Gründer*in der Woche: KIRIMANUFAKTUR - modulare Möbel aus Kiri-Holz

Gründer*in der Woche KW 24/22


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Die KIRIMANUFAKTUR, 2021 von Paul Helmeth in München gegründet, hat sich auf die Verarbeitung von nachhaltig in Europa angebautem Kiri-Holz spezialisiert. Wie er dieses besondere Holz für sich entdeckt hat und was Paul daraus fertigt, erfahrt ihr im Interview.

Wann und wie bist du als Pilot im Hauptberuf auf die Idee gekommen, zu gründen bzw. "etwas in Holz" zu machen?

Die nebenberufliche Selbstständigkeit war schon seit Jahren mein Ziel, dabei bietet es sich natürlich immer an aus seinem Hobby einen Beruf zu machen. Die Pandemie war hierfür der perfekte Zeitpunkt, da die Flugzeuge innerhalb weniger Wochen am Boden standen. Als Autodidakt im Möbelbau und mit über 25 Jahren Erfahrung im Holzbau stellte sich „nur“ die Frage: Womit am besten?

Wie bist du dann auf Kiri-Holz gekommen?

Die Wahl des Holzes war kein Zufall, vielmehr hat mich ein langjähriger Freund darauf gebracht – Peter Diessenbacher. Er ist Miteigentümer und Mitgründer des europäischen Marktführers im Kiri-Holz-Bereich, der WeGrow AG. Dabei hat mich das Kiri-Holz von vorne rein durch seine vielen positiven Eigenschaften überzeugt.

Welche Eigenschaften sind das?

Zum einen ist es extrem leicht: mit 270kg/m3 ist es fast halb so schwer wie vergleichbares Bauholz wie Fichte oder Kiefer mit 480kg/m3 – bei ähnlicher Stabilität. Für mich ebenfalls entscheidend ist die homogene Oberfläche, da es nahezu astfrei ist und somit einfach zeitlos. Hinzu kommt die hohe Formstabilität, der hohe Flammpunkt und der hohe Dämmwert, der sich durch den Lufteinschluss der wabenförmigen Struktur ergibt.

Neben den Materialeigenschaften ist Nachhaltigkeit bei der Wahl des Rohstoffes von zentraler Bedeutung. Der Kiri-Baum bindet CO2 wie kaum ein anderer Baum. Auf den Plantagen in Europa wird bis zu viermal so viel CO2 gebunden im Vergleich zu einem europäischen Mischwald. Als Alternative zu Tropenhölzern, schont der Anbau auf Plantagen heimische Wälder und reduziert deren Nutzungsdruck. Hinzu kommt, dass der Kiri-Baum als Pionierpflanze keine nährstoffreichen Böden benötigt. Durch seine großen Blätter entsteht jedoch mit der Zeit nähstoffreicher Humus, mit welchem sich dann weitere Pflanzen und Lebewesen ansiedeln - wie geschaffen für heimische Blumen und Gräser.

Als am schnellsten wachsender Laubbaum der Welt wächst der Kiribaum im ersten Jahr bis zu sechs Meter hoch. Nach fünf bis sechs Jahren werden die ersten Bäume geerntet, nach acht bis zehn Jahren haben sie einen Stammdurchmesser von bis zu 40 cm. Nach der Ernte treibt der Baum erneut aus dem Stumpf heraus aus. Viele Generationen hintereinander kann der Baum so geerntet werden und die Pflanzenwelt darunter bleibt unberührt. Das Wurzelwerk bleibt in Takt und speichert die Feuchtigkeit nach dem Regen viele Meter tief. So verbessert er ganz nebenbei das Mikroklima in Trockengebieten.

Wusstest du von Anfang an, was du mit dem Kiri-Holz "anstellen" wolltest oder hatte sich die Idee zu den KIRIBRICKS erst noch entwickelt?

Zunächst wollte ich mobile Räume auf Tiny-House-Trailern bauen, welche mal als Gästezimmer, mal als Büro oder als Gartensauna flexibel einsetzbar sind. Kiri-Holz eignet sich hier sowohl aufgrund des Gewichtes als auch aufgrund des hohen Dämmwertes, da eine zusätzliche Dämmung nicht erforderlich ist. Der Aufbau der Trailer sollte mit modularen Holzelementen erfolgen. Bei der Entwicklung dieser Holzelemente habe ich zunächst mit kleinen Modellen experimentiert. Aus diesen heraus entstand dann eher sukzessive die Idee eines modularen Raumteilers, den sogenannten KIRIBRICKS.

Was ist das Besondere an deinen KIRIBRICKS, was unterscheidet sie von anderen „Holz-Bauelementen“?

KIRIBRICKS ist ein modulares System, was beliebig erweitert oder umgebaut werden kann. Es lässt sich damit jederzeit sich verändernden Bedürfnissen flexibel anpassen. Durch sein geringes Gewicht ist dabei das Handling für jede*n möglich. Bei der Entwicklung war mir außerdem die Langlebigkeit wichtig. Ich wollten etwas schaffen, was das Potenzial hat, viele Generationen zu überstehen. Das Verbindungssystem habe ich darum nach dem Vorbild alter Bauernschränke verwirklicht, welche durch ein Steck-Klemmsystem immer wieder auf- und abgebaut werden können – und die so von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Das Holz bindet zudem dauerhaft CO2. Und wenn es einmal ausgemustert werden sollte, warum dann nicht daraus einfach eine Gartenhütte mauern? Und wenn sie wirklich mal das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht haben sollten, sind die KIRIBRICKS durch die Vollholzkonstruktion biologisch abbaubar. Ein rundum nachhaltiger Raumteiler.

Was waren die wichtigsten Steps bis zum serienreifen KIRIBRICK?

Zunächst waren da natürlich die Idee und die Entwicklung der ersten Prototypen. Wichtig waren zu diesem Zeitpunkt die vielen Gespräche mit Freunden und Bekannten in Bezug auf den Bedarf und die Marktfähigkeit eines solchen Raumteilers. Positives Feedback und meine Überzeugung, dass KIRIBRICKS in Zeiten von zunehmender Flexibilisierung eine ökologisch und sozial verträgliche Lösung für viele Bedürfnisse wie geschaffen sind, veranlasste mich zur Gründung Anfang 2021. Anschließend stand die Weiterentwicklung zur Serienreife im Fokus.

Wusstest du von Anfang an, was du mit dem Kiri-Holz "anstellen" wolltest oder hatte sich die Idee zu den KIRIBRICKS erst noch entwickelt?

Zunächst wollte ich mobile Räume auf Tiny-House-Trailern bauen, welche mal als Gästezimmer, mal als Büro oder als Gartensauna flexibel einsetzbar sind. Kiri-Holz eignet sich hier sowohl aufgrund des Gewichtes als auch aufgrund des hohen Dämmwertes, da eine zusätzliche Dämmung nicht erforderlich ist. Der Aufbau der Trailer sollte mit modularen Holzelementen erfolgen. Bei der Entwicklung dieser Holzelemente habe ich zunächst mit kleinen Modellen experimentiert. Aus diesen heraus entstand dann eher sukzessive die Idee eines modularen Raumteilers, den sogenannten KIRIBRICKS.

Was ist das Besondere an deinen KIRIBRICKS, was unterscheidet sie von anderen „Holz-Bauelementen“?

KIRIBRICKS ist ein modulares System, was beliebig erweitert oder umgebaut werden kann. Es lässt sich damit jederzeit sich verändernden Bedürfnissen flexibel anpassen. Durch sein geringes Gewicht ist dabei das Handling für jede*n möglich. Bei der Entwicklung war mir außerdem die Langlebigkeit wichtig. Ich wollten etwas schaffen, was das Potenzial hat, viele Generationen zu überstehen. Das Verbindungssystem habe ich darum nach dem Vorbild alter Bauernschränke verwirklicht, welche durch ein Steck-Klemmsystem immer wieder auf- und abgebaut werden können – und die so von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Das Holz bindet zudem dauerhaft CO2. Und wenn es einmal ausgemustert werden sollte, warum dann nicht daraus einfach eine Gartenhütte mauern? Und wenn sie wirklich mal das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht haben sollten, sind die KIRIBRICKS durch die Vollholzkonstruktion biologisch abbaubar. Ein rundum nachhaltiger Raumteiler.

Was waren die wichtigsten Steps bis zum serienreifen KIRIBRICK?

Zunächst waren da natürlich die Idee und die Entwicklung der ersten Prototypen. Wichtig waren zu diesem Zeitpunkt die vielen Gespräche mit Freunden und Bekannten in Bezug auf den Bedarf und die Marktfähigkeit eines solchen Raumteilers. Positives Feedback und meine Überzeugung, dass KIRIBRICKS in Zeiten von zunehmender Flexibilisierung eine ökologisch und sozial verträgliche Lösung für viele Bedürfnisse wie geschaffen sind, veranlasste mich zur Gründung Anfang 2021. Anschließend stand die Weiterentwicklung zur Serienreife im Fokus.

Wie hast du diese Startphase finanziert?

Wenn man heutzutage gründet, ist das ja ein „Start-up“ und in diesem Jargon wird die Frage mit „bootstrapped“ beantwortet. Daran muss ich mich noch gewöhnen. Für alle jene, die dafür googeln müssen: eigenfinanziert.

Du hast mit deinen modularen Möbeln offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen – sie sind ja als Raumteiler vielseitig einsetzbar. Wo kommen deine KIRIBRICKS in welcher Funktion zum Einsatz?

Modulare Systeme haben den entscheidenden Vorteil, dass die Anwendungsmöglichkeiten sehr vielseitig sind. Wir sind alle mit LEGO aufgewachsen und der Erfolg ist meines Erachtens darauf zurückzuführen, dass die Anwender*innen selbst kreativ und immer wieder neu gestalten können. So war es auch bei meinen KIRIBRICKS, die ich zunächst im Office- und Homeoffice-Bereich gesehen habe. Durch Gespräche mit Kund*innen und Interessent*innen erweitern sich die Anwendungsmöglichkeiten inzwischen laufend: an einen Messestand, eine Besprechungsbox oder eine Lounge-Ecke in einer Hotellobby hatte ich zunächst gar nicht gedacht… um nur drei Beispiele zu nennen.

Hast du schon weitere Ideen rund um die Verwendung von Kiri-Holz?

Aktuell baue ich endlich (endlich!) eine Sauna, allerdings plane ich keine Vermarktung. Das Kiri-Holz eignet sich sicher hervorragend, aber das können andere besser. Bei der Entwicklung der KIRIBRICKS lag er Fokus auf der Entwicklung eines Systems, welches stetig weiterentwickelt werden kann. Wie bei anderen Bausystemen, kommen ständig weitere Ideen hinzu und – im ersten Schritt im 3D-Planungstool – werden diese auch umgesetzt. Ich erhalte regelmäßig Anfragen für kleine Projekte aus Kiri-Holz. Manche davon setze ich um, allerdings sind das Produkte, die es heute schon aus anderem Bauholz gibt, also keine Neuentwicklung erfordern. Hier reizt mich eher, die Grenzen des Kiri-Holzes zu testen. Weitere Neuentwicklungen werden mit Kooperationspartner*innen vorangetrieben, allerdings gibt es hier noch nichts Spruchreifes.

Wie machst du auf dich und deine KIRIMANUFAKTUR aufmerksam?

Bisher habe ich keine bezahlte Werbung geschaltet.

Mit der ersten Nullserie habe ich schon bei den Fototerminen in zahlreichen Locations Aufmerksamkeit erzeugt, sodass – eher unbewusst – die ersten Schritte in Richtung Marketing gemacht wurden. Die erste Serie wurde dann weiter perfektioniert und an erste Kund*innen ausgeliefert.

Etwas ungewohnt war der Schritt in die Öffentlichkeit über Soziale Medien. Die KIRIBRICKS stehen in einem Möbelhaus, bei einem Holz-Fachhändler und weitere Showrooms sind in Planung. Obwohl es sich um ein neuartiges Produkt handelt, läuft es wohl darauf hinaus, dass die Kund*innen mich über das Internet kennenlernen. Entweder, weil sie zufällig auf einen Post der KIRIMANUFAKTUR stoßen, oder weil sie nach modularen Raumteilern googeln.

Jetzt, nach der langen Corona-Durststrecke, bist du wieder als Pilot über den Wolken unterwegs: Wie bringst du deine beiden beruflichen Leidenschaften unter eine Kapitäns- bzw. Unternehmermütze?

In der Kombination aus beiden liegt der eigentliche Reiz, was auch zukünftig so sein wird. Da ich meinen Pilotenberuf sehr schätze und nicht aufgeben werde, schaue ich wie zahlreiche erfolgreiche Unternehmer*innen unter den Pilot*innen es machen. Der Schlüssel zum Erfolg wird auch bei meinem Start-up sein, andere ins Boot zu holen, welche Kompetenzen mitbringen, die meine eigenen ergänzen. Die Suche nach geeigneten Kooperationspartner*innen ist im vollen Gange und wird die zentrale Aufgabe der kommenden Monate sein. Auch im Cockpit arbeite ich seit 20 Jahren im Team.

Und last but not least: Was möchtest du anderen Gründer*innen aus eigener Erfahrung mit auf den Weg geben?

Bisher zähle ich mich nicht zu den erfahrenen Gründer*innen, ich lerne täglich selbst dazu. Wer nebenberuflich gründen möchte, den bzw. die kann ich nur ermuntern, nicht zu lange abzuwarten, sondern einfach die ersten Schritte zu gehen. Insbesondere wenn es sich um sehr unterschiedliche Bereiche handelt, ist es eher ein Ausgleich, wenn man für die jeweils andere Leidenschaft „arbeitet“. Ich lese immer wieder „das perfekte Alter zum Gründen liegt bei 25 bis 30 Jahren“. Sicher hat es große Vorteile, wenn man bereits früh Erfahrungen sammelt und mit der Bereitschaft ein höheres Risiko einzugehen auch größere Chancen hat. Allerdings sehe ich auch große Vorteile für all jene, die zu einem späteren Zeitpunkt – auch nebenberuflich – gründen. Mit einer finanziellen Grundabsicherung kann beim Gründen das Tempo selbst gewählt werden, die Erfahrung aus dem gelernten Beruf eingebracht werden, was schlussendlich unter Umständen auch Lehrgeld spart. Unternehmer*innen aus Leidenschaft „arbeiten“ gern auch bis 70 oder 80 und haben dabei ein erfülltes Leben. Somit ist das Lebensalter meines Erachtens nicht entscheidend für den perfekten Zeitpunkt.

Mehr über die KIRIMANUFAKTUR erfährst du im Video mit Paul Helmeth

Hier geht's zur KIRIMANUFAKTUR  

Das Interview führte Hans Luthardt

Proxima Fusion: Münchner Start-up sichert sich 7 Mio. für Hochleistungsstellarator

Proxima Fusion, ein Start-up, das Fusionskraftwerke auf der Grundlage des Stellarator-Konzepts entwickelt, hat sein Pre-Seed-Fundraising in Höhe von 7 Millionen Euro abgeschlossen. Den Lead übernahmen die Beteiligungsgesellschaften Plural und UVC Partners, dazu kommen High-Tech Gründerfonds (HTGF) und die Wilbe Group.

Proxima Fusion ist das erste Spin-out aus dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP): Das Start-up wurde von ehemaligen Wissenschaftlern und Ingenieuren aus dem Max-Planck-IPP, dem MIT und Google-X gegründet. Ziel der Gruppe ist es, in den kommenden Jahren einen neuen Hochleistungsstellarator zu entwickeln. Proxima Fusion plant, dass das erste Fusionskraftwerk auf Basis eines Stellarators in den 2030er Jahren entsteht.

Fusionskraftwerk auf Basis eines Stellarators

Auch Sterne erzeugen Energie durch Fusion. Die am besten erforschte Methode, Fusion auf der Erde zu ermöglichen, ist das Einschließen hochenergetischer, ionisierter Materie, sogenanntes Plasma, in Magnetfeldern. Große Maschinen wie Tokamaks und Stellaratoren nutzen dazu einen donutförmigen, magnetischen “Käfig”. Dazu verwenden Stellaratoren eine Vielzahl komplexer Elektromagneten außerhalb des Plasmas, während Tokamaks einfache, externe Elektromagneten mit einem großen Strom innerhalb des Plasmas kombinieren.

Dadurch ist das Design eines Tokamaks zwar einfacher, aber der große Strom führt zu Schwierigkeiten bei der Stabilitätskontrolle des Plasmas, die beim Stellarator nicht auftreten. Moderne Anlagen mit magnetischem Einschluss können bereits routinemäßig Plasmen mit mehr als 100 Millionen Grad erreichen – das ist in etwa zehnmal so heiß wie das Zentrum unserer Sonne. Die Chance, die Fusion als sichere, saubere und höchst effiziente Energiequelle zu nutzen, motiviert die akademische Forschung seit vielen Jahrzehnten.

Die Arbeiten von Proxima Fusion bauen auf dem Wendelstein 7-X (W7-X) des IPP’s auf, dem mit Abstand fortschrittlichsten Stellarator der Welt. Das Design von Stellaratoren ist zwar deutlich komplexer als von Tokamaks, aber sie bieten entscheidende Vorteile für ein Fusionskraftwerk: Sie können mit weniger operativem Aufwand im stationären Zustand betrieben werden und bieten eine attraktive Lösung für die Bewältigung der Wärmebelastung der Materialoberflächen.

Die ersten Stellaratoren waren noch mit großen Nachteilen behaftet: u.a. schlechter Plasmaeinschluss bei hohen Temperaturen, hohe Verluste an Fusionsprodukten und schwer einhaltbare Konstruktionstoleranzen.

Viele dieser Probleme konnten in den letzten Jahren jedoch gelöst werden: "Die experimentellen Fortschritte von W7-X und die jüngsten Fortschritte bei der Modellierung von Stellaratoren haben das Bild radikal verändert", erklärt Francesco Sciortino, Mitbegründer und CEO von Proxima Fusion. "Stellaratoren können inzwischen die Hauptprobleme von Tokamaks überwinden und signifikant weiterentwickelt werden, wodurch die Stabilität des Plasmas verbessert und stationäre Spitzenleistungen erreicht werden."

Die Leistung von Fusionsanlagen wurde in der Vergangenheit mit dem "Tripelprodukt" aus Dichte, Temperatur und Einschlusszeit quantifiziert. Seit der Inbetriebnahme im Jahr 2015 hat W7-X schnell zu den fortschrittlichsten Tokamaks aufgeholt, die bisher zusammengenommen weitaus mehr Mittel erhalten haben. Allerdings sagt das Tripelprodukt wenig über die technische und wirtschaftliche Tragfähigkeit eines Fusionskonzepts als Grundlage für ein Kraftwerk aus.

W7-X kann auch hier überzeugen: Sein im Februar 2023 erzielter Rekord beim Energieumsatz, d.h. der gesamten Heizleistung multipliziert mit der Dauer des Experiments, ist nur der jüngste Beweis dafür, dass Stellaratoren wie W7-X in einer Reihe wichtiger Aspekte überlegen sind.

Stellaratortechnologie in Deutschland Weltspitze

Jorrit Lion, Mitbegründer und Experte für die Modellierung von Stellarator-Kraftwerken, sagt: "Die deutsche Regierung hat über Jahrzehnte mit visionären Investitionen die Stellaratortechnologie in Deutschland bis zur Weltspitze vorangebracht. Auf dem dadurch geschaffenen Know-how in Instituten und Unternehmen können wir nun als Startup aufbauen. Wir bündeln jetzt diese Expertise um Fusionsenergie aus Stellaratoren ans Netz zu bringen."

Martin Kubie, der nach einem Jahrzehnt Arbeit im Formel-1-Team von McLaren, bei Google-X und dessen Ausgründung Wing zu seinen Mitgründern dazugestoßen ist, ist sich der harten Arbeit bewusst, die vor dem Team liegt: "Die Fusion ist die Herausforderung unserer Zeit. Unsere Aufgabe wird es sein, sie zu einer kommerziellen Realität zu machen. In den nächsten 12 Monaten wird sich Proxima Fusion in Zusammenarbeit mit seinen akademischen und industriellen Partnern auf die Fertigstellung eines ersten Designs für ein Fusionskraftwerk konzentrieren."

GameChanger des Monats: Wombly – Kinderkleidung für individuelle Bedürfnisse

Die Gründerinnen Jana Walther, Lena Förster und Lina Phyllis Falkner sind mit Wombly angetreten, um sog. Adaptive Kinderkleidung – also individuell anpassbare Kleidung für Kinder mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen – schön, funktionell und sozial verträglich zu machen. Mehr dazu im Interview mit Lina, Lena und Jana.

Wir haben euch als GameChanger des Monats ausgewählt, weil ihr Kindern mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen zu bequemer und individuell anpassbarer Kleidung verhelfen wollt. Was treibt euch im Sinne eines Game Changers an?

Lina: Wir haben angefangen zu adaptiver Kinderkleidung zu recherchieren und waren davon echt angefasst. Diese Ungerechtigkeit hat uns erschüttert – warum kümmert es niemanden, dass es für Kinder mit Beeinträchtigung keine Kleidung gibt? Gleichzeitig haben wir uns geschämt, dass uns das vorher auch nicht klar war.
Wir haben alle drei mit den bekannten negativen Aspekten der Modebranche gehadert. Auf einmal bot sich die unverhoffte Chance, einen wirklichen Mehrwert mit Kleidung zu erschaffen.

Lena: Abgesehen davon bewegt uns das oft recht emotionale Feedback der Eltern. Wir bieten trotz allem ein kommerzielles Produkt an. Dass Eltern dafür dann noch dankbar sind, zeigt, wie groß der Bedarf ist. Uns motiviert das extrem, dass Menschen sich so freuen über etwas, das wir erdacht und entwickelt haben.

Jana: Das beides treibt uns an, jeden Tag.

Wann und wie seid ihr auf die Idee zu Wombly gekommen?

Lena: Meine Schwester hatte ein 27.-Woche-Frühchen geboren und meine Mutter versuchte, Kleidung für die Kleine zu finden und war ratlos, weil es kaum etwas Praktisches zu kaufen gab. Sie war diejenige, die zu mir sagte: warum macht ihr nicht Kleidung für Frühgeborene? Ich erzählte Lina davon und wir begannen, zu recherchieren.

Lina: Ich erzählte dann natürlich meinem Umfeld von der Idee. Meine Schwägerin arbeitet als Kinderkrankenschwester in der mobilen Nachsorge und kümmert sich um Kinder, die nach längeren stationären Aufenthalten wieder zuhause und noch auf medizinische Versorgung angewiesen sind. Sie schlug buchstäblich die Hände über dem Kopf zusammen, als sie von der Idee hörte: „Macht doch bitte auch was für größere Kinder mit Bedarf!“ Das war Anfang 2021. Seitdem arbeiten wir an dem Projekt.

Was waren dann die wichtigsten Meilensteine von der Gründung von Wombly bis zur Entwicklung eurer innovativen Kleidungsstücke?

Lena: Als wir letztes Frühjahr ein Crowdfunding über Startnext starteten, traten wir zum ersten Mal mit dem Konzept und den ersten Produkten an die Öffentlichkeit. Das war ein wichtiger Schritt für unsere Motivation, so viele begeisterte Reaktionen, erste Käufe und Pressebeiträge zu erleben nach einem Jahr Arbeit im Stillen, ohne Feedback, ohne proof of concept.

Lina: Kurz darauf wurden wir über die HU Berlin in das Berlin Startup Stipendium Future Health aufgenommen. Das war nicht nur ein weiterer Mutmacher, sondern ermöglichte auch durch die vom Stipendium zur Verfügung gestellten Gehälter erstmals, dass wir unsere Jobs aufgeben und uns vollständig dem Unternehmen widmen konnten.

Jana: Schließlich fanden wir im Sommer auf schicksalhaftem Wege einen Angel Investor, der auch als Business Head bei uns mit einstieg. Dann konnten wir die GmbH gründen, ein Büro beziehen und Mitarbeitende einstellen.

Nun zu Wombly. Was ist das Besondere an eurer Kleidung und wie hebt ihr euch von den großen Playern in der Modebranche ab, die ja seit kurzem auch partiell Adaptive Kinderkleidung anbieten?

Lina: Unsere Kleidung ist aus dem Wunsch entstanden, wirklich Abhilfe im Alltag zu schaffen für Kinder, die auf medizinische Versorgung angewiesen sind – und für ihre Eltern. Wir funktionieren also Bottom-Up: Wir sprechen mit Eltern oder Pfleger*innen, sehen uns ein Bedürfnis an und entwickeln ein Kleidungsstück dazu, statt aus Socialwashing-Gründen irgendein Teil mit ins Sortiment zu nehmen, das irgendwo pro forma ein Stück Klett hat.

Jana: Wir investieren sehr viel Zeit, Geld und Womanpower in den Produktentwicklungsbereich. Heutzutage werden Kleidungsstücke mit minimalem Aufwand in Rekordzeit schnittechnisch entwickelt, damit sie so günstig wie möglich im Einkauf sind. Bei uns ist das Gegenteil der Fall: am Anfang steht der Bedarf, dann entwickeln wir einen Papierschnitt, durchlaufen verschiedene Inhouse-Musterungsschritte, dann Anproben, dann wieder Musterung. Die Teile sind wirklich sorgfältig durchdacht, wir fügen nicht nur einem bestehenden Produkt einen adaptiven Anschein hinzu.

zero44: SaaS-Start-up schließt Finanzierungsrunde in Höhe von 2,5 Mio. Euro ab

Das 2022 von Friederike Hesse und Nils Obermann gegründete Start-up zero44 bietet CO2-Management-Software für Unternehmen in der Schifffahrt.

Das mit Unterstützung von Flagship Founders gegründete Unternehmen zero44, ein SaaS-Start-up für das CO2-Management von Handelsschiffen, kann heute eine erfolgreiche Finanzierungsrunde in Höhe von 2,5 Millionen Euro verkünden. Die Runde wird angeführt vom Frühphasen-Investor Atlantic Labs. Darüber hinaus investieren u.a. Starthub Ventures und Bernhard Schulte Innoport sowie mehrere Business Angels aus der Logistik und der Schifffahrt.

Zero44 wurde im Mai 2022 gegründet. Das Start-up hilft Unternehmen aus der Schifffahrt (Reedereien, Charterern und Schiffsmanagern) dabei, die jeweils optimale und kommerziell sinnvollste CO2-Strategie aufzustellen und CO2 deutlich und schnell zu reduzieren. Insbesondere unterstützt zero44 seine Kund*innen bei der Teilnahme am EU-Emissionshandel, die ab Januar 2024 auch im maritimen Sektor verpflichtend wird.

Im ersten Jahr seines Bestehens konnte zero44 bereits namhafte Kund*innen und Partner*innen gewinnen, darunter MPC Container Ships als Entwicklungspartner und MariApps Marine Solutions als Vertriebspartner.

Maritimer Sektor steht unter Druck, Emissionen zu senken

Das Management von Emissionen ist für Unternehmen der maritimen Wirtschaft zu einem Thema von höchster Priorität geworden. Insbesondere die Entscheidung der EU, das Emissionshandelssystem ab Januar 2024 auf die Schifffahrt auszuweiten, hat weitreichende Folgen für die Branche. Aber auch die seit 2023 bestehende Carbon-Intensity-Indicator-Regulatorik (CII) stellt den Sektor nach wie vor Herausforderungen. Nachhaltige Kraftstoffe werden als Lösung künftig ebenso eine wichtige Rolle spielen wie neue Schiffstypen, allerdings sind diese kurzfristig noch nicht verfügbar und sehr teuer. Daher spielen sofort einsetzbare Technologie-Lösungen nun eine tragende Rolle in der Emissionsreduktion.

„Die Schifffahrt muss schnell nachhaltig werden und Emissionen reduzieren. Der Druck vonseiten Politik und Gesetzgebung ist massiv gestiegen, für viele Unternehmen ist das eine riesige Herausforderung”, so Friederike Hesse, Mitgründerin und Geschäftsführerin von zero44. „Wir bieten ihnen eine Antwort und können ihnen helfen, sich schnell nachhaltig aufzustellen und Emissionen zu reduzieren. Dass wir auch Atlantic Labs von dieser Vision überzeugen und als Investoren gewinnen konnten, ist gerade in Zeiten, in denen VC-Gelder viel spärlicher vergeben werden als zuvor, ein wichtiges Zeichen – für uns und den gesamten Markt.“

Nils Obermann, Mitgründer und ebenfalls Geschäftsführer von zero44, ergänzt: „Die neuen Mittel wie auch die große Expertise und das Netzwerk von Atlantic Labs werden uns Rückenwind für die Zukunft geben: Wir wollen unser Produkt weiterentwickeln und optimieren, auch unser Team soll weiter wachsen. Zudem drängt die Zeit, so viele Unternehmen der Schifffahrt wie möglich noch rechtzeitig auf das EU-Emissionshandelssystem vorzubereiten. Auch dafür brauchen wir Ressourcen – durch diese Finanzierungsrunde haben wir sie. Wir sind sehr froh und stolz auf unser Team, das in nur einem Jahr seit der Gründung so viel geleistet hat.“

Christophe M. Maire, Gründer und Managing Partner von Atlantic Labs kommentiert: „Die Dekarbonisierung in der Schifffahrt ist ein extrem wichtiges, zukunftsträchtiges Feld, in das wir vermehrt investieren wollen. Und zero44 hat uns überzeugt: Das Team leistet großartige Arbeit und das Timing ist perfekt. Der gesamte Markt sucht dringend nach den besten Optionen, um Emissionen zu senken und möglichst gut den Übergang ins EU-Emissionshandelssystem zu gestalten. Mit zero44 finden sie diese Lösung. Wir sind uns sicher: Das Unternehmen hat noch eine große Zukunft vor sich.“

DR. VIVIEN KARL: Female Health Start-up sammelt 1,5 Mio. Euro ein

Das Female Health Start-up DR. VIVIEN KARL DR. VIVIEN KARL wurde 2021 aus dem Bedürfnis nach einer exzellenten Lösung bei Intimtrockenheit geboren.

DR. VIVIEN KARL wurde 2021 von der Apothekerin Dr. Vivien Karl und Marketeer Julia Huhnholz gegründet und richtet sich mit ihrem ersten Produkt, einer Creme für Feuchtigkeitspflege gegen Intimtrockenheit. Die gemeinsame Mission der beiden Gründerinnen: Frauen über Intimpflege aufzuklären, das intime Wohlbefinden von Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen zu stärken und Themen rund um Intimgesundheit zu enttabuisieren. Ihre Vision: Die Nummer Eins Marke für Intimpflegeprodukte zu werden, der Frauen, Ärzt*innen und Apotheker*innen vertrauen, weil sie für gesunde Natürlichkeit und Ästhetik steht. Dafür launchte das Female Health Start-up im September 2022 sein erstes Produkt: Die Intimcreme 01.

Jetzt konnte das Start-up im Rahmen einer Pre-Seed-Finanzierung 1,5 Millionen Euro einsammeln. Neben Bestandsinvestoren wie den Angel Club better ventures konnte das Start-up Dieter von Holtzbrinck Ventures (DvH Ventures) als neuen Lead Investor sowie Tina Müller, ehemals CEO von Douglas, als neuen Angel und Mitglied des Beirats gewinnen. Mirko Caspar von Mister Spex ist ebenfalls als neuer Investor an Bord. Mit dem Geld möchte das Female Health Start-up die Distributionskanäle und das Team weiter ausbauen und erste klinische Studien durchführen.

„Mit dem erfolgreichen Abschluss der Finanzierungsrunde können wir nicht nur den Fokus auf den Ausbau unserer Distributionskanäle, die Erweiterung der Produktpaletten oder klinische Studien legen, sondern haben mit den gewonnen Angels und DvH eine unbezahlbare Expertise an Bord, sagt Dr. Vivien Karl. „Mit diesem Schritt kommen wir unserer Vision, die Go-to Brand für Intimpflege zu werden, einen deutlichen Schritt näher. Wir möchten mit unserer Arbeit und unserem Produkt Intimpflege gesellschaftsfähig machen und dafür hätten wir uns keine besseren Partner*innen wünschen können”, ergänzt Co- Gründerin und Managing Director Julia Huhnholz.

„Wir freuen uns sehr, dass wir erneut in DR. VIVIEN KARL investieren. Female Health ist leider immer noch ein Thema, das von zu vielen Investor*innen vernachlässigt wird – und das obwohl das Marktpotenzial der Female Health Themen, die Dr. VIVIEN KARL angeht, in Europa und den USA auf über EUR 420 Mrd. geschätzt wird. Wir sind uns sicher, dass DR. VIVIEN KARL in wenigen Jahren nicht nur vielen Frauen zu besserer Gesundheit verholfen haben, sondern auch als Marke ein feststehender Begriff für weibliche Gesundheit sein wird”, so Tina Dreimann, Gründerin und Geschäftsführerin von better ventures.

„DR. VIVIEN KARL ist nicht nur das erste Intimpflege-Start-up, in das DvH Ventures investiert, sondern auch eines der ersten Intimpflege-Startups überhaupt, das sich eines so wichtigen gesellschaftlichen Anliegens annimmt. Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit den beiden Gründerinnen daran zu arbeiten, das intime Wohlbefinden von Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen zu stärken und Themen rund um die Intimgesundheit zu enttabuisieren“, sagt Duc Quyen Tran, Partner bei Dieter von Holtzbrinck Ventures.

„Ich beurteile neue Business Konzepte danach, ob sie für Kund:innen von hoher Relevanz sind und sich vom Wettbewerb differenzieren. DR. VIVIEN KARL hat klar erkannt, dass der Markt der Intimpflege, vor allem getrieben durch die menopausale Hauttrockenheit, mit einer guten Lösung neu aufgerollt werden kann und durch die demographische Entwicklung immer größer wird. Eine Doktorbrand im Intimpflegebereich mit hervorragend wirksamer Rezeptur und einem Premium Design spricht völlig neue Zielgruppen an und wird aus meiner Sicht sehr schnell ein Bestseller werden“, sagt Tina Müller.

Rise Europe: Europas Start-up Zentren bündeln ihre Kräfte

Im Rahmen der neuen Initiative “Rise Europe” schließen sich Start-up Zentren aus insgesamt 14 europäischen Ländern zusammen, um gemeinsam die nächste Generation führender Start-ups aufzubauen.

Die Bewältigung globaler Herausforderungen wie der Klimakrise und Ressourcenknappheit erfordert gemeinsame Bemühungen. Ziel ist es, mit der Innovationskraft von Ländern wie den USA und China gleichzuziehen, indem Rise Europe europäische Start-ups dabei unterstützt, zu skalieren und nachhaltige globale Marktführer zu werden.

Vergangene Woche folgten insgesamt Vertreter*innen 20 führender Universitäten und Gründungszentren - darunter die Oxford University und die ETH Zürich - der Einladung von UnternehmerTUM - dem Zentrum für Innovation und Gründung der Technischen Universität München - zum ersten Gipfeltreffen von Rise Europe nach Schloss Elmau in die Bayerischen Alpen. Dem Treffen war das Bestreben vorausgegangen, die zahlreichen Tech-Innovationsökosysteme Europas und ihre Treiber unter einem Dach zusammenzubringen. Mit Rise Europe ist nun erstmals ein umsetzungsstarker Verbund internationaler Akteure entstanden, der eine gemeinsame Vision starker Tech-Innovationen “made in Europe” teilt und diese aktiv unterstützt.

Akute Krisen erfordern europäischen Zusammenhalt

Die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten und Krisen unterstreichen die Dringlichkeit eines Verbundes, der die europäischen Tech-Firmen von morgen von der ersten Idee an begleitet. Innovative Tech-Unternehmen schaffen Arbeitsplätze, verhindern die Abwanderung von Fachkräften und sorgen so für Wohlstand.

Zwar teilen die Mitglieder von Rise Europe diese Bestrebungen und Ziele im Hinblick auf ein technologisch und wirtschaftlich souveränes Europa, handeln bislang jedoch weitestgehend losgelöst voneinander. Die Gruppe bündelt nun ihre Kräfte, um erstens gemeinsam mit der Industrie, Family Offices, politischen Entscheidungsträgern und Investoren das Umfeld für unternehmerische Initiativen in Europa zu verbessern, zweitens mehr Sichtbarkeit für aufstrebende “Start-up Champions” zu schaffen und drittens Start-ups einen einfachen Zugang zu Talenten, Kunden und Kapital in ganz Europa zu ermöglichen. Die Initiative wird die einzelnen lokalen Ökosysteme zu einem bündeln - um so zu schnelleren und besseren Lösungen für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen beizutragen.

Drei Tage des Austauschs

Während des dreitägigen Gipfels formulierten die Mitglieder von Rise Europe die Eckpfeiler ihrer künftigen Zusammenarbeit: Zunächst wird sich die Gruppe künftig aktiv unterstützen, um in den Schwerpunktbereichen Bildung, Open Innovation und Acceleration ein gemeinsames Spitzenniveau zu erreichen. Rise Europe verständigte sich darauf, jährlich eine Übersicht der bedeutendsten europäischen Start-ups zu veröffentlichen und vielversprechende europäische Teams mit all ihren individuellen Netzwerken für eine schnellere Skalierung zu unterstützen. Künftig werden die Mitglieder von Rise Europe europäische Start-ups beim Markteintritt in ihre jeweiligen Länder begleiten und mit Unterstützungsangeboten beraten. Zudem plant Rise Europe Matchmaking-Veranstaltungen mit Start-ups, etablierten Unternehmen und Investoren auf europäischer Ebene sowie ein Format speziell zur Förderung von Gründerinnen. Das nächste Gipfeltreffen ist für April 2024 in Madrid geplant.

Prof. Dr. Helmut Schöneberger, Gründer und CEO von UnternehmerTUM sagt: “Mit Rise Europe hat Europa einen neuen Taktgeber, dem es gelingen wird, globale Krisen zu meistern und ein länderübergreifendes Verständnis für die Bedeutung nachhaltiger, unternehmerischer Verantwortung zu schaffen. Bei unserem Handeln wollen wir den Menschen und die Jahrhunderte alten demokratischen Werte Europas in den Mittelpunkt rücken. Ich freue mich sehr, im Rahmen von Rise Europe mit unseren internationalen Freunden einen Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Europa leisten zu können.” 

Weitere Informationen gibt es hier

Nia Health: Berliner Health-Tech Start-up erhält 3,5 Mio. Euro-Finanzierung

Das 2019 gegründete Berliner Start-up betreibt führende Dermatologie-Apps, darunter “Nia”, die am häufigsten heruntergeladene App für Menschen mit Neurodermitis.

Nia Health, ein Spin-off der Berliner Universitätsmedizin Charité, bietet digitale Lösungen für die Behandlung und Unterstützung von Betroffenen mit chronischen Hauterkrankungen. Zu seinen Produkten gehören digitale Therapeutika wie die führende Neurodermitis-App Nia, Technologien zum Monitoring von Patient*innen und zur Durchführung klinischer Studien.

In einer Seed-Runde hat das Start-up nun 3,5 Millionen Euro erhalten. Lead-Investor ist der High-Tech Gründerfonds. Beteiligt waren adesso ventures, Ventura BioMed Investors, der Fund von Pharma-Branchengröße Dr. Kurt Schwarz, sowie weitere Investor*innen.

Auf Expansionskurs in Richtung US-Markt

Das frische Kapital wird zum einen in die Expansion fließen: Geplant sind der Ausbau des Marktanteils im deutschsprachigen Raum, der Launch in weiteren EU-Ländern in den nächsten 24 Monaten, sowie die Vorbereitung auf den US-Markteintritt.

Zum anderen wird die Finanzierung zur Weiterentwicklung der innovativen, KI-basierten Technologie eingesetzt, die Machine Vision, Natural Language Processing und Teledermatologie integriert. Die Technologie des Unternehmens wird derzeit in insgesamt fünf klinischen Studien, unter anderem an der Charité Universitätsmedizin Berlin zur Untersuchung der therapiebegleitenden Wirksamkeit der Nia App, angewendet - mit Erfolg: "Die in der randomisierten, kontrollierten Studie eingesetzte Lösung von Nia Health zeigt positive Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patient*innen," betont Prof. Margitta Worm, Allergologin und Immunologin an der Charité.

“Die Seed-Finanzierung erlaubt uns einen massiven Ausbau unsere KI- und Entwicklungskapazitäten um die individuellen Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten mit chronischen Hauterkrankungen bestmöglich zu adressieren”, sagt Oliver Welter, Mitgründer und CTO von Nia Health. “Darüber hinaus profitieren wir von der sektorübergreifenden Expertise unseres starken Konsortiums aus Investoren. Mit Ventura BioMed Investors haben wir einen Partner mit langjähriger Erfahrung im Pharma-Bereich an Bord, während wir parallel auf adessos Kompetenz zur Skalierung unserer IT-Landschaft zurückgreifen können.”

Zukunftsträchtige Expertise im Bereich Real World Evidence

Zukunftsträchtig ist vor allem die Expertise von Nia Health im Bereich Real World Evidence. Im Unterschied zu klinischen Studien zeigen die Daten, wie Therapien tatsächlich genutzt werden. Pharmafirmen und andere Anbieter therapeutischer Leistungen können anhand dieser Daten die Versorgung maßgeblich verbessern. Die wachsende Bedeutung von Real World Evidence zeigt sich in den Zahlen von Nia Health: Allein im vergangenen Jahr konnte das Start-up - nach eigenen Angaben - seinen Umsatz im Vergleich zu 2021 mehr als verdoppeln. Zu seinen Partnern zählen Sanofi, Pfizer, LEO Pharma sowie große gesetzliche Krankenkassen wie die Kaufmännische Krankenkasse KKH oder die AOK PLUS.

"Wir verfolgen die Entwicklung von Nia Health bereits seit der Gründung. Uns hat das kapitaleffiziente Wachstum des Ventures der letzten Jahre überzeugt. Im Markt für Real-World-Evidenzen sehen wir massives Potenzial – vor allem in der Dermatologie, wo Nia Health eine akute Versorgungslücke adressiert", sagt Niels Sharman, Investment-Manager beim High-Tech Gründerfonds. Andreas Jenne, CEO Ventura BioMed Investors fügt hinzu: "Die Gründer von Nia Health haben mich von Anfang an begeistert. Sie haben es verstanden, früh mit den Kassen und der Industrie zu kooperieren und somit signifikante Umsätze zu erzielen."

Kieler Passkeys-Start-up Hanko sichert sich Millionen-Investment

Das von Felix Magedanz gegründete Passkeys-Start-up Hanko.io ersetzt Passwörter und ermöglicht den einfachen und sicheren Zugang zu Apps, Accounts und Webseiten.​

Passkeys gelten als die Authentifizierungsmethode der Zukunft. Sie nutzen eine 2-Faktor-Authentifizierung – eine Kombination aus biometrischem Merkmal (Fingerabdruck, Gesichtserkennung) und Besitz (Handy, Hardware-Token). Passwörter, deren Nutzung lästig und risikobehaftet ist, werden damit überflüssig. Die Verbreitung von Passkeys schreitet stetig voran. So gab Google Anfang Mai dieses Jahres bekannt, dass Passkeys von nun an als Login-Option für Google-Accounts genutzt werden können.

Das Kieler Start-up Hanko ist spezialisiert auf Log-in- und Authentifizierungs-Lösungen wie Passkeys, Passcodes, FIDO Security Keys, Mobile App Biometrics und OAuth Login. Hanko bietet eine Open-Source-Lösung an, die entwicklerfreundlich ist und die Integration in wenigen Minuten ermöglicht. Das Start-up ist Mitglied der FIDO Alliance, der Industrievereinigung zur Entwicklung von Authentifizierungsstandards, der unter anderem auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Google und Apple angehören.

Adesso ventures sieht ein großes Marktpotenzial für Passkeys und investiert zusammen mit den Bestandsinvestoren High-Tech Gründerfonds, Smart Infrastructure Ventures, den PAYONE-Gründern Carl Frederic Zitscher und Jan Kanieß sowie dem Intershop-Mitgründer Roland Fassauer einen einstelligen Millionenbetrag in Hanko.

Das Hanko-Engagement ist das jüngste Investment von adesso ventures in B2B-orientierte Technologie-Start-ups: „Wir scannen die Start-up-Szene permanent nach interessanten Unternehmen, die sich noch in einem frühen Stadium befinden“, erklärt Malte Unger, Geschäftsführer bei adesso ventures GmbH. „Dabei liegt unser Fokus auf vielversprechenden europäischen Tech-Start-ups, die sich tief in die für adesso relevanten Branchen integrieren. Das starke Team und die vielversprechende Lösung lassen die Vision vom passwortlosen Internet greifbar werden.“

„Mit adesso ventures haben wir einen Investor gefunden, der aus vielen Gründen ideal zu uns passt“, ergänzt Felix Magedanz, Gründer und Geschäftsführer von Hanko. „adesso ist eine etablierte Größe im IT-Business, gilt als technologischer Vorreiter und besitzt zudem sowohl eine hochkarätige Kundenbasis als auch ein exzellentes Partnernetzwerk mit Tech-Unternehmen wie Google, Microsoft und AWS. Zusammen können wir der Passkeys-Technologie weiteren Schub verleihen.“

Vier Mio. Euro Investment für Berliner Blockchain-Start up Blocktorch

Das 2022 von Gerald Pollak und Amine Fia in Berlin gegründete Start-up bietet ein sog. Observability-Tool für dezentrale Applikationen an.

"Dezentrale Technologien werden die Art und Weise beeinflussen, wie wir Menschen im Internet agieren", erklärt Blocktorch-Mitgründer Gerald Pollak im brutkasten-Gespräch. Davon möchte er Teil sein. Das Start-up bietet ein sogenanntes Observability-Tool für dezentrale Applikationen an. Was zunächst kompliziert klingt, scheint vor allem für Blockchain-affine Investoren überzeugend zu klingen.

Das 2022 in Berlin gegründete Start-up konnte nun den Abschluss einer Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von vier Millionen Euro verkünden. Mit an Bord sind Ideo CoLab Ventures, Speedinvest, RockawayX, Alchemy Ventures, Remote First Ventures, das Sequoia scout program und weitere Business Angels.

B2B-Power für die Blockchain-Branche

Observability-Tools bestehen grundsätzlich aus drei Säulen bzw. drei Datensystemen: Logs, Metrics und Traces. Pollak erklärt die Arbeit seines Startups mit einer Metapher: "Man hat ein Haus mit zwei Wasserleitungen. Eine Leitung führt in das Haus hinein, die andere führt aus dem Haus heraus. Wenn man beobachtet, dass 1.000 Liter Wasser hineinfließen, aber nur 900 Liter wieder hinausfließen, gilt es herauszufinden, was mit den fehlenden 100 Liter passiert ist."

Überträgt man dieses Beispiel auf die Arbeit von Blocktorch, bedeutet das: Mit den drei Datensystemen kann man solche Anomalien beobachten und deren Ursachen identifizieren. Blocktorch konzentriert sich dabei auf dezentrale Applikationen und richtet sein B2B-Produkt an Developer-Teams, die ein Observability-Tool benötigen. Mit Blick auf die Branchen sind sie allerdings breit aufgestellt. Laut Pollak sei das Blocktorch-Tool sowohl für Start-ups mit starkem DeFi-Fokus, als auch für größere Unternehmen, die dezentrale Systeme in ihrer Produktarchitektur nutzen, denkbar. Zuletzt hat beispielweise das US-amerikanische Unternehmen Starbucks sein Kundenbindungsprogramm auf der Blockchain Polygon gestartet.

Den Marktstart mit verbessertem Proidukt vor Augen

Das frische Kapital soll nun genutzt werden, um möglichst viele Learnings aus der Alpha- und der jüngst gestarteten Betaphase zu ziehen, sodass ein Marktstart mit einem verbesserten Produkt umgesetzt werden kann. Außerdem soll das Team erweitert werden. Nachdem die beiden Co-Founder Amine Afia und Gerald Pollak ihr Start-up im August 2022 gründeten, haben sie mittlerweile ein sechsköpfiges, fully-remote-Team aufgebaut. Trotz der schwierigen Lage am Markt habe man sich somit nicht von der Gründung abhalten lassen. "Blockchain-Applikationen sind ein wachsender Bereich", meint Pollak. Daher war eine Gründung inmitten des Bärenmarkts nicht abwegig.

Bei der Investor*innensuche hat sich Blocktorch zudem auf langfristige Partnerschaften konzentriert - unabhängig von Kryptohype und Bullrun. Thomas Fanta, Investment Manager bei RockawayX erklärt die Investmententscheidung beispielsweise mit den Worten: "Der Web3-Bereich braucht dringend Entwickler*innen und DevOps-Tools, um sich als Alternative zu Web2 zu etablieren, und Blocktorch's Plattform bietet dabei einen entscheidender Schritt, um Protokolle schneller wachsen zu lassen und Benutzerfreundlichkeit zu reduzieren."

Gründer*in der Woche: Family Missions - Challenges für die ganze Familie

Kinder und Smartphones? Nicht selten eine schwierige Konstellation. Einerseits ist es wichtig, dass die Kids als ‚Digital Natives‘ aufwachsen, andererseits tauchen viele zu oft und zu lange hinter dem Display ab. Als Familie Spaß haben und gemeinsam Neues erleben - das bietet die App Family Missions. Mehr dazu im Interview mit Kid-Coins-GmbH-Gründer Phil Münzenmaier.

Wie bist du auf die Idee zu Family Missions gekommen?
Es waren die typischen Challenges auf Instagram, Tik-Tok & Co. und die klassische Sportler App Strava, die den Anstoß gaben. Wir fragten uns: Was gibt es eigentlich für Familien in diesem Bereich für Apps, Themen und Aktivitäten? Und gleichzeitig fragten wir uns, wie wir einerseits kompetitiv, spielerisch, familienfreundlich & lehrreich sein und damit idealerweise noch mehr schöne, gemeinsame Familienzeit generieren könnten. Bei der Namenssuche wurde uns schnell klar, dass das tägliche Familienleben sowieso eine Challenge ist, also musste etwa her, was das Gemeinsame, das Verfolgen von Aufgaben und einem Ziel, reflektiert … und so war Family Missions geboren.

Was waren die wichtigsten Steps von der Idee bis zur fertigen App?
Wir hatten uns von Anfang an Unterstützung von Menschen gesucht, die Erfahrung im Umfeld mit Kinder-Apps haben, ob beim Konzept, dem Design oder auch Marketing. Neben diesen Themen war natürlich auch die technische Expertise, die wir durch unseren CTO und seinen Entwicklungskollegen haben, eine entscheidende Komponente für die erfolgreiche Umsetzung.

Was ist das Besondere an Family Missions, wie unterscheidet sich das Konzept von anderen Family-Apps?
Bei Family Missions geht es darum, Familien mit kleinen Projekten Inspiration, Motivation und Spaß für mehr schöne, spannende, gemeinsame Zeit an die Hand zu geben. In der heutigen Zeit ist das Digitale nicht mehr aus der realen Welt der Kids (und oft auch von uns Eltern) wegzudenken, daher haben wir uns überlegt: Lass uns digitale Motivation & Gamification mit realen Aktivitäten verbinden und damit den Familienalltag bereichern.

ViennaUP'23: Das Startup-Festival vom 30. Mai bis 7. Juni 23

Wien wird mit der ViennaUP’23 wieder zum Treffpunkt für die österreichische und internationale Startup-Szene. Das erwartet dich vom 30. Mai bis zum 7. Juni 2023.

ViennaUP ist ein dezentralisiertes, Community-getriebenes Festival im Herzen Europas – in Wien –, das mit seinem inhaltlichen Fokus einen profunden Blick auf die Zukunft der Technologie wirft. Das Ziel des internationalen Startup-Festivals ist es, ein einzigartiges, vernetztes Erlebnis für Startups, Investoren, Tech-Enthusiasten, Kreative und Visionäre zu bieten. Die offizielle Sprache von ViennaUP'23 ist Englisch.

ViennaUP wird von der Wirtschaftsagentur Wien kuratiert und bietet die spannendsten Events aus der ViennaUP-Community. Alle Veranstaltungen sind eigenständige Events, die von Partner*innen aus dem Ökosystem organisiert werden. Im Interview spricht Gabriele Tatzberger von der Wirtschaftsagentur Wien, warum sich das Startup-Festival bewusst von anderen internationalen Festivals abgrenzt und welche Rolle dabei die lokale Startup-Community spielt.


Warum Wien?
Die Hauptstadt Österreichs wurde mehrere Jahre in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt gekoren – was an sich schon für die Wahl des Festivals-Standorts spricht. Doch es gibt noch mehr gute Gründe: Wien ist bekannt für seine wissensbasierte Wirtschaft mit hoher Wirtschaftskraft und Stabilität, für seinen guten Zugang zu Top-Talenten und für seine hervorragende Infrastruktur, die sie mit dem Rest der Welt verbindet. Mit seinem auf den Menschen ausgerichteten Innovationsansatz und seiner perfekten Lage im Herzen Europas ist Wien somit ein hervorragendes Sprungbrett für die zielstrebigen Unternehmen der Zukunft.

Das Festival-Programm

ViennaUP'23 besteht aus Dutzenden von Veranstaltungen, die von wichtigen Akteur*innen der lokalen Startup-Community organisiert werden. Um als Teilnehmer*in die besten Veranstaltungen für sich zu finden, empfiehlt es sich, den Filter auf der Event-Website zu nutzen.

Weitere Highlights der ViennaUP'23

ViennaUp Homebase: Networking-Möglichkeiten im Wiener Stil

Ein dezentralisiertes, von der Community geführtes Festival wie ViennaUP'23 braucht eine Homebase; einen Ort, um sich mit anderen zu vernetzen, Wien kennenzulernen - und nach einem großen Tag ein wenig zu entspannen. Die ViennaUP Homebase wird während des gesamten Festivals am Karlsplatz geöffnet sein. Sie ist Info-Point und zentraler Treffpunkt für alle ViennaUP-Teilnehmer*innen, ausgestattet mit gemütlichen Sitzgelegenheiten und einem herrlichen Blick auf die Karlskirche.

ViennaUP-Kaffeehaus-Sitzungen

Genieße einen guten Wiener Kaffee, während du dich mit Wiener Top-Unternehmer*innen und -Investor*innen unterhältst, Einblicke gewinnst und innovative Ideen teilst. Diese Meet-and-Match-Sessions finden in Wiener Partnercafés statt. Jede(r) Gastgeber*in ist ein(e) Investor*in oder Unternehmer*in, der/die an einem exklusiven runden Tisch mit vier Personen in einem traditionellen Wiener Kaffeehaus teilnimmt. Hier werden Ratschläge erteilt, Geschäftsmodelle diskutiert oder einfach nur kollegial geplaudert. Hier findest du alle Gastgeber*innen bei unseren ViennaUP Coffee House Sessions.

Tech-Start-up GovRadar sichert sich 1 Mio. Euro Seed-Finanzierung

Das 2020 von Sascha Soyk und Daniel Faber in München gegründete Start-up nutzt das Kapital zum Ausbau seiner europäische Beschaffungsplattform für den öffentlichen Sektor.

GovRadar vereinfacht und beschleunigt die Erstellung von Ausschreibungsunterlagen sowie das Einholen von Angeboten für öffentliche Auftraggeber. Die KI-gestützte Software-as-a-Service-Lösung ermöglicht das Erstellen von Ausschreibungsunterlagen mit wenigen Klicks, ohne dass Mitarbeitende aus Behörden oder Kommunen diese in monatelangen, komplexen Prozessen manuell erstellen müssen. Prozesse werden dort automatisiert, wo es sinnvoll ist, um Kapazitäten für komplexere Themen freizusetzen – insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Personalengpässe im öffentlichen Beschaffungswesen. Die GovRadar-Lösung stellt außerdem sicher, dass Leistungsbeschreibungen rechtskonform, klar und eindeutig beschrieben sind, so dass potenzielle Lieferanten passgenaue Angebote abgeben können.

Im Handling wie ein Online-Shop

Im Handling funktioniert die Plattform für die rund 70 Kund*innen – darunter das Bundesministerium des Innern, Universitäten, kommunale Einrichtungen und staatliche IT-Dienstleister*innen – wie ein Online-Shop: Mitarbeitende öffentlicher Auftraggeber können die zu beschaffenden Güter mit sehr genauen Filtereinstellungen und Leistungsmerkmalen definieren. Das Tool ist in der Lage, anhand der Filtereinstellungen live anzuzeigen, wie viele Angebote für eine Ausschreibung zu erwarten sind. Hinter der Plattform steht eine umfangreiche Produktdatenbank, die vergaberechtskonform und produktneutral im Sinne des Gleichbehandlungsgrundsatzes im öffentlichen Sektor arbeitet. Aktuell abgedeckte Bereiche fokussieren sich auf die Beschaffung von IT, Kraftfahrzeugen und Möbeln. Mit der Bundeswehr und anderen Behörden spricht man über Anwendungsmöglichkeiten für den Bereich Verteidigung und Sicherheit. Die Produktpalette wird ständig erweitert.

Kapital soll Ausbau von der SaaS-Lösung zur europäischen Beschaffungslösung vorantreiben

Mit dem Kapital aus der Seed-Runde wollen die Co-Founder Sascha Soyk als CEO und Daniel Faber als CTO ihre Plattform inhaltlich ausbauen, um weitere Auftraggeber mit neuen Warengruppen zu gewinnen und Anbietern den Zugang zum öffentlichen Sektor weiter zu erleichtern.

Sascha Soyk, Co-Founder und CEO von GovRadar: „In der EU fallen jährlich 34 Milliarden Euro Kosten an in Beschaffungsprozessen im öffentlichen Sektor. Darin ist noch kein einziges beschafftes Gut enthalten. Die Automatisierung dieser Prozesse birgt also ein großes Optimierungspotenzial für das öffentliche Beschaffungswesen – sowohl auf Auftraggeber-, als auch auf Anbieterseite.“

Dr. Markus Hölzl, Business Angel im BayStartUP Investorennetzwerk: „Das Team von GovRadar hat bislang alle Erwartungen übertroffen. Es hat gezeigt, wie man das öffentliche Beschaffungswesen effizienter und schneller gestalten kann und dies in Aufträge umsetzt. Die Zusammenarbeit mit den Gründern ist hervorragend, und das Team entwickelt sich in allen Bereichen sehr gut. Deshalb habe ich nach der Pre-Seed-Runde auch in der gerade abgeschlossenen Seed-Runde mitfinanziert.“

Prof. Wolfgang Reitzle, Aufsichtsratsvorsitzender Continental AG & Serieninvestor: „Die GovRadar-Gründer haben mir das Thema unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine vorgestellt. Neben dem dringenden Erfordernis, die Verteidigungsbeschaffung grundlegend zu verbessern, sehe ich den Bedarf für die Plattform auch in vielen anderen Bereichen – schauen wir allein auf die Gesundheitsämter während der Corona-Krise! Wir haben hinsichtlich Digitalisierung im öffentlichen Sektor noch so viel Nachholbedarf. In GovRadar sehe ich einen wesentlichen Hebel dazu und sehr großes Potenzial.“

Vom SaaS-Modell zum breit aufgestellten Player im europäischen öffentlichen Sektor

Die Plattform soll sich von einem SaaS-Modell zu einem breit aufgestellten Player im europäischen öffentlichen Sektor weiterentwickeln, der auch Anbieter und Beschaffer vernetzt und eine einfache Angebotsabgabe ermöglicht. Insbesondere kleinere Anbieter ohne personalstarken Public Sector Vertrieb und langjährige Expertise wären so in der Lage, adäquate und wettbewerbsfähige Angebote bei öffentlichen Ausschreibungen abzugeben. Die Lösung adressiert alle öffentlichen Akteure, die an das Vergaberecht gebunden sind und Steuergelder ausgeben, sowie perspektivisch alle Lieferanten.

Was bewegt Deutschlands Kleinunternehmer*innen?

Eine Studie deckt die aktuellen Sorgen und Nöte von kleinen Unternehmen auf und zeigt, welche Maßnahmen Kleinunternehmer*innen ergreifen, um ihr Geschäft am Laufen zu halten.

2023 ist in vielerlei Hinsicht ein spannendes Jahr für Firmen aller Art, besonders auch im Hinblick auf die steigende Inflation. Google-Suchanfragen nach „Zuschüsse für kleine Unternehmen“, die in den letzten zwölf Monaten um 100 Prozent gestiegen sind, zeigen, dass vor allem Kleinunternehmer*innen sich mit diesem Thema auseinandersetzen.

Die Lowell Gruppe hat nun eine Umfrage veröffentlicht, in der Kleinunternehmer*innen zu ihrer aktuellen finanziellen Situation und Zukunftserwartungen befragt wurden. Die Umfrage wurde im März 2023 durchgeführt. Es wurden 250 Kleinunternehmer*innen befragt, die mindestens einen stationären Geschäftssitz in Deutschland haben.

70 Prozent der Kleinunternehmer*innen sorgen sich um ihr Insolvenzrisiko

Die Ergebnisse sind besorgniserregend: 70 Prozent der Geschäftsinhaber*innen setzen sich konkret mit dem Thema Insolvenz auseinander und fast jeder Zehnte gibt an, das Risiko einer Insolvenz sei tatsächlich sehr hoch.

Woher kommt die Sorge um Insolvenz?

Nach der Hauptursache für die Angst vor einer Zahlungsunfähigkeit muss man nicht lange suchen. Viele Kleinunternehmer*innen (45 %) sehen keine Möglichkeit, die gestiegenen Kosten durch die Inflation anderweitig zu kompensieren. Ein Drittel (33 %) hat vor allem die steigenden Strom- und Gaskosten als Kern allen Übels identifiziert. Aber auch der Personalmangel und die steigenden Personalkosten sieht immerhin ein knappes Viertel der Befragten (24 %) als schwerwiegendes Problem und Ursache einer drohenden Insolvenz.

Da die steigenden Kosten auch auf die Konsumbereitschaft der Kund*innen drücken, ist eine Weitergabe der Kosten an den Verbrauchenden für diese Unternehmen keine Option. Jedes fünfte befragte Unternehmen spürt eine deutliche Konsumzurückhaltung und sogar den Verzicht auf bestimmtes Einkaufsverhalten in den vergangenen 12 Monaten.

Welche Schritte unternehmen Kleinunternehmer*innen, um das Geschäft am Laufen zu halten?

Dennoch bleibt vielen Kleinunternehmen (32 %) keine andere Wahl, als die Preise zu erhöhen und zu riskieren, weitere Kund*innen zu verlieren. Diejenigen, die diesen Weg nicht gehen, bemühen sich vor allem um Einsparungen. Ein Viertel der Befragten (24 %) gab an, Kosten sparen zu wollen, etwa durch den Wechsel zu kostengünstigeren Rohstoffen oder Dienstleister*innen.

Wie sieht die Zukunft der Kleinunternehmer*innen aus?

Für die Zukunft geht die Hälfte der Unternehmer*innen (48 %) davon aus, trotz aller Bemühungen um Kosteneinsparungen, die Preise für ihre Waren und Dienstleistungen erhöhen zu müssen. Fast ebenso viele sorgen sich dabei, dass sie in diesem Zuge Umsatz (42 %) und Kund*innen (40 %) verlieren werden. Ein Drittel (33 %) fürchtet ihre Kund*innen dauerhaft an die konkurrierenden Großunternehmen zu verlieren. In der Folge droht eine Entlassungswelle, denn immerhin fast ein Viertel der Betriebe (23 %) geht davon aus, dass sie auf Mitarbeitende bei dieser Entwicklung verzichten müssen. Wie begründet diese Sorge ist, zeigen nicht zuletzt die Sanierungspläne wie die eines bekannten Kaufhauses. Wenn auch die Ursache dafür nicht allein in der Inflation zu suchen ist, ist die Kaufzurückhaltung und der Wechsel zu günstigen E-Commerce-Anbieter*innen ein wesentlicher Bestandteil der Krise.

Krise, Kostenexplosion und drohender Jobverlust belasten beide, Unternehmer*innen und Mitarbeitende. Einem großen Teil der Unternehmer*innen (40 %) ist das sehr bewusst und die Zahlen der deutschen Krankenkassen belegen die Zunahme Stress bedingter psychischer Erkrankungen. Zu den Stressoren gehören in Krisenzeiten auch Aspekte wie die Sorge um steigende Schulden und drohende Notlagen.

Die Umfrage zeigt deutlich, dass besonders Kleinunternehmer*innen sich nach Pandemie und dann eine rasante Inflation bedrohlichen Herausforderungen stellen müssen. Umso wichtiger ist es daher, sich mit allen denkbaren Lösungswegen auseinanderzusetzen, bevor eine Insolvenz unausweichlich wird. Auch die Bindung der Kund*innen gehört zu diesem Katalog der Möglichkeiten. Nie war es wichtiger, den eigenen Kund*innen zu erklären, warum es gut und richtig ist, dem Unternehmen und seinen Angeboten treu zu bleiben.

Johan Agerman, Geschäftsführer der Lowell Gruppe in der DACH-Region, kommentiert die Umfrageergebnisse: „Es ist abzusehen, dass die Inflation die Kosten auch in den kommenden Jahren weiter antreiben werden. Unternehmen sind daher gut beraten, auch über die Professionalisierung ihres Forderungsmanagements nachzudenken, um offene Posten schneller zu realisieren. Für Konsumenten andererseits ist es sicher sinnvoll, die eigenen Ausgaben gründlich zu planen.“

Hier findest du alle Ergebnisse der Studie

Qdrant Solutions: Berliner DeepTech Start-up sammelt 7,5 Mio Euro ein

Das Ende 2021 von Andrey Vasnetsov und Andre Zayarni gegründete Berliner Start-up entwickelt neuronale Suchtechnologie, um angewandte KI-Lösungen zu verbessern und metrisches Lernen praktikabel zu machen.

Die Qdrant Solutions GmbH bietet Lösungen in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Data Science, Machine Learning, Big Data, Cloud Computing und allgemeine Softwareentwicklung an. Qdrant ist eine Vektordatenbank und eine Suchmaschine für Vektorähnlichkeit. Sie wird als API-Dienst bereitgestellt, der die Suche nach den nächstgelegenen hochdimensionalen Vektoren ermöglicht. Mit Qdrant können Einbettungen oder neuronale Netzkodierer in vollwertige Anwendungen zum Abgleichen, Suchen, Empfehlen etc. verwandelt werden.

Das Start-up hatte Anfang vergangenen Jahres im Rahmen einer Pre-Seed-Finanzierung EUR 2 Mio. von den europäischen Fonds 42CAP und IBB Ventures erhalten. Nur knapp 1,5 Jahre nach Gründung konnte das Unternehmen nun diese extrem erfolgreiche Seed-Runde vollenden. Die Runde war mehrfach überzeichnet, was in dem momentanen Marktumfeld eine großartige Leistung der Gründer sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens darstellt.