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Betriebsergebnis und Steuerlast

Doch zurück zur BWA. Die Unterscheidung zwischen Erlösen aus der betrieblichen Tätigkeit und sonstiges Erlösen ist wichtig, damit Sie ein durch eventuelle Sondereinflüsse (Verkauf des zum Betriebsvermögen gehörenden PKW o.ä.) falsches Bild vermeiden. Die Aufstellung der einzelnen Kosten in der BWA unterscheidet nicht nach fixen und variablen Kosten. Da die BWA in erster Linie aufgestellt wird, um Ihr Betriebsergebnis und die daraus resultierende Steuerlast zu ermitteln, ist eine solche Aufteilung auch nicht nötig.

Für Sie als Unternehmer können wiederum die prozentualen Anteile an den Erlösen wichtig sein. Je nachdem in welcher Branche Sie tätig sind, können Sie anhand von Vergleichen mit branchenüblichen Kennzahlen feststellen, ob Ihre Kosten für Personal, Material oder Miete im Rahmen liegen oder etwa zu hoch sind. Auch hier gilt wieder: Ihr Wissen ist gefragt. Ihr Bürodienstleister oder Steuerberater verbucht die Belege, die Sie ihm einreichen. Sollten Sie also in einem Monat mehr Material angeschafft haben als üblich und Ihr Materialverbrauch geht entsprechend in die Höhe, so kann Ihr Steuerberater die Hintergründe nicht kennen. Sie allerdings sehr wohl, und so müssen Sie notfalls eine Korrektur vornehmen.

Fazit: Die BWA ist in erster Linie ein Instrument zur korrekten Ermittlung Ihrer Steuerlast. Sie können die BWA jedoch auch nutzen, um eine Grobsteuerung Ihres Unternehmens vorzunehmen. Für die Feinsteuerung benötigen Sie jedoch zusätzlich ein internes Controlling.

Controlling

Die BWA enthält die gleichen Informationen wie die Einnahmen-Überschuss-Rechnung, ist aber in ihrer Auflistung deutlich detaillierter. Sie gibt einen Überblick über die Einnahmen (also die Erlöse aus der betrieblichen Tätigkeit sowie sonstige Erlöse) und die Ausgaben, jeweils für den betrachteten Monat und das bisherige Jahr. Damit gibt sie über einen Soll-Ist-Vergleich eine recht gute erste Indikation für die Geschäftsentwicklung.

Aber Achtung! Die BWA gibt einen guten Überblick über die aktuellen Zahlen, aber nicht für mehr. Wenn Sie ein funktionierendes Controlling aufbauen wollen, dann müssen Sie das zusätzlich machen. Ich empfehle Ihnen ein solches auf der mehrstufigen Deckungsbeitragskalkulation auf Teilkostenbasis (dazu in einem späteren Teil) aufzubauen. So erhalten Sie den besten Überblick. Das Controlling Ihres Unternehmens ist eine Ihrer wichtigsten Aufgaben, sie gehört nicht zum Aufgabenbereich eines Steuerberaters.

Was ist das wichtigste Ziel?

Was ist das wichtigste Ziel? Ich hoffe, Ihnen mit diesem kurzen Einblick die womöglich vorhandene Scheu vor den Zahlen genommen zu haben. Der gesamte Aufgabenbereich Controlling und Unternehmenssteuerung ist kein reiner Selbstzweck, sondern soll Ihnen helfen, das wichtigste Unternehmensziel erreichen zu können. Und damit kommen auch Sie in das Vergnügen meiner Lieblingsfrage: Was ist denn das wichtigste Ziel auch Ihres Unternehmens? Die Auflösung dieser Frage sowie die Beschäftigung mit dem Thema Preisfindung gibt es in der nächsten Folge.

Der Autor, Jan-Marc Köp, arbeitet bei verschiedenen Gründungswerkstätten in Hamburg und Niedersachsen als Dozent und Coach. Seine Schwerpunkte liegen im Vertrieb und in der Unternehmenssteuerung.

Hier lesen Sie den Teil 2 der Kolumne


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Kolumne Seite 2

Wie viele Blumensträuße muss Elise verkaufen?

Herzlichen Glückwunsch! Sie haben gerade einen der wichtigsten Punkte in der BWL ermittelt, den break-even-point. Dort, wo die Gerade des Deckungsbeitrages die Gerade der Fixkosten schneidet, haben Sie alle Ihre Kosten gedeckt. Erinnern Sie sich? Wir haben vom Verkaufspreis die variablen Kosten bereits abgezogen, um den Deckungsbeitrag zu ermitteln. Somit müssen wir jetzt „nur“ noch die Fixkosten decken. Elise muss also monatlich 625 Sträuße verkaufen, um ihre gesamten Kosten zu decken, ab dem 626. Strauß fließt der Deckungsbeitrag in die Kasse „Gewinn“.

Wir können aber noch viel mehr aus diesem einen Bild lernen: Gelingt es uns, unsere Fixkosten zu reduzieren, gleich ob wir die betrieblichen Kosten senken oder die privaten Lebenshaltungskosten und somit den kalkulatorischen Unternehmerlohn, so sinkt die Gerade Fixkosten natürlich und wir erreichen unseren break-even-point früher. Mit anderen Worten: Jeden Euro, den Sie nicht ausgeben, müssen Sie nicht verdienen.

Wann wird der break-even-point erreicht?

Sobald wir unseren Verkaufspreis reduzieren, sei es durch Rabatte, Sonderkonditionen oder Ähnliches, reduzieren wir bei gleichen variablen Kosten automatisch den Deckungsbeitrag. Das bedeutet, dass die Gerade DB flacher verläuft, wir also den break-even-point erst später erreichen. Deshalb überlegen Sie sich bitte gut, ob Sie als Gründer Ihre Kunden vor allem über den Preis erreichen wollen.

Wenn wir schon über Preise reden: Theoretisch können Sie kurzfristig einen Verkaufspreis akzeptieren, der Ihnen einen Deckungsbeitrag I von 0 Euro einbringt. Sie haben dann zumindest Ihre variablen Kosten gedeckt. Aber: Sie haben keinen Cent zur Deckung Ihrer Fixkosten erwirtschaftet. Ich denke, ich muss nicht darauf hinweisen, dass ein Verkaufspreis, der Ihnen einen negativen Deckungsbeitrag lässt, zumindest unter kalkulatorischen Aspekten niemals akzeptiert werden sollte.

Der Autor, Jan-Marc Köp, arbeitet bei verschiedenen Gründungswerkstätten in Hamburg und Niedersachsen als Dozent und Coach. Seine Schwerpunkte liegen im Vertrieb und in der Unternehmenssteuerung.

Hier lesen Sie den Teil 4 der Kolumne