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Gründer*in der Woche: Anna Deimann – Erfolg hat kein Geschlecht
Mit 19 gründete Anna Deimann ihre Digitalagentur AD Consulting, um Mittelständlern zu mehr Reichweite und Sichtbarkeit zu verhelfen. Ihr Weg in einer von Männern dominierten Business-Welt.
„Darin liegt die Schönheit des Unternehmertums – im Wachsen und Lernen.“ Dieses persönliche Mantra spiegelt Anna Deimanns unternehmerische Reise perfekt wider. Geboren und aufgewachsen ist Anna in Iserlohn. Nach dem Abitur entschied sie sich, auf Entdeckungsreise zu gehen: „Ich ging für einige Zeit nach Australien, um Erfahrungen zu sammeln, die weit über die Grenzen des Klassenzimmers hinausgehen“, so Anna. Anschließend kehrte sie nach Deutschland zurück und gründete nur ein Jahr später ihr eigenes Unternehmen.
AD Consulting: Aus Traum und Leidenschaft
Getrieben von ihrer Leidenschaft für digitales Marketing und dem Wunsch, mittelständischen Unternehmen dabei zu helfen, ihre Online-Präsenz zu verbessern, gründete Anna mit 19 Jahren ihr Unternehmen – die AD Consulting GmbH in Dortmund. „Meine Inspiration entstand während meiner Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation und meines Dualen Studiums zur Marketing Managerin. Ich erkannte das Potenzial, welches sich im digitalen Marketing verbirgt, und entschloss mich, dieses mit AD Consulting auszuschöpfen“, so die Gründerin.
Als junge Unternehmerin und als Frau in der Tech-Branche stand Anna vor besonderen Herausforderungen. „In einer von Männern dominierten Welt begegnete ich Vorurteilen und Stereotypen, die meine Fähigkeiten infrage stellten. Doch ich ließ mich nicht entmutigen, auch wenn aller Anfang alles andere als einfach war“, erinnert sich die Unternehmerin.
Fest davon überzeugt, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, sah sie den Schlüssel zum Erfolg im Überwinden von Zweifeln und der Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen. „Ich nutzte mein Wissen und meine Kreativität, um innovative Lösungen zu entwickeln, und bewies allen, die an mir zweifelten, dass Erfolg keine Frage des Geschlechts ist“, so Anna.
Partnerschaften mit Perspektive
Mit AD Consulting möchte Anna ihre Kund*innen dabei unterstützen, erfolgreich im digitalen Zeitalter zu sein. „Doch mir geht es um mehr als das pure Quid-pro-quo der Geschäftswelt“, so Anna, „Bei AD Consulting geht es uns nicht nur darum, Dienstleistungen anzubieten; wir schaffen Partnerschaften, die Werte schaffen und Visionen verwirklichen. Was uns von anderen unterscheidet, ist unser unermüdliches Streben, jede Kundenbeziehung mit einer maßgeschneiderten und ganzheitlichen Betreuung zu pflegen.“
Das bedeutet: Anna und ihr Team passen sich nicht nur den individuellen Bedürfnissen der Kund*innen an, sondern setzen sich auch leidenschaftlich dafür ein, messbare Ergebnisse zu liefern, die über Erwartungen hinausgehen. „Dieses Engagement für langfristige Partnerschaften spiegelt den Glauben an nachhaltigen Erfolg wider, und die Flexibilität ermöglicht es, proaktiv auf Markttrends und Kundenbedürfnisse zu reagieren“, so Anna.
Vorbild und Inspiration
Dass ihr Konzept nicht nur bei den Kund*innen ankommt, zeigt auch die Auszeichnung als Vorbildunternehmerin durch das Bundesministerium Ende 2022. „Das war eine besondere Ehre. Diese Anerkennung hat meine Leidenschaft für die Unterstützung von Frauen, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen wollen, noch verstärkt“, sagt Anna nicht ohne Stolz.
Im Rahmen der Initiative „FRAUEN unternehmen” engagiert sich Anna zudem ehrenamtlich für diese Ziele und freut sich, ihre Erfahrungen weitergeben zu können.
Wo geht die Reise hin?
„In fünf Jahren sehe ich AD Consulting als eine etablierte Digitalagentur, die nicht nur erfolgreich für ihre Kunden arbeitet, sondern auch einen Beitrag zur Weiterentwicklung digitaler Lösungen leistet. Wir streben danach, weiter zu wachsen, innovative Strategien zu entwickeln und unsere Präsenz auf dem Markt zu stärken“, bringt es Anna auf den Punkt.
Annas Tipps für andere Gründer*innen
Und abschließend hat die junge Unternehmerin ein paar Tipps für Gleichgesinnte:
- „Seid mutig und vertraut eurer Vision. Der Weg zum Erfolg ist oft nicht geradlinig, aber der Glaube an die eigene Idee ist entscheidend.
- Baut ein starkes Team auf. Gemeinsam erreicht man mehr, und die Menschen, mit denen man arbeitet, sind entscheidend für den Erfolg des Unternehmens.
- Lernt aus Rückschlägen und seid bereit, euch anzupassen. Der Unternehmensalltag ist dynamisch. Die Fähigkeit zur Anpassung ist entscheidend für das Wachstum und die Entwicklung des Start-ups.“
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Planet A Foods schließt 30 Mio. USD Series-B- Finanzierungsrunde ab
Das B2B-FoodTech-Start-up Planet A Foods, Vorreiter für nachhaltige Lebensmittelzutaten, will mit dem neuen Kapital seine internationale Expansion beschleunigen, um seine Marktführerschaft zu festigen.
Planet A Foods hat heute den Abschluss einer Series-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 30 Millionen USD bekanntgegeben. Die Mittel werden verwendet, um die Führungsposition von Planet A Foods in der nachhaltigen Lebensmittelindustrie weiter auszubauen, die internationale Expansion zu beschleunigen und Produktionskapazitäten national und international zu skalieren.
Gegründet 2021 von den Geschwistern Dr. Sara Marquart und Dr. Maximilian Marquart, definiert Planet A Foods die Zukunft der Schokolade neu. Mit ChoViva, der weltweit führenden kakaofreien Schokoladenalternative, bietet das Unternehmen eine klimafreundliche Lösung: Hergestellt aus Sonnenblumenkernen, überzeugt ChoViva mit dem Geschmack und der Textur, die Verbraucher*innen von Schokolade kennen – ganz ohne Kakao. Diese Innovation spart ungefähr 80 % der CO₂-Emissionen im Vergleich zur herkömmlichen Schokoladenproduktion ein und trägt aktiv zur Bekämpfung des Klimawandels bei.
Dr. Sara Marquart, CTO und Mitgründerin, kommentiert: „Bei Planet A Foods glauben wir, dass die Zukunft der Ernährung nachhaltig, ethisch und skalierbar sein muss. ChoViva ermöglicht es Herstellern, 100 % kakaofreie Produkte zu kreieren, Abhängigkeiten von anfälligen Lieferketten zu reduzieren und einen greifbaren Einfluss auf die Umwelt zu haben. Diese Series-B-Runde erlaubt es uns, unsere Position als führender Partner für nachhaltige Schokoladeninnovation zu stärken.“
Die Finanzierungsrunde wurde von Burda Principal Investments und Zintinus angeführt, mit Beteiligung von World Fund, Bayern Kapital, Cherry Ventures, Tengelmann Ventures, AgriFoodTech Venture Alliance und Omnes Capital.
Dr. Maximilian Marquart, CEO und Mitgründer, erklärt: „Diese Series-B-Runde markiert einen bedeutenden Meilenstein für uns. Mit 30 Millionen Dollar frischem Kapital und einem marktführenden Produkt ist Planet A Foods kein Startup mehr – wir sind auf dem Weg, ein führender Player im Markt zu werden. Unsere Mission bleibt unverändert: Nachhaltige Lebensmittelzutaten bereitzustellen, die unabhängig von Preisschwankungen und begrenzten Ressourcen wie Kakao hergestellt werden können. Diese Finanzierung wird es uns ermöglichen, neue Märkte zu erschließen, die Produktion zu steigern und unsere Partner in großem Maßstab zu beliefern.“
Planet A Foods hat seinen Hauptsitz in Planegg bei München und produziert in Pilsen, Tschechien.
Deutschlandweite Umfrage: Präsenzarbeit als Auslaufmodell
Eine aktuelle Umfrage unter Erwerbstätigen zeigt u.a.: Über die Hälfte der deutschen „White Collar Worker“ würde für Remote-Arbeit den Job wechseln. Hier gibt’s alle Ergebnisse der Studie im Überblick.
Die globale HR- und Gehaltsabrechnungsplattform Deel hat den ersten Teil der Ergebnisse einer neuen deutschlandweiten Umfrage unter Erwerbstätigen in sogenannten White Collar Jobs veröffentlicht. Teilnehmende wurden unter anderem zu Themengebieten wie Remote-, Hybrid- und Präsenz-Arbeit sowie dem Fachkräftemangel befragt. Die Umfrage entstand in Zusammenarbeit mit dem Berliner Markt- und Meinungsforschungsinstitut Civey.
„Die Arbeitswelt in Deutschland befindet sich im Wandel: Flexible Modelle wie hybride und remote Arbeit werden für immer mehr Beschäftigte zur Norm. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sich an diese veränderten Erwartungen anzupassen, um Fachkräfte langfristig zu binden“, sagt Michael Lazik, Head of DACH & CEE bei Deel. „Die Drastik einiger Aussagen hat selbst uns noch überrascht. Ein genauerer Blick auf die Zahlen, zeichnet ein differenziertes Bild von unserer Arbeitslandschaft im Jahr 2024“, so Lazik weiter.
Hybride Arbeitsmodelle weit verbreitet
Reine Präsenzarbeit scheint in deutschen Unternehmen derzeit zum Auslaufmodell zu werden: Nur knapp ein Viertel (24,3 Prozent) der Erwerbstätigen in White Collar Jobs arbeitet in Unternehmen, in denen ausschließlich Präsenzarbeit im Büro stattfindet. Gleichzeitig ist auch ausschließliche Remote-Arbeit unter den Befragten noch kein verbreitetes Modell: Lediglich 13 Prozent arbeiten derzeit komplett remote. Stattdessen sind die Befragten mehrheitlich (61 Prozent) in hybriden Arbeitsmodellen tätig.
Sowohl bei größeren als auch bei kleineren Unternehmen blieb diese Verteilung der drei Arbeitsmodelle einigermaßen konstant. Allein bei Unternehmen mit nur einer einzelnen lokalen Niederlassung wies die Befragung eine größere Abweichung hinsichtlich dieser Verteilung auf: Diese zeigt, dass befragte White Collar Worker deutlich häufiger entweder vollständig in Präsenz oder ausschließlich im Home-Office arbeiten.
Home-Office oder Kündigung: Wie flexibel sind Arbeitgeber wirklich?
Eine knappe Mehrheit der Befragten (51,3 Prozent) würde die eigene Arbeitsstelle für einen reinen Home-Office-Job aufgeben.
Besonders hoch ist das Interesse an einer reinen Home-Office-Stelle bei Personen mit zwei oder mehr Kindern im Haushalt. In dieser Gruppe liegt die Wechselbereitschaft mit rund 60 Prozent um mehr als 10 Prozentpunkte über dem Wert von Personen ohne Kinder im Haushalt. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf scheint damit ein entscheidender Faktor für die Präferenz des Arbeitsmodells zu sein.
Auch das Alter der Befragten spielt eine Rolle bei der Wechselbereitschaft im Job: Vor allem die Jüngeren wären für eine Home-Office-Stelle zu begeistern und würden dafür ihre aktuelle Arbeitsstelle aufgeben. Am stärksten ausgeprägt ist die Bereitschaft ein Risiko zugunsten eines Remote-Arbeitsmodells einzugehen bei den 18- bis 29-Jährigen (57,5 Prozent).
Besonders hohe Wechselbereitschaft weisen zudem diejenigen auf, die bereits ganz (56,9 Prozent) oder teilweise (54,2 Prozent) von zu Hause aus arbeiten können. Damit scheinen Personen, die gerne im Home-Office arbeiten, gezielt nach Stellen zu suchen, die ein reines Remote-Arbeitsmodell anbieten. Aber auch von denjenigen, die derzeit noch vollständig im Büro arbeiten, würden 41 Prozent ihren Arbeitsplatz wechseln, hätten sie die Möglichkeit, komplett von zu Hause aus zu arbeiten.
Sehr hoch ist die Affinität zum Home-Office außerdem bei Beschäftigten aus Unternehmen mit 2 bis 20 Niederlassungen. Die Wechselbereitschaft liegt hier durchweg deutlich über 50 Prozent und damit wesentlich höher als bei Beschäftigten aus Unternehmen mit einer oder mit mehr als 20 Niederlassungen. Ein Grund für die geringere Wechselbereitschaft von Beschäftigten aus Unternehmen mit nur einer Niederlassung könnte sein, dass diese bereits überdurchschnittlich häufig vollständig remote arbeiten. Bei Befragten aus Unternehmen mit besonders vielen Niederlassungen könnte hingegen die Sorge vor zu viel Anonymität und Isolierung in einem bereits weit verzweigten Konzern eine Rolle spielen.
Geringere Produktivität im Büro als im Home-Office
Viele Befragte arbeiten nach eigener Einschätzung zu Hause aus produktiver als im Büro: Rund drei Viertel (74,6 Prozent) sehen sich zu Hause entweder als produktiver oder ähnlich produktiv wie im Büro. Nur etwas mehr als ein Fünftel der Befragten White Collar Worker (22,7 Prozent) gibt an, im Büro produktiver zu sein.
Diese Selbsteinschätzung scheint stark mit dem jeweiligen Arbeitsmodell der Befragten zu korrelieren: So schätzen sich beispielsweise von denjenigen, die ausschließlich im Home-Office arbeiten, lediglich drei Prozent im Büro als produktiver ein. Je weniger Erfahrung die Befragten mit Remote-Arbeit in ihrer aktuellen Stelle haben, desto skeptischer sind sie somit hinsichtlich ihrer eigenen Produktivität bei der Arbeit im Home-Office.
Besonders aussagekräftig sind dabei die Angaben derjenigen, die gegenwärtig in hybriden Arbeitsmodellen tätig sind und ihre Produktivität zu Hause und im Büro aus aktueller Erfahrung vergleichen können. Unter dieser Gruppe fällt das Votum eher für das Home-Office aus. Mehr als die Hälfte (54,5 Prozent) gibt an, im Home-Office produktiver zu sein. Knapp ein Drittel (29,8 Prozent) ist nach eigenen Angaben in beiden Arbeitsumgebungen ähnlich produktiv und nur knapp 16 Prozent fühlen sich im Büro produktiver.
Offenheit für weltweite Suche nach Fachkräften
Angesprochen auf den anhaltenden Fachkräftemangel, sieht die Mehrheit der Beschäftigten in White-Collar-Berufen (51,3 Prozent) das eigene Unternehmen stark vom Fachkräftemangel betroffen. Dabei ist auffällig, dass die Not in jenen Unternehmen am größten zu sein scheint, in denen aktuell noch ausschließlich in Präsenz gearbeitet wird. 57 Prozent sagen, dass sie sehr stark oder eher stark betroffen sind. Lediglich sechs Prozent geben an, gar nicht betroffen zu sein.
Nahezu deckungsgleich mit dem Fachkräftemangel ist das Gesamtergebnis bei der Frage nach der weltweiten Suche nach Fachkräften. Eine knappe Mehrheit hält es für sinnvoll, dass das eigene Unternehmen weltweit nach Fachkräften sucht. Dabei fällt auf, dass dieser Wert bei Unternehmen, die bereits international tätig sind, mit fast 70 Prozent noch deutlich höher liegt.
Lazik stellt abschließend fest: „Die Ergebnisse unserer Umfrage stehen in starkem Kontrast zu der aktuellen Debatte um die Rückkehr ins Büro, die einige Unternehmen fordern. Die Daten zeigen klar, dass Beschäftigte sich zunehmend flexible Arbeitsmodelle wünschen und sich sogar für reine Remote-Optionen umorientieren würden. Unternehmen, die darauf bestehen, ihre Mitarbeitenden vollständig ins Büro zurückzuholen, riskieren, Talente zu verlieren.“
GameChanger des Monats: Samuel Kutger – Gründung per Gerichtsbeschluss mit 13
Im Alter von nur 13 Jahren zog Samuel Kutger vor Gericht, um seine eigene Firma gründen zu dürfen. Als Gründer der Emsbo GmbH bietet der heute 16-Jährige mit seinem Team Kund*innen Photovoltaikanlagen und Wallboxen aus Eigenherstellung an. Im Interview gibt der junge Unternehmer Einblicke in seine Beweggründe, die Herausforderungen und was ihn dazu getrieben hat, so früh Verantwortung zu übernehmen.
Du bist mit 13 Jahren vor Gericht gezogen, um deine eigene Firma gründen zu dürfen. Warum war es dir so wichtig, so früh zu gründen?
Ich wollte meine Ideen umsetzen und nicht auf die ‚richtige Zeit‘ warten. Für mich war klar: Wer eine Vision hat, sollte aktiv werden. Ich war schon immer der Meinung: Wenn man früh startet, darf man Fehler machen, die man sich mit 20 oder 30 vielleicht nicht mehr erlauben kann. Außerdem habe ich so mehr Zeit, meine Ideen zu verwirklichen. Ich wollte zeigen, dass Alter kein Hindernis ist, wenn man bereit ist, hart zu arbeiten.
Wurdest du im Gerichtssaal ernst genommen?
Ja, absolut. Der Rechtspfleger hat mich sehr ernst genommen. Ich habe mich selbstbewusst präsentiert und alle erforderlichen Unterlagen, wie einen detaillierten Businessplan, eingereicht. Das Gericht hat mir nach §112 BGB die selbständige Erwerbstätigkeit erteilt. Es war auch spannend, weil während des Verfahrens besonders darauf geschaut wurde, ob ich über die nötige Reife verfüge. Ich glaube, für den Rechtspfleger war es das erste Mal, dass er jemanden in meinem Alter vor sich sitzen hatte.
Wie hast du es geschafft, das Gericht und andere Erwachsene davon zu überzeugen, dass du in so jungen Jahren die Verantwortung eines Unternehmers übernehmen kannst?
Ich habe sie überzeugt, indem ich einen durchdachten Plan präsentiert und meine Disziplin und Begeisterung gezeigt habe. Wichtig war mir, deutlich zu machen, dass ich die Risiken realistisch einschätzen kann. Wer Verantwortung zeigt und dabei authentisch bleibt, kann die Zweifel anderer überwinden.
Wie haben deine Eltern reagiert, als du ihnen davon erzählt hast?
Meine Eltern waren zuerst überrascht. Aber als sie gemerkt haben, wie ernst es mir ist und dass ich einen klaren Plan hatte, haben sie mich unterstützt. Ihre Hilfe war für mich superwichtig. Meine Mutter war anfangs strikt dagegen – das ist wohl der mütterliche Instinkt. Ich nehme ihr das aber nicht übel.
Was war die größte Herausforderung während dieses Prozesses und wie hast du sie gemeistert?
Die größte Herausforderung war, die Zweifel der Leute zu überwinden, die dachten, dass ein 13-Jähriger keine Verantwortung übernehmen kann. Ich musste immer wieder beweisen, dass ich es ernst meine. Das habe ich durch klare Kommunikation und ein solides Konzept geschafft. Intensive Vorbereitung, rechtliche Recherchen und Gespräche mit erfahrenen Unternehmern haben mir geholfen, alle Hürden zu meistern.
Hattest du in dieser Zeit Vorbilder oder Menschen, die dich besonders inspiriert haben?
Ja, ich habe viele erfolgreiche Unternehmer getroffen. Der größte Fehler von jungen Gründern ist, sich nichts sagen lassen zu wollen. Gerade die Erfahrungen anderer sind unbezahlbar. Ein großes Vorbild für mich war immer Warren Buffett, der auch sehr jung gestartet ist.
Glaubst du, dass junge Menschen in Deutschland ausreichend gefördert werden, um ihre Ideen umzusetzen? Was müsste sich ändern?
Definitiv nicht. Junge Menschen brauchen mehr Förderung. Das Problem beginnt schon in der Schule: Man lernt kaum etwas fürs Leben, und es gibt keine individuelle Förderung. Später macht die Bürokratie viele gute Ideen zunichte. Ich habe mir am Anfang gewünscht, dass die Hürden für Gründer unter 18 Jahren einfacher wären. Heute sehe ich aber, dass es auch gut ist, wenn nur die wirklich Entschlossenen diesen Weg gehen, denn die Selbstständigkeit birgt Risiken, die man nicht unterschätzen darf.
Hast du manchmal das Gefühl, dass du etwas von deiner Kindheit verpasst hast?
Ehrlich gesagt, nein. Manche Kinder spielen super Fußball, andere sind gut im Zocken – ich habe meine Begabung gefunden und sie zu meinem Beruf gemacht. Mir fehlt nichts und ich hatte sowieso nie eine ‚klassische‘ Kindheit. Es macht mir Spaß, mein ‚Baby‘ wachsen zu sehen und mit ihm gemeinsam zu lernen.
Ein schneller Blick in die Zukunft – wo stehst du jetzt und was planst du noch?
Ich bin stolz auf das, was ich bisher erreicht habe, aber das ist erst der Anfang. Ich möchte weitere Projekte starten, wie die Eröffnung eines Clubs in Frankfurt und junge Unternehmer auf ihrer Reise unterstützen. Mein Ziel ist es, europaweit zu expandieren und mich mit neuen Ideen als Big Player zu etablieren. Außerdem teile ich meine Erfahrungen in meinem Podcast und freue mich darauf, mich persönlich weiterzuentwickeln.
Gründer*in der Woche: Box Inc – der Marktplatz für Kartons
Box Inc ist ein 2019 gegründeter digitaler B2B-Marktplatz zur Beschaffung von Verpackungen aus Wellpappe. Die Plattform macht es Unternehmen einfacher, erneuerbare und kunststofffreie Verpackungen zu kaufen. Mehr dazu im Interview mit Mikael Fristedt Westre, dem schwedischen Gründer und CEO von Box Inc.
Wann und wie bist du auf die Idee zu Box Inc gekommen?
Die Idee entstand zusammen mit einem kleinen Team im Jahr 2018. Ich bin bereits seit mehreren Jahren in der Verpackungsindustrie tätig und kenne sowohl Kund*innen als auch Verpackungslieferant*innen. Ein wichtiges Learning aus dieser Zeit war, dass die Kund*innen nach Möglichkeiten suchten, die Effizienz ihrer gesamten Geschäftsprozesse zu steigern und die Digitalisierung als Mittel zur Erreichung dieses Ziels zu nutzen. Ein zweites Learning war, dass Wellpappeverpackungen insgesamt ein Produkt mit geringem Aufwand sind. Betrachtet man andere Branchen, so brach der Beschaffungsprozess für ähnliche Produkte bereits mit den traditionellen Kaufprozessen. Wenn wir den Beschaffungsprozess für Verpackungen aus Wellpappe digitalisieren könnten, würde dies eine Win-Win-Win-Situation bedeuten: Die Kund*innen profitieren von einem einfachen Beschaffungsprozess, die Lieferant*innen können ihr Geschäft mit einem neuen Verkaufskanal ausbauen und Box Inc wird zu einem attraktiven Plattformgeschäft. So haben wir uns dazu entschlossen, Box Inc zu gründen.
Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum Go-live deiner digitalen B2B-Plattform?
Vor der Gründung haben wir eine entsprechende Marktanalyse durchgeführt und mit Käufer*innen und Händler*innen gesprochen, um uns ihre Einschätzung und ihr Feedback zu der Idee einzuholen. Dabei ist uns klar geworden, dass Deutschland aufgrund der Vielzahl an Lieferant*innen großes Potenzial bietet. Außerdem ist der deutsche Markt sehr divers und hat zusätzlich viele mittelständische Unternehmen, die Verpackung benötigen, aber nicht die Ressourcen haben, lange danach zu suchen und Händler*innen zu vergleichen. Das Thema E-Commerce rückt in deutschen Unternehmen immer mehr in den Fokus, auch im Zuge der Pandemie.
Die Expertise aus der Verpackungsindustrie war natürlich auch sehr hilfreich und mit Stora Enso als Mutterkonzern haben wir ein entsprechendes Partnernetzwerk an der Hand, das den Start unserer Plattform auch erleichterte.
Was ist das Besondere an deinem Angebot – wie unterscheidet sich Box Inc von anderen Anbieter*innen von Verpackungslösungen?
Viele Unternehmen haben weder die Zeit noch die Expertise, die richtige Verpackung und den richtigen Lieferant*innen zu finden. Mit Box Inc vereinfachen wir diesen Prozess, in dem auf der Plattform jeder einzelne Schritt – vom Design der Kartons bis hin zu Angeboten von Zulieferern und sogar dem Bestellvorgang – integriert ist. Infolgedessen sparen Unternehmen sowohl Zeit als auch Geld, und wählen gleichzeitig eine nachhaltige Verpackung von verifizierten Lieferant*innen. Das ist der Unterschied zu anderen Anbieter*innen, denn wir decken auf unserer Plattform den gesamten Prozess ab: Vom Anbieter*innenvergleich bis zur Bestellung des gewünschten Produkts.
Wer sind eure Kund*innen?
Der Großteil unserer Kund*innen sind kleine und mittlere Unternehmen. Ihr Produktportfolio ändert sich in regelmäßigen Abständen, sodass sie mit relativ kleinen Verpackungsserien arbeiten müssen. Trotzdem möchten sie, dass ihre Verpackungen für den Zweck geeignet sind und das richtige Design, die richtige Qualität und die richtigen Abmessungen haben. Box Inc macht ihnen das Leben sehr viel einfacher, indem es ihnen ermöglicht, auf derselben Plattform Anfragen für Verpackungen zu stellen, Angebote zu vergleichen und zu bestellen.
Eine weitere Besonderheit von Box Inc ist, dass ihr vollkommen remote agiert, ohne festes Büro und international aus vier Ländern heraus. War das von Anfang an dein Konzept und was sind deine Tipps für andere Start-ups, die ähnliche Strukturen planen?
Genau, unser Team arbeitet vollkommen remote aus Finnland, Schweden, Tschechien und Deutschland heraus. Das ist für uns in der gegenwärtigen Situation natürlich von Vorteil. Die Pandemie hat Unternehmen in allen Branchen dazu gezwungen, die Digitalisierung zu beschleunigen und das hat sich positiv auf Box Inc ausgewirkt. Wir sehen ein starkes Interesse von deutschen Verpackungsanbieter*innen sowie einen Boom im E-Commerce-Sektor.
Natürlich ist es eine Herausforderung, in einem neuen Markt die entsprechende Expertise mitzubringen und es war nicht von Anfang das Konzept, das Team remote aufzustellen. Das hat sich im Gründungsprozess dann so ergeben, weil das Team in verschiedenen Ländern sitzt und wir am Anfang kein gemeinsames Büro brauchten. Stattdessen haben wir alles digital koordiniert und aufgesetzt.
Am allerwichtigsten bei einem Remote-Konzept ist die Kommunikation. Das kann ich nur jedem anderen Start-up mitgeben: Legt Wert auf die kleinen alltäglichen Interaktionen und trefft euch regelmäßig als ganzes Team, auch wenn es nur online ist. Und: Vergesst nicht, Erfolge zu feiern, auch wenn sie noch so klein sind!
Als ersten Markt außerhalb Schwedens habt ihr Deutschland für euer Produkt gewählt – wie läuft das Business hierzulande? Gibt es große Unterschiede zu Schweden oder anderen Märkten?
Das ist richtig. Wir sind zuerst in Deutschland gestartet, weil es hier den größten Verpackungsmarkt in Europa gibt. Deutschland ist ein sehr vielfältiger Markt in Bezug auf Branchen, Unternehmen und Verpackungslieferant*innen. Viel mehr als in den nordischen Ländern, wo die Märkte kleiner und relativ konzentriert sind. Das bedeutet, dass es für Box Inc offensichtlich viel mehr Potenzial auf dem deutschen Markt gibt.
Was sind deine weiteren unternehmerischen Pläne?
Wir wollen in den nächsten Jahren unser Produkt sowie unseren Kund*innenstamm weiter ausbauen. Langfristiges Ziel ist, dass Box Inc in den wichtigsten Ländern auf dem europäischen Markt etabliert ist. Derzeit liegt unser ganzer Fokus darauf, unseren Kund*innen ein herausragendes Serviceerlebnis zu bieten und die Verpackungsbeschaffung so einfach wie möglich zu machen.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?
Gründerinnen und Gründern möchte ich gleich drei Tipps an die Hand geben. Erstens: Macht es zur Gewohnheit, aus allem, was ihr tut, Minimum Viable Products (MVPs), also eine erste minimal funktionsfähige Iteration eines Produkts zu schaffen. Diese Denkweise beschleunigt das Testen, das Scheitern und letztendlich den Erfolg.
Zweitens: Bleibt flexibel, denn es wird immer wieder Situationen geben, die schnelles Umdenken erfordern. Zuletzt hat uns das die Corona-Krise ganz deutlich gezeigt.
Und drittens: Ein großartiges Team ist entscheidend für den Unternehmenserfolg. Deshalb: Holt euch die besten Leute ins Boot und baut euer Team divers auf.
Hier geht's zur Website: https://boxinc.com/de
Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer*in der Woche: SMAFO - E-Bike-Mobilität für alle
SMAFO verfolgt seit 2018 die Vision, E-Bike-Mobilität einfach und sorgenfrei für jeden zugänglich zu machen. Was die ambitionierten Gründer neben dem ersten eigenen E-Bike alles auf die Beine gestellt haben, erläutert uns Co-Gründer Sven-Ulrik Schneider im Interview.
Wann bzw. wie bist du zusammen mit deinem Co-Founder André auf die Idee zu SMAFO gekommen?
Im April 2018 haben André Thiele und ich zusammen SMAFO gegründet. Die Gründung ist aus dem eigenen Antrieb entstanden, einen einfachen und sorgenfreien Zugang zu E-Bike-Mobilität herzustellen. Mit unserem eigenen City-E-Bike SMAFO Two bieten wir eine Art Volks-E-Bike an. Obwohl 2020 schon 1,95 Millionen E-Bikes in Deutschland verkauft wurden, könnte E-Bike-Mobilität bereits eine viel größere Rolle spielen. Wir wollen dazu beitragen, dass Mobilität nachhaltiger wird.
Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum Start eures E-Bike-Business?
Nach der Gründung sind wir im November 2018 Teil des Accelerator-Programms der Founders Foundation geworden. In dem Bielefelder Startup-Förderprogramm wurde uns geholfen, unser Unternehmen fokussiert aufzubauen. Zur gleichen Zeit haben wir unser E-Bike-Abo-Angebot in Paderborn, unserem Gründungsort, eingeführt. Seitdem ging es stetig voran. Wir erleben immer noch eine überwältigende Nachfrage und bekommen gutes Feedback von unseren Kund*innen.
Was ist das Besondere an SMAFO?
Unser E-Bike ist als Alltagsrad konzipiert. Es kombiniert verlässliche Komponenten mit zeitgemäßem, minimalistischem Design. Das SMAFO-Bike ist ein zuverlässiger Partner, egal ob im Stadtverkehr oder bei einem Ausflug auf dem Land. Dazu bieten wir einen fairen Preis. Sowohl im Abo und im Leasing als auch beim Direktkauf: Wir wollen E-Bikes der breiten Masse zugänglicher machen. Was uns noch von anderen Herstellern abhebt, ist die Digitalisierung des E-Bikes durch modernste IoT (Internet of Things)-Technologie. Über unsere App und die Online-Plattform erhalten unsere Kund*innen Zugang zu SMAFO Connect. Dazu gehört der SMAFO Unfall-Assistent: Im Falle eines Unfalls registriert die verbaute IoT-Technik einen Sturz und löst ein Notfallprotokoll aus. Die Fahrer*innen werden dann mittels App kontaktiert. Bleibt dieser Kontaktversuch erfolglos, werden Rettungskräfte alarmiert und zur Unfallstelle geschickt.
Ich kann also das SMAFO-Bike auch ohne Abo kaufen?
Das ist natürlich möglich. Unser SMAFO Two, das wir als Volks-E-Bike bezeichnen, ist bereits ab 1.799 Euro erhältlich oder im Leasing.
Wie habt ihr die Startphase bislang finanziert?
Wir waren bisher eigenfinanziert, sind nun aber gerade in eine neue Finanzierungsrunde gegangen. Wir haben uns Anleger*innen geöffnet, die direkt in das Start-up investieren können. Unser Ziel ist, 750.000 Euro einzunehmen, damit wir deutschlandweit mit unseren Services aktiv werden können. Das Besondere aus Sicht der Anleger*innen: Es gibt nur selten die Möglichkeit, in Zweirad-Mobilität zu investieren. Es gibt zwar vereinzelt Kickstarter-Projekte, aber direkt am Unternehmenserfolg zu partizipieren, ist selten. Für weitere Infos, schaut gern hier vorbei.
Wo kann man SMAFO aktuell nutzen und was kostet mich der mobile Spaß?
SMAFO ist deutschlandweit verfügbar: beim Kauf und Jobrad-Leasing ohne Einschränkungen. Das Abo ist bislang nur in Paderborn und Bielefeld möglich, soll bald aber in einem nächsten Schritt in den deutschen Großstädten verfügbar werden. Es ist ab 65 Euro im Monat erhältlich.
Was sind eure weiteren unternehmerischen Pläne?
Wir wollen Mobilität neu denken und unsere Fortbewegung nachhaltiger machen. Da stellen die E-Bikes für uns nur den Anfang einer Entwicklung dar. Zukünftig sind viele Bereiche denkbar, in denen wir Menschen den Zugang zu besser Mobilität ermöglichen wollen. Unser derzeitiger Fokus liegt auf E-Bikes und wir hoffen, dass wir uns schnellstmöglich in ganz Deutschland etablieren und mehr Menschen Freude am nachhaltigen Fahren schenken.
Last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Es gibt viele Tipps, die wir gern weitergeben. Denn das Wichtigste ist: Wir als Gründer*innen sind eine offene Community, in der wir uns gegenseitig helfen sollten.
Konkret kann ich nur empfehlen, diesen Austausch zu suchen und selbst auch zu gewährleisten. Dazu braucht jedes Start-up eine klare Vision. Mit der Gründung eines Start-ups und auf neuen Wegen wird es viel Widerstand und andere Meinungen geben. Es ist wichtig, an sich und seine Vision zu glauben.
Hier geht’s zu SMAFO
Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer*in der Woche: Neozoon – ein Licht für alle Fälle
Lukas Heintschel ist der Gründer und kreative Kopf von Neozoon. Mit seinem Team hat er eine Akku betriebene mobile Leuchte entwickelt, die sich an nahezu jeder Oberfläche innerhalb von Sekunden montieren lässt. Mehr dazu im Interview mit Lukas.
Wann und wie bist du auf die Idee zu Neozoon gekommen?
Das ist schon wirklich lange her … die erste Idee für Neozoon, oder besser gesagt für das, was dann zu Neozoon geworden ist, hatte ich 2016. Damals habe ich noch Design studiert und in einer Projektarbeit nach Möglichkeiten gesucht, Lichtquellen im Wohnraum mobiler zu machen. Das Ergebnis war quasi der Vorläufer zu unserem jetzigen Produkt. Nach dem Projekt kam dann aber erstmal meine Abschlussarbeit, und Neozoon ist in der Schublade verschwunden. Vor ungefähr einem Jahr habe ich dann angefangen, mich wieder intensiv mit Neozoon auseinanderzusetzen und habe zum Glück auch meine Teammitglieder gefunden. Ohne diese wäre es nicht möglich gewesen, Neozoon zur Serienreife zu bringen.
Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum fertigen Produkt?
Ein wichtiger Schritt für mich war natürlich das Finden von passenden Teammitgliedern. Kurz danach wurden wir dann in den Startup Incubator der Hochschule München aufgenommen. Das dortige Feedback und Vernetzten mit den anderen Start-ups hat uns nochmal einen richtigen Schub gegeben.
Am Anfang lag eine große Schwierigkeit darin, unser Produkt hochwertig und nachhaltig herzustellen und gleichzeitig einen vernünftigen Preis für unsere Endkunden anbieten zu können. Diese Hürde haben wir mittlerweile aber auch genommen.
Was ist das Besondere an Neozoon, wie unterscheidet ihr euch von anderen mobilen Leuchten?
Neozoon ist dank des großen, eigens konstruierten Saugnapfes viel flexibler einsetzbar als andere mobile Leuchten, die man einfach nur irgendwo hinstellen kann. Neozoon kann schließlich an nahezu jeder Oberfläche innerhalb von Sekunden montiert werden und rückstandslos wieder entfernt werden. Neozoon eignet sich dadurch zum einen super, um seine eigenen vier Wände kreativ zu gestalten, und ist zum anderen der perfekte Begleiter für Campingreisen, besonders mit Wohnmobilen. Außerdem achten wir auch darauf, dass unser Produkt nachhaltig hergestellt wird, das ist bei den meisten Lifestyle-Produkten und Leuchten leider nicht der Fall. Zu guter Letzt macht Neozoon auch einfach unglaublich viel Spaß in der Benutzung, man findet immer wieder neue Orte, an denen man kreative Lichtakzente setzen kann.
Wie hast du die Produktentwicklung und damit dein Start-up bislang finanziert?
Wir sind im Förderprogramm des Strascheg Center for Entrepreneurship und bekommen da ein bisschen Geld, den Großteil finanzieren wir aber selbst. Das geht bisher ganz gut so, weil wir die ganze teure Entwicklung komplett selbst machen können. Jetzt, bei der Produktion, kommen aber Summen auf uns zu, die wir nicht mehr selbst stemmen können. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, unsere Produktion mit einer Kickstarter Kampagne vorzufinanzieren.
Du hast es gerade erwähnt: Per Crowdfunding sammelst du gerade frisches Kapital. Was ist Ziel der Kampagne und was sind die weiteren unternehmerischen Steps?
Am 15. April startet unsere Kickstarter Kampagne. Damit wollen wir unsere Produktion vorfinanzieren. Danach planen wir, uns auf den Aufbau unseres eigenen Online Shops zu fokussieren und Neozoon auch im Einzelhandel zu vertreiben. Wir haben schon einige Händler, die das Produkt aufnehmen werden, aber wir wollen noch deutlich mehr in die Breite gehen. Langfristig ist unser Ziel, eine Lifestyle-Marke zu etablieren und weitere Produkte einzuführen, die – genau wie Neozoon – neue, innovative Wege gehen, um unsere Umgebungen interaktiver und spaßiger machen. Wir wollen den Menschen einen kleinen Ohh-Moment in ihrem Alltag geben.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Geht raus und redet über eure Idee! Das Feedback ist unglaublich wertvoll und ihr baut euch damit auch schnell ein gutes Netzwerk von späteren, potenziellen Kunden auf.
Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer*in der Woche: bumpli - das magische Nachtlicht
Bumpli hat es sich zur Aufgabe gemacht, innovative und qualitativ hochwertige Produkte zu entwickeln, die das Leben von Eltern und Kindern verbessern. Das erste Produkt ist ein Nachtlicht für Kinderflaschen. Mehr dazu im Interview mit dem bumpli-Gründer Enis Ayari.
Wann und wie bist du auf die Idee zu bumpli gekommen?
Alles begann 2019, als meine Frau schwanger war. Ich war schon immer ein Tüftler, nun hatte ich aber eine völlig neue Welt, die sich mir eröffnet hat. Ich wollte ein sinnvolles Produkt für Kinder und jungen Eltern entwickeln. Etwas, was uns den Alltag erleichtert. Irgendwann wurde die Idee eines innovativen Nachtlichts immer konkreter. Mein Wunsch war es, ein Nachtlicht zu entwickeln, welches mehr konnte, als einfach nur Licht zu spenden. Es sollte handlich sein, intuitiv in der Bedienung und nicht zu grell, wie die meisten anderen Nachtlichter. So kam ich auf die Idee: Nachtlichter aus Silikon, die auf jede Kindertrinkflasche passt.
Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum ersten fertigen Produkt, dem Nachtlicht für Kinderflaschen?
Von der Idee bis zum ersten Prototypen hat es weniger als vier Wochen gedauert. Mit einem 3D Drucker habe ich diverse Modelle erstellt und mich mit Material und Haptik auseinandergesetzt. Um in die Serienproduktion zu gehen, benötigte ich lediglich ein halbes Jahr. In diesem Zeitraum habe ich mein E-Commerce-Business aufgebaut. Von Anfang an lag mein Fokus darauf, einen eigenen Online-Shop zu pflegen und das Produkt nicht nur über Amazon zu vertreiben.
Was ist das Besondere an dem Nachtlicht? Gibt es vergleichbare Produkte?
Allein ein Blick auf die Bewertungen und den Resonanzen zum bumpli Nachtlicht zeigen auf, dass das Produkt einzigartig ist. Auf dem Markt finden sich unzählige herkömmliche Nachtlichter. Anders als diese Lampen bringt unser Nachtlicht verschiedene Vorteile mit sich, die das Produkt zur Innovation machen: Im Handumdrehen verwandelt es jede handelsübliche Trinkflasche in ein angenehm leuchtendes Nachtlicht. Die LED-Einheit ist wiederaufladbar und hält über 100 Stunden. Außerdem lassen sich drei Leuchtstufen einstellen – je nachdem für welche Situation das Nachtlicht gerade verwendet wird. Durch die Anbringung an die Trinkflasche findet das Kind sein leuchtendes Fläschchen in der Nacht selbst und weckt nicht gleich Mama oder Papa, wenn es Durst hat. Das bumpli hat zudem den Vorteil, dass das Kind spielerisch lernt, selbstständig ausreichend zu trinken.
Für unsere Kunden ist das Produkt ein „Held der Nacht“. Das Nachtlicht ist der perfekte Begleiter für Kinder. Wenn sie Angst verspüren, nutzen sie ihre leuchtende Flasche intuitiv als griffbereite Orientierungshilfe in der Nacht. Auch Mütter und Väter erzählen uns von ihren Erfahrungen mit dem bumpli: Sie nutzen es gern als Lichtquelle beim Stillen oder zum Beispiel bei der Fläschchenzubereitung. Hierbei will man andere schlafende Familienmitglieder nicht aufwecken – eine sanft leuchtende Flasche eignet sich dafür ideal.
Wie hast du die Produktentwicklung und damit dein Unternehmen bislang finanziert?
Angefangen habe ich mit privatem Kapital, nachdem ich meine Bäckerei “Bäcker Günstig” abgegeben habe. Dort verkaufte ich Backwaren vom Vortag zu fairen Preisen, die sonst im Müll gelandet wären. 2019 und 2020 investierte ich über die KfW und der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IBSH) in mein StartUp bumpli, um Produkte bestellen zu können und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Das Unternehmen finanziert sich aber schon längst selbst. Wir haben sehr schnell den Break-Even Status erreicht.
Zurzeit hast du über Seedmatch eine Funding-Kampagne laufen. Was ist dein Ziel und was ist mit dem frischen Kapital geplant?
Mit der Seedmatch-Kampagne haben wir nun die Möglichkeit unser Ziel, in den europäischen und transatlantischen Markt zu expandieren, schneller zu erreichen. Mit dem Kapital werden wir unsere Bestände erweitern, neue Produkte releasen und damit beginnen, die internationalen Märkte mit geeigneten Maßnahmen, die den jeweiligen örtlichen Anforderungen gerecht werden, zu bespielen. Um hierfür die richtige Grundlage zu schaffen, werden wir unser Netzwerk erweitern, indem wir uns mit länderspezifischen Experten zusammenschließen. Dazu gehört es auch, die jeweiligen Zielgruppen zu spezifizieren und unser breites Marketing Know-how anzuwenden, um ähnlich wie im deutschsprachigen Raum bereits erfolgreich praktiziert, datengetrieben und analytisch mit effizienten Werbemaßnahmen Umsätze zu generieren.
Und was sind deine nächsten unternehmerischen Pläne? Sind neue Produkte in Sicht?
Wir haben gerade frisch ein neues Produkt auf den Markt gebracht: die bumpli® Lunchbox. In naher Zukunft werden wir immer wieder neue Produkte releasen, immer mit dem Gedanken, den Alltag von Familien zu erleichtern. Für uns ist auch das Segment der Textilien für Kinder interessant. Wir befinden uns stetig im Prozess, die Nachfrage in verschiedenen Produktkategorien zu analysieren, um Trends im Voraus zu erkennen und zur richtigen Zeit, wenn der Bedarf nach einer Produktlösung am Peak ist, diese effizient zu vermarkten.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Für mich ist ein Traum wahr geworden. Ich kann mit meiner Idee das Leben anderer Menschen erleichtern. Deshalb kann ich jedem und jeder nur raten: Wenn ihr eine Vision habt, wenn ihr eine gute Idee habt, dann glaubt an euch und lasst euch nicht ausreden, dass ihr es nicht schaffen könnt. Ich hatte viele Kritiker – auch aus dem engsten Kreis. Ich musste für meine Idee kämpfen. Heute glauben sie alle daran. Und genau das können wir alle schaffen – mit guten Ideen und mit einer gesunden Portion Naivität. Es ist aber auch wichtig, mit Niederlagen umgehen zu können. Sie sind die besten Learnings, um es bei der nächsten Möglichkeit besser machen zu können.
Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: SynBiotic SE - der Cannabis-Vorreiter
Lars Müller ist ein Serienunternehmer mit über 10 Jahren Erfahrung in der Skalierung profitabler Unternehmen. Seit 2015 ist er in der Cannabinoid-Branche aktiv und wurde durch die Eingliederung der Solidmind GmbH zum CEO von SynBiotic. Mehr darüber und über die Zukunft des Cannabis-Business im Interview mit Lars Müller.
Wie bist du auf das Thema Cannabis gekommen?
Ich habe mit der Pflanze und ihren Wirkstoffen persönlich viele gute Erfahrungen gemacht. Denn ich selbst war mal Cannabis-Patient. Spätestens seitdem fasziniert mich die Pflanze. Die Möglichkeiten, die die über 100 verschiedenen Cannabinoide bieten, sind einfach unzählig. Ihre positiven Effekte können Menschen wirklich helfen. Davon bin ich überzeugt. Meine Mission ist es dashalb, Cannabinoide der breiten Bevölkerung zugänglich zu machen. Kurz: Die Gesellschaft braucht die Kraft der Cannabinoide und dazu will ich mit meiner Arbeit beitragen.
Was waren dann die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum Start deiner Plattform?
Ich habe in meinen jungen Jahren schon einige Unternehmen gegründet und dabei viele wichtige Erfahrungen gesammelt. Mit der Solidmind Group habe ich 2014 angefangen, mich näher mit Nahrungsergänzungsmitteln zu beschäftigen. Da war der Weg zu CBD nicht sehr weit. Als ich dann auf die Brand Hempamed gestoßen bin, wusste ich, dass ich die damals kleine Marke in unser Portfolio aufnehmen will. Das war 2018. Und heute ist Hempamed eine der größten CBD-Brands. Da war auch der Weg zur Plattform geebnet, die ich jetzt mit SynBiotic SE verwirklicht habe.
Wie hast du die Startphase finanziert?
Anfangs habe ich mich noch an ein recht enges Budget halten müssen. Aber das habe ich im besten Sinne „gebootstraped“ und das Maximale an Einnahmen rausholen können. Das hat die Finanzierung erstmal gut gesichert, bis dann die Social Chain Group mit Georg Kofler 2017 auf mich zu kam. Jetzt ist dadurch sehr viel möglich. Und diese Chance nutzen wir auch.
SynBiotic SE ist ein Unternehmen mit einem auf die EU fokussierten Buy & Build Investmentansatz. Was bedeutet das konkret?
Durch diese Strategie bauen wir eine breit diversifizierte Unternehmensgruppe im europäischen Cannabis-Sektor auf. Wir nehmen also Unternehmen unter unseren Plattform-Schirm, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Forschung über die Produktentwicklung bis zum Vertrieb – agieren. So können wir Synergieeffekte zum Beispiel bei der Forschung perfekt nutzen. Das Ziel ist es dabei immer, Probleme anzupacken und Produkte zur Marktreife zu bringen, die Menschen helfen können. Die größten Gesellschaftsprobleme in Deutschland sind Schlafprobleme, Depressionen und chronische Schmerzen. Und genau hier setzen Cannabinoide an und können effektiv helfen. Eine riesige Chance.
Was sind hierzulande die aktuell größten Herausforderungen für Gründerinnen, Gründer bzw. neue Unternehmen im streng regulierten Cannabis-Markt?
Ganz klar, die rechtliche Unsicherheit. Das fängt schon bei der Werbung für deine Produkte an. Online-Werbung auf Facebook und Google sind beispielsweise unmöglich. Da muss man sich schon etwas einfallen lassen, um seine Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen. Mein Tipp: Affiliate Marketing. Damit bin ich sehr erfolgreich gefahren, meine Cannabis-Brands zu pushen und profitabel zu machen.
SynBiotic SE ist börsengelistet. Welche Vorteile bringt dir dies aktuell und perspektivisch?
Durch die Anbindung an den freien Kapitalmarkt können wir unsere Plattform mit frischem Geld immer weiter vergrößern. Das ist unser Buy & Build Ansatz, mit dem wir zu einem breit diversifizierten Unternehmen und dem größten Player auf dem europäischen, legalen Cannabis-Markt werden wollen.
Du wirst auch als "Mr. Beyond Cannabis" tituliert. Daher: Was sind deine weiteren unternehmerischen Pläne? Wohin geht die Cannabis-Reise?
„Beyond Cannabis“ bedeutet, dass ich weit über die Hanfpflanze hinaus denke. Cannabinoide, von denen es über 100 verschiedene gibt, können nämlich auch aus Nicht-Hanf-Pflanzen extrahiert werden, zum Beispiel aus Kakao oder Hopfen. Das wollen wir mit unserer Forschung voranbringen und den Menschen zugänglich machen.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern – unabhängig von der Branche – aus eigener Erfahrung?
Mach das, was du liebst, wovon du überzeugt bist. Und dann lerne die richtigen Leute kennen und bilde ein Netzwerk.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: hydesk - das intelligent gefaltete Sitz-Steh-Pult
Hydesk ist ein junges Start-up aus München, das nachhaltiges Möbeldesign neu denkt und Produkte für mobil und flexibel arbeitende Kunden entwickelt. Das erste Produkt wird in Kürze per Crowd-Kampagne präsentiert – der hydesk: ein faltbares, tragbares und recycelbares Pult für das Büro. Mehr dazu im Interview mit Co-Founder Finian Carey.
Wann und wie bist du zusammen mit Daniel Brunsteiner auf die Idee zum hydesk gekommen?
Seit Anfang 2018 arbeiten wir, Finian Carey – Social Entrepreneur und leidenschaftlicher Urban Biker – und Daniel Brunsteiner – Industrie- und Produktdesigner – zusammen, um ein nachhaltiges und tragbares Sitz-Stehpult zu entwickeln.
Nachdem wir selbst mehrere Jahre als freischaffende Berater unterwegs waren, dabei oft an unbequemen Schreibtischen saßen und ebenso viele Stunden zu Hause am Esstisch arbeiteten, formte sich eine “Design Challenge”, die wir gemeinsam angehen wollten.
Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum fertigen ersten Produkt, dem hydesk?
Nach 1,5 Jahren intensiver Materialforschung und Prototypenentwicklung ist es uns gelungen, einen intelligent gefalteten und design-geschützten Sitz-Stehtisch zu entwickeln – wobei die Prototypen-Entwicklung ehrlicherweise doch mehr Zeit in Anspruch genommen hat als ursprünglich angenommen.
Ebenso ist es elementar, die richtigen Produktionspartner zu finden, die zum einen Experten in ihrer Domains sind, zum anderen das richtige Mindset mitbringen in schnellen Iterationen Produktverbesserungen durchzuführen. Wir haben über 100 potenzielle Partner kontaktiert, bis wir die richtigen gefunden haben. Product-Market-fit Validierung und Go-to-market wären nun die nächste heiße Phase, bei der wir auch als kleines Start-up den Fokus neu setzen müssen, um neutral die Ergebnisse zu bewerten.
Nun zum hydesk: Was ist das Besondere an ihm, wie unterscheidet er sich von anderen Stehtisch-Lösungen?
In Zeiten knapper Wohnräume haben wir hydesk so konzipiert, dass es in den Rucksack, die Handtasche oder in jede Büroschublade passt. Komplett zusammengefaltet und mit einer Höhe von nur 21 mm kann hydesk in weniger als 3 Sekunden aufgestellt werden. Mit seiner flexiblen Höhenverstellbarkeit von 14 bis 35 cm kann hydesk von jedem Nutzer individuell eingestellt werden, unabhängig von der Höhe der Arbeitsfläche.
Für uns beide ist das Thema Nachhaltigkeit eine Herzensangelegenheit. Alle Teile des hydesks sind recyclingfähig oder sogar biologisch abbaubar, in Deutschland produziert und es werden keine chemischen Stoffe wie Kleber oder Kunststoffe verwendet.
Der hydesk hält viel aus, das muss er auch, wenn wir uns die Vielzahl der Anwendungsmöglichkeiten und Orte unserer User ansehen. Gleichzeitig können alle Teile ganz einfach ausgetauscht werden. Somit stellen wir sicher, dass jeder hydesk-User lange Zeit Freude an dem Produkt haben wird.
Gründer der Woche: CHEEX – Sexual Wellness ohne Schmuddel-Image
Das 2020 von Denise Kratzenberg und Maximilian Horwitz in Berlin gegründete Start-up CHEEX will ein Ort für sexuelle Stimulation fernab vom traditionellen Schmuddel-Image sein – wie, das erklärt uns Co-Gründerin Denise im Interview.
Start-ups wie Amorelie oder auch einhorn zeigen selbstbewusst und erfolgreich, wie man heute mit Sexualität und Erotik umgehen kann. Ist das Thema Pornografie hierzulande nach wie vor in der dunklen Schmuddelecke?
Leider in vierlei Hinsicht: Ja. Die vielen Verbote tragen dazu bei, dass ein Großteil der bestehenden Unternehmen an den Rand der Legalität getrieben werden. Das wiederum führt zu weiterer Diskriminierung und Stigmatisierung von Sexarbeit. Es ist ein faszinierender Widerspruch: Die Nachfrage nach Adult Entertainment ist offensichtlich immens, aber anbieten soll es keiner dürfen.
Wann und wie seid ihr beiden auf die Idee zu CHEEX gekommen?
Den ersten Anstoß bekam ich bei einem Abendessen unter Freundinnen letztes Jahr. Es wurde offen über Sex und irgendwann auch über Pornos gesprochen. Interessanterweise haben wir es ja in den letzten Jahren geschafft, ganz unverblümt über Sextoys zu sprechen, aber Masturbation an sich oder der Weg in die Lust zu kommen, wird immer noch hinter verschämt vorgehaltenen Händen betuschelt.
Was waren dann die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum Start eurer Plattform?
Erst mal mussten wir uns darüber klar werden, was die Kund*innen eigentlich wirklich wollen. Wir starteten unterschiedliche Fokusgruppen und testeten das Konzept 'Audioporn'. Das Feedback war eindeutig: Die User*innen wünschten sich einen Ansatz, in dem visuelle Stimulation, erotische Fantasien und sexuelle Aufklärung, zusammenkommen. Unsere Plattform verändert sich seither stetig, wächst, verbessert sich und passt sich direkt dem Feedback unserer Kund*innen an. Ein weiterer wichtiger Step war natürich der Aufbau unseres Teams. Unsere Sorge, Mitarbeiter*innen für dieses Tabuthema begeistern zu können, blieb gottseidank unbegründet. Wir sind mittlerweile ein tolles kleines Unternehmen aus leidenschaftlichen Menschen, die alle zu 100 Prozent an die Vision von CHEEX glauben.
Wie habt ihr diese Phase finanziert?
Zuerst durch eigenes Geld und schließlich eine erste Angelrunde Anfang des Jahres. Jetzt gerade planen wir die nächste Finanzierungsrunde und suchen noch Investoren.
Nun zu CHEEX. Was genau bietet ihr und inwiefern unterscheidet ihr euch bzw. wollt ihr euch bewusst von bestehenden Anbietern pornografischer Inhalte unterscheiden?
Mitglieder haben unbegrenzten Zugriff auf hochwertige und ästhetische Erotikfilme und sexy Audiogeschichten in den Bereichen 'WATCH' und 'LISTEN'. Zusätzlich dazu gibt es, frei für jede(n) zugänglich, unser 'LEARN' Magazin mit spannenden Artikeln, Videos und Podcasts rund um das Thema Sexualität. Wir unterscheiden uns von bestehenden Anbietern sowohl durch unsere Optik als auch unsere Werte. Das bisherige Angebot ist stark männlich definiert und schreckt viele Nutzer*innen durch ihre Optik und Werbemaßnahmen ab. CHEEX ist ein inklusiver Raum für die sexuellen Bedürfnisse aller Geschlechter. Alle Inhalte auf CHEEX sind fair produziert, es werden ausschließlich volljährige Performer*innen gezeigt und Lizenzpartner nach strengen ethischen Kriterien ausgewählt.
Seit Mai 2020 seid ihr online – wie macht ihr auf euch aufmerksam und wie ist der Start von CHEEX bislang verlaufen?
Wir sind überwältigt vom positiven Feedback und der Nachfrage – seit dem Start von CHEEX wächst unsere Community stetig und zeigt ganz deutlich, dass die Zeit reif für eine Neuerfindung von Pornografie ist. Zum Thema Webemaßnahmen wären wir wieder bei den extremen Einschränkungen und der damit verbundenen Stigmatisierung. Die meisten klassischen Werbekanäle wie Paid Social oder Display Ads können wir nicht nutzen, wir wachsen also organisch durch Kooperationen und Social Media und fokussieren uns hauptsächlich auf Influencer Marketing.
Was sind eure weiteren unternehmerischen Vorhaben?
Wir wollen mit CHEEX einen einfachen, transparenten Zugang zu Sexualität schaffen – frei von Scham bzw. Stigma. Die nächsten Schritte für uns sind die weitere Expansion in Europa und die ersten eigenen Produktionen.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Habt keine Angst vor Tabus oder gesellschaftlichen Normen. Oftmals liegt genau dort der Erfolg.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: RYNX – die digitale Kreidetafel
Die Gründer von RYNX entwickeln ein innovatives mechanisches Display nach dem Vorbild der großen Fallblatt-Abflugtafeln von Flughäfen, das sie künftig an B2C- und B2B-Kunden verkaufen möchten. Mehr zu der Innovation aus Hessen verrät uns Co-Gründer Holger Driehaus im Interview.
Wie und wann bist du auf die Idee zu dem smarten Display gekommen?
Ich war damals noch Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule RheinMain, als die Idee der Displays entstand. Zu der Zeit beschäftigte ich mich viel mit Mikrocontrollern und dem Internet der Dinge. Dabei fiel mir auf, dass die Möglichkeiten für Displays relativ beschränkt sind, wenn der Energieverbrauch ein Faktor ist, da die autarken Geräte oft über keine dauerhafte Stromverbindung verfügen. Auf der einen Seite gibt es zwar E-Ink-Displays, die sehr stromsparend sind, sich allerdings eher für kleine Formate eignen und außerdem teuer sind. Neben E-Book-Readern ist ein klassischer Anwendungsfall das elektronische Preisschild (ESL) im Supermarkt. Auf der anderen Seite gibt es große mechanische Anzeigen, insbesondere Fallblattanzeigen und Flip-Dot-Displays. Die Fallblattanzeige kennt man von Flughäfen und ist aufgrund der vielen kleinen Plättchen und der Geräuschkulisse bei der Änderung des Inhalts auch als „Klappertafel“ bekannt. Aufgrund der hohen Anschaffungs- und Wartungskosten werden sie allerdings kaum noch verwendet. Flip-Dot-Displays sind auch heute noch im Einsatz, beispielsweise als Fahrtzielanzeige an Zügen. Dabei handelt es sich um große Displays mit vielen drehbaren, mechanischen Pixeln.
Was waren dann die wichtigsten Schritte und ggf. Hürden von der Idee über die Entwicklung bis zum heutigen Stand?
Zunächst stand die Finanzierung im Fokus, die genügend Zeit verschaffen sollte, die Machbarkeit und Marktfähigkeit der Idee zu überprüfen. Die Zusage vom Hessen Ideen Stipendium war damit der erste große Erfolg. Ein weiterer Meilenstein war die Einreichung des Patents und damit auch die Gründung der UG, damit das Patent nicht auf mich als Privatperson läuft. Danach habe ich meine beiden Mitgründer gesucht und gefunden, was ebenfalls sehr wichtig für RYNX war. Sebastian ist für die Softwareentwicklung zuständig und Manuel kümmert sich um die Entwicklung der Hardware. Diese hat natürlich ihre ganz eigenen Meilensteine. Ein großer Schritt der Entwicklung war wohl im Sommer die Entscheidung, dass wir auf ein System von aktiv angesteuerten und passiv mitgenommenen Ringen setzen. Das heißt, dass wir eine bestimmte Anzahl von Ringen, zum Beispiel jeden dritten, direkt drehen können und diese wiederum weitere Ringe in Bewegung versetzen. Dadurch ist unser System schnell und günstig zugleich und kann zukünftig noch in die eine oder andere Richtung optimiert werden. Je nachdem, wie viele passive Ringe eingesetzt werden.
Auf den Punkt gebracht: Was ist das Besondere an euren Displays?
Aus unserer Sicht als Hersteller ist es der einfache Aufbau. Dadurch sind die Displays vor allem günstig in der Fertigung aber auch robust im Betrieb. Aus Kundensicht ist RYNX eine ganz neue Art von Display: Analog und trotzdem digital. Die Mechanik führt dazu, dass die Displays beliebig lange ohne Stromzufuhr auskommen und die hohe Vernetzung erlaubt die Einbindung beliebiger digitaler Informationen. RYNX ist damit so etwas wie eine digitale Kreidetafel.
Wer sind die avisierten Kunden bzw. wo sollen die Displays zum Einsatz kommen?
Für den Markteintritt konzentrieren wir uns auf standardisierte Displays von etwa einem Meter in der Breite und einer variablen Anzahl von Zeilen. Damit richten wir uns an design- und technikorientierte Käufer, die RYNX auf ihre eigene Art nutzen werden. Wir sprechen mit Home, Office und Business drei große Anwendungsbereiche an, von denen wir jeweils eine Nische besetzen werden. Im Bereich Home bietet RYNX mit einem eigenen App-Store die Möglichkeit, beliebige Anwendungen und Dienste mit dem Display zu verbinden. So könnte etwa auf neue E-Mails im Posteingang hingewiesen werden oder zu jeder vollen Stunde das Wetter angezeigt werden.
Die Möglichkeiten sind eigentlich unbegrenzt. Im Bereich Office sehen wir Motivations- bzw. Produktivitätsanwendungen als spannenden Einsatz. Überall dort, wo Ziele erreicht werden sollen, auf Deadlines hingearbeitet wird oder sonstige wichtige Zahlen präsent sein sollen, ist ein Display von RYNX bestens geeignet. Im Bereich Business sehen wir außerdem ein sehr breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten. Ob im Café, im Restaurant oder im Einzelhandel: Die Kommunikation mit den Kunden über Kreidetafeln, Steckboards oder einfachen Ausdrucken findet täglich statt. RYNX ist eine Möglichkeit, aus der Masse herauszustechen und von den Kunden wirklich gesehen zu werden. Die große Schrift eignet sich dabei auch für die Ansprache aus größeren Entfernungen.
Wenn der Markteintritt erfolgt ist, werden wir uns mit RYNX breiter aufstellen. Neben unterschiedlichen Displaygrößen sehen wir ein hohes Potenzial für Industrieanwendungen, die speziell von der Energieeffizienz und der Robustheit der Anzeigen profitieren.
Wie macht ihr auf euch bzw. euere Produkte aufmerksam?
RYNX flog lange unter dem Radar, da wir noch nicht zu viel von unserer Technologie preisgeben wollten, bevor die patentrechtlichen Fragen geklärt sind. Ende November haben wir RYNX dann vorgestellt. Was eigentlich als großes Event auf der Bühne geplant war, fiel bedingt durch Corona etwas weniger dramatisch aus. Dafür haben wir einen Produktfilm realisiert, der auch für weitere Gespräche mit Pilotkunden, Partnern usw. genutzt werden soll. Insgesamt werden wir in nächster Zeit verstärkt auf die Kommunikation über unsere Online-Kanäle setzen. Der Produktfilm ist auf YouTube verfügbar.
Wie habt ihr die Startphase bislang finanziert?
Als ich die Idee zu RYNX hatte, war ich noch Beschäftigter der Hochschule. Damit konnte ich mich um das Hessen Ideen Stipendium bewerben, das sich an Hochschulangehörige und -absolventen richtet. Aktuell befinden wir uns im EXIST-Gründerstipendium, dass speziell auf technologieorientierte und wissensbasierte Projekte ausgerichtet ist. Der Zuwendungsbescheid war damals für uns eine große Bestätigung dafür, dass wir an der richtigen Sache arbeiten.
Was sind die nächsten unternehmerischen To Do's?
Für Juni 2021 steht die nächste Finanzierung an, die uns bereits jetzt beschäftigt. Ansonsten haben wir weiterhin die Produktentwicklung, auf Hardware- und Softwareseite im Fokus.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Mir hat es, glaube ich, oft geholfen, dass ich viel mit anderen über meine Ideen rede. Ich bin ständig auf der Suche nach Feedback und den Erfahrungen anderer. Das Problem ist allerdings, dass man oft auf widersprüchliche Meinungen trifft. Da ich damals noch alleine war und keinen festen Sparringspartner hatte, habe ich einen strategischen Beirat gegründet. Dieser besteht aus Bekannten, die ich für ihre jeweiligen Kenntnisse und Denkweisen sehr schätze.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: mylivn - die Super App für alle Fälle
Das in München ansässige Social Lifestyle Network mylivn will als erste europäische "Super-App" unser tägliches Leben mithilfe zahlreicher Funktionen bzw. Services vereinfachen. Mehr über die ambitionierte App, die den Servicecharakter des chinesischen WeChat mit den Contentfunktionen von Youtube, Instagram, Facebook und TikTok verknüpft, erfahrt Ihr im Interview mit Gründer und CEO Lars Lüthke.
Wann und wie bist du auf die Idee zu deiner Super App gekommen? Hat dich der Mega-Erfolg der chinesischen Super App WeChat dazu inspiriert?
Tatsächlich ist die Ursprungsidee zu mylivn bereits 2015 entstanden. Damals hatte ich viel in Asien zu tun und WeChat bot viele Möglichkeiten, die ich so in Europa nicht kannte. Bezahlfunktionen, Kommunikation, das Teilen von Content – ein Taxi oder ein Didi, das chinesische Uber, konnte man damit schnell bezahlen, ein Platz im Restaurant reservieren, alles aus einer App heraus. Das fand ich gut. Gleichzeitig veränderte sich die Social-Media-Welt um mich herum. Social Media wurde immer mehr zu Commercial Media. Ich konnte etwa auf Facebook und Instagram immer weniger über die mir gezeigten Inhalte entscheiden. Stattdessen zeigte mir ein werbeoptimierter Algorithmus, das, was ich sehen sollte. Das fand ich weniger gut. Die Idee entstand also aus der Kombination aus der Begeisterung für die Einfachheit und Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten bei WeChat und die Erkenntnis, dass die Social-Media-Angebote immer weniger Community bzw. User-getrieben sind und damit langfristig an Attraktivität verlieren werden.
Was möchtest du mit deiner europäischen Super App anders bzw. besser machen als bspw. WeChat?
Ich möchte mylivn nicht mit bestehenden Angeboten vergleichen. Damit würden wir auch gerade was WeChat angeht, zu dicke Bretter bohren. Wir werden uns in vielen Bereichen an WeChat orientieren – etwa an der Einfachheit der Bedienbarkeit und der Vielzahl der Angebote. Ebenso übernehmen wir bestimmte Funktionsweisen und Angebote von Social Networks oder Videoplattformen. Wir bieten dabei jedoch Lösungen für eine ganze Reihe von Herausforderungen, die die bestehenden Netzwerke haben. Die Welt der sozialen Netzwerke ist heute auf wenige reduziert – und diese kommen entweder aus den USA oder China. Wir bieten eine Social Media Plattform aus Europa, mit europäischen Regeln zum Beispiel in Sachen Transparenz oder Datenschutz. Hier gibt es aus unserer Sicht große Defizite – sowohl bei den asiatischen als auch bei den US-amerikanischen Angeboten.
Dazu kommt, dass die Inhalte auf den großen Social-Media-Plattformen zunehmend an Relevanz für die User/innen verlieren. Das ist systembedingt. Denn das Phänomen Social Media hat sich in den letzten zehn Jahren immer mehr von der Ursprungsidee eines sozialen Netzwerkes mit von den Userinnen bzw. Usern weitestgehend selbstbestimmten Inhalten entfernt. Nach Werbekundeninteressen ausgerichtete Algorithmen bestimmen heute wenig transparent darüber, was die Userin bzw. User zu sehen bekommt. Echter usergenerierter Content wird verdrängt. Das führt dazu, dass ein echter Austausch innerhalb der Netzwerke und die Lust an der Erstellung eigener Inhalte rapide sinkt. Ein Teufelskreis, der zu immer weniger eigenen Content und Interaktion führt.
Wir wollen mit mylivn nicht nur eine neue Social-Media-App entwickeln, sondern den Userinnen bzw. Usern die Macht und Autonomie über ihre Daten und Accounts zurückgeben. Anders als etwa bei Facebook oder Instagram funktioniert die Bedienoberfläche der mylivn-App dabei zweidimensional. Je nach Interesse und aktueller Stimmungslage können horizontal zum Beispiel verschiedene Kanäle, Gruppen, Influencerinnen, Influencer oder Standorte ausgewählt werden. Innerhalb dieser Bereiche werden dann wie gewohnt vertikal, jedoch in chronologischer Reihenfolge die jeweiligen Inhalte abgerufen. Die Userinnen bzw. User sind nicht mehr gezwungen, einem vom Algorithmus bestimmten Weg zu folgen und werden zu ihren eigenen Content-Kuratoren. Das macht mylivn viel relevanter und authentischer als konventionelle Netzwerke.
Auf den Punkt gebracht: Für wen baust du deine Super App, was bietet sie und wo stehst du damit aktuell?
Mylivn ist als Super-App ein täglicher Problemlöser für eine denkbar große Zielgruppe: Wir bieten inspirierenden Content und Services für alle an, die Smart Devices nutzen und offen für Community-Netzwerke sind. Selbst die großen Social Networks sind bis auf wenige Ausnahmen heute noch gar nicht zu Ende gedacht. Wir meinen es ernst mit unserem Versprechen, das Leben unserer Userinnen bzw. User einfacher machen zu wollen und werden künftig mit verschiedenen Partnern eine Menge Services bieten. Das können etwa Dienstleistungen aus der Welt der Mobilität sein, schnelle und unkomplizierte Shoppingangebote mit in der App integrierten Paymentmöglichkeiten, Kommunikation über Messagingdienste, Entertainmentangebote etc. Die Userinnen bzw. User bleiben stets auf der mylivn-App, die ihnen die Transparenz und Datensicherheit eines europäischen Unternehmens bietet.
Wir lösen auch Probleme auf der Seite derjenigen, die die bestehenden Netzwerke groß und erfolgreich gemacht haben und ohne die dort nichts laufen würde: Influencerinnen bzw. Influencer und andere Content-Creators stehen nämlich aktuell ebenfalls vor Herausforderungen – insbesondere in der Monetarisierbarkeit ihrer Inhalte. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist das Geldverdienen mit ihren Inhalten nämlich für Influencerinnen bzw. Influencer recht kompliziert, indirekt und wenig transparent. Über die Sichtbarkeit des Contents entscheidet primär der Algorithmus und nicht die Content-Qualität bzw. der Content-Creatorin selbst.
Bei mylivn können Influencerinnen bzw. Influencer ihren Content in Echtzeit und transparent direkt monetarisieren und zum Beispiel durch Channel- und Gruppenfunktionen von Anfang an Themenfelder besetzen. Und: Bei mylivn verdienen sie bzw. Content-Creator, jeweils mit, wenn sie ihre Channels für Anzeigenkunden öffnen. Das macht sie unabhängig von der Einflussnahme von Werbekunden und den Content auch dauerhaft hochwertiger.
Der Plan geht auf: Aktuell befindet sich mylivn in der sogenannten Soft-Launch-Phase. Ohne umfangreiche Marketing-Budgets haben wir bereits über 200.000 App-Downloads generiert. Mit Usern und Userinnen aus 78 Ländern und in 22 Sprachen erhältlich, ist mylivn eines der am schnellsten wachsenden Social Networks Europas. An unserem Unternehmensstandort in München arbeitet mittlerweile ein Team aus 40 Social Media- und Software-Experten.
Wie hast du den Aufbau deines App-Business bislang finanziert?
Wir haben in der Seeding-Phase rund 7,5 Mio. Euro aus dem privaten Umfeld eingesetzt – auch, um in der Konzeptionsphase unabhängig von kurzfristigen Investoreninteressen zu sein. Denn wir wussten: So ein großes Unterfangen lässt sich nicht in wenigen Monaten realisieren und schon gar nicht monetarisieren.
Welchen Einfluss hat die aktuelle Corona-Krise auf dein Business?
Auf die Attraktivität und die Funktionen unserer App hat Corona gar keinen Einfluss. Vielmehr wird nochmal deutlich wie vielseitig einsetzbar unsere Plattform schon ist. Durch unsere map sieht man beispielsweise alle posts in dem Radius den man einstellt. Besonders jetzt im Lockdown light eine hilfreiche Funktion. Die Menge und Qualität des Contents ist gleichgeblieben bzw. wächst mit unserer Community. Die Investoren sind seit Frühjahr 2020 zurückhaltender, die für uns wichtigen Journalisten – auch Pressearbeit ist ja ganz wichtig für ein Start-up – schwieriger erreichbar. Aber diese Faktoren sind für uns handelbar. Wir haben ja ein weitgehend digitales Produkt und sind vom Lockdown oder Einschränkungen nur sehr mittelbar betroffen.
Was sind die nächsten wichtigen Steps?
Vor kurzem startete mylivn nun die Finanzierungsrunde A und sucht nach Investoren, die die Vision von der ersten europäischen Super-App teilen. Insgesamt sollen so mindestens 18 Millionen Euro eingesammelt werden, die das Wachstum und die Weiterentwicklung von mylivn sicherstellen sollen. Die Definition, um welche Finanzierungsrunde es sich eigentlich dreht, ist aber schwierig. Aktuell haben wir ja bereits ein fertiges und funktionsfähiges Basisprodukt, das jetzt diversifiziert wird. Wir suchen also primär Investoren in unser Wachstum. Bislang haben die angesprochenen Investoren sehr positiv reagiert. Ein weiterer wichtiger Schritt: Wir sind gerade in den finalen Verhandlungen mit einer großen europäischen Digitalbank, um Zahlungsströme abwickeln zu können. Das ist ja ein absoluter Kern unseres Geschäftsmodells.
Wo siehst du dich in einem Jahr? Gut gerüstet für den Kampf um die Userinnen und User mit WeChat und Co.?
Das sind wir bereits jetzt. Denn was hier zählt, ist das richtige Konzept. Wir bedienen primär die Interessen der Userinnen bzw. User und die der Influencerinnen bzw. Influencer, die für attraktiven Content sorgen. Wir geben die Hoheit über die ausgespielten Inhalte an die Community zurück und lösen echte Probleme.
Und last but not least: Was rätst du als Gründer mehrerer Unternehmen anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Lasst euch von niemanden sagen, der Markt wäre gesättigt. Eine gute Idee, die konkret Probleme löst, wird immer ihre Zielgruppe finden. Damit das gelingt, sucht euch Investoren, die eure Vision ernstnehmen und euch in Euren Kernidealen nicht verbiegen wollen.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: Impact Funding – Rendite bei messbarer Nachhaltigkeit
Die Gründer Tristan Georgus, David Heberling und David Holetzeck bieten auf ihrer Plattform Impact Funding Vermögensanlagen mit ökologischer und sozialer Wirkung. Was sie dabei anders als andere Anbieter machen, erläutert uns Geschäftsführer Tristan im Interview.
Wann und wie seid ihr auf die Idee zur Gründung von Impact Funding bzw. eurer Plattform gekommen?
Die Idee zur Gründung reifte 2018 vor dem Computer in einer Investmentbank. In meinem damaligen Job war ich spätabends auf der Suche nach einer nachhaltigen Geldanlage. Das Resultat: Nachhaltigkeit war und ist im Anlagebereich ein Nischenprodukt. Ich habe dann schnell verstanden, dass Impact Investing die Königsdisziplin des nachhaltigen Anlageuniversums ist. Denn Impact drückt Nachhaltigkeit in harten Zahlen aus und kommuniziert transparent die Wirkung der Vermögensanlage.
Noch interessanter war die Erkenntnis, dass Impact-Unternehmen, also Unternehmen mit messbarem Beitrag zu Nachhaltigkeit, große Probleme haben, sich zu finanzieren. Traditionelle Kapitalgeber wie Banken und Fonds sowie gemeinnützige Institutionen wie Stiftungen, verstehen das soziale Unternehmertum meist nicht oder lehnen es ab.
Das stellte mich vor die Frage, ob ich als normale Privatperson Finanzierungen realisieren kann. Dies ist möglich. Denn die Banken- und Finanzregulatorik legt fest, dass Finanzanlagenvermittler bis zu 6 Millionen Euro an Kapital vermitteln dürfen. Mein Ziel war damit klar: Tatsächlich nachhaltige Geldanlagen für Privatanleger anbieten und gleichzeitig Impact-Unternehmer mit Kapital versorgen.
Auf der Suche nach einem technischen Partner für die Plattform lernte ich 2019 David und David kennen. Die beiden sind selbst Pioniere im Bereich Crowdfunding. 2010 starteten sie pling, die erste reward-based Crowdfunding-Plattform im deutschsprachigen Raum. 2012 schafften sie einen Exit mit der Plattform und gründeten ihre Tech-Company Table of Visions. Beide waren von der Idee begeistert und machten mir ein Gründungsangebot. Ich nahm es an und zog dafür dieses Jahr von Hamburg nach Berlin um. Impact Funding war damit gegründet.
Was ist Impact Investing und wie unterscheidet sich euer Geschäftsmodell von traditionellen bzw. anderen alternativen Geldanlagen?
Im Vergleich zu traditionellen Geldanlagen werden Impact Investments neben einer ökonomischen Rendite-Risiko-Betrachtung auch an ökologischen und sozialen Faktoren gemessen. Für die Messung ökologischer und sozialer Indikatoren orientieren sich Emittenten meist an den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDG) der Vereinten Nationen. Die Ziele in Form der bunten Kacheln sind bekannt, verständlich und helfen Privatanlegern beim Einstieg ins Thema Impact Investing.
Impact-Messung funktioniert nach gängigen Standards in drei Schritten anhand von Output, Outcome und Impact auf Unternehmensebene. Nehmen wir beispielsweise Tesla Inc. und das SDG-Ziel 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz), um die Methodik greifbarer zu machen:
1) Output – ist die traditionelle ökonomische Betrachtung von produzierten Gütern und verkauften Dienstleistungen. Beim Beispiel Tesla würde die wirtschaftliche Leistung gemessen, konkret sind das die Anzahl verkaufter Fahrzeuge. Die Messung des Outputs ist sehr eingängig und mit einem Blick in den Jahresabschluss schnell und sicher festzustellen.
2) Outcome – übersetzt den Output des Unternehmens in die Effekte für Mensch, Natur und Gesellschaft. Bei Tesla ist die CO²-Bilanz der Autos in der Herstellung und der Energieverbrauch während der Nutzung relevant. Die Bestimmung des Outcomes erweitert die Output-Metrik also um Nachhaltigkeitsaspekte wie den Energieverbrauch.
3) Impact – baut auf der Outcome-Metrik auf und ist eine retroperspektive Bewertung der Aktivitäten eines Unternehmens im Kontext zum ökonomischen, ökologischen und sozialen Umfeld der Unternehmung. Daraus wird eine Szenarioanalyse erstellt. Wie würde die Welt ohne die Produkte und Dienstleistungen des entsprechenden Unternehmens aussehen? Die Differenz zwischen dem Szenario ohne das Unternehmen und der Realität mit dem Unternehmen – sie ergibt den tatsächlich erreichten Impact.
Mit Blick auf Tesla ist das die Nettoeinsparung eines Tesla-Elektroautos gegenüber einem alternativen Kraftfahrzeug, möglicherweise mit Verbrennungsmotor. Die CO2-Einsparungen ergeben dann den messbaren Impact der Vermögensanlage.
Die Herausforderung liegt in der Bestimmung der Impact-Metrik. Denn eine Szenarioanalyse zu erstellen, in der ein Tesla nicht existiert, ist extrem aufwendig und ungenau. Trotzdem können wir mithilfe plausibler Annahmen zu aufschlussreichen Ergebnissen kommen, indem wir etwa die CO2-Bilanz eines Tesla-Fahrzeugs mit der Durchschnittsbilanz des übrigen Markts vergleichen. Das Unternehmen verweist so auf über 4.000.000 Tonnen eingespartes CO2 im Vergleich zu herkömmlichen Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotor.
Wie definierst du vor diesem Hintergrund Greenwashing und wie Nachhaltigkeit?
Nachhaltig ist es nur, wenn wir es messen können. Die Messung von Nachhaltigkeit hilft uns als Anleger und Investor zu verstehen, warum ein Investment nachhaltig sein soll. Und auch dann ist das nur die halbe Miete. Transparenz bedeutet auch, die negativen Auswirkungen zu kommunizieren. Emittenten müssen deshalb in der Lage sein, ihren positiven und negativen Impact in Zahlen auszudrücken, sonst wird angepriesene Nachhaltigkeit schnell zum Greenwashing.
Ein Paradebeispiel für Greenwashing ist der Aktien-Nachhaltigkeitsfond² der Deka-Gruppe. Jan Böhmermann analysierte dieses Finanzprodukt treffend in seiner Sendung bei ZDFneo und wies auf das Greenwashing hin. Laut aktuellem Jahresbericht 2019 hält der Nachhaltigkeitsfonds Aktienwerte von Konzernen wie ThyssenKrupp im Portfolio. Die Erklärung: Unternehmen, die weniger als 5 Prozent Umsatz aus Geschäften mit Waffen und Kriegsgerät verdienen, dürfen trotzdem in den Fonds. So wird Nachhaltigkeit ad absurdum geführt – und Anlageinteressenten eine Investment-Mogelpackung präsentiert
Für welche Unternehmen ist eure Plattform gedacht?
In erster Linie sind wir für Impact-Unternehmen da, die Kapital aufnehmen möchten. Wir bieten unseren Kunden zusätzlich jedoch Reichweite über unsere Marketing-Kampagnen und eine Plattform, auf der sie sich präsentieren können. Nachhaltige Unternehmen mit Bedarf an Kapital, Reichweite und Präsentation passen daher sehr gut zu uns.
Außerdem unterstützen wir die Unternehmen mit Fachwissen, speziell im Bereich Finanzen und Strategie. Sechs Jahre Praxis mit Finanzierungen, Verträgen und Unternehmensverkäufen helfen mir in der Beratung enorm. Deshalb profitieren vor allem jüngere Unternehmen mit weniger Erfahrung und Ressourcen besonders stark von unserer Dienstleistung.
Wie genau funktioniert das Investieren bzw. der Investitionsprozess über eure Plattform?
Das funktioniert auf unserer Plattform ziemlich einfach. Hat ein Anleger ein Impact-Unternehmen als Anlageziel identifiziert, beginnt er den Registrierungsprozess als Nutzer auf unserer Plattform. Nutzer können als Privatanleger bereits ab 100 Euro über unseren zweiteiligen Investitionsprozess investieren. Der maximale Anlagebetrag liegt bei 25.000 Euro für Privatanleger. Für professionelle Anleger gelten diese Begrenzungen übrigens nicht. Hier kann auch ein Betrag über 25.000 Euro investiert werden.
Schritt eins beinhaltet die Vervollständigung des Nutzerprofils und Angabe des gewünschten Anlagebetrags. Daraufhin erhält der Nutzer einen Darlehensvertrag und Informationsmaterial zur Durchsicht per E-Mail. Im zweiten Schritt bestätigt der Anleger seine Angaben und schließt die Investition per Überweisung ab.
Was sind – auf den Punkt gebracht – die größten Vorteile, in eines eurer Impact Unternehmen zu investieren?
Die Investitionen in Impact-Unternehmen auf unserer Plattform verbinden attraktive Renditen mit der Chance, unsere Welt tatsächlich zu verbessern. Die Transparenz und Verbindlichkeit der Nachhaltigkeit, auch über den Zeitraum der Finanzierung hinaus, ist einzigartig in Deutschland.
Beispielsweise verpflichten sich die Unternehmen auf unserer Plattform zu einer regelmäßigen Veröffentlichung ihres Impacts in einer dafür geschaffenen Datenbank. Unsere Anleger können also nachvollziehen, ob die gesteckten Ziele ex post erreicht oder übertroffen wurden. Transparenz über Nachhaltigkeit schafft Verbindlichkeit. Diesen Weg möchten wir ausbauen und dem Anleger die positiven Auswirkungen seiner Kapitalanlage stärker kommunizieren.
Was sind eure weiteren Vorhaben rund um das Thema nachhaltige Geldanlagen?
Für uns ist es wichtig, mehr Finanzierungsprodukte für Impact-Unternehmen anzubieten. Zurzeit bieten wir ein unternehmensfreundliches Nachrangdarlehen an, sogenanntes Mezzanine-Kapital, als Mischform aus Eigen- und Fremdkapital. In Gesprächen mit Unternehmern merke ich, dass dies ein beliebtes Produkt ist – jedoch gibt es kein One-Fits-All-Produkt in der Finanzwelt. Darum möchten wir in Zukunft auch reine Fremdkapital- und Eigenkapitalprodukte anbieten, um mit unseren Kunden und ihren Finanzierungsansprüchen zu wachsen.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Habt den Mut zu scheitern! Testet neue Hypothesen und messt die Ergebnisse. Die Aufstellung und die Validierung von neuen Ideen und Herangehensweisen helfen euch dabei, die richtigen Werkzeuge für eure Ziele zu finden. Beispiel Marketing: Das erstmalige Schalten einer Kampagne auf den Online-Plattformen YouTube oder Instagram kann genauso dazu gehören wie der Offline-Versand handgeschriebener Briefe an die eigenen Kunden. Nach Abschluss beider Aktionen stehen der finanzielle und zeitliche Aufwand in Relation zur Conversion miteinander. Das effizientere Tool gewinnt! So wird aus einem vermeintlichen Scheitern ein wertvoller Richtungsweiser für die eigene Route als Entrepreneur.
Das Interview führte Hans Luthardt