partyguerilla: per Party-Sponsoring direkt an die begehrte Zielgruppe

Gründer der Woche, KW 38


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partyguerilla versorgt Studis auf deren Privatpartys mit kostenlosen Getränken und bietet damit Getränkeherstellern die Möglichkeit, so nah wie nur möglich an eine wichtige Zielgruppe zu kommen. Wie das pfiffige Business funktioniert, erklären die Gründer Patrick Häfner und Maximilian Hauck im Gründer-der-Woche-Interview:


Was genau ist eure Geschäftsidee bzw. Konzept?

Bei partyguerilla geht es darum, der Industrie einen Zugang in eine bisher werbefreie Zone zu geben, ohne dabei aufdringlich zu sein. Studenten freuen sich über kostenfreie Produkte und unsere Industriepartner sind mit seinen Produkten auf den besten privaten Studenten-Partys verfügbar. Eine Win-win Situation also.

Warum sind gerade Studenten eure Zielgruppe?

Markenentscheidungen fallen meist im jungen Alter. Habe ich mich zum Beispiel einmal für eine Biermarke entschieden, bin ich nur noch schwer umzustimmen. Deshalb sind Studenten als Trendsetter und Besserverdiener von morgen eine sehr interessante Zielgruppe.

Wer kann sich mit welcher Art von Party-Idee bei euch bewerben und wie lange muss er im Voraus planen?

Wir brauchen für eine WG-Party einen Vorlauf von 3 Tagen. Wobei das schon sehr knapp bemessen ist. Eine legendäre WG-Party wird meist etwas langfristiger organisiert. Da wir sehr viele Bewerbungen erhalten, ist es also ratsam, sich rechtzeitig zu bewerben.

Und was mach ihr dann vor Ort auf der Party? Produktpräsentation a la Tupperware?

Auf jeder Party, die wir unterstützen, ist ein Student Brand Manager von uns anwesend. Dieser dokumentiert mit einer Kamera die Produktplatzierung und Stimmung der Party. Unser Kunde kann sich so einen Eindruck verschaffen, in welchem Umfeld seine Produkte platziert wurden. Die Bilder werden allerdings nicht veröffentlicht. Er hat auch die Möglichkeit, sich in unserem Onlinetool die Produktfeedbacks der Partys anzuschauen.

2013 habt ihr in München angefangen. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Die Idee ist schon vor einigen Jahren entstanden. In der eigenen Studienzeit ist uns aufgefallen, dass man als Student relativ leicht an Sponsoring-Partner für Partys kommt. Diese Idee haben wir dann weiterentwickelt.


Und wie habt ihr eure Kunden von der Sponsoring-Idee überzeugen können? Klar ist, dass sich die Partygäste und vor allem die Gastgeber über das Sponsoring freuen.

Das war natürlich viel Arbeit, 2013 sind wir mit einem Testlauf in München gestartet, indem wir die Partys bestmöglich für unsere Kunden dokumentiert haben. Nach dem Testlauf konnten wir bereits erste Verträge abschließen.

Das Sponsoring reicht von Bier über Spirituosen bis hin zu Energy- und Softdrinks. Hat es besondere Gründe, dass ihr euch aus dem Foodbereich heraushaltet?

Wir haben den Fokus zuerst auf die wichtigsten Party-Produkte gelegt. In Kürze starten wir auch im Foodbereich mit weiteren Partnern (u.a Pizza.de).

2014 habt ihr den Rollout für ganz Deutschland geschafft. Ihr wart auf 1200 WG-Partys in den 34 größten deutschen Uni-Städten präsent. Wie groß ist euer Team heute und wie ist es aufgestellt?

Aktuell umfasst unser Team inkl. der Student Brand Manager bereits über 80 Personen. In unserem Münchner Office arbeiten wir aktuell mit einem Team von 16 Personen.

Was war die größte Party, die ihr bislang gesponsert habt?

Die größten Partys waren bis 200 Personen. Das sind allerdings Sonderfälle.

Und was war die verrückteste Party?

Da gibt es unzählige Geschichten. Am besten mal in unserem Party Blog nachlesen: www.partyguerilla.de/blog

Ihr plant den Start in Österreich. Wie weit ist es damit und was kommt danach?

Wir stecken mitten in den Vorbereitungen und werden zum Wintersemester in der Schweiz und in Österreich starten. Danach werden wir in weiteren europäischen Ländern ausrollen.

Welche Tipps gebt ihr anderen Gründern mit auf den Weg?

Selbstbewusst an seine Idee zu glauben und nicht gleich beim ersten Gegenwind umzufallen.


Das Interview führte Hans Luthardt

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NewSpace-Start-up TALOS und Max-Planck-Gesellschaft starten Wildlife-Tracking aus dem Weltraum

Das Münchner Start-up TALOS baut mit ICARUS 2.0 eine Flotte von mind. fünf Cube-Satelliten auf, um Tierbewegungen zu tracken; die Max-Planck-Gesellschaft erhält Zugriff auf Technologie und gesammelte Daten.

TALOS, das 2022 gegründete Münchner NewSpace-Start-up und Pionier in den Bereichen Wildlife-Tracking und IoT-Lösungen, hat einen vierjährigen Kooperationsvertrag mit der Max-Planck-Gesellschaft unterzeichnet, um ICARUS 2.0 zu starten: Die Partnerschaft definiert die nächste Generation der satellitengestützten Tierbeobachtung und erschließt so neue Möglichkeiten für globale Wissenschaft und Naturschutz. Das ursprüngliche ICARUS-System, das von der Internationalen Raumstation (ISS) aus betrieben wurde, hatte die Max-Planck-Gesellschaft zusammen mit der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos entwickelt. Als Folge des Ukraine-Krieges wurden jedoch alle bilateralen Forschungsprojekte mit Russland gestoppt, einschließlich ICARUS.

Nun wird ICARUS 2.0 aufgebaut, mit einem eigenen unabhängigen Flotte von mindestens fünf Cube-Satelliten im nahen Erdorbit (Low-Earth-Orbit, LEO). Das fortschrittliche System erlaubt eine hochpräzise Verfolgung von Tieren mit GPS-Genauigkeit. Es wird Forschern mindestens einmal täglich Updates zu Tierstandorten liefern. Sobald alle fünf Satelliten in Betrieb sind, sind bis zu fünf Updates pro Tag möglich. Zusätzlich zu den Standortdaten werden die an den Tieren befestigten fünf Gramm schweren Sender auch Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Druck und Beschleunigung messen und damit einen umfassenden Datensatz zur Unterstützung verschiedener Forschungsziele liefern.

Professor Martin Wikelski, Direktor am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie: „Unsere Zusammenarbeit setzt die Erfolgsgeschichte von ICARUS fort und ermöglicht es uns, bisher unbekannte Dimensionen im Tierverhalten und der globalen Biodiversität zu erforschen. ICARUS 2.0 wird ein entscheidendes Instrument zur Bewältigung von Umweltproblemen, Klimawandel, Naturschutz und der Verfolgung zoonotischer Krankheiten wie SARS, Vogelgrippe und dem West-Nil-Virus sein. Durch den Einsatz von Raumfahrt-Technologien sowie die Zusammenarbeit mit innovativen NewSpace-Start-ups profitiert die ICARUS-Initiative von schnelleren Entwicklungszyklen und breiteren Einsatzmöglichkeiten. So erweitern wir Reichweite und Wirkung der globalen wissenschaftlichen Forschung und Naturschutzbemühungen.“

Gregor Langer, CEO von TALOS, über die Partnerschaft: „ICARUS 2.0 ist ein Quantensprung für Wildlife-Tracking und Umweltwissenschaft. Gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft ermöglichen wir Wissenschaftlern weltweit, bisher undenkbare Einblicke in die Ökosysteme unseres Planeten und in die Bewegungen von Tieren zu gewinnen. Dank der zunehmenden Erschwinglichkeit von Raumfahrt-Technologien und Satelliten-Starts werden NewSpace-Start-ups wie TALOS zum Schlüssel beim Vorantreiben wissenschaftlicher Forschung. So unterstützen wir Forschungseinrichtungen weltweit, ganz konkrete Lösungen für unser Leben auf der Erde zu liefern.

ICARUS 2.0 plant, die Cube-Satelliten-Konstellation in mehreren Phasen zu starten. Der erste Satellit soll bereits im Herbst 2025 mit SpaceX 15 starten. Für den darauffolgenden Start wird aktuell die Nutzlast gebaut. Die Produktion des ersten Satelliten wird als Teil der SpaceX Transporter 16-Mission beginnen und soll bis Frühjahr 2026 fertiggestellt sei. Die vollständige Konstellation von fünf Satelliten soll bis Ende 2026 betriebsbereit sein.

Es gibt keine schlechten Zeiten für gute Ideen!

Welches sind die größten Hürden, die Gründer*innen und junge Start-ups aktuell zu meistern haben? Was muss jetzt an welcher Stelle geschehen, um unser Start-up-Ökosystem nachhaltig zu stärken?

Dazu im Interview: Prof. Dr. Tobias Kollmann – Entrepreneur, Inhaber des Lehrstuhls für Digital Business und Digital Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen sowie Speaker und Moderator für Digitale Transformation und Digital Leadership.


Welchen zentralen Herausforderungen haben sich Gründer*innen und junge Start-ups 2024 in Deutschland stellen müssen?

Nach dem stetigen Aufwärtstrend der letzten Jahre war das Jahr 2024 für viele junge Unternehmen in Deutschland eher durch eine Stagnation geprägt. Die durchschnittliche Anzahl an Mitarbeitenden pro Start-up ist gesunken, der Absatz stotterte im Zusammenhang mit einer lahmenden Konjunktur und die gesamtpolitische Unsicherheit beeinträchtigte das Finanzierungsumfeld für risikoreiche Ideen. Zudem sahen sich auch die Gründer*innen mit steigenden Betriebskosten konfrontiert, sei es durch Energiepreise, Löhne oder Softwarekosten. Auch der Fachkräftemangel war erneut ein Thema und gerade kleine Teams mussten kreative Lösungen finden, um qualifiziertes Personal zu gewinnen oder zu halten. Insgesamt war 2024 also eher ein Jahr der Konsolidierung und der Konzentration auf Effizienz und Profitabilität statt Marktwachstum.

Inwieweit hat sich die Lage des deutschen Start-up-Ökosystems dadurch verschlechtert?

Die Summe dieser Herausforderungen hat das deutsche Start-up-Ökosystem in seiner Dynamik etwas gebremst. Ohne dass es schon die genauen Zahlen für das Gesamtjahr gibt, waren es in 2024 gefühlt weniger Gründungen, mehr Insolvenzen und die Zahl der erfolgreichen Skalierungen ist zurückgegangen. Viele Start-ups mussten ihre Wachstumspläne reduzieren, da ihnen die finanziellen Mittel oder personellen Kapazitäten fehlten. Zudem zeigt sich, dass der internationale Wettbewerb für deutsche Start-ups, gerade auch in dem Zukunftsfeld der künstlichen Intelligenz, immer härter wird. DSGVO und der EU-AI-Act bremsen unsere Innovationsgeschwindigkeit, während die Konkurrenz aus den USA und Asien schon wieder die zentralen KI-Plattformen aufbauen, an denen wir dann nur noch schwer vorbeikommen werden. Die Geschichte scheint sich hier zu wiederholen.

Welche positiven Entwicklungen konnten Sie 2024 beobachten?

Trotz der genannten Schwierigkeiten gab es aber auch ermutigende Entwicklungen. Besonders hervorzuheben ist die zunehmende Bedeutung von Impact-Start-ups. Green Economy und Social Entrepreneurship haben 2024 die zugehörigen nachhaltigen und sozial-orientierten Geschäftsmodelle in den Fokus gerückt. Viele junge Unternehmen haben bzw. wollen innovative Lösungen entwickelt, um den Herausforderungen des Klimawandels und der gesellschaftlichen Ungleichheit zu begegnen. Das kann und muss man zwar begrüßen, nur müssen diese Lösungen auch wirtschaftlich tragbar sein und den Start-ups die Grundlage zum eigenen Überleben geben. Das wird sich noch ebenso zeigen müssen, wie die spannenden Impulse im DeepTech-Bereich. Wir haben eine starke Forschungslandschaft – wenn wir es schaffen, deren Ergebnisse in marktfähige Innovationen zu transformieren, ist das ein wertvolles Asset für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Damit zum Ausblick aufs neue Jahr: Was muss sich an welcher Stelle bewegen oder ändern, um weitere positive Entwicklungen in Gang zu setzen?

Laut dem Startup Monitor 2024 erwarten die Start-ups von der Politik, dass es Fortschritte bei der Digitalisierung der Verwaltung gibt und die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts vorangebracht wird, was u.a. auf die vereinfachte Beschäftigung von ausländischen Fachkräften abzielt. Ein Dauerbrenner ist aber auch weiterhin der Abbau von Bürokratie, damit sich die Start-ups mehr auf die Entwicklung ihrer Innovationen konzentrieren können. Ferner brauchen wir eine klare Überarbeitung und Vorgabe der Leitplanken aus der DSGVO und dem EU-AI-Act, um datenintensive Anwendungen und Entwicklungen für die künstliche Intelligenz auch in unseren Breitengraden zu etablieren. Gerade hier wird auch im Jahr 2025 eine zentrale Musik gespielt werden.

Wir brauchen zudem wieder eine ermutigende Förderpolitik, bei dem die Zuschüsse nicht wie zuletzt beim INVEST-Programm gekürzt, sondern erhöht werden. Wir brauchen steuerliche Anreize für die gemeinsame Entwicklung von Innovationen zwischen Start-ups und den großen Corporates.

Auch sollten wir endlich anerkennen, dass die Investitionen von Business Angels kein reines Privatvergnügen sind, sondern risikoreiche Investitionen in die Zukunft der Unternehmenslandschaft in Deutschland. Entsprechend sollten diese Investitionen in vollem Umfang vom Staat gespiegelt werden, um Anreize für die Mobilisierung dieses privaten Kapitals zu schaffen.

Wir brauchen aber auch einen Wandel bzw. Erkenntnisgewinn auf der Investorenseite, dass die ewige Suche nur nach dem einen vermeintlichen Unicorn nicht immer die einzig gewinnbringende Strategie für das Portfolio ist. Vielleicht sind Investitionen in die Horses, Cows und Zebras auch wertvoll und im Ausfallrisiko geringer und in den Renditen stabiler. Vielleicht sollte man hier also neben einem höher, schneller und weiter auch mal auf ein robuster, nachhaltiger und beständiger schauen.

Aber auch von den Gründer*innen wünsche ich mir einen resilienteren Umgang mit den Herausforderungen sowie die Bereitschaft, international zu denken und zu handeln. Die Generation Z kommt jetzt ins beste Gründungsalter und deren immer wieder unterstellte „Angst vor der Zukunft“ darf nicht zum Bremsklotz für die eigene Unternehmensgründung werden, sondern muss eher ein Antrieb sein, um diese unsichere Zukunft selbst zu gestalten.

Was wollen Sie Gründer*innen und jungen Start-ups für 2025 mit auf den Weg geben?

Auch für 2025 gilt: Es gibt keine schlechten Zeiten für gute Ideen! Innovation entsteht oft gerade in Zeiten der Unsicherheit oder sie können genau den Zeitgeist bedienen, der gerade gegeben ist. Wer also Risiken bewusst eingeht und sich auf kurzfristige Chancen und langfristige Werte konzentriert, kann weiterhin erfolgreich sein. Zudem sollten die Gründer*innen die vielfältigen Ressourcen nutzen, die auch das Start-up-Ökosystem in Deutschland zu bieten hat. Dabei braucht man keine Hemmungen zu haben, um auch um Hilfe oder Feedback zu bitten. Wir haben in Deutschland vielleicht gewisse Rahmenbedingungen, die nicht so start-up-freundlich sind wie in anderen Regionen der Welt, aber gemeinsam können und müssen wir wieder wirtschaftlich wachsen. Dafür brauchen wir gerade die Innovationen aus der Start-up-Szene! Auch wenn es woanders einfacher erscheint, nirgendwo ist es im Moment wichtiger als bei uns, ein neues Unternehmen zu gründen.

Danke, Prof. Kollmann, für Ihre Ein- und Ausblicke

Das Interview führte Hans Luthardt

vialytics: 8 Mio. Euro für intelligente Straßenmanagementsysteme

2018 gründeten Patrick Glaser, Achim Hoth und Danilo Jovicic-Albrecht ihr SaaS-Start-up vialytics und verfolgen seitdem mit ihren 100 Mitarbeitenden einen ambitionierten Wachstumskurs. Nächste Meilensteine sind das Erreichen der Gewinnzone und organisches Wachstum.

Vialytics, das international führende SaaS-Start-up für intelligente Straßenmanagementsysteme, sichert sich eine weitere Finanzierungsrunde. Insgesamt 8 Millionen Euro werden aufgelegt, mit Acton Capital als Lead Investor und weiterer Unterstützung der Bestandsinvestoren EnBW New Ventures, Statkraft Ventures und Scania Growth Capital.

Vialytics-CEO Patrick Glaser erklärt: „Es ist großartig, dass wir Acton Capital als neuen, starken Investor an unserer Seite haben. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit. Unser Ziel ist es, bis ins Jahr 2030 jeden Aspekt des ganzheitlichen Infrastrukturmanagements in einem System anzubieten und über 400.000 Straßenkilometer weltweit mit vialytics abzudecken. Diese Distanz entspricht ungefähr der Entfernung von der Erde zum Mond. Wir befinden uns auf einem vielversprechenden Weg.“

Mit vialytics können kommunale Straßen- und Tiefbauämter Straßenzustände und -inventar einfach und effizient per Smartphone-App im Vorbeifahren erfassen. Im Web-System werden dann alle notwendigen Maßnahmen zur Erhaltung und Unterhaltung der Straßen und Wege erfasst und geplant. „Vialytics bietet eine innovative Lösung, die fortschrittliche Bilderkennungsfunktionen mit moderner Software in einer ganzheitlichen Plattform für das Management von Straßeninfrastruktur vereint. Das Team hat bewiesen, dass es Kommunen in ganz Europa und den USA einen greifbaren Mehrwert bietet. Wir freuen uns darauf, vialytics auf dem weiteren Wachstumskurs zu unterstützen“, sagt Dominik Alvermann, Managing Partner bei Acton Capital. „Es gibt ein enormes Potenzial, den öffentlichen Sektor durch den Einsatz von guter Software und cleverer KI effizienter zu machen. Genau hier setzt vialytics an.“

Nach dem erfolgreichen Markteintritt in die USA im vergangenen Jahr will CEO Patrick Glaser mit seinen 100 Mitarbeitenden jetzt mit den neuen Mitteln die finanzielle Basis des Unternehmens stärken. Im nächsten Schritt soll vialytics in die stabile Gewinnzone gebracht werden und organisch wachsen. Das Kernprodukt der automatischen Straßenzustandserfassung werde stetig weiterentwickelt. Neue Funktionen, wie eine intelligente Haushaltsplanung oder die Erweiterung zur automatischen Schadensanalyse von Verkehrszeichen, sind jüngst implementiert worden.

Mithilfe der Smartphone-App werden komplexe Zustandsdaten generiert, die die integrierte künstliche Intelligenz (KI) auf Beschädigungen auswertet. Aus den Ergebnissen lassen sich im browserbasierten Web-System alle weiteren Abläufe zum Erhalt und Unterhalt der Infrastruktur planen und umsetzen. Statt Kommunikations-Wirrwarr mit Medienbrüchen bewegen sich alle beteiligten Ämter nun auf einer einzigen Plattform, mit der die erfassten Daten immer aktuell und in transparenten Prozessschritten verarbeitet werden.

Laut Angaben des Start-ups halten über 500 Kommunen in sieben Ländern ihre Straßen mit dem vialytics System instand. „Jede Bürgerin und jeder Bürger möchte in lebenswerten Städten und Gemeinden wohnen. Unser Straßenmanagementsystem hilft, Straßen effizienter zu verwalten und das meiste aus dem kommunalen Haushalt herauszuholen", erklärt Patrick Glaser. „Es gibt aktuell keine Software, die den kommunalen Anforderungen gerechter wird.“

OC&C Einzelhandelsindex 2024: Konsumverhalten im Wandel

Der Einzelhandelsindex des Beratungsunternehmens OC&C untersucht aktuelle Entwicklungen im Konsumverhalten deutscher Verbraucher*innen. Hier gibt’s die Ergebnisse auf einen Blick.

Basierend auf einer Befragung von über 4.600 Kund*innen stellt sich heraus: Während Preisbewusstsein und Produktqualität weiterhin im Fokus deutscher Konsumenten stehen, gewinnt zunehmend auch das Einkaufserlebnis an Bedeutung – insbesondere für jüngere Generationen.

Die Bedeutung von Preis-Leistung: Qualität im Fokus

Ähnlich wie in vergangenen Jahren bleiben die Deutschen preisbewusst. Für fast ein Drittel aller Kund*innen (32 %) ist der Preis der wichtigste Faktor beim Einkauf. 61% der Konsumenten berücksichtigen den Preis zumindest teilweise und nur für 6 % spielt der Preis bei Kaufentscheidungen keine Rolle.

Preis-Leistung setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen: Produktqualität steht für knapp drei Viertel der Deutschen (74 %) an erster Stelle, gefolgt von Langlebigkeit (63 %). Erst mit deutlichem Abstand folgen täglich niedrige Preise (40 %) und andere Preisangebotsformen.

Interessant ist hier auch die Veränderung gegenüber dem Vorjahr: Die Bedeutung der Produktqualität (+7,5 %) und Langlebigkeit (+4,1 %) hat deutlich zugenommen. Loyalitätsprogramme haben dagegen etwas an Priorität für die Kund*innen verloren (-5,2 %). Auch Nachhaltigkeit hat in diesem Jahr weiter an Bedeutung als Entscheidungskriterium verloren (-2,2 %).

Generationen im Wandel: Gen-Z setzt auf Spaß beim Einkauf

Im Generationenvergleich zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Generation Z (Jahrgänge ab ca. 1996) und älteren Generationen in Bezug auf ihre Konsumpräferenzen.

Besonders das Einkaufserlebnis spielt für die jüngere Zielgruppe eine entscheidende Rolle: Die Zahl der Gen Z-Befragten, die Spaß als Hauptgrund für ihren Einkauf bei einer Marke nannten, war fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Kund*innen.

Auch in Bezug auf das Vertrauen in Händler*innen – eines der wichtigsten Kriterien für den Kauf - zeigt sich ein klarer Wandel. Während klassische Faktoren wie zuverlässige Produkte (-15 %), faire Preise (-9 %) und transparente Kosten (-13 %) für Gen Z an Bedeutung verlieren, rücken Nachhaltigkeit (+14 %), Empfehlungen durch Freunde und Familie (+9 %) sowie Innovation (+9 %) stärker in den Fokus.

Fünf Schlüssel zur Zukunft des Tech-Standorts Deutschland

„Deutschland steht an einem Scheideweg“, konstatiert Business Angel des Jahres Carsten Kraus und benennt fünf zentrale Hindernisse, die unsere Innovationskraft gefährden und fordert mutige Investitionen und smarte Regulierung.

Carsten Kraus ist Serial Entrepreneur, KI-Experte, Business Angel des Jahres und Mitglied des Forbes Technology Council. Kraus startete 2021 mit dem Angel Investing, blickt auf insgesamt 18 Investments zurück und unterstützt aktuell 11 Start-ups – darunter auch seine eigene Gründung Casablanca.ai, die mittels KI den natürlichen Blickkontakt in Videocalls wiederherstellt. Er setzt sich dafür ein, die Chancen von KI zu nutzen und vielversprechende Start-ups zu fördern, denn er ist davon überzeugt, dass neue Technologien Wert für Unternehmen und Menschen zugleich stiften. Kraus warnt vor Blockaden, die durch Abwanderung von Start-ups, fehlende Infrastruktur oder überregulierende Gesetze entstehen könnten, und fordert gezielte Maßnahmen, um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

„Deutschland steht an einem Scheideweg,“ sagt Carsten Kraus. „Wir haben das Potenzial, ein global führender Innovationsstandort zu bleiben – aber nur, wenn wir mutig investieren und gleichzeitig ein Umfeld schaffen, in dem Regulierung die Innovation nicht hemmt.“

Als KI-Experte, Seriengründer und Investor kennt Kraus die Herausforderungen aus erster Hand. Er benennt fünf zentrale Hindernisse, die Deutschlands Innovationskraft gefährden:

1. Entwicklung eigener Large Language Models (LLMs)

„Die Abwanderung von KI-Start-ups ins Ausland ist ein alarmierendes Signal,“ warnt Kraus. Large Language Modells (LMMs) – die Basis moderner KI – müssen in Europa entwickelt werden, um demokratische und kulturelle Werte zu bewahren. „Modelle aus den USA oder China tragen deren Weltanschauungen. Europa benötigt eigene Technologien, um kulturelle Eigenständigkeit zu gewährleisten.“ Er setzt sich dafür ein, Anreize für Start-ups zu schaffen, die an solchen Technologien arbeiten, um die Abwanderung ins Ausland zu verhindern.

2. Investitionen in Infrastruktur und Start-ups

Kraus kritisiert, dass Deutschlands technologische Basis hinterherhinkt: „Der erste europäische KI-Supercomputer steht in Finnland, nicht im wirtschaftsstärksten Land Europas. Um Deutschland als attraktiven KI-Standort zu positionieren, braucht es Investitionen in vergleichbare Leuchtturmprojekte.” Er betont: Ohne Investitionen kann Deutschland keine Vorreiterrolle einnehmen – nicht nur bei High-Tech, sondern in allen Branchen. KI wird als Querschnittstechnologie Effizienzgewinne in allen Prozessen der Wertschöpfungskette und in sämtlichen Branchen schaffen. Wer dieses Potenzial nicht nutzt, wird langfristig kein Weltmarktführer bleiben. Wir müssen Innovation aktiv fördern, um nicht abgehängt zu werden.

3. Überwindung der Neidkultur und positive Narrative

Deutschlands Start-up-Ökosystem leidet unter einer ungünstigen Mischung aus Missgunst und übertriebenen Hypes. „Wir erleben oft, wie junge Unternehmen zu schnell in den medialen Fokus geraten, ohne ihre Potenziale vollständig unter Beweis stellen zu können,“ erklärt Kraus. Sobald der Hype abflacht, kippt die Stimmung schnell ins Negative. „Diese extreme Dynamik schadet Gründerinnen und Gründern und untergräbt das Vertrauen in Innovation.“ Kraus fordert eine realistische und konstruktive Kultur: „Wir müssen Erfolgsgeschichten feiern, Gründerinnen und Gründer langfristig begleiten und ihnen den Raum geben, ihre Visionen nachhaltig umzusetzen.“

4. Ausgewogene Berichterstattung

Kraus betont, wie wichtig es ist, Start-ups und Technologien differenziert und mit dem notwendigen Know-how zu betrachten. Er ruft dazu auf, den Dialog zu suchen – beispielsweise über Hintergrundgespräche mit Expert*innen. „Clickbaiting und vorschnelle Urteile bringen kurzfristige Aufmerksamkeit, können aber langfristig innovative Unternehmen gefährden.“ Kraus nutzt aktiv seinen LinkedIn-Account, um Missverständnisse richtigzustellen, seine Einschätzungen zu Technologien zu teilen und für einen fairen Umgang mit Innovationen zu werben. „Wir müssen Berichterstattung nutzen, um Innovation zu fördern, statt sie durch Sensationalismus zu hemmen.“

5. Verantwortungsvoller Umgang mit dem AI Act

Carsten Kraus bringt nicht nur seine Erfahrung als KI-Pionier mit 25 angemeldeten Patenten ein, sondern auch seine Perspektive als Unternehmer. Er sieht den AI Act als wichtigen Versuch, KI verantwortungsvoll zu regulieren, warnt jedoch vor unbeabsichtigten Folgen: „Der AI Act könnte den Mittelstand dazu bewegen, auf den Einsatz von KI zu verzichten, um das Risiko hoher Strafen zu vermeiden – ähnlich wie bei der DSGVO.“ Dies würde nicht nur die Innovationskraft blockieren, sondern auch Europas Wettbewerbsfähigkeit gefährden. „Wir brauchen eine Regulierung, die Sicherheit bietet, ohne Innovation zu ersticken. Wenn Unternehmen Technologien nicht nutzen, verlieren wir im globalen Wettbewerb und behindern unsere eigene wirtschaftliche Entwicklung,“ betont Kraus. Sein Ziel ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Fortschritt fördern, statt ihn zu hemmen.

„Unsere Zukunft hängt davon ab, wie mutig wir investieren und wie klug wir mit den Maßgaben von Regulierungen umgehen. Künstliche Intelligenz ist der Schlüssel zur Sicherung unserer Wettbewerbsfähigkeit und zur Gestaltung einer resilienten, zukunftsorientierten Gesellschaft", fasst Kraus zusammen. Mit seinem Engagement setzt er nicht nur Maßstäbe für den Technologiestandort Deutschland, sondern gibt Start-ups, Investor*innen und politischen Entscheidungsträger*innen eine klare Richtung vor.

Gründer*in der Woche: Upvisit - willkommen in der phygitalen Welt

2022 gründeten Katharina Aguilar und Alicia Sophia Hinon ihr Start-up UpVisit mit der klaren Vision: die Verschmelzung der digitalen und analogen Welt zu einer neuen Realität.

Wo sich vor zehn, zwanzig Jahren noch die Massen tummelten, herrscht heutzutage oft gähnende Leere. Die Rede ist von den deutschen Innenstädten. Der Besucher*innenrückgang war schleichend, ist jedoch zu jeder Zeit spürbar. Ladenbesitzer*innen konkurrieren nicht mehr nur mit den Angeboten in ihrer Straße, sondern auch mit weltweiten Anbieter*innen im Internet. Bereits 60 Prozent aller Interaktionen finden online statt. Die Realität ist, dass das Handy mittlerweile unser ständiger Begleiter ist, ob im Supermarkt, auf Veranstaltungen, im Restaurant oder im Museum. Das Resultat: sterbende Innenstädte. Katharina Aguilar und Alicia Sophia Hinon wollen diesen Trend rückgängig machen und einen neuen etablieren: die phygitale (physische + digitale) Erlebniswelt.

Herzdruckmassage für stationäre Orte

Zu diesem Zweck gründeten sie UpVisit, eine Plattform, die es stationären Orten unabhängig von ihrer Größe, Kapazität und ihrem Budget ermöglicht, ihren Besucher*innen digitale Erlebnisse vor Ort anzubieten und so auch einen echten Mehrwert zu schaffen. Dabei bedient das Start-up ein breitgefächertes Kund*innenportfolio, bestehend aus Messen, Festivals, Events, Geschäften im Einzelhandel oder auch Kultureinrichtungen. Die Plattform bietet jeder Branche eine Lösung für die eigenen Bedürfnisse. Die Endnutzer*innen bekommen ein umfangreiches Angebot an verschiedensten Aktivitäten, Geschäften und Erlebnissen präsentiert. Das Ergebnis: mehr Sichtbarkeit und Kund*innen für die Anbieter*innen, mehr Interaktion und Experience für die Besucher*innen. Eine Win-win-Situation.

Alicia Sophia und Katharina bieten diesen stationären Orten mit UpVisit eine Plattform, auf der sie in nur wenigen Tagen eigene maßgeschneiderte digitale Inhalte erstellen können. Das Angebot reicht von Texten und Bildern bis hin zu 3D-Grundrissen, Audioguides, Videos und auch Challenges, die Besucher*innen dann in der App absolvieren können. Der Kreativität scheinen keine Grenzen gesetzt. Schon dieses Jahr will das Team das Angebot weiter ausbauen und auch neue Umsatzströme innerhalb der App ermöglichen.

Vom Großevent in jede Gasse

Wie für jedes frisch gegründete Unternehmen in der Plattform­ökonomie war die größte Herausforderung von UpVisit, Nutzer*innen auf die App zu bekommen. Aktive User*innen sind die wichtigste Kennzahl, wenn es darum geht, neue Kund*innen zu gewinnen. Zeitgleich erwarten User*innen natürlich ein vielfältiges Angebot auf der App. Erste kleinere Kund*innen gewann das Team schnell. Das erste Onboarding führten sie im September 2022 für die Alte Drostei Papenburg durch. So wuchs die App seit Tag eins stetig.

„Es kam schnell der Punkt, an dem wir gemerkt haben, dass wir sehr schnell mehr App-Downloads und ein attraktiveres Angebot brauchen. Wir haben eine Liste an absoluten Traumkund*innen, wie zum Beispiel die Messe Stuttgart. Also haben wir uns gefragt, wieso wir die Strategie nicht einfach umdrehen. Wenn wir die Messe Stuttgart und andere Großevents als Kund*innen gewinnen würden, hätten wir auf einen Schlag eine Welle neuer Nutzer*innen. Wenn wir quasi vorhersagen können, dass in Woche x Tausende, wenn nicht Millionen die App öffnen werden, haben wir ein starkes Argument, um weitere Unternehmen zu überzeugen“, erklärt Katharina.

Gesagt, getan. UpVisit hat die Messe Stuttgart für sich gewonnen. Erstmals wurde die App auf der diesjährigen Finanzmesse Invest eingesetzt. Und das mit vollem Erfolg, denn die Erwartungen und Ziele wurden übertroffen: 65 Prozent der über 13.000 Besucher*innen luden die App herunter und 30 Prozent nutzten den Guide aus der Hosentasche in vollem Umfang, um vor Ort an einer Tour über das Gelände teilzunehmen, Informationen zu den Aussteller*innen abzurufen oder sich aus den über 250 Programmpunkten einen persönlichen Zeitplan zu erstellen. Damit wurden die branchenüblichen Spitzenwerte für die Interaktion mit Apps auf Messen in den Schatten gestellt.

Die Invest war nicht das erste Event, das UpVisit transformierte. Anfang des Jahres führten die Gründerinnen während des Weltwirtschaftsforums in Davos durch das AI House. Der jüngste Erfolg war die Kieler Woche. Mehr als 45.000 Besucher*innen haben über eine Million Mal mit der UpVisit-App interagiert. Anhand dieser Zahlen lässt sich relativ leicht feststellen, dass die Strategie genau richtig war. „Die digitale Transformation ist ein fortlaufender Prozess, und wir sind entschlossen, weiterhin an vorderster Front dabei zu sein. Zusammen mit den Veranstaltern werden wir das Angebot weiter anpassen und erweitern, damit wir für die Besucher*innen immer größere Mehrwerte schaffen“, sagt Katharina.

Von NoVisit zu UpVisit

Auch bei den App-User*innen kommt das Start-up gut an. UpVisit verzeichnet Aktivierungsraten von bis zu 50 Prozent vor Ort und einer Conversion von App-Nutzer*innen zur Landingpage der Anbieter*innen von 15 Prozent. Bis Jahresende will man eine Million aktive User*innen für sich gewonnen haben. Insbesondere im Bereich der stationären Orte, wie zum Beispiel Messen, Geschäfte, Kultureinrichtungen und öffentliche Plätz, bleiben viele Möglichkeiten in puncto Technologie ungenutzt. Die traditionelle Ausrichtung vieler Institutionen führt dazu, dass Deutschland im internationalen Vergleich hinterherhinkt. Dadurch gehen wertvolle Chancen verloren, die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit dieser Orte zu steigern. Ohne Technologien zur Bereicherung und Aktivierung des Erlebnisses werden diese Orte weiter an Relevanz verlieren und im Wettbewerb mit Online-Angeboten komplett zurückfallen, im Worst Case bis zur kompletten Schließung. Und so wird auch ein großer Teil unserer Kultur zerstört.

„Die Herausforderungen der digitalen Transformation sind vielfältig und erfordern eine klare Ausrichtung auf den Menschen und die Technik. Es ist an der Zeit, dass Deutschland die Möglichkeiten der Technologie ausschöpft, um Städte zukunftsfähig zu machen“, erklärt Alicia Sophia.

Wenn nicht jetzt, dann nie

Gestartet sind Katharina und Alicia Sophia im Mai 2022. Alicia Sophia war als Serien-Digitalgründerin nach ihrer Spitzenkandidatur der Klimaliste Berlin auf der Suche nach einer Idee, die unsere Welt wirklich besser macht. Katharina, der kreative Kopf hinter UpVisit, war damals bereits Agenturgründerin für Kund*innen aus Handel und Kultur. Sie hatte die Idee zu UpVisit bei der Arbeit. Ihre Innovationsagentur 7places entwickelte digitale Konzepte für Shops, Museen, Kultureinrichtungen sowie Tourismusbüros und setzte diese um. Eines war klar: Alle, egal ob Museum oder Einzelhandel, hatten ähnliche Herausforderungen und benötigten eine einheitliche, aber individualisierbare Lösung.

In einer von Männern dominierten Tech-Branche vereinten Katharina und Alicia Sophia ihre Kräfte und beschlossen, die Zukunft stationärer Orte selbst in die Hand zu nehmen. Für die Gründerinnen stand fest: wenn nicht jetzt, dann nie. Mit geballter Frauenpower und einer klaren Vision von interak­tiven bzw. phygitalen Erlebnissen setzten sie ihre Idee in die Tat um und sind mit ihrem Team, das mittlerweile auf vierzehn Mitarbeitende angewachsen und in Stuttgart beheimatet ist, auf Erfolgskurs.

Gründer*in der Woche: Anue – per perfect Match zum Studium

Das Berliner Start-up Anue ist angetreten, um angehende Studierende in nur zehn Minuten mit dem idealen Studienangebot zu matchen.

Angesichts der hohen Studienabbruchquoten in Deutschland stellt sich die Frage: Wie können angehende Studierende besser unterstützt werden? Das Berliner Start-up Anue hat eine Lösung entwickelt: Mit einem innovativen Matching-System finden angehende Studierende in nur zehn Minuten das für sie ideale Studienangebot in Deutschland.

Wie kann das funktionieren? Die Anue-Plattform durchforstet dabei die mehr als 26.000 Studienangebote in Deutschland. Entsprechend erscheint Nutzer*innen, bevor sie mit dem Fragebogen starten, über dem ersten Textfeld der Hinweis: 26.100 verbleibende Matches. Mit jeder beantworteten Frage reduziert sich die Zahl der Auswahlmöglichkeiten, und die Nutzer*innen kommen ihrem perfekten „Match“ näher. Der Fragebogen beginnt mit der Kategorie „Was und Wie?“:

Die Plattform stellt Fragen zum Schulabschluss, dem gewünschten Studienbeginn oder der Abiturnote. Anschließend folgen Fragen zur Umgebung (bevorzugt man eine ländliche Umgebung oder eine Großstadt), zum Standort (u.a. ob ein Ort mit viel oder wenig Nachtleben bevorzugt wird), sowie Fragen zur finanziellen Situation (z.B. wie viel Geld für die Miete zur Verfügung steht).

Der Prozess dauert etwa zehn Minuten. Sobald alles ausgefüllt ist, erhält man eine Übersicht der „Matches“ – inklusive des „besten Matches“, also des am besten passenden Studienangebots in Deutschland, maßgeschneidert auf die im Fragebogen angegebenen Präferenzen. Anue bereitet die Nutzer*innen anschließend auf die Bewerbung vor, erstellt Checklisten und Deadlines und begleitet sie bis auf das Bewerbungsportal der Hochschule.

Mehr Licht in den Uni-Dschungel

„Mit Anue machen wir den Unterschied und sorgen dafür, dass junge Menschen die bestmögliche Entscheidung für ihre Zukunft treffen – ohne endlose Pro- und Contra-Listen, ohne Zweifel“, sagt Gründer Marvin Zornig. Er ist der Kopf hinter der Plattform. Wie kam er zu dieser Idee? 2020 saß der damals 29-Jährige an seiner Masterarbeit für einen Marketing-Master an der Universität St. Gallen, während seine Partnerin nach einem passenden Masterstudiengang in Psychologie suchte.

Zehn Tage quälte sie sich, so beschreibt es Marvin, durch ein scheinbar unendliches Angebot – und kam ihrer Entscheidung keinen Schritt näher. Neugierig geworden, recherchierte

Marvin die Anzahl aller Masterstudiengänge in Psychologie in Deutschland: 334 Optionen gab es zu diesem Zeitpunkt. Kein Wunder, dass einem das die finale Wahl erschwert, dachte Marvin, und beschloss, einen effizienten Weg für Menschen zu finden, die zwar wissen, was sie studieren möchten, aber nicht wissen, wann, wie und vor allem wo. Also gründete er Anue.

Zum Traumstudium in der Traumstadt

Monatelang recherchierte Marvin Daten zu deutschen Hochschulen und deren Standorten und trug die Informationen händisch in Tabellen ein. Mehr als eine Million Datenpunkte sammelte er, um alle Bedürfnisse angehender Studierender, die seine Plattform nutzen werden, abzudecken. Die Vielfalt an Daten ermöglichte letztlich die Genauigkeit des perfekten Matches. Dann baute er die erste Version seiner Plattform, die auf einem Matching-Prinzip basiert. „Wie Dating-Apps, nur matchen wir Nutzer*innen nicht mit einem nächsten Date, sondern mit ihrem Traumstudium in ihrer Traumstadt“, sagt Marvin. Wie wichtig der Standort einer Hochschule bei der Wahl des Stu­diums ist, weiß der Gründer: Ein Viertel aller Studien­ab­brecher*innen gab 2021 in einer Studierendenbefragung in Deutschland an, ihr Studium wegen des Umfeldes abgebrochen zu haben – eine Statistik, die für Marvin besonders relevant ist.

Kein pay-to-play

Seinen ersten Durchbruch hatte Marvin im Jahr 2022, als es zur ersten Partnerschaft mit der Hochschule Fresenius kam. „Für Universitäten ist es besonders attraktiv, auf einer Plattform wie Anue präsent zu sein. Wir können garantieren, dass die Bewerber*innen, die sich via Anue an einer Hochschule bewerben, auch wirklich passend sind. Es gibt auf Anue kein ,pay-to-play‘ – man kann als Hochschule also kein Geld zahlen, um besser im Matching gelistet zu sein“, so das Credo des Gründers.

„So machen das aber viele andere Plattformen: Nutzer*innen bekommen Hochschulen empfohlen, die der Plattform am meisten Geld einbringen. Das hilft weder Studieninteressierten noch Hochschulen – und ist auch völlig konträr zur Philo­sophie von Anue“, verrät Marvin. Neben der Hochschule Fresenius zählen heute auch weitere Hochschulen zu seinen Partner*innen, darunter die IU, EBZ Business School und die Hochschule Macromedia.

Für Marvin ist Anue mehr als nur ein Schlüssel zum Traumstudium: Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sei die hohe Studienabbrecherquote in Deutschland alarmierend. So brechen jedes Jahr 135.000 Bachelor-Studierende ihr Studium ab, was unter anderem eine ‚massive Verschwendung‘ von 250 Millionen produktiven Arbeitsstunden für den deutschen Arbeitsmarkt darstelle. „Wir können es uns nicht leisten, dass junge Menschen falsche Entscheidungen treffen und darunter ihr ganzes Leben leiden“, so Marvin. Schließlich zeigen Stu­dien, dass Studienabbrecher*innen auf lange Sicht 5,9 Prozent weniger Einkommen erzielen als diejenigen, die direkt nach dem Abitur in eine Ausbildung starten.

Auch nicht-akademische Ausbildungswege im Fokus

Aktuell hilft das Start-up bei der Wahl des richtigen Studienangebots, doch Marvin Zornig weiß, dass die Herausforderungen für junge Studierende damit nicht enden. Wie finanziert man sein Studium? Welche Job-Möglichkeiten gibt es? Wo findet man in den wenigen Monaten zwischen Immatrikulation und Studienbeginn eine Wohnung – in einer Stadt, die man vielleicht noch nicht kennt? Anue soll bald auch diese Fragen beantworten – und darüber hinaus nicht nur akademische, sondern auch nicht-akademische Ausbildungswege erschließen. Denn das Unternehmen plant künftig auch Ausbildungsberufe mit einem innovativen, inhaltlichen Matching in das Angebot zu integrieren, um die Studien- und Berufswahl noch zielgerichteter zu gestalten.

Marvin Zornig möchte die Art und Weise revolutionieren, wie junge Menschen ins Erwachsenenleben einsteigen. Nach vier Jahren als Solo-Gründer hat er dafür jetzt ein Team aufgebaut, das ihn dabei unterstützt – und ist seinem Ziel, für jeden Menschen den richtigen Bildungsweg zu finden, einen großen Schritt näher.

Start-up-Guide: Uni Hohenheim veröffentlicht Handbuch für Gründer*innen

Das Open-Access-Buch „Mastering Your Entrepreneurial Journey“ bietet wissenschaftsbasierte Methoden und Praxisbeispiele für alle Schritte der Gründungsreise – in Buchform oder als kostenloser Download.

Von der ersten Business-Idee bis zum Umgang mit Rückschlägen

Das Buch „Mastering Your Entrepreneurial Journey“ bietet Gründungsinteressierten das nötige Handwerkszeug für den Weg zum eigenen Start-up. Anhand echter Beispiele und Gründungsgeschichten vermittelt das Team des InnoGreenhouse der Universität Hohenheim in Stuttgart darin wissenschaftsbasierte Instrumente für alle Schritte der Gründungsreise. Das InnoGreenhouse unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Kuckertz und Prof. Dr. Bernd Ebersberger unterstützt Studierende und Forschende der Universität Hohenheim seit vier Jahren bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen. In dem Guide teilen die Expert*innen erstmals ihr Fakten- und Methodenwissen aus Gründungsforschung und -förderung in Buchform.

„Evidenzbasiert, aber nicht trocken-akademisch“, so beschreibt Prof. Kuckertz den Stil des neuen Buchs „Mastering Your Entrepreneurial Journey“. Die Idee für das Buch sei aus der jahrelangen Arbeit mit Start-ups und Gründungsinteressierten entstanden, so Prof. Dr. Kuckertz „Zu unseren Beratungen im InnoGreenhouse kommen Gründungsinteressierte aus allen Disziplinen der Uni Hohenheim zusammen. Das sind hochkompetente Menschen. Doch vor allem Natur- und Agrarwissenschaftler*innen fehlt häufig das wirtschaftliche Know-how, um innovativen Ideen erfolgreich umzusetzen.“

Dieses Problem lösen er und sein Team: „Ursprünglich wollten wir eine Art Starter-Paket mit nützlicher Literatur zusammenstellen. Dann haben wir aber schnell gemerkt: Das können wir selbst noch besser.“

Fakten- und Methodenwissen in Kombination mit echten Gründungsstorys

Das Ergebnis: „Ein Guide für die Anfangsphase des Gründens, der einerseits auf harter Evidenz und Fakten basiert, andererseits aber auch nützliche Strategien und Anekdoten aus der Gründungsszene bietet“, so Prof. Ebersberger. Jedes der Kapitel gebe Einblick in erfolgreiche oder weniger erfolgreiche Gründungsgeschichten. Die jeweiligen Anekdoten seien mit einzelnen Methoden und Tipps zum Gründen verknüpft: „Wir erklären zum Beispiel anhand einer studentischen Idee für eine Dating-App, warum es wichtig ist, nicht zu schnell in die Umsetzung zu springen – und wie man testet, ob ein Produkt auf dem Markt überhaupt eine Chance hat“, so Prof. Ebersberger.

Handwerkszeug für jeden Step der Gründungsreise

„Durch die langjährige Arbeit mit Start-ups an der Uni Hohenheim wissen wir, welche typischen Fehler Gründende in der Anfangsphase machen. Zum Beispiel hören wir im InnoGreenhouse immer wieder von Studierenden, dass sie gründen möchten, um reich zu werden. Beim Gründen geht es aber vor allem darum, ein relevantes Problem zu lösen. Das ist vielen gar nicht bewusst“, führt Prof. Ebersberger aus.

Hier setzt das Open-Access-Buch an: Vom Entwickeln einer Gründungsmentalität bis zum Aufbau eines eigenen Netzwerks – jedes der zehn Kapitel widmet sich einem Schritt auf der Gründungsreise.

Rückschläge als wertvolle Chance nutzen

Wer bereits im Gründungsprozess fortgeschritten sei, könne ebenfalls von der Lektüre profitieren. Denn nicht immer verlaufe alles nach Plan: „Auch für den Umgang mit Rückschlägen bietet unser Buch Taktiken und Konzepte“, sagt Prof. Kuckertz. „Solche Phasen können nämlich auch Chancen bieten.“ Auch hierzu gebe das Buch Einblick in außergewöhnliche Start-Up-Geschichten: „Wir haben z.B. einmal ein Start-up unterstützt, das spezielle Technologien für Banken entwickeln wollte.“ Dieses Projekt war jedoch zu herausfordernd.

Durch Zufall seien die beiden Gründer dann auf ungelöste technische Probleme bei der Abrechnung von Mieterstrom aufmerksam geworden: „Heute unterstützen sie mit ihrem Start-up metergrid Vermieter*innen, die ihren selbst erzeugten Solarstrom an Mietende weitergeben möchten. Dabei profitieren sie von den Kenntnissen, die sie sich durch ihre erste Start-up-Idee angeeignet haben.“

Er selbst würde ein Start-up deshalb nie als ‚gescheitert‘ bezeichnen: „Gründer*innen lernen immer etwas dazu.“

Tipp zum Weiterlesen und Durchstarten:

Mastering Your Entrepreneurial Journey. From Vision to Venture. Von Andreas Kuckertz, Thomas Leicht, Maximilian Scheu, Indra da Silva Wagner, Bernd Ebersberger. Springer-Verlag Cham, 2024, Softcover, 140 Seiten, 53,49 Euro, ISBN 978-3-031-71063-6

oder als kostenfreier Download: https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-031-71064-3.pdf

Gründer*in der Woche: yoona.ai – für eine nachhaltige und effizientere Modeindustrie

Sie ist Designerin, Internet-Pionierin und Tech-Trendsetterin. Mit yoona.ai hat Anna Franziska Michel eine KI-basierte Softwarelösung zur Digitalisierung und Automatisierung von Designprozessen in der Fashion-Industrie entwickelt. Mehr dazu im Interview mit der Gründerin.

Yoona.ai wurde 2020 in Berlin gegründet. Wie bist du auf die Idee gekommen?

Ich bin selbst studierte Mode-Designerin und hatte mein eigenes Label. Während dieser Zeit ist mir schmerzlich bewusst geworden, dass meine Arbeit ineffizient ist – und dass Konsumenten den langen Prozess im Design nicht anerkennen, da er für Außenstehende nur schwer nachzuvollziehen ist.

Irgendwann erschien es mir sinnlos, einfach noch mehr und mehr Kleidung zu produzieren. Wozu auch? 100 Billionen Tonnen Kleidungsstücke werden weltweit pro Jahr sowie so schon auf den Markt geworfen! Und Konsumenten werfen ihre Kleidung oft schon nach kurzer Zeit einfach weg. Das macht noch einmal 4,3 Milliarden Tonnen „Modeabfall“ weltweit pro Jahr. Das ist das absolute Gegenteil von Nachhaltigkeit! Wie also könnte die Lösung aussehen? Die Antwort war für mich: Durch gezieltes und effizientes am Kunden orientierte Design, denn Produkte werden vielfach nicht mehr wertgeschätzt. Und genau das wollte ich ändern.

Welche Vision steckt hinter deinem Unternehmen?

Yoona.ai versteht sich als Disruptor und Innovator im Produktdesignprozess. Wir sind die Zukunft der Modeindustrie, die genau jetzt stattfindet. Das heißt, unsere Vision ist es, den Designprozess komplett zu digitalisieren und damit die Produktentwicklung und -produktion für so wichtige Marktteilnehmer wie S. Oliver, Adidas, Gerry Weber, Tom Tailor und sogar Nike zu revolutionieren. Wir entwickeln bereits Projekte mit PUMA und VAUDE. Wir glauben, dass die Modeindustrie in höchstem Maße digitalisiert werden sollte, um sie auf einen besseren, einen „grüneren“ Weg zu schicken – und yoona hat das Potenzial, die Lösung für jede Stufe dieser Wertschöpfungskette zu liefern.

Yoona.ai wird die digitale End-to-End-Lösung für die globale Design-Industrie werden, die in der Zukunft genutzt wird. Wir ebnen den Weg für eine kompromisslos nachhaltige und effizientere Modeindustrie und schließen damit die Lücke zwischen ökonomischen und nachhaltigen Zielen der Branche.

Wer ist die Zielgruppe?

Unsere Zielgruppe sind Firmen der Modebranche. Das können sowohl Mode-Unternehmen als auch Produktionsfirmen sein. Natürlich soll aber irgendwann jeder Designer die Möglichkeit haben, mit der Software zu arbeiten. Im Tool selbst können mehrere Personen eines Unternehmens agieren, wobei das nicht nur der Designer sein muss, sondern die KI kann vom Merchandiser bis hin zum Geschäftsführer genutzt werden, um zu sehen, welche Designs verkauft werden sollten, um einen höheren Umsatz zu erzielen. Denn Yoona lernt auch, welche Farben, Formen oder Designs beim Kunden besonders gut ankommen. Sprich: Produziert wird, was der Kunde will!

Aktuell entwickeln wir yoona.ai für einige große internationale Mode-Marken. Aber die Software ist skalierbar, so dass wir, nachdem wir die Fashion-Industrie erobert haben, planen, in die Bereiche Möbel, Automobil, FMCG und Verpackung zu wechseln. In der Tat kann jede Branche, die Design produziert, unsere Lösung nutzen.

Wie genau funktioniert yoona.ai?

Die Nutzung von yoona.ai ist einfach und intuitiv. Benutzer erstellen ein Profil in der heruntergeladenen App, laden verschiedene Designdaten wie Performance-Analysen, Bilder, technische Zeichnungen, Trends, Inspirationen, Moodboards usw. hoch – den Rest erledigt die Technik. Neuronale Netze analysieren alle Eingabe-, und bei Wunsch auch Trenddaten, was zu einer einzigartigen Bildausgabe führt. Diese Designs können dann direkt gespeichert werden. Es stehen digitale Design-Assistenten zur Verfügung – wie z.B. ein Farb-Assistent, ein Silhouetten-Assistent oder ein Grafik-Assistent. Da im Design Bildsprache wichtig ist, können Design-Entwürfe auch mit einem Klick in ein 3D-Design umgewandelt und in einer Augmented Reality begutachtet werden.

Yoona.ai kann aber auch noch anders genutzt werden: z.B. ist es auch möglich, sie einfach als Infotool zu sehen, welches direkt die von den Kunden gewünschten Designs für das Unternehmen vorschlägt. Denn durch die Verbindung von unternehmenseigenen Performance- und Trend-Daten mit den visuellen Design-Daten ist es möglich, einen Eindruck davon zu bekommen, was für die nächste Kollektion entworfen werden könnte, welche Farben für das Unternehmen erfolgreich sein werden oder welche Druck-Designs man nutzen sollte, um kunden- und erfolgsorientierte Designs zu erstellen.

Was unterscheidet dich von deinem Wettbewerb?

Unser Tool wurde von mir als Designerin für Designer*innen entwickelt. Darum versteht es die Schwierigkeiten im Kreationsprozess und bietet eine kuratierte Lösung an. So hilft yoona.ai Unternehmen, bis zu 80 Prozent der Zeit in der Entwurfs- und Kollektionsentwicklungsphase zu sparen und entsprechend die Kosten zu senken und Wegwerfprodukte oder eine Überproduktion zu vermeiden. Das alles funktioniert, weil wir die neuesten Technologien wie neuronale Netzwerke, 3D- und Augmented Reality in unsere Design-Software integriert haben. Das heißt, die Nutzer*innen können ihr Design erstellen, es in 3D-Bilder umwandeln und mit Augmented Reality projizieren. Es gibt keine vergleichbare End-to-End-Lösung auf der Welt!

Wer hat dich beim Unternehmsauf- und ausbau beraten bzw. unterstützt?

Ich habe viele tolle Menschen um mich herum. Zu meinen Beratern gehören Alexander Gedat (ehem. CEO Marc O´Polo), Martin Kronbügel (Creative Director PUMA), Daniel Manzke (former CTO Delivery Hero), Katia Yakovleva (Spotify), Tanja Bogumil (ehem. Kisura), Ben Gebien (Saatchi & Saatchi), Mohamed Omaizat (Senior Vice President Rocket Internet) und Ashish Kumar Mittal (Head of Product Management N26).

Was sind deine unternehmerischen Pläne – wo siehst du dich in fünf Jahren?

In fünf Jahren sehe ich yoona.ai als globalen Marktführer für digitales KI-basiertes Produktdesign. Yoona.ai wird für Design Optimierung stehen. Wie schon gesagt können wir uns auch vorstellen, in noch andere Design-Bereiche zu skalieren. Wir werden den Modeunternehmen ausreichend digitale Design-Assistenten zur Verfügung stellen können, die die Unternehmen in allen Designbereichen unterstützen können. Heute sind wir eine Innovation, doch in fünf Jahren wird die Arbeit mit yoona.ai zur Normalität gehören. Yoona.ai ist schon jetzt die Zukunft.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung?

Um diese Frage zu beantworten, sage ich meistens: Never give up! Keep going! Heute, nach gefühlter Lösung von einer Millionen Challenges und 333 Meetings, würde ich sagen: Vergiss niemals dir auch Erholungsphasen einzuräumen! Allgemein rate ich: Denke positiv, gut gelaunt und lösungsorientiert! Habe keine Angst vor Iterationen! Gib nicht auf – der Weg ist steinig, aber Steine braucht man, um neue Wege zu bauen! Behalte immer deine Vision im Auge, damit du dich nicht in Kleinigkeiten verlierst!

Und ich kann hier eigentlich nur mit den Worten von Anna Wintour enden, die für mich immer eine große Inspiration war: „You are leading! Not following! You are driven by your heart, you are driven by your talent, you are driven by your instinct! And if you start to questioning and look what people are doing on the left of you or on the right of you, you will lose that clarity of thought! Own your decisions! Own who you are!“

Hier geht’s zu yoona.ai

Gründer*in der Woche: Emerging Artists Gallery - Kunstgalerie mal anders

Die Emerging Artists Gallery hat sich mit ihrem Online-Auftritt zum Ziel gesetzt, die Kunstbranche digital nach vorne zu bringen und aufstrebende und junge Talente zu fördern. Gelauncht wurde die Plattform am 1. April 2021 – mehr dazu im Interview mit der Gründerin Miriam Ernst.

Kunst online zu betrachten ist eine Sache – doch genauso wichtig ist es meines Erachtens, das Werk vor dem Kauf ansehen bzw. prüfen zu können, ob es überhaupt an dem dafür vorgesehenen Platz wirkt. Wie siehst du das?

Ich stimme dir zu. Ich bin ein absoluter Gefühlsmensch und liebe es, Dinge auf mich wirken zu lassen. Allerdings muss man auch den Kostenfaktor beachten. Daher ist unser Ansatz ein etwas anderer. Für Menschen, die ein Gemälde anfassen, und live erleben wollen, gibt es bereits unzählige Galerien - leider durch die aktuelle Krise fast alle geschlossen. Wir bilden ein absolutes Gegenstück dazu. Die Kosten für eine Online Galerie sind günstiger und unbekannte Künstler rufen andere Preise auf als bereits Bekannte. Daher geht es bei uns darum ein Stück zu finden, das man liebt und gleichzeitig erschwingbar ist. Über unseren Social First Ansatz versuchen wir die Bilder mit Videos und Beschreibungen der Künstler lebhaft zu machen. Also Emotionen auch online zu vermitteln, die das vor Ort erleben etwas ersetzen. Und wer am Ende wirklich danebengegriffen hat, kann ein Kunstwerk innerhalb von 14 Tagen auch ohne Gründe wieder zurückschicken.

Nu zu deiner Galerie: Wann und wie bist du auf die Idee zur Emerging Artists Gallery gekommen?

Ganz zu Beginn der Corona-Krise hatte auch ich in meiner Agentur kurzzeitig weniger zu tun, da alte Kunden aus Angst vor der Krise Projekte gestoppt oder pausiert haben. Somit hatte ich wieder mehr Zeit für mein privates Hobby, das Malen – und nein, ich bin keine Künstlerin, aber das Malen beruhigt mich und lässt mich abschalten und kreativ werden. Dabei ist mir genau das aufgefallen: Man kann online Prints ohne Ende kaufen, aber fast keine Kunst, vor allem keine Kunst von noch aufstrebenden Künstlern. Diese wiederrum haben Probleme Fuß zu fassen, vor allem in Zeiten von Corona. So kam die Idee, etwa ein Jahr später die Umsetzung.

Was waren dann die wichtigsten Steps bis zum Launch der Plattform?

Ich bin ein absoluter Stratege, also habe ich von Beginn an das große Ganze betrachtet: Was gibt es schon auf dem Markt, wie viel Konkurrenz besteht schon, wie kann ich mich von dieser abheben und etwas Einzigartiges schaffen? Nachdem das Konzept für die Galerie selbst finalisiert war – und ich liebe es nach wie vor – kam natürlich die Frage auf: Wie kommen wir an Künstler? Wie kommen wir an Käufer? Über eine Brainstorming Session nach der anderen ist dann das finale Konzept für alles entstanden:  Eine Galerie für aufstrebende Künstler mit einem genauso jungen, frischen und künstlerischen Design und einem Social First Ansatz.

Was ist das Besondere an deinem Ansatz und wie unterscheidet sich dein Angebot bzw. Konzept von anderen Kunstplattformen?

Online gibt es noch gar nicht so viel. Ein paar klassische Galerien haben eine Online Präsenz, aber keinen Online Shop und keinen digitalen Fokus. Meist ist das ein Muss der heutigen Zeit und daher eher schlecht als recht umgesetzt. Wir kommen aus dem digitalen Bereich und konzentrieren uns ausschließlich darauf. Wir atmen und lieben Social Media, arbeiten ausschließlich digital und verstehen unsere Zielgruppe von diesem Punkt perfekt. Unsere Zielgruppen sind aufstrebende Künstler, die noch ganz am Anfang ihrer Karriere stehen auf der einen Seite, und junge Kunstliebhaber, die sich die meisten Kunstwerke einer Galerie nicht leisten würden, aber auch keine 1000-fachen Prints suchen auf der anderen Seite. Wir setzen somit in beiden Seiten in einen absoluten Nischen Markt.  Dadurch unterscheiden wir uns auch stark im Preis und können kostengünstiger Unikate anbieten. Wir stellen die Künstler persönlich in den Mittelpunkt, erzählen Geschichten über die Kunstwerke und versuchen Emotionen zu vermitteln.

Was wir langfristig geplant haben, wird uns nochmals in eine ganz andere Richtung katapultieren, wir wollen eine Plattform schaffen, die Kunstliebhaber und Künstler zusammenbringt und bei der alles rund um das Thema Kunst stattfindet. Von Workshops über Seminare und und und … zu viel verrate ich hier noch nicht (grinst).

Du hast mit drei jungen Künstlerinnen begonnen – wer sind diese und was sind deine generellen Kriterien bei der Auswahl der Künstler*innen bzw. Kunstwerke?

Wir sind mittlerweile bei vier und stetig am Wachsen ;)

Da haben wir Michèle Reby, die echte Momente in emotionalen und sehr kreativen Acryl Gemälden festhält. Maximilian Epplen, der seine Gemälde durch fließende Gedanken erstellt. Es geht ihm um die Verbundenheit mit seiner Umgebung, mit den Menschen und der Natur.

Phina Hansen, unsere Träumerin, ein absolutes Allroundtalent, denn neben Kunst macht sie auch Musik. Kräftige Farben und ein Traum Element finden sich in all ihren Akryl-Gemälden wieder.

Und zum Schluss Marita Speen. Sie schafft eigene Form und Farbwelten mit Sprühlack und Schablonen. Alle vier sind wirklich talentierte Künstler*innen.

Unsere Kriterien sind vielfältig geprägt: Unsere Künstler müssen zu den aufstrebenden Künstlern zählen, also entweder in einer Kunstuniversität eingeschrieben sein oder in keiner bekannten Galerie ausgestellt sein. Zum anderen verlangen wir zu jedem Kunstwerk ein Zertifikat, das belegt, dass es sich um ein Unikat handelt, mehrere Fotos sowie Videos, um unserem Social-First Ansatz gerecht zu werden. Am Ende entscheidet aber auch etwas das Gefühl, ob sich die Zusammenarbeit gut anfühlt und ob die Kunstwerke mit uns „sprechen“ .

Was sind deine weiteren unternehmerischen To Do's und Pläne?

Bezogen auf die Emerging Artists Gallery: Das Konzept weiter zu entwickeln, neue Künstler zu gewinnen, weitere Käufer finden. Neue Ideen umsetzen und die Plattform niemals stehen zu lassen. Vielleicht sogar die Möglichkeit, teurere Gemälde zu leihen.

Bezogen auf andere Bereiche: Meine Agentur weiterzuentwickeln und Onlinekurse anzubieten.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?

Erstens: Einfach machen, es ist viel einfacher als man denkt. Und zweitens: Die Kaltakquise: Man wird nicht erfolgreich über Nacht. Viele scheuen sich davor, auf gut Glück E-Mails zu verschicken oder das Telefon in die Hand zu nehmen, doch wer sich nicht vermarkten kann, die eigene Firma oder das Produkt nicht gut verkaufen kann, wird nicht erfolgreich werden.

Hier geht's zur Emerging Artists Gallery

Das Interview führte Hans Luthardt

Gründer*in der Woche: SMAFO - E-Bike-Mobilität für alle

SMAFO verfolgt seit 2018 die Vision, E-Bike-Mobilität einfach und sorgenfrei für jeden zugänglich zu machen. Was die ambitionierten Gründer neben dem ersten eigenen E-Bike alles auf die Beine gestellt haben, erläutert uns Co-Gründer Sven-Ulrik Schneider im Interview.

 Wann bzw. wie bist du zusammen mit deinem Co-Founder André auf die Idee zu SMAFO gekommen?

Im April 2018 haben André Thiele und ich zusammen SMAFO gegründet. Die Gründung ist aus dem eigenen Antrieb entstanden, einen einfachen und sorgenfreien Zugang zu E-Bike-Mobilität herzustellen. Mit unserem eigenen City-E-Bike SMAFO Two bieten wir eine Art Volks-E-Bike an. Obwohl 2020 schon 1,95 Millionen E-Bikes in Deutschland verkauft wurden, könnte E-Bike-Mobilität bereits eine viel größere Rolle spielen. Wir wollen dazu beitragen, dass Mobilität nachhaltiger wird.

Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum Start eures E-Bike-Business?

Nach der Gründung sind wir im November 2018 Teil des Accelerator-Programms der Founders Foundation geworden. In dem Bielefelder Startup-Förderprogramm wurde uns geholfen, unser Unternehmen fokussiert aufzubauen. Zur gleichen Zeit haben wir unser E-Bike-Abo-Angebot in Paderborn, unserem Gründungsort, eingeführt. Seitdem ging es stetig voran. Wir erleben immer noch eine überwältigende Nachfrage und bekommen gutes Feedback von unseren Kund*innen.

Was ist das Besondere an SMAFO?

Unser E-Bike ist als Alltagsrad konzipiert. Es kombiniert verlässliche Komponenten mit zeitgemäßem, minimalistischem Design. Das SMAFO-Bike ist ein zuverlässiger Partner, egal ob im Stadtverkehr oder bei einem Ausflug auf dem Land. Dazu bieten wir einen fairen Preis. Sowohl im Abo und im Leasing als auch beim Direktkauf: Wir wollen E-Bikes der breiten Masse zugänglicher machen. Was uns noch von anderen Herstellern abhebt, ist die Digitalisierung des E-Bikes durch modernste IoT (Internet of Things)-Technologie. Über unsere App und die Online-Plattform erhalten unsere Kund*innen Zugang zu SMAFO Connect. Dazu gehört der SMAFO Unfall-Assistent: Im Falle eines Unfalls registriert die verbaute IoT-Technik einen Sturz und löst ein Notfallprotokoll aus. Die Fahrer*innen werden dann mittels App kontaktiert. Bleibt dieser Kontaktversuch erfolglos, werden Rettungskräfte alarmiert und zur Unfallstelle geschickt.

Ich kann also das SMAFO-Bike auch ohne Abo kaufen?

Das ist natürlich möglich. Unser SMAFO Two, das wir als Volks-E-Bike bezeichnen, ist bereits ab 1.799 Euro erhältlich oder im Leasing.

Wie habt ihr die Startphase bislang finanziert?

Wir waren bisher eigenfinanziert, sind nun aber gerade in eine neue Finanzierungsrunde gegangen. Wir haben uns Anleger*innen geöffnet, die direkt in das Start-up investieren können. Unser Ziel ist, 750.000 Euro einzunehmen, damit wir deutschlandweit mit unseren Services aktiv werden können. Das Besondere aus Sicht der Anleger*innen: Es gibt nur selten die Möglichkeit, in Zweirad-Mobilität zu investieren. Es gibt zwar vereinzelt Kickstarter-Projekte, aber direkt am Unternehmenserfolg zu partizipieren, ist selten. Für weitere Infos, schaut gern hier vorbei.

Wo kann man SMAFO aktuell nutzen und was kostet mich der mobile Spaß?

SMAFO ist deutschlandweit verfügbar: beim Kauf und Jobrad-Leasing ohne Einschränkungen. Das Abo ist bislang nur in Paderborn und Bielefeld möglich, soll bald aber in einem nächsten Schritt in den deutschen Großstädten verfügbar werden. Es ist ab 65 Euro im Monat erhältlich.

Was sind eure weiteren unternehmerischen Pläne?

Wir wollen Mobilität neu denken und unsere Fortbewegung nachhaltiger machen. Da stellen die E-Bikes für uns nur den Anfang einer Entwicklung dar. Zukünftig sind viele Bereiche denkbar, in denen wir Menschen den Zugang zu besser Mobilität ermöglichen wollen. Unser derzeitiger Fokus liegt auf E-Bikes und wir hoffen, dass wir uns schnellstmöglich in ganz Deutschland etablieren und mehr Menschen Freude am nachhaltigen Fahren schenken.

Last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?

Es gibt viele Tipps, die wir gern weitergeben. Denn das Wichtigste ist: Wir als Gründer*innen sind eine offene Community, in der wir uns gegenseitig helfen sollten.

Konkret kann ich nur empfehlen, diesen Austausch zu suchen und selbst auch zu gewährleisten. Dazu braucht jedes Start-up eine klare Vision. Mit der Gründung eines Start-ups und auf neuen Wegen wird es viel Widerstand und andere Meinungen geben. Es ist wichtig, an sich und seine Vision zu glauben.

Hier geht’s zu SMAFO

Das Interview führte Hans Luthardt

Gründer*in der Woche: bumpli - das magische Nachtlicht

Bumpli hat es sich zur Aufgabe gemacht, innovative und qualitativ hochwertige Produkte zu entwickeln, die das Leben von Eltern und Kindern verbessern. Das erste Produkt ist ein Nachtlicht für Kinderflaschen. Mehr dazu im Interview mit dem bumpli-Gründer Enis Ayari.

Wann und wie bist du auf die Idee zu bumpli gekommen?

Alles begann 2019, als meine Frau schwanger war. Ich war schon immer ein Tüftler, nun hatte ich aber eine völlig neue Welt, die sich mir eröffnet hat. Ich wollte ein sinnvolles Produkt für Kinder und jungen Eltern entwickeln. Etwas, was uns den Alltag erleichtert. Irgendwann wurde die Idee eines innovativen Nachtlichts immer konkreter. Mein Wunsch war es, ein Nachtlicht zu entwickeln, welches mehr konnte, als einfach nur Licht zu spenden. Es sollte handlich sein, intuitiv in der Bedienung und nicht zu grell, wie die meisten anderen Nachtlichter. So kam ich auf die Idee: Nachtlichter aus Silikon, die auf jede Kindertrinkflasche passt.

Was waren die wichtigsten Steps von der Gründung bis zum ersten fertigen Produkt, dem Nachtlicht für Kinderflaschen?

Von der Idee bis zum ersten Prototypen hat es weniger als vier Wochen gedauert. Mit einem 3D Drucker habe ich diverse Modelle erstellt und mich mit Material und Haptik auseinandergesetzt. Um in die Serienproduktion zu gehen, benötigte ich lediglich ein halbes Jahr. In diesem Zeitraum habe ich mein E-Commerce-Business aufgebaut. Von Anfang an lag mein Fokus darauf, einen eigenen Online-Shop zu pflegen und das Produkt nicht nur über Amazon zu vertreiben.

Was ist das Besondere an dem Nachtlicht? Gibt es vergleichbare Produkte?

Allein ein Blick auf die Bewertungen und den Resonanzen zum bumpli Nachtlicht zeigen auf, dass das Produkt einzigartig ist. Auf dem Markt finden sich unzählige herkömmliche Nachtlichter. Anders als diese Lampen bringt unser Nachtlicht verschiedene Vorteile mit sich, die das Produkt zur Innovation machen: Im Handumdrehen verwandelt es jede handelsübliche Trinkflasche in ein angenehm leuchtendes Nachtlicht. Die LED-Einheit ist wiederaufladbar und hält über 100 Stunden. Außerdem lassen sich drei Leuchtstufen einstellen – je nachdem für welche Situation das Nachtlicht gerade verwendet wird. Durch die Anbringung an die Trinkflasche findet das Kind sein leuchtendes Fläschchen in der Nacht selbst und weckt nicht gleich Mama oder Papa, wenn es Durst hat. Das bumpli hat zudem den Vorteil, dass das Kind spielerisch lernt, selbstständig ausreichend zu trinken.

Für unsere Kunden ist das Produkt ein „Held der Nacht“. Das Nachtlicht ist der perfekte Begleiter für Kinder. Wenn sie Angst verspüren, nutzen sie ihre leuchtende Flasche intuitiv als griffbereite Orientierungshilfe in der Nacht. Auch Mütter und Väter erzählen uns von ihren Erfahrungen mit dem bumpli: Sie nutzen es gern als Lichtquelle beim Stillen oder zum Beispiel bei der Fläschchenzubereitung. Hierbei will man andere schlafende Familienmitglieder nicht aufwecken – eine sanft leuchtende Flasche eignet sich dafür ideal.

Wie hast du die Produktentwicklung und damit dein Unternehmen bislang finanziert?

Angefangen habe ich mit privatem Kapital, nachdem ich meine Bäckerei “Bäcker Günstig” abgegeben habe. Dort verkaufte ich Backwaren vom Vortag zu fairen Preisen, die sonst im Müll gelandet wären. 2019 und 2020 investierte ich über die KfW und der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IBSH) in mein StartUp bumpli, um Produkte bestellen zu können und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Das Unternehmen finanziert sich aber schon längst selbst. Wir haben sehr schnell den Break-Even Status erreicht.

Zurzeit hast du über Seedmatch eine Funding-Kampagne laufen. Was ist dein Ziel und was ist mit dem frischen Kapital geplant?

Mit der Seedmatch-Kampagne haben wir nun die Möglichkeit unser Ziel, in den europäischen und transatlantischen Markt zu expandieren, schneller zu erreichen. Mit dem Kapital werden wir unsere Bestände erweitern, neue Produkte releasen und damit beginnen, die internationalen Märkte mit geeigneten Maßnahmen, die den jeweiligen örtlichen Anforderungen gerecht werden, zu bespielen. Um hierfür die richtige Grundlage zu schaffen, werden wir unser Netzwerk erweitern, indem wir uns mit länderspezifischen Experten zusammenschließen. Dazu gehört es auch, die jeweiligen Zielgruppen zu spezifizieren und unser breites Marketing Know-how anzuwenden, um ähnlich wie im deutschsprachigen Raum bereits erfolgreich praktiziert, datengetrieben und analytisch mit effizienten Werbemaßnahmen Umsätze zu generieren.

Und was sind deine nächsten unternehmerischen Pläne? Sind neue Produkte in Sicht?

Wir haben gerade frisch ein neues Produkt auf den Markt gebracht: die bumpli® Lunchbox. In naher Zukunft werden wir immer wieder neue Produkte releasen, immer mit dem Gedanken, den Alltag von Familien zu erleichtern. Für uns ist auch das Segment der Textilien für Kinder interessant. Wir befinden uns stetig im Prozess, die Nachfrage in verschiedenen Produktkategorien zu analysieren, um Trends im Voraus zu erkennen und zur richtigen Zeit, wenn der Bedarf nach einer Produktlösung am Peak ist, diese effizient zu vermarkten.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?

Für mich ist ein Traum wahr geworden. Ich kann mit meiner Idee das Leben anderer Menschen erleichtern. Deshalb kann ich jedem und jeder nur raten: Wenn ihr eine Vision habt, wenn ihr eine gute Idee habt, dann glaubt an euch und lasst euch nicht ausreden, dass ihr es nicht schaffen könnt. Ich hatte viele Kritiker – auch aus dem engsten Kreis. Ich musste für meine Idee kämpfen. Heute glauben sie alle daran. Und genau das können wir alle schaffen – mit guten Ideen und mit einer gesunden Portion Naivität. Es ist aber auch wichtig, mit Niederlagen umgehen zu können. Sie sind die besten Learnings, um es bei der nächsten Möglichkeit besser machen zu können.

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Das Interview führte Hans Luthardt

Gründer der Woche: Shore – der digitale Booster für Dienstleister

Nikbin Rohany ist CEO des Münchner Software-Start-ups Shore, das sich – nicht erst seit Corona – der digitalen Transformation der Dienstleistungsbranche verschrieben hat. Mehr dazu im Interview mit Nikbin.

Wie ist es Shore in den vergangenen 24 Monaten ergangen? Als "Digitalisierer der Dienstleistungsbranche" hattest du bzw. hattet ihr mit Sicherheit mehr als genug zu tun. Außerdem habt ihr das Berliner Kassensystems Inventorum übernommen und eine millionenschwere Finanzierungsrunde eingefahren.

Unsere Hauptzielgruppe, die Friseur- und Beautysalons, mussten aufgrund der Corona-Pandemie nun innerhalb der letzten zwölf Monate zum zweiten Mal schließen. Das betrifft natürlich auch uns in gewisser Weise. Doch nur wenige Salons haben durch die  damit einhergehenden finanziellen Schwierigkeiten auf digitale Tools verzichtet. Ganz im Gegenteil: Wir konnte sogar beoachten, dass Salons vermehrt Anfragen gestellt haben. Das liegt zum einen daran, dass die Corona-Pandemie eine Art “Warnschuss” zur digitalen Transformation abgegeben hat und zum anderen auch daran, dass Salonbetreiber nun auch die Zeit hatten, um sich mit der Digitalisierung ihrer Prozesse zu beschäftigen – sofern noch nicht geschehen. Außerdem konnten wir im Juni letzten Jahres unser Geschäftsmodell um ein digitales Kassensystem erweitern. In diesem Zuge haben wir das Berliner Kassensystem-Start-up Inventorum übernommen und die Lösung erfolgreich in das Bestandssystem implementiert. Eine digitale Kasse wird immer wichtiger – nicht nur im Einzelhandel, sondern auch für Dienstleister. Nicht zuletzt deshalb, weil ab dem 31. März aufgrund der Kassensicherungsverordnung jede Kasse fiskalisiert sein muss. Man kann also sagen, dass die letzten zwei Jahre insgesamt sehr gut für Shore liefen.

Eure Daten zeigten, dass bereits vor Corona 52 Prozent aller Kunden Dienstleistungen online buchten – und das außerhalb der Öffnungszeiten. Der Trend wird sich nach Corona wohl fortsetzen. Was muss hier in welchen Branchen jetzt geschehen, um künftig am Markt bestehen zu können?

Die Digitalisierung ist längst Teil unserer Gesellschaft. Die meisten Unternehmen haben dies erkannt und bereits reagiert. Corona hat diesen Effekt noch einmal verstärkt und die mangelnde digitale Transformation ins Bewusstsein gerufen. Die Friseurbranche hinkt bisher hinterher, hat aber noch die Chance, aufzuholen. Heutige Kunden fordern digitale Kontaktpunkte, wie beispielsweise via Social Media oder Webseiten, sehr stark ein. Doch auch der Gesetzgeber reagiert auf die Digitalisierung: So müssen sich durch Kassensicherungsverordnung auch die Salons, die bisher kein elektronisches System hatten, nun mit der Digitalisierung auseinandersetzen. Aus diesen Gründen ist es unabdingbar, dass Salons ihre alltäglichen Prozesse digitalisieren – und wenn möglich Routineaufgaben automatisieren. Nur so ist es ihnen möglich, am Puls der Zeit und damit langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Und wem bietet Shore dazu welche Art von Lösungen an?

Wir bieten unseren Kunden eine innovative Software-as-a-Service-Lösung zur digitalen Termin- und Kundenverwaltung sowie ein digitales Kassensystem. Unsere Kunden  kommen aus dem Einzelhandel und Dienstleistungsbereich. Die Spannweite reicht vom Friseursalon über Kosmetikstudios bis hin zu Unternehmen im Bereich Gesundheit oder Coaching. Mittels der Software-Lösung können die Kleinstunternehmen ihre Prozesse nicht nur digitalisieren, sondern auch optimieren und damit wertvolle Zeit und Geld sparen. Gleichzeitig erhöht dies natürlich auch die Kundenzufriedenheit. Unsere Kunden können mit Shore unter anderem Online-Kalender mit Terminbuchungs- und Erinnerungs-Funktion nutzen. Außerdem sind Termin-Buchungen direkt über Google, Facebook und Instagram möglich. Das ist sehr wichtig mittlerweile. Mit inbegriffen ist auch eine Kundenmanagement-Software,ein Schichtplaner und diverse Marketing-Tools. So können beispielsweise individualisierte Newsletter oder Geburtstagsgrüße über unser System versandt werden. Zu guter Letzt bieten wir wie bereits angesprochen nun auch ein digitales Kassensystem. Den Kunden wird in diesem Zuge ein eigenes mobiles iPad-Kassensystem zur Verfügung gestellt.

Wie hebt ihr euch von anderen Lösungen ab? Kurzum: Was ist das Besondere an Shore?

Wir haben den Need im Markt frühzeitig erkannt und bieten eine umfassende Software-Lösung, die alles implementiert, was für unsere Kunden wichtig ist: Sei es Terminbuchungs- und Marketingfunktionen oder eben das digitale Kassensystem – und das alles aus einer Hand. So müssen die Unternehmen nicht verschiedene Systeme integrieren, sondern nutzen nur eines, das alles Relevante beinhaltet.

Was sind deine Pläne für bzw. mit Shore für das Jahr 2021?

Wir konnten im letzten Jahr ein starkes Wachstum erzielen und planen dieses auch 2021 fortzusetzen. Für uns steht dieses Jahr aber nochmal besonders im Zeichen der digitalen und zertifizierten Kasse, die nicht nur für Dienstleister, sondern auch für den Einzelhandel aufgrund der Kassensicherungsverordnung essentiell wird.

Und was ist darüber hinaus geplant?

Mobile Payment ist ein wichtiges Thema, das ebenso auf unserer Agenda steht. Zusätzlich dazu werden wir weitere Marketing-Funktionalitäten zur Verfügung stellen, so dass wir unsere Kunden bei der Umsatzsteigerung auch weiterhin bestmöglich unterstützen können.

Und last but not least: Was rätst du anderen Gründerinnen und Gründern aus eigener Erfahrung?

Aus eigener Erfahrung ist es sicherlich wichtig, ein komplementär aufgestelltes Gründungsteam zu bilden. Idealerweise ist man auch nicht alleine, sondern gründet zusammen mit ein oder zwei weiteren Leuten, die sich in ihren Fähigkeiten ergänzen. Genauso essentiell ist es, die Ausgaben im Blick zu behalten, um so etwaigen finanziellen Schwierigkeiten vorzubeugen. Einer der wichtigsten Dinge in meinen Augen: Gründer und Gründerinnen sollten von Anfang an Prozesse aufsetzen und Tools implementieren, die auch einer Skalierung standhalten. So spart man sich letztlich nicht nur wertvolle Zeit und Geld, sondern auch Nerven.

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Das Interview führte Hans Luthardt