Radar für Gründer

Controlling - Überleben als Existenz-Gründer

Autor: Hans Luthardt
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Gefährliche Klippen frühzeitig erkennen und sicher umschiffen – das ist eine der wichtigsten Überlebensstrategien erfolgreicher Gründer. Wie Sie Ihr eigenes Frühwarnsystem aufbauen lesen Sie hier.

Bis vor kurzem dachte ich noch, dass man den Überblick über die eigene Firma fast wie automatisch beibehält und daher auch stets weiß, wie es um die Finanzen steht. Aber dann türmten sich scheinbar unwichtige Details und finanzielle Ungereimtheiten zu riesigen Problemen auf.“ So skizziert Jungunternehmer Peter Zurbier rückblickend die bislang schlimmste Situation seiner Firma. Vor zehn Monaten hatte sich der 32-Jährige als Anbieter für Party- und Gastronomiebedarf selbständig gemacht. Neben dem fachlichen Know-how, das er als Angestellter in dieser Branche bereits gesammelt hatte, war vom ersten Tag an betriebswirtschaftliches Detailwissen von ihm gefordert.

Wie Peter Zurbier stoßen hier die meisten Existenzgründer rasch an Grenzen. In dieser Frühphase der Selbständigkeit lauern vielschichtige Stolperfallen, Fehler sind vorprogrammiert – nur wer aus ihnen lernt, eignet sich auf Dauer den „richtigen Riecher“ für Gefahren an. Peter Zurbier hatte die Warnsignale übersehen. Als er dann keinen Ausweg mehr wusste, wandte er sich an seine Hausbank. Erst damit wurde Hilfe von Außen möglich. Der darauf folgende Kontakt zum „Runden Tisch“ der IHK, einer zentralen Anlaufstelle bei Krisen junger Unternehmen, war dann Rettung in allerletzter Minute und hat ihm zu wichtigen Erkenntnissen verholfen. „Heute weiß ich, dass mir der richtige Blick auf mein Geschäft und das richtige Timing bestimmt viel Ärger und Geld erspart hätte“, betont Zurbier.

Krisensignale frühzeitig erkennen

Von existenzieller Bedeutung ist daher ein Frühwarnsystem, das bereits in der Gründungsphase installiert wird und auf regelmäßiger Selbstkontrolle und Selbstdiagnose basiert. Damit lassen sich Risiken leichter erkennen und Korrekturen einleiten. Hauptursachen für das frühzeitige Aus junger Unternehmen sind Liquiditätsprobleme, Forderungsausfälle sowie strategische Fehler.

Zum Experten-Interview: Überleben im Existenzgründer-Dschungel

Liquidität überwachen

Nur der regelmäßige Blick auf die finanziellen Mittel hilft die eigene Zahlungsfähigkeit zu sichern und lässt die Ertragssituation berechenbar machen.
Faustregel: Ein überlebensfähiges Unternehmen muss mindestens drei Monate „flüssig“ sein, also laufende Rechnungen, Kredite und Kosten begleichen können.
Als erste Sicherungsmaßnahme vereinbart Zurbier mittlerweile täglich 20 Minuten als festen Termin mit sich selbst, um die aktuellen Geldbewegungen – nicht nur den Kassen- und Kontostand – festzustellen und zu prüfen. Von Anfang an wird so vermieden, Umsatz mit Gewinn zu verwechseln. Zu dieser täglichen Arbeit gehört auch die akribische Überwachung und Auswertung aller Fälligkeitstermine. Welche Auszahlung (von Miete, Energiekosten, Versicherungen, Zinsen bis hin zu Steuern, Vertriebs- und Verwaltungskosten) ist wann zu leisten? Und die Einnahmen betreffend: Welche Zahlungsziele sind mit den Kunden und Lieferanten vereinbart? Wie lange benötigt welcher Kunde, um seine Rechnung zu begleichen? Wurde der vereinbarte Betrag vollständig und vertragsgerecht erstattet?

Das Beispiel von Herrn Zurbier sollte Ihnen als Existenzgründer klar machen, dass jede Fälligkeit direkt Ihren Liquiditätsstand beeinflusst. Neben dem aktuellen Stand der Zahlungsfähigkeit lassen sich daraus wichtige Erkenntnisse für die von Ihnen außerdem sowohl vorab als auch rückblickend zu leistenden Wochen-, Monats- und Quartalsplanungen gewinnen. Nur durch diese, in zeitliche Abschnitte klar fixierte Selbstgutachten lassen sich Zahlungsziele und Unternehmensplanungen fassen, korrigieren und optimieren. Wenn Sie ein externes Buchführungsbüro mit Ihrer Buchhaltung beauftragen, sorgen Sie dafür, dass Sie in Wochen-, Monats- und Quartalsabständen auf die relevanten Daten zugreifen können.