Gründer*in der Woche: PEEKU - weibliche Lust enttabuisiert

Gründer*in der Woche KW 49/22


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PEEKU ist eine digitale Plattform für usergenerierte erotische Literatur von Frauen für Frauen. Gegründet wurde sie 2022 von Anabel Romero und Nicole Gruber mit dem Ziel, die weibliche Lust endlich zu enttabuisieren und in den Fokus der Gesellschaft zu rücken. Mehr dazu im Interview mit den beiden Gründerinnen.

Erotischen Content gibt es im Internet bereits in Unmengen und unterschiedlichsten Qualitäten. Ihr setzt auf das Medium Literatur statt auf visuelle oder auditive Reizerzeugung. Wann und wie seid ihr beiden auf die Idee zu PEEKU gekommen?
Nicole:
Die Idee zu PEEKU ist Anfang 2022 entstanden. Wir haben festgestellt, dass der bestehende erotische Content überwiegend von und für den Mann produziert wird. Das spiegelt sich sowohl im Inhalt als auch in der Art und Weise wie der Content konsumiert wird wider. Uns war schnell klar, dass wir daran etwas ändern müssen. Bei unseren Recherchen sind wir auf Studien gestoßen, die bestätigen, dass Frauen sich nachweislich lieber mit ihrer eigenen Vorstellungskraft in die richtige Stimmung bringen, vor allem, wenn es um sexuelle Erregung geht.

Was waren dann die wichtigsten Steps von der Idee bis zum Go live der Plattform?
Anabel:
Die wichtigsten Steps waren definitiv zu verstehen, was sich Frauen von einer Plattform wie dieser wirklich wünschen. Wir sprechen zwei Zielpersona an, die Leserin und die Autorin. Beide haben jeweils unterschiedliche Bedürfnisse. Im Juli sind wir daher bereits mit unserem Prototypen live gegangen und haben diesen von einer ausgewählten Gruppe mit den unterschiedlichsten Frauen testen lassen. Daraus konnten wir starke Erkenntnisse gewinnen und in die finale Version von PEEKU einfließen lassen.

Nun zu PEEKU. Was genau bietet ihr und wen adressiert ihr?
Nicole: PEEKU ist die Plattform für usergenerierte erotische Literatur – von Frauen, für Frauen. Bei uns kann man sinnliche Stories lesen und/oder selbst schreiben. Wir sprechen Frauen an, die sich von dem aktuellen erotischen Content im Internet nicht abgeholt fühlen und auf der Suche nach einer Alternative sind. In erster Linie wollen wir einen authentischen Blick auf die weibliche Lust ermöglichen und jeder Frau einen sicheren Raum bieten, um ihre Fantasien zu entfalten. PEEKU ist aber für all diejenigen da, die sich von spicy Stories inspirieren lassen wollen, ihre Sexualität erforschen und erotische Fantasien mit der Community teilen möchten. PEEKU heißt alle willkommen, die mit uns gemeinsam überholte Klischees und Stereotypen aufbrechen wollen.

Über eine „Trinkgeld“-Funktion bietet ihr euren Autor*innen die Möglichkeit, ihren Content zu monetarisieren. Und wie monetarisiert ihr?
Anabel:
Langfristig planen wir, ein Abo-Modell einzuführen. Die Abonnent*innen erhalten damit unbegrenzten Zugriff auf alle Stories und Features auf der Plattform. Da wir die Arbeit und Kreativität, die von den Autor*innen in jede einzelne Story gesteckt wird, sehr schätzen, werden erfolgreiche Creator in Zukunft an den Umsätzen von PEEKU beteiligt. Aktuell veröffentlicht PEEKU eigenen original Content, sodass auch wir im Moment von der „Trinkgeld“ -Funktion profitieren.

Gibt es vergleichbare Angebote – und wenn ja – inwiefern unterscheidet ihr euch davon?
Nicole: Erotische Literatur ist gefragt. Die bisherigen Seiten sind allerdings meist mit obszönen Werbeanzeigen überladen, die Stories bewegen sich teilweise im illegalen Bereich oder die User*innen verhalten sich unangebracht und geben einem als Leserin ein unangenehmes Gefühl. Kein Ort, an dem man sich als Frau wohlfühlt. PEEKU schafft einen sicheren Raum, in dem die Wünsche, Fantasien und Bedürfnisse der weiblichen Lust sichtbar gemacht werden. Das Ganze in einer modernen und ästhetischen Umgebung – ganz ohne das typische Schmuddelimage.

Wie macht ihr auf euch und PEEKU aufmerksam?
Anabel:
Für ein Unternehmen, das die weibliche Lust in den Fokus stellt, ist das Vertrauen der Nutzer essenziell. Wir möchten dabei nicht nur als Quelle der Erregung wahrgenommen werden, sondern haben das Ziel, die weibliche Lust in allen Formen und Farben wiederzugeben und zu zelebrieren. Neben den klassischen Aktivitäten auf Social Media planen wir Live-Events mit Lesungen, Workshops und Kooperationen mit Expert*innen.

Was sind eure nächsten To-do's und weiteren Pläne?
Nicole:
Nächstes Jahr möchten wir unser Online-Angebot weiter ausbauen und planen mit einigen spannenden Marken zusammenzuarbeiten, um das öffentliche Bewusstsein rund um die weibliche Lust weiter zu schärfen. Wir möchten uns außerdem von Anfang an international ausrichten, da die weibliche Sexualität ein global relevantes Thema ist. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit Frauen von der ganzen Welt die Geschichte der weiblichen Lust neu zu schreiben.

Last but not least: Was wollt ihr anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?
Sprecht mit so vielen Menschen wie möglich über eure Idee! Keine falsche Scheu, dafür ist es nie zu früh. Wir haben viele tolle Menschen kennengelernt, von denen wir unfassbar hilfreichen Input erhalten haben. Man kann nur von den Erfahrungen anderer profitieren.

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Das Interview führte Hans Luthardt

GameChanger des Monats: hey circle - die Müllrevolution im E-Commerce

Doris Diebold, die CEO und Gründerin von hey circle, zeigt mit ihren Mehrweg-Versandverpackungen, dass auch der E-Commerce mit deutlich weniger Müll und CO-Emissionen auskommen kann. Mehr dazu im Interview mit Doris.

Wann und wie bist du auf die Idee zu hey circle gekommen? Und was treibt dich im Sinne eines GameChangers an?
Ich hatte einen spannenden Job im Management, aber ich hatte das starke Bedürfnis, einen positiven Impact auf meine Umwelt zu schaffen. Als Mutter bestelle ich viel online und fühle mich immer sehr unwohl, wenn ich Karton um Karton entsorgen muss. Hast du gewusst, dass durch den Einsatz von Einweg-Verpackungen im Versandhandel 50 Kilogramm Abfall – pro Sekunde – entstehen?! 2021 habe ich mich ein letztes Mal gefragt, warum es mir in so vielen Lebensbereichen leichtfällt, Abfall zu reduzieren, nur nicht beim Onlineshoppen. Ich wartete nicht länger, dass sich das Problem von selbst löst, sondern kündigte meinen Job und entwickelte selbst die Lösung für das Abfallproblem.

Mit dem hey circle Mehrweg-Versandsystem bietest du seit 2022 eine nachhaltige Alternative für den Einzelhandel und für Verbraucher*innen. Wie funktioniert das System und an wen adressierst du dein Angebot?

Mit wiederverwendbaren Verpackungen lässt sich nicht nur Abfall, sondern auch CO2-Emissionen einsparen. Wir vermieten die robusten, leichten und faltbaren hey circle Versandboxen und Versandtaschen als Alternative zu Einwegkarton oder Mailerbag. Onlinehändler und Unternehmen verschicken damit ihre Waren über die bekannten Paket- und Kurierdienste an ihre Kund*innen und Partner. Egal ob mit oder ohne Retoure, die Verpackung wird anschließend an den Absender zurückgeschickt. Für effiziente Leer-Retouren und die Lagerhaltung verfügen die Verpackungen über eine patentierte Falttechnik. Das Rücksende-Etikett wird spurlos abgelöst und die Boxen oder Taschen gegebenenfalls gereinigt, dann sind sie schon bereit für den nächsten Einsatz. Dabei spart die hey circle Box bereits nach zehn Umläufen CO2 gegenüber dem Einweg-Karton ein.

Das hey circle System kann nur dann wirklich rund laufen, wenn die Verpackungen auch wieder beim Händler bzw. der Händlerin landen. Ist hier der Knackpunkt des Konzepts zu sehen, weil es ggf. zu aufwändig oder zeitintensiv ist, die Verpackungen zurückzusenden?

Schauen wir uns einfach mal die verschiedenen Verwendungsszenarien an: Viele Branchen haben ohnehin bereits eine hohe Retourenquote oder bedienen geschlossene Kreisläufe. Im Fashion-Bereich wird jede zweite Bestellung zurückgeschickt! Immer mehr Verbraucher*innen und Unternehmen entscheiden sich außerdem für Rental- und Repair-Dienste. Und Geschäftskund*innen? Erhalten regelmäßig Lieferungen, Muster, Auswahlbestellungen und wollen auf den Abfallbergen nicht sitzen bleiben.

Vielen Paketdienstleistern kann man ein Paket gleich mitgeben, oder die nächste Abgabestation befindet sich in der Nähe. Die Beschaffungskosten selbst spielen keine Rolle: die Miete einer hey circle Box ist vergleichbar mit dem Kaufpreis eines Einweg-Kartons, ebenso die Kosten für den Versand zum Kunden. Und vergiss nicht: Selbst jemand, der keine Ware zurücksendet, muss die Verpackung in irgendeiner Form wieder „wegschaffen“.

Das ist „nur“ die praktische Seite. Denn sowohl Endkund*innen als auch Unternehmen wollen etwas gegen schädliche Umweltauswirkungen tun. Im B2C-Webshop bieten wir den Verbraucher*innen die Wahl: Einweg oder Mehrweg? Wer sich für die wiederverwendbare Verpackung entscheidet, weiß, dass diese im Umlauf bleiben muss, um nachhaltig zu sein.    

Gibt es vergleichbare Lösungen am Markt? Wenn ja, wie unterscheidet sich hey circle davon?

Hey circle differenziert sich von anderen Playern im Markt zum einen über die Boxen und Taschen: Wir decken mit aktuell acht verschiedenen Größen die häufigsten Anforderungen im Markt ab, so dass sich für jedes Produkt die passende Lösung findet. Die Boxen und Taschen sind leicht und faltbar, so dass sie sich einfach lagern, befüllen, transportieren und zurücksenden lassen. Zugleich sind sie so robust, dass sie Bestellungen sicher transportieren und rund 50 Umläufe mitmachen. Parallel entwickeln wir schon weitere Optionen, wie zum Beispiel die XXL-Box für Intralogistik und die extra große Food-Box.

Die andere Hälfte des hey circle Angebots macht unsere IT-Lösung mit dem starken Pfandsystem aus. Wir arbeiten mit einem nachgelagerten Pfand, das nur fällig wird, wenn die Mehrweg-Verpackungen nicht innerhalb einer Frist zurückgesendet werden – das ist psychologisch wirksamer, insbesondere in Verbindung mit einem hohen Pfand. Onlinehändler können die IT-Lösung mit einem Klick in ihr Shop-System integrieren. Sie bietet Lagerhaltung Tracking & Tracing von Taschen und Boxen, Rücksende-Erinnerung und Rechnungsstellung.

Du warst vor kurzem Teil der TV-Investment-Show Die Höhle der Löwen. Wie hast du es geschafft, in die Sendung zu kommen und welche Eindrücke hast du dabei gesammelt?

Wir hatten das seltene Glück, dass wir von der Produktionsfirma eingeladen wurden, statt uns zu bewerben. Wir freuen uns immer noch sehr, dass wir diese Gelegenheit bekommen haben. Alle Menschen vor Ort waren sehr professionell und haben uns stark in unserer nachhaltigen Mission bestärkt. Im Fernsehen bekommt man nur einen kleinen Ausschnitt zu sehen, aber wir haben uns ganz viel von dem positiven Feedback gemerkt, das die Investorinnen und Investoren uns gegeben haben.

Trotz einiger interessierter Investor*innen hat es mit einem Deal in der Sendung nicht geklappt. Was waren die ausschlaggebenden Gründe?
Wir waren zum Zeitpunkt des Castings schon weiter als einige andere Start-ups, die bei Die Höhle der Löwen auftreten. und wussten um den Wert und das Potenzial von hey circle – schließlich hatten wir bereits zuvor Investorengespräche geführt. Das Angebot entsprach dem nicht, auch wenn wir Janna Ensthaler weiterhin sehr schätzen.

Der No-Deal hält dich natürlich nicht davon ab, weiter mit vollem Herzblut an hey circle zu arbeiten. Was sind deine nächsten unternehmerischen Vorhaben bzw. To-Do’s?

Die Aufzeichnung der Sendung fand im Januar statt, die Ausstrahlung Mitte Oktober. In dieser Zeit haben wir an unserem Portfolio, an unserer IT-Lösung, an Logistik-Partnern und Kunden gearbeitet. Natürlich sind nach der Sendung weitere Unternehmen auf uns zugekommen, wir sind immer noch mit dem „Abarbeiten“ beschäftigt. Glücklicherweise ist auch das Team gewachsen, zu zehnt packen wir die Mission Mehrweg-Versand aktuell an. Außerdem sind wir derzeit in der Seed-Finanzierungsrunde, die wir noch im Winter schließen werden.

Und last but not least: Was möchtest du als Gründerin und GameChanger anderen Gründer*innen und Start-ups aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?

Glaubt an eure Idee und wartet nicht darauf, dass euer Produkt zu 100 Prozent ausgereift ist, bevor ihr mit Partnern und Investoren sprecht. Innovation ist ein Work in Progress. Vernetzung hilft bei der Weiterentwicklung des Angebots und gibt positive Energie. Der Wettbewerb ist auch aktiv, deshalb muss die eigene Lösung sich stark abheben – das ist uns mit hey circle gelungen.

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Das Interview führte Hans Luthardt

Gründer*in der Woche: Electric Runner - Elektroauto as a Service

Blickt man auf die aktuellen Lieferzeiten bei Elektroautos, offenbart sich eine breite Spanne: Einige Fahrzeuge sind innerhalb weniger Wochen zu haben, andere Modelle lassen bis zu 18 Monate auf sich warten. So manch einem/einer vergeht da die Lust auf das E-Auto, speziell, wenn man noch keine Erfahrung mit der Alltagstauglichkeit hat. Fabian Heuken, Matthias Heuken und Philipp Kinnemann – das Team hinter Electric Runner – möchte das ändern. Mehr dazu im Interview mit CFO Matthias Heuken.

Wann und wie seid ihr auf die Idee zu Electric Runner gekommen?

Seit mehreren Jahren betreiben wir erfolgreich mit „Heuken Automobile“ den Handel mit neuwertigen Sportwagen. Wir merkten 2019, wie die Begeisterung im Markt für Elektromobilität aufkam und speziell für Tesla und die damit verbundene Software. Jedoch hatten wir alle das gleiche Anfangs-Problem. Ein Fahrzeug mit Benzin-Motor fahre ich an eine mir bekannte Tankstelle und bringe es in eine mir bekannte Werkstatt. Die Vorgänge kennt man und weiß die Abläufe. Man kennt seine Möglichkeiten. Bei Elektromobilität sind viele Dinge neu und mit einer kurzen Probefahrt nicht geklärt. Und so erging es auch uns privat bei einer Kaufentscheidung. 30 Minuten Probefahrt – sensationelles Fahrerlebnis – aber Ladedauer, Infrastruktur und Verbrauch zum individuellen Fahrverhalten waren damit nicht geklärt. Und so kam es, dass wir genau diese Lücke für Privat- und Gewerbekunden mit Electric Runner schließen wollten. Anfang 2021 haben wir mit 2 bis 4 Teslas angefangen und konnten im gleichen Jahr unseren Fuhrpark auf 80 Fahrzeuge erweitern.

Was waren dann die wichtigsten Schritte von der Gründung bis zum Go Live eurer Plattform?

Aufgrund unserer Erfahrung mit Heuken Automobile konnten wir bereits eine Vielzahl an Hürden bei der Gründung sehr einfach meistern. Eine große Hürde hatten wir: Auch für uns war Elektromobilität neu und wir wollten keine Erfahrungslücke vorweisen. Also haben wir Tag und Nacht, im Schnee und bei Minusgraden, alle möglichen Tests gemacht, alle möglichen Ladesäulen getestet und binnen weniger Tage und Wochen extrem viel Erfahrung gesammelt. Dabei haben wir auch Akkus wirklich leer gefahren. Mit 0% sind wir an Ladesäulen gerollt und haben alle Extremtests gemacht, in die ein unerfahrener Kunde immer noch rutschen kann. Wir konnten somit ab dem ersten Tag unseren Kunden serviceorientiert alle Fragen beantworten. Das war uns ein wichtiges Anliegen.

Wie habt ihr diese Startphase finanziell gestemmt?

Die ersten Fahrzeuge haben wir Anfang 2021 aus eigenen Mitteln finanziert. Durch unsere jahrelangen Erfahrungen hatten wir eine gute Beziehung zu unseren finanzierenden Banken erarbeitet und konnten so im gleichen Jahr unsere Banken überzeugen, das Vorhaben auszuweiten. Bis heute sind wir ausschließlich über Banken finanziert, 100% der Anteile gehören den Gründern, was eher eine große Ausnahme bei dem schnellen Wachstum ist. Aktuell steht eine neue Finanzierungsrunde an, in welcher wir uns auch für Investoren öffnen.

Nun zu Electric Runner: Was genau bietet ihr und wer ist eure Zielgruppe?

Mit unserem flexiblen „Tesla-Only“ Abo sprechen wir sowohl Gewerbekunden als auch Privatkunden an. Unsere Laufzeiten sind 6 bis 36 Monate zu gleichbleibenden monatlichen Raten und damit vorrausschauend kalkulierbaren Kosten. Wir liefern bis vor die Haustür, bieten 24/7 Support und verfolgen seit Beginn an unser Versprechen „Alles inklusive außer Strom“.

Aktuell starten wir mit unseren „Refurbished“ Teslas eine Möglichkeit für unsere Kunden, einen jungen Tesla mit wenig gefahrenen Kilometern zu günstigen Konditionen zu fahren. Damit leistet Electric Runner einen großen Beitrag zur Nachhaltigkeit im Bereich Auto-Abo / Autovermietung und unterscheidet sich deutlich von der Konkurrenz.

 Der Anteil an Gewerbekunden überwiegt deutlich. Unser Abo spricht auch kleine Flotten bis hin zu großen Flotten an. Fuhrparkleiter sind begeistert von unserem Abo, bei dem der Dienstwagenfahrer eine Full-Service-Lösung und bei Rückfragen immer zeitnahen Support erhält.

Auf den Punkt gebracht: Was unterscheidet euch von anderen Anbietern in eurem Segment?

Unsere „Tesla-Only“ Flotte erlaubt es uns, einen einzigartigen Service zu bieten, da alle unsere Mitarbeiter sich mit unserem Produkt sehr gut auskennen und sich damit identifizieren. Das merkt der Kunde. Damit ist ein überragender Service garantiert. Die durch Tesla ermöglichten digitalen Prozesse sind auch für uns als Abo-Anbieter ein großer Nutzen. Wir können bspw. im Falle eines Kartenverlusts (Schlüssel) über die Tesla App schnell helfen.

Durch unsere Service-Partner Euromaster und A.T.U. bieten wir deutschlandweit ein flächendeckendes Netzwerk für Reifen- und Servicethemen.

Unsere aktuelle anonymisierte Kunden-Umfrage zeigt eine hohe Kundenzufriedenheit, was uns weiter bestärkt diesem Weg zu folgen.

Wie macht ihr auf Electric Runner aufmerksam? Welche Kanäle nutzt ihr dazu?

Unser Bekanntheitsgrad hat insbesondere in den letzten 12 Monaten sehr zugenommen, was wir unseren treuen und zufriedenen Kunden zu verdanken haben. Alleinig dadurch haben wir eine hohe Neukundengewinnung durch Weiterempfehlung.

Digital setzen wir auf unsere Webseite sowie Werbeanzeigen in Suchmaschinen. Dazu nutzen wir Social-Media-Werbeanzeigen und entwickeln Content für die verschiedenen Social-Media-Kanäle.

Was sind eure weiteren unternehmerischen Vorhaben und To-do's rund um Electric Runner?

Aktuell steht die Erweiterung unseres Fuhrparks an. Wir wollen bis Ende 2024 1.000 weitere Teslas im Electric-Runner Abo auf die Straße bringen und 1.000 weitere zufriedene Kunden gewinnen. Dies in Deutschland und Österreich. Weitere europäische Länder sind in der Planung. Unser Ziel ist es, auch bei rasantem Wachstum keine Lücken im Service zu haben und allen Kunden eine persönliche Ansprache zu bieten. Wir haben gelernt, dass dies manchmal mehr Wert ist als ein ausschließlich günstiger monatlicher Abo-Preis.

Und last but not least: Welche Tipps willst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?

Triff Entscheidungen und hadere nicht. Wenn etwas schief geht und man hinfällt, steht man wieder auf und geht weiter. Nur Erfahrungen bringen einen weiter und geben einen Lernprozess mit sich und seinem Team. Auch in erfolgreichen Storys stecken immer wieder Auf und Ab´s.

Reagiere zügig auf Marktveränderungen und triff Entscheidungen gemeinsam mit deinem Team. Binde dein Team in Entscheidungen ein und führe dein Unternehmen auf Augenhöhe und nicht von oben herab. Insbesondere in einem jungen, dynamischen Unternehmen hat patriarchische Unternehmensführung nichts mehr zu suchen.

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Das Interview führte Hans Luthardt

Mushlabs präsentiert seinen neuen Namen: Infinite Roots

Das von Mazen Rizk, Cathy Preißer und Thibault Godard gegründete BioTech-Start-up Mushlabs verkündet seine Umbenennung in Infinite Roots. Das sind die Gründe für das Rebranding.

In der aktuellen Printausgabe / ePaper von StartingUp haben wir euch die Erfolgsstory des Hamburger BioTech-Start-up Mushlabs präsentiert – hier die Coverstory zum Nachlesen.

Jetzt präsentiert das Unternehmen seinen neuen Namen: Infinite Roots

Das Rebranding der Unternehmensmarke soll eine neue Ära des wirtschaftlichen Wachstums und der internationalen Anerkennung des Unternehmens einleiten. Das wachsende Expert*innenteam von Infinite Roots erforscht das schier grenzenlose Potenzial des Myzels und will dessen Vorteile weltweit nutzbar machen. Die neue Unternehmensmarke steht nach Angaben des Start-ups für einen dynamischen Technologie-Hub, der darauf ausgerichtet ist, innovative Lösungen auf Basis von Myzel zu fördern. Die Umbenennung ist daher nicht nur ein neues Kapitel auf dem Weg von Infinite Roots, sondern spiegelt auch sein tief verwurzeltes Engagement wider, das globale Lebensmittelsystem mit den unendlichen Anwendungsmöglichkeiten von Myzel zu revolutionieren.

HORNBACH Baumarkt AG übernimmt Berliner Start-up Seniovo

Die HORNBACH Baumarkt AG übernimmt das auf barrierefreie Badumbauten spezialisierte Berliner Start-up Seniovo. Zu den vertraglichen Details der Übernahme wurden keine Angaben gemacht.

Seniovo hat nach eigenen Angaben seit der Gründung 2017 mehr als 3.000 Bäder barrierefrei oder barrierearm umgebaut. „Als Plattform für barrierefreies und altersgerechtes Umbauen digitalisieren wir die komplette Wertschöpfungskette, um den Kundinnen und Kunden eine Full-Service-Leistung zu bieten: von der Angebots-Erstellung über die Beantragung von Fördermitteln und Vermieter-Zustimmungen bis zur professionellen Umsetzung“, so Jonathan Kohl, Gründer und Geschäftsführer von Seniovo.

Zu dem Investorenkonsortium, das das Berliner Start-up auf seinem Weg finanziert hat, gehören der Berliner Venture-Capital Investor IBB Ventures und PT1 – PropTech1 Ventures, der europäische VC-Investor für transformative Immobilientechnologien.

Seniovo und HORNBACH haben sich verständigt, zu den vertraglichen Details der Übernahme keine Angaben zu machen. Kundinnen und Kunden von HORNBACH haben nun die Möglichkeit, den HORNBACH Handwerker-Service für ihre Projekte, wie Badsanierung, Küchenmontage, Malerarbeiter, Bodenverlegung usw. zu nutzen. Die Vorteile: ein Vertragspartner, faire Preisermittlungen im Vorfeld, zuverlässige Timings und eine große Auswahl durch ein umfangreiches Sortiment.

„Ich freue mich sehr, dass wir die Seniovo Geschäftsführer Jonathan Kohl, Florian Stiebler und Robert Schneider sowie das ganze Start-up-Team für uns gewinnen konnten. Seniovo bringt zahlreiche neue Perspektiven und Know-how im Bereich der seriellen, standardisierten Badsanierung ein und unterstreicht damit weiter die Kompetenz von HORNBACH rund um dieses Thema“, so Christa Theurer, Vorständin der HORNBACH Baumarkt AG. Das Start-up ist konsequent kundenorientiert, indem es alle Beteiligten zusammenbringt und den gesamten Projektablauf koordiniert.

„Die Themen barrierefreie Umbauten und altersgerechtes Wohnen bieten angesichts des demografischen Wandels viele Chancen für die weitere positive wirtschaftliche Entwicklung von HORNBACH. Die Übernahme von Seniovo ist ein weiterer Schritt, der auf unsere Strategie einzahlt“, so Christa Theurer.

„Der Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden stand bei der Entscheidung zur Übernahme an erster Stelle“, ergänzt Karin Dohm, CFO der HORNBACH Gruppe. „Wir analysieren über unsere Trendforschung, was die Menschen bewegt und entwickeln daraufhin gezielt unsere Strategien weiter: durch Eigenentwicklung neuer Serviceangebote, durch strategische Partnerschaften oder durch Übernahmen“, so Karin Dohm. An der grundsätzlichen Ausrichtung als Unternehmensgruppe organisch zu wachsen, wird HORNBACH weiterhin festhalten.

„Besonders im Bereich digitaler Prozesse, der von Seniovo eigens entwickelten Software und in Bezug auf das Partnernetzwerk werden wir von Seniovo profitieren“, erklärt Christa Theurer. Für die ersten 100 gemeinsamen Tage hat HORNBACH ein Programm erarbeitet, um die Teams aktiv in die Prozesse einzubeziehen und den Wissensaustausch zu gewährleisten. „Auch für die Profi-Kundenbetreuer in unseren Märkten ergeben sich neue Möglichkeiten. Die Leistungen von Seniovo können zum Beispiel gezielt Wohnungsbaugesellschaften angeboten werden. Ich bin schon sehr neugierig, was sich noch alles daraus ergeben wird“, so Christa Theurer weiter.

Aachener MedTech-Start-up HBOX Therapies erhält 2,5 Mio. EU-Förderung

Das 2021 von Dr. Peter Schlanstein, Niklas Steuer und Dr. Matthias Menne gegründete Start-up HBOX Therapies wurde als eines von fünf deutschen und 47 europäischen Unternehmen für die EIC-Accelerator-Förderung ausgewählt.

Der EIC Accelerator ist der Eckpfeiler des Förderprogramms Horizon Europe (2021-2027) der Europäischen Kommission und des Europäischen Innovationsrats (EIC). Es richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen, mittelständische Unternehmen und Einzelpersonen, die finanzielle Unterstützung benötigen, um ihre neuartigen Ideen, Technologien und Produkte auf den Markt zu bringen.

Die mit EIC-Accelerator-Förderung verbundene Summe von 2,5 Millionen Euro und das potenzielle zusätzliche Investment der European Investment Bank (EIB) sollen HBOX Therapies der Weiterentwicklung, der klinischen Validierung und der Kommerzialisierung ihres innovativen Medizinprodukts MiRA für Patient*innen mit akutem Lungenversagen dienen.

MiRA (Miniaturized Respiratory Assist), zielt darauf ab, die erste Alternative zur invasiven Beatmung für Patient*innen mit akutem Lungenversagen (z.B. aufgrund von Pneumonie, COVID‑19, COPD etc.) zu werden. MiRA soll geringere Komplikationsraten und bessere Therapieergebnisse ermöglichen, indem es eine neue Behandlungsoption für Millionen von Patient*innen pro Jahr bietet.

„Diese Förderung ermöglicht uns, die nächsten Schritte zu gehen, um unsere Vision eines neuartigen Therapieverfahrens für Patient*innen mit akutem Lungenversagen zu realisieren“, erklärt Niklas Steuer, Co-Founder und Managing Director bei HBOX Therapies. „Wir haben in ersten Tests vielversprechende Ergebnisse erzielt. Nun bereiten wir die Fertigstellung des Medizinprodukts, die anschließende regulatorische Testung bis zur klinischen Prüfung und die Markteinführung, geplant in 2028, vor.“

Die HBOX Therapies GmbH ist ein 2021 gegründetes Spin-off der RWTH Aachen University und der Uniklinik RWTH Aachen, Institut für Angewandte Medizintechnik, Lehr- und Forschungsgebiet Kardiovaskuläre Technik (CVE). Das Gründungsteam besteht aus Dr. Peter Schlanstein, Niklas Steuer und Dr. Matthias Menne. Die Gründer vereinen mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Forschung und Entwicklung von medizinischen Geräten, insbesondere Technologien zur Lungenunterstützung. Außerdem weisen sie Kompetenzen in Organisationsentwicklung, Führung und Wirtschaftswissenschaften auf. Mittlerweile ist das Team auf acht Mitarbeitende gewachsen, die sich auch durch langjährige Industrieerfahrung in Regulatory, Preclinical und Clinical Affairs, sowie Qualitätsmanagement auszeichnen.

Scenarium AI: 1,6 Mio. Euro Investment für Berliner KI-Start-up

Das 2023 von Katja Elkhanova und Emil Azadian gegründete Berliner Start-up Scenarium AI hat seine erste Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen und 1,6 Mio. Euro erhalten, um die Gebäudeplanung mit generativer KI neu zu denken.

Heute entfallen bis zu 50 Prozent der Zeit eines Bauprojekts allein auf die Planungsphasen, weil es weder die Arbeitskräfte noch die Softwaretools gibt, um die Planung von Gebäuden effizient zu gestalten. "Wir können bei vielen deutschen Ingenieurbüros die prekäre Lage beobachten, dass Vakanzen über Monate oder gar Jahre nicht besetzt werden können und Schulungen erfolgen müssen, die langwierig und zum Teil teurer als die zu erlernende Software sind", sagt Katja Elkhanova, Mitgründerin und CEO von Scenarium AI. Dennoch sind neue Lösungen zur effizienteren Planung von Gebäuden nach wie vor schwer zu finden, die Softwarelandschaft hat sich über Jahrzehnte hinweg kaum verändert.

“Wir glauben, dass die neuen Entwicklungen in der generativen KI (künstliche Intelligenz) es ermöglichen, den Planungsprozess völlig neu zu strukturieren und somit bis zu 69 Prozent der gesamten Planungszeit einzusparen. Gleichzeitig hat der jüngste Hype um KI auch in dieser eher traditionellen Branche für Aufsehen gesorgt - die derzeitige Bereitschaft zur Adoption von KI-basierter Software bedeutet, dass wir den Markt zur rechten Zeit bedienen", sagt Emil Azadian, Mitgründer und CTO von Scenarium AI. Laut einer Studie von Goldman Sachs, weist der Sektor Architektur und Ingenieurwesen das dritthöchste Automatisierungspotenzial durch die jüngsten Entwicklungen der generativen KI auf.

Die Vision von Scenarium AI ist es, genau die KI-gestützte Planungssoftware zu entwickeln, die von der Bauindustrie gefordert wird - und das für alle Planungsschritte. Mit über 37 Millionen potenziellen Nutzer*innen weltweit stellt dies eine riesige Marktopportunität dar. Sie generiert kollisionsfreie, normgerechte und materialeffiziente Planvorschläge in Minuten statt Wochen. Das Start-up wurde 2023 von Katja Elkhanova und Emil Azadian gegründet. Durch ihre familiären Hintergründe im Bauwesen sind beide Gründer*innen seit ihrer Kindheit mit den Herausforderungen der Branche vertraut. Bevor sie Scenarium AI gründete, half Katja Elkhanova beim Aufbau von Cosuno, einem ConTech Start-up, das die Verwaltung von Subunternehmern digitalisiert und leitete dort die Bemühungen zur Nachfragegenerierung. Emil Azadian entwickelte Deep-Learning-Algorithmen und synthetische Datensätze bei dem KI-Unternehmen Audatic und trug so zu einem erfolgreichen Exit bei. Die beiden Gründer lernten sich bei Entrepreneur First kennen - Europas führendem Talentinvestor.

Die Pre-Seed-Finanzierungsrunde wurde von UVC Partners angeführt, dem Investmentarm von UnternehmerTUM, der sich auf europäische B2B-Start-ups konzentriert und zu dessen Portfoliounternehmen beispielsweise Capmo (Start-up im Bereich Bauwesen) und Synera (Produktdesign-Software) gehören. Ebenfalls an der Runde beteiligt sind Angel Invest, einer der aktivsten Angel-Fonds in Europa, sowie der CEO von Make, Fabian Veit, LeanIX Chief People Officer Anna Gajda und Moritz Luck, Gründer von Enscape.

Das frische Kapital soll unter anderem zur Erweiterung des Teams, bestehend aus Data Scientists und Ingenieur*innen und aus dem Bereich Deep Learning genutzt werden.

MediaTech Hub Potsdam: Head of MediaTech

Zentraler Anlaufpunkt für MediaTech-Start-ups, lebendiges Gründungsökosystem und internationales Netzwerk: Der MediaTech Hub Potsdam bietet Gründungsteams ideale Voraussetzungen, um Innovationen auf den Weg zu bringen.

Potsdam, nicht zuletzt durch seine Nähe zu den international bedeutenden Babelsberger Filmstudios bekannt, ist der einzige deutsche Kompetenzstandort für Medientechnologien innerhalb der Digital Hub Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Medien-Start-ups profitieren hier genauso wie global erfolgreiche Medien- und Technologieunternehmen von exzellenten Forschungseinrichtungen und Hochschulen, die eine internationale Wissensgemeinschaft bilden.

In diesem Kontext hat der MediaTech Hub Potsdam in den letzten fünf Jahren eine starke Präsenz aufgebaut und sich als zentrale Anlaufstelle für innovative MediaTech-Start-ups etabliert. „Den MediaTech Hub Potsdam macht für mich vor allem seine extrem spannende Community aus, die neue digitale Technologien und Geschäftsmodelle erforscht, entwickelt und umsetzt”, sagt Andrea Wickleder, Geschäftsführerin des MediaTech Hub, und ergänzt: „Die Innovationskultur treibt die Entwicklung branchenunabhängiger Technologien und Lösungen voran, die sich auch über die Entertainmentbranche hinaus in der Industrie und im Mittelstand anwenden lassen.“

Lebendiges Gründungsökosystem

Ein wichtiger Meilenstein ist der MediaTech Hub Accelerator, der von der Universität Potsdam, der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF und dem Hasso-Plattner-Institut initiiert wurde. Seit dem Start 2019 wurden 50 Start-ups ins Portfolio aufgenommen, die zusammen rund 20 Millionen Euro Kapital eingesammelt haben. Frühphasen-Start-ups nehmen an einem sechsmonatigen, individuellen Mentoring-Programm teil, mit Fokus auf Business- und Venture Development sowie Fundraising. Sie erhalten einen kostenlosen Office-Space, Zugang zur Founder Community sowie zum Netzwerk der MediaTech-Akteure am Standort. Als Teil der de:hub Initiative nehmen sie an nationalen und internationalen Messen teil, wie beispielsweise der SXSW in Austin, Texas.

Zu den weiteren Entwicklungen des MediaTech Hub zählt der MediaTech Hub Space. Start-ups haben hier die Möglichkeit, im Gebäude der UFA und im Umfeld etablierter Unternehmen bezahlbare Büroräume direkt in Babelsberg anzumieten. Sie erhalten Zutritt zu einem eng verzahnten Netzwerk und profitieren von extrem kurzen Wegen, aber auch von der Nähe zu Berlin.

Die MediaTech Hub Conference ist Deutschlands führende Boutique-Konferenz, die jedes Jahr hunderte Teilnehmende mit zukunftsweisenden Tech-Trends, Innovationen und Best Practices aus der Welt der Medientechnologien inspiriert. Die #MTHCON23 fand dieses Jahr am 27./28. September statt. Fünf Themencluster bestimmten das Programm – von Audience, Monetisation, AI und Data bis Transformation. Zentral ging es um die Frage, welche MediaTech-Lösungen Antworten auf die enorm schnelle und disruptive technologische Entwicklung in der Film-, TV- und Streamingindustrie geben.

Neu geplant ist ein Service namens MediaTech Hub Innovator, um mittelständische Unternehmen bei der Bewältigung digitaler Herausforderungen zu unterstützen und die Entwicklung innovativer Lösungen für ihre Bedürfnisse voranzutreiben. „Durch das überregionale Netzwerk und die Vernetzung von etablierten Unternehmen mit Start-ups und Forschungseinrichtungen, gibt es im Hub wichtige Impulse zur Transformation und Weiterentwicklung, die Unternehmertum und Innovation stärken“, so Wickleder.

Im Folgenden stellen wir vier erfolgreiche Start-ups und deren spannenden Konzepte aus dem Portfolio des MediaTech Hub Accelerators näher vor.

SongPush

SongPush bietet eine Lösung für ein Problem, auf das die Musikindustrie bisher keine Antwort hatte. Social Media ist der 1-Marketingkanal für Musiker*innen, doch die Zusammenarbeit zwischen Musiker*innen und Creator*innen läuft häufig noch sehr manuell. SongPush erledigt den umständlichen Prozess der Kooperationen jetzt in nur wenigen Minuten. So funktioniert’s: Musiker*innen und Labels erstellen via SongPush App eine Kampagne, legen ihr Budget fest und stellen ihren Song auf der Plattform bereit. Creator*innen können diesen Song für ihre Videos nutzen und so über die App Geld verdienen. Die Höhe der Vergütung hängt von Faktoren wie Reichweite, Kreativität und Qualität ab. Tausende Creator*innen können Teil einer Kampagne werden, um Songs breit und effektiv via Social Media zu streuen.

Die Gründer Stefan Kling und Markus Cremer freuen sich über den Zuspruch aus der Musikindustrie. „Wir arbeiten bereits mit allen Major Labels zusammen, die allesamt nach neuen, digitalen Vermarktungsstrategien für ihre Künstler*innen suchen. Hier haben wir mit SongPush einen Nerv getroffen“, so Kling. Auch Kampagnen für berühmte Künstler wie Drake, Robin Schulz oder James Arthur konnten über SongPush realisiert werden.

Ein anderer Unterstützer und Investor bei SongPush ist der Sänger Nico Santos. „Es ist der Wahnsinn – durch meine SongPush-Kampagne zur aktuellen Single Number 1 wurden innerhalb kürzester Zeit über 1900 Videos auf TikTok generiert, was dem Song auf TikTok das Tag ,Beliebt‘ einbrachte. Die Plattform hat das Potenzial, die Musikindustrie zu verändern“, ist sich Santos sicher. Seit seinem Start Anfang März 2023 verzeichnet SongPush fast 100.000 App-Downloads (Android und iOS) und landete mehrfach in den Top 10 der App Store Charts. „Einmal waren wir sogar auf Platz 1“, freut sich Cremer. Die App ist aktuell in der EU und in der Schweiz verfügbar.

Startup-Nation Israel: die Work-War-Balance

Wie Israels Hightech-Branche und Start-ups nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 weitermachen, berichtet die Israel-Kennerin und Unternehmerin Maike Diehl.

Es gibt keine Alternative: Nach dem dem 7. Oktober 2023 geht die Arbeit für israelische Unternehmen weiter. Mit business as usual hat das jedoch wenig zu tun. Die Herausforderungen sind immens: jede und jeder in Israel kennt jemanden, die oder der direkt von dem Terrorangriff der Hamas betroffen ist. Mitarbeiter*innen sind traumatisiert, im Reservedienst oder müssen sich intensiver um ihre Kinder kümmern. Auch der Raketenbeschuss aus Gaza geht weiter. Gleichzeitig gibt es den ungebrochenen Willen, die erfolgreiche Geschichte der Startup-Nation Israel weiterzuschreiben. Jetzt erst recht. Alles andere wäre ein weiterer Erfolg für Hamas. Ein No-Go. So rückt man zusammen, aktiviert Kräfte und packt an.

Israeli Tech Delivers – No Matter What

Die Stärke der israelischen Hightech-Industrie ist ihre Resilienz. Sie ist das Fundament, auf dem der Erfolg der Startup Nation gründet. Das zeigte sich bereits nach dem Kollaps von Lehmann Brothers, als Israel eines der Länder war, das am schnellsten wieder aus dem Krisenmodus herauskam. Jetzt schreibt Dror Bin, CEO der Israeli Innovation Authority, an die Tech Leader weltweit: „[…] Israels Hightech-Sektor ist aus jeder Krise gestärkt hervorgegangen – und das ist der Grund, warum wir entschlossener denn je sind, unsere wertvolle Startup Nation weiterzuentwickeln." Die Hightech Branche ist fest also entschlossen, auch diese Krise zu meistern. Sofort wurde eine Kampagne gestartet: „Israeli Tech Delivers – no matter what“. Ein Signal an Unternehmen und Investor*innen weltweit, dass auf die israelischen Partner Verlass ist, auch unter diesen widrigen Umständen.

Work-War-Balance

Natürlich bedeutet das einen enormen Kraftakt. Die Nachwirkungen des Terrorangriffs am 7.10.2023 sind verheerend und möglicherweise sogar verheerender als je zuvor in Kriegssituationen in Israel. Das Ausmaß, die Berichte über die unfassbare Gewalt und das Eindringen der Terroristen nach Israel haben in den Gesichtern Trauer, Sorge und Müdigkeit hinterlassen. „Wir schieben das gerade so gut es geht beiseite“, sagte heute früh die Mitarbeiterin eines israelischen Kunden. „Wir werden gewinnen. Wir haben gar keine andere Wahl“.

Wie Gili Cegla, Serial Entrepreneur und Investor, auf LinkedIn deutlich macht, kommen genau jetzt die Eigenschaften zum Tragen, die für den Erfolg der Startup Nation stehen: eine hohe Anpassungsfähigkeit, ein agiler Arbeitsstil, hohe Belastbarkeit, Zusammenhalt und große Kreativität. Jetzt allerdings unter anderen Rahmenbedingungen. Er nennt es die neue „Work-War-Balance“.

Zahlen bestätigen Belastung für Wirtschaft, Israelis handeln schnell

360.000 Reservisten wurden eingezogen, das sind rund 10 bis 15 % der Arbeitskräfte in Hightech. Die Menschen bleiben zu Hause. Viele Geschäfte sind geschlossen. Ein Alltag kehrt auch in die lebendige Mittelmeermetropole nur langsam wieder zurück. Der private Konsum (außer Lebensmittel) ist stark zurückgegangen. Das zeigt sich zum Beispiel am Rückgang der Kreditkartenumsätze um 12 %. Die Prognose für das Wirtschaftswachstum 2023 wurde von 3 % auf 2,3 % gesenkt. Der Shekel ist auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2016 gefallen. Die Bank of Israel sah sich veranlasst, die Währung zu stabilisieren und kaufte Shekel im Wert von 30 Mrd. USD. Auch der TA-35, der Aktienindex mit 35 der größten börsennotierten Unternehmen Israels, hat deutlich nachgegeben.

Die Krise trifft die israelische Hightech-Industrie völlig unerwartet und in einer turbulenten Phase. Doch sie handelt schnell: Das Finanzministerium setzte im ersten Schritt einen 25 Mio. USD-Fund auf, aus dem Start-ups unkomplizierte Hilfe erhalten können. Unterdessen wurde der Betrag auf rund 100 Mio. USD aufgestockt. Dazu kommen unzählige private ehrenamtliche Initiativen, um zu helfen. So haben sich etwa Cyberexpert*innen zusammengetan, um die Regierung bei der Lokalisierung der 240 Geiseln zu unterstützen. Restaurants im ganzen Land kochen und backen für die Armee. Spenden werden gesammelt und vieles mehr.

Solidarität: Worte haben Gewicht

Zur Erinnerung: Israel ist eines der weltweit führenden Innovationshubs in der Welt. Mit rund 7.000 Start-ups hat es die höchste Pro-Kopf-Dichte an jungen Gründungen weltweit. Das hat in den letzten zehn, fünfzehn Jahren dazu geführt, dass Unternehmen aus aller Welt nach Israel gekommen sind, um in Goldgräberstimmung nach Innovationen zu suchen. Aus Gesprächen und zahlreichen Postings auf LinkedIn und X wird klar: Für israelische Unternehmen ist die Solidarität auch vor diesem Hintergrund wichtig. Man nimmt wahr, wer seinen Beistand ausdrückt und wer nicht.

Professor Jeffrey Sonnenfeld, Wirtschaftswissenschaftler an der Yale School of Management, dokumentiert hierfür die globalen Player von A bis Z – von Accenture bis Zoom: welche Unternehmen sprechen sich öffentlich gegen den terroristischen Angriff der Hamas auf Israel aus, verurteilen Antisemitismus und bekunden ihre Unterstützung sowie Solidarität mit Israel. Gefreut hat man sich auch über eine Anzeige in der „Welt“ und in „Bild“, in der mehr als einhundert deutsche Unternehmen ihre Solidarität mit Israel ausdrücken und sagen „Nie wieder ist jetzt“.

Appell: Weiter mit israelischen Unternehmen zusammenarbeiten

Vor dem Hintergrund der Kriegssituation ist es jetzt wichtig, Worten auch Taten folgen zu lassen. Wer hier in Deutschland Interesse an israelischen Innovationen hat, findet auch in diesen Tagen Ansprechpartner*innen.

Abschließend der Appell von Dror Bin in seinem Schreiben an die Tech-Leader weltweit: „Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Ihnen zu versichern, dass israelische Unternehmen und ihre Managements äußerst robust sind und israelische Hightech-Unternehmen weiterhin erfolgreich sein werden, egal was passiert. Ich hoffe, Sie werden Ihre Solidarität zeigen, indem Sie weiterhin in israelische Technologie investieren und israelische Technologiedienstleistungen und -produkte kaufen, sowie durch Ihre fortlaufende moralische Unterstützung. Ihre Unterstützung ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die israelische Tech-Industrie als Gewinner aus dieser Situation hervorgeht!"

Die Autorin Maike Diehl ist Geschäftsführerin der Diehl Relations GmbH und seit vielen Jahren geschäftlich zwischen Deutschland und Israel tätig.

Raus: Plattform für immersive Naturerlebnisse sichert sich 8,5 Mio. Euro

In seiner jüngsten Finanzierungsrunde hat das 2021 von Johann Ahlers, Dr. Christopher Eilers und Julian Trautwein gegründete Raus mehr als 8,5 Mio. Euro erhalten.

Raus ist eine Plattform für immersive Naturerlebnisse. Mit seinen sorgfältig designten, mobilen Unterkünften bietet das 2021 gegründete Berliner Start-up Rückzugsorte an Standorten inmitten der Natur – für spontane und unkomplizierte Auszeiten vom Stadtleben. Gleichzeitig schafft Raus ein Spektrum an Extras rund um Aktivitäten, kulinarische Erlebnisse und Wissensvermittlung. Zu den Angeboten der Plattform zählen unter anderem Alpakawanderungen, Bauernhofbesuche, geführte Meditationen oder Food-Pakete lokaler Hofläden. Raus arbeitet eng mit Landeigentümer*innen wie Land- und Forstwirt*innen zusammen und unterstützt sie dabei, ungenutztes Land sinnvoll einzusetzen, um ein bedeutendes, zusätzliches Einkommen für ihre Betriebe zu generieren.

Hinter Raus stehen renommierte Investoren der Branche, darunter ROCH Ventures, Speedinvest, 10x Founders, Rockaway Ventures, Dupuis Investment, Rivus Capital, Shio Capital, NFQ Capital, Bellevue Holding GmbH, Ennea, Founderment, Roadsurfer und die Gründer von Airbnb, Boscor Group, HomeToGo, Lieferando, Planetly, TIER Mobility, Tourlane und andere.

In seiner jüngsten Finanzierungsrunde hat Raus mehr als 8,5 Millionen Euro erhalten, angeführt von Lead Investor ROCH Ventures. Weitere neue strategische Geldgeber haben die Finanzierung maßgeblich unterstützt, ebenso wie die bestehenden Investoren Speedinvest und 10x Founders. Im Rahmen der Finanzierungsrunde erwarb Raus zudem eine Asset-Backed-Lending-Fazilität der Varengold Bank – ein entscheidender Schritt zur Skalierung seiner einzigartigen Naturunterkünfte.

„Wir freuen uns riesig, mit Raus zusammenzuarbeiten. Raus vereint alle notwendigen Faktoren für eine erfolgreiche Zukunft: ein erstklassiges Produktangebot, das auf das wachstumsstarke Segment einzigartiger Naturerlebnisse abzielt, die Nutzung digitaler Technologien für echte Nachhaltigkeit und schnelle Skalierung und ein herausragendes Gründerteam”, sagt Ludger Kübel-Sorger, Gründer und Managing Partner von ROCH Ventures.

Expansion über die Grenzen Deutschlands hinweg

Das zusätzliche Kapital wird eingesetzt, um die Expansion von Raus über die Grenzen Deutschlands hinweg in ganz Europa voranzutreiben, beginnend mit Österreich in den kommenden Monaten. Die geografische Expansion fällt mit der Einführung des Cabin-Modells 2.0 zusammen: ein mit modernster Technologie versehenes Design mit einer leichteren, kompakten Konstruktion, einer luxuriösen dunklen Fassade, modularen Treppen und einer Dusche mit Panoramablick. Für 2024 hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, seine Präsenz in Deutschland und Europa zu festigen, weitere Gemeinschaftsstandorte zu eröffnen, die firmeneigene Technologie für ein nahtloses Buchungserlebnis weiter zu optimieren und seine Plattform für Naturerlebnisse mit neuen Produkten und Dienstleistungen zu erweitern.

„Wir sind wahnsinnig stolz auf die immense Unterstützung unserer InvestorInnen. Unser Geschäftsmodell bedient eine Reihe gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen, die uns noch viele Jahre begleiten werden; etwa eine achtsamere, nachhaltige Lebensweise, die Priorisierung der mentalen Gesundheit, flexibles Arbeiten, Wellness und Urlaub im Freien”, sagt Julian Trautwein, Mitgründer und CEO von Raus.

Binnen zwei Jahren nach der Gründung hat Raus bereits Tausenden von Gästen in mehr als 50 Cabins in neun deutschen Bundesländern geholfen, fernab des Stadtlebens neue Energie zu schöpfen. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Verbreitung von Burn-outs und psychischen Problemen in der Gesellschaft bietet Raus mühelosen Zugang zur Natur, der es Menschen ermöglicht, Balance zu ihrem hektischen Alltag zu finden. Zum Abschluss der Sommersaison hat Raus die Lodge am See in Lenzen eröffnet, das erste gehobene Nature-Resort des Unternehmens im Herzen eines UNESCO-Biosphärenreservats zwischen Berlin und Hamburg.

Im vergangenen Jahr konnte Raus ein anhaltendes Wachstum verzeichnen und laut eigener Angaben die Umsätze um 500 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern. Zeitgleich hat sich die Anzahl der Gäste verfünffacht, während sich das Volumen neuer Buchungen mehr als verdreifachte, was auf eine stetig steigende Nachfrage hinweist.

Oxolo: Hamburger Generative-KI-Start-up sichert sich 13 Mio. Finanzierung

Das 2020 gegründete Generative-KI-Start-up Oxolo aus Hamburg hat eine Series-A-Finanzierungsrunde mit 13 Mio. Euro erfolgreich abgeschlossen, um den KI-Einsatz im Videobereich voranzutreiben.

Oxolos KI-basierte Text-to-Video-Technologie erstellt Bewegtbildinhalte u.a. für den Onlinehandel, Marketing und unternehmensinterne Ressourcen. Schon jetzt setzen namhafte Unternehmen wie Deloitte und Rothschild auf Oxolo, um aus Texteingaben Videos zu generieren und mit menschlichen Avataren zu ergänzen.

Mit dem Kapital aus der Finanzierungsrunde wird Oxolo die Forschung und Entwicklung vorantreiben und weiteres Personal einstellen, um die Vermarktung der KI-Lösung zu beschleunigen. Beteiligt an der Finanzierung sind ein vielfältiges, erfahrenes Team an Investor*innen, zu dem unter anderem das VC-Unternehmen DN Capital sowie die Business Angels Christian Vollmann, Johannes Plehn, Thomas Hagemann, Stefan Wiskemann, Alex Täubert und Mischa Ruerup gehören.

Elisabeth L’Orange, Mitgründerin und CCO von Oxolo, sagt: “Mit Hilfe unserer Investor*innen blicken wir begeistert in eine Zukunft, in der wir die Grenzen von KI neu definieren und Branchen verändern werden.” CEO und Mitgründer Heiko Hubertz fügt hinzu: “Unsere Vision ist es, das volle Potenzial künstlicher Intelligenz zu nutzen. Die Finanzierungsrunde bringt uns dieser Vision einen Schritt näher und wird dafür sorgen, dass KI-generierte Videos künftig zum Alltag gehören werden.”

Accenture Life Trends 2024

Die 17. Ausgabe des Trend-Reports zeigt: Generative KI, veränderte Verbraucherwerte und Inflation läuten Jahrzehnt des Umbruchs ein.

Der jährliche Trend-Report identifiziert aufkommende digitale Trends und Maßnahmen, die Unternehmen im Jahr 2024 ergreifen sollten. Die Prognosen wurden mithilfe des globalen Netzwerks von Accenture Song erarbeitet, das aus Designer*innen, Kreativen, Technolog*innen, Soziolog*innen und Anthropolog*innen besteht. Um die Trends zu validieren, wurden im August 2023 15.227 Personen in 21 Ländern befragt.

In der 17. Ausgabe der Life Trends hat Accenture Song fünf Makrotrends identifiziert, mit deren Hilfe Unternehmen auch in unruhigen Fahrwassern für ihre Konsument*innen relevant bleiben und wachsen können:

Der/die Kund*in hat immer recht – oder doch nicht?

Jahrelang hat die Korrelation zwischen Kundenerfahrung und Umsatzwachstum Unternehmen dazu veranlasst, Konsument*innen in den Mittelpunkt jeder Entscheidung zu stellen. Doch wirtschaftliche Umstände zwingen Unternehmen in den Sparkurs, was zu Spannungen zwischen Verbraucher*innen und Marken auf allen Kanälen führt. Fast die Hälfte der Konsument*innen fühlt sich beim Kontakt mit Servicecentern weniger wertgeschätzt.

Preisanpassungen, Qualitätseinbußen oder kleinere Größeneinheiten, der Zwang zu unliebsamen Abonnements und schlechter Kund*innenservice sorgen dafür, dass Konsument*innen das Gefühl entwickeln, frühere Versprechen würden nicht mehr zählen. Im Zentrum dieses Trends steht ein kritisches Wahrnehmungsproblem: Wo makroökonomische Entwicklungen Unternehmen zu überlebensnotwendigen Anpassungen zwingen, vermuten manche Konsument*innen reine Gier.

Der große Interface-Shift

Rund 77 Prozent der Menschen haben Berührungspunkte mit Conversational KI in Form von Chat Bots, was die Technologie zum Massenphänomen macht. Generative KI geht noch einen Schritt weiter und verändert die Experience der Menschen: Der Austausch wird persönlicher und gibt ihnen das Gefühl, digital besser verstanden zu werden als jemals zuvor. Large-Language-Modelle (LLM) ermöglichen intelligente Zwei-Wege-Kommunikation, die nicht mehr nur Lösungen auf einfache Anfragen bietet. Fast 50 Prozent (42 Prozent) der global Befragten geben an, dass sie KI-basierte Lösungen wie ChatGPT für Produktempfehlungen, Arbeitspakete (44 Prozent) und Gesundheitsfragen (33 Prozent) nutzen würden. Unternehmen können mit diesem Verständnis hyperrelevante Produkte, Services und Experiences gestalten – oder sogar noch weitergehen und ihre Marke entsprechend weiterentwickeln.

Steht uns die kreative Mittelmäßigkeit bevor?

Kreativität hatte früher zum Ziel, durch Vorstellungskraft und Verbundenheit eine emotionale Reaktion hervorzurufen. Seit sich Technologie und Algorithmen zwischen Kreativschaffenden und Publikum geschoben haben, müssen Unternehmen das Spiel mitspielen oder sie drohen, unentdeckt zu bleiben. Das könnte im schlimmsten Fall sogar das Endprodukt negativ beeinflussen. In der Unterhaltungsbranche wird das Publikum mit immer neuen Franchises oder Fortsetzungen gefüttert. Bei dem Design von Apps unterschiedlicher Marken erkennen 35 Prozent der Befragten keinen Unterschied mehr – unter den 18- bis 24-Jährigen sind es sogar 40 Prozent. Es wirkt, als ob wir in eine kulturelle Stagnation laufen.

Das Problem der Mittelmäßigkeit wird sich aber nicht von alleine lösen und könnte sich durch den Einsatz generativer KI in Kreativprozessen noch verschlimmern. Kluge Unternehmen wittern hier ihre Chance: In einem Meer voll Vertrautem sticht Originalität ebenso heraus wie das Investment in kreative Köpfe.

Error 429: Limit menschlicher Anfragen erreicht

Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine steht am Scheideweg. Fast ein Drittel der Konsument:innen geben an, dass Technologie ihre Leben ebenso verkompliziert wie vereinfacht hat. Bisher schien Technologie den Menschen zu passieren statt für sie da zu sein, zu viel abzuverlangen und kaum positive Folgen mit sich zu bringen.

31 Prozent geben an, dass ständige Benachrichtigungen ihren Umgang mit technischen Geräten steuern, während 27 Prozent aussagen, es seien Algorithmen. Weitere 27 Prozent machen den Reiz des unendlichen Scrollens verantwortlich. Als Reaktion darauf schränken Verbraucher*innen ihren Umgang mit Technologie ein: ein Drittel deaktiviert Benachrichtigungen, eine von fünf Personen beschränkt die Bildschirmzeit und ein weiteres Viertel entfernt Apps oder auch Geräte. Dieses Spannungsfeld unterstreicht, dass Technologie an den Ressourcen und dem Wunsch nach Wohlbefinden der Menschen zehrt.

Unternehmen sollten sich im Gegenzug bewusst machen, wie ihre Technologie in den Alltag der Menschen passt und was sie ihnen abverlangt. Zeit? Neue Fähigkeiten? Marken, die den Nutzer*innen Wahlmöglichkeiten bei der (Nicht-)Nutzung von Technologie einräumen, werden zu vertrauenswürdigen Partnern. Dieses Verhalten vermittelt ihnen, ihre Selbstbestimmung zurückgewinnen zu können.

Jahrzehnt des Umbruchs

Traditionelle Lebensentwürfe sortieren sich durch neue Einschränkungen, Bedürfnisse und Möglichkeiten immer wieder. Menschen stellen althergebrachte Vorstellungen in Frage und entwickeln neue Denk-, Handels- und Lebenskonzepte. Es fühlt sich wie ein elementarer Umbruch an – und die Auswirkungen auf Systeme und Services sind weitreichend.

Beispielsweise hat sich der Planungshorizont stark verkürzt: 48 Prozent machen Pläne für höchstens 12 Monate im Voraus oder sogar gar keine. In den letzten drei Jahren konnte man in der Befragung beobachten, wie der Stellenwert traditioneller Meilensteine wie Hochzeit (von 30% auf 21%), Hochschulabschluss (von 30% bis 24%) oder Auszug aus dem Elternhaus (von 23% auf 17%) abnimmt.

Diese veränderte Mentalität bringt auch neue Perspektiven auf Produkte und Dienstleistungen mit sich. Unternehmen sollten sich fließend anpassen und Experiences schaffen, die abseits der Norm sind und individuelle Lebensentwürfe unterstützen. So bleiben sie auch in Phasen des Umbruchs relevant.

„Um langfristig eine relevante Rolle im Leben ihrer Kunden zu spielen, braucht es eine sorgfältige Orchestrierung seitens der Unternehmen“, betont David Droga, Chief Executive Officer von Accenture Song. „Die Verbraucher*innen von heute verändern sich schneller, als die Unternehmen es können. Schritt zu halten wird zu einer ständigen Herausforderung. Die Life Trends geben einen Einblick in das Zusammenspiel zwischen Menschen, ihren Verhaltensweisen und ihren generellen Einstellungen gegenüber Veränderungen – sei es in der Wirtschaft, in der Technologie oder bei anderen gesellschaftlichen Entwicklungen. Sie sollen unseren Kunden dabei helfen, die Motivationen der Konsument*innen besser zu verstehen, um daraus Wachstum zu katalysieren."

Den vollständigen Bericht zu den Accenture Life Trends kannst du hier einsehen.

FarmInsect: 8 Mio. EUR für Münchner Insektenzucht-Pionier

Das Münchner AgriTech-Start-up hat eine automatisierte Mastanlage entwickelt, mit der Landwirte proteinreiche Futtermittel aus Insektenlarven am eigenen Betrieb herstellen können.

Die FarmInsect GmbH mit Sitz in Bergkirchen bei München wurde 2019 von den Serial-Entrepreneuren Wolfgang Westermeier und Thomas Kuehn gegründet, um die Futtermittelproduktion in der Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Als einer der weltweit größten CO2-Emittenten hat die Landwirtschaft einen erheblichen Anteil am Fortschreiten des Klimawandels. Besonders zur Tiermast verwendete konventionelle Futtermittel wie Soja und Fischmehl stehen im Fokus: Die Ausweitung von Soja-Ackerflächen erfordert das Abholzen großräumiger Regenwaldgebiete, die Überfischung der Meere verändert die natürliche Zusammensetzung des gesamten Ökosystems.

Kleines Insekt – Große Wirkung

Inspiriert durch die EU-Zulassung von Insekten als Futtermittel für Nutztiere im Jahr 2017 entwickelten die Food- und Agri-Tech-Spezialisten Westermeier und Kuehn das Konzept für FarmInsect, um den Import von Soja und Fischmehl durch eine umweltschonende Alternative zu ersetzen. Im Zentrum des Ansatzes stehen die Junglarven der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens), die das Unternehmen an seinem Produktionsstandort züchtet und wöchentlich an landwirtschaftliche Betriebe liefert. Die Landwirte können die Junglarven dann mit einer von FarmInsect entwickelten, automatisierten Mastanlage mit regionalen Nebenprodukten wie Ernte- oder Schälresten mästen.

Durch dieses System der Kreislaufwirtschaft entsteht hochwertiges Proteinfutter, das sich kostengünstiger, mit weniger CO2-Emissionen und unabhängig von globalen Lieferketten direkt auf dem Hof produzieren lässt. Als Nebenprodukt der Mast entsteht zusätzlich Kompost, der entweder zur Düngung der eigenen Felder eingesetzt, in einer Biogasanlage als Maisersatz oder nach einer speziellen Wärmebehandlung als qualitativ hochwertiger Dünger verkauft werden kann. Insgesamt belaufen sich die Einsparungen für landwirtschaftliche Unternehmen bei den Futtermittelkosten durch den Ansatz von FarmInsect auf bis zu 30 Prozent. Überwacht werden alle Prozessschritte durch eine interaktive IT-Plattform, die den Landwirt Schritt für Schritt durch die Produktion führt.

Ausweitung der Produktion und des Vertriebs

Nun hat FarmInsect eine Series-A-Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen und insgesamt 8 Mio. EUR eingesammelt. Bayern Kapital beteiligte sich erstmals im Sommer 2021 an FarmInsect und erweitert das Investment nun aus Mitteln des Wachstumsfonds Bayern 2. Sandwater als Lead-Investor, Minderoo Foundation und der aus EU-Fördermitteln gespeiste EIC Fund stoßen neu zu dem Kreis der Investoren hinzu. Mit dem frischen Kapital plant FarmInsect den Ausbau der Vertriebsaktivitäten sowie die Erhöhung der Produktionskapazitäten auf maximale Auslastung in der derzeitigen Produktionsstätte für Junglarven.

Thomas Kuehn, Gründer und CEO von FarmInsect, freut sich über die finanzielle Unterstützung: „Wir sind sehr dankbar für das Vertrauen, das unsere Investoren uns entgegenbringen. Gemeinsam werden wir unser ambitioniertes Ziel vorantreiben, Soja- und Fischmehl in der EU durch unser nachhaltiges Kreislaufmodell gänzlich zu ersetzen. In einem kommenden Schritt planen wir mit einer Intensivierung unserer F&E-Aktivitäten die derzeitige Zuchtlinien entscheidend zu erweitern. Ein weiteres Ziel ist die Eröffnung einer zusätzlichen Produktionsstätte.“

Monika Steger, Geschäftsführerin von Bayern Kapital, kommentiert: „Bereits bei der ersten Beteiligung vor rund zwei Jahren stand für uns fest: Insekten-Futtermittel sind ein essentielles Puzzlestück für eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft. Das erfahrene Team von FarmInsect hat das Unternehmen sehr positiv entwickelt, erste Kundenanlagen installiert sowie einen neuen Produktionsstandort eröffnet. Wir sind sehr zufrieden mit der bisherigen Zusammenarbeit und sehen viel Potenzial für die Zukunft.“

Circadian: Berliner GreenTech-Start-up sichert sich 1,25 Mio. Euro Wachstumskapital

Die Circadian-Gründer Mike Rosenberg und Max Boit verfolgen mit ihrer B2B-Plattform für dezentrale Energieressourcen (DER) und dem frischen Kapital das Ziel, in Schwellenländern führend zu werden.

Als Anbieter von Hardware für Energiemanagementsysteme und einer Software-as-a-Service (SaaS)-Lösung für Solarentwickler*innen und Anlagenbetreiber*innen konzentriert sich Circadian – gegründet von Mike Rosenberg und Max Boit, die über langjährige Erfahrung auf dem afrikanischen Markt und umfassende Branchenkenntnisse verfügen – insbesondere auf Schwellenländer in Afrika mit unzureichendem Zugang zum Stromnetz.

Durch die All-in-One-Lösungsplattform kann die gesamte Projektwertschöpfungskette von Solaranlagen optimiert werden. Diese reicht von der Standortbewertung und Planung bis hin zu Inbetriebnahme und Asset Management. Auf diese Weise unterstützt Circadian Industrie- und Gewerbekund*innen, insbesondere Telekommunikationsunternehmen, dabei, Dieselgeneratoren durch Erneuerbare-Energien-Systeme zu ersetzen, und treibt so die Energiewende auf dem gesamten Kontinent voran.

BayWa r.e. Energy Ventures, ein Tochterunternehmen der BayWa r.e., investiert zusammen mit anderen Kapitalgeber*innen 1,25 Millionen Euro in das Berliner Start-up, um die Energiewende in Grenzmärkten zu beschleunigen. Teil der Finanzierungsrunde sind Rockstart Energy, Persistent Energy Capital, Great Stuff Ventures, Tofino Capital und Ralicap Climate.

„Unser Ziel ist es, die Umsetzung von Erneuerbare-Energien-Systemen zu unterstützen und den Ausbau von dezentraler Energieerzeugung in Wachstumsmärkten in großem Maßstab anzustoßen. Circadian expandiert derzeit in Afrika, wo wir unser Team erweitern, die Plattformfunktionalitäten ausbauen und das Wachstum beschleunigen möchten. Die Unterstützung unserer Investoren wird uns dabei eine große Hilfe sein“, so Mike Rosenberg, CEO von Circadian.

Start-ups mit Patenten sind 10-mal erfolgreicher bei Investments

Neue EU-Studie zeigt: Start-ups, die in der Gründungs- bzw. der frühen Wachstumsphase über Patent- und Markenrechte verfügen, sind zehn Mal erfolgreicher bei der Beschaffung von Finanzmitteln.

Eine neue Studie des Europäischen Patentamts (EPA) und des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EU-Markenamt, EUIPO) belegt, wie sehr Patent- und Markenrechte den wirtschaftlichen Erfolg europäischer Start-ups beeinflussen können. Dem Bericht zufolge ist es für Start-ups, die in der Gründungs- bzw. der frühen Wachstumsphase über solche Rechte verfügen, durchschnittlich über 10,2-mal wahrscheinlicher, sich eine Finanzierung zu sichern.

Durchschnittlich haben 29 % der europäischen Start-ups geistige Eigentumsrechte angemeldet, wobei es große Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen gibt. Der Biotechnologie-Sektor macht von diesen Schutzrechten am häufigsten Gebrauch: Fast 50 % der neugegründeten Unternehmen verfügen über Patente oder Marken. Weitere schutzrechtsintensive Felder sind Wissenschaft und Technik (25 % der Patentnutzer*innen, 38 % der Markennutzer*innen), das Gesundheitswesen (20 % der Patentnutzer, 40 % der Markennutzer) und das verarbeitende Gewerbe (20 % der Patentnutzer*innen, 36 % der Markennutzer*innen).

DeepTech-Start-ups besonders im Vorteil

Noch deutlicher ist der Vorteil von europaweit gültigen Patenten und Marken: Die Wahrscheinlichkeit, in der Frühphase eine Finanzierung zu erhalten, ist mehr als fünfmal so hoch im Vergleich zu rein nationalen Rechten an geistigem Eigentum – 6,1-mal häufiger bei Marken und 5,3-mal häufiger bei Patenten. Davon können sogenannte DeepTech-Start-ups besonders profitieren, denn die Entwicklung bahnbrechender Technologien erfordert oftmals hohe Investitionen und lange Vorlaufzeiten – so können die Unternehmen Patente und Marken nutzen, um "geduldige" Investoren anzuziehen.

Der Präsident des Europäischen Patentamts, António Campinos, sagt: "Start-ups sind dynamische Katalysatoren für Innovation und wirtschaftliches Wachstum. Sie haben das Potenzial, neue Lösungen zu entwickeln, mit denen wir die drängendsten Herausforderungen unserer Gesellschaft angehen können und die eine nachhaltigere Zukunft ermöglichen. Wir müssen also Wege finden, um unsere Start-ups weiter zu unterstützen. In diesem Jahr hat das EPA mit der Einführung des Einheitspatents einen bedeutenden Schritt gemacht. Mit dem EPO Deep Tech Finder wird unsere neue Beobachtungsstelle für Patente und Technologie nun ein wegweisendes Instrument einführen: Damit können potenzielle Investoren Startups mit bahnbrechenden oder vielversprechenden neuen Technologien identifizieren und bewerten. Wir bringen die kreativen Köpfe mit denjenigen zusammen, die über Mittel verfügen, um den Innovationsmotor am Laufen zu halten. Das könnte ein Gewinn für alle sein.“

Größter Unternehmenswert: Immaterielle Vermögenswerte

Der Exekutivdirektor des Amtes der Europäischen Union für geistiges Eigentum, João Negrão, sagt: "Immaterielle Vermögenswerte machen heute den größten Teil des Wertes eines Unternehmens aus. Formale Rechte an geistigem Eigentum, wie beispielsweise Marken, sind nicht nur ein rechtlicher Schutz für Investitionen in immaterielle Vermögenswerte, sondern auch der Schlüssel zu Finanzierungen und Kooperationen. Dies ist besonders wichtig für neu gegründete, innovative Unternehmen, die in der Regel in der Anfangsphase außer ihrem geistigen Kapital nur wenige Vermögenswerte besitzen. Die aktuelle Studie zeigt, dass 27 % der untersuchten Start-ups eine Marke angemeldet haben – mehr als jedes andere Schutzrecht. Deshalb ist die Unterstützung, die wir ihnen geben können, so wichtig: einerseits, um den ersten Schritt zu tun und ihr Recht auf geistiges Eigentum anzumelden.

Hier ist der KMU-Fonds der EU-Kommission, der vom EUIPO zusammen mit den nationalen und regionalen Ämtern für geistiges Eigentum der EU umgesetzt wird, ein wichtiger Baustein. Andererseits geht es im weiteren Verlauf um Initiativen wie die Bewertung von geistigem Eigentum und die Durchsetzung von IP-Scans. Wir sehen jedoch, dass Europa bei der Finanzierung von Unternehmensgründungen hinter anderen Regionen in der Welt zurückbleibt. Deswegen müssen wir unsere Anstrengungen verstärken, um das geistige Eigentum als Instrument für den Zugang zu Finanzmitteln, Wachstum und nachhaltiger Entwicklung für Unternehmen in der EU insbesondere für KMU zu fördern, damit unsere innovativen Start-ups florieren können."

Europa: Besitz von geistigem Eigentum in den verschiedenen Ländern

Bei der Nutzung von geistigen Eigentumsrechten gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den europäischen Ländern, wie die Studie zeigt. Finnland und Frankreich weisen mit jeweils 42 % den höchsten Anteil an Start-ups auf, die ein Schutzrecht angemeldet haben. Start-ups aus Deutschland (40 %), Österreich (40 %), Italien (39 %), Norwegen (37 %), Schweden (34 %), Dänemark (34 %), der Schweiz (32 %) und der Tschechischen Republik (31 %) melden überdurchschnittlich oft Schutzrechte an. Unternehmen aus diesen Ländern melden auch am häufigsten Marken und Patente an und bündeln diese beiden Schutzrechte. Dies gilt insbesondere für Start-ups aus Österreich, der Schweiz, Frankreich und den nordischen Ländern.

Deutschland: Geistige Eigentumsrechte bei BioTech-Start-ups weit vorne

Nach Branchen betrachtet ist gemäß der Studie die Biotechnologie das Segment in Deutschland, in dem Patente und Marken am intensivsten genutzt werden: 72 % der deutschen BioTech-Start-ups melden eines oder gar beide Schutzrechtarten an – 53,2 % der Start-ups in diesem Bereich haben ein Patent angemeldet, 58,8 % eine Marke. Prozentual ist dies der Sektor mit dem höchsten Anteil an jungen Unternehmen, die sowohl ein Patent als auch eine Marke besitzen. Das verarbeitende Gewerbe weist mit 57,4% den zweithöchsten Anteil an Start-ups mit IP-Nutzung auf. Hier haben 48,8% der Unternehmen eine Marke und 29,4 % ein Patent angemeldet. Ähnlich sind die Ergebnisse in den Bereichen Wissenschaft und Technik (55% der Unternehmen haben entweder ein Patent oder eine Marke angemeldet), Gesundheitswesen (54,3%), und Nachhaltigkeit (53,8%).

Nach den oben genannten Sektoren sind weitere Branchen mit intensiver Nutzung von Patenten die Bereiche Rohstoffe (24,6%) und Energie (24,5%). Bei den Marken sind weitere Branchen mit sehr intensiver Nutzung Nachhaltigkeit (48,4% Prozent) und künstliche Intelligenz (48 %).

EU: Anstieg der Venture-Capital-Investitionen in der Spätphase

Das Start-up-Ökosystem Europas verzeichnete in den letzten Jahren exponentielles Wachstum. Laut der OECD-Analyse "Financing SMEs and Entrepreneurs 2023" erlebten alle Volkswirtschaften in Folge der COVID-19-Krise einen erheblichen Anstieg der Risikokapitalaktivitäten (VC). Der Medianwert 2021 stieg um 58,6 % an (gegenüber einem Wachstum von 4,18 % im Jahre 2020). Die nationalen Risikokapitalverbände sagen jedoch im selben Bericht, dass der Anstieg der Venture-Capital-Investitionen vor allem in der Spätphase und bei konsolidierten Unternehmen bemerkenswert war, während er in der Seed- und Frühphase weniger stark ausfiel.

Nachhaltigkeit trumpft

Laut dem EY Start-up-Barometer gehen drei von zehn in deutsche Start-ups investierte Euro an Unternehmen mit Nachhaltigkeitsfokus – der höchste Anteil überhaupt. Laut dem Deutschen Startup-Monitor 2022 von PWC sind nur 37 % der befragten deutschen Start-ups mit dem Zugang zu Kapital und Investitionen zufrieden. Rechte an geistigem Eigentum (IPR) können hier einen Teil zur Lösung beitragen.

Zugang zu Kapital weithin große Hürde für Start- und Scale-ups

Ein Berichtsentwurf des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie des Europäischen Parlaments – veröffentlicht im September 2023 – unterstreicht, dass der Zugang zu Kapital nach wie vor eine große Hürde für Start-ups und Scale-ups darstellt. Viele dieser Unternehmen haben Schwierigkeiten, sich in der Frühphase Investitionen zu sichern, insbesondere Risikokapital und Wagniskapital. Beides ist jedoch für die Ausweitung ihres Geschäfts, die Entwicklung von Produkten und die Erschließung neuer Märkte entscheidend. Verschiedene EU-Initiativen wurden bereits auf den Weg gebracht, um diese Herausforderungen zu bewältigen. So zum Beispiel die Gründung des Europäischen Innovationsrats (EIC) als zentrale Anlaufstelle für die Ermittlung, Entwicklung und Skalierung neuer, tiefgreifender Technologien und bahnbrechender Innovationen.

Patente verleihen aufstrebenden Unternehmen das grundsätzliche Recht, andere von der unautorisierten Aneignung ihrer bahnbrechenden Technologien abzuhalten. Dies sichert nicht nur ihren Innovationsvorsprung, sondern verschafft ihnen auch einen strategischen Vorteil auf dem Markt. Marken dienen als robuster rechtlicher Schutz von Investitionen in immaterielle Vermögenswerte. Diese unverwechselbaren Symbole oder Namen werden, wenn sie rechtlich geschützt sind, zu einem wirksamen Schutzschild der Markenidentität eines Start-ups vor Rechtsverletzungen bewahrt.