E-Scooterverleiher Voi erreicht Rentabilität und sichert 30 Mio. Dollar Finanzierung


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Für die weitere Expansion sicher sich das schwedische Start-up Voi finanzielle Unterstützung in Höhe von 30 Mio. Dollar und will 2021 profitabel sein.

Voi ist ein umweltfreundliches Mobilitätsunternehmen aus Schweden, das in Zusammenarbeit mit Städten E-Tretroller Sharing-Systeme nach Europa bringt. Seit der Gründung im Mai 2018 in Stockholm ist das Start-up schnell zum größten europäischen Sharing-Anbieter für E-Tretroller herangewachsen.

Heute hat Voi bekannt gegeben, dass im Juni dieses Jahres – mit dem Erreichen einer zweistelligen Umsatzrendite – zum ersten Mal innerhalb der Branche Monatsgewinne auf Konzernebene erzielt wurden. Und das weniger als zwei Jahre nach der Gründung des Unternehmens, das nun in 40 Städten und 11 Ländern seine E-Scooter anbietet.

Die Gesamtjahreszahlen für 2019 zeigen, dass sich die Einnahmen von Voi während des ersten vollen Betriebsjahres mit 35 Millionen Dollar nahezu verfünfzigfacht haben. Gleichzeitig stieg die Zahl der Mitarbeiter von 31 Ende 2018 auf 409 Ende 2019. Die Jahresergebnisse für 2019 werden heute eingereicht.

Ausschlagend für das Erreichen dieses Meilensteins war in erster Linie der Fokus auf starke Wirtschaftseinheiten und das Erreichen operativer Exzellenz: Durch die Einführung eines Rollers mit austauschbaren Batterien, dem Voiager V3X, konnte das Unternehmen seine täglichen Lade-, Logistik- und Reparaturkosten pro Roller um mehr als 50 Prozent senken.

Gleichzeitig wurden Investitionen in digitale Infrastruktur getätigt, um die Betriebseffizienz weiter zu verbessern. Im Rahmen einer weiteren Initiative startete das Unternehmen ein Wiederverkaufsprogramm für generalüberholte Roller, das das effiziente Recycling im Einklang mit Vois Nachhaltigkeitszielen erleichtert. Bis heute wurden über 10.000 E-Scooter über die Plattform verkauft.

Mit neuem Kapital nach Großbritannien

Vor dem Hintergrund der starken Bilanz von Voi und der gesteigerten Nachfrage nach alternativen Mobilitätsangeboten im Nachgang der Corona-Lockdowns unterstützen die Hauptinvestoren von Voi das Unternehmen jetzt dabei, sein Angebot noch weiter auszubauen. Kernziele sind die Öffnung des britischen Marktes und Investitionen in effizienzsteigernde Technologien - 2021 will Voi komplett profitabel arbeiten. Dazu hat der E-Scooterverleiher mit bestehenden und neuen Investoren eine Finanzierungsvereinbarung unterzeichnet, die dem Unternehmen bis zu 30 Millionen Dollar einbringen wird. VNV Global Ltd. führte die Runde in Begleitung von mehr als 20 bestehenden Investoren an. Darüber hinaus wurde auch eine ausgewählte Anzahl neuer Investoren zur Teilnahme eingeladen.

"Die Bilanz dieses Jahres setzt gute Vorzeichen für unsere Expansion nach Großbritannien, wo die Regierung die Einführung von E-Scootern in Städten im ganzen Land beschleunigt hat, um kurzfristig Mobilität mit geringem Infektionsrisiko zu ermöglichen. Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Wochen entsprechende Lizenzen erhalten werden und bereiten uns auf einen baldigen Start vor", erklärt Mathias Hermansson, CFO und stellvertretender CEO von Voi Technology.

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Gründer*in der Woche: mika – mit KI gegen Bürokratie

Das 2023 von Agnieszka Walorska als CEO übernommene und 2024 durch Lukas Linnekuhle und Henry Müssemann ergänzte Berliner GenAI-Start-up mika entwickelt KI-gestützte Lösungen, um kleine Unternehmen von Bürokratie zu entlasten. Mehr dazu erfährst du hier.

„Nach Berechnungen des ifo-Instituts kostet die Bürokratie die deutsche Wirtschaft jährlich 146 Milliarden Euro. Eine effizientere Verwaltung könnte das Bruttoinlandsprodukt um 4,6 Prozent steigern. Doch die vergangenen Jahre zeigen: Trotz politischer Versprechen gibt es keine Entlastung für Unternehmen, sondern eher noch mehr Auflagen und Formulare", sagt Agnieszka Walorska, CEO von mika.

Das Start-up mit Sitz in Berlin entwickelt deshalb intelligente KI-Agenten, mit denen Unternehmen administrative Prozesse und Verwaltungsaufgaben einfacher bewältigen können. „Unsere KI-Anwendungen lichten den bürokratischen Dschungel. Am Ende gewinnen Unternehmen den Freiraum, den sie brauchen, um sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren", so Agnieszka.

Übersetzungshilfe für kompliziertes Amtsdeutsch

Mit dem kostenlosen Behördenbrief-Übersetzer bietet mika beispielsweise ein Tool, das amtliche Schreiben analysiert, verständlich aufbereitet und anschließend klare Handlungsschritte inklusive wichtiger Fristen aufzeigt. „Selbst gut ausgebildete Muttersprachler scheitern oft an den verschachtelten Sätzen, dem Fachjargon und den unklaren Formulierungen. Mit unserer KI entschlüsseln wir die wichtigen Informationen und erstellen einen exakten Fahrplan, damit Unternehmen genau wissen, was wann wie zu erledigen ist“, so die mika-CEO.

Administrative Hürden abzubauen, Finanzprozesse automatisieren

Der KI-Agent wird kontinuierlich weiterentwickelt und soll in Zukunft Verwaltungsaufgaben nicht nur verständlicher machen, sondern zunehmend selbständig erledigen – von Steuerformularen bis zur Finanzplanung. „Gerade junge Unternehmen können aufgrund von Zeit- und Personalmangel nicht in allen kniffligen Behördenfragen Experten beauftragen. Mit dem KI-Agenten haben sie nun ein Werkzeug an der Hand, mit dem sie rasch eine solide Informationsbasis und Sicherheit gewinnen, damit das Unternehmen weiter wachsen kann“, sagt Agnieszka.

2024: ein Jahr mit großen Erfolgen

Um weiter wachsen zu können, hatte sich das ambitionierte Start-up 2024 eine 800.000-€-Pre-Seed-Finanzierungsrunde gesichert. Mehr dazu liest du hier.

Darüber hinaus konnten sich die Gründer*innen den Hauptpreis der renommierten EY Startup Academy 2024 sichern. Nach sechs intensiven Wochen mit knapp 25 Workshops überzeugten sie beim abschließenden Pitch-Event die Jury der EY Startup Academy nicht nur mit ihrem Geschäftsmodell, sondern auch durch ihre sichtbaren Fortschritte während des Programms und sicherten sich so den Sieg.

Wholey: SevenAccelerator, Helene Fischer und Jürgen Klopp investieren in „Next Generation Breakfast“

Das 2017 von Philipp Stahr, Alexander Stahr und Casimir von Carmer gegründete Wholey gewinnt SevenAccelerator, Helene Fischer und Jürgen Klopp als Investoren und Helene Fischer zudem als Werbebotschafterin für das „Next Generation Breakfast“.

Die Frühstückstische dieser Welt ein bisschen besser zu machen – das ist die Vision des 2017 von Philipp Stahr, Alexander Stahr und Casimir von Carmer gegründeten Wholey. Dabei haben sie jetzt Unterstützung bekommen: Der SevenAccelerator beteiligt sich über ein Medien-Investment (Media-for-Equity bzw. Media-for-Revenue) in Höhe eines niedrigen einstelligen Millionenbetrags an der Green Grizzly GmbH, dem Unternehmen hinter dem Berliner Frühstückmarke Wholey. Ein erster TV-Spot wird zurzeit auf den Sendern und Plattformen von ProSiebenSat.1 ausgestrahlt.

Wholey bietet eine Vielzahl an Frühstücksprodukten wie Müsli, Cereals, Granolas, Smoothie Bowls, Shakes und Aufstriche – alle 100 Prozent natürlich, pflanzlich und bio. Sie enthalten außerdem deutlich weniger Zucker als herkömmliche Produkte und setzen auf die natürliche Süße aus Datteln.

Seit der Gründung 2017 hat sich Wholey vom Smoothie-Lieferanten für Cafés zum relevanten Player im Supermarkt entwickelt. Inzwischen ist Wholeys Sortiment bereits bei großen Einzelhändlern sowie online bei Knuspr und dm erhältlich.

SevenAccelerator, Helene Fischer und Jürgen Klopp als Investoren

Mit ihrer Idee eines gesünderen Frühstücks überzeugte Wholey nicht nur den SevenAccelerator. Im Herbst 2024 haben unter anderem auch Ex-Fußballtrainer Jürgen Klopp & Familie sowie Sängerin Helene Fischer in das Start-up investiert. Fischers Investment beinhaltet auch ihr Engagement als Werbebotschafterin; sie ist in Wholeys erstem TV-Spot zu sehen, der aktuell ausgestrahlt wird.

Mit der Markenkampagne macht Wholey einen weiteren Schritt in Richtung Massenmarkt. Die Kombination von Helene Fischer als Investorin und Testimonial mit der Reichweite von ProSiebenSat.1 soll Aufmerksamkeit und Vertrauen für die Marke schaffen und die Zielgruppe überzeugen. Verlängert wird die TV-Kampagne direkt am Point of Sale, online und über Social Media.

Casimir von Carmer, Co-Gründer und CEO Wholey: „Mit unserem TV-Spot auf den Sendern von ProSiebenSat.1 und Helene Fischer als Investorin und Markenbotschafterin von Wholey werden wir eine große Zahl an Zuschauer*innen erreichen und begeistern. So wollen wir noch mehr Menschen zeigen, dass ein gesundes Frühstück nicht nur wichtig ist, sondern auch lecker sein und Spaß machen kann. Durch die Partnerschaft mit SevenAccelerator erzielen wir genau die relevante Reichweite, die wir brauchen, um die Bekanntheit und das schnelle Wachstum von Wholey weiter voranzutreiben. Wir freuen uns sehr auf die langfristige Zusammenarbeit mit SevenAccelerator und sehen diese als wichtige Säule auch für zukünftige Kampagnen."

Christopher Halbig, Management Team SevenVentures, ergänzt: „Da Frühstücks-Brands in der alltäglichen Routine der Menschen integriert sind, ist die Beziehung zu diesen Brands häufig sehr stark und emotional. Das macht es für Start-ups sehr schwer die Konsument*innen von ihren Produkten zu überzeugen, obwohl sich viele dieser Brands leider seit Jahrzehnten nicht den veränderten Bedürfnissen der Kund*innen angepasst haben und weder gesund noch nachhaltig sind! Mit unserem Investment möchten wir möglichst viele Menschen davon überzeugen dem natürlichen ,Next Generation Breakfast‘ eine Chance zu geben und im besten Fall eine neue Love-Brand in ihrem Alltag zu integrieren. Geschmacklich und qualitativ sprechen die Produkte für sich.“

ARX Robotics eröffnet Europas größte Produktionsstätte für autonome Verteidigungssysteme

Das 2021 von Marc A. Wietfeld, Stefan Röbel und Maximilian Wied in München gegründete DefenseTech-Start-up ARX Robotics – Europas führendes Start-up für unbemannte autonome Landsysteme – gibt die Eröffnung der größten Produktionsstätte für autonomiefähige unbemannte Bodensysteme in Europa bekannt.

ARX Robotics ist ein führendes deutsches Start-up in der Rüstungsindustrie. Das Dual-Use-Robotikunternehmen entwickelt autonome unbemannte Bodensysteme mit skalierbaren Hardwarekomponenten und Softwarearchitekturen. Mit seinen innovativen, modularen Plattformen nutzt ARX das transformative Potenzial der Robotik, um die Möglichkeiten in Bezug auf Produktivität, Effizienz und Sicherheit für verschiedene Branchen neu zu gestalten. ARX-Systeme werden derzeit von sechs europäischen Streitkräften in den Bereichen Aufklärung, Überwachung, Transport, CASEVAC, Ausbildung und Simulation eingesetzt, beschafft oder getestet.

Die offizielle Einweihung der Produktionsstätte fand am 5. Februar bei München statt. Dieser Meilenstein markiert den Beginn einer neuen Wachstumsphase: Mit der neuen Anlage kann ARX Robotics seine Produktionskapazitäten erheblich erweitern und einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung globaler Sicherheitsherausforderungen leisten.

„Die Eröffnung unseres neuen Werks ist ein bedeutender Schritt – sowohl für unser Unternehmen als auch für unser Engagement zur Unterstützung der Ukraine“, sagt Marc Wietfeld, Mitbegründer und CEO von ARX Robotics: „Europas Streitkräfte stehen vor strukturellen Herausforderungen hinsichtlich Personal und Ausrüstung. Unbemannte Systeme bieten die Möglichkeit, diese Fähigkeitslücke zu schließen – vorausgesetzt, sie lassen sich in großer Masse mit einer europäischen Lieferkette produzieren. „Unsere neue Produktionsanlage ist ein entscheidender Meilenstein auf diesem Weg, um Europas strategische Technologiesouveränität und Resilienz zu stärken.“

In den vergangenen sechs Monaten hat ARX Robotics seine Produktionskapazitäten für unbemannte Systeme um das 30-Fache gesteigert und damit eine industrielle Serienfertigung ermöglicht. Diese Expansion festigt die Position des Unternehmens als Vorreiter der europäischen Verteidigungstechnologie und unterstreicht seine Fähigkeit, Streitkräfte mit skalierbaren und leistungsstarken Lösungen zu unterstützen.

Ein weiterer bedeutender Meilenstein ist die Auslieferung der größten Flotte unbemannter Bodensysteme (UGS) westlicher Bauart in die Ukraine. Damit unterstreicht ARX Robotics sein klares Bekenntnis zur europäischen und globalen Sicherheit. Die erfolgreiche Bereitstellung dieser fortschrittlichen Systeme demonstriert die Fähigkeit des Unternehmens, essenzielle Verteidigungstechnologien in großem Maßstab zu liefern und verbündete Nationen bei der Bewältigung aktueller sicherheitspolitischer Herausforderungen zu unterstützen.

Israels Hightech-Industrie: alive and kickin‘

In Deutschland ist es zuletzt still gewesen um das israelische Innovationsökosystem und so wird es manchen überraschen, dass 2024 für die israelische Hightech-Industrie besser lief als 2023. Resilienz, Kreativität und Innovationskraft „Made in Israel“ überzeugen Investoren und so macht Israel als globales Scale-up-Powerhouse von sich reden.

Im Manager Magazin erklärte Ex-Opel-Chef Dr. Karl-Thomas Neumann im November, dass er lieber in israelische Start-ups investiert als in deutsche. Beachtlich, denn deutsche Unternehmen halten sich seit Monaten mit Aussagen zu ihren Beziehungen ins israelische Tech-Ökosystem zurück – mutmaßlich aus Sorge vor Shitstorms und Protesten. Doch die Wirtschaftsbeziehungen bestehen weiter, nur verlagerte sich der Austausch 2024 nach Deutschland: Allein nach Frankfurt kamen letztes Jahr Automotive-, Cyber-Security-, Smart-City- und Sport-Tech-Delegationen. Auf der Medica in Düsseldorf Mitte November waren mehr als 30 israelische Unternehmen vertreten.

Kapitalzufluss steigt: 2024 übertrifft 2023 deutlich

Das Kriegsjahr 2024 war für Israel ein Jahr mit großen Herausforderungen. Das zeigt sich auch darin, dass die Gesamtwirtschaft um 1,5 Prozent schrumpfte. Aktuelle Marktzahlen von IVC-LeumiTech und Startup Nation Central belegen jedoch die Widerstandskraft der Hightechindustrie. Sie wusch 2024 um 2,2 Prozent (Q1-3). Besonders beeindruckend: Die 70 größten israelischen Tech-Unternehmen (Bewertung über 50 Mio. USD) legten an der NASDAQ letztes Jahr um 15,8 Prozent zu und übertrafen damit den US Equal-Weight Index, der um 9,4 Prozent wuchs. Israelische Unternehmen zeigen Resilienz und Ehrgeiz – mit Erfolg: 2024 nahmen sie 12 Milliarden USD an privatem Kapital ein – ein Anstieg um 27 Prozent im Vergleich zu 2023.

Die Zahlen zeigen auch: Wichtigstes Vertical ist Cyber Security. Die Hälfte der zehn weltweit führenden Cyber-Security-Unternehmen wurde von Israelis gegründet. Investitionen in die Unternehmen WIZ und Cyera erreichten 2024 allein 1,5 Mrd. USD. Stark waren außerdem die Bereiche generative KI und Safe-Intelligence-Lösungen. Auch die Kapitalerträge aus Exists waren im letzten Jahr 64 Prozent höher als 2023. Der größte Deal: Im September gab Salesforce die Übernahme des israelischen Data-Science-Software-Unternehmens Own für 1,9 Mrd. USD bekannt. Den Marktberichten zufolge hat das Jahr 2024 in Israel außerdem sieben Unicorns hervorgebracht. Im Jahr 2023 waren es vier. Zum Vergleich hat es nach Medienberichten in Deutschland letztes Jahr mit dem Münchner Fitness-Start-up EGym gerade einmal ein Unternehmen in die Unicorn-Liga geschafft.

Selbstbewusst: WIZ lehnte Milliarden-Angebot ab

Für Aufsehen sorgten dabei im Juli 2024 die Meldungen über das Übernahmeangebot von Alphabet (Google) an das IT-Sicherheitsunternehmen WIZ. Alphabet hatte 23 Mrd. USD geboten. Ein solches Angebot kann man nicht ausschlagen? Doch WIZ lehnte ab und plant laut Medienberichten einen Börsengang. Das Unternehmen war erst im Januar 2020 von Assaf Rappaport, dem heutigen CEO, sowie Ami Luttwak, Yinon Costica und Roy Reznik gegründet worden und rasant gewachsen. Die Vier kommen aus der legendären Elite-Geheimdiensteinheit 8200 der israelischen Armee und hatten im Juli 2015 bereits ihr gemeinsam gegründetes Unternehmen Adallom für 320 Mio. USD an Microsoft verkauft. Während es in den frühen Jahren der Start-up-Nation für die meisten Gründerinnen und Gründer ein früher erfolgreicher Exit das Ziel war, gibt es seit ein paar Jahren ein Umdenken, Unternehmen selbst weiterzuentwickeln. Andere Beispiele hierfür sind Monday oder Wix.

Krisen bieten Chancen

Doch die aktuellen Marktzahlen zeigen auch, dass die Anzahl israelischer Investoren 2024 um zehn Prozent zurückgegangen ist. Die Zahl internationaler Investoren sank im letzten Jahr um sieben Prozent. Der weltweite Trend zu weniger Neugründungen zeigt sich auch in Israel. Experten sehen auch, dass sich die vielfältige Innovationslandschaft Israels verengt.

Bei einem Besuch im Januar in Tel Aviv bei Sonnenschein und 20 Grad überwog jedoch der Optimismus. Die Waffenruhe mit der Hizbollah seit November 2024 und mit der Hamas seit Januar 2025 verbesserten die Stimmung. „Berichte deinen Geschäftskontakten in Deutschland, wie wir hier im Café sitzen und dass sie nach Israel kommen sollen“, sagte Gili Cegla, Investor und Organisator der Europe Days, einer Veranstaltung, die Unternehmen aus DACH mit israelischen Unternehmen zusammenbringt. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt. Krisenzeiten böten Chancen. Hier könne man von unternehmerischer Resilienz lernen. Es gehe vor allem aber darum, weiter zusammenzuarbeiten und die Potenziale zu nutzen. Vor Ort hört man verschiedentlich, dass wieder Wirtschaftsdelegationen aus Deutschland nach Israel geplant werden.

Anzeichen der Normalisierung

In den vergangenen Monaten hat fast ausschließlich die israelische EL AL den Luftverkehr von und nach Tel Aviv aufrechterhalten. Jetzt kehren internationale Fluglinien zurück. Delta Airlines hat bekannt gegeben, ab dem 1. April wieder zwischen New York und Tel Aviv zu fliegen, die Lufthansa-Gruppe kommt bereits am 1. Februar zurück, und Air France bietet seit Mitte Januar fünf wöchentliche Flüge von Paris nach Tel Aviv. Die begrenzten Ticketkapazitäten der vergangenen Monate hatten für israelische Unternehmen erhebliche Herausforderungen mit sich gebracht: Die Preise waren deutlich höher als üblich, es gab außerdem kaum freie Plätze. Um die Mobilität ihrer Teams sicherzustellen, haben sich mehrere Hightech-Unternehmen zusammengeschlossen und die virtuelle Airline TechAir gegründet, um mit etablierten Charterlinien Flüge in die USA anzubieten, was ein wichtiger Faktor für die Tech-Unternehmen ist.

Israel wichtiges internationales Innovationshub

Trotz großer Herausforderungen bleibt Israels Hightech-Industrie ein Innovationstreiber. Mittel- und langfristig wird entscheidend sein, wie sich die geopolitische Lage entwickelt. Dabei steht fest: Israels Hightech-Sektor ist nicht nur „alive and kickin’“, sondern ein unverzichtbarer Teil der globalen Innovationslandschaft.

Die Autorin Maike Diehl ist Geschäftsführerin der Diehl Relations GmbH und seit vielen Jahren geschäftlich zwischen Deutschland und Israel tätig.

QuoIntelligence: Dt. Cybersecurity-Start-up sichert sich 1,4 Mio.-Euro-EU-Auftrag

Das 2020 von Marco Riccardi gegründete Cybersecurity-Start-up bietet Regierungen, Finanzinstituten und Unternehmen in ganz Europa maßgeschneiderte Intelligence, die Sicherheitsverantwortliche bei proaktiven Entscheidungen unterstützt.

Jetzt haben die Frankfurter einen prestigeträchtigen Auftrag der EU-Agentur für Cybersicherheit (ENISA) gewonnen und zählen damit zu den ersten jungen Unternehmen, die aktiv an der europäischen Verteilungsstrategie für Cybersicherheit mitwirken. Das Start-up wird über vier Jahre hinweg Cyber-Threat-Intelligence-Dienste für die europäische Behörde bereitstellen. Das Volumen des Vertrags beläuft sich auf 1,4 Mio. Euro.

ENISA, die für die Stärkung der Cybersicherheitsarchitektur der Europäischen Union zuständig ist, baut mit der Vergabe an QuoIntelligence ihre Kapazitäten im Bereich der Bedrohungsaufklärung weiter aus. Der Frankfurter Anbieter soll insbesondere Datenquellen identifizieren, ein strategisches Datenerhebungskonzept entwickeln und das Bedrohungsmonitoring der Behörde verbessern. Ziel ist es, potenzielle Cyberrisiken frühzeitig zu erkennen und die Resilienz der EU gegenüber digitalen Bedrohungen zu erhöhen.

Wachsende Bedeutung der Bedrohungsaufklärung

„QuoIntelligence ist hervorragend positioniert, um ENISA mit Cyber Threat Intelligence zu unterstützen“, kommentiert Lola Rebollo, unabhängige Cybersicherheits-Expertin und Mentorin im EIC ScaleUP-Programm. „Ihre Expertise in der Bereitstellung hochqualitativer Bedrohungsanalysen wird einen wertvollen Beitrag zur Fähigkeit der EU leisten, Cyberbedrohungen frühzeitig zu erkennen und zu entschärfen – für eine stärkere und widerstandsfähigere europäische Region.

QuoIntelligence setzt auf eine Kombination aus KI-gestützten Analysen und menschlicher Expertise. „Unsere Technologie ermöglicht es, Bedrohungen mit hoher Präzision zu erkennen und geeignete Gegenmaßnahmen abzuleiten“, erläutert Marco Riccardi, Gründer und CEO des Unternehmens. Die erfolgreiche Teilnahme am Vergabeverfahren sei ein Beleg für die zunehmende Bedeutung von QuoIntelligence im europäischen Markt für Bedrohungsanalysen.

Expansionskurs und geplante Kapitalrunde

Der Vertragsabschluss mit ENISA kommt zu einem strategisch günstigen Zeitpunkt für das Start-up. QuoIntelligence plant für die zweite Jahreshälfte eine Finanzierungsrunde, um weiteres Wachstum zu finanzieren. Mit der EU-Agentur als Referenzkunde könnte das Interesse potenzieller Investoren steigen. Im Jahr 2023 hatten sich bereits eCAPITAL ENTREPRENEURIAL PARTNERS, ein VC-Investor mit dem Fokus auf Deeptech-& Software-Unternehmen, Mercurius Private Equity sowie diverse Privatinvestoren an dem Unternehmen beteiligt, um die vorhandenen Wachstumspotenziale zu heben.

GameChanger des Monats: Lena Hackelöer - Fika ist mehr als nur Kaffeepause

Was moderner Führungsstil mit der schwedischen Fika-Tradition zu tun hat und wie du diese in deinem Start-up nutzen kannst, zeigt Lena Hackelöer, Gründerin und CEO von Brite Payments, anhand ihrer eigenen Unternehmenspraxis.

Lena Hackelöer, Gründerin und CEO von Brite Payments, ist in Deutschland geboren, nennt aber Schweden ihre Heimat. Im Jahr 2010 kam Lena zum damals noch jungen Start-up Klarna, wo sie schnell aufstieg und wichtige Führungspositionen übernahm, bevor sie zur CEO bei Qliro Financial Services ernannt wurde. 2019 gründete sie das FinTech Brite Payments in Stockholm, welches mittlerweile mehr als 150 Mitarbeitende in ganz Europa beschäftigt. Ihr Führungsstil vereint die Ambition eines schnellwachsenden Start-ups mit der offenen und freundlichen Arbeitskultur Skandinaviens. Im Folgenden stellt uns Lena den in ihrem Unternehmen erfolgreich gelebten Fika-Führungsstil näher vor.

Fika - mehr als Kaffeepause mit Zimtschnecken

Eine schwedische Fika ist mehr als eine gewöhnliche Kaffeepause – sie verkörpert eine Tradition. Ob mit Freund*innen, Kolleg*innen oder Familienmitgliedern – das Ziel einer Fika ist es, für einen Moment innezuhalten und den sozialen Austausch zu pflegen. Typischerweise wird die Pause von einer Tasse Kaffee und einer Leckerei wie den Kanelbullar (Zimtschnecken) begleitet, doch entscheidend sind die bewusste Entschleunigung und das Zusammensein. Die Fika bietet Raum für Gespräche, den Aufbau von Beziehungen und das Teilen von Gedanken. Sie ist symbolträchtig für die offene demokratische und konsensorientierte Arbeitskultur Schwedens und wird in schwedischen Unternehmen oft fest in den Tagesablauf integriert.

Nicht nur mittelständische Unternehmen pflegen diese Tradition, sie nimmt auch eine tragende Rolle in der Start-up-Kultur ein. Junge Unternehmen, die verstanden haben, wie wichtig emotionale Stabilität und Sicherheit für Mitarbeitende in einem agilen Arbeitsumfeld sind, profitieren von Ritualen wie der schwedischen Kaffeepause. In unserem Stockholmer Büro findet jeden Freitag eine Fika statt, bei der das gesamte Team zusammenkommen kann. Aber auch ohne diesen festen Termin im Kalender genügt eine kurze „Lust auf Fika?“­Nachricht und wir treffen uns in der Küche. Ich selbst bin überzeugt davon, dass dieses Ritual ein Teil von einem modernen Start-up-Führungstil ist, der für langfristigen Erfolg notwendig ist – vor allem, wenn der Leistungsdruck hoch und die Arbeitstage lang sind.

Was Deutschland von Schwedens Fika-Kultur lernen kann

Die Fika bietet einen Raum für Gespräche abseits der To-do-Listen – die vor allem in kleinen oder schnell wachsenden Unternehmen lang sein können. Und vielleicht sind diese Tradition und die dahinterstehende Wertschätzung der gemeinsamen Zeit ein Grund, warum Schweden im World Happiness Ranking jedes Jahr so weit oben steht. Während Schweden in diesem Jahr nach Finnland, Dänemark und Island den Platz vier belegte, ist Deutschland abgeschlagen auf dem 24. Rang zu finden.

Zoomt man etwas weiter rein, zeigt sich dieser Graben auch in der Arbeitszufriedenheit. In Deutschland haben laut dem Gallup Engagement Index gut sieben Millionen Beschäftigte innerlich gekündigt. Dadurch seien 2023 Produktivitätseinbußen zwischen 132,6 und 167,2 Milliarden Euro entstanden. In Schweden hingegen liegt der Anteil derer, die mit ihrer Arbeit zufrieden sind, bei über 70 Prozent.

Eine Komponente von „zufrieden sein“ ist das seelische Wohlbefinden. Und damit sieht es in Deutschland anscheinend nicht gut aus. Knapp 60 Prozent der Arbeitnehmer*innen, die vom HR-Software-Anbieter ADP befragt wurden, glauben, dass ihre Vorgesetzten nicht in der Lage sind, über psychische Probleme zu sprechen, ohne sie zu verurteilen. Viele reden dementsprechend selten über ihren Gemüts­zustand. „Manchmal möchten wir Dinge privat halten oder unsere Gefühle nicht mit allen Anwesenden teilen. Schwierig wird es, wenn wir unsere Probleme aussprechen möchten, das strukturell aber nicht möglich ist“, hat es Taraneh Taheri für „Neue Narrative“ auf den Punkt gebracht. Anders formuliert – Fika wirkt sich nicht nur positiv auf das seelische Wohlbefinden aus, sie ist auch gut fürs Geschäft.

Die „Work-Hard-Play-Hard“-Mentalität der ersten Start-up-Generation ist vorbei. So entsteht zwar kurzfristiges Wachstum, oft aber auch eine toxische Unternehmenskultur. Ein neuer Ansatz ist gefragt. Das haben viele Gründer*innen erkannt.

Variolytics: Fraunhofer IZS-Spin-off sichert sich Wachstumsfinanzierung

Variolytics, 2020 als Spin-off des Fraunhofer-Instituts Stuttgart gegründet, hat eine marktführende Sensortechnologie entwickelt, mit der Treibhausgasemissionen im Abwassersektor erkannt, analysiert und reduziert werden können.

Die Finanzierungsrunde von Variolytics (über die Höhe liegen keine Informationen vor), die von Nordic Alpha Partners (NAP) angeführt wird, umfasst auch Investitionen des Europäischen Innovationsrats (EIC), des High-Tech Gründerfonds (HTGF) und des Fraunhofer Technology Transfer Fonds (FTTF).

Untersuchungen zeigen, dass Kläranlagen etwa zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verursachen, was in etwa dem der globalen Luftfahrtindustrie entspricht. In Europa ist die Abwasserbehandlung für bis zu 15 Prozent der Gesamtemissionen einer durchschnittlichen Gemeinde verantwortlich, was hauptsächlich auf Distickstoffmonoxid (N2O) zurückzuführen ist, ein Treibhausgas, das 300-mal stärker ist als CO2.

Die Lösungen von Variolytics ermöglichen genaue Echtzeitmessungen des N2O-Gehalts mithilfe fortschrittlicher Sensortechnologie und KI. Diese Erkenntnisse ermöglichen es den Fachleuten in den Kläranlagen, die Prozesse anzupassen und so zu verhindern, dass schädliche Emissionen in die Atmosphäre gelangen. In der Vergangenheit waren solche Messungen sowohl kostspielig als auch ungenau – die EmiCo-Lösung von Variolytics bietet den Betreiber*innen einen umfassenden Überblick über ihre Emissionen und stellt gleichzeitig die Einhaltung der Vorschriften sicher.

„Wir freuen uns zu sehen, wie der Investitionsansatz von FTTF bei Variolytics – bahnbrechende Forschungsergebnisse voranzutreiben und Deep-Tech-Unternehmer von Fraunhofer zu stärken – weiter an Zugkraft gewinnt. Wir sind stolz darauf, geschätzte Investoren wie NAP anzuziehen, indem wir Gründer dabei unterstützen, ihre Unternehmen voranzutreiben und weitere Finanzmittel zu sichern“, sagt Tobias Schwind, Partner FTTF.

Seit August 2024 arbeitet NAP mit dem Variolytics-Team zusammen, um eine neue Strategie zur Risikominimierung umzusetzen, die Preisgestaltung zu validieren, den Markteinführungsplan zu verfeinern und Schlüsselkund*innen zu identifizieren. „Diese Technologie ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie fortschrittliche Innovationen in Europa auf einfache und kapitaleffiziente Weise massive Auswirkungen auf Emissionen haben und den Weg zur Netto-Null beschleunigen können. Variolytics stach sofort als klarer Technologiepionier im Bereich Wassertechnologie hervor“, sagt Shari Rana, Investment Director bei Nordic Alpha Partners.

„Die Zusammenarbeit mit NAP in dieser frühen Phase hat uns zutiefst davon überzeugt, dass wir den richtigen Partner gefunden haben, um Variolytics zu skalieren und das volle Potenzial unserer Sensortechnologie und Softwareplattform auszuschöpfen. Der operative Ansatz und die Expertise von NAP im Bereich der Wassertechnologie, kombiniert mit ihrem fundierten Wissen über schnelle Skalierung, bilden eine solide Grundlage für das Wachstum in den kommenden Jahren“, ergänzt Johann Barlach, CFO von Variolytics.

Nordic Alpha Partners erwirbt neben bestehenden Investoren, darunter HTGF und FTTF, sowie dem neuen Investor EIC eine bedeutende Beteiligung an Variolytics. Die Investition wird über den NAP Fund II getätigt. Die Transaktion unterliegt den üblichen behördlichen Genehmigungen und wird voraussichtlich im ersten Quartal 2025 abgeschlossen sein.

„Es ist ein starkes Signal, dass Variolytics NAP davon überzeugt hat, dieses Engagement mit seiner neuen zweiten Fondsgeneration einzugehen. HTGF und NAP waren zuvor gemeinsam in Wiferion investiert, das 2023 von einem amerikanischen OEM übernommen wurde“, sagt Anne Umbach, Investment Managerin beim HTGF.

Positionspapier zur Zukunftsfähigkeit der europäischen Gründungsszene

Gründer*innen und Investor*innen sind der Schlüssel zur Zukunft Europas – was sich vor diesem Hintergrund ändern muss, zeigt das Positionspapier des Investor*innen- und Gründer*innen-Netzwerks Encourage Ventures.

Das Positionspapier von Encourage Ventures stellt konkrete Maßnahmen vor, um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraft von Gründer*innen, Investor*innen und die des gesamten Start-up- und Investment Ecosystems zu stärken. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen wurden bereits fundiert diskutiert und an anderer Stelle vorgeschlagen. Ziel dieses Papiers ist es, bestehende und bewährte Ansätze aufzugreifen, in den Vordergrund zu rücken und deren Umsetzung weiter zu fördern.

Der Status quo

Deutschland verfügt über enormes Innovationspotenzial, das sich in der Höhe des Forschungs- und Entwicklungsaufwands (3,1 % des BIP im Jahr 2023), einer im internationalen Vergleich hohen Anzahl an Patentanmeldungen und exzellent ausgebildeten Fachkräften widerspiegelt.

Doch die bestehenden Rahmenbedingungen verhindern, dass dieses Potenzial vollständig ausgeschöpft wird* Kaum Gründungslehre an Schulen und Hochschulen, langwierige und nicht-digitalisierte Gründungsprozesse, unzureichende Kapitalverfügbarkeit, Fachkräftemangel und eine insgesamt überbordende Bürokratie hemmen das Gründungsgeschehen in Deutschland. Während der Marktwert des deutschen Start-up-Ökosystems lediglich 4,7 % des BIP ausmacht, liegt dieser Wert in den USA bei 16 % (Startup-Verband und McKinsey 2023). In diesem Umfeld nimmt der Wunsch nach Unternehmertum und Selbständigkeit weiter ab* Nur 3,6 % der 18- bis 64-Jährigen planten 2023 eine Gründung – ein Rückgang gegenüber 4,5 % im Jahr 2022 und 6,0 % im Jahr 2010 (KfW Gründungsmonitor 2024).

Auch die Diversität im deutschen Start-up-Ökosystem ist begrenzt. Die Gründungsquote stagniert, und der Anteil an Gründerinnen liegt bei nur 18,8 % (Deutscher Startup Monitor 2024). Gleichzeitig bleibt das Potenzial privater Investor*innen weitgehend ungenutzt* Deutschland zählt fast 16.000 aktive Business Angels (BAND 2024), von denen lediglich 15 % – rund 2.400 – weiblich sind. Dies reduziert unter anderem die Perspektivenvielfalt und Diversität bei Investmententscheidungen. Darüber hinaus fehlen steuerliche Anreize, Wissen und ein adäquates Risikobewusstsein, um das Interesse an Angel Investing als Assetklasse zu steigern. 2023 wurden lediglich 14,5 % der Wachstumsfinanzierungen in Deutschland von inländischen Investoren getragen, während US-Investor*innen 46,1 % dieser Investments stemmten (Deutscher Startup Monitor 2023).

Was ist an welcher Stelle zu leisten?

Viele dieser Herausforderungen und Potenziale lassen sich jedoch nicht allein auf nationaler Ebene lösen. Eine verstärkte europäische Perspektive ist notwendig, um grenzüberschreitende Investitionen zu fördern, einheitliche Rahmenbedingungen zu schaffen und die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten zu stärken. Dies gilt besonders für den Aufbau eines europäischen Start-up-Ökosystems, das Synergien zwischen den Ländern nutzt und ein wettbewerbsfähiges Umfeld schafft, um das Innovationspotenzial Europas voll auszuschöpfen.

Dieses Positionspapier stellt konkrete Maßnahmen vor, um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraft von Gründer*innen und Investor*innen, des gesamten Start-up- und Investment Ecosystems zu stärken. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen wurden bereits fundiert diskutiert und an anderer Stelle vorgeschlagen. Ziel dieses Papiers ist es, bestehende und bewährte Ansätze aufzugreifen, in den Vordergrund zu rücken und deren Umsetzung weiter zu fördern. Dabei geht es nicht nur darum, bestehende Hürden abzubauen, sondern auch das enorme Innovationspotenzial Europas zu nutzen. Bis 2030 könnte Europa durch DeepTech-Innovationen bis zu 8 Billionen Euro an Wertschöpfung realisieren, wenn der Transfer von Forschung in die Praxis effizient gestaltet wird (BCG 2024). Das Ziel ist ein dynamisches, inklusives und global wettbewerbsfähiges Start-up-Ökosystem.

1. Gründung vereinfachen und Bürokratie abbauen

Der zeit- und kostenintensive Prozess der Unternehmensgründung sowie die überbordende Bürokratie stellen erhebliche Hürden für Entrepreneur*innen in Deutschland dar. Im internationalen Vergleich schneidet das Land in Bezug auf die Einfachheit und Geschwindigkeit von Gründungen schlecht ab (Global Entrepreneurship Monitor 2024). Langsame Genehmigungsprozesse und komplexe Regulierungen schrecken potenzielle Gründer*innen ab, behindern die Entstehung neuer Unternehmen und bremsen das Wachstum bestehender Start-ups.

Handlungsempfehlungen

Ein zentraler Ansatz zur Erleichterung von Gründungen ist die vollständige Digitalisierung der Gründungsprozesse. In Estland etwa ermöglicht eine zentrale Plattform die Gründung innerhalb von 24 Stunden – ein Modell, das auch in Deutschland umgesetzt werden sollte. Die Vision einer europaweiten Plattform wurde bereits mit „Europe’s Choice“ diskutiert. Durch eine solche Harmonisierung könnten Start-ups EU-weit einheitlich registriert werden, was nicht nur die Bürokratie abbauen, sondern auch die Sichtbarkeit und Attraktivität für Investoren erhöhen würde (EC 2024).

Ein weiterer wichtiger Schritt ist der gezielte Regulierungsabbau. Die Vereinfachung steuerlicher und rechtlicher Vorgaben sowie die Einführung einer standardisierten EU- weiten Rechtsform könnten die Mobilität und Wettbewerbsfähigkeit von Start-ups stärken und den Time-to-Market erheblich beschleunigen. Dies würde grenzüberschreitende Geschäftsmodelle und internationale Expansionen erleichtern (Innovationsagenda 2030).

Die Digitalisierung der Verwaltung ist dabei eine Grundvoraussetzung. Einheitliche digitale Plattformen für Verwaltungsprozesse – einschließlich Steuer- und Handelsregisterverfahren – könnten die Dauer und Komplexität von Genehmigungen deutlich reduzieren (Innovationsagenda 2030).

Darüber hinaus sollte ein zentralisiertes und standardisiertes IP-Transfer-System etabliert werden. Ergänzt durch eine IP-Deal-Datenbank würde dies den Innovationsschutz verbessern und Start-ups bei der Sicherung ihrer geistigen Eigentumsrechte unterstützen (BVK 2024).

Durch diese Maßnahmen könnten die Hürden für Gründer*innen signifikant gesenkt und die Rahmenbedingungen für neue und wachsende Unternehmen deutlich verbessert werden. Dies würde nicht nur die Zahl der Unternehmensgründungen steigern, sondern auch die Innovationskraft und Wirtschaftsdynamik Deutschlands und Europas insgesamt nachhaltig fördern.

2. Mehr Wagniskapital mobilisieren

Der deutsche Venture-Capital-Markt bleibt gemessen an der Wirtschaftskraft des Landes hinter seinen Möglichkeiten zurück. Nur 0,17 % des deutschen BIP fließt in Wagniskapital, verglichen mit 0,34 % in Frankreich und signifikant höheren Werten in den USA. Wir müssen also zunächst mehr privates Kapital mobilisieren. Dazu ist es essenziell, die Wahrnehmung des Chancen-Risiko-Verhältnisses von Wachstumsinvestitionen zu verbessern. Diese Assetklasse wird derzeit oft unterschätzt, obwohl ihre Performance besser ist, als ihr Ruf vermuten lässt.

Auch kulturell besteht in Deutschland hohe Skepsis gegenüber Wagniskapital. Es wird viel zu häufig noch mit kurzfristiger Gewinnorientierung, aggressiven Geschäftspraktiken und wenig Transparenz in Bezug auf Entscheidungsprozesse und Investitionskriterien assoziiert. Dabei geht es nicht um das kurzfristige Spekulieren auf schnelle Gewinne, sondern um langfristige Investitionen in innovative Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial. Der Nutzen dieser Investitionen für die Gesellschaft ist im Durchschnitt 3 bis 4-mal größer als für die Investor*innen selbst. Ein Phänomen, das als Spillover-Effekt bekannt ist.

Handlungsempfehlungen

Ein erster Schritt hin zu einer stärkeren Akzeptanz von Venture Capital als Anlageklasse wäre die Schaffung von Transparenz. Durch die systematische Analyse und Veröffentlichung von Rendite-, Verlust- und Ausfallquoten könnten realistische Erwartungen an die Performance von VC-Investitionen etabliert werden. Der Vergleich mit Performancedaten aus den USA oder anderen erfolgreichen VC-Märkten könnte helfen, Stärken und Schwächen des deutschen Markts besser zu verstehen und zu kommunizieren. Institutionelle und private Investoren könnten durch transparente Informationen von der Attraktivität dieser Anlageklasse überzeugt werden. Eine sinnvolle erste Maßnahme wäre also beispielsweise die Etablierung einer unabhängigen Forschungsinitiative zwischen wissenschaftlichen Institutionen, politischen Akteur*innen und Marktakteur*innen sein.

Der wohl größte Hebel besteht im Abbau steuerlicher Hürden bzw. der Lenkungswirkung von Steuern. Dazu gehört es, einen steuerlichen Sofortabzug für Investitionen in förderfähige Start-ups zu ermöglichen. Bei positiven Entwicklungen des Investments sollen entsprechende Veräußerungsgewinne besteuert werden, um den vorherigen Steuervorteil auszugleichen. Unternehmen sollten ihre Corporate-Venture-Capital-Investitionen in Start-ups als Forschungs- und Entwicklungsausgaben steuerlich geltend machen und Verluste entsprechend verrechnen können. Dies würde Unternehmen als Kapitalquelle für Start-up-Finanzierungen attraktiver machen.

Eine Umsatzsteuerbefreiung für Fondsverwaltungsleistungen, wie in anderen EU-Mitgliedsstaaten üblich, würde die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Fonds erhöhen und insbesondere kleineren Fonds den Markteintritt erleichtern (BVK 2024).

Durch die Anpassung der Schwellenwerte für semiprofessionelle Anleger von derzeit 200.000 Euro auf 100.000 Euro, würde zudem mehr Privatinvestor*innen der Zugang zu VC-Investments ermöglicht und die Akzeptanz gesteigert. Gleichzeitig könnten Maßnahmen wie der Aufbau neuer Business-Angel-Netzwerke, eine gesteigerte Sichtbarkeit von Investmentmöglichkeiten über Club-Deal- und Pooling-Strukturen, gezielte steuerliche Erleichterungen sowie die Ausweitung des BAFA INVEST-Zuschusses einen entscheidenden Beitrag leisten.

Eine der zentralen Maßnahmen ist die Einbindung institutioneller Investor*innen in den Wagniskapitalmarkt. Aktuell tragen Pensionsfonds und Versicherungen weniger als 13 % bei. Damit auch diese Primärinvestor*innen verstärkt in die Assetklasse investieren, sind verschiedene Maßnahmen denkbar. Das Hauptproblem liegt in den Vorschriften der EU-Richtlinie Solvency II, die institutionelle Investor*innen dazu verpflichten, risikoreiche Investitionen wie VC mit hohem Eigenkapital abzusichern. Dies macht solche Investitionen im Vergleich zu Alternativen wie Staatsanleihen unattraktiv. Eine kurzfristig umsetzbare Lösung wäre, dass der Staat Ausfallbürgschaft für weitgehend ausfallsichere Wachstumsfonds oder Dachfonds übernehmen könnte. Dies hätte mehrere Vorteile: Für den Staat bedeutet dies zusätzliche Einnahmen durch die Differenz zwischen der Renditeerwartung und der für private Investor*innen benötigten Rendite. Für institutionelle Investor*innen wird so der Zugang zu einer attraktiven Anlageklasse ohne hohe Eigenkapitalanforderungen ermöglicht und für die Wirtschaft würde dies erhebliche Steigerung der Investitionen in Wachstumsunternehmen bedeutet (Brandis 2024).

Eine weitere Maßnahme ist die Schaffung der bereits genannten Dachfonds (auch als „Fund of Funds“). Dabei handelt es sich um Investmentfonds, die nicht direkt in Start-ups oder Unternehmen investieren, sondern ihr Kapital in eine Vielzahl anderer VC-Fonds streuen. Somit tragen sie zur Risikodiversifikation bei und ermöglichen es auch konservativen institutionellen Anleger*innen in Venture Capital zu investieren. Erste richtige Schritte wurden im Rahmen der WIN-Initiative, einem breiten Bündnis von Wirtschaft, Verbänden, Politik und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bereits gegangen. Hieran muss die neue Regierung zwingend anknüpfen und diese weiter ausbauen.

3. Zugang zu Wagniskapital erleichtern

Start-ups erhalten in der Wachstumsphase im internationalen Vergleich deutlich weniger Kapital, insbesondere im Vergleich zu ihren Pendants in den USA (BVK 2024). Besonders schwierig ist die Situation für von Frauen oder diversen Teams geführte Start-ups, die unverhältnismäßig weniger Wagniskapital erhalten (Pitchbook Data 2025). Diese strukturellen Defizite erschweren nicht nur das Wachstum innovativer Unternehmen, sondern hemmen auch die Entwicklung eines diverseren und wettbewerbsfähigeren Innovationsökosystems.

Handlungsempfehlungen

Ein Ansatzpunkt liegt in der gezielten Förderung strategischer Innovationsbereiche. Der seit 2023 bestehende DeepTech & Climate Fonds zeigt bereits, wie Investitionen in künstliche Intelligenz und Biotechnologie zukunftsweisende Entwicklungen unterstützen können (BMWK 2024). Diese Initiativen bieten wichtige Impulse, um nicht nur den Zugang zu Kapital zu verbessern, sondern auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Start-up-Ökosystems zu stärken.

Um den Zugang zu Wagniskapital zu erleichtern, sollten Investitionsprozesse datenbasiert und standardisiert gestaltet werden. Insbesondere staatliche Fonds können durch objektive Kriterien wie Verkaufszahlen oder Teamkompetenzen existierende Bias reduzieren und faire Bedingungen für alle schaffen (Hassan et al. 2020). Eine europäische Lösung in Form eines Dachfonds könnte zudem institutionelle Investoren grenzüberschreitend mobilisieren und so die Finanzierung von Wachstumsunternehmen verbessern (Innovationsagenda 2030).

4. Entrepreneurial Mindset und Hochschul-Ausgründungen stärken

Trotz der hohen allgemeinen Bildungsqualität liegt die Zahl der Unternehmensgründungen in Deutschland bei lediglich 12,8 pro 10.000 Studierende (Gründungsradar 2022). Ein möglicher Grund dafür ist, dass Gründungslehre in Schulen und Hochschulen noch immer nur eine untergeordnete Rolle spielt. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland hierbei unterdurchschnittlich ab (Global Entrepreneurship Monitor 2024).

Da die Unternehmensgründung als berufliche Option dadurch wenig sichtbar ist und sowohl geeignete Strukturen als auch gezielte Unterstützung für die Überführung von Forschungsergebnissen in marktfähige Unternehmen fehlen, bleibt das wirtschaftliche Potenzial wissenschaftlicher Innovationen und interdisziplinärer Zusammenarbeit weitgehend ungenutzt.

Handlungsempfehlungen

Um das unternehmerische Denken zu fördern und Hochschulausgründungen zu stär- ken, sollten Entrepreneurship und Digitalisierung in Schulen und Hochschulen als Querschnittsthemen etabliert werden (Innovationsagenda 2030). Formate wie ein „Start-up-Semester“ könnten Studierenden praxisnahe Gründungserfahrungen bieten und interdisziplinäre Netzwerke stärken (BVK 2024). Ergänzend sollten verpflichtende oder freiwillige Entrepreneurshipkurse in allen Studiengängen eingeführt werden, um Studierende frühzeitig auf die Chancen und Herausforderungen einer Gründung vorzu- bereiten (BMWK, EXIST 2024).

Unterstützend und gleichzeitig qualitätssichernd könnte wirken, wenn den Bildungsträgern zeitgemäßer, digitaler Content für die Lehre zur Verfügung gestellt wird. Wir fordern daher eine Initiative „EdTech for Entrepreneurship Education“ ins Leben zu rufen. Unter der Leitung des Bundesbildungsministeriums (BMBF) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sollte ein Wettbewerb organisiert werden, bei dem EdTech-Start-ups Lösungsvorschläge für unterschiedliche Bildungsstufen einreichen können. Pro Bildungsstufe wird die überzeugendste Lösung ausgewählt und finanziert. Die Finanzierung erfolgt über eine Public-Private-Partnership, bei der öffentliche Mittel mit Beiträgen von Stiftungen kombiniert werden. Bewertet werden die Einreichungen nach Kriterien wie Skalierbarkeit, didaktischem Mehrwert und Innovationsgehalt. Die ausgewählten Lösungen erhalten Unterstützung in Form von Finanzierung, fachlicher Begleitung und Netzwerkzugang, um eine flächendeckende Umsetzung zu ermöglichen. Ziel ist es, unternehmerische Kompetenzen breiter in das deutsche Bildungssystem zu integrieren und gleichzeitig digitale Innovationen im EdTech-Sektor zu fördern.

Zur Unterstützung konkreter Gründungsvorhaben sind eine bessere, langfristig stabile finanzielle Ausstattung und der Ausbau von Technologie-Transfer-Büros an Hochschulen notwendig, um Forschende bei der Kommerzialisierung ihrer Ideen zu unterstützen (BMBF 2024). Reallabore könnten zudem praktische Umgebungen schaffen, in denen interdisziplinäre Teams Zugang zu Infrastruktur und Expertise erhalten und innovative Ideen testen können (Innovationsagenda 2030).

Gleichzeitig müssen internationale Austauschprogramme wie „Erasmus for Start-ups“ den Wissenstransfer und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa fördern. Netzwerke wie „EXIST-Women“ sollten erweitert werden, um Frauen durch Mentoring, Stipendien und Coaching gezielt zu unterstützen (BMWK 2024). Die Sichtbarkeit erfolgreicher Gründerinnen und diverser Teams, auch in den oben genannten Lerninhalten, sollte erhöht werden, um mehr junge Menschen, insbesondere Frauen, für eine unternehmerische Laufbahn zu inspirieren (Innovationsagenda 2030).

Durch diese Maßnahmen kann ein nachhaltiges, interdisziplinäres und diversifiziertes Innovationsökosystem entstehen, das nicht nur die Zahl der Hochschul-Ausgründungen erhöht, sondern auch das Bewusstsein für Gründung als berufliche Option in der Gesellschaft stärkt. Der Wettbewerb um Startup-Factories setzt hier sicherlich neue Maßstäbe. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima spannt mit Wirtschaft und privaten Investoren eine Unterstützungslandschaft auf, die Ausgründungen aus der Wissenschaft einen neuen Schub geben werden (BMWK 2024).

5. Fachkräftemangel bekämpfen, Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen weiter verbessern und Forschungszulage ausbauen

Der Fachkräftemangel, insbesondere im Tech-Bereich, stellt eine erhebliche Wachstumsbremse für Start-ups in Deutschland dar. Besonders auffällig ist die Unterrepräsentation von Frauen in MINT-Berufen: Nur 22 % der Tech-Jobs in Europa werden von Frauen ausgeübt. Dies ist nicht nur eine Frage der Gleichstellung, sondern auch ein wirtschaftliches Problem, da diverse Teams nachweislich kreativer und innovativer arbeiten. Studien zeigen, dass ein höherer Frauenanteil Europas BIP bis 2027 um bis zu 600 Milliarden Euro steigern könnte (McKinsey 2023).

Gleichzeitig bleibt der Transfer von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte bzw. Services eine Herausforderung. Während Länder wie Singapur gezielt in Innovationsförderung investieren, sind die bestehenden Programme in Deutschland, wie etwa EXIST oder die Forschungszulage, zwar ein guter Anfang, aber international weniger wettbewerbsfähig. Länder wie Frankreich, Österreich oder Spanien bieten deutlich attraktivere steuerliche Vorteile für Forschung und Entwicklung.

Die klare Trennung der beiden Themen zeigt: Der Fachkräftemangel erfordert eine verstärkte Förderung von Frauen in MINT-Berufen und attraktivere Bedingungen für Talente, die auch die Lebensbedingungen berücksichtigen. Gleichzeitig braucht es innovative, international konkurrenzfähige Förderprogramme, die Forschungsergebnisse effektiv in marktfähige Produkte umsetzen. Nur durch diese doppelte Strategie können Start-ups langfristig gestärkt werden.

Handlungsempfehlungen

Um den Fachkräftemangel zu adressieren, sollten Bildungsinitiativen und Stipendienprogramme ausgebaut werden, die Frauen und Mädchen gezielt für MINT-Fächer begeistern (Innovationsagenda 2030). Initiativen wie z.B. MINTvernetzt, Girls‘ Day, CyberMentor oder Femtec könnten dabei gezielt gefördert und ausgebaut werden. Ergänzend dazu sollte die Gewinnung internationaler Fachkräfte erleichtert werden. Eine Digitalisierung der Visa-Verfahren und die Einführung eines Bundesministeriums für Migration sowie Relocation Services könnten entsprechende Rahmenbedingungen setzen (Innovationsagenda 2030). Zudem könnten steuerliche Anreize nach dänischem Modell Deutschland für internationale Talente attraktiver machen. In Dänemark erhalten Expatriates über einen Zeitraum von bis zu 7 Jahren von einem vergünstigten Steuersatz von 32,84 % auf Arbeitsentgelt und bestimmte Sondervergütungen (27 % Steuern zzgl. Arbeitsmarktbeitrag). Flankierend wäre eine verbesserte Anerkennung ausländischer Abschlüsse wünschenswert (BMWK 2024).

Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Verbesserung der Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen. Eine Erhöhung der steuerlichen Freibeträge auf mindestens 10.000 Euro pro Jahr (bisher 2.000 Euro) würde die Attraktivität von Start-ups als Arbeitgeber*innen deutlich steigern. Zudem sollte die bestehende Regelung, die die Besteuerung von „trockenen Einkünften“ aufschiebt, auch auf ehemalige Mitarbeitende aus- geweitet werden, die das Unternehmen unter guten Bedingungen als sogenannte Good Leaver verlassen haben. Einheitliche europäische Standards für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme könnten zusätzlich die grenzüberschreitende Mobilität und Rekrutierung fördern (EU-Kommission 2024).

Im Bereich Innovationsförderung sollte die Forschungszulage für Start-ups signifikant erhöht werden. Fördermodelle, bei denen 50 % bis 70 % der förderfähigen Personalkosten übernommen werden, könnten die Skalierung von Unternehmen, wie in Singapur gezeigt, erheblich beschleunigen. Technologieübergreifende Reallabore für ClimateTech und DeepTech könnten helfen, Forschungsergebnisse schneller in marktfähige Produkte umzuwandeln (Innovationsagenda 2030). Europäische Innovationsnetzwerke und gemeinsame Initiativen für ClimateTech und DeepTech sollten gezielt ausgebaut werden, um den Technologietransfer zu fördern.

Partnerschaften mit dem Mittelstand und erweiterte Finanzierungsangebote könnten ebenfalls entscheidende Impulse setzen (EU Green Deal, BVK 2024). Diese Maßnahmen würden nicht nur den Fachkräftemangel und die Innovationsförderung adressieren, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit und Skalierungsfähigkeit deutscher Start-ups im internationalen Kontext stärken.

6. IPOs und Anschlussfinanzierungen stärken

Ein schwacher Kapitalmarkt und eingeschränkte Möglichkeiten für Börsengänge (IPOs) stellen erhebliche Wachstumshemmnisse für Start-ups in Deutschland dar. Während weltweit 2024 insgesamt 876 Börsengänge verzeichnet wurden, entfielen fast ein Viertel davon auf die USA (186) und lediglich 6 % auf Europa (57). In Deutschland wurden gerade einmal 5 IPOs umgesetzt (PwC 2024). In einem ohnehin gründungsfreundlichen Umfeld sind im Gegensatz dazu Börsengänge in den USA ein zentraler Bestandteil des Start-up-Ökosystems. In Deutschland fehlt es jedoch häufig an den notwendigen Anschlussfinanzierungen, um den Übergang von der Wachstums- in die Skalierungsphase erfolgreich zu bewältigen. Dies führt nicht nur zu einer Schwächung der Innovationskraft, sondern auch dazu, dass vielversprechende Unternehmen zunehmend ins Ausland abwandern.

Handlungsempfehlungen

Ein verbesserter Zugang zum Kapitalmarkt ist essenziell, um Start-ups in Deutschland bessere Wachstums- und Skalierungsmöglichkeiten zu bieten. Die regulatorischen Hürden für IPOs sollten gesenkt werden, sodass Unternehmen frühzeitiger und einfacher eine Börsennotierung erreichen können. Als Vorbild könnten spezielle Börsensegmente für Wachstumsunternehmen dienen, wie sie etwa in Großbritannien mit dem „Alternative Investment Market“ (AIM) etabliert wurden. Diese Plattform bietet Start-ups die Möglichkeit, Kapital zu beschaffen, ohne die umfassenden Auflagen regulärer Börsensegmente erfüllen zu müssen.

Ein weiterer wichtiger Schritt wäre die Schaffung eines europäischen Aktienmarktes für Wachstumsunternehmen. Ein solcher Markt könnte nicht nur Finanzierungsoptionen über Ländergrenzen hinweg verbessern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit Europas als Innovationsstandort stärken. Dafür ist es entscheidend, regulatorische Hürden EU-weit zu senken und gleichzeitig rechtliche sowie steuerliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Exits durch private Verkäufe oder Übernahmen erleichtern.

Darüber hinaus sollten gezielte Anschlussfinanzierungsprogramme für wachstums- starke Start-ups in kapitalintensiven Bereichen wie DeepTech und ClimateTech entwickelt werden. Solche Programme könnten öffentliche-private Partnerschaften umfassen und die Einbindung institutioneller Investor*innen fördern. Größere Kapitalvolumina und private Investitionen würden durch diese Maßnahmen mobilisiert, wodurch der deutsche Kapitalmarkt als zentraler Anlaufpunkt für Innovation und Wachstum etabliert werden könnte.

Diese Reformen würden nicht nur den Zugang zu Kapital für Start-ups erleichtern, sondern auch die internationale Attraktivität des deutschen Marktes für Investor*innen erhöhen. Gleichzeitig könnte Deutschland seine Position im globalen Wettbewerb stärken und als führender Standort für Innovationen und Wachstum etabliert werden.

7. Innovationspotenzial voll ausschöpfen: Reformen für eine starke Zukunft

Um das Innovationspotenzial Deutschlands und Europas voll auszuschöpfen, sind tiefgreifende Reformen notwendig. Der Zugang zu Kapital muss gestärkt und staatliche Initiativen enger mit privatem Engagement verzahnt werden. Eine ganzheitliche Gründungsförderung, die Bildung, Diversität und den Transfer wissenschaftlicher Innovationen einbezieht, ist ebenso wichtig wie die gezielte Bekämpfung des Fachkräftemangels und der Abbau überbordender Bürokratie.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen – von der Förderung eines unternehmerischen Mindsets über die Verbesserung steuerlicher und rechtlicher Rahmenbedingungen bis hin zur Stärkung des Wagniskapitalmarkts – bieten konkrete Ansätze, um das europäische Start-up-Ökosystem auf ein neues Level zu heben. Diese Schritte sollen nicht nur den Marktzugang erleichtern, sondern auch die Innovationskraft in zentralen Zukunftsbereichen wie ClimateTech und DeepTech fördern.

Es bleibt jedoch klar, dass die Möglichkeiten des Staates begrenzt sind, auch wenn sie noch nicht vollständig ausgeschöpft wurden. Die Verantwortung, in Innovationen zu investieren, liegt in erster Linie bei der Privatwirtschaft. Die Zeiten, in denen Deutschland auf den Errungenschaften seiner industriellen Vergangenheit ausruhen konnte, sind vorbei. Stattdessen erfordert die Zukunft aktives Handeln und Investitionen in Technologie, Bildung und unternehmerische Netzwerke.

Deutschland und Europa stehen vor großen Herausforderungen, aber auch vor einer einzigartigen Chance. Durch eine enge Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können die Innovationskraft und wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der EU langfristig gesichert werden. Diese Schritte würden Europa als führenden Standort für Unternehmertum und Technologie positionieren und die Wettbewerbsfähigkeit im globalen Kontext erheblich steigern.

Startup-Labor Schwedt startet erste "Startup Challenge Schwedt"

Das Startup Labor Schwedt – ein EXIST-Modellprojekt der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) – startet mit der „Startup Challenge Schwedt“ seine erste Ausschreibung für Start-ups zum Thema Förderung und Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz.

In Schwedt sind Industrien wie Mineralölverarbeitung und Papierherstellung angesiedelt und diese stehen angesichts des Wegfalls russischer Öllieferungen über die Druschba-Pipeline und der Ziele des europäischen „Green Deal“ vor besonderen Herausforderungen, die innovative Lösungen benötigen, um die Zukunftsfähigkeit des Standorts zu sichern.

Das Startup Labor Schwedt bietet Gründenden die Möglichkeit, ihre Technologien direkt in die industrielle Praxis zu überführen und so einen echten Beitrag zur Transformation zu leisten. Das Ziel der ersten „Startup Challenge Schwedt“ ist es nun, innovative technologische Ansätze von Start-ups zu fördern, die die Energie- und Ressourceneffizienz am Industriestandort Schwedt steigern können. Mit dieser Initiative soll der Wandel hin zu einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft beschleunigt und Schwedt als Vorreiter der industriellen Transformation gestärkt werden.

Ablauf der „Startup Challenge Schwedt

Die Challenge ist in zwei Phasen gegliedert:

1. Bewerbungsphase (bis 24.02.2025): Start-ups reichen ihre Ideen ein. Eine Jury wählt bis zu zehn Teams aus, die ihre Konzepte für Pilotprojekte mit Unterstützung von Industriepartnern ausarbeiten. Jedes Team erhält bis zu 25.000 EUR Fördermittel.

2. Pilotphase: Die besten fünf Teams setzen ihre Projekte in Schwedt um. Pro Team stehen hierfür bis zu 300.000 EUR zur Verfügung.

Themen für mögliche Pilotprojekte:

  • Effizienzsteigerung industrieller Technologien, auch durch digitale Tools
  • Intelligente Steuerung von Stoffkreisläufen mit Künstlicher Intelligenz
  • Nutzung industrieller Nebenströme, Rest- und Rohstoffe (z.B. aus Altpapierrecycling oder Ethanolproduktion)
  • CO2-Nutzung in industriellen Prozessen
  • Nachhaltige CO2-Quellen (z. B. aus Oxyfuel-Prozessen mit Biomasse oder Direct-Air-Capture)
  • Nutzung von überschüssiger elektrischer Energie

Partner und Förderung

Das Startup Labor Schwedt wird im Rahmen des Förderprogramms Existenzgründungen aus der Wissenschaft – EXIST durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt und vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg kofinanziert. Die Challenge wird in Zusammenarbeit mit den Schwedter Industriepartnern PCK Raffinerie GmbH und LEIPA Group GmbH sowie den Unternehmen ENERTRAG SE und Verbio SE durchgeführt.

Zeitplan – Save the Date

Bewerbungsschluss: 24. Februar 2025

Auswahl der Teams: März 2025

Start der Konzeptphase: 27. März 2025

Pitch der Konzepte: 11. Juli 2025

Start der Pilotprojekte: 15. Juli 2025

+++ Interessierte Start-ups können sich hier umfassend über die Teilnahmebedingungen informieren und online bewerben. +++

ScrapBees: Recycling-Start-up sammelt 4 Mio. Euro ein

Die ScrapBees GmbH, 2020 von Florian Kriependorf, Sebastian Kopsan und Thilo Hamm gegründet, hat sich auf das Recycling von Altmetall spezialisiert und eine weitere Finanzierungsrunde über 4 Mio. Euro erfolgreich abgeschlossen.

Neben den Neuinvestoren NRW.BANK und EIT RawMaterials beteiligen sich erneut der Impact Investor BONVENTURE aus München und eine Reihe von Business Angels an der Finanzierungsrunde der ScrapBees GmbH.

Mit dem frischen Kapital möchte ScrapBees – unter dem Markennamen SchrottBienen als Anbieterin innovativer Recycling-Lösungen für Handwerker und Betriebe bekannt, sein Geschäft und seine Services ausbauen, weitere Regionen erschließen und die Rolle als effektiver Dienstleister und Partner für die Handwerksbranche festigen.

Zunehmender Rohstoffmangel und der Wechsel hin zu grünem Stahl erfordern, dass nicht mehr benötigte Ressourcen zeitnah und möglichst sortenrein in den Kreislauf zurückgeführt werden. Mit seinem Digital-Ansatz und echter Manpower bringt ScrapBees transparente Recycling-Angebote direkt zu den Kund*innen. ScrapBees bildet dafür logistisch die erste Meile des Recycling-Prozesses vollständig selbst ab – von der Baustelle bis zum Abnehmer des sortenreinen Materials.

Das Rückgrat der Wärmewende

Thilo Hamm, Mitgründer von ScrapBees, erklärt: „Angesichts des Fachkräftemangels schätzen viele Handwerksbetriebe unser Angebot, da wir ihre Mitarbeiter direkt auf den Baustellen effektiv und zuverlässig unterstützen. Wir übernehmen nicht nur das Heraustragen alter Heizungsanlagen aus dem Keller, sondern helfen auch beispielsweise beim Einbringen neuer Anlagen und kümmern uns um das Recycling aller anfallenden Baustellenabfälle. Für das Sanitärhandwerk haben wir uns auf den Weg gemacht, das Rückgrat der Wärmewende zu bilden. Mit dem neuen Kapital und dem Vertrauen unserer Investoren wollen wir genau dort weitermachen und unsere Services möglichst passgenau in die Abläufe der Handwerksbetriebe vieler Branchen einbinden.“

Mit seinem Einsatz für die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Branche (SHK) trägt das Start-up ScrapBees zum Erreichen der Klimaziele bei. „Wenn in Deutschland jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen installiert werden sollen, bedeutet das auch jedes Mal rund 300 Kilogramm Altmetall. Im Vergleich zum klassischen Recycling spart unser Prozess 230 Kilogramm CO2 pro eingesammelte Tonne ein“, sagt Florian Kriependorf, Mitgründer der ScrapBees.

Rund 400 von insgesamt über 900 Geschäftskund*innen der SchrottBienen kommen aus dem SHK-Bereich. Das Start-up kooperiert unter anderem mit der GC-Gruppe, einem der führenden Großhändler für Gebäudetechnik. Ziel dieser Kooperation ist es, das Handwerk effizienter zu machen und somit die Wärmewende in Deutschland, aber auch darüber hinaus zu beschleunigen. Mit ihren Services sind die SchrottBienen in allen großen Metropolregionen Deutschlands unterwegs. Das Startup unterhält eine eigene Flotte von über 30 Fahrzeugen und beschäftigt alle Fahrer in Festanstellung. Entsprechend können die Leistungen zuverlässig, wiederkehrend und absolut termintreu erbracht werden, was in der Zusammenarbeit mit Handwerksfirmen entscheidend ist.

Transparenz für die Recycling-Branche

In den nächsten zwölf Monaten möchte das Unternehmen ScrapBees seine Services rund um die Marke SchrottBienen sukzessive in ganz Deutschland ausrollen. Thilo Hamm erklärt: „Bereits über 400 Kunden aus dem SHK-Bereich, darunter viele überregionale Anbieter, nutzen unsere Lösungen fest in ihren Prozessen. Gemeinsam mit ihnen streben wir starkes Wachstum an und planen, durch die Gewinnung neuer Kunden weiter zu expandieren. Zudem möchten wir Unternehmen aus anderen Branchen mit unseren effizienten Recycling-Dienstleistungen entlasten, damit sie sich stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.“

SiGi: Forschungsprojekt zur Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen

Welche Aktivitäten verhelfen Start-ups von Frauen dazu, bei relevanten Zielgruppen „auf dem Radar“ zu erscheinen? Was behindert die Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen, was befördert sie? Ein Forschungsprojekt sucht Antworten.

Mit diesen Fragen befasst sich das Forschungsprojekt „Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen (SiGi)“, verankert am Institut für Mixed Leadership (IML) und Institut für Entrepreneurship (IFE) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS).

„Sichtbarkeit ist ein unternehmerisches Instrument, mit dem Start-ups sich wichtige Ressourcen wie Kundenkontakte, mediale Aufmerksamkeit oder Wagniskapital beschaffen können. Sind Gründerinnen nicht sichtbar, fehlen zudem Rollenvorbilder, die mehr Frauen motivieren zu gründen. So geht Potenzial für gesellschaftliche Akzeptanz und Innovationskultur verloren“, erläutern die Projektleiterinnen Prof. Dr. Veronika Kneip und Dr. Melanie Slavici.

Stereotype in den Köpfen relevanter Gatekeeper

Das SiGi-Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, startete im Oktober 2022 und läuft noch bis September 2025. Die erste Projekthälfte legte den Fokus auf wissenschaftliche Erkenntnisse, Basis waren Interviews mit Investor*innen, Medienschaffenden und Start-up-Gründer*innen. Zentrale Fragen: Welche Sichtbarkeiten sind im Start-up-Kontext wesentlich, welchen Einfluss haben stereotype Fremdbilder und vergeschlechtlichte Denkweisen in den Köpfen relevanter Gatekeeper? Welche Sichtbarkeitsstrategien nutzen Gründer*innen und welche Rolle messen sie selbst ihrem Geschlecht bei?

Die zweite Projekthälfte leistet den Transfer in die Praxis. Dafür entwickelt das SiGi-Team modulare Workshopinhalte für (angehende) Gründerinnen.

Die Ausgangslage

In Deutschland gründen Frauen deutlich seltener Start-ups als Männer. Laut Deutschem Startup Monitor 2024 liegt die Quote mit 18,8 Prozent nicht nur auf einem niedrigen Niveau, sondern ist erstmals nach Jahren des Anstiegs sogar rückläufig (2023: 20,7 Prozent). „Die Forschung zeigt zudem geschlechterspezifische Ungleichbehandlungen beim Zugang zu Wagniskapital sowie unterschiedliche Rollenerwartungen an Gründerinnen und an Gründer“, so Prof. Dr. Kneip.

Für die Untersuchung im Rahmen des Projekts führte das Forschungsteam Interviews mit Medienschaffenden und Risikokapitalgeber*innen, um die Selektionsmechanismen dieser zwei Gatekeeper-Gruppen zu verstehen. Wie entscheiden Medienschaffende, über wen sie berichten? Wie werden Investor*innen auf für sie interessante Start-ups aufmerksam? Außerdem wurden 30 Cases (zehn Start-ups rein männlicher Gründerteams, neun rein weiblicher sowie elf gemischte Teams) analysiert. Leitfragen hier: Welchen Stellenwert messen Gründer*innen der Sichtbarkeit bei und welchen Aufwand betreiben sie, um sichtbar zu sein?

Forschungsergebnisse zu Gatekeepern (Medien/Kapitalgebende)

„Unsere Forschung zeigt, dass die beiden Gatekeeper-Gruppen aufgrund ihrer unterschiedlichen Interessen, Risiken und Abhängigkeiten rollen(in)kongruentes Handeln von Gründerinnen unterschiedlich beurteilen“, so Dr. Slavici. Während Investor*innen ihr eingesetztes Kapital erhöhen wollen, suchen Journalist*innen nach Geschichten mit hohem Nachrichtenwert. Beide Gruppen sind dabei von unterschiedlichen Faktoren abhängig: Ausschlaggebend für eine ökonomische Gewinnmaximierung der Investor*innen sind „harte“ Kennzahlen wie Unternehmensbewertung oder Umsatzsteigerung. Mediale Aufmerksamkeit indessen kann durch weichere Faktoren erzeugt werden, die nicht unbedingt mit unternehmerischem Gewinn verbunden sein müssen oder teils sogar im Widerspruch dazu stehen wie etwa Berichte über Entlassungen, Übernahmen oder Insolvenzen.

„Think entrepreneurial – think male“

„Unsere Forschungsfrage, ob an Gründerinnen andere Erwartungen gestellt werden als an Gründer und inwieweit ihnen das den Zugang zur Start-up-Szene und das erfolgreiche Bestehen darin erschwert, ist daher differenziert zu beantworten“, so Kneip. „Es bestehen eindeutig geschlechterspezifische Erwartungen, jedoch sind diese nicht automatisch vorteilhaft oder nachteilig für Gründerinnen.“ So wird innerhalb der Medienlogik sowohl rollenkongruentes als auch rolleninkongruentes Verhalten belohnt, sofern es Nachrichtenwert generiert. Innerhalb der Finanzierungslogik dominiert weiterhin das Paradigma „think entrepreneurial – think male“ („denke unternehmerisch – denke männlich“), sodass Gründerinnen ihre Geschlechterrollen durchbrechen müssen, wenn sie diese Erwartungen erfüllen wollen.

Aber auch in Verbindung mit der Medienlogik zeigen sich Widersprüche und paradoxe Verhaltensweisen der Gatekeeper: So wirkt bei Gründerinnen eine zurückhaltende Kommunikation sympathisch, aber im Business-Kontext deplatziert. Außerdem wird der Fokus auf das Äußere erwartet, zugleich aber auch sanktioniert, und der hohen Aufmerksamkeit für die Exotinnen stehen Ermüdungserscheinungen in Bezug auf das „Frauen-Thema“ („Darüber reden wir doch schon seit Jahrzehnten, ist das nicht endlich mal ausdiskutiert?“) und Widerstand gegenüber, beispielsweise angesichts spezieller Frauen-Formaten, durch die sich männliche Gründer teilweise benachteiligt fühlen.

Spillover-Effekte zwischen Medien- und Finanzierungssystem

Dabei kommt es nicht zuletzt zu Spillover-Effekten zwischen dem Medien- und dem Finanzierungssystem: Sichtbarkeit ist relevant für die Finanzierung, Finanzierungsrunden wiederum erzeugen Nachrichtenwert. Beide Gatekeeper-Gruppen bewegen sich demnach zwischen beiden Logiken und tragen teils zur Bestärkung bestehender Erwartungen und Geschlechterstereotype, teils zu ihrer Veränderung bei.

„Interessanterweise werden bestehende Strukturen des Start-up-Ökosystems, beispielsweise überzogene Gewinnerwartungen, als kontraproduktiv erkannt, sie sind aber dennoch weiterhin handlungsleitend“, so Kneip. Folglich sind Gründerinnen innerhalb der Systemlogik immer mit dem Problem fehlender (wahrgenommener bzw. zugeschriebener)
Authentizität konfrontiert, da diese häufig mit Weiblichkeit oder weiblichen Werten im Sinne genderspezifischer Rollen­erwartungen gleichgesetzt wird. „Es ist quasi ein Teufelskreis: Kommunizieren Frauen eine realistische Gewinnerwartung, wirkt das authentisch, wird jedoch sanktioniert, da das Ökosystem hohe Gewinnaussichten erwartet und entsprechend honoriert“, erläutert Prof. Kneip. „Kommunizieren Frauen sehr selbstbewusst diese hohen Gewinnerwartungen, passt das in die Start-up-Logik, wird jedoch vielfach als wenig authentisch wahrgenommen.“ Hinzu kommt, dass häufig das Verständnis für die Geschäftsmodelle der Gründerinnen fehlt, insbesondere bei Tech-Start-ups, und Frauen ein tragfähiges Geschäftsmodell nicht zugetraut wird.

Allerdings können moderierende Effekte das vorherrschende Gründerideal verändern. So tragen Wirtschaftskrisen, steigende Zinsen und Inflation zu einer „Abkühlung“ im Bereich der Wagniskapitalfinanzierung und einem neuen Fokus auf eine realistische Finanzplanung bei. „Dies kann eine Chance für Gründerinnen, aber durchaus auch für Gründer, sein, da weniger stereotype Erwartungen innerhalb eines Ökosystems grundsätzlich mehr Raum für Individualität und eine Vielfalt an Geschäftsmodellen lassen“, so Kneip.

Sichtbarkeitsdynamik und -ketten

Im Rahmen der Interviews (30 Cases) konnten fördernde und hemmende Faktoren herausgearbeitet werden, um das Selbstverständnis von Tech-Gründer*innen in Bezug auf ihre unternehmerische Sichtbarkeit herauszuarbeiten. „Die tatsächliche Sichtbarkeitsdynamik, die nicht immer linear oder rational verläuft, konnten wir mithilfe sogenannter Sichtbarkeitsketten erklären“, so Kneip.

Ein Beispiel für solch eine „Kettenreaktion“: Kontaktanbahnungen aus Messen werden im Anschluss genutzt, um das Netzwerk auf Social Media zu erweitern und dort potenzielle Kund*innen über die Aktivitäten des Start-ups auf dem Laufenden zu halten. Bestenfalls ergibt sich aus diesen Kontakten eine tatsächliche Zusammenarbeit. Kommt es zu einer Kooperation mit einem namhaften Unternehmen, wird dies häufig von Pressemitteilungen des betreffenden Unternehmens begleitet, die im besten Fall überregionale Aufmerksamkeit in den Medien erzeugt, die das Start-up wiederum als Referenz auf Social Media nutzen und so weitere Kund*innen akquirieren kann.

Diese Ketten entwickeln sich dynamisch und hängen häufig von der Unterstützung relevanter Stakeholder ab. So konnte das Forschungsteam zeigen, wie einzelne Sichtbarkeiten aufeinander aufbauen und sich gegenseitig verstärken können.

Feministisch, pragmatisch oder genderneutral

Mit Blick auf geschlechtsspezifische Aspekte von Sichtbarkeit hat das Forschungsteam analysiert, was Gründerinnen aktiv tun, um eine bestimmte geschlechts(un)abhängige Sichtbarkeit herzustellen. „Wir werden immer als ,Female Founder‘ bezeichnet. Ich würde mir wünschen, dass wir einfach als Founder gesehen werden und dass es ganz normal ist, als Frau zu gründen“, lautet die Aussage einer Gründerin.

Während die „Sichtbarkeit als Start-up“ auf der organisationalen Ebene von den Gründerinnen primär als geschlechtsneutral wahrgenommen wird, existieren auf der individuellen Ebene durchaus geschlechtsspezifische Selbstbilder.

Drei Idealtypen, beispielhaft illustriert mit Zitaten aus den Befragungen, kristallisierten sich im Rahmen der Interviews heraus: die feministische, die strategisch-pragmatische und die genderneutrale Gründerin.

  • Die Feministin: „Ich habe auch immer Gelegenheiten genutzt, um Vorträge zu halten oder Mentorship zu übernehmen […]. Um eben zu zeigen, dass man als Frau auch in
    Männer-dominierten Bereichen erfolgreich sein kann.“
  • Die pragmatische Strategin: „Und ich persönlich bin auch einfach sehr dankbar über die ganzen Sachen. Ich nehme jede Leiter, die es gibt.“
  • Die Verfechterin der Geschlechtsneutralität: „Ich hoffe, dass unser generelles Setup als Unternehmen ein Beispiel sein wird. […] Wir sind sehr divers. Und ich denke, das ist es, was wir gern promoten würden. Nicht, dass ich als Hauptgründerin zufällig eine Frau bin. Denn ich denke, das sollte nicht wichtig sein.“

Für die Umsetzung von Sichtbarkeitsstrategien in der Praxis leiten die Forscher*innen daraus die Erkenntnis ab, dass insbesondere eine bewusste Reflexion und strategische Nutzung der geschlechterunabhängigen bzw. potenziell geschlechterabhängigen Dimensionen wesentlich sind. In diesem Kontext geht es nicht zuletzt darum, das eigene Selbstbild als Gründerin mit dem von außen herangetragenen Fremdbild abzugleichen.

Transferprogramm SHINE

Im Rahmen des Transferprogramms SHINE wurden diese Erkenntnisse in ein halbtätiges Workshopformat überführt, um Gründerinnen dabei zu unterstützen, ihre Sichtbarkeit zu reflektieren und zu entscheiden, welche Formen der Sichtbarkeit in welcher Phase der Unternehmensgründung für sie machbar und sinnvoll sind. Durch Gruppendiskussionen
lernen die Teilnehmerinnen, wie sie sich selbstbewusst und authentisch präsentieren können, um ihr Netzwerk zu erweitern und potenzielle Kund*innen anzuziehen, und sie lernen konkrete Beispiele für geeignete Sichtbarkeitsinstrumente. „Dies ist neben dem Auftreten in klassischen und sozialen Medien das Agieren als Rollenvorbild durch Präsenz auf Messen, auf Podien oder in Mentorship-Programmen“, erläutert Prof. Kneip. Auch Kooperationen mit etablierten Industriepartner*innen oder Hochschulen erzeugen Sichtbarkeit.

Save the Date

Die Fachtagung zum Forschungsprojekt „Sichtbarkeit inno­vativer Gründerinnen (SiGi)“ findet am 3. und 4. April 2025 an der Frankfurt UAS zu den Themen Entrepreneurship, Female Entrepreneurship, innovative Gründungen und Sichtbarkeit statt. Weitere Infos unter www.frankfurt-university.de/sigi

Ecoplanet: 16. Mio. Euro für Ausbau des KI-basierten Energie-Cockpits

Das 2022 von Henry Keppler und Maximilian Dekorsy in München gegründete ecoplanet gilt als Pionier im Energiemarkt. Das Start-up unterstützt Unternehmen, ihren Energieverbrauch zu optimieren, um operative Exzellenz und langfristige Resilienz zu gewährleisten.

Die Series-A-Finanzierungsrunde über 16 Millionen Euro wird angeführt von EQT Ventures und weiterhin unterstützt von HV Capital, Mit der Finanzierung soll das Wachstum weiter beschleunigt und die Software von ecoplanet weiterentwickelt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Einsatz modernster KI-Technologie entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Unternehmen - von der Maschine bis in den Markt.

Mit über 2 TWh verwaltetem Gesamtenergieverbrauch an mehr als 2.000 Standorten in Deutschland, vereinfacht das KI-gestützte ecoplanet Cockpit alle Bereiche des modernen Energiemanagements, indem es Energieverbrauch und Energieversorgung in einer Software integriert. Dadurch wird der Energieverbrauch nachhaltig optimiert, Kosten gesenkt und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sichergestellt. Mit ecoplanet können Unternehmen Energie dann verbrauchen, wenn sie günstig und grün ist.

„Diese Finanzierungsrude in Höhe von 16 Millionen Euro ist ein wichtiger Meilenstein in unserer Unternehmensentwicklung“, erklärt Maximilian Dekorsy, Mitgründer von ecoplanet. „Steigende und volatile Energiekosten sind zu einer ernsthaften Bedrohung für europäische Unternehmen geworden und gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stark. Unsere Software ermöglicht es Unternehmen, Kosten signifikant zu senken und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Herausforderungen im europäischen Energiemarkt

Die europäische Energiewirtschaft hat sich in den letzten Jahren radikal geändert und wird diesen Wandel auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Seit 2019 ist die Volatilität der Strompreise beispielsweise in Deutschland um 500 % gestiegen und wird sich innerhalb des nächsten Jahres laut Schätzungen erneut verdoppeln. Insbesondere da Energiekosten heute in einigen Fällen mehr als 10% der Gesamtkosten dieser Unternehmen ausmachen, gefährden diese Preisschwankungen die Unternehmen sehr. Zudem machen strengere regulatorische Vorgaben integrierte Energiemanagementlösungen unverzichtbar.

Das ecoplanet Cockpit stellt das Energiemanagement auf die nächste Stufe, indem es zusätzliche Einsparungen, automatisierte Prozesse und datengetriebene Entscheidungen ermöglicht, sowie gleichzeitig auch den manuellen Aufwand bei der Erfüllung regulatorischer Erfordernisse reduziert. Eine Vielzahl von Kund*innen konnte die Energiekosten bereits im ersten Jahr um 20% und die Arbeitsbelastung deutlich um 60% reduzieren.

„Die Energiemärkte befinden sich in einem fundamentalen Wandel. Erneuerbare Energien machen heute schon über 50% der gesamten Stromerzeugung in Deutschland aus und sorgen dafür, dass ein integriertes Energiemanagement essentiell geworden ist“, sagt Dr. Henry Keppler, Mitgründer von ecoplanet. „Es ist vergleichbar mit Privathaushalten, in denen das Elektroauto dann aufgeladen wird, wenn die Solarleistung hoch ist: Auch Unternehmen müssen ihren Energieverbrauch flexibel an die Verfügbarkeit anpassen. ecoplanet ermöglicht Unternehmen in Deutschland und darüber hinaus, Energie dann zu verbrauchen, wenn sie günstig und verfügbar ist.“

Strategische Partnerschaft mit EQT Ventures

EQT Ventures, mit umfassender Erfahrung in der Skalierung junger Unternehmen, bietet ecoplanet wertvolles Know-how und Zugang zu einem weitreichenden Netzwerk an Industriepartnern. „Wir sind stolz darauf, ecoplanet dabei zu unterstützen, Energiemanagement für Unternehmen in Europa neu zu definieren“, sagt Sandra Malmberg, Partnerin bei EQT Ventures. „Ihr innovativer Ansatz erfüllt eine dringende Marktnachfrage und wir freuen uns darauf, das Wachstum weiter zu beschleunigen.“

Neben der Investition von EQT hat HV Capital sein starkes Engagement für die Mission des Unternehmens erneut bekräftigt und seine Unterstützung weiter ausgebaut. „Unsere Investition in ecoplanet vor fast zwei Jahren hat unsere Erwartungen übertroffen“, erklärt Felix Klühr, General Partner bei HV Capital. „Die Fähigkeit des Teams, das Unternehmen schnell weiterzuentwickeln und ein Produkt zu bauen, das ein fundamentales Problem europäischer Unternehmen löst, ist beeindruckend. Gemeinsam mit EQT Ventures freuen wir uns darauf, das nächste Kapitel ihrer Erfolgsgeschichte zu begleiten.“

EPA-Studie zum Thema Patente im Bereich der europäischen Start-up-Finanzierung

Eine neue Studie des Europäischen Patentamts (EPA) zeigt die Lücke in der europäischen Start-up-Finanzierung, die auch Mario Draghi in seinem Bericht zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit der EU ausweist.

Ein vom Europäischen Patentamt (EPA) am 16. Januar 25 veröffentlichter Bericht beleuchtet die Investitionslandschaft, die für die erfolgreiche Kommerzialisierung bahnbrechender Erfindungen von entscheidender Bedeutung ist.

Die Prämisse: Tech-Start-ups bergen ein erhebliches Potenzial, um Innovationen und Fortschritt voranzutreiben. Gleichzeitig stehen sie vor spezifischen Herausforderungen, denen nur Investoren mit ausgewiesener IP-Expertise, also Fachwissen im Bereich des geistigen Eigentums (Intellectual Property), effektiv begegnen können.

Der Bericht zeigt, dass in Europa meist große öffentliche Programme und spezialisierte private Geldgeber Technologie-Investitionen tätigen. Im Vergleich zu den USA tritt dabei eine deutliche Finanzierungslücke zu Tage.

„Start-ups spielen für die Vermarktung disruptiver Konzepte, die den Fortschritt entscheidend voranbringen können, eine zentrale Rolle. Wie der Bericht von Mario Draghi zeigt, stehen dem Wachstum innovativer Unternehmen in Europa jedoch häufig Hürden bei der Finanzierung entgegen“, sagt der Präsident des Europäischen Patentamts (EPA), António Campinos. „Diese Finanzierungslücke verhindert, dass aus Innovationen skalierbare Start-ups werden, und treibt Unternehmen ins Ausland. Um europaweit wieder nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen, müssen wir diese Lücke schließen.“

Das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland führen sowohl beim Gesamtfinanzierungsvolumen als auch bei der Anzahl der Transaktionen mit einer starken Investorenpräsenz im Technologiesektor. Zusammen verzeichneten diese drei Länder insgesamt etwa 75.800 Transaktionen, mit einem Gesamtvolumen von rund 392 Milliarden Euro im Zeitraum von 2000 bis 2023, unterstützt von rund 6.100 Investoren mit einem Portfolio von mindestens zehn Unternehmen, die in den drei Ländern tätig sind.

Auch die Niederlande, die Schweiz, Norwegen, Schweden und Belgien weisen hohe Investitionsaktivitäten in Start-ups mit patentgestützten Technologien auf, mit über 24.400 Transaktionen und fast 88,5 Milliarden Euro im selben Zeitraum. Andere europäische Länder verzeichnen zusammen mehr als 22.000 Transaktionen mit einer Gesamtfinanzierung von über 70 Milliarden Euro.

Deutschland zeichnet sich weiterhin als eines der Zentren für technologische Innovation in Europa aus. Mit 2.150 aktiven Investoren und knapp 85 Milliarden Euro an Kapital, das von 2000 bis 2023 mobilisiert werden konnte, unterstreicht Deutschland sein bedeutendes Engagement zur Unterstützung von Startups und Zukunftsinnovativen.

Länder mit den aktivsten Tech-Investoren (nach Anzahl der Transaktionen)