Gründer der Woche: Spreearche - das schwimmende Blockhausrestaurant

Gründer der Woche 07/18


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Die Spreearche - Eventlocation und Restaurant mit eigener Räucherei - wurde als schwimmendes Blockhaus inmitten der Müggelspree bei Berlin errichtet. Über das einzigartige Konzept sprechen wir mit dem Inhaber Frank Cotte.

Wann und wie sind Sie auf die im wahrsten Sinne des Wortes phantastische Idee gekommen, ein Blockhaus mitten ins Wasser zu stellen?

Diese Frage kann ich nicht in einem Satz beantworten, ich würde sagen, sie beginnt in meiner Kindheit. Es hat in erster Linie viel mit meiner persönlichen Geschichte zu tun. Mein Vater war leidenschaftlicher Sporttaucher. Meine Eltern nahmen mich von Kindheit an mit zu seinen Tauchgängen nach Mecklenburg-Vorpommern, diese Verbundenheit zur Natur und vor allen Dingen zum Wasser hat mich geprägt. Mehrere Ausflüge waren in unberührter Natur und gingen auch auf kleinere Inseln, ich erinnere mich gern an diese Zeit. Dieser Umstand und eine Skandinavienreise viele Jahre später nach Finnland, bei der ich von der Natur und den facettenreichen Blockhäusern überwältigt wa , müssen bei mir im Hinterkopf den Ausschlag für eine Sache abseits bekannter Dinge gegeben haben. Ich wollte mir wahrscheinlich ein Stückchen Skandinavien hierher holen. Jahre später, ich hatte mich mit einem Freund mit einer Zimmerei selbständiig gemacht, kam es zu einer auf mich zugeschnittenen Situation, als ein hier in Köpenick ansässiger Wasserbaubetrieb auf Grund von Betriebsschließung einen Schubkahn preiswert abzugeben hatte. Mir war in diesem Moment klar: Hier setzt du ein Blockhaus rauf. So geschehen auf dem Gelände des Wasserbaubetriebes an der Spree.
 
Hatten Sie von Anfang an eine klare Idee / Vision für die Nutzung?

Um ehrlich zu sein - nein. Denn das wiederum ist auch eine lange Geschichte. Ich begann ja die Arche schon vor 16 Jahren mit einem Freund zu bauen, und seit 12 Jahren liegt sie an der jetzt bekannten Stelle in der Müggelspree. Die Idee zur Nutzung kam erst allmählich, während der Bauphase. Wenn du einen gastronomischen Betrieb machen möchtest, brauchst du einen attraktiven Liegeplatz. So ging ich zu einer hier ansässigen Reederei und bekam tatsächlich die Option auf eine attraktive Stelle hier in Berlin Friedrichshagen – leider war es nur eine Option. Nachdem die Arche weitgehend fertig war , zeigte die Reederei kein Interesse mehr.

Von jetzt an war es nur noch der pure Kampf. Ich zog von Liegeplatz zu Liegeplatz, insgesamt siebenmal im Zeitraum von drei Jahren, keiner war genehmigungsfähig seitens behördlicher oder privater Widerstände. So kam - nachdem ich den letzten in Frage kommenden Liegeplatz per Bescheid verlassen musste - die Frage auf: Wo gehst du hin mit einem schwimmenden Haus? Es gibt hier keinen Platz am Ufer für dich - sie wollen dich nicht.
Ich beschloss nach mal wieder mehreren schlaflosen Nächten die Arche an dem jetzigen Liegeplatz in der malerischen Bucht zu verankern und dann eben die Gäste per Floss abzuholen. Dass ein solches Manöver nicht ohne Konsequenzen bleibt, kann sich ja jeder vorstellen. Hier können Sie nicht bleiben hieß oder heißt es bis heute vom Bezirksamt und demzufolge vom Senat.

Trotz der Widerstände hat mir das Wasserschiffahrtsstraßenamt, das dem Bund untersteht, die strom- und schiffahrtspolizeiliche Genehmigung erteilt. Leider muss ich mich erneut vor Gericht verantworten , da das Bezirksamt bis heute nicht bereit ist, seine Widerstände gegen die schwimmende Attraktion, die eigentlich meinem Bezirk gut tut, aufzugeben.

Was war bzw. ist Ihre persönliche Motivation zur Selbständigkeit?

Selbständig zu sein ist für viele ein Motiv. Wenn man dann, wie in meinem Fall, die Liebe zu dem, was man tut und das Feedback der begeisterten Menschen erlebt, die sich mitunter für diesen Urlaubstag auf meiner Insel bedanken, ist es für mich der größte Dank und Lohn für die Mühen. Für mich ist es das höchste Gut, dass man mit seiner Arbeit erreichen kann.




War von Beginn an klar, dass das Projekt das ökologische Gleichgewicht der Müggelspree nicht belasten sollte? Und wie gewährleisten Sie das?

Es war auch in dieser Hinsicht Pionierarbeit, Vermutlich gibt es kein zweites Projekt dieser Art. Die Arche wurde im Jahre 2014 von Grund auf überholt. Stahlschwimmkörper müssen alle Jahre geslippt werden. Sie unterliegen ständig wiederkehrenden aufwendigen Wartungsintervallen mit Reinigungsmitteln und agressiven Anstrichen. Aus diesem Grund wurde der ursprüngliche Schwimmkörper durch einen wartungsfreien Betonschwimmkörper, der zugleich als Keller für die aufwendige Technik dient, ausgetauscht.

Da Deutschland ja auch führend bei Umwelttechnologien ist, lag es auf der Hand, sich in dem Bereich der Abwasseraufbereitung umzusehen, heraus kam ein eigenes Klärwerk modernster Bauart mit Ultrafiltration. Zur Erklärung: Alle anfallenden Abwässer werden vor Ort geklärt, es fließt ausschliesslich sauberes Wasser zurück in die Spree, lediglich der komprimierte Rest muss einmal jährlich per Schiff geholt werden. Auch die Trinkwasserversorgung ist autark. Hierzu wurde eine Trinkwasseraufbereitungsanlage mit Umkehrosmose installiert, das Spreewasser wird entnommen und in dieser Anlage zu Trinkwasser aufbereitet.
 
Was waren dann die größten Schritte oder auch auch Hürden, bis die schwimmende Eventlocation eröffnet werden konnte?

Ein Meilenstein für mich persönlich war natürlich, wie bereits erwähnt, die Genehmigung durch den Bund: In diesem Vertrag sind alle Einzelheiten geregelt. Die Arche nennt sich im Wasserrecht schwimmende Anlage, sie wurde mit allen Erfordernissen der SUK (Schiffsuntersuchungskommision) abgenommen. Dazu gehören Schwimmfähigkeitsattest, Schwimmstabilität und alle Erfordernisse an die Statik. Desweiteren liegt eine Betriebsgenehmigung für das Klärwerk vor und das eigens produzierte Wasser wird von den zuständigen Gesundheitsbehörden im regelmässigen Tonus überwacht.
 
Wie machen Sie auf Ihre Location aufmerksam - oder ist es ein marketingtechnischer Selbstläufer?

Es ist natürlich im Sommer eine sehr populäre Location, die Menschen sehen uns sowohl von Land auch als vom Wasser, die Neugier treibt sie natürlich zu uns. Desweiteren sind wir in dieser Jahreszeit begehrt für Feiern aller Art. In der kalten Jahreszeit ändert sich diese Situation: Sieht man mal von der Weihnachtszeit ab, sind schon Marketingmassnahmen notwendig - wir sind eben auf der Spree und werden nicht mehr gesehen, zumal sich dann die Arche gerade für Seminare oder Tagungen besonders eignet.
 
Wie haben Sie das Projekt finanziert?

Die ursprüngliche Arche, ich begann ja mit einem Freund 2001 wurde ausschließlich mit unserer Hände  Arbeit und ganz viel Enthusiasmus gebaut. Die ökologische Überholung 2014 finanzierte die Berliner Sparkasse mit freundlicher Unterstützung der Bürgschaftsbank
 
Und was erwartet nun den Gast? Zunächst ja eine Floßfahrt, um auf das schwimmende Blockhaus zu kommen ...

Klar, eine Floßfahrt - die Arche liegt ja ca. 50 m vom Ufer entfernt mitten in der Spree ohne einen Steg. Die Gäste werden unentgeltlich viertelstündlich übergesetzt, in der kalten Jahreszeit fährt sie auf Bedarf, nachdem die Gäste eine Funkklingel betätigen, es soll ja keiner am Ufer frieren. Den Gästen steht meistens schon bei der Überfahrt die Begeisterung ins Gesicht geschrieben. Jetzt muss nur noch die kulinarische Versorgung in Ordnung gehen. Die wirklich überwiegende Mehrheit,  denen wir im Rahmen ihrer Feier, Menüs oder Büffets anbieten, stellt unser Angebot zufrieden. Ein besonderes Highlight ist auch die eigene Räucherei.
 
Ist die Arche eigentlich ein schwankendes Vergnügen, weil ja letztlich auf einem Kahn aufgebaut?

Die Arche hat auf Grund ihres Betonschwimmers, der ja alleine 95 Tonnen wiegt, eine enorme Schwimmstabilität, das heißt, sie schwankt im Gegensatz zu normalen Schiffen nur minimal.
 
Haben Sie weitere außergewöhnliche Pläne rund um Ihre Spreearche?

Vielleicht wäre es in nicht allzu ferner Zukunft möglich, auf das Stromkabel von Land auch noch zu verzichten, dann wäre es ein komplett öklologischer Kreislauf. Das würde ich wirklich gern noch in Angriff nehmen, autarke Energiesysteme sind ja auf breitem Vormarsch.
 
Und last but not least: Was raten Sie anderen Gründern aus eigener Erfahrung?

Wer an sich und sein Vorhaben glaubt, wer den Biss hat, wer das Ziel nicht aus den Augen lässt, nicht aufgibt und sich nicht von Rückschlägen aus der Bahn werfen lässt und wie ich vielleicht eine Partnerin hat, die einen auffängt und in schwierigen Situationen Halt gibt, dann geht alles. Von einer Arche in meiner Form würde ich aber abraten, auch wenn das Resultat genial erscheint: der Weg ist einfach zu lang zu steinig und mit zu vielen persönlichen Strapazen verbunden.

Hier geht's zur Spreearche

Das Interview führte Hans Luthardt

Vorschläge für diese Rubrik an redaktion@starting-up.de


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GameChanger des Monats: Eileen Liebig - dein Unternehmen, deine Regeln

Eileen Liebig ist Seriengründerin. „Gründen macht glücklich“ ist der Titel ihres Buchs und zugleich ihr Business-Motto. Doch Eileen weiß auch: Wachstum ist harte Arbeit. Hier ihre Lehren nach zwei Jahren Bootstrapping.

Ich darf mich kurz vorstellen: Ich habe die B2B-Wertschätzungsplattform clap gegründet, vier Kinder und keine Investor*innen. Und da sehe ich sie schon, die Stirn runzelnden Bedenkenträger*innen: Wie kann sie nur? Wie will sie das schaffen, gerade jetzt in diesem wirtschaftlichen Umfeld?

Es ist ja auch richtig: Die vergangenen zwei Jahre waren nicht immer leicht. Zwei Jahre, in denen ich mir monatlich 1200 Euro ausgezahlt habe. Selbst mein Azubi verdiente mehr. Und doch will ich keinen Tag davon missen, denn die Lernkurve war und ist extrem steil. Und es lohnt sich, darüber zu berichten, wie es ist, ohne fremde Geldgeber*innen ein Unternehmen wie clap hochzuziehen.

2023: Das Jahr der Produktentwicklung

Anfang 2023 ging clap an den Start. Clap versteht sich als „die Wertschätzungs-Lösung für Unternehmen“. Der Name ist dabei Programm – es geht wie beim Klatschen um die bewusst zur Schau gestellte Wertschätzung für eine bestimmte Person. Das kann eine Kund*in sein oder ein(e) langjährige(r) Mitarbeiter*in. Anlässe, Danke zu sagen und damit Wertschätzung zu zeigen, gibt es viele. Gerade gegenüber Kund*innen ist das wichtig. Dabei reichen die Formen der Wertschätzung heute weit über das hinaus, was früher auf Messen etwa bedruckte Kugelschreiber oder eigens gebrandete Kaffeetassen waren. Wir haben eine Plattform geschaffen, die den Prozess der Geschenkauswahl und -versendung auto­matisiert, personalisiert und effizienter gestaltet.

Wir möchten gerade größeren Unternehmen dabei helfen, den Geschenkprozess einerseits zu automatisieren und andererseits zugleich so persönlich wie möglich zu gestalten. Denn gute Geschenke sollten vor allem immer eines sein: möglichst individuell. Wertschätzung von der Stange wäre das genaue Gegenteil: unpersönlich, unaufrichtig, letztlich unwirksam. Gerade bei der Wertschätzung der eigenen Beschäftigten gibt es nach vielen Studien in Deutschland Luft nach oben. Das gilt im Besonderen für das Onboarding von Mitarbeiter*innen.

Stichwort Onboarding: Im ersten Jahr nach der Gründung kümmerten sich mein Co-Founder Konrad und ich ausschließlich um die Produktentwicklung. Das war sehr zäh und anstrengend: Ich agierte nicht in meinem Energie­bereich, war schon in der Mitte des Jahres total ausgebrannt und hatte starke Erschöpfungserscheinungen.

Wenn mich jemand fragt „Was soll ich beruflich machen?“, dann frage ich nie zurück „Was macht dir Spaß?“, sondern „Was fällt dir leicht?“

Produktentwicklung ist definitiv nicht meine Stärke. Ich arbeite lieber strategisch. Hätten wir zu Beginn mehr Kapital gehabt, hätten wir noch mehr in Dienstleistungen investiert, statt alles selbst zu machen. Immerhin: Wir haben dabei viel gelernt – über das Business und über uns selbst, unsere Stärken und Schwächen. Das schadet ja nie.

2024: Das Jahr der Automatisierung

Zufrieden mit dem Produkt (aber noch lange nicht am Ziel) starteten wir ins zweite Jahr mit dem großen Thema Automatisierung. Unser Ziel hieß: Wir wollen mit clap Wertschätzung so persönlich wie möglich machen – und das möglichst automatisiert im Hintergrund. Also wurde fleißig programmiert. Wir wollten die Prozesse noch smarter machen, die Kund*innen selbst die Boxen zusammenstellen und versenden lassen, weil die Plattform genau dafür gemacht ist. Die Versand­prozesse wurden so optimiert, dass eine Label-Erstellung nach Südafrika nur noch einen Klick benötigte statt zuvor 20 Minuten manueller Arbeit. Auch das Retouren­management gestalteten wir so smart, dass die Kommuni­kation in­k­lusive Retourenerfassung nur wenige Sekunden benötigte.

Viele Details, viel Arbeit, die dann aber auch eines klar zeigten: Bei vielen Dingen gingen die Ansichten über die Zusammenarbeit zwischen Konrad und mir immer weiter auseinander. Während ich mich sehr auf das Thema Marketing und Vertrieb im Jahr 2025 freute, fühlte es sich für Konrad so an, als würde sich eine Tür schließen. Er wollte gern neue Projekte angehen, als Freelancer gebucht werden, einfach wieder eintauchen ins Programmieren. Ihm fehlte der Spaß, mir fehlte seine mitreißende Energie.

Im Herbst fiel die Entscheidung, dass wir ab 2025 beruflich getrennte Wege gehen. Seit 2025 bin ich alleinige Geschäftsführerin. Wir trennen uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Privat und geschäftlich bleiben wir für­einander da. Keine bösen Worte, keine negativen Gedanken. Darauf sind wir beide sehr stolz und ich ihm sehr, sehr dankbar.

2025: Das Jahr des Wachstums

Bereits im Oktober 2024 hatten wir eine SEO- und SEA-Agentur beauftragt, damit wir ab Januar 2025 besser sichtbar sind. Schon jetzt kommen erste große Kampagnenanfragen von Konzernen. Gleichzeitig muss unsere Website noch intuitiver werden.

Pustekuchen – es ist die Königsdisziplin. Daran scheitern viele Firmen. Fragen, die ich mir immer und immer wieder stelle, sind etwa die folgenden:

  • Ist der Kunden*innen-Support stark genug?
  • Funktioniert das Projektmanagement?
  • Wie robust sind unsere internen Prozesse?
  • Ist genügend Liquidität vorhanden, um in Vorleistung zu gehen?
  • Sind Zahlungsmodalitäten klar geregelt?

Obwohl clap mein viertes Unternehmen ist (ich habe ja auch vier Kinder), ist jedes Start-up wie ein Kind – komplett anders, auch wenn die Eltern die gleichen sind.

Ich bin jetzt alleinige Geschäftsführerin und fühle mich gut dabei. Für mich ist das Führen als Solo-Person ein sehr schöner Zustand. Dennoch schließe ich weder Finanzierungsrunden noch eine erneute Partnerschaft aus. Mein Plan ist es, dass ich die Firma operativ in verantwortungsvolle Hände gebe, sobald die Zeit dafür reif ist. Ich möchte gern strategisch an clap teilhaben. Aktuell optimieren wir die UX der Homepage, danach erfolgt eine Optimierung der UX der Plattform, auf der man sich die Boxen zusammenstellt.

Eileens Tipps – von Gründerin zu Gründer*in

  • Vereinbarkeit von Gründung und Familie: Struktur und Prioritäten sind essenziell. Meine Familie steht an erster Stelle, mein Business baue ich darum herum. Mein Mann und ich sind ein starkes Team – wir unterstützen uns gegenseitig und achten auf uns als Paar und Eltern. Das gibt unseren Kindern Stabilität. Dein Unternehmen wächst mit dir – lebe im Hier und Jetzt.
  • Angst vor dem Scheitern: Jede Gründung ist ein Experiment. Fehler sind Lernstationen. Frage dich: „Was, wenn es funktioniert?“ Als mein Co-Founder ging, war ich traurig; doch jede Tür, die sich schließt, öffnet eine neue. Neuanfang ist oft ein zweiter Frühling.
  • Gründen im Team vs. als Solist*in: Ein(e) Co-Founder*in kann helfen – oder einschränken. Setzt früh klare Erwartungen. Fühlt sich eine Partnerschaft nicht richtig an, kauf dir lieber die Skills ein und bleib Solopreneur*in. Du arbeitest täglich eng zusammen – das ist wie eine Ehe.
  • Finanzierung: Bootstrapping gibt Freiheit, aber Kapital sichert Wachstum. Willst du schnell skalieren, prüfe Finanzierungsmöglichkeiten wie Vorverkäufe oder strategische Partner.
  • Resilienz: Dein Business braucht dich langfristig. Finde Routinen, die dich mental und körperlich stärken. Bei mir: Krafttraining, Tanzen, Yoga, Lachen und Zeit mit der Familie. Was gibt dir Energie?

Learnings aus vier Gründungen

Starte lieber unperfekt als gar nicht; dein Business muss zu deinem Leben passen, nicht umgekehrt; Veränderungen gehören dazu – sei flexibel und wachse mit; lass dich nicht von äußeren Erwartungen steuern. Dein Unternehmen, deine Regeln!

Hochschule Koblenz: Starthilfe von der Idee bis zur Gründung

Wir stellen die Hochschule Koblenz als wichtigen Akteur des rheinland-pfälzischen Innovations- und Gründungsökosystems vor und präsentieren Start-ups, die mithilfe der Koblenzer Gründungsförderung erfolgreich durchgestartet sind.

Koblenz ist eine lebendige Großstadt und ein bedeutender Wirtschaftsstandort im Norden von Rheinland-Pfalz. Die Stadt zeichnet sich durch eine enge Verzahnung von Hochschule und Wirtschaft aus, die gemeinsam Innovationen und Gründungen in der Region fördern. Der Hochschule Koblenz kommt dabei hohe Bedeutung im Bereich des Transfers durch hochschulnahe Gründungen und Projekte mit etablierten Unternehmen zu. Die Stadt unterstützt dies durch eine moderne Wirtschaftsförderung und Infrastruktur wie beispielsweise dem TechnologieZentrum Koblenz.

Seit 1999 unterstützt die Hochschule Koblenz Existenzgründungen und legte mit der Gründung des Kooperationsnetzes für Existenzgründungen aus Koblenzer Hochschulen (KoNet) den Grundstein für ihre heutige Gründungsförderung. Das Netzwerk war darauf ausgerichtet, Gründer*innen zu fördern und zu vernetzen.

Drei Jahre später wurde eine Stiftungsprofessur für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge geschaffen, um Gründer*innen und Nachfolger*innen sowohl wissenschaftlich als auch praktisch zu unterstützen und das unternehmerische Potenzial in der Region zu stärken. Heute bietet die Hochschule ein umfassendes Ökosystem für Gründungs­interessierte – von der Idee bis hin zur Unternehmensgründung.

Im Jahr 2008 beteiligte sich die Hochschule Koblenz als Partnerin im Koblenzer Netzwerk für Open Entrepreneurship Engineering (KOpEE) im Rahmen von EXIST III, einem Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums. Dieses Projekt förderte die Innovationskultur und half dabei, Gründungspotenziale zu erschließen und Ideen erfolgreich in Unternehmen zu übertragen.

Ein weiterer wichtiger Meilenstein war die Initiierung des Ideenwettbewerbs Rheinland-Pfalz im Jahr 2009. Heute ist der von der Hochschule Koblenz gegründete Wettbewerb ein zentraler Baustein des rheinland-pfälzischen Innovations- und Gründungsökosystems. Er unterstützt kreative Köpfe, macht innovative Ideen sichtbar und entwickelt diese bis zu einer Gründung weiter. Der Ideenwettbewerb wird vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und von Unternehmen gefördert sowie von Partner*innen unterstützt.

2011 wurde das Gründungsbüro der Hochschule Koblenz gegründet, das als zentrale Anlaufstelle für Beratung, Qualifizierung und Vernetzung steht. Mit den 2022 an den Standorten Koblenz und Remagen eröffneten und vom Bundes­ministerium für Bildung geförderten StartUpLabs, bietet die Hochschule zudem wichtige Hotspots für Studierende, die an der Gründung ihres eigenen Unternehmens interessiert sind. 

Raphael Dupierry, Leiter des Referats Gründungsförderung der Hochschule Koblenz, erklärt: „Unsere Kreativräume, die StartUp­Labs, bieten den Gründer*innen und Gründungsinteressierten einen einzig­artigen Raum für Kreativität und Innovation. Hier können Ideen nicht nur gedacht, sondern auch konkret umgesetzt werden – sei es durch Prototyping, den Austausch mit Gleichgesinnten oder mit der Unterstützung durch unser Team. Wir möchten die Menschen dazu ermutigen, ihre Visionen zu verwirklichen und mit unserer Hilfe den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Die Angebote des Gründungsbüros knüpfen dabei an die Aktivitäten des Start­UpLabs an und unterstützen mit vielfältigen Qualifizierungs-, Vernetzungs- und Beratungsangeboten auf dem Weg in die Selbständigkeit.“

Darüber hinaus konnte im Jahr 2023 die Förderung von Start-up-Gründerinnen im Rahmen von EXIST-Women, einem Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums, weiter ausgebaut werden. Das Programm konzentriert sich speziell auf die Bedürfnisse von Unternehmerinnen und unterstützt sie bei der Umsetzung ihrer Ideen sowie beim Wachstum ihrer Start-ups.

Der kurze zeitliche Abriss verdeutlicht: Mit ihrer konsequenten Förderung trägt die Hochschule Koblenz maßgeblich dazu bei, die Region als Innovations- und Gründungsstandort zu stärken sowie Gründer*innen den Weg zu erfolgreichen Unternehmen zu ebnen.

Im Folgenden stellen wir vier Start-ups vor, die von Absolvent*innen der Hochschule Koblenz gegründet wurden und auch mithilfe des Gründungsbüros erfolgreich durchgestartet sind.

Female Founders Monitor 2025

Die aktuelle Studie des Startup-Verband und der Bertelsmann Stiftung zeigt einmal mehr, wie groß der Gendergap im Start-up-Ökosystem nach wie vor ist – und warum bzw. wo wir ansetzen müssen, um mehr Frauen fürs Gründen zu gewinnen.

Drei zentrale Erkenntnisse des Female Founders Monitor 2025

  • Gründen beginnt im Kopf: Nur 43 Prozent der Gründerinnen fassen den Entschluss zur Gründung bereits in Jugend oder Studium – bei Männern sind es rund zwei Drittel.
  • Vereinbarkeit bleibt Schlüsselthema: 81 Prozent der Gründerinnen und 60 Prozent der Gründer sehen strukturelle Hürden bei der Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum als größten Hebel für mehr Diversität.
  • Investitionen in Gründerinnen steigen – aber die Schieflage bleibt: Seit 2017 hat sich das investierte Wagniskapital in Start-ups mit mindestens einer Gründerin vervierfacht. Dennoch fließen weiterhin 91 Prozent des Kapitals an rein männliche Teams.

Die Kernergebnisse im Überblick

1. Erstmals sinkt der Gründerinnenanteil im deutschen Startup-Ökosystem: Nachdem der Wert in den letzten fünf Jahren kontinuierlich gestiegen ist, liegt er aktuell bei 18,8 Prozent. Die Zurückhaltung im privaten Konsum trifft besonders Business-to-Consumer-Geschäftsmodelle (B2C), indenen Frauen stärker vertreten sind.

2. Der Gendergap zeichnet sich schon im Studium ab: Während 60 Prozent der Studentinnen größeren Wert auf Arbeitsplatzsicherheit legen, sind dies unter Männern nur 32 Prozent. So können sich 40 Prozent der Studenten vorstellen, ein Unternehmen zu gründen oder in einem Startup zu arbeiten – unter Frauen nur 21 Prozent.

3. Frauen entdecken das Unternehmertum später: 65 Prozent der Startup-Gründer haben bereits in der Jugend oder im Studium das Karriereziel Unternehmertum für sich entdeckt – bei den Gründerinnen 43 Prozent. Gesellschaftliche Prägungen und Rollenvorstellungen beeinflussen berufliche Entscheidungen also bereits früh.

4. Gründer sehen Gendergap seltener als Problem: 87 Prozent der Gründerinnen sehen die Ungleichheit im Startup-Ökosystem als Problem, jedoch nur jeder zweite Gründer. Wenn Gründer aber in Mixed Teams arbeiten und mindestens eine Mitgründerin haben, steigt das Problembewusstsein auf 64 Prozent.

5. Bei Investments gibt es einen positiven Trend: Die Zahl der Venture-Capital-Finanzierungen (VC) für Start-ups mit mindestens einer Gründerin hat sich seit 2017 fast verdoppelt – das investierte Kapital fast vervierfacht. Dennoch fließen immer noch 91 Prozent des Kapitals in reine Männerteams.

6. Vereinbarkeit und Vorbilder sind die wichtigsten Hebel: Sowohl Frauen (81 Prozent) als auch Männer (60 Prozent) im Startup-Ökosystem sehen die Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum als entscheidenden Faktor für den Abbau des Gendergaps – darüber hinaus wird die Bedeutung von Role Models betont.

Mehr Gründerinnen, mehr Innovationskraft

„Die Stärkung von Frauen im Start-up-Bereich ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern am Ende auch eine kluge strategische und politische Entscheidung. Wer sie trifft und die richtigen Maßnahmen ergreift, sorgt dafür, dass wir unser volles wirtschaftliches Potenzial ausschöpfen. Wir müssen Barrieren abbauen, die Frauen zurückhalten und ihnen die gleichen Chancen bieten – nur so können wir Innovationen in Deutschland auf das nächste Level heben“, kommentiert Zoé Fabian-Frey, General Partner Noteus und Vorstand Startup-Verband.

Hier geht's zum vollständigen Female Founders Monitor 2025

TUM mit Rekord bei Ausgründungen

An der Technischen Universität München (TUM) sind 2024 erstmals mehr als 100 Start-ups gegründet worden; auch bei den EXIST-Gründungsstipendien stand die TUM 2024 an der Spitze.

DeepTech-Lösungen für drängende Probleme, interdisziplinäre Teams, maßgeschneiderte Förderung und ein starkes Netzwerk: Mit diesen Erfolgsfaktoren hat die TUM eines der führenden Entrepreneurship-Ökosystems Europas entwickelt. 103 Start-ups haben Forschende, Studierende und Absolvent*innen der TUM im Jahr 2024 gegründet – ein Rekord. Im selben Jahr wurden von UnternehmerTUM und den TUM Venture Labs mehr als 1.100 Start-up-Teams unterstützt.

EXIST-Spitzenreiter

Auch bei den EXIST-Gründungsstipendien stand die TUM 2024 an der Spitze. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert mit diesen Stipendien Ausgründungen von Hochschulen, wenn diese die Teams bei der Unternehmensgründung unterstützen. Im vergangenen Jahr gingen mehr als 30 Stipendien an die TUM – mit Abstand die größte Zahl. Seit Beginn des Förderprogramms im Jahr 2007 konnte die TUM mit ihren Ausgründungen mehr als 250 Stipendien einwerben und ist damit die erfolgreichste deutsche Hochschule.

Unicorn-Schmiede

Die Start-ups schreiben rasante Erfolgsgeschichten. 21 Unicorns, also Unternehmen, die ohne Börsengang eine Unternehmenswert von einer Milliarde Dollar erreichen, wurden von Forschenden und Absolventinnen und Absolventen der TUM gegründet. Darunter ist mit Celonis auch das erste deutsche Decacorn, also ein Start-up mit einer 10-Milliarden-Bewertung.

„Zeichen für Innovationsstandort Deutschland“

„Mehr als 100 Ausgründungen in einem Jahr: Das ist ein Meilenstein nicht nur für die TUM, sondern in der derzeit schwierigen wirtschaftlichen und geopolitischen Lage auch ein wichtiges Zeichen für die Zukunftsfähigkeit des Innovationsstandorts Deutschland“, sagt TUM-Präsident Prof. Thomas F. Hofmann. „Die Grundlage für diesen Erfolg ist die unternehmerische Haltung, zu der wir unsere Universitätsgemeinschaft seit vielen Jahren ermutigen.“

Eine große Stärke der Gründungsförderung an der TUM ist, dass sie äußerst spezifisch zugeschnitten ist. Auf zwölf bedeutenden Themenfeldern, von Quantentechnologien über Healthcare bis zu Luft- und Raumfahrt, bieten die TUM Venture Labs auf ihrem jeweiligen Gebiet eine unmittelbare Anbindung an die Spitzenforschung, technische Infrastruktur, Expertise für den jeweiligen Markt und Kontakte in die Branche. Die Programme von TUM, UnternehmerTUM und TUM Venture Labs sind passgenau für die unterschiedlichen Phasen der Gründung, Voraussetzungen der Teams und Gründungspersönlichkeiten ausgerichtet. Dazu tragen auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse des Entrepreneurship Research Institute bei. In die vielversprechendsten Start-ups investiert UnternehmerTUM mit einem eigenen Venture Capital Fonds.

Diese Unis bringen die erfolgreichsten Exit-Gründer*innen hervor

Eine Untersuchung der knapp 400 Exits im Jahr 2024 hat viele spannende Ergebnisse ans Licht gefördert: WHU nicht mehr top; LMU führt; Informatik schlägt BWL. Hier gibt's alle Fakten.

Im Jahr 2024 haben die Gründer*innen von insgesamt 396 deutschen Unternehmen einen Exit vollzogen. Doch wo haben diese erfolgreichen Gründer*innen studiert? Welche Fachrichtungen sind besonders stark vertreten und welchen Abschluss haben sie erworben? Eine aktuelle Analyse des Webhosting-Anbieters Hostinger zeigt, dass 2024 die Otto Beisheim School of Management (WHU) nicht wie in den Jahren zuvor an der Spitze des Exit-Uni-Rankings steht.

Für die Untersuchung wurden alle in den Medien erfassten Exits des Jahres 2024 berücksichtigt. Weitere Details zu den Gründer*innen wurden durch Recherche auf Social-Media-Seiten und Unternehmenswebseiten ermittelt. Es gab jedoch Gründer*innen, denen aufgrund des Fehlens entsprechender Online-Daten weder eine Universität, ein Fachbereich noch ein Abschluss zugeordnet werden konnten.

Süden als Start-up-Schmiede

Die meisten Exit-Gründer*innen des Jahres 2024 kommen aus dem Süden Deutschlands sowie aus Österreich. An der Spitze des Rankings steht die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), die mit 15 Absolvent*innen die größte Anzahl an Exit-Gründer*innen stellt. Unter anderem konnten Absolventen wie Max Wittrock, Co-Founder mymuesly (Mehrheitsanteilerwerb von Bestandsinvestoren – Katjes Greenfood) und Andreas Budde mit dem App-Analyse-Unternehmen 42matters (Übernahmen durch Similarweb) erfolgreiche Exits feiern. Auf dem zweiten Platz folgt die Technische Universität Wien mit 13 Absolvent*innen und die Technische Universität München, die ebenfalls 13 Absolvent*innen vorweisen kann. Gemeinsam vereinen diese drei renommierten Hochschulen mehr als zehn Prozent aller Exits auf sich. Das Podium schließt die Technische Universität Berlin mit acht Absolvent*innen. Als erste nicht deutschsprachige Universität belegt die ESCP Business School (Berlin) den 16. Platz in dem Ranking und hat vier erfolgreiche Gründer*innen hervorgebracht.

Durchschnittlich weisen die Universitäten eine Absolvent*innenzahl von 2,26 für Exit-Gründer*innen des Jahres 2024 auf. Damit liegen 141 Universitäten der 173 untersuchten Universitäten unter dem Durchschnitt. Universitäten und Hochschulen in Berlin sind mit 20 Absolvent*innen vertreten. Das entspricht einem Anteil von 5,05 Prozent.

Die beliebtesten Studienfächer: Informatik an der Spitze

Das Studienfach Informatik ist der eindeutige Favorit unter den Exit-Gründer*innen 2024. Mit 17 Absolvent*innen führt dieses Fach das Fächer-Ranking an. Diese Absolvent*innen gründeten unter anderem ProDato oder Getsurance. Auf dem zweiten Platz folgt Wirtschaftsinformatik mit zwölf Absolvent*innen. Platz drei geht an den Studiengang Wirtschaft, der neun Absolvent*innen hervorgebracht hat. Insgesamt umfasst das Fächerranking 198 verschiedene Studienfächer, was die Vielfalt der akademischen Hintergründe der Gründer*innen zeigt.

Master-Abschluss als Basis für den Gründungserfolg

Der Master-Abschluss ist deutlich die Nummer 1 unter den Abschlussarten der Exit-Gründer*innen 2024. Mit 130 Absolvent*innen, was 32,83 Prozent der gesamten Gründer*innen ausmacht, stellt der Master-Abschluss mehr als ein Drittel der erfolgreichen Gründer*innen. Darunter befinden sich z.B. auch Ingo Seebach und René Seeber, die mit dem Drohnenabwehrunternehmen Dedrone und dessen Übernahme durch den US-Konzern Axon einen der größten Exits im vergangenen Jahr verzeichneten. Auf dem zweiten Platz folgt der Bachelor-Abschluss mit 55 Absolvent*innen, während der Diplom-Abschluss mit 47 Absolvent*innen den dritten Rang einnimmt. Auch Doktorabschlüsse sind mit 43 Absolvent*innen vertreten. Deutlich weniger verbreitet ist das Staatsexamen auf Platz fünf. Mit sieben Absolvent*innen ist die Differenz zwischen Doktorabschlüssen und Staatsexamen signifikant. Und auch ohne Abschluss ist eine Übernahme möglich: Tarek Müller, Mitgründer von About You, das derzeit in der Übernahme von Zalando steht, gehört zu den erfolgreichen Unternehmern ohne akademischen Abschluss.

Die gesamte Untersuchung inkl. sämtlicher Ergebnisse ist hier zu finden.

2,1 Mio.-Euro-Seed-Finanzierung für KI-Start-up amberSearch

Das 2021 von den RWTH-Aachen-Absolventen Bastian Maiworm, Igli Manaj und Philipp Reißel gegründete Tech-Start-up bietet KI-gestützte Suchlösungen und FirmenGPT-Lösungen für KMU an.

Mit dem frischen Kapital – die Finanzierungsrunde wurde von Ventech, einem europäischen Risikokapitalgeber mit Wurzeln in Deutschland sowie von Business Angels ermöglicht – will amberSearch sein Kernprodukt – eine eigenständige KI-Lösung bestehend aus Suchmaschine und FirmenGPT – weiterentwickeln, die es Mitarbeitenden ermöglicht, internes Wissen schnell zu finden, aufzubereiten und produktiv zu nutzen. Das Start-up entwickelt zudem einen unternehmenseigenen KI-Assistenten, der Prozesse vereinfacht, Daten effizient verwaltet und damit die Basis für eine umfassende KI-gestützte Automatisierung schafft.

KI-Nutzung im Mittelstand vorantreiben

AmberSearch bringt rund fünf Jahre Erfahrung im Bereich künstlicher Intelligenz mit. Nach Angaben des Unternehmens nutzen mittlerweile mehr als 200 mittelständische Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz die KI-Lösung von AmberSearch, die unabhängig von externen Anbietenden oder fremdbetriebenen KI-Modellen arbeitet. Sie verbindet dabei verschiedene KI-Anwendungen, die ein Unternehmen nutzt und sorgt so für einen nahtlosen Datenaustausch, nicht nur mit US-amerikanischen Softwaresystemen, sondern auch mit europäischen. Somit können Firmen ihre Daten unternehmensweit ohne Einschränkungen einsehen, aufbereiten und nutzen. Zudem verbindet amberSearch On-Premise- und Cloud-Systeme, was besonders für Unternehmen mit hybriden IT-Strukturen von Vorteil ist, um Prozesse plattformunabhängig zu optimieren.

Philipp Reißel, Mitgründer und CEO von amberSearch: „Unsere Mission ist es, Künstliche Intelligenz im Mittelstand voranzutreiben und nutzbar zu machen – besonders in traditionellen Branchen wie dem verarbeitenden Gewerbe. Dort gibt es riesige Datenmengen, aber die Einführung von KI ist oft schwierig. Unternehmen kämpfen mit komplexer Technik, knappen Ressourcen und Datenschutzbedenken. AmberSearch bietet diesen Unternehmen eine einfach bedien- und integrierbare Lösung, welche kaum IT-Kenntnisse erfordert und somit die Einstiegshürden für KI-Anwendungen deutlich senkt.“

Automatisierte Workflows durch KI-Agenten

Mit der neuen Finanzierung will amberSearch über klassische Suchfunktionen hinauswachsen und zur zentralen KI-Plattform für mittelständische Unternehmen werden. Ziel ist, die KI-gestützte Automatisierung als KI-Assistenz auszubauen, indem KI-Agenten Zugang zu Unternehmenswissen ermöglicht wird.

Bastian Maiworm, Mitgründer und CRO von amberSearch, sagt: „Für ein Unternehmen sind KI-Agenten nur dann wirklich nützlich, wenn sie auf das interne Wissen eines Unternehmens zugreifen und Prozesse in Gang setzen können. Dafür braucht es Schnittstellen, die genau das ermöglichen – das bietet amberSearch. Unser Ziel ist es, Unternehmen zu helfen, ihre Prozesse zu automatisieren und KI nahtlos in ihre bestehende Umgebung zu integrieren. Am Ende geht es darum, Betriebe effizienter und wettbewerbsfähiger zu machen.“

Nicolas Barthalon, Investor bei Ventech, fügt hinzu: „In nur wenigen Monaten hat amberSearch bereits seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, KI in großem Maßstab zu implementieren und geschickt durch das komplexe Geflecht an Unternehmensdaten zu navigieren, um unstrukturierte Prozesse und das Fachwissen der Mitarbeiter nutzbar zu machen. Dies hat zu einer beeindruckenden Akzeptanz und Nutzung innerhalb von Organisationen geführt und amberSearch im Zentrum der Arbeitsabläufe von KMUs positioniert. Wir sind begeistert, mit diesem erstklassigen Team zusammenzuarbeiten und die globalen Ressourcen von Ventech zu nutzen, um das rasante Wachstum des Unternehmens zu unterstützen.“

Flexvelop: FinTech sichert sich 44 Mio. Euro Wachstumskapital

Das 2018 von Dr. Hans-Christian Stockfisch, Dr. Ephraim Robbe, Timo Küsel und Marvin Nelle gegründete Flexvelop bietet Unternehmen eine innovative Alternative zu althergebrachten Leasing- und Kreditmodellen und hat sich mit der neuen Kapitalrunde vom Start-up zum Grown-up entwickelt.

2018 startete Flexvelop mit der Vision, Unternehmen eine innovative Alternative zum Kauf und Leasing von Geräten anzubieten. Die neue Finanzierungsform des Hamburger FinTechs mit dem Namen „Fle-xen“ vereint die klassischen Vorteile von Miete, Leasing und Kredit in einer Lösung. Durch den gezielten Einsatz digitaler Prozesse und maßgeschneiderter Konditionen ist Flexen heute eine der schnellsten, kosteneffizientesten und flexibelsten Finanzierungslösung für Business Equipment.

Was einst mit dem Flexen von Geräten für Selbständige begann, umfasst heute auch Großprojekte mit bis zu 1.000 Geräten pro Unternehmen in diversen Branchen. Nun gelang es dem FinTech, 44 Millionen Euro frisches Kapital für weiteres Wachstum zu akquirieren: Kreditlinien von insgesamt 40 Millionen Euro stammen von diversen Refinanzierungspartnern und weitere 4 Millionen Euro Eigen-kapital stammen von den bestehenden Partnern InnoVentureFonds und Seventure Partners.

Der InnoVentureFonds (IVF) der Innovationsstarter Fonds Hamburg GmbH – ein Finanzierungs- in-strument für Start-ups aus Hamburg mit erfolgreich abgeschlossener Seed Phase, mit dem Ziel, das Eigenkapital innovativer Start-ups zu stärken und sie bei ihrem weiteren Wachstum zu unterstützen – investiert in das Unternehmen. Die Senior Investmentmanagerin des IVF, Stefanie Höhn, zeigt sich zuversichtlich: „Flexvelop bietet eine dringend benötigte Finanzierungsalternative für kleine und mittlere Unternehmen“, sagt sie. „Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sind flexible Finan-zierungsmodelle gefragter denn je – und wir sind überzeugt, dass Flexvelop in diesem Bereich eine Schlüsselrolle einnehmen wird. Nachdem wir bereits mit dem Seedfonds IFH II investiert haben, freuen wir uns, das Team mit dem IVF auf dem guten Weg Ihrer Entwicklung weiter zu unterstützen“, so die Senior Investmentmanagerin weiter.

In dieselbe Richtung gehen die Prognosen eines weiteren bestehenden Kapitalgebers: „Flexvelop hat bewiesen, dass sein innovatives Mietmodell für Unternehmen deutschlandweit funktioniert – und das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft. Als überzeugter Bestandsinvestor freuen wir uns, die nächste Wachstumsphase mit unserer Finanzierung zu unterstützen“, fasst Julien Cazor, Venture Partner von Seventure Partners zusammen.

Flexvelop will das frische Kapital nutzen, um weitere große Partnerschaften mit Händlern und Herstellern aufzubauen. Zudem möchte das Unternehmen mit der neuen Finanzausstattung künftig auch größere Auftragsvolumina finanzieren. Darüber hinaus soll der Wachstumskurs konsequent fortgesetzt werden.

„Wir bedanken uns bei allen Investoren und Banken für das entgegengebrachte Vertrauen“, betont Dr. Hans-Christian Stockfisch, CEO von Flexvelop. Die Finanzierung sei von hoher Bedeutung für die Ex-pansion und Weiterentwicklung des Unternehmens. Zudem habe Flexvelop seine Transformation vom Start-up zum „Grown-up“ durch die Aufstockung der Kapitalausstattung nun endgültig abgeschlossen.

Parallel zur Kapitalaufstockung präsentiert Flexvelop ein neues Corporate Design. Die neue Markenidentität – mit modernisiertem Logo, neuer Website und klaren Designlinien – unterstreicht die Entwicklung vom agilen Start-up zur etablierten Finanzierungsplattform. „Insgesamt ist das Rebranding ein logischer Schritt, um unsere Positionierung als führende Mietfinanzierungslösung für Unternehmen zu verdeutlichen“, so das Resümee von Stockfisch.

CleanTech C1 sichert sich 20 Mio. Euro zur Kommerzialisierung von grünem Menthol

Das 2022 gegründete Berliner CleanTech C1 Green Chemicals AG hat sich 20 Mio. Euro Kapital gesichert, um seine Katalysatortechnik für grünes Methanol zur Marktreife zu bringen. Der Baustart einer Demonstrationsanlage ist für 2025 geplant.

Mit grünem Methanol lassen sich drei Industrien in Richtung CO2-Neutralität transformieren: Schifffahrt, Luftfahrt und kohlenstoffbasierte Chemieproduktion. Gleichzeitig wird durch den Einsatz des zirkulären Rohstoffs die Abhängigkeit von ausländischen Ressourcen erheblich reduziert und die Resilienz der Branchen gestärkt.

C1 hat in Zusammenarbeit mit der CreativeQuantum GmbH und dem Leibniz-Institut für Katalyse e.V. (LIKAT) eine grundlegend neue, homogene Katalyse zur Herstellung von Methanol entwickelt und patentiert. Das C1 Verfahren ist wesentlich selektiver, produktiver und effizienter als die bisher im Einsatz befindliche heterogene Katalyse, welche auf ein Patent aus dem Jahr 1921 zurückgeht. Die Berliner entwickeln und skalieren dabei ausschließlich auf Grundlage von regenerativen Rohstoffen und erneuerbarer Energie. Von den ersten Schritten der Entwicklung eines Produktionsprozesses an werden alle Prozesse so konzipiert, dass ein geschlossener Kohlenstoffkreislauf möglich ist. Damit unterstützt C1 die Industrie auf ihrem Weg aus der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen wie Öl, Gas und Kohle.

15 Mio. Kapitalerhöhung und 5 Mio. Forschungszulage

15 Millionen Euro kommen aus einer Kapitalerhöhung durch renommierte Investoren, allen voran von denkapparat, dem Family Office der think-cell Gründer Markus Hannebauer und Arno Schödl. Mit dabei sind außerdem Planet A Ventures, Maersk Growth, SquareOne, Prof. Wolfgang Reitzle (vormals CEO von Linde) und Jim Hagemann Snabe (Aufsichtsratsvorsitzender Siemens). Die restlichen 5 Millionen Euro fließen C1 aus bewilligter Forschungszulage zu.

“Bei C1 kommt einfach alles zusammen: Spitzenforschung für ein ökologisch und kommerziell überaus relevantes Problem, pragmatische Gründer mit einer klaren Vision und ein Team mit beeindruckender technologischer und kommerzieller Kompetenz. Genau das Profil, das wir als unternehmerisch geprägte Investoren suchen. Es war sofort klar, dass wir in dieser Runde in den Lead gehen“, sagt Markus Hannebauer von denkapparat.

Next Step: Demonstrationsanlage

Das eingeworbene Kapital will C1 dazu nutzen, die weltweit erste Demonstrationsanlage für homogen katalysiertes Methanol zu errichten. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren. Der Startschuss für den Bau soll noch in diesem Jahr fallen.

Mit seinen ambitionierten Plänen konnte C1 in den vergangenen Monaten erfahrene Chemiker, Chemieingenieure, Verfahrenstechniker und Projektmanager von etablierten Unternehmen wie Linde, BASF, Clariant, Shell und Tesla abwerben. Das Berliner Unternehmen entwickelt sich damit zunehmend zum Talentmagneten mit zentraler Rolle in der Transformation der Chemieindustrie.

doinstruct: Compliance-Start-up sichert sich 16,5 Mio. Euro

Die 2021 von Daniel Marinkovic und Charlotte Rothert in Osnabrück gegründete Compliance-Plattform für Mitarbeitendenschulungen doinstruct bietet Schulung gewerblicher Mitarbeitenden mittels einer KI-gestützten Compliance-Plattform.

Die 2021 von Daniel Marinkovic und Charlotte Rothert in Osnabrück gegründete Compliance-Plattform für Mitarbeitendenschulungen doinstruct gibt eine Serie-A-Finanzierung in Höhe von 16,5 Mio. Euro bekannt, die von HV Capital angeführt wird und an der sich bestehende Investoren wie Creandum und der High-Tech Gründerfonds (HTGF) beteiligen.

Die Finanzierung stellt das dritte erfolgreiche Fundraising-Jahr in Folge für das Unternehmen dar, das nun insgesamt 26 Millionen Euro eingesammelt hat, um Firmen aus der Lebensmittelindustrie, Baubranche, Logistik oder dem produzierenden Gewerbe mittels einer KI-gestützten Plattform bei der Bewältigung der wachsenden regulatorischen Komplexität zu unterstützen.

Doinstruct hat sich von einer Schulungslösung zu einer KI-gestützten Compliance-Software entwickelt, die die Einhaltung von Sicherheitsvorgaben und Vorschriften mühelos ermöglicht. Die Plattform bildet die Arbeitsplatzstruktur ihrer Kund*innen nach, identifiziert automatisch Risiken, erstellt Dokumentationen und liefert ansprechende, mundgerechte Schulungsinhalte in den Muttersprachen der Mitarbeitenden – und das alles ohne App-Downloads, Passwörter oder E-Mail-Adressen.

"Unternehmen ersticken in regulatorischen Anforderungen, während sie gleichzeitig mit Personalknappheit und Druck zur Effizienzsteigerung zu kämpfen haben", sagt Charlotte Rothert, CEO und Mitbegründerin von doinstruct. "Gewerblichen Mitarbeitern - egal, ob in der Lebensmittelindustrie, auf dem Bau, im Lager oder in der Fertigung - fehlen die grundlegenden Hilfsmittel, die für Büroangestellte selbstverständlich sind. Fast eine Milliarde dieser Arbeitskräfte kämpfen mit Sprachbarrieren, Verständnisproblemen oder Lese- und Rechtschreibschwäche und müssen sich dennoch täglich mit immer komplexeren Vorschriften auseinandersetzen. Herkömmliche Ansätze lassen sowohl die Arbeitnehmer als auch die Arbeitgeber im Stich und führen zu untragbaren Belastungen für die Unternehmen."

"Wir erleben einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise, wie Industrieunternehmen Compliance und operative Exzellenz angehen", sagt Mona Feder, CPO und Geschäftsführerin von doinstruct. "Für viele unserer Kunden ist doinstruct die erste sinnvolle Implementierung von KI. Wir lösen nicht nur Compliance-Herausforderungen - wir demokratisieren den Zugang zu KI für das Rückgrat unserer Wirtschaft.”

Gründer*in der Woche: Viva la Faba – der weltweit erste Käse aus Bio-Fababohnen

Mit dem ersten pflanzlichen Käse der Welt auf Basis von Bio-Fababohnen wollen die Viva-la-Faba-Gründer*innen Jan Haberzettl und Ariana Alva Ferrari die Lebensmittelindustrie transformieren und gesunde Käsealternativen bieten.

Lebensmittelsysteme verursachen etwa 24 Prozent der globalen CO-Emissionen, wobei tierische Proteine eine zentrale Rolle spielen. Kuhmilchkäse gehört zu den Lebensmitteln mit dem höchsten CO-Fußabdruck. Viva la Faba – ein junges Food-Tech-Start-up mit Sitz in Stuttgart – entwickelt innovativen pflanzlichen Käse auf Basis von Hülsenfrüchten. Mit dem ersten pflanzlichen Käse der Welt auf Basis von Bio-Fababohnen (auch Acker- oder Saubohne genannt) will das Team rund um die Gründer*innen Jan Haberzettl und Ariana Alva Ferrari die Lebensmittelindustrie transformieren und Verbraucher*innen hochwertige, nachhaltige und gesündere Käsealternativen anbieten. „Unser Ziel ist es, klimafreundliche Ernährung für alle zugänglich zu machen. Der Käse aus Fababohnen zeigt, wie innovative Lebensmittel den CO-Fußabdruck reduzieren können und dabei auch noch köstlich schmecken,“ so Ariana.

Auf der Suche nach einem guten veganen Käse

Die Viva-la-Faba-Gründungsstory begann vor vier Jahren an der Uni Hohenheim – mitten in der Pandemie. Jan und Ariana waren damals noch Studierende, und auf der Suche nach einem guten veganen Käse. Bis eines Tages eine E-Mail von einem Professor in ihrem Posteingang landete, der Studierende für die Teilnahme an einem großen europäischen Wettbewerb suchte. "Kurz gesagt, ging es darum, ein revolutionäres Lebensmittelprodukt zu entwickeln, das einen großen positiven Einfluss auf die Welt hat", so Jan.

Zusammen mit Studierenden verschiedener Fachrichtungen wie Lebensmittelwissenschaften, Wirtschaft, Biologie, Landwirtschaft und Nachhaltigkeit arbeiteten die beiden mehrere Monate in ihrer WG-Küche an dem ersten Prototypen. Sie entwickelten um die Wette – sogar gegen Teams aus Irland und Italien. Die ersten Ergebnisse waren ernüchternd – doch die beiden gaben nicht auf.

Zehn Monate später hatten sie ihr Ziel erreicht. Sie gewannen den ersten Preis mit ihrem pflanzlichen Käse. Sofort war den beiden klar, dass sie etwas ganz Besonderes in der Hand hatten. Also machten sie weiter, mit dem ambitionierten Ziel, die Welt mit dem besten pflanzlichen Käse zu versorgen.

Auf dieser unternehmerischen Reise wurde ein erstes echtes Labor bezogen, und die Entwicklung fortgesetzt. Doch Dinge, die im Labormaßstab geklappt hatten, funktionierten im Großen nicht. Letztendlich benötigten die Tüftler*innen ganze zwei Jahre Entwicklung, um den Code zu knacken und den ersten Käse der Welt aus Bio-Ackerbohnen zu finalisieren. "Dafür entwickelten wir einen einzigartigen Herstellungsprozess, welcher Tradition und Innovation vereint", so Jan.

Bester veganer Käse 2024

Mittlerweile sind die Produkte von Viva la Faba von PETA Deutschland als “bester veganer Käse 2024” ausgezeichnet worden. Darüber hinaus wurde das Start-up vor Kurzem mit dem Innovationspreis Bioökonomie des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Der Preis würdigt herausragende bioökonomische Innovationen, die einen bedeutenden Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft leisten. Die Auszeichnung unterstreicht zudem das Potenzial von Viva la Faba als eine klimafreundliche, ressourcenschonende und gleichzeitig geschmacklich überzeugende Alternative zu tierischem Käse – mit einem bis zu 90 Prozent geringeren CO-Fußabdruck als traditioneller Milchkäse.

Neue Maßstäbe in der Käseproduktion

Damit setzt Viva la Faba auch neue Maßstäbe in der Käseproduktion: Während viele pflanzliche Käsealternativen auf importierten Nüssen, Aromen und modifizierten Stärken basieren, nutzt Viva la Faba Rohstoffe der Bioökonomie, wie biologische Leguminosen und Pflanzenextrakte. Hülsenfrüchte sind nicht nur nachhaltiger im Anbau, sondern verbessern zudem die Bodenfruchtbarkeit, indem sie Stickstoff binden und Kohlenstoff speichern. „Unsere Innovation beweist, dass nachhaltige Bioökonomie längst keine Zukunftsvision mehr ist, sondern heute schon marktfähige Lösungen bietet“, sagt Mitgründer Jan.

Ein weiterer Meilenstein ist das von Viva la Faba initiierte und vom Land Baden-Württemberg geförderte Projekt LUMIKÄSE. Darin forscht das Start-up an Produkten mit einem besonders hohen Proteingehalt auf Basis regionaler Leguminosen aus Baden-Württemberg. Ziel ist es, durch innovative Verfahren nicht nur geschmacklich und ernährungsphysiologisch überzeugende Produkte zu schaffen, sondern auch regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen. „Wir zeigen, dass der Wandel zu einer klimafreundlichen Ernährungsweise nicht Verzicht bedeutet, sondern eine Bereicherung für Geschmack, Umwelt und Gesellschaft sein kann“, sagt Mitgründerin Ariana.

Marktstart im Einzelhandel und in der Gastro geplant

2025 soll die Käsealternative im deutschen Einzelhandel sowie in Gastronomiebetrieben eingeführt werden. Viva la Faba hat zudem erste strategische Partnerschaften mit Partnern aus der Lebensmittelindustrie geschlossen. „Unsere Vision ist es, pflanzlichen Käse aus Rohstoffen der Bioökonomie zu etablieren und mit Viva la Faba einen Beitrag zur Reduzierung der Klimaauswirkungen der Lebensmittelindustrie zu leisten“, so Isa Entenmann, Leiterin R&D bei Viva la Faba, abschließend.