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Scenarium AI: 1,6 Mio. Euro Investment für Berliner KI-Start-up
Das 2023 von Katja Elkhanova und Emil Azadian gegründete Berliner Start-up Scenarium AI hat seine erste Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen und 1,6 Mio. Euro erhalten, um die Gebäudeplanung mit generativer KI neu zu denken.

Heute entfallen bis zu 50 Prozent der Zeit eines Bauprojekts allein auf die Planungsphasen, weil es weder die Arbeitskräfte noch die Softwaretools gibt, um die Planung von Gebäuden effizient zu gestalten. "Wir können bei vielen deutschen Ingenieurbüros die prekäre Lage beobachten, dass Vakanzen über Monate oder gar Jahre nicht besetzt werden können und Schulungen erfolgen müssen, die langwierig und zum Teil teurer als die zu erlernende Software sind", sagt Katja Elkhanova, Mitgründerin und CEO von Scenarium AI. Dennoch sind neue Lösungen zur effizienteren Planung von Gebäuden nach wie vor schwer zu finden, die Softwarelandschaft hat sich über Jahrzehnte hinweg kaum verändert.
“Wir glauben, dass die neuen Entwicklungen in der generativen KI (künstliche Intelligenz) es ermöglichen, den Planungsprozess völlig neu zu strukturieren und somit bis zu 69 Prozent der gesamten Planungszeit einzusparen. Gleichzeitig hat der jüngste Hype um KI auch in dieser eher traditionellen Branche für Aufsehen gesorgt - die derzeitige Bereitschaft zur Adoption von KI-basierter Software bedeutet, dass wir den Markt zur rechten Zeit bedienen", sagt Emil Azadian, Mitgründer und CTO von Scenarium AI. Laut einer Studie von Goldman Sachs, weist der Sektor Architektur und Ingenieurwesen das dritthöchste Automatisierungspotenzial durch die jüngsten Entwicklungen der generativen KI auf.
Die Vision von Scenarium AI ist es, genau die KI-gestützte Planungssoftware zu entwickeln, die von der Bauindustrie gefordert wird - und das für alle Planungsschritte. Mit über 37 Millionen potenziellen Nutzer*innen weltweit stellt dies eine riesige Marktopportunität dar. Sie generiert kollisionsfreie, normgerechte und materialeffiziente Planvorschläge in Minuten statt Wochen. Das Start-up wurde 2023 von Katja Elkhanova und Emil Azadian gegründet. Durch ihre familiären Hintergründe im Bauwesen sind beide Gründer*innen seit ihrer Kindheit mit den Herausforderungen der Branche vertraut. Bevor sie Scenarium AI gründete, half Katja Elkhanova beim Aufbau von Cosuno, einem ConTech Start-up, das die Verwaltung von Subunternehmern digitalisiert und leitete dort die Bemühungen zur Nachfragegenerierung. Emil Azadian entwickelte Deep-Learning-Algorithmen und synthetische Datensätze bei dem KI-Unternehmen Audatic und trug so zu einem erfolgreichen Exit bei. Die beiden Gründer lernten sich bei Entrepreneur First kennen - Europas führendem Talentinvestor.
Die Pre-Seed-Finanzierungsrunde wurde von UVC Partners angeführt, dem Investmentarm von UnternehmerTUM, der sich auf europäische B2B-Start-ups konzentriert und zu dessen Portfoliounternehmen beispielsweise Capmo (Start-up im Bereich Bauwesen) und Synera (Produktdesign-Software) gehören. Ebenfalls an der Runde beteiligt sind Angel Invest, einer der aktivsten Angel-Fonds in Europa, sowie der CEO von Make, Fabian Veit, LeanIX Chief People Officer Anna Gajda und Moritz Luck, Gründer von Enscape.
Das frische Kapital soll unter anderem zur Erweiterung des Teams, bestehend aus Data Scientists und Ingenieur*innen und aus dem Bereich Deep Learning genutzt werden.
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Insolventes HealthTech-Start-up MedKitDoc gerettet
Investorenlösung für die auf digitale Fernbehandlung spezialisierte Unternehmen BDS Digital Health Solutions GmbH: die GoMedicus Group übernimmt den Geschäftsbetrieb der BDS Digital Health Solutions-Tochter MedKitDoc – über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

Die BDS Digital Health Solutions GmbH musste im November 2024 Insolvenz anmelden. Am 1. Februar 2025 eröffnete das Amtsgericht Charlottenburg das Verfahren und bestellte Sebastian Laboga von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH zum Insolvenzverwalter, nachdem er zuvor bereits als vorläufiger Verwalter tätig war. Der Investorenprozess wurde von den Transaktionsexperten der WMCF GmbH um Alexej Koslov begleitet. Sie unterstützten unter anderem dabei, den passenden Partner für MedKitDoc, das Tochterunternehmen von BDS Digital Health Solutions, zu identifizieren.
Jetzt wurde für die BDS Digital Health Solutions GmbH eine Investorenlösung erreicht. Die GoMedicus Group GmbH übernimmt den Geschäftsbetrieb mit Wirkung zum 1. Februar 2025 im Rahmen einer übertragenden Sanierung.
Über den Kaufpreis vereinbarten die Parteien Stillschweigen. BDS Digital Health Solutions wurde 2020 gegründet und bietet mit MedKitDoc eine innovative Lösung für ärztliche Fernbehandlungen: Neben klassischen Video-Sprechstunden erlaubt die Plattform durch die Integration vernetzter Medizingeräte auch präzisere Untersuchungen auf Distanz – ein zukunftsweisendes Konzept in Zeiten zunehmender Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Der Geschäftsbetrieb wurde seit der Antragstellung im November 2024 fortgeführt. Im Zuge des strukturierten Investorenprozesses ist es dem Sanierungsteam um Rechtsanwalt Michael Bohnhoff gelungen, eine tragfähige Lösung zu realisieren. GoMedicus bietet ärztliche Versorgung in verschiedenen Regionen an – vor Ort und per Online-Sprechstunde. Der Investor plant, die Technologieplattform von MedKitDoc weiterzuentwickeln und den operativen Betrieb mit einem fokussierten Geschäftsmodell fortzuführen.
Rechtsanwalt Sebastian Laboga erklärt: „Die BDS Digital Health Solutions GmbH verfügt mit MedKitDoc über ein hohes Maß an technologischer Innovationskraft und großes Marktpotenzial. Es freut mich sehr, dass wir eine zukunftsfähige Lösung für das Unternehmen, seine Kunden und Partner erzielen konnten. Die Fortführung durch einen erfahrenen Investor bietet die Chance, die Entwicklung des digitalen Gesundheitswesens mitzugestalten.“ Durch die Übernahme ist auch die technologische Weiterentwicklung des MedKitDoc-Systems gesichert.
Gründer*in der Woche: Claudia Ruks – setzt voll auf "Made in Germany"
„Made in Germany“ steht weltweit für Qualität und Zuverlässigkeit. Doch die Strahlkraft des Labels scheint aktuell etwas nachzulassen. Vor welchen Herausforderungen junge Unternehmen stehen, die dieses Gütezeichen aktiv nutzen, berichtet Claudia Ruks, Gründerin von RIEMA Germany.

Als ich RIEMA gegründet habe, war für mich von Anfang an klar: Unsere Kuscheldecken sollen in Deutschland hergestellt werden. Nachhaltigkeit, höchste Qualität und kurze Transportwege – das klang nach der perfekten Kombination. Doch schnell wurde mir bewusst, dass „Made in Germany“ nicht nur Vorteile bringt, sondern auch Herausforderungen birgt, die man als Gründer*in erst einmal meistern muss.
Qualität, die überzeugt – aber zu welchem Preis?
Einer der größten Vorteile der Produktion in Deutschland ist die herausragende Qualität. Unsere Partnerbetriebe haben jahrzehntelange Erfahrung, und sämtliche Produktionsschritte – vom Spinnen über das Färben bis hin zum Weben – finden hierzulande statt.
Das sichert nicht nur Arbeitsplätze, sondern ermöglicht uns auch eine enge Zusammenarbeit mit unseren Produzent*innen. Dadurch können wir höchste Standards gewährleisten und sicherstellen, dass unsere Decken nicht nur langlebig, sondern auch nachhaltig gefertigt sind.
Doch diese Qualität hat ihren Preis. Die Lohnkosten in Deutschland sind hoch, ebenso die Energiekosten, die in der Textilindustrie eine entscheidende Rolle spielen. Gerade in den letzten Jahren haben steigende Strom- und Gaspreise die Produktion massiv verteuert. Für uns als junges Unternehmen bedeutet das: Jede Kalkulation muss exakt stimmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Wunsch nach Qualität und Nachhaltigkeit steht damit oft im Spannungsfeld mit wirtschaftlichen Überlegungen.
Bürokratie – eine echte Herausforderung
Ein weiterer Aspekt, der oft unterschätzt wird, ist die Bürokratie. Deutschland ist bekannt für seine komplexen Vorschriften, und das trifft auch die Textilproduktion. Zertifizierungen, Umweltauflagen, Produktsicherheitsverordnung – all das kostet Zeit und Geld, nicht nur für Produkte, die in Deutschland hergestellt werden. Natürlich sind viele dieser Vorschriften sinnvoll, um Transparenz, faire Arbeitsbedingungen und eine nachhaltige Produktion sicherzustellen. Doch oft fühlt es sich so an, als würden kleine Unternehmen durch den bürokratischen Dschungel ausgebremst, während sich große Konzerne mit eigenen Rechtsabteilungen mühelos durch die Regelungen manövrieren. Als Gründer*in muss man sich durchkämpfen, ständig dazulernen und darf vor allem nicht aufgeben.
Kurze Wege, schnelle Kommunikation
Trotz aller Herausforderungen bietet die Produktion in Deutschland aber auch unschätzbare Vorteile. Einer der größten Pluspunkte ist die direkte Kommunikation mit unseren Partner*innen. Änderungen im Design oder der Produktion können schnell abgestimmt werden – ohne Sprachbarrieren, ohne lange Transportwege.
Diese Nähe ermöglicht es uns, flexibel auf Kund*innenwünsche zu reagieren und unsere Prozesse kontinuierlich zu optimieren. Gerade in einer Zeit, in der globale Lieferketten immer fragiler werden, ist das ein unschätzbarer Vorteil. Außerdem kann man seine Produktionsstätte „mal eben“ besuchen und muss nicht erst beispielsweise nach Asien reisen. So kann man sich persönlicher in die Produktion einbringen, Probleme direkt vor Ort gemeinsam besprechen und hat jederzeit einen Einblick in die Herstellung.
Messen als Türöffner
Um unser Netzwerk zu erweitern und neue Kund*innen zu gewinnen, setzen wir stark auf Fachmessen wie die Nordstil oder Trendset. Gerade im B2B-Bereich sind persönliche Kontakte enorm wichtig. Hier zeigt sich auch, dass „Made in Germany“ ein echtes Verkaufsargument ist. Viele Einzelhändler*innen legen Wert darauf, Produkte aus Deutschland anzubieten, weil sie für Verlässlichkeit und hohe Standards stehen. Diese Messen sind für uns daher nicht nur eine Verkaufsplattform, sondern auch eine Gelegenheit, unser Unternehmen weiterzuentwickeln, neue Impulse zu erhalten und Trends frühzeitig zu erkennen.
Besonders wichtig ist für uns auf den Messen das Thema Transparenz. Es gibt so viel Greenwashing, dass selbst das Label „Made in Germany“ manchmal an Wert verliert. Deshalb legen wir großen Wert darauf, genau zu erklären, dass wirklich alle Produktionsschritte in Deutschland stattfinden – vom Färben des Garns bis hin zur Konfektionierung der Decken. Das überrascht viele Händler*innen, ist aber für sie ein unschlagbares Verkaufsargument. Denn genau diese Transparenz hilft ihnen wiederum, die Produkte authentisch an ihre Kund*innen weiterzuverkaufen.
Erfolgsstrategie: nicht zu schnell wachsen
Ein weiterer wichtiger Punkt auf unserem Weg war und ist es, nicht zu schnell zu wachsen. Gerade am Anfang kann ein zu schnelles Wachstum riskant sein – wenn man plötzlich eine hohe Nachfrage hat, die Produktion aber nicht hinterherkommt, kann das schnell zu Engpässen und Qualitätsproblemen führen. Deshalb setzen wir auf einen stetigen, nachhaltigen Ausbau.
Wir haben es geschafft, durch den kontinuierlichen Aufbau unserer Endkund*innen und vor allem durch die gezielte Zusammenarbeit mit zahlreichen B2B-Partner*innen zwei stabile Standbeine zu etablieren. Diese Strategie erfordert Geduld, sie hat sich aber für uns als deutlich sicherer erwiesen, als von Anfang an rasant zu skalieren. So können wir sicherstellen, dass unsere Kapazitäten immer mit unserem Wachstum Schritt halten – ohne Abstriche bei Qualität oder Service.
Ein lohnender Weg mit Hürden
Die Entscheidung, in Deutschland zu produzieren, war für uns genau die richtige. Die Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen – hohe Kosten, Bürokratie und steigende Energiepreise machen es hierzulande nicht gerade leicht. Doch die Vorteile überwiegen: Qualität, Nachhaltigkeit und die Nähe zu unseren Partner*innen ermöglichen es uns, einzigartige Kuscheldecken aus Bio-Baumwolle und recycelter Baumwolle anzubieten, hinter denen wir zu 100 Prozent stehen können. Für mich ist „Made in Germany“ kein bloßes Label, sondern eine bewusste Entscheidung – mit all ihren Vor- und Nachteilen.
23 Mio. Euro für Aachener MedTech-Start-up Clinomic
Das 2019 gegründete MedizinTech-Start-up aus Aachen entwickelt intelligente Assistenzsysteme für Intensivstationen. Investoren der Series B Finanzierungsrunde sind der Deep Tech & Climate Fonds (DTCF) und ein privates Family Office.

Die Zahl der Daten im Krankenhaus steigt rasant, die Pflichten zur Dokumentation werden schärfer – nur das Pflegepersonal wird immer knapper. Insbesondere auf den Intensivstationen führt dieser Mangel zunehmend zu Problemen und stellt die Kliniken vor wachsende Herausforderungen.
Die Clinomic GmbH, 2019 von Dr. med. Arne Peine, Prof. Gernot Marx und PD Dr. med. Lukas Martin als Spin-off der RWTH Aachen University gegründet, entwickelt intelligente Assistenzsysteme für Intensivstationen. Ihr Hauptprodukt „Mona“ nutzt künstliche Intelligenz und Sprachverarbeitung, um medizinische Daten zu analysieren und das Pflegepersonal zu unterstützen. Mit „Medical on-site assistant“, kurz Mona, können Kliniken auf eine außergewöhnliche Verbündete setzen: das vielfach preisgekrönte und zertifizierte Assistenz- und Telemedizinsystem übernimmt unter anderem zeitintensive Routinetätigkeiten. Damit entlastet das System bestehende Teams und bringt dadurch mehr Zeit für Menschlichkeit an das Krankenbett.

Gebündelt in einem einzigen Gerät unterstützt Mona das Klinikpersonal von der Aufnahme bis zur Entlassung des/der Patient*in. Mona behält den Überblick über alle klinischen Maßnahmen und reduziert den Dokumentationsaufwand erheblich. Gerade auf Intensivstationen sind relevante Laborwerte und Vitaldaten oft in einer Flut irrelevanter Datenpunkte versteckt, sodass Ärzt*innen oftmals unter hohem Zeitdruck die wichtigen von unwichtigen Parametern unterscheiden müssen.
„Pro Stunde und Patient:in entstehen auf einer Intensivstation etwa 1.000 Datenpunkte, aus denen die Kolleg*innen ihre Schlüsse ziehen müssen“, erklärt Dr. Peine, Intensivmediziner und CIO von Clinomic. Das intelligente und gut strukturierte PDMS ermöglicht die Anzeige, Aufbereitung und Dokumentation von Patient*innendaten, um das Klinikpersonal in seinem täglichen Arbeitsablauf zu unterstützen.
Unser Ziel war es, Intensivmedizin neu zu denken und den Alltag auf der Intensivstation radikal zu vereinfachen“, erklärt Gründer und CMO Priv. Doz. Dr. med. Lukas Martin. Mit der Gründung der Clinomic Group im Jahr 2022 macht das Unternehmen den nächsten Entwicklungsschritt, um das Krankenhaus zu digitalisieren. Clinomic gestaltet die Entwicklung des Gesundheitswesens hin zu einer intelligenten, effizienten und ressourcengesteuerten digitalen Transformation aktiv mit.
Unosecur: 5 Mio. US-Dollar zur Stärkung der Cloud-Identitätssicherheit
Unosecur, die 2021 in Berlin gegründete innovative Plattform für Identitätssicherheit, wächst mit frischem Kapital und strategischer Branchenpartnerschaft.

Unosecur wurde 2021 in Berlin von Santhosh Jayaprakash mit der klaren Mission gegründet, den Bereich der Identitätssicherheit neu zu definieren. Das Unternehmen entwickelt zukunftsweisende Lösungen, die nicht nur heutigen Bedrohungen begegnen, sondern auch zukünftige Anforderungen antizipieren.
Jetzt haben die Berliner erfolgreich eine Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 5 Mio. US-Dollar abgeschlossen – inklusive zusätzlicher, überzeichneter Zusagen in Höhe von 3 Millionen US-Dollar. Die Runde wurde von VentureFriends und DFF Ventures angeführt, mit Beteiligung von Leo Capital, Heartfelt (APX) sowie namhaften Business Angels.
„Diese Finanzierungsrunde unterstützt unseren kontinuierlichen Einsatz im Kampf gegen die sich stetig wandelnden Methoden des Identitätsmissbrauchs in hybriden IT-Umgebungen“, erklärt Santhosh Jayaprakash, Gründer und CEO von Unosecur. „Die Investition bestätigt unser innovatives Konzept und gibt uns die Mittel, unsere Plattform weiterzuentwickeln und unsere Marktreichweite auszubauen.“
Mit dem frischen Kapital und strategischer Unterstützung plant Unosecur die Forschung und Entwicklung im Bereich Echtzeit-Bedrohungserkennung, KI-gestützte Risikoanalyse und automatisierte Reaktion auszubauen, neue Kund*innen in Nordamerika, Europa und weiteren Regionen zu gewinnen sowie das Team zu vergrößern, um Produktentwicklung, Kundenerfolg und Go-to-Market-Prozesse zu beschleunigen.
Cloud-Identitätssicherheit neu gedacht
Mit wachsender Unternehmensgröße steigt die Anzahl an Identitäten – von Mitarbeitenden-Logins über Servicekonten und API-Schlüssel bis hin zu KI-Agenten. Identitäten bilden heute die neue Sicherheitsgrenze – eine fragile und ständig wechselnde.
Moderne IAM-Landschaften bestehen oft aus 6 bis 16 isolierten Tools – was zu eingeschränkter Sichtbarkeit und inkonsistenter Durchsetzung von Richtlinien führt. Hinzu kommt die wachsende Zahl KI-gestützter Bedrohungen. Bereits jetzt zeigen sich die Auswirkungen: Laut Gartner werden bis 2025 75 Prozent aller Sicherheitsvorfälle auf unzureichendes Identitätsmanagement zurückzuführen sein.
Unosecur will diesem Flickenteppich ein Ende setzen – mit dem Konzept einer Unified Identity Fabric: Eine KI-gestützte Plattform, die menschliche, maschinelle und KI-Identitäten über hybride Umgebungen hinweg vereint. Anstelle isolierter Systeme fließen alle Identitätsdaten – von Mitarbeitenden-Accounts über Cloud-Rollen bis zu DevOps-Geheimnissen – in ein intelligentes, ganzheitliches System ein.
Der entscheidende Vorteil: Die kontinuierliche Überwachung des Identitätsverhaltens mit KI. Die Plattform erkennt Muster, lernt „normales“ Verhalten für jede Art von Identität – ob Mensch oder Maschine – und kann verdächtige Abweichungen in Echtzeit erkennen und beheben. Durch diese Kombination aus ITDR (Identity Threat Detection & Response), ISPM (Identity Security Posture Management) und NHI-Management mit KI-Funktionalität bietet Unosecur eine durchgängige Lösung für moderne Identitätssicherheit.
Gründer*in der Woche: PeerMetering - Smart-Meter für alle
PeerMetering zeigt eindrucksvoll, wie ein kleines Start-up mit einer großen Idee die Energiewende in einem hochregulierten Markt aktiv mitgestalten kann.

Deutschland hinkt in puncto Digitalisierung seiner Stromnetze im europäischen Vergleich deutlich hinterher. Länder wie Schweden, Dänemark oder die Niederlande haben bereits eine Durchdringungsrate von mehr als 80 Prozent bei der Einführung intelligenter Messtechnik erreicht. In Deutschland stellt das Messstellenbetriebsgesetz hohe technische Anforderungen an intelligente Messsysteme, die mit erheblichen Kosten verbunden sind. Diese Investitionen – besonders für die Installation von Smart-Meter-Gateways – machen die Digitalisierung für viele Netzbetreiber bislang unwirtschaftlich.
Die Folge: Die Digitalisierung unseres Stromnetzes kommt nur schleppend voran, insbesondere bei kleinen Verbraucher*innen in Mehrparteienhäusern. Hier kommt das junge Osnabrücker Start-up peerMetering ins Spiel. Gegründet von Jan-Frederic Graen und Daniel Mentrup, hat das Start-up eine technologische Lösung entwickelt, die es ermöglicht, bis zu 30 Stromzähler über große Distanzen hinweg mit einem einzigen Smart-Meter-Gateway zu verbinden – eine echte Innovation.
Die Technologie basiert auf einem Sende- und Empfangsmodul, das die Zählerstände über eine OMS-konforme LPWAN-Funkstrecke überträgt. So können bauliche Hürden wie Betondecken und große Entfernungen von bis zu 200 Metern problemlos überwunden werden (siehe Grafik). Diese Lösung ermöglicht eine kosteneffiziente Digitalisierung von Mehrparteienhäusern, ohne dass für jede Wohneinheit ein separates Gateway erforderlich ist.

Eine Lösung zur rechten Zeit
Ein zentraler Baustein der Energiewende ist die Digitalisierung der Stromnetze. Seit 2025 gelten für Netzbetreiber verpflichtende Ausbauquoten, die bisher schwer zu erfüllen waren. Bisher lag der Fokus im Ausbau auf Messstellen mit einem hohen Energieverbrauch, beispielsweise bei Kund*innen mit einem E-Auto oder einer Wärmepumpe. „Wir brauchen eine Lösung, um alle Haushalte digital anzuschließen und dürfen die Mehrheit der Messpunkte nicht aus den Augen verlieren. Nur wenn wir Lösungen haben, die allen Verbrauchern einen Mehrwert bringen, haben wir eine Chance, unsere ehrgeizigen Ziele der Energiewende zu erreichen“, so Jan-Frederic Graen.
Mit den neuen Änderungen im Messstellenbetriebsgesetz wird der Einbau intelligenter Messsysteme wirtschaftlich attraktiver. Laut einem neuen Bundestagsbeschluss können optionale Einbaufälle auf die gesetzlich vorgeschriebene 20-Prozent-Roll-out-Quote angerechnet werden. Zudem wird die POG-Umlage für moderne Messeinrichtungen erhöht, was den Einbau in Haushalten mit geringem Verbrauch wirtschaftlich macht. „Das macht peerMetering zu einer attraktiven Lösung, um Mehrparteienhäuser schnell und kosteneffizient zu digitalisieren; ein entscheidender Schritt für Netzbetreiber, um die Energiewende voranzutreiben“, so CEO Graen.
Vom Hackathon zur Marktreife
Der Ursprung von peerMetering geht auf einen Hackathon im Jahr 2019 zurück. Damals suchten die Stadtwerke Osnabrück nach einer Lösung, um Stromzähler per LoRaWAN auszulesen. Jan-Frederic Graen und sein Team entwickelten ein Konzept für eine kostengünstige und skalierbare Digitalisierung von Messstellen. Diese erste Idee mündete in die Gründung von peerOS, einem Unternehmen, das sich auf die Digitalisierung von Zählern im unregulierten Bereich spezialisierte.
Die damalige Gesetzeslage erschwerte jedoch die Umsetzung, sodass sich peerOS nicht am Markt etablieren konnte. Erst 2023, nach einer Gesetzesänderung, wurde ein neuer Ansatz entwickelt – diesmal konform zu den regulatorischen Vorgaben. Gemeinsam mit den Stadtwerken Osnabrück, smartOPTIMO und dem SmartCityHouse Osnabrück startete Jan-Frederic Graen neu durch, gründete peerMetering, und absolvierte nach einer ausgiebigen Konzept- und Planungsphase einen wegweisenden Pilotversuch: 30 Stromzähler wurden erfolgreich über bis zu 200 Meter hinweg mit einem einzigen Gateway verbunden – ein Durchbruch für das Start-up.
Mit dem erfolgreichen Pilotprojekt auf dem Campus der Stadtwerke Osnabrück hat peerMetering gezeigt, dass ihre Innovation nicht nur technisch umsetzbar, sondern auch wirtschaftlich in der Praxis realisierbar ist. Während dieser Phase lernte Jan-Frederic Graen seinen Mitgründer Daniel Mentrup kennen. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Produktentwicklung und Softwarearchitektur ergänzt er seitdem das Gründerteam und hat als CTO die technische Leitung inne.
Erfolgreicher Markttest – jetzt geht’s los
Nach der erfolgreichen Testphase arbeitet peerMetering nun an der Zertifizierung seiner Lösung. Im Frühjahr 2025 sollen die PTB-Baumusterprüfung und CE-Zertifizierung abgeschlossen sein. „Diese Zertifizierungen sind ein entscheidender Schritt, um den Anforderungen des Messstellenbetriebsgesetzes gerecht zu werden“, so Mentrup. Parallel dazu wird die Lösung für weitere Zählertypen angepasst – aktuell ist sie bereits mit eBZ-, EasyMeter- und Steckzählern kompatibel. Um die Verbreitung der Technologie weiter voranzutreiben, bietet das Start-up Netzbetreibern Testkits an, mit denen sie die Lösung in ihrem eigenen Netz ausprobieren können.
Starke Netzwerke als Erfolgsfaktor
Der Erfolg von peerMetering basiert nicht nur auf der Technologie, sondern auch auf starken Partnerschaften. Neben den Stadtwerken Osnabrück und smartOPTIMO war auch das SmartCityHouse Osnabrück ein wichtiger Unterstützer. „Das SmartCityHouse hat uns von Beginn an begleitet, wertvolle Kontakte vermittelt und uns den Zugang zu strategisch wichtigen Partnern ermöglicht. Die Unterstützung hat uns entscheidend dabei geholfen, unsere Lösung schneller in die Praxis zu bringen“, ist sich Graen sicher. Solche Netzwerke sind für Start-ups unverzichtbar, insbesondere in einem hochregulierten Markt wie dem Energiesektor.
Die nächsten Meilensteine im Blick
Der aktuelle Fokus der Gründer liegt auf der Zertifizierung ihres Produkts. „Sobald die Zertifizierungsphase abgeschlossen ist, planen wir den deutschlandweiten Verkauf unseres Produktes“, so Graen. Parallel zur Zertifizierung bereitet peerMetering diverse Pilotaufbauten bei interessierten Stadtwerken vor.
Die Learnings der Gründer
- Nur wer den Markt versteht, kann ihn verändern: „Unsere Lösung ist kein Zufallsprodukt – wir haben uns tief in die Anforderungen des Marktes und die regulatorischen Rahmenbedingungen eingearbeitet und speziell auf diesen Anforderungen ein Produkt entwickelt“, so Graen.
- Starke Partnerschaften als Erfolgsfaktor: „Ohne die Zusammenarbeit mit Netzbetreibern und Technologiepartnern wäre die Entwicklung nicht möglich gewesen“, ergänzt Daniel Mentrup.
- Timing ist alles: „Mit der aktuellen Gesetzeslage und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen trifft peerMetering genau den richtigen Zeitpunkt für den Markteintritt“, so Graen abschließend.
Rebranding: Aus heynanny wird heycare
Die 2021 von Julia Kahle und Anna Schneider gegründete Care-Plattform heynanny wird zu heycare. Der neue Name soll sichtbar machen, was sich längst etabliert hat: eine Plattform für umfassende Employee Assistance.

Großunternehmen nutzen bereits heycare-Module wie Mental Health, Elder Care und haushaltsnahe Services – jetzt ergänzt um Pet Care. Mitarbeitende wünschen sich echte Unterstützung – nicht nur im Job, sondern auch im Alltag. Ob Kinderbetreuung, psychische Gesundheit, Pflege von Angehörigen, haushaltsnahe Aufgaben oder die Versorgung von Haustieren: Viele Lebensbereiche lassen sich nicht klar von der Arbeit trennen.
Heycare – 2021 als heynannyly GmbH / heynanny von Julia Kahle und Anna Schneider gegründet – ist eine führende Plattform für Employee Assistance, die diese Realität aufgreift und eine zentrale Plattform bietet, über die Mitarbeitende passgenaue Services für jede Lebenslage erhalten – flexibel, digital und rund um die Uhr.
„Better care, better work – unser Ziel ist es, Mitarbeitende in allen Care-Bereichen zu entlasten und ihnen ein starkes Support-System an die Seite zu stellen“, sagt Julia Kahle, Mitgründerin von heycare.
Zum Weiterlesen: Hier geht's zur StartingUp-Gründungsstory von heynanny / heycare
Neuer Name, erweiterter Fokus
"Es sind nicht nur soziale Gründe, die für Lösungen wie heycare sprechen – auch wirtschaftlich machen sie einen spürbaren Unterschied“, sagt Benjamin Visser, Gründer und CEO von allygatr, dem Company Builder im HR-Tech-Sektor, zu dessen Portfolio heycare gehört. „Wenn in einem Unternehmen mit 1000 Mitarbeitenden allein durch Betreuungslücken jährlich 657.000 Euro an Produktivität verloren gehen, zeigt das den Handlungsbedarf. Und wenn eine Fachkraft wegen familiärer Verpflichtungen das Unternehmen verlässt, kostet die Nachbesetzung im Schnitt 50.000 Euro. Heycare setzt genau hier an – und hilft, solche Kosten zu vermeiden.“
„Der neue Name unterstreicht unsere Mission, Unternehmen in allen Care-Bereichen zu unterstützen“, ergänzt heycare-Mitgründerin Anna Schneider. „Das macht heycare zur führenden Plattform für ganzheitliche Benefits für Mitarbeitende.“
Mit dem Rebranding zu heycare erweitert das Start-up seinen Fokus. Gleichzeitig bleibt das, was heycare auszeichnet, erhalten: eine hohe Servicequalität, persönliche Ansprechpartner*innen und die einfache Anbindung an bestehende HR-Prozesse. Unternehmen können die Plattform weiterhin nahtlos integrieren – und ihren Teams rund um die Uhr Zugang zu allen Leistungen ermöglichen.
Gründer*in der Woche: DeepEn - tiefe Blicke ins Gehirn
Tiefe Einblicke in das Gehirn und andere Organe – mit einer bislang unerreichten Auflösung bei minimaler Invasivität: Das ermöglicht das junge MedTech-Start-up DeepEn aus Jena.

Die DeepEn GmbH – 2024 von Sergey Turtaev, Tomáš Čižmár, Hana Čižmárová, Jiri Hofbrucker und Patrick Westermann als Spin-Off des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) in Jena gegründet – hat das weltweit dünnste Mikroskopie-Gerät entwickelt, das neue Chancen für die neurowissenschaftliche Forschung und die Medizin eröffnen soll.
Haardünne Endoskope als Booster für neue klinische Geräte
Mithilfe präziser holografischer Lichtsteuerung können optische Glasfasern mit dem Durchmesser eines menschlichen Haares als leistungsstarke Bildgebungsgeräte in tiefliegenden Körperregionen genutzt werden. Diese ultraminimal invasiven Instrumente sollen zunächst die neurowissenschaftliche und biomedizinische Forschung beschleunigen und insbesondere zum Verständnis von Alterungsprozessen, degenerativen Veränderungen und Neuroplastizität beitragen.
„Unsere fortschrittliche Bildgebungstechnologie soll Forschenden helfen, neue therapeutische Strategien für neuronale Störungen zu entwickeln“, erklärt DeepEn-CEO Sergey Turtaev. „Langfristig, sobald weitere technische Hürden überwunden sind, könnten diese haardünnen Endoskope eine neue Generation klinischer Geräte prägen.“
Basis für die Entwicklung ist die international führende Forschungsarbeit der Gruppe für Holographische Endoskopie unter der Leitung von Tomáš Čižmár am Leibniz-IPHT: In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der Karls-Universität Prag, dem Institut für Wissenschaftliche Instrumente der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brno, dem Leibniz-Institut für Neurobiologie sowie dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Magdeburg entwickelte das DeepEn-Team den Prototypen eines hochauflösenden holografischen Endoskops.

Multipler Geldsegen für ambitionierte Vorhaben
Für diesen Erfolg wurde das Start-up jetzt mit dem Leibniz-Gründungspreis 2025 ausgezeichnet. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird für Gründungsvorhaben aus Leibniz-Instituten in der Vorbereitungs- und Start-up-Phase vergeben, die sich durch besondere Leistungen bei der Entwicklung von innovativen und tragfähigen Geschäftsideen und beim Aufbau neuer Unternehmen auszeichnen. Das Preisgeld ist zweckgebunden für die Unterstützung der Vorhaben bei der Überprüfung und praktischen Umsetzung ihrer Unternehmenskonzepte.
Das Preisgeld plant das Team für die Vorbereitung der Markteinführung seines Mikroendoskops NeuroDeep® Ende 2025 zu verwenden. „Wir planen eine große Marketingkampagne sowie die Teilnahme an Messen in Europa, Asien und den USA“, sagt Mitgründerin Hana Čižmárová. „Dafür können wir das Preisgeld hervorragend einsetzen.“
Das Start-up wurde bereits über EXIST-Forschungstransfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Im Frühjahr 2025 schloss es zudem erfolgreich eine Seed-Investitionsrunde in Millionenhöhe ab. Und last but not least erhielt DeepEn für sein Projekt NEUROGATE – eine Kooperation des Start-ups mit europäischen Forschungsinstituten, im Januar dieses Jahres eine 2,5 Millionen-Euro-Förderung des „EIC Transition“-Programms von Horizon Europe.
mo:re: Hamburger Life-Science-Start-up sichert sich 2,3 Mio. Euro
Das 2020 gegründete mo:re entwickelt eine Laborplattform, die neue Standards in der tierversuchsfreien Medikamentenentwicklung setzt.

In der Wissenschaft herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass sog. Organoide einen bedeutenden Schritt auf dem Weg zu einer repräsentativeren Modellierung von Krankheiten darstellen. Der Weg zu einer schnelleren Zulassung von relevanteren Medikamenten führt über moderne Organoidmodelle. Dies wurde auch von FDA erkannt, der amerikanischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (Food and Drug Administration). In ihren neuen Richtlinien macht sie den Weg frei, Tierversuche durch relevante Organoidmodelle zu ersetzen. In diesem Bereich fehlen noch die Mittel für eine breite Anwendung von Organoiden mit höherem Durchsatz, um reproduzierbare Ergebnisse in einer standardisierten Umgebung zu erzielen.
Laborplattform ersetzt Tierversuche
Vor diesem Hintergrund hat das Life-Science-Start-up mo:re eine Laborplattform entwickelt, die Automatisierung und Software für die Planung, Durchführung und Analyse von Zellkulturstudien kombiniert. Die Plattform zielt darauf ab, die Zellkultur zu vereinfachen, Organoide als Standard-Labortechnik zugänglich zu machen und verifizierbare Ergebnisse zu liefern.
Die Plattform aus Laborroboter und Software ersetzt letztlich Tierversuche durch KI-gestützte Kultivierung von Krankheitsmodellen, an denen neue Wirkstoffe standardisiert und im Hochdurchsatz getestet werden können und setzt damit einen neuen Maßstab für Skalierbarkeit, Reproduzierbarkeit und Standardisierung von 3D-Zellkulturmodellen.
2,3-Mio.-Finanzierung zur Kommerzialisierung
Jetzt hat mo:re auf der SLAS 2025 in San Diego, der weltweit führenden Messe für Laborautomation, die Markteinführung seines ersten Produkts bekannt gegeben. Die Kommerzialisierung wird durch eine Seed-Finanzierung in Höhe von 2,3 Millionen Euro durch internationale Investoren unter Führung des HTGF unterstützt. Ebenfalls beteiligt sind der Innovationsstarter Fonds Hamburg (IFH), Gilson Inc., NEDGEX, Nidobirds Ventures sowie die Privatinvestoren R&R Medical und Martin Blüggel.
„Mit dieser Finanzierung wollen wir unsere Präsenz auf dem Markt etablieren und unser Team weiter ausbauen. Jetzt ist es an der Zeit, unsere Ressourcen auf die Entwicklung weiterer wissenschaftlicher Anwendungen zu konzentrieren, um das Potenzial unserer Plattform gemeinsam mit unseren Kunden und unserem internen Labor für Forschung und Entwicklung zu erschließen“, so Lukas Gaats, CEO bei mo:re.
„Das Team von mo:re ist auf dem besten Weg, seine Vision zu verwirklichen, Forschern weltweit einen einfachen Zugang zu einer standardisierten Methode zur Durchführung von 3D-Zellkulturen und reproduzierbaren Ergebnissen zu ermöglichen“, ergänzt Dr. Christian Kannemeier, Senior Investment Manager beim HTGF.
Gründer*in der Woche: circulee - Ressourcenschutz und moderne Technik
Das 2022 gegründete Berliner Tech-Start-up circulee ermöglicht es kleinen und mittelständischen Kund*innen, einfach auf refurbished IT-Geräte umzusteigen und kooperiert dazu auch mit dem WWF Deutschland.

Der Ansatz von circulee: Geräte wie Monitore, Laptops oder Smartphones werden nach ihrem ersten Nutzungszyklus professionell gereinigt, in einen erstklassigen Zustand gebracht und in den nächsten Nutzungszyklus eingeführt, indem sie im Unternehmenskontext weiter genutzt werden. Bei der Nutzung solcher generalüberholten Geräte sparen Unternehmen nicht nur an Kosten – sie verringern auch messbar ihre CO2-Bilanz. Darüber hinaus bietet das Start-up einen umfassenden Service, bezüglich der Geräteverfügbarkeit, -verwaltung, den Lieferzeiten, der Nachbestellung und dem Umtausch.
Kleine und mittelständische B2B-Kund*innen im Fokus
Hauptzielgruppe von circulee sind kleine und mittelständische Unternehmen, die über den Einsatz der Gebrauchtgeräte ihre Anschaffungskosten deutlich reduzieren und den CO2-Fußabdruck ihrer IT-Ausstattung um bis zu 80 Prozent senken können – im Vergleich zur Anschaffung und Nutzung von Neugeräten. „Unser Ziel ist es, gebrauchte IT-Hardware langfristig in Unternehmen zu etablieren und unseren Kunden zu helfen, digitale Prozesse und nachhaltige Anforderungen in Einklang zu bringen – mit circulee soll Nachhaltigkeit für Geschäftskunden einfach werden. Aktuell fokussieren wir uns auf den deutschen Markt, planen jedoch, in Zukunft auch weitere europäische Märkte zu bedienen“, so Thomas Gros, CEO von circulee.
„Gemeinsamen Werte erzeugen eine Synergie“
Jetzt stattet circulee auch die Natur- und Umweltschutzorganisation WWF Deutschland mit zirkulärer IT aus. Der WWF Deutschland ist Teil des World Wide Fund for Nature (WWF). Seit mehr als 60 Jahren arbeitet das WWF-Netzwerk rund um den Globus daran, die Umweltzerstörung zu stoppen und eine Zukunft zu gestalten, in der Mensch und Natur in Einklang miteinander leben. In rund 100 nationalen und internationalen Projekten setzt sich der WWF Deutschland aktuell für den Erhalt der biologischen Vielfalt und unserer natürlichen Lebensgrundlagen.
Die Zusammenarbeit zwischen WWF und circulee zeigt, wie Umweltschutz und die moderne Arbeitswelt Hand in Hand gehen können. „Gemeinsam wollen wir mit dem WWF für eine bessere und nachhaltigere Welt einstehen. Unsere gemeinsamen Werte erzeugen eine Synergie, um unseren Planeten besser zu machen. Dafür ist die Kreislaufwirtschaft in der IT ein bedeutender Hebel und kann einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz leisten“, so Thomas Gros.

Warum Kreislaufwirtschaft in der IT wichtig ist
Allein im Jahr 2022 wurde weltweit 62 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert. Der vierte weltweite E-Waste Monitor der UN prognostiziert den Anstieg bis 2030 auf 82 Millionen Tonnen; einem äquivalent des Gewichts von ca. 8100 Eifeltürmen. Zudem verbraucht die Neuproduktion von IT-Geräten Ressourcen und setzt vermehrt CO2-Emissionen frei. Darüber hinaus verbraucht ein Laptop beispielsweise über dessen durchschnittliche Lebensdauer 24 kg CO2. Bei zehn Laptops entspricht dies ungefähr zwei Inlandsflügen.
Selvi Naidu, Vorständin beim WWF Deutschland, betont: „Digitale Technik belastet unsere Umwelt zunehmend. Deshalb brauchen wir umfassendes Kreislaufdenken im IT-Bereich. Wir freuen uns, dass circulee diesen Ansatz vertritt. Das Unternehmen versteht unsere Bedürfnisse gut und liefert kreislauffähige, aufbereitete Geräte. So zeigen wir zusammen: Ressourcenschutz und moderne Technik passen zusammen.“
Circulee bringt sich zudem als Mitglied im WWF Supporters Club ein. Darin bringt der WWF kleine und mittelständische Unternehmen zusammen, um mithilfe von deren Unterstützung mehr für die Natur zu erreichen. Die Mitgliedschaft bietet Zugang zu Veranstaltungen, Workshops und Austausch mit anderen umweltbewussten Unternehmen. Teilnehmende Unternehmen können so vom Wissen und der Expertise des WWF profitieren.
LMU-Spin-off RNhale erhält 2,5 Mio.-EU-Förderung
RNhale hat sich einen hochdotierten Grant des Europäischen Innovationsrates (EIC) gesichert. Das 2023 gegründete Münchner Start-up will einen neuen Ansatz zur Behandlung von Asthma praxisreif machen.

Der Firmenname bereits beschreibt das angestrebte Produkt in kürzester Form: RNhale - sogenannte RNA-Therapeutika zum Einatmen. Jetzt bekommt das 2023 gegründete Münchner Start-up einen sogenannten Transition Grant des European Innovation Council (EIC) in Höhe von 2,5 Millionen Euro, um ein solches neuartiges Medikament gegen Asthma an die Praxis heranzuführen.
RNhale ist eine Ausgründung der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU): Die Pharmazeutin Olivia Merkel, Inhaberin des Lehrstuhls für Drug Delivery, hat mit ihrem Team das nötige Know-how über lange Jahre erarbeitet. Sie forscht an neuartigen Nano-Transportsystemen, mit denen Medikamente gezielt an ihren Wirkort im menschlichen Körper gebracht werden können. Ihr besonderer Fokus liegt auf dem therapeutischen Einsatz kurzer RNA-Abschnitte, die an der Krankheitsentstehung beteiligte Gene in bestimmten Zelltypen stilllegen können.
Auf dieser Basis entwickelten Olivia Merkel und ihr Team Ansätze für neue Asthma-Therapien, unter anderem gefördert mit einem millionenschweren Starting Grant des Europäischen Forschungsrat (ERC). Die Forscherinnen und Forscher packten spezifische sogenannte siRNA in Nano-Carrier, die sich mittels Sprühtrocknung stabilisieren lassen und zu einem atemgängigen Trockenpulver verarbeiten lassen.
Um für ein solches Präparat die Probe aufs Exempel machen zu können, erhielt Olivia Merkel einen Proof of Concept Grant des ERC. Nach einer weiteren Förderung aus dem Knowledge Transfer Fund der LMU schlug 2023 auch die Geburtsstunde des Spin-offs RNhale, bei dem Olivia Merkel als Scientific Advisor firmiert. Zum Gründungsteam gehören einige ihrer LMU-Mitarbeitenden wie CEO Benjamin Winkeljann.
Nächster logischer Baustein der Förderung aus Brüssel
Der neue Grant des EIC ist in dieser Förderkette aus Brüssel der nächste logische Baustein: RNhale will damit die Technologie für die Prüfung in klinischen Studien bereit machen und die Geschäftsentwicklung für den Marktrelease vorantreiben. Dazu gehört eine Vorbereitung der nötigen präklinischen Studien. Als erste Anwendung plant das Unternehmen ein Präparat, mit dem sich die bei allergischem Asthma auftretende Expression des Zytokins TSLP in den Atemwegen reduzieren lässt. Mit diesen Arbeiten hofft RNhale, am Ende nicht nur ein hochwirksames Therapeutikum gegen Asthma auf den Markt bringen zu können, sondern auch eine Plattform zu schaffen, die sich auch für Entwicklungen zur Behandlung anderer Atemwegserkrankungen nutzen lässt.
theion: Batterie-Start-up meldet 15 Mio-Euro-Finanzierung
Das Berliner Start-up theion entwickelt Kristallbatterien für mobile, tragbare und stationäre Anwendungen und schließt seine Series A- Finanzierungsrunde in Höhe von 15 Mio. Euro ab.

Die Finanzierungsrunde von theion wird von Team Global angeführt, außerdem partizipieren Enpal und Geschwister Oetker Beteiligungen.
„Wir freuen uns sehr darüber, dass Team Global, Geschwister Oetker Beteiligungen und Enpal in theion investieren. Damit können wir die Entwicklung unserer Technologie deutlich vorantreiben“, erklärt Dr. Ulrich Ehmes, CEO von theion. „Deutschland kann auf eine lange Tradition von Pionierarbeit in Wissenschaft und Ingenieurwesen zurückblicken. Wir haben noch ein Stück Weg vor uns, aber diese Innovation kann die Welt verändern: In naher Zukunft sind CO2 -neutrale Elektroflüge möglich, auch der Durchbruch der E-Autos auf der Straße rückt in greifbare Nähe, wenn die Reichweite sich signifikant erhöhen lässt. Effiziente stationäre Energiespeicher lösen die letzten Bedenken in Sachen Energiewende auf. Wir halten den Schlüssel zur Zukunft in der Hand.“
Lukasz Gadowski, CEO und Gründer von Team Global, fügt hinzu: „Ich bin mir sicher, dass die Kristallbatterietechnologie Mobilität und stationäre Energiespeicherung revolutionieren kann – und theion steht an der Spitze dieser Technologie-Revolution. theion wird der Welt helfen, ein ganz neues Niveau für sichere, nachhaltige und kosteneffiziente Elektrifizierung zu erreichen. Diese Zellchemie kann nicht nur die Kosten in der Automobil- und Mobilitätsbranche drastisch senken, sondern auch ein Impulsgeber für die elektrifizierte Luftfahrt sein.“
Sven Wiszniewski, verantwortlich für Risiko- und Wachstumskapitalanlagen der Geschwister Oetker Beteiligungen, ergänzt: „Wir sehen enormes Potenzial in der Technologie von theion, um die Batterieleistung erheblich zu verbessern und gleichzeitig die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen zu reduzieren. Dieses Investment steht im Einklang mit unserer Vision, bahnbrechende Innovationen zu unterstützen, die eine grünere und effizientere Energiezukunft vorantreiben.“
Großes Marktpotenzial für die Exportindustrie
Basierend auf Marktbeobachtungen geht theion davon aus, dass die weltweite Nachfrage nach Batterien sich bis 2030 verdreifachen wird. Das würde einem Gesamtvolumen von 8 TWh oder 500 Milliarden Euro pro Jahr entsprechen, das die Bereiche E-Mobilität an Land (340 Milliarden Euro), dem stationären Energiespeicher-Sektor (175 Milliarden Euro) und elektrifizierten Flugzeugen (20 Milliarden Euro) umfasst. Europa kann eine führende Rolle in diesem milliardenschweren Batteriemarkt einnehmen, indem es Schwefel nutzt. Das upgecycelte Abfallmaterial mit einer resilienten Lieferkette macht Batterien für alle erschwinglich und treibt die Energiewende an Land, in der Luft und auf See voran.
Bahnbrechende Innovation: Ein neuer Ansatz der Batteriefertigung
Theion entwickelt eine komplett neue Batterie-Technologie, welche bisherige Schwächen von Lithium-Ionen-Batterien überwindet. Sie basiert auf dem Element Schwefel. Dieses upcyclingfähige Abfallprodukt ersetzt Nickel und Kobalt – es ist nahezu unbegrenzt verfügbar und stellt damit eine nachhaltige Lösung ohne Entsorgungsrisiken dar. Im direkten Vergleich mit Lithium-Ionen-Batterien weist die patentierte Kristallschwefel-Batterie einen deutlich geringeren CO2 -Fußabdruck auf und verbessert die Resilienz der Lieferkette. Zudem hat Schwefel eine signifikant höhere Energiedichte. Das macht zukünftige Batterien dreimal leichter als aktuelle Lithium-Ionen-Batterien. Führende Wissenschaftler und Experten bestätigen dieses Potenzial. Der limitierende Faktor ist bisher die Zyklen-Lebensdauer solcher Batterien: Um wirtschaftlich rentabel zu sein, müssen Schwefelbatterien über 1000 Zyklen erreichen. Genau hierfür hat theion eine Lösung entwickelt. Die innovative Technologie von theion basiert auf der monoklinischen Gamma-Kristallstruktur von Schwefel. Mit Hilfe von patentierten Verfahren legt sie den Grundstein für die Verlängerung der Lebensdauer der Batterie.
Weltweit arbeiten zahlreiche Start-ups an Schwefel-Technologien für Batterien. Theion ist der einzige Player, der auf die Kristallform von Schwefel setzt. „Wir verstehen Forschung und Entwicklung als Intelligenz und nicht als Ressourcenspiel. Ähnlich wie Deepseek mit nur einem Bruchteil der Ressourcen die Qualität von stark finanzierten amerikanischen Unternehmen erreicht hat, setzen wir auf kleine Teams, die aus Genies bestehen“, so Ulrich Ehmes abschließend.
mogenius: DevOps-Anbieter erhöht Seed-Runde auf 3 Mio. Euro
Mogenius wurde 2021 in Köln von Behrang Alavi, Benedikt Iltisberger, Herbert Möckel, Jan Lekspy und Gerrit Schumann gegründet. Das Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Softwareteams durch innovative Lösungen bei der Entwicklung und dem Betrieb von cloudnativer Software zu unterstützen.

Jetzt hat mogenius den erfolgreichen Abschluss einer weiteren Finanzierung mit D11Z Ventures bekanntgegeben. Das Investment erweitert die Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 2,5 Millionen Euro, die im Juli des vergangenen Jahres mit Conceptum, seed + speed Ventures und Smart Infrastructure Ventures abgeschlossen wurde. Das Unternehmen plant mit dem Investmentkapital den Ausbau des Partnernetzwerks in Europa und die Weiterentwicklung der Lösung durch weitergehende Monitoring-, Observability- und KI-Funktionen.
Wachstumsmarkt DevOps-Lösungen
Der Markt für DevOps-Lösungen („Development Operations“) lag im vergangenen Jahr laut einer Studie von IMARC bei über US$ 10 Milliarden und soll bis 2023 auf über US$ 60 Milliarden wachsen. Durch die zunehmende Nutzung von Cloud- und hybriden Infrastrukturen hat sich die Komplexität des Betriebs von Software in den letzten Jahren massiv erhöht. Unternehmen brauchen dafür viel Fachwissen und größtenteils manuellen Support, um diese Herausforderung zu meistern. Entwickler und DevOps-Teams verbringen oftmals mehr als die Hälfte ihrer Zeit mit Infrastruktur- und Verwaltungsaufgaben. Damit Entwicklungsteams aller Erfahrungsstufen deutlich einfacher die komplexe cloudnative Kubernetes-Technologie nutzen und in ihrem Unternehmen skalieren können, hat mogenius den Kubernetes Manager entwickelt.
In den Kubernetes-Workspaces können Ressourcen und Objekte gruppiert und einzelnen Teams zur Überwachung und Verwaltung zugewiesen werden. Die Teams erhalten wichtige Kennzahlen, Protokolle und den Status aller Ressourcen in ihren Kubernetes-Clustern und können mit umfassenden Self-Service-Funktionen bei Problemen eingreifen. Ein(e) Entwickler*in mit entsprechenden Zugriffsrechten kann beispielsweise eigenständig Probleme beheben und Konfigurationskorrekturen durchführen. Dadurch entfallen manuelle Prozessschritte, der Supportaufwand sinkt und die Betriebssicherheit erhöht sich. Zudem sparen die Teams so bis zu 60 Prozent der Zeit, um Fehlerquellen zu identifizieren und zu beheben.
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit D11Z Ventures einen weiteren Investor für die Finanzierungsrunde gewinnen konnten. D11Z, mit ihrem langfristigen Fokus auf Digitalisierung, Cloud und KI, passt sehr gut zu unserer Vision, den Einsatz von cloudnativen Technologien in Unternehmen wirtschaftlicher zu machen. D11Z wird mogenius mit seinem breiten Netzwerk in der europäischen Tech-Szene und seiner Expertise im Bereich Cloud-Technologien aktiv beim Wachstum unterstützen“, so Gerrit Schumann, CEO von mogenius.
Steuereinnahmen durch Glücksspiel
Woran und wie viel verdient Deutschland wirklich am Glücksspiel?

Der Staat generiert seine Einnahmen zu einem großen Teil durch Steuern. Gezahlt werden sie von Unternehmen, aber auch von Bürger*innen. So zahlen Menschen Steuerbeträge, wenn sie Genussmittel wie Zigaretten erwerben, Unternehmen zahlen beispielsweise für Glücksspiele.
Zuletzt sind die Einnahmen aus Glücksspielsteuern nach Jahren des Anstiegs jedoch im Jahr 2023 erstmals gesunken und scheinen den Steuerschätzungen zufolge auch im Jahr 2024 stagniert zu haben. Was könnten die Gründe dafür sein?
Steuereinnahmen im Online-Glücksspiel deutlich gesunken
Die Steuerzahlungen für Online-Glücksspiele und hier insbesondere Spielautomaten im Internet sind im Jahr 2023 erstmals zurückgegangen – so fasst es das Statistische Bundesamt offiziell im Januar 2025 zusammen. Besonders auffällig ist das Minus von 38,5 % bei den virtuellen Automatenspielen. Nur noch 264 Millionen Euro wurden 2023 auf diese Weise erzielt. Die Schätzung für 2024 geht gar nur noch von 213 Millionen Euro aus, sodass sich der Sinkflug der Einnahmen dramatisch fortsetzt.
Inzwischen ist gibt es zudem bereits Steuerschätzungen für das Jahr 2024 aus denen hervorgeht, dass die gesamten Einnahmen aus Glücksspielsteuern in Deutschland bei etwa 2,48 Milliarden Euro gelegen haben. Damit scheint sich die Stagnation fortzusetzen.
Zur Zahlung dieser Steuern sind Glücksspielbetriebe verpflichtet, die eine Lizenz der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder besitzen und somit Steuern direkt an das Land Deutschland abführen. Nicht nur die Steuerabgaben sind gesunken, sondern auch die Einnahmen für die Betriebe selbst.
Angebote in Deutschland müssen bestimmte Voraussetzungen für die Lizenzerteilung erfüllen. So müssen Sie beispielsweise die Einsatzlimits von LUGAS einhalten und sich an die OASIS-Spielersperrdatei anschließen. Casinos, die auf LUGAS verzichten, setzen mehr um, zahlen allerdings in Deutschland meist keine Steuern. Sie haben ihre Firmensitze in der EU und werden von dortigen Behörden (wie z.B. der Malta Gaming Authority) geprüft. Dort müssen dann auch die Steuern entrichtet werden – wenn überhaupt welche erhoben werden.
Viele Spieler*innen scheinen diese Angebote zu bevorzugen, was die steuerlichen Einnahmen in Deutschland schwächt. Es scheint mehrere Gründe zu geben, warum EU-Anbieter ohne deutsche Lizenz oft noch den Vorzug bekommen.
Dazu gehören beispielsweise:
- Weniger strenge Vorgaben bei Einsätzen
- Keine Zwangspause nach 60 Minuten Spiel
- Keine Spindauer von mindestens fünf Sekunden
- Teilnahmemöglichkeiten an Jackpotauslosungen
Es stellt sich die Frage, ob das Interesse an Glücksspielen im Allgemeinen zurückgegangen ist, oder ob die einbrechenden Steuerzahlungen durch mehr aktive Teilnahme in der EU zu begründen ist. Hier hilft es, einen Blick auf andere Bereiche und Einnahmen des Glücksspiels zu werfen.
Steuereinnahmen durch Lotterien steigen an
Die wohl bekannteste Lotterie in Deutschland ist „6 aus 49“. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bekannt gab, war die Lotteriesteuer im Jahr 2023 am einträglichsten. 1,77 Milliarden Euro wurden 2023 eingenommen. Im Jahr 2024 sollen es rund 1,80 Milliarden Euro sein. Damit sind die Steuereinnahmen in diesem Teilbereich des Glücksspiels in Deutschland nicht rückläufig und stellen eine Besonderheit dar.
Einnahmen bei Poker und Sportwetten schwanken
Während die Lotteriesteuer ein Plus in die Staatskasse spülte, sackten Automatenspiele, wie oben beziffert, am stärksten ab. Doch auch andere Glücksspiele wie Sportwetten und Poker brachten weniger Geld in die Kasse.
Seit dem 1. Juli 2021 sind auch die Betreiber*innen von Sportwetten und Poker zur Einhaltung des Glücksspielstaatsvertrags verpflichtet. Auch hier werden die stellenweise strengen Regulierungen kritisiert. So dürfen Sportwettenanbieter beispielsweise keine Live-Wetten anbieten und auch keine Tipps auf E-Sportarten zulassen. Ausländische Anbieter nutzen genau diese Möglichkeiten, um Spieler*innen aus Deutschland zu ködern.
Die Steuereinnahmen aus Sportwetten lagen 2023 bei 409 Millionen Euro und konnten sich im letzten Jahr wieder auf 423 Millionen Euro erholen. Online-Poker verlor 2023 rund 7,5 % der Einnahmen und landete bei 33 Millionen Euro. 2024 sollen es wieder 35 Millionen sein.
Die Steuereinnahmen von Glücksspielen im Zehnjahresvergleich
2023 sanken die Steuereinnahmen aus Glücksspielen erstmals wieder ab, nachdem sie sich in den zehn Jahren zuvor immer weiter erhöht hatten. Für 2024 liegen zwar erst Schätzungen vor, aber die lassen auch keinen starken Anstieg der Einnahmen erwarten.
Der Blick auf die Schwerpunkte zeigt, dass diese Tendenz primär durch das Online-Glücksspiel und hier die Automatenspiele ausgelöst wird. Der Lotteriesektor freut sich hingegen weiterhin über rege Teilnahme und hohe steuerliche Umsätze.
Schauen wir uns den Zehnjahresvergleich an wird klar, dass die Steuereinnahmen aus Glücksspielen seit zehn Jahren konsequent steigen:
- 2014 erzielte das Land Einnahmen in Höhe von 1,67 Mrd. Euro
- 2015 wurden Einnahmen in Höhe von 1,71 Mrd. Euro generiert
- 2016 lagen die Steuererträge bei 1,81 Mrd. Euro
- 2017 erzielten Glücksspiele 1,84 Mrd. Euro Steuereinnahmen
- 2018 erzielte das Land Einnahmen in Höhe von 1,89 Mrd. Euro
- 2019 wurden 1,97 Mrd. Euro an Glücksspielsteuern eingenommen
- 2020 setzten Glücksspiele im Land 2,04 Mrd. Euro an Steuern um
- 2021 spülte Glücksspiel 2,33 Mrd. Euro an Steuergeldern in die Kasse
- 2022 erwirtschafteten Glücksspiele einen Steuerbetrag von 2,57 Mrd. Euro
- 2023 erzielte man 2,48 Mrd. Euro an Steuereinnahmen durch Glücksspiele
- 2024 wird mit einem Ergebnis von wieder rund 2,48 Mrd. Euro gerechnet
Trotz der eingetretenen Stagnation ist damit klar, dass Glücksspieleinnahmen für den Staat kontinuierlich angestiegen sind. Selbst während der Corona-Pandemie gab es keine rückläufigen Zahlen, sondern weiterhin ein Plus.
Steuerprobleme im Automatensektor durch Spieleinsatzsteuer verursacht?
Bei grundlegend steigendem Interesse an Glücksspielen stellt sich die Frage, warum der Spielautomatenbereich so stark abweicht und an Einnahmen verliert. Ein Problem könnte die Spieleinsatzsteuer sein, die Deutschland als einziges EU-Land noch immer am Leben hält.
Zum Vergleich: In sämtlichen anderen EU-Ländern zahlen Glücksspielanbieter bei Automatenspielen eine Bruttoumsatzsteuer. Sie entrichten Steuern auf die erzielten Bruttoumsätze.
Deutschland hingegen erhebt 5,3 % Steuern auf die geleisteten Einsätze von Spieler*innen. Das hat für Betreiber*innen zur Folge, dass sie sogar jene Einsätze versteuern müssen, aus denen am Ende ein Gewinn für die spielende Person resultierte und damit ein Verlust für den Anbieter.
Beispiel: Setzen Spieler*innen einen Betrag von 1.000 Euro und gewinnen 5.000 Euro, bedeutet das für das anbietende Unternehmen zunächst einen Verlust. Da nun die 1.000 Euro Einsatz auch noch versteuert werden müssen, steigt der Verlust deutlich.
Beim Angebot von Glücksspielen geht es um Geld und Einnahmen. Die Spieleinsatzsteuer ist ein finanzielles Risiko für die Anbietenden von Glücksspielen und wird indirekt an die Spieler*innen weitergegeben. Man senkt den RTP (Return to Player), um die Auszahlungschancen zu verringern. Das wiederum wirkt auf interessierte Spieler*innen unattraktiv und sie wenden sich EU-Anbietern mit besseren Gewinnchancen zu.
Gibt es einen Lösungsansatz für die Zukunft?
Um die rückläufigen Steuereinnahmen aus Glücksspielen aufzufangen, scheint eine Neuregulierung des Online-Glücksspiels insbesondere in Hinblick auf die Spieleinsatzsteuer, aber auch die Attraktivität des Angebots sinnvoll. 2026 steht die Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrags an, für 2028 ist dann die neue Version geplant. Bleibt abzuwarten, ob sich hier nachhaltig etwas ändert und die Steuereinnahmen dann wieder steigen.