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Gründer der Woche: Koru Kids - Booster-Sitz für Kids
Gründer der Woche 33/18
Die Koru Kids Deutschland GmbH wurde Anfang 2017 von Dr. Wolfgang Höhn gegründet. Sein Produkt: eine Sitzerhöhung für Kinder bis 6 Jahre, einsetzbar im Hotel- und Gastrobereich sowie zu Hause. Im Interview mit dem Gründer erfahren wir mehr über das Konzept seiner Booster-Sitze.
Wann und wie sind Sie als Spezialist für Investmentfonds für Gründer auf die Idee zu Ihrem Booster gekommen?
Das war während unseres Familienurlaubs in Dubai vor 3 Jahren. Im Hotel gab es Sitzerhöhungen – diese waren aber weder sicher, noch für den Gastronomiebetrieb geeignet. Meine Töchter fanden die Sitzerhöhungen trotzdem toll, da sie fast auf Augenhöhe mit uns saßen. Da ich eine benutzerfreundlich, gastronomietaugliche Sitzerhöhung mit hoher Sicherheit und Qualität noch nicht aus Europa kannte, sah ich sehr viel Potenzial.
War dann der Schritt zur Gründung nur logisch konsequent?
Absolut. Bereits im Urlaub habe ich Research bezüglich des Wettbewerbsumfelds und den rechtlichen Rahmenbedingungen gemacht. Danach war klar, dass es eine reale Option ist. Zu Hause habe ich mir gleich einen Industriedesigner als Partner für die Entwicklung gesucht – das war der Startschuss.
Lag der Fokus von Anfang an auf dem Hotel- und Gastrosektor?
Wir haben die Booster anhand der Bedürfnisse der Hotels und Restaurants entwickelt und dabei großen Wert auf die einfache Bedienung gelegt: festschnallen, reinigen und platzsparend stapeln – alles soll leicht gehen. Bei der Entwicklung war uns klar, dass qualitativ hochwertige Booster, die den Anforderungen der Gastronomie entsprechen, auch für Familien interessant sind. Oft kaufen die Familien, die die Booster im Hotel oder Restaurant erlebt haben, die Booster auch privat.
Wie lange hat dann die Entwicklung des Boosters gedauert und was waren dabei die wichtigsten Meilensteine?
Von der Idee bis zur Serienfertigung hat es etwa zwei Jahre gedauert. Wesentliche Meilensteine in der eigentlichen Entwicklungsphase waren die Fertigstellung des Designs und diverse Prototypen. Deutlich komplexer war die Suche der richtigen Partner für die Produktion – nicht nur für den Booster selbst, sondern auch für die Gurte, Schnallen und Inlays – sowie das Erreichen der hohen Qualität in der Serienproduktion.
Wie haben Sie die Gründung und Produktentwicklung finanziell gestemmt? Mit Eigenmitteln und/oder Fördermitteln?
Den Großteil der Entwicklung habe ich mit Eigenmitteln finanziert. Förderung haben wir für einen Teil erhalten.
Und was ist das Besondere an Ihrer Sitzerhöhung? Wie heben sich Ihre Booster bzw. die Kids darin von anderen Produkten ab?
Unsere Booster verfügen über diverse Alleinstellungsmerkmale – generell sehen wir im Markt kein weiteres Produkt, das für die Anforderungen der Gastronomie konzipiert wurde. Um es konkreter zu sagen: Wir haben ein neues Gurtsystem entwickelt und patentieren lassen, das eine seitliche Befestigung der Booster am Stuhl mittels Hochleistungs-Klettgurten erlaubt – damit ist die Befestigung am Stuhl denkbar einfach und niemand muss mehr unter die Sitzfläche schauen wie bei anderen Sitzerhöhungen.
Auch das Material unserer Booster ist in diesem Anwendungsbereich neu: Unsere Booster sind nicht nur weich, sondern auch robust und verfügen über eine UV-resistente, geschlossene Oberfläche, die sich sehr leicht reinigen lässt. Damit werden wir den strengen Hygieneanforderungen für Kinderprodukte gerecht. Zudem lassen sich unsere Booster platzsparend stapeln. Last but not least kennen wir keinen anderen Booster, der über eine TÜV-Zertifizierung verfügt, in Deutschland hergestellt wird und so hochwertig verarbeitet ist.
Ist das auch der Grund, warum Ihre Produkte preislich im Vergleich zu vielen anderen Sitzerhöhungen im Premiumsegment angesiedelt sind?
Ja. Unsere Booster werden zwar in Serienfertigung hergestellt, allerdings besteht der Produktionsvorgang aus vielen manuellen Schritten, die sich nicht alle automatisieren lassen. Zudem sind die verwendeten Materialien ein wesentlicher Kostenfaktor. Wir haben uns aus Qualitätsgründen bewusst für einen Produktion in Deutschland entschieden – Qualität hat dabei auch ihren Preis.
Wie machen Sie auf sich und Ihre Produkte aufmerksam?
Wir verfolgen diesbezüglich über eine Multi-Channel Strategie. Wir selbst stellen auf Fachmessen aus, posten regelmäßig auf Instagram und Facebook und verfolgen eine aktive Pressearbeit. Über unsere nationalen und internationalen Vertriebspartner gehen wir proaktiv auf Kunden zu.
Welche Pläne haben Sie noch rund um das Thema Booster?
Zunächst planen wir auf Nachfrage unserer Kunden eine limitierte Special Edition in schwarz. Zudem arbeiten wir an Produkten, die komplementär zu den Boostern sind. Mehr möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten. Ein paar Kinder durften schon einmal testen … mit sehr positivem Feedback.
Und last but not least: Was raten Sie anderen Gründern aus eigener Erfahrung?
Eine gewisse Beharrlichkeit und auch Geduld sind Tugenden, die Gründer benötigen. Zudem sind externe Sparringspartner sehr hilfreich. Wir selbst profitieren sehr von einem kleinen Netzwerk von Ratgebern, die uns bei Herausforderungen zur Seite stehen und kritisches Feedback geben.
Hier geht's zur Koru Kids
Das Interview führte Hans Luthardt
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Gründer*in der Woche: ApplyZ - Where is your Talk’n’Job?
Die ApplyZ-Gründer Markus Krampe und Philipp Mommsen wollen mit Talk‘n‘Job die Jobsuche durch sprachbasierte Bewerbungen vereinfachen – insbesondere für Mitarbeitende aus der Blue-Collar-Industrie.
In nur zwölf Monaten von null auf 150 Kund*innen bei rund einer Million Umsatz und monatlichen Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent. Schnell lernten Markus und sein Mitgründer Philipp auch die Schattenseiten von Hypergrowth kennen. Die Strukturen hielten dem explosiven Wachstum sowohl personell als auch infrastrukturell einfach nicht stand. Wie sie diese Phase gemeistert haben und welche Pläne sie mit ihrem Start-up verfolgen, liest du im Interview mit Markus.
Die traditionelle schriftliche Bewerbung samt Anschreiben und Lebenslauf hält sich hartnäckig. Wie entstand die Idee, einen anderen Weg zu gehen?
Ich war damals als Berater im Handel unterwegs und hörte auf einem Event, dass die Spracherkennungsgenauigkeit mittlerweile bei über 80 Prozent liegt – plötzlich war die Technik so weit, um ernsthaft eingesetzt zu werden. Gleichzeitig wusste ich, dass es Technologien gibt, die Lebensläufe und Jobprofile abgleichen, und dass KI-Tools, die mit Matching-Algorithmen die unstrukturiertesten Daten, auch gesprochene, verarbeiten können, immer besser werden.
Da kam Philipp und mir die Idee: Das könnte die Grundlage für das erste echte KI-Tool im B2C werden. Die Kandidaten können sich selbst vorstellen, das wird direkt mit Jobprofilen abgeglichen, und die Kandidaten können das Ergebnis mit ihrer eigenen Person abgleichen. Also keine Spielerei wie „Alexa, mach das Licht an“, sondern ein echtes Werkzeug für alle, das den gesamten Bewerbungsmarkt neu gestalten kann. Damals haben wir dann aber schnell gemerkt, dass die Blue-Collar-Industrie großes Potenzial hat und der Markt eine Lösung braucht, die auch ohne komplexe Lebensläufe und entsprechende Technologie auskommt. Es muss nur einfach sein und zu 100 Prozent funktionieren.
Wie sah die Reise mit Talk’n’Job bisher aus?
Zur Umsetzung unserer Idee zu Talk’n’Job kam es, als ich nach einem Radunfall in der Reha lag und nichts Weiteres tun konnte. Da hatten Philipp und ich uns dann entschlossen, dass wir den Moment ergreifen müssen: einfach machen, statt weiter zu warten. Unser erster großer Kunde war REWE, und das hat uns den Antrieb gegeben, den Markt weiterzuentwickeln. Anfang 2021 hatten wir gerade eine Seed-Finanzierung bekommen, kurz vor dem Lockdown.
Da standen wir nun: Sollen wir pausieren? Nein, wir haben die Organisation ausgebaut, unsere Technik entwickelt und nach dem Lockdown den vollen Fokus auf Marketing und Vertrieb gesetzt. Das große Ziel war von Anfang an, international zu skalieren, weil der Bedarf weltweit vergleichbar ist. Ende 2022 gingen wir dann direkt mit dem German Accelerator in die USA. Doch ohne weiteres Kapital mussten wir das bald zurückfahren und uns auf unsere deutschen Großkunden und die wichtigsten Channels konzentrieren. Heute profitieren wir von dieser Basis und integrieren uns verstärkt in Systeme wie SAP, um für die Zukunft breit aufgestellt zu sein und schneller wachsen zu können.
Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent monatlich sind außergewöhnlich. Was bedeutet eine solche Hypergrowth-Phase für ein junges Unternehmen?
Hypergrowth klingt immer toll, aber die Realität ist anspruchsvoll. Wir hatten Phasen mit Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent pro Monat – was auf Dauer natürlich unmöglich zu halten ist, vor allem als kleines Team mit nur 13 Leuten. Ende des ersten Jahres hatten wir die Millionenmarke erreicht, dann kam aber der Moment, in dem wir uns auf Bestandskunden fokussieren mussten, um die Qualität zu sichern. Wir waren plötzlich für 150 Kunden verantwortlich, und das geht nicht ohne Service und Kundenbetreuung, vor allem ohne zusätzliches Kapital.
Die schnelle Skalierung kam durch konsequente Vertriebs- und Marketingmaßnahmen. Nur mit diesen Maßnahmen und unserem sensationellen Investor Daniel Papst im Rücken, der an unsere Idee glaubt und uns unterstützt, konnten wir wachsen. Das Vertrauen von unserem Investor hat es uns jedoch auch ermöglicht, in den schwierigen Phasen die Ruhe zu bewahren und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Was würdest du anderen Gründer*innen als Learning aus dieser Zeit mitgeben?
Der einzige Weg ist nach vorne. Rückblickend gibt es wenig, das wir anders gemacht hätten. Man muss Erfolge liefern, sich beweisen und zeigen, dass das Geschäftsmodell tragfähig ist. Wichtig ist es, einen Investor zu haben, der den Rücken freihält – so jemanden zu finden, ist entscheidend.
Offensichtlich ist KI ein Teil eures Produkts, und ihr habt den Trend um Natural Language Processing früher als andere gesehen – wie positioniert ihr euch im aktuellen Hype Cycle?
Wir haben uns einen Anwendungsfall überlegt, der auf Natural Language Processing basiert und eine sprachgesteuerte Bewerbungsmöglichkeit bietet. Das Produkt ist einzigartig und setzt neue Standards. Ich sehe uns als Vorreiter, die einen Markt geschaffen haben, den es so noch nicht gab. Wichtig für uns ist, dass wir KI nur dort nutzen, wo es auch wirklich sinnvoll und es kein Selbstzweck ist. Das Ziel ist, dass unsere Lösung mittelfristig zum Synonym für einfache, barrierefreie Bewerbungen wird – wie E-Mails für die Kommunikation. Das wird sich langfristig durchsetzen, und wir sind dafür gut aufgestellt.
Ihr fokussiert euch auf Blue-Collar-Arbeitende, also Produzierende aus Industrie und Handwerk. Warum gerade diese Zielgruppe?
Für Blue-Collar gibt es einen echten Bedarf an einem unkomplizierten Bewerbungsprozess. Es geht hier weniger um Lebensläufe und Karrierestationen, sondern darum, schnell und einfach die notwendigen Informationen zu vermitteln. Der Markt ist riesig, und die Konkurrenz konzentriert sich überwiegend auf White-Collar. Daher wollten wir vorerst nicht in den überfüllten Markt für Knowledge Worker einsteigen. Ich zähle mich nicht zu den schlauesten Menschen der Welt, daher mache ich es mir auch gern einfach: Ein gutes Produkt entwickelt man dort, wo die Nachfrage groß ist und die Konkurrenz überschaubar.
Was siehst du im Hinblick auf Arbeitsmarkttrends, was andere Unternehmen und Unternehmer*innen vielleicht noch nicht verstanden haben?
Im Blue-Collar-Bereich darf es keine unnötigen Hürden geben. In Zeiten des Fachkräftemangels werden gute Arbeiter überall und in allen Ländern gesucht – Tendenz steigend. Um der immer weiterwachsenden Nachfrage entgegenzukommen, müssen Bewerbungsverfahren einfach und barrierefrei sein, sonst nutzt die Zielgruppe sie nicht. Wir durchbrechen durch unsere Technologie gleich mehrere Barrieren auf einmal – vor allem Sprachbarrieren. Unsere sprechenden Avatare sprechen jede Sprache und können in allen Branchen und Unternehmensgrößen eingesetzt werden.
Wohin entwickelt sich der HR-Tech-Markt und wie positioniert ihr darin Talk’n’Job?
Der Markt geht eindeutig in Richtung Konsolidierung. Es gibt immer mehr Start-ups im HR-Tech-Bereich, und die besten von ihnen werden in eine größere Struktur eingebunden werden. Unser Ziel ist es, in diesem Prozess ein Category Killer zu werden, das heißt, die führende Marke für sprachgesteuerte Bewerbungen und damit einen komplett neuen Markt zu schaffen.
Was ist dein Traum für Talk’n’Job?
Mein Traum? Wenn man in fünf Jahren in irgendeine Kneipe auf der Welt geht, um sich dort zu bewerben, und direkt fragt „Where is your Talk’n’Job?“, und damit eine einfache Bewerbungsmöglichkeit unterstellt. Wir wollen, dass sprachgesteuerte Bewerbungen so alltäglich und selbstverständlich werden, wie es früher die schriftliche Bewerbung war. Kurz gesagt, unser Ziel ist es, weltweit einen Standard für barrierefreie Bewerbungsverfahren zu setzen.
Markus, danke für deine Insights
Es gibt keine schlechten Zeiten für gute Ideen!
Welches sind die größten Hürden, die Gründer*innen und junge Start-ups aktuell zu meistern haben? Was muss jetzt an welcher Stelle geschehen, um unser Start-up-Ökosystem nachhaltig zu stärken?
Dazu im Interview: Prof. Dr. Tobias Kollmann – Entrepreneur, Inhaber des Lehrstuhls für Digital Business und Digital Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen sowie Speaker und Moderator für Digitale Transformation und Digital Leadership.
Welchen zentralen Herausforderungen haben sich Gründer*innen und junge Start-ups 2024 in Deutschland stellen müssen?
Nach dem stetigen Aufwärtstrend der letzten Jahre war das Jahr 2024 für viele junge Unternehmen in Deutschland eher durch eine Stagnation geprägt. Die durchschnittliche Anzahl an Mitarbeitenden pro Start-up ist gesunken, der Absatz stotterte im Zusammenhang mit einer lahmenden Konjunktur und die gesamtpolitische Unsicherheit beeinträchtigte das Finanzierungsumfeld für risikoreiche Ideen. Zudem sahen sich auch die Gründer*innen mit steigenden Betriebskosten konfrontiert, sei es durch Energiepreise, Löhne oder Softwarekosten. Auch der Fachkräftemangel war erneut ein Thema und gerade kleine Teams mussten kreative Lösungen finden, um qualifiziertes Personal zu gewinnen oder zu halten. Insgesamt war 2024 also eher ein Jahr der Konsolidierung und der Konzentration auf Effizienz und Profitabilität statt Marktwachstum.
Inwieweit hat sich die Lage des deutschen Start-up-Ökosystems dadurch verschlechtert?
Die Summe dieser Herausforderungen hat das deutsche Start-up-Ökosystem in seiner Dynamik etwas gebremst. Ohne dass es schon die genauen Zahlen für das Gesamtjahr gibt, waren es in 2024 gefühlt weniger Gründungen, mehr Insolvenzen und die Zahl der erfolgreichen Skalierungen ist zurückgegangen. Viele Start-ups mussten ihre Wachstumspläne reduzieren, da ihnen die finanziellen Mittel oder personellen Kapazitäten fehlten. Zudem zeigt sich, dass der internationale Wettbewerb für deutsche Start-ups, gerade auch in dem Zukunftsfeld der künstlichen Intelligenz, immer härter wird. DSGVO und der EU-AI-Act bremsen unsere Innovationsgeschwindigkeit, während die Konkurrenz aus den USA und Asien schon wieder die zentralen KI-Plattformen aufbauen, an denen wir dann nur noch schwer vorbeikommen werden. Die Geschichte scheint sich hier zu wiederholen.
Welche positiven Entwicklungen konnten Sie 2024 beobachten?
Trotz der genannten Schwierigkeiten gab es aber auch ermutigende Entwicklungen. Besonders hervorzuheben ist die zunehmende Bedeutung von Impact-Start-ups. Green Economy und Social Entrepreneurship haben 2024 die zugehörigen nachhaltigen und sozial-orientierten Geschäftsmodelle in den Fokus gerückt. Viele junge Unternehmen haben bzw. wollen innovative Lösungen entwickelt, um den Herausforderungen des Klimawandels und der gesellschaftlichen Ungleichheit zu begegnen. Das kann und muss man zwar begrüßen, nur müssen diese Lösungen auch wirtschaftlich tragbar sein und den Start-ups die Grundlage zum eigenen Überleben geben. Das wird sich noch ebenso zeigen müssen, wie die spannenden Impulse im DeepTech-Bereich. Wir haben eine starke Forschungslandschaft – wenn wir es schaffen, deren Ergebnisse in marktfähige Innovationen zu transformieren, ist das ein wertvolles Asset für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Damit zum Ausblick aufs neue Jahr: Was muss sich an welcher Stelle bewegen oder ändern, um weitere positive Entwicklungen in Gang zu setzen?
Laut dem Startup Monitor 2024 erwarten die Start-ups von der Politik, dass es Fortschritte bei der Digitalisierung der Verwaltung gibt und die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts vorangebracht wird, was u.a. auf die vereinfachte Beschäftigung von ausländischen Fachkräften abzielt. Ein Dauerbrenner ist aber auch weiterhin der Abbau von Bürokratie, damit sich die Start-ups mehr auf die Entwicklung ihrer Innovationen konzentrieren können. Ferner brauchen wir eine klare Überarbeitung und Vorgabe der Leitplanken aus der DSGVO und dem EU-AI-Act, um datenintensive Anwendungen und Entwicklungen für die künstliche Intelligenz auch in unseren Breitengraden zu etablieren. Gerade hier wird auch im Jahr 2025 eine zentrale Musik gespielt werden.
Wir brauchen zudem wieder eine ermutigende Förderpolitik, bei dem die Zuschüsse nicht wie zuletzt beim INVEST-Programm gekürzt, sondern erhöht werden. Wir brauchen steuerliche Anreize für die gemeinsame Entwicklung von Innovationen zwischen Start-ups und den großen Corporates.
Auch sollten wir endlich anerkennen, dass die Investitionen von Business Angels kein reines Privatvergnügen sind, sondern risikoreiche Investitionen in die Zukunft der Unternehmenslandschaft in Deutschland. Entsprechend sollten diese Investitionen in vollem Umfang vom Staat gespiegelt werden, um Anreize für die Mobilisierung dieses privaten Kapitals zu schaffen.
Wir brauchen aber auch einen Wandel bzw. Erkenntnisgewinn auf der Investorenseite, dass die ewige Suche nur nach dem einen vermeintlichen Unicorn nicht immer die einzig gewinnbringende Strategie für das Portfolio ist. Vielleicht sind Investitionen in die Horses, Cows und Zebras auch wertvoll und im Ausfallrisiko geringer und in den Renditen stabiler. Vielleicht sollte man hier also neben einem höher, schneller und weiter auch mal auf ein robuster, nachhaltiger und beständiger schauen.
Aber auch von den Gründer*innen wünsche ich mir einen resilienteren Umgang mit den Herausforderungen sowie die Bereitschaft, international zu denken und zu handeln. Die Generation Z kommt jetzt ins beste Gründungsalter und deren immer wieder unterstellte „Angst vor der Zukunft“ darf nicht zum Bremsklotz für die eigene Unternehmensgründung werden, sondern muss eher ein Antrieb sein, um diese unsichere Zukunft selbst zu gestalten.
Was wollen Sie Gründer*innen und jungen Start-ups für 2025 mit auf den Weg geben?
Auch für 2025 gilt: Es gibt keine schlechten Zeiten für gute Ideen! Innovation entsteht oft gerade in Zeiten der Unsicherheit oder sie können genau den Zeitgeist bedienen, der gerade gegeben ist. Wer also Risiken bewusst eingeht und sich auf kurzfristige Chancen und langfristige Werte konzentriert, kann weiterhin erfolgreich sein. Zudem sollten die Gründer*innen die vielfältigen Ressourcen nutzen, die auch das Start-up-Ökosystem in Deutschland zu bieten hat. Dabei braucht man keine Hemmungen zu haben, um auch um Hilfe oder Feedback zu bitten. Wir haben in Deutschland vielleicht gewisse Rahmenbedingungen, die nicht so start-up-freundlich sind wie in anderen Regionen der Welt, aber gemeinsam können und müssen wir wieder wirtschaftlich wachsen. Dafür brauchen wir gerade die Innovationen aus der Start-up-Szene! Auch wenn es woanders einfacher erscheint, nirgendwo ist es im Moment wichtiger als bei uns, ein neues Unternehmen zu gründen.
Danke, Prof. Kollmann, für Ihre Ein- und Ausblicke
Das Interview führte Hans Luthardt
vialytics: 8 Mio. Euro für intelligente Straßenmanagementsysteme
2018 gründeten Patrick Glaser, Achim Hoth und Danilo Jovicic-Albrecht ihr SaaS-Start-up vialytics und verfolgen seitdem mit ihren 100 Mitarbeitenden einen ambitionierten Wachstumskurs. Nächste Meilensteine sind das Erreichen der Gewinnzone und organisches Wachstum.
Vialytics, das international führende SaaS-Start-up für intelligente Straßenmanagementsysteme, sichert sich eine weitere Finanzierungsrunde. Insgesamt 8 Millionen Euro werden aufgelegt, mit Acton Capital als Lead Investor und weiterer Unterstützung der Bestandsinvestoren EnBW New Ventures, Statkraft Ventures und Scania Growth Capital.
Vialytics-CEO Patrick Glaser erklärt: „Es ist großartig, dass wir Acton Capital als neuen, starken Investor an unserer Seite haben. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit. Unser Ziel ist es, bis ins Jahr 2030 jeden Aspekt des ganzheitlichen Infrastrukturmanagements in einem System anzubieten und über 400.000 Straßenkilometer weltweit mit vialytics abzudecken. Diese Distanz entspricht ungefähr der Entfernung von der Erde zum Mond. Wir befinden uns auf einem vielversprechenden Weg.“
Mit vialytics können kommunale Straßen- und Tiefbauämter Straßenzustände und -inventar einfach und effizient per Smartphone-App im Vorbeifahren erfassen. Im Web-System werden dann alle notwendigen Maßnahmen zur Erhaltung und Unterhaltung der Straßen und Wege erfasst und geplant. „Vialytics bietet eine innovative Lösung, die fortschrittliche Bilderkennungsfunktionen mit moderner Software in einer ganzheitlichen Plattform für das Management von Straßeninfrastruktur vereint. Das Team hat bewiesen, dass es Kommunen in ganz Europa und den USA einen greifbaren Mehrwert bietet. Wir freuen uns darauf, vialytics auf dem weiteren Wachstumskurs zu unterstützen“, sagt Dominik Alvermann, Managing Partner bei Acton Capital. „Es gibt ein enormes Potenzial, den öffentlichen Sektor durch den Einsatz von guter Software und cleverer KI effizienter zu machen. Genau hier setzt vialytics an.“
Nach dem erfolgreichen Markteintritt in die USA im vergangenen Jahr will CEO Patrick Glaser mit seinen 100 Mitarbeitenden jetzt mit den neuen Mitteln die finanzielle Basis des Unternehmens stärken. Im nächsten Schritt soll vialytics in die stabile Gewinnzone gebracht werden und organisch wachsen. Das Kernprodukt der automatischen Straßenzustandserfassung werde stetig weiterentwickelt. Neue Funktionen, wie eine intelligente Haushaltsplanung oder die Erweiterung zur automatischen Schadensanalyse von Verkehrszeichen, sind jüngst implementiert worden.
Mithilfe der Smartphone-App werden komplexe Zustandsdaten generiert, die die integrierte künstliche Intelligenz (KI) auf Beschädigungen auswertet. Aus den Ergebnissen lassen sich im browserbasierten Web-System alle weiteren Abläufe zum Erhalt und Unterhalt der Infrastruktur planen und umsetzen. Statt Kommunikations-Wirrwarr mit Medienbrüchen bewegen sich alle beteiligten Ämter nun auf einer einzigen Plattform, mit der die erfassten Daten immer aktuell und in transparenten Prozessschritten verarbeitet werden.
Laut Angaben des Start-ups halten über 500 Kommunen in sieben Ländern ihre Straßen mit dem vialytics System instand. „Jede Bürgerin und jeder Bürger möchte in lebenswerten Städten und Gemeinden wohnen. Unser Straßenmanagementsystem hilft, Straßen effizienter zu verwalten und das meiste aus dem kommunalen Haushalt herauszuholen", erklärt Patrick Glaser. „Es gibt aktuell keine Software, die den kommunalen Anforderungen gerechter wird.“
Gen-Z-Studie zur Vier-Tage-Woche
Die Studie zeigt: 4 Tage arbeiten, 80 Prozent Gehalt: Die meisten Gen-Z-ler würden dafür den Job wechseln.
Drei von vier Gen-Z-Arbeitnehmer*innen würden ihren Job für eine Vier-Tage-Woche wechseln – selbst bei einem reduzierten Gehalt. Das zeigt eine neue Studie von BuchhaltungsButler in Zusammenarbeit mit DataPulse Research. Die Vier-Tage-Woche ist nicht mehr nur ein Zukunftsmodell, sondern gewinnt insbesondere bei der jungen Generation zunehmend an Bedeutung. 75 % der Gen Z wären bereit, ihren aktuellen Job für eine Vier-Tage-Woche aufzugeben – selbst bei einem Gehaltsrückgang auf 80 % des bisherigen Einkommens. Diese Ergebnisse verdeutlichen die wachsende Relevanz flexibler Arbeitszeitmodelle im Kampf um talentierte Fachkräfte.
Die Vier-Tage-Woche als Schlüssel zur Attraktivität für junge Talente
In Zeiten von verstärktem Fachkräftemängel und schwachem Wirtschaftswachstum in Deutschland müssen sich Unternehmen mehr denn je als attraktive Arbeitgeber*innen positionieren. Zeitgemäße Arbeitszeitmodelle werden dabei immer wichtiger. Unsere aktuelle Umfrage beleuchtet, wie viel Arbeit moderne Arbeitnehmer*innen wirklich möchten. Während frühere Studien darauf hinweisen, dass viele deutsche Arbeitnehmer*innen weniger arbeiten möchten bei gleichem Gehalt, zeigt unsere Studie deutliche Altersunterschiede in der Wertschätzung einer Vier-Tage-Woche auf:
- 75 % der Gen Z würden für eine Vier-Tage-Woche den Job wechseln – selbst bei 80 % des Gehaltes. Bei den über 45-Jährigen lag die Quote nur etwa bei 40 %.
- 24 % der Befragten arbeiten bereits in Unternehmen, die die Vier-Tage-Woche vollständig, teilweise oder auf Testbasis eingeführt haben. Unter Arbeitnehmer*innen zwischen 18 und 44 Jahren liegt der Anteil sogar bei einem Drittel.
- 60 % derjenigen mit praktischer Erfahrung berichten von einer positiven Wirkung auf das Betriebsklima.
“Wir sehen die 4-Tage-Woche als eine wichtige Voraussetzung, um im Wettbewerb die jungen Talente anzuziehen und zu halten”, bestätigt HR-Expertin Marie Møgelvang, CHRO beim dänischen Marktführer für Buchhaltungssoftware "e-conomic" und Beirat des deutschen Buchhaltungssoftware-Start-ups BuchhaltungsButler.
Wer wurde befragt?
BuchhaltungsButler hat im November 2024 über 1.000 deutsche Vollzeitbeschäftigte aus verschiedenen Branchen und Unternehmensgrößen zur Vier-Tage-Woche befragt. Die Teilnehmenden waren mindestens 18 Jahre alt und in Bereichen wie Einzel- und Großhandel, Produktion, Gesundheitswesen, Bauwesen, Finanzbranche, Dienstleistungen, IT, Bildung, Landwirtschaft und Medien tätig.
Positive Erfahrungen und hohe Testbereitschaft
Die Mehrheit derjenigen, die bereits eine Vier-Tage-Woche erleben, berichtet von einer verbesserten Stimmung im Betrieb. 86 % der insgesamt Befragten möchten die Vier-Tage-Woche zumindest testen, wobei der Wunsch in der Altersgruppe von 18 bis 24 Jahren mit 97 % am höchsten ist.
Die Zukunft der Arbeit liegt in flexiblen Modellen
Die Studie bestätigt, dass viele Arbeitnehmer*innen flexible Arbeitszeitmodelle attraktiv finden und bereit sind, dafür auch Gehaltseinbußen in Kauf zu nehmen. Besonders die Gen Z zeigt ein starkes Interesse an der Vier-Tage-Woche, was für Unternehmen bedeutet, dass sie ihre Arbeitsmodelle anpassen müssen, um im Wettbewerb um junge Talente bestehen zu können.
Fünf Schlüssel zur Zukunft des Tech-Standorts Deutschland
„Deutschland steht an einem Scheideweg“, konstatiert Business Angel des Jahres Carsten Kraus und benennt fünf zentrale Hindernisse, die unsere Innovationskraft gefährden und fordert mutige Investitionen und smarte Regulierung.
Carsten Kraus ist Serial Entrepreneur, KI-Experte, Business Angel des Jahres und Mitglied des Forbes Technology Council. Kraus startete 2021 mit dem Angel Investing, blickt auf insgesamt 18 Investments zurück und unterstützt aktuell 11 Start-ups – darunter auch seine eigene Gründung Casablanca.ai, die mittels KI den natürlichen Blickkontakt in Videocalls wiederherstellt. Er setzt sich dafür ein, die Chancen von KI zu nutzen und vielversprechende Start-ups zu fördern, denn er ist davon überzeugt, dass neue Technologien Wert für Unternehmen und Menschen zugleich stiften. Kraus warnt vor Blockaden, die durch Abwanderung von Start-ups, fehlende Infrastruktur oder überregulierende Gesetze entstehen könnten, und fordert gezielte Maßnahmen, um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
„Deutschland steht an einem Scheideweg,“ sagt Carsten Kraus. „Wir haben das Potenzial, ein global führender Innovationsstandort zu bleiben – aber nur, wenn wir mutig investieren und gleichzeitig ein Umfeld schaffen, in dem Regulierung die Innovation nicht hemmt.“
Als KI-Experte, Seriengründer und Investor kennt Kraus die Herausforderungen aus erster Hand. Er benennt fünf zentrale Hindernisse, die Deutschlands Innovationskraft gefährden:
1. Entwicklung eigener Large Language Models (LLMs)
„Die Abwanderung von KI-Start-ups ins Ausland ist ein alarmierendes Signal,“ warnt Kraus. Large Language Modells (LMMs) – die Basis moderner KI – müssen in Europa entwickelt werden, um demokratische und kulturelle Werte zu bewahren. „Modelle aus den USA oder China tragen deren Weltanschauungen. Europa benötigt eigene Technologien, um kulturelle Eigenständigkeit zu gewährleisten.“ Er setzt sich dafür ein, Anreize für Start-ups zu schaffen, die an solchen Technologien arbeiten, um die Abwanderung ins Ausland zu verhindern.
2. Investitionen in Infrastruktur und Start-ups
Kraus kritisiert, dass Deutschlands technologische Basis hinterherhinkt: „Der erste europäische KI-Supercomputer steht in Finnland, nicht im wirtschaftsstärksten Land Europas. Um Deutschland als attraktiven KI-Standort zu positionieren, braucht es Investitionen in vergleichbare Leuchtturmprojekte.” Er betont: Ohne Investitionen kann Deutschland keine Vorreiterrolle einnehmen – nicht nur bei High-Tech, sondern in allen Branchen. KI wird als Querschnittstechnologie Effizienzgewinne in allen Prozessen der Wertschöpfungskette und in sämtlichen Branchen schaffen. Wer dieses Potenzial nicht nutzt, wird langfristig kein Weltmarktführer bleiben. Wir müssen Innovation aktiv fördern, um nicht abgehängt zu werden.
3. Überwindung der Neidkultur und positive Narrative
Deutschlands Start-up-Ökosystem leidet unter einer ungünstigen Mischung aus Missgunst und übertriebenen Hypes. „Wir erleben oft, wie junge Unternehmen zu schnell in den medialen Fokus geraten, ohne ihre Potenziale vollständig unter Beweis stellen zu können,“ erklärt Kraus. Sobald der Hype abflacht, kippt die Stimmung schnell ins Negative. „Diese extreme Dynamik schadet Gründerinnen und Gründern und untergräbt das Vertrauen in Innovation.“ Kraus fordert eine realistische und konstruktive Kultur: „Wir müssen Erfolgsgeschichten feiern, Gründerinnen und Gründer langfristig begleiten und ihnen den Raum geben, ihre Visionen nachhaltig umzusetzen.“
4. Ausgewogene Berichterstattung
Kraus betont, wie wichtig es ist, Start-ups und Technologien differenziert und mit dem notwendigen Know-how zu betrachten. Er ruft dazu auf, den Dialog zu suchen – beispielsweise über Hintergrundgespräche mit Expert*innen. „Clickbaiting und vorschnelle Urteile bringen kurzfristige Aufmerksamkeit, können aber langfristig innovative Unternehmen gefährden.“ Kraus nutzt aktiv seinen LinkedIn-Account, um Missverständnisse richtigzustellen, seine Einschätzungen zu Technologien zu teilen und für einen fairen Umgang mit Innovationen zu werben. „Wir müssen Berichterstattung nutzen, um Innovation zu fördern, statt sie durch Sensationalismus zu hemmen.“
5. Verantwortungsvoller Umgang mit dem AI Act
Carsten Kraus bringt nicht nur seine Erfahrung als KI-Pionier mit 25 angemeldeten Patenten ein, sondern auch seine Perspektive als Unternehmer. Er sieht den AI Act als wichtigen Versuch, KI verantwortungsvoll zu regulieren, warnt jedoch vor unbeabsichtigten Folgen: „Der AI Act könnte den Mittelstand dazu bewegen, auf den Einsatz von KI zu verzichten, um das Risiko hoher Strafen zu vermeiden – ähnlich wie bei der DSGVO.“ Dies würde nicht nur die Innovationskraft blockieren, sondern auch Europas Wettbewerbsfähigkeit gefährden. „Wir brauchen eine Regulierung, die Sicherheit bietet, ohne Innovation zu ersticken. Wenn Unternehmen Technologien nicht nutzen, verlieren wir im globalen Wettbewerb und behindern unsere eigene wirtschaftliche Entwicklung,“ betont Kraus. Sein Ziel ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Fortschritt fördern, statt ihn zu hemmen.
„Unsere Zukunft hängt davon ab, wie mutig wir investieren und wie klug wir mit den Maßgaben von Regulierungen umgehen. Künstliche Intelligenz ist der Schlüssel zur Sicherung unserer Wettbewerbsfähigkeit und zur Gestaltung einer resilienten, zukunftsorientierten Gesellschaft", fasst Kraus zusammen. Mit seinem Engagement setzt er nicht nur Maßstäbe für den Technologiestandort Deutschland, sondern gibt Start-ups, Investor*innen und politischen Entscheidungsträger*innen eine klare Richtung vor.
SpotmyEnergy: 10,5 Mio. Euro für Kölner Energy-Start-up
Das von Jochen Schwill gegründete Energie-Start-up SpotmyEnergy hat sich in einer Seed-Finanzierungsrunde frisches Kapital in Höhe von 10,5 Millionen Euro gesichert. Die Runde wird dabei von Norrsken VC, dem Investmentarm der renommierten schwedischen Norrsken-Stiftung, angeführt. Daneben beteiligen sich auch Vorwerk Ventures als neuer Geldgeber sowie der bestehende Investor Picus Capital. Die neuen Mittel sollen dazu genutzt werden, die Produktnachfrage zu bedienen und die technologischen Lösungen weiter auszubauen.
Von den 53 Millionen Stromkund*innen in Deutschland besitzen heute weniger als zwei Prozent einen Smart Meter. Auch die intelligente Steuerung des eigenen Stromverbrauchs anhand von Markt- oder Netzsignalen ist bisher nicht in der Masse etabliert.
SpotmyEnergy, das Kölner Unternehmen von Gründer Jochen Schwill, setzt hier mit der eigenen Energiemanagementkomplettlösung für private Haushalte bestehend aus Smart Meter, Energiemanagementsystem und dynamischem Stromtarif an. Durch die Nutzung des Systems realisieren Nutzer*innen Ersparnisse bei den Energiekosten und steigern die Wertschöpfung von Heimspeichern, Elektroautos, Wärmepumpen und Aufdach-PV-Anlagen. Das Ziel des Start-ups ist es, durch intelligente Vernetzung auch Privathaushalte in den Strommarkt zu integrieren und mit der gewonnenen Flexibilität die Energiewende zu beschleunigen. Seit Firmengründung hat SpotmyEnergy nach eigenen Angaben ein Partnernetzwerk aus über 50 Elektroinstallationsbetrieben aufgebaut.
Jetzt hat sich SpotmyEnergy in einer Seed-Finanzierungsrunde frisches Kapital in Höhe von 10,5 Millionen Euro gesichert. Der Hauptinvestor in dieser Runde ist das in Stockholm ansässige Norrsken VC, Europas führender Frühphasenfonds für Impact-Investments. Zusätzlich nimmt Vorwerk Ventures als neuer Investor an der Seed Round teil und intensiviert damit das eigene Engagement in die deutsche Energiewende. Vorwerk Ventures ist ein eigenständiger Venture-Capital-Fonds mit einem verwalteten Kapital von über 400 Mio. Euro. Der Berliner Fonds investiert in den Fokusbereichen Consumer, Climate, Health und Food.
Komplettiert wird das Trio durch den bestehenden Pre-Seed-Investor Picus Capital, der erneut an Bord ist und somit zum zweiten Mal signifikant in SpotmyEnergy investiert. Picus Capital hatte bereits im August 2023 die Pre-Seed-Finanzierungsrunde von SpotmyEnergy angeführt. Der Münchner VC hatte zuvor bereits in mehrere erfolgreiche EnergyTech Start-ups in der frühesten Phase investiert.
Smart-Meter-Rollout beschleunigen
Das eingesammelte Kapital will das Unternehmen für die Stärkung des bestehenden Kernteams und den Ausbau der Vertriebskapazitäten nutzen, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Zusätzlich versetzt das Investment SpotmyEnergy in die Lage, das eigene System zur Optimierung der vernetzten Haushalte noch schneller auszubauen, etwa im Hinblick auf die Kompatibilität mit Geräten unterschiedlicher Hersteller und auf intelligente Handelsalgorithmen zur Steuerung von Haushaltsbatterien.
Jochen Schwill, Gründer und Geschäftsführer von SpotmyEnergy, freut sich über das entgegengebrachte Vertrauen und Investment, das den Smart-Meter-Rollout in Deutschland weiter beschleunigen wird: „Im vergangenen Jahr konnten wir unser Produkt erfolgreich am Markt platzieren und haben große Nachfrage nach unseren Lösungen erfahren. Um diese noch schneller bedienen zu können und das dringend benötigte Potential an vernetzter Flexibilität hinter Millionen von Zählpunkten zu heben, haben wir uns entschlossen, frisches Kapital einzusammeln. Wir sind sehr glücklich, mit Norrsken, Vorwerk Ventures und Picus Capital drei Investoren gefunden zu haben, die unsere Vision einer transparenten, günstigen und nachhaltigen Stromversorgung von Privathaushalten teilen und auch bereits über Erfahrung im CleanTech-Bereich verfügen.“
Fabian Erici, Principal, bei Norrsken VC, sieht das Investment als Fortführung der eigenen Strategie: „Haushalte sind der Schlüssel zu einer grünen Energiezukunft – sowohl als Produzenten grünen Stroms als auch als Manager flexibler Energieressourcen. Dennoch bleibt ihr Potenzial ungenutzt, und Installateure verfügen häufig nicht über die notwendigen Werkzeuge, um es zu erschließen. Deshalb freuen wir uns, das erfahrene Team von SpotmyEnergy zu unterstützen, das Haushalte mit einer All-in-One-Lösung stärkt, die Energiekosten senkt und gleichzeitig die Energiewende vorantreibt.“
Dr. Dominik Steinkühler, Partner bei Vorwerk Ventures, ergänzt: „Jochen Schwill und sein Team haben ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen und Chancen des Energiesektors. Mit ihrer Vision, Haushalte durch intelligente Messsysteme und dynamisches Energiemanagement aktiv an der Energiewende zu beteiligen, schaffen sie eine zukunftsweisende Lösung und sind hervorragend positioniert, um einen wichtigen Beitrag zu einem nachhaltigen und stabilen Energiesystem zu leisten. Wir sind begeistert von der Innovationskraft und dem Engagement des Teams und freuen uns, sie auf diesem Weg zu unterstützen.“
Oliver Heinrich, Partner bei Picus Capital, freut sich über die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit SpotmyEnergy und betont: „Wir sind begeistert von der Entwicklung von SpotmyEnergy und sehen das Investment als eine weitere Bestätigung des Weges, den Jochen mit seinem Team eingeschlagen hat.“
Gründer*in der Woche: Anue – per perfect Match zum Studium
Das Berliner Start-up Anue ist angetreten, um angehende Studierende in nur zehn Minuten mit dem idealen Studienangebot zu matchen.
Angesichts der hohen Studienabbruchquoten in Deutschland stellt sich die Frage: Wie können angehende Studierende besser unterstützt werden? Das Berliner Start-up Anue hat eine Lösung entwickelt: Mit einem innovativen Matching-System finden angehende Studierende in nur zehn Minuten das für sie ideale Studienangebot in Deutschland.
Wie kann das funktionieren? Die Anue-Plattform durchforstet dabei die mehr als 26.000 Studienangebote in Deutschland. Entsprechend erscheint Nutzer*innen, bevor sie mit dem Fragebogen starten, über dem ersten Textfeld der Hinweis: 26.100 verbleibende Matches. Mit jeder beantworteten Frage reduziert sich die Zahl der Auswahlmöglichkeiten, und die Nutzer*innen kommen ihrem perfekten „Match“ näher. Der Fragebogen beginnt mit der Kategorie „Was und Wie?“:
Die Plattform stellt Fragen zum Schulabschluss, dem gewünschten Studienbeginn oder der Abiturnote. Anschließend folgen Fragen zur Umgebung (bevorzugt man eine ländliche Umgebung oder eine Großstadt), zum Standort (u.a. ob ein Ort mit viel oder wenig Nachtleben bevorzugt wird), sowie Fragen zur finanziellen Situation (z.B. wie viel Geld für die Miete zur Verfügung steht).
Der Prozess dauert etwa zehn Minuten. Sobald alles ausgefüllt ist, erhält man eine Übersicht der „Matches“ – inklusive des „besten Matches“, also des am besten passenden Studienangebots in Deutschland, maßgeschneidert auf die im Fragebogen angegebenen Präferenzen. Anue bereitet die Nutzer*innen anschließend auf die Bewerbung vor, erstellt Checklisten und Deadlines und begleitet sie bis auf das Bewerbungsportal der Hochschule.
Mehr Licht in den Uni-Dschungel
„Mit Anue machen wir den Unterschied und sorgen dafür, dass junge Menschen die bestmögliche Entscheidung für ihre Zukunft treffen – ohne endlose Pro- und Contra-Listen, ohne Zweifel“, sagt Gründer Marvin Zornig. Er ist der Kopf hinter der Plattform. Wie kam er zu dieser Idee? 2020 saß der damals 29-Jährige an seiner Masterarbeit für einen Marketing-Master an der Universität St. Gallen, während seine Partnerin nach einem passenden Masterstudiengang in Psychologie suchte.
Zehn Tage quälte sie sich, so beschreibt es Marvin, durch ein scheinbar unendliches Angebot – und kam ihrer Entscheidung keinen Schritt näher. Neugierig geworden, recherchierte
Marvin die Anzahl aller Masterstudiengänge in Psychologie in Deutschland: 334 Optionen gab es zu diesem Zeitpunkt. Kein Wunder, dass einem das die finale Wahl erschwert, dachte Marvin, und beschloss, einen effizienten Weg für Menschen zu finden, die zwar wissen, was sie studieren möchten, aber nicht wissen, wann, wie und vor allem wo. Also gründete er Anue.
Zum Traumstudium in der Traumstadt
Monatelang recherchierte Marvin Daten zu deutschen Hochschulen und deren Standorten und trug die Informationen händisch in Tabellen ein. Mehr als eine Million Datenpunkte sammelte er, um alle Bedürfnisse angehender Studierender, die seine Plattform nutzen werden, abzudecken. Die Vielfalt an Daten ermöglichte letztlich die Genauigkeit des perfekten Matches. Dann baute er die erste Version seiner Plattform, die auf einem Matching-Prinzip basiert. „Wie Dating-Apps, nur matchen wir Nutzer*innen nicht mit einem nächsten Date, sondern mit ihrem Traumstudium in ihrer Traumstadt“, sagt Marvin. Wie wichtig der Standort einer Hochschule bei der Wahl des Studiums ist, weiß der Gründer: Ein Viertel aller Studienabbrecher*innen gab 2021 in einer Studierendenbefragung in Deutschland an, ihr Studium wegen des Umfeldes abgebrochen zu haben – eine Statistik, die für Marvin besonders relevant ist.
Kein pay-to-play
Seinen ersten Durchbruch hatte Marvin im Jahr 2022, als es zur ersten Partnerschaft mit der Hochschule Fresenius kam. „Für Universitäten ist es besonders attraktiv, auf einer Plattform wie Anue präsent zu sein. Wir können garantieren, dass die Bewerber*innen, die sich via Anue an einer Hochschule bewerben, auch wirklich passend sind. Es gibt auf Anue kein ,pay-to-play‘ – man kann als Hochschule also kein Geld zahlen, um besser im Matching gelistet zu sein“, so das Credo des Gründers.
„So machen das aber viele andere Plattformen: Nutzer*innen bekommen Hochschulen empfohlen, die der Plattform am meisten Geld einbringen. Das hilft weder Studieninteressierten noch Hochschulen – und ist auch völlig konträr zur Philosophie von Anue“, verrät Marvin. Neben der Hochschule Fresenius zählen heute auch weitere Hochschulen zu seinen Partner*innen, darunter die IU, EBZ Business School und die Hochschule Macromedia.
Für Marvin ist Anue mehr als nur ein Schlüssel zum Traumstudium: Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sei die hohe Studienabbrecherquote in Deutschland alarmierend. So brechen jedes Jahr 135.000 Bachelor-Studierende ihr Studium ab, was unter anderem eine ‚massive Verschwendung‘ von 250 Millionen produktiven Arbeitsstunden für den deutschen Arbeitsmarkt darstelle. „Wir können es uns nicht leisten, dass junge Menschen falsche Entscheidungen treffen und darunter ihr ganzes Leben leiden“, so Marvin. Schließlich zeigen Studien, dass Studienabbrecher*innen auf lange Sicht 5,9 Prozent weniger Einkommen erzielen als diejenigen, die direkt nach dem Abitur in eine Ausbildung starten.
Auch nicht-akademische Ausbildungswege im Fokus
Aktuell hilft das Start-up bei der Wahl des richtigen Studienangebots, doch Marvin Zornig weiß, dass die Herausforderungen für junge Studierende damit nicht enden. Wie finanziert man sein Studium? Welche Job-Möglichkeiten gibt es? Wo findet man in den wenigen Monaten zwischen Immatrikulation und Studienbeginn eine Wohnung – in einer Stadt, die man vielleicht noch nicht kennt? Anue soll bald auch diese Fragen beantworten – und darüber hinaus nicht nur akademische, sondern auch nicht-akademische Ausbildungswege erschließen. Denn das Unternehmen plant künftig auch Ausbildungsberufe mit einem innovativen, inhaltlichen Matching in das Angebot zu integrieren, um die Studien- und Berufswahl noch zielgerichteter zu gestalten.
Marvin Zornig möchte die Art und Weise revolutionieren, wie junge Menschen ins Erwachsenenleben einsteigen. Nach vier Jahren als Solo-Gründer hat er dafür jetzt ein Team aufgebaut, das ihn dabei unterstützt – und ist seinem Ziel, für jeden Menschen den richtigen Bildungsweg zu finden, einen großen Schritt näher.
GameChanger des Monats: Samuel Kutger – Gründung per Gerichtsbeschluss mit 13
Im Alter von nur 13 Jahren zog Samuel Kutger vor Gericht, um seine eigene Firma gründen zu dürfen. Als Gründer der Emsbo GmbH bietet der heute 16-Jährige mit seinem Team Kund*innen Photovoltaikanlagen und Wallboxen aus Eigenherstellung an. Im Interview gibt der junge Unternehmer Einblicke in seine Beweggründe, die Herausforderungen und was ihn dazu getrieben hat, so früh Verantwortung zu übernehmen.
Du bist mit 13 Jahren vor Gericht gezogen, um deine eigene Firma gründen zu dürfen. Warum war es dir so wichtig, so früh zu gründen?
Ich wollte meine Ideen umsetzen und nicht auf die ‚richtige Zeit‘ warten. Für mich war klar: Wer eine Vision hat, sollte aktiv werden. Ich war schon immer der Meinung: Wenn man früh startet, darf man Fehler machen, die man sich mit 20 oder 30 vielleicht nicht mehr erlauben kann. Außerdem habe ich so mehr Zeit, meine Ideen zu verwirklichen. Ich wollte zeigen, dass Alter kein Hindernis ist, wenn man bereit ist, hart zu arbeiten.
Wurdest du im Gerichtssaal ernst genommen?
Ja, absolut. Der Rechtspfleger hat mich sehr ernst genommen. Ich habe mich selbstbewusst präsentiert und alle erforderlichen Unterlagen, wie einen detaillierten Businessplan, eingereicht. Das Gericht hat mir nach §112 BGB die selbständige Erwerbstätigkeit erteilt. Es war auch spannend, weil während des Verfahrens besonders darauf geschaut wurde, ob ich über die nötige Reife verfüge. Ich glaube, für den Rechtspfleger war es das erste Mal, dass er jemanden in meinem Alter vor sich sitzen hatte.
Wie hast du es geschafft, das Gericht und andere Erwachsene davon zu überzeugen, dass du in so jungen Jahren die Verantwortung eines Unternehmers übernehmen kannst?
Ich habe sie überzeugt, indem ich einen durchdachten Plan präsentiert und meine Disziplin und Begeisterung gezeigt habe. Wichtig war mir, deutlich zu machen, dass ich die Risiken realistisch einschätzen kann. Wer Verantwortung zeigt und dabei authentisch bleibt, kann die Zweifel anderer überwinden.
Wie haben deine Eltern reagiert, als du ihnen davon erzählt hast?
Meine Eltern waren zuerst überrascht. Aber als sie gemerkt haben, wie ernst es mir ist und dass ich einen klaren Plan hatte, haben sie mich unterstützt. Ihre Hilfe war für mich superwichtig. Meine Mutter war anfangs strikt dagegen – das ist wohl der mütterliche Instinkt. Ich nehme ihr das aber nicht übel.
Was war die größte Herausforderung während dieses Prozesses und wie hast du sie gemeistert?
Die größte Herausforderung war, die Zweifel der Leute zu überwinden, die dachten, dass ein 13-Jähriger keine Verantwortung übernehmen kann. Ich musste immer wieder beweisen, dass ich es ernst meine. Das habe ich durch klare Kommunikation und ein solides Konzept geschafft. Intensive Vorbereitung, rechtliche Recherchen und Gespräche mit erfahrenen Unternehmern haben mir geholfen, alle Hürden zu meistern.
Hattest du in dieser Zeit Vorbilder oder Menschen, die dich besonders inspiriert haben?
Ja, ich habe viele erfolgreiche Unternehmer getroffen. Der größte Fehler von jungen Gründern ist, sich nichts sagen lassen zu wollen. Gerade die Erfahrungen anderer sind unbezahlbar. Ein großes Vorbild für mich war immer Warren Buffett, der auch sehr jung gestartet ist.
Glaubst du, dass junge Menschen in Deutschland ausreichend gefördert werden, um ihre Ideen umzusetzen? Was müsste sich ändern?
Definitiv nicht. Junge Menschen brauchen mehr Förderung. Das Problem beginnt schon in der Schule: Man lernt kaum etwas fürs Leben, und es gibt keine individuelle Förderung. Später macht die Bürokratie viele gute Ideen zunichte. Ich habe mir am Anfang gewünscht, dass die Hürden für Gründer unter 18 Jahren einfacher wären. Heute sehe ich aber, dass es auch gut ist, wenn nur die wirklich Entschlossenen diesen Weg gehen, denn die Selbstständigkeit birgt Risiken, die man nicht unterschätzen darf.
Hast du manchmal das Gefühl, dass du etwas von deiner Kindheit verpasst hast?
Ehrlich gesagt, nein. Manche Kinder spielen super Fußball, andere sind gut im Zocken – ich habe meine Begabung gefunden und sie zu meinem Beruf gemacht. Mir fehlt nichts und ich hatte sowieso nie eine ‚klassische‘ Kindheit. Es macht mir Spaß, mein ‚Baby‘ wachsen zu sehen und mit ihm gemeinsam zu lernen.
Ein schneller Blick in die Zukunft – wo stehst du jetzt und was planst du noch?
Ich bin stolz auf das, was ich bisher erreicht habe, aber das ist erst der Anfang. Ich möchte weitere Projekte starten, wie die Eröffnung eines Clubs in Frankfurt und junge Unternehmer auf ihrer Reise unterstützen. Mein Ziel ist es, europaweit zu expandieren und mich mit neuen Ideen als Big Player zu etablieren. Außerdem teile ich meine Erfahrungen in meinem Podcast und freue mich darauf, mich persönlich weiterzuentwickeln.
Gründer*in der Woche: yoona.ai – für eine nachhaltige und effizientere Modeindustrie
Sie ist Designerin, Internet-Pionierin und Tech-Trendsetterin. Mit yoona.ai hat Anna Franziska Michel eine KI-basierte Softwarelösung zur Digitalisierung und Automatisierung von Designprozessen in der Fashion-Industrie entwickelt. Mehr dazu im Interview mit der Gründerin.
Yoona.ai wurde 2020 in Berlin gegründet. Wie bist du auf die Idee gekommen?
Ich bin selbst studierte Mode-Designerin und hatte mein eigenes Label. Während dieser Zeit ist mir schmerzlich bewusst geworden, dass meine Arbeit ineffizient ist – und dass Konsumenten den langen Prozess im Design nicht anerkennen, da er für Außenstehende nur schwer nachzuvollziehen ist.
Irgendwann erschien es mir sinnlos, einfach noch mehr und mehr Kleidung zu produzieren. Wozu auch? 100 Billionen Tonnen Kleidungsstücke werden weltweit pro Jahr sowie so schon auf den Markt geworfen! Und Konsumenten werfen ihre Kleidung oft schon nach kurzer Zeit einfach weg. Das macht noch einmal 4,3 Milliarden Tonnen „Modeabfall“ weltweit pro Jahr. Das ist das absolute Gegenteil von Nachhaltigkeit! Wie also könnte die Lösung aussehen? Die Antwort war für mich: Durch gezieltes und effizientes am Kunden orientierte Design, denn Produkte werden vielfach nicht mehr wertgeschätzt. Und genau das wollte ich ändern.
Welche Vision steckt hinter deinem Unternehmen?
Yoona.ai versteht sich als Disruptor und Innovator im Produktdesignprozess. Wir sind die Zukunft der Modeindustrie, die genau jetzt stattfindet. Das heißt, unsere Vision ist es, den Designprozess komplett zu digitalisieren und damit die Produktentwicklung und -produktion für so wichtige Marktteilnehmer wie S. Oliver, Adidas, Gerry Weber, Tom Tailor und sogar Nike zu revolutionieren. Wir entwickeln bereits Projekte mit PUMA und VAUDE. Wir glauben, dass die Modeindustrie in höchstem Maße digitalisiert werden sollte, um sie auf einen besseren, einen „grüneren“ Weg zu schicken – und yoona hat das Potenzial, die Lösung für jede Stufe dieser Wertschöpfungskette zu liefern.
Yoona.ai wird die digitale End-to-End-Lösung für die globale Design-Industrie werden, die in der Zukunft genutzt wird. Wir ebnen den Weg für eine kompromisslos nachhaltige und effizientere Modeindustrie und schließen damit die Lücke zwischen ökonomischen und nachhaltigen Zielen der Branche.
Wer ist die Zielgruppe?
Unsere Zielgruppe sind Firmen der Modebranche. Das können sowohl Mode-Unternehmen als auch Produktionsfirmen sein. Natürlich soll aber irgendwann jeder Designer die Möglichkeit haben, mit der Software zu arbeiten. Im Tool selbst können mehrere Personen eines Unternehmens agieren, wobei das nicht nur der Designer sein muss, sondern die KI kann vom Merchandiser bis hin zum Geschäftsführer genutzt werden, um zu sehen, welche Designs verkauft werden sollten, um einen höheren Umsatz zu erzielen. Denn Yoona lernt auch, welche Farben, Formen oder Designs beim Kunden besonders gut ankommen. Sprich: Produziert wird, was der Kunde will!
Aktuell entwickeln wir yoona.ai für einige große internationale Mode-Marken. Aber die Software ist skalierbar, so dass wir, nachdem wir die Fashion-Industrie erobert haben, planen, in die Bereiche Möbel, Automobil, FMCG und Verpackung zu wechseln. In der Tat kann jede Branche, die Design produziert, unsere Lösung nutzen.
Wie genau funktioniert yoona.ai?
Die Nutzung von yoona.ai ist einfach und intuitiv. Benutzer erstellen ein Profil in der heruntergeladenen App, laden verschiedene Designdaten wie Performance-Analysen, Bilder, technische Zeichnungen, Trends, Inspirationen, Moodboards usw. hoch – den Rest erledigt die Technik. Neuronale Netze analysieren alle Eingabe-, und bei Wunsch auch Trenddaten, was zu einer einzigartigen Bildausgabe führt. Diese Designs können dann direkt gespeichert werden. Es stehen digitale Design-Assistenten zur Verfügung – wie z.B. ein Farb-Assistent, ein Silhouetten-Assistent oder ein Grafik-Assistent. Da im Design Bildsprache wichtig ist, können Design-Entwürfe auch mit einem Klick in ein 3D-Design umgewandelt und in einer Augmented Reality begutachtet werden.
Yoona.ai kann aber auch noch anders genutzt werden: z.B. ist es auch möglich, sie einfach als Infotool zu sehen, welches direkt die von den Kunden gewünschten Designs für das Unternehmen vorschlägt. Denn durch die Verbindung von unternehmenseigenen Performance- und Trend-Daten mit den visuellen Design-Daten ist es möglich, einen Eindruck davon zu bekommen, was für die nächste Kollektion entworfen werden könnte, welche Farben für das Unternehmen erfolgreich sein werden oder welche Druck-Designs man nutzen sollte, um kunden- und erfolgsorientierte Designs zu erstellen.
Was unterscheidet dich von deinem Wettbewerb?
Unser Tool wurde von mir als Designerin für Designer*innen entwickelt. Darum versteht es die Schwierigkeiten im Kreationsprozess und bietet eine kuratierte Lösung an. So hilft yoona.ai Unternehmen, bis zu 80 Prozent der Zeit in der Entwurfs- und Kollektionsentwicklungsphase zu sparen und entsprechend die Kosten zu senken und Wegwerfprodukte oder eine Überproduktion zu vermeiden. Das alles funktioniert, weil wir die neuesten Technologien wie neuronale Netzwerke, 3D- und Augmented Reality in unsere Design-Software integriert haben. Das heißt, die Nutzer*innen können ihr Design erstellen, es in 3D-Bilder umwandeln und mit Augmented Reality projizieren. Es gibt keine vergleichbare End-to-End-Lösung auf der Welt!
Wer hat dich beim Unternehmsauf- und ausbau beraten bzw. unterstützt?
Ich habe viele tolle Menschen um mich herum. Zu meinen Beratern gehören Alexander Gedat (ehem. CEO Marc O´Polo), Martin Kronbügel (Creative Director PUMA), Daniel Manzke (former CTO Delivery Hero), Katia Yakovleva (Spotify), Tanja Bogumil (ehem. Kisura), Ben Gebien (Saatchi & Saatchi), Mohamed Omaizat (Senior Vice President Rocket Internet) und Ashish Kumar Mittal (Head of Product Management N26).
Was sind deine unternehmerischen Pläne – wo siehst du dich in fünf Jahren?
In fünf Jahren sehe ich yoona.ai als globalen Marktführer für digitales KI-basiertes Produktdesign. Yoona.ai wird für Design Optimierung stehen. Wie schon gesagt können wir uns auch vorstellen, in noch andere Design-Bereiche zu skalieren. Wir werden den Modeunternehmen ausreichend digitale Design-Assistenten zur Verfügung stellen können, die die Unternehmen in allen Designbereichen unterstützen können. Heute sind wir eine Innovation, doch in fünf Jahren wird die Arbeit mit yoona.ai zur Normalität gehören. Yoona.ai ist schon jetzt die Zukunft.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?
Um diese Frage zu beantworten, sage ich meistens: Never give up! Keep going! Heute, nach gefühlter Lösung von einer Millionen Challenges und 333 Meetings, würde ich sagen: Vergiss niemals dir auch Erholungsphasen einzuräumen! Allgemein rate ich: Denke positiv, gut gelaunt und lösungsorientiert! Habe keine Angst vor Iterationen! Gib nicht auf – der Weg ist steinig, aber Steine braucht man, um neue Wege zu bauen! Behalte immer deine Vision im Auge, damit du dich nicht in Kleinigkeiten verlierst!
Und ich kann hier eigentlich nur mit den Worten von Anna Wintour enden, die für mich immer eine große Inspiration war: „You are leading! Not following! You are driven by your heart, you are driven by your talent, you are driven by your instinct! And if you start to questioning and look what people are doing on the left of you or on the right of you, you will lose that clarity of thought! Own your decisions! Own who you are!“
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Gründer*in der Woche: ForSports – Trainieren wie die Profis
Das Team von ForSports hat eine einzigartige Technologie entwickelt, mit der man noch präziser und effizienter als bislang trainieren kann. Mehr dazu im Interview mit dem ForSports-CEO Marc Payer.
Wer sind die Köpfe hinter ForSports und wie bist du auf die Idee gekommen, ein neuartiges Trainingsgerät zu entwickeln?
Wir sind ein kleines, aber feines Team, bestehend aus Top-Ingenieuren, Technikern und einem ehemaligen Profisportler, die sich allesamt der Entwicklung eines innovativen Sportproduktes verschrieben haben. Ich war selbst viele Jahre im Amateurfußball mit dieser Thematik konfrontiert. Für Leistungstests musste man lange Anreisen in Kauf nehmen und die Testbatterien pro Athlet waren ebenfalls alles andere als billig. Da dachte ich mir, dass das auch anders gehen muss und habe nach einer Lösung gesucht, die die Tests direkt zu den Athleten und Vereinen bringt. Nach rund 4 Jahren Entwicklung und vielen Nächten in der Werkstatt stehen wir jetzt vor einem Trainingsgerät, welches die Leistung sichtbar und messbar macht und noch dazu einfach zu bedienen ist.
Und was genau verbirgt sich hinter eurer innovativen Technologie bzw. den ForSports Reaction Pads?
Innovation steht bei ForSports ganz oben. Mit unserem Trainingsgerät werden Koordination, Reaktion und Schnelligkeit spielerisch trainiert, analysiert und ausgewertet. In den meisten Sportarten sind Schnelligkeit, Koordination, Ausdauer und Reaktionsfähigkeit die Grundpfeiler für Erfolg. Im Profi-/Amateursport stehen Trainer und Betreuer zusätzlich vor der Herausforderung, das Training richtig auszuwerten und zu steuern. Vor allem auch für Kinder ist das Trainingsgerät ein optimales Tool, um sie in ihrer Entwicklung mit Spaß an der Bewegung zu unterstützen.
Ist es wirklich sinnig, ein Trainingskonzept für mehrere Sportarten zu entwickeln?
Vor allem für Kinder, bei denen sich die motorischen Fertigkeiten und Bewegungsprozesse im Aufbau befinden und noch am stärksten beeinflusst werden können, ist das ForSports Trainingsgerät ein optimales Tool, um sie in ihrer Entwicklung mit Spaß an der Bewegung zu unterstützen. Das optimale Alter für diese Veränderungen liegt zwischen dem 6. und dem 10. Lebensjahr. Durch unser hocheffektives Sport- & Gehirntraining können schnellere und größere taktische, koordinative und technische Fortschritte erzielt werden. Im Fokus steht dabei immer das spielerische Element, welches gewehrleisten soll, dass der Spaß nie zu kurz kommt. Durch ein breites Übungsspektrum wird das Training nicht monoton und die jungen Trainierenden, können über einen längeren Zeitraum sinnvoll beschäftigt werden.
Wie funktioniert das ForSports-Training?
Unsere Hardware besteht aus ausgeklügelten Sensoren die mittel eigens entwickelter Applikation gesteuert werden. Nach Durchführung der Übung wertet unsere Applikation automatisch alle Werte aus, präsentiert sie dem User graphisch und gibt weitere Trainingsempfehlungen ab, wo wir uns ganz klar von unseren Mitbewerbern abheben.
Einmal pro Woche und in Zukunft in regelmäßigeren Abständen werden ForSports-Spiele ausgetragen, bei denen sich die ForSports User in einem bestimmten Zeitraum miteinander im Wettkampfmodus messen können. Die Besten gewinnen Sachpreise und vor allem Gadgets innerhalb der Plattform. In Entwicklung befindlich ist, dass der persönliche Avatar seine Form verändert, bessere Sportkleidung bekommt, fitter wird und sich weiterentwickelt, ähnlich wie bei erfolgreichen Spielen wie „Pokemon“.
Wer sind eure Zielgruppen und Partner?
Unsere Zielgruppen sind allgemein Sportvereine, speziell Fußball Vereine, Trainer und Physiotherapeuten, Schulen (Turnunterricht), Nachwuchssportler, Hobbysportler sowie Amateur- und Hochleistungssportler.
ForSports wurde vom 1. FC Köln, Legia Warschau und dem Stade Francais Paris beim HYPE Sports Innovation Accelerator ausgewählt. In Österreich bestehen Partnerschaften u.a. mit der Fußballakadmie Burgenland, sowie dem Physiotherapeuten Sven Köhler, der unter anderen Handball Profi Estevana Polman mit ForSports-Geräten fit gemacht hat.
Wie habt ihr den Auf- und Ausbau eures Unternehmens finanziell gestemmt? Welche Unterstützung habe ihr euch hierbei bspw. von Investoren, Mentoren etc. gesichert?
Derzeit ist ein sechsstelliger Betrag in die Entwicklung mit eingeflossen, die durch Eigenmittel und Förderungen bis jetzt gestemmt werden konnten. Wir hoffen, dass wir in Zukunft auch Investoren für unsere Visionen begeistern können, da es durch Corona derzeit nicht leicht ist, in der Branche Fuß zu fassen. Mit Invest2Grow, dem Start-up-Programm von Gerold Wolfarth, hat ForSports außerdem Top-Mentoren an der Seite, die unseren Aufbau beschleunigen. Und mit dem HYPE Sports Innovation Accelerator und unseren neuen Partnern blicken wir somit sehr gespannt und zuversichtlich auf die kommenden Wochen.
Wie macht ihr auf euch und euer Produkt aufmerksam? Gibt es prominente Sportler*innen, die eure Methode nutzen?
Wir wurden mit dem „Victor2020“ – Österreichs Sport Business Preis – ausgezeichnet sowie im Rahmen des Innovationspreises Burgenland 2020 in der Kategorie „Kleine und mittlere Unternehmen“ prämiert und erhielten eine Auszeichnung bei der ISPO 2020. In den sozialen Medien wird intensiv über die ForSports-Produkte berichtet, und namhafte Sportler wie die Handballerin Estevana Polman trainieren regelmäßig mit unseren Produkten.
Was sind eure weiteren unternehmerischen Vorhaben?
Langfristig sehen wir uns in den Top-Sportvereinen der Welt im alltäglichen Training. Es würde uns ehren, wenn wir beispielsweise beim FC Barcelona, den New England Patriots oder den Montreal Canadiens ein kleines Stück zum Erfolg beitragen können. Aber genauso wünschen wir uns auch, dass wir in vielen Schulen, Amateurvereinen und von Hobby- und Leistungssportlern eingesetzt werden und insbesondere bei jungen Menschen den Drang zur Bewegung wecken können.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?
Dranbleiben: Oft braucht es länger als man geplant hat bzw. es sich wünscht (insbesondere wenn man mit Software und externen Entwicklern zu tun hat).
Präsent sein: Immer wieder bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen präsentieren, um im Gespräch zu bleiben. Man weiß nie, wer im Publikum sitzt.
Ausdauer haben: Um sich durchzusetzen, gehört auch das “Hackln wie ein Blöder” dazu. Im Gründerleben werden die Nächte kürzer und die Tage länger.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer*in der Woche: NumberX - die appbasierte Bezahlkarte
Claudio Wilhelmer und Matthias Seiderer bereiten mit ihrem Wiener Fintech-Start-up NumberX den Start einer appbasierten Mastercard nach dem Open-Banking-Prinzip vor – mehr dazu im Interview mit Claudio.
Wann und wie seid ihr beiden auf die Idee zu eurem gemeinsamen Business gekommen?
Wir haben die NumberX International GmbH gemeinsam gegründet. Matthias habe ich vor einigen Jahren in der Wiener Start-up-Szene kennengelernt und wir haben uns auf Anhieb super verstanden. Schlussendlich hat sich herausgestellt, dass wir nicht nur beide aus Tirol sondern auch noch aus demselben Bezirk kommen und sogar in derselben Gemeinde Teile unserer Kindheit bzw. Jugend verbracht haben. Nur haben uns unsere Wege bereits in frühen Jahren in andere Richtungen geführt. Nachdem wir uns dann in Wien zufällig über den Weg gelaufen sind, haben wir uns immer wieder ausgetauscht, Ideen besprochen und ausgearbeitet und letztendlich mitten in der Pandemie NumberX gegründet.
Und was habt ihr zuvor schon auf die unternehmerischen Beine gestellt?
Ich war schon immer unternehmerisch versiert. Parallel zum Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck habe ich in einer sehr frühen Phase an der Mobile-Payment-Lösung Bluecode mitarbeiten dürfen. Das war mein Einstieg in die Fintech-Welt. Danach bin ich zu Red Bull nach Salzburg gewechselt, habe im Anschluss selber gegründet, war in London bzw. Berlin für die Neobank Revolut tätig, und schlussendlich habe ich mich als Berater im Fintech-Bereich selbstständig gemacht. Das habe ich nun einige Jahre gemacht und viel gelernt.
NumberX ist ein Ergebnis all dieser Erfahrungen. Hier liegt nun mein Fokus darauf, das große Ganze zu sehen und in die Umsetzung zu bringen, also mitunter die Themen Operations, Marketing, Brand, Legal und Compliance zu verantworten. Der Fokus von Matthias liegt ganz klar auf den Bereichen Produktentwicklung und -design, Technologie sowie Security. Matthias war zuvor sieben Jahre bei Caeroscene und wechselte dann zum Wiener KI-Technologieunternehmen Anyline – in der ersten Phase als Mobile Engineer, später im Produktmanagement und zuletzt im Management mit Sales- und Marketing-Verantwortung. Als Gründer ergänzen wir uns also optimal.
Was waren dann die wichtigsten Steps von der Idee bis zum bevorstehenden Launch eurer Bezahlkarte?
Über die letzten Jahre haben wir gesehen, was es braucht, um ein solches Projekt aufzubauen. Vieles von unserer Arbeit fußt sicherlich auf der Erfahrung der Vorjahre und nicht zuletzt auf unserem Netzwerk. Wir haben uns die möglichen Partner angeschaut, den technischen Aufwand, die Regulatorik dahinter – schlussendlich immer mit dem Ziel, unser Produkt sinnvoll umsetzen zu können. Dazu haben wir viele Gespräche mit potenziellen Nutzer*innen geführt, unseren Case Investoren vorgestellt und schließlich mit diesem ganzen Backing gegründet. Mittlerweile ist die Produktentwicklung weit vorangeschritten und das Unternehmen wie auch das Team wächst. Der Großteil der Arbeit liegt aber noch vor uns, es ist wirklich eine spannende Aufgabe.
Das Besondere an eurer Karte ist das Open-Banking-Prinzip. Inwieweit unterscheidet ihr euch damit von anderen Anbietern und wo liegen die Vorteile?
NumberX ist die Finanzplattform, die für Endkunden das bewährte Alte mit dem innovativen Neuen verbindet, also ganz konkret die traditionelle Bankenwelt mit neuen Finanztechnologien. Neobanken haben eine tolle Benchmark in Bezug auf UI/UX geschaffen, aber nicht jeder Kunde will dort sein Bankkonto führen. Das Vertrauen ist weiterhin bei den klassischen Hausbanken und da setzen wir an. Wir verstehen uns als Zusatzservice zum bestehenden Bankkonto, damit Nutzer*innen ganz einfach Zugang zu einer modernen, appbasierten Bezahlkarte und weiteren Finanzservices erhalten - wie man es eben von Neobanken kennt. Im Grunde sind wir eine digitale Geldtasche und machen uns dazu das Thema Open Banking zunutze, ganz nach dem Motto: „Bleib gerne bei deiner Hausbank, aber hol’ dir von NumberX das Upgrade für dein Girokonto.“
Wie habt ihr die Startphase und damit auch euch selbst bislang finanziert?
Anfangs haben wir NumberX aus eigener Tasche finanziert und damit die Idee zum Konzept entwickelt und Feedback eingeholt, speziell von möglichen Nutzer*innen aber auch von Partnern. Der Finanztechnologie-Bereich ist ja stark reguliert und man muss schon recht früh wissen, unter welchen Bedingungen man so ein Produkt überhaupt umsetzen kann. Da müssen einerseits die Partner mitspielen, man muss es finanzieren können und schlussendlich muss es der Markt auch brauchen. Wir haben die Gespräche mit Investoren früh begonnen, dann recht schnell eine erste Finanzierung erhalten und uns Schritt für Schritt nach vorne gearbeitet.
Was sind eure weiteren unternehmerischen To Do's bis zum fertigen Produkt? Wann wird eure Karte im Einsatz sein?
Unser Start verlief sehr gut, derzeit haben wir bereits eine vierstellige Zahl an Interessent*innen auf der Warteliste für unsere kostenlose Beta-Phase. Ab April starten wir mit unserer Beta und werden dann die Plattform Schritt für Schritt öffnen. Unsere nächsten Schritte sind ganz klar: Team weiter aufbauen, Produkt zur Marktreife bringen und dann mit stetiger Innovation skalieren. Für die jetzige Phase ist es wichtig, Feedback direkt von interessierten Nutzer*innen zu bekommen, damit das Produkt den Erwartungen des Marktes gerecht wird.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Ich denke, man muss Unternehmertum leben, also wirklich atmen. Man hat das Privileg, zu gestalten, aber muss sich auch der Verantwortung stellen, vor allem gegenüber Nutzer*innen, seinem Team und Investoren. Dieses Risikos muss man sich auch ganz bewusst sein, denn Gründen ist wirklich eine Herausforderung mit vielen Ups und Downs. Es gibt keine normalen Arbeitszeiten und man ist permanent am Nachdenken. Aber wenn man der richtige Typ dafür ist, dann empfindet man das als positiven Stress, der einem sehr viel Kraft gibt. Das muss man wissen und wollen. Fehler macht man aber immer, das ist normal und auch wichtig. Man muss daraus lernen und generell auch konsequent bleiben, an seine Idee glauben, aber gleichzeitig auch Kritik verstehen und daraus lernen.
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Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer*in der Woche: bumpli - das magische Nachtlicht
Bumpli hat es sich zur Aufgabe gemacht, innovative und qualitativ hochwertige Produkte zu entwickeln, die das Leben von Eltern und Kindern verbessern. Das erste Produkt ist ein Nachtlicht für Kinderflaschen. Mehr dazu im Interview mit dem bumpli-Gründer Enis Ayari.
Wann und wie bist du auf die Idee zu bumpli gekommen?
Alles begann 2019, als meine Frau schwanger war. Ich war schon immer ein Tüftler, nun hatte ich aber eine völlig neue Welt, die sich mir eröffnet hat. Ich wollte ein sinnvolles Produkt für Kinder und jungen Eltern entwickeln. Etwas, was uns den Alltag erleichtert. Irgendwann wurde die Idee eines innovativen Nachtlichts immer konkreter. Mein Wunsch war es, ein Nachtlicht zu entwickeln, welches mehr konnte, als einfach nur Licht zu spenden. Es sollte handlich sein, intuitiv in der Bedienung und nicht zu grell, wie die meisten anderen Nachtlichter. So kam ich auf die Idee: Nachtlichter aus Silikon, die auf jede Kindertrinkflasche passt.
Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum ersten fertigen Produkt, dem Nachtlicht für Kinderflaschen?
Von der Idee bis zum ersten Prototypen hat es weniger als vier Wochen gedauert. Mit einem 3D Drucker habe ich diverse Modelle erstellt und mich mit Material und Haptik auseinandergesetzt. Um in die Serienproduktion zu gehen, benötigte ich lediglich ein halbes Jahr. In diesem Zeitraum habe ich mein E-Commerce-Business aufgebaut. Von Anfang an lag mein Fokus darauf, einen eigenen Online-Shop zu pflegen und das Produkt nicht nur über Amazon zu vertreiben.
Was ist das Besondere an dem Nachtlicht? Gibt es vergleichbare Produkte?
Allein ein Blick auf die Bewertungen und den Resonanzen zum bumpli Nachtlicht zeigen auf, dass das Produkt einzigartig ist. Auf dem Markt finden sich unzählige herkömmliche Nachtlichter. Anders als diese Lampen bringt unser Nachtlicht verschiedene Vorteile mit sich, die das Produkt zur Innovation machen: Im Handumdrehen verwandelt es jede handelsübliche Trinkflasche in ein angenehm leuchtendes Nachtlicht. Die LED-Einheit ist wiederaufladbar und hält über 100 Stunden. Außerdem lassen sich drei Leuchtstufen einstellen – je nachdem für welche Situation das Nachtlicht gerade verwendet wird. Durch die Anbringung an die Trinkflasche findet das Kind sein leuchtendes Fläschchen in der Nacht selbst und weckt nicht gleich Mama oder Papa, wenn es Durst hat. Das bumpli hat zudem den Vorteil, dass das Kind spielerisch lernt, selbstständig ausreichend zu trinken.
Für unsere Kunden ist das Produkt ein „Held der Nacht“. Das Nachtlicht ist der perfekte Begleiter für Kinder. Wenn sie Angst verspüren, nutzen sie ihre leuchtende Flasche intuitiv als griffbereite Orientierungshilfe in der Nacht. Auch Mütter und Väter erzählen uns von ihren Erfahrungen mit dem bumpli: Sie nutzen es gern als Lichtquelle beim Stillen oder zum Beispiel bei der Fläschchenzubereitung. Hierbei will man andere schlafende Familienmitglieder nicht aufwecken – eine sanft leuchtende Flasche eignet sich dafür ideal.
Wie hast du die Produktentwicklung und damit dein Unternehmen bislang finanziert?
Angefangen habe ich mit privatem Kapital, nachdem ich meine Bäckerei “Bäcker Günstig” abgegeben habe. Dort verkaufte ich Backwaren vom Vortag zu fairen Preisen, die sonst im Müll gelandet wären. 2019 und 2020 investierte ich über die KfW und der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IBSH) in mein StartUp bumpli, um Produkte bestellen zu können und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Das Unternehmen finanziert sich aber schon längst selbst. Wir haben sehr schnell den Break-Even Status erreicht.
Zurzeit hast du über Seedmatch eine Funding-Kampagne laufen. Was ist dein Ziel und was ist mit dem frischen Kapital geplant?
Mit der Seedmatch-Kampagne haben wir nun die Möglichkeit unser Ziel, in den europäischen und transatlantischen Markt zu expandieren, schneller zu erreichen. Mit dem Kapital werden wir unsere Bestände erweitern, neue Produkte releasen und damit beginnen, die internationalen Märkte mit geeigneten Maßnahmen, die den jeweiligen örtlichen Anforderungen gerecht werden, zu bespielen. Um hierfür die richtige Grundlage zu schaffen, werden wir unser Netzwerk erweitern, indem wir uns mit länderspezifischen Experten zusammenschließen. Dazu gehört es auch, die jeweiligen Zielgruppen zu spezifizieren und unser breites Marketing Know-how anzuwenden, um ähnlich wie im deutschsprachigen Raum bereits erfolgreich praktiziert, datengetrieben und analytisch mit effizienten Werbemaßnahmen Umsätze zu generieren.
Und was sind deine nächsten unternehmerischen Pläne? Sind neue Produkte in Sicht?
Wir haben gerade frisch ein neues Produkt auf den Markt gebracht: die bumpli® Lunchbox. In naher Zukunft werden wir immer wieder neue Produkte releasen, immer mit dem Gedanken, den Alltag von Familien zu erleichtern. Für uns ist auch das Segment der Textilien für Kinder interessant. Wir befinden uns stetig im Prozess, die Nachfrage in verschiedenen Produktkategorien zu analysieren, um Trends im Voraus zu erkennen und zur richtigen Zeit, wenn der Bedarf nach einer Produktlösung am Peak ist, diese effizient zu vermarkten.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Für mich ist ein Traum wahr geworden. Ich kann mit meiner Idee das Leben anderer Menschen erleichtern. Deshalb kann ich jedem und jeder nur raten: Wenn ihr eine Vision habt, wenn ihr eine gute Idee habt, dann glaubt an euch und lasst euch nicht ausreden, dass ihr es nicht schaffen könnt. Ich hatte viele Kritiker – auch aus dem engsten Kreis. Ich musste für meine Idee kämpfen. Heute glauben sie alle daran. Und genau das können wir alle schaffen – mit guten Ideen und mit einer gesunden Portion Naivität. Es ist aber auch wichtig, mit Niederlagen umgehen zu können. Sie sind die besten Learnings, um es bei der nächsten Möglichkeit besser machen zu können.
Das Interview führte Hans Luthardt
Gründer der Woche: Primal State - Biohacking
Ein bunt gemischtes Team aus Wissenschaftlern, Psychologen, Coaches und Alltags-Abenteurern – das verbirgt sich hinter der Berliner Primal State Performance GmbH und ihrer Vision: Biohacking.
Was ist Biohacking? Die Kunst und Wissenschaft, seine eigene Biologie zu entschlüsseln und so mit Freude die volle Kontrolle über seinen Körper und Geist zu erlangen. Was Primal State in diesem Kontext leistet, verrät uns Co-Founder Nicolas Martin im Interview.
Wann und wie bist du zusammen mit deinen Mitgründern Rafael Frenk und Janis Budde auf die Idee zu Primal State gekommen?
Die ursprüngliche Idee hatte Janis. Er hat auf Grund von gesundheitlichen Herausforderungen nach natürlichen Mitteln und Wegen gesucht, um sich besser zu fühlen. Seine Erfolge fasste er auf einem Blog zusammen. Das war so erfolgreich, dass sich die nächsten Schritte von selbst ergeben haben.
Was waren die wichtigsten Steps?
Vom Blog zu den ersten Produkten zur Plattform. Von Anfang an war das ganze Unternehmen ein Leidenschaftsprojekt, das nach und nach gewachsen ist. Es gab nicht „den einen Launch“ oder „das eine Produkt“. Mit der Zeit haben wir alle Unternehmensbereiche weiter aus eigener Kraft heraus professionalisiert. Mit 2.500 Euro Startkapital ist so ein Millionenunternehmen entstanden, das wir eigenständig und gebootstrapped aufgebaut haben.
Was ist das Besondere an Primal State, wie unterscheidet ihr euch vom Wettbewerb?
Die Inhalte von Primal State im Onlinemagazin werden von unserem wissenschaftlichen Beirat und unserem Redaktionsteam ausführlich recherchiert. So entsteht eine Plattform, auf der der Anwender spannende Inhalte als Podcast, leicht verdauliche Social Media Inhalte oder als Artikel verfolgen kann. Viele Produkte werden mit einem Videocoaching ausgeliefert, bei dem man nicht nur die optimale Anwendung des Produkts lernt, sondern gleichzeitig auch auf Entspannungsübungen, Anleitungen zur Optimierung der Schlafhygiene oder Tipps für Fokus-Phasen zurückgreifen kann.
Was bietet ihr über natürliches Smartfood hinaus – es geht euch ja letztlich um einen ganzheitlichen Lifestyle bzw. Biohacking?
Die Ganzheitlichkeit steht absolut im Vordergrund. Keine Fokus-Phasen ohne guten Schlaf, keine Entspannung ohne einen erfolgreichen Tag. Wir greifen nicht nur Themen wie Fitness und Bewegung sowie Ernährung auf, sondern beschäftigen uns auch mit geistiger Stärke und Mindfulness. Deswegen funktioniert unser Konzept auch so gut – weil es alle Lebensbereiche berücksichtigt, um energiegeladen durch den Tag zu gehen.
Wer ist eure Zielgruppe?
Unsere Zielgruppe ist überwiegend über 30, Frauen sind in der Käuferschaft etwas in der Überzahl. Generell zielen unsere Produkte aber auf Menschen ab, die sich selbst auf die Suche nach Lösungen machen und ambitioniert durch ihr Leben gehen – auf der Suche nach mehr Energie und Wohlbefinden, um ihre Ziele zu erreichen.
Vor Kurzem habt ihr per Crowdinvesting auf Seedmatch erfolgreich frisches Kapital eingesammelt. Was ist mit dem Geld geplant?
Im letzten Jahr konnten wir trotz Corona 50 Prozent Umsatz verzeichnen, lagen auf Platz 26 der schnellst wachsenden Start-ups in Deutschland, hatten Media Features bei RTL, Pro7 und der Welt und sind eine Kooperation mit dem Fraunhofer Institut eingegangen – das Ganze ohne Investoren. Nun wollen wir unsere ambitionierten Ziele weiter verfolgen und dabei Investoren über Seedmatch an unserem Erfolg teilhaben lassen. Wir werden die weiteren Aktivitäten stark ausweiten, den Verkauf über den Einzelhandel sowie Drogerien anstreben und Roll Outs in weitere Länder umsetzen. Außerdem planen wir eine digitale Coaching App, die Gewohnheiten wie Schlaf, Ernährung oder Bewegung trackt und durch eine künstliche Intelligenz Handlungsempfehlungen gibt - das Ganze in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut.
Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?
Ich glaube, das mit intrinsischer Motivation und Leidenschaft mehr möglich ist und man den Gründungs-Marathon einfacher durchstehen kann. Außerdem würde ich persönlich niemals ohne Mitgründer gründen, die einen erden oder pushen (je nach dem, was man gerade benötigt). Und: testen, testen, testen. Nichts muss im ersten Wurf perfekt sein, wenn man es danach kontinuierlich optimiert.
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Das Interview führte Hans Luthardt