GameChanger des Monats: Judes Family – die einfachste Stoffwindel der Welt

GameChanger April/24


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Im Durchschnitt fällt pro Kind in der Wickelzeit eine Tonne Restmüll an. Weil herkömmliche Windeln aus Verbundstoffen bestehen, sind sie nicht recycelbar. Bei der Entsorgung werden die Windeln verbrannt, die Reste als Sondermüll gelagert. Nele Schellschmidt und Leon von Klitzing haben eine Lösung für dieses Problem erarbeitet – und 2020 in München Judes Family gegründet. Mehr dazu im Interview mit Nele und Leon.

Wann und wie seid ihr auf die Idee zu Judes Family gekommen? Und was treibt euch als Unternehmer*innen im Sinne eines GameChangers an?
Leon:
Kurz nach der Geburt unseres Sohnes haben wir herausgefunden, was nach der Benutzung mit Einwegwindeln passiert – dass sie schädlich für die Umwelt sind und Plastik auf der Haut der Babys auch nicht gesund ist. Deshalb haben wir begonnen, Stoffwindeln zu verwenden, aber die gängigen Marken haben für uns nicht funktioniert. Die Windeln waren kompliziert in der Anwendung, haben oft nicht dicht gehalten und waren auch nicht besonders stilvoll – deshalb haben wir 2020 entschieden, die perfekten Stoffwindeln selbst zu entwickeln.

Was genau ist das Problem der klassischen Einwegwindeln?
Nele:
Windeln bestehen aus einer Mischung aus meist erdölbasiertem Plastik, chemischen Superabsorbern und weiteren Stoffen – und sind deshalb nicht recycelbar. Bei der Entsorgung werden die Windeln verbrannt, wobei immer Reste übrig bleiben, die als Sondermüll in Endlager gebracht werden. Dabei entstehen zum einen Risiken für die Umwelt, denn einen langfristigen Plan, wie dieser Sondermüll sicher verwahrt werden kann, gibt es nicht. Zum anderen entstehen Kosten für die Gesellschaft. Da Einwegwindeln etwa 10 Prozent des Restmülls in Deutschland ausmachen, sind sie ein relevanter Kostenfaktor in der Entsorgung.

Ihr setzt der Wegwerfwindel die Stoffwindel entgegen? Die Vorteile für die Umwelt liegen auf der Hand. Wie habt ihr es geschafft, die zumeist als wenig alltagstauglich oder altmodisch angesehene Stoffwindel modern und beliebt zu machen?
Leon:
Vor der Geburt unseres Sohnes hatten wir auch verschiedene Vorurteile: Ist das nicht unhygienisch? Halten die dicht? Ist es nicht unheimlich aufwendig? Wir haben auch unterschiedliche Stoffwindelangebote getestet, sie waren in der Handhabung jedoch viel zu kompliziert. Deshalb haben wir entschieden, eine eigene Stoffwindel für moderne Eltern zu entwickeln: simpel in der Anwendung und gleichzeitig stylisch. Unser Ziel war es, die einfachste Stoffwindel der Welt zu erschaffen – für Judes soll niemand eine Anleitung benötigen, es funktioniert ganz intuitiv. Die Handhabung ist genau wie bei einer Wegwerfwindel, es muss nichts gefaltet oder geknöpft werden. Mittlerweile wickeln über 20.000 Eltern mit Judes und seit 2021 sind wir die meist empfohlene Stoffwindel in Deutschland und Österreich.

Euer Produkt ist ja nicht die einzige Stoffwindel am Markt? Wie unterscheidet ihr euch mit Judes Family von anderen Anbietenden?
Nele:
Wir haben uns sehr viele Stoffwindeln verschiedener internationaler Marken angeschaut, sie analysiert und ihre jeweiligen besten Funktionen herausgearbeitet. Unsere Windeln bestehen aus einem fein aufeinander abgestimmten System, das sich optimal ergänzt: Es gibt eine wasserdichte Überhose und eine Innenwindel aus Bio-Baumwolle, die mit einem Klettverschluss geschlossen werden – ähnlich wie auch bei Einwegwindeln. In die Innenwindel wird zusätzlich ein Poo Paper eingelegt, das den Stuhlgang auffängt und nach Benutzung in den Restmüll kommt. Für die Innenwindel haben wir einen eigenen Stoff entwickeln lassen, der aus mehreren Lagen besteht, sehr saugfähig ist und bis zu 12 Stunden dicht hält. Die Innenwindel kann einfach bei 60 Grad gewaschen werden, die Überhose wird gelüftet und kann bei Bedarf auch in die Waschmaschine.

(c) Judes Family GmbH

Wie habt ihr eure Gründung, sprich die Entwicklung der Windel finanziert?
Leon:
Wir haben parallel zur Entwicklung unserer Windel eine Kampagne gestartet, bei der Eltern Judes zu einem festen Preis vorbestellen konnten, um so die Produktion zu finanzieren. Darüber hinaus haben wir keine Investor*innen, das ist bislang auch nicht geplant. Stattdessen möchten wir langfristig ein nachhaltiges Familienunternehmen aufbauen – immer mit dem Ziel, die einfachste Stoffwindel der Welt zu entwickeln.

Ich habe gelesen, dass ihr während der Entwicklungsphase kurz vor der Insolvenz gestanden seid? Was war geschehen und wie habt ihr diese brisante Situation gemeistert?
Nele:
Für die Innenwindel haben wir einen eigenen Stoff entwickeln lassen, der besonders dünn, weich und zugleich sehr saugfähig war. Die Entwicklung dieses Stoffes war aufwendig und kostete einen mittleren fünfstelligen Betrag. Es stellte sich heraus, dass wir den Stoff nicht für unsere Windel verwenden konnten, denn der Hersteller konnte letztendlich die Windel nicht zu unseren Qualitätsansprüchen herstellen und verlangte für das Herauskaufen des Stoffes einen zu hohen Preis. Deshalb mussten wir erneut auf die Suche gehen, um einen neuen Hersteller zu finden, der unsere Vision in allerhöchster Qualität umsetzen konnte. An dieser Situation sind wir unheimlich gewachsen und haben gelernt, wie wichtig es ist, professionelle Strukturen aufzubauen.

Wie du erwähnt hast, gelten eure Stoffwindeln heute als die beliebtesten in Deutschland und Österreich, werden von über 20.000 Familien verwendet und haben bereits dabei geholfen, 2,6 Mio. Kilo Müll zu vermeiden. Ein toller Erfolg! Wohin soll die unternehmerische Reise von Judes Family gehen?
Nele:
Unsere Vision ist es, nicht nur eine Windel anzubieten, sondern Familien dabei zu ermutigen, ihre Kinder intuitiv und auf Augenhöhe zu begleiten. Windeln, die zukunftsfähig sind, sind nur der Anfang. Wir merken, dass viele Eltern heute sehr bewusst überlegen, wie sie ihre Kinder begleiten – und genau das ist der Kern unserer Mission. Wie alle wünschen auch wir uns, dass unser Sohn und seine Generation in einer friedlichen, freien Welt leben werden – mit den gleichen Privilegien, wie wir sie besitzen.

Und last but not least: Was möchtet ihr als Gründer*innen und GameChanger anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?
Nele:
Für mich persönlich war es augenöffnend, zu erleben, wie familienfreundlich es sein kann, Unternehmerin zu sein. Bevor wir unser Kind bekommen haben, habe ich in einer leitenden Funktion in einem Modeunternehmen gearbeitet. Die Arbeit machte mir Spaß, aber mir fehlten die Vorbilder für ein Berufs- und Familienleben, das zu meiner Vorstellung passte. Gerade Mütter, die nach der Geburt ihres Kindes wieder erwerbsarbeiten wollten, landeten entweder auf dem Teilzeit-Abstellgleis oder im Burnout, weil sie versuchten, so zu arbeiten, als ob sie keine Kinder hätten – und so Mutter zu sein, als ob sie keine Arbeit hätten. Beides war für mich keine Option. Ich wollte eine gleichberechtigte Elternschaft, in der ich mich auch beruflich verwirklichen kann – und trotzdem auch bewusst viel Zeit mit meinem Kind verbringen. Selbst zu gründen und meine eigene Chefin zu sein, war für mich ein großartiger Weg, beides zu verbinden.

 Hier geht’s zu Judes Family

Das Interview führte Hans Luthardt

Niedersachsens Labor der Zukunft ist digital

Zwei mit dem niedersächsischen DurchSTARTer-Preis 2025 ausgezeichnete Spin-offs aus Göttingen zeigen, wie hochkomplexe Forschung zu marktreifer Technologie wird – und dass Niedersachsen sich zu einem Knotenpunkt der Biomedizin entwickelt.

Die medizinische Diagnostik steht an einem Wendepunkt. Digitale wissenschaftliche Werkzeuge helfen beispielsweise dabei, Tumore besser und schneller zu erkennen sowie gezielter zu therapieren. Zwei mit dem niedersächsischen DurchSTARTer-Preis 2025 ausgezeichnete Spin-offs aus Göttingen, Histomography und GliTTher, zeigen, wie hochkomplexe Forschung zu marktreifer Technologie wird – und dass Niedersachsen sich zu einem Knotenpunkt der Biomedizin entwickelt.

Histomography digitalisiert komplette Pathologie-Proben zerstörungsfrei in 3D. Dazu nutzt das Laborsystem Röntgen-Phasenkontrast-Tomographie, eine Technologie, die feinste Strukturen sichtbar macht – ohne Gewebe zu färben oder zu schneiden. Die entstehenden 3D-Datensätze lassen sich direkt im Browser erkunden und auswerten. So werden kleinste Veränderungen und Tumore im Gewebe erkannt, die in 2D-Schnitten leicht übersehen werden. Histomography entwickelt dafür eine durchgängige Plattform: kompakter 3D-Scanner, Cloud-Infrastruktur und KI-gestützte Analysen greifen nahtlos ineinander. Langfristig soll die Technologie in Kliniken Routineuntersuchungen standardisieren – und die Diagnostik von der subjektiven Mikroskopie zu objektiven, datengetriebenen Entscheidungen führen.

Von Brasilien nach Leoben: Was internationale Forscher:innen nach Österreich zieht

Kaum ein Land vereint Spitzenforschung, Lebensqualität und sichere Perspektiven so überzeugend wie Österreich. Warum das immer mehr Talente aus aller Welt anzieht und welche Unterstützung sie hierzulande erhalten, berichten eine brasilianische Forscherin an der Montanuniversität Leoben und die Austrian Business Agency (ABA).

Als Izabella Carneiro Bastos mit ihren Kindern nach Österreich zog, stand die brasilianische Postdoktorandin an der Montanuniversität Leoben vor einer großen Veränderung: neues Land, neue Sprache, neue Lebensumstände.  

Österreich zählt nicht nur zu den lebenswertesten Ländern der Welt, es entwickelt sich auch zunehmend zu einem Magneten für internationale Talente. Für viele internationale Talente wie Izabella ist das Land längst mehr als nur ein neuer Wohnort – es ist ein Standort mit Perspektive, Stabilität und echten Chancen. Moderne Infrastruktur, gute Vernetzung und eine hohe Lebensqualität schaffen ein Umfeld, in dem sich exzellente Forschung entfalten kann. 

Ein starker Standort

Wer sich entscheidet, in Österreich zu arbeiten oder zu forschen, den begleitet die Austrian Business Agency (ABA) mit WORK in AUSTRIA mit kostenfreien Leistungen. Seit mittlerweile fünf Jahren unterstützt die Standortagentur der Republik Österreich internationale Fachkräfte und ihre Familien sowie Unternehmen in Österreich beim Zuwanderungsprozess.  

Das Angebot umfasst neben individueller Beratung im Verfahren zur Erteilung einer Rot-Weiß-Rot-Karte etc. auch folgende digitale Services: 

  • Der „Talent Hub“ bietet eine Job- und CV-Plattform mit vielen Stellen in Bereichen wie ICT, Elektrotechnik, Mechatronik und Life Sciences. 
  • Der „Immigration Guide Austria“ liefert umfassende und kostenlose Informationen zu Aufenthaltsrecht, Familiennachzug, Arbeitsmarkt und vielem mehr.
  • Mit dem „Personal Guide“ erhalten internationale Fachkräfte praktische Orientierung zu Alltagsthemen: Arbeit, Gesundheitssystem, Bildung, Kinderbetreuung und Integration. 

Damit wird der vermeintlich komplexe Schritt in ein anderes Land planbar, strukturiert und sicher – gerade für Menschen, die (mit oder ohne Familie) einen neuen Lebensmittelpunkt suchen. Auch Izabella empfand die Services der ABA im Zuwanderungsprozess als hilfreich: “Sie haben klare und praxisnahe Informationen zu Visa, Aufenthaltsgenehmigungen und bürokratischen Abläufen bereitgestellt, was den gesamten Prozess erheblich erleichtert hat.” 

Forschung und Innovation

Für internationale Forscher:innen bietet Österreich nicht nur eine gute Infrastruktur, sondern auch ein attraktives wissenschaftliches Ökosystem. In der Kombination aus universitären Instituten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen entstehen ideale Bedingungen für Forschung und Entwicklung.  

Ein Zeichen dieser Offenheit war das neue Format “Virtual Research Talk” der ABA: Im September 2025 luden die Veranstalter internationale Forscher:innen ein, Österreich als Forschungs- und Arbeitsstandort kennenzulernen.  

Das Programm umfasste Vorträge über Forschungsschwerpunkte in Bereichen wie KI und Life Sciences, Präsentationen zu Fördermöglichkeiten, steuerlichen Vorteilen für Forschende, rechtlichen Rahmenbedingungen und den Zugang zum Arbeitsmarkt. Mehr als 160 Forschende aus 49 Ländern nutzten diese Gelegenheit – ein Beleg dafür, wie groß das Interesse am Standort Österreich inzwischen ist.  

Warum viele bleiben und neue folgen

Izabella überzeugten die Rahmenbedingungen von Arbeit und Leben in Österreich. „Nach meiner Zeit hier schätze ich besonders die Organisation, Sicherheit und Lebensqualität in Österreich”, sagt die Forscherin. „Ich habe mich entschieden, meine Forschungskarriere in Österreich fortzusetzen, weil hier eine sehr gute Kombination aus moderner Forschungsinfrastruktur, Fördermöglichkeiten und einem gesunden Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben besteht. Diese Faktoren waren entscheidend dafür, dass ich mich beruflich weiterentwickeln konnte, ohne auf Lebensqualität zu verzichten.” 

Andere internationale Talente teilen ähnliche Erfahrungen. Für viele ist die Kombination aus beruflicher Perspektive und hoher Lebensqualität ausschlaggebend dafür, Österreich nicht nur als Zwischenstation zu sehen, sondern als neuen Lebensmittelpunkt. 

Familienzuzug

Für Izabella stand beim Umzug nach Österreich nicht nur die Karriere im Fokus. Auch die Frage, wie ihre Kinder sich in einem völlig neuen Land zurechtfinden würden, spielte eine Rolle. „Der Umzug nach Österreich mit meinen Kindern brachte einige Herausforderungen mit sich, insbesondere anfangs bei der Anpassung an ein neues Schulsystem und eine neue Kultur. Zum Glück haben wir Unterstützung von der Universität und von lokalen Expat-Netzwerken erhalten. Heute sehe ich große Vorteile für meine Kinder, wie hochwertige Bildung, Sicherheit und vielfältige persönliche und kulturelle Entwicklungsmöglichkeiten”, sagt die Forscherin. 

Starke Vernetzung

Auch hinter den Kulissen funktioniert Österreichs Strategie für Fachkräfte und Forschung koordiniert: „Als ABA bewerben wir schon seit vielen Jahren den attraktiven Forschungsstandort Österreich im Ausland, als ein gewichtiges Argument für die Ansiedlung von internationalen forschungsintensiven Unternehmen. Unser Geschäftsbereich INVEST in AUSTRIA, der internationale Unternehmen und Gründer:innen bei der Ansiedlung in Österreich berät, verfügt deshalb über viel Know-how über die Forschungslandschaft und ein großes Netzwerk”, sagt Margit Kreuzhuber, Head of WORK in AUSTRIA. 

„Damit internationale Fachkräfte und Forscher:innen aus dem Ausland österreichische Arbeitgeber:innen kennenlernen, arbeiten wir als Standortagentur der Republik Österreich eng mit dem Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus (BMWET) und vielen weiteren Kooperationspartnern daran, Aufmerksamkeit für Österreich als Arbeits- und Forschungsstandort zu schaffen”, erläutert sie abschließend.  

Der Beitrag ist zunächst bei unserem Schwesterverlag Brutkasten erschienen.

MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW 2025

Insgesamt 60.000 Euro Preisgeld gehen an drei Gründungsteams aus Hürth, Münster und Solingen. Das sind die siegreichen Teams bei MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW 2025.

MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW zählt mit insgesamt 60.000 Euro Preisgeld zu den bundesweit höchstdotierten Wettbewerben seiner Art. Die Preisträgerinnen und Preisträger 2025 stehen fest. Die drei mit jeweils 20.000 Euro dotierten Auszeichnungen gehen an die Prinoa Dental GmbH aus Solingen, die Schreinerwehr GmbH aus Hürth und die Glowkitchen Food GmbH aus Münster.

Mit dem seit 2012 jährlich ausgelobten Preis würdigt die NRW.BANK besonders erfolgreiche und zukunftsweisende Gründungen in Nordrhein-Westfalen. Schirmfrau des Wettbewerbs ist Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur. Die Preisverleihung fand in der NRW.BANK in Düsseldorf statt.

Johanna Antonie Tjaden-Schulte, Vorständin der NRW.BANK: „Als Förderbank für Nordrhein-Westfalen setzen wir Impulse für die digitale und nachhaltige Transformation und unterstützen Gründende dabei, intelligente Ideen zu verwirklichen. Die Vielfalt und die Stärken der Gründungsszene werden auch bei den Preisträgerinnen und Preisträgern deutlich: Ob nachhaltige Bauweisen, digitale Zahntechnik oder moderne Ernährungskonzepte – der Erfolg aller drei Unternehmen beruht auf Mut, Innovationsgeist und einem klaren Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden. Dieses zukunftsfähige Unternehmertum würdigen wir mit MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW 2025.“

Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur: „Herzlichen Glückwunsch und meinen Respekt an die Gewinnerteams! Sie zeigen, was möglich ist, wenn man Mut beweist und gute Ideen in die Tat umsetzt. Die vielen engagierten Gründerinnen und Gründer in Nordrhein-Westfalen übernehmen Verantwortung, schaffen neue Arbeitsplätze und machen unseren Alltag digitaler, nachhaltiger und einfach besser. Mit MUT – DER GRÜNDUNGSPREIS NRW 2025 würdigen wir dieses Engagement, denn wer gründet, gestaltet aktiv die Zukunft und stärkt NRW als attraktiven Wirtschaftsstandort.“

Die Preisträgerinnen und -träger im Überblick

Das Team von Glowkitchen Food aus Münster zeigt mit Backwaren aus nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Zutaten, dass süße Snacks und bewusste Ernährung vereinbar sind. Statt Industriezucker, Palmfett und Weißmehl kommen viel echte Frucht, Rapsöl, reichhaltiges Dinkelvollkornmehl und andere hochwertige pflanzliche Zutaten in die Backform – beispielsweise für Bananenbrot.

Zentio erhält 1,4 Mio. Euro Pre-Seed-Finanzierung für KI-native Produktionsplanung

Das 2025 von Immo Polewka, Christophe Kafrouni und Julian Rose gegründete Berliner KI-Start-up Zentio entwickelt eine AI-first Plattform für intelligente Produktionsplanung.

Um dieses Ziel zu erreichen, entwickelt Zentio eine AI-first Plattform für intelligente Produktionsplanung. Diese ermöglicht es, Betriebsdaten durch KI-Agenten aufzubereiten und für die operative Produktionsplanung nutzbar zu machen, um fundierte Entscheidungen und mehr Produktivität zu ermöglichen.

Die Pre-Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 1,4 Millionen Euro wurde vom High Tech Gründerfonds angeführt, einem der aktivsten Frühphaseninvestoren in den Bereichen Deep Tech, Industrietechnologie und KI-basierter Innovation. Weitere Unterstützung kam vom Frühphaseninvestor SIVentures, welcher über umfangreiche Erfahrung in der Förderung und Skalierung von B2B-Technologie-Startups verfügt. Gemeinsam bieten die beiden Investoren strategische und operative Unterstützung für die nächste Wachstumsphase von Zentio.

Immo Polewka, Mitgründer und CCO von Zentio, erklärt: „Unsere Vision ist es, den Standard der Entscheidungsfindung in der europäischen Fertigungsindustrie auf ein neues Niveau zu heben. Durch die Kombination von Betriebsdaten mit mathematischer Optimierung und AI-First-Automatisierung können Unternehmen strategisch vorausplanen und resilient auf Störungen reagieren."

Die Finanzierungsrunde soll es Zentio ermöglichen, bestehende Partnerschaften zu stärken und die Voraussetzungen zu schaffen, um langfristigen Mehrwert für die europäische Fertigungsindustrie zu schaffen: „Unser Hauptaugenmerk für die nächsten Monate liegt darauf, unsere mathematischen Kernsysteme und ML-Pipelines weiterzuentwickeln und diese mit Hilfe von UX und AI Agents zusammenzuführen. Deshalb erweitern wir unser Team um ambitionierte Entwickler und Entwicklerinnen, die sich unserer Mission anschließen möchten, die erste Generation von KI-nativer Produktionsplanung zu entwickeln“, sagt Christophe Kafrouni, Mitgründer und CTO von Zentio.

Münchner HealthTech Virtonomy sichert sich 5 Mio. Euro Series A Finanzierungsrunde

Die Virtonomy GmbH wurde im Ende 2019 in München von Dr. Simon Sonntag (CEO) und Wen-Yang Chu (CTO) gegründet und entwickelt eine cloudbasierte Plattform zur Digitalisierung der Planung und Durchführung klinischer Prüfungen für Medizinprodukte auf Basis umfangreicher bildgebender, physiologischer und pathologischer Datensätze sowie datengetriebener virtueller Patient*innen.

Ziel ist die signifikante Reduktion von Tier- und Humanversuchen durch validierte, datenbasierte Simulationen, die Hersteller*innen schnellere, kosteneffizientere und regulatorisch anschlussfähige Prüfpfade ermöglichen. Das Unternehmen vereint Expertisen in Medizintechnik, medizinischer Bildverarbeitung, künstlicher Intelligenz und numerischer Simulation und beschäftigt derzeit über 20 Mitarbeitende.

Jetzt hat Virtonomy seine Series A Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen. Insgesamt konnte das Unternehmen dabei über 5 Mio. Euro sichern. Bayern Kapital beteiligte sich als langjähriger Partner mit einem erhöhten Investment von über 2 Mio. Euro. Aufgrund der starken Nachfrage und des großen Interesses der Investor*innen wurde das Kapital in der laufenden Finanzierungsrunde zudem erhöht. Companisto führte die Runde als Lead-Investor mit Beteiligungen von rund 3,3 Mio. Euro an. Bereits zuvor hatten namhafte internationale Venture-Capital-Investoren wie Accenture Ventures, Dieter von Holtzbrinck Ventures, Honeystone Ventures, Pace Ventures, UnternehmerTUM und Plug & Play in Virtonomy investiert.

„Mit dem erfolgreichen Abschluss unserer Series-A-Finanzierungsrunde legen wir den Grundstein, um die Virtonomy-Plattform weiter international zu skalieren, die regulatorische Validierung zu intensivieren und neue Märkte zu erschließen. Die starke Unterstützung durch Companisto und Bayern Kapital bestätigt die Relevanz unserer datenbasierten virtuellen Patient*innen als verlässliche Alternative zu langwierigen Studien und Tierversuchen. Unsere Vision ist, dass jedes Medizinprodukt weltweit schneller, sicherer und effizienter auf den Markt kommt, unter Nutzung unserer digitalen Patientenzwillinge“, sagt Dr. Simon Sonntag, CEO und Gründer von Virtonomy.

Gründer*in der Woche: Giuseppe Leo – hier geht es um das große Geschäft

Wie Ex-Profi-Fußballer Giuseppe Leo mit seinem AIR CUBE erfolgreich Innovationen in der Bad-Hygiene anstößt.

Für jemanden, der seine Karriere auf dem grünen Rasen beginnt, ist der Weg auf gekachelte Badezimmerfliesen nicht zwingend vorgezeichnet. Und doch beweist einer, dass Innovationskraft auch zu einer Umsiedelung vom Stadion aufs stille Örtchen führen kann: Ex-Profi-Fußballer Giuseppe Leo, der sich mit seinem Start-up Bellaria und dem eigens entwickelten Produkt AIR CUBE anschickt, den Sanitärmarkt in Sachen Hygiene und Wohlbefinden zu revolutionieren. Diese technologische Lösung soll auf der Toilette entstehende Gerüche nämlich nicht nur kaschieren, sondern eliminieren – und dazu auch ungewollte Bakterien. Tausende Abnehmer hat er bereits gefunden und nun auch finanzkräftige sowie markterfahrene Unterstützung direkt aus der Löwenhöhle.

Ein ungewöhnlicher Weg

Giuseppe Leo war einst Jugend- und Profispieler bei namhaften Vereinen wie dem FC Bayern München, dem Karlsruher SC oder dem FC Ingolstadt. Ein Kreuzbandriss zwang ihn jedoch, frühzeitig die Stollenschuhe an den Nagel zu hängen. Doch statt Tristesse herrschte bei ihm Kreativität: „Ich habe immer gesagt: Wenn der Fußball mich verlässt, lasse ich nicht locker – der Sport ging zwar, aber der typische Ehrgeiz blieb“, erinnert sich Leo. Die Idee, die dem Stein den Anstoß gab, kam ihm jedoch bereits viel früher. Schon während seiner aktiven Zeit und unzähliger Auswärtsfahrten fiel dem Innenverteidiger auf, wie oft schlichte Notwendigkeiten im Mannschaftsbus oder in Hotelzimmern mit mangelhafter Hygiene verbunden waren. „Wenn du mit zwanzig Jungs in einem Hotel haust und nur zwei Toiletten verfügbar sind, wird das ganz schnell … interessant“, berichtet er lachend. Doch während sich die meisten einer solchen Situation einfach ergeben hätten, führte sie bei ihm zu einem Geistesblitz: Warum nicht ein Gerät entwickeln, das unangenehme Gerüche gar nicht erst in den Raum entlässt?

Neutralisieren statt nur überdecken

Die Idee mündete in dem Konzept für AIR CUBE: ein kleines Gerät, das direkt an die Toilettenschüssel montiert und automatisch aktiviert wird. Es nutzt eine Kombination aus Absaugtechnik und Ionisation, um Gerüche bereits während des Toilettengangs zu neutralisieren. Anders als klassische Duftsprays überdeckt der AIR CUBE nichts, sondern entfernt auf molekularer Ebene unangenehme Geruchspartikel. Zusätzlich reinigt ein Ionisationsmodus die Umgebungsluft – ganz ohne Chemie oder Filterwechsel.

„Uns geht es nicht darum, dass das Badezimmer anders riecht“, bringt Leo die Idee auf den Punkt. „Es soll einfach nicht mehr unangenehm sein.“ Diese Herangehensweise hebt das Produkt klar von traditionellen WC-Erfrischern ab, die Fäkalgerüche oft nur mit artifiziellen Düften übertünchen. Seit den COVID-Lockdowns 2020 arbeitete Leo intensiver als je zuvor. Eigenfinanziert und mit einem sechsstelligen Investment aus eigener Tasche entwickelte er Prototypen, testete, optimierte, bis der AIR CUBE marktreif war. Bis zu den ersten Einschätzungen durch Außenstehende war es ein langer Weg: „Ich habe Buchhaltung gemacht, Marketing, Entwicklung; alles selbst“, so der Ex-Profi heute. „Ich war mein eigener Körper, Kopf und Controlling.

„Heute geht es um das große Geschäft"

Als er seinen AIR CUBE in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ präsentierte, begann Leo seinen Pitch mit den Worten: „Heute geht es um das große Geschäft.“ Und da meinte er nicht nur Umsatz, sondern eine ganz persönliche Mission. Die Investor*innen waren beeindruckt – nicht nur von der Idee, sondern vom Gründer selbst: Ein Ex-Profisportler, der nach dem Ende seiner Karriere nicht resigniert, sondern visionär wurde. Den Deal machte am Ende Carsten Maschmeyer und die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Direkt nach der Ausstrahlung war der AIR CUBE „out of stock“; eine Bestätigung dafür, dass das Konzept Anklang findet.

„Wir haben mit so einer Resonanz nicht gerechnet“, gibt Leo offen zu. Gleichzeitig berichtet er von hektischen Wochen: „Wir müssen produzieren, liefern, nachlegen – aber am wichtigsten ist, dass wir unseren Qualitätsstandard nicht aus den Augen verlieren.“ Das hält den früheren Profisportler aber nicht davon ab, groß zu denken: Geplant sind bereits Markteintritte in Dubai sowie den USA und der AIR CUBE wurde schon für die Fachmesse CES Las Vegas 2026 nominiert.

Vorbild für andere Gründer*innen

Dass ein Ex-Fußballer sich heute, statt mit Bällen zu jonglieren, um Toiletten kümmert, mag manchen verwundern – genau darin liegt aber der Zauber dieser Geschichte. Giuseppe Leo steht für das, was eine gute Gründungsgeschichte ausmacht: aus der Situation eine Idee, aus der Idee ein Problem, aus dem Problem eine Lösung. Kein Hype, kein Gimmick, sondern echte Innovation. „Vielleicht klingt es komisch, wenn ein ehemaliger Kicker jetzt sagt, er kümmere sich um Klos. Aber für mich ist es mehr als das. Es geht darum, Lebenszeit zu verbessern – und davon verbringen wir nun einmal eine signifikante Zeit auf dem WC.“ Man glaubt Leo diese Worte, weil er sie mit echter Leidenschaft für sein Anliegen und sein Produkt vorträgt. Wenn es nach dem Gründer geht, darf der AIR CUBE bald in vielen Haushalten ganz unspektakulär seine Arbeit verrichten: hygienisch, geruchsfrei, unsichtbar.

OroraTech schickt modulares Mini-Labor ins All

Das Münchner SpaceTech OroraTech meldet den Start des ersten GENA-OT-Satelliten an Bord der Transporter-15-Rideshare Mission von SpaceX.

Gemeinsam mit der Universität der Bundeswehr München und weiteren Partnern gibt das Münchner Raumfahrtunternehmen OroraTech – ein 2018 in München gegründetes globales Intelligence-as-a-Service-Unternehmen, das thermische Daten für die Erkennung und Bekämpfung von Waldbränden nutzt – den erfolgreichen ersten Raketenstart von GENA-OT bekannt. Als modulares `Mini-Labor im All´ bietet der kompakte Forschungssatellit mit Formfaktor 16U CubeSat Platz für verschiedene Nutzlasten, wie etwa Kameras oder Sensoren. Ziel des Projekts ist es, mehreren Drittanbietern – wie Universitäten, Forschungseinrichtungen oder Start-ups – eine gemeinsame Plattform zu bieten, um im Weltraum einfach, schnell und kostengünstig wissenschaftliche Experimente durchführen oder neue Technologien validieren zu können.

Die Mission wurde im Rahmen des sogenannten General Support Technology Programme (GSTP) der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) entwickelt und durch Mittel des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gefördert. Der Satellit startete an Bord der Transporter-15-Rideshare Mission von SpaceX auf der Vandenberg Space Force Base in den USA.

Professor Andreas Knopp von der Universität der Bundeswehr München hob hervor:

„Hohe Geschwindigkeit, modulare Bauweise und modernste Innovation: Mit GENA-OT zeigen wir, wie die Zukunft der Satellitenentwicklung aussieht. In einem beispiellos kurzen Zeitraum haben wir mehrere innovative Nutzlasten von der Universität sowie verschiedener StartUps integriert. Das Projekt verdeutlicht, wie Wissenschaft und Industrie mit gebündelten Kräften den NewSpace-Anforderungen schnell gerecht werden können.“

Martin Langer, Geschäftsführer (CEO) und Technologiechef (CTO) von OroraTech ergänzte: „Unsere Mission unterstreicht, wie kommerzielle Plattformen und öffentlicher Nutzen Hand in Hand gehen: GENA-OT ist das Ergebnis einer öffentlich-privaten Partnerschaft, in der wir weltraumtaugliche Hardware in Rekordzeit geliefert haben. Wir sind fest überzeugt: Gute Entscheidungen basieren auf guten Daten. Und unsere neue Satellitenplattform bietet die Möglichkeit für neue Infrastrukturen, um schnell und flexibel neue Daten zu gewinnen.“

Shahin Kazeminejad, Leiter des GSTP-Programms am DLR, rundete ab: „GENA-OT ist die erste rein deutsche Mission, die im Rahmen des GSTP-Elements 3 `FLY` finanziert wird. Die Mission ist ein hervorragendes Beispiel, wie öffentliche Investitionen und industrielle Innovationen intelligenter zusammenwirken können, um die europäische Raumfahrt gemeinsam voranzubringen und neuen Geschäftsmöglichkeiten den Boden zu bereiten.“

GENA-OT ist eine modulare Satellitenplattform, die eine einfache Integration verschiedenster Nutzlasten ermöglicht und deren Struktur für künftige Einsatzzwecke flexibel angepasst werden kann. So ermöglichen standardisierte Plattformen wie GENA-OT Regierungen, Forschung und Unternehmen schnellen und günstigen Zugang zum All und fördern Innovation sowie Europas technologische Unabhängigkeit.

Der erste GENA-OT Satellit trägt mehrere wissenschaftliche Nutzlasten. Hierzu zählt ein Modul zur Wiederaufnahme des seit 2022 pausierenden satellitengestützten Tierortungssystems ICARUS der Max-Planck-Gesellschaft. Weitere Nutzlasten umfassen unter anderem Technologiedemonstratoren der Universität der Bundeswehr für das SeRANIS-Programm (SeRANIS – Seamless Radio Access Networks for Internet of Space) sowie Technologien des Münchner Zentrums für Weltraumkommunikation. Die neue Plattform ermöglicht den beteiligten Programmen im Orbit schnell und unkompliziert wissenschaftliche Experimente durchzuführen und neue Technologien zu validieren, ohne hierfür jeweils eigene vollständige Satelliten zu benötigen.

GENA-OT wird in einer sonnensynchronen Umlaufbahn operieren und als Basis für weitere deutsche und internationale Projekte dienen. Als Grundlage für zukünftige GENA-Missionen ist die Plattform dafür ausgelegt, mit schnellen Innovationszyklen neue Technologie für Forschung, Industrie und technologische Souveränität in den Orbit zu bekommen.

Mit dem erfolgreichen Start setzen OroraTech und die Partner des Unternehmens ihre Bemühungen fort, die Technologien einer robusten und flexiblen Weltraum-infrastruktur stetig weiterzuentwickeln.

Marble Imaging erhält 5,3 Mio. Euro, um Europas Zugang zu hochauflösenden Erdbeobachtungsdaten voranzutreiben

Das 2023 von Robert Hook, Dr. Gopika Suresh und Alexander Epp gegründete Marble Imaging ist ein Erdbeobachtungsunternehmen aus Bremen, das eine Konstellation von sehr hochauflösenden Satelliten betreiben wird.

Neben dem High-Tech Gründerfonds (HTGF) hat Marble Imaging zudem eine starke Gruppe weiterer Investor*innen gewonnen, die die Mission teilt. Dazu gehören BAB Beteiligungs- und Managementgesellschaft Bremen, Lightfield Equity, Oslo Venture Company, nwk | nwu Beteiligungsgesellschaften der Sparkasse Bremen, Sentris Capital, Auxxo Female Catalyst Fund und SpaceFounders.

Die Investition soll es Marble ermöglichen, das Entwicklungsteam deutlich auszubauen und die Fertigstellung seiner Intelligence-, Maritime- und Befahrbarkeits-Tools voranzutreiben – Lösungen, die bereits erste Kund*innen bedienen und nun für den breiten kommerziellen Rollout vorbereitet werden. Zudem unterstützt die Investition den Aufbau der End-to-End-Datenverarbeitungskette sowie des Kund*innenportals, um eine nahtlose Nutzer*innenerfahrung sicherzustellen.

Die Finanzierung soll Marble zudem in die Lage versetzen, die schnell wachsende Pipeline an Datenkund*innen zu bedienen und zum Start des ersten Satelliten vollständig kommerziell einsatzbereit zu sein. Darüber hinaus soll sie den Ausbau der operativen Expertise und die Einrichtung eines dedizierten Operationszentrums für die geplante Satellitenkonstellation ermöglichen.

„Wir freuen uns sehr, ein starkes europäisches Investorenkonsortium an Bord zu haben, das das Wachstum unserer Dual-Use-Erdbeobachtungslösungen vorantreibt“, sagt Robert Hook, CEO und Mitgründer von Marble. „Mit dieser Finanzierungsrunde können wir unsere Fähigkeiten deutlich ausbauen, um der rasant steigenden Nachfrage gerecht zu werden.“

Der erste Marble-Satellit, der sehr hochauflösende multispektrale Daten liefern wird, soll im vierten Quartal 2026 starten. Bis Ende 2028 plant Marble Imaging, die eigene Konstellation schrittweise auf bis zu 20 Satelliten auszubauen. Die Nachfrage nach starken und innovativen souveränen Lösungen aus Europa zieht sich inzwischen durch nahezu alle großen Institutionen. Besonders deutlich wird dies in den Bereichen Sicherheit und Climate Tech, wo der Bedarf an schnell verfügbaren, sehr hochauflösenden Erdbeobachtungsdaten und fortschrittlichen KI-gestützten Analysen immer größer wird.

Das Unternehmen, angeführt von den Mitgründer*innen Robert Hook, Dr. Gopika Suresh und Alexander Epp, hat mit dem erfolgreichen Abschluss der Finanzierungsrunde einen weiteren wichtigen Meilenstein erreicht. Marble konnte dabei nicht nur namhafte Business Angels und institutionelle Investor*innen gewinnen, sondern auch großes Interesse führender Venture-Capital-Gesellschaften wecken.

Bereits zuvor hatte das Team für Aufmerksamkeit gesorgt, indem es mehr als 10 Millionen Euro an non-dilutive Funding für die Entwicklung und den Start des ersten Satelliten sicherte – unter anderem durch den DLR Kleinsatelliten Nutzlastwettbewerb und ESA InCubed. Zudem unterstrich das Marble die starke Nachfrage nach hochwertigen europäischen Daten und Analysen mit seinem ersten Ankervertrag im Wert von 3 Millionen Euro im Rahmen des ESA-Programms „Copernicus Contributing Missions“.

Berliner BioTech-Start-up foom erhält Investment von capacura

Das 2022 von Dr. Anike von Gagern und Dr. Kathrin Weiß gegründete Start-up hat eine innovative Lösung zur Bearbeitung von Bioabfall entwickelt.

Bioabfälle sind ein oft übersehenes Klimaproblem: Jährlich fallen in der EU über 100 Millionen Tonnen organischer Abfälle an, die meist verbrannt oder deponiert werden. Das führt zu unnötigen CO-Emissionen, dem Verlust wertvoller Biomasse und ausgelaugten Böden. Zudem verursachen Entsorgung und Düngemittelimporte hohe Kosten für Wirtschaft und Umwelt.

Die foom GmbH bietet eine innovative Antwort: Das 2022 von Dr. Anike von Gagern und Dr. Kathrin Weiß in Berlin gegründete Start-up hat sich auf die Bearbeitung von Bioabfällen spezialisiert. Mit seiner modularen Technologie verwandelt foom organische Abfälle direkt vor Ort in wertvollen Dünger, wodurch CO-Emissionen reduziert und die Kreislaufwirtschaft gefördert werden. Dabei setzt das Unternehmen auf nachhaltige Lösungen, die sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile bieten und trägt hiermit zu einer umweltfreundlicheren Zukunft bei. Diese Lösung ist insbesondere für Orte attraktiv, an denen große Mengen Bioabfall anfallen, wie beispielsweise bei Festivals, Sportevents, Kantinen, im Lebensmitteleinzelhandel oder in urbanen Räumen. Statt aufwändiger Logistik und kostenintensiver Entsorgung bietet foom eine einfache, lokale Lösung an, die einerseits Betriebskosten senkt und andererseits ökologische Vorteile schafft. Kommunen, Veranstalter und Unternehmen können so ihre Nachhaltigkeitsziele messbar erreichen.

Capacura, das sich auf Impact-Investitionen in Start-ups spezialisiert, die einen positiven Einfluss auf die Bereiche Bildung, Gesundheit und Umwelt haben, investiert nun in foom – über die Höhe des Investments wurden keine Angaben gemacht.

Allgäuer Gründerbühne 2025 – die Preisträger*innen

Beim großen Abschluss-Event der Allgäuer Gründerbühne 2025 in der kultBOX in Kempten präsentierten Gründungsteams ihre Geschäftsideen vor einer Jury, Unternehmen, Investor*innen und einem großen Publikum. Das sind die siegreichen Teams und ihre Geschäftsideen.

Wieder einmal war das große Live-Event, die Allgäuer Gründerbühne in der kultBox Kempten, ausverkauft. 500 Besuchende fieberten mit den Start-ups und stimmten schließlich zusammen mit der Jury über die beste Gründungsidee ab. Publikum wie Jury fiel die Entscheidung nicht leicht: Aus 26 Bewerbungen stachen folgende Staret-up hervor:

Platz 1 – 10.000 €:

Nepsos – verringert den Bremsfeinstaub von PKWs um 80 Prozent

Gründer Marco Eichberger stellte seine neu entwickelte, patentierte Bremsscheibe vor, die den Bremsfeinstaub um mehr als 80 Prozent reduziert; zudem sind sie um 60 Prozent leichter als herkömmliche, was insbesondere für E-Autos relevant ist. Damit löst er das akute Problem der Automobilindustrie, den Bremsstaub gemäß der neuen EU-Verordnung ab 2027 zu reduzieren. Wenn Millionen Autos mit Bremsscheiben der Nepsos GmbH aus Buchenberg ab 2027 unterwegs sind, dürfen Millionen Menschen aufatmen – sind doch gerade die Innenstädte von Bremsfeinstaub belastet.

Platz 2 – 5.000 € und Gewinner des Nachhaltigkeitspreis – 3.000 €

Paltech – Roboter entfernen Unkraut

Felix Schiegg und sein Team erleichtern Bio-Bauern die Unkrautbekämpfung im Grünland: Selbstfahrende Roboter erkennen mittels KI beispielsweise den tiefwurzelnden Sauerampfer, ziehen diesen heraus und säen zugleich nach. Die Roboter sind ganzjährig einsatzbereit und so wird Bio-Landwirtschaft produktiver, wirtschaftlicher und schützt sowohl den Ertrag als auch die Tiergesundheit. Diese Innovation reduziert den Arbeitsaufwand von Landwirtinnen und Landwirten um rund 90 Prozent und die Kosten im Vergleich zur Handarbeit um 60 Prozent. Die Roboter werden über Lohnunternehmer bereitgestellt.

Platz 3 – 3.000 €

YOUL – unkompliziert Strom speichern

Das Team um Norbert Baumann und Katrin Aust bietet modernste Plug-and-Play-Speichertechnologie an: Der Stromspeicher schaut schick aus und kann ganz einfach eingesteckt werden. Ein Elektriker ist nicht notwendig.

Platz 4 – 500 €

Choosely – die App zur Berufsorientierung

Mit ihrer Community-App wollen die Gründer aus Kempten Schülerinnen und Schüler mit regionalen Ausbildungsbetrieben vernetzen.

Platz 5 – 500 €

ONOX – E-Traktoren mit Wechselmodulen

Die Energie nutzen, wo sie entsteht: Der auf dem Hof produzierte Strom wird in kleineren Batterien gespeichert, die flexibel an den Traktor angebracht, diesen mit Energie versorgen.

„Ein großes Dankeschön an alle Teams, die ihre Visionen mutig auf der großen Bühne präsentiert haben. Ihr seid alle Gewinner – für euren Mut, eure Leidenschaft und die Inspiration, die ihr uns mitgegeben habt. Euer Engagement ist das Herzstück dieses Events.“ Mit diesen Worten bedankte sich Sebastian Kehr, Leiter Allgäu Digital, bei den fünf Gründerteams und dankte zugleich den Sponsoren: IHK Schaben, ISENHOFF, Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten, AÜW - Allgäuer Überlandwerk GmbH, Meckatzer Löwenbräu, Sozialbau Kempten Wohnungs- und Städtebau GmbH und Geiger Facility Management. Denn ohne sie gäbe es keine Gründerbühne.

Donnerstag.ai erhält 4,3 Mio. Euro Seed-Finanzierung

Donnerstag.ai bietet eine KI-gestützte Plattform für Forderungsmanagement, die speziell für Lieferant*innen konzipiert ist. Ziel ist es, Zahlungsausfälle zu vermeiden und volle Transparenz über offene Forderungen zu schaffen.

Das Frankfurter Start-up Donnerstag.ai – 2025 in Frankfurt am Main von Barbaros Özbugutu und Volkan Özkan gegründet – verbindet Leistungs-, Abrechnungs- und Zahlungsdaten aus bestehenden Systemen, erkennt Abweichungen nahezu in Echtzeit und automatisiert die Abstimmung von Transaktionen über einen positionsgenauen Abgleich (Line-by-Line Reconciliation). Auf Basis künstlicher Intelligenz und autonomer KI-Agenten schafft Donnerstag.ai volle Transparenz über offene Posten, ermöglicht präzises KPI-Reporting und unterstützt ein aktives Forderungsmanagement zur Steuerung von Liquidität und Risiko.

Die Software verbindet Daten aus ERP-, Leistungs- und Bankensystemen, erkennt Abweichungen in Echtzeit und gleicht Tausende von Transaktionen automatisch ab. Ihr intelligenter Algorithmus identifiziert Unstimmigkeiten, prognostiziert fehlende Positionen und warnt Finanzteams, bevor Verluste entstehen. Durch kontinuierliches Lernen aus den Datenmustern jedes Kunden wird das System zunehmend präziser und verwandelt Abstimmungsprozesse in eine proaktive, intelligente Kontrollschicht des Finanzwesens.

„Jedes Jahr gehen Lieferanten Milliarden verloren, weil sie keinen klaren Überblick darüber haben, was geliefert, abgerechnet und bezahlt wurde“, sagt Barbaros Özbugutu, Mitgründer und CEO von Donnerstag.ai. „Mit unserer KI-Plattform aus Deutschland schaffen wir Transparenz in einer Branche, die für Europas Wettbewerbsfähigkeit zentral ist.“

Erfahrenes FinTech-Team trifft auf starke Investor*innen

Hinter Donnerstag.ai stehen die Gründer Barbaros Özbugutu und Volkan Özkan, die beide langjährige Erfahrung im europäischen FinTech-Sektor mitbringen. Özbugutu war zuvor als Deutschlandchef bei Klarna tätig und war Mitgründer sowie CEO des Zahlungsdienstleisters iyzico. Dieser wurde 2019 von Prosus/Naspers übernommen. Der erfolgreiche Exit zählt zu den größten Fintech-Akquisitionen in der Türkei.

„In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz ERP- und Finanzsysteme grundlegend neu definiert, schafft Donnerstag.ai eine völlig neue Kategorie, die bislang technisch nicht adressiert werden konnte”, sagt Stefan Klestil, General Partner bei Speedinvest. „Barbaros und Volkan verbinden Produktkompetenz, strategisches Denken und Umsetzungsstärke auf einzigartige Weise. Wir sind stolz, als Lead-Investor Teil dieser Runde zu sein und gemeinsam mit Donnerstag.ai die Zukunft der europäischen Finanztechnologie zu gestalten.“

Donnerstag.ai will auch mithilfe des frischen Kapitals seine Präsenz in der DACH-Region ausbauen mit dem Ziel, sicheres Forderungsmanagement europaweit anzubieten.

Nullwachstum trotz KI-Boom

„Deutschland läuft Gefahr, von der Entwicklungs- zur reinen Anwendernation zu werden.“ Ein Kommentar von Frank Thelen, Gründer und CEO, TEQ Capital.

Der Sachverständigenrat rechnet für Deutschland mit nahezu Nullwachstum und gleichzeitig investieren die großen US-Techkonzerne dreistellige Milliardenbeträge in KI-Infrastruktur. Das zeigt sehr deutlich, wohin die Reise geht. Wenn wir Energie, Genehmigungen und unsere Sondervermögen nicht radikal auf Zukunft ausrichten, verlieren wir im globalen Produktivitätsranking dauerhaft den Anschluss.

0,2 Prozent Wachstum versus 600 Milliarden Dollar KI-Boom

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache – und sie passen nicht zusammen. Auf der einen Seite steht Deutschland mit einem erwarteten realen Wachstum von gerade einmal 0,2 Prozent für 2025 und 0,9 Prozent für 2026, wie der Sachverständigenrat prognostiziert. Auf der anderen Seite steht eine historische Investitionswelle in Künstliche Intelligenz und digitale Infrastruktur, die in den USA längst Fahrt aufgenommen hat.

Nach zwei Jahren Rezession und anhaltender Schwächephase steckt Europas größte Volkswirtschaft faktisch in einer Phase der Stagnation, während wichtige Wettbewerber dreistellige Milliardenbeträge in die nächste Produktivitätsstufe investieren. Deutschland verwaltet den Status quo – andere Länder kaufen sich gerade die Zukunft.

Allein Meta hat angekündigt, in den kommenden drei Jahren rund 600 Milliarden US-Dollar in Infrastruktur und Arbeitsplätze in den USA zu investieren – vor allem in neue Rechenzentren für KI-Anwendungen, Energie- und Netzinfrastruktur sowie spezialisierte Computertechnik. Auch Microsoft, Alphabet und Amazon drehen ihre Investitionsprogramme deutlich nach oben. Es geht dabei nicht um ein paar zusätzliche Serverhallen, sondern um eine weltweite Investitionswelle, die über Rechenzentren, Chipindustrie, Sensoren und Energienetze die industrielle Landkarte neu zeichnet. Wer jetzt baut, setzt die Maßstäbe für die Wertschöpfung der nächsten Jahrzehnte.

Die Diagnose der Wirtschaftsweisen ist unbequem – und zutreffend

Das Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen trägt den Titel „Perspektiven für morgen schaffen – Chancen nicht verspielen“. Tatsächlich aber leistet sich Deutschland den Luxus, genau diese Chancen auszubremsen. Statt Investitionshürden konsequent abzubauen, dominiert die Debatte, wie bestehende Sondervermögen verteilt werden sollen. Die strukturellen Bremsklötze sind bekannt: zu viel Bürokratie, zu hohe Kosten – allen voran bei Energie – und Genehmigungsprozesse, die eher an die analoge als an die digitale Epoche erinnern.

Rechenzentren sind im Kern riesige Maschinen, die Strom in Rechenleistung verwandeln. Ihr Geschäftsmodell steht und fällt mit günstiger, planbarer Energie und schnellen Entscheidungen der Behörden. Wer heute diese Voraussetzungen schafft, sichert sich einen dauerhaften Vorteil im KI-Zeitalter – bei Investitionen, hochqualifizierten Jobs und technologischer Souveränität.

Deutschland hingegen kombiniert hohe Energiepreise mit einem dichten Regelwerk und langwierigen Verfahren. Damit liefert der Standort die Begründung für schwache Investitionen und Wachstumsprognosen knapp über Null gleich mit. Die Frage ist daher nicht, ob die Prognosen des Sachverständigenrats zu pessimistisch sind – sondern wie lange sich eine Volkswirtschaft mit diesem Anspruch ein solches Politik-Setup noch leisten kann.

Der doppelte Rückstand

Die Konsequenz dieses Kurses ist ein doppelter Rückstand. Erstens droht ein Rückstand bei der Infrastruktur: Wenn Rechenzentren für KI, Chipfabriken und moderne Industriewerke vor allem dort entstehen, wo Energie preislich wettbewerbsfähig ist und Planungsprozesse Monate statt Jahre dauern, schrumpft der Kreis der Länder, die überhaupt noch als Standorte infrage kommen. Deutschland läuft Gefahr, von der Entwicklungs- zur reinen Anwendernation zu werden.

Zweitens entsteht ein Rückstand bei der Produktivität. Künstliche Intelligenz, Automatisierung und die systematische Nutzung von Daten erhöhen die Leistung pro Arbeitsstunde erheblich – und damit auch die Löhne, die sich langfristig darstellen lassen. Wenn aber der Zugang zu dieser Infrastruktur begrenzt bleibt oder deutlich teurer ist als anderswo, schlägt sich das unvermeidlich in niedrigeren Wachstumsraten nieder. Genau diese Entwicklung spiegeln die Prognosen des Sachverständigenrats bereits heute wider.

Ambivalente Aussicht für Investoren

Für Anleger ist der Befund eindeutig, aber nicht bequem. Der KI-Boom kommt, und die dafür notwendige Infrastruktur kommt ebenfalls. Die einzige offene Frage ist: mit oder ohne Deutschland.

Entscheidend wird sein, wo die nachhaltigen „Schaufelhersteller“ dieses Booms entstehen: von der Chipfertigung über hochpräzise Spezialmaschinen bis hin zu Energie- und Kühlungstechnik. Genau dort liegen die langfristig spannenden Chancen.

Aber diese Unternehmen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen: günstige Energie, schnelle Genehmigungen, klare Regulierung und ein Umfeld, das Wachstum nicht bestraft, sondern beschleunigt. Einige Länder liefern das bereits – und genau dort werden die nächsten Gewinner entstehen. Die große Frage ist, ob Deutschland dazugehören wird oder ob wir Investoren zusehen müssen, wie diese Wertschöpfung an uns vorbeizieht.

Deutschland bringt eigentlich alles mit: starke Exportbranchen, hoch spezialisierte Zulieferer und eine industrielle Basis, um die uns viele Länder in Europa beneiden. Aber wenn wir unsere Wachstumsbremsen nicht lösen und Zukunftsinvestitionen nicht konsequent priorisieren, bleibt dieses Potenzial weit unter seinen Möglichkeiten.

Der nächste Produktivitätssprung entscheidet darüber, wer die neuen Standards setzt und wer sie am Ende nur importiert. Deutschland steht jetzt vor der Wahl: Nutzen wir den KI-Boom, um unsere Rolle als führende Industrienation neu zu definieren? Oder reagieren wir darauf mit Nullwachstum, hoher Energiebelastung und einem bürokratischen Überbau, der Innovation ausbremst?

Im Moment sieht man sehr deutlich, dass andere Länder entschlossener um diese Zukunft kämpfen. Die Frage ist, ob wir bereit sind, aufzuholen.

KI-Plattform Cellbyte sammelt 2,75 Mio. US-Dollar ein

Das 2024 von Felix Steinbrenner, Daniel Vidal Moreira und Samuel Moreira gegründete KI-Start-up unterstützt Pharmaunternehmen dabei, neue Medikamente weltweit effizienter und schneller auf den Markt zu bringen.

Die unübersichtliche Datenlandschaft und viele zeitintensive manuelle Prozesse in der Pharmaindustrie führen dazu, dass es nach der Zulassung über ein Jahr dauern kann, bis neu entwickelte, lebensrettende Medikamente zu den Patientinnen und Patienten gelangen, die sie benötigen. Market Access-, Pricing-, HTA- und HEOR-Teams haben die mühsame Aufgabe, Unterlagen für die behördliche Zulassung sowie Strategien für die Preisgestaltung und Erstattung von Medikamenten zu erstellen. Vor diesem Hintergrund geben Pharmaunternehmen oft ein Vermögen aus, um Zugang zu wichtigen Preis- und Marktdaten zu erhalten, oder beauftragen Dritte mit der Vervollständigung dieser Daten.

Cellbyte hat eine KI-Plattform für Teams entwickelt, die an der Markteinführung von Medikamenten beteiligt sind. Diese ermöglicht es ihnen, mühelos Millionen von Datenpunkten aus klinischen Studien, der Preisgestaltung, HTA (Health Technology Assessments) und regulatorischen Vorgaben sowie aus internen Unternehmensquellen in Echtzeit zu analysieren. Durch die Bereitstellung schneller, zuverlässiger und qualitativ hochwertiger Erkenntnisse hilft Cellbyte dabei, Dokumente zu erstellen, Abläufe für die Markteinführung effizienter zu gestalten und Go-to-Market-Strategien in deutlich kürzerer Zeit zu entwickeln.

Felix Steinbrenner, Co-CEO und Mitgründer von Cellbyte, erklärt: „Der Erfolg des gesamten Lebenszyklus eines Medikaments entscheidet sich in der Einführungsphase. Um die besten Entscheidungen für die Markteinführung zu treffen, sind Erkenntnisse aus Gigabytes an genauen, aktuellen Informationen erforderlich. Die Aufmerksamkeit, die Cellbyte seit seiner Einführung bei einigen der weltweit größten Pharmaunternehmen erlangt hat, zeigt, dass die Branche bereit ist, die Workflows für die Markteinführung von Medikamenten neu zu denken und schnellere, kostengünstigere sowie qualitativ hochwertige Prozesse einzuführen.“

Daniel Moreira, Co-CEO und Mitgründer von Cellbyte, ergänzt: „Während meiner langjährigen Tätigkeit in der Life-Science-Beratung habe ich unzählige Innovationen erlebt, die die klinische Entwicklung verändert haben. Im Bereich Preisgestaltung und Marktzugang basieren Entscheidungen jedoch immer noch zu oft auf manuellen Tätigkeiten und anekdotischer Evidenz, obwohl Informationen im Überfluss vorhanden sind. Generative KI verändert dies nun, und wir sind stolz darauf, diesen Wandel voranzutreiben.“

Das Unternehmen verzeichnet ein rasantes Wachstum. Bereits wenige Wochen nach der Gründung erreichte es einen sechsstelligen Jahresumsatz (ARR) und expandierte in wichtige globale Märkte. Das Team hat bereits einige Verträge mit globalen Pharmaunternehmen wie Bayer abgeschlossen und gewinnt kontinuierlich neue Kund*innen hinzu.

Mit den zusätzlichen finanziellen Mitteln plant Cellbyte, die Anzahl seiner Mitarbeitenden zu verdreifachen und seine Plattform weiter auszubauen, um der wachsenden Kundennachfrage gerecht zu werden. Die Investition soll es ermöglichen, das beachtliche Umsatzwachstum fortzusetzen und das Ziel voranzutreiben, das bevorzugte System für die Einführung neuer Medikamente weltweit zu werden.

Dryft: Dt. Gründerinnen sichern sich 5 Mio. US-Dollar für ihre KI-Plattform

Dryft, von den Deutschen Anna-Julia Storch und Leonie Freisinger in den USA gegründet, ist neue Softwareplattform für Fertigungsunternehmen – ein sogenanntes Agentic Operating System-, das bestehende ERP-Systeme schrittweise ergänzen und langfristig ablösen soll.

Nach einer erfolgreichen Finanzierungsrunde über 5 Millionen US-Dollar, angeführt von General Catalyst, geben die beiden deutschen Gründerinnen Anna-Julia Storch und Leonie Freisinger heute den offiziellen Start von “Dryft” bekannt. Dryft ist eine neue Softwareplattform für Fertigungsunternehmen - ein sogenanntes Agentic Operating System-, das bestehende ERP-Systeme schrittweise ergänzen und langfristig ablösen soll.

Der innovative Ansatz von Dryft kombiniert kontextbewusste KI-Agenten mit präziser mathematischer Optimierung. Ziel ist es, komplexe operative Entscheidungen zu automatisieren, die bislang viel manuelle Abstimmung und Erfahrung erforderten. Damit richtet das Unternehmen seinen Fokus auf eine Softwarekategorie, die seit den 1970er-Jahren nur wenig Innovation und Weiterentwicklung erfahren hat.

Die Markteinführung erfolgt zu einem entscheidenden Zeitpunkt: Anhaltende Volatilität ausgelöst durch die COVID-Pandemie und geopolitische Unsicherheiten setzt eine Branche unter Druck, die laut Weltbank rund 16 % (in Prozent des BIP) der weltweiten Wirtschaftsleistung ausmacht. Das Ergebnis sind steigende Kosten, längere Lieferzeiten und erhebliche Ineffizienzen.

„Anstatt Fortschritte zu machen, bewegen wir uns rückwärts. Lieferzeiten haben sich von Wochen auf Monate oder sogar Jahre verlängert und die Volatilität wird weiter zunehmen. Wir müssen schneller reagieren, ob beim Aufbau von Kapazitäten für eine neue Impfstoffproduktion oder beim Hochfahren von Verteidigungsprojekten“, erklärt Dryft-Mitgründerin und CEO Anna-Julia Storch.

Die beiden an der Stanford University ausgebildeten Ingenieurinnen wollen die globale Lieferkette beschleunigen, indem sie eine neue Softwarekategorie schaffen, die zentrale Funktionen klassischer ERP-Systeme erweitert und perspektivisch ersetzt: Enterprise Resource Automation. „Unsere Arbeit ist erst dann getan, wenn unsere Nutzer*innen nicht mehr mit klassischen ERP-Systemen interagieren müssen“, sagt Storch. „Mit Dryft’s Agentic Operating System rücken ERP-Systeme zunehmend in den Hintergrund und dienen künftig vor allem als Datenbasis. Unser Ziel ist es, komplexe operative Entscheidungen zu automatisieren, sodass Fachkräfte zu Managern und Manager zu Strategen werden können. "Indem wir tausende Entscheidungen entlang des gesamten Fertigungszyklus vereinfachen, modernisieren wir eine Softwarekategorie mit einem Marktvolumen von über 100 Milliarden US-Dollar.”

Intelligente Entscheidungsfindung in Echtzeit

Im Gegensatz zu herkömmlichen ERP-Systemen, die primär als Planungswerkzeuge dienen, trifft die Plattform von Dryft in Echtzeit Entscheidungen über sämtliche Fertigungsprozesse. Dies reicht von der Bestimmung optimaler Bestellmengen bis hin zur automatischen Koordination mit Zulieferern, um pünktliche Lieferungen sicherzustellen.

Das System erfasst die Komplexität und das Erfahrungswissen von Produktionsunternehmen und trifft zugleich ökonomisch optimale Entscheidungen. Dieser hybride Ansatz ermöglicht es dem System, die zahllosen Störungen und Unwägbarkeiten der Fertigung, von verspäteten Lieferanten bis zu plötzlichen Änderungen im Produktionsplan, zu bewältigen, ohne dass ganze Planungsteams manuell eingreifen müssen. Dryft agiert an der Spitze des technologisch Machbaren und nutzt die neueste KI-Forschung, um eine neue Art der Lieferketten- und Produktionsplanung zu ermöglichen. Dryft’s Agentic Operating System löst damit das, was CEO Anna-Julia Storch als die zentrale Herausforderung der modernen Fertigung bezeichnet.

„Dryft handelt eigenständig, statt seinen Anwendern zusätzliche Arbeit zu verschaffen. Entscheidend dafür ist unser Fokus auf Design und Benutzerfreundlichkeit. Die meisten unserer Nutzer haben bislang nie hochwertige digitale Produktgestaltung erlebt – sie kennen nur Excel-Tabellen, E-Mails und ein ERP-System. Wenn sie Dryft sehen, sind viele erstaunt, wie mühelos Entscheidungsfindung sein kann, wenn ein System konsequent auf Anwenderfreundlichkeit ausgerichtet ist“, erklärt Storch.

Für die reale Welt gebaut

Die Gründerinnen Anna-Julia Storch und Leonie Freisinger lernten sich an der Stanford University kennen und bringen beide Karrieren in der Fertigungsindustrie mit. Storch, ehemalige internationale Skirennläuferin, arbeitete bereits vor ihrem Abschluss in Data Science mit einigen der größten Automobilzulieferer, um deren Mitarbeitenden in der Anwendung neuer Technologien zu schulen. Freisinger entwickelte die Entscheidungs- und Sicherheitssysteme für den Porsche Taycan und leitete Europas größte Studierendeninitiative im Bereich künstliche Intelligenz.

Beide teilen, wie Storch es beschreibt, eine „Leidenschaft für Geschwindigkeit und die physische Welt: Autos, Flugzeuge, Maschinen, Roboter“. Mit Dryft wollen sie ihre Leidenschaft für Geschwindigkeit und Agilität in Form einer revolutionären Software für die Fertigungsindustrie unter Beweis zu stellen.

Das Dryft-Team besteht aus Spezialisten in KI und Industrie, darunter Ingenieur:innen von Spitzenuniversitäten wie Stanford, Berkeley und MIT sowie ehemaligen Mitarbeitern von Unternehmen wie NASA, Nvidia, Siemens und Amazon.

„Dryfts Mission ist es, die physische Welt zu beschleunigen“, sagt Leonie Freisinger, CTO von Dryft. „Wir haben gesehen, wie die jüngsten Fortschritte in der Software die Welt verändert haben und wir sind überzeugt, dass ein ähnlicher Wandel nun im Hardware-Bereich bevorsteht. Dryft steht an der Spitze dieser Entwicklung, indem wir Fertigungsprozesse massiv beschleunigen. Dies ist der entscheidende Hebel, um in der physischen Welt schneller zu bauen und zu iterieren.“

Den Wandel zur Enterprise Resource Automation schaffen

Die Seed-Finanzierungsrunde über 5 Millionen US-Dollar soll den Aufbau der Dryft Plattform beschleunigen und den Übergang von klassischen ERP-Systemen hin zu Enterprise Resource Automation vorantreiben. Angeführt wurde die Runde von General Catalyst, mit Beteiligung von Neo, Sandberg Bernthal Venture Partners (mitgegründet von Sheryl Sandberg) sowie namhaften Angel-Investoren wie Jeff Wilke (ehemaliger CEO des weltweiten Endkundengeschäfts von Amazon), Qasar Younis (ehemaliger COO von Y Combinator und heutiger CEO von Applied Intuition), Claire Hughes Johnson (ehemalige COO von Stripe) und Dr. Markus Flik (ehemaliger CEO der Industrieunternehmen Behr, Homag und Chiron).

Die Finanzierungsrunde soll die Einstellung weiterer Ingenieur*innen beschleunigen und den Ausbau von Dryfts agentischem Entscheidungs-Engine vorantreiben, um der – laut den Gründerinnen – außergewöhnlich hohen Kund*innennachfrage gerecht zu werden.