach Qualität und Nachhaltigkeit steht damit oft im Spannungsfeld mit wirtschaftlichen Überlegungen.
Bürokratie – eine echte Herausforderung
Ein weiterer Aspekt, der oft unterschätzt wird, ist die Bürokratie. Deutschland ist bekannt für seine komplexen Vorschriften, und das trifft auch die Textilproduktion. Zertifizierungen, Umweltauflagen, Produktsicherheitsverordnung – all das kostet Zeit und Geld, nicht nur für Produkte, die in Deutschland hergestellt werden. Natürlich sind viele dieser Vorschriften sinnvoll, um Transparenz, faire Arbeitsbedingungen und eine nachhaltige Produktion sicherzustellen. Doch oft fühlt es sich so an, als würden kleine Unternehmen durch den bürokratischen Dschungel ausgebremst, während sich große Konzerne mit eigenen Rechtsabteilungen mühelos durch die Regelungen manövrieren. Als Gründer*in muss man sich durchkämpfen, ständig dazulernen und darf vor allem nicht aufgeben.
Kurze Wege, schnelle Kommunikation
Trotz aller Herausforderungen bietet die Produktion in Deutschland aber auch unschätzbare Vorteile. Einer der größten Pluspunkte ist die direkte Kommunikation mit unseren Partner*innen. Änderungen im Design oder der Produktion können schnell abgestimmt werden – ohne Sprachbarrieren, ohne lange Transportwege.
Diese Nähe ermöglicht es uns, flexibel auf Kund*innenwünsche zu reagieren und unsere Prozesse kontinuierlich zu optimieren. Gerade in einer Zeit, in der globale Lieferketten immer fragiler werden, ist das ein unschätzbarer Vorteil. Außerdem kann man seine Produktionsstätte „mal eben“ besuchen und muss nicht erst beispielsweise nach Asien reisen. So kann man sich persönlicher in die Produktion einbringen, Probleme direkt vor Ort gemeinsam besprechen und hat jederzeit einen Einblick in die Herstellung.
Messen als Türöffner
Um unser Netzwerk zu erweitern und neue Kund*innen zu gewinnen, setzen wir stark auf Fachmessen wie die Nordstil oder Trendset. Gerade im B2B-Bereich sind persönliche Kontakte enorm wichtig. Hier zeigt sich auch, dass „Made in Germany“ ein echtes Verkaufsargument ist. Viele Einzelhändler*innen legen Wert darauf, Produkte aus Deutschland anzubieten, weil sie für Verlässlichkeit und hohe Standards stehen. Diese Messen sind für uns daher nicht nur eine Verkaufsplattform, sondern auch eine Gelegenheit, unser Unternehmen weiterzuentwickeln, neue Impulse zu erhalten und Trends frühzeitig zu erkennen.
Besonders wichtig ist für uns auf den Messen das Thema Transparenz. Es gibt so viel Greenwashing, dass selbst das Label „Made in Germany“ manchmal an Wert verliert. Deshalb legen wir großen Wert darauf, genau zu erklären, dass wirklich alle Produktionsschritte in Deutschland stattfinden – vom Färben des Garns bis hin zur Konfektionierung der Decken. Das überrascht viele Händler*innen, ist aber für sie ein unschlagbares Verkaufsargument. Denn genau diese Transparenz hilft ihnen wiederum, die Produkte authentisch an ihre Kund*innen weiterzuverkaufen.
Erfolgsstrategie: nicht zu schnell wachsen
Ein weiterer wichtiger Punkt auf unserem Weg war und ist es, nicht zu schnell zu wachsen. Gerade am Anfang kann ein zu schnelles Wachstum riskant sein – wenn man plötzlich eine hohe Nachfrage hat, die Produktion aber nicht hinterherkommt, kann das schnell zu Engpässen und Qualitätsproblemen führen. Deshalb setzen wir auf einen stetigen, nachhaltigen Ausbau.
Wir haben es geschafft, durch den kontinuierlichen Aufbau unserer Endkund*innen und vor allem durch die gezielte Zusammenarbeit mit zahlreichen B2B-Partner*innen zwei stabile Standbeine zu etablieren. Diese Strategie erfordert Geduld, sie hat sich aber für uns als deutlich sicherer erwiesen, als von Anfang an rasant zu skalieren. So können wir sicherstellen, dass unsere Kapazitäten immer mit unserem Wachstum Schritt halten – ohne Abstriche bei Qualität oder Service.
Ein lohnender Weg mit Hürden
Die Entscheidung, in Deutschland zu produzieren, war für uns genau die richtige. Die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen – hohe Kosten, Bürokratie und steigende Energiepreise machen es hierzulande nicht gerade leicht. Doch die Vorteile überwiegen: Qualität, Nachhaltigkeit und die Nähe zu unseren Partner*innen ermöglichen es uns, einzigartige Kuscheldecken aus Bio-Baumwolle und recycelter Baumwolle anzubieten, hinter denen wir zu 100 Prozent stehen können. Für mich ist „Made in Germany“ kein bloßes Label, sondern eine bewusste Entscheidung – mit all ihren Vor- und Nachteilen.
GameChanger des Monats: Eileen Liebig - dein Unternehmen, deine Regeln
Eileen Liebig ist Seriengründerin. „Gründen macht glücklich“ ist der Titel ihres Buchs und zugleich ihr Business-Motto. Doch Eileen weiß auch: Wachstum ist harte Arbeit. Hier ihre Lehren nach zwei Jahren Bootstrapping.

Ich darf mich kurz vorstellen: Ich habe die B2B-Wertschätzungsplattform clap gegründet, vier Kinder und keine Investor*innen. Und da sehe ich sie schon, die Stirn runzelnden Bedenkenträger*innen: Wie kann sie nur? Wie will sie das schaffen, gerade jetzt in diesem wirtschaftlichen Umfeld?
Es ist ja auch richtig: Die vergangenen zwei Jahre waren nicht immer leicht. Zwei Jahre, in denen ich mir monatlich 1200 Euro ausgezahlt habe. Selbst mein Azubi verdiente mehr. Und doch will ich keinen Tag davon missen, denn die Lernkurve war und ist extrem steil. Und es lohnt sich, darüber zu berichten, wie es ist, ohne fremde Geldgeber*innen ein Unternehmen wie clap hochzuziehen.
2023: Das Jahr der Produktentwicklung
Anfang 2023 ging clap an den Start. Clap versteht sich als „die Wertschätzungs-Lösung für Unternehmen“. Der Name ist dabei Programm – es geht wie beim Klatschen um die bewusst zur Schau gestellte Wertschätzung für eine bestimmte Person. Das kann eine Kund*in sein oder ein(e) langjährige(r) Mitarbeiter*in. Anlässe, Danke zu sagen und damit Wertschätzung zu zeigen, gibt es viele. Gerade gegenüber Kund*innen ist das wichtig. Dabei reichen die Formen der Wertschätzung heute weit über das hinaus, was früher auf Messen etwa bedruckte Kugelschreiber oder eigens gebrandete Kaffeetassen waren. Wir haben eine Plattform geschaffen, die den Prozess der Geschenkauswahl und -versendung automatisiert, personalisiert und effizienter gestaltet.
Wir möchten gerade größeren Unternehmen dabei helfen, den Geschenkprozess einerseits zu automatisieren und andererseits zugleich so persönlich wie möglich zu gestalten. Denn gute Geschenke sollten vor allem immer eines sein: möglichst individuell. Wertschätzung von der Stange wäre das genaue Gegenteil: unpersönlich, unaufrichtig, letztlich unwirksam. Gerade bei der Wertschätzung der eigenen Beschäftigten gibt es nach vielen Studien in Deutschland Luft nach oben. Das gilt im Besonderen für das Onboarding von Mitarbeiter*innen.
Stichwort Onboarding: Im ersten Jahr nach der Gründung kümmerten sich mein Co-Founder Konrad und ich ausschließlich um die Produktentwicklung. Das war sehr zäh und anstrengend: Ich agierte nicht in meinem Energiebereich, war schon in der Mitte des Jahres total ausgebrannt und hatte starke Erschöpfungserscheinungen.
Wenn mich jemand fragt „Was soll ich beruflich machen?“, dann frage ich nie zurück „Was macht dir Spaß?“, sondern „Was fällt dir leicht?“
Produktentwicklung ist definitiv nicht meine Stärke. Ich arbeite lieber strategisch. Hätten wir zu Beginn mehr Kapital gehabt, hätten wir noch mehr in Dienstleistungen investiert, statt alles selbst zu machen. Immerhin: Wir haben dabei viel gelernt – über das Business und über uns selbst, unsere Stärken und Schwächen. Das schadet ja nie.
2024: Das Jahr der Automatisierung
Zufrieden mit dem Produkt (aber noch lange nicht am Ziel) starteten wir ins zweite Jahr mit dem großen Thema Automatisierung. Unser Ziel hieß: Wir wollen mit clap Wertschätzung so persönlich wie möglich machen – und das möglichst automatisiert im Hintergrund. Also wurde fleißig programmiert. Wir wollten die Prozesse noch smarter machen, die Kund*innen selbst die Boxen zusammenstellen und versenden lassen, weil die Plattform genau dafür gemacht ist. Die Versandprozesse wurden so optimiert, dass eine Label-Erstellung nach Südafrika nur noch einen Klick benötigte statt zuvor 20 Minuten manueller Arbeit. Auch das Retourenmanagement gestalteten wir so smart, dass die Kommunikation inklusive Retourenerfassung nur wenige Sekunden benötigte.
Viele Details, viel Arbeit, die dann aber auch eines klar zeigten: Bei vielen Dingen gingen die Ansichten über die Zusammenarbeit zwischen Konrad und mir immer weiter auseinander. Während ich mich sehr auf das Thema Marketing und Vertrieb im Jahr 2025 freute, fühlte es sich für Konrad so an, als würde sich eine Tür schließen. Er wollte gern neue Projekte angehen, als Freelancer gebucht werden, einfach wieder eintauchen ins Programmieren. Ihm fehlte der Spaß, mir fehlte seine mitreißende Energie.
Im Herbst fiel die Entscheidung, dass wir ab 2025 beruflich getrennte Wege gehen. Seit 2025 bin ich alleinige Geschäftsführerin. Wir trennen uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Privat und geschäftlich bleiben wir füreinander da. Keine bösen Worte, keine negativen Gedanken. Darauf sind wir beide sehr stolz und ich ihm sehr, sehr dankbar.
2025: Das Jahr des Wachstums
Bereits im Oktober 2024 hatten wir eine SEO- und SEA-Agentur beauftragt, damit wir ab Januar 2025 besser sichtbar sind. Schon jetzt kommen erste große Kampagnenanfragen von Konzernen. Gleichzeitig muss unsere Website noch intuitiver werden.
Pustekuchen – es ist die Königsdisziplin. Daran scheitern viele Firmen. Fragen, die ich mir immer und immer wieder stelle, sind etwa die folgenden:
- Ist der Kunden*innen-Support stark genug?
- Funktioniert das Projektmanagement?
- Wie robust sind unsere internen Prozesse?
- Ist genügend Liquidität vorhanden, um in Vorleistung zu gehen?
- Sind Zahlungsmodalitäten klar geregelt?
Obwohl clap mein viertes Unternehmen ist (ich habe ja auch vier Kinder), ist jedes Start-up wie ein Kind – komplett anders, auch wenn die Eltern die gleichen sind.
Ich bin jetzt alleinige Geschäftsführerin und fühle mich gut dabei. Für mich ist das Führen als Solo-Person ein sehr schöner Zustand. Dennoch schließe ich weder Finanzierungsrunden noch eine erneute Partnerschaft aus. Mein Plan ist es, dass ich die Firma operativ in verantwortungsvolle Hände gebe, sobald die Zeit dafür reif ist. Ich möchte gern strategisch an clap teilhaben. Aktuell optimieren wir die UX der Homepage, danach erfolgt eine Optimierung der UX der Plattform, auf der man sich die Boxen zusammenstellt.
Eileens Tipps – von Gründerin zu Gründer*in
- Vereinbarkeit von Gründung und Familie: Struktur und Prioritäten sind essenziell. Meine Familie steht an erster Stelle, mein Business baue ich darum herum. Mein Mann und ich sind ein starkes Team – wir unterstützen uns gegenseitig und achten auf uns als Paar und Eltern. Das gibt unseren Kindern Stabilität. Dein Unternehmen wächst mit dir – lebe im Hier und Jetzt.
- Angst vor dem Scheitern: Jede Gründung ist ein Experiment. Fehler sind Lernstationen. Frage dich: „Was, wenn es funktioniert?“ Als mein Co-Founder ging, war ich traurig; doch jede Tür, die sich schließt, öffnet eine neue. Neuanfang ist oft ein zweiter Frühling.
- Gründen im Team vs. als Solist*in: Ein(e) Co-Founder*in kann helfen – oder einschränken. Setzt früh klare Erwartungen. Fühlt sich eine Partnerschaft nicht richtig an, kauf dir lieber die Skills ein und bleib Solopreneur*in. Du arbeitest täglich eng zusammen – das ist wie eine Ehe.
- Finanzierung: Bootstrapping gibt Freiheit, aber Kapital sichert Wachstum. Willst du schnell skalieren, prüfe Finanzierungsmöglichkeiten wie Vorverkäufe oder strategische Partner.
- Resilienz: Dein Business braucht dich langfristig. Finde Routinen, die dich mental und körperlich stärken. Bei mir: Krafttraining, Tanzen, Yoga, Lachen und Zeit mit der Familie. Was gibt dir Energie?
Learnings aus vier Gründungen
Starte lieber unperfekt als gar nicht; dein Business muss zu deinem Leben passen, nicht umgekehrt; Veränderungen gehören dazu – sei flexibel und wachse mit; lass dich nicht von äußeren Erwartungen steuern. Dein Unternehmen, deine Regeln!
Hochschule Koblenz: Starthilfe von der Idee bis zur Gründung
Wir stellen die Hochschule Koblenz als wichtigen Akteur des rheinland-pfälzischen Innovations- und Gründungsökosystems vor und präsentieren Start-ups, die mithilfe der Koblenzer Gründungsförderung erfolgreich durchgestartet sind.

Koblenz ist eine lebendige Großstadt und ein bedeutender Wirtschaftsstandort im Norden von Rheinland-Pfalz. Die Stadt zeichnet sich durch eine enge Verzahnung von Hochschule und Wirtschaft aus, die gemeinsam Innovationen und Gründungen in der Region fördern. Der Hochschule Koblenz kommt dabei hohe Bedeutung im Bereich des Transfers durch hochschulnahe Gründungen und Projekte mit etablierten Unternehmen zu. Die Stadt unterstützt dies durch eine moderne Wirtschaftsförderung und Infrastruktur wie beispielsweise dem TechnologieZentrum Koblenz.
Seit 1999 unterstützt die Hochschule Koblenz Existenzgründungen und legte mit der Gründung des Kooperationsnetzes für Existenzgründungen aus Koblenzer Hochschulen (KoNet) den Grundstein für ihre heutige Gründungsförderung. Das Netzwerk war darauf ausgerichtet, Gründer*innen zu fördern und zu vernetzen.
Drei Jahre später wurde eine Stiftungsprofessur für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge geschaffen, um Gründer*innen und Nachfolger*innen sowohl wissenschaftlich als auch praktisch zu unterstützen und das unternehmerische Potenzial in der Region zu stärken. Heute bietet die Hochschule ein umfassendes Ökosystem für Gründungsinteressierte – von der Idee bis hin zur Unternehmensgründung.
Im Jahr 2008 beteiligte sich die Hochschule Koblenz als Partnerin im Koblenzer Netzwerk für Open Entrepreneurship Engineering (KOpEE) im Rahmen von EXIST III, einem Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums. Dieses Projekt förderte die Innovationskultur und half dabei, Gründungspotenziale zu erschließen und Ideen erfolgreich in Unternehmen zu übertragen.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein war die Initiierung des Ideenwettbewerbs Rheinland-Pfalz im Jahr 2009. Heute ist der von der Hochschule Koblenz gegründete Wettbewerb ein zentraler Baustein des rheinland-pfälzischen Innovations- und Gründungsökosystems. Er unterstützt kreative Köpfe, macht innovative Ideen sichtbar und entwickelt diese bis zu einer Gründung weiter. Der Ideenwettbewerb wird vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und von Unternehmen gefördert sowie von Partner*innen unterstützt.

2011 wurde das Gründungsbüro der Hochschule Koblenz gegründet, das als zentrale Anlaufstelle für Beratung, Qualifizierung und Vernetzung steht. Mit den 2022 an den Standorten Koblenz und Remagen eröffneten und vom Bundesministerium für Bildung geförderten StartUpLabs, bietet die Hochschule zudem wichtige Hotspots für Studierende, die an der Gründung ihres eigenen Unternehmens interessiert sind.
Raphael Dupierry, Leiter des Referats Gründungsförderung der Hochschule Koblenz, erklärt: „Unsere Kreativräume, die StartUpLabs, bieten den Gründer*innen und Gründungsinteressierten einen einzigartigen Raum für Kreativität und Innovation. Hier können Ideen nicht nur gedacht, sondern auch konkret umgesetzt werden – sei es durch Prototyping, den Austausch mit Gleichgesinnten oder mit der Unterstützung durch unser Team. Wir möchten die Menschen dazu ermutigen, ihre Visionen zu verwirklichen und mit unserer Hilfe den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Die Angebote des Gründungsbüros knüpfen dabei an die Aktivitäten des StartUpLabs an und unterstützen mit vielfältigen Qualifizierungs-, Vernetzungs- und Beratungsangeboten auf dem Weg in die Selbständigkeit.“
Darüber hinaus konnte im Jahr 2023 die Förderung von Start-up-Gründerinnen im Rahmen von EXIST-Women, einem Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums, weiter ausgebaut werden. Das Programm konzentriert sich speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmerinnen und unterstützt sie bei der Umsetzung ihrer Ideen sowie beim Wachstum ihrer Start-ups.
Der kurze zeitliche Abriss verdeutlicht: Mit ihrer konsequenten Förderung trägt die Hochschule Koblenz maßgeblich dazu bei, die Region als Innovations- und Gründungsstandort zu stärken sowie Gründer*innen den Weg zu erfolgreichen Unternehmen zu ebnen.
Im Folgenden stellen wir vier Start-ups vor, die von Absolvent*innen der Hochschule Koblenz gegründet wurden und auch mithilfe des Gründungsbüros erfolgreich durchgestartet sind.
Fünf Mio. Euro für Geodaten-Start-up Beagle Systems
Das 2019 gegründete Beagle Systems sammelt und analysiert Geodaten mithilfe eines Netzwerks von Langstreckendrohnen. Mit dem frischen Kapital wollen die Hamburger ihr Geschäftsgebiet in Europa vergrößern und das Team weiter ausbauen.

Das 2019 von Jerry Tang, Mitja Wittersheim und Oliver Lichtenstein in Hamburg gegründete Beagle Systems startete 2024 seinen regulären Betrieb mit der Erkennung von Bedrohungen in der Nähe von Erdgaspipelines und der Erfassung von Methanemissionen. Durch die Ausweitung auf weitere Bereiche avanciert Beagle zu einer Suchmaschine, die Zugang zu bisher nicht erfassten Informationen für genutzte und bebaute Flächen bietet.
In einer Seed-Finanzierungsrunde sichern sich die Hamburger jetzt 5 Millionen Euro. Die Venture-Capital-Fonds PT1 und AENU führen die Runde als Co-Leads neben den Bestandsinvestoren an. Das Ziel: Europas kritische Infrastruktur durch ein Netzwerk aus automatisierten Langstrecken-Drohnen und Ladestationen sicherer und effizienter zu machen.
In Zeiten globaler politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit, neuer Zölle und anhaltender Lieferkettenprobleme ist eine robuste europäische Energieinfrastruktur wichtiger denn je. Der Datenpionier kann dank umfassender Genehmigungen rund 80 Prozent des europäischen Luftraums mit seiner Technologie „Made in Europe“ abdecken. Das Unternehmen konnte in kurzer Zeit namhafte deutsche Kunden gewinnen. Das Unternehmen hat von europäischen Energieversorgern Aufträge im Wert von mehreren Millionen Euro für die Datenerfassung und -analyse erhalten.
Mit dem gewonnenen Kapital wird Beagle Systems sein Geschäftsgebiet in Europa vergrößern und das Team weiter ausbauen. Gleichzeitig fließt das Geld in die Entwicklung einer völlig neuen Drohnengeneration samt dazugehöriger Ladestations-Infrastruktur – ausgelegt speziell auf sichere und effiziente Einsätze in Städten und Ballungsräumen.
Der CEO und Mitgründer des Unternehmens, Oliver Lichtenstein, engagiert sich seit Langem für die sichere Integration unbemannter Flugsysteme: So war er bereits früh Mitglied im Drohnenbeirat des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Zudem ist er stellvertretender Vorstandsvorsitzender des UAV DACH, Europas größtem Branchenverband für Drohnen. Dort vertritt er Hersteller, Betreiber und weitere Akteure, um den sicheren und geregelten Einsatz von Drohnen im europäischen Luftraum voranzutreiben.
„Diese Finanzierungsrunde ist ein klares Signal, dass unsere Arbeit Früchte trägt und unsere Partner großes Vertrauen in uns haben“, erklärt Lichtenstein. „Das zusätzliche Kapital gibt uns die Möglichkeit, unsere Services weiterzuentwickeln, um die europäische Energieinfrastruktur resilienter zu machen. Dank des anhaltenden Engagements von PT1 und AENU können wir schneller expandieren, um der Nachfrage unserer Kunden gerecht zu werden und an der Spitze unserer Branche zu bleiben.“
PT1, ein Venture-Capital-Fonds, hat sich auf innovative Technologien in Bereichen wie Immobilien, Energie und Infrastruktur spezialisiert. Nikolas Samios, Managing Partner von PT1, fügt hinzu: „Wir glauben fest daran, dass Beagle Systems mit seiner Technologie einen wichtigen Beitrag dazu leisten wird, Geodaten jederzeit und flexibel verfügbar zu machen – und so die Überwachung kritischer Infrastruktur effizienter, sicherer und nachhaltiger gestaltet.“
AENU setzt auch auf Frühphasen-Start-ups im Bereich Climate Tech. Der Impact Fund investiert in junge Unternehmen, die Lösungen für die Klimakrise entwickeln. Melina Sanchez Montañes, Principal bei AENU, ergänzt: „Der Markt für autonome Drohnentechnologien im Energiesektor bietet enormes Potenzial – sei es beim Aufspüren von Methanlecks zur Senkung von Treibhausgasemissionen oder bei der Überwachung und Sicherung unseres Stromnetzes. Das Team von Beagle hat uns mit seinem netzwerkbasierten Ansatz überzeugt, weil sie so den Kunden echten Mehrwert auf besonders kosteneffiziente Weise bieten.“
Rebranding: Aus heynanny wird heycare
Die 2021 von Julia Kahle und Anna Schneider gegründete Care-Plattform heynanny wird zu heycare. Der neue Name soll sichtbar machen, was sich längst etabliert hat: eine Plattform für umfassende Employee Assistance.

Großunternehmen nutzen bereits heycare-Module wie Mental Health, Elder Care und haushaltsnahe Services – jetzt ergänzt um Pet Care. Mitarbeitende wünschen sich echte Unterstützung – nicht nur im Job, sondern auch im Alltag. Ob Kinderbetreuung, psychische Gesundheit, Pflege von Angehörigen, haushaltsnahe Aufgaben oder die Versorgung von Haustieren: Viele Lebensbereiche lassen sich nicht klar von der Arbeit trennen.
Heycare – 2021 als heynannyly GmbH / heynanny von Julia Kahle und Anna Schneider gegründet – ist eine führende Plattform für Employee Assistance, die diese Realität aufgreift und eine zentrale Plattform bietet, über die Mitarbeitende passgenaue Services für jede Lebenslage erhalten – flexibel, digital und rund um die Uhr.
„Better care, better work – unser Ziel ist es, Mitarbeitende in allen Care-Bereichen zu entlasten und ihnen ein starkes Support-System an die Seite zu stellen“, sagt Julia Kahle, Mitgründerin von heycare.
Zum Weiterlesen: Hier geht's zur StartingUp-Gründungsstory von heynanny / heycare
Neuer Name, erweiterter Fokus
"Es sind nicht nur soziale Gründe, die für Lösungen wie heycare sprechen – auch wirtschaftlich machen sie einen spürbaren Unterschied“, sagt Benjamin Visser, Gründer und CEO von allygatr, dem Company Builder im HR-Tech-Sektor, zu dessen Portfolio heycare gehört. „Wenn in einem Unternehmen mit 1000 Mitarbeitenden allein durch Betreuungslücken jährlich 657.000 Euro an Produktivität verloren gehen, zeigt das den Handlungsbedarf. Und wenn eine Fachkraft wegen familiärer Verpflichtungen das Unternehmen verlässt, kostet die Nachbesetzung im Schnitt 50.000 Euro. Heycare setzt genau hier an – und hilft, solche Kosten zu vermeiden.“
„Der neue Name unterstreicht unsere Mission, Unternehmen in allen Care-Bereichen zu unterstützen“, ergänzt heycare-Mitgründerin Anna Schneider. „Das macht heycare zur führenden Plattform für ganzheitliche Benefits für Mitarbeitende.“
Mit dem Rebranding zu heycare erweitert das Start-up seinen Fokus. Gleichzeitig bleibt das, was heycare auszeichnet, erhalten: eine hohe Servicequalität, persönliche Ansprechpartner*innen und die einfache Anbindung an bestehende HR-Prozesse. Unternehmen können die Plattform weiterhin nahtlos integrieren – und ihren Teams rund um die Uhr Zugang zu allen Leistungen ermöglichen.
experial: DeepTech-Start-up sichert sich 2 Mio.-Euro-Finanzierung
Das 2022 von Dr. Tobias Klinke und Nader Fadl gegründete Start-up mit Sitz in Köln und Wuppertal ermöglicht es Unternehmen, mithilfe von Digital Twins Markttests, Kampagnenanalysen und Produktfeedback in Echtzeit durchzuführen.

Das DeepTech-Start-up experial hat eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 2 Millionen Euro abgeschlossen, angeführt von Capnamic. Unterstützt wurde die Runde zudem von xdeck und Angel-Investoren, darunter Professor Bernd Schmitt von der Columbia University.
KI macht Marktforschung schneller und präziser
Dr. Tobias Klinke, Mitgründer und Geschäftsführer von experial, erklärt: „Unsere Vision ist es, datengetriebene Konsumentenforschung für jedes Unternehmen zugänglich zu machen. Statt teurer und zeitaufwendiger Umfragen liefern unsere KI-gestützten digitalen Zwillinge schnelle, präzise und skalierbare Marktanalysen.”
Gegründet wurde experial von Dr. Tobias Klinke und Nader Fadl, die beide ihren wissenschaftlichen Hintergrund an der Bergischen Universität Wuppertal haben. Ihre Machine-Learning-gestützte Technologie simuliert Konsumentenverhalten, demografische Muster und Kaufentscheidungen, ohne personenbezogene Daten zu verwenden. Unternehmen können so Markttests, Kampagnenanalysen und Produktfeedback in Echtzeit durchführen.
Marktforschung in Minuten statt Wochen
Klassische Befragungen sind fehleranfällig – Teilnehmende geben ungenaue Antworten oder sind wenig motiviert. Experial eliminiert diese Verzerrungen mit simulationsbasierten Zielgruppenanalysen, die laut dem Start-up bis zu 100-mal günstiger als herkömmliche Methoden sind. Während klassische Studien Wochen dauern, liefert experial belastbare Erkenntnisse in Echtzeit. So können Unternehmen ihre täglichen Entscheidungen eng an den Bedürfnissen und Vorlieben der Kund*innen ausrichten, was langfristig die Rentabilität erhöht.
Expansion und Weiterentwicklung der Technologie
Mit der neuen Finanzierung konnte experial bereits sein Team erweitern und mit Dr. Nils Rethmeier einen neuen Co-Founder und CTO gewinnen. Nun folgt der nächste Schritt: die Weiterentwicklung der Plattform mit spezialisierten Marktforschungs-Agents, die qualitative Datenanalysen durchführen, Interviews führen und Surveys erstellen. Zudem wird die Twin-Technologie optimiert – mit einem Validitätsscore zur Bewertung synthetischer Aussagen und der Fähigkeit, visuelle Stimuli wie Social-Media-Inhalte oder Werbeanzeigen zu analysieren. So erhalten Unternehmen noch präzisere Marktanalysen.
Olaf Jacobi, Managing Partner bei Capnamic, kommentiert: „Experial zeigt eindrucksvoll, wie künstliche Intelligenz die Marktforschung revolutionieren kann. Die Technologie hat das Potenzial, eine völlig neue Ära datengetriebener Entscheidungsprozesse einzuleiten. Wir freuen uns, das Team auf diesem Weg zu begleiten.“
Diese Unis bringen die erfolgreichsten Exit-Gründer*innen hervor
Eine Untersuchung der knapp 400 Exits im Jahr 2024 hat viele spannende Ergebnisse ans Licht gefördert: WHU nicht mehr top; LMU führt; Informatik schlägt BWL. Hier gibt's alle Fakten.

Im Jahr 2024 haben die Gründer*innen von insgesamt 396 deutschen Unternehmen einen Exit vollzogen. Doch wo haben diese erfolgreichen Gründer*innen studiert? Welche Fachrichtungen sind besonders stark vertreten und welchen Abschluss haben sie erworben? Eine aktuelle Analyse des Webhosting-Anbieters Hostinger zeigt, dass 2024 die Otto Beisheim School of Management (WHU) nicht wie in den Jahren zuvor an der Spitze des Exit-Uni-Rankings steht.
Für die Untersuchung wurden alle in den Medien erfassten Exits des Jahres 2024 berücksichtigt. Weitere Details zu den Gründer*innen wurden durch Recherche auf Social-Media-Seiten und Unternehmenswebseiten ermittelt. Es gab jedoch Gründer*innen, denen aufgrund des Fehlens entsprechender Online-Daten weder eine Universität, ein Fachbereich noch ein Abschluss zugeordnet werden konnten.
Süden als Start-up-Schmiede
Die meisten Exit-Gründer*innen des Jahres 2024 kommen aus dem Süden Deutschlands sowie aus Österreich. An der Spitze des Rankings steht die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), die mit 15 Absolvent*innen die größte Anzahl an Exit-Gründer*innen stellt. Unter anderem konnten Absolventen wie Max Wittrock, Co-Founder mymuesly (Mehrheitsanteilerwerb von Bestandsinvestoren – Katjes Greenfood) und Andreas Budde mit dem App-Analyse-Unternehmen 42matters (Übernahmen durch Similarweb) erfolgreiche Exits feiern. Auf dem zweiten Platz folgt die Technische Universität Wien mit 13 Absolvent*innen und die Technische Universität München, die ebenfalls 13 Absolvent*innen vorweisen kann. Gemeinsam vereinen diese drei renommierten Hochschulen mehr als zehn Prozent aller Exits auf sich. Das Podium schließt die Technische Universität Berlin mit acht Absolvent*innen. Als erste nicht deutschsprachige Universität belegt die ESCP Business School (Berlin) den 16. Platz in dem Ranking und hat vier erfolgreiche Gründer*innen hervorgebracht.
Durchschnittlich weisen die Universitäten eine Absolvent*innenzahl von 2,26 für Exit-Gründer*innen des Jahres 2024 auf. Damit liegen 141 Universitäten der 173 untersuchten Universitäten unter dem Durchschnitt. Universitäten und Hochschulen in Berlin sind mit 20 Absolvent*innen vertreten. Das entspricht einem Anteil von 5,05 Prozent.
Die beliebtesten Studienfächer: Informatik an der Spitze
Das Studienfach Informatik ist der eindeutige Favorit unter den Exit-Gründer*innen 2024. Mit 17 Absolvent*innen führt dieses Fach das Fächer-Ranking an. Diese Absolvent*innen gründeten unter anderem ProDato oder Getsurance. Auf dem zweiten Platz folgt Wirtschaftsinformatik mit zwölf Absolvent*innen. Platz drei geht an den Studiengang Wirtschaft, der neun Absolvent*innen hervorgebracht hat. Insgesamt umfasst das Fächerranking 198 verschiedene Studienfächer, was die Vielfalt der akademischen Hintergründe der Gründer*innen zeigt.
Master-Abschluss als Basis für den Gründungserfolg
Der Master-Abschluss ist deutlich die Nummer 1 unter den Abschlussarten der Exit-Gründer*innen 2024. Mit 130 Absolvent*innen, was 32,83 Prozent der gesamten Gründer*innen ausmacht, stellt der Master-Abschluss mehr als ein Drittel der erfolgreichen Gründer*innen. Darunter befinden sich z.B. auch Ingo Seebach und René Seeber, die mit dem Drohnenabwehrunternehmen Dedrone und dessen Übernahme durch den US-Konzern Axon einen der größten Exits im vergangenen Jahr verzeichneten. Auf dem zweiten Platz folgt der Bachelor-Abschluss mit 55 Absolvent*innen, während der Diplom-Abschluss mit 47 Absolvent*innen den dritten Rang einnimmt. Auch Doktorabschlüsse sind mit 43 Absolvent*innen vertreten. Deutlich weniger verbreitet ist das Staatsexamen auf Platz fünf. Mit sieben Absolvent*innen ist die Differenz zwischen Doktorabschlüssen und Staatsexamen signifikant. Und auch ohne Abschluss ist eine Übernahme möglich: Tarek Müller, Mitgründer von About You, das derzeit in der Übernahme von Zalando steht, gehört zu den erfolgreichen Unternehmern ohne akademischen Abschluss.
Die gesamte Untersuchung inkl. sämtlicher Ergebnisse ist hier zu finden.
Verus Digital: 3D-Digitalisierungspionier erhält 750.000 Euro Pre-Seed-Finanzierung
Die Verus Digital GmbH, ein führender Anbieter auf dem Gebiet der autonomen 3D-Digitalisierung von Objekten, sichert sich ein Pre-Seed-Investment. Das Business-Angel-Netzwerk Gateway Ventures und die Fraunhofer Gesellschaft investieren 750.000 Euro in die weitere Entwicklung der Fraunhofer-Ausgründung.

Die 2023 von Matevz Domanjko, Reimar Tausch und Martin Schurig als Spin-off des Fraunhofer-Instituts für Grafische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt gegründete Verus Digital GmbH bietet mit CultArm3D die erste mobile All-in-One-Lösung für die 3D-Digitalisierung von Objekten, sowie passgenaue Digitalisierungsdienstleistungen, Beratung und Schulung für kund*innenorientierte Lösungen an.
Die 3D-Scanner von Verus Digital nutzen modernste Technologie, um Kund*innen weltweit smartes digitales Scannen und Modellieren von Objekten zu einem Bruchteil der Kosten und des Zeitaufwandes bisheriger Verfahren anzubieten. Das Unternehmen hat mit der Produktlinie CultArm3D eine autonome 3D-Scanstation erfolgreich eingeführt, die die Dokumentation und digitale Konservierung von Kunstobjekten und historischen Artefakten mit wissenschaftlicher Präzision ermöglicht.
Hierfür arbeitet Verus Digital mit internationalen Partnern wie Phase One, einem führenden Hersteller von digitalen High-End-Kamerasystemen, Universal Robots, einem international tätigen Hersteller von kollaborativen Leichtbaurobotern und weiteren namhaften Partnern in Industrie und Forschung zusammen.
Mit der Pre-Seed-Finanzierung von Gateway Ventures und der Fraunhofer-Gesellschaft will das junge Tech-Unternehmen seine führende Position im Bereich der smarten 3D-Digitalisierung in Museen sowie das neue Geschäftsfeld der 3D-Virtualisierung in der Forensik weiter ausbauen. Zudem sollen durch Weiterentwicklungen und strategische Partnerschaften die Marktposition ausgebaut und weitere Märkte erschlossen werden.
Mit Unterstützung von Fraunhofer Venture wurde im Rahmen des AHEAD-Programms das Geschäftsmodell für den Markteintritt ausgearbeitet. Direkt nach Gründung brachte Verus Digital CultArm3D auf den Markt – die ersten smarten und autonomen 3D Scanning Stationen für Visualisierungen von wissenschaftlicher Qualität.

Matevz Domanjko, CEO bei Verus Digital, erklärt zur erfolgreichen Finanzierungsrunde: „Unsere Technologie verändert bereits heute die Art und Weise, wie führende Institutionen historische Artefakte und forensische Beweise mit unübertroffener Präzision digitalisieren und analysieren. Mit einem voll ausgereiften Produkt und einer wachsenden Marktnachfrage sind wir für die weitere Skalierung unseres Geschäftsmodells hervorragend aufgestellt. Die Investition von Gateway Ventures und Fraunhofer Venture ermöglicht es uns, Innovationen zu beschleunigen, unser Produktangebot zu verbessern und noch schneller in Schlüsselmärkte zu expandieren.“
Markus Kainz, CEO Gateway Ventures, ergänzt: „Die profunde Technologie hinter Verus Digital bietet weltweit einen einzigartigen Vorsprung gegenüber ähnlichen Lösungen. Wir sind überzeugt, dass das Produkt bereit ist in vielen Ländern zum Einsatz zu kommen und freuen uns gemeinsam mit dem Team von Verus Digital und Fraunhofer Venture die nächsten Schritte zu gehen.“
Matthias Unbescheiden, Institutsleiter des Fraunhofer IGD, kommentiert: „Die Gründung der Verus Digital GmbH als Spin-off des Fraunhofer IGD ist ein herausragendes Beispiel für unsere Innovationskraft im Bereich der autonomen 3D-Digitalisierung. Mit der erfolgreichen Finanzierung und dem Engagement für präzise digitale Lösungen unterstützen wir nicht nur die Erhaltung unseres kulturellen Erbes, sondern eröffnen auch neue Anwendungsmöglichkeiten in der Forensik und darüber hinaus.“
LMU-Spin-off RNhale erhält 2,5 Mio.-EU-Förderung
RNhale hat sich einen hochdotierten Grant des Europäischen Innovationsrates (EIC) gesichert. Das 2023 gegründete Münchner Start-up will einen neuen Ansatz zur Behandlung von Asthma praxisreif machen.

Der Firmenname bereits beschreibt das angestrebte Produkt in kürzester Form: RNhale - sogenannte RNA-Therapeutika zum Einatmen. Jetzt bekommt das 2023 gegründete Münchner Start-up einen sogenannten Transition Grant des European Innovation Council (EIC) in Höhe von 2,5 Millionen Euro, um ein solches neuartiges Medikament gegen Asthma an die Praxis heranzuführen.
RNhale ist eine Ausgründung der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU): Die Pharmazeutin Olivia Merkel, Inhaberin des Lehrstuhls für Drug Delivery, hat mit ihrem Team das nötige Know-how über lange Jahre erarbeitet. Sie forscht an neuartigen Nano-Transportsystemen, mit denen Medikamente gezielt an ihren Wirkort im menschlichen Körper gebracht werden können. Ihr besonderer Fokus liegt auf dem therapeutischen Einsatz kurzer RNA-Abschnitte, die an der Krankheitsentstehung beteiligte Gene in bestimmten Zelltypen stilllegen können.
Auf dieser Basis entwickelten Olivia Merkel und ihr Team Ansätze für neue Asthma-Therapien, unter anderem gefördert mit einem millionenschweren Starting Grant des Europäischen Forschungsrat (ERC). Die Forscherinnen und Forscher packten spezifische sogenannte siRNA in Nano-Carrier, die sich mittels Sprühtrocknung stabilisieren lassen und zu einem atemgängigen Trockenpulver verarbeiten lassen.
Um für ein solches Präparat die Probe aufs Exempel machen zu können, erhielt Olivia Merkel einen Proof of Concept Grant des ERC. Nach einer weiteren Förderung aus dem Knowledge Transfer Fund der LMU schlug 2023 auch die Geburtsstunde des Spin-offs RNhale, bei dem Olivia Merkel als Scientific Advisor firmiert. Zum Gründungsteam gehören einige ihrer LMU-Mitarbeitenden wie CEO Benjamin Winkeljann.
Nächster logischer Baustein der Förderung aus Brüssel
Der neue Grant des EIC ist in dieser Förderkette aus Brüssel der nächste logische Baustein: RNhale will damit die Technologie für die Prüfung in klinischen Studien bereit machen und die Geschäftsentwicklung für den Marktrelease vorantreiben. Dazu gehört eine Vorbereitung der nötigen präklinischen Studien. Als erste Anwendung plant das Unternehmen ein Präparat, mit dem sich die bei allergischem Asthma auftretende Expression des Zytokins TSLP in den Atemwegen reduzieren lässt. Mit diesen Arbeiten hofft RNhale, am Ende nicht nur ein hochwirksames Therapeutikum gegen Asthma auf den Markt bringen zu können, sondern auch eine Plattform zu schaffen, die sich auch für Entwicklungen zur Behandlung anderer Atemwegserkrankungen nutzen lässt.
Kaiko Systems sichert sich 6 Mio.-Euro-Finanzierung
Die 2020 von Eddy del Valle und Fabian Fussek in Berlin gegründete, KI-gestützte maritime Operations Platform Kaiko Systems sichert sich eine 6 Mio.-Euro-Finanzierung zur Steigerung der Sicherheit und Effizienz in der globalen Seeschifffahrt.

Die jüngsten geopolitischen Spannungen und Lieferkettenstörungen haben Schwachstellen in der maritimen Logistik offengelegt und machen Echtzeit-Betriebsintelligenz sowie vorausschauende Wartung unverzichtbar. Das 2020 von Eddy del Valle und Fabian Fussek gegründete Kaiko Systems bietet KI-gestützte Frontline-Intelligence-Lösungen für die Schifffahrt und andere Schwerindustrie-Branchen. Durch die Kombination von mobiler Datenerfassung, prädiktiver Analytik und intelligenter Automatisierung ermöglicht das Unternehmen Betreiber*inne, die Sicherheit zu erhöhen sowie die Einhaltung von Vorschriften und die Wartung zu optimieren.
Jetzt hat Kaiko Systems eine Serie-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 6 Mio. Euro abgeschlossen. Die Runde wurde von Hi inov und Flashpoint Venture Growth angeführt, mit fortgesetzter Unterstützung durch Motion Ventures. Damit steigt das Gesamtinvestment auf 9 Mio. Euro. Die neue Finanzierungsrunde soll die Expansion von Kaiko Systems in neue, insbesondere asiatische Märkte beschleunigen den Ausbau seiner KI-gestützten Produktfunktionen inkl. der Erweiterung auf Branchen wie Offshore-Windkraft und Infrastrukturwartung ermöglichen. Damit will das Unternehmen seine Rolle als Treiber für mehr Sicherheit, Compliance und Effizienz in anlagenintensiven Industrien stärken – ein entscheidender Faktor angesichts zunehmender geopolitischer Unsicherheiten und Lieferkettenstörungen.
„Die Seeschifffahrt steht unter enormem Modernisierungsdruck inmitten globaler Unsicherheiten und operativer Herausforderungen“, sagte Fabian Fussek, Co-Founder & CEO von Kaiko Systems. „Diese Finanzierungsrunde ermöglicht es uns, unsere KI-gesteuerten Fähigkeiten zu verbessern, in neue Regionen zu expandieren und technische Teams mit den Werkzeugen auszustatten, um sicherer und effizienter zu arbeiten.“
Start-up-Insights zum Cyber Resilience Act
Neben Konzernen wie Microsoft und Siemens ist auch das Start-up Stackable Mitglied der Expert*innengruppe zum Cyber Resilience Act (CRA). Mitgründer Lars Francke war jetzt zur ersten Sitzung bei der EU-Kommission. Hier seine Insights.

Nach intensiven Verhandlungen ist der Cyber Resilience Act (CRA) in Kraft getreten. Unternehmen haben nun bis Dezember 2027 Zeit, die Anforderungen dieser EU-Verordnung zur Stärkung der Cybersicherheit umzusetzen. Doch was bedeutet der CRA konkret? Warum war er anfangs so umstritten? Und wie sollten Unternehmen nun vorgehen?
Die europäische Gesetzgebung mag oft schwerfällig erscheinen, doch in puncto Cybersicherheit zeigt sich die EU erstaunlich entschlossen. Bereits 2019 wurde der Cybersecurity Act verabschiedet, wenig später folgte die Sicherheitsrichtlinie NIS2. Nun markiert der CRA einen weiteren Meilenstein im Schutz digitaler Infrastrukturen. In einer Zeit, in der Cyberangriffe zunehmen, ist dies ein notwendiger Schritt.
Während Europa vorangeht, zeigen sich anderswo Rückschritte: In den USA wurde das unter der Biden-Regierung geschaffene ‚Cyber Safety Review Board‘ als eine der ersten Amtshandlungen der Trump-Administration wieder aufgelöst. Umso wichtiger, dass die EU hier mit einem klaren Regelwerk voranschreitet – auch wenn der Weg dorthin nicht ohne Hürden war. Vor allem das Thema Open Source führte im Vorfeld zu hitzigen Diskussionen zwischen Politik, Wirtschaft und Verbänden.
Die Zukunft der Cybersicherheit aktiv mitgestalten
Für uns bei Stackable war Open Source von Anfang an ein zentrales Thema – nicht erst seit den Debatten um den CRA. Daher war es uns ein Anliegen, an der Ausgestaltung der Verordnung mitzuwirken. Dass wir als vergleichsweise kleines Unternehmen tatsächlich in die Expertengruppe zum CRA aufgenommen wurden, war eine Überraschung. Ich erinnere mich noch genau an den Tag im Jahr 2024, als die Bestätigungsmail eintraf: „Wir fahren nach Brüssel!“, rief ich damals dem Team zu.
Die erste Sitzung des CRA-Komitees fand nun im Februar 2025 statt. Persönlich in Brüssel anwesend zu sein und mit den Big Playern wie Microsoft, Cisco oder Siemens an einem Tisch zu sitzen, war schon beeindruckend. Direkt mit anderen Expert*innen zusammenzuarbeiten, ist eine einzigartige Gelegenheit, die Zukunft der Cybersicherheit aktiv mitzugestalten. Diese Erfahrungen haben mir wertvolle Einblicke in die Mechanismen der EU-Gesetzgebung und die Bedeutung von Open Source in diesem Kontext vermittelt. Und auch, welche Arbeit noch vor uns liegt.
Ein zentraler Diskussionspunkt während der Entwicklung des CRA war die Einbeziehung von Open-Source-Software. Ursprünglich hätte der Entwurf dazu geführt, dass Open-Source-Entwickler*innen und Stiftungen denselben Verpflichtungen ausgesetzt wären wie kommerzielle Softwareanbieter. Diese Regelung hätte potenziell das Open-Source-Ökosystem in Europa gefährdet, da viele Entwickler*innen sich gezwungen gesehen hätten, ihre Software nicht mehr auf dem europäischen Markt anzubieten.
In der finalen Version des CRA wurde eine differenzierte Lösung gefunden: Die Unterscheidung zwischen kommerzieller und nicht-kommerzieller Nutzung wurde geschärft, und mit der Einführung des Begriffs „Open Source Steward“ erhalten nicht-kommerzielle Projekte eine regulatorische Sonderstellung mit reduzierten Verpflichtungen. Dies trägt dazu bei, dass Open Source weiterhin eine tragende Rolle in der europäischen Digitalwirtschaft spielen kann. Und muss. In der Expert*innengruppe gehören Open Source und welche Pflichten die Herstellenden in der gesamten Lieferkette haben, auch weiterhin zu den Kernthemen.
Das beschäftigt die Expert*innengruppe
Es gibt noch ungelöste Probleme, denen wir uns in der Expert*innengruppe stellen – etwa die internationale Abstimmung. Während Europa mit dem CRA einen ambitionierten Weg geht, sind in anderen Teilen der Welt vergleichbare Regulierungen noch nicht auf demselben Niveau. Dies könnte dazu führen, dass europäische Unternehmen im globalen Wettbewerb benachteiligt werden, während außereuropäische Anbietende weniger strenge Sicherheitsauflagen erfüllen müssen. Eine enge Zusammenarbeit mit anderen Wirtschaftsräumen bleibt für uns in der Expert*innengruppe daher enorm wichtig.
Eine längere Diskussion gab es auch beim Thema Risikobewertung. Ich selbst hatte damit bisher nur wenige Berührungspunkte in meiner beruflichen Laufbahn. Und aus Gesprächen mit anderen Unternehmer*innen konnte ich heraushören, dass es vielen Start-ups und kleineren Unternehmen auch so geht. Welche Szenarien und Leitlinien zu berücksichtigen sind, ist vielerorts nicht klar. Manche Teilnehmenden der Expert*innengruppe sprachen sich für minimale Vorgaben aus, um das Thema nicht zu kompliziert zu gestalten. Andere sprachen sich für Anleitungen von der Kommission aus, damit Unternehmen einen Fahrplan an der Hand haben. Letztere Variante dürfte vor allem für kleine Unternehmen hilfreich sein. Doch auch jetzt sollten sich alle Markteilnehmer*innen bereits damit auseinandersetzen. Die Zeit drängt.
Berichtspflicht ab 2026, Übergangsfrist bis Dezember 2027
Unternehmen haben eine Übergangsfrist bis Dezember 2027, um sich auf die neuen regulatorischen Anforderungen einzustellen. Ab September 2026 greift sogar schon die Berichtspflicht, etwa bei Vorfällen oder Schwachstellen – viel Zeit bleibt also nicht. Vor allem, weil die Umstellung eine sorgfältige Analyse der eigenen Prozesse und Systeme erfordert. Wer bisher keine systematische Dokumentation seiner Softwareentwicklungs- und Sicherheitspraktiken vorgenommen hat, muss damit beginnen, eine lückenlose Nachweisführung zu etablieren. Es gilt, detailliert zu erfassen, welche Softwarekomponenten und Drittanbieter-Lösungen im Einsatz sind und welche Sicherheitsmaßnahmen implementiert wurden.
Ein funktionierendes Schwachstellenmanagement ist essenziell. Unternehmen müssen in der Lage sein, Bedrohungen frühzeitig zu identifizieren und angemessen darauf zu reagieren. Dazu gehört auch eine umfassende Transparenz über die gesamte Software-Lieferkette hinweg. Woher stammen genutzte Code-Komponenten? Welche potenziellen Risiken bergen sie? Nur wer diese Fragen klar beantworten kann, wird langfristig regulatorische Sicherheit gewährleisten können.
Die Umsetzung darf nicht aufgeschoben werden. Eine schrittweise Integration der neuen Vorgaben sollte sofort angegangen werden, um Nachholbedarf kurz vor der Frist zu vermeiden und Compliance-Prozesse nachhaltig zu verankern.
Ein Lackmustest für die Regulierung
Der CRA setzt einen wichtigen Meilenstein in der europäischen Cybersicherheitsstrategie. Entscheidend wird sein, ob die Umsetzung in der Praxis effizient gestaltet wird oder ob sie Unternehmen mit bürokratischen Hürden überlastet. Wer sich frühzeitig mit den neuen Anforderungen auseinandersetzt, kann einen Wettbewerbsvorteil erzielen, indem er Cybersicherheit als integralen Bestandteil seiner digitalen Strategie etabliert.
Für Open Source wurde eine tragfähige Lösung gefunden, doch das regulatorische Umfeld bleibt herausfordernd. Es ist essenziell, den Dialog zwischen Industrie, Regulierungsbehörden und der Open-Source-Community weiterzuführen, um praktikable Lösungen zu entwickeln.
Cybersicherheit ist kein statisches Ziel, sondern eine fortwährende Herausforderung – der CRA ist ein erster, notwendiger Schritt, doch seine Wirksamkeit wird von der konsequenten und durchdachten Umsetzung abhängen. Der regulatorische Rahmen steht, jetzt liegt es an der Wirtschaft und der Politik, diesen mit Augenmaß und Weitsicht mit Leben zu füllen.
Der Autor Lars Francke ist Co-Founder der 2020 von ihm und Sönke Liebau gegründeten Stackable GmbH. Das Unternehmen entwickelt eine modulare Open-Source-Datenplattform, die die gängigsten Data Apps bündelt.
Prämierung der Phase 1 beim Münchener Businessplan Wettbewerb 2025
Beim Münchener Businessplan Wettbewerb stehen die Nominierten der ersten Wettbewerbsphase 2025 fest! Die besten Gründungsteams kürt BayStartUP am 20. März 2025 – das sind die Finalist*innen.

BayStartUP ist die zentrale Institution für Start-up-Finanzierung in Bayern und unterstützt innovative Gründer*innen beim Unternehmensaufbau sowie bei der Suche nach Gründungs- und Wachstumskapital.
Der renommierte Startup Hub lädt ein, am 20. März 2025 die Start-ups der ersten Phase des Münchener Businessplan Wettbewerbs kennenzulernen und ihre Prämierung in München mitzuerleben; zugleich eine ideale Gelegenheit zum Austausch mit den Nominierten, Start-up-Expert*innen, Investor*innen sowie Gästen aus Wirtschaft und Politik.
Die 20 nominierten Start-ups der Phase 1 beim Münchener Businessplan Wettbewerb decken innovative Themen und wichtige Zukunftstechnologien ab:
- AudienceAI bietet eine Plattform für synthetische Kundenprofile, die es Unternehmen ermöglicht, mit Hilfe von KI-generierten Profilen schnell und präzise Zielgruppenanalysen und Go-to-Market-Strategien durchzuführen.
- Beautechful von der Technischen Universität München hilft Kundinnen und Kunden mit einem KI-gestützten Selbstbedienungsterminal für Kosmetikgeschäfte das perfekte Make-up-Produkt zu finden, das zu Hautton, Hauttyp und individuellen Vorlieben passt.
- BioExoTec von der Technischen Universität München entwickelt einen flüssigen Biomarker-Test auf der Basis von Blut oder Speichel für die nicht invasive Früherkennung von Krebs mittels molekularer Diagnostik.
- Brakeable von der Hochschule München automatisiert mit Hilfe künstlicher Intelligenz die Bearbeitung von Produkt-Serviceanfragen wie Reparaturen und Garantiefällen und senkt so die Kosten für Kundenservice-Teams.
- iNSyT Technologies von der Ludwig-Maximilians-Universität München entwickelt ein nicht-invasives Echtzeit-Mikroskop für ultraschnelle Prozesse im Nanobereich, das die Forschung und Entwicklung in den Bereichen Materialwissenschaften und grüne Energie verändern wird.
- Lemonflow.ai bietet einen KI-Sprachassistenten für die Kundenbetreuung an Ladestationen, der speziell für den Bereich des Elektroladens entwickelt wurde.
- Linque von der Ludwig-Maximilians-Universität München nutzt disruptive photonische integrierte Schaltungen für die Informationsverarbeitung im optischen Bereich, um verschiedene Anwendungen in der Computer- und Netzwerkinfrastruktur zu ermöglichen.
- MarketVista digitalisiert Regale im Lebensmitteleinzelhandel. Durch den Einsatz von KI und Regalkameras wird die Platzierung von Produkten und Werbekampagnen kontinuierlich analysiert, so dass Händler und Händlerinnen Lücken schneller schließen und Aufgaben effizienter verteilen können.
- MEDIHUB digitalisiert das Gesundheitswesen, indem es manuelle Verfahren automatisiert, um die Versorgung der Patienten und Patientinnen effizienter und zukunftsfähig zu gestalten.
- MUVOpt von der Universität der Bundeswehr München entwickelt Software für die Koordination und Planung autonomer Drohnen, einschließlich optimaler Flugrouten und Echtzeit-Navigation. Die Software nutzt mathematische Methoden und innovative KI-Verfahren für robuste Strategien und schnelle Berechnungen.

- Neuraforge entwickelt KI-Modelle zur zuverlässigen Erkennung von Deepfakes und KI-Manipulationen in Bildern und Videos.
- ONYX entwickelt eine auf neuen mathematischen Modellen basierende SaaS zur effizienteren und schnelleren Entwicklung von biopharmazeutischen Wirkstoffen.
- OVRLAY nutzt Computer Vision und immersive AI-Technologien, um aus Fotos und Videos automatisiert hochwertige digitale 3D-Modelle zu erzeugen und Unternehmen Zeit sowie Kosten zu sparen.
- Peak Quantum von der Technischen Universität München entwickelt, fertigt und vertreibt hochzuverlässige Quantencomputing-Prozessoren und beschleunigt den industriellen Durchbruch dieser Schlüsseltechnologie.
- ProP von der Ludwig-Maximilians-Universität München entwickelt basierend auf designten Pro-Proteinen eine Therapie für Typ-2-Diabetes, die den Blutzuckerspiegel nachhaltig senkt und die zahlreichen Folgeerkrankungen reduziert.
- SmartFoodie setzt innovative 24h-Dampfessenautomaten ein, die in 90 Sekunden frisch warme Mahlzeiten anbieten.
- SoreAlert entwickelt ein intelligentes Sensorpflaster für bewegungseingeschränkte Patienten, das eine effektive Dekubitusprophylaxe ermöglicht.
- Tenum ist die Softwareentwicklungsplattform für das Agentic Age, mit der sich professionelle WebApps, SaaS- und Hybrid-Apps effizient entwickeln und betreiben lassen.
- Thermovation von der Technischen Hochschule Ingolstadt bringt eine bezahlbare Wärmepumpe für Einfamilienhäuser auf den Markt, die parallel zu einer bestehenden Öl- oder Gasheizung installiert wird und inklusive Einbau 2.999 € kostet.
- Versatile Robotics vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. verleiht Robotern durch spezielle Regelungs-Software Fingerspitzengefühl und adressiert Herausforderungen wie langsame Roboter, Stabilitätsprobleme und geringe Präzision.