Gründer der Woche: SpaceButler - der Neue im Boxen-Business

Gründer der Woche 01/18


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2017 als UG in Wiesbaden gegründet, will SpaceButler den bereits etablierten auf dem Selfstorage Markt Anteile abjagen. Wie das funktionierten soll, erfahren wir im Interview mit dem Gründer Dominik Stuckmann.

Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gekommen und was haben Sie vor der Gründung beruflich gemacht?

Während meines Studiums M.A. Sportmanagement eignete ich mir in der Universität wirtschaftliches Know-how an. Umso mehr ich lernte, umso mehr wuchs in mir die Vorstellung ein eigenes Unternehmen gründen zu wollen. Durch meine persönlichen schlechten Erfahrungen mit Umzügen und einem immer wieder auftretenden Platzmangel stand für mich schnell fest, meinen Schwerpunkte im Studium auf das Gründungs- und Logistikmanagement zu verlagern um eine nachhaltige Lösung für die eben genannten Probleme zu schaffen.

Aufgrund der Tatsache, dass die Einlagerung von Gegenständen über die herkömmlichen Selfstorage Anbieter meiner Meinung nach viel zu teuer und zu umständlich sind, da der Transport zum Lagerraum selbst organisiert werden muss, konnte ich dafür damals wie heute keine Begeisterung gewinnen. Schnell stand für mich fest eine intelligente Alternative zu herkömmlichen und überteuerten Selfstorage-Centern zu entwickeln. Ich fasste den Entschluss, dass theoretisch Gelernte in die Praxis umzusetzen und gründete mit Hilfe diverser Experten aus verschiedensten Branchen das Unternehmen SpaceButler.

Sie sagen, mit SpaceButler eine intelligente Alternative zu herkömmlichen Selfstorage-Centern“ bieten zu wollen – was bedeutet das genau?

Das bedeutet, dass wir den Menschen die Möglichkeit bieten möchten, ihre Gegenstände einfach, günstig und unkompliziert einzulagern. Um dies zu ermöglichen wurde sehr viel Zeit und Arbeit in ein kundenorientiertes Onlineportal investiert. Nach der Buchung über das Onlineportal wird ein Wunschtermin mit dem Kunden zur Abholung der Gegenstände vereinbart. Unsere geschulten Umzugshelfer werden innerhalb von 24 Stunden die Gegenstände abholen und in unsere sicheren Lagercenter einlagern. Darüberhinaus bietet unsere Webseite eine Archivierungsfunktion an, die den Überblick über die eingelagerten Gegenstände gewährleistet. Neben dem kostenlosen Abholservice bieten wir unseren Kunden kostenlose Lagerboxen zum Verpacken der Gegenstände an. Trotz erhöhter Servicequalität liegen unsere Preise unterhalb denen der Selfstorage-Anbieter.

In den USA haben Anbieter wie MakeSpace und Boxbee das Konzept bereits seit Jahren am Markt etabliert. Hierzulande sind u.a. Mein Online Regal, BoxConcept, Boxando am Markt. Auch als Abholdienste. Wo sehen Sie vor dem Hintergrund einer etablierten Branche Ihre Chancen bzw. wo sollen Ihre Kunden herkommen?

Der Selfstorage Markt, im deutschsprachigen Raum, fängt an sich zu entwickeln. Damit steigen die alternativen Lösungen zu den herkömmlichen Selfstorage Centern. Wir sind fest davon überzeugt,  dass sich unser Konzept aufgrund der Flexibilität und den günstigen Preisen von der Konkurrenz abheben wird. Dabei richtet sich unser Service an alle Personen, die mit Platzmangel zu kämpfen haben und von unserem bequemen und flexiblen Service profitieren möchten. Dazu gehören neben Privatkunden auch gewerbliche Kunden, die auf eine sichere und qualitative hochwertige Einlagerung Wert legen.

Auch Rocket Internet hat sich in diesem Segment mit viel Kapitaleinsatz ausprobiert – SpaceWays heißt sein Dienst. Einst schnell hierzulande gestartet und internationalisiert, ist er heute „nur noch“ in London aktiv. Was machen Sie besser als der Gigant Rocket?

Die Rocket Projekte sind dafür bekannt, dass sie Start-ups wie am Fließband gründen. SpaceWays war innerhalb eines extrem kurzen Zeitraums in verschiedenen globalen Metropolen vertreten. Diese Metropolen, seien es London, Paris oder Chicago, sind ganz unterschiedlich und können nicht miteinander verglichen werden. Man muss Mitarbeiter einstellen, Lagerraum anmieten und eine passende Marketingstrategie entwickeln. Alles Punkte, bei denen leichte Fehler unterlaufen können.
SpaceButler konzentriert sich vorerst auf das Rhein-Main-Gebiet, da ich diese Region sehr gut kenne und hier ein großes Netzwerk besitze. Ziel ist es, SpaceButler in diesem Gebiet zu etablieren und eine gute Reputation aufzubauen. Für mich steht nicht im Vordergrund schnellstmöglich zu expandieren, sondern vorerst erstklassigen Service zu bieten und hochqualitative Dienstleistungen zu erbringen. Somit ist SpaceButler näher am Kunden, geht individuell auf diesen ein und schafft somit Vertrauen.

Herrscht hier nicht ein reiner Verdrängungswettbewerb, der letztlich über den Preis bzw. den Marketing-Power des Anbieters entschieden wird?

So wie in fast allen anderen Branchen ist der Verdrängungswettbewerb nicht zu vermeiden. Neben Preis und Marketing spielt der Innovationsgeist, also die Umsetzung neuer Ideen und die kontinuierliche Weiterentwicklung des Konzepts, eine entscheidende Rolle für den Erfolg.

Nun zu Ihrem Business. Wie genau läuft das Einlagern via SpaceButler konkret ab?

Das Einlagern via SpaceButler ist sehr simpel aufgebaut. Nach der Registrierung in unserem Onlineportal kann der benötigte Lagerplatz online gebucht werden. Nachfolgend erhält man eine E-Mail mit der Bestätigung des Liefertermins. Daraufhin werden unsere professionellen und geschulten Umzugshelfer die Gegenstände innerhalb von 24 Stunden oder am Wunschtag an der hinterlegten Adresse abholen. Wird Hilfe beim Umzug oder Bepacken der Gegenstände benötigt, stehen die Helfer kostenlos zur Verfügung. Die Lagerboxen und Gegenstände werden in unseren sicheren Lagercentern in der Region eingelagert. Benötigt man die eingelagerten Gegenstände wieder, können diese über das Onlineportal einfach angefordert werden. Diese werden zum Wunschtermin oder innerhalb von 24 Stunden zurückgeliefert.

Und was kostet mich das Ganze?

Die Kosten variieren je nach Lagerplatzgröße. Wir bieten Lagerboxen ab 5,50 Euro im Monat und Lagerflächen ab 25,50 Euro im Monat an. Die Abholung der Gegenstände ist kostenlos. Die Rücklieferung der Gegenstände kostet einmalig 19,90 Euro.

Haben Sie eigene Lagerhallen oder greifen Sie auf bestehende zurück? Und welche (Sicherheits-)Maßstäbe setzen Sie an?

Die Boxen und Gegenstände werden in unseren angemieteten Lagercentern eingelagert. Die Lager sind ausgestattet mit 24-Stunden-Video-Überwachung, die Fenster und Türen sind verschlossen und nur autorisiertes Personal hat Zugang zum Lager. Selbstverständlich sind unsere Lager mit einem Einbruch-Melde-Alarmsystem ausgestattet. Um das mal zusammenzufassen, die Sicherheit hat bei uns oberste Priorität.

Und last but not least: Was raten Sie anderen Gründern aus eigener Erfahrung?

Angehenden Gründern rate ich immer wieder zu einer genauen Planung des Geschäftsmodells. Viele haben eine Idee, aber kein richtiges Konzept. Erarbeitet ein Konzept und holt euch die Meinung anderer Experten ein. Wenn das Konzept einmal steht, müssen die Ängste zu handeln überwunden werden. An diesem Punkt scheitern die meisten angehenden Gründer, da sie sich von den Kritikern beeinflussen lassen und aufhören an den Erfolg zu glauben. Dazu ein passendes Zitat von Johann Wolfgang von Goethe: „Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun.“

Hier geht's zu SpaceButler

Das Interview führte Hans Luthardt

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MANSIO: Aachener Start-up schließt Mio.-Seed-Finanzierung ab

Das 2020 von Dr. Maik Schürmeyer gegründete MANSIO betreibt eine webbasierte Software, die ein neuartiges Relay-Transport-System im Fernverkehr ermöglicht.

Die Seed-Finanzierung im siebenstelligen Bereich wurde mit Unterstützung von BayStartUP realisiert. Neben den Lead-Investoren STS Ventures und MobilityFund beteiligen sich erfahrene Business Angels aus der Logistikbranche. MANSIO betreibt eine webbasierte Software, die ein neuartiges Relay-Transport-System ermöglicht: Trailer werden auf definierten Strecken von einem Lkw zum nächsten übergeben, sodass lange Einzelfahrten entfallen. Statt die gesamte Strecke zu fahren, übernimmt jede(r) Fahrer*in eine Teilstrecke und kehrt nach der Schicht in seine/ihre Heimatregion zurück. Diese Technologie ermöglicht eine deutlich höhere Auslastung der Fahrzeuge, reduziert Leerfahrten und optimiert den Einsatz der Fahrer*innen. MANSIO bietet damit eine Lösung für zentrale Herausforderungen der Logistikbranche: den steigenden Kostendruck, den zunehmenden Fahrer*innenmangel und die Nutzung von batterieelektrischen Lkw im Fernverkehr.

MANSIO: Nachhaltige Transportlösung bietet wirtschaftliche Vorteile

Das Relay-Transport-System ist die erste Softwarelösung, die die durchgängige Organisation von Trailer-Übergaben über Unternehmensgrenzen hinweg ermöglicht. Die Plattform vernetzt Transportdaten unterschiedlicher Speditionen, berechnet optimierte Routen in Echtzeit und schafft die Basis für einen durchgehenden Zweischichtbetrieb. Durch den Einsatz der Technologie können Speditionen ihre Fixkosten pro Lkw deutlich senken, da die Fahrzeuge optimal ausgelastet werden. Gleichzeitig reduziert das System Leerfahrten und verringert den CO-Ausstoß. Besonders für den Einsatz batterieelektrischer Lkw bietet der Relay-Transport Vorteile: Die Fahrzeuge können gut planbar und kostengünstig in den Heimatdepots geladen werden, wodurch Reichweitenprobleme entschärft werden. Zusätzlich bietet MANSIO eine mobile App, über die Lkw-Fahrer*innen Informationen zu Wechselpunkten erhalten, den Fahrzeugzustand dokumentieren und Transportdokumente digital abwickeln können.

Expansion in den europäischen Markt

Mit dem frischen Kapital will MANSIO seine Technologie europaweit ausrollen und gezielt in den Vertrieb investieren. Das Potenzial ist groß: Der europäische Straßengüterverkehr hat ein jährliches Volumen von rund 350 Milliarden Euro – mit steigender Tendenz. 56 % der zurückgelegten Kilometer entfallen auf den Fernverkehr, also auf Strecken von mehr als 300 Kilometern. Gleichzeitig verschärft die EU ihre Vorgaben zur Reduzierung der CO-Emissionen: Bis 2030 müssen diese im Straßengüterverkehr um 45 % gegenüber 1990 sinken, was die Branche zum Umdenken zwingt. Die Lösung richtet sich daher sowohl an große Transportunternehmen mit eigener Flotte als auch an Industrie- und Handelsunternehmen, die eine wirtschaftliche und CO-neutrale Fernverkehrslogistik mit E-Lkw aufbauen wollen.

Erfahrenes Team mit tiefgehender Branchenexpertise

Hinter MANSIO steht ein erfahrenes Team mit umfassender Expertise in den Bereichen Logistik, IT und Unternehmensführung. Dr. Maik Schürmeyer, Gründer und Geschäftsführer, studierte Maschinenbau an der RWTH Aachen und absolvierte ein Managementstudium an der Tsinghua University in Peking. Nach seiner Tätigkeit als Unternehmensberater in der Logistikbranche leitete er die Logistik eines internationalen Industrieunternehmens und wurde 2017 Professor für Logistik an der Hochschule Niederrhein. Gemeinsam mit seinem Team bringt er fundiertes Know-how ein, um eine digitale Lösung zu entwickeln, die den Gütertransport auf der Straße grundlegend transformieren kann.

Dr. Maik Schürmeyer sagt: „BayStartUP hat uns bei der Vorbereitung und Durchführung unserer Finanzierungsrunde sehr unkompliziert und zielorientiert unterstützt. Über die Investorenkonferenz ‚VentureCon‘ sowie eine direkte Ansprache passender Investoren haben wir zahlreiche wertvolle Kontakte zu passenden Investoren erhalten. Wir danken BayStartUP für die tolle Unterstützung und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.“

Gründer*in der Woche: mika – mit KI gegen Bürokratie

Das 2023 von Agnieszka Walorska als CEO übernommene und 2024 durch Lukas Linnekuhle und Henry Müssemann ergänzte Berliner GenAI-Start-up mika entwickelt KI-gestützte Lösungen, um kleine Unternehmen von Bürokratie zu entlasten. Mehr dazu erfährst du hier.

„Nach Berechnungen des ifo-Instituts kostet die Bürokratie die deutsche Wirtschaft jährlich 146 Milliarden Euro. Eine effizientere Verwaltung könnte das Bruttoinlandsprodukt um 4,6 Prozent steigern. Doch die vergangenen Jahre zeigen: Trotz politischer Versprechen gibt es keine Entlastung für Unternehmen, sondern eher noch mehr Auflagen und Formulare", sagt Agnieszka Walorska, CEO von mika.

Das Start-up mit Sitz in Berlin entwickelt deshalb intelligente KI-Agenten, mit denen Unternehmen administrative Prozesse und Verwaltungsaufgaben einfacher bewältigen können. „Unsere KI-Anwendungen lichten den bürokratischen Dschungel. Am Ende gewinnen Unternehmen den Freiraum, den sie brauchen, um sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren", so Agnieszka.

Übersetzungshilfe für kompliziertes Amtsdeutsch

Mit dem kostenlosen Behördenbrief-Übersetzer bietet mika beispielsweise ein Tool, das amtliche Schreiben analysiert, verständlich aufbereitet und anschließend klare Handlungsschritte inklusive wichtiger Fristen aufzeigt. „Selbst gut ausgebildete Muttersprachler scheitern oft an den verschachtelten Sätzen, dem Fachjargon und den unklaren Formulierungen. Mit unserer KI entschlüsseln wir die wichtigen Informationen und erstellen einen exakten Fahrplan, damit Unternehmen genau wissen, was wann wie zu erledigen ist“, so die mika-CEO.

Administrative Hürden abzubauen, Finanzprozesse automatisieren

Der KI-Agent wird kontinuierlich weiterentwickelt und soll in Zukunft Verwaltungsaufgaben nicht nur verständlicher machen, sondern zunehmend selbständig erledigen – von Steuerformularen bis zur Finanzplanung. „Gerade junge Unternehmen können aufgrund von Zeit- und Personalmangel nicht in allen kniffligen Behördenfragen Experten beauftragen. Mit dem KI-Agenten haben sie nun ein Werkzeug an der Hand, mit dem sie rasch eine solide Informationsbasis und Sicherheit gewinnen, damit das Unternehmen weiter wachsen kann“, sagt Agnieszka.

2024: ein Jahr mit großen Erfolgen

Um weiter wachsen zu können, hatte sich das ambitionierte Start-up 2024 eine 800.000-€-Pre-Seed-Finanzierungsrunde gesichert. Mehr dazu liest du hier.

Darüber hinaus konnten sich die Gründer*innen den Hauptpreis der renommierten EY Startup Academy 2024 sichern. Nach sechs intensiven Wochen mit knapp 25 Workshops überzeugten sie beim abschließenden Pitch-Event die Jury der EY Startup Academy nicht nur mit ihrem Geschäftsmodell, sondern auch durch ihre sichtbaren Fortschritte während des Programms und sicherten sich so den Sieg.

Roadsurfer: Münchner Camper-Reisen-Anbieter erhält 30 Mio. Euro zur Flottenexpansion

Das 2016 von Markus Dickhardt, Dr. Susanne Dickhardt, Christoph Niemann, Stephie Niemann und Jean-Marie Klein in München gegründete und international agierende Unternehmen Roadsurfer, Marktführer im Bereich Camper-Reisen, sichert sich eine 30 Mio. Euro Finanzierung durch Avellinia Capital. Die Finanzierung soll die Investition zur Flottenexpansion auf 10.000 Fahrzeuge abdecken.

Die Finanzierung durch das Londoner Investmentunternehmen Avellinia Capital soll die gesamten, im Jahr 2025 geplanten Flotteninvestitionen von roadsurfer abdecken und somit eine weitere Expansion der Flotte in bestehenden Märkten in Europa und Nordamerika sichern. Mit der Investition plant das Münchner Unternehmen die eigene Flotte ohne den Einsatz zusätzlichen Wachstumskapitals von 8.500 auf rund 10.000 Fahrzeuge zu erweitern.

Markus Dickhardt, Mitgründer und CEO von roadsurfer, über die Finanzierung: „Die Unterstützung und das Vertrauen eines renommierten Investors wie AvCap demonstrieren unseren starken Zugang zu den Kapitalmärkten und unterstreichen die Stärke unseres Geschäftsmodells. Wir freuen uns sehr über den Abschluss der Finanzierung, die es uns ermöglicht, das Angebot für unsere Kundinnen und Kunden zu optimieren und uns weiterhin auf den Ausbau unserer Marke zu konzentrieren.“

„Wir freuen uns, roadsurfer in dieser wichtigen Wachstumsphase zu begleiten“, sagt Julian Schickel, Managing Partner bei Avellinia Capital. „Diese Transaktion unterstreicht die Expertise von AvCap, maßgeschneiderte Finanzierungslösungen für innovative Unternehmen mit starkem, asset-basiertem Wachstumspotenzial zu liefern. Roadsurfers Engagement für Nachhaltigkeit und seine einzigartige Positionierung im Reisemarkt machen das Unternehmen zu einem idealen Partner für uns.“

ARX Robotics eröffnet Europas größte Produktionsstätte für autonome Verteidigungssysteme

Das 2021 von Marc A. Wietfeld, Stefan Röbel und Maximilian Wied in München gegründete DefenseTech-Start-up ARX Robotics – Europas führendes Start-up für unbemannte autonome Landsysteme – gibt die Eröffnung der größten Produktionsstätte für autonomiefähige unbemannte Bodensysteme in Europa bekannt.

ARX Robotics ist ein führendes deutsches Start-up in der Rüstungsindustrie. Das Dual-Use-Robotikunternehmen entwickelt autonome unbemannte Bodensysteme mit skalierbaren Hardwarekomponenten und Softwarearchitekturen. Mit seinen innovativen, modularen Plattformen nutzt ARX das transformative Potenzial der Robotik, um die Möglichkeiten in Bezug auf Produktivität, Effizienz und Sicherheit für verschiedene Branchen neu zu gestalten. ARX-Systeme werden derzeit von sechs europäischen Streitkräften in den Bereichen Aufklärung, Überwachung, Transport, CASEVAC, Ausbildung und Simulation eingesetzt, beschafft oder getestet.

Die offizielle Einweihung der Produktionsstätte fand am 5. Februar bei München statt. Dieser Meilenstein markiert den Beginn einer neuen Wachstumsphase: Mit der neuen Anlage kann ARX Robotics seine Produktionskapazitäten erheblich erweitern und einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung globaler Sicherheitsherausforderungen leisten.

„Die Eröffnung unseres neuen Werks ist ein bedeutender Schritt – sowohl für unser Unternehmen als auch für unser Engagement zur Unterstützung der Ukraine“, sagt Marc Wietfeld, Mitbegründer und CEO von ARX Robotics: „Europas Streitkräfte stehen vor strukturellen Herausforderungen hinsichtlich Personal und Ausrüstung. Unbemannte Systeme bieten die Möglichkeit, diese Fähigkeitslücke zu schließen – vorausgesetzt, sie lassen sich in großer Masse mit einer europäischen Lieferkette produzieren. „Unsere neue Produktionsanlage ist ein entscheidender Meilenstein auf diesem Weg, um Europas strategische Technologiesouveränität und Resilienz zu stärken.“

In den vergangenen sechs Monaten hat ARX Robotics seine Produktionskapazitäten für unbemannte Systeme um das 30-Fache gesteigert und damit eine industrielle Serienfertigung ermöglicht. Diese Expansion festigt die Position des Unternehmens als Vorreiter der europäischen Verteidigungstechnologie und unterstreicht seine Fähigkeit, Streitkräfte mit skalierbaren und leistungsstarken Lösungen zu unterstützen.

Ein weiterer bedeutender Meilenstein ist die Auslieferung der größten Flotte unbemannter Bodensysteme (UGS) westlicher Bauart in die Ukraine. Damit unterstreicht ARX Robotics sein klares Bekenntnis zur europäischen und globalen Sicherheit. Die erfolgreiche Bereitstellung dieser fortschrittlichen Systeme demonstriert die Fähigkeit des Unternehmens, essenzielle Verteidigungstechnologien in großem Maßstab zu liefern und verbündete Nationen bei der Bewältigung aktueller sicherheitspolitischer Herausforderungen zu unterstützen.

KI-Start-up Prior Labs erhält 9 Mio.-Euro-Pre-Seed-Finanzierung

Das 2024 von Frank Hutter, Noah Hollmann und Sauraj Gambhir gegründete Freiburger KI-Start-up Prior Labs hat ein neues KI-Modell (TabPFN) für tabellarische Daten entwickelt, um das bisher ungenutzte Potenzial von Tabellen- und Datenbankanalysen freizusetzen.

Sogenannte strukturierte Daten in Tabellen und Datenbanken finden sich überall – in klinischen Studien, im Finanzsektor, bei Umweltmessungen oder auch in der Fertigung. Doch während generative KI für Text und Bilder bisher das Gespräch dominieren, spielten Tabellen kaum eine Rolle. Der Grund dafür: Die Daten sind unübersichtlich, vielfältig und stark kontextbezogen. In der Regel nutzen Unternehmen daher nach wie vor veraltete Tools oder sind für jede Aufgabe auf teure, maßgeschneiderte ML-Modelle angewiesen.

Tabellen-KI für besseren Umgang mit Unternehmensdaten

Das 2024 von Frank Hutter, Noah Hollmann und Sauraj Gambhir mit Unterstützung von Bernhard Schölkopf und Alex Diehl gegründete Prior Labs steht für einen Paradigmenwechsel: Ihr TabPFN-Modell bietet eine universelle Lösung, um tabellarische Daten zu analysieren. Es wurde auf 130 Millionen synthetischen Datensätzen trainiert und kann sofort Muster in jedem Datensatz verstehen und ableiten, ohne dass ein aufgabenspezifisches Training erforderlich ist. Als Basismodell kann es außerdem mit unternehmenseigenen Daten optimiert werden, sodass es kontinuierlich genauer wird und sich besser an reale Herausforderungen anpasst.

TabPFN: Präziser, schneller, günstiger

Zudem ist TabPFN präziser als andere moderne Modelle: Laut Aussagen des Unternehmens übertraf es bei kleinen tabellarischen Daten übertraf es diese in über 96 Prozent der breit gefächerten Vorhersageprobleme. Dazu benötigt TabPFN nur 50 Prozent der Daten, um dieselbe Genauigkeit zu erreichen, wie das nächstbeste Modell mit allen Daten. Zudem benötigt es nur 2,8 Sekunden, um eine bessere Leistung zu erzielen als die besten Modelle in mehr als 4 Stunden. Es ist einfach zu bedienen und lässt sich mit nur wenigen Zeilen Code auf jeden Datensatz anwenden.

TabPFN kann Branchen wie Handel, Finanzwesen oder Bereiche der Geschäftsanalyse deutlich rentabler machen. Denn es liefert schnellere und genauere Vorhersagen – die Grundlage, um wichtige Entscheidungen treffen zu können. Auch Branchen mit beschränkter Datenverfügbarkeit wie dem Gesundheitswesen, der Medizin und der Klimaforschung, in denen es oft schwierig oder teuer ist, Daten zu erfassen, profitieren von TabPFNs Dateneffizienz. Das Modell kann auch für Zeitreihenprognosen verwendet werden und belegt derzeit den ersten Platz im branchenüblichen GIFT-Eval-Benchmark, vor dem beliebten Chronos-Modell von Amazon oder Google’s Modellen.

Die aktuelle Finanzierungsrunde wird von Balderton Capital angeführt; ebenfalls beteiligt sind XTX Ventures, die Hector Foundation des SAP-Gründers Hans Werner-Hector, Atlantic Labs und Galion.exe. Ebenfalls investierten prominente KI-Angel-Investor*innen wie Thomas Wolf (Gründer und CSO von Hugging Face), Peter Sarlin (Gründer und CEO von Silo AI), Guy Podjarny (Gründer von Snyk und Tessl), Robin Rombach (Gründer und CEO von Black Forest Labs), Ed Grefenstette (Director bei DeepMind), Chris Lynch (Gründungsinvestor Data Robot und CEO von AtScale), Ash Kulkarni (CEO von Elastic) sowie weitere Führungskräfte.

Mit dem frischen Kapital plant Prior Labs, die Produktentwicklung zu beschleunigen, das Team zu erweitern und sein revolutionäres Grundlagenmodell mehr Nutzer*innen zugänglich zu machen.

Verbesserte API für nahtlose Einbindung

Als weiteren Meilenstein bietet Prior Labs nun eine verbesserte API an. Sie ermöglicht Unternehmen, die Funktionen von TabPFN nahtlos zu integrieren. Weiterhin arbeitet das Freiburger Start-up daran, sein Basismodell noch schneller, genauer und effizienter zu machen. So unterstützt das neue Modell inzwischen Textmerkmale und kann mit eigenen Daten verbessert werden. Zudem lassen sich kontextbezogene Informationen über die Problemdomäne einbeziehen, was TabPFN noch genauer und benutzerfreundlicher macht.

Frank Hutter, Mitgründer und CEO von Prior Labs, kommentiert: „Die meisten kritischen Entscheidungen in der Welt stützen sich auf Tabellendaten. Doch die meisten Datenanalysetools sind veraltet, wirklich intelligente Tools fehlen bisher. Unser Basismodell bedeutet einen Quantensprung für Wissenschaft und Unternehmen und ihre wertvollsten Daten. Wir arbeiten an einer Zukunft, in der Tabellen mithilfe von KI genauso unkompliziert verarbeitet werden können, wie es bereits für Text und Bilder der Fall ist. Unser Modell liefert deutlich schneller genauere Vorhersagen als bisherige Ansätze und liefert größeren Nutzen aus kleineren Datensätzen.“

James Wise, Partner bei Balderton Capital, ergänzt: „Tabellarische Daten sind das Rückgrat von Wissenschaft und Wirtschaft. Aber der bisherige KI-Boom, der Daten wie Texte, Bilder oder Videos erfasst hat, wirkt sich bisher nur marginal auf tabellarische Daten aus. Der Durchbruch von Prior Labs setzt die Superkräfte des maschinellen Lernens nun auch für diesen Bereich frei – ohne dass alle ihre eigenen Modelle trainieren müssen. Wir freuen uns, dieses Spitzenteam dabei zu unterstützen, in ganzen Branchen den Wert von Tabellendaten zu erschließen.“

DeepTech-Start-up assemblean sichert sich 1,8 Mio.-€-Seed-Finanzierung

Das 2021 von Markus Dalecki, Dr. Ing. Xiaojun Yang und Dr.-Ing. Alexander Pöhler gegründete assemblean hat eine Plattform zur Automatisierung von Fertigung und Lieferkette entwickelt und erschließt mit seinem Production-as-a-Service-Ansatz den 2,4-Billionen-EUR-Markt für Auftragsfertigung.

Assemblean wurde 2021 mit Mitteln des EXIST-Forschungstransfer-Programms und der EU gegründet und hat seinen Hauptsitz in Paderborn. Die Finanzierungsrunde wird angeführt von b2venture, Archimedes New Ventures und Business Angels des Teuto Seed Clubs beteiligen sich ebenfalls an der Runde.

„Unsere Mission ist es, die Produktion für unsere Kunden so einfach wie möglich zu machen. Wir schaffen die Infrastruktur, um mit unserer digitalen Plattform alles im großen Maßstab zu produzieren“, so assemblean-Mitgründer*innen Dr.-Ing. Alexander Pöhler und Dr.-Ing. Xiaojun Yang. „Wir freuen uns, mit b2venture einen neuen Investor gewonnen zu haben, der unsere Mission unterstützt, und wir freuen uns darauf, neue Möglichkeiten für Start-ups, KMUs und Unternehmen zu erschließen, um mit unserer Infrastruktur Produkte zu entwickeln.“ 

Assemblean bietet über seine digitale Plattform Produktionsdienstleistungen für technische Komponenten, Module und Produkte an. Das Unternehmen vereinfacht die Produktion mit einem automatisierten Beschaffungs- und Lieferkettenmanagementansatz, der Kosten und Vorlaufzeiten reduziert und die Produktion somit effizienter macht.
Nach eigenen Angaben bedient assemblean bereits über 100 Kund*innen aus verschiedenen Branchen. Mit dem frischen Kapital will assemblean seine Plattform weiter automatisieren, eine automatische Qualitätskontrolle integrieren und seine Operations skalieren.

„Von Anfang an waren wir beeindruckt von der Kompetenz und dem Engagement des assemblean-Teams, und wir freuen uns sehr, die weitere Entwicklung des Unternehmens zu unterstützen“, sagte Florian Schweitzer, Partner bei b2venture. „Mit seiner Plattform und der erstklassigen Technologie ist assemblean auf dem besten Weg, ein führender Akteur bei der Transformation der Fertigungsindustrie für Unternehmen jeder Größe zu werden.“ 

„Wir glauben daran, dass das Team von assemblean mit seinem Deep-Tech Ansatz den Markt für Auftragsfertigung maßgeblich verändern wird“, so Marek Lehmann, Vorstandsmitglied im Teuto Seed Club. „Hier in der Region wird aktiv die nächste Generation der deutschen Industrielandschaft aufgebaut, und wir freuen uns darauf, diesen Weg bei assemblean mit unseren Angel Investoren zu begleiten.“

Nala Earth: Berliner Start-up sichert sich 3,8 Mio. Euro

Mit dem neuen Kapital will das 2023 von Nick Zumbühl, Nicolas Somogyi und Anna Alex gegründete Start-up seine Plattform ausbauen und neue Use Cases im Natur- und Biodiversitätsmanagement erschließen.

An der Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 3,8 Millionen Euro sind das Venture-Capital-Unternehmen IRIS, KOMPAS VC sowie die bestehenden Investoren Pale blue dot und Founderful beteiligt.

Das Nature Management Tool von Nala Earth ermöglicht es Unternehmen, ihre Auswirkungen auf die Natur zu messen, Risiken durch den Verlust von Biodiversität und Wasserknappheit zu managen und den wachsenden regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Das Unternehmen hat eine umfassende globale Naturdatenbank aufgebaut, indem es wissenschaftlich geprüfte Naturdaten aus über 50 Quellen nutzt und Satellitendaten mit eigenen KI-Modellen analysiert.

Ziel ist es, Unternehmen in die Lage zu versetzen, ihre Auswirkungen und Abhängigkeiten von der Natur auf der Grundlage wissenschaftlicher Prinzipien genau zu verstehen und zu quantifizieren.

Laut dem „New Nature Economy Report“ (Davos, 2020) hängen 44 Billionen US-Dollar – mehr als 50 Prozent des globalen BIP – von intakten Ökosystemen ab. Jahrzehnte der Umweltzerstörung gefährden diese Ökosysteme und damit wesentliche Ressourcen für Unternehmen wie Wasser für industrielle Prozesse, Bestäubung für die Landwirtschaft und Biodiversität für die Medikamentenentwicklung.

„Die Natur ist für viele Unternehmen von existenzieller Bedeutung und muss in jede Geschäftsentscheidung einbezogen werden – sei es in der Beschaffung, im operativen Geschäft oder bei Investitionsentscheidungen. Mit Nala Earth schaffen wir eine Intelligence Plattform, die genau das ermöglicht“, erklärt Nick Zumbühl, CEO und Mitgründer von Nala Earth. „Wir freuen uns, mit erfahrenen Investoren zusammenzuarbeiten, die uns mit wertvollem Know-how und strategischem Rat zur Seite stehen, um impact-orientierte Lösungen im Bereich Natur und Biodiversität voranzutreiben.”

Natur- & Biodiversitätsmanagement im Fokus der Unternehmensagenda

Die Nachfrage nach Lösungen für die Biodiversitätsberichterstattung wächst rapide, da Unternehmen erkannt haben, wie wichtig es ist, Naturrisiken aktiv zu managen und Vorschriften wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) einzuhalten. Seit 2024 müssen Unternehmen ihre Umweltauswirkungen offenlegen, und bis 2028 wird die CSRD über 50.000 Unternehmen in die Berichtspflicht nehmen. Nala Earth vereinfacht diesen Prozess, verkürzt Berichtszeiträume von Monaten auf Tage und unterstützt Unternehmen bei der Einhaltung führender Standards wie der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) und des Science Based Targets Network (SBTN).

„Führungskräfte stehen zunehmend unter Druck, Umweltauswirkungen ihrer Geschäftsaktivitäten in ihre Entscheidungen einzubeziehen. Nala Earth überzeugt mit einer KI-gestützten Plattform und wissenschaftlich fundierten Daten, die Unternehmen dabei helfen, die Natur in sämtliche Entscheidungsprozesse zu integrieren. „Unterstützt von einem herausragenden Team sind wir überzeugt, dass Nala Earth die Zukunft des Natur- und Biodiversitätsmanagements maßgeblich mitgestalten wird“, sagt Jan-Soeren Zinke, Early-Stage-Investor bei IRIS.

„Wir haben in Nala Earth investiert, weil wir überzeugt sind, dass Nala die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Auswirkungen auf die Natur messen, steuern und kommunizieren, transformieren wird. Die zugrundeliegende Technologie gewährleistet nicht nur die Einhaltung von Vorschriften wie der CSRD, sondern unterstützt Unternehmen auch dabei, finanzielle Risiken durch Naturverlust besser zu verstehen. Resilienz und Nachhaltigkeit bilden den Kern unserer Investitionsstrategie - zwei Aspekte, die Nala ideal kombiniert“, sagt Andreas Winter-Extra, Partner bei KOMPAS VC.

Zusammenarbeit mit europäischen Top-Playern

Im vergangenen Jahr hat Nala Earth Projekte mit führenden europäischen Unternehmen wie beispielsweise Volkswagen durchgeführt und Partnerschaften mit BASF und Continental aufgebaut. Zehn Kunden nutzen mittlerweile die Plattform, und mehr als 3.000 Hektar Natur werden darüber gemanaged – ein klarer Beweis für die steigende Nachfrage nach innovativen Lösungen im Bereich Natur und Biodiversität.

„Unsere Ambition mit Nala ist es, Unternehmen zu befähigen, über die bloße Einhaltung von Vorschriften hinauszugehen“, sagt Nicolas Somogyi, CPO und Mitgründer von Nala Earth. „Unsere Plattform ermöglicht es Unternehmen, ihre Abhängigkeiten von der Natur zu verstehen, Risiken zu mindern und Chancen zu nutzen.“

Menlo79: Berliner SaaS-Start-up sichert sich 2,1 Mio. Euro plus 1,8 Mio. Fördermittel

Nach fünf Jahren Bootstrapping hat Menlo79 erfolgreich seine erste Investorenrunde abgeschlossen. Das frische Kapital soll für den Ausbau der Software für Personalsteuerung im Bereich Schiene und Logistik genutzt werden.

Das Berliner SaaS-Start-up Menlo79 – 2019 von ehemaligen Führungskräften der Deutschen Bahn gegründet – sichert sich in einer Finanzierungsrunde insgesamt 2,1 Millionen Euro frisches Kapital für den weiteren Ausbau seiner Workforce Management Plattform WILSON. Zu den Investoren zählen neben Scalehouse Capital aus Osnabrück und dem D2 Fund aus London auch Ventis Capital aus Ingolstadt sowie Frankenbergs Ventures aus Hannover. Seit 2019 entwickelt Menlo79 die cloudbasierte Software WILSON zur intelligenten, unternehmensübergreifenden Steuerung von operativem Personal.

Das 35-köpfige Team verfolgt eine klare Vision: Mit einer intelligenten Workforce Management Plattform die Wirtschaftlichkeit und Mitarbeitendenzufriedenheit im komplexen Umfeld von Schiene und Logistik nachhaltig steigern – also insbesondere dort, wo herkömmliche Schichtplanungstools an ihre Grenzen stoßen.

Bisher setzte Menlo79 auf klassisches Bootstrapping und baute sein Geschäft ohne externes Kapital auf. Seit dem ersten Rollout Anfang 2022 ist die von Menlo79 entwickelte Software WILSON inzwischen bei mehr als 65 Kund*innen mit über 2.300 Nutzer*innen täglich im Einsatz. Darunter Transportunternehmen wie Flixtrain, Havelländische Eisenbahn, Bentheimer Eisenbahn oder ČD Cargo, Dienstleister wie Trainbutlers und LokLöwen sowie Bauunternehmen wie Furrer+Frey.

Die frischen Mittel sollen vor allem in die Weiterentwicklung der Software sowie in die Professionalisierung und den Ausbau von Marketing und Vertrieb fließen, um die Wachstumsambitionen des Start-ups zu untermauern.

Neben der Finanzierung in Höhe von 2,1 Millionen Euro konnte sich Menlo79 in den vergangenen Monaten zudem weitere Fördermittel in Höhe von 1,8 Millionen Euro sichern.  Diese Mittel werden genutzt, um Funktionen zum unternehmensübergreifenden Einsatz von Personal und zum intelligenten Qualifizierungsmanagement auszubauen und gemeinsam mit Pilotkunden umfassend zu erproben.

„Wir freuen uns, dass wir Partner gefunden haben, die genau wie wir an die Notwendigkeit für moderne digitale Personalsteuerung glauben, um dem weltweiten Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, erläutert Fabian Stöffler, Co-Founder und CEO der Menlo79 GmbH. „Nun wollen wir gemeinsam weiter wachsen und die Personalsteuerung auf der Schiene mit unseren Kunden effizienter und einfacher gestalten.“

Manuel Böhringer, Partner beim Lead-Investor Scalehouse Capital, ergänzt: „Wir glauben an das riesige Potenzial für moderne Personalsteuerung. Das Team von Menlo79 hat in den letzten Jahren eine tolle Reise hinter sich und wir freuen uns darauf, den weiteren Weg im spannenden Bahn- und Logistiksektor mitzugestalten.”

Positionspapier zur Zukunftsfähigkeit der europäischen Gründungsszene

Gründer*innen und Investor*innen sind der Schlüssel zur Zukunft Europas – was sich vor diesem Hintergrund ändern muss, zeigt das Positionspapier des Investor*innen- und Gründer*innen-Netzwerks Encourage Ventures.

Das Positionspapier von Encourage Ventures stellt konkrete Maßnahmen vor, um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraft von Gründer*innen, Investor*innen und die des gesamten Start-up- und Investment Ecosystems zu stärken. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen wurden bereits fundiert diskutiert und an anderer Stelle vorgeschlagen. Ziel dieses Papiers ist es, bestehende und bewährte Ansätze aufzugreifen, in den Vordergrund zu rücken und deren Umsetzung weiter zu fördern.

Der Status quo

Deutschland verfügt über enormes Innovationspotenzial, das sich in der Höhe des Forschungs- und Entwicklungsaufwands (3,1 % des BIP im Jahr 2023), einer im internationalen Vergleich hohen Anzahl an Patentanmeldungen und exzellent ausgebildeten Fachkräften widerspiegelt.

Doch die bestehenden Rahmenbedingungen verhindern, dass dieses Potenzial vollständig ausgeschöpft wird* Kaum Gründungslehre an Schulen und Hochschulen, langwierige und nicht-digitalisierte Gründungsprozesse, unzureichende Kapitalverfügbarkeit, Fachkräftemangel und eine insgesamt überbordende Bürokratie hemmen das Gründungsgeschehen in Deutschland. Während der Marktwert des deutschen Start-up-Ökosystems lediglich 4,7 % des BIP ausmacht, liegt dieser Wert in den USA bei 16 % (Startup-Verband und McKinsey 2023). In diesem Umfeld nimmt der Wunsch nach Unternehmertum und Selbständigkeit weiter ab* Nur 3,6 % der 18- bis 64-Jährigen planten 2023 eine Gründung – ein Rückgang gegenüber 4,5 % im Jahr 2022 und 6,0 % im Jahr 2010 (KfW Gründungsmonitor 2024).

Auch die Diversität im deutschen Start-up-Ökosystem ist begrenzt. Die Gründungsquote stagniert, und der Anteil an Gründerinnen liegt bei nur 18,8 % (Deutscher Startup Monitor 2024). Gleichzeitig bleibt das Potenzial privater Investor*innen weitgehend ungenutzt* Deutschland zählt fast 16.000 aktive Business Angels (BAND 2024), von denen lediglich 15 % – rund 2.400 – weiblich sind. Dies reduziert unter anderem die Perspektivenvielfalt und Diversität bei Investmententscheidungen. Darüber hinaus fehlen steuerliche Anreize, Wissen und ein adäquates Risikobewusstsein, um das Interesse an Angel Investing als Assetklasse zu steigern. 2023 wurden lediglich 14,5 % der Wachstumsfinanzierungen in Deutschland von inländischen Investoren getragen, während US-Investor*innen 46,1 % dieser Investments stemmten (Deutscher Startup Monitor 2023).

Was ist an welcher Stelle zu leisten?

Viele dieser Herausforderungen und Potenziale lassen sich jedoch nicht allein auf nationaler Ebene lösen. Eine verstärkte europäische Perspektive ist notwendig, um grenzüberschreitende Investitionen zu fördern, einheitliche Rahmenbedingungen zu schaffen und die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten zu stärken. Dies gilt besonders für den Aufbau eines europäischen Start-up-Ökosystems, das Synergien zwischen den Ländern nutzt und ein wettbewerbsfähiges Umfeld schafft, um das Innovationspotenzial Europas voll auszuschöpfen.

Dieses Positionspapier stellt konkrete Maßnahmen vor, um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraft von Gründer*innen und Investor*innen, des gesamten Start-up- und Investment Ecosystems zu stärken. Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen wurden bereits fundiert diskutiert und an anderer Stelle vorgeschlagen. Ziel dieses Papiers ist es, bestehende und bewährte Ansätze aufzugreifen, in den Vordergrund zu rücken und deren Umsetzung weiter zu fördern. Dabei geht es nicht nur darum, bestehende Hürden abzubauen, sondern auch das enorme Innovationspotenzial Europas zu nutzen. Bis 2030 könnte Europa durch DeepTech-Innovationen bis zu 8 Billionen Euro an Wertschöpfung realisieren, wenn der Transfer von Forschung in die Praxis effizient gestaltet wird (BCG 2024). Das Ziel ist ein dynamisches, inklusives und global wettbewerbsfähiges Start-up-Ökosystem.

1. Gründung vereinfachen und Bürokratie abbauen

Der zeit- und kostenintensive Prozess der Unternehmensgründung sowie die überbordende Bürokratie stellen erhebliche Hürden für Entrepreneur*innen in Deutschland dar. Im internationalen Vergleich schneidet das Land in Bezug auf die Einfachheit und Geschwindigkeit von Gründungen schlecht ab (Global Entrepreneurship Monitor 2024). Langsame Genehmigungsprozesse und komplexe Regulierungen schrecken potenzielle Gründer*innen ab, behindern die Entstehung neuer Unternehmen und bremsen das Wachstum bestehender Start-ups.

Handlungsempfehlungen

Ein zentraler Ansatz zur Erleichterung von Gründungen ist die vollständige Digitalisierung der Gründungsprozesse. In Estland etwa ermöglicht eine zentrale Plattform die Gründung innerhalb von 24 Stunden – ein Modell, das auch in Deutschland umgesetzt werden sollte. Die Vision einer europaweiten Plattform wurde bereits mit „Europe’s Choice“ diskutiert. Durch eine solche Harmonisierung könnten Start-ups EU-weit einheitlich registriert werden, was nicht nur die Bürokratie abbauen, sondern auch die Sichtbarkeit und Attraktivität für Investoren erhöhen würde (EC 2024).

Ein weiterer wichtiger Schritt ist der gezielte Regulierungsabbau. Die Vereinfachung steuerlicher und rechtlicher Vorgaben sowie die Einführung einer standardisierten EU- weiten Rechtsform könnten die Mobilität und Wettbewerbsfähigkeit von Start-ups stärken und den Time-to-Market erheblich beschleunigen. Dies würde grenzüberschreitende Geschäftsmodelle und internationale Expansionen erleichtern (Innovationsagenda 2030).

Die Digitalisierung der Verwaltung ist dabei eine Grundvoraussetzung. Einheitliche digitale Plattformen für Verwaltungsprozesse – einschließlich Steuer- und Handelsregisterverfahren – könnten die Dauer und Komplexität von Genehmigungen deutlich reduzieren (Innovationsagenda 2030).

Darüber hinaus sollte ein zentralisiertes und standardisiertes IP-Transfer-System etabliert werden. Ergänzt durch eine IP-Deal-Datenbank würde dies den Innovationsschutz verbessern und Start-ups bei der Sicherung ihrer geistigen Eigentumsrechte unterstützen (BVK 2024).

Durch diese Maßnahmen könnten die Hürden für Gründer*innen signifikant gesenkt und die Rahmenbedingungen für neue und wachsende Unternehmen deutlich verbessert werden. Dies würde nicht nur die Zahl der Unternehmensgründungen steigern, sondern auch die Innovationskraft und Wirtschaftsdynamik Deutschlands und Europas insgesamt nachhaltig fördern.

2. Mehr Wagniskapital mobilisieren

Der deutsche Venture-Capital-Markt bleibt gemessen an der Wirtschaftskraft des Landes hinter seinen Möglichkeiten zurück. Nur 0,17 % des deutschen BIP fließt in Wagniskapital, verglichen mit 0,34 % in Frankreich und signifikant höheren Werten in den USA. Wir müssen also zunächst mehr privates Kapital mobilisieren. Dazu ist es essenziell, die Wahrnehmung des Chancen-Risiko-Verhältnisses von Wachstumsinvestitionen zu verbessern. Diese Assetklasse wird derzeit oft unterschätzt, obwohl ihre Performance besser ist, als ihr Ruf vermuten lässt.

Auch kulturell besteht in Deutschland hohe Skepsis gegenüber Wagniskapital. Es wird viel zu häufig noch mit kurzfristiger Gewinnorientierung, aggressiven Geschäftspraktiken und wenig Transparenz in Bezug auf Entscheidungsprozesse und Investitionskriterien assoziiert. Dabei geht es nicht um das kurzfristige Spekulieren auf schnelle Gewinne, sondern um langfristige Investitionen in innovative Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial. Der Nutzen dieser Investitionen für die Gesellschaft ist im Durchschnitt 3 bis 4-mal größer als für die Investor*innen selbst. Ein Phänomen, das als Spillover-Effekt bekannt ist.

Handlungsempfehlungen

Ein erster Schritt hin zu einer stärkeren Akzeptanz von Venture Capital als Anlageklasse wäre die Schaffung von Transparenz. Durch die systematische Analyse und Veröffentlichung von Rendite-, Verlust- und Ausfallquoten könnten realistische Erwartungen an die Performance von VC-Investitionen etabliert werden. Der Vergleich mit Performancedaten aus den USA oder anderen erfolgreichen VC-Märkten könnte helfen, Stärken und Schwächen des deutschen Markts besser zu verstehen und zu kommunizieren. Institutionelle und private Investoren könnten durch transparente Informationen von der Attraktivität dieser Anlageklasse überzeugt werden. Eine sinnvolle erste Maßnahme wäre also beispielsweise die Etablierung einer unabhängigen Forschungsinitiative zwischen wissenschaftlichen Institutionen, politischen Akteur*innen und Marktakteur*innen sein.

Der wohl größte Hebel besteht im Abbau steuerlicher Hürden bzw. der Lenkungswirkung von Steuern. Dazu gehört es, einen steuerlichen Sofortabzug für Investitionen in förderfähige Start-ups zu ermöglichen. Bei positiven Entwicklungen des Investments sollen entsprechende Veräußerungsgewinne besteuert werden, um den vorherigen Steuervorteil auszugleichen. Unternehmen sollten ihre Corporate-Venture-Capital-Investitionen in Start-ups als Forschungs- und Entwicklungsausgaben steuerlich geltend machen und Verluste entsprechend verrechnen können. Dies würde Unternehmen als Kapitalquelle für Start-up-Finanzierungen attraktiver machen.

Eine Umsatzsteuerbefreiung für Fondsverwaltungsleistungen, wie in anderen EU-Mitgliedsstaaten üblich, würde die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Fonds erhöhen und insbesondere kleineren Fonds den Markteintritt erleichtern (BVK 2024).

Durch die Anpassung der Schwellenwerte für semiprofessionelle Anleger von derzeit 200.000 Euro auf 100.000 Euro, würde zudem mehr Privatinvestor*innen der Zugang zu VC-Investments ermöglicht und die Akzeptanz gesteigert. Gleichzeitig könnten Maßnahmen wie der Aufbau neuer Business-Angel-Netzwerke, eine gesteigerte Sichtbarkeit von Investmentmöglichkeiten über Club-Deal- und Pooling-Strukturen, gezielte steuerliche Erleichterungen sowie die Ausweitung des BAFA INVEST-Zuschusses einen entscheidenden Beitrag leisten.

Eine der zentralen Maßnahmen ist die Einbindung institutioneller Investor*innen in den Wagniskapitalmarkt. Aktuell tragen Pensionsfonds und Versicherungen weniger als 13 % bei. Damit auch diese Primärinvestor*innen verstärkt in die Assetklasse investieren, sind verschiedene Maßnahmen denkbar. Das Hauptproblem liegt in den Vorschriften der EU-Richtlinie Solvency II, die institutionelle Investor*innen dazu verpflichten, risikoreiche Investitionen wie VC mit hohem Eigenkapital abzusichern. Dies macht solche Investitionen im Vergleich zu Alternativen wie Staatsanleihen unattraktiv. Eine kurzfristig umsetzbare Lösung wäre, dass der Staat Ausfallbürgschaft für weitgehend ausfallsichere Wachstumsfonds oder Dachfonds übernehmen könnte. Dies hätte mehrere Vorteile: Für den Staat bedeutet dies zusätzliche Einnahmen durch die Differenz zwischen der Renditeerwartung und der für private Investor*innen benötigten Rendite. Für institutionelle Investor*innen wird so der Zugang zu einer attraktiven Anlageklasse ohne hohe Eigenkapitalanforderungen ermöglicht und für die Wirtschaft würde dies erhebliche Steigerung der Investitionen in Wachstumsunternehmen bedeutet (Brandis 2024).

Eine weitere Maßnahme ist die Schaffung der bereits genannten Dachfonds (auch als „Fund of Funds“). Dabei handelt es sich um Investmentfonds, die nicht direkt in Start-ups oder Unternehmen investieren, sondern ihr Kapital in eine Vielzahl anderer VC-Fonds streuen. Somit tragen sie zur Risikodiversifikation bei und ermöglichen es auch konservativen institutionellen Anleger*innen in Venture Capital zu investieren. Erste richtige Schritte wurden im Rahmen der WIN-Initiative, einem breiten Bündnis von Wirtschaft, Verbänden, Politik und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bereits gegangen. Hieran muss die neue Regierung zwingend anknüpfen und diese weiter ausbauen.

3. Zugang zu Wagniskapital erleichtern

Start-ups erhalten in der Wachstumsphase im internationalen Vergleich deutlich weniger Kapital, insbesondere im Vergleich zu ihren Pendants in den USA (BVK 2024). Besonders schwierig ist die Situation für von Frauen oder diversen Teams geführte Start-ups, die unverhältnismäßig weniger Wagniskapital erhalten (Pitchbook Data 2025). Diese strukturellen Defizite erschweren nicht nur das Wachstum innovativer Unternehmen, sondern hemmen auch die Entwicklung eines diverseren und wettbewerbsfähigeren Innovationsökosystems.

Handlungsempfehlungen

Ein Ansatzpunkt liegt in der gezielten Förderung strategischer Innovationsbereiche. Der seit 2023 bestehende DeepTech & Climate Fonds zeigt bereits, wie Investitionen in künstliche Intelligenz und Biotechnologie zukunftsweisende Entwicklungen unterstützen können (BMWK 2024). Diese Initiativen bieten wichtige Impulse, um nicht nur den Zugang zu Kapital zu verbessern, sondern auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Start-up-Ökosystems zu stärken.

Um den Zugang zu Wagniskapital zu erleichtern, sollten Investitionsprozesse datenbasiert und standardisiert gestaltet werden. Insbesondere staatliche Fonds können durch objektive Kriterien wie Verkaufszahlen oder Teamkompetenzen existierende Bias reduzieren und faire Bedingungen für alle schaffen (Hassan et al. 2020). Eine europäische Lösung in Form eines Dachfonds könnte zudem institutionelle Investoren grenzüberschreitend mobilisieren und so die Finanzierung von Wachstumsunternehmen verbessern (Innovationsagenda 2030).

4. Entrepreneurial Mindset und Hochschul-Ausgründungen stärken

Trotz der hohen allgemeinen Bildungsqualität liegt die Zahl der Unternehmensgründungen in Deutschland bei lediglich 12,8 pro 10.000 Studierende (Gründungsradar 2022). Ein möglicher Grund dafür ist, dass Gründungslehre in Schulen und Hochschulen noch immer nur eine untergeordnete Rolle spielt. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland hierbei unterdurchschnittlich ab (Global Entrepreneurship Monitor 2024).

Da die Unternehmensgründung als berufliche Option dadurch wenig sichtbar ist und sowohl geeignete Strukturen als auch gezielte Unterstützung für die Überführung von Forschungsergebnissen in marktfähige Unternehmen fehlen, bleibt das wirtschaftliche Potenzial wissenschaftlicher Innovationen und interdisziplinärer Zusammenarbeit weitgehend ungenutzt.

Handlungsempfehlungen

Um das unternehmerische Denken zu fördern und Hochschulausgründungen zu stär- ken, sollten Entrepreneurship und Digitalisierung in Schulen und Hochschulen als Querschnittsthemen etabliert werden (Innovationsagenda 2030). Formate wie ein „Start-up-Semester“ könnten Studierenden praxisnahe Gründungserfahrungen bieten und interdisziplinäre Netzwerke stärken (BVK 2024). Ergänzend sollten verpflichtende oder freiwillige Entrepreneurshipkurse in allen Studiengängen eingeführt werden, um Studierende frühzeitig auf die Chancen und Herausforderungen einer Gründung vorzu- bereiten (BMWK, EXIST 2024).

Unterstützend und gleichzeitig qualitätssichernd könnte wirken, wenn den Bildungsträgern zeitgemäßer, digitaler Content für die Lehre zur Verfügung gestellt wird. Wir fordern daher eine Initiative „EdTech for Entrepreneurship Education“ ins Leben zu rufen. Unter der Leitung des Bundesbildungsministeriums (BMBF) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sollte ein Wettbewerb organisiert werden, bei dem EdTech-Start-ups Lösungsvorschläge für unterschiedliche Bildungsstufen einreichen können. Pro Bildungsstufe wird die überzeugendste Lösung ausgewählt und finanziert. Die Finanzierung erfolgt über eine Public-Private-Partnership, bei der öffentliche Mittel mit Beiträgen von Stiftungen kombiniert werden. Bewertet werden die Einreichungen nach Kriterien wie Skalierbarkeit, didaktischem Mehrwert und Innovationsgehalt. Die ausgewählten Lösungen erhalten Unterstützung in Form von Finanzierung, fachlicher Begleitung und Netzwerkzugang, um eine flächendeckende Umsetzung zu ermöglichen. Ziel ist es, unternehmerische Kompetenzen breiter in das deutsche Bildungssystem zu integrieren und gleichzeitig digitale Innovationen im EdTech-Sektor zu fördern.

Zur Unterstützung konkreter Gründungsvorhaben sind eine bessere, langfristig stabile finanzielle Ausstattung und der Ausbau von Technologie-Transfer-Büros an Hochschulen notwendig, um Forschende bei der Kommerzialisierung ihrer Ideen zu unterstützen (BMBF 2024). Reallabore könnten zudem praktische Umgebungen schaffen, in denen interdisziplinäre Teams Zugang zu Infrastruktur und Expertise erhalten und innovative Ideen testen können (Innovationsagenda 2030).

Gleichzeitig müssen internationale Austauschprogramme wie „Erasmus for Start-ups“ den Wissenstransfer und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Europa fördern. Netzwerke wie „EXIST-Women“ sollten erweitert werden, um Frauen durch Mentoring, Stipendien und Coaching gezielt zu unterstützen (BMWK 2024). Die Sichtbarkeit erfolgreicher Gründerinnen und diverser Teams, auch in den oben genannten Lerninhalten, sollte erhöht werden, um mehr junge Menschen, insbesondere Frauen, für eine unternehmerische Laufbahn zu inspirieren (Innovationsagenda 2030).

Durch diese Maßnahmen kann ein nachhaltiges, interdisziplinäres und diversifiziertes Innovationsökosystem entstehen, das nicht nur die Zahl der Hochschul-Ausgründungen erhöht, sondern auch das Bewusstsein für Gründung als berufliche Option in der Gesellschaft stärkt. Der Wettbewerb um Startup-Factories setzt hier sicherlich neue Maßstäbe. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima spannt mit Wirtschaft und privaten Investoren eine Unterstützungslandschaft auf, die Ausgründungen aus der Wissenschaft einen neuen Schub geben werden (BMWK 2024).

5. Fachkräftemangel bekämpfen, Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen weiter verbessern und Forschungszulage ausbauen

Der Fachkräftemangel, insbesondere im Tech-Bereich, stellt eine erhebliche Wachstumsbremse für Start-ups in Deutschland dar. Besonders auffällig ist die Unterrepräsentation von Frauen in MINT-Berufen: Nur 22 % der Tech-Jobs in Europa werden von Frauen ausgeübt. Dies ist nicht nur eine Frage der Gleichstellung, sondern auch ein wirtschaftliches Problem, da diverse Teams nachweislich kreativer und innovativer arbeiten. Studien zeigen, dass ein höherer Frauenanteil Europas BIP bis 2027 um bis zu 600 Milliarden Euro steigern könnte (McKinsey 2023).

Gleichzeitig bleibt der Transfer von Forschungsergebnissen in marktfähige Produkte bzw. Services eine Herausforderung. Während Länder wie Singapur gezielt in Innovationsförderung investieren, sind die bestehenden Programme in Deutschland, wie etwa EXIST oder die Forschungszulage, zwar ein guter Anfang, aber international weniger wettbewerbsfähig. Länder wie Frankreich, Österreich oder Spanien bieten deutlich attraktivere steuerliche Vorteile für Forschung und Entwicklung.

Die klare Trennung der beiden Themen zeigt: Der Fachkräftemangel erfordert eine verstärkte Förderung von Frauen in MINT-Berufen und attraktivere Bedingungen für Talente, die auch die Lebensbedingungen berücksichtigen. Gleichzeitig braucht es innovative, international konkurrenzfähige Förderprogramme, die Forschungsergebnisse effektiv in marktfähige Produkte umsetzen. Nur durch diese doppelte Strategie können Start-ups langfristig gestärkt werden.

Handlungsempfehlungen

Um den Fachkräftemangel zu adressieren, sollten Bildungsinitiativen und Stipendienprogramme ausgebaut werden, die Frauen und Mädchen gezielt für MINT-Fächer begeistern (Innovationsagenda 2030). Initiativen wie z.B. MINTvernetzt, Girls‘ Day, CyberMentor oder Femtec könnten dabei gezielt gefördert und ausgebaut werden. Ergänzend dazu sollte die Gewinnung internationaler Fachkräfte erleichtert werden. Eine Digitalisierung der Visa-Verfahren und die Einführung eines Bundesministeriums für Migration sowie Relocation Services könnten entsprechende Rahmenbedingungen setzen (Innovationsagenda 2030). Zudem könnten steuerliche Anreize nach dänischem Modell Deutschland für internationale Talente attraktiver machen. In Dänemark erhalten Expatriates über einen Zeitraum von bis zu 7 Jahren von einem vergünstigten Steuersatz von 32,84 % auf Arbeitsentgelt und bestimmte Sondervergütungen (27 % Steuern zzgl. Arbeitsmarktbeitrag). Flankierend wäre eine verbesserte Anerkennung ausländischer Abschlüsse wünschenswert (BMWK 2024).

Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Verbesserung der Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen. Eine Erhöhung der steuerlichen Freibeträge auf mindestens 10.000 Euro pro Jahr (bisher 2.000 Euro) würde die Attraktivität von Start-ups als Arbeitgeber*innen deutlich steigern. Zudem sollte die bestehende Regelung, die die Besteuerung von „trockenen Einkünften“ aufschiebt, auch auf ehemalige Mitarbeitende aus- geweitet werden, die das Unternehmen unter guten Bedingungen als sogenannte Good Leaver verlassen haben. Einheitliche europäische Standards für Mitarbeiterbeteiligungsprogramme könnten zusätzlich die grenzüberschreitende Mobilität und Rekrutierung fördern (EU-Kommission 2024).

Im Bereich Innovationsförderung sollte die Forschungszulage für Start-ups signifikant erhöht werden. Fördermodelle, bei denen 50 % bis 70 % der förderfähigen Personalkosten übernommen werden, könnten die Skalierung von Unternehmen, wie in Singapur gezeigt, erheblich beschleunigen. Technologieübergreifende Reallabore für ClimateTech und DeepTech könnten helfen, Forschungsergebnisse schneller in marktfähige Produkte umzuwandeln (Innovationsagenda 2030). Europäische Innovationsnetzwerke und gemeinsame Initiativen für ClimateTech und DeepTech sollten gezielt ausgebaut werden, um den Technologietransfer zu fördern.

Partnerschaften mit dem Mittelstand und erweiterte Finanzierungsangebote könnten ebenfalls entscheidende Impulse setzen (EU Green Deal, BVK 2024). Diese Maßnahmen würden nicht nur den Fachkräftemangel und die Innovationsförderung adressieren, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit und Skalierungsfähigkeit deutscher Start-ups im internationalen Kontext stärken.

6. IPOs und Anschlussfinanzierungen stärken

Ein schwacher Kapitalmarkt und eingeschränkte Möglichkeiten für Börsengänge (IPOs) stellen erhebliche Wachstumshemmnisse für Start-ups in Deutschland dar. Während weltweit 2024 insgesamt 876 Börsengänge verzeichnet wurden, entfielen fast ein Viertel davon auf die USA (186) und lediglich 6 % auf Europa (57). In Deutschland wurden gerade einmal 5 IPOs umgesetzt (PwC 2024). In einem ohnehin gründungsfreundlichen Umfeld sind im Gegensatz dazu Börsengänge in den USA ein zentraler Bestandteil des Start-up-Ökosystems. In Deutschland fehlt es jedoch häufig an den notwendigen Anschlussfinanzierungen, um den Übergang von der Wachstums- in die Skalierungsphase erfolgreich zu bewältigen. Dies führt nicht nur zu einer Schwächung der Innovationskraft, sondern auch dazu, dass vielversprechende Unternehmen zunehmend ins Ausland abwandern.

Handlungsempfehlungen

Ein verbesserter Zugang zum Kapitalmarkt ist essenziell, um Start-ups in Deutschland bessere Wachstums- und Skalierungsmöglichkeiten zu bieten. Die regulatorischen Hürden für IPOs sollten gesenkt werden, sodass Unternehmen frühzeitiger und einfacher eine Börsennotierung erreichen können. Als Vorbild könnten spezielle Börsensegmente für Wachstumsunternehmen dienen, wie sie etwa in Großbritannien mit dem „Alternative Investment Market“ (AIM) etabliert wurden. Diese Plattform bietet Start-ups die Möglichkeit, Kapital zu beschaffen, ohne die umfassenden Auflagen regulärer Börsensegmente erfüllen zu müssen.

Ein weiterer wichtiger Schritt wäre die Schaffung eines europäischen Aktienmarktes für Wachstumsunternehmen. Ein solcher Markt könnte nicht nur Finanzierungsoptionen über Ländergrenzen hinweg verbessern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit Europas als Innovationsstandort stärken. Dafür ist es entscheidend, regulatorische Hürden EU-weit zu senken und gleichzeitig rechtliche sowie steuerliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Exits durch private Verkäufe oder Übernahmen erleichtern.

Darüber hinaus sollten gezielte Anschlussfinanzierungsprogramme für wachstums- starke Start-ups in kapitalintensiven Bereichen wie DeepTech und ClimateTech entwickelt werden. Solche Programme könnten öffentliche-private Partnerschaften umfassen und die Einbindung institutioneller Investor*innen fördern. Größere Kapitalvolumina und private Investitionen würden durch diese Maßnahmen mobilisiert, wodurch der deutsche Kapitalmarkt als zentraler Anlaufpunkt für Innovation und Wachstum etabliert werden könnte.

Diese Reformen würden nicht nur den Zugang zu Kapital für Start-ups erleichtern, sondern auch die internationale Attraktivität des deutschen Marktes für Investor*innen erhöhen. Gleichzeitig könnte Deutschland seine Position im globalen Wettbewerb stärken und als führender Standort für Innovationen und Wachstum etabliert werden.

7. Innovationspotenzial voll ausschöpfen: Reformen für eine starke Zukunft

Um das Innovationspotenzial Deutschlands und Europas voll auszuschöpfen, sind tiefgreifende Reformen notwendig. Der Zugang zu Kapital muss gestärkt und staatliche Initiativen enger mit privatem Engagement verzahnt werden. Eine ganzheitliche Gründungsförderung, die Bildung, Diversität und den Transfer wissenschaftlicher Innovationen einbezieht, ist ebenso wichtig wie die gezielte Bekämpfung des Fachkräftemangels und der Abbau überbordender Bürokratie.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen – von der Förderung eines unternehmerischen Mindsets über die Verbesserung steuerlicher und rechtlicher Rahmenbedingungen bis hin zur Stärkung des Wagniskapitalmarkts – bieten konkrete Ansätze, um das europäische Start-up-Ökosystem auf ein neues Level zu heben. Diese Schritte sollen nicht nur den Marktzugang erleichtern, sondern auch die Innovationskraft in zentralen Zukunftsbereichen wie ClimateTech und DeepTech fördern.

Es bleibt jedoch klar, dass die Möglichkeiten des Staates begrenzt sind, auch wenn sie noch nicht vollständig ausgeschöpft wurden. Die Verantwortung, in Innovationen zu investieren, liegt in erster Linie bei der Privatwirtschaft. Die Zeiten, in denen Deutschland auf den Errungenschaften seiner industriellen Vergangenheit ausruhen konnte, sind vorbei. Stattdessen erfordert die Zukunft aktives Handeln und Investitionen in Technologie, Bildung und unternehmerische Netzwerke.

Deutschland und Europa stehen vor großen Herausforderungen, aber auch vor einer einzigartigen Chance. Durch eine enge Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können die Innovationskraft und wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der EU langfristig gesichert werden. Diese Schritte würden Europa als führenden Standort für Unternehmertum und Technologie positionieren und die Wettbewerbsfähigkeit im globalen Kontext erheblich steigern.

innoclub: Feierliches Opening in Dortmund

Der neueröffnete innoclub bringt innovative Start-ups, Corporates und Mittelständler in Dortmund und dem Westfälischen Ruhrgebiet zusammen.

Der innoclub hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine kuratierte Auswahl innovativer Start-ups mit etablierten Unternehmen zusammenzubringen, um sich gegenseitig zu inspirieren und Erfahrungen, Wissen, Fähigkeiten und Ressourcen miteinander zu teilen.

 Am 24. Januar 2025 wurde die große Eröffnung des „Clubhouse“ im TZDO gefeiert. Unter den rund 130 Gästen waren mit dabei: NRWs Wissenschaftsministerin Ina Brandes, IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber sowie Heike Marzen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Dortmund.

In den 300 Quadratmeter großen Räumen – dem „Clubhouse“ – verfolgt der innoclub, der von der IHK zu Dortmund, der Wirtschaftsförderung Dortmund, der Technischen Universität Dortmund, der Fachhochschule Dortmund und der International School of Management (ISM) ins Leben gerufen wurde, ambitionierte Ziele. „Der innoclub verbindet unsere bewährten Gründungsprogramme an der TU Dortmund mit einem starken Netzwerk aus Dortmunder Partnerinnen und Partnern. So schaffen wir einen weiteren wichtigen Baustein für die Innovationslandschaft der Region und führen die etablierte Anlaufstelle im TZDO für Start-ups fort“, erklärt Prof. Manfred Bayer, Rektor der TU Dortmund.

Mehr Infos zum innoclub gibt’s hier

ScrapBees: Recycling-Start-up sammelt 4 Mio. Euro ein

Die ScrapBees GmbH, 2020 von Florian Kriependorf, Sebastian Kopsan und Thilo Hamm gegründet, hat sich auf das Recycling von Altmetall spezialisiert und eine weitere Finanzierungsrunde über 4 Mio. Euro erfolgreich abgeschlossen.

Neben den Neuinvestoren NRW.BANK und EIT RawMaterials beteiligen sich erneut der Impact Investor BONVENTURE aus München und eine Reihe von Business Angels an der Finanzierungsrunde der ScrapBees GmbH.

Mit dem frischen Kapital möchte ScrapBees – unter dem Markennamen SchrottBienen als Anbieterin innovativer Recycling-Lösungen für Handwerker und Betriebe bekannt, sein Geschäft und seine Services ausbauen, weitere Regionen erschließen und die Rolle als effektiver Dienstleister und Partner für die Handwerksbranche festigen.

Zunehmender Rohstoffmangel und der Wechsel hin zu grünem Stahl erfordern, dass nicht mehr benötigte Ressourcen zeitnah und möglichst sortenrein in den Kreislauf zurückgeführt werden. Mit seinem Digital-Ansatz und echter Manpower bringt ScrapBees transparente Recycling-Angebote direkt zu den Kund*innen. ScrapBees bildet dafür logistisch die erste Meile des Recycling-Prozesses vollständig selbst ab – von der Baustelle bis zum Abnehmer des sortenreinen Materials.

Das Rückgrat der Wärmewende

Thilo Hamm, Mitgründer von ScrapBees, erklärt: „Angesichts des Fachkräftemangels schätzen viele Handwerksbetriebe unser Angebot, da wir ihre Mitarbeiter direkt auf den Baustellen effektiv und zuverlässig unterstützen. Wir übernehmen nicht nur das Heraustragen alter Heizungsanlagen aus dem Keller, sondern helfen auch beispielsweise beim Einbringen neuer Anlagen und kümmern uns um das Recycling aller anfallenden Baustellenabfälle. Für das Sanitärhandwerk haben wir uns auf den Weg gemacht, das Rückgrat der Wärmewende zu bilden. Mit dem neuen Kapital und dem Vertrauen unserer Investoren wollen wir genau dort weitermachen und unsere Services möglichst passgenau in die Abläufe der Handwerksbetriebe vieler Branchen einbinden.“

Mit seinem Einsatz für die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Branche (SHK) trägt das Start-up ScrapBees zum Erreichen der Klimaziele bei. „Wenn in Deutschland jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen installiert werden sollen, bedeutet das auch jedes Mal rund 300 Kilogramm Altmetall. Im Vergleich zum klassischen Recycling spart unser Prozess 230 Kilogramm CO2 pro eingesammelte Tonne ein“, sagt Florian Kriependorf, Mitgründer der ScrapBees.

Rund 400 von insgesamt über 900 Geschäftskund*innen der SchrottBienen kommen aus dem SHK-Bereich. Das Start-up kooperiert unter anderem mit der GC-Gruppe, einem der führenden Großhändler für Gebäudetechnik. Ziel dieser Kooperation ist es, das Handwerk effizienter zu machen und somit die Wärmewende in Deutschland, aber auch darüber hinaus zu beschleunigen. Mit ihren Services sind die SchrottBienen in allen großen Metropolregionen Deutschlands unterwegs. Das Startup unterhält eine eigene Flotte von über 30 Fahrzeugen und beschäftigt alle Fahrer in Festanstellung. Entsprechend können die Leistungen zuverlässig, wiederkehrend und absolut termintreu erbracht werden, was in der Zusammenarbeit mit Handwerksfirmen entscheidend ist.

Transparenz für die Recycling-Branche

In den nächsten zwölf Monaten möchte das Unternehmen ScrapBees seine Services rund um die Marke SchrottBienen sukzessive in ganz Deutschland ausrollen. Thilo Hamm erklärt: „Bereits über 400 Kunden aus dem SHK-Bereich, darunter viele überregionale Anbieter, nutzen unsere Lösungen fest in ihren Prozessen. Gemeinsam mit ihnen streben wir starkes Wachstum an und planen, durch die Gewinnung neuer Kunden weiter zu expandieren. Zudem möchten wir Unternehmen aus anderen Branchen mit unseren effizienten Recycling-Dienstleistungen entlasten, damit sie sich stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.“

SiGi: Forschungsprojekt zur Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen

Welche Aktivitäten verhelfen Start-ups von Frauen dazu, bei relevanten Zielgruppen „auf dem Radar“ zu erscheinen? Was behindert die Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen, was befördert sie? Ein Forschungsprojekt sucht Antworten.

Mit diesen Fragen befasst sich das Forschungsprojekt „Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen (SiGi)“, verankert am Institut für Mixed Leadership (IML) und Institut für Entrepreneurship (IFE) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS).

„Sichtbarkeit ist ein unternehmerisches Instrument, mit dem Start-ups sich wichtige Ressourcen wie Kundenkontakte, mediale Aufmerksamkeit oder Wagniskapital beschaffen können. Sind Gründerinnen nicht sichtbar, fehlen zudem Rollenvorbilder, die mehr Frauen motivieren zu gründen. So geht Potenzial für gesellschaftliche Akzeptanz und Innovationskultur verloren“, erläutern die Projektleiterinnen Prof. Dr. Veronika Kneip und Dr. Melanie Slavici.

Stereotype in den Köpfen relevanter Gatekeeper

Das SiGi-Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, startete im Oktober 2022 und läuft noch bis September 2025. Die erste Projekthälfte legte den Fokus auf wissenschaftliche Erkenntnisse, Basis waren Interviews mit Investor*innen, Medienschaffenden und Start-up-Gründer*innen. Zentrale Fragen: Welche Sichtbarkeiten sind im Start-up-Kontext wesentlich, welchen Einfluss haben stereotype Fremdbilder und vergeschlechtlichte Denkweisen in den Köpfen relevanter Gatekeeper? Welche Sichtbarkeitsstrategien nutzen Gründer*innen und welche Rolle messen sie selbst ihrem Geschlecht bei?

Die zweite Projekthälfte leistet den Transfer in die Praxis. Dafür entwickelt das SiGi-Team modulare Workshopinhalte für (angehende) Gründerinnen.

Die Ausgangslage

In Deutschland gründen Frauen deutlich seltener Start-ups als Männer. Laut Deutschem Startup Monitor 2024 liegt die Quote mit 18,8 Prozent nicht nur auf einem niedrigen Niveau, sondern ist erstmals nach Jahren des Anstiegs sogar rückläufig (2023: 20,7 Prozent). „Die Forschung zeigt zudem geschlechterspezifische Ungleichbehandlungen beim Zugang zu Wagniskapital sowie unterschiedliche Rollenerwartungen an Gründerinnen und an Gründer“, so Prof. Dr. Kneip.

Für die Untersuchung im Rahmen des Projekts führte das Forschungsteam Interviews mit Medienschaffenden und Risikokapitalgeber*innen, um die Selektionsmechanismen dieser zwei Gatekeeper-Gruppen zu verstehen. Wie entscheiden Medienschaffende, über wen sie berichten? Wie werden Investor*innen auf für sie interessante Start-ups aufmerksam? Außerdem wurden 30 Cases (zehn Start-ups rein männlicher Gründerteams, neun rein weiblicher sowie elf gemischte Teams) analysiert. Leitfragen hier: Welchen Stellenwert messen Gründer*innen der Sichtbarkeit bei und welchen Aufwand betreiben sie, um sichtbar zu sein?

Forschungsergebnisse zu Gatekeepern (Medien/Kapitalgebende)

„Unsere Forschung zeigt, dass die beiden Gatekeeper-Gruppen aufgrund ihrer unterschiedlichen Interessen, Risiken und Abhängigkeiten rollen(in)kongruentes Handeln von Gründerinnen unterschiedlich beurteilen“, so Dr. Slavici. Während Investor*innen ihr eingesetztes Kapital erhöhen wollen, suchen Journalist*innen nach Geschichten mit hohem Nachrichtenwert. Beide Gruppen sind dabei von unterschiedlichen Faktoren abhängig: Ausschlaggebend für eine ökonomische Gewinnmaximierung der Investor*innen sind „harte“ Kennzahlen wie Unternehmensbewertung oder Umsatzsteigerung. Mediale Aufmerksamkeit indessen kann durch weichere Faktoren erzeugt werden, die nicht unbedingt mit unternehmerischem Gewinn verbunden sein müssen oder teils sogar im Widerspruch dazu stehen wie etwa Berichte über Entlassungen, Übernahmen oder Insolvenzen.

„Think entrepreneurial – think male“

„Unsere Forschungsfrage, ob an Gründerinnen andere Erwartungen gestellt werden als an Gründer und inwieweit ihnen das den Zugang zur Start-up-Szene und das erfolgreiche Bestehen darin erschwert, ist daher differenziert zu beantworten“, so Kneip. „Es bestehen eindeutig geschlechterspezifische Erwartungen, jedoch sind diese nicht automatisch vorteilhaft oder nachteilig für Gründerinnen.“ So wird innerhalb der Medienlogik sowohl rollenkongruentes als auch rolleninkongruentes Verhalten belohnt, sofern es Nachrichtenwert generiert. Innerhalb der Finanzierungslogik dominiert weiterhin das Paradigma „think entrepreneurial – think male“ („denke unternehmerisch – denke männlich“), sodass Gründerinnen ihre Geschlechterrollen durchbrechen müssen, wenn sie diese Erwartungen erfüllen wollen.

Aber auch in Verbindung mit der Medienlogik zeigen sich Widersprüche und paradoxe Verhaltensweisen der Gatekeeper: So wirkt bei Gründerinnen eine zurückhaltende Kommunikation sympathisch, aber im Business-Kontext deplatziert. Außerdem wird der Fokus auf das Äußere erwartet, zugleich aber auch sanktioniert, und der hohen Aufmerksamkeit für die Exotinnen stehen Ermüdungserscheinungen in Bezug auf das „Frauen-Thema“ („Darüber reden wir doch schon seit Jahrzehnten, ist das nicht endlich mal ausdiskutiert?“) und Widerstand gegenüber, beispielsweise angesichts spezieller Frauen-Formaten, durch die sich männliche Gründer teilweise benachteiligt fühlen.

Spillover-Effekte zwischen Medien- und Finanzierungssystem

Dabei kommt es nicht zuletzt zu Spillover-Effekten zwischen dem Medien- und dem Finanzierungssystem: Sichtbarkeit ist relevant für die Finanzierung, Finanzierungsrunden wiederum erzeugen Nachrichtenwert. Beide Gatekeeper-Gruppen bewegen sich demnach zwischen beiden Logiken und tragen teils zur Bestärkung bestehender Erwartungen und Geschlechterstereotype, teils zu ihrer Veränderung bei.

„Interessanterweise werden bestehende Strukturen des Start-up-Ökosystems, beispielsweise überzogene Gewinnerwartungen, als kontraproduktiv erkannt, sie sind aber dennoch weiterhin handlungsleitend“, so Kneip. Folglich sind Gründerinnen innerhalb der Systemlogik immer mit dem Problem fehlender (wahrgenommener bzw. zugeschriebener)
Authentizität konfrontiert, da diese häufig mit Weiblichkeit oder weiblichen Werten im Sinne genderspezifischer Rollen­erwartungen gleichgesetzt wird. „Es ist quasi ein Teufelskreis: Kommunizieren Frauen eine realistische Gewinnerwartung, wirkt das authentisch, wird jedoch sanktioniert, da das Ökosystem hohe Gewinnaussichten erwartet und entsprechend honoriert“, erläutert Prof. Kneip. „Kommunizieren Frauen sehr selbstbewusst diese hohen Gewinnerwartungen, passt das in die Start-up-Logik, wird jedoch vielfach als wenig authentisch wahrgenommen.“ Hinzu kommt, dass häufig das Verständnis für die Geschäftsmodelle der Gründerinnen fehlt, insbesondere bei Tech-Start-ups, und Frauen ein tragfähiges Geschäftsmodell nicht zugetraut wird.

Allerdings können moderierende Effekte das vorherrschende Gründerideal verändern. So tragen Wirtschaftskrisen, steigende Zinsen und Inflation zu einer „Abkühlung“ im Bereich der Wagniskapitalfinanzierung und einem neuen Fokus auf eine realistische Finanzplanung bei. „Dies kann eine Chance für Gründerinnen, aber durchaus auch für Gründer, sein, da weniger stereotype Erwartungen innerhalb eines Ökosystems grundsätzlich mehr Raum für Individualität und eine Vielfalt an Geschäftsmodellen lassen“, so Kneip.

Sichtbarkeitsdynamik und -ketten

Im Rahmen der Interviews (30 Cases) konnten fördernde und hemmende Faktoren herausgearbeitet werden, um das Selbstverständnis von Tech-Gründer*innen in Bezug auf ihre unternehmerische Sichtbarkeit herauszuarbeiten. „Die tatsächliche Sichtbarkeitsdynamik, die nicht immer linear oder rational verläuft, konnten wir mithilfe sogenannter Sichtbarkeitsketten erklären“, so Kneip.

Ein Beispiel für solch eine „Kettenreaktion“: Kontaktanbahnungen aus Messen werden im Anschluss genutzt, um das Netzwerk auf Social Media zu erweitern und dort potenzielle Kund*innen über die Aktivitäten des Start-ups auf dem Laufenden zu halten. Bestenfalls ergibt sich aus diesen Kontakten eine tatsächliche Zusammenarbeit. Kommt es zu einer Kooperation mit einem namhaften Unternehmen, wird dies häufig von Pressemitteilungen des betreffenden Unternehmens begleitet, die im besten Fall überregionale Aufmerksamkeit in den Medien erzeugt, die das Start-up wiederum als Referenz auf Social Media nutzen und so weitere Kund*innen akquirieren kann.

Diese Ketten entwickeln sich dynamisch und hängen häufig von der Unterstützung relevanter Stakeholder ab. So konnte das Forschungsteam zeigen, wie einzelne Sichtbarkeiten aufeinander aufbauen und sich gegenseitig verstärken können.

Feministisch, pragmatisch oder genderneutral

Mit Blick auf geschlechtsspezifische Aspekte von Sichtbarkeit hat das Forschungsteam analysiert, was Gründerinnen aktiv tun, um eine bestimmte geschlechts(un)abhängige Sichtbarkeit herzustellen. „Wir werden immer als ,Female Founder‘ bezeichnet. Ich würde mir wünschen, dass wir einfach als Founder gesehen werden und dass es ganz normal ist, als Frau zu gründen“, lautet die Aussage einer Gründerin.

Während die „Sichtbarkeit als Start-up“ auf der organisationalen Ebene von den Gründerinnen primär als geschlechtsneutral wahrgenommen wird, existieren auf der individuellen Ebene durchaus geschlechtsspezifische Selbstbilder.

Drei Idealtypen, beispielhaft illustriert mit Zitaten aus den Befragungen, kristallisierten sich im Rahmen der Interviews heraus: die feministische, die strategisch-pragmatische und die genderneutrale Gründerin.

  • Die Feministin: „Ich habe auch immer Gelegenheiten genutzt, um Vorträge zu halten oder Mentorship zu übernehmen […]. Um eben zu zeigen, dass man als Frau auch in
    Männer-dominierten Bereichen erfolgreich sein kann.“
  • Die pragmatische Strategin: „Und ich persönlich bin auch einfach sehr dankbar über die ganzen Sachen. Ich nehme jede Leiter, die es gibt.“
  • Die Verfechterin der Geschlechtsneutralität: „Ich hoffe, dass unser generelles Setup als Unternehmen ein Beispiel sein wird. […] Wir sind sehr divers. Und ich denke, das ist es, was wir gern promoten würden. Nicht, dass ich als Hauptgründerin zufällig eine Frau bin. Denn ich denke, das sollte nicht wichtig sein.“

Für die Umsetzung von Sichtbarkeitsstrategien in der Praxis leiten die Forscher*innen daraus die Erkenntnis ab, dass insbesondere eine bewusste Reflexion und strategische Nutzung der geschlechterunabhängigen bzw. potenziell geschlechterabhängigen Dimensionen wesentlich sind. In diesem Kontext geht es nicht zuletzt darum, das eigene Selbstbild als Gründerin mit dem von außen herangetragenen Fremdbild abzugleichen.

Transferprogramm SHINE

Im Rahmen des Transferprogramms SHINE wurden diese Erkenntnisse in ein halbtätiges Workshopformat überführt, um Gründerinnen dabei zu unterstützen, ihre Sichtbarkeit zu reflektieren und zu entscheiden, welche Formen der Sichtbarkeit in welcher Phase der Unternehmensgründung für sie machbar und sinnvoll sind. Durch Gruppendiskussionen
lernen die Teilnehmerinnen, wie sie sich selbstbewusst und authentisch präsentieren können, um ihr Netzwerk zu erweitern und potenzielle Kund*innen anzuziehen, und sie lernen konkrete Beispiele für geeignete Sichtbarkeitsinstrumente. „Dies ist neben dem Auftreten in klassischen und sozialen Medien das Agieren als Rollenvorbild durch Präsenz auf Messen, auf Podien oder in Mentorship-Programmen“, erläutert Prof. Kneip. Auch Kooperationen mit etablierten Industriepartner*innen oder Hochschulen erzeugen Sichtbarkeit.

Save the Date

Die Fachtagung zum Forschungsprojekt „Sichtbarkeit inno­vativer Gründerinnen (SiGi)“ findet am 3. und 4. April 2025 an der Frankfurt UAS zu den Themen Entrepreneurship, Female Entrepreneurship, innovative Gründungen und Sichtbarkeit statt. Weitere Infos unter www.frankfurt-university.de/sigi

Trump, Tech, KI und Krypto

Welche Entwicklungen sind unter der zweiten Präsidentschaft von Donald Trump zu erwarten? Kommentar von Omar Garriott, Exekutivdirektor des Batten Institute an der Darden School of Business der University of Virginia.

In Zeiten rasanten politischen und technologischen Wandels sind zwei Dinge klar: Erstens bringt eine zweite Präsidentschaft von Donald Trump ein neues Maß an Unsicherheit für die Innovationswirtschaft mit sich. Zweitens finden Innovatoren in dieser Unsicherheit wie immer Chancen.

Was könnte die neue Administration für die Innovationswirtschaft bedeuten, insbesondere für die Technologie-, Künstliche-Intelligenz- und Kryptosektoren? Omar Garriott, Exekutivdirektor des Batten Institute for Entrepreneurship, Innovation and Technology an der Darden School of Business, geht der Frage nach.

Technologie

Der technologieintensive NASDAQ Composite stieg am Tag nach Trumps Wahl um drei % auf ein Allzeithoch. War dies ein „Sicherheitsaufschwung“ nach der Wahl oder eine tatsächliche Bestätigung des Ergebnisses? Wahrscheinlich beides.

Die CEOs der Tech-Unternehmenswelt beeilten sich, Trump – auf der Plattform X des Großspenders Elon Musk – zu applaudieren, in einer Mischung aus aufrichtigen Glückwünschen und aufgeklärtem Eigeninteresse.

im Cook (Apple), Jeff Bezos (Amazon), Sam Altman (OpenAI), Satya Nadella (Microsoft) und andere Schwergewichte schlossen sich dem an. „Wir befinden uns in einem goldenen Zeitalter der Innovation und sind entschlossen, mit seiner Regierung zusammenzuarbeiten, um die Vorteile allen zugänglich zu machen“, sagte Alphabet-CEO Sundar Pichai in einem Post, der die Meinung anderer Spitzenkräfte der großen Technologieunternehmen widerspiegelte.

Die Logik hinter diesem Herdenverhalten ist klar: Früh Position beziehen, um einen Platz am Tisch der Technologiepolitik zu sichern oder staatlicher Prüfung zu entgehen. Aber ein öffentlicher Glückwunsch, um sich einzuschmeicheln, ist nicht unbedingt dasselbe wie uneingeschränkte Unterstützung.

Wenn Trumps Agenda Gestalt annimmt, wird er eine rote Linie für diese Führungskräfte überschreiten? Werden Kunden und/oder Mitarbeiter von ihnen Rechenschaft verlangen, wie dies bei großen Technologieunternehmen der Fall war, die während seiner ersten Amtszeit Verträge mit der Einwanderungs- und Zollbehörde hatten?

Trump verachtet offen Regulierung und Eingriffe in den privaten Sektor. In Silicon Valley entsteht das Gefühl, dass seine Administration M&A-freundlicher sein wird und weniger geneigt als die von Präsident Biden, Big Tech unter die Lupe zu nehmen (Google, mit dem er sich in seiner ersten Amtszeit anlegte, könnte eine bemerkenswerte Ausnahme sein). Wahrscheinlich werden wir eine veränderte Haltung der Securities and Exchange Commission und der Federal Trade Commission gegenüber der Technologie erleben (Lina Khan und Mark Zuckerberg raus, TikTok und Bitcoin rein). Doch der künftige Präsident neigt dazu, in einem „Was-hast-du-mir-zuletzt-gebracht“-Rahmen zu agieren, was das Vorhersagespiel riskant macht.

Wir sollten auch genau verfolgen, wie die Administration mit H1-B-Visa umgeht. H1-Bs sind entscheidend dafür, wie amerikanische Unternehmen Fähigkeiten in technischen Bereichen aufgebaut haben, die stark nachgefragt, aber knapp sind. Werden H1-B-Inhaber von Massenabschiebungen betroffen sein? Wird Trump neue H1-Bs einschränken, während er sein Versprechen einlöst, die Grenzen zu schließen?

Künstliche Intelligenz (KI)

Trumps Haltung zur KI ist eine Art Blackbox, obwohl sein neuer bester Freund Elon Musk oft Alarm geschlagen und vorhergesagt hat, dass die Singularität – die Aussicht, dass Fortschritte in der Informatik die menschliche Kapazität erreichen oder sogar übertreffen könnten – unmittelbar bevorsteht.

Es wird jedoch praktisch unmöglich sein, den KI-Geist wieder in die (schwarze) Kiste zu sperren. Raj Venkatesan, Professor an der Darden School of Business und Wissenschaftler im Bereich Tech-Marketing, merkt an: „Wachstum und Investitionen in KI sind eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit für die US-Regierung. Es wird notwendig sein, nationale Sicherheitsfragen mit individuellen Datenschutz-, Vorurteils- und Desinformationsproblemen in Einklang zu bringen. Es wird ein herausfordernder Kompromiss für jede Regierung.“

Dennie Kim, ebenfalls Darden-Professor und Experte für künstliche Intelligenz und Web 3, zeigt sich angesichts dieses Kompromisses „darüber besorgt, dass die Regierung mit ihrer Anti-Regulierungs-Haltung zu weit geht“. „KI-Regulierung betrifft nicht die technischen Aspekte, sondern eher die potenziellen und sehr präsenten menschlichen Auswirkungen. Wir regulieren viele Dinge, die potenziell Menschen schaden könnten, und die USA müssen die globale Diskussion darüber führen“, fügt er hinzu. „Trump sollte nicht einfach einen Laissez-faire-Ansatz verfolgen. Ziehen Sie Grenzen, damit wir diskutieren, debattieren und uns als Land besser über die sehr realen Probleme informieren können, die durch die Unsicherheit rund um diese Technologie entstehen.“

Kryptowährungen

Nach einer Zeit der Versenkung wird Krypto dank Trumps öffentlicher Unterstützung wieder ernst genommen. Polymarket, der weltweit größte Prognosemarkt, schätzt dass Bitcoin im Jahr 2024 mit 100 %iger Wahrscheinlichkeit auf 100.000 $ steigen werde (in der Woche vor der Wahl waren es nur 17 %). Die Wahrscheinlichkeit, dass Trump in seinen ersten 100 Tagen eine nationale Bitcoin-Reserve schaffen wird, liege bei über 1:4.

„Die Trump-Administration wird allgemein, zumindest kurzfristig, als massiver Sieg für Befürworter der Blockchain-Technologie und der Kryptowährungen angesehen“, so Kim. „Was aber möglicherweise noch wichtiger ist: Republikaner sind im Kongress führend dafür eingetreten, dass die USA dem Wachstum dieses Teils der Industrie wohlwollender gegenüberstehen sollten, und die Ergebnisse im Repräsentantenhaus und im Senat werden dies wahrscheinlich noch stärker beeinflussen als der Präsident. Da die rasante Entwicklung der KI anhält, ist es von entscheidender Bedeutung, dass parallel dazu Technologien wie Blockchain entwickelt werden, die als wichtige Ergänzungen und Schutzmaßnahmen für generative KI dienen können.“

50 Mio. Euro für Berliner FinTech Nelly

Das 2021 von Niklas Radner, Lukas Eicher, Dr. Tobias Heuer, Rasmus Schults und Laurids Seibel gegründete Berliner FinTech-Start-up Nelly Solutions hat sich zum Ziel gesetzt, die administrative Belastung für Ärzt*innen, medizinisches Personal und Patient*innen zu minimieren und die Digitalisierung des europäischen Gesundheitswesens voranzutreiben.

Während viele Branchen in Deutschland mit wirtschaftlichen Herausforderungen zu kämpfen haben, boomt der Gesundheits- und Technologiesektor. Nelly, eines der am schnellsten wachsenden Health- und FinTechs in Europa, hat heute den erfolgreichen Abschluss seiner Series-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 50 Mio. Euro bekannt gegeben. Die Finanzierungsrunde wurde von Cathay Innovation zusammen mit Notion Capital sowie den bestehenden Investoren b2venture, Lakestar, Motive Ventures und arc investors geführt.


Dringlichkeit der digitalen Transformation

Eine Studie von McKinsey & Company verdeutlicht die dringende Notwendigkeit für die digitale Transformation im Gesundheitswesen. Laut der Studie betrachten 70 % der Gesundheitsfachkräfte in Europa veraltete Verwaltungsprozesse als ein großes Hindernis für Effizienz und Patientenzufriedenheit.

Das Praxis- und Patient*innenportal sowie das Financial Operating System (FinOS) von Nelly wurden speziell für Arztpraxen entwickelt, um Abläufe wie Patientenaufnahme, Dokumentenmanagement und Zahlungsabwicklung zu optimieren. Durch die nahtlose Integration in Praxisverwaltungssoftware ermöglicht es Nelly, die Betriebsabläufe effizienter zu gestalten und medizinischen Fachkräften mehr Zeit für die Patient*innenversorgung zu geben. Auch Patient*innen profitieren von einem vollständig digitalen Erlebnis, bei dem sie ihre gesamte Reise – vom Check-in bis zur Zahlung – sicher über ihr Smartphone verwalten können.

Fokus auf Produkterweiterung und geografischer Expansion

Seit der Series-A-Runde hat Nelly seinen Kund*innenstamm mehr als verdoppelt: Die Plattform digitalisiert mittlerweile Prozesse für über 1.200 Arztpraxen und zwei Millionen Patient*innen. Damit hat Nelly neue Standards für Zahlungs- und Verwaltungsabläufe im Gesundheitswesen gesetzt. Nun plant das Unternehmen, sein Produkt weiterzuentwickeln und sein Angebot auf neue europäische Märkte auszuweiten, um seine Position als führendes FinTech im Gesundheitswesen zu stärken.

„Die Unterstützung unserer Investoren unterstreicht nicht nur das Vertrauen in unser Team und Geschäftsmodell, sondern auch in unsere Fähigkeit, die Ergebnisse für medizinische Fachkräfte und Patienten zu verbessern“, sagt Niklas Radner, Mitgründer und CEO von Nelly. „Wir freuen uns darauf, administrative Abläufe weiter zu automatisieren und Prozessinnovationen voranzutreiben.“

Im Rahmen seiner europäischen Expansion ist Nelly kürzlich in den italienischen Markt eingetreten – eine Region, die mit ähnlichen strukturellen Herausforderungen in der Verwaltung und Digitalisierung des Gesundheitswesens konfrontiert ist. Das neue Kapital soll verwendet werden, um die internationale Expansion weiter voranzutreiben und die Entwicklung zusätzlicher Produktlinien zu finanzieren, die auf die sich wandelnden Bedürfnisse von Gesundheitsanbieter*innen abgestimmt sind.

„Unsere Vision ist es, Europas größtes FinTech im Gesundheitswesen zu werden und sowohl Gesundheitsanbietern als auch Patienten einen unvergleichlichen Mehrwert zu bieten“, schließt Niklas Radner ab.