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Rupp Gebäudedruck: Betongold per 3D-Druck
Die Gründer der Rupp Gebäudedruck GmbH wollen ihre Innovation – 3D-gedruckte Mehrfamilienhäuser – massentauglich machen.

Mit dem ersten und größten Mehrfamilienhaus Europas aus dem 3D-Betondrucker, das sie im Sommer 2021 an ihre Mieter*innen übergeben haben, haben Sebastian und Fabian Rupp schon jetzt Geschichte geschrieben. Weil das Drucken von Häusern für die Brüder aus dem bayerischen Weißenhorn die Zukunft des Bauens darstellt, haben sie nun, zusammen mit Yannick Maciejewski, die Rupp Gebäudedruck GmbH gegründet. „Damit wollen wir der Bedeutung dieser neuen Technologie Rechnung tragen und sicherstellen, dass wir jene zahlreichen Anfragen und Aufträge zuverlässig und professionell abarbeiten können, die uns schon jetzt täglich erreichen“, so Fabian.
Die Zukunft gehört dem Gebäudedruck
Die drei Gründer sind überzeugt, dass Wohn- und Geschäftsgebäude aus dem 3D-Betondrucker bald schon keine Exoten mehr sein werden. Der Gebäudedruck sei zwar noch eine junge Technologie, und noch sei einiges Learning by Doing. Aber die Zukunft gehöre diesem Verfahren eindeutig. Darum haben sich Fabian, Sebastian und Yannick vorgenommen, die Technik massentauglich zu machen, um so das Bauen insgesamt nachhaltiger zu gestalten.
Zunächst wollen sie den süddeutschen Raum und Österreich erschließen, bald schon sollen aber auch Aufträge aus der Schweiz und ganz Deutschland folgen. „Durch selbstentwickelte, nachhaltige Gebäude wollen wir der Komplettanbieter für 3D-gedruckte Häuser werden und das 3D-Druckverfahren in Deutschland und Europa als sichere, hochwertige, schnelle und ökologisch sinnvolle Bauweise etablieren“, erklärt Sebastian, Bankkaufmann und Student des Bauingenieurwesens, das unternehmerische Ziel.
„Die größte Herausforderung beim Bauen mit der neuen Technologie ist wahrscheinlich, dass ganz viele unterschiedliche Faktoren wie Umgebungstemperatur, Materialzusammensetzung und -beschaffenheit perfekt passen müssen. Gerade bei unserem ersten Mehrfamilienhaus haben wir noch viel getüftelt und probiert, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Gleichzeitig ist das aber auch das Spannende am Hausbau per Drucker“, sagt Yannick.

Vom Start-up zum soliden Unternehmen
Die Brüder Fabian und Sebastian sind die Prokuristen des neu gegründeten Unternehmens, Geschäftsführer ist Yannick. Der Bauingenieur hat seit 2019 die Abteilung 3D-Houseprinting bei der PERI AG mitaufgebaut und als leitender Ingenieur erste Projekte in Deutschland, Österreich und den USA mit umgesetzt. Ende 2019 übernahm er die Gesamtprojektleitung für das Pilotprojekt in Wallenhausen und gestaltete in dieser Funktion die Technologieweiterentwicklung des 3D-Drucksystems mit, kümmerte sich um Planung und Zulassung der notwendigen Zulassungstests für die Baugenehmigung und leitete die Betreuung der Mitarbeitenden vor Ort.
Gemeinsam wollen die drei nun die Baubranche revolutionieren. Dafür werden sie sich einen eigenen Betondrucker anschaffen. „Für das Pilotprojekt in Wallenhausen kam noch ein Leihdrucker der Firma PERI zum Einsatz, ein COBOD BOD2. So einen kaufen wir nun“, erklärt Yannick. Die Kosten für ein solches Gerät liegen im oberen sechsstelligen Bereich – keine Kleinigkeit für ein Start-up. Unter anderem für die Anschaffung weiterer Drucker suchen die drei Jungunternehmer noch Investor*innen. Aber auch, „um nun vom Start-up zu einem erfolgreichen, soliden Unternehmen zu werden und das Unternehmen so zu skalieren, dass wir die große Anzahl vielversprechender Anfragen in bezahlte Aufträge umwandeln können“, so Yannick.
Zeigen, was im 3D-Betondruck alles möglich ist
Denn die Nachfrage ist bereits heute groß. Um die Auslastung des neuen 3D-Betondruckers machen sich die Rupp-Brüder und ihr Kompagnon daher auch keine Sorgen. Außerdem haben sie im Juni dieses Jahres einen Haus-Katalog mit exklusiven Entwürfen ausgewählter Architekt*innen herausgebracht. „Darin wollen wir zeigen, was mit dem 3D-Druck alles möglich ist und was es kostet“, sagt Fabian. Bis es soweit ist und die Gründer Häuser aus dem Katalog verkaufen, beginnt das Unternehmen erst einmal mit dem Druck eines Ein- und eines Mehrfamilienhauses sowie eines öffentlichen Gebäudes in Deutschland. Außerdem können mit dem neuen Drucker auf dem Firmengelände in Weißenhorn Fertigteile vorproduziert werden. „Mit dem 3D-Druckverfahren werden wir neue Märkte erschließen, aber der Drucker wird den konventionellen Bau nicht so schnell verdrängen“, so Fabian abschließend.
Fabians, Sebastians und Yannicks Tipps für andere Gründer*innen
- Seid mutig! Wenn ihr von eurer Idee überzeugt seid und sie vielleicht auch Freunde oder Familie gut finden, funktioniert sie wahrscheinlich.
- Gebt nicht auf! Ihr werdet Ausdauer brauchen, um aus der Idee ein Geschäftsmodell zu machen.
- Stellt euch auf Überstunden ein! Rom wurde nicht an einem Tag erbaut – und euer Geschäft vermutlich auch nicht. Aber die viele Arbeit wird sich lohnen.
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Ma°alahi: deutsches Design trifft chinesische Handwerkskunst
Die Kommunikationsdesignerin Jennifer Laible gründete Anfang des Jahres ihr Label Ma°alahi und erfüllte sich damit zugleich ihren Traum vom eigenen Design-Shop.

Ma°alahi ist hawaiianisch und bedeutet, wenn man es auf deutsch übersetzt, Einfachheit. Jennifer Laible hegt eine große Leidenschaft für Hawaii, und zwar nicht für nur die beeindruckende und abwechslungsreiche Natur, sondern auch die schlichte Eleganz seiner Kultur und Sprache. Da war der Name für ihr neues Label schnell gefunden: Ma°alahi.
Die studierte Kommunikationsdesignerin hatte schon lange vor, einen eigenen Shop aufzubauen. „Als Designerin liebe ich schicke und smarte Produkte, die bis ins Detail clever durchdacht sind. Mein Label Ma°alahi steht daher für Dinge, die nicht nur wunderschön, sondern auch vielseitig und flexibel einsetzbar sind“, so Jennifer Laible.
Accelerator Programm half beim Gründen
Doch zunächst absolvierte Jennifer Laible bei Ekaterina Arlt-Kalthoff, Inhaberin von StartUpMOM, ein bundesweites Accelerator Programm, das ausschließlich für Mütter, die ihr eigenes Unternehmen gründen möchten, konzipiert wurde. „Da ich keinerlei finanzielle Unterstützung beispielsweise durch staatliche Förderung für Ma°alahi erhalten habe, war es mir wichtig, über alle Bereiche, die zu einer seriösen und professionellen Unternehmensgründung gehören, informiert zu sein“, erläutert Jennifer Laible. So wurde ihr schnell klar, dass sie einige Teile wie beispielsweise den Aufbau der Website, den Vertrieb und die Pressearbeit auslagern würde. „Da ich Mutter von drei Kindern bin und nebenberuflich gegründet habe, habe ich mich entschieden, einige Aufgaben in professionelle Hände zu geben. Das hat mir sehr geholfen, ist viel effektiver, erfolgreicher und spart natürlich Zeit.“
Ma°alahi produziert in limitierte Stückzahl
Ma°alahi ist eine Manufaktur. Somit werden die Kollektionen ausschließlich und exklusiv in einer limitierten Auflage von 100 Stück produziert. „Wenn die Produkte ausverkauft sind, werden sie nicht wieder neu aufgelegt. Somit bewahre ich für meine Kund*innen eine – wie ich finde – wertvolle Exklusivität. Sie bekommen von mir keine sogenannte Massenware. Das ist mir sehr wichtig“, betont die Gründerin.
Das farbenfrohe Sortiment ist einfach, aber clever durchdacht und flexibel einsetzbar. So lassen sich die Taschenanhänger beispielsweise auch als Schlüsselanhänger nutzen. „Mit den Taschenanhängern hat alles angefangen“, erinnert sich Jennifer Laible. „Und weil ich es persönlich gernhabe, wenn alles zusammenpasst, habe ich noch ein großes Tuch dazu entworfen.“ Nach und nach entwickelte die Designerin noch weitere Ideen und hat mittlerweile ihr Angebot um etliche Stücke erweitert. „Sie passen sich jedem Style an und lassen sich zu allen Outfits perfekt kombinieren“, so die Designerin.




Zur Kollektion von Ma°alahi gehören neben den Taschenanhängern, Scrunchies, Schmuck, Haarbänder, Seidenschals und Seidentücher (c) Ma°alahi
Zur Kollektion von Ma°alahi gehören neben den Taschenanhängern, Scrunchies, Schmuck, Haarbänder, Seidenschals und Seidentücher. Jennifer Laible entwirft sie in ihrem Studio in Moers bei Düsseldorf und lässt sie in China aus hochwertiger 100-prozentiger Seide anfertigen. „Ich finde Seide ist eine besonders edle, tierische Naturfaser, die bekannt für ihren Glanz und ihre hohe Reißfestigkeit ist. Sie wird traditionell aus den Kokons von Seidenraupen gewonnen, den Larven, der aus China stammenden Seidenspinner. Daher war für mich von Anfang an klar, dass ich meine Produkte im Ursprungsland der Seide fertigen lasse.“ Diese einzigartige Kombination aus deutschem Design und traditioneller, chinesischer Handwerkskunst macht die Kollektion zu etwas Besonderem und hebt sie von anderen ab.
Eigene Kollektionen für renommierte Unternehmen
Als zusätzliches Angebot von Ma°alahi und auf Anfrage designt die Inhaberin auch exklusive Kollektionen für Unternehmen oder Organisationen. So hat sie beispielsweise für den renommierten Red Club, einem female Business Club, bereits eine eigene Produktreihe entworfen und produziert. „Wenn ich ausschließlich für meine Kundinnen und Kunden etwas entwerfe, frage ich vorher nach deren Vorstellungen und Wünschen, wie Farbgebung, Logo oder Mustern. Doch oftmals überlassen sie mir das Design und an meinem Entwurf wird wenig verändert.“
Ma°alahi ist aktuell ein reiner Online-Shop. „Ich plane aber kurzfristig bundesweit Partner zu finden, die meine Kollektionen nach dem Shop-im-Shop-Prinzip in ihren Geschäften vertreiben. Zudem nehme ich weiterhin mit einem eigenen Stand an populären Messen und Märkten teil, um Ma°alahi noch weiter bekannt zu machen“, so die Unternehmerin.
Report: Food Delivery Services
Der lukrative Markt rund um Online Food Delivery ist in großer Bewegung. Während sich im Bereich der Essenslieferung die Kräfte massiv bündeln, gehen Lebensmittellieferdienste im sogenannten Quick Commerce aktuell noch große Risiken ein. Ein Überblick.

Während der Corona-Pandemie florierte das Food-Delivery-Geschäft mehr denn je. Laut einer Bitkom-Studie ließen sich die Deutschen nie zuvor so viel Essen liefern wie während der Ausgangsbeschränkungen. Vom Mehrverzehr profitierten auch die Start-ups dieser Branchen: Während des ersten Lockdowns konnten Online-Lebensmittellieferanten ein Umsatzplus von 52,9 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 verzeichnen, so das EY Startup-Barometer Deutschland 2022. Kein Wunder also, dass Food Delivery Services scheinbar wie Pilze aus dem Boden sprossen, und Radfahrer mit großen, quadratisch-praktischen Lieferrucksäcken fast zu einer Selbstverständlichkeit im Stadtbild wurden.
Auch Investor*innen wurden in dieser Zeit auf den Trend aufmerksam: 2021 floss mehr als jeder zweite im E-Commerce investierte Euro in das Subsegment Food, das einen Marktanteil von 56 Prozent innehatte. Diesem Segment wurden 2021 auch die mit Abstand meisten Finanzierungsrunden gewährt. Insgesamt wurden in 53 Finanzierungsrunden satte 2.084 Mio. Euro in das Start-up-Subsegment Food investiert.
Heute, zwei Jahre später, ist die damalige Euphorie insbesondere durch die Auswirkungen der hohen Inflation einer langsam eintretenden Ernüchterung gewichen – die ersten Food-Delivery-Start-ups meldeten Insolvenz an.
Auf und ab: Food Delivery im Wandel
Wahrscheinlich hat es jeder schon mal getan. Ob im Familienkreis, allein oder zur Mittagspause im Büro: Eine ofenfrische Pizza ist schnell bestellt und geliefert. Bereits 1997 entstand mit pizza.de einer der ersten deutschen Restaurantlieferdienste. Der Service ist also nicht neu, dennoch gab es in diesem Bereich zwischen 2017 und 2022 einen starken Zuwachs an Nutzenden und an Umsatz. Während 2017 rund 11,6 Mio. Menschen Restaurantlieferdienste nutzten und damit einen Umsatz von 1.362,1 Mio. Euro generierten, haben sich die Nutzendenzahlen im Jahr 2022 mit 19,3 Mio. fast verdoppelt und einen Umsatzanstieg auf 2.581,6 Mio. Euro bewirkt. Bis 2024 soll das weitere Wachstum allerdings etwas stagnieren. Bei zirka 21 Mio. erwarteten Nutzenden beträgt der Plan-Umsatz laut Statista etwa 2.855,2 Mio. Euro.
Laut Handelsverband Deutschland (HDE) bezifferte sich der Umsatz des deutschen Einzelhandels im Jahr 2022 auf 204 Mrd. Euro, wobei der Online-Anteil gerade einmal 2,4 Prozent beträgt und somit enormes Wachstumspotenzial birgt.
Nicht nur in Bezug auf Nutzenden- und Umsatzzahlen kam in den letzten Jahren Bewegung in den Markt. Seit 2021 konsolidierte sich dieser durch Übernahmen immer weiter. So wurden die deutschen Start-ups Lieferheld, Pizza.de, Foodora und foodpanda erst von Delivery Hero (Delivery Hero wurde 2011 gegründet, zählt heute als Scale-up und ist im DAX gelistet) gekauft und kurze Zeit später, mit Ausnahme von Foodpanda, im Jahr 2018 vom niederländischen Restaurantlieferdienst Lieferando übernommen. Interessanterweise hat Delivery Hero den deutschen Markt inzwischen vollständig hinter sich gelassen. Der steigende Wettbewerb, insbesondere mit den internationalen Unternehmen Uber Eats und Wolt (Wolt wurde Ende 2021 durch den Lieferdienstgiganten DoorDash aus den USA übernommen), führte zu geringen Margen und einem Mangel an Fahrern für den Lieferservice.
Auch Deliveroo operierte nur bis 2019 in Deutschland. Ein Grund für diese schwache Besetzung könnte die insgesamt sehr niedrige technologische Durchdringung in Deutschland sein. Dennoch ist Deutschland aufgrund seiner Größe nach wie vor ein attraktiver Markt und wird oft als erste Station für eine Expansion in Europa gewählt.
Der einzige deutsche Wettbewerber am Markt ist derzeit
Discoeat – allerdings auch nur indirekt, da die eigentliche Lieferung der Speisen von Drittanbietern wie Wolt durchgeführt wird. Doch nicht für alle Lebensmittellieferanten lohnt sich der Markteintritt, denn der millionenschwere Markt birgt trotz hoher Wachstumspotenziale auch Risiken. Das 2015 gegründete Start-up Getnow verkündete 2021 eine Pausierung seiner sämtlichen Services. Als Grund für das Aus am deutschen Markt wurden fehlende Skalierungsmöglichkeiten genannt. Über die Jahre hatte das Start-up immer wieder mit Problemen zu kämpfen. Zuletzt 2020, als es aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten Insolvenz anmelden musste. Auch das Berliner Start-up Alpakas, das sich auf Zero-Waste und wiederverwendbare Transportbehälter spezialisiert hat und stolze fünf Millionen Euro über verschiedene Investoren einsammeln konnte, meldete im Jahr 2023 Insolvenz an. Dass starke Investoren keine Erfolgsgarantie sind, musste auch Yababa, dessen Lieferangebot sich auf türkische und arabische Lebensmittel beschränkt hat, feststellen: Das Start-up schlitterte nach einer erfolgreichen Finanzierungsrunde über 15 Mio. Euro ebenfalls in die Insolvenz.

Essen und Trinken rund um die Uhr: Lebensmittellieferdienste verändern unseren Alltag
Food Delivery umfasst neben Restaurantlieferdiensten und Lebensmittellieferdiensten auch die Zustellung von Getränken und Kochboxen. Genutzt werden diese Angebote insbesondere von jüngeren Generationen: Mehr als 50 Prozent der Nutzenden von Apps zur Bestellung von Mahlzeiten sind zwischen 25 und 44 Jahre alt.
Dienste, die sich hauptsächlich auf die Lieferung von unzubereitetem Essen und Getränken fokussieren, haben in den vergangenen Jahren eine ähnliche Nutzenden- und Umsatzentwicklung erlebt wie die ihnen verwandten Restaurantlieferdienste. In 2017 nutzten 2,1 Mio. Menschen Lebensmittellieferangebote und generierten dabei einen Umsatz von 136,7 Mio. Euro. Bis 2022 haben sich auch hier die Nutzendenzahlen mehr als verdoppelt und einen Umsatzsprung auf 350,5 Mio. Euro mit sich gebracht.
Mit den steigenden Nutzendenzahlen ist auch die Anzahl an Start-ups, die Lebensmittellieferungen adressieren, am deutschen Markt gestiegen. Die Anbietenden übertrumpfen einander mit möglichst kurzen Lieferzeiten und großen Produktpaletten. Das Scale-up Bringmeister arbeitet beispielsweise mit Supermarktketten wie EDEKA zusammen. Andere Start-ups, wie etwa Flink oder Gorillas, setzen gegenwärtig noch auf eigene kleine Lagerstätten in den jeweiligen Städten und liefern ihre Bestellungen per Fahrradkurier aus, um die Lieferung innerhalb weniger Minuten abwickeln zu können. Andere Marktteilnehmer mit ähnlichen Business Models sind beispielsweise Getfaster.io oder Food.de.
Als größte Herausforderungen für die Lieferung von Lebensmitteln sehen Brancheninsider*innen neben logistischen Problemen insbesondere die Vielzahl an deutschen Hygienevorschriften und die teilweise kurzen Ablaufdaten der Produkte. Ohne technologische Unterstützung sei es kaum möglich, ein holistisches Sortiment mit stets verfügbaren Produkten und pünktlichen Lieferzeiten zu gewährleisten.
Für Lebensmittellieferdienste haben sich einige Nischenangebote gebildet. Start-ups wie obergudt, die ihren Fuhrpark teilweise auf elektrische Autos umgestellt haben, spezialisieren sich beispielsweise auf die Zustellung regionaler Produkte. Eine weitere Nische wird durch Getränkelieferanten wie das 2016 gegründete Start-up Flaschenpost (heute Teil der Dr. Oetker-Unternehmensgruppe) oder MyWasser aus Bielefeld bedient.
Skincura: Millis Zaubertücher gegen Windeldermatitis
Die Skincura-Gründer*innen Kristina und Patrick Vock aus Kaltenkirchen ihrer Tochter zuliebe die Baby-Hautpflege-Artikel Millis Zaubertücher entwickelt.

Skincura ist das Familienunternehmen, das hinter Millis Zaubertüchern von Kristina und Patrick Vock steckt. Ihre Tochter Mia-Emilia hat die beiden frischgebackenen Eltern dazu inspiriert, ein natürliches Hygiene-Produkt für schonende Babyhautpflege zu entwickeln.
Millis Zaubertücher sind Windeleinlagen, die dank natürlicher Wirkstoffkombination besonderen Komfort und schonende Pflege für die Babyhaut ermöglichen. Das Produkt soll außerdem gegen Windeldermatitis helfen, woran ganze 65 Prozent aller Säuglinge und kleiner Kinder leiden. Dabei handelt es sich um einen “wunden Po” bzw. den sogenannten “Windelausschlag” bei Säuglingen – ein Fall von toxischer Kontaktdermatitis. Die gerötete, gereizte Haut entsteht vor allem durch den ständigen Kontakt mit dem Textil- oder Windelmaterial und wird durch die feuchte Umgebung begünstigt.
Platzende Hydrofaser-Kapseln geben Wirkstoffe in die Windel ab
Das Wohl ihres Babys sowie die Gesundheit vieler anderer Kinder und Säuglinge stand für das Gründerteam Vock an oberster Stelle. Dafür haben sie ihr Produkt Millis Zaubertücher entwickelt: “Die hauchdünne und weiche Hydrofaser enthält spezielle Wirkstoffe wie Mandelöl, Aloe Vera und das Enzym Q10”, erklärt Gründerin Kristina Vock. “Dieser spezielle Mix sorgt dafür, dass die Haut geschützt, mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt und die Wundheilung unterstützt wird. Und das über viele Stunden.”
Angaben der Gründer*innen zufolge sind die Wirkstoffe in kleinen Kapseln in der Windeleinlage eingebettet. Beim Tragen platzen die Kapseln auf und geben die darin enthaltenen Wirkstoffe nach und nach ab.
ISO 9001 zertifizierte Windeleinlage
Das Familienunternehmen garantiert außerdem strenge Qualitätsprüfungen und enge Zusammenarbeit mit Fachexpert*innen. Darüber hinaus ist die Windeleinlage mittlerweile nach ISO 9001 identifiziert. Dabei handelt es sich um einen weltweit anerkannten Standard, der die Anforderungen an ein wirksames Qualitätsmanagement in Unternehmen definiert.
In Deutschland gibt es Millis Zaubertücher bereits in Apotheken und Drogeriemärkten, vorrangig im Hamburger Raum und dessen Umland. Um Produktion und Vertrieb weiter auszubauen, sucht das Familienunternehmen in Der Höhle der Löwen nach Kapital.
Mehr zu Skincura und Millis Zaubertücher gibt es am heutigen Montag in der Höhle der Löwen um 20.15 Uhr auf VOX. Ebenfalls dabei sind Bello Eis, FreeMOM, dripoff-Pad und Klangio.
family.cards: Digitale Teilhabe für Senior*innen leichter gemacht
Die Berliner Gründer Teo Ortega und Simon Hafner haben Kommunikationskarten – sog. Family.cards – speziell für Senior*innen entwickelt, mit denen diese digitale Inhalte ohne Touchscreen auf dem Fernseher nutzen können.

Ältere Menschen haben manchmal Schwierigkeiten, mit den immer kleiner werdenden Endgeräten wie Smartphones oder Tablets umzugehen. Die kleinen Tasten und die nicht mehr so gelenkigen Finger passen schlichtweg nicht zusammen. Dazu kommen oft komplizierte Apps oder Einstellungen, die selbst jüngere Leute hin und wieder überfordern. Wie also sollen Senior*innen damit zurechtkommen?
Family.cards, ein Produkt des Berliner Start-ups Generation Reach GmbH, sind sog. Kommunikationskarten speziell für Senior*innen. Damit können diese digitale Inhalte ohne Touchscreen auf dem Fernseher nutzen. Family.cards stellt eine analoge Benutzeroberfläche dar, die speziell für Senior*innen entwickelt wurde, die technisch nicht so versiert sind.
Das Gerät wird mit einem handelsüblichen Fernseher verbunden und lässt sich komplett mit Karten steuern. Für jede gewünschte Funktion gibt es eine anschaulich gestaltete Karte. „Der Fernseher als größter Bildschirm im Haus erschien uns besonders vorteilhaft“, so Family.cards-Mitgründer Teo Ortega. „Senioren nutzen ihn meist täglich und sind mit ihm vertraut.“
Die Handhabung der Family.cards soll intuitiv sein. Man legt einfach die jeweils benötigte Karte auf den mit dem Fernseher verbundenen Kartenleser und schon kann man telefonieren, die neuesten Fotos oder Videos anschauen, die die Liebsten geschickt haben, oder sogar per Videotelefonat miteinander sprechen und sich sehen. Das System ist damit quasi barrierefrei.
Und nicht nur das: Mit dem Kartensystem soll man auch altersspezifische Sportübungen machen können. Und selbstverständlich kann man laut Mitgründer Teo den Fernseher auch weiterhin so benutzen, wie er ursprünglich gedacht war: Als Gerät zum Anschauen von Filmen, Dokumentationen, Sport, Nachrichten und Unterhaltung ganz nach persönlichem Geschmack, aber jetzt auch als Streaming.
Aus eigener Erfahrung zur genialen Idee
Teo wuchs in Deutschland auf. Sein Vater lebte in Spanien. „Wir waren also die meiste Zeit auf das Telefon angewiesen, wenn wir miteinander sprechen wollten“, so Teo. Er selbst hätte seinen Vater auch gern per Videocall gesehen, doch das klappte nur selten. Die Technik, das Internet, die Bedienung der Geräte – es blieb schwierig.
Ältere Menschen tun sich oft schwer mit Medien, die für Jüngere selbstverständlich zum Alltag gehören. Die Familie versuchte so einiges, besorgte geeignete Telefone oder Tablets, aber viel zu oft klappte es trotz allem nicht mit der Kommunikation über die Entfernung. Das war frustrierend. „Meist blieb uns am Ende doch nur wieder das Telefon“, erzählt Teo, „aber ehrlich gesagt: Ich selbst telefoniere nicht so gern. Ein Videocall ist mir lieber, dann sieht man sich wenigstens auch mal.“
Je länger er sich über die Situation ärgerte, umso mehr dachte er darüber nach, wie sie zu lösen wäre. Es musste doch möglich sein, auch mit Senior*innen besser und „näher” zu kommunizieren, einfach so, wie das mit Freunden auch gelingt. Die Idee, die technischen Hindernisse zu umschiffen und etwas zu entwickeln, was sich haptisch und intuitiv bedienen lässt, war geboren.
Bei der Antler Innovation GmbH konnte Teo damit das Investment-Komitee überzeugen – und auch seinen Geschäftspartner Simon Hafner. Simon und er haben dann ihre Lösung perfektioniert und präsentieren sie jetzt der Öffentlichkeit. Auf der IFA, der weltweit größten Messe für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte, vom 1. bis 5. September in Berlin, zeigen sie innovative Lösung für Senior*innen.
FreeMOM: die Freelance-Plattform für Mütter
Für Working Moms gibt es nach wie vor nur wenig zufriedenstellende Lösungen am Arbeitsmarkt. Aus diesem Grund haben Anika Schmidt und Lena Pieper 2023 FreeMOM gegründet.

Lena Pieper aus Rheinbach und Anika Schmidt aus Heringen stellen mit FreeMOM eine digitale Freelancing-Plattform vor, die sich an die Zielgruppe Working Moms richtet. Das Unternehmen hat sich auf die rechtsgeprüfte Vermittlung von ortsunabhängigen, familienfreundlichen Freelancing-Projekten zwischen selbständigen Müttern und Unternehmen spezialisiert.
FreeMOM wurde 2023 gegründet. Die Founderinnen sind davon überzeugt, dass Mütter eine unterschätzte Zielgruppe am Arbeitsmarkt sind und möchten mit ihrem Angebot eine relevante Lösung im Fachkräftemangel bieten. Sie sind selbst Mütter und wissen aus eigener Erfahrung, wie schwierig es sein kann, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Beide sind der festen Überzeugung, dass mehr Vereinbarkeit, Flexibilität und alternative Arbeitsmodelle möglich sind.
Flexibilität und Vereinbarkeit treten in den Fokus
So haben sich Lena und Anika zum Ziel gesetzt, Müttern durch Freelancing eine neue Möglichkeit für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schaffen und damit das wertvolle, dringend benötige Potenzial dieser Zielgruppe am Arbeitsmarkt zu fördern. Die Plattform FreeMOM vernetzt durch ein “intelligentes Matching” Mütter und Unternehmen projektbasiert und unterstützt die gesamte Administration der Zusammenarbeit durch rechtsgeprüfte, intuitive Prozesse.
Lena und Anika wissen, dass der Umgang mit arbeitenden Müttern in Unternehmen heute nicht einfach ist. Jede Mutter hat nach der Elternzeit einen Anspruch auf eine gleichwertige Position in Teilzeit. Aber das sei in der Realität oft nicht umsetzbar. “Nach der Rückkehr in ihre Unternehmen müssen sich rund Zweidrittel der Mütter mit weniger zufriedengeben: weniger Einfluss, vermindertes Einkommen und geringere Karrierechancen. Knapp 40 Prozent der Mütter arbeiten weniger als 20 Stunden pro Woche, aber nur 12 Prozent sind damit zufrieden (Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft 2021). Jedoch verändert Mutterschaft die Prioritäten im Berufsleben: Flexibilität und Vereinbarkeit treten in den Fokus”, so die Founderinnen per Aussendung.
Die Gründerinnen wissen auch, dass Vereinbarkeit immer mehr zum Wettbewerbsvorteil für Unternehmen wird. Leider fehle es noch zu oft an Konzepten und passenden Arbeitsmodellen: “Wir sind fest davon überzeugt, dass Lösungen für den Fachkräftemangel neu gedacht werden müssen”, sagt Anika. Für sie und Lena ist Freelancing das passende Arbeitsmodell für Mütter, da es neben Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit ein hohes Maß an Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermögliche.
FreeMOM und das Arbeitskräftepotenzial
“Könnten alle Mütter so arbeiten, wie sie es nach eigenen Angaben tun würden, hätten wir auf einen Schlag 840.000 Arbeitskräfte mehr in Deutschland zur Verfügung”, sagen sie. Aus diesem Grund gibt es FreeMOM. Ihre Plattform vernetzt konkret familienfreundliche Unternehmen und selbständige Mütter für Projekte, die ortsunabhängig und flexibel umsetzbar sind.
Nach der Registrierung können Mütter ihr Profil u.a. mit ihrer Qualifikation, Stundensatz und verfügbaren Arbeitsstunden anlegen. Der automatische Algorithmus berechnet daraufhin, zu welchen inserierten Projekten das Profil passt. Anika über die Vorteile ihrer Plattform: “Hier finden Unternehmen sehr erfahrene Expert*innen in den Bereichen Projektmanagement, Personal, Recht, Finanzen oder IT.”
Mehr dazu am kommenden Montag in der Höhle der Löwen. Auch dabei: Bello Eis, Millis Zaubertücher, dripoff-Pad und Klangio.
Akoua: Ratinger Start-up verwertet Cashew-Apfel-Abfälle
Das Start-up Akoua verarbeitet den bislang ungenutzten Cashew-Apfel-Abfall aus Westafrika zu vitaminreichem Saft und bringt ihn nach Europa.

Die Bedeutung von Lebensmittel und die Reduktion von deren Verschwendung nimmt ständig zu. Viele Unternehmen sind bestrebt, Lebensmittel, die sonst auf dem Müll landen, anderweitig zu verwenden. Genau das hat sich auch Simon Debade, Gründer des Start-ups Akoua, auf die Fahne geschrieben. Der studierte Informatiker hat sich nach zehn Jahren als Software-Test-Manager von der Tech-Szene gelöst und sich den Cashew-Nüssen und -äpfeln gewidmet.
Der Grund: In einer 150-Gramm-Dose Cashew-Kerne sind laut dem Akoua-Gründer ungefähr 90 bis 100 verarbeitete Kerne enthalten. Nur wenigen Konsument*innen sei es bewusst, dass an jedem einzelnen Cashew-Kern ein Obst hängt, das ungefähr gleich groß ist wie ein Apfel. “Während 100 Prozent der Cashew-Kerne exportiert werden, werden nur ein Prozent der Cashew-Äpfel verarbeitet. Der Rest wird entsorgt”, erklärt der Gründer. Mit seinem Start-up verfolgt Debade daher das Ziel, die Lebensmittelindustrie durch die Verwertung der bisher ungenutzten Cashew-Äpfel zu revolutionieren.
Akoua nutzt Cashew-Äpfel, die in Westafrika ansonsten im Müll landen
Folglich dreht sich in Debades Welt alles um Cashew-Äpfel, die in seiner Heimat Benin in Westafrika – einer der weltweit größten Cashew-Produzenten – bislang ein Abfallprodukt bei der Ernte von Cashew-Kernen darstellen. Cashew-Äpfel sind in Europa als frisches Obst kaum bekannt, da sie nur schlecht gelagert werden können und schnell am Ernteziel verarbeitet werden müssen. Schon die kleinste Druckstelle führe dazu, dass die Frucht schnell faul und somit für den Export ungeeignet werde.
In den meisten Fällen landen die Cashew-Äpfel im Müll, weil am Ernteort die Infrastruktur für die Verarbeitung fehle. “Das ist nicht nur eine große Verschwendung, sondern für die Bauern auch ein großer finanzieller Verlust. Das wollte ich auch im Sinne der Nachhaltigkeit verändern”, so der Gründer.
Cashew-Äpfel als Vitamin-C-Bomben
Aus diesem Grund arbeitet Debade daran, mit Partner*innen in Benin die Verarbeitungsmöglichkeiten vor Ort zu erhöhen, damit die Cashew-Äpfel nicht im Rohzustand, sondern in Form von Endprodukten als Saft, Marmelade oder Likör exportiert werden können. “Mit unseren Partnern machen wir den vor Ort aus dem Cashew-Apfel gewonnenen Saft haltbar, importieren ihn nach Europa und geben ihm damit den Mehrwert, den er aufgrund seiner Inhaltsstoffe verdient”, erklärt der Founder.
Mit seinem Start-up sorgt der Gründer nicht nur für eine nachhaltige Cashew-Ernte, sondern auch dafür, dass Bäuer*innen, die bisher nur wenig Geld mit den Cashew-Kernen verdient haben, rund 30 Prozent mehr Gewinn erzielen. “Sie bekommen mehr Geld für ein Produkt, welches schon vorhanden ist, aber bisher kaum bis gar nicht verwertet wurde”, so Debade. Zudem seien Cashew-Äpfel wahre Vitamin-C-Bomben, da sie im Vergleich zu Orangen 5-mal mehr Vitamin-C enthalten.
Verantwortung übernehmen - nachhaltige Lösungen finden
Die Idee zu Akoua kam dem Gründer eines Tages, als seine Tochter, deren afrikanischer Name “Akoua” den Unternehmensnamen inspirierte, Debade darauf aufmerksam machte, dass er süchtig nach Cashewkernen sei. Daraufhin recherchierte der Informatiker, wie er mehr aus Cashew-Äpfeln machen könnte.
Kurz darauf lernte er seine in Benin ansässige Geschäftspartnerin Thérèse Shalom kennen. Beide hatten die Vision, den Geschmack der unberührten Natur und somit das erfrischende Cashew-Apfel-Getränk, das nach herkömmlichen Apfelsaft schmecken soll, mit der Welt zu teilen. “Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und nachhaltige Lösungen zu finden”, so Debade.
Mehr dazu am Montag beim Auftakt der neuen Staffel von Die Höhle der Löwen: Ebenfalls mit dabei: Brizza, Futurised, Mitmalfilm und DR. VIVIAN KARL.
Medicross: Gesundheitsprävention auf smarte Weise
Ein gesundes und gesundheitsbewusstes Leben ist das Ziel von uns allen. Dafür ist es wichtig, den eigenen Körper noch besser zu kennen – und etwa Einblick in den eigenen Nährstoffhaushalt zu bekommen. Das Start-up Medicross macht genau das möglich mit bequemen Testmöglichkeiten vom eigenen Sofa aus.

„Verstehe deinen Körper“, lautet die Mission des Unternehmens mit Hauptsitz in Liechtenstein. Die Idee zur Gründung hatte Geschäftsführer Daniel Maier vor rund sieben Jahren. Es war ein ganz privater Impuls, eine Lebenserfahrung wie bei so vielen erfolgreichen Entrepreneurinnen und Entrepreneuren, die den entscheidenden Ausschlag zur Gründung gab. Maier erinnert sich: „Ich hatte die Idee beim Friseurbesuch. Ich hatte von der Möglichkeit gehört, Nährstofftests anhand einer Haarprobe durchzuführen.“ Zu der Zeit fühlte er sich aus unbekannten Gründen sehr müde und schlapp – und wollte mit der kleinen Haarprobe Gewissheit haben. Tatsächlich wies er einen Nährstoffbedarf auf. Nach Identifizierung des Bedarfs wurde dieser umgehend behoben.
„Robin Hood der Gesundheitswirtschaft“
Die Idee ließ ihn nicht mehr los. Was ihm gelungen war, wollte er auch anderen ermöglichen – und den Zugang zum eigenen Nährstoffhaushalt bequemer machen. Heute, sieben Jahre später, ist sein Unternehmen Medicross längst der Platzhirsch am Markt. Ob auf der Suche nach einer Lebensmittelunverträglichkeit oder einem Nährstofftest selbst für Haustiere – Medicross hat die richtige Lösung für viele Probleme bei Mensch und Tier im Angebot.
In Deutschland hat Medicross nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 500 Partner, die die Nährstoffanalyse und Unverträglichkeitstest von Medicross bereits nutzen. Pro Monat treffen über die Webseite rund 13.000 Bestellungen mehrheitlich von Privatpersonen ein – und weitere 4.000 Bestellungen über Heilpraktiker.
Daniel Maier sieht in sich eine Art „Robin Hood der Gesundheit“: „Wir wollen den Kunden eine einfache Möglichkeit geben, eventuelle Unverträglichkeiten oder ihren Nährstoffbedarf schnell und kostengünstig herauszufinden. Wir wollen einfach ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig es ist, aktiv auf den eigenen Körper zu achten.“
Tests ergänzen, aber ersetzen nicht den Arztbesuch
Wichtig dabei: Die Tests dienen rein der Prävention und Vorsorge. Sie ersetzen aber nicht den Arztbesuch. Die Tests können bequem daheim auf dem eigenen Sofa oder am Küchentisch erledigt werden – und werden danach in das Speziallabor des Unternehmens geschickt und dort analysiert.
Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal von Medicross sind die eigenen Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater. Sie helfen den Kundinnen und Kunden dabei, die Analyseergebnisse richtig zu deuten – und die notwendigen Schlüsse daraus einzuleiten. Maier: „Von ihnen können sich Kundinnen und Kunden ausführlich beraten lassen und erhalten so einen hohen Mehrwert zu einem sehr fairen Preis. Unser Team nimmt sich viel Zeit für die Kundinnen und Kunden, um die Ursache eines erhöhten Nährstoffbedarfs oder mögliche Unverträglichkeiten zu finden. Dabei ist es wichtig, dem Kunden zuzuhören.“ Maier weiter: „Wir testen auf Nährstoffbedarf, nicht auf Nährstoffmangel. Wir wollen mit unseren Tests grundsätzlich die Frage klären, welche Probleme der Kunde hat und wie diese gelöst werden können.“
Individuelle Nährstoffpakete in Arzneimittel-Qualität
Die bedarfsweise sinnvollen Nährstoffformeln lässt Medicross von Fachleuten in Apotheken herstellen und durch Ernährungswissenschaftler sorgfältig prüfen. Kundinnen und Kunden, die nach einer Nährstoffanalyse einen bestimmten Bedarf haben und auf die Produkte zugreifen, bekommen garantiert erstklassige Ware.
Fortlaufende Qualitätssicherung, Forschung und Entwicklung sind für den weiteren Unternehmenserfolg entscheidend. Derzeit beschäftigt Medicross rund 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Labor, im Marketing oder in der hauseigenen Ernährungsberatung. Hinzu kommen sechs pharmazeutische Mitarbeiter, die sich um die Herstellung der Nährstoffrezepturen kümmern.
Der DACH-Marktführer greift nach dem Rest der Welt
Längst hat sich Medicross nach eigenen Angaben zum Marktführer in diesem Segment im DACH-Raum entwickelt. Doch das genügt den ambitionierten Gesundheits-Pionieren nicht. Gründer und Geschäftsführer Daniel Maier hat Größeres im Blick: „Unser Ziel ist es natürlich, nicht nur im DACH-Raum aktiv zu sein, sondern auch internationale Märkte wie Großbritannien, die Türkei, Frankreich oder Kanada zu erobern. Unsere Vision ist es, dass jeder sich von zu Hause testen lassen können soll, um herauszufinden, was ihm fehlt, ganz ohne Wartezeit.“
Langfristig nimmt Maier mit seiner Mannschaft auch Asien ins Visier. Nicht nur ob der großen Bevölkerungsdichte sind China und Co. spannende Absatzmärkte. Auch das Gesundheitsbewusstsein in Fernost wächst von Jahr zu Jahr.
Kickdown: Der innovative Kickdown fürs Oldtimer-Business
Wie die 2020 gegründete Auktionsplattform Kickdown frischen Fahrtwind in den bislang eher wenig transparenten Oldtimer- und Sammlermarkt bringt.

Der Handel mit Oldtimern und Sammlerfahrzeugen ist für viele eine leidenschaftliche Angelegenheit. Doch gerade in Zeiten, in denen Transparenz und ein Rundum-Service immer wichtiger werden, kann die Suche nach dem passenden Fahrzeug schnell zur Herausforderung werden. Kickdown, der junge Marktplatz für Oldtimer und Sammlerfahrzeuge, bietet einen Rundum-Service, der den Fahrzeugkauf und -verkauf so stressfrei und transparent wie möglich gestaltet.
Vom Mittagstisch zur Gründung
Die Idee zu Kickdown kam Moritz Helbich, als er Werkstudent im Hamburger SaaS-Unternehmen Phrase war. In einer Mittagspause sprach er mit seinem damaligen Chef über Oldtimer und deren Handel, über die damit verbundene Intransparenz und die oft mangelnde Qualität der Angebote. Eine passende Plattform, die Transparenz und Qualität standardisiert, gab es so noch nicht. Dies inspirierte Moritz, eine eigene Plattform zu schaffen. Gemeinsam mit dem damaligen Chef und einem weiteren Hamburger Tech-Unternehmer hatte er dann die Möglichkeit, die Idee umzusetzen, und gründete 2020 in Hamburg die Kickdown GmbH.
Etwa ein Jahr später kam Valentin Kremer, der bereits zuvor Teil des jungen Teams war, offiziell mit an Bord. Als Dritter im Bunde und essenzieller Treiber, kam, ebenfalls kurz nach der Gründung, Jonas Nörtemann nach Hamburg. Als Wirtschaftsinformatiker war er das perfekte Match, um Kickdown technisch nach vorne zu bringen. Damit war das Kernteam geschaffen und man konnten anfangen, richtig durchzustarten.
Bootstrapping statt Fremdkapital
Noch bevor Kickdown an den Start ging, stellte das Team schnell fest, dass das Produkt in einem Markt agiert, der sehr geschlossen, privat und von eher skeptischen Kund*innen geprägt ist. Eine der größten Schwierigkeiten war demnach, das Vertrauen potenzieller Kund*innen zu gewinnen, da das Start-up naturgemäß keinerlei Referenzen hatte und als neuer Player in seinem Markt noch keine Erfolgsbilanz vorweisen konnte. Sich in diesem Kontext gegen riesige, etablierte Unternehmen durchzusetzen bzw. erst einmal sichtbar zu werden, war nicht ganz einfach, zumal man finanziell einen eher steinigen Weg einschlug: „Wir mussten mit begrenzten finanziellen Mitteln alles aus eigener Tasche finanzieren. Wir wussten, dass wir uns nicht auf externe Investoren verlassen konnten, um Kickdown zu entwickeln“, so Moritz. „Jeder Euro wurde also sehr bewusst ausgegeben.“
Besonders stolz ist das Team darauf, dass es bis dato vollständig eigenfinanziert ist und sich seit längerer Zeit aus dem Cashflow tragen kann. „Dies zeigt einerseits, dass unser Geschäftsmodell schon jetzt funktioniert und Gewinne erwirtschaftet werden können. Andererseits bedeutet es jedoch, dass keine großen Kapitalmassen vorhanden sind, um schnell zu skalieren“, so Moritz. Letzteres stellt eine Herausforderung dar, da das junge Unternehmen nicht so schnell wachsen kann, wie es gern würde.
Auch die Suche nach qualifizierten Mitarbeitenden ist eine Herausforderung. Kickdown möchte sein Team erweitern, um das Wachstum weiter voranzutreiben. Dabei wird sehr viel Wert aufs Zwischenmenschliche und auf Diversität gelegt. „Alle Kolleg*innen haben unterschiedliche Hintergründe und waren nicht unbedingt Auto-Freaks, was vielleicht auch ein Schlüssel zum raschen Erfolg war“, so Moritz.

Rundum-Service für Enthusiast*innen
Während der letzten drei Jahre wurden das Produkt und der Service von Kickdown kontinuierlich weiterentwickelt. Nach einer Entwicklungsphase von drei bis vier Monaten ging die Plattform im August 2020 offiziell online. Das Produkt war ein MVP wie aus dem Bilderbuch, d.h. mit minimalen Funktionen. So gab es weder Funktionen wie einen Live-Auktions-Timer oder ein Auto-Refresh der Seite für neueste Gebote noch Live-Kommentare. Die gesamte Plattform war noch sehr Basic und ausbaufähig. Das Team entschied sich jedoch trotzdem für den Start, um zu testen, was bereits funktioniert und was nicht. Der Ansatz wurde direkt bestätigt, als am 14. August 2020 bei der ersten Auktion der erste Verkauf eines Messerschmitt Kabinenrollers KR 175 direkt ins Ausland nach Frankreich erfolgte.
In den folgenden Jahren lernte Kickdown viel und entwickelte sich weiter. „Es ist wichtig, mit den Kund*innen zu gehen und Feedback in die Entwicklung des Produkts zu integrieren“, so Moritz. Denn oftmals seien die Vorstellungen des Teams anders als die der Kund*innen, sodass die Flexibilität und die Anpassung an die echten Bedürfnisse des Markts äußerst wichtig sind.
Heute ist Kickdown eine Plattform, die einen umfassenden Service anbietet. „Wir bieten hochqualitative und transparente Fahrzeugauktionen an, bei denen wir ausschließlich Fahrzeuge mit höchstem Qualitätsstandard veröffentlichen“, so Moritz. Die Kund*innen können ortsunabhängig nach Fahrzeugen suchen, da alle Details und Eckdaten auf einen Blick ersichtlich sind und alle Mängel transparent dargestellt werden. „Dabei ist der Verkauf von Fahrzeugen bei uns schnell und unkompliziert und dauert in der Regel sieben bis zehn Tage“, so Moritz. Auktionsspezialist*innen sorgen dafür, dass die Kund*innen stets einen realistischen Mindestpreis haben und unterstützen sie bei jedem Schritt des Verkaufsprozesses. Das Team setzt sich mittlerweile aus 15 Mitarbeitenden – Festangestellten, Praktikant*innen und Werkstudent*innen – zusammen. Das Credo: Alle sind auf einer Ebene; es gibt keine Hierarchien oder Top-down-Ansätze; vor allem Sales, Operations, Marketing und Produkt sind die wichtigsten Bereiche.
Höchste Relevanz auf europäischer Ebene
In den nächsten fünf Jahren strebt Kickdown an, einer der relevantesten europäischen Akteure im Fahrzeughandel zu werden. „Dabei wollen wir das Produkt ganzheitlich aufbauen und stetig an den/die Kund*in anpassen. Der persönliche Service wird nach wie vor im Mittelpunkt stehen, da dieser ein wichtiger Bestandteil unseres Erfolgs ist“, so Moritz.
Um sich und das Produkt kontinuierlich zu verbessern und voranzubringen, plant Kickdown eine Finanzierungsrunde mit Investor*innen. Gemeinsam sollen innovative Ideen und Konzepte entwickelt werden, um den Fahrzeugkauf noch einfacher und komfortabler zu gestalten und das Produkt zu skalieren. „In Zukunft wird von der Annahme eines Fahrzeugs bis hin zu dessen Lieferung und Zulassung alles abgewickelt, damit der/die Kund*in sich um nichts kümmern muss“, so Moritz abschließend.
score4impact: Werteorientiertes Wirtschaften in den Fokus gerückt
Durch wertorientiertes Wirtschaften Lösungen für die wachsenden globalen Herausforderungen finden und konkrete Hilfe vor Ort leisten – das will die neu gegründete Score 4 Impact gGmbH leisten.

@ Magnus Wiedemann
ESG-Reporting wird ab 2025 für viele Unternehmen in Deutschland Pflicht, und diese regulatorische Entwicklung stellt einige Unternehmen vor eine große Herausforderung: Wie können sie ihr Engagement vor allem rund um Soziales Engagement tatsächlich messen? Dabei unterstützt sie ab sofort score4impact.
Die gemeinnützige GmbH, im Juli 2023 von den drei Unternehmerinnen Ana-Cristina Grohnert, Tatjana Kiel und Nina Paul gegründet, bietet eine Plattform, die Unternehmen und Hilfsprojekte zusammenbringen will – und dabei Hilfsangebote und konkrete Bedarfe an Krisenherden matcht – zunächst in Deutschland und der Ukraine und mit späterer Ausweitung auf weitere Regionen. Quasi eine Partnervermittlung auf wirtschaftlicher und gemeinnütziger Basis.
Wirtschaft neu denken
„Wir wollen Wirtschaft neu denken. Unternehmerisches Handeln hat bislang allein den Profit in den Vordergrund gestellt“, sagt Ana-Cristina Grohnert. „Jetzt brauchen wir werteorientiertes Wirtschaften.“ Grohnert ist Co-Founderin der Berlin Advisory Group, saß bis 2019 bei der Allianz im Vorstand, war Managing Partnerin bei Ernst & Young und Vorstandsvorsitzende der Charta der Vielfalt.
In der heutigen Zeit mit ihren multiplen Krisen könne und müsse die Wirtschaft mehr gesellschaftliche Verantwortung übernehmen als in der Vergangenheit. Sprich: Helfen und umsetzen! Nachhaltig, professionell und messbar. „Die Zeiten, als Unternehmen Gutes nur getan haben, um darüber reden zu können, sind vorbei“, sagt Tatjana Kiel. Sie ist Geschäftsführerin von Klitschko Ventures, einem Hamburger Consulting-Unternehmen und der Hilfsorganisation #WeAreAllUkrainians gGmbH.
Geschäftsführerin der neuen Score 4 Impact gGmbH ist die Marketing- und CSR-Expertin Nina Paul. Sie sagt: „Viele Unternehmen haben ohne standardisierten Prozess geschaut, wie sie sich engagieren, wohin sie Geld spenden können und was konkret mit ihrem Geld genau umgesetzt werden soll. Zukünftig hilft score4impact dabei, wirklich relevante Projekte zu finden, die nicht nur Symptome behandeln, sondern Lösungen für echte Ursachen finden.“
Unternehmerisches Denken auf die Nachhaltigkeitsstrategie und Gemeinnützigkeit ausweiten – mit Zahlen, Daten, Fakten
Ein wichtiger Baustein ist bei score4impact das Reporting. „So wird der Social Impact gemäß der ESG-Regularien und der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung messbar“, sagt Tatjana Kiel. Das heißt: Wenn sich Unternehmen heute gesellschaftlich engagieren, wird dies gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) im Geschäftsbericht zukünftig genauso wichtig wie die Umsatzzahlen. Wie bei der Finanzberichterstattung braucht es auch bei diesen Projekten eindeutige Kennzahlen. Die Datenqualität darf nicht den finanziellen Kennzahlen hinterherhinken. Letztlich müssten ESG-Ziele ein prägender Teil der Unternehmenssteuerung werden. Denn das Thema soziale Verantwortung werde immer wichtiger – über Kapital-, Absatz- und Arbeitsmärkte hinweg.
Wer als Unternehmen nur noch auf Profit aus sei, wirke auf heutige Stakeholder aus der Zeit gefallen. „Um zukunftsfähig zu sein, müssen sich Unternehmen vielmehr als Teil eines Ökosystems verstehen. Nur wenn es dem gesamten System gut geht, kann das einzelne Unternehmen langfristig erfolgreich sein. Die ESG-Transformation ist deshalb eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Wertorientiertes Wirtschaften und Ökonomie müssen Hand in Hand gehen“, sagt Ana-Cristina Grohnert.
Der Wert eines Unternehmens spiegelt sich zunehmend in den außerbilanziellen immateriellen Vermögenswerten und Werttreibern wider, die mit wirtschaftlichem und sozialem Wohlstand verbunden sind, wie das World Economic Forum in einem White Paper 2020 postulierte.
Fördermitglieder als Fundament
Getragen wird die gemeinnützige Initiative score4impact von Fördermitgliedern. Als erster Premium-Partner ist das Unternehmen dm-drogerie markt an Bord. „Klimabewusstes und ressourcenschonendes Handeln stehen im Fokus unseres Engagements im Bereich ökologischer Zukunftsfähigkeit“, sagt dm-Geschäftsführerin Kerstin Erbe. „Mit der Hilfe von score4impact wollen wir auch unser langjähriges soziales Engagement weiterentwickeln und auf eine noch professionellere Basis stellen. Und dabei helfen, dass auch andere Unternehmen sich entscheiden, diesen Weg einzuschlagen.“
Die Beiträge der Fördermitglieder finanzieren die Geschäftsstelle in Hamburg. Spendengelder hingegen fließen zu 100 Prozent in die Projekte.
BettaF!sh – die Thunfischalternative aus Meeresalgen und Ackerbohnen
Wie sich die BettaF!sh-Gründer*innen Deniz Ficicioglu und Jacob von Manteuffel mit ihrer pflanzlichen Alternative zum Thunfisch erfolgreich am Food-Markt etabliert haben.

Jacob von Manteuffel zog 2018 als Master-Student im Bereich Ressourcenmanagement um die Welt, um eine Dokumentation (“The Seaweed Project*”) über die Algenpioniere in Asien und Europa zu drehen. Schnell ist ihm klar, dass die Meeresalgen ihren großen Auftritt in unserem Ernährungsalltag noch vor sich haben. "Wie kann es sein, dass wir dieses wertvolle Nahrungsmittel nicht nutzen, ist es doch die Antwort auf viele brennende Nachhaltigkeitsfragen?", fragte er sich.
Kurze Zeit später geht Deniz Ficicioglu, Innovationsmanagerin und Kochbuchautorin, mit an Bord. Deniz hat zu dem Zeitpunkt bereits zwei Kochbücher veröffentlicht und in Food-Start-ups die Zukunft der Ernährung erforscht. Zusammen gründeten sie das Food-Start-up BettaF!sh und entwickeln seither aus europäischen Meeresalgen Lebensmittel für jeden Tag und folgen damit einer gemeinsamen Vision: Mit pflanzlichen Produkten auf Algenbasis – die nicht nur erschwinglich sind, sondern jede(r) sofort probieren möchte – eine echte Alternative zur Fischerei aufbauen.
BettaF!sh TU-NAH - die Thunfischalternative
Thunfisch ist eine der meist konsumierten Fischarten global. Gerade weil er so beliebt ist, sind bereits 43 Prozent seiner weltweiten Bestände überfischt (Quelle: FAO). Um dieser Spirale entgegenzuwirken, konzentriert sich BettaF!sh auf pflanzliche Fischalternativen und setzt dabei auf die Vielseitigkeit der Meeresalgen – ein Win-Win-Win für Konsument*innen, Fischer*innen und Meere.
Auf Basis von Meeresalgen und Pflanzenproteinen (Favabohne und Erbse) haben Deniz und Jacob die Produktpalette veganer Lebensmittel um eine Weltneuheit erweitert: TU-NAH ist 100 Prozent pflanzlich, frei von Soja und Weizen und schmeckt wie Thunfisch, sieht ihm zum Verwechseln ähnlich und ist ein Allrounder, ganz wie das Original. In nicht einmal einem Jahr gelang es dem Gründungs-Duo und seinem Team von Produktentwickler*innen und gelernten Köch*innen, eine pflanzliche Thunfischalternative zu kreieren. Durch den Einsatz europäischer Bio-Meeresalgen als Kernzutat trägt das BettaF!sh TU-NAH seither aktiv dazu bei, die Rettung der Meere und ihrer fischigen Bewohner voranzutreiben.
Die größte Markteinführung in der Geschichte veganer Fischalternativen
Mit einer Verfügbarkeit in 4.000 Märkten, gelang dem Food-Start-up 2021 die größte Markteinführung in der Geschichte veganer Fischalternativen – der beste Beweis dafür, dass Meeresalgen ihren Platz auf allen Tellern verdienen und Nachhaltigkeit bezahlbar sein kann.
Seit seinem Markt-Start mit dem Convenience-Snack, den TU-NAH Sandwiches, hat sich die Produktpalette des Food-Start-ups bereits deutlich vergrößert. Neben den bereits beliebten Klassikern, wie den TU-NAH Sandwiches, der Pizza TU-NAH gibt es TU-NAH Aufstriche, Cremes und -Salate mit denen, mit den sich auch Klassiker wie Vitello TU-NAH-to als vegane Variante zaubern lassen. Mittlerweile wird der BettaF!sh TU-NAH sogar in zahlreichen Restaurants und in der Markengastronomie L'Osteria als vegane Alternative von Klassikern auf der Karte angeboten. Stay tuned!
Ganz neu hat sich das Start-up zudem dem Remake eines absoluten Snack-Lieblings gewidmet – dem Dosenthunfisch. Ab September gibt es die Fischalternative TU-NAH in der Dose aus 100 Prozent Pflanzenproteinen und Meeresalgen zum Kochen oder pur genießen. Erhältlich im Can Shop von BettaF!sh und ab November in Drogerie- und Supermärkten in Deutschland und der Schweiz.

clap: Schluss mit Wertschätzung von der Stange
In unserer vielbeschäftigten Geschäftswelt sagen Unternehmen ihren Mitarbeiter*innen und Kund*innen viel zu selten aus freien Stücken „Danke“. Die clap-Gründer*innen Eileen Liebig und Konrad Schäfers wollen genau das ändern.
Manche nutzen die letzten Wochen und Tage vor der Entbindung, um endlich zur Ruhe zu kommen und sich auf das große, einschneidende Lebensereignis ausreichend vorzubereiten. Andere dagegen drehen gerade in den letzten Tagen vor dem Besuch im Kreißsaal nochmals so richtig auf. Zur zweiten Gruppe zählt Eileen Liebig: Vor rund drei Jahren, exakt am ersten Mai 2020, gründete die damals Hochschwangere in nur drei Tagen und während der hoch volatilen Anfangszeit der Pandemie die Online Event Box.
Bei diesem Vorhaben lernte sie ihren Geschäftspartner Konrad Schäfers kennen. Er war zu der Zeit als freier Programmierer tätig und automatisierte mit seinem IT-Wissen viele Prozesse der Online Event Box. Die Idee hinter dem Startprodukt: virtuelle, emotionalisierende Events für Kund*innen und Mitarbeiter*innen zu inszenieren, die seit März 2020 in ihren Home-Offices vor sich hin vereinsamten.
Herzlicher „Applaus“ als Geschäftsmodell
Aus dem Anfangsimpuls, der eventarmen Pandemie etwas sinniges entgegenzusetzen, erwuchs eine umfassende Geschäftsidee – das Start-up clap mit Sitz im Berliner Szeneviertel Friedrichshain entstand. Clap versteht sich als „die Wertschätzungs-Lösung für Unternehmen“. Der Name ist dabei Programm – es geht wie beim Klatschen um die bewusst zur Schau gestellte Wertschätzung für eine bestimmte Person. Diese kann eine Kundin oder ein langjähriger Mitarbeiter sein.
„Wir haben bei der Gründung darauf gesetzt, dass Wertschätzung in nahezu allen Unternehmen ein zentrales Thema ist – ein Thema, das individuell gestaltet und zeitintensiv bearbeitet werden muss“, sagt Eileen. Die Unternehmerin hat ihre Erfahrungen aus der Gründungszeit auch in einem Buch mit dem programmatischen Titel „Gründen macht glücklich! Beruflich und privat“ festgehalten.
Anerkennung zollen
Mit der Gründung von clap im Januar 2023 setzt das Gründerduo aus der Hauptstadt jetzt voll auf die „Karte Wertschätzung“. „Die innovative Lösung von clap stellt eine gelungene Weiterentwicklung der ursprünglichen Online Event Box dar und trägt dazu bei, das Thema Wertschätzung in Unternehmen effizient und individuell zu gestalten“, so Konrad.
Anlässe, Danke zu sagen und damit Wertschätzung zu zeigen, gibt es viele. Gerade gegenüber Kund*innen – neudeutsch Client Gifting genannt. Dabei reichen die Formen der Wertschätzung weit über das hinaus, was früher auf Messen etwa bedruckte Kugelschreiber oder eigens gebrandete Kaffeetassen waren. Mit clap hat das Gründungs-Duo eine Plattform geschaffen, die den Prozess der Geschenkauswahl und -versendung automatisiert, personalisiert und effizient gestaltet.
„Wir möchten gerade größeren Unternehmen dabei helfen, den Geschenkprozess einerseits zu automatisieren und andererseits zugleich so persönlich wie möglich zu gestalten“, sagt Eileen. Denn gute Geschenke sollten vor allem immer eines sein: möglichst individuell.
Wertschätzung von der Stange wäre das genaue Gegenteil: unpersönlich, unaufrichtig, letztlich unwirksam.
Das SAP der Wertschätzung
„Die Vision von Clap ist es, das SAP der Wertschätzung zu werden und Unternehmen dabei zu unterstützen, keinen Moment für angemessene Anerkennung mehr zu vergessen“, sagt Co-Founder Konrad selbstbewusst. Das kann der Geburtstag einer treuen Geschäftspartnerin sein, aber auch das Dienstjubiläum eines langjährigen Mitarbeiters aus der Buchhaltung. Eileen benennt die Vision ihres Unternehmens wie folgt: „Clap strebt einen tiefgreifenden Wandel in der Arbeitskultur an, indem es den Fokus auf persönliche und individuelle Anerkennung legt. Die Kombination eines erprobten Wertschätzungsmodells mit einer modernen Softwareplattform soll lästige und zeitaufwendige Aspekte der Wertschätzung eliminieren.“
Gerade bei der Wertschätzung der eigenen Beschäftigten gibt es nach vielen Studien in Deutschland Luft nach oben. Zwar hat sich durch den Siegeszug des New Work und den zunehmenden Fachkräftemangel einiges zum Besseren gekehrt zwischen Nordsee und Alpen, zwischen Rheinland und Spreewald: Mittlerweile buhlen die deutschen Unternehmen um die Talente, nicht mehr umgekehrt. Doch bis zur Etablierung einer wirklich gelungenen Wertschätzungskultur in deutschen mittelständischen Unternehmen oder großen Konzernen scheint es noch ein längerer Weg zu sein – gute Aussichten also für das clap-Business.
Seit Jahren ist die Kehrseite fehlender Wertschätzung in Zahlen abzulesen: Die Identifikation mit den Arbeitgebenden leidet. Gut ein Drittel aller Beschäftigten in Deutschland kann sich derzeit vorstellen, den Job zu wechseln. Das zeigt eine Forsa-Umfrage, die im Januar dieses Jahres im Auftrag der Marke Onlyfy von New Work SE durchgeführt wurde; 3000 Menschen wurden dafür befragt. Zu den Gründen gehören zu viel Stress und schlechte Bezahlung. 37 Prozent der Beschäftigten in Deutschland können sich demnach vorstellen, ihren Arbeitgebenden zu wechseln. Mit dem Gedanken spielen vor allem die 18- bis 29-Jährigen (48 Prozent) und die 30- bis 39-Jährigen (40 Prozent).
Onboarding wird zur Achillesferse der Unternehmen
Die immer schwächere Bindung zu den Unternehmen, gegen die mehr Wertschätzung eine Menge ausrichten kann, ist vor allem eine Folge der Corona-Pandemie. Gerade die ersten Schritte in den Unternehmen fallen bei zunehmend virtuellen Kontakten schwer. Auch das Onboarding hat sich mehr und mehr in den digitalen Raum verlagert. Doch gerade die ersten Tage und Wochen sind entscheidend. Mitarbeitende, die kein oder nur ein liebloses, wenig wertschätzendes Onboarding erfahren, kehren immer häufiger dem neuen Boss oder der Chefin den Rücken.
Laut der Softgarden-Umfrage Onboarding Reloaded 2022 haben rund 18 Prozent der rund 2000 befragten Bewerber*innen schon einmal während der ersten 100 Tage einen Job gekündigt. Vielleicht auch, weil auf dem Büroplatz nur der lieblose Blumenstrauß von der Tankstelle auf sie wartete. Wie wäre es stattdessen, neben einem Handschlag vom Abteilungsleiter mit einem persönlichen Videogruß des obersten Konzernchefs? In Zeiten von clap und Co. schnell gemacht – und so wertvoll und wertschätzend: Mit personalisierten
Videobotschaften können die Unternehmensverantwortlichen dabei eine emotionale Verbindung zu ihren Mitarbeiter*innen und Kund*innen herstellen. „Unsere Plattform ermöglicht es, individuelle Grüße und Wünsche zu versenden, die den Empfänger oder die Empfängerin direkt ins Herz treffen“, bringt es Eileen Liebig auf den Punkt.
Kreislaufwirtschaft: Zwischen verschärften Vorschriften und neuen Marktchancen
Die globale Kreislaufwirtschaft tut sich schwer. Und das, obwohl sie sich längst von einer Nischenidee hin zum Trendthema entwickelt hat. Wir beleuchten die Probleme und Herausforderungen der Circular Economy und zeigen die Chancen für Start-ups in diesem spannenden Umfeld auf.

Die weltweite Kreislaufwirtschaft ist rückläufig. Zu diesem Ergebnis kam Anfang 2023 der Circularity Gap Report, der seit 2018 in regelmäßigen Abständen die wichtigsten globalen Kennzahlen für Kreislaufwirtschaft liefert. Der Report zeigt, dass derzeit nur 7,2 Prozent der jährlich aus der Erde entnommenen neuen Materialien wiederverwendet oder ordnungsgemäß recycelt werden. Im Jahr 2019 betrug der Wert noch 9,1 Prozent.
Das Ergebnis ist durchaus überraschend, da sich Kreislaufwirtschaft in den letzten Jahren von einer Nischenidee hin zu einem Trendthema entwickelt hat. Harald Friedl, führender Experte für Kreislaufwirtschaft, erläutert die Gründe dafür wie folgt: „Global verbrauchen wir immer mehr Ressourcen, zugleich gewinnt aber das Thema Kreislaufwirtschaft in den letzten Jahren viel mehr an Öffentlichkeit und Breite.“ Harald Friedl, der 2018 den Circularity Gap Report mitbegründet hat und seit über zehn Jahren Regierungen und Unternehmen weltweit im Übergang von einer linearen zu einer kreislauffähigen Wirtschaft berät, verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Regulatorik und den EU-Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft. Dieser umfasst rund 30 Maßnahmen und steht im Einklang mit dem European Green Deal, der Europa zu einem grünen Vorreiter-Standort machen soll. Erst im November 2022 schlug die Kommission neue EU-weite Vorschriften für Verpackung vor. Nach den neuen Vorschriften sollen alle Verpackungen auf dem EU-Markt bis 2030 wiederverwendbar oder recycelbar sein. Zudem soll auch der bisherige Geltungsbereich der Ökodesign-Richtlinie erweitert werden, um die Reparierbarkeit von Produkten und deren Lebensdauer zu verbessern.
Neben EU-weiten Regelungen wird zudem auch auf internationaler Ebene verhandelt. Erst Anfang Juni ist in Paris die zweite von fünf zwischenstaatlichen Verhandlungsrunden für ein UNO-Plastikabkommen zu Ende gegangen. So wurde im Rahmen der UN-Konferenz erstmalig über eine mögliche Plastikobergrenze diskutiert, die weitreichende Folgen für die Plastikindustrie und künftige Investitionsentscheidungen hätte. Insgesamt sind fünf Verhandlungsabrunden für das Abkommen angesetzt, wobei Ende 2024 ein erster Entwurf vorliegen soll und 2025 das Abkommen beschlossen werden könnte. Ob eine derartige Obergrenze eingeführt wird, steht jedoch noch zur Disposition und wird Teil weiterer Verhandlungsrunden sein. So stehen Staaten wie die USA, China oder die Golfstaaten einem strengen Abkommen kritisch gegenüber.

Business Coalition for a Global Plastics Treaty
Mittlerweile hat aber auch die Wirtschaft die Dringlichkeit des Themas erkannt, wobei 2022 die sogenannte Business Coalition for a Global Plastics Treaty gegründet wurde. Dabei handelt es sich um eine weltweite Koalition aus Unternehmen, NGOs und Finanzinstituten, die sich dazu verpflichten, ein derartiges UN-Plastikabkommen zu unterstützen. Zudem verfolgen die Teilnehmenden laut Eigendefinition die Vision, dass „Kunststoff dank Kreislaufwirtschaft künftig nicht mehr zu Abfall wird“.
Teil der Koalition ist beispielsweise die österreichische Greiner AG, die im Bereich Kunststoff- und Schaumstofflösungen zu den Weltmarktführern gehört. Unter anderem zählt das Unternehmen mit seiner Sparte Greiner Packaging zu den weltweit führenden Herstellern von Joghurtbechern und produziert für das Münchner Start-up Air up die bekannten Trinkflaschen für die sogenannte Geruchslimonande. Die Greiner AG hat sich dabei zum Ziel gesetzt, bis 2030 ein „umfassend zirkuläres Unternehmen“ zu werden. Dabei setzt das Unternehmen unter anderem auf Innovationen, die sich durch ein neues Produktdesign auszeichnen. Eine noch recht junge Entwicklung ist beispielsweise ein sich selbsttrennender KartonKunststoff-Becher, der sich durch eine besonders hohe Recyclingfähigkeit auszeichnet.
Yesica Ríos: erfolgreich Gründen in einem fremden Land
Wie die gebürtige Mexikanerin Yesica Ríos als Tech-Gründerin in Deutschland mit JOBMATCH.ME, der Fachkräfteplattform für Logistik, Service und Gastro, erfolgreich durchgestartet ist.

Gefragt, was schwieriger sei, die Unternehmensgründung als Mexikanerin in Deutschland oder als Frau in der Tech-Branche, lacht Yesica Ríos ihr ansteckend fröhliches Lachen und gibt schmunzelnd die Antwort: „Beides!“ Die 39-Jährige fällt auf in der Tech-Start-up-Szene mit einem Gründerinnenanteil von gerade mal sechs Prozent. Und auch in ihrer Walheimat Hamburg zieht die gebürtige Mexikanerin viele Blicke auf sich. 2016 hat sie mit Partnern, zu denen auch ihr Mann Daniel gehört, die Fachkräfteplattform JOBMATCH.ME gegründet. Sie haben schnell Erfolg, müssen Rückschläge verkraften, sich gegen mächtige Mitbewerber behaupten und stehen heute grundsolide auf bestem Wachstumskurs da. Nebenbei schultert Yesica Ríos die Doppelbelastung als zweifache Mutter, die sie ganz selbstverständlich mit ihrem Mann teilt, und schließt zum Ausgleich gerade ihre Ausbildung als Yogalehrerin ab.
Was Yesica Ríos bei all den Herausforderungen geholfen hat? Viel Vertrauen in sich selbst und in die eigenen Ideen, die Überzeugung, das Richtige zu tun, auch wenn niemand sonst so denkt. Und ganz gewiss auch die mexikanische Lebensfreude. Vor allem aber die Fähigkeit, immer wieder eigene Grenzen zu überwinden. Zunächst als sie aus ihrem Heimatland Mexiko nach Deutschland auswandert und Freunde und Familie zurücklässt, dann als sie einen sicheren Konzernjob aufgibt und sich auf das Abenteuer Startup einlässt.
„Es gibt keinen einfachen Weg, seine Träume und Visionen Wirklichkeit werden zu lassen“, ist Yesica Ríos überzeugt, „aber es lohnt, die Mühe auf sich zu nehmen und ihnen zu folgen. Und ich möchte mit meinem Weg auch andere Frauen inspirieren sich zu trauen, sei es auszuwandern, eine Familie zu gründen, sich selbst Fehler und Wachstum zu gestatten oder eine Ausbildung als Yoga-Lehrerin zu machen, mein aktuelles Projekt.“
Ich wollte dabei helfen, die Grenzen der Rekrutierung einzureißen
Yesica Ríos besucht die Universität in Puebla de Zaragoza in Mexiko, studiert intensiv an der Technischen Universität München und macht ihr Diplom als Wirtschaftsingenieurin an der Universität Iberoamericana. Nach dem Abschluss arbeitet sie als Vorstandsreferentin bei Volkswagen in Mexiko und als Expat in Deutschland. Schon damals entsteht zusammen mit ihrem Mann Daniel die Idee zu JOBMATCH.ME: „In Deutschland ist mir aufgefallen, dass vor allem Fachkräften nicht die Wertschätzung zuteilwurde, die sie meines Erachtens verdienen. Sie standen vor kaum überwindbaren Hürden, die ihnen einen Jobwechsel hin zu besseren Arbeitsbedingungen erschwerten. Ich wollte dabei helfen, die Grenzen der Rekrutierung einzureißen.“ Doch das mexikanische Temperament wird durch typisch deutsche Strukturen ausgebremst: „Das Ziel erschien mir aufgrund der festgefahrenen Prozesse weit entfernt. Mit der Zeit wurde das Vertrauen in meinen Wunsch so stark, dass ich mich dazu entschied, den sicheren Job aufzugeben und 2016 in Hamburg zusammen mit meinem Mann Daniel und Partnern JOBMATCH.ME mitzugründen. Eine Jobplattform, die Unternehmen und Fachkräften durch Matching ermöglicht, schnell und transparent in Kontakt zu treten, super easy für Fachkräfte zu nutzen ist und ihren ganz persönlichen Job-Bedürfnissen gerecht wird.“
Die Grenzüberwinderin
Doch trotz aller Entschlossenheit bremsen sie mentale Grenzen aus. „Meine Gründung war geprägt von Barrieren in meinem Kopf“, erinnert sich die Gründerin. „Zum einen kam ich aus einer jahrelangen Festanstellung bei einem großen Unternehmen mit etablierten und vorgeschriebenen Abläufen, ein großer Unterschied zu einem neu gegründeten Start-up.
Zum anderen wusste ich nicht, wie das deutsche Unternehmertum funktioniert, wie die Menschen ticken und wie ich professionell am besten networke. Ich stand nach jahrelanger Arbeit erneut an einem professionellen Anfang, musste meine festgefahrenen mentalen Grenzen durchbrechen und lernen, mich in einer ungewohnten Umgebung zurechtzufinden. Eine schwierige, aber auch sehr schöne Grenzerfahrung.“ Auch wenn viele deutsche Frauen wissen, wie ihre Landsleute ticken, stehen sie vor denselben Herausforderungen: Wissen um Unternehmertum steht hierzulande nur in wenigen Ausbildungen auf der Agenda und Netzwerken wird gerade unter Frauen oft eher als Privatsache verstanden.
If you can imagine it, you can do it
Erschwerend kommt eine Angst hinzu, die meist nur Frauen kennen: Nicht gut genug zu sein. Bei Yesica Ríos ist es die Sprache, die sie – zumindest ihrem Anspruch nach – nicht gut genug beherrschte. Doch sie lässt sich von diesem Umstand weder aufhalten, noch ignoriert sie ihr Defizit einfach. „Ich habe mich unwohl gefühlt, in professionellen Kontexten Deutsch zu sprechen. Ich musste an einen Leitspruch meiner Mutter denken, if you can imagine it, you can do it. Also habe ich allen Mut zusammengenommen, mich erneut an einer Hochschule eingeschrieben, um mit Professionals in Kontakt zu treten und Wissen über Wirtschaft und die Marketing-Welt in Deutschland zu sammeln.“ Heute bewegt sie sich lässig im Job-Kontext, steht als Speakerin auf der Bühne, verhandelt mit Investoren und nutzt kleine Fehler als sympathische Situationsauflockerer. „Gemeinsam lachen oder zusammen nach dem Wort suchen, das mir gerade fehlt, hilft auch enorm, eine kooperative Lösung für jede andere Herausforderung zu finden.“
Auf den Skills-Mix kommt es an
Jeder Mensch hat seine individuellen Leidenschaften und Fähigkeiten, ist Ríos überzeugt. „Manchmal mag es so scheinen, als ob sich diese nicht miteinander kombinieren lassen und man sich zwischen ihnen entscheiden muss. Als Ingenieurin habe ich gelernt, Daten, Zahlen und Formeln zu erstellen, auszuwerten und zu nutzen. Obwohl es auf den ersten Blick nicht zusammenpasst, weiß ich heute, dass sie zur Kreativität inspirieren können.“ Diesen Mix unterschiedlicher Aspekte sieht sie auch als großen Vorteil für diverse Teams in der Tech- Start-up-Welt. Homogene Teams würden dazu neigen, in eine Richtung zu denken und mit voller Power loszumarschieren, im Zweifel auch in eine falsche Richtung, weiß Ríos aus ihrem Business-Umfeld. Bei diversen Teams müssen unterschiedliche Ideen und Vorstellungen diskutiert werden. Das würde zwar im ersten Moment länger dauern und mühsamer sein, doch dafür ist das Ergebnis durchdachter und auch nachhaltiger, ist die JOBMATCH.ME-Unternehmerin überzeugt. Dies unterstreichen auch Studienzahlen, nach denen diverse Teams mit Frauen in der Leitungsebene langfristig erfolgreicher sind.
Ihrem Anspruch folgend, immer wieder Neues zu lernen, macht Ríos eine Ausbildung als Yogalehrerin und trainiert für ihren ersten Langstreckenlauf. „Ja, ich weiß, es klingt ein wenig verrückt, aber mit einem gut strukturierten Tagesablauf und der Fähigkeit, Aufgaben zu delegieren, klappt das wunderbar. Für mich ist es ein toller Ausgleich und auch für mein Team, meine Familie und Freunde kann ich so viel ausgeglichener sein.“ Man darf gespannt sein, was die vielseitige Wahlhamburgerin als nächstes auf den Weg bringt.